Nr. 06 - November / Dezember 2006
Paris: Weihnachtsshopping an der Seine Elsass: Hochburg der Weihnachtsmärkte Circuit du Var: Erste Formel-1-Fahrschule der Welt Weinkauf: was verraten Weinetiketten ? Rezept: Chou farci
Paris: Weihnachtsshopping an der Seine
Elsass: Hochburg der Weihnachtsmärkte
Circuit du Var: Erste Formel-1-Fahrschule der Welt
Weinkauf: was verraten Weinetiketten ?
Rezept: Chou farci
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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin <strong>Nr</strong>. 6 · <strong>November</strong>/ <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong><br />
Paris<br />
Weihnachtsshopping an der Seine<br />
Elsass<br />
Hochburg der Weihnachtsmärkte<br />
Circuit du Var<br />
Erste Formel-1-Fahrschule der Welt<br />
Parti Socialiste<br />
Wohin steuern Frankreichs Sozialisten<br />
Weinkauf<br />
Was verraten Weinetiketten<br />
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Fokus Korsika<br />
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· Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
wissen Sie schon, was Sie Ihren Liebsten zu<br />
Weihnachten schenken wollen? Falls nicht, wie wäre es zur<br />
Inspiration mit einem Shoppingwochenende an der Seine?<br />
Festlich geschmückte Einkaufsboulevards und weihnachtlich<br />
dekorierte Kaufhäuser lassen in meiner Heimatstadt schnell<br />
feierliche Vorfreude aufkommen. Dabei müssen es nicht immer<br />
nur die berühmten Champs-Elysées oder grands magasins<br />
sein. Versuchen Sie es doch mal mit einem Einkaufsbummel<br />
in den Arkaden des Palais-Royal oder<br />
lassen Sie sich an Bord der legendären Ente stilvoll<br />
durch die Stadt der Liebe chauffieren. Wir möchten<br />
Ihnen mit unserem Fokusthema ein paar Anregungen<br />
für ein gelungenes Paris-Wochenende geben.<br />
Doch nicht nur die französische Hauptstadt<br />
lockt in der Vorweihnachtszeit<br />
mit ihren Reizen. Auch das grenznahe<br />
Elsass ist ein beliebtes Reiseziel im<br />
<strong>Dezember</strong>. Weihnachtsmärkte haben<br />
in diesem Teil Frankreichs eine<br />
jahrhundertelange Tradition. Die<br />
Kleinstadt Sélestat rühmt sich<br />
sogar damit, der Ursprungsort des<br />
Weihnachtsbaums zu sein. Doch<br />
egal, ob in den elsässischen Großstädten<br />
oder den kleinen Dörfern der Vogesen,<br />
überall liegt der Duft von frischem<br />
Weihnachtsgebäck und Glühwein in der<br />
Luft und bunte Stände voller Kunsthandwerk<br />
lassen Kindheitsträume neu erwachen.<br />
Suchen Sie dagegen nach mehr Exotik in<br />
diesen letzten Wochen des Jahres, so bietet sich<br />
eine Reise in Frankreichs Norden an. Das<br />
Kulturevent «lille3000» taucht Lille in<br />
eine indische<br />
Wunderwelt à<br />
la Bollywood. Oder<br />
haben Sie schon immer<br />
davon geträumt, sich selbst<br />
als Michael Schumacher zu versuchen? Am<br />
Mittelmeer im Departement Var bietet die<br />
erste Formel-1-Fahrschule der Welt Nervenkitzel pur,<br />
vorausgesetzt, man verfügt über das nötige Kleingeld.<br />
2007 wird in Frankreich ein Jahr der politischen Weichenstellungen.<br />
Doch schon seit diesem Sommer kündigen sich<br />
lautstark die Präsidentschaftswahlen an. Sowohl das rechte<br />
als auch das linke politische Lager machen vor allem mit<br />
internen Zwistigkeiten und persönlichen Machtkämpfen<br />
Schlagzeilen. Die großen Parteien sind beide jeweils<br />
noch weit von einer personellen und inhaltlichen<br />
Einigkeit entfernt. Wir wollen uns in dieser Ausgabe<br />
die Lage in der Parti Socialiste, Frankreichs<br />
großer sozialistischer Partei, ein wenig genauer<br />
anschauen, in der gerade die Urabstimmung<br />
über den eigenen Spitzenkandidaten, oder<br />
mit einiger Chance auch Kandidatin,<br />
stattfindet. Darüber hinaus haben unsere<br />
Redakteure eine Geschichte über den<br />
Machtkampf zweier Bürgermeister<br />
an der Atlantikküste recherchiert, der eher<br />
an einen Schildbürgerstreich erinnert als an eine<br />
noch wirklich nachzuvollziehende Angelegenheit.<br />
Zum Abschluss aber nochmals zu meiner Anfangsfrage<br />
zurück, ob Sie bereits ausreichend<br />
Ideen für Ihre Weihnachtsgeschenke haben.<br />
Sollten Sie noch auf der Suche sein, hier ein ganz<br />
persönlicher Tipp: Frankreich erleben gibt es auch als<br />
Geschenkabonnement. Vielleicht ein originelles Geschenk<br />
für Ihre frankophilen Freunde und Verwandte.<br />
Ich wünsche Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit<br />
und viel Spaß bei der Lektüre dieser Ausgabe.<br />
Titelbild: Eiffelturm, Paris<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> ·
Inhalt<br />
Paris – Weihnachtsshopping an der Seine · 10<br />
Paris ist eine der großen Shoppingmetropolen der Welt. Gerade in der Vorweihnachtszeit reisen die Menschen aus der<br />
ganzen Welt zu einem Einkaufsbummel an die Seine. Festlich geschmückte Boulevards und Kaufhäuser verströmen eine<br />
feierliche Atmosphäre. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie Ihre Shoppingreise nach Paris noch besser gestalten können.<br />
Elsass · 66<br />
In Straßburg findet<br />
bereits seit 436 Jahren<br />
ein Weihnachtsmarkt<br />
statt. Sélestat rühmt<br />
sich als Geburtsort des<br />
Weihnachtsbaumes.<br />
Kommen Sie mit uns ins<br />
weihnachtliche Elsass.<br />
Circuit du<br />
Var · 56<br />
Sie träumten schon<br />
immer davon, einmal<br />
im Leben einen Formel-1-Boliden<br />
selbst<br />
zu steuern? In der<br />
Formel-1-Fahrschule<br />
im Var kann Ihr Traum<br />
Wirklichkeit werden.<br />
Musée du Désert · 62<br />
Versteckt auf einem kleinen Weiler<br />
im Languedoc-Roussillon befindet<br />
sich eine bedeutende Stätte der<br />
Geschichte der Hugenotten. Ein idealer<br />
Tagesausflug vom Mittelmeer aus.<br />
· Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Fokus<br />
10 Paris – Weihnachtsshopping an der Seine<br />
14 Kaufhäuser Mythos Grands Magasins:<br />
vom « Paradies der Damen » zum Konsumtempel<br />
18 Interview 1000 und ein Weihnachten<br />
24 Avenue Montaigne Nächtlicher Bummel<br />
über die Pariser Luxusmeile<br />
26 Palais-Royal Die Renaissance des Shoppings<br />
34 Shoppingtour Auf Einkaufstour durch Paris mit<br />
einem der legendärsten Autos Frankreichs – der Ente<br />
36 Reise-Infos Paris<br />
Parti<br />
Socialiste · 40<br />
Ségolène Royal ist in<br />
aller Munde. Wird Sie<br />
die Präsidentschaftskandidatin<br />
der Sozialisten?<br />
Wir analysieren die<br />
Situation in der Partei.<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
56 Circuit du Var Erste Formel-1-Fahrschule der Welt<br />
62 Musée du Désert Auf den Spuren<br />
des eigenen Namens<br />
66 Elsass Hochburg der Weihnachtsmärkte<br />
72 Hotel Grand Hôtel Barrière, Dinard<br />
Weinkauf · 86<br />
Weinetiketten<br />
unterliegen strengen<br />
gesetzlichen Vorgaben.<br />
Dennoch gibt es einige<br />
Fallstricke. Wir sagen Ihnen,<br />
worauf Sie achten<br />
müssen.<br />
Frankreich heute<br />
40 Parti Socialiste Parti Socialiste vor dem<br />
Wahljahr 2007: Und sie bewegt sich doch!<br />
44 Maison de la France Marketing für Frankreich<br />
48 Kommunen Die Liebe zur Gemeinde oder<br />
wie eine Kommune um ihren Fortbestand kämpft<br />
52 Cité de l’habitat Wunderland für den Hausbau<br />
Art de vivre<br />
lille3000 · 76<br />
Nach dem erfolgreichen<br />
Kulturhauptstadtjahr<br />
2004 treibt Lille mit<br />
dem neuen Kulturevent<br />
«lille3000» die Stadtentwicklung<br />
weiter voran.<br />
76 lille3000 Auf Lille 2004 folgt lille3000 –<br />
die Verwandlung geht weiter<br />
82 Kulturprogramm <strong>November</strong> & <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong><br />
84 Kulturszene CDs, Bücher, Filme<br />
86 Wein Wie deutet man Weinetiketten richtig?<br />
88 Restaurant Café Marly – Pariser Chic im Louvre<br />
90 Chantals Rezept Chou farci<br />
Rubriken<br />
72<br />
48<br />
76<br />
10-37<br />
88<br />
52<br />
66<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
38 Kulturschock<br />
51 Abonnement<br />
54 Leben in Frankreich<br />
74 Boutique<br />
92 Arte-Programm<br />
94 Heftnachbestellungen<br />
96 Leserbriefe<br />
97 Impressum<br />
98 Vorschau<br />
62<br />
56<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> ·
On En Parle<br />
Erfolgreicher Start des Musée du Quai Branly<br />
Das Musée du Quai Branly (Musée des Arts Premiers), das vom Präsidenten Jacques<br />
Chirac im Sommer feierlich eingeweiht wurde, kann erste Erfolgsmeldungen<br />
verkünden: Allein im ersten Monat kamen 151.000 Besucher in das Museum in der<br />
Nähe des Eiffelturms. Zum Vergleich: Der Louvre kann durchschnittlich 500.000<br />
Besucher pro Monat verbuchen. Wenn auch einige Besucher und Fachleute die<br />
Präsentation der Ausstellungsobjekte kritisieren, so ist man sich aber allgemein<br />
darüber einig, dass sich die spektakuläre Architektur von Jean Nouvel bestens in<br />
das historische Umfeld des Stadtviertels einpasst.<br />
SNCF auf Höhenflug<br />
Die Zahlen der französischen Staatsbahn SNCF<br />
sind exzellent. Im Sommer 20<strong>06</strong> beförderte das<br />
Unternehmen eine Million mehr Passagiere auf<br />
den Fernstrecken als im Sommer 2005. Dabei<br />
gab es sogar einen historischen Verkaufsrekord<br />
im Juli: An einem Tag wurden mehr als 111.000<br />
Fahrkarten verkauft, mehr als ein Ticket pro Sekunde.<br />
Auch die Auslastung der Züge ist mit<br />
einer Durchschnittsquote von 80 Prozent weiter<br />
gestiegen. Auf der neuen TGV-Linie in Richtung<br />
Osten, auf der die Züge zurzeit noch auf den alten<br />
Gleisen nur mit normaler Geschwindigkeit und erst<br />
ab dem 10. Juni 2007 mit Hochgeschwindigkeit<br />
verkehren können, wurden in den ersten zwei<br />
Monaten bereits 75.000 Fahrgäste befördert.<br />
Wegen der hohen Nachfrage nach Fahrten in<br />
die Bretagne werden ab <strong>Dezember</strong> zum ersten<br />
Mal TGV-Züge mit Doppelstockwaggons auf den<br />
Strecken nach Nantes und Rennes eingesetzt.<br />
Auch aus dem Süden des Landes kommen gute<br />
Nachrichten: Die Bauarbeiten an der TGV-<br />
Strecke von Perpignan nach Spanien liegen gut<br />
im Zeitplan, so dass der Zugverkehr wie geplant<br />
im Februar 2009 aufgenommen werden kann.<br />
Top 15 der meist besuchten<br />
Kulturdenkmäler und Museen von Paris<br />
Besucher 2005<br />
Veränderungen<br />
zum Vorjahr<br />
Notre-Dame 13.000.000 + 1,5 %<br />
Sacré-Cœur 8.000.000 0 %<br />
Musée du Louvre 7.553.000 + 14,4 %<br />
Eiffelturm 6.428.441 + 3,2 %<br />
Centre Pompidou 5.341.<strong>06</strong>4 0,5 %<br />
Cité des Sciences de la Vilette 3.186.000 +14,0 %<br />
Musée d’Orsay 2.929.282 + 13,1 %<br />
Triumphbogen 1.255.104 + 4,1 %<br />
Musée d’Histoire naturelle 1.236.573 15,4 %<br />
Musée de l’armée 1.070.122 + 3,7 %<br />
Institut du monde arabe 813.994 + 32,4 %<br />
Sainte-Chapelle 778.570 + 13,0 %<br />
Musée Grévin 668.373 5,2 %<br />
Palais de la découverte 630.385 + 44,6 %<br />
Musée Rodin 598.589 + 13,2 %<br />
Quelle: Office du tourisme et des congrès de Paris<br />
· Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
UNITAID – Flugticketsteuer für<br />
günstigere Medikamente<br />
SCHNAPPSCHÜSSE<br />
Am 19. September wurde auf Initiative von<br />
Jacques Chirac am Rande der UN-Vollversammlung<br />
UNITAID ins Leben gerufen. Das Ziel ist, Geld<br />
zu sammeln, um die Preise für Medikamente,<br />
gerade auch gegen AIDS, in Entwicklungsländern<br />
zu senken. Frankreich wird dafür eine spezielle<br />
Steuer auf Flugtickets einführen, wobei sich die<br />
Höhe nach der Buchungsklasse und Entfernung<br />
richtet. So wird in der Economy Class 1 Euro<br />
und in der Business Class werden 10 Euro auf<br />
nationalen und europäischen Flügen fällig. Auf<br />
der Langstrecke fallen 4 Euro in der Economy<br />
Class bzw. 40 Euro in der Business Class an.<br />
Dadurch sollen allein in Frankreich 200 Millionen<br />
Euro für die Gesundheit der Ärmsten der Armen<br />
zusammenkommen. Jedes teilnehmende Land<br />
kann die Finanzierung jedoch selbst bestimmen.<br />
Großbritannien beispielsweise verpflichtet<br />
sich, den Fond direkt aus dem Haushalt zu<br />
füttern. Deutschland konnte sich bisher nicht<br />
durchringen, UNITAID beizutreten.<br />
Wachstum bei Air France/KLM<br />
Der Winterflugplan 20<strong>06</strong>/2007 von Air France/KLM steht auf Wachstumskurs.<br />
Insgesamt wird sich die Sitzplatzkapazität um 3,6 Prozent im<br />
Vergleich zum Vorjahreszeitraum vergrößern, davon 3 Prozent auf der<br />
Langstrecke und 5,7 Prozent auf der Kurz- und Mittelstrecke.<br />
Mit Natours zum Skilanglauf nach Frankreich<br />
Der Reiseveranstalter Natours hat zwei 8-tägige Winterreisen nach<br />
Frankreich neu ins Programm genommen. An jeweils fünf verschiedenen<br />
Reiseterminen geht es in Gruppen von 8 bis 20 Teilnehmern in die Vogesen<br />
oder den Jura. www.natours.de<br />
Schlussstrich in Indien<br />
Die Küstenstadt Pondicherry im Südosten Indiens hat entschieden, einen<br />
Schlussstrich unter ihre Kolonialgeschichte zu ziehen. Dieser ehemalige<br />
Außenposten Frankreichs auf dem asiatischen Subkontinent, der 1954<br />
an Indien zurückgegeben wurde, heißt von nun an Puducherry, um die<br />
heimische tamilische Kultur stärker zu verdeutlichen. Die alte Bezeichnung<br />
galt als zu « französisch ».<br />
Frankreichs Sprachenvielfalt als Chanson<br />
Eine neue Internetseite lädt zu einer musikalischen Reise ein. Chansons<br />
auf Bretonisch, Baskisch, Korsisch, Elsässisch oder in den Sprachen der<br />
Überseegebiete, kurzum in allen Sprachen, die auf dem französischen<br />
Territorium existieren, sollen Frankreichs Sprachenvielfalt näherbringen.<br />
www.languesdefranceenchansons.com<br />
Das Bild der Frauen<br />
in den Medien<br />
Beliebte Nagetiere<br />
Nach einer Erhebung von FACCO-TNS Sofres sind kleine Nagetiere bei<br />
den Franzosen äußerst beliebt. Meerschweinchen, Frettchen, Hamster,<br />
Ratten und andere artverwandte Genossen sind in sechs Prozent der<br />
Haushalte präsent, insgesamt vier Millionen Tiere.<br />
Der Verband weiblicher Journalistinnen<br />
(Association des Femmes Journalistes)<br />
veröffentlichte eine Studie, wonach sich das<br />
Bild der Frauen in den Medien nachteilig<br />
von dem der Männer unterscheide. So<br />
bleibt eine von sechs Frauen, über die in<br />
den Medien gesprochen wird, anonym,<br />
sprich, es wird nur von « einer Frau » ohne<br />
jeglichen persönlichen Bezug geredet.<br />
Bei den Männern ist es nur einer von 33. In<br />
einer von fünf Nachrichten wird die Frau<br />
ausschließlich im Zusammenhang mit der<br />
Familie, als Ehefrau, Mutter etc., erwähnt,<br />
was bei den Männern nur in einem von<br />
16 Fällen vorkommt. Außerdem wird der<br />
Beruf bei einer von fünf Frauen nicht als<br />
Zusatzinformation angegeben. Bei den<br />
Männern kommt dies nur in einem von 20<br />
Fällen vor.<br />
Erste Operation in Schwerelosigkeit<br />
Die weltweit erste Operation in Schwerelosigkeit wurde von einem<br />
Ärzteteam aus Bordeaux an Bord eines speziellen Airbusflugzeugs,<br />
das den Zustand von Schwerelosigkeit herbeiführen kann, erfolgreich<br />
durchgeführt. Entfernt wurde ein gutartiger Tumor an einem<br />
Freiwilligen. Der Versuch diente vor allem der Erprobung potentieller<br />
Eingriffsmöglichkeiten im All.<br />
Gefährliche Pflanzen<br />
Im Botanischen Garten von Lyon entdeckte ein Beschäftigter im Kelch<br />
einer Kannenpflanze eine tote Maus. Es ist das erste Mal, dass ein solcher<br />
Vorfall in einem Gewächshaus bekannt wurde. Zwar wusste man, dass<br />
diese Pflanzen auch kleine Säugetiere verspeisen können, doch nun hat<br />
man erstmalig auch Beweisfotos dafür.<br />
Französischer Rotwein besser als deutscher<br />
Laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie schützen französische<br />
Rotweine das Herz besser als deutsche, da sie einen höheren Anteil<br />
herzschützender Substanzen aufweisen.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> ·
On En Parle<br />
Öffentliche Luxustoilette auf den Champs-Elysées<br />
Französische Automobilindustrie<br />
in Turbulenzen<br />
Das Urteil ist eindeutig: Drei von vier Personen geben an, dass öffentliche<br />
Toiletten nicht den gewünschten hygienischen Standards entsprächen.<br />
Dieses hat ein Unternehmer zum Anlass genommen und in Paris auf den<br />
Champs-Elysées (Hausnummer 26) die erste öffentliche Luxustoilette<br />
mit dem Namen « Point WC » eröffnet. Jede Kabine ist anders gestaltet<br />
– modernes, ethnisches oder klassisches Design, Kabinen für Kinder<br />
etc. – und wird nach jedem Besuch gereinigt. Sogar Kaffee und kleine<br />
Snacks sind im Angebot. Es wird gemunkelt, dass mancher « Kunde » nur<br />
den Weg hierher findet, um die neue Einrichtung zu besichtigen.<br />
Nach vielen Jahren voller Erfolge hat sich die<br />
Lage der französischen Automobilindustrie<br />
gedreht. Einen Tag vor der Eröffnung des Pariser<br />
Automobilsalons kündigte etwa PSA (Peugeot<br />
und Citroën) harte Einschnitte ein. So sollen<br />
10.000 von 210.000 Stellen gestrichen und rund<br />
125 Millionen Euro eingespart werden. Auch<br />
Renault hat Absatzrückgänge zu verzeichnen.<br />
Als erste Maßnahme wurde beschlossen, den<br />
Werbeetat um rund 15 Prozent aufzustocken.<br />
Andere Schritte folgen vermutlich. Aus<br />
Branchenkreisen hört man, dass die französische<br />
Automobilindustrie später als die Konkurrenz<br />
von den Problemen der Branche erfasst wurde<br />
und nun Veränderungsmaßnahmen nachholen<br />
muss, die Mitbewerber teilweise schon hinter<br />
sich gebracht haben.<br />
Große Moschee in Marseille<br />
Nach etlichen Diskussionen wurde in Marseille<br />
der Bau einer Großen Moschee beschlossen.<br />
Für acht Millionen Euro soll das Gebäude mit<br />
Kuppeln und Arkaden und einem 25 Meter<br />
hohen Minarett zu einem neuen Wahrzeichen<br />
der Mittelmeermetropole werden. Entstehen<br />
wird das Bauwerk im Norden der Stadt,<br />
dort, wo viele Muslime zu Hause sind. Auch<br />
der Bürgermeister von Marseille unterstützt<br />
inzwischen das Projekt. Hatte er vor zehn Jahren<br />
noch populistisch verkündet, er sei für den Bau<br />
einer Großen Moschee, aber bitteschön in<br />
Marrakesch, so änderte er inzwischen seine<br />
Meinung und stellt ein 8.600 Quadratmeter<br />
großes Grundstück zur Verfügung.<br />
Französinnen im Mutterglück<br />
Immer mehr Franzosen<br />
In Frankreich scheint die Lust auf Kinder ungebremst zu<br />
sein. Bereits 1,94 Kinder bringt jede Frau im Durchschnitt<br />
auf die Welt. Im europäischen Durchschnitt sind es nur<br />
1,5. Fast 15 Prozent der französischen Paare haben sogar<br />
drei Kinder. Und der Trend zu Großfamilie verstärkt sich.<br />
Laut Umfragen wünschen sich bis zu 38 Prozent der Eltern<br />
in Zukunft drei Kinder oder mehr. Dabei sind Französinnen<br />
mitnichten zu einem Dasein als Hausfrau zurückgekehrt,<br />
sondern verbinden erfolgreich Beruf und Familie. Es ist<br />
selbstverständlich, Kinder schon früh in Kinderkrippen<br />
zu geben, und das Wort « Rabenmutter » ist in diesem<br />
Zusammenhang unbekannt.<br />
Das nationale Statistikinstitut Frankreichs (INSEE) hat seine Vorhersagen<br />
bezüglich der demografischen Entwicklung des Landes nach oben<br />
angepasst. Danach sollen im Jahre 2050 rund 70 Millionen Menschen<br />
anstelle der derzeitigen 60 Millionen in Frankreich leben. Die Prognose<br />
wurde damit im Vergleich zur letzten Vorhersage im Jahre 2001 um<br />
sechs Millionen erhöht, was sich laut INSEE durch eine gestiegene<br />
Geburtenrate und eine höhere Zuwanderung erklärt. Allerdings wäre<br />
Frankreich im Jahre 2050 auch ein älteres Land als heute. 31,9 Prozent<br />
der Franzosen wären danach über 60 Jahre alt gegenüber 20,8 Prozent<br />
derzeit. Auch der Anteil der Erwerbstätigen ginge zurück, so dass jeder<br />
Berufstätige für 1,16 Nicht-Berufstätige wie Jugendliche, Rentner usw.<br />
aufkommen müsse. Momentan liegt diese Zahl noch bei 1 zu 0,84.<br />
· Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Noch mehr<br />
Lust auf Paris?<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1:<br />
Paris - Metropole<br />
der Sinne<br />
Stadtteile - Spaziergang durch<br />
eine sinnliche<br />
Metropole<br />
Märkte - Jedem seinen Markt<br />
Bistros - Un crème et un<br />
croissant s.v.p.<br />
Auteuil - Hinter den<br />
Kulissen der<br />
Gewächshäuser von Auteuil<br />
Willy Ronis - Seine Motive sind das Paris der kleinen Leute<br />
Restaurant - Chez Antoine, traditionelles Bistro unweit der Seine<br />
Interview - Anne Hidalgo, die starke Frau an der Seite des Pariser Bürgermeisters<br />
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• Coupon auf Seite 95 ausfüllen und abschicken bzw. faxen<br />
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Fokus Paris<br />
Paris<br />
Weihnachtsshopping an der Seine<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Paris, Stadt der Liebe, Stadt des Lichtes… und Stadt<br />
des schönsten Shoppingboulevards der Welt – der<br />
Champs-Elysées. Vielfach besungen und oft gefilmt,<br />
gehört die zwei Kilometer lange Prachtmeile zu den legendärsten<br />
Avenuen der Welt. Gerade in der Vorweihnachtszeit,<br />
wenn die Lichterketten an den Alleebäumen funkeln und<br />
der Triumphbogen vor dunklem Nachthimmel erstrahlt, verströmen<br />
die Champs-Elysées den Charme alter Tage. Etwas<br />
Edles und Gediegenes liegt dann in der Luft. Doch wie so<br />
oft bei Legenden, am schönsten bleiben sie, wenn man ein<br />
wenig Distanz zu ihnen bewahrt. So auch beim Pariser<br />
Shoppingboulevard par excellence. Schon lange haben die<br />
großen Ketten Einzug in die Gebäude mit prunkvollen<br />
Sandsteinfassaden gehalten, locken charakterlose Restaurants<br />
mit überteuerten Preisen und ziehen Horden von Touristen<br />
und Jugendgruppen aus den Vorstädten über die Bürgersteige.<br />
Die Champs-Elysées mutieren zu einer fast banalen<br />
Einkaufsstraße.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 11
Fokus Paris<br />
Die großen Kaufhäuser locken<br />
Touristen aus der ganzen Welt an.<br />
Weihnachtliche Atmosphäre<br />
auf der Place Vendôme.<br />
Die Champs-Elysées laden zu<br />
einem Shoppingbummel ein.<br />
Vorige Seite: Champs-<br />
Elysées mit Triumphbogen im<br />
weihnachtlichen Berufsverkehr.<br />
Nächste Seite: Vom Rond-Point des<br />
Champs-Elysées kann man einen Blick<br />
auf den Eiffelturm erhaschen.<br />
Und dennoch, trotz aller Kommerzialisierung<br />
und Angriffe des<br />
schlechten Geschmacks konnte sich<br />
dieser Boulevard ein Stück seiner<br />
einzigartigen Aura bewahren. Begrenzt<br />
durch den 3.000 Jahre alten<br />
Obelisken aus Ägypten im Osten<br />
und den pompösen von Napoleon errichteten<br />
Triumphbogen im Westen<br />
laden die Champs-Elysées zu einem<br />
magischen Weihnachtsbummel ein.<br />
Sie haben Zweifel? Begeben Sie<br />
sich nach einem Spaziergang durch<br />
den vorweihnachtlichen Trubel in<br />
die Mitte der Place de la Concorde<br />
und werfen Sie einen Blick zurück:<br />
Majestätisch erstrahlt der Triumphbogen<br />
am Ende des Boulevards,<br />
die bunten Lichter der Autos und<br />
Weihnachtsdekorationen vermengen<br />
sich in der kalten Herbstluft,<br />
in der Ferne glitzert der Eiffelturm<br />
und die goldene Kuppel des Invalidendoms<br />
ragt über die Dächer. Sie<br />
sind umgeben von Autogetöse, und<br />
dennoch stellt sich das unbeschreibliche<br />
Gefühl ein, an einem ganz<br />
besonderen Ort, auf einer Insel der<br />
Zeitlosigkeit zu sein. Die Gedanken<br />
schweifen ab und das Geschehen<br />
um Sie herum wird zu einem fernen<br />
Treiben. Wo in der Welt kann man<br />
vor einer derart magischen Kulisse<br />
seine Weihnachtseinkäufe erledigen?<br />
Doch die Shoppingmetropole<br />
Paris bietet mehr als nur die<br />
Champs-Elysées. Berlin hat sein<br />
KaDeWe, London das Harrods<br />
und Paris gleich drei mythische<br />
Kaufhäuser. Am rechten Ufer der<br />
Seine laden am Boulevard Haussmann,<br />
zwischen der alten Oper<br />
und dem Bahnhof Saint-Lazare<br />
gelegen, die Galeries Lafayette<br />
und Printemps in direkter Nachbarschaft<br />
zu einer exquisiten<br />
Shoppingtour ein. Beide Konsumtempel<br />
verteilen sich jeweils auf<br />
mehrere Gebäude und verbreiten<br />
nach aufwendigen Renovierungsarbeiten<br />
wieder einen Hauch von<br />
Luxus und Eleganz. Auf den<br />
verschiedenen Etagen bleibt kaum<br />
ein Konsumwunsch unerfüllt,<br />
und auch die Architektur ist einen<br />
Besuch wert, insbesondere<br />
die prachtvollen Kuppeln im Jugendstil<br />
in den jeweiligen Haupthäusern.<br />
Während der Vorweihnachtszeit<br />
wetteifern die beiden<br />
Einkaufstempel zudem um die<br />
schönste Weihnachtsdekoration.<br />
Jedes Jahr werden dafür die Fassaden<br />
nach einem anderen Motto<br />
üppig gestaltet.<br />
Im Vergleich zu den beiden<br />
grands magasins am Boulevard<br />
Haussmann kommt das dritte legendäre<br />
Pariser Kaufhaus geradezu<br />
bescheiden daher – passend zu seiner<br />
Lage am ruhigeren linken Ufer<br />
der Seine. Beim Bon Marché an<br />
der Rue de Sèvres im vornehmen<br />
7. Arrondissement beim Übergang<br />
zum 6. Arrondissement geht alles<br />
ein wenig beschaulicher, aber nicht<br />
weniger luxuriös zu. Das Publikum<br />
ist insgesamt gediegener als bei der<br />
Konkurrenz rechts der Seine und<br />
der Trubel weniger laut. Zudem gilt<br />
das Bon Marché als das erste « Kaufhaus<br />
» der Stadt. Die verschiedenen<br />
Konsumwelten des Hauses hinter<br />
einer strahlend weißen Fassade wurden<br />
in den letzten Jahren gründlich<br />
erneuert. Vor allem die Feinkostabteilung<br />
im Erdgeschoss lockt jeden<br />
Gourmetkonsumenten an.<br />
Paris ist eine Metropole der<br />
verschiedenen Stadtteile. Eine<br />
Vielfalt, die sich natürlich auch im<br />
Shoppingangebot widerspiegelt. In<br />
fast jedem Viertel können Sie eine<br />
andere Einkaufsstraße entdecken.<br />
So lädt im 6. Arrondissement<br />
beispielsweise die Rue de Rennes,<br />
im 16. Arrondissement die Rue de<br />
Passy oder im 17. Arrondissement<br />
die Avenue des Ternes zu einem<br />
gemütlichen Bummel ein. Einer<br />
der wichtigsten Einkaufsboulevards<br />
in der Innenstadt ist die Rue<br />
de Rivoli, die sich von der Place de<br />
la Bastille über das Rathaus bis zur<br />
Place de la Concorde erstreckt.<br />
Vor allem internationale Ketten<br />
reihen sich entlang des viel zu<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
schmalen Bürgersteigs und der<br />
meist verstopften Straße. Hier<br />
können Sie den Pulsschlag einer<br />
10-Millionen-Metropole spüren.<br />
Und von hier sind es auch nur<br />
wenige Schritte zu einem der bekanntesten<br />
Shoppingcenter der<br />
Stadt, dem Forum des Halles.<br />
An der Stelle, an der sich über<br />
fast 800 Jahre lang der zentrale<br />
Großmarkt der Stadt befand,<br />
gerne als der « Bauch von Paris »<br />
bezeichnet, wurde in den 70er-<br />
Jahren eine überwiegend unterirdische<br />
Shoppingmall nach USamerikanischem<br />
Vorbild errichtet.<br />
Doch die anfängliche Euphorie<br />
wich schnell der tristen Realität.<br />
Les Halles ist der wichtigste innerstädtische<br />
Knotenpunkt des<br />
öffentlichen Nahverkehrs, was<br />
den Geschäften reichlich Kunden<br />
beschert und das Einkaufszentrum<br />
zu einem der wichtigsten des<br />
Landes macht. Doch es brachte<br />
auch viele Probleme wie Vandalismus<br />
oder Drogenkonsum mit sich.<br />
Nach Jahren des Stillstandes und<br />
Verfalls nahm sich der neue Pariser<br />
Bürgermeister des Problems<br />
an und bat vier Architektenteams,<br />
Zukunftsideen für dieses zentrale<br />
Quartier zu erarbeiten. Das Team<br />
Seura mit David Mangin, das<br />
bereits an einigen Stadtentwicklungsmaßnahmen<br />
in Frankreich<br />
mitgewirkt hat, machte schließlich<br />
das Rennen. Das Konzept sieht<br />
einen vergrößerten Park, neue<br />
Alleen, eine verbesserte Zugänglichkeit<br />
des Shoppingcenters und<br />
ein neues Eingangsgebäude mit<br />
einer besseren Eingliederung in<br />
das Gesamtbild der umliegenden<br />
Bauten vor. Die Bagger sollen<br />
2008 anrollen. Die Zukunft wird<br />
zeigen, ob aus Les Halles wieder<br />
ein einladendes Herz der Millionenmetropole<br />
wird.<br />
Nun denken Sie vielleicht,<br />
Sie haben genug von großen Konsumtempeln<br />
und langen Einkaufsstraßen<br />
gesehen und sehnen sich<br />
zum Abschluss eher nach kleinen<br />
ausgefallenen Boutiquen. Dann<br />
sollten Sie unbedingt durch<br />
die engen Straßen und kleinen<br />
Gassen des Marais schlendern.<br />
Zwischen dem Centre Pompidou<br />
im Westen und der Bastille im<br />
Osten liegt einer der trendigsten<br />
Stadtteile von Paris. Nicht große<br />
internationale Ketten, sondern<br />
kleine, oft phantasievoll gestaltete<br />
Läden prägen das Straßenbild. Es<br />
ist eines der Viertel, in die man<br />
ohne konkrete Konsumwünsche<br />
geht und mit vollen Tüten wieder<br />
zurückkommt. Egal ob es das auf<br />
Schokolade spezialisierte Fachgeschäft<br />
oder die modische Einrichtungsboutique<br />
ist, im Marais zeigt<br />
sich der ausgefallene Reiz der<br />
vorweihnachtlichen Einkaufsstadt<br />
Paris. Und zwischendurch laden<br />
zahlreiche Cafés – von traditionell<br />
bis ultramodern – zu kleinen Verschnaufpausen<br />
ein. Auch östlich<br />
der Bastille und nördlich des Marais<br />
im 3. Arrondissement locken<br />
kleine Szeneboutiquen.<br />
Schließlich ist Paris auch ein<br />
Konsummekka für die besonderen<br />
Kundenwünsche. Sie suchen<br />
zum Beispiel nach alten Büchern?<br />
Versuchen Sie es doch einmal bei<br />
den Bouquinisten entlang der<br />
Seine oder auf dem Marché aux<br />
livres du Parc Georges Brassens.<br />
Wenn Sie eher nach Trödel oder<br />
Antiquitäten trachten, werden<br />
Sie vielleicht auf einem der zahlreichen<br />
Flohmärkte der Hauptstadt<br />
fündig. Wenn Geld keine<br />
Rolle spielt, lohnt sich auch ein<br />
Besuch der Antiquitätenhändler<br />
im 6. Arrondissement oder im<br />
Village Suisse im 15. Arrondissement<br />
unweit der Ecole Militaire.<br />
Für die Haute Couture wird es<br />
Sie sicherlich auf die vornehme<br />
Avenue Montaigne ziehen und<br />
für edlen Schmuck auf die Place<br />
Vendôme und in die Rue de la<br />
Paix. Was auch immer Sie als<br />
Weihnachtsgeschenk suchen, in<br />
Paris werden Sie mit Sicherheit<br />
fündig.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 13
Fokus Paris<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Mythos Grands Magasins –<br />
vom « Paradies der Damen »<br />
zum Konsumtempel<br />
Für Pariser, oder vielleicht noch mehr für Pariserinnen<br />
sind Kaufhäuser ein fester Bestandteil ihrer Welt.<br />
Für manche wäre Paris ohne Bon Marché, Printemps,<br />
BHV (Bazar de l’Hôtel de Ville) oder die Galeries<br />
Lafayette, um nur die Bekanntesten zu nennen, nicht mehr<br />
wirklich Paris. Was wären die großen Boulevards, an denen<br />
die Kaufhäuser liegen, ohne diese Konsumtempel? Mit<br />
welchen Plakaten wären die Metrostationen der Hauptstadt<br />
tapeziert, gäbe es die Werbekampagnen der Kommerzpaläste<br />
nicht, die Sonderangebote anpreisen oder zum<br />
Kaufen anregen wollen? Wenn Paris als eine der Modehauptstädte<br />
betrachtet wird, ist es zweifellos auch eine<br />
Stadt des Konsums – und die Kaufhäuser sind dafür die<br />
auffälligsten Botschafter.<br />
Die Pariser wollen auf ihre Kaufhäuser anscheinend<br />
nicht verzichten. Doch die Beziehung zu ihnen scheint<br />
sehr speziell zu sein. Machen Sie den Test und fragen Sie<br />
einen Pariser, wie oft er dort in den letzten zwei Wochen<br />
eingekauft hat. In den meisten Fällen wird er zugeben,<br />
dass « das schon eine Weile her ist, sicherlich länger als<br />
zwei Wochen ». Dann wird er bestimmt einen Satz wie<br />
« Ich habe aber vor, bald dorthin zu gehen » hinzufügen<br />
und vorgeben, dort demnächst etwas dringend besorgen<br />
zu müssen. Kurz gesagt, die Pariser haben ihre Kaufhäuser<br />
wohl deshalb ins Herz geschlossen, weil diese genauso wie<br />
der Eiffelturm oder die Champs-Elysées Teil des « Kulturerbes<br />
» der Stadt sind. Aber genauer betrachtet, gehen sie<br />
dort nicht sehr häufig hin.<br />
Diese Beobachtung verstärkt sich, wenn man am<br />
Eingang eines großen Kaufhauses steht, zum Beispiel am<br />
Boulevard Haussmann. Schnell wird man feststellen, dass<br />
ein Großteil der Kunden aus dem Ausland kommt. So ist<br />
heutzutage einer von zwei Kunden der Galeries Lafayette<br />
fremder Nationalität, und das Kaufhaus ist einer der von<br />
Touristen meistbesuchten Orte in der Hauptstadt. Am<br />
Eingang herrscht ein reges Kommen und Gehen von<br />
Besuchergruppen und Bussen. Sogar Diplomatenwagen<br />
setzen elegante Damen ab, die auf der Suche nach der<br />
neuesten Mode sind. Doch neuerdings gehen auch Pariser<br />
wieder verstärkt in die Kaufhäuser, denn in den letzten<br />
Jahren haben sich die grands magasins eine Verjüngungskur<br />
verordnet. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatten<br />
die Kaufhäuser an Schwung verloren, besonders weil ihre<br />
Kunden älter geworden waren. Um nicht unterzugehen,<br />
musste schnell reagiert werden. Ein Großteil der Häuser<br />
beschloss, sich vollkommen neu zu positionieren. Heute<br />
können sie wieder von einer zweistelligen Wachstumsrate<br />
berichten. Für eine Zeit, in der man allgemein von Konsumverdrossenheit<br />
spricht, ein bemerkenswertes Ergebnis.<br />
Und ein Kaufhaus neu zu gestalten, ist keine einfache Angelegenheit.<br />
Um die Pariser Konsumtempel wirklich zu verstehen,<br />
muss man sich, wie so oft in Frankreich, zuerst mit der<br />
Geschichte beschäftigen. Alles begann im 19. Jahrhundert.<br />
Zu dieser Zeit fand der Einzelhandel hauptsächlich<br />
in kleinen Fachgeschäften statt. Allerdings eröffneten<br />
schon die ersten größeren Läden, in denen man Strickwaren,<br />
Stoffe, Seide und Kurzwaren unter einem Dach<br />
fand. Wohlgemerkt wurden bereits von diesen ersten<br />
Warenhäusern besonders die Frauen als Kundschaft ins<br />
Visier genommen. Aber es handelte sich zunächst um<br />
bescheidene Einrichtungen, die nur wenige Produkte<br />
Die große Jugendstilkuppel der Galeries Lafayette.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 15
Fokus Paris<br />
anboten. Durch das industrielle Wachstum entstand jedoch<br />
bald eine Bewegung, die den Handel in Paris begünstigte.<br />
Die Ersparnisse der Haushalte stiegen von 62 Millionen<br />
Francs im Jahr 1835 auf 358 Millionen im Jahr 1847. Die<br />
Nachfrage nach neuen Geschäften wurde immer stärker.<br />
Das war der passende Moment für Aristide Boucicault, um<br />
sein ehrgeiziges Projekt zu starten: das Bon Marché. Der<br />
Umsatz stieg innerhalb von zwölf Jahren von 450.000 auf<br />
20 Millionen Francs und das Bon Marché mutierte zum<br />
ersten richtigen Kaufhaus von Paris. Zum ersten Mal wurde<br />
für ein Geschäft ein derartig großer Aufwand betrieben. So<br />
war beispielsweise Gustave Eiffel mit dem Ausbau des Gebäudes<br />
beauftragt. Prächtige Kuppeln aus Glas und Stahl<br />
wurden konstruiert, um<br />
das Innere mit Tageslicht<br />
zu erhellen. Großzügige<br />
Treppen entstanden, um<br />
den Kunden das Gefühl<br />
zu geben, einen wahrhaftigen<br />
Konsumtempel<br />
zu betreten.<br />
In dieser Zeit wurde<br />
der Einkaufsbummel zu<br />
einem Vergnügen, fast<br />
zu einem Ereignis. Man<br />
machte sich fein, um in<br />
Zola auch schon die Gefahren dieses neuartigen Konsums<br />
an: « Die Warenhäuser machten sich die Frauen durch ihre<br />
gegenseitige Konkurrenz streitig, verwirrten sie durch ihre<br />
Auslagen, lockten sie in die Falle der Gelegenheitskäufe.<br />
Sie weckten neue Wünsche in den Frauen, sie bildeten eine<br />
ungeheure Versuchung, der jede zum Opfer fiel, ob sie auch<br />
anfangs als gute Hausfrau nur billig einzukaufen gedachte.<br />
Sie wurde unfehlbar durch ihre Koketterie fortgerissen und<br />
zum Schluss betört. »<br />
Doch das Kaufhaus hatte weiterhin Konjunktur. Der<br />
Prunk des Zweiten Kaiserreiches unterstützte dies genauso<br />
wie die beträchtlichen architektonischen Neuerungen von<br />
Haussmann in Paris. Die Geschäfte wurden immer pompöser<br />
und in angesehenen Gegenden<br />
erbaut. Noch heute profitieren wir davon:<br />
Wenn Sie die Pariser Kauhäuser<br />
besichtigen, nehmen Sie den Aufzug<br />
und fahren Sie in die oberste Etage.<br />
Meistens werden Sie dort in den Genuss<br />
einer Terrasse und eines großartigen<br />
Ausblicks über Paris kommen, vor<br />
allem im Printemps oder den Galeries<br />
Lafayette. Im Jahr der Weltausstellung<br />
1855 eröffneten die Grands Magasins<br />
du Louvre, gefolgt von La Samaritaine<br />
im Jahr 1865, Printemps im Jahr 1869<br />
Aufwendige weihnachtliche<br />
Schaufensterdekorationen gehören<br />
zur Tradition der Pariser Kaufhäuser.<br />
und den Galeries Lafayette im Jahr<br />
1893. Aber die rasende Entwicklung<br />
dieses Trends konnte nicht ewig andauern.<br />
In den 30er-Jahren sahen sich<br />
die Häuser mit einer Krise konfrontiert,<br />
die einer Veränderung bedurfte:<br />
die Kaufhäuser zu gehen. Allerdings<br />
waren diese Konsumtempel vor allem<br />
für die wohlhabenderen Schichten<br />
bestimmt. Die Mode begann sich zu<br />
entwickeln und die Kaufhäuser verstärkten<br />
diesen Trend. Doch für den<br />
Großteil der Bevölkerung blieben ihre<br />
Türen geschlossen. Kritik kam auf,<br />
meist blieb sie jedoch unbeachtet. Der<br />
Schriftsteller Emile Zola – ein großer<br />
Beobachter seiner Zeit – widmete eines<br />
seiner Werke einem Kaufhaus: « Das<br />
Paradies der Damen », inspiriert vom<br />
damaligen Bon Marché. Darin spricht<br />
Das Bon Marché war das erste Kaufhaus von Paris.<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Die Weihnachtsdekoration der Galeries Lafayette im Jahr 2002.<br />
Man musste eine weniger reiche Kundschaft anziehen und<br />
somit weniger teure Produkte verkaufen. « Untermarken »<br />
wurden geschaffen, zum Beispiel Prisunic von Printemps<br />
oder Monoprix von den Galeries Lafayette. Das Konzept<br />
der Konsumtempel « popularisierte » sich.<br />
Von nun an waren die Pariser Kaufhäuser unaufhörlich<br />
gezwungen, sich innovativ und kreativ zu zeigen. Ein<br />
Kaufhaus, das keine Bedürfnisse und Moden mehr schafft,<br />
wird letztendlich seine Kunden verlieren. So hat sich beispielsweise<br />
das Bon Marché in den letzten Jahren vollkommen<br />
neu aufgestellt und auf eine Kundschaft in der oberen<br />
Preisklasse ausgerichtet. Es entwickelte die Idee der « Aura<br />
des rive gauche – der linken Uferseite », denn das rechte Seine-Ufer<br />
gilt gemeinhin als weniger schick. Printemps ist<br />
ebenfalls ein gutes Beispiel. Indem sich das Kaufhaus auf<br />
Luxus sowie eine jüngere und wohlhabendere Kundschaft<br />
konzentriert, hat es sich selbst revolutioniert und vollkommen<br />
verändert. Ein relativ schneller Transformationsprozess<br />
fand statt, der jedoch viel Anpassungsarbeit erforderte.<br />
Unter anderem schaffte man die Konsumwelten « Printemps<br />
du Luxe » und « Printemps de la Beauté ». Im gleichen Sinne<br />
gründeten die Galeries Lafayette den Ableger « Lafayette<br />
Maison », wo man alles für die Inneneinrichtung findet,<br />
natürlich im gehobenen, modernen Design.<br />
Heute sind die Kaufhäuser in einem ewigen Kreislauf<br />
gefangen: Um zu überleben, müssen sie immer wieder<br />
Neues erfinden, den Modetrends voraus sein oder diese<br />
möglichst selbst kreieren. In dieser Hinsicht knüpfen<br />
sie wieder an ihre Anfänge an und werden zu Orten des<br />
Träumens. Gleichzeitig bauen die Kaufhäuser weiterhin<br />
auf ihre bewährten Grundlagen, um die Menschen auch<br />
in Zukunft zu begeistern. Die Weihnachtszeit mit ihrer<br />
traditionellen Dekoration ist dafür ein deutliches Zeugnis.<br />
Und wie in alten Zeiten sind es manchmal die einfachsten<br />
Dinge, die betören. So ist die moderne Technik noch nicht<br />
in die weihnachtlichen Schaufenster eingezogen. Die Marionetten<br />
werden noch immer von Fäden bewegt. Auch die<br />
goldene, glitzernde Dekoration findet genauso viel Gefallen<br />
wie früher. Die Pariser Kaufhäuser suchen weiterhin ihren<br />
Weg zwischen Tradition und Moderne.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 17
Fokus Paris<br />
1 0 0 0 u n d e i n<br />
We i h n a c h t e n<br />
Der Mann, der unsere Träume kennt:<br />
Fabrice Collette<br />
Zugegeben: Vor unserem Interview haben<br />
wir uns gefragt, mit wem wir uns wohl treffen<br />
werden. Denn Fabrice Collette bekleidet im<br />
Pariser Kaufhaus Printemps seit rund 20 Jahren<br />
einen Posten, der sich jemandem, der die<br />
Strukturen eines Kaufhauses weniger kennt,<br />
nicht sofort erschließen mag. Er ist Verantwortlicher im Bereich<br />
« Merchandising ». Eine Tätigkeit, könnte man vermuten, die<br />
etwas mit dem Handel zu tun hat. Jedenfalls würde man<br />
wahrscheinlich nicht glauben, dass er im Kreativbereich<br />
arbeitet. Doch uns wurde sehr schnell bewusst,<br />
dass sich hinter seiner Person ein richtiger<br />
Künstler und kreativer Kopf verbirgt, der seiner<br />
Arbeit mit viel Leidenschaft nachgeht und<br />
eine der Schlüsselfiguren des Kaufhauses ist. Er<br />
muss es schaffen, Wünsche und Bedürfnisse der<br />
Kunden zu antizipieren, muss Markttrends bereits vor ihrem<br />
Entstehen erkennen. Sein Spürsinn und der eines ganzen<br />
Teams dahinter entscheidet zu einem großen Teil über Erfolg<br />
oder Misserfolg des Kaufhauses. Eine große Verantwortung!<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Herr Collette, in der Werbung behauptet Printemps<br />
« am Puls der Zeit zu sein ». Dies ist zunächst<br />
eine Phrase, Marketing durch und durch, Ihre Aufgabe<br />
ist es jedoch unter anderem, diesen Worten eine Bedeutung<br />
zu geben. Wie schaffen Sie das?<br />
Tatsächlich ist der Sinn nicht offensichtlich. Aber von<br />
dem Augenblick an, als wir uns für diesen Slogan entschieden<br />
haben, war er für uns maßgeblich und sollte uns<br />
in Fleisch und Blut übergehen. Was mich betrifft: Ich<br />
muss den Slogan umsetzen und in unserem Kaufhaus das<br />
passende Ambiente dafür schaffen. Das Motto ist sehr vielversprechend,<br />
gleichzeitig aber auch schwer zu greifen. Was<br />
soll man unter dem Begriff « am Puls der Zeit » genau verstehen?<br />
Ich muss mit dem ganzen Spektrum an möglichen<br />
Bedeutungen jonglieren.<br />
Am 5. September 1985 bin ich zu Printemps gekommen.<br />
In den ersten acht Jahren war ich für Stilfragen der<br />
Herren- und Kinderkollektionen verantwortlich. Meine<br />
Aufgabe bestand darin, Trends zu analysieren und unser<br />
Sortiment danach anzupassen. Stillehre pur. Das Zusammenstellen<br />
von Kollektionen ist eine Tätigkeit, die sehr<br />
viel jugendliche Dynamik und frisches Denken erfordert.<br />
Dann kam ein Punkt, an dem ich neue Herausforderungen<br />
brauchte. Ich wollte noch mehr als Visionär tätig sein, mit<br />
viel Fingerspitzengefühl grundlegende Trends erkennen,<br />
um mir dann zu überlegen, wie unser Kaufhaus auf diese<br />
Entwicklung aufspringen kann.<br />
Dank dieses Werdegangs kann ich mir exakt vorstellen,<br />
wo ein Produkt im Kaufhaus in Übereinstimmung mit unserer<br />
Unternehmensphilosophie platziert werden kann, um<br />
gleichzeitig den Wünschen und Bedürfnissen unserer Kunden<br />
zu entsprechen.<br />
Wie kann man ein Gespür für die Bedürfnisse der Kunden<br />
entwickeln oder sie sogar vorhersehen?<br />
Genau darin liegt die große Schwierigkeit meiner<br />
Tätigkeit. Wie kann man Bedürfnisse erahnen, die es<br />
noch gar nicht gibt? Eine schwierige Frage! Sicher ist: In<br />
meinem Beruf muss man gegenüber allem aufgeschlossen<br />
sein, man darf nie den Fehler machen, nicht mit offenen<br />
Augen und Ohren durchs Leben zu gehen. Neugierde,<br />
Neugierde und nochmals Neugierde. Man muss zum<br />
Beispiel richtig reisen können. Man begegnet einer Vielzahl<br />
von Ideen und Anregungen, wenn man seinen Blick<br />
in andere Länder und Kulturen richtet. Aber glauben Sie<br />
bitte nicht, dass ich niemals im Büro sitze. Das gehört<br />
selbstverständlich auch dazu, man darf sich bloß nicht<br />
darin einschließen! Eine gute Idee hat man in einem<br />
Film, auf einer Ausstellung oder wenn man auf ein unscheinbares,<br />
kleines Detail stößt, das völlig unbemerkt<br />
der Aufmerksamkeit entgehen kann. Ich setze diese Idee<br />
sofort um. Beispielsweise ein ganz schlichter Knopf,<br />
den ich auf der Straße am Kleid einer Passantin sehe.<br />
In meiner Fantasie kann er zu dem Dekorationselement<br />
schlechthin werden,<br />
mit dem wir unsere<br />
Tannen an Weihnachten<br />
schmücken. Ich glaube, um diese<br />
Arbeit wirklich gut machen zu können, braucht man<br />
ein grundlegendes Kulturverständnis, eine gute Vorstellungskraft<br />
und eine gewisse Demut, denn man muss<br />
auch sich selbst einmal kritisch hinterfragen können und<br />
teamfähig sein.<br />
Es ist also ein sehr kreativer Beruf. Aber wo sind Ihre Grenzen?<br />
Wo ich der Kreativität Grenzen setze? Am liebsten<br />
würde ich Ihnen darauf antworten, dass ich keine Grenzen<br />
habe, im Geist jedenfalls nicht. Beim Denken ist alles erlaubt.<br />
Ansonsten gibt es natürlich Einschränkungen. Man<br />
muss das Budget im Auge behalten, das die Umsetzung<br />
einer Idee voraussetzt. Die Idee muss einfach realisierbar<br />
sein. Und dann darf man natürlich den Sicherheitsaspekt<br />
nicht vergessen. Man kann in einem Kaufhaus nicht einfach<br />
irgendwas kreieren, um beispielsweise ein Schaufenster<br />
zu gestalten. Aber es ist tatsächlich so: Das Budget und<br />
Sicherheitsstandards sind die einzigen beiden Aspekte,<br />
die mich in meiner Arbeit wirklich einschränken. Alles in<br />
allem glaube ich, je geringer der Spielraum ist, desto mehr<br />
kann sich Kreativität entfalten. Dann muss man das Beste<br />
daraus machen.<br />
Die Vorweihnachtszeit ist das Hauptgeschäft für ein Kaufhaus.<br />
Ein Großteil des Umsatzes wird jährlich in diesen Wochen<br />
gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass es viel Stress für Sie<br />
bedeutet, das Motto und die einzelnen Dekorationselemente zu<br />
finden?<br />
Das kann man wohl sagen! Wir wissen, dass der Aufwand<br />
Jahr für Jahr nicht zu verachten ist. Eigentlich beginnen<br />
die Vorbereitungen ein Jahr im Voraus. Bei jeder Weihnachtsdekoration<br />
wird bereits ans nächste Jahr gedacht.<br />
Schon Ende Januar besuchen wir eine Messe in Frankfurt,<br />
wo wir bestimmte Dekorationstrends vorfinden. Zu dem<br />
Zeitpunkt muss also die grobe Linie für das darauf folgende<br />
Weihnachten bereits feststehen, damit wir auf der Messe<br />
einkaufen können. Manche Stücke, die wir benötigen, gibt<br />
es dort bereits. Andere gilt es, zu modifizieren oder selbst<br />
zu entwerfen. In diesem Falle müssen wir die erforderlichen<br />
Materialien und Produzenten finden.<br />
In diesem Jahr beispielsweise machen wir etwas, das es<br />
bisher noch nie gegeben hat. Das Motto von Printemps lautet<br />
nämlich « Tausend und ein Weihnachten ». Wir haben<br />
ein orientalisches Thema gewählt. Da unsere Unternehmensstrategie<br />
aber lautet, am Puls der Zeit zu sein, ist es<br />
ein sehr zeitgemäßer Orient. Ich wusste gleich, dass wir für<br />
diese spezielle Dekoration kaum komplett fertige Gegenstände<br />
finden würden. Also haben wir überlegt, wie wir an<br />
die Sache herangehen könnten, und uns auf die Suche nach<br />
Ideen gemacht. Schließlich ließen wir unsere Laternen in<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 19
Fokus Paris<br />
Marokko herstellen. Stellen Sie sich vor, wir mussten einen<br />
Handwerker finden, der uns mit 5.000 Laternen nach unseren<br />
Entwürfen und exakten Vorgaben, was beispielsweise<br />
die Sicherheit angeht, beliefert und die darüber hinaus hundertprozentig<br />
zuverlässig sind, und zwar zwei Monate lang,<br />
solange wie die Weihnachtsdekoration aufgebaut ist.<br />
Den Kunden fällt dies gar nicht unbedingt auf,<br />
und das ist übrigens auch das Geheimnis an<br />
diesen Weihnachtsdekorationen, aber<br />
dieses Jahr werden wir zum Beispiel<br />
ganze 22.000 Sterne aufbauen,<br />
18.000 Meter Lichterketten<br />
verlegen und 800.000 Glühlampen<br />
anschließen. Durchschnittlich<br />
gehen 500.000<br />
Menschen täglich an unseren<br />
Schaufenstern am Boulevard<br />
Haussmann vorbei. Die<br />
Zahlen sind immer wieder<br />
eindrucksvoll! Printemps<br />
kann für den Aufbau der<br />
Weihnachtsdekoration nicht<br />
schließen, so dass wir während<br />
einer sehr kurzen Woche nachts<br />
arbeiten müssen.<br />
Die Kunst besteht aber auch darin, die<br />
Menschen jedes Jahr aufs Neue zu begeistern.<br />
Der Weihnachtsschmuck der Kaufhäuser ist mit ein<br />
Grund für das zauberhafte Paris in der Weihnachtszeit…<br />
Wir haben das Weihnachtsfest entstaubt. Vor fünf<br />
Jahren entschieden wir uns beispielsweise für rote Tannen.<br />
Das gab es noch nie. So überraschen wir jedes Jahr mit einer<br />
anderen Weihnachtsdekoration. Ein Kaufhaus ist ein<br />
Ort der Imagination. Dort werden Dinge gezeigt, die man<br />
sonst nie sehen würde. Dieser Ort muss begeistern, man<br />
muss ins Staunen geraten, darf aber auch nicht komplett<br />
über die Grenzen der Fantasie hinausgehen. Tannenbäume<br />
beispielsweise sind immer noch ein wichtiger Bestandteil<br />
der Weihnachtsszenerie, dieses Jahr werden Sie aber keine<br />
einzige Weihnachtskugel in unseren Häusern finden. Das<br />
mag vielleicht marginal klingen, aber dennoch ist es nahezu<br />
eine Revolution.<br />
Ich sprach vorher von der Motivation, die man hat, wenn<br />
man nur über wenig Spielraum verfügt. Nehmen Sie als<br />
Beispiel das orientalische Motto in diesem Jahr. Wie soll ein<br />
Weihnachten orientalisch wirken, wenn der Tannenbaum das<br />
Symbol schlechthin eines klassischen Weihnachten ist? Der<br />
einfachste Weg wäre vielleicht gewesen, Palmen anstatt Tannen<br />
zu nehmen und etwas Sand zu verstreuen. Wir wählten<br />
jedoch einen anderen Weg und hatten den Anspruch an uns<br />
selbst, kreativer zu sein.<br />
Gleichzeitig dürfen wir nicht aus den Augen verlieren,<br />
dass es auch Kunden gibt, für die Weihnachten nichts Besonderes<br />
darstellt, wie die Japaner beispielsweise. Auch diese<br />
Kundengruppen müssen wir mit unserer Dekoration in den<br />
Bann ziehen. Und zu guter Letzt sind wir auch Trendsetter,<br />
d.h. wir müssen den Menschen etwas Neues präsentieren,<br />
verführerische Traumwelten bieten. Unsere Dekorationen<br />
müssen Bedürfnisse wecken.<br />
Wie sehen Sie, der sich ständig mit Veränderungen<br />
befasst, Weihnachten?<br />
Man verabschiedet sich immer<br />
mehr von traditionellen Vorstellungen.<br />
In Paris entwickelt sich<br />
Weihnachten immer mehr zum<br />
Fest, das nicht ausschließlich<br />
in der Familie gefeiert wird.<br />
Starre Traditionen werden<br />
aufgebrochen, es wird ein<br />
« Fest unter Freunden ».<br />
Heute zögert man nicht<br />
mehr, Weihnachten auch<br />
mit guten Bekannten zu<br />
feiern.<br />
Glauben Sie, eine Art Künstlerseele<br />
zu haben?<br />
Das ist schwierig zu sagen, aber ich<br />
bin überzeugt davon, dass dieser Beruf eine<br />
Art Show ist und dass es, wie bei jedem Spektakel,<br />
einen Künstler braucht. Man schaltet das Licht an, und<br />
alles muss hell erleuchten. Der Beruf ist kein Martyrium, das<br />
ist klar. Meine Aufgabe ist es, die Kunden zum Träumen zu<br />
bringen. Die Kulissen interessieren sie nicht. In der Hinsicht<br />
glaube ich schon, dass ich oder dass wir alle kleine Künstler<br />
sind. Wir sind hier, um andere zu verzaubern.<br />
Auf was freuen Sie sich nach all den Vorbereitungen am<br />
meisten?<br />
Wissen Sie, auf was ich am meisten gespannt bin, das<br />
sind die ersten Reaktionen – gleich morgens, nachdem sich<br />
die Türen geöffnet haben, am 2. <strong>November</strong> in diesem Jahr.<br />
Die Schalter werden gedrückt, alles erstrahlt, die Schaufenster<br />
werden enthüllt, die Häuserfassaden funkeln. Und<br />
dann wartet man einige Sekunden, um zu sehen, wie es<br />
auf die Leute wirkt. Man sollte sich in dem Moment nicht<br />
verkriechen, nur weil man nervös ist. Es ist eben irgendwo<br />
unser Baby, das wir in dem Augenblick allen zeigen. Eigentlich<br />
hat es immer etwas Magisches. Wir bekommen<br />
Briefe von Menschen, die zum Beispiel schreiben: « Es war<br />
wunderbar, ich war gerührt, ich habe wieder mal etwas gesehen,<br />
das mich tief berührt hat ». Das bewegt uns immer<br />
sehr. Ich würde mich gerne bei all den unbekannten Absendern<br />
bedanken.<br />
Herr Collette, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Paris<br />
sehen und<br />
wiedersehen<br />
Köln - Paris<br />
Bis zu 7 Hin-/<br />
Rückfahrten täglich !
Fokus Paris<br />
Der Mann, der unsere Träume<br />
lebendig werden lässt:<br />
Franck Banchet<br />
Steht das allgemeine Motto der Weihnachtsdekoration<br />
erst einmal fest, geht es an die konkrete<br />
Umsetzung und ans Schmücken. In jedem Pariser<br />
Kaufhaus ist ein ganzes Team damit beschäftigt.<br />
Alles passiert unter strengster Geheimhaltung,<br />
denn die Konkurrenz untereinander ist groß.<br />
Franck Banchet ist Art Director bei Printemps<br />
und verantwortlich für die Weihnachtsdekoration der<br />
Schaufenster. Für uns enthüllt er einige Geheimnisse seiner<br />
Arbeit.<br />
Herr Banchet, wie laufen Ihre Vorbereitungen für die Weihnachtsdekoration<br />
konkret ab?<br />
Für uns ist das Timing in etwa dasselbe wie für Fabrice<br />
Collette. Wir kennen das Motto circa ein Jahr im Voraus.<br />
Daher ist es für uns wichtig, die Messen zu Beginn des<br />
Jahres wahrzunehmen, insbesondere Frankfurt für den<br />
Weihnachtsschmuck und Nürnberg für die Spielwaren. Die<br />
Besonderheit an Paris und seinen Kaufhäusern liegt darin,<br />
dass sich in den Schaufenstern immer etwas bewegt, etwas<br />
überrascht oder zum Träumen einlädt. Es geht um mehr,<br />
als nur ein paar Waren auszustellen.<br />
Es ist in etwa wie beim Film: Man benötigt ein Drehbuch,<br />
Figuren, Motoren. Dahinter verbirgt sich viel Arbeit.<br />
Wir treffen uns alle zwei bis drei Wochen.<br />
Vertreter aller Metiers, die man dafür braucht,<br />
nehmen daran teil, um eine einheitliche Linie<br />
zu finden. Dadurch können wir uns schnell<br />
auf einen einheitlichen Stil verständigen.<br />
Zunächst überlegen wir uns das Szenario der<br />
Schaufensterdekorationen als Ganzes. Anschließend<br />
gehen wir jedes Fenster einzeln durch. Dann<br />
machen wir uns auf die Suche nach den Figuren und<br />
denken uns für jedes Schaufenster einen Farbcode und ein<br />
Drehbuch aus. Elf Schaufenster hat Printemps auf dem<br />
Boulevard Haussmann.<br />
Was passiert, sobald Sie Ihr Szenario festgelegt haben?<br />
Danach wird jede Schaufensterdekoration im Computer<br />
skizziert, bevor wir maßstabsgetreue Modelle produzieren.<br />
Wenn bei der Präsentation alle, die um den Tisch versammelt<br />
sind, ein lautes « Ohhh!!! » von sich geben, weiß ich,<br />
dass alles in Ordnung ist, dass die Idee gut ankommt und die<br />
anderen begeistert. Letztes Jahr haben wir unsere Künstler<br />
Plüschtiere anfertigen lassen, wir hatten insgesamt an die<br />
25 Stück. Dieses Jahr gehen wir etwas weiter und stellen in<br />
jedes Schaufenster einen ganz klassischen Gebrauchsgegenstand,<br />
beispielsweise eine Teekanne, einen Kuskustopf, eine<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Laterne oder Töpferwaren, die, wie in « Alice im Wunderland<br />
», die Gestalt einer Figur angenommen haben und sich<br />
in den Schaufenstern bewegen.<br />
Man darf nicht vergessen, dass in Frankreich derzeit ein<br />
einziger Puppenhersteller für alle großen Kaufhäuser arbeitet.<br />
Überhaupt war Printemps das<br />
erste Kaufhaus, in dessen Auslagen<br />
die Figuren anhand von Fäden in<br />
Bewegung gesetzt wurden. Das gehört<br />
einfach zu der ganzen Szenerie<br />
dazu. Vom bloßen Betrachten wird<br />
dem Zuschauer jedoch nicht bewusst,<br />
welche Tüftelei oft dahinter<br />
steckt. Ein Beispiel ist die « Höhle<br />
von Ali Baba » in diesem Jahr. 40<br />
Truhen müssen sich zwei Monate<br />
lang ständig öffnen und wieder<br />
schließen, während die Figuren sich<br />
um sie herum drehen. Den Weg, den<br />
sie in dieser Zeit zurücklegen, entspricht der Strecke Paris<br />
– Metz und zurück. Wir müssen deshalb genau überprüfen,<br />
ob die Antriebsmotoren und Fäden das überhaupt aushalten.<br />
All dies wird über Monate hinweg getestet, und jedes<br />
Mal tun wir so, als wäre es die Generalprobe.<br />
Reagieren Menschen unterschiedlich auf Ihre Dekorationen?<br />
Natürlich. Wer ein Schaufenster weihnachtlich dekoriert,<br />
muss auch die unterschiedlichsten Menschen ansprechen.<br />
Kinder begeistern sich eher für kleine Dinge, ihnen<br />
sticht zum Beispiel sofort eine kleine Maus ins Auge, die im<br />
hintersten Eck eines Schaufensters hin und her läuft. Oder<br />
alles, was zum Naschen ist, wie Bonbons oder Kuchen. Auf<br />
Die weihnachtlich geschmückten Fassaden von Printemps im Jahr 2002.<br />
ihre Gesichter freue ich mich immer ganz besonders. Männer<br />
fasziniert meist die Technik, dafür sind sie immer leicht<br />
zu begeistern. Frauen hingegen konzentrieren sich weniger<br />
auf Details, sondern richten den Blick auf das Gesamte.<br />
Welche Rolle spielt die Beleuchtung<br />
bei der Weihnachtsdekoration?<br />
Eine Schaufensterdekoration gelingt<br />
nur dann wirklich gut, wenn auch<br />
das Licht stimmig ist. Die Beleuchtung<br />
spielt traditionell an Weihnachten<br />
eine ganz entscheidende Rolle. Manchmal<br />
kommen die Menschen von weit<br />
her, nur um die vielen verschiedenen<br />
Lichter zu sehen, die ganz Paris in<br />
der Weihnachtszeit erstrahlen lassen.<br />
In Frankreich ist das Tradition. Jahr<br />
für Jahr lassen wir uns für die Häuserfassade<br />
etwas Neues einfallen. Diesmal wird sie ein fünf<br />
Meter hoher Stern schmücken und spezielle Lichter werden<br />
die Glaskuppeln des Hauses wie den Eiffelturm funkeln<br />
lassen. Unter den Markisen der Schaufenster wird orange<br />
schimmerndes Licht von Spiegelkugeln und orientalischen,<br />
gold-orangefarbenen Laternen herableuchten.<br />
Haben Sie sich schon immer für Weihnachtsdekorationen interessiert<br />
oder woher kommt Ihre Begeisterung?<br />
Ja, schon als ich noch ein kleiner Junge war, nahmen<br />
mich meine Eltern zum weihnachtlichen Schaufensterbummel<br />
mit. Jedes Jahr sehe ich nun mit Freude, dass<br />
viele Eltern diese Tradition fortführen. Ich glaube, das<br />
wird auch in Zukunft so bleiben.<br />
Unabhängig von jeglicher<br />
Marketingstrategie oder ausgestelltem<br />
Warenangebot ist es<br />
eine Tradition für die Pariser<br />
Kaufhäuser. Einmal hat ein<br />
großes Pariser Haus darauf verzichtet.<br />
Aber nach zwei Wochen<br />
ohne Weihnachtsschmuck in den<br />
Schaufenstern hat man sich recht<br />
schnell dazu entschlossen, doch<br />
noch zu dekorieren. Es ist schon<br />
fast eine Art Kult, an dem kein<br />
Kaufhaus vorbeikommt. Die<br />
Menschen möchten am Jahresende<br />
in diese Traumwelten<br />
entführt werden. Warum soll<br />
man ihnen diesen Wunsch nicht<br />
erfüllen? Es ist ein gutes Stück<br />
Paris.<br />
Herr Blanchet, wir danken Ihnen<br />
für dieses Gespräch.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 23
Fokus Paris<br />
Nächtlicher Bummel über die Avenue<br />
N° 45: Bulgari<br />
N° 45: Salvatore Ferragamo<br />
N° 39: Nina Ricci<br />
N° 34: Caron<br />
N° 31: Max Mara<br />
N° 30:<br />
Christian<br />
Dior<br />
N° 17: Valentino<br />
N° 22: Dolce & Gabbana<br />
N° 22: Louis Vuitton<br />
N° 10: Prada<br />
N° 2: Emanuel<br />
Ungaro<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Montaigne<br />
N° 51: Jean-Louis<br />
Scherrer<br />
N° 49: Akris<br />
N° 53: Escada<br />
N° 57: Marni<br />
N° 42: Chanel<br />
N° 36: Emilio Pucci<br />
N° 36: Celine<br />
N° 60: Gucci<br />
N° 52: Jil Sander<br />
Die Avenue Montaigne ist<br />
eine der luxuriösesten Straßen<br />
von Paris und gehört zu<br />
den teuersten Pflastern der Kapitale.<br />
Die wenigen Apartments, die an diesem<br />
Boulevard ihren Besitzer wechseln,<br />
kosten zwischen 16.000 und<br />
18.000 Euro pro Quadratmeter. Dafür<br />
ist die Lage majestätisch: Am einen<br />
Ende trifft die Avenue Montaigne<br />
auf die Champs-Elysées, am anderen<br />
kommt man an das Ufer der<br />
Seine mit einem überwältigenden<br />
Blick auf den Eiffelturm. Die Avenue<br />
Montaigne ist heute das Symbol für<br />
Luxus in Paris. Alle großen Namen<br />
der Mode- und Kosmetikwelt haben<br />
hier ihre vornehmen Boutiquen. Und<br />
wenn das Jahr zu Ende geht, werden<br />
die Alleebäume festlich geschmückt<br />
und die Straße in eine weihnachtliche<br />
Traumwelt getaucht. Für viele wird<br />
sich ein Einkaufsbummel jedoch auf<br />
das Schlendern von einem Schaufenster<br />
zum nächsten beschränken.<br />
Hier, wo Umkleidekabinen kleine Salons<br />
sind, wo auf Wunsch private<br />
Modenschauen organisiert werden<br />
und wo große Limousinen den<br />
ganzen Tag über vorfahren, braucht<br />
man schon ein dickes Portemonnaie,<br />
um seine Weihnachtsgeschenke zu<br />
erwerben. Doch spät am Abend,<br />
wenn sich der Trubel des Tages gelegt<br />
hat und die Türen der exquisiten<br />
Boutiquen längst verschlossen sind,<br />
wird die Avenue Montaigne zu einem<br />
magischen Ort. Im Licht der Nacht<br />
wirken die Luxusmarken noch edler<br />
als am Tag und in den eigenen Träumen<br />
sogar erschwinglicher. Die Ruhe<br />
erscheint geradezu königlich. Langsam<br />
schlendert man vom Rond-Point<br />
des Champs-Elysées in Richtung<br />
Seine. Auf der Straße parken einige<br />
Luxuslimousinen, die im Licht der<br />
Weihnachtsketten brillieren. Die Blicke<br />
schweifen zu den Vitrinen und<br />
Schaufenstern. Und mit ein wenig<br />
Glück glitzert der Eiffelturm in der<br />
Ferne, so wie er es immer die ersten<br />
zehn Minuten zur vollen Stunde tut,<br />
wenn man unten an der Seine angekommen<br />
ist. Ein wahrhaft festlicher<br />
Spaziergang, der Augen und Geldbörse<br />
gleichzeitig glücklich stimmt.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 25
Fokus Paris<br />
Palais-Royal<br />
Die Renaissance des Shoppings<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Es ist einer der schönsten, aber paradoxerweise<br />
auch einer der am wenigsten bekannten Orte von<br />
Paris: der Palais-Royal, ein einzigartiger Stadtpalast mitten<br />
im Herzen der Hauptstadt, keine 150 Meter vom Louvre entfernt.<br />
Wer Ruhe sucht, kann sich hierhin zurückziehen. In seinem Park und<br />
unter den Arkaden fühlt man sich wie in eine andere Welt versetzt. Die<br />
hohen Mauern der Häuserfassaden verschlucken den Großstadtlärm.<br />
Lange Zeit wurde der Palais-Royal von den Parisern gemieden, nur wenige<br />
spazierten durch die herrschaftliche Anlage. Heutzutage werden die<br />
Arkaden des Palais-Royal als ein Ort des Shoppings wiederentdeckt. Seit<br />
einigen Jahren haben hier zahlreiche Boutiquen ihre Türen geöffnet und<br />
das oftmals moderne Design erweckt die ehrwürdigen Mauern, die von der<br />
bewegten Geschichte Frankreichs erzählen, zu neuem Leben.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 27
Fokus Paris<br />
Dank der Arkadengänge macht ein Einkaufsbummel auch bei schlechtem Wetter Spaß.<br />
Vorige Seite: Im Innenhof des Palais-Royal.<br />
Auch wenn die seit 365 n.Chr.<br />
verlassenen Ruinen von Villen<br />
oder Thermalbädern aus gallorömischer<br />
Zeit Zeugnisse einer langen<br />
Vergangenheit sind, begann alles an<br />
dieser Stelle auf Befehl eines Kirchenmannes,<br />
des Kardinals Richelieu. Im<br />
Jahre 1624 erwarb er das Hôtel<br />
d’Angennes-Rambouillet sowie zahlreiche<br />
angrenzende Häuser und Grundstücke<br />
zwischen den Straßen Saint-<br />
Honoré, Rue des bons-enfants und den<br />
alten Festungsmauern aus der Zeit von<br />
Karl V. Richelieus Wunsch war es, näher<br />
am Louvre zu sein, wo König Ludwig<br />
XIII. residierte. Natürlich sah zu<br />
dieser Zeit die Stadt noch ganz anders<br />
aus als das heutige Paris. Dennoch war<br />
dieses Viertel, das jetzige 1. Arrondissement,<br />
schon damals extrem beliebt.<br />
Die Nähe zum Louvre lockte mit der<br />
Aussicht, mit ein wenig Glück Mitgliedern<br />
des Hofes oder sogar dem König<br />
selbst über den Weg zu laufen. Vorausgesetzt<br />
natürlich, man verfügte über<br />
das nötige Kleingeld, Macht und Ehrgeiz.<br />
Dann konnte man an diesem Ort<br />
Kunstgalerie Joyce<br />
Eine der zahlreichen Kunstgalerien<br />
in den Arkaden des Palais-Royal.<br />
Regelmäßig werden hier ungewöhnliche<br />
Kunstobjekte ausgestellt.<br />
168, galerie de Valois, 75001 Paris,<br />
Telefon: +33 (0)1 40 15 03 72<br />
schneller auf sich aufmerksam machen<br />
als anderswo.<br />
Im Jahre 1634 beauftragte Richelieu<br />
den Architekten Jacques Lemercier<br />
mit dem Bau eines Stadtpalastes.<br />
Pierre Desgots entwarf den passenden<br />
Garten dazu. Von diesem ursprünglichen<br />
Palast sind heute nur noch eine<br />
Galerie und ein sehenswerter Balkon<br />
in der Hausnummer 6 der Rue de Valois<br />
übrig geblieben. Ein Jahrhundert<br />
später, um 1750 herum, wurden die<br />
Fassaden neu erbaut und der Stadtpalast<br />
ging durch Erbfolge in die Hände<br />
von Louis Philippe Joseph, dem Herzog<br />
von Orléans, über. Der war zwar<br />
wohlhabend, aber auch sehr verschuldet.<br />
Daher konnte er alleine den Palast<br />
nicht finanzieren, sondern brauchte<br />
neue Geldquellen. So kam er auf eine<br />
geniale Idee, die bis zum heutigen<br />
Tage noch funktioniert: Er ließ einen<br />
großen Streifen Erde im Außenbereich<br />
des Gartens abtragen und baute dort<br />
sechzig kleine Häuschen mit Arkadengängen.<br />
Die Läden im Erdgeschoß<br />
waren Luxusgeschäften vorbehalten,<br />
die Wohnungen in den oberen Etagen<br />
wurden teuer verkauft. Das moderne<br />
Immobiliengeschäft war geboren.<br />
« In gewisser Weise war dies die<br />
Gründung des ersten Einkaufszentrums<br />
in Frankreich », erklärt Danièle<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Kinder fischen mit Magneten<br />
Münzen aus den Brunnen.<br />
Philatélie Danièle Dutertre<br />
In ihrem kleinen Laden begutachtet,<br />
schätzt, kauft und verkauft Danièle<br />
Dutertre alle möglichen Sammlungen<br />
von Briefmarken und Briefen aus der<br />
ganzen Welt. Sie ist ein wenig die gute<br />
Seele des Palais-Royal, spielte die<br />
Philatelie hier doch immer schon eine<br />
große Rolle. Zögern Sie nicht, Danièle<br />
Dutertre um Rat zu fragen. Sie werden<br />
immer freundlich begrüßt.<br />
24, galerie de Chartres, 75001 Paris,<br />
Telefon: +33 (0)1 42 96 09 29<br />
Der Park des Palais-Royal ist eine<br />
Oase im Großstadttrubel.<br />
Dutertre, Mitglied des Vorstands der<br />
Gewerbetreibenden des Palais-Royal.<br />
« Ich bin auf diesen Ort eher zufällig<br />
gestoßen: Vor ungefähr 40 Jahren war<br />
ich gerade auf Jobsuche und hatte mit<br />
einer Freundin darüber gesprochen.<br />
Diese Freundin kannte jemanden, der<br />
einen Laden zum An- und Verkauf<br />
von Briefmarken in den Galerien des<br />
Palais-Royal besaß. Ich stellte mich<br />
vor und bekam die Stelle. Als ich<br />
nach Hause ging, war ich trotzdem<br />
davon überzeugt, dass ich nicht lange<br />
hier bleiben würde. Ich kannte mich<br />
überhaupt nicht mit Briefmarken aus,<br />
und es war auch nicht gerade mein<br />
Traumberuf. Damals gab es in den Arkaden<br />
rund um den Palast so um die<br />
zehn Briefmarkenläden. Es war schon<br />
ziemlich ruhig hier. » Heute ist Danièle<br />
Dutertre noch immer in ihrem kleinen<br />
Laden an diesem geschichtsträchtigen<br />
Ort. Man merkt, dass sie für keinen<br />
Preis der Welt mehr umziehen würde.<br />
« Innerhalb von 40 Jahren habe ich<br />
einige Veränderungen miterlebt. Aber<br />
ich merke sehr wohl, dass ich diesen<br />
Ort nicht mehr verlassen könnte. Er<br />
hat eine gewisse Magie. Je nach Jahreszeit<br />
ist das Licht hier anders und<br />
schafft eine ganz besondere Atmosphäre.<br />
Sobald man über die Schwelle<br />
und in den großräumigen Innenhof des<br />
Palais-Royal tritt, umgibt einen eine<br />
herrliche Stille, mitten in Paris. Achten<br />
Sie mal darauf, wie ruhig es hier<br />
ist. Hier hört man keinen Autolärm. »<br />
Wer den Park des Palais-Royal<br />
betritt, wird schnell auf die nach dem<br />
Erschaffer benannten « Colonnes de<br />
Buren » (Säulen von Buren) im südlichen<br />
Bereich der Anlage treffen. Sie<br />
wurden vom damaligen Präsidenten<br />
der Republik, François Mitterrand, in<br />
Auftrag gegeben und waren eines der<br />
ersten Projekte zeitgenössischer Straßenkunst<br />
im Stadtzentrum. Wie auch<br />
beim Centre Georges Pompidou oder<br />
der Pyramide im Innenhof des Louvre<br />
gab es damals großen Wirbel um die<br />
Säulen. Noch heute ist es nicht schwer,<br />
Pariser zu finden, die das Kunstwerk<br />
lieber verschwinden sehen würden.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 29
Fokus Paris<br />
Manch eine Boutique in den Arkaden lässt auch Kinderherzen höher schlagen.<br />
Très confidentiel<br />
Hierbei handelt es sich nicht wirklich<br />
um ein Geschäft, sondern um einen<br />
Friseursalon. Aber wie der Name<br />
bereits vermuten lässt: Hier spielt<br />
man gerne auf die Verborgenheit<br />
und Exklusivität des Palais-Royal<br />
an. Das Design der Räume hat die<br />
aktuellen Trends aufgegriffen und<br />
wirkt angenehm und hell. In diesem<br />
Salon treffen Sie mit Garantie auf<br />
eine typische Pariser Kundschaft.<br />
44, galerie de Montpensier, 75001<br />
Paris, Telefon: +33 (0)1 42 97 43 98<br />
A l´Orientale<br />
Hier kann man bereits seit Anfang<br />
des 18. Jahrhunderts « Produkte<br />
für Raucher » erwerben. Für Tabakliebhaber<br />
ist dieses Geschäft eine<br />
wahre Fundgrube. In einer schier<br />
unglaublichen Fülle werden unterschiedliche,<br />
oft sehr originelle Waren<br />
angeboten. Unzählige Pfeifen zeugen<br />
von wirklichem Fachwissen.<br />
22, galerie de Chartres, 75001 Paris,<br />
Telefon: +33 (0)1 42 96 43 16<br />
« Ich habe diese Säulen den ganzen<br />
Tag vor meiner Nase. Ich sehne mich<br />
wirklich nach der Zeit zurück, als der<br />
Hof noch gepflastert war. Das hatte<br />
auch seinen Reiz », meint Danièle Dutertre.<br />
Es hilft bei ihr auch nicht, darauf<br />
hinzuweisen, dass die Säulen vielleicht<br />
schöner seien als der für ein paar<br />
Dienstwagen reservierte Parkplatz,<br />
der vorher den Innenhof einnahm.<br />
Man mag die Säulen oder man mag sie<br />
nicht. Aber kaum jemanden lassen sie<br />
indifferent.<br />
In Paris dauert es oft einige Zeit,<br />
bis Veränderungen von der Bevölkerung<br />
akzeptiert werden. Es ist aber<br />
nicht zu leugnen, dass die Säulen noch<br />
immer etliche Schaulustige anziehen.<br />
Es ist aufschlussreich, sich auf eine<br />
Bank oder einen Stuhl, wovon es hier<br />
zahlreiche gibt, zu setzen und das<br />
Treiben im Innenhof des Palais-Royal<br />
zu beobachten. Kinder klettern auf die<br />
Säulen, Liebespaare küssen sich in der<br />
Annahme, sie seien hinter einer Säule<br />
vor neugierigen Blicken sicher, Passanten<br />
bleiben stehen und betrachten<br />
den Trubel, während pfiffige Kinder<br />
Shiseido<br />
Luxus pur und erlesenes Ambiente<br />
erwarten Sie im Salon der bekannten<br />
japanischen Marke. Hier können<br />
Sie sich sogar Ihr eigenes Parfum<br />
kreieren lassen.<br />
25, rue de Valois (Eingang über<br />
die Galerie de Valois), 75001 Paris,<br />
Telefon: +33 (0)1 42 27 09 09<br />
versuchen, mit einem Magneten am<br />
Faden die Geldstücke aus dem Wasser<br />
zu fischen, die Touristen in die Brunnen<br />
geworfen haben. Übrigens ist dies<br />
einer der wenigen Orte in Paris, wo<br />
man mit Kunstobjekten spielen kann,<br />
wo diese nicht umzäunt, sondern für<br />
jeden frei zugänglich sind. Das Palais-<br />
Royal bietet ein ziemlich wirklichkeitsgetreues<br />
Abbild von Paris: Eine<br />
Mischung aus Parisern, die zur Arbeit<br />
gehen, Touristen, die die Stadt erkunden,<br />
und Kindern, die aus der Schule<br />
kommen. Und das alles in einem fas-<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
zinierenden Mix aus moderner Kunst<br />
und historischen Fassaden.<br />
Die Gebäude um den Innenhof<br />
herum befinden sich zu einem Teil<br />
im Eigentum der Banque de France,<br />
zum anderen Teil im Staatsbesitz.<br />
Le Prince Jardinier<br />
Es ist die einzige Boutique dieser<br />
Marke in Paris. Le Prince Jardinier<br />
bietet eine ganze Produktpalette<br />
für Gartenliebhaber. Die Preise sind<br />
in der Tat stattlich, dafür zeugen<br />
die Produkte von ausgezeichneter<br />
Qualität und werden etliche<br />
Generationen überdauern. Wo<br />
können Sie heutzutage sonst noch<br />
eine richtige Gartenschere finden,<br />
die nicht aus Plastik ist, sondern so,<br />
wie zu Zeiten Ihrer Großeltern? Der<br />
Empfang ist herzlich, und es macht<br />
Spaß, sich im ganzen Geschäft umzuschauen.<br />
117/121, arcades Valois, 75001 Paris,<br />
Telefon: +33 (0)1 42 60 76 75<br />
Manchmal schaut der Kultusminister<br />
von seinem Büro aus auf die Säulen<br />
und Gärten, während die Weisen des<br />
Verfassungsrates oder die Richter des<br />
Staatsrates in der gedämpften Stille<br />
ihrer Büros arbeiten. Wenige Meter<br />
entfernt befindet sich die Comédie<br />
Française, in der schon Molière seine<br />
Stücke aufführte. Die jungen, frisch<br />
engagierten Schauspieler dieses ehrwürdigen<br />
Theaters, die man in Frankreich<br />
auch schlicht sociétaires (Mitglieder)<br />
nennt, werden während der<br />
ersten Jahre ihres Engagements in den<br />
Wohnungen über dem Park des Palais-<br />
Royal untergebracht.<br />
Aber was heutzutage am meisten erstaunt,<br />
ist sicherlich das Wiederaufblühen<br />
der Geschäfte in den Arkaden des<br />
Palais-Royal. Wie schon Danièle Dutertre<br />
bemerkte, zogen in den letzten 15<br />
Jahren immer mehr Ladenbesitzer aus<br />
den Galerien rund um den Park aus. Die<br />
Briefmarkenhändler verließen allmählich<br />
das Viertel, und neue Geschäftsleute<br />
rissen sich nicht gerade darum, in eines<br />
der kleinen Geschäfte im Erdgeschoß<br />
einzuziehen, die etwas abseits der großen<br />
Einkaufsstraßen des Viertels liegen<br />
– wie der Avenue de l’Opéra zum Beispiel<br />
– und den Kunden deswegen nicht<br />
sofort ins Auge springen. Gerade der besondere<br />
Charme des Palais-Royal, sein<br />
verträumter Charakter fernab der Großstadthektik,<br />
war das Haupthindernis für<br />
seine Entwicklung, für sein Überleben.<br />
Die Tatsache, dass die meisten Ladenlokale<br />
dem Staat oder der Banque<br />
de France gehören, erleichterte die<br />
Situation nicht, wie Danièle Dutertre<br />
bestätigt: « Der Staat besitzt beispielsweise<br />
die ganze Cour d´Honneur und einige<br />
Läden unter den Arkaden. Wir sind also<br />
Boîtes à musique<br />
Seit ungefähr 30 Jahren lässt<br />
Anna Joliet die Passanten an<br />
ihrer Leidenschaft teilhaben: den<br />
Spieldosen. Ihr Laden ist ein kleines<br />
Schmuckstück, gleich neben<br />
einem schönen Spielwarenladen.<br />
Hier findet man kleine runde Spieldosen<br />
für 30 Euro, die zehn verschiedene<br />
Melodien spielen, von<br />
der « Zauberflöte » über « Freude,<br />
schöner Götterfunken » bis hin<br />
zur « Loreley ». Der Charme dieser<br />
kleinen mechanischen Spieldosen<br />
passt perfekt zum geheimnisvollen<br />
Charakter des Palais-Royal.<br />
9, rue Beaujolais, 75001 Paris,<br />
Telefon: +33 (0)1 42 96 55 13<br />
Marie-Stuart<br />
Dies ist ein Laden wie aus einer<br />
anderen Zeit. Hier verkauft man<br />
Orden und Medaillen – sowohl<br />
französische als auch ausländische.<br />
In einer Werkstatt neben dem<br />
Laden werden einige sogar noch<br />
selbst hergestellt – für Sammler,<br />
Botschafter, ranghohe Militärs<br />
oder Personen, die vom Staat<br />
eine Auszeichnung erhalten. Die<br />
Inneneinrichtung dieses kleinen<br />
Geschäfts mit Holzverkleidung und<br />
schönen Lüstern gleicht einem<br />
Museum. Im Schaufenster sind die<br />
wichtigsten französischen Orden und<br />
ihre Preise ausgestellt, zum Beispiel<br />
der Orden der Ehrenlegion (169 Euro<br />
für den Offiziersrang) oder der<br />
Nationale Verdienstorden (bei dem<br />
der Rang eines Grand Offizier schon<br />
556 Euro kostet). Doch bevor Sie Ihr<br />
Portemonnaie zücken, sei daran<br />
erinnert, dass es selbstverständlich<br />
verboten ist, diese Insignien in der<br />
Öffentlichkeit zu tragen, wenn man<br />
nicht dazu berechtigt ist. Der freie<br />
Verkauf ist gleichwohl gestattet. Die<br />
Verkäuferin hat uns jedoch verraten,<br />
dass zunehmend Frauen, besonders<br />
aus Asien, diese Abzeichen wegen<br />
der kunstvollen Ausarbeitung gerne<br />
als Schmuck tragen.<br />
3, galerie de Montpensier, 75001<br />
Paris, Telefon: +33 (0)1 42 96 28 25<br />
Mieter des Staates. Meine Kollegen von<br />
gegenüber sind Mieter der Banque de<br />
France. Strengere Vermieter kann man<br />
nicht haben, wie Sie sich leicht vorstellen<br />
können! Hinzu kommt, dass es sich<br />
hier um historische Gebäude handelt,<br />
was dazu führt, dass wir alle sehr<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 31
Fokus Paris<br />
Verschiedene Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein.<br />
strengen Bestimmungen unterworfen<br />
sind. Manchmal habe ich schon Schwierigkeiten,<br />
wenn ich nur einen Türknauf<br />
erneuern will. Das alles zieht neue Geschäftsleute<br />
nicht gerade an ». Doch Danièle<br />
Dutertre gibt auch gerne zu, dass<br />
es eben diesen strikten Bestimmungen<br />
zu verdanken ist, dass der Palais-Royal<br />
heutzutage immer noch diesen besonderen<br />
Charme besitzt.<br />
Letzten Endes haben sich die<br />
Dinge zum Guten gewandt. In den<br />
90er-Jahren stimmte ein Vorsitzender<br />
der Banque de France – der dem Geschäftsleben<br />
im Palais-Royal vielleicht<br />
etwas aufgeschlossener gegenüberstand<br />
stand als seine Vorgänger – zu, eines<br />
der Ladenlokale an eine renommierte<br />
Parfum- und Kosmetikkette zu vermieten:<br />
Shiseido. Die japanische Marke<br />
witterte ihre Chance, sich an einem<br />
prestigeträchtigen und etwas versteckten<br />
Ort einzurichten und entschied sich<br />
dafür, ganz auf Exklusivität und Luxus<br />
zu setzen. Das Geschäft wurde komplett<br />
renoviert. Die Inneneinrichtung<br />
übernahm ein Großer seines Faches:<br />
Serge Lutens – der Mann, der durch<br />
seine Fotografien und seinen Schmuck<br />
die Aufmerksamkeit des Hauses Dior<br />
erregte, das ihm später die künstlerische<br />
Leitung seiner Kosmetikbranche<br />
übertrug. Man sollte sich ruhig trauen,<br />
den Laden von Shiseido zu betreten,<br />
der einzige Ort auf der Welt, wo von<br />
Serge Lutens selbst kreierte Parfums<br />
zum Verkauf angeboten werden.<br />
Das Engagement von Shiseido<br />
machte schnell von sich reden. Niemand<br />
hatte damit gerechnet, dass es funktionieren<br />
könnte, aber heutzutage reisen<br />
Kunden vom anderen Ende der Welt<br />
an, um hier ihr ganz spezielles Parfum<br />
zu finden. Auf diese Weise konnten die<br />
Boutiquen vom Palais-Royal auch junges<br />
Publikum gewinnen. Ungewöhnliches<br />
Design und Exklusivität gehören zum<br />
Erfolgskonzept. Wer in die Arkaden<br />
des Palais-Royal kommt, schaut sich erst<br />
einmal ausgiebig um. Man kommt her,<br />
um Paris an einem historischen Ort zu<br />
entdecken und sich einen Moment lang<br />
in den schattigen Park des Palais-Royal<br />
zurückzuziehen. Man bleibt – von den<br />
Schaufenstern angezogen – vor einem<br />
Laden stehen. Und manchmal geht man<br />
rein. Der Stil ist schlicht, die Farben<br />
Weiß und Grau dominieren. Halogenlampen<br />
haben die alten Gaslaternen verdrängt.<br />
Das verstaubte Interieur wurde<br />
durch elegante Modernität ersetzt.<br />
Und dennoch, dieser Ort ist dank<br />
seiner besonderen Atmosphäre einzigartig<br />
geblieben. Hier befindet man<br />
Maison de Vacances<br />
Es ist ebenfalls eine der neuen<br />
angesagten Boutiquen in den Arkaden.<br />
Verkauft werden Dekorationsartikel<br />
im modernen Design.<br />
Die Einrichtung des Ladens ist sehr<br />
fantasievoll und zeitgenössisch.<br />
Hier können Sie jede Menge kleiner<br />
Mitbringsel aus Paris finden. Die<br />
Preise sind akzeptabel.<br />
63/64, galerie de Montpensier, 75001<br />
Paris, Telefon: +33 (0)1 47 03 99 74<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
sich fernab von der Avenue Montaigne<br />
und ihren Luxusboutiquen und Marc Jacobs<br />
auch weit weg vom Treiben auf den<br />
Champs-Elysées oder in den großen<br />
Pariser Kaufhäusern. Hier hat man<br />
noch Muße. Der Kunde spaziert<br />
herum, und die Verkäufer nehmen<br />
sich die Zeit, zu beraten oder kleine<br />
Geschichten zu erzählen. Und alle<br />
scheinen diesem besonderen Charme<br />
des Ortes verfallen zu sein. Nirgendwo<br />
anders in Paris kann man mit wenigen<br />
Schritten vom totalen Luxus à la Dieser große Couturier wurde<br />
Shiseido oder einer großen Bekleidungsmarke<br />
zu einem nostalgischen<br />
Briefmarkenladen, einem Geschäft,<br />
das auf den Verkauf französischer und<br />
ausländischer Medaillen spezialisiert<br />
ist, oder einer Boutique, die Spieldosen<br />
anbietet, wechseln. Dies ist die einmalige<br />
in New York geboren, war skandalumwittert<br />
und hat eine sehr<br />
moderne Boutique in den Arkaden<br />
des Palais-Royal eröffnet. Die architektonische<br />
Gestaltung ist auch<br />
deshalb sehr interessant, da sie<br />
mehrere Ladenlokale miteinander<br />
Vielfalt der Arkaden des Palais- verbindet, die vorher getrennt<br />
Royal. Eine gekonnte Mischung aus waren. Die Preise entsprechen<br />
Geschichte und Gegenwart, Tourismus<br />
und typischer Pariser Lebensart,<br />
selbstverständlich<br />
des Hauses.<br />
dem Namen<br />
Geschäftsleben und Müßiggang. 34, galerie de Montpensier, 75001<br />
Frankreich_210x140 Kurzum, ein 02.10.20<strong>06</strong> Ort, an dem 12:05 man Uhr sich Seite Paris, 1 Telefon: +33 (0)1 55 35 02 60<br />
wohlfühlt.<br />
Exyste<br />
Diesen kleinen Laden gibt es erst<br />
seit gut zwei Jahren. Hier werden<br />
Cremes und Kosmetikprodukte von<br />
ausgezeichneter Qualität verkauft.<br />
Der Laden gehört zu den neueren<br />
in den Galerien. Sein Stil ist bewusst<br />
schlicht gehalten. Das Design ist<br />
durchdacht und passt perfekt zu<br />
den Arkaden dieses historischen<br />
Ortes. Eine architektonische Meisterleistung,<br />
sehr geschmackvoll eingerichtet.<br />
26, galerie de Montpensier, 75001<br />
Paris, Telefon: +33 (0)1 42 96 00 18<br />
Spar-Night im Nachtzug: Traumreisen<br />
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Die Nachtzüge bringen Sie bequem zum Weihnachtsmarkt nach Paris. In den ersten Tag starten Sie ausgeschlafen, den letzten<br />
genießen Sie bis zum Abend. So lohnt sich selbst ein Tagestrip. Im günstigen Sitzwagen ab 29 Euro, im bequemen Liegewagen<br />
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www.bahn.de/nachtzug oder überall, wo es Fahrkarten gibt. Die Bahn macht mobil.<br />
DB Nachtzug D-Nacht
Fokus Paris<br />
Dass die<br />
Pariser in<br />
den Straßen<br />
der Hauptstadt<br />
immer seltener<br />
auf eine Ente<br />
treffen, ist völlig<br />
normal, denn sie<br />
ist wirklich kein<br />
ganz neues Auto<br />
mehr. Wenn aber<br />
ein Bewohner der<br />
Kapitale bemerkt, dass im Stadtzentrum plötzlich immer<br />
öfter dieser Wagentyp auftaucht, gerät er ins Grübeln. Erst<br />
recht, wenn dabei zwei Personen gemütlich auf der Rückbank<br />
Platz genommen haben und sich chauffieren lassen.<br />
Das wird ihm keiner mehr so leicht abnehmen! Wer kann<br />
sich schon einen Chauffeur hinter dem Steuer einer Ente<br />
vorstellen? Und doch ist dieser Beobachter nicht übergeschnappt!<br />
Ganz im Gegenteil, er hat ein kleines Unternehmen<br />
entdeckt, das seit einigen Monaten immer erfolgreicher<br />
wird: Es bietet seinen Kunden,<br />
egal ob Touristen oder Einheimischen,<br />
eine stilechte Fahrt mitten<br />
durch Paris im französischsten aller<br />
Autos an.<br />
Ausgedacht hat sich das Florent<br />
Dargnies, der noch junge,<br />
gerade mal 27 Jahre alte Chef des<br />
im Oktober 2003 gegründeten<br />
Unternehmens « 4 roues sous un<br />
parapluie », dessen ungewöhnlicher Name so viel bedeutet<br />
wie « 4 Räder unter einem Schirm »: « Im Rahmen meines<br />
Studiums bin ich für ein Jahr nach Berlin gegangen.<br />
Dorthin habe ich die Ente meiner Eltern mitgenommen,<br />
das erste Auto, das ich je besaß. In Deutschland habe ich<br />
dann gemerkt, wie beliebt dieses Auto ist. Manchmal war<br />
es komisch, wenn mich die Leute auf der Autobahn angehupt<br />
haben. Nicht etwa, weil ich so langsam vorwärts<br />
kam – was im Vergleich zu den deutschen Rasern sicher<br />
auffallend war, sondern einfach nur, um mich zu grüßen,<br />
aus einer Art « Solidarität » zu diesem legendären Auto, um<br />
mir zu zeigen, dass man es kennt und mag. Nachdem ich<br />
nach Paris zurückgekehrt war und eines schönen Tages mit<br />
offenem Verdeck bei Rot an einer Ampel stand, bemerkte<br />
ich, dass viele Leute, Touristen, aber auch Pariser, zu mir<br />
herüberlächelten. Ich war schon auf die nächste Ampel<br />
gespannt, um zu sehen, was wohl passieren würde. Und<br />
tatsächlich wiederholte sich überall dasselbe. Da machte es<br />
in meinem Kopf klick: Wenn die Leute zu diesem Auto fast<br />
eine Beziehung wie zu einem Freund haben, müsste es doch<br />
eine Möglichkeit geben, ihnen eine Freude zu machen und<br />
gleichzeitig ein Unternehmen zu gründen. So wurde die<br />
Idee zu « 4 roues sous un parapluie » geboren. »<br />
Die Idee von Florent Dargnies ist einfach, aber wie bei<br />
allen guten Ideen musste erst einmal einer darauf kommen.<br />
Schnell gelang es ihm, ein wenig Geld zu sammeln, seine<br />
Freunde und seine Familie zu überzeugen, moralische Unterstützung<br />
in seiner Umgebung zu finden und, das Wichtigste,<br />
die notwendigen 2CVs aufzutreiben. Das war am<br />
Anfang nicht einfach: « In Paris – inzwischen gibt es das<br />
Unternehmen übrigens auch in Lyon – können wir heute<br />
unseren Kunden zehn Autos zur Verfügung stellen und ab<br />
<strong>November</strong> sogar rund 20. Aber es war nicht einfach, die<br />
Fahrzeuge aufzutreiben, vor allem am Anfang nicht, als<br />
uns noch keiner kannte. Die Verkäufer sind nämlich oft<br />
besessene Leute, die ihr Auto<br />
lieben und es nicht gerade jedem<br />
verkaufen. Inzwischen weiß der<br />
Kreis der echten 2CV-Fans genau,<br />
wer wir sind und das ändert alles.<br />
Das nächste Auto, das ich kaufe,<br />
gehört zum Beispiel jemandem,<br />
der richtig froh ist, es mir zu verkaufen.<br />
Für ihn wird sein Auto so<br />
eine zweite Jugend erleben… Es<br />
ist schon sonderbar, wenn ich spüre, was für eine Leidenschaft<br />
dieses Auto weckt. Man verliebt sich einfach darin. »<br />
Man sollte übrigens nicht denken, eine Ente sei nicht<br />
komfortabel. Alle Autos der Firma sind mit einem zurückklappbaren<br />
Verdeck ausgestattet, so dass ein großartiger<br />
Panoramablick auf die Hauptstadt genossen werden kann.<br />
Bei Regen würde man fast lieber einen Schirm aufspannen<br />
– wie der Namen des Unternehmens es nahelegt, als<br />
das Verdeck zu schließen, um sich an diesem nostalgischen<br />
Ambiente zu erfreuen. Auf dem Rücksitz macht man es sich<br />
auf weichen Samtkissen gemütlich und entdeckt auf ganz<br />
neue Art Paris. Am Steuer sitzt ein Chauffeur, der mit Begeisterung<br />
dabei ist: « Für mich war es sehr wichtig », erklärt<br />
der junge Unternehmer, « dass der Chauffeur Paris wirklich<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
kennt, dass er gebildet ist, besonders freundlich und vor<br />
allem sehr motiviert. Wir bieten zahlreiche Rundfahrten<br />
an und unsere Kunden kommen sowohl aus dem Ausland<br />
als auch aus der französischen Provinz oder der Hauptstadt<br />
selbst. Man muss Sehenswertes erklären, Neugier wecken,<br />
den Leuten aber auch Zeit geben, die Stadt in Ruhe zu bewundern,<br />
oder Verliebten ihre Zweisamkeit lassen… ».<br />
Wer hätte nicht Lust, in den Armen seiner oder seines<br />
Liebsten bequem im Fond dieser Autolegende durch das<br />
Lichtermeer von Paris zu fahren? Routen gibt es genug:<br />
« Paris éternel », das ewig junge Paris mit seinen klassischen<br />
Sehenswürdigkeiten wie Eiffelturm, Champs-Elysées, Triumphbogen,<br />
Louvre, Notre Dame, Ile de la Cité, Trocadéro,<br />
Invalidendom etc.; « Paris méconnu », das unbekannte Paris<br />
mit seinen versteckten Schönheiten oder « Paris Champêtre »,<br />
eine Fahrt zu den Gärten und Parks. Aber jeder kann seine<br />
Fahrtroute auch nach eigenem Geschmack zusammenstellen.<br />
Das kleine Team freut sich auf Vorschläge. « Wenn<br />
jemand auf einer Tour an einem bestimmten Ort vorbeifahren<br />
will, erfüllt der Fahrer den Wunsch, sofern es keine<br />
besonderen Umstände macht », verspricht Florent Dargnies.<br />
« Auf alle Fälle steht die Ente zur individuellen Routenplanung<br />
bereit. Es werden maximal drei Kunden befördert. Sie<br />
können natürlich anhalten, wenn Sie zum Beispiel Fotos<br />
machen wollen. Wir geben Ihnen auch Tipps, empfehlen<br />
ein gutes Restaurant oder Hotel und sagen Ihnen, welche<br />
kulturellen Veranstaltungen einen Besuch lohnen. »<br />
Am Anfang der Autolegende stand Pierre Jules Boulanger,<br />
Leiter der Entwicklungsabteilung von Citroën. Er<br />
bedauerte 1934, dass ein Automobil nicht für jeden erschwinglich<br />
war. Deshalb entwarf er ein einfaches, volkstümliches<br />
Auto, ohne viel Komfort, das aber praktisch war<br />
und in das mehrere Personen passten, sogar noch mit Gepäck.<br />
1937 wurde der erste Prototyp gebaut. Citroën wollte<br />
das Modell aber noch verbessern und hielt es einige Jahre<br />
lang geheim. Die offizielle Vorstellung in der Öffentlichkeit<br />
war für die Automobilausstellung im Oktober 1939 geplant.<br />
Aber aufgrund des Kriegsausbruchs fiel diese aus. Deshalb<br />
musste die Bevölkerung bis zur Ausstellung im Jahr 1948<br />
Exklusiv:<br />
Erleben Sie das Fokusthema dieser Ausgabe « Weihnachtsshopping in Paris » an<br />
Bord eines 2CV. Sie erhalten 10 Prozent Rabatt.<br />
4 roues sous un parapluie und Frankreich erleben schlagen Ihnen gemeinsam<br />
eine Rundfahrt von eineinhalb Stunden mit der Ente durch Paris vor. Dabei<br />
erleben Sie die großen Höhepunkte unseres Fokusthemas: Avenue Montaigne,<br />
Champs-Elysées, Place de la Concorde, Palais-Royal, Place Vendôme, die<br />
großen Kaufhäuser etc. Ihr Chauffeur zeigt Ihnen gern die beliebtesten<br />
Einkaufsviertel von Paris!<br />
Weisen Sie bei der Buchung darauf hin, dass Sie die Rundfahrt « Frankreich<br />
erleben » wünschen. Sie erhalten dann automatisch 10 Prozent Rabatt. Weitere<br />
Informationen dazu in den Reise-Infos auf Seite 36.<br />
warten, um ein Auto kennenzulernen, das zu einem Mythos<br />
werden sollte.<br />
Man kann sich gut vorstellen, dass Pierre Jules Boulanger<br />
staunen würde, aber auch seinen Spaß daran hätte, wenn<br />
er sähe, wie der 2-Chevaux, wie ihn die Franzosen nennen,<br />
heute zum Star für Besichtigungstouren in der Hauptstadt<br />
wird. « Man muss schon sagen », wirft Florent Dargnies<br />
lächelnd ein, « dass es manchmal lustige Situationen gibt.<br />
Wenn wir etwa vor dem Crillon oder dem Ritz einen Kunden<br />
abholen sollen. Die Hotelportiers sind immer begeistert,<br />
wenn sie uns inmitten der großen Limousinen vorfahren<br />
sehen, die Stimmung<br />
ist einfach<br />
toll! Es gibt viele<br />
kleine Anekdoten<br />
zu erzählen.<br />
Ein deutsches<br />
Ehepaar bat uns<br />
einmal, zur Feier<br />
ihres 15. Hochzeitstags<br />
15 Runden<br />
mit ihnen<br />
um den Arc de<br />
Triomphe zu fahren.<br />
Eine Dame<br />
wollte, dass ein<br />
Chauffeur ihren Mann überraschend von der Arbeit abholt<br />
und ihm ein Päckchen überreicht, bevor er ihn zum Krankenhaus<br />
bringt, wo sie ihre erste Ultraschalluntersuchung<br />
hatte. Im Paket waren Babyschühchen. »<br />
Zurzeit entwickelt sich das Unternehmen von Florent<br />
Dargnies gut und die Motivation ist unverändert hoch. Das<br />
Mitarbeiterteam hält, auch wenn es wächst, an seiner ehrgeizigen<br />
Strategie fest, mit den Kunden vor allem wirkliche<br />
Glücksmomente in den Straßen von Paris zu teilen. « Nach<br />
der Uni bin ich ein Risiko eingegangen, das ist richtig. »,<br />
erzählt der Unternehmer. « Und es ist nicht immer leicht.<br />
Die Hauptschwierigkeiten liegen darin, dass man ausdauernd,<br />
beharrlich sein muss, dass es einem gelingen<br />
muss, die anfängliche Begeisterung<br />
beizubehalten, aber wenn das klappt,<br />
kann man Berge versetzen! Natürlich<br />
ist es mein Ziel, davon zu leben, aber<br />
auch Paris zu zeigen. Wenn die Kunden,<br />
die aus aller Welt kommen, uns<br />
sagen, dies sei für sie die schönste<br />
Erinnerung an ihren Parisaufenthalt,<br />
denke ich, dass das schon viel bedeutet<br />
und dass es genial ist, so viel erreicht<br />
zu haben! Heute bin ich noch<br />
genauso motiviert und ich weiß, dass<br />
man diese Motivation nicht verlieren<br />
darf. » Wir von Frankreich erleben sind<br />
auf jeden Fall von diesen Prinzipien<br />
überzeugt und wünschen dem kleinen<br />
Team viel Glück.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 35
Fokus Paris<br />
Rue De Rome<br />
16 .<br />
15.<br />
17.<br />
Avenue Hoche<br />
8. 9. 10 .<br />
2.<br />
1. 3.<br />
4.<br />
7.<br />
6.<br />
5.<br />
Rue de Faubourg St Honoré<br />
Avenue George V<br />
14.<br />
18 .<br />
13 .<br />
19.<br />
11.<br />
Avenus de Friedland<br />
12 .<br />
20.<br />
Avenue des Champs Élysées<br />
Avenue Montaigne<br />
Boulevard de Courcelles<br />
LA SEINE<br />
Rue<br />
Boulevard Haussmann<br />
la Boétie<br />
Rond-Point<br />
des<br />
Chamos-Élysées<br />
Avenue Gabriel<br />
Avenue<br />
Montaigne<br />
Avenue des Champs Élysées<br />
Boulevard des Batignolles<br />
Boulevard Malesherbes<br />
Rue De Rome<br />
Boulevard Haussmann Boulevard Haussmann<br />
Rue la Fayette<br />
Bd de la Madeleine BD des Capucines Bd des Italiens<br />
Rue de Rivoli<br />
Rue Saint Lazare<br />
Rue de Faubourg St Honoré Rue de Faubourg St Honoré<br />
Place de la<br />
Concorde<br />
Place<br />
de l’Europe<br />
Rue Royale<br />
Gare<br />
St-Lazare<br />
Rue de Liège<br />
Rue Londres<br />
Printemps<br />
Rue de Clichy<br />
R. Joubert<br />
R d Capucin es Rue de Casanova<br />
Rue du R. Mar St Honoré<br />
Place<br />
Max<br />
Rue Ballu<br />
Rue Moncey<br />
Rue<br />
Rue St Roch<br />
Rue de Douai<br />
Rue Blanche<br />
R le Grand<br />
Rue de Provence<br />
Avenue de l’Opéra<br />
Rue Fontaine<br />
Rue Chaptal<br />
R de La Rochefoucauld<br />
Rue St Lazare<br />
de Chateaudun<br />
Rua de la Victoire<br />
Galeries<br />
Lafayette<br />
Place<br />
Blanche<br />
Boulevard de Clichy<br />
Rue de Richelieu<br />
Palais-Royal<br />
Rue Saint Honoré<br />
Rue de Rivoli<br />
Rue Croix de petits Champs<br />
Quai des TuileriesQuai du Louvre<br />
Quai d’Orsay<br />
Quai d’Orsay<br />
Quai Anatole France<br />
Boulevard Saint Germain<br />
Avenue de la Bourdonnais Avenue Duquesne<br />
Avenue Rapp<br />
Avenue Bosquet<br />
Avenue de la Motte Picquet<br />
Avenue de Suffren<br />
Rue du Laos Rue Cambronne<br />
Rue Saint Dominique<br />
Rue de Grenelle<br />
Boulevard Garibaldi<br />
Avenue de Saxe<br />
Rue des Volontaires<br />
Boulevard de la Tour Maubourg<br />
Place des Invalides<br />
Avenue de Tourville<br />
Boulevard des Invalides<br />
Rue Lecourbe Rue de Sèvres<br />
Rue<br />
Rue de Babylone<br />
Saint Dominique<br />
Rue de Grenelle<br />
Rue de Sèvres<br />
Rue de VaugirardRue de Vaugirard<br />
Rue de Lille<br />
Boulevard Raspail<br />
Bon Marché<br />
Quai Voltaire Quai Malaquais<br />
Rue de l’Universiité Rue Jacob<br />
Rue de Grenelle<br />
Quai de Conti<br />
Boulevard Saint GermainBoulevard Saint Germain<br />
Rue de Sèvres Rue du Four<br />
Rue Notre Dame<br />
Rue de Vaugirard<br />
Rue de Rennes Rue de Rennes<br />
R d<br />
Rue<br />
de<br />
Vieux Colombier Rue Saint Sulpice<br />
Buci Rue Saint André des Arts<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong><br />
Rue de<br />
Dudot R Dr Roux<br />
B<br />
Avenu<br />
d Mouchotte<br />
R C<br />
des Champs<br />
Boulevard du Montparnasse<br />
R Huyghens<br />
Rue d’Assas
Anreise<br />
Flugzeug: Paris ist eine der großen<br />
Drehscheiben des Luftverkehrs in<br />
Europa. Dementsprechend gut ist<br />
auch die Anbindung aus Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz, von wo aus<br />
zahlreichen Städten meist mehrmals<br />
täglich Direktverbindungen nach Paris<br />
bestehen. Dominiert wird der Markt<br />
unverändert von den klassischen<br />
Linienfluggesellschaften Air France,<br />
Lufthansa, Swiss und Austrian. In<br />
letzter Zeit bieten aber auch Low-<br />
Cost-Airlines vermehrt Verbindungen<br />
in die französische Hauptstadt an,<br />
etwa Air Berlin, HLX, Germanwings<br />
und easyJet. Paris verfügt über zwei<br />
internationale Flughäfen, Roissy-CDG<br />
und Orly. Während Orly vor allem<br />
dem Inlandsverkehr dient, landen<br />
die Maschinen von Air France aus<br />
Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz sowie von Lufthansa, Austrian<br />
und Swiss in Roissy-CDG. Einige Billigfluggesellschaften<br />
haben aber auch<br />
Orly als Zielflughafen. Beide Flughäfen<br />
lassen sich ohne Probleme mit dem<br />
öffentlichen Nahverkehr erreichen.<br />
Außerdem betreiben sowohl Air France<br />
(Cars Air France) als auch die Pariser<br />
Verkehrsbetriebe RATP (Roissybus bzw.<br />
Orlybus) Busverbindungen von den<br />
Flughäfen in die Innenstadt. Die Fahrt<br />
mit dem Taxi ist eher teuer. Achtung vor<br />
illegalen Taxianbietern!<br />
Bahn: Mit dem Hochgeschwindigkeitszug<br />
Thalys lässt sich Paris bequem in<br />
vier Stunden aus Köln mit Zwischenhalt<br />
in Aachen erreichen. Auch aus Süddeutschland<br />
bestehen direkte EC-<br />
Verbindungen, die ab nächsten Sommer<br />
durch ICE- und TGV-Züge ersetzt<br />
werden. Aus der Schweiz fährt man<br />
bequem mit dem TGV-Ableger Lyria<br />
in die französische Hauptstadt. Außerdem<br />
bestehen aus Österreich und<br />
Deutschland Nachtzugverbindungen<br />
an die Seine.<br />
Auto: Aus dem norddeutschen Raum<br />
erreicht man Paris am besten über<br />
Belgien und die A1 (Lille-Paris), aus<br />
Süddeutschland und Österreich über<br />
die A4 (Metz-Paris) und aus der Schweiz<br />
über die A6 (Dijon-Paris) oder alternativ<br />
über die A5. Berlin-Paris ca. 1.<strong>06</strong>0 km,<br />
Köln-Paris ca. 500 km, Wien-Paris ca.<br />
1.240 km, Zürich-Paris ca. 660 km.<br />
Paris im Internet<br />
www.parisinfo.com<br />
www.paris.fr<br />
Grands magasins<br />
Galeries Lafayette<br />
40, boulevard Haussmann<br />
75009 Paris<br />
Mo – Sa 9.30 – 19.30 Uhr<br />
Do bis 21.00 Uhr<br />
www.galerieslafayette.com<br />
Printemps<br />
64, boulevard Haussmann<br />
75009 Paris<br />
Mo – Sa 9.35 – 19.00 Uhr<br />
Do bis 22.00 Uhr<br />
www.printemps.com<br />
Bon Marché<br />
24, rue de Sèvres<br />
75007 Paris<br />
Mo – Mi & Fr 9.30 – 19.00 Uhr<br />
Do 10.00 – 21.00 Uhr<br />
Sa 9.30 – 20.00 Uhr<br />
www.lebonmarche.fr<br />
Palais-Royal<br />
Es gibt mehrere Eingänge:<br />
Place du Palais-Royal,<br />
Rue de Montpensier,<br />
Rue de Beaujolais,<br />
Rue de Valois.<br />
Die Gärten sind täglich von 7.30 bis<br />
20.30 Uhr geöffnet.<br />
Die Öffnungszeiten der Geschäfte in<br />
den Arkadengängen sind unterschiedlich.<br />
In der Regel von 9.30 bis 18.00 Uhr,<br />
einige sind sonntags und montags geschlossen.<br />
Die Adressen der beschriebenen<br />
Geschäfte finden Sie direkt im Artikel.<br />
Rundfahrt in einer Ente<br />
Quatre roues sous un parapluie<br />
Telefon aus Frankreich:<br />
0800 800 631 (kostenlos)<br />
Telefon aus dem Ausland:<br />
+ 33 (0)6 67 32 26 68<br />
Information und Buchung im Internet:<br />
www.4roues-sous-1parapluie.com<br />
Preise:<br />
54 € pro Person bei 3 Fahrgästen bzw.<br />
79 € pro Person bei 2 Fahrgästen für<br />
eine Rundfahrt von 1,5 Stunden im 2CV<br />
durch Paris.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 37
Kulturschock<br />
Sag’ mir, was du<br />
mit deiner Flasche<br />
machst,<br />
und ich<br />
sag’ dir,<br />
wer du bist...<br />
Alles fing in der Küche an. Ich bin noch keine 24 Stunden<br />
in Heidelberg angekommen, meine Koffer sind noch<br />
nicht ausgepackt und – nicht wirklich ausgeschlafen<br />
– schaue ich aus dem Fenster und betrachte die waldigen<br />
Hügel der Stadt im Neckartal. Mein Auslandssemester<br />
im Rahmen eines Austauschprogramms mit meiner<br />
Heimatstadt Toulouse beginnt erst nächste Woche, genug<br />
Zeit also, um sich in Ruhe einzurichten. Ich teile<br />
ein kleines Apartment mit Micha, eine « WG » nennt<br />
man das wohl. Micha kommt aus dem Norden Deutschlands,<br />
aus Trittau. Gestern Abend hat sie mir erklärt,<br />
dass sich der Ort in der Nähe von Hamburg befindet.<br />
Ich traute mich nicht, zuzugeben, dass ich ein wenig<br />
Probleme habe, mir die Lage auf einer Landkarte genau<br />
vorzustellen. Aber ich werde das bald in einem Atlas nachschauen.<br />
Sie wusste dagegen sofort, wo sich Toulouse im<br />
Süden Frankreichs befindet. Sie war sogar schon einmal<br />
dort und erzählte mir, dass sie die für die Stadt typischen<br />
orangeroten Ziegelsteine sehr schön fände.<br />
Ich stehe also in der Küche und beschließe, mich ein<br />
wenig nützlich zu machen. Gestern Abend wurde es spät<br />
und dementsprechend sieht die Küche heute Morgen aus.<br />
Ich beginne, ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen.<br />
Es dauert nicht lange, und ich habe das meiste aufgeräumt.<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Der Tisch ist wieder leer und das schmutzige Geschirr abgewaschen.<br />
Ein Blick in die Schränke versichert mir, dass Micha<br />
und ich wohl recht ähnliche Vorstellungen von Ordnung haben.<br />
Ein guter Anfang für ein Zusammenwohnen. Doch als<br />
ich die Küche gerade verlassen will, fällt mein Blick auf eine<br />
leere Plastikflasche auf der Küchenablage. Ich muss sie beim<br />
Aufräumen übersehen haben. Als ich entdecke, dass es sich um<br />
eine Volvic-Flasche handelt, muss ich lächeln. Es ist verrückt<br />
festzustellen, wie die kleinste Erinnerung an die Heimat in<br />
der Fremde ein Gefühl des « Zuhauseseins » auslöst. Für mich<br />
steht fest, wenn Micha Volvic trinkt, muss sie ganz bestimmt<br />
ein toller Mensch sein.<br />
Wie automatisch nehme ich die Flasche und drücke sie<br />
fest zusammen, so wie ich es immer in Frankreich<br />
mache. Man muss dabei erst den Verschluss<br />
öffnen, dann die Flasche zwischen<br />
den Händen komprimieren<br />
und schnell wieder verschließen,<br />
damit keine Luft einströmt<br />
und die Flasche wieder ihre<br />
Ausgangsform einnimmt.<br />
Und wie immer in diesem<br />
Augenblick,<br />
fühle ich diesen<br />
Stolz, etwas<br />
Gutes für die<br />
Umwelt getan zu<br />
haben. Schließlich<br />
nimmt die<br />
Flasche nun bedeutend<br />
weniger<br />
Platz im Mülleimer<br />
ein.<br />
Allerdings bin<br />
ich etwas verwundert,<br />
dass meine Mitbewohnerin<br />
plötzlich aus<br />
dem Badezimmer gestürmt<br />
kommt. Ihre Haare sind noch<br />
ganz nass und ein eilig umschlungenes Handtuch bedeckt<br />
ihren Körper. Sie eilt zu mir und fragt, ob alles in Ordnung<br />
sei. « Was ist passiert », erkundigt sie sich besorgt. Sie muss<br />
wohl das Geräusch vom Zusammendrücken der Volvic-Flasche<br />
gehört haben. Es stimmt, vielleicht haben Sie es noch<br />
nicht versucht, aber das Komprimieren einer Plastikflasche<br />
geht nicht gerade lautlos vor sich. Aber wir in Frankreich<br />
kennen dieses Geräusch. Es ist Bestandteil des Alltags geworden.<br />
Ich erkläre also Micha, dass alles in Ordnung sei<br />
und dass ich nur dabei bin, ein wenig die Küche aufzuräumen.<br />
Es besteht folglich kein Grund zur Sorge.<br />
Ihr Blick fällt jedoch auf die klein gedrückte Flasche in<br />
meinen Händen und ihr Gesicht zeigt plötzlich Entsetzen.<br />
« Bist Du denn wahnsinnig? Was machst du denn da? »,<br />
motzt sie mich an. Für den Moment weiß ich nicht, was<br />
ich sagen soll. « Äh, ich wollte gerade die Flasche entsorgen<br />
», antworte ich ein wenig schüchtern. Micha nimmt<br />
daraufhin meine Hand und führt mich in den Flur. Dort,<br />
in einer Ecke neben dem Schuhschrank, steht eine große<br />
längliche Holzkiste. Sie hebt die Abdeckung hoch und<br />
gut 20 Volvic-Flaschen kommen zum Vorschein, alle fein<br />
säuberlich in blauen Kisten aus Plastik verstaut, auf denen<br />
sogar der Name der Marke prangt. « Siehst du », sagt Micha<br />
bestimmend, « dieses ist der Friedhof unserer leeren Wasserflaschen.<br />
Wie kommst du nur auf die Idee, sie kaputt zu<br />
machen? Das muss doch recycelt werden. Und wir müssen<br />
das Pfand zurückbekommen. »<br />
Ich gebe zu, für einen Augenblick fühle ich mich ein<br />
wenig idiotisch mit meiner zerdrückten Flasche in der<br />
Hand. Ich versuche, sie wieder auseinanderzuziehen, ihr<br />
ein wenig die ursprüngliche Form zurückzugeben. Doch<br />
vergebens, für diese Flasche kommt jede Hilfe zu spät. Ich<br />
fühle mich wie ein Kind, das gerade eine große Dummheit<br />
begangen hat. Das Gefühl verstärkt sich noch dadurch,<br />
dass ich nicht so recht verstehe, was mir das Wort « Pfand »<br />
sagen soll. Habe ich etwas so Schlimmes begangen? Nach<br />
Michas Gesichtsausdruck muss es sehr schlimm sein, mit<br />
« Pfand » spaßt man wohl nicht.<br />
Als wir dann schließlich zum Frühstücken kommen, lachen<br />
wir bereits über die kleine Anekdote vom Morgen. Es war<br />
in der Tat der erste kulturelle Unterschied, den wir zusammen<br />
erleben konnten. Ich erkläre Micha, dass seit ein paar Jahren<br />
in Frankreich die Plastikflaschen endlich recycelt werden. Wir<br />
werfen sie in spezielle Mülltonnen und damit die Flaschen<br />
nicht zuviel unnötigen Platz einnehmen, werden sie zuvor<br />
klein gedrückt. In Frankreich heißt dies die « zivile Geste ».<br />
Die Bürger sollen durch ihr Engagement der Platzreduzierung<br />
Umweltbewusstsein zeigen. Es ist fast ein nationaler Sport geworden.<br />
Jeder hat seine eigene Technik. Manche drücken mit<br />
den Händen, andere stellen die Flasche zuvor auf einen Tisch<br />
oder wieder andere – wie meine Großmutter – stellen sich mit<br />
ihren Füssen auf die Plastikflasche. Die großen französischen<br />
Wasserhersteller taten das ihrige, um das Komprimieren zu<br />
erleichtern. Einige werben sogar damit, dass sich ihre Flaschen<br />
besonders leicht zusammenpressen lassen. So wie die<br />
Knautschzone beim Auto, wird die Flasche so gestaltet, dass<br />
man sie leicht klein drücken kann. Ein echtes Verkaufsargument<br />
links des Rheins.<br />
Heute sitze ich aber am Frühstückstisch in Heidelberg,<br />
in einem anderen Land mit anderen Sitten. Ich lerne, dass<br />
man hier seine Flaschen zum Händler zurückbringen muss<br />
und dafür als « Belohnung » sein Pfand zurückbekommt.<br />
Warum nicht? Ich werde mich auch daran gewöhnen. Versprochen<br />
Micha!<br />
In unserer letzten Ausgabe haben Sie vielleicht erkannt, dass<br />
es sich um eine Zeichnung im Stile von Matisse gehandelt<br />
hat, eine Reminiszenz an sein Werke « La Danse ». Heute<br />
präsentieren wir Ihnen ein Objekt, welches von einem in<br />
Marseille geborenen Bildhauer inspiriert ist. Ein kleiner Tipp:<br />
Er hat die Trophäe eines bekannten französischen Filmpreises<br />
kreiert, die heute seinen Namen trägt.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 39
Frankreich Heute Parti Socialiste<br />
Parti Socialiste vor dem Wahljahr 2007:<br />
Und sie bewegt sich doch!<br />
Seit einigen Monaten scheint Frankreich in der politischen Ungewissheit zu erstarren.<br />
Jeder versucht, die kleinste Bemerkung oder Geste seines politischen Gegners zu<br />
deuten und zu analysieren. Dieses ist im politischen Geschehen nichts Unbekanntes.<br />
Es ist aber neu, in welchem Ausmaß es momentan die jeweils eigenen politischen Lager<br />
betrifft. Alle Parteien sind davon betroffen, eine jedoch ganz besonders: die derzeit<br />
größte Oppositionspartei, die Parti Socialiste (PS), Frankreichs Pendant zur deutschen<br />
SPD oder österreichischen SPÖ. Ihr Ziel ist hoch: 2007 die Präsidentschaftswahl<br />
zu gewinnen und die Konservativen aus der Machtposition zu verdrängen. Doch der<br />
Weg ist steinig. Parteiinterne Querelen, persönliche, sich gegenüberstehende Ambitionen<br />
einiger Spitzenpolitiker, nichts scheint der Partei zurzeit erspart zu bleiben. « Und sie<br />
bewegt sich doch », könnte man dennoch mit den berühmten Worten Galileis sagen...<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Franzosen sind passionierte<br />
Menschen, und die Politik ist<br />
in der Lage, ihre Leidenschaft<br />
zu entflammen. Wenn es sich jedoch<br />
um die Präsidentschaftswahlen handelt,<br />
die seit 2002 inzwischen alle<br />
fünf Jahre stattfinden, dann kann die<br />
politische Lage leicht unübersichtlich<br />
werden. Schon viele Monate im Vorfeld,<br />
oder wie dieses Mal gar über ein<br />
Jahr, drehen sich die politischen Diskussionen<br />
nur noch um ein Thema:<br />
die Wahl und ihre Kandidaten. Die<br />
Tageszeitungen berichten seitenlang<br />
über potentielle oder angebliche Bewerber<br />
für das höchste Staatsamt, im<br />
Fernsehen reiht sich eine Diskussionsrunde<br />
an die nächste und die<br />
Meinungsforschungsinstitute versuchen<br />
sich gegenseitig mit sensationellen<br />
Erkenntnissen zu übertrumpfen.<br />
Kurzum, das Land scheint nur<br />
noch an eine Sache zu denken – und<br />
natürlich erst recht die politischen<br />
Parteien.<br />
Die schwierige<br />
Suche nach Einigkeit<br />
Während es die aktuelle Regierung<br />
kaum noch schafft, ihre internen<br />
Streitigkeiten vor dem Wahlvolk zu<br />
vertuschen, und Jacques Chirac am<br />
Ende seiner Amtszeit immer größere<br />
Probleme damit hat, die unverblümten<br />
Ambitionen seines Widersachers Nicolas<br />
Sarkozy, momentaner Innenminister<br />
und Präsidentschaftskandidat,<br />
im Zaun zu halten, ist auch im linken<br />
Lager die Situation alles andere als<br />
übersichtlich. Die Parti Socialiste<br />
schaffte es ebenso wenig wie die Konservativen,<br />
ein geschlossenes Bild nach<br />
außen zu bieten. Immer wieder kamen<br />
kleine Zwistigkeiten an den Tag, und<br />
gezielt verteilte Störfeuer sollten die<br />
parteiinternen Konkurrenten aus der<br />
Bahn werfen. In beiden politischen<br />
Lagern scheint man von einer internen<br />
Einigkeit weit entfernt zu sein.<br />
Über all dem schwebt die traurige<br />
und beängstigende Erinnerung an die<br />
Wahlen von 2002, als es zum ersten<br />
Mal in der Geschichte des Landes der<br />
rechtsextreme Jean-Marie Le Pen mit<br />
16,86 Prozent der Stimmen im ersten<br />
Wahlgang gegenüber 16,18 Prozent<br />
der Stimmen für Lionel Jospin, dem<br />
Kandidaten der PS, schaffte, neben<br />
Jacques Chirac in die zweite Wahlrunde<br />
zu gelangen. Ein Schock ging<br />
durchs gesamte Land. Das Volk hatte<br />
plötzlich nur noch die Wahl zwischen<br />
konservativ oder rechtsextrem.<br />
Medien, Politiker und Prominente<br />
riefen zum Kampf gegen<br />
rechts auf. Alle Parteien, außer<br />
der ebenfalls rechtsextremen<br />
MNR von Bruno Mégret, die<br />
natürlich Le Pen unterstütze,<br />
und der kommunistischen<br />
Lutte Ouvrière, die sich weigerte,<br />
einen Kandidaten wie<br />
Jacques Chirac zu tragen,<br />
gaben eine Wahlempfehlung<br />
zugunsten des konservativen<br />
Politikers, der bereits seit sieben<br />
Jahre das Präsidentenamt<br />
innehatte. So wurde Chirac im<br />
zweiten Wahlgang schließlich<br />
mit einem rekordverdächtigen<br />
Ergebnis von 82,21 Prozent<br />
zum Präsidenten gewählt. Das<br />
höchste Ergebnis, das je in<br />
der Fünften Republik erzielt<br />
wurde.<br />
Dieses unrühmliche Ereignis<br />
der neueren französischen<br />
Vergangenheit ist seitdem als<br />
große Warnung in die Köpfe<br />
der Franzosen eingebrannt.<br />
Man sollte eigentlich vermuten,<br />
dass allein schon deshalb der<br />
politische Wille groß genug sein sollte,<br />
sich um die beiden demokratischen<br />
Hauptlager zu versammeln. Und dennoch,<br />
die internen Streitigkeiten wollen<br />
kein Ende nehmen, und niemand<br />
kann so wirklich voraussagen, ob es bis<br />
zum nächsten Jahr eine Einigung auf<br />
beiden Seiten geben wird.<br />
Nur eine Sache ist bis jetzt sicher:<br />
Das Mandat des derzeitigen Präsidenten<br />
Jacques Chirac endet am 16.<br />
Mai 2007 um Mitternacht. Nach dem<br />
Verfassungsrat sind zwei Termine für<br />
die Präsidentschaftswahl möglich. Die<br />
Sonntage 15. oder 22. April für den<br />
ersten Wahlgang und 29. April bzw. 6.<br />
Mai für den zweiten Wahlgang. Der<br />
Artikel 7 der französischen Verfassung<br />
legt nämlich fest, dass die Wahl des<br />
neuen Präsidenten zwischen 20 und 35<br />
Tage vor Ablauf der Amtszeit des vorangegangenen<br />
Präsidenten beginnen<br />
muss. Das Datum steht also mehr oder<br />
weniger fest, bleibt nur die Frage, zwischen<br />
welchen Kandidaten das Volk<br />
die Entscheidung treffen darf.<br />
Dominique Strauss-Kahn,<br />
ehemaliger Finanzminister.<br />
Laurent Fabius, ehemaliger, jüngster<br />
Premierminister Frankreichs.<br />
Eine Vielzahl von Kandidaten<br />
Die Parti Socialiste befindet sich<br />
an einer wichtigen Weichenstellung.<br />
Die bevorstehenden Wahlen lassen<br />
dabei auch diverse persönliche Ambitionen<br />
ans Licht treten, neben der Bestimmung,<br />
welchen politischen Kurs<br />
man in Zukunft fahren möchte. Ob es<br />
um die zukünftige Europapolitik, die<br />
Herausforderungen der Globalisierung<br />
oder die gesellschaftspolitische Fragestellungen<br />
wie das Adoptionsrecht<br />
für homosexuelle Eltern geht, es liegt<br />
viel Zündstoff in der Luft. Zwar hat<br />
die Partei es geschafft, lange Zeit über<br />
ein politisches Konzept für 2007 zu<br />
diskutieren und dieses auch den Franzosen<br />
im Laufe der Monate vorzustel-<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 41
Frankreich Heute Parti Socialiste<br />
Linke Sitzhälfte in der Assemblée Nationale.<br />
Abstimmung über das Programm<br />
für 2007 am 4. Juli 20<strong>06</strong>.<br />
François Hollande, Parteivorsitzender der PS.<br />
len, doch die essentielle Frage, welches<br />
Gesicht dieses Programm visualisieren<br />
soll, blieb offen.<br />
Jedes Jahr im August versammeln<br />
sich die Parteigenossen der PS an<br />
der Atlantikküste in La Rochelle zur<br />
sogenannten Sommeruniversität. Es<br />
ist traditionell ein Forum, wo Spitzenpolitiker<br />
und Parteimitglieder der<br />
Basis leidenschaftlich miteinander<br />
diskutieren können, wo Ideen und Zukunftskonzepte<br />
ausgetauscht werden<br />
und auch Kontroversen zur Sprache<br />
kommen dürfen. Doch in diesem<br />
Sommer schien die Arbeit der einzelnen<br />
Arbeitsgruppen der Sommeruniversität<br />
in Vergessenheit zu geraten,<br />
denn alles drehte sich um die Frage<br />
der potentiellen Kandidaten. Ségolène<br />
Royal, ihr Lebensgefährte und Parteivorsitzender<br />
François Hollande, Lionel<br />
Jospin, Laurent Fabius, Dominique<br />
Strauss-Kahn, Jack Lang..., die Liste<br />
möglicher Kandidaten war lang und<br />
die Reporterteams aus Frankreich und<br />
der ganzen Welt fielen über sie her, auf<br />
der Suche nach Antworten. Ein verschärftes<br />
Sicherheitssystem, eine beeindruckende<br />
Präsenz von Bodyguards<br />
und Parteikämpfer, die den einen oder<br />
anderen Spitzenpolitiker auspfiffen<br />
oder lautstark unterstützten – es war<br />
unverkennbar, dass sich in der<br />
PS einiges bewegte und dass<br />
sich die Sommeruniversität<br />
20<strong>06</strong> von denen der Vorjahre<br />
unterschied.<br />
Eine Vorwahl<br />
als Lösung<br />
Nach vielen internen Debatten<br />
und einigem Zögern<br />
bestätigte François Hollande<br />
schließlich, dass die Kandidatenfrage<br />
durch eine parteiinterne<br />
Vorwahl gelöst werden<br />
solle. Es mag eine simple, auf<br />
der Hand liegende Lösung<br />
sein. Doch in der Geschichte<br />
der Parti Socialiste hat eine<br />
solche Wahl bisher erst einmal<br />
stattgefunden: Im Jahre 1995,<br />
als sich Lionel Jospin mit<br />
65,85 Prozent der Stimmen<br />
der Parteimitglieder gegenüber<br />
seinem Herausforderer,<br />
dem damaligen Parteivorsitzenden<br />
Henri Emmanuelli,<br />
der nur 34,15 Prozent erhielt,<br />
durchsetzte. Man kann deshalb<br />
sagen, dass das Ausrufen<br />
einer Vorwahl auch im Jahre<br />
20<strong>06</strong> noch als kleine Revolution<br />
gelten kann.<br />
Um den Prozess zu steuern,<br />
wurde der Ablauf der Vorwahl<br />
bis ins Detail festgelegt. Alle<br />
Bewerber hatten nur 87 Stunden,<br />
um ihre Kandidatur zu<br />
erklären, nämlich von Samstag,<br />
den 30. September, bis<br />
zum darauffolgenden Dienstag, den<br />
3. Oktober um 15.00 Uhr. Ab dann<br />
war der interne Wahlkampf vollends<br />
eröffnet. Und er dauert bis zum 16.<br />
<strong>November</strong>, wenn die Parteimitglieder<br />
endgültig abstimmen werden, wer sie<br />
2007 in die Präsidentschaftswahlen<br />
führen soll. Am 26. <strong>November</strong> folgt<br />
anschließend der Parteitag zur offiziellen<br />
Aufstellung des Siegers. Organisatorisch<br />
ist also alles geregelt. Der<br />
Prozess scheint fair und effizient.<br />
Einige der potentiellen Bewerber<br />
hatten auch schon im Vorfeld von ihrer<br />
möglichen Kandidatur wieder Abstand<br />
genommen. So etwa Lionel Jospin, der<br />
sich eigentlich nach der Niederlage<br />
2002 bereits aus dem aktiven Politikgeschehen<br />
verabschiedet hatte, für<br />
einige Wochen aber doch über ein politisches<br />
Comeback nachdachte. Oder<br />
auch François Hollande, der während<br />
der 87 Stunden zugunsten seiner Lebenspartnerin<br />
Ségolène Royal auf eine<br />
Bewerbung verzichtete. Dies war ohnehin<br />
ein Kuriosum, bei dem sich viele<br />
fragten, wie das Paar seine Konkurrenz<br />
um das Spitzenamt eigentlich privat<br />
lebte. Andere große Namen blieben<br />
im Ring, so dass die Parteimitglieder<br />
schließlich die Wahl zwischen drei<br />
Kandidaten haben: Laurent Fabius,<br />
Dominique Strauss-Kahn und Ségolène<br />
Royal. Doch daneben existiert<br />
noch eine andere wichtige Frage: Wird<br />
diese Vorwahl auch die politischen<br />
Intrigen beruhigen? Die kommenden<br />
Wochen werden es zeigen.<br />
Der Aufstieg von<br />
Ségolène Royal<br />
In Anblick der Fülle potentieller<br />
Kandidaten stach in den letzten Monaten<br />
ein Name immer wieder hervor.<br />
Ein Name, mit dem vorher eigentlich<br />
niemand gerechnet hatte – weder innerhalb<br />
noch außerhalb der Partei:<br />
Ségolène Royal. Diese engagierte<br />
Politikerin erhält beste Zustimmungswerte<br />
in den Meinungsumfragen. Sie<br />
ist Abgeordnete des Departements<br />
Deux-Sèvres und Präsidentin der<br />
Region Poitou-Charente und hat mit<br />
ihren oft unkonventionellen Äußerungen<br />
und Methoden die Urgesteine<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
der eigenen Partei<br />
auf dem falschen Fuß<br />
erwischt und mehr als<br />
überrascht.<br />
So schreckte<br />
die Mutter von vier<br />
Kindern nicht davor<br />
zurück, auch ihre<br />
eigene Partei durch<br />
manche Äußerung<br />
zu schockieren. Beispielsweise<br />
sprach<br />
sie davon, dass eine<br />
gerechte Ordnung in<br />
Frankreich wiederhergestellt<br />
werden<br />
müsse. Dies in einer<br />
Partei, in der allein<br />
das Wort « Ordnung »<br />
bereits Konnotationen<br />
einer konservativen<br />
Politik hervorruft<br />
und als eine Politik<br />
der Rechten gilt. Sie<br />
prangerte die Gewalt<br />
im Fernsehen an oder<br />
schlug die Einberufung<br />
krimineller Jugendlicher<br />
zum Militär<br />
vor. Madame la<br />
Présidente einer Region,<br />
in der sie übrigens<br />
Jean-Pierre Raffarin,<br />
Premierminister unter<br />
Chirac von 2002<br />
bis 2005, bevor er von<br />
Dominique de Villepin<br />
ersetzt wurde, bei<br />
den letzten Regionalwahlen<br />
im Jahre 2004<br />
sensationell ablöste,<br />
ließ sich nicht davon<br />
abhalten, ihre eigenen<br />
Visionen einer linken<br />
Politik zu entwickeln.<br />
Ihre große Stärke<br />
ist ihre Andersartigkeit.<br />
Sie hört dem<br />
Wahlvolk zu, ist nahe an den Problemen des Alltagslebens<br />
und zeigt sich selbst im Internet präsent, welches<br />
sogar Teil ihrer Wahlkampfstrategie wurde. Ohne Zweifel,<br />
Ségolène Royal legt einen anderen Politikstil als viele<br />
ihrer Konkurrenten an den Tag. Und wenn es nur ist,<br />
dass sich zum ersten Mal möglicherweise eine Frau um<br />
das höchste Amt im Staat bewirbt. Im Falle eines Sieges<br />
wäre dies eine weitere Revolution links des Rheins. Bleibt<br />
Ségolène Royal, Favoritin in der Vorwahl für den Präsidentschaftskandidaten der PS.<br />
schließlich abzuwarten, wie die Vorwahlen ausgehen und<br />
ob die Franzosen die Meinungsforschungstrends bestätigen.<br />
Aber wie auch immer die Sache weitergeht: Schon<br />
jetzt hat Ségolène Royal die politische Landschaft verändert<br />
und die politische Diskussion mit neuem Leben<br />
erfüllt. Und warum nicht am Ende die Wahl zur ersten<br />
Präsidentin Frankreichs? Schließlich gibt es auch schon<br />
eine Kanzlerin im Nachbarland…<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 43
Frankreich Heute Maison de la France<br />
Maison de<br />
la France<br />
Marketing für Frankreich<br />
Nach dem französischen Minister für Tourismus in Paris und dem Botschafter<br />
Frankreichs in Berlin führt uns unsere Serie über französische<br />
Institutionen dieses Mal nach Frankfurt am Main. Hier ist der Hauptakteur<br />
der touristischen Vermarktung Frankreichs in Deutschland beheimatet:<br />
das Maison de la France. Fabienne Javault, die neue Direktorin<br />
des französischen Fremdenverkehrsamtes, lud uns zu einem<br />
Besuch in ihr Büro ein.<br />
Bereits der Name « Maison de la France » versprüht<br />
französischen Charme. Man erwartet ein landestypisches<br />
Gebäude, ohne eigentlich zu wissen, wie<br />
dies denn genau aussehen müsste – ob mit einem Dach aus<br />
Schiefer wie in der Bretagne oder im Zentralmassiv oder<br />
vielmehr mit den typischen Dachziegeln aus der Provence.<br />
Vielleicht ist es auch ein klassisches Gebäude mit Sandsteinfassade,<br />
wie man es aus Paris kennt. Im Vorgarten könnte<br />
Lavendel blühen, oder Blumenkästen mit Geranien wie im<br />
Elsass die Hausfront verschönern. Fast glaubt man schon,<br />
den Duft von frischem Baguette erahnen zu können, so verlockend,<br />
aber auch klischeehaft kommt der Name dieser<br />
französischen Institution daher.<br />
In der Realität ist es jedoch die französische Fahne, die<br />
uns schon von weitem den Weg zum Maison de la France<br />
auf der schicken Zeppelinallee in einem Villenviertel von<br />
Frankfurt am Main den Weg weist. Das Gebäude ähnelt<br />
den Stadtvillen in der Nachbarschaft, die oft von Konsulaten<br />
und ähnlichen Einrichtungen mit Wunsch nach einem<br />
repräsentativen Umfeld genutzt werden. Die Fassade erstrahlt<br />
hell, und ein kleiner Garten umgibt das Haus. Die<br />
fünf Etagen der Villa teilt sich das Maison de la France mit<br />
dem französischen Generalkonsulat.<br />
Fabienne Javault empfängt uns mit einem freundlichen<br />
Lächeln. Sie hat gerade erst im Juli den Posten in Frankfurt<br />
übernommen, nachdem sie zuvor fast fünf Jahre das Büro<br />
in Österreich leitete und vor allem<br />
dessen Aktivitäten in Osteuropa<br />
aufbaute. Doch auch Belgien<br />
und die Niederlande gehören zu<br />
ihren Stationen. Denn beim französischen<br />
Fremdenverkehrsamt<br />
gelten ähnliche Regeln wie im diplomatischen<br />
Dienst. Man ist viel<br />
unterwegs und wechselt regelmäßig<br />
seinen Dienstort, um eine zu<br />
große « Routine » zu verhindern.<br />
« Ich fühle mich in Frankfurt sehr<br />
wohl », erzählt uns sofort Madame<br />
la Directrice, die sich von den meisten in der Branche einfach<br />
als Fabienne ansprechen lässt. « Neben der Tatsache,<br />
dass es eine schöne Stadt ist, sind die Menschen hier sehr<br />
freundlich und vor allem verständnisvoll, gerade weil meine<br />
Deutschkenntnisse noch recht dürftig ausfallen. » Fabienne<br />
Javault zeigt sich sehr bescheiden, dabei kann sie aufgrund<br />
ihrer zurückliegenden Einsatzorte sicherlich besser<br />
Deutsch, als sie zugibt. Ihr holländischer Ehemann trägt<br />
bestimmt ebenfalls dazu bei, dass ihr die Laute der deutschen<br />
Sprache nicht ganz so fremd vorkommen wie anderen<br />
Landsleuten. Doch wie die meisten Franzosen gibt auch<br />
Fabienne eine gewisse Schüchternheit zu: « Es stimmt, dass<br />
wir Franzosen uns oft nicht trauen, uns in einer anderen<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Sprache auszudrücken, und Angst haben, zu viele Fehler<br />
zu machen. Mich überrascht hier zum Beispiel die Anzahl<br />
der Kellner in den Restaurants, die versucht, ein paar Worte<br />
auf Französisch zu sagen. Es scheint ihnen geradezu Freude<br />
zu bereiten, in einer Fremdsprache zu kommunizieren.<br />
Und sie haben recht: Man muss sich nur trauen und einfach<br />
losreden. Allerdings werde ich dennoch meinen Sprachkurs<br />
fortführen. »<br />
Das Frankfurter Maison de la France ist eine von 33<br />
Auslandsniederlassungen des Mutterhauses in Paris, das den<br />
gleichen Namen trägt. Gegründet wurde dieses Netzwerk<br />
1987 auf Initiative der damaligen Regierung und ist seitdem<br />
dem Tourismusministerium unterstellt. Das französische<br />
Fremdenverkehrsamt ist damit in 28 Ländern vertreten und<br />
auf allen Kontinenten aktiv. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten<br />
– ein sehr kritischer Bericht des französischen<br />
Rechnungshofes im Jahre 1998 zwang das Maison de la<br />
France, sich zu restrukturieren und die eigenen Aktivitäten<br />
zu überdenken – ist die Institution inzwischen erwachsen<br />
geworden. Mehr als 300 Mitarbeiter vermarkten heute das<br />
Reiseziel Frankreich in der ganzen Welt. Ein kleines globales<br />
Unternehmen.<br />
Allein in Deutschland beschäftigt das französische<br />
Fremdenverkehrsamt 26 Menschen – 25 in Frankfurt am<br />
Main und einen bei der Botschaft in Berlin. Wie in allen<br />
Unternehmen besitzt auch Fabienne Javault ein Budget<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 45
Frankreich Heute Maison de la France<br />
– das globale Budget der Maisons de la France weltweit beträgt<br />
übrigens in diesem Jahr 54 Millionen Euro. « Ich muss<br />
nächste Woche mein Budget für 2007 in Paris verteidigen »,<br />
erzählt Fabienne. « Denn wir haben sowohl einen öffentlichen<br />
Auftrag, nämlich<br />
Frankreich als Reiseland<br />
zu vermarkten, Wussten Sie schon?<br />
als auch eine Ergebnisverantwortung.<br />
Rund<br />
ein Drittel unseres<br />
Budgets kommt vom<br />
französischen Staat, Frankreich einen Bezug zum Tourismus.<br />
zwei Drittel jedoch<br />
von unseren Partnern.<br />
Außerdem versuchen USA (46 Millionen).<br />
wir, aus jedem Euro<br />
vom Staat drei Euro<br />
als Ergebnis zu erzielen.<br />
» Unter « Part-<br />
erreichen.<br />
nern » versteht man<br />
dabei die diversen<br />
Akteure der Tourismusbranche,<br />
also zum<br />
Beispiel die Fremdenverkehrsämter<br />
der<br />
Regionen, Departements oder größeren Städte, aber auch<br />
Hotels, Reiseveranstalter oder Reisebüros. Kurzum alle,<br />
die, ungeachtet ihrer Rechtsform – öffentlich-rechtlich oder<br />
Privatunternehmen, im touristischen Bereich tätig sind und<br />
damit freiwillig Mitglied des Maison de la France sein können.<br />
20<strong>06</strong> gehörten rund 1.500 Mitglieder zum Verbund.<br />
Für die jährlichen Mitgliedsgebühren erhalten die Partner<br />
im Gegenzug eine Reihe von Dienstleistungen, beispielsweise<br />
werden Statistiken<br />
zur Verfügung<br />
gestellt oder Messen<br />
vorbereitet.<br />
• Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftssektor in Frankreich. Er repräsentiert<br />
6,6 Prozent des Bruttoinlandprodukts.<br />
• Rund 196.500 Unternehmen mit 894.000 Beschäftigten haben in<br />
• Frankreich ist mit 75 Millionen ausländischen Gästen pro Jahr weltweit<br />
das erste Touristenziel, gefolgt von Spanien (54 Millionen) und den<br />
• 567 Millionen Übernachtungen und Einnahmen von 34 Milliarden<br />
Euro stehen in der Tourismusbilanz. 2010 will man 40 Milliarden Euro<br />
Die Existenz<br />
des Maison de la<br />
France zeigt bereits<br />
sehr deutlich, welche<br />
wichtige Rolle<br />
dem Tourismus als<br />
Wirtschaftsfaktor in<br />
Frankreich zugedacht<br />
wird. Jede Region,<br />
jedes Departement,<br />
jede Stadt und sogar<br />
viele Dörfer besitzen<br />
darüber hinaus ihr eigenes<br />
Tourismusbüro.<br />
Die Zahlen sprechen<br />
dabei für sich: Die<br />
rund 3.600 französischen<br />
Fremdenverkehrsämter empfangen circa 60 Millionen<br />
Besucher pro Jahr, die professionell beraten und mit<br />
Informationsmaterial ausgestattet werden. Das zeigt aber<br />
auch die enorme Wichtigkeit, Aktionen abzustimmen und<br />
Synergien zu nutzen.<br />
Ähnliches wurde auch von der Senatorin Marie-Claude<br />
Beaudeau 2001 in einer Untersuchung über die Funktionalität<br />
des Maison de la France beanstandet. Darin hieß es:<br />
« Der Tourismus in Frankreich ist zu vielfältig und die Akteure<br />
oft zu klein, um sie alleine – oft unkoordiniert – die<br />
internationalen Märkte bearbeiten zu lassen. » Und in der<br />
Tat, wie soll ein kleiner Ort in Frankreich wissen, wie man<br />
am besten Touristen aus einem bestimmten Land anlockt,<br />
welches ihre Vorlieben sind und welche Kommunikationswege<br />
sich anbieten. Es ist die Aufgabe des international aufgestellten<br />
Maison de la France, Antworten zu geben. « Mit<br />
der Zeit kennen unsere Partner die deutschen Reisenden<br />
immer besser », erklärt Fabienne Javault. « Sie haben Kundenstudien<br />
gelesen, an Austauschprojekten teilgenommen,<br />
aber vor allem auch eigene Erfahrungen vor Ort gesammelt.<br />
Heute wissen wir beispielsweise, dass deutsche Touristen<br />
oft naturverbunden sind, nicht selten Aktiv-Urlaub bevorzugen,<br />
aber auch gerne Städte entdecken. Es ist dann an<br />
den touristischen Akteuren, ein entsprechendes Angebot zu<br />
gestalten. » Wir sind im Zeitalter des gläsernen Touristen…<br />
Für Frankreich steht einiges auf dem Spiel, insbesondere<br />
wirtschaftlich. Die internationale Konkurrenz wird<br />
immer härter. Zwar ist das Land mit den meisten ausländischen<br />
Gästen noch die Nummer 1 im weltweiten Tourismusgeschäft,<br />
allerdings dauert es wahrscheinlich nur<br />
noch einige Jahre, bis Staaten wie China oder Indien zum<br />
• Die Deutschen sind die zweitwichtigste Besuchergruppe (19,7<br />
Prozent), nach den Briten und Iren (19,8 Prozent) und weit vor den US-<br />
Amerikanern (3,6 Prozent) oder den Japanern (0,9 Prozent).<br />
Quelle: Direction du Tourisme / INSEE / Banque de France<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Überholen ansetzen. Gewohnheiten ändern sich. Fabienne<br />
Javault muss aus ihrem Frankfurter Büro heraus versuchen,<br />
Veränderungen positiv für Frankreich zu nutzen. « Ich<br />
habe nach meiner Ankunft schnell verstanden, dass man<br />
in Deutschland in die Fläche gehen muss », erklärt sie uns<br />
mit einem Blick auf eine große Deutschlandkarte, die an<br />
einer Wand gegenüber ihrem Schreibtisch befestigt ist.<br />
« Natürlich ist Frankreich eine bekannte Destination für die<br />
Deutschen. Aber es ist auch ein gesättigter Markt. Besucherzahlen<br />
könnten stagnieren oder zurückgehen. Daher<br />
müssen wir die Nachfrage nach Frankreich immer wieder<br />
dynamisieren, zum Beispiel mehr junge Leute ansprechen,<br />
dabei aber gleichzeitig nicht die Senioren- oder Kurzreisen<br />
vergessen. » Der Tourismus ist eben auch ein Produkt, das<br />
man nach den Gesetzen des Marktes « verkaufen » muss.<br />
« Hinzu kommt », setzt Fabienne Javault fort, « dass Frankreich<br />
sich der Billigkonkurrenz des Mittelmeerraumes<br />
stellen muss, dass günstige Charterverbindungen selbst<br />
Fernziele erschwinglich machen und dass viele Low-Cost-<br />
Airlines von Deutschland aus italienische, spanische oder<br />
britische Städte anfliegen. » Gerade letzteres ist noch ein<br />
Schwachpunkt, denn die Flugverbindungen zwischen<br />
Deutschland und Frankreich werden unverändert von Lufthansa<br />
und Air France dominiert, wenn auch in den letzten<br />
ein bis zwei Jahren Bewegung in den Markt gekommen ist.<br />
Doch Frankreich als Reiseland hat auch entscheidende<br />
Vorzüge zu bieten. Ein weiterer wird 2007 dazukommen.<br />
« Ich habe das Glück, die Inbetriebnahme<br />
des TGV nach Süddeutschland mitzuerleben. Zurzeit<br />
dauert die Zugfahrt von Frankfurt nach Paris noch sechs<br />
Stunden. Dann wird sie nur noch rund dreieinhalb Stunden<br />
betragen, was für ein Unterschied. Und mit den Umsteigeverbindungen<br />
in Paris rückt auch der Westen und<br />
Süden des Landes<br />
näher an Deutschland<br />
heran. » Frankreich-Tourismus im Aufwind<br />
Zu den Aufgaben<br />
des Maison de<br />
la France gehört es<br />
genauso, über das<br />
Frankreichbild der<br />
Deutschen zu wachen.<br />
Natürlich kann es<br />
dieses nicht komplett<br />
ändern, wäre wahrscheinlich<br />
auch gar<br />
nicht nötig, aber dafür durch gezielte Aktionen beeinflussen<br />
und mit weniger bekannten Aspekten bereichern. « Dank<br />
meiner Tätigkeit in mehreren Ländern habe ich einen anderen<br />
Blick auf Frankreich gewinnen können. Auf Dinge, die<br />
man vielleicht gar nicht wahrnimmt, wenn man das Land<br />
nie verlassen hat, die aber den besonderen Charme Frankreichs<br />
ausmachen. Es können ganz simple Sachen sein,<br />
wie zum Beispiel der Gang zum Bäcker, um ein frisches<br />
Baguette zu erstehen, oder auf einem Wochenmarkt einzukaufen<br />
», erzählt Fabienne mit einem Strahlen im Gesicht.<br />
« Natürlich darf man jetzt nicht ins Klischeehafte verfallen.<br />
Frankreich ist mehr als der Genuss eines Baguettes, ein<br />
Akkordeonspieler oder die Trikolore. Und dennoch müssen<br />
wir auch diese einfachen Attraktionen im Kopf behalten,<br />
müssen das richtige<br />
Gleichgewicht in der<br />
Vermarktung finden.<br />
»<br />
Der Aufbruch des<br />
Maison de la France<br />
in Deutschland zeigt<br />
sich vielleicht auch<br />
darin, dass Fabienne<br />
Javault zu den weni-<br />
Die deutsche Bundesbank hat verkündet, dass die touristischen<br />
Ausgaben der Deutschen in Frankreich auf starkem Wachstumskurs<br />
sind: 1,624 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 20<strong>06</strong> gegenüber 1,485<br />
Milliarden für die gleiche Periode im Vorjahr. Dies entspricht einem<br />
Anstieg von 9,36 Prozent.<br />
Quelle: Bundesbank / Maison de la France<br />
gen Direktorinnen<br />
des Verbundes gehört.<br />
Weltweit gibt es nur<br />
vier Frauen an der Spitze: in Kanada, Polen, Japan und nun<br />
auch in Deutschland. « Aber auch in diesem Punkt ändern<br />
sich die Zeiten », bemerkt Fabienne mit einem Lächeln.<br />
Am Ende unseres Gesprächs besteht Fabienne darauf,<br />
uns persönlich zur Haustür zu begleiten. Wir gehen die<br />
Treppe hinunter. Sie erzählt uns von ihren Kindern, ihrem<br />
Umzug nach Frankfurt und ihren Ausflügen ins Umland.<br />
Die Atmosphäre ist fröhlich und locker. Ohne Zweifel, das<br />
Maison de la France hat mit Fabienne Javault eine würdige<br />
Botschafterin gefunden.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 47
Frankreich Heute Kommunen<br />
Bürgermeister Jean-François Cossé vor dem ersten Zeugnis der Gemeindeauflösung.<br />
Die Liebe zur Gemeinde oder wie eine<br />
Kommune um ihren Fortbestand kämpft<br />
In Frankreich ist sie die « kleinste Einheit » des Staatsgebietes:<br />
die Gemeinde bzw. Kommune. Sie entspricht<br />
im Allgemeinen dem Gebiet einer Stadt oder eines<br />
Dorfes, gleich, ob es sich um die Millionenmetropole<br />
Paris handelt oder das kleine Dorf Rochefourchat im<br />
Departement Drôme, das nur einen Einwohner vorzuweisen<br />
hat. Die Gemeinde ist den Franzosen heilig:<br />
Am 1. Januar 20<strong>06</strong> gab es in Frankreich 36.785 Kommunen<br />
– ein europäischer Rekord. Diese Gebietszersplitterung<br />
aber bereitet Probleme in Zeiten, wo ein<br />
territoriales Modell für Europa gesucht wird. Die folgende,<br />
nicht alltägliche Geschichte aus der kleinen<br />
Gemeinde Sainte-Marie-sur-Mer im Departement<br />
Loire-Atlantique verdeutlicht die enge Verbundenheit<br />
der Franzosen zu ihrer Gemeinde.<br />
«<br />
Herr Bürgermeister, kommen<br />
Sie schnell, sie haben die<br />
Schilder am Ortseingang<br />
weggenommen! ». An jenem Tag im<br />
Mai 2005, der mit der üblichen Routine<br />
begonnen hatte, war Jean-François<br />
Cossé, Bürgermeister von Sainte-Marie-sur-Mer,<br />
nicht auf eine solche Nachricht<br />
gefasst, als er zum Telefonhörer<br />
griff. Es war die jüngste Manifestation,<br />
der neueste Ausbruch einer Kraftprobe,<br />
die sich seit Jahren zwischen ihm und<br />
dem Bürgermeister der Nachbargemeinde<br />
Pornic, im Pays de Retz, westlich<br />
von Nantes, abspielte. Der Bürgermeister<br />
erschien sofort vor Ort, wo er<br />
feststellten musste, dass die alten Ortsschilder<br />
mit der Aufschrift « Sainte-<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Marie-sur-Mer », ohne ihn zu informieren,<br />
durch andere Schilder ersetzt<br />
worden waren, welche nun die Beschriftung<br />
« Bourg de Sainte Marie,<br />
Commune de Pornic » trugen.<br />
Über diese Geschichte eines Bürgermeisters<br />
und eines Gemeinderats,<br />
die nach und nach ihrer Kompetenzen<br />
beraubt wurden, möchte man lachen,<br />
denn sie klingt wie ein Schildbürgerstreich.<br />
Und dennoch, es ist eine wahre<br />
Geschichte, die in gewissem Sinne<br />
typisch für die Schwierigkeiten ist, das<br />
französische System der Verwaltungseinheiten<br />
so umzugestalten, dass es<br />
den europäischen Anforderungen der<br />
nächsten Jahrzehnte entspricht.<br />
Um den Fall « Sainte-Marie-sur-<br />
Mer » zu verstehen, sollte man die<br />
besondere Beziehung der Franzosen<br />
zu ihren Kommunen kennen. Diese<br />
Beziehung ist eng mit der Geschichte<br />
des Landes verwoben. Man könnte<br />
bei der Französischen Revolution anfangen,<br />
die als « offizieller » Zeitpunkt<br />
für die Gründung der französischen<br />
Gemeinden gilt, zeitgleich mit der<br />
Unterteilung des Landes in Departements,<br />
Arrondissements und Kantone.<br />
Jean-François Cossé gibt allerdings zu<br />
bedenken: « Die Revolutionäre wollten<br />
die neue soziale Grundlage des Landes<br />
festigen, indem sie die Gemeinden<br />
nach den Grenzen der bereits vorhandenen<br />
Pfarreien gründeten, wie<br />
einige Dekrete ab 1793 belegen. Eine<br />
Munizipalität, also administrative Gemeindestruktur,<br />
sollte in jedes Dorf,<br />
jede Pfarrei und jedes Gemeinwesen.<br />
Für die Gemeinden beginnt somit die<br />
Geschichte nicht erst mit der Revolution,<br />
sondern bereits mit der Einrichtung<br />
von Pfarreien im Anschluss an<br />
den fortschreitenden Niedergang der<br />
Abteien ab dem 12. Jahrhundert. »<br />
Während der Revolution war allerdings<br />
die amtliche Anerkennung der<br />
Gemeinden ein erklärtes Ziel. Die<br />
bisherige Zerstückelung Frankreichs<br />
in Pfarreien, Städte und Dörfer sollte<br />
vermindert werden. Die Revolutionäre<br />
wollten eine einheitlichere Struktur im<br />
Hinblick auf eine bessere Verwaltung<br />
des Staatsgebietes.<br />
Der Beschluss war autoritär,<br />
aber wirkungsvoll: Ein Dekret vom<br />
31. Oktober 1793 legt fest, dass « alle<br />
Bezeichnungen wie Stadt, Markt oder<br />
Dorf abgeschafft und durch den Begriff<br />
der Gemeinde, im Französischen<br />
commune, ersetzt werden ». Seitdem<br />
variieren die Gemeindegrößen enorm.<br />
Die durchschnittliche Fläche einer<br />
Gemeinde beträgt in Frankreich 14,88<br />
Quadratkilometer, wobei es jedoch<br />
große Abweichungen gibt. So ist die<br />
flächenmäßig kleinste Gemeinde<br />
Castelmoron-d’Albret im Departement<br />
Gironde mit 62 Einwohnern<br />
nur 0,0376 Quadratkilometer groß,<br />
während die Gemeinde Maripasoula<br />
in Französisch-Guayana als flächenmäßig<br />
größte Gemeinde mit 18.360<br />
Quadratkilometern für 3.710 Einwohner<br />
den Rekord hält.<br />
In einem Punkt dagegen gleichen<br />
sich alle Gemeinden, nämlich in der<br />
Verwaltungsstruktur und in ihren<br />
Befugnissen – mit Ausnahme von<br />
Paris, das einen besonderen Status einnimmt.<br />
Eine Gemeinde wird immer<br />
von einem Gemeinde- bzw. Stadtrat<br />
verwaltet, dessen Mitglieder in direkter<br />
und allgemeiner Wahl von der<br />
Bevölkerung für sechs Jahre gewählt<br />
werden, und die ihrerseits aus den<br />
eigenen Reihen den Bürgermeister<br />
wählen. Die Anzahl der Mitglieder im<br />
Gemeinde- bzw. Stadtrat richtet sich<br />
nach der Einwohnerzahl, beträgt aber<br />
nie weniger als neun. Der Rat ist für<br />
die lokale Politik und die Verwaltung<br />
der Gemeinde zuständig, wozu er über<br />
ein Budget verfügt, das im Wesentlichen<br />
von Grund- und Gewerbesteuern<br />
getragen wird. Jeder Bürgermeister<br />
gilt als Repräsentant des Staates in der<br />
Gemeinde. Ihm obliegen auch standesamtliche<br />
Eintragungen wie Geburten,<br />
Eheschließungen, Scheidungen oder<br />
Todesfälle. Außerdem besitzt er die<br />
Polizeigewalt, um in seiner Gemeinde<br />
für Ordnung und Sicherheit zu sorgen.<br />
Die Gemeinde ist demnach eine<br />
wichtige Stufe am unteren Ende der<br />
administrativen und politischen Struktur<br />
des französischen Staatsgebiets.<br />
Es ist deshalb auch kein Zufall, dass<br />
die meisten französischen Politiker,<br />
die heute ein wichtiges Mandat auf<br />
nationaler Ebene innehaben, meinen,<br />
dass das Amt des Bürgermeisters von<br />
größter Bedeutung sei. Dennoch sollte<br />
man sich eingestehen, dass es nicht<br />
mehr zeitgemäß ist, Frankreich weiterhin<br />
mit diesem Geflecht von mehr<br />
als 36.000 Gemeinden zu verwalten.<br />
Die große Mehrheit der französischen<br />
Gemeinden, mehr als 90 Prozent, hat<br />
weniger als 2.000 Einwohner, was<br />
die Administration zuweilen problematisch<br />
werden lässt. Die öffentliche<br />
Hand hat dies vielleicht ein wenig zu<br />
spät erkannt, aber in den 70er-Jahren<br />
begonnen, über eine Gebietsreform<br />
nachzudenken. Als Lösung wurden<br />
Zusammenschlüsse vorgeschlagen.<br />
Dieses Gesetz, die sogenannte « Loi<br />
Marcellin », trat am 16. Juli 1971<br />
in Kraft. Dabei vermied man allerdings,<br />
die Gemeinden durch direkte<br />
Zusammenlegungen zu brüskieren.<br />
Der Gesetzgeber hat deshalb den Begriff<br />
der fusion-association erfunden,<br />
also eine Art Zusammenführung,<br />
ohne wirklich hundertprozentig zu<br />
fusionieren.<br />
Mit diesem Gesetz nahm auch die<br />
unglaubliche Geschichte der Beziehungen<br />
zwischen Sainte-Marie-sur-<br />
Mer und Pornic ihren Anfang. Dieses<br />
Verfahren erlaubt den bei einem Zusammenschluss<br />
aufgelösten Gemeinden,<br />
einige wichtige Kompetenzen<br />
zu behalten, wie zum Beispiel einen<br />
Vertreter des Bürgermeisters, der vom<br />
Bürgermeister bestimmte Aufträge<br />
übertragen bekommen kann, oder<br />
auch eine Außenstelle des Rathauses,<br />
wo unter anderem standesamtliche<br />
Eintragungen vorgenommen werden.<br />
Dieses System ist für die meisten Bürger<br />
unverständlich und lässt einerseits<br />
eine Gemeinde durch eine Fusion verschwinden,<br />
während es auf der anderen<br />
Seite dieselbe Gemeinde ohne ihre<br />
charakteristischen Funktionen virtuell<br />
bestehen lässt.<br />
Der geringe Erfolg dieses Vorhabens<br />
war daher keine große Überraschung.<br />
Während der Staat 1971<br />
3.482 Zusammenschlüsse aus mehr<br />
als 10.000 Gemeinden plante, gab es<br />
nur 796 realisierte Vereinigungen, an<br />
denen nur 1.975 Gemeinden beteiligt<br />
waren. Das Ganze wurde 1976 durch<br />
einen offiziellen Bericht, den « Rapport<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 49
Frankreich Heute Kommunen<br />
Guichard », gestoppt,<br />
der das Scheitern<br />
dieser Initiative und<br />
die Verbundenheit<br />
der Franzosen mit<br />
ihren Gemeinden anerkannte.<br />
Die Franzosen,<br />
so hieß es im<br />
Bericht, seien keine<br />
abstrakte Verwaltungseinheit.<br />
Manche<br />
Gemeinden, die dem<br />
Zusammenschluss zuvor<br />
zugestimmt hatten,<br />
beschlossen, wieder zu ihrem ehemaligen<br />
Status zurückzukehren. Das<br />
ging so weit, dass am 1. Januar 20<strong>06</strong><br />
in Frankreich insgesamt nur noch 730<br />
Gemeindezusammenschlüsse übrig<br />
waren. Es wird allgemein zugegeben,<br />
dass das Projekt auf nationaler Ebene<br />
gescheitert ist und zu unzähligen Konflikten<br />
und Streitigkeiten zwischen<br />
Gemeinden geführt hat, wie das auch<br />
zwischen Sainte-Marie-sur-Mer und<br />
Pornic der Fall ist.<br />
Aber, man staune, das Gesetz ist<br />
trotz allem immer noch in Kraft, und<br />
der Bürgermeister von Sainte-Marie-sur-Mer<br />
und seine Gemeindemitglieder<br />
müssen damit leben. Der durch<br />
eine Verfügung der Präfektur vom<br />
30. Mai 1972 vorgeschriebene Status<br />
bleibt gegen den Willen der Wähler<br />
von Sainte-Marie-sur-Mer, die sich<br />
im Referendum vom 23. April 1972<br />
Statt des Ortsschildes grüßt heute die Geschwindigkeitsbegrenzung.<br />
mit 646 von 982 Stimmen gegen den<br />
Zusammenschluss ausgesprochen hatten,<br />
weiterhin bestehen. Selbst wenn<br />
die Bürger von Sainte-Marie-sur-Mer<br />
insgesamt schon dreimal, 1972, 1987<br />
und kürzlich 20<strong>06</strong>, ihre Ablehnung<br />
in Referenden bestätigten, müssen sie<br />
eingestehen, dass sie gewissermaßen<br />
die unglücklichen Versuchskaninchen<br />
dieses Reformversuchs des französischen<br />
Veraltungssystems sind. Es<br />
fällt ihnen schwer, die persönlichen<br />
und gesellschaftlichen Aspekte dieser<br />
Niederlage zu ertragen. Es ist nicht<br />
einfach, zuzusehen, wie die eigene<br />
Gemeinde nach und nach alle ihre<br />
Vorrechte verliert. Der Bürgermeister<br />
muss inzwischen den Schlüssel für seinen<br />
eigenen Gemeindesaal im Rathaus<br />
von Pornic abholen. Die Situation ist<br />
besonders grotesk, weil man nicht so<br />
recht versteht, wie in dieser ruhigen<br />
Ecke Frankreichs, wo<br />
es sich so gut leben<br />
lässt, ein Misserfolg<br />
in der Verwaltung die<br />
Beziehung zwischen<br />
zwei Gemeinden, die<br />
sich eigentlich mögen,<br />
so vergiftet hat.<br />
J e a n - F r a n ç o i s<br />
Cossé weist philosophisch<br />
über diese<br />
lokalen Querelen<br />
hinaus und stellt die<br />
künftige Harmonisierung<br />
der europäischen Verwaltung vor<br />
dem Hintergrund seiner Erfahrungen<br />
in Frage: « Wo will man hin? Will man<br />
eine Ebene oberhalb der Gemeinden,<br />
ein System mit Kreisen, bei dem die<br />
Demokratie vor Ort dem Prinzip der<br />
Größenersparnis geopfert wird oder<br />
ein interkommunales System, das sich<br />
auf die Zusammenarbeit und Solidarität<br />
zwischen den Gemeinden stützt<br />
und die Demokratie vor Ort à la française<br />
aufrechterhält? »<br />
Inzwischen sind die Ortsschilder<br />
von Sainte-Marie-sur-Mer komplett<br />
verschwunden. An ihrer Stelle hängt<br />
nun ein Schild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
von 50 Stundenkilometern.<br />
Den Einwohnern von<br />
Sainte-Marie-de-Mer ist es recht,<br />
weist es doch ironischerweise auf die<br />
Langsamkeit mancher Reformen in<br />
Frankreich hin.<br />
Beispiele für die Vielfalt der französischen Kommunen<br />
• Anzahl der Gemeinden am 1. Januar<br />
20<strong>06</strong>: 36.785 (im Vergleich zu ca.<br />
13.000 in Deutschland und je 8.000 in<br />
Italien und Spanien).<br />
• Am dichtesten besiedelte Kommune:<br />
Paris (2.125.246 Einwohner ohne<br />
Ballungsraum).<br />
• Am dünnsten besiedelte Kommunen:<br />
Sechs nach der Schlacht von Verdun<br />
1916 komplett zerstörte Gemeinden,<br />
die als « für Frankreich<br />
gestorben » bezeichnet werden.<br />
Sie haben offiziell keine Einwohner:<br />
Beaumont-en-Verdunois, Bezonvaux,<br />
Cumières-le-Mort-Homme, Fleurydevant-Douaumont,<br />
Haumont-près-<br />
Samogneux und Louvemont-Côtedu-Poivre.<br />
Rochefourchat (Drôme) hat<br />
einen einzigen Einwohner, Leménil-Mitry<br />
(Meurthe-et-Moselle) und Rouvroy-<br />
Ripont (Marne) haben je zwei Einwohner.<br />
• Die am höchsten gelegene französische<br />
Gemeinde ist Saint-Véran<br />
(Hautes-Alpes, 267 Einwohner), die<br />
auf einer Höhe zwischen 1.990 und<br />
2.040 Metern liegt.<br />
• Die am niedrigsten liegende französische<br />
Gemeinde ist Les Moëres (Nord,<br />
670 Einwohner), deren Gemeindefläche<br />
teilweise bis zu 4 Metern unter<br />
dem Meeresspiegel liegt.<br />
• Die französische Gemeinde mit dem<br />
längsten Namen ist Saint-Remy-en-<br />
Bouzemont-Saint-Genest-et-Isson<br />
(Marne, 592 Einwohner), während<br />
die französische Kommune mit dem<br />
kürzesten Namen « Y » heißt (Somme,<br />
89 Einwohner).<br />
• Der Name von 3.927 Gemeinden in<br />
Frankreich beginnt mit « Saint » und<br />
von 334 mit « Sainte ».<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
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Frankreich heute Cité de l’habitat<br />
La Cité de l’habitat –<br />
Wunderland für den Hausbau<br />
La Cité de l’habitat im elsässischen Lutterbach in der Nähe<br />
von Mulhouse ist in Frankreich bisher einzigartig, doch der<br />
überwältigende Erfolg könnte bald Nachahmer finden.<br />
Dieses innovative Konzept ist auf jeden Fall der Traum eines<br />
jeden Häuslebauers: Auf einer Fläche von sieben Hektar<br />
findet man alle Dienstleister, die man für den Bau seiner eigenen<br />
Wände braucht. Aus einem simplen Konzept wurde<br />
eine große Erfolgsstory.<br />
Jean-Pierre und Marie-Christine möchten gerne ihr eigenes<br />
Haus im Umkreis von Mulhouse bauen. Beide<br />
sind jedoch berufstätig, er als Angestellter in der Industrie,<br />
sie als Krankenschwester, so<br />
dass ihre Freizeit rar und wertvoll<br />
ist. Meist zu rar, um unter der Woche<br />
die diversen Handwerker und<br />
Baufirmen aufzusuchen, die man<br />
für ein solches Vorhaben benötigt.<br />
« Bis heute haben wir allein ein<br />
Dutzend Wochenenden damit verbracht,<br />
Informationen über Haustypen,<br />
Anbieter und sonstige bedenkenswerte<br />
Punkte zu sammeln.<br />
Es ist nicht einfach, an alles auf<br />
einmal zu denken. Eine Hausbaufirma<br />
hat uns beispielsweise gesagt,<br />
dass sie das Haus nur wie standardmäßig<br />
vorgesehen bauen könnte.<br />
Sollten wir eine kleine Veränderung<br />
wünschen, zum Beispiel ein<br />
anderes Bad oder eine Wand an einer anderen Stelle, so<br />
müssten wir uns selbst um einen externen Maurer, Klempner<br />
bzw. Architekten kümmern », erzählt Jean-Pierre. « Und<br />
hinzu kommt, dass man von einem Ort zum nächsten hetzen<br />
muss: von einem Handwerker oder Ausstellungsraum<br />
zur nächsten Musterbaustelle. Ganz zu schweigen von den<br />
Banken, um die besten Konditionen herauszufinden. » Marie-Christine<br />
nickt zustimmend. Beide waren schon kurz<br />
davor, den Traum vom eigenen Hausbau aufzugeben. « Doch<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
dann stießen wir eines Tages durch Zufall auf ein Schild mit<br />
der Aufschrift ‹ Bauen, Einrichten, Renovieren ›. Wir sagten<br />
uns, dass könnte genau das Richtige für uns sein. Wir sind<br />
den Schildern gefolgt und kamen nach Lutterbach zur Cité<br />
de l’habitat. Heute fragen wir uns, warum wir auf diese Einrichtung<br />
nicht schon früher aufmerksam geworden sind. »<br />
Das Konzept: alle Dienstleister an einem Ort<br />
In der Tat, man kann sich fragen, warum es dieses Konzept<br />
nicht schon länger gibt – so einfach und doch innovativ.<br />
Auf Initiative von Jean-Marie Wintenberger, Konstrukteur<br />
und Vorsitzender der Vereinigung der Bauträger im<br />
Elsass, wurde dieses Paradies für Hausbauer im Jahre 2004<br />
geschaffen. Am Anfang stand die Idee im Vordergrund, für<br />
kleine bzw. mittelständische Handwerker und Betriebe der<br />
Bauwirtschaft aus der Region ein Forum zu schaffen. Einen<br />
Ort der es ihnen ermöglicht, bekannter zu werden, vereint<br />
neue Kunden anzuziehen und somit besser der Konkurrenz<br />
der Großen trotzen zu können. Ganz nach dem Motto<br />
« Gemeinsam sind wir stärker ».<br />
Die Unternehmen, die in die Cité de l’habitat « einziehen<br />
» dürfen, werden nach strengen Kriterien ausgesucht.<br />
Einen großen Stellenwert nimmt dabei auch eine umweltbewusste<br />
Unternehmensstrategie ein. Ein Komitee, das sich<br />
aus Vertretern der Wirtschaft, lokalen Abgeordneten und<br />
Repräsentanten der Verbraucherschutzorganisationen zusammensetzt,<br />
entscheidet über eine Kandidatur. Jeder Bewerber<br />
soll damit die gleichen Chancen erhalten, alles soll<br />
möglichst objektiv zugehen. Wurde ein Betrieb zugelassen,<br />
muss er sich darauf einstellen, mit anderen Unternehmen,<br />
nicht selten Konkurrenten, zusammenarbeiten zu müssen.<br />
Der Kunde hat die Möglichkeit, zu Fuß über das Gelände<br />
zu spazieren, auf dem übrigens mehr Bäume stehen, als<br />
es auf dem Parkplatz Abstellplätze gibt, und auf nur sieben<br />
Hektar das komplette Angebot für den eigenen Hausbau<br />
vorzufinden: Architekten, Klempner, Elektriker, Küchenbauer,<br />
Inneneinrichter, Versicherer usw. Insgesamt sind<br />
mehr als 80 verschiedene Dienstleister vertreten. Dabei ist<br />
es sogar ausdrücklich gewollt, dass man als Besucher konkurrierende<br />
Angebote ausführlich vergleicht. Niemand soll<br />
ein schlechtes Gewissen haben, wenn er von einem Klempner<br />
zum nächsten schlendert. Die Cité de l’habitat versteht<br />
sich als ein Ort, an dem man sich informieren und verschiedene<br />
Angebote miteinander vergleichen kann, um damit zu<br />
einer besseren Entscheidungsfindung zu gelangen.<br />
Ein Konzept mit Erfolg<br />
Nach der Eröffnung dauerte es nicht lange, bis sich der<br />
Erfolg der Cité de l’Habitat einstellte – sowohl auf Seiten<br />
der Kunden als auch der einzelnen Betriebe. Nach Jean-<br />
Marie Wintenberger verzeichnet die Einrichtung einen<br />
wöchentlichen Umsatz von drei Millionen Euro, garantiert<br />
mehr als 500 Jobs und hat beste Zufriedenheitswerte bei<br />
Kunden und Unternehmen. Um sich selbst davon zu überzeugen,<br />
muss man nur durch die verschiedenen Alleen der<br />
Anlage spazieren. Die Anbieter sind Eigentümer ihrer eigenen<br />
Showräume, die sie meist freundlich und offen gestaltet<br />
haben – oft aus Holz und umweltfreundlich. Es herrscht<br />
eine heimelige Atmosphäre. Sogar ein Windkraftrad befindet<br />
sich auf dem Gelände. Kinder können zwischen den<br />
Bäumen herumtollen, und ein Kindergarten für die Kleinen<br />
von Besuchern und Mitarbeitern ist angedacht. In der Cité<br />
de l’habitat fühlt man sich fast wie in einem Dorf, wo die<br />
Menschen sich untereinander kennen und mögen. Das ist<br />
vielleicht auch das Geheimnis des Erfolges dieser kleinen<br />
Stadt für Hausbauer: Man fühlt sich hier wohl, ist fern der<br />
großen Massenanbieter und die Handwerksbetriebe gehen<br />
noch individuell auf Kundenwünsche ein. Wer einmal hier<br />
war, empfiehlt die Einrichtung gerne weiter, so auch Jean-<br />
Pierre und Marie-Christine.<br />
Die Cité de l’habitat vereinigt an einem Ort alle relevanten<br />
Bereiche für den Bau der eigenen vier Wände. Man<br />
legt mit dem Architekten den Grundriss seines zukünftigen<br />
Hauses fest, spricht mit dem Fliesenleger über die<br />
Gestaltung des Badezimmers, plant mit dem Bankier die<br />
Finanzierung und lässt sich vom Gärtner über die Gartengestaltung<br />
beraten. Inzwischen hat sich das Konzept<br />
soweit herumgesprochen, dass auch andere Städte hellhörig<br />
geworden sind. Straßburg, Bordeaux, Lyon, Nantes und<br />
Melun denken zurzeit über vergleichbare Projekte nach.<br />
Vielleicht gehört eine Cité de l’habitat bald zum festen<br />
Bestandteil jeder großen und auch weniger großen Stadt in<br />
Frankreich oder sogar Europa. Eine Offensive der kleinen<br />
und mittleren Handwerksbetriebe gegen eine sich immer<br />
mehr konsolidierende Branche, die mehr und mehr von den<br />
Großen dominiert wird.<br />
La Cité de l’habitat im Internet<br />
www.lacitedelhabitat.com<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 53
Fokus Korsika<br />
Leben in Frankreich<br />
Wo kann man französische Bücher<br />
und CDs im Internet kaufen?<br />
Wer kennt nicht die Situation?<br />
Man sucht nach einem neu erschienenen<br />
Buch auf Französisch oder einer<br />
CD eines im deutschsprachigen<br />
Raum weniger bekannten Interpreten.<br />
Doch im heimischen Buchhandel<br />
bzw. CD-Laden bleibt die Suche<br />
häufig erfolglos. Für alle, die bisher<br />
vergeblich nach ihren ersehnten<br />
Büchern oder CDs suchen, bietet<br />
sich im Zeitalter der Globalisierung<br />
und des Internets natürlich das Online-Shopping<br />
an. Wir stellen Ihnen<br />
drei seriöse Anbieter aus Frankreich<br />
vor – Anbieter, bei denen auch die<br />
Franzosen ihre Bücher und CDs<br />
bestellen.<br />
www.fnac.com<br />
In Frankreich ist Fnac eine Institution.<br />
Die Läden, die man überall<br />
im Land – auch in kleineren Städten<br />
– findet, sind wahre Kulturkaufhäuser.<br />
Unter einem Dach werden<br />
Bücher, CDs, DVDs, IT-Produkte,<br />
Fotozubehör etc. angeboten. Doch<br />
längst vertreibt das Unternehmen,<br />
das zur PPR-Gruppe gehört, seine<br />
Produkte auch übers Internet.<br />
Das Portal www.fnac.com hat sich<br />
zu einem beliebten Online-Shop<br />
entwickelt. Leicht lassen sich dort<br />
die gewünschten Bücher oder CDs<br />
finden. Auch Bestellungen aus<br />
dem Ausland sind möglich, soweit<br />
es sich um Bücher, CDs, DVDs,<br />
Software oder Eintrittskarten handelt.<br />
Sendungen nach Deutschland,<br />
Österreich und in die Schweiz dauern<br />
zwischen zwei bis drei Tagen,<br />
zuzüglich der Bearbeitungszeit, die<br />
für jedes Produkt separat angegeben<br />
wird. Die Ware wird als Collissimo<br />
der französischen Post verschickt,<br />
so dass die Zustellung verfolgt<br />
werden kann. Die Versandkosten<br />
betragen pro Bestellung 6,00 €,<br />
zuzüglich 2,30 € für jedes weitere<br />
Produkt. Als Kreditkarten werden<br />
Visa, MasterCard und AMEX akzeptiert.<br />
www.alapage.com<br />
Im Gegensatz zu Fnac handelt<br />
es sich bei Alapage um einen reinen<br />
Online-Shop. Das Warenangebot<br />
ähnelt sich jedoch. Auch beim Anbieter<br />
Alapage, der zum französischen<br />
Telekommunikationskonzern France<br />
Télécom gehört, lassen sich neben<br />
Büchern und CDs ebenfalls DVDs,<br />
Computerspiele, Eintrittskarten etc.<br />
erstehen oder Fotos entwickeln lassen.<br />
Bestellungen aus dem Ausland<br />
sind für die meisten Produkte möglich.<br />
Nach Deutschland, Österreich<br />
und in die Schweiz stehen dabei zwei<br />
Versandarten zur Auswahl: Standard<br />
(circa vier Tage) und Express (circa<br />
ein bis zwei Tage). Hinzu kommt<br />
jeweils noch die Bearbeitungszeit,<br />
die für jedes Produkt individuell<br />
beim Bestellvorgang angegeben<br />
wird. Übersteigt der Bestellwert<br />
150 €, wird der Expressversand obligatorisch.<br />
Die Versandkosten für<br />
Standardsendungen betragen 8,00<br />
€ pro Sendung, plus 2,21 € für jedes<br />
weitere Produkt. Die Expressvariante<br />
kostet 15,55 € und 2,39 € für jedes<br />
weitere Produkt. Die Bestellung<br />
kann mit folgenden Kreditkarten beglichen<br />
werden: Visa, MasterCard,<br />
AMEX.<br />
www.amazon.fr<br />
Natürlich ist auch Amazon in<br />
Frankreich mit einem eigenen Online-Shop<br />
vertreten. Unter www.<br />
amazon.fr werden seit dem Jahre<br />
2000 französischsprachige Bücher<br />
sowie CDs, DVDs, Computerspiele<br />
etc. angeboten. Bestellungen aus<br />
dem Ausland werden für fast alle<br />
Produktgruppen angenommen. Nach<br />
Deutschland, Österreich und in die<br />
Schweiz ist es dabei wie bei Alapage<br />
möglich, zwischen einem Standardversand<br />
(circa drei bis vier Tage) und<br />
einem teureren Expressversand (circa<br />
ein bis zwei Tage), jeweils zuzüglich<br />
einer je nach Produkt unterschiedlichen<br />
Bearbeitungszeit, zu wählen.<br />
Allerdings sind im Gegensatz zu Fnac<br />
und Alapage die Versandkosten nach<br />
Deutschland, Österreich und in die<br />
Schweiz unterschiedlich hoch. So<br />
kostet eine Standardsendung nach<br />
Deutschland einmalig 4,50 € plus<br />
1,55 € für jedes bestellte Produkt.<br />
Beim Expressversand werden einmalig<br />
10,00 € und für jedes bestellte<br />
Produkt nochmals 1,70 € fällig.<br />
Bei Sendungen nach Österreich<br />
ist der einmalige Fixkostenanteil<br />
etwas teurer und schlägt mit 6,27 €<br />
beim Standardversand und 14,50 €<br />
beim Expressversand zu Buche. Die<br />
Kosten pro Produkt sind identisch.<br />
In die Schweiz fallen dagegen beim<br />
Standardversand nur einmalig 5,00<br />
€ und keine Kosten pro Produkt an.<br />
Der Expressversand kostet indessen<br />
einmalig 10,00 €, plus 1,70 € pro<br />
Produkt. Alle Preise sind jedoch<br />
noch zuzüglich der gesetzlichen<br />
Mehrwertsteuer. Als Kreditkarten<br />
werden Visa, MasterCard sowie<br />
AMEX akzeptiert.<br />
Bei allen Anbietern ist zu beachten,<br />
dass bei Bestellungen in Länder<br />
außerhalb der Europäischen Union<br />
Einfuhrzölle anfallen können. Alle<br />
hier gegebenen Informationen beruhen<br />
auf den Angaben der Anbieter.<br />
Eine Gewährleistung dafür wird<br />
nicht übernommen.<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
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Monaco 18.03.2007<br />
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Der Termin für 2007 wurde auf den 18. März 2007 verlegt.<br />
Paris 15.04.2007<br />
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Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 55
Unterwegs in Frankreich Circuit du Var<br />
Le Circuit du Var:<br />
die erste Formel-1-Fahrschule der Welt<br />
Ohrenbetäubender Lärm zerreißt<br />
die morgendliche Stille.<br />
Schlagartig wird mir bewusst,<br />
warum ich so früh aufgestanden und<br />
durch das liebliche Hinterland der<br />
Côte d’Azur gefahren bin. Denn die<br />
Vorgaben sind streng: Schon um 7.30<br />
Uhr soll man sich auf der Rennstrecke<br />
in der Nähe von Le Luc im Departement<br />
Var einfinden. Jedoch ist dies<br />
auch verständlich, schließlich soll man<br />
als vollkommener Neuling am Ende<br />
des Tages eigenhändig einen Formel-<br />
1-Rennwagen pilotieren. Philippe<br />
nimmt uns in Empfang. Nach einer<br />
kurzen Begrüßung bittet er uns in den<br />
Umkleideraum, wo für jeden Kursteilnehmer<br />
ein Rennoverall, feuerfeste<br />
Kleidung, spezielle Schuhe, Handschuhe<br />
und ein Helm bereitliegen.<br />
Nach erstem Gelächter macht sich<br />
dann bei einigen doch ein beklemmendes<br />
Gefühl breit, insbesondere als<br />
uns Philippe in den ersten beiden<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Diverse Formel-1-Rennwagen<br />
kann man in der Werkstatthalle<br />
bewundern.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 57
Unterwegs in Frankreich Circuit du Var<br />
Erste Fahr- und Bremsübungen mit einem Formel-3-Boliden.<br />
Trainingsstunden ins Gebet nimmt.<br />
Zuallererst gilt es, sämtliche Verhaltensweisen<br />
des zivilisierten Autofahrens<br />
wieder zu verlernen. Ein<br />
Formel-1-Bolide hat außer den vier<br />
Rädern und dem Lenkrad nichts mit<br />
einem gewöhnlichen PKW gemein.<br />
Nachdem wir zu Recht bei einigen<br />
Anekdoten etwas Angst bekommen<br />
haben, wissen wir nach Philippes<br />
Einführung mehr über Gewichtsverlagerung,<br />
Bremspunkte und Sicherheitsmaßnahmen.<br />
Kurz danach geht es direkt<br />
auf die Rennstrecke. Philippe und<br />
ein weiterer Begleiter fahren mit uns in<br />
zwei Minibussen die Strecke ab, um<br />
uns mit den Gegebenheiten vertraut<br />
zu machen. Wir sollen uns jede Kurve<br />
und jeden Brems- und Lenkzeitpunkt<br />
genau einprägen. Allerdings können<br />
sich einige der Gruppe kaum auf die<br />
Strecke konzentrieren, da – für unsere<br />
Vorstellungen jedenfalls – Philippe<br />
an die physikalischen Grenzen des<br />
Minibusses geht. Sollte ihm vielleicht<br />
jemand sagen, dass er nicht im Rennwagen<br />
sitzt? Aber insgesamt fühlen<br />
wir uns dann doch in guten Händen,<br />
da die Formel-1-Fahrschule AGS von<br />
einem echten ehemaligen Formel-1-<br />
Fahrer betrieben wird, der selbstredend<br />
bestens ausgebildet ist.<br />
AGS war Ende der 80er-Jahre ein<br />
Formel-1-Rennstall, der nach kurzer<br />
Zeit den enormen finanziellen Verpflichtungen<br />
nicht mehr standhalten<br />
konnte. Der neue Eigentümer fand<br />
es bedauernswert, den Rennbetrieb<br />
einfach zu liquidieren und baute so<br />
mit den bestehenden Rennfahrzeugen<br />
eine Fahrschule auf, in der zahlreiche<br />
Kurse angeboten werden – von<br />
der Ausbildung zum Rennfahrer bis<br />
zum Ein-Tages-Schnupperkurs. Für<br />
letzteren hatte ich mich entschieden.<br />
Nach der Minibus-Einführungsrunde<br />
steht die erste Härteprüfung an: Fünf<br />
Runden ganz alleine in einem Formel-<br />
3-Wagen – zum Eingewöhnen, einschließlich<br />
Bremstest. « Schnellfahren<br />
kann jeder, aber Bremsen ist die wahre<br />
Kunst », hatte Phillipe noch gesagt…<br />
Mit einem mulmigen Gefühl ziehe ich<br />
die komplette Montur an und zwänge<br />
mich mühselig in ein erschreckend<br />
enges Cockpit. Ich kann mich kaum<br />
rühren und soll dennoch gleich Gänge<br />
wechseln, lenken, bremsen und vor<br />
allem bei 200 km/h einen kühlen Kopf<br />
bewahren? Unbeeindruckt von meinen<br />
inneren Zweifeln setzt ein Assistent<br />
das Lenkrad ein und zieht den Fünfpunktgurt<br />
so fest, dass ich auf Gedeih<br />
und Verderb diesem rasenden Geschoss<br />
ausgeliefert zu sein scheine.<br />
Eine große Überraschung jedoch,<br />
als ich auf die Rennstrecke rolle: Der<br />
kleine Flitzer fährt sich ganz einfach,<br />
fast wie ein Go-Kart. Nach zwei vorsichtigen<br />
Kurven gewinne ich Spaß<br />
am Tieffliegen und gebe dem Rennwagen<br />
die Sporen. Der Rausch der<br />
Geschwindigkeit steigt mir zu Kopf.<br />
Ich hätte es weder für so einfach noch<br />
für so berauschend gehalten. Am vereinbarten<br />
Bremspunkt steige ich in die<br />
Eisen und komme mir schon ziemlich<br />
professionell vor. Leider sind die fünf<br />
Runden viel zu schnell zu Ende. Danach<br />
wird jeder einzelne Fahrer von<br />
Philippe zur Auswertung gebeten.<br />
Auch wenn er seine Augen nicht überall<br />
haben kann, so scheint Philippe<br />
sich auf sein Gehör verlassen zu können.<br />
Mein gutes Gefühl schwindet innerhalb<br />
von Sekunden. Ich solle besser<br />
degressiv statt progressiv bremsen und<br />
etwas später kuppeln. Anscheinend<br />
kann er all dies hören, wenn ich mit<br />
220 km/h an ihm vorbei brettere.<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Aber der wahre Spaß beginnt<br />
erst im Anschluss. Fünf Boliden<br />
werden gleichzeitig auf die Piste<br />
gelassen und dürfen nach Herzenslust<br />
zehn Runden auf dem 2,2 Kilometer<br />
langen Kurs drehen. Auch<br />
wenn das Überholen nur an einer<br />
reglementierten Stelle gestattet ist,<br />
so wird doch in allen der sportliche<br />
Ehrgeiz geweckt. Egos treten hervor<br />
und die Testosteronproduktion<br />
läuft ebenso hochtourig wie die<br />
heißgelaufenen Rennmaschinen.<br />
Allerdings überwacht Philippe alles<br />
genau, da dieses kleine Rennen nur<br />
der Vorbereitung auf den Nachmittag<br />
dient, an dem endlich der<br />
ersehnte Formel-1-Flitzer gefahren<br />
werden darf. Und da es sich dabei<br />
wahrlich um ein brandgefährliches<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 59
Unterwegs in Frankreich Circuit du Var<br />
Der Höhepunkt des Tages: die Fahrt in einem echten Formel-1-Rennwagen.<br />
Spielzeug handelt, wird vorher noch<br />
einmal die Charakterstärke getestet.<br />
Nach zehn Runden steigen zu Kindern<br />
gewordene Männer aus dem Cockpit,<br />
nassgeschwitzt, aber mit einem überdimensionalen<br />
Lächeln im Gesicht. Es<br />
ist so leicht, Elementarbedürfnisse zu<br />
befriedigen, wenn mit Höllenlärm ein<br />
Wochenlohn Kerosin durch den Auspuff<br />
gejagt wird.<br />
Ein entspanntes und entspannendes<br />
Mittagessen steht als nächstes<br />
auf dem Programm. Das frühe<br />
Aufstehen sowie die Aufregung<br />
haben ihr Übriges getan, so dass<br />
einem das französische Essen noch<br />
besser als sonst mundet. Schließlich<br />
will jeder gestärkt in den Nachmittag<br />
gehen, wo das Großereignis des<br />
Formel-1-Fahrens wartet. Doch vorher<br />
gibt es einen kleinen Rundgang<br />
durch die Werkstatt von AGS, in<br />
der eine Vielzahl von Formel-3- und<br />
Formel-1-Rennern steht, die alle ehrfürchtiges<br />
Staunen hervorrufen. Ein<br />
leibhaftiger Rennwagen von Alain<br />
Prost, die neueste Generation von<br />
Boliden mit Lenkradschaltung sowie<br />
unzählige Details, die Männerherzen<br />
höher schlagen lassen. Mit fachkundiger<br />
Miene werden Zylinderanzahl,<br />
Reifenbreite, Fahrwerksaufhängung<br />
und sonstige Bauteile begutachtet,<br />
um sich gegenseitig mit Kennerblick<br />
eine Lehrstunde in Sachen<br />
Fahrzeugmechanik zu erteilen.<br />
Kurz darauf geht es jedoch wieder<br />
zurück auf die Rennstrecke, wo uns<br />
Philippe noch einmal gehörig ins Gewissen<br />
redet. Fünf Runden dürfen gefahren<br />
werden, allerdings wird diesmal<br />
einiges anders: 650 PS beschleunigen<br />
600 Kilo in unglaublichen fünf Sekunden<br />
auf 200 km/h. Leider werden<br />
die Geraden zu kurz bzw. wir zu unerfahren<br />
sein, als dass wir es schaffen<br />
könnten, den Flitzer auf schneller als<br />
280 km/h zu beschleunigen. Auch<br />
sonst gibt es Unterschiede zum Formel-3-Erlebnis<br />
vom Morgen. Die Formel-1-Fahrzeuge<br />
werden nämlich mit<br />
Pressluft gestartet und verursachen<br />
einen solchen Lärm, dass nicht einmal<br />
die Ohrstöpsel nennenswerte Erleichterung<br />
verschaffen.<br />
Noch bevor wir selbst einsteigen<br />
dürfen, zerreißt ohrenbetäubender<br />
Lärm aus der Ferne die Idylle. Wie<br />
Kinder rennt ein Dutzend gestandener<br />
Mannsbilder zur Rennstrecke, um zuzusehen,<br />
wie die Mechaniker mit atemberaubender<br />
Geschwindigkeit über die<br />
Rennstrecke brettern, um die Karbonbremsen<br />
und -kupplungen der Rennwagen<br />
aufzuwärmen. Die Vorfreude<br />
steigt ebenso wie der Adrenalinspiegel.<br />
Schließlich kommt der große Moment.<br />
Aufgrund des Lärmpegels gibt uns<br />
Philippe nur noch über Zeichensprache<br />
Anweisungen. Wir müssen zuerst<br />
üben, mit einer Karbonkupplung anzufahren.<br />
Auch Jahrzehnte nach der<br />
Führerscheinprüfung gibt es noch<br />
elementare Dinge zu lernen, doch die<br />
meisten Teilnehmer überwinden nach<br />
wenigen Minuten auch diese Hürde<br />
gekonnt. Und dann geht es mit raketengleicher<br />
Beschleunigung auf die<br />
Rennstrecke. Es ist der Wahnsinn. In<br />
Sekundenschnelle werden Ängste und<br />
sämtliche Grundregeln zivilisierten<br />
Autofahrens vergessen oder zu Gunsten<br />
animalischer Grundbedürfnisse<br />
über den Haufen geworfen.<br />
Die Geschwindigkeit wird zur<br />
Sucht. Männerherzen schlagen nicht<br />
nur höher, sondern wünschen sich<br />
auch, dass diese Momente niemals enden<br />
mögen. Mit jeder Runde gewinnt<br />
man an Selbstbewusstsein und testet<br />
die Grenzen der Zentrifugalkraft. Bis<br />
zu 4G wirken auf den Körper und so<br />
langsam reift das Verständnis dafür,<br />
dass Formel-1-Fahren ein schweißtreibender<br />
Sport ist. Keiner der Teilnehmer<br />
geht über die Grenzen hinaus,<br />
aber jeder versucht doch, seine eigenen<br />
Limits auszutesten. Nach fünf Runden<br />
schäle ich mich schweißgebadet, aber<br />
überglücklich aus dem Cockpit, nachdem<br />
sämtliche Fahrmanöver zur Steigerung<br />
des Wohlbefindens beigetragen<br />
haben. Dabei wurden selbstredend alle<br />
logischen Argumente über Sinnhaftigkeit,<br />
Benzinverbrauch, Ozonloch oder<br />
Umweltverschmutzung vollständig ausgeblendet.<br />
Das Leben ist mehr als nur<br />
Vernunft und so passt das Auskosten<br />
der Lebensfreude auch herrlich in die<br />
liebliche südfranzösische Landschaft.<br />
Als krönender Abschluss wird ein<br />
Glas Champagner gereicht, und das<br />
Fazit dieses außergewöhnlichen Tages<br />
lautet: La vie est belle… und schnell!<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
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Das Kursprogramm ist vielfältig – vom Mitfahren bis<br />
zum Selbstfahren. Auch deutschsprachige Kurse sind<br />
im Angebot. Allerdings hat das Formel-1-Fahren seinen<br />
Preis. So bietet die Agentur AL-Promotion beispielsweise<br />
einen Tageskurs mit 15 Runden im Formel-3-Fahrzeug<br />
und 3 Runden im Formel-1-Fahrzeug für 1.530 € an.<br />
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Nîmes<br />
E 15 – E 80<br />
Anreise<br />
Valence<br />
Von der Côte d’Azur bzw. Aix-en-Provence aus über<br />
die A8 bis zum Autobahndreieck mit der A57. Dort die<br />
A57 Privas in Richtung Toulon nehmen. Kurz Gap danach an der<br />
Ausfahrt 13 die Autobahn verlassen und auf der N97 in<br />
Richtung Le Luc fahren. Südlich des Ortes auf die D33<br />
A 7 / E 15<br />
in Richtung Les Mayons abbiegen. Nach Überqueren<br />
Nyons<br />
der Autobahn befindet sich die Zufahrt zur Rennstrecke<br />
auf der rechten Seite. Von Toulon über die A57 bis zur<br />
Abfahrt 13. Anschließend wie oben beschrieben. Aixen-Provence<br />
– Le Luc ca. Forcalquier 85 km, Nizza – Le les-Bains Luc ca. 110<br />
Carpentras<br />
Digne-<br />
km, Toulon – Le Luc ca. 60 km.<br />
Avignon<br />
Apt<br />
Arles<br />
A7<br />
A55<br />
A51<br />
Aix-en-Provence<br />
A52<br />
Marseille<br />
A50<br />
A51<br />
A8/E80<br />
Circuit du Var<br />
Toulon<br />
N97<br />
A57<br />
Mit Kind und Kegel komfortabel Richtung<br />
Frankreich.<br />
Über Nacht ohne Stau und Stress mit der ganzen<br />
Familie im eigenen Liegewagenabteil entspannt und<br />
sicher in Richtung Ferien – und wieder zurück.<br />
Das eigene Fahrzeug fährt „huckepack“ mit, das<br />
Gepäck ist sicher verstaut.<br />
Von 16 deutschen Terminals erreichen Sie nicht<br />
nur die Ferienregionen in Frankreich, sondern auch<br />
weitere attraktive Ziele in Deutschland, Italien,<br />
Österreich oder Kroatien. Einige Terminals bieten<br />
sich auch ideal zur Weiterfahrt nach Spanien,<br />
Skandinavien oder in die Schweiz an.<br />
Infos und Buchungen überall, wo es Fahrkarten<br />
gibt, unter 0 18 05/24 12 24 (12 ct/Min.) und unter<br />
www.dbautozug.de. Die Bahn macht mobil.
Unterwegs in Frankreich Musée du Désert<br />
Musée<br />
du Désert<br />
Auf den Spuren des eigenen Namens<br />
Das Musée du Désert ist über mehrere Gebäude des Weilers verteilt.<br />
Im Herzen der Cevennen, nördlich<br />
von Montpellier im Departement<br />
Gard, liegt das winzige Dorf Mialet.<br />
Obwohl dieser Ort wie von der Welt<br />
abgeschnitten wirkt, pilgern jedes<br />
Jahr Tausende von Besuchern –<br />
darunter viele Deutsche – in diese<br />
einsame Bergregion. Alle scheinen<br />
das gleiche Ziel zu haben: das<br />
Musée du Désert. Sie folgen dabei<br />
einer sehr persönlichen Mission, der<br />
Suche nach den eigenen Vorfahren.<br />
Besuch eines ungewöhnlichen<br />
Ortes.<br />
Noch heute lässt die Erinnerung an diesen Vorfall die Bewohner<br />
des kleinen Dorfes in den Cevennen erstarren: Er ereignete sich<br />
während des Zweiten Weltkrieges. Diese Ecke Frankreichs war<br />
ein bedeutendes Rückzugsgebiet für die Résistance, den Widerstand gegen<br />
die deutsche Besatzung. Schon eine einfache Patrouille löste panische<br />
Reaktionen aus und ließ die Einwohner hinter verschlossene Fensterläden<br />
in ihre Häuser verschwinden. In Zeiten dieser Stimmung erschien<br />
eines Tages in der Hauptstraße der kleinen Siedlung ein deutsches Auto<br />
mit Motorradeskorte. Der Konvoi hielt vor einem der Dorfhäuser an und<br />
ein Offizier in deutscher Uniform stieg aus. Entschlossen ging er zu dem<br />
Haus, dessen Bewohner für seine Aktivitäten im Widerstand bekannt<br />
war. Das Dorf erstarrte angesichts der vermuteten Festnahme des tapferen<br />
Widerstandskämpfers. Doch der deutsche Offizier stellte sich – zur<br />
großen Überraschung aller – vor und schloss den verunsicherten Dorfbewohner<br />
in seine Arme. Er erklärte ihm, dass sie beide verwandt seien, also<br />
die gleichen Vorfahren hätten und sogar den gleichen Namen trügen. Die<br />
Wirren der Geschichte führen manchmal zu merkwürdigen Begegnungen…<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Die Zeiten haben sich seitdem zum Glück geändert, und Autos<br />
mit deutschen Nummernschildern lösen in Mialet heute keine Ängste<br />
mehr aus. Ganz im Gegenteil: Man ist erfreut über die vielen deutschen<br />
Besucher, die auf der Suche nach ihrer ganz persönlichen Geschichte<br />
hierher kommen. Doch was führt die Menschen eigentlich genau in diesen<br />
verlassenen Winkel in den Cevennen? Wenn man dem Rätsel nachgeht,<br />
stellt sich schnell heraus, dass Mialet noch nicht das Endziel ist,<br />
sondern dass man sich von dort über eine kleine Straße zum Weiler Le<br />
Mas Soubeyran bewegen muss, um des Rätsels Lösung zu finden. Diese<br />
kleine Häuseransammlung könnte jenseits jeglichen geschäftlichen<br />
Treibens liegen, ein Hort der endlosen Ruhe und absoluten Einsamkeit<br />
sein. Doch in Le Mas Soubeyran stößt man auf einen großen Parkplatz,<br />
auf dem auch viele Fahrzeuge mit deutschen Nummerschildern zu sehen<br />
sind. Einige Österreicher und Schweizer scheinen ebenfalls den Weg<br />
hierher gefunden zu haben.<br />
Ein Schild kündigt das Musée du Désert an, wörtlich übersetzt<br />
« Museum der Wüste ». Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein Museum<br />
über die Wüsten unserer Welt, ohnehin würde man kaum verstehen,<br />
warum in diesem grünen und waldigen Landstrich eine derartige Einrichtung<br />
beheimatet sein sollte. Hier steht das Wort « Wüste » für etwas<br />
anderes: Für alle die Wälder, Grotten und Täler, in denen sich Frankreichs<br />
Protestanten in einem Jahrhundert der Intoleranz und Verfolgung<br />
versteckten, um sich heimlich zu versammeln und ihrem Glauben<br />
nachzugehen. Es ist zudem Symbol für eine biblische Erinnerung: die<br />
40 Jahre lange Wüstenwanderung des Volkes Israel während des Auszugs<br />
aus Ägypten. Dabei war die Wüste ein Ort der Verzweiflung und<br />
Versuchung, aber auch einer, an dem Gott zu seinem Volk gesprochen<br />
haben soll.<br />
Es wird manchmal vergessen, aber das Land, das sich als Heimat der<br />
Menschenrechte versteht, war nicht immer ein Hafen des Friedens. Die<br />
Geschichte des Protestantismus gehört zu den dunklen Kapiteln französischer<br />
Vergangenheit. Als im 16. Jahrhundert die Reformation Frankreich<br />
erreichte, stieß diese religiöse Erneuerungsbewegung sofort auf die<br />
Ablehnung der Kirche und des Königs. In dieser Epoche grausamer Religionskriege<br />
erreicht der Hass auf den anderen wegen seiner Andersartigkeit<br />
im Massaker der Bartholomäusnacht am 24. August 1572 seinen<br />
Das Museum zeigt auch die Wohnverhältnisse<br />
der Menschen zur damaligen Zeit.<br />
Bibeln im Miniaturformat, welche die<br />
Frauen in ihren Haaren versteckten.<br />
Die Ursprünge der Bezeichnung « Hugenotten »<br />
Es ist nicht ganz geklärt, woher die Bezeichnung « Hugenotten »<br />
für die französischen Protestanten kommt. Ab 1315 nannte man im<br />
Französischen die Bewohner der schweizerischen Eidgenossenschaft<br />
Eyguenots. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wurde daraus eine<br />
abfällige Bezeichnung für die Anhänger der Reformation, benutzt<br />
von den Katholiken. Wahrscheinlich spielte es eine Rolle, dass eine<br />
große Mehrheit der Eidgenossen die Reformation unterstützte. Das<br />
französische Wort Hugenots kommt wohl aus der Region um Tours,<br />
wo die Bewohner die Bezeichnung Eyguenots mit dem König Hugor<br />
in Zusammenhang brachten, der sich besonderer Beliebtheit bei den<br />
Protestanten erfreute, oder von dem Genfer Freiheitskämpfer Hugues<br />
de Besançon.<br />
An den Wänden hängen Listen mit den<br />
Namen der ausgewanderten Hugenotten.<br />
Quelle: Dictionnaire Historique de la langue française<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 63
Unterwegs in Frankreich Musée du Désert<br />
Eine Kanzel zum Predigen, die in einer<br />
Tonne versteckt werden konnte.<br />
Im Boden eines Geschirrschrankes befand sich<br />
der Zugang zu einem unterirdischen Versteck.<br />
Höhepunkt. 1598 beendete das Edikt von Nantes, unterschrieben von<br />
Henri IV., offiziell die Religionskriege und sicherte den Menschen ihre<br />
Glaubensfreiheit und Gottesdienstfreiheit zu. Die protestantischen Gemeinden<br />
waren zwar nicht mehr verboten, dennoch wurden sie in den<br />
großen Städten oft noch immer nicht geduldet, so dass sie in die Vororte<br />
flohen. Die Hugenotten, wie die französischen Protestanten genannt<br />
wurden, blieben in einer Außenseiterrolle.<br />
Die relative Ruhe sollte jedoch nicht lange andauern. Ab 1670 verständigten<br />
sich König und Klerus darauf, rund eine Million Hugenotten<br />
zum « richtigen », zum katholischen Glauben, welcher zugleich der des<br />
Königs war, zurückzuführen. Im Oktober des Jahres 1685 wurde das<br />
Edikt von Nantes in Fontainebleau nahe Paris widerrufen. Die Kirchen<br />
der Hugenotten wurden zerstört, Pfarrer mussten das Land innerhalb<br />
von zwei Wochen verlassen, Glaubensversammlungen wurden untersagt<br />
und Eltern gezwungen, ihre Kinder katholisch taufen zu lassen und in<br />
diesem Glauben zu erziehen. Der sonntägliche Messebesuch wurde zu<br />
einer überwachten Pflicht. Panik brach aus unter Frankreichs Protestanten,<br />
und Folterungen nahmen rapide zu, vor allem durch die Dragonnades,<br />
die durch die Städte und Dörfer zogen und Massenabschwörungen<br />
gegenüber dem reformierten Glauben erzwangen.<br />
Viele Hugenotten sahen deshalb in der Flucht aus dem Land die<br />
einzige Möglichkeit, aus der ansonsten ausweglosen Situation auszubrechen.<br />
Es wird geschätzt, dass rund 250.000 Franzosen geflohen sind,<br />
obwohl die Grenzen überwacht wurden und hohe Strafen für Abschreckung<br />
sorgten. Der Weg führte in die Schweiz, nach Preußen, Hessen,<br />
Holland, England und sogar nach Amerika oder Südafrika. Diejenigen,<br />
die blieben und den katholischen Glauben weiterhin ablehnten, organisierten<br />
ihre Treffen im Geheimen und gründeten eine Art Untergrundkirche,<br />
immer Gefahr laufend, dafür mit dem Leben bezahlen zu müssen.<br />
Die Cevennen wurden zu einem wichtigen Ort des Widerstands<br />
und später der Cevennenkriege, auch Kamisardenkriege genannt. Dabei<br />
handelte es sich um einen bewaffneten Aufstand gegen ein religiös totalitäres<br />
Regime. Die Kamisarden, meist einfache Leute aus dem Volk,<br />
kämpften für die Freiheit des Glaubens, die Freiheit, Protestanten sein<br />
zu dürfen. Von 1702 bis 1704 standen rund 3.000 Hugenotten einem<br />
Heer von circa 30.000 Soldaten gegenüber. Aber es dauerte noch bis zur<br />
Französischen Revolution 1789, bis die Glaubensfreiheit ausgerufen wurde.<br />
Das Musée du Désert in Mialet zeigt in mehreren Räumen, die über<br />
den gesamten Weiler verteilt und miteinander verbunden sind, genau<br />
diese Jahrzehnte der Unterdrückung und des Widerstandes. Darunter<br />
auch das Geburtshaus des Kamisardenanführers Pierre Laporte, Roland<br />
genannt: Ein großes Landhaus, das fast vollständig erhalten geblieben<br />
ist, und in dem sich nun viele Zeugnisse der Vergangenheit befinden<br />
– Bücher, Gemälde, Dokumente und andere Reliquien. Man sieht unter<br />
anderem, wie die Verstecke der Hugenotten angelegt waren, um den<br />
Dragonnades des Königs zu entkommen, oder Bibeln, die in einem solch<br />
kleinen Format gedruckt wurden, dass man sie in den Haarknoten der<br />
Frauen verbergen konnte.<br />
Doch es ist vielleicht am beeindruckendsten, zu sehen, wie die<br />
Nachfahren der Hugenotten aus aller Welt, insbesondere auch aus<br />
Deutschland, zu diesem Ort pilgern, um Spuren ihrer Vergangenheit<br />
zu entdecken. Viele von ihnen tragen einen typischen französischen<br />
Familiennamen. « Regelmäßig kommen zu uns Deutsche, die sich zum<br />
Beispiel als Herr oder Frau Dupont vorstellen und erklären, mehr über<br />
ihre Vorfahren erfahren zu wollen », erklärt Michel Caby, Konservator<br />
des Museums. Als ob er seiner Aussage Nachdruck verleihen wolle,<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
St. Dizier<br />
res<br />
A 87<br />
Mayenne<br />
Laval<br />
MAYENNE<br />
Châteu-Gontier<br />
la Segré<br />
Cholet<br />
Angres<br />
zeigt er uns das Besucherbuch des Museums, in dem sich zahlreiche<br />
Châteaudun<br />
Kommentare deutscher Besucher mit französischen Namen aneinanderreihen.<br />
« Viele der deutschen Besucher kennen Orleans sich gut mit unserer<br />
Le Mans<br />
Geschichte aus, da sie sich aufgrund Vendôme ihres hugenottischen Hintergrundes<br />
dafür interessieren<br />
Chahaignes<br />
», fährt Michel fort. « In Frankreich dagegen<br />
sprechen wir viel vom La Chartre Edikt von Nantes, vergessen aber oft anzufügen,<br />
la Flèche<br />
sur le Loir<br />
dass es widerrufen wurde. Eine Tatsache, die den deutschen Besuchern<br />
Blois<br />
viel bewusster ist. »<br />
A 81 / E 50<br />
SARTHE<br />
A 11<br />
A 85<br />
Saumur<br />
Alencon<br />
Mamers<br />
LOIR<br />
LOIRE<br />
Chinon<br />
Mortagne-au-Perche<br />
Tours<br />
Nogent-le-Rotrou<br />
A 11 / E 50<br />
Loches<br />
Chartres<br />
A 10 / E 60<br />
A 85 / E 604<br />
A 10 / E 5<br />
LOIRE<br />
A 71 / E 9<br />
Romorantin-<br />
Lanthenay<br />
Vierzon<br />
Issoudun<br />
Etampes<br />
Pithiviers<br />
Bourges<br />
Troyes<br />
Musée du Désert<br />
N 77<br />
Le Mas Soubeyran<br />
30140 Mialet<br />
Telefon: +33 (0)4 Chablis<br />
66 85 02 72<br />
Fax: +33 (0)4 66 85 00 02Montbard<br />
E-Mail: musee@museedudesert.com<br />
N 6<br />
D 965<br />
A 6<br />
Avallon<br />
Internet<br />
www.museedudesert.com<br />
A 5 / E 17 - E 54<br />
Chaumont<br />
Dijon<br />
A 38<br />
Öffnungszeiten<br />
1. März – 30. <strong>November</strong>, täglich 9.30 – 12.00<br />
Uhr und 14.00 – 18.00 Uhr. Im Juli und August<br />
durchgehend 9.30 – 19.00 Uhr.<br />
Eintrittspreise<br />
4,50 €, ermäßigt 3,00 €, Kinder bis 10 Jahre<br />
frei. Spezielle Gruppentarife.<br />
A 31<br />
A 39<br />
Do<br />
Lon<br />
Sau<br />
3<br />
efort<br />
laye<br />
eaux<br />
St. Jeand’Angély<br />
Saintes<br />
Cognac<br />
Jonzac<br />
A 10<br />
Paulliac<br />
A 62<br />
Langon<br />
Angoulême<br />
Nach der Französischen Revolution wurde der protestantische Glaube<br />
erlaubt. Diejenigen, die zuvor geflohen waren, erhielten das Recht<br />
auf eine Rückkehr nach Frankreich. Doch die meisten Hugenotten bevorzugten<br />
es, in ihrer neuen Heimat zu bleiben. « Heute kommen ihre<br />
Nachfahren zu uns ins Museum », erzählt Michel. « Wir zeigen ihnen<br />
unsere Namenslisten. Manchmal finden sie ihre Vorfahren, insbesondere<br />
wenn diese in Frankreich geblieben sind und zum Beispiel verurteilt<br />
wurden. Denn da die protestantische Bewegung sich vor allem im<br />
Libourne Untergrund abspielte, führten schriftliche Zeugnisse oft zu einer Haftstrafe<br />
oder gar Tötung. Im Hinblick auf diejenigen, die geflohen sind,<br />
wissen wir eher wenig, obwohl sie meistens in den Zielländern administrativ<br />
erfasst wurden, oft auch Hilfen und Subventionen erhielten. Die<br />
verschiedenen Marmande Vereinigungen der Hugenotten in den Ländern besitzen<br />
häufig aussagekräftige Archive. »<br />
Michel Caby und seine Kollegen empfangen Tag für Tag neue Besucher<br />
auf der Suche nach ihren Vorfahren. Daneben ist es ihnen jedoch<br />
besonders wichtig, das Archiv des Museums zu vervollständigen und so<br />
die Einzelschicksale der Hugenotten wie ein Puzzle zusammenzusetzen.<br />
« Ich wünsche mir immer, dass die Nachkommen uns zuschickten,<br />
was sie vielleicht auf dem Dachboden oder im Keller bei sich zu Hause<br />
vorfinden. Ein simples Dokument kann für uns ein wichtiger Baustein<br />
eines größeren Gesamtbildes sein. Es kann ermöglichen, dass Frauen<br />
und Männer ihre persönliche Geschichte wiederfinden. » Die Arbeit<br />
von Michel Caby und seinen Kollegen ist mühsam und langwierig,<br />
aber ein wichtiges Zeugnis französischer, gar europäischer Geschichte.<br />
Und wenn Sie beim nächsten Aufräumen zufällig ein Zeugnis hugenottischer<br />
Geschichte entdecken, zögern Sie nicht, mit dem Musée du<br />
Désert Kontakt aufzunehmen.<br />
N 10<br />
Michel Caby, Konservator des Museums.<br />
A 89<br />
N113<br />
D 992<br />
Anreise<br />
Von Nîmes aus über die N1<strong>06</strong> in Richtung<br />
Alès. Im Kreisel am Ende der Schnellstraße<br />
am Stadtrand von Alès die D910 nach<br />
Anduze nehmen. Kurz vor Anduze auf die<br />
D129 nach Générargues abbiegen. In<br />
Générargues die D50 in Richtung Mialet /<br />
Saint Jean-du-Gard wählen. Noch vor Mialet<br />
geht eine kleine Straße zum Musée du Désert<br />
ab. Ausgeschildert. Nîmes – Musée du Désert<br />
ca. 65 km.<br />
Millau<br />
A75 / E11<br />
Béziers<br />
Lodève<br />
A9<br />
Florac<br />
Mialet<br />
Montpellier<br />
D907<br />
A9<br />
Alès<br />
N1<strong>06</strong><br />
Nîmes<br />
E15 – E80<br />
Valence<br />
A7 / E15<br />
Avignon<br />
Arles<br />
Nyons<br />
Carpentras<br />
A7<br />
A55<br />
A 404<br />
Marseille<br />
N<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 65
Unterwegs in Frankreich Elsass<br />
Elsass –<br />
Hochburg der Weihnachtsmärkte<br />
Wir befinden uns am Ende des<br />
letzten Jahrtausends. Ganz Frankreich<br />
ist eine weihnachtsmarktfreie<br />
Zone… Ganz Frankreich?<br />
Nein! Eine von stolzen Elsässern<br />
bevölkerte Region im Nordosten<br />
des Landes pflegt schon seit<br />
Jahrhunderten die Tradition der<br />
Weihnachtsmärkte... Also schon<br />
lange bevor diese Märkte in den<br />
letzten Jahren den Rest der Republik<br />
im Eiltempo eroberten...<br />
Ich möchte Sie heute auf eine besonders weihnachtliche Reise mitnehmen.<br />
Eine Reise, die Sie so wahrscheinlich nie machen würden.<br />
Sagen wir einfach, es ist eine Art virtuelle Reise in ein ganz reelles<br />
Weihnachtswunderland. Wenige kämen wahrscheinlich auf die Idee, von<br />
einem Weihnachtsmarkt zum nächsten zu reisen. Doch viele hätten sicherlich<br />
Lust, an einem der beschriebenen Orte Halt zu machen und die<br />
besonders festliche Atmosphäre tief in sich aufzusaugen. Denn nirgendwo<br />
zeigt sich Frankreich weihnachtlicher als im Elsass.<br />
Als Hauptstädter habe ich eigentlich ein recht zwiespältiges Gefühl<br />
gegenüber dieser Region meines Landes. Das ganze Jahr über richtet<br />
sich unser Blick eher nach Süden und Westen, in die Provence und die<br />
Bretagne oder an die Atlantikküste und die Loire. Warum sollte ich<br />
mich vor der Eröffnung der neuen TGV-Linie in den Osten mit einem<br />
Regionalzug nach Straßburg quälen, wenn ich in drei Stunden mit dem<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Von links nach rechts: Die Weihnachtsmärkte von Mulhouse und Colmar, der Münster von Straßburg.<br />
Majestätisch ragt der Münster über<br />
die Dächer von Straßburg.<br />
TGV am Mittelmeer sein kann? Doch einmal im Jahr – in<br />
den wenigen Wochen vor Weihnachten – wird das Elsass<br />
zur Hochburg des Weihnachtstourismus. Anders als die<br />
meisten Reisenden aus dem deutschsprachigen Raum entdecken<br />
die Franzosen plötzlich den Nordosten ihres Landes<br />
– die Heimat der französischen Weihnachtsmärkte. Auch<br />
ich will nicht verneinen, dass ein elsässischer Weihnachtsmarkt<br />
mit grandiosen Fachwerkhäusern als Kulisse nicht<br />
mit den Holzhütten zu vergleichen ist, die seit ein paar Jahren<br />
auf dem großen zubetonierten Platz vor dem Grande<br />
Arche in La Défense lieblos aufgestellt werden.<br />
Straßburg – Frankreichs ältester<br />
Weihnachtsmarkt mit Hauptstadtflair<br />
Fangen wir unsere Tour stilvoll an und reisen von der<br />
Hauptstadt einer Nation in die Hauptstadt einer Region:<br />
nach Straßburg. Ohne Zweifel gehört diese Stadt mit ihrem<br />
gotischen Münster und dem niedlichen Altstadtviertel « Petite<br />
France » zu den beliebtesten ganzjährigen Reisezielen.<br />
Und gerade auch im <strong>Dezember</strong> lohnt sich ein Besuch. Hier,<br />
wo das Europaparlament und der Europäische Gerichtshof<br />
für die Menschenrechte zu Hause sind, wo internationales<br />
Flair auf mit Geranien bewachsene Blumenkästen stößt, wo<br />
man an der Schnittstelle zweier großer europäischer Kulturen<br />
ist, hier befinden sich auch einige der romantischsten<br />
und meist besuchten Weihnachtsmärkte der Region.<br />
Ganz Straßburg gibt sich in der Vorweihnachtszeit<br />
festlich geschmückt. Häuser und ganze Straßenzüge<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 67
Unterwegs in Frankreich Elsass<br />
Kanäle durchziehen das romantische Altstadtviertel « Petite France » in Straßburg.<br />
erstrahlen im Schein der Weihnachtsdekorationen. Schon<br />
im Jahre 1570 wurde ein Weihnachtsmarkt auf dem Platz<br />
vor dem Münster veranstaltet. Und auch 436 Jahre später<br />
lädt an gleicher Stelle ein Weihnachtsmarkt vom ersten<br />
Adventswochenende bis Jahresende (25. <strong>November</strong> bis 31.<br />
<strong>Dezember</strong>) zum Bummeln und Stöbern ein. Es ist der älteste<br />
Weihnachtsmarkt Frankreichs, dessen Ursprung im Zusammenhang<br />
mit dem Kampf der Straßburger Protestanten<br />
gegen die opulenten Traditionen der Katholiken steht.<br />
Die besondere Atmosphäre beginnt vor allem am späten<br />
Nachmittag, wenn die Dunkelheit hereinbricht und der<br />
Duft von Glühwein und Weihnachtsgebäck alte Kindheitserinnerungen<br />
wach werden lässt. In der ganzen Innenstadt<br />
findet man die kleinen Holzhütten, in denen Kunsthandwerk,<br />
Leckereien und andere Verführungen locken.<br />
Schwerpunkte bilden die innerstädtischen Plätze. So lädt<br />
neben dem traditionellen Weihnachtsmarkt am Münster<br />
unter anderem der Christkindelsmärik auf der Place Broglie<br />
und der Rue de la comédie sowie der Bredle-Markt auf der<br />
Place d’Austerlitz zum Besuch ein. Ehrengast ist in diesem<br />
Jahr das EU-Beitrittsland Rumänien, das seine traditionellen<br />
Handwerkskünste und kulinarischen Köstlichkeiten<br />
auf der Place Gutenberg feilbietet. Auf der großen Place<br />
Kléber, die früher als Aufmarschgebiet diente und bis zum<br />
Jahre 1840 den Namen Place d’Armes trug, verbreitet ein<br />
riesiger Weihnachtsbaum festliches Ambiente. Und wie<br />
jedes Jahr runden auch 20<strong>06</strong> vielfältige Veranstaltungen<br />
wie Konzerte, Ausstellungen und Führungen das vorweihnachtliche<br />
Programm ab.<br />
Colmar – Bürger schmücken ihre Stadt<br />
Machen wir uns nun auf den Weg in Richtung Süden.<br />
Gut 70 Kilometer von Straßburg entfernt, treffen wir auf<br />
die Stadt des Isenheimer Altars im weltberühmten Musée<br />
d’Unterlinden. Im Vergleich zu Straßburg ist Colmar eine<br />
junge Stadt. Denn erst im 9. Jahrhundert wurde an dieser<br />
Stelle ein erstes Gut erbaut und um 1220 erhielt die heutige<br />
Hauptstadt des Departements Haut-Rhin die Stadtrechte.<br />
Dies zeigt aber mal wieder, dass « jung » im alten Europa ein<br />
relativer Begriff ist. Denn genauso wie die große Schwester<br />
im Norden wartet auch Colmar mit alten Fachwerkhäusern,<br />
romantischen Gassen und pittoresken Plätzen auf. Da versteht<br />
es sich fast schon von selbst, dass auch diese Stadt zu<br />
den Hochburgen des weihnachtlichen Elsass gehört.<br />
Besonderen Wert legen die Einheimischen auf die feierliche<br />
Dekoration ihrer Stadt. Gekonnt wird die das ganze<br />
Jahr über existierende Illumination der Innenstadt, die sogar<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
nach einem Beleuchtungsmasterplan<br />
professionell in Szene gesetzt<br />
wurde, durch die Weihnachtsbeleuchtung<br />
ergänzt. Dabei überlassen<br />
die Bürger nichts dem Zufall.<br />
Seit 1998 wird jedes Jahr neu ein<br />
Dekorationswettbewerb für den<br />
besten Weihnachtsschmuck ausgelobt.<br />
In drei Kategorien wird gewertet:<br />
Privathäuser, Marktstände<br />
und Geschäfte. Der Schmuck<br />
wird Ende <strong>November</strong> angebracht,<br />
und eine Jury vergibt Preise im<br />
Gesamtwert von fast 7.000 Euro.<br />
Kein Wunder vielleicht, dass die<br />
Altstadt sich in einen einzigen<br />
Weihnachtstraum verwandelt.<br />
Wie Straßburg kann auch Colmar<br />
gleich mit mehreren Weihnachtsmärkten<br />
aufwarten. Auf der<br />
schmalen Place des Dominicains<br />
mit der imposanten Kirche des<br />
Dominikanerklosters als Kulisse<br />
reihen sich rund 65 Holzhütten<br />
aneinander. Ähnlich<br />
viele Buden findet<br />
man auf der Place de<br />
l’Ancienne Douane<br />
um den Schwendi-<br />
Brunnen herum. Der<br />
Legende nach soll der Feldherr Lazarus von<br />
Schwendi die Tokayrebe von einem Feldzug<br />
in die Heimat gebracht haben. Auf der Place<br />
Jeanne d’Arc locken vor allem einheimische<br />
Leckereien. Im Koïfhus wartet ein überdachter<br />
Weihnachtsmarkt auf den Besucher. In dem<br />
mittelalterlichen Gebäude bieten insbesondere<br />
Kunsthandwerker ihre Produkte an. Wer<br />
mit Kindern unterwegs ist, findet sein Glück<br />
vielleicht auf dem Kinderweihnachtsmarkt<br />
im Viertel « Petite Venise », dem ehemaligen<br />
Stadtteil der Fischer und Gemüsebauern an<br />
den Ufern der Lauch. Sollten Sie sich zum<br />
Abschluss nach sportlicher Betätigung sehnen,<br />
können Sie sich auf der Eislaufbahn auf<br />
der Place Trapp Schlittschuhe unter die Füße<br />
schnallen und ein paar Runden auf dem Eis<br />
drehen.<br />
Mulhouse – Weihnachtsstoff<br />
für Weihnachtsmarkt<br />
Von Colmar aus wollen wir noch weiter in den Süden<br />
fahren, in das Dreiländereck Frankreich, Deutschland,<br />
Schweiz. Mulhouse ist die dritte Metropole des Elsass,<br />
wenn sie auch touristisch im Schatten der anderen beiden<br />
Städte steht. Zu sehr hält sich das Klischee vom industriell<br />
geprägten Stadtbild, von rauchenden Fabrikschloten und<br />
trostlosen Vorstädten. Dabei hat gerade Mulhouse seit den<br />
70er-Jahren eine beeindruckende Verwandlung durchgemacht.<br />
Schon längst ist die Stadt ein wichtiges Dienstleistungszentrum<br />
der Region geworden. Den Flughafen, der<br />
separate Anfahrtsstraßen aus Frankreich und der Schweiz<br />
besitzt – ein europäisches Kuriosum, teilt man sich friedlich<br />
mit Basel. Zahlreiche Museen wurden zu einer neuen Touristenattraktion.<br />
Würde man alle besuchen wollen, könnte<br />
dies leicht in einen Marathon ausarten.<br />
Die Entwicklung von Mulhouse ist stark mit dem<br />
Aufstieg der Textilindustrie im 19. und 20. Jahrhundert<br />
verbunden. Bereits 1746 wurde hier eine Manufaktur für<br />
Stoffdruck gegründet. Wen wundert es also, dass Stoff noch<br />
heute eine besondere Rolle im Weihnachtsgeschäft spielt.<br />
So wird jedes Jahr extra ein neues Stoffmuster entworfen,<br />
das die Stände der Weihnachtsmärkte und die<br />
Fassade der Kirche Saint-Etienne schmückt.<br />
Doch dies ist nicht der einzige Unterschied zu<br />
den Weihnachtsmärkten in Colmar und Straßburg.<br />
Fachwerkarchitektur ist in Mulhouse<br />
eher selten, und so bilden gründerzeitliche Villen<br />
und Bürgerpalais die festliche Kulisse für<br />
die Märkte. Eine angenehme Abwechslung im<br />
Lande der Holzbalken und Geranien.<br />
In vielen weiteren Städten des Elsass<br />
werden Weihnachtsmärkte veranstaltet.<br />
So auch in Obernai.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 69
Unterwegs in Frankreich Elsass<br />
Der traditionelle Weihnachtsmarkt befindet sich auf der<br />
Place de la Réunion im Herzen der Stadt. Der Duft von<br />
Zimt und Glühwein liegt in der Luft, und gerade in den<br />
Abendstunden funkeln die vielen Lichter der Stände mit<br />
den illuminierten Fassaden um die Wette. Und auch Mulhouse<br />
hat die Kinder als neue Zielgruppe entdeckt und seit<br />
einiger Zeit in der Parkanlage des Square Steinbach, nur<br />
wenige Schritte von der Place de la Réunion entfernt, einen<br />
Weihnachtsmarkt für die Kleinen eingerichtet. Holzkarussell,<br />
Märchenstunde, Eselsritte und der Weihnachtsmann<br />
lassen Kinderherzen höher schlagen.<br />
Kaysersberg –<br />
Weihnachtsmarkt in dörflicher Umgebung<br />
Weihnachtliches Flair findet man im Elsass natürlich<br />
nicht nur in den großen Städten. Begeben wir uns deshalb in<br />
die Geburtsstadt Albert Schweitzers. Der westlich von Colmar<br />
gelegene Ort Kaysersberg zieht sich tief in das Tal des<br />
Flüsschens Weiss hinein. Die Altstadt mit ihren malerischen<br />
Fassaden und das großartige Renaissance-Rathaus bilden einen<br />
würdigen Rahmen für die Vorweihnachtszeit. Nur rund<br />
2.700 Menschen wohnen hier am Rande der Vogesen. An den<br />
Wochenenden im <strong>Dezember</strong> ist aber von himmlischer Idylle<br />
kaum etwas zu spüren. Zu sehr haben sich die Reize von Kaysersberg<br />
herumgesprochen.<br />
Allerdings zeichnet sich der Weihnachtsmarkt dieser kleinen<br />
Ortschaft durch eine Besonderheit aus: Er findet immer nur<br />
am Wochenende statt,<br />
und die Stände findet<br />
man auf abschließbaren<br />
Höfen und nicht auf<br />
den Straßen des Dorfes.<br />
Handwerkskunst und<br />
kulinarische Leckerbissen<br />
stehen im Vordergrund.<br />
Doch auch die<br />
Umgebung von Kaysersberg<br />
zeigt sich ganz<br />
weihnachtlich. Im<br />
Norden ist es nicht weit<br />
nach Ribeauville, wo<br />
an zwei Wochenenden<br />
im <strong>Dezember</strong> (9./10.<br />
und 16./17. <strong>Dezember</strong>)<br />
ein mittelalterlicher<br />
Wei h nac ht sma rk t<br />
veranstaltet wird.<br />
Auch im benachbarten<br />
Riquewihr findet vom<br />
2. bis zum 17. <strong>Dezember</strong><br />
ein Weihnachtsmarkt<br />
statt. Südlich<br />
von Kaysersberg lockt<br />
Munster mit einem<br />
Bredlamarik.<br />
Sélestat gilt als der Ursprungsort des Weihnachtsbaums.<br />
Sélestat – Heimat des Weihnachtsbaums<br />
Zum Abschluss unserer Reise durchs vorweihnachtliche<br />
Elsass wollen wir einen Abstecher nach Sélestat<br />
unternehmen. Zwischen Colmar und Straßburg, in der<br />
fruchtbaren Rheinebene gelegen, hat die Stadt eine lange<br />
Markttradition. Im 13. Jahrhundert erhielt Sélestat seine<br />
Stadtrechte, und im 15. und 16. Jahrhundert war es eine<br />
humanistische Hochburg. So beherbergt die Stadt noch<br />
heute eine bedeutende Bibliothek des Humanismus, die<br />
zugleich die älteste öffentliche Bibliothek des Elsass ist.<br />
Doch Sélestat verfügt über eine weitere Besonderheit: Es<br />
beansprucht für sich, die Heimat des Weihnachtsbaumes<br />
zu sein.<br />
Bereits in einer Urkunde aus dem Jahre 1521, die heute<br />
in der Bibliothek des Humanismus aufbewahrt wird, findet<br />
sich die Erwähnung eines Weihnachtsbaumes. Danach<br />
wurden am 21. <strong>Dezember</strong>, dem Tag des Heiligen Thomas,<br />
die Förster angewiesen, die Wälder der Stadt zu bewachen,<br />
damit die Bürger nicht verbotenerweise « Maien » fällen.<br />
Das altdeutsche Wort « Maien » bedeutet auf Neudeutsch<br />
« festliche Bäume ». Die erste Erwähnung eines Weihnachtsbaumes<br />
ist also ein Verbot. Dieses hat seiner späteren,<br />
weltweiten Popularität aber anscheinend keinen Abbruch<br />
getan.<br />
Auf diesen Eintrag jedenfalls stützt die Stadt Sélestat<br />
ihren Anspruch, der Geburtsort des Weihnachtsbaumes<br />
zu sein. Nicht ohne Grund also spielt der Weihnachtsbaum<br />
auch noch heute eine<br />
besondere Rolle in<br />
der vorweihnachtlichen<br />
Dekoration. Doch<br />
auch einen klassischen<br />
Weihnachtsmarkt<br />
findet man in Sélestat.<br />
Auf dem Square<br />
Ehm im Herzen der<br />
Stadt laden vom ersten<br />
Adventswochenende<br />
bis zum 24. <strong>Dezember</strong><br />
festlich dekorierte Stände<br />
zum Bummeln und<br />
Einkaufen ein. Wie<br />
überall im vorweihnachtlichen<br />
Elsass<br />
duftet es nach frischem<br />
Gebäck und Glühwein.<br />
Der Tag hat sich<br />
bereits verabschiedet<br />
und die bunten Lichter<br />
erhellen den dunklen<br />
Abendhimmel. Dies<br />
ist auch der Moment,<br />
unsere kleine Elsass-<br />
Rundreise ausklingen<br />
zu lassen.<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Anreise<br />
Saarbrücken<br />
Auto: Von Deutschland und Österreich aus erreicht man<br />
das Elsass über die A5 (Karlsruhe–Basel). An mehreren<br />
Stellen besteht die Möglichkeit, auf das linke Ufer des<br />
Metz<br />
Rheins zu wechseln, je nachdem wohin man möchte. Die<br />
auf elsässischer Seite parallel zur deutschen A5 verlaufende<br />
A35 ist übrigens mautfrei und eine gute Alternative zur oft<br />
N 74<br />
überfüllten A5. Von der Schweiz aus gelangt man direkt über<br />
Basel ins Elsass. Berlin-Straßburg ca. 760 km, Köln-Straßburg<br />
ca. 360 km, Wien-Straßburg Châteu- ca. 820 km, Zürich-Straßburg ca.<br />
220 km. Salins<br />
Flugzeug: Die beiden großen Flughäfen der Region sind in<br />
D 955<br />
Straßburg und Mulhouse/Basel. Lufthansa bietet Umsteigeverbindungen<br />
über München nach Straßburg und über<br />
Nancy<br />
Frankfurt a.M., München und Düsseldorf nach Mulhouse/Basel<br />
an. Austrian verbindet Wien mit Mulhouse/Basel. Mit Air<br />
France muss man einen Umweg über Paris in Kauf nehmen,<br />
die Gesellschaft fliegt aber Lunéville ebenfalls Straßburg und Mulhouse/Basel<br />
an. Interessant sind auch die Verbindungen<br />
von easyJet, die von Berlin, Hamburg und München Flüge<br />
nach Mulhouse/Basel anbietet.<br />
Zug: Durch die Grenznähe zu Deutschland und der Schweiz<br />
ist das Elsass auch gut mit dem Zug zu erreichen. Nach Straßburg<br />
verkehren zum Beispiel EC-Züge aus dem süddeutschen<br />
Raum. Aus der Schweiz erreicht man die Region über den<br />
Baseler SNCF-Bahnhof. Mit der Einweihung der neuen TGV-<br />
Strecke von Paris ins Elsass und weiter nach Süddeutschland<br />
im nächsten Jahr werden sich die Verbindungen noch<br />
weiter verbessern.<br />
A4 / E25<br />
Sarrebourg<br />
FRANCE<br />
Informationen im Internet<br />
Munster<br />
N 4<br />
Sélestat<br />
Ribeauvillé<br />
Riquewihr<br />
Kaysersberg<br />
N415<br />
D417<br />
Colmar<br />
BUNDESREPUB<br />
Wissembourg<br />
K<br />
Haguenau<br />
Baden-B<br />
Strasbourg<br />
N38 / E25<br />
DEUTSCHLA<br />
Freiburg<br />
A35 / E25<br />
www.noel-alsacetourisme.com<br />
Weihnachtsmärkte<br />
Straßburg 25.11. – 24.12. (Weihnachtsmarkt am Münster &<br />
Bredle-Markt bis 31.12.)<br />
Colmar 25.11. – 31.12.<br />
Mulhouse<br />
Mulhouse 22.11. – 30.12.<br />
Belfort<br />
Kaysersberg 1. – 3.12. & 8. – 10.12. & 15. – 17.12. & 20. – 23.12.<br />
Basel<br />
Ribeauville 9./10.12. & 16./17.12.<br />
Riquewihr 2.12. – 17.12.<br />
Munster 2./3.12. & 9./10.12. & 16./17.12. & 23./24.12.<br />
A 36<br />
SCHWEIZ<br />
Sélestat 25.11. – 24.12.<br />
Besancon<br />
Dole<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 71
Unterwegs in Frankreich Hotel<br />
Grand Hôtel Barrière<br />
Ehrwürdiges 4-Sterne-Hotel im mondänen Seebad Dinard<br />
Frankreich ist nicht gerade arm an legendären<br />
Seebädern. Dinard, im Norden der<br />
Bretagne, ist einer dieser mondänen<br />
Orte. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts reiste der<br />
Geldadel an die Mündung der Rance und genoss<br />
in den Villen und Hotelpalästen die angenehme<br />
Sommerfrische. Den Grundstein hierfür<br />
verdankte der Ort der englischen Familie Faber,<br />
der bald reiche US-amerikanische Familien folgten.<br />
Das ehrwürdige Grand Hôtel Barrière, direkt<br />
an der Uferstraße Avenue Georges V gelegen,<br />
gehört zu den Häusern, die den Charme<br />
alter Tage erahnen lassen.<br />
Nicht ohne Grund, denn dieses Hotel der<br />
Gruppe Lucien Barrière kann auf eine lange<br />
Tradition zurückblicken. Bereits im 19. Jahrhundert<br />
wurde das Grand Hôtel Barrière von wohlhabenden<br />
Familien frequentiert. Der Herzog von<br />
Cambacérès, Zeremonienmeister von Napoleon<br />
III., und zahlreiche Adelsfamilien aus Großbritannien<br />
gehörten zu den illustren Gästen des<br />
Hauses. Man kam ins Grand Hôtel Barrière, um<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
zu sehen und gesehen zu werden. In den 50er-<br />
Jahren entdeckten die Stars der Filmbranche<br />
diesen idyllischen Ort mit Blick auf Saint-Malo<br />
am anderen Ufer. Und auch heute noch nächtigen<br />
viele Stars, die zum Britischen Filmfestival nach<br />
Dinard anreisen, in diesem Hotel, das sich in<br />
Laufweite des Casinos der Stadt befindet.<br />
Die Zimmer sind klassisch-modern eingerichtet.<br />
Einige haben einen Balkon, von<br />
dem aus sich ein herrlicher Blick auf das Meer<br />
bietet, das gerade im Abendlicht dunkelblau<br />
leuchtet. Für das leibliche Wohl sorgt das neue<br />
Restaurant « blue.B ». Es verbindet Eleganz und<br />
Gemütlichkeit mit einer innovativen Küche. In<br />
der Hotelbar « 333 Café » stehen dagegen Kleinigkeiten<br />
und Drinks auf der Karte. Von der<br />
Terrasse aus genießt man zudem einen wunderschönen<br />
Blick auf die Mündung der Rance.<br />
Und sollte man ungewollt ein paar Pfunde<br />
zugelegt haben, stehen ein Schwimmbad, ein<br />
Saunabereich mit Trocken- und Dampfsauna<br />
sowie ein Fitnessraum zur Verfügung.<br />
Grand Hôtel Barrière<br />
46, avenue George V<br />
35800 Dinard<br />
Telefon: +33 (0)2 99 88 26 26<br />
Fax: +33 (0)2 99 88 26 27<br />
E-Mail: grandhoteldinard@lucienbarriere.com<br />
Cherbourg–<br />
Octeville<br />
Internet<br />
www.lucienbarriere.com<br />
Zimmerpreise<br />
Roscoff<br />
Diverse Zimmerkategorien mit und ohne<br />
Meerblick sowie Sonderaktionen werden<br />
angeboten. DZ ab 123 €.<br />
Brest<br />
Hotelausstattung<br />
St Brieuc<br />
Kreditkarten Douarnenez<br />
Quimper<br />
Morlaix<br />
N12/E50<br />
90 Zimmer, Schwimmbad, Sauna, Parkplatz<br />
Visa, MasterCard, AMEX<br />
Châteulin<br />
D58<br />
Lannion<br />
St Guingamp<br />
N164<br />
Pontivy<br />
Dinard<br />
N12/E50<br />
D266<br />
Dinan<br />
St Malo<br />
N137<br />
Rennes<br />
Fougères<br />
Mayenne<br />
MAYENNE<br />
A 81 / E 50<br />
Alencon<br />
Mamers<br />
Mor<br />
N24<br />
Laval<br />
Le Mans<br />
Lorient<br />
Vannes<br />
N166<br />
N165/E60<br />
Redon<br />
N137/E3<br />
N 137 / E 3<br />
Châteu-Gontier<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 73<br />
la Segré<br />
Châteaubrian<br />
Châteaubrian<br />
la Flèche<br />
SARTHE<br />
A 11<br />
Chahaig<br />
LOIR
Boutique<br />
Der Name ist ein Wortspiel: « +bo » wird im Französischen ausgesprochen wie « plus beau », was schlicht und einfach « schöner »<br />
heißt. Diese Boutique im Szeneviertel Marais ist um einen luftigen Patio herum angeordnet, eine Besonderheit in dem eng<br />
bebauten Stadtteil. Angeboten werden eine Reihe von Dekorations- und Einrichtungsgegenständen, natürlich alles im<br />
modernen Design. Es wird dabei viel Wert darauf gelegt, gerade jungen Kreativen eine Chance zu geben und ihnen einen<br />
Zugang zum Markt zu bieten.<br />
+bo<br />
8, rue Saint Merri<br />
75004 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 42 74 55 10<br />
Internet<br />
www.plusbo.fr<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo 14.00 – 19.30 Uhr<br />
Di – Sa 11.00 – 19.30 Uhr<br />
So & Feiertage 14.00 – 19.30 Uhr<br />
Essig- und Ölflaschen aus Glas von Lovorika<br />
Banakovic, 150 ml Inhalt, 29,00 €<br />
Wodkaglas von Matz Borgstrom<br />
(Set aus 4 Gläsern), 26,00 €<br />
Windlicht « Planet » aus zweifarbigen Glas von<br />
Marie Olofssen, 14,50 € (13 cm Durchmesser)<br />
bzw. 32,00 € (18 cm Durchmesser)<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Glasvase « Clipse » von Christian Honorat,<br />
11 cm hoch, 34,00 €<br />
Lampe aus Beton<br />
von Xiral Segard,<br />
200,00 € (18 cm Durchmesser)<br />
bzw. 375,00 € (26 cm Durchmesser)<br />
Kerzenständer aus Edelstahl von Nicolai Fuhrmann,<br />
36,00 € (23 cm hoch), 42,00 € (35 cm hoch)<br />
bzw. 48,00 € (35 cm hoch)<br />
Aromalampe von Henriette Melchiorsen,<br />
10 cm hoch, 15 cm Durchmesser, 29,00 €<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 75
Art De Vivre lille3000<br />
Auf Lille 2004 folgt lille3000 –<br />
die Verwandlung geht weiter<br />
Vor zwei Jahren<br />
feierte Frankreichs<br />
flämische<br />
Metropole unter<br />
der Bezeichnung<br />
« Lille 2004 » als<br />
europäische<br />
Kulturhauptstadt<br />
ein fulminantes<br />
Fest der Kultur,<br />
das die gesamte<br />
Region dynamisierte.<br />
Nun will<br />
lille3000 diesen<br />
Erfolg fortsetzen<br />
und alle zwei<br />
Jahre ein neues<br />
Forum für die<br />
Kulturen der Welt<br />
und wichtige<br />
Zukunftsfragen<br />
bieten. Alle zwei<br />
Jahre wird dabei<br />
der Schwerpunkt<br />
auf ein anderes<br />
geografisches<br />
Thema gelegt.<br />
Den Anfang<br />
macht in diesem<br />
Jahr Indien, aber<br />
auch Finnland ist<br />
vertreten. 2008<br />
soll der Blick<br />
dann nach<br />
Osteuropa<br />
schweifen...<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Der Elefant kommt in Frankreich<br />
groß in Mode. Nachdem<br />
Nantes die Konstruktion eines<br />
überdimensionierten Elefanten als begehbare<br />
Skulptur im Rahmen des Kulturprojektes<br />
« Les Machines de l’Ile »<br />
angekündigt hat (wir berichteten in<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4), ehrt nun auch Lille den<br />
Dickhäuter. Vom 14. Oktober bis zum<br />
14. Januar nächsten Jahres verwandelt<br />
die « Rambla des Eléphants » von Nitin<br />
Dessai, einer der besten Kulissenbauer<br />
in Bollywood, dem nach Hollywood benannten<br />
indischen Filmmekka, die<br />
nordfranzösische Stadt in ein kleines<br />
Mumbai. Zwölf Elefanten mit einer<br />
Höhe von jeweils acht Metern säumen<br />
die Rue Faidherbe im Zentrum. Auch<br />
der Bahnhof Lille-Flandres wurde in<br />
einen großen indischen Palast umgestaltet.<br />
Seine Fassade ist wie der Palast von<br />
Mysore beleuchtet und im Inneren trifft<br />
man auf kleine Baby-Elefanten. Wer<br />
ahnungslos mit dem Zug ankommt,<br />
wird staunen und sich auf den asiatischen<br />
Subkontinent versetzt fühlen.<br />
Lille gibt sich in diesem Herbst<br />
und Winter durch und durch indisch.<br />
Den Anfang machte bereits die große<br />
Eröffnungsparade von lille3000 am<br />
14. Oktober. Die Stadt erlebte eine<br />
indische Nacht mit Tänzern und<br />
Musikern. Die Elefanten von Nitin<br />
Dessai dienten dabei als Kulisse, und<br />
die Fanfaren aus Rajasthan trafen<br />
auf Fanfaren aus Frankreich. Es war<br />
eine fröhliche Begegnung zweier<br />
Kulturen. Seit diesem Tag reiht sich<br />
eine Veranstaltung an die nächste.<br />
Expositionen, Kunstinstallationen,<br />
Filmvorführungen – das Programm ist<br />
reichhaltig und gruppiert sich um die<br />
Bereiche « Feste », « Metamorphosen »,<br />
« Ausstellungen », « Maisons Folie »,<br />
« Midi-Midi », « Spektakel », « Literatur,<br />
Mode, Kino » sowie die « Sammlung<br />
François Pinault ».<br />
Metamorphosen<br />
Die « Metamorphosen » waren bereits<br />
im Kulturhauptstadtjahr 2004 ein<br />
großer Erfolg. Auch bei lille3000 erobern<br />
Künstler mit ihren Werken den<br />
öffentlichen Raum und verwandeln<br />
Lille in eine « organische » Stadt. So<br />
kreierte beispielsweise der DJ Mukul<br />
Patel eine Serie von Toninstallationen,<br />
die sich auf den Straßen und Plätzen,<br />
zum Teil sogar in Geschäften, mit<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 77
Art De Vivre lille3000<br />
dem Thema « Zeit » beschäftigen. Bei<br />
einem Spaziergang soll man durch<br />
Zufall auf seine Kunstwerke stoßen<br />
und zum Nachdenken über die Zeit<br />
angeregt werden. Die Zeit, oder genauer<br />
das Verrinnen der Zeit, soll<br />
spürbar werden. Unter anderem hat<br />
er dafür sechs verschiedene Uhrtypen<br />
entworfen: eine klingende Uhr, die<br />
dem Lauf der Sonne folgt, eine rhythmische<br />
Uhr, eine Videouhr, eine Uhr,<br />
die den Tag in 60 Ghatika – eine alte<br />
indische Maßeinheit – einteilt, eine<br />
sich nach den Abfahrtzeiten der Züge<br />
richtende Uhr sowie eine sprechende<br />
Uhr, die Fabeln von La Fontaine und<br />
deren indische Ursprünge erzählt.<br />
Der Künstler Subodh Gupta präsentiert<br />
eine monumentale Kaskade<br />
aus Geschirr, « God Hungry », in der<br />
Kirche Sainte Marie-Madeleine, die<br />
den Tsunami symbolisieren soll, der<br />
Indien 2004 heimsuchte. Der 42-jährige<br />
lebt in Dehli und ist bekannt für<br />
seine Arbeiten mit Küchenutensilien.<br />
Ashok Sukumaran aus Mumbai, Absolvent<br />
der Hochschule für Kunst und<br />
Architektur in Neu-Delhi und der<br />
Universität für Kunst und Medien<br />
in Los Angeles, installierte auf der<br />
Place du Théâtre einen Lichtstrahl,<br />
« GPS – Glow Positionning System »,<br />
den das Publikum mit Hilfe eines<br />
Joysticks steuern kann. Zu den « Metamorphosen<br />
» von lille3000 gehören<br />
auch Plakate im Stil von Bollywood,<br />
die in verschiedenen Vierteln der Stadt<br />
aufgehängt sind. Es handelt sich um<br />
Portraits von Persönlichkeiten, die<br />
das jeweilige Quartier repräsentieren<br />
und von Werbegrafikern aus Mumbai<br />
geschaffen wurden. Der für westliche<br />
Geschmäcker oft kitschige und auch<br />
amüsante Stil erobert damit die Straßen<br />
Frankreichs flämischer Metropole.<br />
Ausstellungen<br />
Für die zahlreichen Ausstellungen<br />
von lille3000 werden insbesondere die<br />
erfolgreichen Kultureinrichtungen von<br />
Lille 2004 weitergenutzt.<br />
Im ehemaligen<br />
Postgebäude, dem Tri<br />
Postal, zeigt die Exposition<br />
« Mumbai,<br />
Maximum City » Fotografien,<br />
Bilder und<br />
Toninstallationen,<br />
die die Widersprüche<br />
des Alltags dieser<br />
indischen Megametropole<br />
– Indiens<br />
Wirtschaftszentrum,<br />
das aber zugleich<br />
auch Asiens größte<br />
Slums beherbergt<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
– widerspiegeln. Auf<br />
einer anderen Etage<br />
im gleichen Gebäude<br />
projiziert die Künstlerin<br />
Tania Mouraud<br />
150 Gesichter von<br />
Webern auf Monitore.<br />
Die Videoinstallation<br />
wird dabei mit<br />
den Geräuschen ihrer<br />
Arbeit untermalt.<br />
Nebenan erlaubt die<br />
Ausstellung « Le<br />
Troisième Œil » einen<br />
Blick auf Indiens spirituelle, meditative<br />
und religiöse Seiten, interpretiert von<br />
indischen und westlichen Künstlern.<br />
Das majestätische Museum Hospice<br />
Comtesse lädt zu populärer indischer<br />
Kunst ein: « Indomania l’art populaire<br />
indien » lautet der Titel. Gottheiten,<br />
mythische Figuren, die Verbindung<br />
des Heiligen und Erotischen, die Ursprünge<br />
des Kitsches bis zur Bildsprache<br />
à la Bollywood – alles wird hier<br />
thematisiert und analysiert. In Tourcoing,<br />
im Umkreis von Lille, widmet<br />
sich eine Exposition Le Corbusier<br />
und der von ihm entworfenen Stadt<br />
Chandigarh. Fotografien aus der Zeit<br />
der Stadtkonstruktion von 1951 bis<br />
1962 von Lucien Hervé und aktuelle<br />
Aufnahmen von Stéphane Couturier<br />
zeigen die Hauptstadt der indischen<br />
Region Penjab, wo Le Corbusier zum<br />
ersten Mal in großem Umfang seine<br />
Thesen der Stadtplanung umsetzen<br />
konnte. Weitere Ausstellungen im<br />
Rahmen von lille3000 beschäftigen<br />
sich mit der Annäherung von Mensch<br />
und Landschaft oder mit innovativen<br />
Zukunftstextilien.<br />
Maisons Folie<br />
Auch die « Maisons Folie », die für<br />
Lille 2004 zum Teil in alten Fabriken<br />
errichtet und inzwischen zu Orten der<br />
alltäglichen Begegnung wurden (wir<br />
berichteten in Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2), sind<br />
in das Konzept von lille3000 einbezogen.<br />
So gibt es zum Beispiel eine<br />
Tournee der « Salons de Musique »: In<br />
jedem der Häuser wird für ein paar<br />
Tage ein Salon eingerichtet, der sich<br />
ganz und gar mit dem Thema Indien<br />
beschäftigt. Dazu gehört das Erzählen<br />
indischer Geschichten genauso<br />
wie die Möglichkeit, typisch indische<br />
Gerichte zuzubereiten oder Yoga zu<br />
praktizieren. Sogar indische Massagetechniken<br />
kann man erlernen. Den<br />
Abschluss bildet jeweils ein Konzert.<br />
Die « Salons de Musique » sind aber<br />
nicht die einzigen Veranstaltungen in<br />
den « Maisons Folie ».<br />
Für die ganz Mutigen bietet<br />
lille3000 unter dem Namen « Midi-<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 79
Art De Vivre lille3000<br />
rd<br />
D26<br />
St Malo<br />
St Malo<br />
Midi » ein ganz besonderes Event: An<br />
vier Terminen wird ein 24-stündiges<br />
Nonstop-Programm von Samstag- bis<br />
Sonntagmittag angeboten. Es ist die<br />
einmalige Möglichkeit, ohne Unterbrechung<br />
von einem Veranstaltungsort<br />
zum nächsten zu wechseln – die beste<br />
Voraussetzung für ein unvergessliches<br />
Wochenende. Dabei ist jeder Termin<br />
einem anderen Motto gewidmet:<br />
« Bombay » (fand bereits im Oktober<br />
statt), « London und die Diaspora »,<br />
« Spiritualität » und « Bollywood » stehen<br />
auf dem Programm.<br />
Auch von Zuhause kann man sich<br />
bereits auf die indische Atmosphäre in<br />
Lille einstimmen. Auf der Internetseite<br />
von lille3000 hat man die Möglichkeit,<br />
selbst in die Rolle eines Bollywood-<br />
Regisseurs zu schlüpfen. Denn dort<br />
werden kleine Filmausschnitte aus der<br />
indischen Traumfabrik zur Verfügung<br />
gestellt, die man selbst mit Untertiteln<br />
versehen kann. Anschließend lassen<br />
sich die mit der eigenen Kreativität<br />
bereicherten Kurzfilme an Freunde<br />
und Verwandte verschicken. Eine<br />
originelle Idee, auf dieses Ereignis in<br />
Frankreichs Norden aufmerksam zu<br />
machen.<br />
Es würde den Rahmen dieses Artikels<br />
sprengen, alle Veranstaltungen<br />
von lille3000 aufzuzählen. Neben<br />
Indien gehört auch Finnland zu den<br />
Themen dieses Kulturevents. Am<br />
besten man lässt sich treiben und von<br />
der Vielfältigkeit und Originalität des<br />
Angebotes überraschen. Neben Nantes<br />
Anreise<br />
Flugzeug: Lufthansa hat die Verbindung<br />
von München nach Lille wieder<br />
eingestellt. Es bestehen daher zurzeit<br />
keine direkten Flugverbindungen<br />
aus Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz in Frankreichs Norden. Lille<br />
ist aber gut mit dem TGV direkt vom<br />
Pariser Flughafen Roissy-CDG aus zu<br />
erreichen.<br />
Auto: Aus Norddeutschland über<br />
Aachen, Liège und Valenciennes<br />
oder über Duisburg, Eindhoven und<br />
Antwerpen. Aus Süddeutschland,<br />
Österreich und der Schweiz über<br />
Reims oder Luxemburg. Berlin-Lille ca.<br />
850 km, Köln-Lille ca. 330 km, Wien-<br />
Lille ca. 1220 km und Zürich-Lille ca.<br />
750 km.<br />
Zug: Aus Köln bestehen Umsteigeverbindungen<br />
über Brüssel. Der TGV<br />
braucht von Paris ca. eine Stunde bis<br />
Lille.<br />
Programm & Informationen<br />
www.lille3000.com<br />
ist Lille damit bereits<br />
die zweite französische<br />
Stadt, welche<br />
die Etablierung neuer<br />
Kulturevents gezielt<br />
zur Stadtentwicklung<br />
einsetzt. Wann<br />
auch immer man sich<br />
dieser Tage in Lille<br />
aufhält, es gibt viel zu<br />
entdecken. Und für<br />
alle, die es nicht bis<br />
Mitte Januar in Frankreichs Norden<br />
schaffen: Nächstes Rendez-vous ist<br />
bereits im Jahre 2008.<br />
A26 / E15<br />
Arras<br />
Lille<br />
Lens<br />
Douai<br />
FRANCE<br />
Amiens<br />
Paris<br />
Dunkerque<br />
A25<br />
A1 / E15<br />
A1 / E17<br />
A27<br />
Roubaix<br />
A23<br />
Cambrai<br />
Gent<br />
BELGIQUE<br />
St. Quentin<br />
nan<br />
N137<br />
Mortagne-au-Perche<br />
80 · Frankreich erleben Fougères · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> Alencon<br />
Mayenne<br />
Mamers<br />
Nogent-le-Rotrou<br />
AYENNE<br />
Chartres<br />
A 10 / E 5<br />
Etampes<br />
Pithiviers<br />
Troyes
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bis 25.11.20<strong>06</strong><br />
L’Art au quotidien<br />
Mouans-Sartoux,<br />
bis 07.01.2007<br />
Die Sammlungen des 20. Jahrhunderts<br />
des Musée des Beaux-<br />
Arts in Bordeaux erlauben einen<br />
besonderen Blick auf den Fauvismus,<br />
eine Kunstrichtung, die ihren<br />
Höhepunkt im Jahre 1905 hatte.<br />
Sie legte den Grundstein für eine<br />
neue Orientierung in der Malerei,<br />
die eine gewisse Schlichtheit besaß<br />
und instinktiver, expressiver und<br />
farbiger daherkam. Die Ausstellung<br />
in Bordeaux ist durch zwei<br />
Künstler geprägt: Albert Marquet<br />
und Louis Valtat, die beide im<br />
Museum stark vertreten sind, dank<br />
massiver Ankäufe in den Jahren<br />
1960 bis 1962 für Albert Marquet<br />
und in den Jahren 1983 bis 1993 für<br />
Louis Valtat.<br />
Musée des Beaux Arts de<br />
Bordeaux<br />
Galerie des Beaux-Arts<br />
Place du Colonel Raynal<br />
33000 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)5 56 10 20 56<br />
Öffnungszeiten<br />
Mi – Mo 11.00 – 18.00 Uhr, feiertags<br />
geschlossen<br />
Eintrittspreise<br />
5 €, ermäßigt 2,50 €, Kinder und<br />
Jugendliche bis 18 Jahre frei<br />
Neue Musiktrends « Made in<br />
France » stehen auf dem Programm<br />
des Festivals, wobei einige Musikrichtungen<br />
dieses Jahr besonders<br />
hervorstechen: Chanson/Folk,<br />
World und vor allem Indie-Pop-<br />
Rock-Electro. Bekannte Stars und<br />
junge Talente wechseln sich auf den<br />
verschiedenen Bühnen des Festivals<br />
ab. Mit dabei sind Louise Attaque,<br />
die erfolgreichste Rockband Frankreichs,<br />
Rachid Taha mit der Weltpremiere<br />
seines neuen Albums oder<br />
Emilie Simon. Außerdem gibt es<br />
erste Bühnenauftritte in Deutschland<br />
aus der französischen Indie-<br />
Pop-Rock-Electro-Szene.<br />
Diverse Veranstaltungsorte<br />
Programm und Informationen<br />
www.francophonic-festival.de<br />
Eintrittspreise<br />
10 € – 16 €<br />
Kartenvorverkauf<br />
Internet:<br />
www.francophonic-festival.de<br />
Telefon: +49 (0)30 43 72 09 66<br />
Karten können auch direkt an<br />
den Veranstaltungsorten gekauft<br />
werden.<br />
Eine Ausstellung in kontrastreichem<br />
Umfeld: Ultramoderne Kunst<br />
wird in historischen Gemäuern präsentiert,<br />
im Schloss von Mouans,<br />
ein Beispiel mittelalterlicher Baukunst.<br />
Die Exposition ist in zwei<br />
Bereiche unterteilt: Zunächst die<br />
Werke, die sich mit « Aktivitäten »<br />
beschäftigen, also der Arbeit, dem<br />
Kommerz, der Kommunikation<br />
oder auch der Freizeit. Zum anderen<br />
Objekte aus dem « privaten<br />
Umfeld » wie Schlafzimmer,<br />
Wohnzimmer, Küche oder Bad.<br />
Die ausgestellten Werke stammen<br />
sowohl von unbekannten Künstlern<br />
als auch von solchen mit großen<br />
Namen der modernen Kunstszene.<br />
Espace de l’Art Concret<br />
Château de Mouans<br />
13, place Suzanne de Villeneuve<br />
<strong>06</strong>370 Mouans-Sartoux<br />
Telefon: +33 (0)4 93 75 71 50<br />
Internet<br />
http://art.concret.free.fr/<br />
Öffnungszeiten<br />
Di – So 11.00 – 18.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
3 €, Kinder und Jugendliche bis<br />
18 Jahre frei<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Venedig und der<br />
Orient<br />
Paris, bis 18.02.2007<br />
Artistes & Stars<br />
Mulhouse, 30.11.20<strong>06</strong><br />
– 18.03.2007<br />
Österreichische<br />
Theaterwoche<br />
Paris, 20. – 24.11.20<strong>06</strong><br />
Der Stadtstaat Venedig hatte<br />
seit dem 9. Jahrhundert ein privilegiertes<br />
Verhältnis zu den Dynastien<br />
des Nahen Ostens und<br />
pflegte enge Kontakte mit Kairo,<br />
Damaskus und Konstantinopel.<br />
Die Ausstellung « Venedig und der<br />
Orient » wurde vom Pariser Institut<br />
du Monde Arabe und dem New<br />
Yorker Metropolitan Museum of<br />
Art organisiert und präsentiert rund<br />
250 Objekte – Gemälde, Textilien,<br />
Teppiche, Goldschmiedearbeiten,<br />
Keramiken und Glasarbeiten – aus<br />
venezianischen Sammlungen und<br />
den größten Museen der Welt. Ein<br />
großes Kunstereignis in Paris.<br />
Institut du Monde Arabe (IMA)<br />
1, rue des Fossés-Saint-Bernard /<br />
place Mohamed V<br />
75005 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 40 51 38 38<br />
Internet<br />
www.imarabe.org<br />
Öffnungszeiten<br />
Di – Fr 10.00 – 18.00 Uhr, Do bis<br />
21.00 Uhr, an Wochenenden und<br />
Feiertagen bis 19.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
10 €, ermäßigt 8 €, bis 26 Jahre 6 €<br />
Die Cité de l’Automobile öffnet<br />
ihre Türen für die Fotografie und<br />
präsentiert eine Auswahl der Arbeiten<br />
von Fotografen der berühmten<br />
Boulevardzeitschrift Paris Match.<br />
Mehr als 100 Aufnahmen aus dem<br />
Archiv des Magazins, davon einige<br />
bisher nie gezeigte, erzählen Ereignisse<br />
aus fünf Jahrzehnten seit<br />
der Gründung des Heftes im Jahre<br />
1949. Mit dabei sind u.a. Bilder von<br />
Botero, César, Chagall, Dalí, Magritte,<br />
Picasso, Soulage, Jacques Brel,<br />
Claude François, Serge Gainsbourg,<br />
Edith Piaf, Brigitte Bardot, Louis de<br />
Funès, Grace Kelly, Coco Chanel.<br />
Cité de l‘Automobile<br />
Musée national - Collection<br />
Schlumpf<br />
192, avenue de Colmar<br />
68100 Mulhouse<br />
Telefon: +33 (0)3 89 33 23 23<br />
Internet<br />
www.culturespaces.com/fr/<br />
schlumpf/<br />
Öffnungszeiten<br />
Täglich 10.00 – 17.00 Uhr<br />
(25.12. geschlossen)<br />
Eintrittspreise<br />
10,50 €, ermäßigt 8,00 €, Kinder bis<br />
7 Jahre frei<br />
Nach einer mehrjährigen Unterbrechung<br />
aus Protest gegen die<br />
Regierungsbeteilung einer rechtspopulistischen<br />
Partei in Österreich<br />
findet in diesem Jahr wieder die österreichische<br />
Theaterwoche in Paris<br />
statt. In ihrer 16. Ausgabe unter der<br />
Führung von Heinz Schwarzinger<br />
widmet sich das Programm den<br />
Frauen der Theaterszene. Egal, ob<br />
im Bereich der Regie, der Theaterleitung<br />
oder als Autorin, Frauen nehmen<br />
eine zunehmende Bedeutung<br />
im Theatergeschäft ein. Die Theaterwoche<br />
präsentiert Autorinnen, die<br />
Ausschnitte aus ihren Werken auf<br />
Deutsch vorlesen. Dabei sind Silke<br />
Hassler, Elfriede Jelinek, Margret<br />
Kreidl, Kathrin Röggla, Gerhild<br />
Steinbuch und Marlene Streeruwitz.<br />
Théâtre Artistic Athévains<br />
45, rue Richard Lenoir<br />
75011 Paris<br />
Internet<br />
www.artistic-athevains.com<br />
Kartenreservierung<br />
Telefon: +33 (0)1 43 56 38 32<br />
Eintrittspreise<br />
10 €<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 83
Art De Vivre Kulturszene<br />
Agnès Jaoui: Canta<br />
CDs<br />
Agnès Jaoui kannte man bisher als<br />
Schauspielerin, Drehbuchautorin oder<br />
Regisseurin. Nun stellt die talentierte Frau<br />
ihr erstes Album vor. Sie präsentiert zwölf<br />
Chansons und teilt dabei auch das Mikrofon<br />
mit ihren kubanischen, argentinischen und<br />
bolivianischen Freunden, mit denen sie es<br />
schon immer liebte, gemeinsam zu singen.<br />
CD von Tôt ou Tard / Warner<br />
Vincent Delerm:<br />
Les piqûres d’araignée<br />
Dieses bereits lang ersehnte, dritte Album von Vincent Delerm wurde in Schweden,<br />
in einem Studio in der Nähe von Malmö aufgenommen und wartet u.a. mit zwei<br />
Duos – mit Peter von Poehl und Neil Hannon der Band Divine Comedy – auf.<br />
CD von Tôt ou Tard / Warner<br />
Film<br />
Charlotte<br />
Gainsbourg:<br />
5.55<br />
Charlotte Gainsbourg ist als<br />
Tochter von Jane Birkin, der<br />
bekannten englischen Schauspielerin,<br />
und Serge Gainsbourg,<br />
der verstorbenen<br />
französischen Musiklegende,<br />
schon lange bekannt. Mit<br />
ihrem neuen Album setzt die<br />
hauptberufliche Schauspielerin<br />
nun ihren musikalischen Weg, der bereits 1984 begann, doch 1987 schon<br />
wieder endete – da war sie gerade einmal 17 Jahre alt, fort. Das neue<br />
Album mit elf Songs auf Englisch erscheint geradezu als eine Hommage<br />
an die Melodien ihres Vaters. CD von Warner<br />
Kiriku und die<br />
wilden Tiere<br />
Frankreich 2005, 75 Minuten • Originaltitel:<br />
« Kirikou et les bêtes sauvages »<br />
• Ein Film von Michel Ocelot und<br />
Bénédicte Galup • Kinostart: 5.<br />
Oktober 20<strong>06</strong>, im Verleih von Alamode<br />
Film<br />
In farbenprächtigen Bildern und kindgerechten<br />
Dialogen erzählt Ocelot<br />
eine beeindruckende Geschichte<br />
über Zivilcourage sowie die Bedeutung<br />
der Familie und vermittelt<br />
seinen Zuschauern dabei einen<br />
außergewöhnlichen Eindruck vom<br />
Leben in einem afrikanischen Dorf.<br />
Der Zeichentrickfilm war in Frankreich<br />
mit mehr als 1,8 Millionen verkauften<br />
Eintrittskarten einer der Kinohits des<br />
Jahres 2005. Unterstützt wird das<br />
Werk von UNICEF, dem WWF und Plan<br />
International.<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Bücher<br />
Barbara Dölemeyer:<br />
Die Hugenotten<br />
232 Seiten, W. Kohlhammer<br />
Fabrice Moireau:<br />
Le Jardin de Giverny<br />
69 Seiten, Gallimard<br />
Der Garten von Claude Monet in Giverny, zwischen Paris und<br />
Rouen gelegen, gehört inzwischen zu den bekanntesten Gärten<br />
der Welt. Dieser Bildband von Fabrice Moireau erlaubt es,<br />
diesen Ort im Laufe der Jahreszeiten neu zu erleben.<br />
Die Geschichte der Hugenotten<br />
ist mehr als die Geschichte<br />
eines Martyriums.<br />
Nach Meinung der Autorin,<br />
die Referentin am Max-<br />
Planck-Institut für europäische<br />
Rechtsgeschichte in<br />
Frankfurt am Main ist und<br />
an der Universität Gießen<br />
Rechtsgeschichte lehrt, muss<br />
sie vielmehr im Rahmen der<br />
europäischen Politik des 17.<br />
und 18. Jahrhunderts und<br />
der damaligen Migration in<br />
Europa betrachtet werden.<br />
Dieses Buch ist eine gute<br />
Einstimmung auf einen Besuch des Musée du<br />
Désert im Süden Frankreichs.<br />
Jonathan Littel:<br />
Les Bienveillantes<br />
903 Seiten, Gallimard<br />
In Frankreich ist dieses Buch, von dem<br />
mehr als 100.000 Exemplare in nur<br />
wenigen Wochen nach dem Erscheinen<br />
verkauft wurden, das Literaturereignis<br />
des diesjährigen Herbstes. Jonathan<br />
Littel, 1967 in New York geboren und US-<br />
Amerikaner, schrieb diesen Roman auf<br />
Französisch. Seine Hauptfigur ist ein SS-<br />
Soldat, der nach Kriegsende heiratet<br />
und eine Familie im Norden Frankreichs<br />
gründet. Lange Zeit kann er seine<br />
dunkle Vergangenheit verbergen, doch am Ende entkommt er<br />
seiner eigenen Geschichte nicht. Nach Meinung vieler Kritiker<br />
ist dieses Werk eines der beeindruckendsten Bücher, die je über<br />
den Nationalsozialismus geschrieben wurden. Es ist eine Reise<br />
in die perverse Gedankenwelt der Nazis, wobei es Littel jedoch<br />
schafft, nicht den allseits analysierten Nationalsozialismus an sich<br />
zu thematisieren, sondern die Verhaltensweisen eines Einzelnen<br />
in den Vordergrund stellt.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 85
Art De Vivre Wein<br />
Wie deutet man ein<br />
Weinetikett richtig?<br />
Wir glauben sicher alle, dass<br />
wir beim Weinkauf ohne Probleme<br />
ein Weinetikett deuten können.<br />
Schließlich sollte es reichen, die<br />
Angaben darauf zu lesen. Doch<br />
die Dinge sind leider nicht ganz so<br />
einfach. Denn es ist essentiell, ein<br />
Weinetikett richtig interpretieren<br />
zu können, um vom Anbieter gewollte,<br />
aber schnell irreführende Interpretationsspielräume<br />
zu erkennen<br />
und vor allem einen Wein nicht zu<br />
einem überteuerten Preis zu kaufen.<br />
Zum Glück ist die europäische<br />
Gesetzgebung streng, auch wenn<br />
manche Anbieter immer wieder<br />
Täuschungsversuche wagen.<br />
Eine Weinbezeichnung muss eindeutig<br />
sein. Um diese Anforderung<br />
zu erfüllen, müssen gewissen Informationen<br />
auf dem Etikett der Flasche<br />
vorhanden sein. Die Vorschriften variieren<br />
aber je nach Kategorie. Einige<br />
Winzer spielen damit, um ihre Weine<br />
in einem besseren Licht erscheinen<br />
zu lassen. Damit Sie sich beim Kauf<br />
von aus Frankreich importiertem<br />
Wein besser zurechtfinden, stellen<br />
wir Ihnen die wichtigsten Regeln<br />
für Weinetiketten vor, geordnet nach<br />
den drei Hauptkategorien französischer<br />
Weine.<br />
Neben diesen Vorschriften hat der<br />
Produzent die Möglichkeit, auf der<br />
Rückseite der Flasche ein zweites,<br />
kleineres Etikett anzubringen, auf<br />
dem er in eigenen Worten sein Produkt<br />
beschreiben und Vorschläge<br />
zum Genuss unterbreiten darf.<br />
Vin de table<br />
Product in France<br />
Ein Vin de table ist ein einfacher Wein. Achten Sie darauf, dass er<br />
günstig ist. Ansonsten zahlen Sie zuviel für ein Produkt, das diesen überteuerten<br />
Preis nicht wert ist. In dieser Kategorie sind die einzig zulässigen<br />
Bezeichnungen Vin de table de France oder Mélange de différents pays<br />
de la Communauté Européenne. Alles andere sind Fantasienamen und nicht<br />
zulässig.<br />
Obligatorische Bestandteile auf dem Weinetikett:<br />
Vin de Table<br />
11% vol 75 cl<br />
L 212 C<br />
MIS EN BOUTEILLE PAR M. Adresse FRANCE<br />
• Herkunftsbezeichnung<br />
• Bezeichnung Vin de table<br />
• Alkoholgehalt<br />
• Mengenangabe<br />
• Identifizierungsnummer der Weinlese<br />
(kann irgendwo auf der Flasche notiert sein)<br />
• Name und Adresse des Abfüllers<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Vin de pays<br />
Weine dieser Kategorie sind bereits hochwertiger. Sie können gute Produkte<br />
für maßvolle Preise finden.<br />
Product in France<br />
Obligatorische Bestandteile auf dem Weinetikett:<br />
• Herkunft<br />
• Bezeichnung Vin de pays, unmittelbar gefolgt vom Produktionsgebiet, z.B. Var<br />
• Alkoholgehalt<br />
• Mengenangabe<br />
• Identifizierungsnummer der Weinlese<br />
(kann irgendwo auf der Flasche notiert sein)<br />
• Name und Adresse des Abfüllers<br />
Fakultative Bestandteile auf dem Weinetikett:<br />
• Markenbezeichnung, Logo oder Zeichnung einer Landschaft<br />
• Jahrgang (die Mischung aus mehreren Jahren ist nicht zulässig)<br />
• Name des Weinguts/Herstellers (Achtung: Wörter wie Château oder Clos sind in<br />
dieser Kategorie unzulässig)<br />
• Name von ein oder zwei Weinreben, z.B. Chardonnay, Merlot, Pinot blanc, Syrah etc.<br />
1999<br />
Domaine du RENARD<br />
Vin de Pays du Var<br />
11% vol 75 cl<br />
L 212 C<br />
MIS EN BOUTEILLE PAR M. Adresse FRANCE<br />
Vin d’appellation d’origine contrôlée (AOC)<br />
Grand Vin de Bordeaux<br />
Wie der Name bereits verrät, sind die Anforderungen für diese Weine am<br />
höchsten. Es handelt sich um hochwertige Weine, die ihren Preis haben.<br />
Obligatorische Bestandteile auf dem Weinetikett:<br />
1996<br />
Chateau<br />
Frankreich erleben<br />
Bordeaux<br />
Product in France<br />
12% vol 75 cl<br />
L 212 C<br />
• Herkunft<br />
• Bezeichnung der Appellation (AOC), z.B. Bordeaux<br />
• Alkoholgehalt<br />
• Mengenangabe<br />
• Identifizierungsnummer der Weinlese<br />
(kann irgendwo auf der Flasche notiert sein)<br />
• Name und Adresse des Abfüllers<br />
Fakultative Bestandteile auf dem Weinetikett:<br />
• Markenbezeichnung, Logo oder Zeichnung des Weinguts (Chateau)<br />
• Jahrgang (die Mischung aus mehreren Jahren ist nicht zulässig)<br />
• Kategorie innerhalb einer Appellation, denn einige Appellationen unterteilen<br />
ihre Weine in mehrere Kategorien, z.B. Grand vin de Bordeaux oder Grand cru<br />
MIS EN BOUTEILLE PAR M. Adresse FRANCE<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 87
Art De Vivre Restaurant<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Café Marly –<br />
Pariser Chic<br />
im Louvre<br />
Man könnte sich keinen zauberhafteren<br />
Ort für ein Restaurant<br />
vorstellen: in einem<br />
der schönsten und bedeutungsvollsten<br />
Gebäude der französischen Hauptstadt<br />
– direkt im Louvre. Das Café Marly<br />
hat seine Räume in den Arkaden, die<br />
den großen Innenhof des Louvre, den<br />
Cour Napoléon, nach Norden zur Rue<br />
de Rivoli hin begrenzen. Glauben Sie<br />
jetzt aber nicht, dass es eines dieser typischen<br />
seelenlosen Restaurants ist, die<br />
man oft im Umfeld von großen Touristenattraktionen<br />
findet. Im Café Marly<br />
herrscht ganz im Gegenteil typische<br />
Pariser Atmosphäre. Man trifft dort auf<br />
Geschäftsmänner und -frauen, auf<br />
Touristen, auf Prominente, oft aus der<br />
Modebranche, aber auch auf ganz « normale » Gäste. Alle teilen die Begeisterung<br />
für diesen besonderen Ort. Denn zuallererst kommt man wegen der einzigartigen<br />
Lage hierher. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, auf der Terrasse unter den<br />
Arkaden Platz zu nehmen und die Stimmung zu genießen, besonders wenn der<br />
Tag sich dem Ende neigt. Die tiefstehende Sonne reflektiert sich im Glas der<br />
Pyramide und taucht den Louvre in ein goldenes Licht. Das Grün der Tuilerien<br />
ist nicht weit. Dahinter sieht man den Eiffelturm in der Ferne. Aber auch das<br />
Innere ist stilvoll: Mehrere Räume im Dekor des 18. Jahrhunderts, verbunden<br />
mit modernen Stilelementen, empfangen den Gast. Von einigen Plätzen aus hat<br />
man durch große Fenster einen direkten Blick auf die Skulpturensammlung des<br />
Louvre. Die Küche ist modern und innovativ. Die Portionen sind vielleicht nicht<br />
die größten, dafür sehr köstlich. Außerdem ist die Küche – in der Weltstadt Paris<br />
ganz und gar nicht selbstverständlich – durchgängig bis 1.00 Uhr morgens geöffnet.<br />
Und auch der Service ist tadellos – freundlich, zuvorkommend, aber nicht<br />
aufdringlich. Zum Abschluss noch ein Tipp: Wenn Sie das Café Marly wieder<br />
verlassen, gehen Sie nach links und besuchen Sie den Cour Carré du Louvre, einen<br />
weiteren magischen Ort, der leider oft übersehen wird.<br />
Verführerisch<br />
in jeder Beziehung<br />
Zum Reinbeißen ist er, der leckere Rohmilchkäse aus<br />
dem französischen Jura. Mit Liebe und handwerklicher<br />
Sorgfalt zubereitet. Bis zu 24 Monate gereift.<br />
Und Laib für Laib nach den strengen AOC-Qualitätsvorschriften<br />
geprüft. Ein Leckerbissen, der den Gourmet<br />
nach allen Regeln der Käsekunst verführt. Probieren<br />
Sie‘s aus. Mehr über die Kunst der Verführung<br />
erfahren Sie unter: www.comte.de<br />
Le Café Marly<br />
Cour Napoléon<br />
Palais du Louvre<br />
75001 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 49 26 <strong>06</strong> 60<br />
Öffnungszeiten<br />
Täglich 8.00 – 2.00 Uhr,<br />
Küche durchgehend bis 1.00 Uhr<br />
Preisniveau<br />
Rund 40 € pro Person
Art de vivre Chantals Rezept<br />
«<br />
Draußen<br />
ist die kalte Jahreszeit angebrochen, die<br />
Abende sind wieder länger und die Sehnsucht nach<br />
Gemütlichkeit steigt. Ein gefüllter Kohl ist die deftige<br />
Antwort auf einen kalten Herbst- oder Wintertag.<br />
»<br />
Chantal, Kochexpertin von Frankreich erleben, beantwortet<br />
gerne Ihre Fragen: chantal@frankreicherleben.de<br />
Für 4-5 Personen<br />
Zubereitungszeit: 40 min<br />
Garzeit: 75 min<br />
Chou farci<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Zutaten<br />
1 großer grüner Kohl<br />
(oder 2 mittelgroße)<br />
500 g Hackepeter<br />
200 g Rinderhack<br />
100 g gekochter Schinken,<br />
gehackt<br />
100 g Speckwürfel<br />
3 Zwiebeln, gehackt<br />
2 Schalotten, gehackt<br />
2 Karotten, in längliche<br />
Streifen geschnitten<br />
1 Tasse Brotkrumen<br />
2 Tassen Milch<br />
1 Ei<br />
500 ml trockener Weißwein<br />
1 Tasse Rinderbrühe<br />
25 g Butter<br />
2 EL Olivenöl<br />
15 Kardamomzehen<br />
3 Knoblauchzehen, gehackt<br />
Petersilie, Kerbel<br />
Salz, Pfeffer, Muskat<br />
Zubereitung<br />
• Die schönsten Kohlblätter einzeln<br />
abziehen und gemeinsam mit<br />
dem Herzen gründlich waschen.<br />
Kohlblätter in den oberen<br />
Topf eines Kuskustopfes legen.<br />
1 Liter Wasser in den unteren<br />
Topf geben und 10 min kochen<br />
lassen, so dass die Kohlblätter<br />
gedünstet werden. Anschließend<br />
Kohlblätter auf einem sauberen<br />
Geschirrtuch abtropfen lassen.<br />
• Den gekochten Schinken, 2 Zwiebeln,<br />
Knoblauchzehen, Petersilie,<br />
Kerbel, Schalotten sowie die in<br />
der Milch aufgeweichten und<br />
abgetropften Brotkrumen gut<br />
vermischen. Anschließend alles in<br />
einer großen Schüssel mit Hackepeter,<br />
Rinderhack, einem Ei und<br />
den Kernen der Kardamomzehen<br />
vermengen. Mit Salz und Pfeffer<br />
würzen. Fertig ist die Füllung.<br />
• Um den gefüllten Kohl schön formen<br />
zu können, am besten eine<br />
runde Schüssel verwenden. 6 Fäden<br />
von ca. 50 cm Länge sternförmig<br />
in der Schüssel auslegen, wobei die<br />
Fäden in der Mitte verknotet sein<br />
sollten. Anschließend die Schüssel<br />
mit zwei Kohlblättern und dem<br />
Herz auslegen, dann eine Schicht<br />
Füllung darübergeben. Danach<br />
wieder eine Schicht Kohlblätter,<br />
gefolgt von einer Schicht Füllung.<br />
Dieses so lange wiederholen, bis<br />
die Zutaten aufgebraucht sind. Die<br />
letzte Schicht muss aus zwei Kohlblättern<br />
bestehen. Die Fäden oben<br />
zusammenziehen und verknoten.<br />
• In einem Bräter Olivenöl erhitzen<br />
und den gefüllten Kohl von beiden<br />
Seiten goldbraun anbraten. Eine<br />
Zwiebel, Karotten und Speckwürfel<br />
dazugeben. Alles 5 min lang<br />
unter Umrühren schmoren lassen.<br />
Anschließend Weißwein und<br />
Rinderbrühe hinzufügen. Mit Salz,<br />
Pfeffer und Muskat abschmecken.<br />
• Bei mittlerer Hitze den gefüllten<br />
Kohl 75 min schmoren lassen.<br />
Bei Bedarf von Zeit zu Zeit<br />
Rinderbrühe dazugeben.<br />
• Am Ende der Schmorzeit den<br />
Kohl mit Hilfe der Fäden aus dem<br />
Topf heben und auf einen großen<br />
Teller legen. Fäden beseitigen.<br />
• Die Butter in dem Bräter erhitzen,<br />
und den Sud anschließend<br />
über den Kohl gießen.<br />
Tipp<br />
Als Beilage passen gut Salzkartoffeln.<br />
Als Wein bietet sich ein Madiran<br />
oder ein Saint-Pourçain an.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 91
Arte-Programm<br />
programmempfehlungen<br />
Montag – Freitag, 6. – 10. <strong>November</strong>, 20.15 Uhr<br />
Jagdsaison<br />
Doku-Serie, Frankreich 20<strong>06</strong>, 5x 26 min<br />
Sechs Monate lang hat die fünfteilige Doku-Serie<br />
den Alltag der Jagdgesellschaft Normand Piqu‘hardi<br />
mitverfolgt, die etwa 100 Kilometer von Paris in den<br />
Wäldern von Dreux und Senonches auf Hirschjagd geht.<br />
Der Zuschauer lernt die unterschiedlichen Mitglieder<br />
der Jagdgesellschaft kennen, die Jagdherren, die Jäger,<br />
die Hundeführer und die Jagdbegleiter, von denen jeder<br />
an seinem Platz derselben Leidenschaft nachgeht. Die<br />
Treibjagd, die in Deutschland schon lange nicht mehr<br />
praktiziert wird, erfreut sich in Frankreich großer Beliebtheit.<br />
Sechs Monate im Jahr kommen in zahlreichen<br />
französischen Regionen zweimal pro Woche Jäger als<br />
Mitglieder einer Jagdgesellschaft sowie Jagdbegleiter als<br />
begeisterte Zuschauer der Treibjagd zusammen, um ihrer<br />
gemeinsamen Leidenschaft nachzugehen. Der Jargon, die<br />
Namen, die sozialen Strukturen – alles erscheint altmodisch.<br />
Was steht hinter diesen Bräuchen? Wie ist die Beziehung<br />
zwischen Jägern und Jagdbegleitern, die oft aus<br />
unterschiedlichen sozialen Verhältnissen stammen? Die<br />
fünfteilige Doku-Serie deckt auf unterhaltsame Weise die<br />
sozialen Verhältnisse zwischen der französischen Oberund<br />
Unterschicht auf.<br />
Sonntag, 12. <strong>November</strong>, 19.00 Uhr<br />
Charles Aznavour in Eriwan<br />
Frankreich 20<strong>06</strong>, 85 min<br />
Er ist der berühmteste Botschafter des französischen<br />
Chansons im Ausland: Charles Aznavour. Am 30. September<br />
gab er mit Freunden ein Konzert in Eriwan. ARTE<br />
präsentiert die Höhepunkte des Auftritts und zeigt ein<br />
Interview mit dem Sänger. « La Bohème », « Venise »,<br />
« Emmenez-moi » und « For me formidable », jeder kennt<br />
die Chansons von Charles Aznavour, doch in Deutschland<br />
wissen nur wenige, dass der Künstler seine Wurzeln<br />
in Armenien hat. Im September kehrte er nach Armenien<br />
zurück und trat mit seinen populärsten Chansons vor mehr<br />
als 50.000 Menschen in Eriwan auf. Er wurde von seinem<br />
Orchester unter der Leitung von Gérard Daguerre begleitet.<br />
Die besondere Beziehung des in Paris geborenen Sohnes<br />
armenischer Eltern zum Land seiner Vorfahren hat Charles<br />
Aznavours Lebensweg immer wieder geprägt. 1988, nach<br />
dem schrecklichen Erdbeben in Armenien beispielsweise,<br />
gelang es ihm, andere Künstler für eine Solidaritätsbewegung<br />
zugunsten seiner Heimat zu gewinnen. Zu Ehren der<br />
Opfer sang er das Chanson « Pour toi Arménie ». Im Jahr<br />
1993 wurde er zum außerordentlichen Botschafter der neu<br />
gegründeten Armenischen Republik ernannt. Im Alter von<br />
82 Jahren startete der weltweit bekannteste französische<br />
Sänger in diesem Jahr eine umfangreiche Tournee, die ihn<br />
außer nach Armenien auch nach Deutschland, Japan und<br />
in die USA führt. Ende 2007 wird er in Lateinamerika<br />
auftreten.<br />
Montag, 13. <strong>November</strong>, 20.40 Uhr<br />
Unter dem<br />
Sand<br />
Spielfilm, Frankreich 2000,<br />
89 min<br />
Seit mehr als 25 Jahren<br />
sind Jean und Marie glücklich<br />
verheiratet. Wie jedes Jahr fahren sie auch diesen Sommer<br />
in ihr kleines Häuschen am Meer. Während Marie sich<br />
am Strand sonnt, geht Jean schwimmen und kommt nicht<br />
wieder zurück. Die Suche nach ihm bleibt erfolglos. Ist Jean<br />
ertrunken? Oder einfach abgehauen? Marie kann sich nicht<br />
mit der Vorstellung abfinden, dass der Mann ihres Lebens<br />
wahrscheinlich nicht mehr lebt.<br />
Montag – Freitag, 18. – 22. <strong>Dezember</strong>, 20.15 Uhr<br />
Vorhang auf<br />
fürs Crazy<br />
Horse!<br />
Doku-Serie, Frankreich 20<strong>06</strong>,<br />
5x 26 min<br />
Seit über 50 Jahren steht Crazy Horse für Eleganz, ästhetische<br />
Erotik und eine anspruchsvolle Show mit raffinierten<br />
Szenerien. Die « Nacktheit als Kunst » macht diese<br />
Revue heute für die ganze Welt zum mythischen Sinnbild<br />
des « Paris bei Nacht ». Die Doku-Soap blickt hinter die<br />
Kulissen des Kabaretts und begleitet den Alltag der jungen<br />
Tänzerinnen.<br />
Montag, 25. <strong>Dezember</strong>, 20.40 Uhr<br />
Der Glöckner von Notre-Dame<br />
Spielfilm, Frankreich 1956<br />
Die unglückliche Geschichte des buckligen Glöckners<br />
von Notre-Dame, Quasimodo, der sich in die schöne<br />
Zigeunerin Esmeralda verliebt. Zu Weihnachten strahlt<br />
ARTE diesen Filmklassiker erneut aus.<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
paris aus<br />
neuer perspektive.<br />
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Louvre und Luxus-Lofts, Kathedralen und Modetempel, Quartier-Romantik und Weltstadtcharme – Paris sorgt<br />
für Herzklopfen. MERIAN bietet Reportagen von exzellenten Fotografen und den besten Autoren der Welt –<br />
mit aktuellen Informationen, nützlichen Tipps und umfangreichem Kartenmaterial.<br />
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0 40/87 97 35 40 und www.merian.de
Fokus Korsika<br />
Haben Sie eine Ausgabe von<br />
Übersicht der Reisethemen, nach Regionen geordnet:<br />
7<br />
1 Paris und Umgebung<br />
• Pariser Museen - Andere Orte <strong>Nr</strong>. 5<br />
• Mac/Val - Zeitgenössischer Kunsttempel<br />
in einem Vorort von Paris <strong>Nr</strong>. 3<br />
• Hotel - Kube Rooms and Bars Paris<br />
<strong>Nr</strong>. 2<br />
8<br />
• Stadtteile - Spaziergang durch eine<br />
sinnliche Metropole <strong>Nr</strong>. 1<br />
• Märkte - Jedem seinen Markt <strong>Nr</strong>. 1<br />
• Interview - Anne Hidalgo <strong>Nr</strong>. 1<br />
• Die Gewächshäuser von Auteuil <strong>Nr</strong>. 1<br />
• Bistros <strong>Nr</strong>. 1<br />
• Gastronomie - Chez Antoine <strong>Nr</strong>. 1<br />
2 Nordfrankreich<br />
• Hotel - L‘Hermitage Gantois, Lille <strong>Nr</strong>. 5<br />
• Lille - Frankreichs flämische<br />
Metropole <strong>Nr</strong>. 2<br />
3 Elsass / Lothringen /<br />
Champagne<br />
• Wein - Champagner, Lebensgenuss<br />
pur <strong>Nr</strong>. 5<br />
• Stockweiher <strong>Nr</strong>. 3<br />
6<br />
5<br />
4 Burgund / Jura<br />
• Burgund - Mit dem Hausboot auf dem<br />
Kanal du Nivernais <strong>Nr</strong>. 2<br />
9<br />
2<br />
1 3<br />
11<br />
4<br />
10<br />
12<br />
• Jura - Hundeschlittenfahren im hohen<br />
Norden... des Jura <strong>Nr</strong>. 1<br />
• Wein - Chablis, weißes Gold des<br />
Burgund <strong>Nr</strong>. 1<br />
5 Loire-Tal<br />
• Die etwas anderen Schlösser <strong>Nr</strong>. 3<br />
• Als Schlossherr im Jahr 20<strong>06</strong>... <strong>Nr</strong>. 3<br />
• Höhlenwohnungen - Moderne<br />
Troglodyten am Loir <strong>Nr</strong>. 3<br />
• Gärten & Parks <strong>Nr</strong>. 3<br />
• Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad<br />
entlang der Loire <strong>Nr</strong>. 3<br />
• Wein - Jasnières du Loir <strong>Nr</strong>. 3<br />
• Gastronomie - Chez Miton <strong>Nr</strong>. 3<br />
6 Normandie<br />
• Le Havre - Frankreichs neuestes<br />
Weltkulturerbe <strong>Nr</strong>. 3<br />
• Camembert-Herstellung <strong>Nr</strong>. 3<br />
7 Bretagne<br />
• Bretagne - Thalassotherapie: die<br />
heilsamen Kräfte des Meeres <strong>Nr</strong>. 2<br />
8 Atlantikküste<br />
• Ein Traumwochenende im Bordelais<br />
<strong>Nr</strong>. 5<br />
• Cordouan - Das kleine Versailles im<br />
Atlantik <strong>Nr</strong>. 5<br />
• Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile<br />
d‘Yeu - das Leben vor der Küste <strong>Nr</strong>. 4<br />
• La Leyre - « Wenn du die Region<br />
wirklich kennen lernen möchtest,<br />
interessiere dich für die Leyre...» <strong>Nr</strong>. 4<br />
• Nantes - Eine Stadt organisiert<br />
ihre kulturelle Metamorphose <strong>Nr</strong>. 4<br />
• Hossegor - Wo Architektur den<br />
legendären Ruf eines Seebades<br />
begründet <strong>Nr</strong>. 4<br />
• Portraits - Salzbauern, Austernzüchter,<br />
Kiwiproduzenten, die Berufe entlang<br />
der Küste <strong>Nr</strong>. 4<br />
• Hotel - Les Sources de Caudalie,<br />
Bordelais <strong>Nr</strong>. 3<br />
• Aquarium von La Rochelle <strong>Nr</strong>. 2<br />
• Wein - Bordelais: Les Vignobles<br />
Peyvergès <strong>Nr</strong>. 2<br />
• Bordeaux - Das Erwachen einer<br />
schlafenden Schönheit <strong>Nr</strong>. 1<br />
9 Zentralfrankreich /<br />
Pyrenäen<br />
• Land der Katharer - Von Foix nach<br />
Carcassonne <strong>Nr</strong>. 4<br />
• Viadukt von Millau - Die Brücke über<br />
den Wolken <strong>Nr</strong>. 1<br />
10 Alpen / Rhone-Tal<br />
• Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie<br />
des Lichts <strong>Nr</strong>. 3<br />
11 Mittelmeerküste /<br />
Provence<br />
• Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu<br />
mögen <strong>Nr</strong>. 5<br />
• Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jahre<br />
alten Bambusgartens <strong>Nr</strong>. 4<br />
• Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard<br />
beim Aalfang... <strong>Nr</strong>. 4<br />
• Hotel - Le Delos, Mittelmeerküste <strong>Nr</strong>. 4<br />
• Saint-Tropez <strong>Nr</strong>. 2<br />
• Villages perchés - Wo Dörfer auf<br />
Gipfeln thronen <strong>Nr</strong>. 2<br />
• Confiserie - Wo Blüten zu süßen<br />
Köstlichkeiten werden <strong>Nr</strong>. 2<br />
• Gastronomie - Calissons <strong>Nr</strong>. 2<br />
12 Korsika<br />
• Wenn Landstraßen zu Traumstraßen<br />
werden <strong>Nr</strong>. 5<br />
• Städtevergleich - Bastia versus<br />
Ajaccio <strong>Nr</strong>. 5<br />
• Gorges de la Restonica, Korsikas<br />
alpine Seite <strong>Nr</strong>. 5<br />
• Mit der Eisenbahn durch Korsikas<br />
Bergwelt <strong>Nr</strong>. 5<br />
• Restaurant - A Pineta <strong>Nr</strong>. 5<br />
• Hotel Casadelmar, Porto-Vecchio <strong>Nr</strong>. 1<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Frankreich erleben verpasst?<br />
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Deutschlands 1,00 € fürs erste Heft und 0,50 € für jedes weitere Heft. Andere Länder: 2,00 € fürs erste Heft und 1,00 € für jedes weitere Heft.<br />
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Gültig bis Monat/Jahr<br />
Werbecode: <strong>06</strong>/<strong>06</strong><br />
Land<br />
Bankleitzahl<br />
Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung<br />
innerhalb von 14 Tagen beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von<br />
Gründen widerrufen werden kann.<br />
Telefonnummer für Rückfragen<br />
Geldinstitut<br />
Datum, Unterschrift<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 95
Leserbriefe<br />
Mit großer Begeisterung lese ich jede Ausgabe Ihrer<br />
großartigen Zeitschrift! Als gebürtige Französin<br />
ist es immer wieder interessant, festzustellen, dass man<br />
eigentlich seine Heimat nicht « genug » kennt. Alle<br />
Artikel sind spannend. Die Fotos « une merveille »! In<br />
der Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2 habe ich mindestens dreimal den interessanten<br />
Artikel über die Thalassotherapie gelesen.<br />
Mit meinen beiden Kindern fahre ich jedes Jahr in die<br />
Bretagne – Finistère – Roscoff. Dieser Ort war das erste<br />
Thalassozentrum überhaupt. Dr. Bagot, der damalige<br />
Chef des Zentrums, hat meine Urgroßmutter sehr gut<br />
gekannt. Sie war Hebamme. Heute heißt die Straße, die<br />
zum Hauptstrand führt, Rue du Docteur Louis Bagot.<br />
Er war eine ganz besondere Person in Roscoff und für<br />
die Thalassotherapie. Ich wünsche dem gesamten Team<br />
noch viel Erfolg, Spaß und Kreativität. Bonne Chance!<br />
Florence Le Guédès-Lohmüller, Bad Dürkheim<br />
Ich finde Ihr Magazin einfach toll und kann nur<br />
gratulieren. Soeben habe ich Heft <strong>Nr</strong>. 5 ausgelesen und<br />
kann nur bestätigen, dass das Super-Niveau weiterhin<br />
beibehalten wurde. Ich reise seit über 20 Jahren nach<br />
Frankreich und habe schon viele Regionen besucht. Da<br />
ich in der Nähe von Saarbrücken wohne, habe ich nach<br />
dem Studieren der letzten Ausgabe gleich mal eine Tagesfahrt<br />
zum Stockweiher unternommen. Aber nun eine<br />
etwas ungewöhnliche Frage bzw. Anregung. Ihre Zeitschrift<br />
wird wahrscheinlich ausschließlich oder zumindest<br />
größtenteils von Frankreich-Liebhabern gelesen.<br />
Was halten Sie von dem Einrichten eines Forums, über<br />
das die Leser bzw. Abonnenten (da gehöre ich dazu) untereinander<br />
kommunizieren können? Jeder sucht ja mal<br />
irgendetwas « Französisches ».<br />
Dirk Sornberger, Dittweiler<br />
Redaktion: Zurzeit ist ein interaktives Forum auf unserer<br />
Internetseite aus technischen Gründen leider noch nicht<br />
möglich. Sollte sich der Wunsch nach einem solchen Forum<br />
weiter manifestieren, nehmen wir diese Idee gerne in unsere<br />
Zukunftsplanung auf.<br />
Heft <strong>Nr</strong>. 5 ist das erste, und nicht das letzte, welches<br />
ich mir gekauft habe. Endlich ein Magazin, in dem Frankreich<br />
– nicht nur Paris ist Frankreich – ausgesprochen<br />
anschaulich und liebenswert dargestellt wird. War es doch<br />
ausgerechnet mein Traumziel Korsika, wodurch ich auf das<br />
Heft aufmerksam wurde. Ich fand großartige Berichte, die<br />
Lust auf mehr machen. Ebenso finde ich die Städteportraits<br />
sehr gut (wie Marseille und der Hinweis auf Jean-Claude<br />
Izzo). Machen Sie weiter so und geben Sie bitte nicht zu<br />
viele Insider-Tipps weiter. Lassen Sie den Reisenden neugierig<br />
bleiben, sonst wird er schnell zum Pauschaltouristen.<br />
Frankreich kennen – Franzosen verstehen (lernen). Sie beschreiten<br />
einen guten Weg.<br />
Hartwig Schneider, per E-Mail<br />
Ihre letzte Ausgabe handelte von Korsika. Auch ich<br />
habe mit meiner Frau die Insel der Schönheit, wie Sie sie<br />
nennen, kürzlich besucht. Es ist in der Tat wahr, dass die<br />
landschaftlichen Reize dieses Reiseziels nicht zu leugnen<br />
sind. Wir sind schon oft in Frankreich unterwegs gewesen,<br />
aber noch nie auf Korsika. Sehr unangenehm ist uns<br />
allerdings die Mentalität der Menschen aufgestoßen. In<br />
verschiedenen Situationen fühlten wir uns sehr wenig<br />
willkommen, wenn nicht gar angefeindet. Ein Höhepunkt<br />
der negativen Begegnungen war, als uns ein entgegenkommender<br />
Transporter unseren Außenspiegel abgefahren hat.<br />
Anstatt anschließend seine Schuld einzugestehen, wurden<br />
wir wüst beschimpft und bedroht, sollten wir die Polizei<br />
einschalten wollen. In Zukunft werden wir wieder das<br />
französische Festland bevorzugen.<br />
Manfred Heuner, Stuttgart<br />
Ich gratuliere zu Ihrem wunderbaren Korsika-Heft. Wir<br />
fahren schon seit Jahren mit der ganzen Familie nach Korsika.<br />
Besonders gut gefallen uns die tollen FKK-Campingplätze<br />
an der Ostküste. Traumhaft lange Strände, natürlich<br />
belassene Stellplätze und nette Menschen. Es wäre ohnehin<br />
toll, wenn Sie mal einen Artikel zum Thema FKK-Urlaub<br />
in Frankreich machen würden.<br />
Charlotte Krause, Bochum<br />
Letztes Jahr war ich als Student für ein Jahr in Marseille.<br />
Viele meiner Kommilitonen konnten meine Wahl vorher<br />
nicht verstehen. Aber wie Sie in Ihrem Artikel gut gezeigt<br />
haben, die Stadt hat viele Reize. Allerdings fand ich den<br />
Artikel viel zu kurz. Es gibt noch soviel mehr in Marseille<br />
zu sehen. Wann wird die Stadt mal Fokusthema?<br />
Jan Jungmann, per E-Mail<br />
Ich möchte Ihnen ganz herzlich zu der tollen Qualität<br />
Ihrer Hefte gratulieren. Endlich gibt es ein Magazin über<br />
Frankreich, das diesen Namen verdient. Das Niveau Ihrer<br />
Texte ist tadellos, die Bilder attraktiv, die Themenmischung<br />
genau richtig. Bravo!<br />
Sybille von Pfaffen, Berlin<br />
Ich bin selbst Grafikerin und möchte Ihnen heute mein<br />
großes Lob für Ihr Magazin aussprechen. Ihr Heft ist sehr<br />
ansprechend gestaltet. Das Design ist vielfältig und dennoch<br />
entsteht der notwendige Wiedererkennungseffekt.<br />
Gut gefällt mir auch das Verhältnis zwischen Bild- und<br />
Textanteilen. Aber auch inhaltlich bin ich von Ihrem<br />
Magazin begeistert. Ich bin eigentlich kein eingefleischter<br />
Frankreichfan und eher durch Zufall auf Ihre Zeitschrift<br />
aufmerksam geworden. Ihre Artikel machen jedoch Lust<br />
darauf, sich näher mit dem Land zu beschäftigen. Ich<br />
werde mit Sicherheit demnächst mal meinen Urlaub dort<br />
verbringen. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!<br />
Katharina Schröder, per E-Mail<br />
96 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Hier möchten wir Ihnen Ihre<br />
Lieblingsziele aus unserer<br />
Leserbefragung 20<strong>06</strong> vorstellen:<br />
Impressum<br />
Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />
Globus Medien GmbH<br />
Heckscherstraße 29 · 20253 Hamburg<br />
Telefon: +49 (0)40 43091648<br />
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www.frankreicherleben.de<br />
Welche französischen<br />
Regionen mögen<br />
Sie am liebsten?<br />
1. Provence<br />
2. Atlantikküste<br />
3. Bretagne<br />
4. Languedoc-Roussillon<br />
5. Côte d’Azur<br />
6. Elsass<br />
7. Normandie<br />
8. Loire-Tal<br />
9. Ile-de-France<br />
10. Französische Alpen<br />
Welche französischen<br />
Städte mögen Sie<br />
am liebsten?<br />
1. Paris<br />
2. Bordeaux<br />
3. Straßburg<br />
4. Lyon<br />
5. Aix-en-Provence<br />
6. Nizza<br />
7. Marseille<br />
8. Avignon<br />
9. Colmar<br />
10. La Rochelle<br />
Abonnentenbetreuung & Einzelheftbestellungen:<br />
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frankreicherleben@interabo.de<br />
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ISSN: 1861-4256<br />
Herausgeber: Markus Harnau<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ajc Presse · 3, rue Franquet · 75015 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 440<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Jean-Julien Bault, Chantal Cobac, Dominique Cache,<br />
Kristina von Domarus, Luis Encinas, Laurent Fournerie,<br />
Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff, Ursula Hennigfeld,<br />
Sylvain Hirigoyen, Olivier Huonnic, Alain Lardière, Nolwen<br />
Lequerre, Dr. Petra Morich, Gérard Rival, Serge Robin,<br />
Helga Saar, Ester Segura, Lisa Sievers, Rudolf-Peter<br />
Vogler<br />
Lektorat: Ina Muñoz, Susanne Ziegler<br />
Wir bedanken uns herzlich für Ihr Engagement und<br />
gratulieren der Gewinnerin der Flußkreuzfahrt:<br />
Frau Cornelia Zehnder aus Salvenach (Schweiz)<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Layout: Werner Hasselbach Design<br />
Anzeigen Deutschland, Österreich und Schweiz:<br />
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Kasernenstraße 69 · 40213 Düsseldorf<br />
Anzeigenleitung: Ralf Zawatzky<br />
Anzeigenmarketing: Jeannette Kirchhoff<br />
Telefon: +49 (0)211 887-3186<br />
jeannette.kirchhoff@corps-verlag.de<br />
Auftragsmanagement: Nadine König<br />
Telefon: +49 (0)211 887-3177<br />
nadine.koenig@corps-verlag.de<br />
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Juliane Denner<br />
Telefon: +33 (0)1 72 34 75 09<br />
jdenner@frankreicherleben.com<br />
Gültige Anzeigenpreisliste: 1/2005<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen?<br />
Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />
Per Brief:<br />
Frankreich erleben - Leserbriefe -<br />
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Heckscherstraße 29 · 20253 Hamburg<br />
Per Fax: +49 (0)40 38017863552<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach unten): Titel: Dominique Cache • S.4: Office du Tourisme de Paris (OTP),<br />
Amélie Dupont; Naegelen, CRT Alsace; Ajc Presse • S.5: Ajc Presse • S.6: Ajc Presse; OTP, David Lefranc • S.8: DR • S.9: OTP, Stéphane Querbes • S.10-11:<br />
OTP, Angélique Clément • S.12-13: Ajc Presse; OTP, Amélie Dupont, Marc Bertrand • S.14-15: Ajc Presse, Dominique Cache • S.16-17: Ajc presse; OTP, Amélie<br />
Dupont, Marc Bertrand • S.18: Printemps • S.22: Printemps • S.23: OTP, Amélie Dupont • S.24-25: Ajc Presse, Dominique Cache; OTP, Marc Bertrand • S.26-27:<br />
Dominique Cache, Ajc Presse • S.28-29: Ajc Presse • S.30-33: Dominique Cache, Ajc Presse • S. 34-35: Quatre roues sous un parapluie; OTP, Amélie Dupont •<br />
S.38-39: Maurice A. und Chantal Cobac für Frankreich erleben, Ajc Presse • S.40-43: DR, Parti socialiste • S.44-47: Jan Grasshoff • S.48-50: Elisabeth Cossé<br />
• S.52: Franz Pfluegl, Fotolia • S.53: Cité de l’habitat • S.56-61: Wilfried Göckel, Jan Grasshoff • S.62-65: Serge Robin, Ajc Presse • S.66-67: Naegelen et<br />
Melaye CRT Alsace; Olga Shelego, Fotolia • S.68-69: Zvardon, Naegelen et Mermet, CRT Alsace • S.70: Naegelen, CRT Alsace • S.72-73: Groupe Lucien Barrière<br />
• S.74-75: DR • S.76-80: OT de Lille, Lille 3000 • S.82-83: François Fernandez, Cité de l’Automobile; DR • S.84-85: DR • S. 88-89: Dominique Cache, Ajc<br />
Presse • S.90-91: Maurice A., Ajc Presse • S.92: Arte, DR • S.98: Pascal Lebeau, Ski France International; Saline Royale d’Arc et Senans; Ajc Presse.<br />
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Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist<br />
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Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol sowie per<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7 - Januar / Februar 2007 erscheint am 20. <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 99
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100 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong><br />
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