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Nr. 06 - November / Dezember 2006

Paris: Weihnachtsshopping an der Seine Elsass: Hochburg der Weihnachtsmärkte Circuit du Var: Erste Formel-1-Fahrschule der Welt Weinkauf: was verraten Weinetiketten ? Rezept: Chou farci

Paris: Weihnachtsshopping an der Seine
Elsass: Hochburg der Weihnachtsmärkte
Circuit du Var: Erste Formel-1-Fahrschule der Welt
Weinkauf: was verraten Weinetiketten ?
Rezept: Chou farci

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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin <strong>Nr</strong>. 6 · <strong>November</strong>/ <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong><br />

Paris<br />

Weihnachtsshopping an der Seine<br />

Elsass<br />

Hochburg der Weihnachtsmärkte<br />

Circuit du Var<br />

Erste Formel-1-Fahrschule der Welt<br />

Parti Socialiste<br />

Wohin steuern Frankreichs Sozialisten<br />

Weinkauf<br />

Was verraten Weinetiketten<br />

Frankreich & Benelux 5,90 € • Italien 6,50 € • Österreich 5,50 € • Schweiz 9,60 CHF • Deutschland 4,90 €


Euro NCAP-Test August 20<strong>06</strong>. * Wunschausstattung ** Ein Leasing-Angebot der Ford Bank für Privatkunden. € 199,- monatl. Leasingrate, € 6.021,82 Leasingsonderzahlung bei<br />

36 Monaten Laufzeit und 30.000 km Gesamtlaufleistung. Zzgl. Überführungskosten.<br />

Fokus Korsika<br />

O&M GA/<strong>06</strong>-08<br />

Ist nicht Platz der größte Luxus auf Reisen? Erleben Sie das<br />

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flexiblen Sitzkonzept, das jede Fahrt zum Vergnügen macht.<br />

Und mit einem Panoramadach*, das den Innenraum mit Licht<br />

flutet und Ihnen die Welt aus einer ganz neuen Perspektive<br />

zeigt. Gönnen Sie sich Ihr Ticket erster Klasse – schon für<br />

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Der neue FordGalaxy<br />

Feel the difference<br />

· Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

wissen Sie schon, was Sie Ihren Liebsten zu<br />

Weihnachten schenken wollen? Falls nicht, wie wäre es zur<br />

Inspiration mit einem Shoppingwochenende an der Seine?<br />

Festlich geschmückte Einkaufsboulevards und weihnachtlich<br />

dekorierte Kaufhäuser lassen in meiner Heimatstadt schnell<br />

feierliche Vorfreude aufkommen. Dabei müssen es nicht immer<br />

nur die berühmten Champs-Elysées oder grands magasins<br />

sein. Versuchen Sie es doch mal mit einem Einkaufsbummel<br />

in den Arkaden des Palais-Royal oder<br />

lassen Sie sich an Bord der legendären Ente stilvoll<br />

durch die Stadt der Liebe chauffieren. Wir möchten<br />

Ihnen mit unserem Fokusthema ein paar Anregungen<br />

für ein gelungenes Paris-Wochenende geben.<br />

Doch nicht nur die französische Hauptstadt<br />

lockt in der Vorweihnachtszeit<br />

mit ihren Reizen. Auch das grenznahe<br />

Elsass ist ein beliebtes Reiseziel im<br />

<strong>Dezember</strong>. Weihnachtsmärkte haben<br />

in diesem Teil Frankreichs eine<br />

jahrhundertelange Tradition. Die<br />

Kleinstadt Sélestat rühmt sich<br />

sogar damit, der Ursprungsort des<br />

Weihnachtsbaums zu sein. Doch<br />

egal, ob in den elsässischen Großstädten<br />

oder den kleinen Dörfern der Vogesen,<br />

überall liegt der Duft von frischem<br />

Weihnachtsgebäck und Glühwein in der<br />

Luft und bunte Stände voller Kunsthandwerk<br />

lassen Kindheitsträume neu erwachen.<br />

Suchen Sie dagegen nach mehr Exotik in<br />

diesen letzten Wochen des Jahres, so bietet sich<br />

eine Reise in Frankreichs Norden an. Das<br />

Kulturevent «lille3000» taucht Lille in<br />

eine indische<br />

Wunderwelt à<br />

la Bollywood. Oder<br />

haben Sie schon immer<br />

davon geträumt, sich selbst<br />

als Michael Schumacher zu versuchen? Am<br />

Mittelmeer im Departement Var bietet die<br />

erste Formel-1-Fahrschule der Welt Nervenkitzel pur,<br />

vorausgesetzt, man verfügt über das nötige Kleingeld.<br />

2007 wird in Frankreich ein Jahr der politischen Weichenstellungen.<br />

Doch schon seit diesem Sommer kündigen sich<br />

lautstark die Präsidentschaftswahlen an. Sowohl das rechte<br />

als auch das linke politische Lager machen vor allem mit<br />

internen Zwistigkeiten und persönlichen Machtkämpfen<br />

Schlagzeilen. Die großen Parteien sind beide jeweils<br />

noch weit von einer personellen und inhaltlichen<br />

Einigkeit entfernt. Wir wollen uns in dieser Ausgabe<br />

die Lage in der Parti Socialiste, Frankreichs<br />

großer sozialistischer Partei, ein wenig genauer<br />

anschauen, in der gerade die Urabstimmung<br />

über den eigenen Spitzenkandidaten, oder<br />

mit einiger Chance auch Kandidatin,<br />

stattfindet. Darüber hinaus haben unsere<br />

Redakteure eine Geschichte über den<br />

Machtkampf zweier Bürgermeister<br />

an der Atlantikküste recherchiert, der eher<br />

an einen Schildbürgerstreich erinnert als an eine<br />

noch wirklich nachzuvollziehende Angelegenheit.<br />

Zum Abschluss aber nochmals zu meiner Anfangsfrage<br />

zurück, ob Sie bereits ausreichend<br />

Ideen für Ihre Weihnachtsgeschenke haben.<br />

Sollten Sie noch auf der Suche sein, hier ein ganz<br />

persönlicher Tipp: Frankreich erleben gibt es auch als<br />

Geschenkabonnement. Vielleicht ein originelles Geschenk<br />

für Ihre frankophilen Freunde und Verwandte.<br />

Ich wünsche Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit<br />

und viel Spaß bei der Lektüre dieser Ausgabe.<br />

Titelbild: Eiffelturm, Paris<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> ·


Inhalt<br />

Paris – Weihnachtsshopping an der Seine · 10<br />

Paris ist eine der großen Shoppingmetropolen der Welt. Gerade in der Vorweihnachtszeit reisen die Menschen aus der<br />

ganzen Welt zu einem Einkaufsbummel an die Seine. Festlich geschmückte Boulevards und Kaufhäuser verströmen eine<br />

feierliche Atmosphäre. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie Ihre Shoppingreise nach Paris noch besser gestalten können.<br />

Elsass · 66<br />

In Straßburg findet<br />

bereits seit 436 Jahren<br />

ein Weihnachtsmarkt<br />

statt. Sélestat rühmt<br />

sich als Geburtsort des<br />

Weihnachtsbaumes.<br />

Kommen Sie mit uns ins<br />

weihnachtliche Elsass.<br />

Circuit du<br />

Var · 56<br />

Sie träumten schon<br />

immer davon, einmal<br />

im Leben einen Formel-1-Boliden<br />

selbst<br />

zu steuern? In der<br />

Formel-1-Fahrschule<br />

im Var kann Ihr Traum<br />

Wirklichkeit werden.<br />

Musée du Désert · 62<br />

Versteckt auf einem kleinen Weiler<br />

im Languedoc-Roussillon befindet<br />

sich eine bedeutende Stätte der<br />

Geschichte der Hugenotten. Ein idealer<br />

Tagesausflug vom Mittelmeer aus.<br />

· Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Fokus<br />

10 Paris – Weihnachtsshopping an der Seine<br />

14 Kaufhäuser Mythos Grands Magasins:<br />

vom « Paradies der Damen » zum Konsumtempel<br />

18 Interview 1000 und ein Weihnachten<br />

24 Avenue Montaigne Nächtlicher Bummel<br />

über die Pariser Luxusmeile<br />

26 Palais-Royal Die Renaissance des Shoppings<br />

34 Shoppingtour Auf Einkaufstour durch Paris mit<br />

einem der legendärsten Autos Frankreichs – der Ente<br />

36 Reise-Infos Paris<br />

Parti<br />

Socialiste · 40<br />

Ségolène Royal ist in<br />

aller Munde. Wird Sie<br />

die Präsidentschaftskandidatin<br />

der Sozialisten?<br />

Wir analysieren die<br />

Situation in der Partei.<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

56 Circuit du Var Erste Formel-1-Fahrschule der Welt<br />

62 Musée du Désert Auf den Spuren<br />

des eigenen Namens<br />

66 Elsass Hochburg der Weihnachtsmärkte<br />

72 Hotel Grand Hôtel Barrière, Dinard<br />

Weinkauf · 86<br />

Weinetiketten<br />

unterliegen strengen<br />

gesetzlichen Vorgaben.<br />

Dennoch gibt es einige<br />

Fallstricke. Wir sagen Ihnen,<br />

worauf Sie achten<br />

müssen.<br />

Frankreich heute<br />

40 Parti Socialiste Parti Socialiste vor dem<br />

Wahljahr 2007: Und sie bewegt sich doch!<br />

44 Maison de la France Marketing für Frankreich<br />

48 Kommunen Die Liebe zur Gemeinde oder<br />

wie eine Kommune um ihren Fortbestand kämpft<br />

52 Cité de l’habitat Wunderland für den Hausbau<br />

Art de vivre<br />

lille3000 · 76<br />

Nach dem erfolgreichen<br />

Kulturhauptstadtjahr<br />

2004 treibt Lille mit<br />

dem neuen Kulturevent<br />

«lille3000» die Stadtentwicklung<br />

weiter voran.<br />

76 lille3000 Auf Lille 2004 folgt lille3000 –<br />

die Verwandlung geht weiter<br />

82 Kulturprogramm <strong>November</strong> & <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong><br />

84 Kulturszene CDs, Bücher, Filme<br />

86 Wein Wie deutet man Weinetiketten richtig?<br />

88 Restaurant Café Marly – Pariser Chic im Louvre<br />

90 Chantals Rezept Chou farci<br />

Rubriken<br />

72<br />

48<br />

76<br />

10-37<br />

88<br />

52<br />

66<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

38 Kulturschock<br />

51 Abonnement<br />

54 Leben in Frankreich<br />

74 Boutique<br />

92 Arte-Programm<br />

94 Heftnachbestellungen<br />

96 Leserbriefe<br />

97 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

62<br />

56<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> ·


On En Parle<br />

Erfolgreicher Start des Musée du Quai Branly<br />

Das Musée du Quai Branly (Musée des Arts Premiers), das vom Präsidenten Jacques<br />

Chirac im Sommer feierlich eingeweiht wurde, kann erste Erfolgsmeldungen<br />

verkünden: Allein im ersten Monat kamen 151.000 Besucher in das Museum in der<br />

Nähe des Eiffelturms. Zum Vergleich: Der Louvre kann durchschnittlich 500.000<br />

Besucher pro Monat verbuchen. Wenn auch einige Besucher und Fachleute die<br />

Präsentation der Ausstellungsobjekte kritisieren, so ist man sich aber allgemein<br />

darüber einig, dass sich die spektakuläre Architektur von Jean Nouvel bestens in<br />

das historische Umfeld des Stadtviertels einpasst.<br />

SNCF auf Höhenflug<br />

Die Zahlen der französischen Staatsbahn SNCF<br />

sind exzellent. Im Sommer 20<strong>06</strong> beförderte das<br />

Unternehmen eine Million mehr Passagiere auf<br />

den Fernstrecken als im Sommer 2005. Dabei<br />

gab es sogar einen historischen Verkaufsrekord<br />

im Juli: An einem Tag wurden mehr als 111.000<br />

Fahrkarten verkauft, mehr als ein Ticket pro Sekunde.<br />

Auch die Auslastung der Züge ist mit<br />

einer Durchschnittsquote von 80 Prozent weiter<br />

gestiegen. Auf der neuen TGV-Linie in Richtung<br />

Osten, auf der die Züge zurzeit noch auf den alten<br />

Gleisen nur mit normaler Geschwindigkeit und erst<br />

ab dem 10. Juni 2007 mit Hochgeschwindigkeit<br />

verkehren können, wurden in den ersten zwei<br />

Monaten bereits 75.000 Fahrgäste befördert.<br />

Wegen der hohen Nachfrage nach Fahrten in<br />

die Bretagne werden ab <strong>Dezember</strong> zum ersten<br />

Mal TGV-Züge mit Doppelstockwaggons auf den<br />

Strecken nach Nantes und Rennes eingesetzt.<br />

Auch aus dem Süden des Landes kommen gute<br />

Nachrichten: Die Bauarbeiten an der TGV-<br />

Strecke von Perpignan nach Spanien liegen gut<br />

im Zeitplan, so dass der Zugverkehr wie geplant<br />

im Februar 2009 aufgenommen werden kann.<br />

Top 15 der meist besuchten<br />

Kulturdenkmäler und Museen von Paris<br />

Besucher 2005<br />

Veränderungen<br />

zum Vorjahr<br />

Notre-Dame 13.000.000 + 1,5 %<br />

Sacré-Cœur 8.000.000 0 %<br />

Musée du Louvre 7.553.000 + 14,4 %<br />

Eiffelturm 6.428.441 + 3,2 %<br />

Centre Pompidou 5.341.<strong>06</strong>4 ­ 0,5 %<br />

Cité des Sciences de la Vilette 3.186.000 +14,0 %<br />

Musée d’Orsay 2.929.282 + 13,1 %<br />

Triumphbogen 1.255.104 + 4,1 %<br />

Musée d’Histoire naturelle 1.236.573 ­ 15,4 %<br />

Musée de l’armée 1.070.122 + 3,7 %<br />

Institut du monde arabe 813.994 + 32,4 %<br />

Sainte-Chapelle 778.570 + 13,0 %<br />

Musée Grévin 668.373 ­ 5,2 %<br />

Palais de la découverte 630.385 + 44,6 %<br />

Musée Rodin 598.589 + 13,2 %<br />

Quelle: Office du tourisme et des congrès de Paris<br />

· Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


UNITAID – Flugticketsteuer für<br />

günstigere Medikamente<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Am 19. September wurde auf Initiative von<br />

Jacques Chirac am Rande der UN-Vollversammlung<br />

UNITAID ins Leben gerufen. Das Ziel ist, Geld<br />

zu sammeln, um die Preise für Medikamente,<br />

gerade auch gegen AIDS, in Entwicklungsländern<br />

zu senken. Frankreich wird dafür eine spezielle<br />

Steuer auf Flugtickets einführen, wobei sich die<br />

Höhe nach der Buchungsklasse und Entfernung<br />

richtet. So wird in der Economy Class 1 Euro<br />

und in der Business Class werden 10 Euro auf<br />

nationalen und europäischen Flügen fällig. Auf<br />

der Langstrecke fallen 4 Euro in der Economy<br />

Class bzw. 40 Euro in der Business Class an.<br />

Dadurch sollen allein in Frankreich 200 Millionen<br />

Euro für die Gesundheit der Ärmsten der Armen<br />

zusammenkommen. Jedes teilnehmende Land<br />

kann die Finanzierung jedoch selbst bestimmen.<br />

Großbritannien beispielsweise verpflichtet<br />

sich, den Fond direkt aus dem Haushalt zu<br />

füttern. Deutschland konnte sich bisher nicht<br />

durchringen, UNITAID beizutreten.<br />

Wachstum bei Air France/KLM<br />

Der Winterflugplan 20<strong>06</strong>/2007 von Air France/KLM steht auf Wachstumskurs.<br />

Insgesamt wird sich die Sitzplatzkapazität um 3,6 Prozent im<br />

Vergleich zum Vorjahreszeitraum vergrößern, davon 3 Prozent auf der<br />

Langstrecke und 5,7 Prozent auf der Kurz- und Mittelstrecke.<br />

Mit Natours zum Skilanglauf nach Frankreich<br />

Der Reiseveranstalter Natours hat zwei 8-tägige Winterreisen nach<br />

Frankreich neu ins Programm genommen. An jeweils fünf verschiedenen<br />

Reiseterminen geht es in Gruppen von 8 bis 20 Teilnehmern in die Vogesen<br />

oder den Jura. www.natours.de<br />

Schlussstrich in Indien<br />

Die Küstenstadt Pondicherry im Südosten Indiens hat entschieden, einen<br />

Schlussstrich unter ihre Kolonialgeschichte zu ziehen. Dieser ehemalige<br />

Außenposten Frankreichs auf dem asiatischen Subkontinent, der 1954<br />

an Indien zurückgegeben wurde, heißt von nun an Puducherry, um die<br />

heimische tamilische Kultur stärker zu verdeutlichen. Die alte Bezeichnung<br />

galt als zu « französisch ».<br />

Frankreichs Sprachenvielfalt als Chanson<br />

Eine neue Internetseite lädt zu einer musikalischen Reise ein. Chansons<br />

auf Bretonisch, Baskisch, Korsisch, Elsässisch oder in den Sprachen der<br />

Überseegebiete, kurzum in allen Sprachen, die auf dem französischen<br />

Territorium existieren, sollen Frankreichs Sprachenvielfalt näherbringen.<br />

www.languesdefranceenchansons.com<br />

Das Bild der Frauen<br />

in den Medien<br />

Beliebte Nagetiere<br />

Nach einer Erhebung von FACCO-TNS Sofres sind kleine Nagetiere bei<br />

den Franzosen äußerst beliebt. Meerschweinchen, Frettchen, Hamster,<br />

Ratten und andere artverwandte Genossen sind in sechs Prozent der<br />

Haushalte präsent, insgesamt vier Millionen Tiere.<br />

Der Verband weiblicher Journalistinnen<br />

(Association des Femmes Journalistes)<br />

veröffentlichte eine Studie, wonach sich das<br />

Bild der Frauen in den Medien nachteilig<br />

von dem der Männer unterscheide. So<br />

bleibt eine von sechs Frauen, über die in<br />

den Medien gesprochen wird, anonym,<br />

sprich, es wird nur von « einer Frau » ohne<br />

jeglichen persönlichen Bezug geredet.<br />

Bei den Männern ist es nur einer von 33. In<br />

einer von fünf Nachrichten wird die Frau<br />

ausschließlich im Zusammenhang mit der<br />

Familie, als Ehefrau, Mutter etc., erwähnt,<br />

was bei den Männern nur in einem von<br />

16 Fällen vorkommt. Außerdem wird der<br />

Beruf bei einer von fünf Frauen nicht als<br />

Zusatzinformation angegeben. Bei den<br />

Männern kommt dies nur in einem von 20<br />

Fällen vor.<br />

Erste Operation in Schwerelosigkeit<br />

Die weltweit erste Operation in Schwerelosigkeit wurde von einem<br />

Ärzteteam aus Bordeaux an Bord eines speziellen Airbusflugzeugs,<br />

das den Zustand von Schwerelosigkeit herbeiführen kann, erfolgreich<br />

durchgeführt. Entfernt wurde ein gutartiger Tumor an einem<br />

Freiwilligen. Der Versuch diente vor allem der Erprobung potentieller<br />

Eingriffsmöglichkeiten im All.<br />

Gefährliche Pflanzen<br />

Im Botanischen Garten von Lyon entdeckte ein Beschäftigter im Kelch<br />

einer Kannenpflanze eine tote Maus. Es ist das erste Mal, dass ein solcher<br />

Vorfall in einem Gewächshaus bekannt wurde. Zwar wusste man, dass<br />

diese Pflanzen auch kleine Säugetiere verspeisen können, doch nun hat<br />

man erstmalig auch Beweisfotos dafür.<br />

Französischer Rotwein besser als deutscher<br />

Laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie schützen französische<br />

Rotweine das Herz besser als deutsche, da sie einen höheren Anteil<br />

herzschützender Substanzen aufweisen.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> ·


On En Parle<br />

Öffentliche Luxustoilette auf den Champs-Elysées<br />

Französische Automobilindustrie<br />

in Turbulenzen<br />

Das Urteil ist eindeutig: Drei von vier Personen geben an, dass öffentliche<br />

Toiletten nicht den gewünschten hygienischen Standards entsprächen.<br />

Dieses hat ein Unternehmer zum Anlass genommen und in Paris auf den<br />

Champs-Elysées (Hausnummer 26) die erste öffentliche Luxustoilette<br />

mit dem Namen « Point WC » eröffnet. Jede Kabine ist anders gestaltet<br />

– modernes, ethnisches oder klassisches Design, Kabinen für Kinder<br />

etc. – und wird nach jedem Besuch gereinigt. Sogar Kaffee und kleine<br />

Snacks sind im Angebot. Es wird gemunkelt, dass mancher « Kunde » nur<br />

den Weg hierher findet, um die neue Einrichtung zu besichtigen.<br />

Nach vielen Jahren voller Erfolge hat sich die<br />

Lage der französischen Automobilindustrie<br />

gedreht. Einen Tag vor der Eröffnung des Pariser<br />

Automobilsalons kündigte etwa PSA (Peugeot<br />

und Citroën) harte Einschnitte ein. So sollen<br />

10.000 von 210.000 Stellen gestrichen und rund<br />

125 Millionen Euro eingespart werden. Auch<br />

Renault hat Absatzrückgänge zu verzeichnen.<br />

Als erste Maßnahme wurde beschlossen, den<br />

Werbeetat um rund 15 Prozent aufzustocken.<br />

Andere Schritte folgen vermutlich. Aus<br />

Branchenkreisen hört man, dass die französische<br />

Automobilindustrie später als die Konkurrenz<br />

von den Problemen der Branche erfasst wurde<br />

und nun Veränderungsmaßnahmen nachholen<br />

muss, die Mitbewerber teilweise schon hinter<br />

sich gebracht haben.<br />

Große Moschee in Marseille<br />

Nach etlichen Diskussionen wurde in Marseille<br />

der Bau einer Großen Moschee beschlossen.<br />

Für acht Millionen Euro soll das Gebäude mit<br />

Kuppeln und Arkaden und einem 25 Meter<br />

hohen Minarett zu einem neuen Wahrzeichen<br />

der Mittelmeermetropole werden. Entstehen<br />

wird das Bauwerk im Norden der Stadt,<br />

dort, wo viele Muslime zu Hause sind. Auch<br />

der Bürgermeister von Marseille unterstützt<br />

inzwischen das Projekt. Hatte er vor zehn Jahren<br />

noch populistisch verkündet, er sei für den Bau<br />

einer Großen Moschee, aber bitteschön in<br />

Marrakesch, so änderte er inzwischen seine<br />

Meinung und stellt ein 8.600 Quadratmeter<br />

großes Grundstück zur Verfügung.<br />

Französinnen im Mutterglück<br />

Immer mehr Franzosen<br />

In Frankreich scheint die Lust auf Kinder ungebremst zu<br />

sein. Bereits 1,94 Kinder bringt jede Frau im Durchschnitt<br />

auf die Welt. Im europäischen Durchschnitt sind es nur<br />

1,5. Fast 15 Prozent der französischen Paare haben sogar<br />

drei Kinder. Und der Trend zu Großfamilie verstärkt sich.<br />

Laut Umfragen wünschen sich bis zu 38 Prozent der Eltern<br />

in Zukunft drei Kinder oder mehr. Dabei sind Französinnen<br />

mitnichten zu einem Dasein als Hausfrau zurückgekehrt,<br />

sondern verbinden erfolgreich Beruf und Familie. Es ist<br />

selbstverständlich, Kinder schon früh in Kinderkrippen<br />

zu geben, und das Wort « Rabenmutter » ist in diesem<br />

Zusammenhang unbekannt.<br />

Das nationale Statistikinstitut Frankreichs (INSEE) hat seine Vorhersagen<br />

bezüglich der demografischen Entwicklung des Landes nach oben<br />

angepasst. Danach sollen im Jahre 2050 rund 70 Millionen Menschen<br />

anstelle der derzeitigen 60 Millionen in Frankreich leben. Die Prognose<br />

wurde damit im Vergleich zur letzten Vorhersage im Jahre 2001 um<br />

sechs Millionen erhöht, was sich laut INSEE durch eine gestiegene<br />

Geburtenrate und eine höhere Zuwanderung erklärt. Allerdings wäre<br />

Frankreich im Jahre 2050 auch ein älteres Land als heute. 31,9 Prozent<br />

der Franzosen wären danach über 60 Jahre alt gegenüber 20,8 Prozent<br />

derzeit. Auch der Anteil der Erwerbstätigen ginge zurück, so dass jeder<br />

Berufstätige für 1,16 Nicht-Berufstätige wie Jugendliche, Rentner usw.<br />

aufkommen müsse. Momentan liegt diese Zahl noch bei 1 zu 0,84.<br />

· Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Noch mehr<br />

Lust auf Paris?<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1:<br />

Paris - Metropole<br />

der Sinne<br />

Stadtteile - Spaziergang durch<br />

eine sinnliche<br />

Metropole<br />

Märkte - Jedem seinen Markt<br />

Bistros - Un crème et un<br />

croissant s.v.p.<br />

Auteuil - Hinter den<br />

Kulissen der<br />

Gewächshäuser von Auteuil<br />

Willy Ronis - Seine Motive sind das Paris der kleinen Leute<br />

Restaurant - Chez Antoine, traditionelles Bistro unweit der Seine<br />

Interview - Anne Hidalgo, die starke Frau an der Seite des Pariser Bürgermeisters<br />

Bestellen Sie noch heute:<br />

• Coupon auf Seite 95 ausfüllen und abschicken bzw. faxen<br />

• Im Internet: www.frankreicherleben.de


Fokus Paris<br />

Paris<br />

Weihnachtsshopping an der Seine<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Paris, Stadt der Liebe, Stadt des Lichtes… und Stadt<br />

des schönsten Shoppingboulevards der Welt – der<br />

Champs-Elysées. Vielfach besungen und oft gefilmt,<br />

gehört die zwei Kilometer lange Prachtmeile zu den legendärsten<br />

Avenuen der Welt. Gerade in der Vorweihnachtszeit,<br />

wenn die Lichterketten an den Alleebäumen funkeln und<br />

der Triumphbogen vor dunklem Nachthimmel erstrahlt, verströmen<br />

die Champs-Elysées den Charme alter Tage. Etwas<br />

Edles und Gediegenes liegt dann in der Luft. Doch wie so<br />

oft bei Legenden, am schönsten bleiben sie, wenn man ein<br />

wenig Distanz zu ihnen bewahrt. So auch beim Pariser<br />

Shoppingboulevard par excellence. Schon lange haben die<br />

großen Ketten Einzug in die Gebäude mit prunkvollen<br />

Sandsteinfassaden gehalten, locken charakterlose Restaurants<br />

mit überteuerten Preisen und ziehen Horden von Touristen<br />

und Jugendgruppen aus den Vorstädten über die Bürgersteige.<br />

Die Champs-Elysées mutieren zu einer fast banalen<br />

Einkaufsstraße.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 11


Fokus Paris<br />

Die großen Kaufhäuser locken<br />

Touristen aus der ganzen Welt an.<br />

Weihnachtliche Atmosphäre<br />

auf der Place Vendôme.<br />

Die Champs-Elysées laden zu<br />

einem Shoppingbummel ein.<br />

Vorige Seite: Champs-<br />

Elysées mit Triumphbogen im<br />

weihnachtlichen Berufsverkehr.<br />

Nächste Seite: Vom Rond-Point des<br />

Champs-Elysées kann man einen Blick<br />

auf den Eiffelturm erhaschen.<br />

Und dennoch, trotz aller Kommerzialisierung<br />

und Angriffe des<br />

schlechten Geschmacks konnte sich<br />

dieser Boulevard ein Stück seiner<br />

einzigartigen Aura bewahren. Begrenzt<br />

durch den 3.000 Jahre alten<br />

Obelisken aus Ägypten im Osten<br />

und den pompösen von Napoleon errichteten<br />

Triumphbogen im Westen<br />

laden die Champs-Elysées zu einem<br />

magischen Weihnachtsbummel ein.<br />

Sie haben Zweifel? Begeben Sie<br />

sich nach einem Spaziergang durch<br />

den vorweihnachtlichen Trubel in<br />

die Mitte der Place de la Concorde<br />

und werfen Sie einen Blick zurück:<br />

Majestätisch erstrahlt der Triumphbogen<br />

am Ende des Boulevards,<br />

die bunten Lichter der Autos und<br />

Weihnachtsdekorationen vermengen<br />

sich in der kalten Herbstluft,<br />

in der Ferne glitzert der Eiffelturm<br />

und die goldene Kuppel des Invalidendoms<br />

ragt über die Dächer. Sie<br />

sind umgeben von Autogetöse, und<br />

dennoch stellt sich das unbeschreibliche<br />

Gefühl ein, an einem ganz<br />

besonderen Ort, auf einer Insel der<br />

Zeitlosigkeit zu sein. Die Gedanken<br />

schweifen ab und das Geschehen<br />

um Sie herum wird zu einem fernen<br />

Treiben. Wo in der Welt kann man<br />

vor einer derart magischen Kulisse<br />

seine Weihnachtseinkäufe erledigen?<br />

Doch die Shoppingmetropole<br />

Paris bietet mehr als nur die<br />

Champs-Elysées. Berlin hat sein<br />

KaDeWe, London das Harrods<br />

und Paris gleich drei mythische<br />

Kaufhäuser. Am rechten Ufer der<br />

Seine laden am Boulevard Haussmann,<br />

zwischen der alten Oper<br />

und dem Bahnhof Saint-Lazare<br />

gelegen, die Galeries Lafayette<br />

und Printemps in direkter Nachbarschaft<br />

zu einer exquisiten<br />

Shoppingtour ein. Beide Konsumtempel<br />

verteilen sich jeweils auf<br />

mehrere Gebäude und verbreiten<br />

nach aufwendigen Renovierungsarbeiten<br />

wieder einen Hauch von<br />

Luxus und Eleganz. Auf den<br />

verschiedenen Etagen bleibt kaum<br />

ein Konsumwunsch unerfüllt,<br />

und auch die Architektur ist einen<br />

Besuch wert, insbesondere<br />

die prachtvollen Kuppeln im Jugendstil<br />

in den jeweiligen Haupthäusern.<br />

Während der Vorweihnachtszeit<br />

wetteifern die beiden<br />

Einkaufstempel zudem um die<br />

schönste Weihnachtsdekoration.<br />

Jedes Jahr werden dafür die Fassaden<br />

nach einem anderen Motto<br />

üppig gestaltet.<br />

Im Vergleich zu den beiden<br />

grands magasins am Boulevard<br />

Haussmann kommt das dritte legendäre<br />

Pariser Kaufhaus geradezu<br />

bescheiden daher – passend zu seiner<br />

Lage am ruhigeren linken Ufer<br />

der Seine. Beim Bon Marché an<br />

der Rue de Sèvres im vornehmen<br />

7. Arrondissement beim Übergang<br />

zum 6. Arrondissement geht alles<br />

ein wenig beschaulicher, aber nicht<br />

weniger luxuriös zu. Das Publikum<br />

ist insgesamt gediegener als bei der<br />

Konkurrenz rechts der Seine und<br />

der Trubel weniger laut. Zudem gilt<br />

das Bon Marché als das erste « Kaufhaus<br />

» der Stadt. Die verschiedenen<br />

Konsumwelten des Hauses hinter<br />

einer strahlend weißen Fassade wurden<br />

in den letzten Jahren gründlich<br />

erneuert. Vor allem die Feinkostabteilung<br />

im Erdgeschoss lockt jeden<br />

Gourmetkonsumenten an.<br />

Paris ist eine Metropole der<br />

verschiedenen Stadtteile. Eine<br />

Vielfalt, die sich natürlich auch im<br />

Shoppingangebot widerspiegelt. In<br />

fast jedem Viertel können Sie eine<br />

andere Einkaufsstraße entdecken.<br />

So lädt im 6. Arrondissement<br />

beispielsweise die Rue de Rennes,<br />

im 16. Arrondissement die Rue de<br />

Passy oder im 17. Arrondissement<br />

die Avenue des Ternes zu einem<br />

gemütlichen Bummel ein. Einer<br />

der wichtigsten Einkaufsboulevards<br />

in der Innenstadt ist die Rue<br />

de Rivoli, die sich von der Place de<br />

la Bastille über das Rathaus bis zur<br />

Place de la Concorde erstreckt.<br />

Vor allem internationale Ketten<br />

reihen sich entlang des viel zu<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


schmalen Bürgersteigs und der<br />

meist verstopften Straße. Hier<br />

können Sie den Pulsschlag einer<br />

10-Millionen-Metropole spüren.<br />

Und von hier sind es auch nur<br />

wenige Schritte zu einem der bekanntesten<br />

Shoppingcenter der<br />

Stadt, dem Forum des Halles.<br />

An der Stelle, an der sich über<br />

fast 800 Jahre lang der zentrale<br />

Großmarkt der Stadt befand,<br />

gerne als der « Bauch von Paris »<br />

bezeichnet, wurde in den 70er-<br />

Jahren eine überwiegend unterirdische<br />

Shoppingmall nach USamerikanischem<br />

Vorbild errichtet.<br />

Doch die anfängliche Euphorie<br />

wich schnell der tristen Realität.<br />

Les Halles ist der wichtigste innerstädtische<br />

Knotenpunkt des<br />

öffentlichen Nahverkehrs, was<br />

den Geschäften reichlich Kunden<br />

beschert und das Einkaufszentrum<br />

zu einem der wichtigsten des<br />

Landes macht. Doch es brachte<br />

auch viele Probleme wie Vandalismus<br />

oder Drogenkonsum mit sich.<br />

Nach Jahren des Stillstandes und<br />

Verfalls nahm sich der neue Pariser<br />

Bürgermeister des Problems<br />

an und bat vier Architektenteams,<br />

Zukunftsideen für dieses zentrale<br />

Quartier zu erarbeiten. Das Team<br />

Seura mit David Mangin, das<br />

bereits an einigen Stadtentwicklungsmaßnahmen<br />

in Frankreich<br />

mitgewirkt hat, machte schließlich<br />

das Rennen. Das Konzept sieht<br />

einen vergrößerten Park, neue<br />

Alleen, eine verbesserte Zugänglichkeit<br />

des Shoppingcenters und<br />

ein neues Eingangsgebäude mit<br />

einer besseren Eingliederung in<br />

das Gesamtbild der umliegenden<br />

Bauten vor. Die Bagger sollen<br />

2008 anrollen. Die Zukunft wird<br />

zeigen, ob aus Les Halles wieder<br />

ein einladendes Herz der Millionenmetropole<br />

wird.<br />

Nun denken Sie vielleicht,<br />

Sie haben genug von großen Konsumtempeln<br />

und langen Einkaufsstraßen<br />

gesehen und sehnen sich<br />

zum Abschluss eher nach kleinen<br />

ausgefallenen Boutiquen. Dann<br />

sollten Sie unbedingt durch<br />

die engen Straßen und kleinen<br />

Gassen des Marais schlendern.<br />

Zwischen dem Centre Pompidou<br />

im Westen und der Bastille im<br />

Osten liegt einer der trendigsten<br />

Stadtteile von Paris. Nicht große<br />

internationale Ketten, sondern<br />

kleine, oft phantasievoll gestaltete<br />

Läden prägen das Straßenbild. Es<br />

ist eines der Viertel, in die man<br />

ohne konkrete Konsumwünsche<br />

geht und mit vollen Tüten wieder<br />

zurückkommt. Egal ob es das auf<br />

Schokolade spezialisierte Fachgeschäft<br />

oder die modische Einrichtungsboutique<br />

ist, im Marais zeigt<br />

sich der ausgefallene Reiz der<br />

vorweihnachtlichen Einkaufsstadt<br />

Paris. Und zwischendurch laden<br />

zahlreiche Cafés – von traditionell<br />

bis ultramodern – zu kleinen Verschnaufpausen<br />

ein. Auch östlich<br />

der Bastille und nördlich des Marais<br />

im 3. Arrondissement locken<br />

kleine Szeneboutiquen.<br />

Schließlich ist Paris auch ein<br />

Konsummekka für die besonderen<br />

Kundenwünsche. Sie suchen<br />

zum Beispiel nach alten Büchern?<br />

Versuchen Sie es doch einmal bei<br />

den Bouquinisten entlang der<br />

Seine oder auf dem Marché aux<br />

livres du Parc Georges Brassens.<br />

Wenn Sie eher nach Trödel oder<br />

Antiquitäten trachten, werden<br />

Sie vielleicht auf einem der zahlreichen<br />

Flohmärkte der Hauptstadt<br />

fündig. Wenn Geld keine<br />

Rolle spielt, lohnt sich auch ein<br />

Besuch der Antiquitätenhändler<br />

im 6. Arrondissement oder im<br />

Village Suisse im 15. Arrondissement<br />

unweit der Ecole Militaire.<br />

Für die Haute Couture wird es<br />

Sie sicherlich auf die vornehme<br />

Avenue Montaigne ziehen und<br />

für edlen Schmuck auf die Place<br />

Vendôme und in die Rue de la<br />

Paix. Was auch immer Sie als<br />

Weihnachtsgeschenk suchen, in<br />

Paris werden Sie mit Sicherheit<br />

fündig.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 13


Fokus Paris<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Mythos Grands Magasins –<br />

vom « Paradies der Damen »<br />

zum Konsumtempel<br />

Für Pariser, oder vielleicht noch mehr für Pariserinnen<br />

sind Kaufhäuser ein fester Bestandteil ihrer Welt.<br />

Für manche wäre Paris ohne Bon Marché, Printemps,<br />

BHV (Bazar de l’Hôtel de Ville) oder die Galeries<br />

Lafayette, um nur die Bekanntesten zu nennen, nicht mehr<br />

wirklich Paris. Was wären die großen Boulevards, an denen<br />

die Kaufhäuser liegen, ohne diese Konsumtempel? Mit<br />

welchen Plakaten wären die Metrostationen der Hauptstadt<br />

tapeziert, gäbe es die Werbekampagnen der Kommerzpaläste<br />

nicht, die Sonderangebote anpreisen oder zum<br />

Kaufen anregen wollen? Wenn Paris als eine der Modehauptstädte<br />

betrachtet wird, ist es zweifellos auch eine<br />

Stadt des Konsums – und die Kaufhäuser sind dafür die<br />

auffälligsten Botschafter.<br />

Die Pariser wollen auf ihre Kaufhäuser anscheinend<br />

nicht verzichten. Doch die Beziehung zu ihnen scheint<br />

sehr speziell zu sein. Machen Sie den Test und fragen Sie<br />

einen Pariser, wie oft er dort in den letzten zwei Wochen<br />

eingekauft hat. In den meisten Fällen wird er zugeben,<br />

dass « das schon eine Weile her ist, sicherlich länger als<br />

zwei Wochen ». Dann wird er bestimmt einen Satz wie<br />

« Ich habe aber vor, bald dorthin zu gehen » hinzufügen<br />

und vorgeben, dort demnächst etwas dringend besorgen<br />

zu müssen. Kurz gesagt, die Pariser haben ihre Kaufhäuser<br />

wohl deshalb ins Herz geschlossen, weil diese genauso wie<br />

der Eiffelturm oder die Champs-Elysées Teil des « Kulturerbes<br />

» der Stadt sind. Aber genauer betrachtet, gehen sie<br />

dort nicht sehr häufig hin.<br />

Diese Beobachtung verstärkt sich, wenn man am<br />

Eingang eines großen Kaufhauses steht, zum Beispiel am<br />

Boulevard Haussmann. Schnell wird man feststellen, dass<br />

ein Großteil der Kunden aus dem Ausland kommt. So ist<br />

heutzutage einer von zwei Kunden der Galeries Lafayette<br />

fremder Nationalität, und das Kaufhaus ist einer der von<br />

Touristen meistbesuchten Orte in der Hauptstadt. Am<br />

Eingang herrscht ein reges Kommen und Gehen von<br />

Besuchergruppen und Bussen. Sogar Diplomatenwagen<br />

setzen elegante Damen ab, die auf der Suche nach der<br />

neuesten Mode sind. Doch neuerdings gehen auch Pariser<br />

wieder verstärkt in die Kaufhäuser, denn in den letzten<br />

Jahren haben sich die grands magasins eine Verjüngungskur<br />

verordnet. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatten<br />

die Kaufhäuser an Schwung verloren, besonders weil ihre<br />

Kunden älter geworden waren. Um nicht unterzugehen,<br />

musste schnell reagiert werden. Ein Großteil der Häuser<br />

beschloss, sich vollkommen neu zu positionieren. Heute<br />

können sie wieder von einer zweistelligen Wachstumsrate<br />

berichten. Für eine Zeit, in der man allgemein von Konsumverdrossenheit<br />

spricht, ein bemerkenswertes Ergebnis.<br />

Und ein Kaufhaus neu zu gestalten, ist keine einfache Angelegenheit.<br />

Um die Pariser Konsumtempel wirklich zu verstehen,<br />

muss man sich, wie so oft in Frankreich, zuerst mit der<br />

Geschichte beschäftigen. Alles begann im 19. Jahrhundert.<br />

Zu dieser Zeit fand der Einzelhandel hauptsächlich<br />

in kleinen Fachgeschäften statt. Allerdings eröffneten<br />

schon die ersten größeren Läden, in denen man Strickwaren,<br />

Stoffe, Seide und Kurzwaren unter einem Dach<br />

fand. Wohlgemerkt wurden bereits von diesen ersten<br />

Warenhäusern besonders die Frauen als Kundschaft ins<br />

Visier genommen. Aber es handelte sich zunächst um<br />

bescheidene Einrichtungen, die nur wenige Produkte<br />

Die große Jugendstilkuppel der Galeries Lafayette.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 15


Fokus Paris<br />

anboten. Durch das industrielle Wachstum entstand jedoch<br />

bald eine Bewegung, die den Handel in Paris begünstigte.<br />

Die Ersparnisse der Haushalte stiegen von 62 Millionen<br />

Francs im Jahr 1835 auf 358 Millionen im Jahr 1847. Die<br />

Nachfrage nach neuen Geschäften wurde immer stärker.<br />

Das war der passende Moment für Aristide Boucicault, um<br />

sein ehrgeiziges Projekt zu starten: das Bon Marché. Der<br />

Umsatz stieg innerhalb von zwölf Jahren von 450.000 auf<br />

20 Millionen Francs und das Bon Marché mutierte zum<br />

ersten richtigen Kaufhaus von Paris. Zum ersten Mal wurde<br />

für ein Geschäft ein derartig großer Aufwand betrieben. So<br />

war beispielsweise Gustave Eiffel mit dem Ausbau des Gebäudes<br />

beauftragt. Prächtige Kuppeln aus Glas und Stahl<br />

wurden konstruiert, um<br />

das Innere mit Tageslicht<br />

zu erhellen. Großzügige<br />

Treppen entstanden, um<br />

den Kunden das Gefühl<br />

zu geben, einen wahrhaftigen<br />

Konsumtempel<br />

zu betreten.<br />

In dieser Zeit wurde<br />

der Einkaufsbummel zu<br />

einem Vergnügen, fast<br />

zu einem Ereignis. Man<br />

machte sich fein, um in<br />

Zola auch schon die Gefahren dieses neuartigen Konsums<br />

an: « Die Warenhäuser machten sich die Frauen durch ihre<br />

gegenseitige Konkurrenz streitig, verwirrten sie durch ihre<br />

Auslagen, lockten sie in die Falle der Gelegenheitskäufe.<br />

Sie weckten neue Wünsche in den Frauen, sie bildeten eine<br />

ungeheure Versuchung, der jede zum Opfer fiel, ob sie auch<br />

anfangs als gute Hausfrau nur billig einzukaufen gedachte.<br />

Sie wurde unfehlbar durch ihre Koketterie fortgerissen und<br />

zum Schluss betört. »<br />

Doch das Kaufhaus hatte weiterhin Konjunktur. Der<br />

Prunk des Zweiten Kaiserreiches unterstützte dies genauso<br />

wie die beträchtlichen architektonischen Neuerungen von<br />

Haussmann in Paris. Die Geschäfte wurden immer pompöser<br />

und in angesehenen Gegenden<br />

erbaut. Noch heute profitieren wir davon:<br />

Wenn Sie die Pariser Kauhäuser<br />

besichtigen, nehmen Sie den Aufzug<br />

und fahren Sie in die oberste Etage.<br />

Meistens werden Sie dort in den Genuss<br />

einer Terrasse und eines großartigen<br />

Ausblicks über Paris kommen, vor<br />

allem im Printemps oder den Galeries<br />

Lafayette. Im Jahr der Weltausstellung<br />

1855 eröffneten die Grands Magasins<br />

du Louvre, gefolgt von La Samaritaine<br />

im Jahr 1865, Printemps im Jahr 1869<br />

Aufwendige weihnachtliche<br />

Schaufensterdekorationen gehören<br />

zur Tradition der Pariser Kaufhäuser.<br />

und den Galeries Lafayette im Jahr<br />

1893. Aber die rasende Entwicklung<br />

dieses Trends konnte nicht ewig andauern.<br />

In den 30er-Jahren sahen sich<br />

die Häuser mit einer Krise konfrontiert,<br />

die einer Veränderung bedurfte:<br />

die Kaufhäuser zu gehen. Allerdings<br />

waren diese Konsumtempel vor allem<br />

für die wohlhabenderen Schichten<br />

bestimmt. Die Mode begann sich zu<br />

entwickeln und die Kaufhäuser verstärkten<br />

diesen Trend. Doch für den<br />

Großteil der Bevölkerung blieben ihre<br />

Türen geschlossen. Kritik kam auf,<br />

meist blieb sie jedoch unbeachtet. Der<br />

Schriftsteller Emile Zola – ein großer<br />

Beobachter seiner Zeit – widmete eines<br />

seiner Werke einem Kaufhaus: « Das<br />

Paradies der Damen », inspiriert vom<br />

damaligen Bon Marché. Darin spricht<br />

Das Bon Marché war das erste Kaufhaus von Paris.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Die Weihnachtsdekoration der Galeries Lafayette im Jahr 2002.<br />

Man musste eine weniger reiche Kundschaft anziehen und<br />

somit weniger teure Produkte verkaufen. « Untermarken »<br />

wurden geschaffen, zum Beispiel Prisunic von Printemps<br />

oder Monoprix von den Galeries Lafayette. Das Konzept<br />

der Konsumtempel « popularisierte » sich.<br />

Von nun an waren die Pariser Kaufhäuser unaufhörlich<br />

gezwungen, sich innovativ und kreativ zu zeigen. Ein<br />

Kaufhaus, das keine Bedürfnisse und Moden mehr schafft,<br />

wird letztendlich seine Kunden verlieren. So hat sich beispielsweise<br />

das Bon Marché in den letzten Jahren vollkommen<br />

neu aufgestellt und auf eine Kundschaft in der oberen<br />

Preisklasse ausgerichtet. Es entwickelte die Idee der « Aura<br />

des rive gauche – der linken Uferseite », denn das rechte Seine-Ufer<br />

gilt gemeinhin als weniger schick. Printemps ist<br />

ebenfalls ein gutes Beispiel. Indem sich das Kaufhaus auf<br />

Luxus sowie eine jüngere und wohlhabendere Kundschaft<br />

konzentriert, hat es sich selbst revolutioniert und vollkommen<br />

verändert. Ein relativ schneller Transformationsprozess<br />

fand statt, der jedoch viel Anpassungsarbeit erforderte.<br />

Unter anderem schaffte man die Konsumwelten « Printemps<br />

du Luxe » und « Printemps de la Beauté ». Im gleichen Sinne<br />

gründeten die Galeries Lafayette den Ableger « Lafayette<br />

Maison », wo man alles für die Inneneinrichtung findet,<br />

natürlich im gehobenen, modernen Design.<br />

Heute sind die Kaufhäuser in einem ewigen Kreislauf<br />

gefangen: Um zu überleben, müssen sie immer wieder<br />

Neues erfinden, den Modetrends voraus sein oder diese<br />

möglichst selbst kreieren. In dieser Hinsicht knüpfen<br />

sie wieder an ihre Anfänge an und werden zu Orten des<br />

Träumens. Gleichzeitig bauen die Kaufhäuser weiterhin<br />

auf ihre bewährten Grundlagen, um die Menschen auch<br />

in Zukunft zu begeistern. Die Weihnachtszeit mit ihrer<br />

traditionellen Dekoration ist dafür ein deutliches Zeugnis.<br />

Und wie in alten Zeiten sind es manchmal die einfachsten<br />

Dinge, die betören. So ist die moderne Technik noch nicht<br />

in die weihnachtlichen Schaufenster eingezogen. Die Marionetten<br />

werden noch immer von Fäden bewegt. Auch die<br />

goldene, glitzernde Dekoration findet genauso viel Gefallen<br />

wie früher. Die Pariser Kaufhäuser suchen weiterhin ihren<br />

Weg zwischen Tradition und Moderne.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 17


Fokus Paris<br />

1 0 0 0 u n d e i n<br />

We i h n a c h t e n<br />

Der Mann, der unsere Träume kennt:<br />

Fabrice Collette<br />

Zugegeben: Vor unserem Interview haben<br />

wir uns gefragt, mit wem wir uns wohl treffen<br />

werden. Denn Fabrice Collette bekleidet im<br />

Pariser Kaufhaus Printemps seit rund 20 Jahren<br />

einen Posten, der sich jemandem, der die<br />

Strukturen eines Kaufhauses weniger kennt,<br />

nicht sofort erschließen mag. Er ist Verantwortlicher im Bereich<br />

« Merchandising ». Eine Tätigkeit, könnte man vermuten, die<br />

etwas mit dem Handel zu tun hat. Jedenfalls würde man<br />

wahrscheinlich nicht glauben, dass er im Kreativbereich<br />

arbeitet. Doch uns wurde sehr schnell bewusst,<br />

dass sich hinter seiner Person ein richtiger<br />

Künstler und kreativer Kopf verbirgt, der seiner<br />

Arbeit mit viel Leidenschaft nachgeht und<br />

eine der Schlüsselfiguren des Kaufhauses ist. Er<br />

muss es schaffen, Wünsche und Bedürfnisse der<br />

Kunden zu antizipieren, muss Markttrends bereits vor ihrem<br />

Entstehen erkennen. Sein Spürsinn und der eines ganzen<br />

Teams dahinter entscheidet zu einem großen Teil über Erfolg<br />

oder Misserfolg des Kaufhauses. Eine große Verantwortung!<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Herr Collette, in der Werbung behauptet Printemps<br />

« am Puls der Zeit zu sein ». Dies ist zunächst<br />

eine Phrase, Marketing durch und durch, Ihre Aufgabe<br />

ist es jedoch unter anderem, diesen Worten eine Bedeutung<br />

zu geben. Wie schaf­fen Sie das?<br />

Tatsächlich ist der Sinn nicht offensichtlich. Aber von<br />

dem Augenblick an, als wir uns für diesen Slogan entschieden<br />

haben, war er für uns maßgeblich und sollte uns<br />

in Fleisch und Blut übergehen. Was mich betrifft: Ich<br />

muss den Slogan umsetzen und in unserem Kaufhaus das<br />

passende Ambiente dafür schaffen. Das Motto ist sehr vielversprechend,<br />

gleichzeitig aber auch schwer zu greifen. Was<br />

soll man unter dem Begriff « am Puls der Zeit » genau verstehen?<br />

Ich muss mit dem ganzen Spektrum an möglichen<br />

Bedeutungen jonglieren.<br />

Am 5. September 1985 bin ich zu Printemps gekommen.<br />

In den ersten acht Jahren war ich für Stilfragen der<br />

Herren- und Kinderkollektionen verantwortlich. Meine<br />

Aufgabe bestand darin, Trends zu analysieren und unser<br />

Sortiment danach anzupassen. Stillehre pur. Das Zusammenstellen<br />

von Kollektionen ist eine Tätigkeit, die sehr<br />

viel jugendliche Dynamik und frisches Denken erfordert.<br />

Dann kam ein Punkt, an dem ich neue Herausforderungen<br />

brauchte. Ich wollte noch mehr als Visionär tätig sein, mit<br />

viel Fingerspitzengefühl grundlegende Trends erkennen,<br />

um mir dann zu überlegen, wie unser Kaufhaus auf diese<br />

Entwicklung aufspringen kann.<br />

Dank dieses Werdegangs kann ich mir exakt vorstellen,<br />

wo ein Produkt im Kaufhaus in Übereinstimmung mit unserer<br />

Unternehmensphilosophie platziert werden kann, um<br />

gleichzeitig den Wünschen und Bedürfnissen unserer Kunden<br />

zu entsprechen.<br />

Wie kann man ein Gespür für die Bedürfnisse der Kunden<br />

entwickeln oder sie sogar vorhersehen?<br />

Genau darin liegt die große Schwierigkeit meiner<br />

Tätigkeit. Wie kann man Bedürfnisse erahnen, die es<br />

noch gar nicht gibt? Eine schwierige Frage! Sicher ist: In<br />

meinem Beruf muss man gegenüber allem aufgeschlossen<br />

sein, man darf nie den Fehler machen, nicht mit offenen<br />

Augen und Ohren durchs Leben zu gehen. Neugierde,<br />

Neugierde und nochmals Neugierde. Man muss zum<br />

Beispiel richtig reisen können. Man begegnet einer Vielzahl<br />

von Ideen und Anregungen, wenn man seinen Blick<br />

in andere Länder und Kulturen richtet. Aber glauben Sie<br />

bitte nicht, dass ich niemals im Büro sitze. Das gehört<br />

selbstverständlich auch dazu, man darf sich bloß nicht<br />

darin einschließen! Eine gute Idee hat man in einem<br />

Film, auf einer Ausstellung oder wenn man auf ein unscheinbares,<br />

kleines Detail stößt, das völlig unbemerkt<br />

der Aufmerksamkeit entgehen kann. Ich setze diese Idee<br />

sofort um. Beispielsweise ein ganz schlichter Knopf,<br />

den ich auf der Straße am Kleid einer Passantin sehe.<br />

In meiner Fantasie kann er zu dem Dekorationselement<br />

schlechthin werden,<br />

mit dem wir unsere<br />

Tannen an Weihnachten<br />

schmücken. Ich glaube, um diese<br />

Arbeit wirklich gut machen zu können, braucht man<br />

ein grundlegendes Kulturverständnis, eine gute Vorstellungskraft<br />

und eine gewisse Demut, denn man muss<br />

auch sich selbst einmal kritisch hinterfragen können und<br />

teamfähig sein.<br />

Es ist also ein sehr kreativer Beruf. Aber wo sind Ihre Grenzen?<br />

Wo ich der Kreativität Grenzen setze? Am liebsten<br />

würde ich Ihnen darauf antworten, dass ich keine Grenzen<br />

habe, im Geist jedenfalls nicht. Beim Denken ist alles erlaubt.<br />

Ansonsten gibt es natürlich Einschränkungen. Man<br />

muss das Budget im Auge behalten, das die Umsetzung<br />

einer Idee voraussetzt. Die Idee muss einfach realisierbar<br />

sein. Und dann darf man natürlich den Sicherheitsaspekt<br />

nicht vergessen. Man kann in einem Kaufhaus nicht einfach<br />

irgendwas kreieren, um beispielsweise ein Schaufenster<br />

zu gestalten. Aber es ist tatsächlich so: Das Budget und<br />

Sicherheitsstandards sind die einzigen beiden Aspekte,<br />

die mich in meiner Arbeit wirklich einschränken. Alles in<br />

allem glaube ich, je geringer der Spielraum ist, desto mehr<br />

kann sich Kreativität entfalten. Dann muss man das Beste<br />

daraus machen.<br />

Die Vorweihnachtszeit ist das Hauptgeschäft für ein Kaufhaus.<br />

Ein Großteil des Umsatzes wird jährlich in diesen Wochen<br />

gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass es viel Stress für Sie<br />

bedeutet, das Motto und die einzelnen Dekorationselemente zu<br />

finden?<br />

Das kann man wohl sagen! Wir wissen, dass der Aufwand<br />

Jahr für Jahr nicht zu verachten ist. Eigentlich beginnen<br />

die Vorbereitungen ein Jahr im Voraus. Bei jeder Weihnachtsdekoration<br />

wird bereits ans nächste Jahr gedacht.<br />

Schon Ende Januar besuchen wir eine Messe in Frankfurt,<br />

wo wir bestimmte Dekorationstrends vorfinden. Zu dem<br />

Zeitpunkt muss also die grobe Linie für das darauf folgende<br />

Weihnachten bereits feststehen, damit wir auf der Messe<br />

einkaufen können. Manche Stücke, die wir benötigen, gibt<br />

es dort bereits. Andere gilt es, zu modifizieren oder selbst<br />

zu entwerfen. In diesem Falle müssen wir die erforderlichen<br />

Materialien und Produzenten finden.<br />

In diesem Jahr beispielsweise machen wir etwas, das es<br />

bisher noch nie gegeben hat. Das Motto von Printemps lautet<br />

nämlich « Tausend und ein Weihnachten ». Wir haben<br />

ein orientalisches Thema gewählt. Da unsere Unternehmensstrategie<br />

aber lautet, am Puls der Zeit zu sein, ist es<br />

ein sehr zeitgemäßer Orient. Ich wusste gleich, dass wir für<br />

diese spezielle Dekoration kaum komplett fertige Gegenstände<br />

finden würden. Also haben wir überlegt, wie wir an<br />

die Sache herangehen könnten, und uns auf die Suche nach<br />

Ideen gemacht. Schließlich ließen wir unsere Laternen in<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 19


Fokus Paris<br />

Marokko herstellen. Stellen Sie sich vor, wir mussten einen<br />

Handwerker finden, der uns mit 5.000 Laternen nach unseren<br />

Entwürfen und exakten Vorgaben, was beispielsweise<br />

die Sicherheit angeht, beliefert und die darüber hinaus hundertprozentig<br />

zuverlässig sind, und zwar zwei Monate lang,<br />

solange wie die Weihnachtsdekoration aufgebaut ist.<br />

Den Kunden fällt dies gar nicht unbedingt auf,<br />

und das ist übrigens auch das Geheimnis an<br />

diesen Weihnachtsdekorationen, aber<br />

dieses Jahr werden wir zum Beispiel<br />

ganze 22.000 Sterne aufbauen,<br />

18.000 Meter Lichterketten<br />

verlegen und 800.000 Glühlampen<br />

anschließen. Durchschnittlich<br />

gehen 500.000<br />

Menschen täglich an unseren<br />

Schaufenstern am Boulevard<br />

Haussmann vorbei. Die<br />

Zahlen sind immer wieder<br />

eindrucksvoll! Printemps<br />

kann für den Aufbau der<br />

Weihnachtsdekoration nicht<br />

schließen, so dass wir während<br />

einer sehr kurzen Woche nachts<br />

arbeiten müssen.<br />

Die Kunst besteht aber auch darin, die<br />

Menschen jedes Jahr aufs Neue zu begeistern.<br />

Der Weihnachtsschmuck der Kaufhäuser ist mit ein<br />

Grund für das zauberhafte Paris in der Weihnachtszeit…<br />

Wir haben das Weihnachtsfest entstaubt. Vor fünf<br />

Jahren entschieden wir uns beispielsweise für rote Tannen.<br />

Das gab es noch nie. So überraschen wir jedes Jahr mit einer<br />

anderen Weihnachtsdekoration. Ein Kaufhaus ist ein<br />

Ort der Imagination. Dort werden Dinge gezeigt, die man<br />

sonst nie sehen würde. Dieser Ort muss begeistern, man<br />

muss ins Staunen geraten, darf aber auch nicht komplett<br />

über die Grenzen der Fantasie hinausgehen. Tannenbäume<br />

beispielsweise sind immer noch ein wichtiger Bestandteil<br />

der Weihnachtsszenerie, dieses Jahr werden Sie aber keine<br />

einzige Weihnachtskugel in unseren Häusern finden. Das<br />

mag vielleicht marginal klingen, aber dennoch ist es nahezu<br />

eine Revolution.<br />

Ich sprach vorher von der Motivation, die man hat, wenn<br />

man nur über wenig Spielraum verfügt. Nehmen Sie als<br />

Beispiel das orientalische Motto in diesem Jahr. Wie soll ein<br />

Weihnachten orientalisch wirken, wenn der Tannenbaum das<br />

Symbol schlechthin eines klassischen Weihnachten ist? Der<br />

einfachste Weg wäre vielleicht gewesen, Palmen anstatt Tannen<br />

zu nehmen und etwas Sand zu verstreuen. Wir wählten<br />

jedoch einen anderen Weg und hatten den Anspruch an uns<br />

selbst, kreativer zu sein.<br />

Gleichzeitig dürfen wir nicht aus den Augen verlieren,<br />

dass es auch Kunden gibt, für die Weihnachten nichts Besonderes<br />

darstellt, wie die Japaner beispielsweise. Auch diese<br />

Kundengruppen müssen wir mit unserer Dekoration in den<br />

Bann ziehen. Und zu guter Letzt sind wir auch Trendsetter,<br />

d.h. wir müssen den Menschen etwas Neues präsentieren,<br />

verführerische Traumwelten bieten. Unsere Dekorationen<br />

müssen Bedürfnisse wecken.<br />

Wie sehen Sie, der sich ständig mit Veränderungen<br />

befasst, Weihnachten?<br />

Man verabschiedet sich immer<br />

mehr von traditionellen Vorstellungen.<br />

In Paris entwickelt sich<br />

Weihnachten immer mehr zum<br />

Fest, das nicht ausschließlich<br />

in der Familie gefeiert wird.<br />

Starre Traditionen werden<br />

aufgebrochen, es wird ein<br />

« Fest unter Freunden ».<br />

Heute zögert man nicht<br />

mehr, Weihnachten auch<br />

mit guten Bekannten zu<br />

feiern.<br />

Glauben Sie, eine Art Künstlerseele<br />

zu haben?<br />

Das ist schwierig zu sagen, aber ich<br />

bin überzeugt davon, dass dieser Beruf eine<br />

Art Show ist und dass es, wie bei jedem Spektakel,<br />

einen Künstler braucht. Man schaltet das Licht an, und<br />

alles muss hell erleuchten. Der Beruf ist kein Martyrium, das<br />

ist klar. Meine Aufgabe ist es, die Kunden zum Träumen zu<br />

bringen. Die Kulissen interessieren sie nicht. In der Hinsicht<br />

glaube ich schon, dass ich oder dass wir alle kleine Künstler<br />

sind. Wir sind hier, um andere zu verzaubern.<br />

Auf was freuen Sie sich nach all den Vorbereitungen am<br />

meisten?<br />

Wissen Sie, auf was ich am meisten gespannt bin, das<br />

sind die ersten Reaktionen – gleich morgens, nachdem sich<br />

die Türen geöffnet haben, am 2. <strong>November</strong> in diesem Jahr.<br />

Die Schalter werden gedrückt, alles erstrahlt, die Schaufenster<br />

werden enthüllt, die Häuserfassaden funkeln. Und<br />

dann wartet man einige Sekunden, um zu sehen, wie es<br />

auf die Leute wirkt. Man sollte sich in dem Moment nicht<br />

verkriechen, nur weil man nervös ist. Es ist eben irgendwo<br />

unser Baby, das wir in dem Augenblick allen zeigen. Eigentlich<br />

hat es immer etwas Magisches. Wir bekommen<br />

Briefe von Menschen, die zum Beispiel schreiben: « Es war<br />

wunderbar, ich war gerührt, ich habe wieder mal etwas gesehen,<br />

das mich tief berührt hat ». Das bewegt uns immer<br />

sehr. Ich würde mich gerne bei all den unbekannten Absendern<br />

bedanken.<br />

Herr Collette, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Paris<br />

sehen und<br />

wiedersehen<br />

Köln - Paris<br />

Bis zu 7 Hin-/<br />

Rückfahrten täglich !


Fokus Paris<br />

Der Mann, der unsere Träume<br />

lebendig werden lässt:<br />

Franck Banchet<br />

Steht das allgemeine Motto der Weihnachtsdekoration<br />

erst einmal fest, geht es an die konkrete<br />

Umsetzung und ans Schmücken. In jedem Pariser<br />

Kaufhaus ist ein ganzes Team damit beschäftigt.<br />

Alles passiert unter strengster Geheimhaltung,<br />

denn die Konkurrenz untereinander ist groß.<br />

Franck Banchet ist Art Director bei Printemps<br />

und verantwortlich für die Weihnachtsdekoration der<br />

Schaufenster. Für uns enthüllt er einige Geheimnisse seiner<br />

Arbeit.<br />

Herr Banchet, wie laufen Ihre Vorbereitungen für die Weihnachtsdekoration<br />

konkret ab?<br />

Für uns ist das Timing in etwa dasselbe wie für Fabrice<br />

Collette. Wir kennen das Motto circa ein Jahr im Voraus.<br />

Daher ist es für uns wichtig, die Messen zu Beginn des<br />

Jahres wahrzunehmen, insbesondere Frankfurt für den<br />

Weihnachtsschmuck und Nürnberg für die Spielwaren. Die<br />

Besonderheit an Paris und seinen Kaufhäusern liegt darin,<br />

dass sich in den Schaufenstern immer etwas bewegt, etwas<br />

überrascht oder zum Träumen einlädt. Es geht um mehr,<br />

als nur ein paar Waren auszustellen.<br />

Es ist in etwa wie beim Film: Man benötigt ein Drehbuch,<br />

Figuren, Motoren. Dahinter verbirgt sich viel Arbeit.<br />

Wir treffen uns alle zwei bis drei Wochen.<br />

Vertreter aller Metiers, die man dafür braucht,<br />

nehmen daran teil, um eine einheitliche Linie<br />

zu finden. Dadurch können wir uns schnell<br />

auf einen einheitlichen Stil verständigen.<br />

Zunächst überlegen wir uns das Szenario der<br />

Schaufensterdekorationen als Ganzes. Anschließend<br />

gehen wir jedes Fenster einzeln durch. Dann<br />

machen wir uns auf die Suche nach den Figuren und<br />

denken uns für jedes Schaufenster einen Farbcode und ein<br />

Drehbuch aus. Elf Schaufenster hat Printemps auf dem<br />

Boulevard Haussmann.<br />

Was passiert, sobald Sie Ihr Szenario festgelegt haben?<br />

Danach wird jede Schaufensterdekoration im Computer<br />

skizziert, bevor wir maßstabsgetreue Modelle produzieren.<br />

Wenn bei der Präsentation alle, die um den Tisch versammelt<br />

sind, ein lautes « Ohhh!!! » von sich geben, weiß ich,<br />

dass alles in Ordnung ist, dass die Idee gut ankommt und die<br />

anderen begeistert. Letztes Jahr haben wir unsere Künstler<br />

Plüschtiere anfertigen lassen, wir hatten insgesamt an die<br />

25 Stück. Dieses Jahr gehen wir etwas weiter und stellen in<br />

jedes Schaufenster einen ganz klassischen Gebrauchsgegenstand,<br />

beispielsweise eine Teekanne, einen Kuskustopf, eine<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Laterne oder Töpferwaren, die, wie in « Alice im Wunderland<br />

», die Gestalt einer Figur angenommen haben und sich<br />

in den Schaufenstern bewegen.<br />

Man darf nicht vergessen, dass in Frankreich derzeit ein<br />

einziger Puppenhersteller für alle großen Kaufhäuser arbeitet.<br />

Überhaupt war Printemps das<br />

erste Kaufhaus, in dessen Auslagen<br />

die Figuren anhand von Fäden in<br />

Bewegung gesetzt wurden. Das gehört<br />

einfach zu der ganzen Szenerie<br />

dazu. Vom bloßen Betrachten wird<br />

dem Zuschauer jedoch nicht bewusst,<br />

welche Tüftelei oft dahinter<br />

steckt. Ein Beispiel ist die « Höhle<br />

von Ali Baba » in diesem Jahr. 40<br />

Truhen müssen sich zwei Monate<br />

lang ständig öffnen und wieder<br />

schließen, während die Figuren sich<br />

um sie herum drehen. Den Weg, den<br />

sie in dieser Zeit zurücklegen, entspricht der Strecke Paris<br />

– Metz und zurück. Wir müssen deshalb genau überprüfen,<br />

ob die Antriebsmotoren und Fäden das überhaupt aushalten.<br />

All dies wird über Monate hinweg getestet, und jedes<br />

Mal tun wir so, als wäre es die Generalprobe.<br />

Reagieren Menschen unterschiedlich auf Ihre Dekorationen?<br />

Natürlich. Wer ein Schaufenster weihnachtlich dekoriert,<br />

muss auch die unterschiedlichsten Menschen ansprechen.<br />

Kinder begeistern sich eher für kleine Dinge, ihnen<br />

sticht zum Beispiel sofort eine kleine Maus ins Auge, die im<br />

hintersten Eck eines Schaufensters hin und her läuft. Oder<br />

alles, was zum Naschen ist, wie Bonbons oder Kuchen. Auf<br />

Die weihnachtlich geschmückten Fassaden von Printemps im Jahr 2002.<br />

ihre Gesichter freue ich mich immer ganz besonders. Männer<br />

fasziniert meist die Technik, dafür sind sie immer leicht<br />

zu begeistern. Frauen hingegen konzentrieren sich weniger<br />

auf Details, sondern richten den Blick auf das Gesamte.<br />

Welche Rolle spielt die Beleuchtung<br />

bei der Weihnachtsdekoration?<br />

Eine Schaufensterdekoration gelingt<br />

nur dann wirklich gut, wenn auch<br />

das Licht stimmig ist. Die Beleuchtung<br />

spielt traditionell an Weihnachten<br />

eine ganz entscheidende Rolle. Manchmal<br />

kommen die Menschen von weit<br />

her, nur um die vielen verschiedenen<br />

Lichter zu sehen, die ganz Paris in<br />

der Weihnachtszeit erstrahlen lassen.<br />

In Frankreich ist das Tradition. Jahr<br />

für Jahr lassen wir uns für die Häuserfassade<br />

etwas Neues einfallen. Diesmal wird sie ein fünf<br />

Meter hoher Stern schmücken und spezielle Lichter werden<br />

die Glaskuppeln des Hauses wie den Eiffelturm funkeln<br />

lassen. Unter den Markisen der Schaufenster wird orange<br />

schimmerndes Licht von Spiegelkugeln und orientalischen,<br />

gold-orangefarbenen Laternen herableuchten.<br />

Haben Sie sich schon immer für Weihnachtsdekorationen interessiert<br />

oder woher kommt Ihre Begeisterung?<br />

Ja, schon als ich noch ein kleiner Junge war, nahmen<br />

mich meine Eltern zum weihnachtlichen Schaufensterbummel<br />

mit. Jedes Jahr sehe ich nun mit Freude, dass<br />

viele Eltern diese Tradition fortführen. Ich glaube, das<br />

wird auch in Zukunft so bleiben.<br />

Unabhängig von jeglicher<br />

Marketingstrategie oder ausgestelltem<br />

Warenangebot ist es<br />

eine Tradition für die Pariser<br />

Kaufhäuser. Einmal hat ein<br />

großes Pariser Haus darauf verzichtet.<br />

Aber nach zwei Wochen<br />

ohne Weihnachtsschmuck in den<br />

Schaufenstern hat man sich recht<br />

schnell dazu entschlossen, doch<br />

noch zu dekorieren. Es ist schon<br />

fast eine Art Kult, an dem kein<br />

Kaufhaus vorbeikommt. Die<br />

Menschen möchten am Jahresende<br />

in diese Traumwelten<br />

entführt werden. Warum soll<br />

man ihnen diesen Wunsch nicht<br />

erfüllen? Es ist ein gutes Stück<br />

Paris.<br />

Herr Blanchet, wir danken Ihnen<br />

für dieses Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 23


Fokus Paris<br />

Nächtlicher Bummel über die Avenue<br />

N° 45: Bulgari<br />

N° 45: Salvatore Ferragamo<br />

N° 39: Nina Ricci<br />

N° 34: Caron<br />

N° 31: Max Mara<br />

N° 30:<br />

Christian<br />

Dior<br />

N° 17: Valentino<br />

N° 22: Dolce & Gabbana<br />

N° 22: Louis Vuitton<br />

N° 10: Prada<br />

N° 2: Emanuel<br />

Ungaro<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Montaigne<br />

N° 51: Jean-Louis<br />

Scherrer<br />

N° 49: Akris<br />

N° 53: Escada<br />

N° 57: Marni<br />

N° 42: Chanel<br />

N° 36: Emilio Pucci<br />

N° 36: Celine<br />

N° 60: Gucci<br />

N° 52: Jil Sander<br />

Die Avenue Montaigne ist<br />

eine der luxuriösesten Straßen<br />

von Paris und gehört zu<br />

den teuersten Pflastern der Kapitale.<br />

Die wenigen Apartments, die an diesem<br />

Boulevard ihren Besitzer wechseln,<br />

kosten zwischen 16.000 und<br />

18.000 Euro pro Quadratmeter. Dafür<br />

ist die Lage majestätisch: Am einen<br />

Ende trifft die Avenue Montaigne<br />

auf die Champs-Elysées, am anderen<br />

kommt man an das Ufer der<br />

Seine mit einem überwältigenden<br />

Blick auf den Eiffelturm. Die Avenue<br />

Montaigne ist heute das Symbol für<br />

Luxus in Paris. Alle großen Namen<br />

der Mode- und Kosmetikwelt haben<br />

hier ihre vornehmen Boutiquen. Und<br />

wenn das Jahr zu Ende geht, werden<br />

die Alleebäume festlich geschmückt<br />

und die Straße in eine weihnachtliche<br />

Traumwelt getaucht. Für viele wird<br />

sich ein Einkaufsbummel jedoch auf<br />

das Schlendern von einem Schaufenster<br />

zum nächsten beschränken.<br />

Hier, wo Umkleidekabinen kleine Salons<br />

sind, wo auf Wunsch private<br />

Modenschauen organisiert werden<br />

und wo große Limousinen den<br />

ganzen Tag über vorfahren, braucht<br />

man schon ein dickes Portemonnaie,<br />

um seine Weihnachtsgeschenke zu<br />

erwerben. Doch spät am Abend,<br />

wenn sich der Trubel des Tages gelegt<br />

hat und die Türen der exquisiten<br />

Boutiquen längst verschlossen sind,<br />

wird die Avenue Montaigne zu einem<br />

magischen Ort. Im Licht der Nacht<br />

wirken die Luxusmarken noch edler<br />

als am Tag und in den eigenen Träumen<br />

sogar erschwinglicher. Die Ruhe<br />

erscheint geradezu königlich. Langsam<br />

schlendert man vom Rond-Point<br />

des Champs-Elysées in Richtung<br />

Seine. Auf der Straße parken einige<br />

Luxuslimousinen, die im Licht der<br />

Weihnachtsketten brillieren. Die Blicke<br />

schweifen zu den Vitrinen und<br />

Schaufenstern. Und mit ein wenig<br />

Glück glitzert der Eiffelturm in der<br />

Ferne, so wie er es immer die ersten<br />

zehn Minuten zur vollen Stunde tut,<br />

wenn man unten an der Seine angekommen<br />

ist. Ein wahrhaft festlicher<br />

Spaziergang, der Augen und Geldbörse<br />

gleichzeitig glücklich stimmt.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 25


Fokus Paris<br />

Palais-Royal<br />

Die Renaissance des Shoppings<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Es ist einer der schönsten, aber paradoxerweise<br />

auch einer der am wenigsten bekannten Orte von<br />

Paris: der Palais-Royal, ein einzigartiger Stadtpalast mitten<br />

im Herzen der Hauptstadt, keine 150 Meter vom Louvre entfernt.<br />

Wer Ruhe sucht, kann sich hierhin zurückziehen. In seinem Park und<br />

unter den Arkaden fühlt man sich wie in eine andere Welt versetzt. Die<br />

hohen Mauern der Häuserfassaden verschlucken den Großstadtlärm.<br />

Lange Zeit wurde der Palais-Royal von den Parisern gemieden, nur wenige<br />

spazierten durch die herrschaftliche Anlage. Heutzutage werden die<br />

Arkaden des Palais-Royal als ein Ort des Shoppings wiederentdeckt. Seit<br />

einigen Jahren haben hier zahlreiche Boutiquen ihre Türen geöffnet und<br />

das oftmals moderne Design erweckt die ehrwürdigen Mauern, die von der<br />

bewegten Geschichte Frankreichs erzählen, zu neuem Leben.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 27


Fokus Paris<br />

Dank der Arkadengänge macht ein Einkaufsbummel auch bei schlechtem Wetter Spaß.<br />

Vorige Seite: Im Innenhof des Palais-Royal.<br />

Auch wenn die seit 365 n.Chr.<br />

verlassenen Ruinen von Villen<br />

oder Thermalbädern aus gallorömischer<br />

Zeit Zeugnisse einer langen<br />

Vergangenheit sind, begann alles an<br />

dieser Stelle auf Befehl eines Kirchenmannes,<br />

des Kardinals Richelieu. Im<br />

Jahre 1624 erwarb er das Hôtel<br />

d’Angennes-Rambouillet sowie zahlreiche<br />

angrenzende Häuser und Grundstücke<br />

zwischen den Straßen Saint-<br />

Honoré, Rue des bons-enfants und den<br />

alten Festungsmauern aus der Zeit von<br />

Karl V. Richelieus Wunsch war es, näher<br />

am Louvre zu sein, wo König Ludwig<br />

XIII. residierte. Natürlich sah zu<br />

dieser Zeit die Stadt noch ganz anders<br />

aus als das heutige Paris. Dennoch war<br />

dieses Viertel, das jetzige 1. Arrondissement,<br />

schon damals extrem beliebt.<br />

Die Nähe zum Louvre lockte mit der<br />

Aussicht, mit ein wenig Glück Mitgliedern<br />

des Hofes oder sogar dem König<br />

selbst über den Weg zu laufen. Vorausgesetzt<br />

natürlich, man verfügte über<br />

das nötige Kleingeld, Macht und Ehrgeiz.<br />

Dann konnte man an diesem Ort<br />

Kunstgalerie Joyce<br />

Eine der zahlreichen Kunstgalerien<br />

in den Arkaden des Palais-Royal.<br />

Regelmäßig werden hier ungewöhnliche<br />

Kunstobjekte ausgestellt.<br />

168, galerie de Valois, 75001 Paris,<br />

Telefon: +33 (0)1 40 15 03 72<br />

schneller auf sich aufmerksam machen<br />

als anderswo.<br />

Im Jahre 1634 beauftragte Richelieu<br />

den Architekten Jacques Lemercier<br />

mit dem Bau eines Stadtpalastes.<br />

Pierre Desgots entwarf den passenden<br />

Garten dazu. Von diesem ursprünglichen<br />

Palast sind heute nur noch eine<br />

Galerie und ein sehenswerter Balkon<br />

in der Hausnummer 6 der Rue de Valois<br />

übrig geblieben. Ein Jahrhundert<br />

später, um 1750 herum, wurden die<br />

Fassaden neu erbaut und der Stadtpalast<br />

ging durch Erbfolge in die Hände<br />

von Louis Philippe Joseph, dem Herzog<br />

von Orléans, über. Der war zwar<br />

wohlhabend, aber auch sehr verschuldet.<br />

Daher konnte er alleine den Palast<br />

nicht finanzieren, sondern brauchte<br />

neue Geldquellen. So kam er auf eine<br />

geniale Idee, die bis zum heutigen<br />

Tage noch funktioniert: Er ließ einen<br />

großen Streifen Erde im Außenbereich<br />

des Gartens abtragen und baute dort<br />

sechzig kleine Häuschen mit Arkadengängen.<br />

Die Läden im Erdgeschoß<br />

waren Luxusgeschäften vorbehalten,<br />

die Wohnungen in den oberen Etagen<br />

wurden teuer verkauft. Das moderne<br />

Immobiliengeschäft war geboren.<br />

« In gewisser Weise war dies die<br />

Gründung des ersten Einkaufszentrums<br />

in Frankreich », erklärt Danièle<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Kinder fischen mit Magneten<br />

Münzen aus den Brunnen.<br />

Philatélie Danièle Dutertre<br />

In ihrem kleinen Laden begutachtet,<br />

schätzt, kauft und verkauft Danièle<br />

Dutertre alle möglichen Sammlungen<br />

von Briefmarken und Briefen aus der<br />

ganzen Welt. Sie ist ein wenig die gute<br />

Seele des Palais-Royal, spielte die<br />

Philatelie hier doch immer schon eine<br />

große Rolle. Zögern Sie nicht, Danièle<br />

Dutertre um Rat zu fragen. Sie werden<br />

immer freundlich begrüßt.<br />

24, galerie de Chartres, 75001 Paris,<br />

Telefon: +33 (0)1 42 96 09 29<br />

Der Park des Palais-Royal ist eine<br />

Oase im Großstadttrubel.<br />

Dutertre, Mitglied des Vorstands der<br />

Gewerbetreibenden des Palais-Royal.<br />

« Ich bin auf diesen Ort eher zufällig<br />

gestoßen: Vor ungefähr 40 Jahren war<br />

ich gerade auf Jobsuche und hatte mit<br />

einer Freundin darüber gesprochen.<br />

Diese Freundin kannte jemanden, der<br />

einen Laden zum An- und Verkauf<br />

von Briefmarken in den Galerien des<br />

Palais-Royal besaß. Ich stellte mich<br />

vor und bekam die Stelle. Als ich<br />

nach Hause ging, war ich trotzdem<br />

davon überzeugt, dass ich nicht lange<br />

hier bleiben würde. Ich kannte mich<br />

überhaupt nicht mit Briefmarken aus,<br />

und es war auch nicht gerade mein<br />

Traumberuf. Damals gab es in den Arkaden<br />

rund um den Palast so um die<br />

zehn Briefmarkenläden. Es war schon<br />

ziemlich ruhig hier. » Heute ist Danièle<br />

Dutertre noch immer in ihrem kleinen<br />

Laden an diesem geschichtsträchtigen<br />

Ort. Man merkt, dass sie für keinen<br />

Preis der Welt mehr umziehen würde.<br />

« Innerhalb von 40 Jahren habe ich<br />

einige Veränderungen miterlebt. Aber<br />

ich merke sehr wohl, dass ich diesen<br />

Ort nicht mehr verlassen könnte. Er<br />

hat eine gewisse Magie. Je nach Jahreszeit<br />

ist das Licht hier anders und<br />

schafft eine ganz besondere Atmosphäre.<br />

Sobald man über die Schwelle<br />

und in den großräumigen Innenhof des<br />

Palais-Royal tritt, umgibt einen eine<br />

herrliche Stille, mitten in Paris. Achten<br />

Sie mal darauf, wie ruhig es hier<br />

ist. Hier hört man keinen Autolärm. »<br />

Wer den Park des Palais-Royal<br />

betritt, wird schnell auf die nach dem<br />

Erschaffer benannten « Colonnes de<br />

Buren » (Säulen von Buren) im südlichen<br />

Bereich der Anlage treffen. Sie<br />

wurden vom damaligen Präsidenten<br />

der Republik, François Mitterrand, in<br />

Auftrag gegeben und waren eines der<br />

ersten Projekte zeitgenössischer Straßenkunst<br />

im Stadtzentrum. Wie auch<br />

beim Centre Georges Pompidou oder<br />

der Pyramide im Innenhof des Louvre<br />

gab es damals großen Wirbel um die<br />

Säulen. Noch heute ist es nicht schwer,<br />

Pariser zu finden, die das Kunstwerk<br />

lieber verschwinden sehen würden.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 29


Fokus Paris<br />

Manch eine Boutique in den Arkaden lässt auch Kinderherzen höher schlagen.<br />

Très confidentiel<br />

Hierbei handelt es sich nicht wirklich<br />

um ein Geschäft, sondern um einen<br />

Friseursalon. Aber wie der Name<br />

bereits vermuten lässt: Hier spielt<br />

man gerne auf die Verborgenheit<br />

und Exklusivität des Palais-Royal<br />

an. Das Design der Räume hat die<br />

aktuellen Trends aufgegriffen und<br />

wirkt angenehm und hell. In diesem<br />

Salon treffen Sie mit Garantie auf<br />

eine typische Pariser Kundschaft.<br />

44, galerie de Montpensier, 75001<br />

Paris, Telefon: +33 (0)1 42 97 43 98<br />

A l´Orientale<br />

Hier kann man bereits seit Anfang<br />

des 18. Jahrhunderts « Produkte<br />

für Raucher » erwerben. Für Tabakliebhaber<br />

ist dieses Geschäft eine<br />

wahre Fundgrube. In einer schier<br />

unglaublichen Fülle werden unterschiedliche,<br />

oft sehr originelle Waren<br />

angeboten. Unzählige Pfeifen zeugen<br />

von wirklichem Fachwissen.<br />

22, galerie de Chartres, 75001 Paris,<br />

Telefon: +33 (0)1 42 96 43 16<br />

« Ich habe diese Säulen den ganzen<br />

Tag vor meiner Nase. Ich sehne mich<br />

wirklich nach der Zeit zurück, als der<br />

Hof noch gepflastert war. Das hatte<br />

auch seinen Reiz », meint Danièle Dutertre.<br />

Es hilft bei ihr auch nicht, darauf<br />

hinzuweisen, dass die Säulen vielleicht<br />

schöner seien als der für ein paar<br />

Dienstwagen reservierte Parkplatz,<br />

der vorher den Innenhof einnahm.<br />

Man mag die Säulen oder man mag sie<br />

nicht. Aber kaum jemanden lassen sie<br />

indifferent.<br />

In Paris dauert es oft einige Zeit,<br />

bis Veränderungen von der Bevölkerung<br />

akzeptiert werden. Es ist aber<br />

nicht zu leugnen, dass die Säulen noch<br />

immer etliche Schaulustige anziehen.<br />

Es ist aufschlussreich, sich auf eine<br />

Bank oder einen Stuhl, wovon es hier<br />

zahlreiche gibt, zu setzen und das<br />

Treiben im Innenhof des Palais-Royal<br />

zu beobachten. Kinder klettern auf die<br />

Säulen, Liebespaare küssen sich in der<br />

Annahme, sie seien hinter einer Säule<br />

vor neugierigen Blicken sicher, Passanten<br />

bleiben stehen und betrachten<br />

den Trubel, während pfiffige Kinder<br />

Shiseido<br />

Luxus pur und erlesenes Ambiente<br />

erwarten Sie im Salon der bekannten<br />

japanischen Marke. Hier können<br />

Sie sich sogar Ihr eigenes Parfum<br />

kreieren lassen.<br />

25, rue de Valois (Eingang über<br />

die Galerie de Valois), 75001 Paris,<br />

Telefon: +33 (0)1 42 27 09 09<br />

versuchen, mit einem Magneten am<br />

Faden die Geldstücke aus dem Wasser<br />

zu fischen, die Touristen in die Brunnen<br />

geworfen haben. Übrigens ist dies<br />

einer der wenigen Orte in Paris, wo<br />

man mit Kunstobjekten spielen kann,<br />

wo diese nicht umzäunt, sondern für<br />

jeden frei zugänglich sind. Das Palais-<br />

Royal bietet ein ziemlich wirklichkeitsgetreues<br />

Abbild von Paris: Eine<br />

Mischung aus Parisern, die zur Arbeit<br />

gehen, Touristen, die die Stadt erkunden,<br />

und Kindern, die aus der Schule<br />

kommen. Und das alles in einem fas-<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


zinierenden Mix aus moderner Kunst<br />

und historischen Fassaden.<br />

Die Gebäude um den Innenhof<br />

herum befinden sich zu einem Teil<br />

im Eigentum der Banque de France,<br />

zum anderen Teil im Staatsbesitz.<br />

Le Prince Jardinier<br />

Es ist die einzige Boutique dieser<br />

Marke in Paris. Le Prince Jardinier<br />

bietet eine ganze Produktpalette<br />

für Gartenliebhaber. Die Preise sind<br />

in der Tat stattlich, dafür zeugen<br />

die Produkte von ausgezeichneter<br />

Qualität und werden etliche<br />

Generationen überdauern. Wo<br />

können Sie heutzutage sonst noch<br />

eine richtige Gartenschere finden,<br />

die nicht aus Plastik ist, sondern so,<br />

wie zu Zeiten Ihrer Großeltern? Der<br />

Empfang ist herzlich, und es macht<br />

Spaß, sich im ganzen Geschäft umzuschauen.<br />

117/121, arcades Valois, 75001 Paris,<br />

Telefon: +33 (0)1 42 60 76 75<br />

Manchmal schaut der Kultusminister<br />

von seinem Büro aus auf die Säulen<br />

und Gärten, während die Weisen des<br />

Verfassungsrates oder die Richter des<br />

Staatsrates in der gedämpften Stille<br />

ihrer Büros arbeiten. Wenige Meter<br />

entfernt befindet sich die Comédie<br />

Française, in der schon Molière seine<br />

Stücke aufführte. Die jungen, frisch<br />

engagierten Schauspieler dieses ehrwürdigen<br />

Theaters, die man in Frankreich<br />

auch schlicht sociétaires (Mitglieder)<br />

nennt, werden während der<br />

ersten Jahre ihres Engagements in den<br />

Wohnungen über dem Park des Palais-<br />

Royal untergebracht.<br />

Aber was heutzutage am meisten erstaunt,<br />

ist sicherlich das Wiederaufblühen<br />

der Geschäfte in den Arkaden des<br />

Palais-Royal. Wie schon Danièle Dutertre<br />

bemerkte, zogen in den letzten 15<br />

Jahren immer mehr Ladenbesitzer aus<br />

den Galerien rund um den Park aus. Die<br />

Briefmarkenhändler verließen allmählich<br />

das Viertel, und neue Geschäftsleute<br />

rissen sich nicht gerade darum, in eines<br />

der kleinen Geschäfte im Erdgeschoß<br />

einzuziehen, die etwas abseits der großen<br />

Einkaufsstraßen des Viertels liegen<br />

– wie der Avenue de l’Opéra zum Beispiel<br />

– und den Kunden deswegen nicht<br />

sofort ins Auge springen. Gerade der besondere<br />

Charme des Palais-Royal, sein<br />

verträumter Charakter fernab der Großstadthektik,<br />

war das Haupthindernis für<br />

seine Entwicklung, für sein Überleben.<br />

Die Tatsache, dass die meisten Ladenlokale<br />

dem Staat oder der Banque<br />

de France gehören, erleichterte die<br />

Situation nicht, wie Danièle Dutertre<br />

bestätigt: « Der Staat besitzt beispielsweise<br />

die ganze Cour d´Honneur und einige<br />

Läden unter den Arkaden. Wir sind also<br />

Boîtes à musique<br />

Seit ungefähr 30 Jahren lässt<br />

Anna Joliet die Passanten an<br />

ihrer Leidenschaft teilhaben: den<br />

Spieldosen. Ihr Laden ist ein kleines<br />

Schmuckstück, gleich neben<br />

einem schönen Spielwarenladen.<br />

Hier findet man kleine runde Spieldosen<br />

für 30 Euro, die zehn verschiedene<br />

Melodien spielen, von<br />

der « Zauberflöte » über « Freude,<br />

schöner Götterfunken » bis hin<br />

zur « Loreley ». Der Charme dieser<br />

kleinen mechanischen Spieldosen<br />

passt perfekt zum geheimnisvollen<br />

Charakter des Palais-Royal.<br />

9, rue Beaujolais, 75001 Paris,<br />

Telefon: +33 (0)1 42 96 55 13<br />

Marie-Stuart<br />

Dies ist ein Laden wie aus einer<br />

anderen Zeit. Hier verkauft man<br />

Orden und Medaillen – sowohl<br />

französische als auch ausländische.<br />

In einer Werkstatt neben dem<br />

Laden werden einige sogar noch<br />

selbst hergestellt – für Sammler,<br />

Botschafter, ranghohe Militärs<br />

oder Personen, die vom Staat<br />

eine Auszeichnung erhalten. Die<br />

Inneneinrichtung dieses kleinen<br />

Geschäfts mit Holzverkleidung und<br />

schönen Lüstern gleicht einem<br />

Museum. Im Schaufenster sind die<br />

wichtigsten französischen Orden und<br />

ihre Preise ausgestellt, zum Beispiel<br />

der Orden der Ehrenlegion (169 Euro<br />

für den Offiziersrang) oder der<br />

Nationale Verdienstorden (bei dem<br />

der Rang eines Grand Offizier schon<br />

556 Euro kostet). Doch bevor Sie Ihr<br />

Portemonnaie zücken, sei daran<br />

erinnert, dass es selbstverständlich<br />

verboten ist, diese Insignien in der<br />

Öffentlichkeit zu tragen, wenn man<br />

nicht dazu berechtigt ist. Der freie<br />

Verkauf ist gleichwohl gestattet. Die<br />

Verkäuferin hat uns jedoch verraten,<br />

dass zunehmend Frauen, besonders<br />

aus Asien, diese Abzeichen wegen<br />

der kunstvollen Ausarbeitung gerne<br />

als Schmuck tragen.<br />

3, galerie de Montpensier, 75001<br />

Paris, Telefon: +33 (0)1 42 96 28 25<br />

Mieter des Staates. Meine Kollegen von<br />

gegenüber sind Mieter der Banque de<br />

France. Strengere Vermieter kann man<br />

nicht haben, wie Sie sich leicht vorstellen<br />

können! Hinzu kommt, dass es sich<br />

hier um historische Gebäude handelt,<br />

was dazu führt, dass wir alle sehr<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 31


Fokus Paris<br />

Verschiedene Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein.<br />

strengen Bestimmungen unterworfen<br />

sind. Manchmal habe ich schon Schwierigkeiten,<br />

wenn ich nur einen Türknauf<br />

erneuern will. Das alles zieht neue Geschäftsleute<br />

nicht gerade an ». Doch Danièle<br />

Dutertre gibt auch gerne zu, dass<br />

es eben diesen strikten Bestimmungen<br />

zu verdanken ist, dass der Palais-Royal<br />

heutzutage immer noch diesen besonderen<br />

Charme besitzt.<br />

Letzten Endes haben sich die<br />

Dinge zum Guten gewandt. In den<br />

90er-Jahren stimmte ein Vorsitzender<br />

der Banque de France – der dem Geschäftsleben<br />

im Palais-Royal vielleicht<br />

etwas aufgeschlossener gegenüberstand<br />

stand als seine Vorgänger – zu, eines<br />

der Ladenlokale an eine renommierte<br />

Parfum- und Kosmetikkette zu vermieten:<br />

Shiseido. Die japanische Marke<br />

witterte ihre Chance, sich an einem<br />

prestigeträchtigen und etwas versteckten<br />

Ort einzurichten und entschied sich<br />

dafür, ganz auf Exklusivität und Luxus<br />

zu setzen. Das Geschäft wurde komplett<br />

renoviert. Die Inneneinrichtung<br />

übernahm ein Großer seines Faches:<br />

Serge Lutens – der Mann, der durch<br />

seine Fotografien und seinen Schmuck<br />

die Aufmerksamkeit des Hauses Dior<br />

erregte, das ihm später die künstlerische<br />

Leitung seiner Kosmetikbranche<br />

übertrug. Man sollte sich ruhig trauen,<br />

den Laden von Shiseido zu betreten,<br />

der einzige Ort auf der Welt, wo von<br />

Serge Lutens selbst kreierte Parfums<br />

zum Verkauf angeboten werden.<br />

Das Engagement von Shiseido<br />

machte schnell von sich reden. Niemand<br />

hatte damit gerechnet, dass es funktionieren<br />

könnte, aber heutzutage reisen<br />

Kunden vom anderen Ende der Welt<br />

an, um hier ihr ganz spezielles Parfum<br />

zu finden. Auf diese Weise konnten die<br />

Boutiquen vom Palais-Royal auch junges<br />

Publikum gewinnen. Ungewöhnliches<br />

Design und Exklusivität gehören zum<br />

Erfolgskonzept. Wer in die Arkaden<br />

des Palais-Royal kommt, schaut sich erst<br />

einmal ausgiebig um. Man kommt her,<br />

um Paris an einem historischen Ort zu<br />

entdecken und sich einen Moment lang<br />

in den schattigen Park des Palais-Royal<br />

zurückzuziehen. Man bleibt – von den<br />

Schaufenstern angezogen – vor einem<br />

Laden stehen. Und manchmal geht man<br />

rein. Der Stil ist schlicht, die Farben<br />

Weiß und Grau dominieren. Halogenlampen<br />

haben die alten Gaslaternen verdrängt.<br />

Das verstaubte Interieur wurde<br />

durch elegante Modernität ersetzt.<br />

Und dennoch, dieser Ort ist dank<br />

seiner besonderen Atmosphäre einzigartig<br />

geblieben. Hier befindet man<br />

Maison de Vacances<br />

Es ist ebenfalls eine der neuen<br />

angesagten Boutiquen in den Arkaden.<br />

Verkauft werden Dekorationsartikel<br />

im modernen Design.<br />

Die Einrichtung des Ladens ist sehr<br />

fantasievoll und zeitgenössisch.<br />

Hier können Sie jede Menge kleiner<br />

Mitbringsel aus Paris finden. Die<br />

Preise sind akzeptabel.<br />

63/64, galerie de Montpensier, 75001<br />

Paris, Telefon: +33 (0)1 47 03 99 74<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


sich fernab von der Avenue Montaigne<br />

und ihren Luxusboutiquen und Marc Jacobs<br />

auch weit weg vom Treiben auf den<br />

Champs-Elysées oder in den großen<br />

Pariser Kaufhäusern. Hier hat man<br />

noch Muße. Der Kunde spaziert<br />

herum, und die Verkäufer nehmen<br />

sich die Zeit, zu beraten oder kleine<br />

Geschichten zu erzählen. Und alle<br />

scheinen diesem besonderen Charme<br />

des Ortes verfallen zu sein. Nirgendwo<br />

anders in Paris kann man mit wenigen<br />

Schritten vom totalen Luxus à la Dieser große Couturier wurde<br />

Shiseido oder einer großen Bekleidungsmarke<br />

zu einem nostalgischen<br />

Briefmarkenladen, einem Geschäft,<br />

das auf den Verkauf französischer und<br />

ausländischer Medaillen spezialisiert<br />

ist, oder einer Boutique, die Spieldosen<br />

anbietet, wechseln. Dies ist die einmalige<br />

in New York geboren, war skandalumwittert<br />

und hat eine sehr<br />

moderne Boutique in den Arkaden<br />

des Palais-Royal eröffnet. Die architektonische<br />

Gestaltung ist auch<br />

deshalb sehr interessant, da sie<br />

mehrere Ladenlokale miteinander<br />

Vielfalt der Arkaden des Palais- verbindet, die vorher getrennt<br />

Royal. Eine gekonnte Mischung aus waren. Die Preise entsprechen<br />

Geschichte und Gegenwart, Tourismus<br />

und typischer Pariser Lebensart,<br />

selbstverständlich<br />

des Hauses.<br />

dem Namen<br />

Geschäftsleben und Müßiggang. 34, galerie de Montpensier, 75001<br />

Frankreich_210x140 Kurzum, ein 02.10.20<strong>06</strong> Ort, an dem 12:05 man Uhr sich Seite Paris, 1 Telefon: +33 (0)1 55 35 02 60<br />

wohlfühlt.<br />

Exyste<br />

Diesen kleinen Laden gibt es erst<br />

seit gut zwei Jahren. Hier werden<br />

Cremes und Kosmetikprodukte von<br />

ausgezeichneter Qualität verkauft.<br />

Der Laden gehört zu den neueren<br />

in den Galerien. Sein Stil ist bewusst<br />

schlicht gehalten. Das Design ist<br />

durchdacht und passt perfekt zu<br />

den Arkaden dieses historischen<br />

Ortes. Eine architektonische Meisterleistung,<br />

sehr geschmackvoll eingerichtet.<br />

26, galerie de Montpensier, 75001<br />

Paris, Telefon: +33 (0)1 42 96 00 18<br />

Spar-Night im Nachtzug: Traumreisen<br />

zu Traumpreisen. Schon ab 29 Euro.<br />

Über Nacht zum Weihnachtsmarkt nach Paris reisen. In unseren Nachtzügen.<br />

Die Nachtzüge bringen Sie bequem zum Weihnachtsmarkt nach Paris. In den ersten Tag starten Sie ausgeschlafen, den letzten<br />

genießen Sie bis zum Abend. So lohnt sich selbst ein Tagestrip. Im günstigen Sitzwagen ab 29 Euro, im bequemen Liegewagen<br />

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www.bahn.de/nachtzug oder überall, wo es Fahrkarten gibt. Die Bahn macht mobil.<br />

DB Nachtzug D-Nacht


Fokus Paris<br />

Dass die<br />

Pariser in<br />

den Straßen<br />

der Hauptstadt<br />

immer seltener<br />

auf eine Ente<br />

treffen, ist völlig<br />

normal, denn sie<br />

ist wirklich kein<br />

ganz neues Auto<br />

mehr. Wenn aber<br />

ein Bewohner der<br />

Kapitale bemerkt, dass im Stadtzentrum plötzlich immer<br />

öfter dieser Wagentyp auftaucht, gerät er ins Grübeln. Erst<br />

recht, wenn dabei zwei Personen gemütlich auf der Rückbank<br />

Platz genommen haben und sich chauffieren lassen.<br />

Das wird ihm keiner mehr so leicht abnehmen! Wer kann<br />

sich schon einen Chauffeur hinter dem Steuer einer Ente<br />

vorstellen? Und doch ist dieser Beobachter nicht übergeschnappt!<br />

Ganz im Gegenteil, er hat ein kleines Unternehmen<br />

entdeckt, das seit einigen Monaten immer erfolgreicher<br />

wird: Es bietet seinen Kunden,<br />

egal ob Touristen oder Einheimischen,<br />

eine stilechte Fahrt mitten<br />

durch Paris im französischsten aller<br />

Autos an.<br />

Ausgedacht hat sich das Florent<br />

Dargnies, der noch junge,<br />

gerade mal 27 Jahre alte Chef des<br />

im Oktober 2003 gegründeten<br />

Unternehmens « 4 roues sous un<br />

parapluie », dessen ungewöhnlicher Name so viel bedeutet<br />

wie « 4 Räder unter einem Schirm »: « Im Rahmen meines<br />

Studiums bin ich für ein Jahr nach Berlin gegangen.<br />

Dorthin habe ich die Ente meiner Eltern mitgenommen,<br />

das erste Auto, das ich je besaß. In Deutschland habe ich<br />

dann gemerkt, wie beliebt dieses Auto ist. Manchmal war<br />

es komisch, wenn mich die Leute auf der Autobahn angehupt<br />

haben. Nicht etwa, weil ich so langsam vorwärts<br />

kam – was im Vergleich zu den deutschen Rasern sicher<br />

auffallend war, sondern einfach nur, um mich zu grüßen,<br />

aus einer Art « Solidarität » zu diesem legendären Auto, um<br />

mir zu zeigen, dass man es kennt und mag. Nachdem ich<br />

nach Paris zurückgekehrt war und eines schönen Tages mit<br />

offenem Verdeck bei Rot an einer Ampel stand, bemerkte<br />

ich, dass viele Leute, Touristen, aber auch Pariser, zu mir<br />

herüberlächelten. Ich war schon auf die nächste Ampel<br />

gespannt, um zu sehen, was wohl passieren würde. Und<br />

tatsächlich wiederholte sich überall dasselbe. Da machte es<br />

in meinem Kopf klick: Wenn die Leute zu diesem Auto fast<br />

eine Beziehung wie zu einem Freund haben, müsste es doch<br />

eine Möglichkeit geben, ihnen eine Freude zu machen und<br />

gleichzeitig ein Unternehmen zu gründen. So wurde die<br />

Idee zu « 4 roues sous un parapluie » geboren. »<br />

Die Idee von Florent Dargnies ist einfach, aber wie bei<br />

allen guten Ideen musste erst einmal einer darauf kommen.<br />

Schnell gelang es ihm, ein wenig Geld zu sammeln, seine<br />

Freunde und seine Familie zu überzeugen, moralische Unterstützung<br />

in seiner Umgebung zu finden und, das Wichtigste,<br />

die notwendigen 2CVs aufzutreiben. Das war am<br />

Anfang nicht einfach: « In Paris – inzwischen gibt es das<br />

Unternehmen übrigens auch in Lyon – können wir heute<br />

unseren Kunden zehn Autos zur Verfügung stellen und ab<br />

<strong>November</strong> sogar rund 20. Aber es war nicht einfach, die<br />

Fahrzeuge aufzutreiben, vor allem am Anfang nicht, als<br />

uns noch keiner kannte. Die Verkäufer sind nämlich oft<br />

besessene Leute, die ihr Auto<br />

lieben und es nicht gerade jedem<br />

verkaufen. Inzwischen weiß der<br />

Kreis der echten 2CV-Fans genau,<br />

wer wir sind und das ändert alles.<br />

Das nächste Auto, das ich kaufe,<br />

gehört zum Beispiel jemandem,<br />

der richtig froh ist, es mir zu verkaufen.<br />

Für ihn wird sein Auto so<br />

eine zweite Jugend erleben… Es<br />

ist schon sonderbar, wenn ich spüre, was für eine Leidenschaft<br />

dieses Auto weckt. Man verliebt sich einfach darin. »<br />

Man sollte übrigens nicht denken, eine Ente sei nicht<br />

komfortabel. Alle Autos der Firma sind mit einem zurückklappbaren<br />

Verdeck ausgestattet, so dass ein großartiger<br />

Panoramablick auf die Hauptstadt genossen werden kann.<br />

Bei Regen würde man fast lieber einen Schirm aufspannen<br />

– wie der Namen des Unternehmens es nahelegt, als<br />

das Verdeck zu schließen, um sich an diesem nostalgischen<br />

Ambiente zu erfreuen. Auf dem Rücksitz macht man es sich<br />

auf weichen Samtkissen gemütlich und entdeckt auf ganz<br />

neue Art Paris. Am Steuer sitzt ein Chauffeur, der mit Begeisterung<br />

dabei ist: « Für mich war es sehr wichtig », erklärt<br />

der junge Unternehmer, « dass der Chauffeur Paris wirklich<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


kennt, dass er gebildet ist, besonders freundlich und vor<br />

allem sehr motiviert. Wir bieten zahlreiche Rundfahrten<br />

an und unsere Kunden kommen sowohl aus dem Ausland<br />

als auch aus der französischen Provinz oder der Hauptstadt<br />

selbst. Man muss Sehenswertes erklären, Neugier wecken,<br />

den Leuten aber auch Zeit geben, die Stadt in Ruhe zu bewundern,<br />

oder Verliebten ihre Zweisamkeit lassen… ».<br />

Wer hätte nicht Lust, in den Armen seiner oder seines<br />

Liebsten bequem im Fond dieser Autolegende durch das<br />

Lichtermeer von Paris zu fahren? Routen gibt es genug:<br />

« Paris éternel », das ewig junge Paris mit seinen klassischen<br />

Sehenswürdigkeiten wie Eiffelturm, Champs-Elysées, Triumphbogen,<br />

Louvre, Notre Dame, Ile de la Cité, Trocadéro,<br />

Invalidendom etc.; « Paris méconnu », das unbekannte Paris<br />

mit seinen versteckten Schönheiten oder « Paris Champêtre »,<br />

eine Fahrt zu den Gärten und Parks. Aber jeder kann seine<br />

Fahrtroute auch nach eigenem Geschmack zusammenstellen.<br />

Das kleine Team freut sich auf Vorschläge. « Wenn<br />

jemand auf einer Tour an einem bestimmten Ort vorbeifahren<br />

will, erfüllt der Fahrer den Wunsch, sofern es keine<br />

besonderen Umstände macht », verspricht Florent Dargnies.<br />

« Auf alle Fälle steht die Ente zur individuellen Routenplanung<br />

bereit. Es werden maximal drei Kunden befördert. Sie<br />

können natürlich anhalten, wenn Sie zum Beispiel Fotos<br />

machen wollen. Wir geben Ihnen auch Tipps, empfehlen<br />

ein gutes Restaurant oder Hotel und sagen Ihnen, welche<br />

kulturellen Veranstaltungen einen Besuch lohnen. »<br />

Am Anfang der Autolegende stand Pierre Jules Boulanger,<br />

Leiter der Entwicklungsabteilung von Citroën. Er<br />

bedauerte 1934, dass ein Automobil nicht für jeden erschwinglich<br />

war. Deshalb entwarf er ein einfaches, volkstümliches<br />

Auto, ohne viel Komfort, das aber praktisch war<br />

und in das mehrere Personen passten, sogar noch mit Gepäck.<br />

1937 wurde der erste Prototyp gebaut. Citroën wollte<br />

das Modell aber noch verbessern und hielt es einige Jahre<br />

lang geheim. Die offizielle Vorstellung in der Öffentlichkeit<br />

war für die Automobilausstellung im Oktober 1939 geplant.<br />

Aber aufgrund des Kriegsausbruchs fiel diese aus. Deshalb<br />

musste die Bevölkerung bis zur Ausstellung im Jahr 1948<br />

Exklusiv:<br />

Erleben Sie das Fokusthema dieser Ausgabe « Weihnachtsshopping in Paris » an<br />

Bord eines 2CV. Sie erhalten 10 Prozent Rabatt.<br />

4 roues sous un parapluie und Frankreich erleben schlagen Ihnen gemeinsam<br />

eine Rundfahrt von eineinhalb Stunden mit der Ente durch Paris vor. Dabei<br />

erleben Sie die großen Höhepunkte unseres Fokusthemas: Avenue Montaigne,<br />

Champs-Elysées, Place de la Concorde, Palais-Royal, Place Vendôme, die<br />

großen Kaufhäuser etc. Ihr Chauffeur zeigt Ihnen gern die beliebtesten<br />

Einkaufsviertel von Paris!<br />

Weisen Sie bei der Buchung darauf hin, dass Sie die Rundfahrt « Frankreich<br />

erleben » wünschen. Sie erhalten dann automatisch 10 Prozent Rabatt. Weitere<br />

Informationen dazu in den Reise-Infos auf Seite 36.<br />

warten, um ein Auto kennenzulernen, das zu einem Mythos<br />

werden sollte.<br />

Man kann sich gut vorstellen, dass Pierre Jules Boulanger<br />

staunen würde, aber auch seinen Spaß daran hätte, wenn<br />

er sähe, wie der 2-Chevaux, wie ihn die Franzosen nennen,<br />

heute zum Star für Besichtigungstouren in der Hauptstadt<br />

wird. « Man muss schon sagen », wirft Florent Dargnies<br />

lächelnd ein, « dass es manchmal lustige Situationen gibt.<br />

Wenn wir etwa vor dem Crillon oder dem Ritz einen Kunden<br />

abholen sollen. Die Hotelportiers sind immer begeistert,<br />

wenn sie uns inmitten der großen Limousinen vorfahren<br />

sehen, die Stimmung<br />

ist einfach<br />

toll! Es gibt viele<br />

kleine Anekdoten<br />

zu erzählen.<br />

Ein deutsches<br />

Ehepaar bat uns<br />

einmal, zur Feier<br />

ihres 15. Hochzeitstags<br />

15 Runden<br />

mit ihnen<br />

um den Arc de<br />

Triomphe zu fahren.<br />

Eine Dame<br />

wollte, dass ein<br />

Chauffeur ihren Mann überraschend von der Arbeit abholt<br />

und ihm ein Päckchen überreicht, bevor er ihn zum Krankenhaus<br />

bringt, wo sie ihre erste Ultraschalluntersuchung<br />

hatte. Im Paket waren Babyschühchen. »<br />

Zurzeit entwickelt sich das Unternehmen von Florent<br />

Dargnies gut und die Motivation ist unverändert hoch. Das<br />

Mitarbeiterteam hält, auch wenn es wächst, an seiner ehrgeizigen<br />

Strategie fest, mit den Kunden vor allem wirkliche<br />

Glücksmomente in den Straßen von Paris zu teilen. « Nach<br />

der Uni bin ich ein Risiko eingegangen, das ist richtig. »,<br />

erzählt der Unternehmer. « Und es ist nicht immer leicht.<br />

Die Hauptschwierigkeiten liegen darin, dass man ausdauernd,<br />

beharrlich sein muss, dass es einem gelingen<br />

muss, die anfängliche Begeisterung<br />

beizubehalten, aber wenn das klappt,<br />

kann man Berge versetzen! Natürlich<br />

ist es mein Ziel, davon zu leben, aber<br />

auch Paris zu zeigen. Wenn die Kunden,<br />

die aus aller Welt kommen, uns<br />

sagen, dies sei für sie die schönste<br />

Erinnerung an ihren Parisaufenthalt,<br />

denke ich, dass das schon viel bedeutet<br />

und dass es genial ist, so viel erreicht<br />

zu haben! Heute bin ich noch<br />

genauso motiviert und ich weiß, dass<br />

man diese Motivation nicht verlieren<br />

darf. » Wir von Frankreich erleben sind<br />

auf jeden Fall von diesen Prinzipien<br />

überzeugt und wünschen dem kleinen<br />

Team viel Glück.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 35


Fokus Paris<br />

Rue De Rome<br />

16 .<br />

15.<br />

17.<br />

Avenue Hoche<br />

8. 9. 10 .<br />

2.<br />

1. 3.<br />

4.<br />

7.<br />

6.<br />

5.<br />

Rue de Faubourg St Honoré<br />

Avenue George V<br />

14.<br />

18 .<br />

13 .<br />

19.<br />

11.<br />

Avenus de Friedland<br />

12 .<br />

20.<br />

Avenue des Champs Élysées<br />

Avenue Montaigne<br />

Boulevard de Courcelles<br />

LA SEINE<br />

Rue<br />

Boulevard Haussmann<br />

la Boétie<br />

Rond-Point<br />

des<br />

Chamos-Élysées<br />

Avenue Gabriel<br />

Avenue<br />

Montaigne<br />

Avenue des Champs Élysées<br />

Boulevard des Batignolles<br />

Boulevard Malesherbes<br />

Rue De Rome<br />

Boulevard Haussmann Boulevard Haussmann<br />

Rue la Fayette<br />

Bd de la Madeleine BD des Capucines Bd des Italiens<br />

Rue de Rivoli<br />

Rue Saint Lazare<br />

Rue de Faubourg St Honoré Rue de Faubourg St Honoré<br />

Place de la<br />

Concorde<br />

Place<br />

de l’Europe<br />

Rue Royale<br />

Gare<br />

St-Lazare<br />

Rue de Liège<br />

Rue Londres<br />

Printemps<br />

Rue de Clichy<br />

R. Joubert<br />

R d Capucin es Rue de Casanova<br />

Rue du R. Mar St Honoré<br />

Place<br />

Max<br />

Rue Ballu<br />

Rue Moncey<br />

Rue<br />

Rue St Roch<br />

Rue de Douai<br />

Rue Blanche<br />

R le Grand<br />

Rue de Provence<br />

Avenue de l’Opéra<br />

Rue Fontaine<br />

Rue Chaptal<br />

R de La Rochefoucauld<br />

Rue St Lazare<br />

de Chateaudun<br />

Rua de la Victoire<br />

Galeries<br />

Lafayette<br />

Place<br />

Blanche<br />

Boulevard de Clichy<br />

Rue de Richelieu<br />

Palais-Royal<br />

Rue Saint Honoré<br />

Rue de Rivoli<br />

Rue Croix de petits Champs<br />

Quai des TuileriesQuai du Louvre<br />

Quai d’Orsay<br />

Quai d’Orsay<br />

Quai Anatole France<br />

Boulevard Saint Germain<br />

Avenue de la Bourdonnais Avenue Duquesne<br />

Avenue Rapp<br />

Avenue Bosquet<br />

Avenue de la Motte Picquet<br />

Avenue de Suffren<br />

Rue du Laos Rue Cambronne<br />

Rue Saint Dominique<br />

Rue de Grenelle<br />

Boulevard Garibaldi<br />

Avenue de Saxe<br />

Rue des Volontaires<br />

Boulevard de la Tour Maubourg<br />

Place des Invalides<br />

Avenue de Tourville<br />

Boulevard des Invalides<br />

Rue Lecourbe Rue de Sèvres<br />

Rue<br />

Rue de Babylone<br />

Saint Dominique<br />

Rue de Grenelle<br />

Rue de Sèvres<br />

Rue de VaugirardRue de Vaugirard<br />

Rue de Lille<br />

Boulevard Raspail<br />

Bon Marché<br />

Quai Voltaire Quai Malaquais<br />

Rue de l’Universiité Rue Jacob<br />

Rue de Grenelle<br />

Quai de Conti<br />

Boulevard Saint GermainBoulevard Saint Germain<br />

Rue de Sèvres Rue du Four<br />

Rue Notre Dame<br />

Rue de Vaugirard<br />

Rue de Rennes Rue de Rennes<br />

R d<br />

Rue<br />

de<br />

Vieux Colombier Rue Saint Sulpice<br />

Buci Rue Saint André des Arts<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong><br />

Rue de<br />

Dudot R Dr Roux<br />

B<br />

Avenu<br />

d Mouchotte<br />

R C<br />

des Champs<br />

Boulevard du Montparnasse<br />

R Huyghens<br />

Rue d’Assas


Anreise<br />

Flugzeug: Paris ist eine der großen<br />

Drehscheiben des Luftverkehrs in<br />

Europa. Dementsprechend gut ist<br />

auch die Anbindung aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz, von wo aus<br />

zahlreichen Städten meist mehrmals<br />

täglich Direktverbindungen nach Paris<br />

bestehen. Dominiert wird der Markt<br />

unverändert von den klassischen<br />

Linienfluggesellschaften Air France,<br />

Lufthansa, Swiss und Austrian. In<br />

letzter Zeit bieten aber auch Low-<br />

Cost-Airlines vermehrt Verbindungen<br />

in die französische Hauptstadt an,<br />

etwa Air Berlin, HLX, Germanwings<br />

und easyJet. Paris verfügt über zwei<br />

internationale Flughäfen, Roissy-CDG<br />

und Orly. Während Orly vor allem<br />

dem Inlandsverkehr dient, landen<br />

die Maschinen von Air France aus<br />

Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz sowie von Lufthansa, Austrian<br />

und Swiss in Roissy-CDG. Einige Billigfluggesellschaften<br />

haben aber auch<br />

Orly als Zielflughafen. Beide Flughäfen<br />

lassen sich ohne Probleme mit dem<br />

öffentlichen Nahverkehr erreichen.<br />

Außerdem betreiben sowohl Air France<br />

(Cars Air France) als auch die Pariser<br />

Verkehrsbetriebe RATP (Roissybus bzw.<br />

Orlybus) Busverbindungen von den<br />

Flughäfen in die Innenstadt. Die Fahrt<br />

mit dem Taxi ist eher teuer. Achtung vor<br />

illegalen Taxianbietern!<br />

Bahn: Mit dem Hochgeschwindigkeitszug<br />

Thalys lässt sich Paris bequem in<br />

vier Stunden aus Köln mit Zwischenhalt<br />

in Aachen erreichen. Auch aus Süddeutschland<br />

bestehen direkte EC-<br />

Verbindungen, die ab nächsten Sommer<br />

durch ICE- und TGV-Züge ersetzt<br />

werden. Aus der Schweiz fährt man<br />

bequem mit dem TGV-Ableger Lyria<br />

in die französische Hauptstadt. Außerdem<br />

bestehen aus Österreich und<br />

Deutschland Nachtzugverbindungen<br />

an die Seine.<br />

Auto: Aus dem norddeutschen Raum<br />

erreicht man Paris am besten über<br />

Belgien und die A1 (Lille-Paris), aus<br />

Süddeutschland und Österreich über<br />

die A4 (Metz-Paris) und aus der Schweiz<br />

über die A6 (Dijon-Paris) oder alternativ<br />

über die A5. Berlin-Paris ca. 1.<strong>06</strong>0 km,<br />

Köln-Paris ca. 500 km, Wien-Paris ca.<br />

1.240 km, Zürich-Paris ca. 660 km.<br />

Paris im Internet<br />

www.parisinfo.com<br />

www.paris.fr<br />

Grands magasins<br />

Galeries Lafayette<br />

40, boulevard Haussmann<br />

75009 Paris<br />

Mo – Sa 9.30 – 19.30 Uhr<br />

Do bis 21.00 Uhr<br />

www.galerieslafayette.com<br />

Printemps<br />

64, boulevard Haussmann<br />

75009 Paris<br />

Mo – Sa 9.35 – 19.00 Uhr<br />

Do bis 22.00 Uhr<br />

www.printemps.com<br />

Bon Marché<br />

24, rue de Sèvres<br />

75007 Paris<br />

Mo – Mi & Fr 9.30 – 19.00 Uhr<br />

Do 10.00 – 21.00 Uhr<br />

Sa 9.30 – 20.00 Uhr<br />

www.lebonmarche.fr<br />

Palais-Royal<br />

Es gibt mehrere Eingänge:<br />

Place du Palais-Royal,<br />

Rue de Montpensier,<br />

Rue de Beaujolais,<br />

Rue de Valois.<br />

Die Gärten sind täglich von 7.30 bis<br />

20.30 Uhr geöffnet.<br />

Die Öffnungszeiten der Geschäfte in<br />

den Arkadengängen sind unterschiedlich.<br />

In der Regel von 9.30 bis 18.00 Uhr,<br />

einige sind sonntags und montags geschlossen.<br />

Die Adressen der beschriebenen<br />

Geschäfte finden Sie direkt im Artikel.<br />

Rundfahrt in einer Ente<br />

Quatre roues sous un parapluie<br />

Telefon aus Frankreich:<br />

0800 800 631 (kostenlos)<br />

Telefon aus dem Ausland:<br />

+ 33 (0)6 67 32 26 68<br />

Information und Buchung im Internet:<br />

www.4roues-sous-1parapluie.com<br />

Preise:<br />

54 € pro Person bei 3 Fahrgästen bzw.<br />

79 € pro Person bei 2 Fahrgästen für<br />

eine Rundfahrt von 1,5 Stunden im 2CV<br />

durch Paris.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 37


Kulturschock<br />

Sag’ mir, was du<br />

mit deiner Flasche<br />

machst,<br />

und ich<br />

sag’ dir,<br />

wer du bist...<br />

Alles fing in der Küche an. Ich bin noch keine 24 Stunden<br />

in Heidelberg angekommen, meine Koffer sind noch<br />

nicht ausgepackt und – nicht wirklich ausgeschlafen<br />

– schaue ich aus dem Fenster und betrachte die waldigen<br />

Hügel der Stadt im Neckartal. Mein Auslandssemester<br />

im Rahmen eines Austauschprogramms mit meiner<br />

Heimatstadt Toulouse beginnt erst nächste Woche, genug<br />

Zeit also, um sich in Ruhe einzurichten. Ich teile<br />

ein kleines Apartment mit Micha, eine « WG » nennt<br />

man das wohl. Micha kommt aus dem Norden Deutschlands,<br />

aus Trittau. Gestern Abend hat sie mir erklärt,<br />

dass sich der Ort in der Nähe von Hamburg befindet.<br />

Ich traute mich nicht, zuzugeben, dass ich ein wenig<br />

Probleme habe, mir die Lage auf einer Landkarte genau<br />

vorzustellen. Aber ich werde das bald in einem Atlas nachschauen.<br />

Sie wusste dagegen sofort, wo sich Toulouse im<br />

Süden Frankreichs befindet. Sie war sogar schon einmal<br />

dort und erzählte mir, dass sie die für die Stadt typischen<br />

orangeroten Ziegelsteine sehr schön fände.<br />

Ich stehe also in der Küche und beschließe, mich ein<br />

wenig nützlich zu machen. Gestern Abend wurde es spät<br />

und dementsprechend sieht die Küche heute Morgen aus.<br />

Ich beginne, ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen.<br />

Es dauert nicht lange, und ich habe das meiste aufgeräumt.<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Der Tisch ist wieder leer und das schmutzige Geschirr abgewaschen.<br />

Ein Blick in die Schränke versichert mir, dass Micha<br />

und ich wohl recht ähnliche Vorstellungen von Ordnung haben.<br />

Ein guter Anfang für ein Zusammenwohnen. Doch als<br />

ich die Küche gerade verlassen will, fällt mein Blick auf eine<br />

leere Plastikflasche auf der Küchenablage. Ich muss sie beim<br />

Aufräumen übersehen haben. Als ich entdecke, dass es sich um<br />

eine Volvic-Flasche handelt, muss ich lächeln. Es ist verrückt<br />

festzustellen, wie die kleinste Erinnerung an die Heimat in<br />

der Fremde ein Gefühl des « Zuhauseseins » auslöst. Für mich<br />

steht fest, wenn Micha Volvic trinkt, muss sie ganz bestimmt<br />

ein toller Mensch sein.<br />

Wie automatisch nehme ich die Flasche und drücke sie<br />

fest zusammen, so wie ich es immer in Frankreich<br />

mache. Man muss dabei erst den Verschluss<br />

öffnen, dann die Flasche zwischen<br />

den Händen komprimieren<br />

und schnell wieder verschließen,<br />

damit keine Luft einströmt<br />

und die Flasche wieder ihre<br />

Ausgangsform einnimmt.<br />

Und wie immer in diesem<br />

Augenblick,<br />

fühle ich diesen<br />

Stolz, etwas<br />

Gutes für die<br />

Umwelt getan zu<br />

haben. Schließlich<br />

nimmt die<br />

Flasche nun bedeutend<br />

weniger<br />

Platz im Mülleimer<br />

ein.<br />

Allerdings bin<br />

ich etwas verwundert,<br />

dass meine Mitbewohnerin<br />

plötzlich aus<br />

dem Badezimmer gestürmt<br />

kommt. Ihre Haare sind noch<br />

ganz nass und ein eilig umschlungenes Handtuch bedeckt<br />

ihren Körper. Sie eilt zu mir und fragt, ob alles in Ordnung<br />

sei. « Was ist passiert », erkundigt sie sich besorgt. Sie muss<br />

wohl das Geräusch vom Zusammendrücken der Volvic-Flasche<br />

gehört haben. Es stimmt, vielleicht haben Sie es noch<br />

nicht versucht, aber das Komprimieren einer Plastikflasche<br />

geht nicht gerade lautlos vor sich. Aber wir in Frankreich<br />

kennen dieses Geräusch. Es ist Bestandteil des Alltags geworden.<br />

Ich erkläre also Micha, dass alles in Ordnung sei<br />

und dass ich nur dabei bin, ein wenig die Küche aufzuräumen.<br />

Es besteht folglich kein Grund zur Sorge.<br />

Ihr Blick fällt jedoch auf die klein gedrückte Flasche in<br />

meinen Händen und ihr Gesicht zeigt plötzlich Entsetzen.<br />

« Bist Du denn wahnsinnig? Was machst du denn da? »,<br />

motzt sie mich an. Für den Moment weiß ich nicht, was<br />

ich sagen soll. « Äh, ich wollte gerade die Flasche entsorgen<br />

», antworte ich ein wenig schüchtern. Micha nimmt<br />

daraufhin meine Hand und führt mich in den Flur. Dort,<br />

in einer Ecke neben dem Schuhschrank, steht eine große<br />

längliche Holzkiste. Sie hebt die Abdeckung hoch und<br />

gut 20 Volvic-Flaschen kommen zum Vorschein, alle fein<br />

säuberlich in blauen Kisten aus Plastik verstaut, auf denen<br />

sogar der Name der Marke prangt. « Siehst du », sagt Micha<br />

bestimmend, « dieses ist der Friedhof unserer leeren Wasserflaschen.<br />

Wie kommst du nur auf die Idee, sie kaputt zu<br />

machen? Das muss doch recycelt werden. Und wir müssen<br />

das Pfand zurückbekommen. »<br />

Ich gebe zu, für einen Augenblick fühle ich mich ein<br />

wenig idiotisch mit meiner zerdrückten Flasche in der<br />

Hand. Ich versuche, sie wieder auseinanderzuziehen, ihr<br />

ein wenig die ursprüngliche Form zurückzugeben. Doch<br />

vergebens, für diese Flasche kommt jede Hilfe zu spät. Ich<br />

fühle mich wie ein Kind, das gerade eine große Dummheit<br />

begangen hat. Das Gefühl verstärkt sich noch dadurch,<br />

dass ich nicht so recht verstehe, was mir das Wort « Pfand »<br />

sagen soll. Habe ich etwas so Schlimmes begangen? Nach<br />

Michas Gesichtsausdruck muss es sehr schlimm sein, mit<br />

« Pfand » spaßt man wohl nicht.<br />

Als wir dann schließlich zum Frühstücken kommen, lachen<br />

wir bereits über die kleine Anekdote vom Morgen. Es war<br />

in der Tat der erste kulturelle Unterschied, den wir zusammen<br />

erleben konnten. Ich erkläre Micha, dass seit ein paar Jahren<br />

in Frankreich die Plastikflaschen endlich recycelt werden. Wir<br />

werfen sie in spezielle Mülltonnen und damit die Flaschen<br />

nicht zuviel unnötigen Platz einnehmen, werden sie zuvor<br />

klein gedrückt. In Frankreich heißt dies die « zivile Geste ».<br />

Die Bürger sollen durch ihr Engagement der Platzreduzierung<br />

Umweltbewusstsein zeigen. Es ist fast ein nationaler Sport geworden.<br />

Jeder hat seine eigene Technik. Manche drücken mit<br />

den Händen, andere stellen die Flasche zuvor auf einen Tisch<br />

oder wieder andere – wie meine Großmutter – stellen sich mit<br />

ihren Füssen auf die Plastikflasche. Die großen französischen<br />

Wasserhersteller taten das ihrige, um das Komprimieren zu<br />

erleichtern. Einige werben sogar damit, dass sich ihre Flaschen<br />

besonders leicht zusammenpressen lassen. So wie die<br />

Knautschzone beim Auto, wird die Flasche so gestaltet, dass<br />

man sie leicht klein drücken kann. Ein echtes Verkaufsargument<br />

links des Rheins.<br />

Heute sitze ich aber am Frühstückstisch in Heidelberg,<br />

in einem anderen Land mit anderen Sitten. Ich lerne, dass<br />

man hier seine Flaschen zum Händler zurückbringen muss<br />

und dafür als « Belohnung » sein Pfand zurückbekommt.<br />

Warum nicht? Ich werde mich auch daran gewöhnen. Versprochen<br />

Micha!<br />

In unserer letzten Ausgabe haben Sie vielleicht erkannt, dass<br />

es sich um eine Zeichnung im Stile von Matisse gehandelt<br />

hat, eine Reminiszenz an sein Werke « La Danse ». Heute<br />

präsentieren wir Ihnen ein Objekt, welches von einem in<br />

Marseille geborenen Bildhauer inspiriert ist. Ein kleiner Tipp:<br />

Er hat die Trophäe eines bekannten französischen Filmpreises<br />

kreiert, die heute seinen Namen trägt.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 39


Frankreich Heute Parti Socialiste<br />

Parti Socialiste vor dem Wahljahr 2007:<br />

Und sie bewegt sich doch!<br />

Seit einigen Monaten scheint Frankreich in der politischen Ungewissheit zu erstarren.<br />

Jeder versucht, die kleinste Bemerkung oder Geste seines politischen Gegners zu<br />

deuten und zu analysieren. Dieses ist im politischen Geschehen nichts Unbekanntes.<br />

Es ist aber neu, in welchem Ausmaß es momentan die jeweils eigenen politischen Lager<br />

betrifft. Alle Parteien sind davon betroffen, eine jedoch ganz besonders: die derzeit<br />

größte Oppositionspartei, die Parti Socialiste (PS), Frankreichs Pendant zur deutschen<br />

SPD oder österreichischen SPÖ. Ihr Ziel ist hoch: 2007 die Präsidentschaftswahl<br />

zu gewinnen und die Konservativen aus der Machtposition zu verdrängen. Doch der<br />

Weg ist steinig. Parteiinterne Querelen, persönliche, sich gegenüberstehende Ambitionen<br />

einiger Spitzenpolitiker, nichts scheint der Partei zurzeit erspart zu bleiben. « Und sie<br />

bewegt sich doch », könnte man dennoch mit den berühmten Worten Galileis sagen...<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Franzosen sind passionierte<br />

Menschen, und die Politik ist<br />

in der Lage, ihre Leidenschaft<br />

zu entflammen. Wenn es sich jedoch<br />

um die Präsidentschaftswahlen handelt,<br />

die seit 2002 inzwischen alle<br />

fünf Jahre stattfinden, dann kann die<br />

politische Lage leicht unübersichtlich<br />

werden. Schon viele Monate im Vorfeld,<br />

oder wie dieses Mal gar über ein<br />

Jahr, drehen sich die politischen Diskussionen<br />

nur noch um ein Thema:<br />

die Wahl und ihre Kandidaten. Die<br />

Tageszeitungen berichten seitenlang<br />

über potentielle oder angebliche Bewerber<br />

für das höchste Staatsamt, im<br />

Fernsehen reiht sich eine Diskussionsrunde<br />

an die nächste und die<br />

Meinungsforschungsinstitute versuchen<br />

sich gegenseitig mit sensationellen<br />

Erkenntnissen zu übertrumpfen.<br />

Kurzum, das Land scheint nur<br />

noch an eine Sache zu denken – und<br />

natürlich erst recht die politischen<br />

Parteien.<br />

Die schwierige<br />

Suche nach Einigkeit<br />

Während es die aktuelle Regierung<br />

kaum noch schafft, ihre internen<br />

Streitigkeiten vor dem Wahlvolk zu<br />

vertuschen, und Jacques Chirac am<br />

Ende seiner Amtszeit immer größere<br />

Probleme damit hat, die unverblümten<br />

Ambitionen seines Widersachers Nicolas<br />

Sarkozy, momentaner Innenminister<br />

und Präsidentschaftskandidat,<br />

im Zaun zu halten, ist auch im linken<br />

Lager die Situation alles andere als<br />

übersichtlich. Die Parti Socialiste<br />

schaffte es ebenso wenig wie die Konservativen,<br />

ein geschlossenes Bild nach<br />

außen zu bieten. Immer wieder kamen<br />

kleine Zwistigkeiten an den Tag, und<br />

gezielt verteilte Störfeuer sollten die<br />

parteiinternen Konkurrenten aus der<br />

Bahn werfen. In beiden politischen<br />

Lagern scheint man von einer internen<br />

Einigkeit weit entfernt zu sein.<br />

Über all dem schwebt die traurige<br />

und beängstigende Erinnerung an die<br />

Wahlen von 2002, als es zum ersten<br />

Mal in der Geschichte des Landes der<br />

rechtsextreme Jean-Marie Le Pen mit<br />

16,86 Prozent der Stimmen im ersten<br />

Wahlgang gegenüber 16,18 Prozent<br />

der Stimmen für Lionel Jospin, dem<br />

Kandidaten der PS, schaffte, neben<br />

Jacques Chirac in die zweite Wahlrunde<br />

zu gelangen. Ein Schock ging<br />

durchs gesamte Land. Das Volk hatte<br />

plötzlich nur noch die Wahl zwischen<br />

konservativ oder rechtsextrem.<br />

Medien, Politiker und Prominente<br />

riefen zum Kampf gegen<br />

rechts auf. Alle Parteien, außer<br />

der ebenfalls rechtsextremen<br />

MNR von Bruno Mégret, die<br />

natürlich Le Pen unterstütze,<br />

und der kommunistischen<br />

Lutte Ouvrière, die sich weigerte,<br />

einen Kandidaten wie<br />

Jacques Chirac zu tragen,<br />

gaben eine Wahlempfehlung<br />

zugunsten des konservativen<br />

Politikers, der bereits seit sieben<br />

Jahre das Präsidentenamt<br />

innehatte. So wurde Chirac im<br />

zweiten Wahlgang schließlich<br />

mit einem rekordverdächtigen<br />

Ergebnis von 82,21 Prozent<br />

zum Präsidenten gewählt. Das<br />

höchste Ergebnis, das je in<br />

der Fünften Republik erzielt<br />

wurde.<br />

Dieses unrühmliche Ereignis<br />

der neueren französischen<br />

Vergangenheit ist seitdem als<br />

große Warnung in die Köpfe<br />

der Franzosen eingebrannt.<br />

Man sollte eigentlich vermuten,<br />

dass allein schon deshalb der<br />

politische Wille groß genug sein sollte,<br />

sich um die beiden demokratischen<br />

Hauptlager zu versammeln. Und dennoch,<br />

die internen Streitigkeiten wollen<br />

kein Ende nehmen, und niemand<br />

kann so wirklich voraussagen, ob es bis<br />

zum nächsten Jahr eine Einigung auf<br />

beiden Seiten geben wird.<br />

Nur eine Sache ist bis jetzt sicher:<br />

Das Mandat des derzeitigen Präsidenten<br />

Jacques Chirac endet am 16.<br />

Mai 2007 um Mitternacht. Nach dem<br />

Verfassungsrat sind zwei Termine für<br />

die Präsidentschaftswahl möglich. Die<br />

Sonntage 15. oder 22. April für den<br />

ersten Wahlgang und 29. April bzw. 6.<br />

Mai für den zweiten Wahlgang. Der<br />

Artikel 7 der französischen Verfassung<br />

legt nämlich fest, dass die Wahl des<br />

neuen Präsidenten zwischen 20 und 35<br />

Tage vor Ablauf der Amtszeit des vorangegangenen<br />

Präsidenten beginnen<br />

muss. Das Datum steht also mehr oder<br />

weniger fest, bleibt nur die Frage, zwischen<br />

welchen Kandidaten das Volk<br />

die Entscheidung treffen darf.<br />

Dominique Strauss-Kahn,<br />

ehemaliger Finanzminister.<br />

Laurent Fabius, ehemaliger, jüngster<br />

Premierminister Frankreichs.<br />

Eine Vielzahl von Kandidaten<br />

Die Parti Socialiste befindet sich<br />

an einer wichtigen Weichenstellung.<br />

Die bevorstehenden Wahlen lassen<br />

dabei auch diverse persönliche Ambitionen<br />

ans Licht treten, neben der Bestimmung,<br />

welchen politischen Kurs<br />

man in Zukunft fahren möchte. Ob es<br />

um die zukünftige Europapolitik, die<br />

Herausforderungen der Globalisierung<br />

oder die gesellschaftspolitische Fragestellungen<br />

wie das Adoptionsrecht<br />

für homosexuelle Eltern geht, es liegt<br />

viel Zündstoff in der Luft. Zwar hat<br />

die Partei es geschafft, lange Zeit über<br />

ein politisches Konzept für 2007 zu<br />

diskutieren und dieses auch den Franzosen<br />

im Laufe der Monate vorzustel-<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 41


Frankreich Heute Parti Socialiste<br />

Linke Sitzhälfte in der Assemblée Nationale.<br />

Abstimmung über das Programm<br />

für 2007 am 4. Juli 20<strong>06</strong>.<br />

François Hollande, Parteivorsitzender der PS.<br />

len, doch die essentielle Frage, welches<br />

Gesicht dieses Programm visualisieren<br />

soll, blieb offen.<br />

Jedes Jahr im August versammeln<br />

sich die Parteigenossen der PS an<br />

der Atlantikküste in La Rochelle zur<br />

sogenannten Sommeruniversität. Es<br />

ist traditionell ein Forum, wo Spitzenpolitiker<br />

und Parteimitglieder der<br />

Basis leidenschaftlich miteinander<br />

diskutieren können, wo Ideen und Zukunftskonzepte<br />

ausgetauscht werden<br />

und auch Kontroversen zur Sprache<br />

kommen dürfen. Doch in diesem<br />

Sommer schien die Arbeit der einzelnen<br />

Arbeitsgruppen der Sommeruniversität<br />

in Vergessenheit zu geraten,<br />

denn alles drehte sich um die Frage<br />

der potentiellen Kandidaten. Ségolène<br />

Royal, ihr Lebensgefährte und Parteivorsitzender<br />

François Hollande, Lionel<br />

Jospin, Laurent Fabius, Dominique<br />

Strauss-Kahn, Jack Lang..., die Liste<br />

möglicher Kandidaten war lang und<br />

die Reporterteams aus Frankreich und<br />

der ganzen Welt fielen über sie her, auf<br />

der Suche nach Antworten. Ein verschärftes<br />

Sicherheitssystem, eine beeindruckende<br />

Präsenz von Bodyguards<br />

und Parteikämpfer, die den einen oder<br />

anderen Spitzenpolitiker auspfiffen<br />

oder lautstark unterstützten – es war<br />

unverkennbar, dass sich in der<br />

PS einiges bewegte und dass<br />

sich die Sommeruniversität<br />

20<strong>06</strong> von denen der Vorjahre<br />

unterschied.<br />

Eine Vorwahl<br />

als Lösung<br />

Nach vielen internen Debatten<br />

und einigem Zögern<br />

bestätigte François Hollande<br />

schließlich, dass die Kandidatenfrage<br />

durch eine parteiinterne<br />

Vorwahl gelöst werden<br />

solle. Es mag eine simple, auf<br />

der Hand liegende Lösung<br />

sein. Doch in der Geschichte<br />

der Parti Socialiste hat eine<br />

solche Wahl bisher erst einmal<br />

stattgefunden: Im Jahre 1995,<br />

als sich Lionel Jospin mit<br />

65,85 Prozent der Stimmen<br />

der Parteimitglieder gegenüber<br />

seinem Herausforderer,<br />

dem damaligen Parteivorsitzenden<br />

Henri Emmanuelli,<br />

der nur 34,15 Prozent erhielt,<br />

durchsetzte. Man kann deshalb<br />

sagen, dass das Ausrufen<br />

einer Vorwahl auch im Jahre<br />

20<strong>06</strong> noch als kleine Revolution<br />

gelten kann.<br />

Um den Prozess zu steuern,<br />

wurde der Ablauf der Vorwahl<br />

bis ins Detail festgelegt. Alle<br />

Bewerber hatten nur 87 Stunden,<br />

um ihre Kandidatur zu<br />

erklären, nämlich von Samstag,<br />

den 30. September, bis<br />

zum darauffolgenden Dienstag, den<br />

3. Oktober um 15.00 Uhr. Ab dann<br />

war der interne Wahlkampf vollends<br />

eröffnet. Und er dauert bis zum 16.<br />

<strong>November</strong>, wenn die Parteimitglieder<br />

endgültig abstimmen werden, wer sie<br />

2007 in die Präsidentschaftswahlen<br />

führen soll. Am 26. <strong>November</strong> folgt<br />

anschließend der Parteitag zur offiziellen<br />

Aufstellung des Siegers. Organisatorisch<br />

ist also alles geregelt. Der<br />

Prozess scheint fair und effizient.<br />

Einige der potentiellen Bewerber<br />

hatten auch schon im Vorfeld von ihrer<br />

möglichen Kandidatur wieder Abstand<br />

genommen. So etwa Lionel Jospin, der<br />

sich eigentlich nach der Niederlage<br />

2002 bereits aus dem aktiven Politikgeschehen<br />

verabschiedet hatte, für<br />

einige Wochen aber doch über ein politisches<br />

Comeback nachdachte. Oder<br />

auch François Hollande, der während<br />

der 87 Stunden zugunsten seiner Lebenspartnerin<br />

Ségolène Royal auf eine<br />

Bewerbung verzichtete. Dies war ohnehin<br />

ein Kuriosum, bei dem sich viele<br />

fragten, wie das Paar seine Konkurrenz<br />

um das Spitzenamt eigentlich privat<br />

lebte. Andere große Namen blieben<br />

im Ring, so dass die Parteimitglieder<br />

schließlich die Wahl zwischen drei<br />

Kandidaten haben: Laurent Fabius,<br />

Dominique Strauss-Kahn und Ségolène<br />

Royal. Doch daneben existiert<br />

noch eine andere wichtige Frage: Wird<br />

diese Vorwahl auch die politischen<br />

Intrigen beruhigen? Die kommenden<br />

Wochen werden es zeigen.<br />

Der Aufstieg von<br />

Ségolène Royal<br />

In Anblick der Fülle potentieller<br />

Kandidaten stach in den letzten Monaten<br />

ein Name immer wieder hervor.<br />

Ein Name, mit dem vorher eigentlich<br />

niemand gerechnet hatte – weder innerhalb<br />

noch außerhalb der Partei:<br />

Ségolène Royal. Diese engagierte<br />

Politikerin erhält beste Zustimmungswerte<br />

in den Meinungsumfragen. Sie<br />

ist Abgeordnete des Departements<br />

Deux-Sèvres und Präsidentin der<br />

Region Poitou-Charente und hat mit<br />

ihren oft unkonventionellen Äußerungen<br />

und Methoden die Urgesteine<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


der eigenen Partei<br />

auf dem falschen Fuß<br />

erwischt und mehr als<br />

überrascht.<br />

So schreckte<br />

die Mutter von vier<br />

Kindern nicht davor<br />

zurück, auch ihre<br />

eigene Partei durch<br />

manche Äußerung<br />

zu schockieren. Beispielsweise<br />

sprach<br />

sie davon, dass eine<br />

gerechte Ordnung in<br />

Frankreich wiederhergestellt<br />

werden<br />

müsse. Dies in einer<br />

Partei, in der allein<br />

das Wort « Ordnung »<br />

bereits Konnotationen<br />

einer konservativen<br />

Politik hervorruft<br />

und als eine Politik<br />

der Rechten gilt. Sie<br />

prangerte die Gewalt<br />

im Fernsehen an oder<br />

schlug die Einberufung<br />

krimineller Jugendlicher<br />

zum Militär<br />

vor. Madame la<br />

Présidente einer Region,<br />

in der sie übrigens<br />

Jean-Pierre Raffarin,<br />

Premierminister unter<br />

Chirac von 2002<br />

bis 2005, bevor er von<br />

Dominique de Villepin<br />

ersetzt wurde, bei<br />

den letzten Regionalwahlen<br />

im Jahre 2004<br />

sensationell ablöste,<br />

ließ sich nicht davon<br />

abhalten, ihre eigenen<br />

Visionen einer linken<br />

Politik zu entwickeln.<br />

Ihre große Stärke<br />

ist ihre Andersartigkeit.<br />

Sie hört dem<br />

Wahlvolk zu, ist nahe an den Problemen des Alltagslebens<br />

und zeigt sich selbst im Internet präsent, welches<br />

sogar Teil ihrer Wahlkampfstrategie wurde. Ohne Zweifel,<br />

Ségolène Royal legt einen anderen Politikstil als viele<br />

ihrer Konkurrenten an den Tag. Und wenn es nur ist,<br />

dass sich zum ersten Mal möglicherweise eine Frau um<br />

das höchste Amt im Staat bewirbt. Im Falle eines Sieges<br />

wäre dies eine weitere Revolution links des Rheins. Bleibt<br />

Ségolène Royal, Favoritin in der Vorwahl für den Präsidentschaftskandidaten der PS.<br />

schließlich abzuwarten, wie die Vorwahlen ausgehen und<br />

ob die Franzosen die Meinungsforschungstrends bestätigen.<br />

Aber wie auch immer die Sache weitergeht: Schon<br />

jetzt hat Ségolène Royal die politische Landschaft verändert<br />

und die politische Diskussion mit neuem Leben<br />

erfüllt. Und warum nicht am Ende die Wahl zur ersten<br />

Präsidentin Frankreichs? Schließlich gibt es auch schon<br />

eine Kanzlerin im Nachbarland…<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 43


Frankreich Heute Maison de la France<br />

Maison de<br />

la France<br />

Marketing für Frankreich<br />

Nach dem französischen Minister für Tourismus in Paris und dem Botschafter<br />

Frankreichs in Berlin führt uns unsere Serie über französische<br />

Institutionen dieses Mal nach Frankfurt am Main. Hier ist der Hauptakteur<br />

der touristischen Vermarktung Frankreichs in Deutschland beheimatet:<br />

das Maison de la France. Fabienne Javault, die neue Direktorin<br />

des französischen Fremdenverkehrsamtes, lud uns zu einem<br />

Besuch in ihr Büro ein.<br />

Bereits der Name « Maison de la France » versprüht<br />

französischen Charme. Man erwartet ein landestypisches<br />

Gebäude, ohne eigentlich zu wissen, wie<br />

dies denn genau aussehen müsste – ob mit einem Dach aus<br />

Schiefer wie in der Bretagne oder im Zentralmassiv oder<br />

vielmehr mit den typischen Dachziegeln aus der Provence.<br />

Vielleicht ist es auch ein klassisches Gebäude mit Sandsteinfassade,<br />

wie man es aus Paris kennt. Im Vorgarten könnte<br />

Lavendel blühen, oder Blumenkästen mit Geranien wie im<br />

Elsass die Hausfront verschönern. Fast glaubt man schon,<br />

den Duft von frischem Baguette erahnen zu können, so verlockend,<br />

aber auch klischeehaft kommt der Name dieser<br />

französischen Institution daher.<br />

In der Realität ist es jedoch die französische Fahne, die<br />

uns schon von weitem den Weg zum Maison de la France<br />

auf der schicken Zeppelinallee in einem Villenviertel von<br />

Frankfurt am Main den Weg weist. Das Gebäude ähnelt<br />

den Stadtvillen in der Nachbarschaft, die oft von Konsulaten<br />

und ähnlichen Einrichtungen mit Wunsch nach einem<br />

repräsentativen Umfeld genutzt werden. Die Fassade erstrahlt<br />

hell, und ein kleiner Garten umgibt das Haus. Die<br />

fünf Etagen der Villa teilt sich das Maison de la France mit<br />

dem französischen Generalkonsulat.<br />

Fabienne Javault empfängt uns mit einem freundlichen<br />

Lächeln. Sie hat gerade erst im Juli den Posten in Frankfurt<br />

übernommen, nachdem sie zuvor fast fünf Jahre das Büro<br />

in Österreich leitete und vor allem<br />

dessen Aktivitäten in Osteuropa<br />

aufbaute. Doch auch Belgien<br />

und die Niederlande gehören zu<br />

ihren Stationen. Denn beim französischen<br />

Fremdenverkehrsamt<br />

gelten ähnliche Regeln wie im diplomatischen<br />

Dienst. Man ist viel<br />

unterwegs und wechselt regelmäßig<br />

seinen Dienstort, um eine zu<br />

große « Routine » zu verhindern.<br />

« Ich fühle mich in Frankfurt sehr<br />

wohl », erzählt uns sofort Madame<br />

la Directrice, die sich von den meisten in der Branche einfach<br />

als Fabienne ansprechen lässt. « Neben der Tatsache,<br />

dass es eine schöne Stadt ist, sind die Menschen hier sehr<br />

freundlich und vor allem verständnisvoll, gerade weil meine<br />

Deutschkenntnisse noch recht dürftig ausfallen. » Fabienne<br />

Javault zeigt sich sehr bescheiden, dabei kann sie aufgrund<br />

ihrer zurückliegenden Einsatzorte sicherlich besser<br />

Deutsch, als sie zugibt. Ihr holländischer Ehemann trägt<br />

bestimmt ebenfalls dazu bei, dass ihr die Laute der deutschen<br />

Sprache nicht ganz so fremd vorkommen wie anderen<br />

Landsleuten. Doch wie die meisten Franzosen gibt auch<br />

Fabienne eine gewisse Schüchternheit zu: « Es stimmt, dass<br />

wir Franzosen uns oft nicht trauen, uns in einer anderen<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Sprache auszudrücken, und Angst haben, zu viele Fehler<br />

zu machen. Mich überrascht hier zum Beispiel die Anzahl<br />

der Kellner in den Restaurants, die versucht, ein paar Worte<br />

auf Französisch zu sagen. Es scheint ihnen geradezu Freude<br />

zu bereiten, in einer Fremdsprache zu kommunizieren.<br />

Und sie haben recht: Man muss sich nur trauen und einfach<br />

losreden. Allerdings werde ich dennoch meinen Sprachkurs<br />

fortführen. »<br />

Das Frankfurter Maison de la France ist eine von 33<br />

Auslandsniederlassungen des Mutterhauses in Paris, das den<br />

gleichen Namen trägt. Gegründet wurde dieses Netzwerk<br />

1987 auf Initiative der damaligen Regierung und ist seitdem<br />

dem Tourismusministerium unterstellt. Das französische<br />

Fremdenverkehrsamt ist damit in 28 Ländern vertreten und<br />

auf allen Kontinenten aktiv. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten<br />

– ein sehr kritischer Bericht des französischen<br />

Rechnungshofes im Jahre 1998 zwang das Maison de la<br />

France, sich zu restrukturieren und die eigenen Aktivitäten<br />

zu überdenken – ist die Institution inzwischen erwachsen<br />

geworden. Mehr als 300 Mitarbeiter vermarkten heute das<br />

Reiseziel Frankreich in der ganzen Welt. Ein kleines globales<br />

Unternehmen.<br />

Allein in Deutschland beschäftigt das französische<br />

Fremdenverkehrsamt 26 Menschen – 25 in Frankfurt am<br />

Main und einen bei der Botschaft in Berlin. Wie in allen<br />

Unternehmen besitzt auch Fabienne Javault ein Budget<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 45


Frankreich Heute Maison de la France<br />

– das globale Budget der Maisons de la France weltweit beträgt<br />

übrigens in diesem Jahr 54 Millionen Euro. « Ich muss<br />

nächste Woche mein Budget für 2007 in Paris verteidigen »,<br />

erzählt Fabienne. « Denn wir haben sowohl einen öffentlichen<br />

Auftrag, nämlich<br />

Frankreich als Reiseland<br />

zu vermarkten, Wussten Sie schon?<br />

als auch eine Ergebnisverantwortung.<br />

Rund<br />

ein Drittel unseres<br />

Budgets kommt vom<br />

französischen Staat, Frankreich einen Bezug zum Tourismus.<br />

zwei Drittel jedoch<br />

von unseren Partnern.<br />

Außerdem versuchen USA (46 Millionen).<br />

wir, aus jedem Euro<br />

vom Staat drei Euro<br />

als Ergebnis zu erzielen.<br />

» Unter « Part-<br />

erreichen.<br />

nern » versteht man<br />

dabei die diversen<br />

Akteure der Tourismusbranche,<br />

also zum<br />

Beispiel die Fremdenverkehrsämter<br />

der<br />

Regionen, Departements oder größeren Städte, aber auch<br />

Hotels, Reiseveranstalter oder Reisebüros. Kurzum alle,<br />

die, ungeachtet ihrer Rechtsform – öffentlich-rechtlich oder<br />

Privatunternehmen, im touristischen Bereich tätig sind und<br />

damit freiwillig Mitglied des Maison de la France sein können.<br />

20<strong>06</strong> gehörten rund 1.500 Mitglieder zum Verbund.<br />

Für die jährlichen Mitgliedsgebühren erhalten die Partner<br />

im Gegenzug eine Reihe von Dienstleistungen, beispielsweise<br />

werden Statistiken<br />

zur Verfügung<br />

gestellt oder Messen<br />

vorbereitet.<br />

• Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftssektor in Frankreich. Er repräsentiert<br />

6,6 Prozent des Bruttoinlandprodukts.<br />

• Rund 196.500 Unternehmen mit 894.000 Beschäftigten haben in<br />

• Frankreich ist mit 75 Millionen ausländischen Gästen pro Jahr weltweit<br />

das erste Touristenziel, gefolgt von Spanien (54 Millionen) und den<br />

• 567 Millionen Übernachtungen und Einnahmen von 34 Milliarden<br />

Euro stehen in der Tourismusbilanz. 2010 will man 40 Milliarden Euro<br />

Die Existenz<br />

des Maison de la<br />

France zeigt bereits<br />

sehr deutlich, welche<br />

wichtige Rolle<br />

dem Tourismus als<br />

Wirtschaftsfaktor in<br />

Frankreich zugedacht<br />

wird. Jede Region,<br />

jedes Departement,<br />

jede Stadt und sogar<br />

viele Dörfer besitzen<br />

darüber hinaus ihr eigenes<br />

Tourismusbüro.<br />

Die Zahlen sprechen<br />

dabei für sich: Die<br />

rund 3.600 französischen<br />

Fremdenverkehrsämter empfangen circa 60 Millionen<br />

Besucher pro Jahr, die professionell beraten und mit<br />

Informationsmaterial ausgestattet werden. Das zeigt aber<br />

auch die enorme Wichtigkeit, Aktionen abzustimmen und<br />

Synergien zu nutzen.<br />

Ähnliches wurde auch von der Senatorin Marie-Claude<br />

Beaudeau 2001 in einer Untersuchung über die Funktionalität<br />

des Maison de la France beanstandet. Darin hieß es:<br />

« Der Tourismus in Frankreich ist zu vielfältig und die Akteure<br />

oft zu klein, um sie alleine – oft unkoordiniert – die<br />

internationalen Märkte bearbeiten zu lassen. » Und in der<br />

Tat, wie soll ein kleiner Ort in Frankreich wissen, wie man<br />

am besten Touristen aus einem bestimmten Land anlockt,<br />

welches ihre Vorlieben sind und welche Kommunikationswege<br />

sich anbieten. Es ist die Aufgabe des international aufgestellten<br />

Maison de la France, Antworten zu geben. « Mit<br />

der Zeit kennen unsere Partner die deutschen Reisenden<br />

immer besser », erklärt Fabienne Javault. « Sie haben Kundenstudien<br />

gelesen, an Austauschprojekten teilgenommen,<br />

aber vor allem auch eigene Erfahrungen vor Ort gesammelt.<br />

Heute wissen wir beispielsweise, dass deutsche Touristen<br />

oft naturverbunden sind, nicht selten Aktiv-Urlaub bevorzugen,<br />

aber auch gerne Städte entdecken. Es ist dann an<br />

den touristischen Akteuren, ein entsprechendes Angebot zu<br />

gestalten. » Wir sind im Zeitalter des gläsernen Touristen…<br />

Für Frankreich steht einiges auf dem Spiel, insbesondere<br />

wirtschaftlich. Die internationale Konkurrenz wird<br />

immer härter. Zwar ist das Land mit den meisten ausländischen<br />

Gästen noch die Nummer 1 im weltweiten Tourismusgeschäft,<br />

allerdings dauert es wahrscheinlich nur<br />

noch einige Jahre, bis Staaten wie China oder Indien zum<br />

• Die Deutschen sind die zweitwichtigste Besuchergruppe (19,7<br />

Prozent), nach den Briten und Iren (19,8 Prozent) und weit vor den US-<br />

Amerikanern (3,6 Prozent) oder den Japanern (0,9 Prozent).<br />

Quelle: Direction du Tourisme / INSEE / Banque de France<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Überholen ansetzen. Gewohnheiten ändern sich. Fabienne<br />

Javault muss aus ihrem Frankfurter Büro heraus versuchen,<br />

Veränderungen positiv für Frankreich zu nutzen. « Ich<br />

habe nach meiner Ankunft schnell verstanden, dass man<br />

in Deutschland in die Fläche gehen muss », erklärt sie uns<br />

mit einem Blick auf eine große Deutschlandkarte, die an<br />

einer Wand gegenüber ihrem Schreibtisch befestigt ist.<br />

« Natürlich ist Frankreich eine bekannte Destination für die<br />

Deutschen. Aber es ist auch ein gesättigter Markt. Besucherzahlen<br />

könnten stagnieren oder zurückgehen. Daher<br />

müssen wir die Nachfrage nach Frankreich immer wieder<br />

dynamisieren, zum Beispiel mehr junge Leute ansprechen,<br />

dabei aber gleichzeitig nicht die Senioren- oder Kurzreisen<br />

vergessen. » Der Tourismus ist eben auch ein Produkt, das<br />

man nach den Gesetzen des Marktes « verkaufen » muss.<br />

« Hinzu kommt », setzt Fabienne Javault fort, « dass Frankreich<br />

sich der Billigkonkurrenz des Mittelmeerraumes<br />

stellen muss, dass günstige Charterverbindungen selbst<br />

Fernziele erschwinglich machen und dass viele Low-Cost-<br />

Airlines von Deutschland aus italienische, spanische oder<br />

britische Städte anfliegen. » Gerade letzteres ist noch ein<br />

Schwachpunkt, denn die Flugverbindungen zwischen<br />

Deutschland und Frankreich werden unverändert von Lufthansa<br />

und Air France dominiert, wenn auch in den letzten<br />

ein bis zwei Jahren Bewegung in den Markt gekommen ist.<br />

Doch Frankreich als Reiseland hat auch entscheidende<br />

Vorzüge zu bieten. Ein weiterer wird 2007 dazukommen.<br />

« Ich habe das Glück, die Inbetriebnahme<br />

des TGV nach Süddeutschland mitzuerleben. Zurzeit<br />

dauert die Zugfahrt von Frankfurt nach Paris noch sechs<br />

Stunden. Dann wird sie nur noch rund dreieinhalb Stunden<br />

betragen, was für ein Unterschied. Und mit den Umsteigeverbindungen<br />

in Paris rückt auch der Westen und<br />

Süden des Landes<br />

näher an Deutschland<br />

heran. » Frankreich-Tourismus im Aufwind<br />

Zu den Aufgaben<br />

des Maison de<br />

la France gehört es<br />

genauso, über das<br />

Frankreichbild der<br />

Deutschen zu wachen.<br />

Natürlich kann es<br />

dieses nicht komplett<br />

ändern, wäre wahrscheinlich<br />

auch gar<br />

nicht nötig, aber dafür durch gezielte Aktionen beeinflussen<br />

und mit weniger bekannten Aspekten bereichern. « Dank<br />

meiner Tätigkeit in mehreren Ländern habe ich einen anderen<br />

Blick auf Frankreich gewinnen können. Auf Dinge, die<br />

man vielleicht gar nicht wahrnimmt, wenn man das Land<br />

nie verlassen hat, die aber den besonderen Charme Frankreichs<br />

ausmachen. Es können ganz simple Sachen sein,<br />

wie zum Beispiel der Gang zum Bäcker, um ein frisches<br />

Baguette zu erstehen, oder auf einem Wochenmarkt einzukaufen<br />

», erzählt Fabienne mit einem Strahlen im Gesicht.<br />

« Natürlich darf man jetzt nicht ins Klischeehafte verfallen.<br />

Frankreich ist mehr als der Genuss eines Baguettes, ein<br />

Akkordeonspieler oder die Trikolore. Und dennoch müssen<br />

wir auch diese einfachen Attraktionen im Kopf behalten,<br />

müssen das richtige<br />

Gleichgewicht in der<br />

Vermarktung finden.<br />

»<br />

Der Aufbruch des<br />

Maison de la France<br />

in Deutschland zeigt<br />

sich vielleicht auch<br />

darin, dass Fabienne<br />

Javault zu den weni-<br />

Die deutsche Bundesbank hat verkündet, dass die touristischen<br />

Ausgaben der Deutschen in Frankreich auf starkem Wachstumskurs<br />

sind: 1,624 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 20<strong>06</strong> gegenüber 1,485<br />

Milliarden für die gleiche Periode im Vorjahr. Dies entspricht einem<br />

Anstieg von 9,36 Prozent.<br />

Quelle: Bundesbank / Maison de la France<br />

gen Direktorinnen<br />

des Verbundes gehört.<br />

Weltweit gibt es nur<br />

vier Frauen an der Spitze: in Kanada, Polen, Japan und nun<br />

auch in Deutschland. « Aber auch in diesem Punkt ändern<br />

sich die Zeiten », bemerkt Fabienne mit einem Lächeln.<br />

Am Ende unseres Gesprächs besteht Fabienne darauf,<br />

uns persönlich zur Haustür zu begleiten. Wir gehen die<br />

Treppe hinunter. Sie erzählt uns von ihren Kindern, ihrem<br />

Umzug nach Frankfurt und ihren Ausflügen ins Umland.<br />

Die Atmosphäre ist fröhlich und locker. Ohne Zweifel, das<br />

Maison de la France hat mit Fabienne Javault eine würdige<br />

Botschafterin gefunden.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 47


Frankreich Heute Kommunen<br />

Bürgermeister Jean-François Cossé vor dem ersten Zeugnis der Gemeindeauflösung.<br />

Die Liebe zur Gemeinde oder wie eine<br />

Kommune um ihren Fortbestand kämpft<br />

In Frankreich ist sie die « kleinste Einheit » des Staatsgebietes:<br />

die Gemeinde bzw. Kommune. Sie entspricht<br />

im Allgemeinen dem Gebiet einer Stadt oder eines<br />

Dorfes, gleich, ob es sich um die Millionenmetropole<br />

Paris handelt oder das kleine Dorf Rochefourchat im<br />

Departement Drôme, das nur einen Einwohner vorzuweisen<br />

hat. Die Gemeinde ist den Franzosen heilig:<br />

Am 1. Januar 20<strong>06</strong> gab es in Frankreich 36.785 Kommunen<br />

– ein europäischer Rekord. Diese Gebietszersplitterung<br />

aber bereitet Probleme in Zeiten, wo ein<br />

territoriales Modell für Europa gesucht wird. Die folgende,<br />

nicht alltägliche Geschichte aus der kleinen<br />

Gemeinde Sainte-Marie-sur-Mer im Departement<br />

Loire-Atlantique verdeutlicht die enge Verbundenheit<br />

der Franzosen zu ihrer Gemeinde.<br />

«<br />

Herr Bürgermeister, kommen<br />

Sie schnell, sie haben die<br />

Schilder am Ortseingang<br />

weggenommen! ». An jenem Tag im<br />

Mai 2005, der mit der üblichen Routine<br />

begonnen hatte, war Jean-François<br />

Cossé, Bürgermeister von Sainte-Marie-sur-Mer,<br />

nicht auf eine solche Nachricht<br />

gefasst, als er zum Telefonhörer<br />

griff. Es war die jüngste Manifestation,<br />

der neueste Ausbruch einer Kraftprobe,<br />

die sich seit Jahren zwischen ihm und<br />

dem Bürgermeister der Nachbargemeinde<br />

Pornic, im Pays de Retz, westlich<br />

von Nantes, abspielte. Der Bürgermeister<br />

erschien sofort vor Ort, wo er<br />

feststellten musste, dass die alten Ortsschilder<br />

mit der Aufschrift « Sainte-<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Marie-sur-Mer », ohne ihn zu informieren,<br />

durch andere Schilder ersetzt<br />

worden waren, welche nun die Beschriftung<br />

« Bourg de Sainte Marie,<br />

Commune de Pornic » trugen.<br />

Über diese Geschichte eines Bürgermeisters<br />

und eines Gemeinderats,<br />

die nach und nach ihrer Kompetenzen<br />

beraubt wurden, möchte man lachen,<br />

denn sie klingt wie ein Schildbürgerstreich.<br />

Und dennoch, es ist eine wahre<br />

Geschichte, die in gewissem Sinne<br />

typisch für die Schwierigkeiten ist, das<br />

französische System der Verwaltungseinheiten<br />

so umzugestalten, dass es<br />

den europäischen Anforderungen der<br />

nächsten Jahrzehnte entspricht.<br />

Um den Fall « Sainte-Marie-sur-<br />

Mer » zu verstehen, sollte man die<br />

besondere Beziehung der Franzosen<br />

zu ihren Kommunen kennen. Diese<br />

Beziehung ist eng mit der Geschichte<br />

des Landes verwoben. Man könnte<br />

bei der Französischen Revolution anfangen,<br />

die als « offizieller » Zeitpunkt<br />

für die Gründung der französischen<br />

Gemeinden gilt, zeitgleich mit der<br />

Unterteilung des Landes in Departements,<br />

Arrondissements und Kantone.<br />

Jean-François Cossé gibt allerdings zu<br />

bedenken: « Die Revolutionäre wollten<br />

die neue soziale Grundlage des Landes<br />

festigen, indem sie die Gemeinden<br />

nach den Grenzen der bereits vorhandenen<br />

Pfarreien gründeten, wie<br />

einige Dekrete ab 1793 belegen. Eine<br />

Munizipalität, also administrative Gemeindestruktur,<br />

sollte in jedes Dorf,<br />

jede Pfarrei und jedes Gemeinwesen.<br />

Für die Gemeinden beginnt somit die<br />

Geschichte nicht erst mit der Revolution,<br />

sondern bereits mit der Einrichtung<br />

von Pfarreien im Anschluss an<br />

den fortschreitenden Niedergang der<br />

Abteien ab dem 12. Jahrhundert. »<br />

Während der Revolution war allerdings<br />

die amtliche Anerkennung der<br />

Gemeinden ein erklärtes Ziel. Die<br />

bisherige Zerstückelung Frankreichs<br />

in Pfarreien, Städte und Dörfer sollte<br />

vermindert werden. Die Revolutionäre<br />

wollten eine einheitlichere Struktur im<br />

Hinblick auf eine bessere Verwaltung<br />

des Staatsgebietes.<br />

Der Beschluss war autoritär,<br />

aber wirkungsvoll: Ein Dekret vom<br />

31. Oktober 1793 legt fest, dass « alle<br />

Bezeichnungen wie Stadt, Markt oder<br />

Dorf abgeschafft und durch den Begriff<br />

der Gemeinde, im Französischen<br />

commune, ersetzt werden ». Seitdem<br />

variieren die Gemeindegrößen enorm.<br />

Die durchschnittliche Fläche einer<br />

Gemeinde beträgt in Frankreich 14,88<br />

Quadratkilometer, wobei es jedoch<br />

große Abweichungen gibt. So ist die<br />

flächenmäßig kleinste Gemeinde<br />

Castelmoron-d’Albret im Departement<br />

Gironde mit 62 Einwohnern<br />

nur 0,0376 Quadratkilometer groß,<br />

während die Gemeinde Maripasoula<br />

in Französisch-Guayana als flächenmäßig<br />

größte Gemeinde mit 18.360<br />

Quadratkilometern für 3.710 Einwohner<br />

den Rekord hält.<br />

In einem Punkt dagegen gleichen<br />

sich alle Gemeinden, nämlich in der<br />

Verwaltungsstruktur und in ihren<br />

Befugnissen – mit Ausnahme von<br />

Paris, das einen besonderen Status einnimmt.<br />

Eine Gemeinde wird immer<br />

von einem Gemeinde- bzw. Stadtrat<br />

verwaltet, dessen Mitglieder in direkter<br />

und allgemeiner Wahl von der<br />

Bevölkerung für sechs Jahre gewählt<br />

werden, und die ihrerseits aus den<br />

eigenen Reihen den Bürgermeister<br />

wählen. Die Anzahl der Mitglieder im<br />

Gemeinde- bzw. Stadtrat richtet sich<br />

nach der Einwohnerzahl, beträgt aber<br />

nie weniger als neun. Der Rat ist für<br />

die lokale Politik und die Verwaltung<br />

der Gemeinde zuständig, wozu er über<br />

ein Budget verfügt, das im Wesentlichen<br />

von Grund- und Gewerbesteuern<br />

getragen wird. Jeder Bürgermeister<br />

gilt als Repräsentant des Staates in der<br />

Gemeinde. Ihm obliegen auch standesamtliche<br />

Eintragungen wie Geburten,<br />

Eheschließungen, Scheidungen oder<br />

Todesfälle. Außerdem besitzt er die<br />

Polizeigewalt, um in seiner Gemeinde<br />

für Ordnung und Sicherheit zu sorgen.<br />

Die Gemeinde ist demnach eine<br />

wichtige Stufe am unteren Ende der<br />

administrativen und politischen Struktur<br />

des französischen Staatsgebiets.<br />

Es ist deshalb auch kein Zufall, dass<br />

die meisten französischen Politiker,<br />

die heute ein wichtiges Mandat auf<br />

nationaler Ebene innehaben, meinen,<br />

dass das Amt des Bürgermeisters von<br />

größter Bedeutung sei. Dennoch sollte<br />

man sich eingestehen, dass es nicht<br />

mehr zeitgemäß ist, Frankreich weiterhin<br />

mit diesem Geflecht von mehr<br />

als 36.000 Gemeinden zu verwalten.<br />

Die große Mehrheit der französischen<br />

Gemeinden, mehr als 90 Prozent, hat<br />

weniger als 2.000 Einwohner, was<br />

die Administration zuweilen problematisch<br />

werden lässt. Die öffentliche<br />

Hand hat dies vielleicht ein wenig zu<br />

spät erkannt, aber in den 70er-Jahren<br />

begonnen, über eine Gebietsreform<br />

nachzudenken. Als Lösung wurden<br />

Zusammenschlüsse vorgeschlagen.<br />

Dieses Gesetz, die sogenannte « Loi<br />

Marcellin », trat am 16. Juli 1971<br />

in Kraft. Dabei vermied man allerdings,<br />

die Gemeinden durch direkte<br />

Zusammenlegungen zu brüskieren.<br />

Der Gesetzgeber hat deshalb den Begriff<br />

der fusion-association erfunden,<br />

also eine Art Zusammenführung,<br />

ohne wirklich hundertprozentig zu<br />

fusionieren.<br />

Mit diesem Gesetz nahm auch die<br />

unglaubliche Geschichte der Beziehungen<br />

zwischen Sainte-Marie-sur-<br />

Mer und Pornic ihren Anfang. Dieses<br />

Verfahren erlaubt den bei einem Zusammenschluss<br />

aufgelösten Gemeinden,<br />

einige wichtige Kompetenzen<br />

zu behalten, wie zum Beispiel einen<br />

Vertreter des Bürgermeisters, der vom<br />

Bürgermeister bestimmte Aufträge<br />

übertragen bekommen kann, oder<br />

auch eine Außenstelle des Rathauses,<br />

wo unter anderem standesamtliche<br />

Eintragungen vorgenommen werden.<br />

Dieses System ist für die meisten Bürger<br />

unverständlich und lässt einerseits<br />

eine Gemeinde durch eine Fusion verschwinden,<br />

während es auf der anderen<br />

Seite dieselbe Gemeinde ohne ihre<br />

charakteristischen Funktionen virtuell<br />

bestehen lässt.<br />

Der geringe Erfolg dieses Vorhabens<br />

war daher keine große Überraschung.<br />

Während der Staat 1971<br />

3.482 Zusammenschlüsse aus mehr<br />

als 10.000 Gemeinden plante, gab es<br />

nur 796 realisierte Vereinigungen, an<br />

denen nur 1.975 Gemeinden beteiligt<br />

waren. Das Ganze wurde 1976 durch<br />

einen offiziellen Bericht, den « Rapport<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 49


Frankreich Heute Kommunen<br />

Guichard », gestoppt,<br />

der das Scheitern<br />

dieser Initiative und<br />

die Verbundenheit<br />

der Franzosen mit<br />

ihren Gemeinden anerkannte.<br />

Die Franzosen,<br />

so hieß es im<br />

Bericht, seien keine<br />

abstrakte Verwaltungseinheit.<br />

Manche<br />

Gemeinden, die dem<br />

Zusammenschluss zuvor<br />

zugestimmt hatten,<br />

beschlossen, wieder zu ihrem ehemaligen<br />

Status zurückzukehren. Das<br />

ging so weit, dass am 1. Januar 20<strong>06</strong><br />

in Frankreich insgesamt nur noch 730<br />

Gemeindezusammenschlüsse übrig<br />

waren. Es wird allgemein zugegeben,<br />

dass das Projekt auf nationaler Ebene<br />

gescheitert ist und zu unzähligen Konflikten<br />

und Streitigkeiten zwischen<br />

Gemeinden geführt hat, wie das auch<br />

zwischen Sainte-Marie-sur-Mer und<br />

Pornic der Fall ist.<br />

Aber, man staune, das Gesetz ist<br />

trotz allem immer noch in Kraft, und<br />

der Bürgermeister von Sainte-Marie-sur-Mer<br />

und seine Gemeindemitglieder<br />

müssen damit leben. Der durch<br />

eine Verfügung der Präfektur vom<br />

30. Mai 1972 vorgeschriebene Status<br />

bleibt gegen den Willen der Wähler<br />

von Sainte-Marie-sur-Mer, die sich<br />

im Referendum vom 23. April 1972<br />

Statt des Ortsschildes grüßt heute die Geschwindigkeitsbegrenzung.<br />

mit 646 von 982 Stimmen gegen den<br />

Zusammenschluss ausgesprochen hatten,<br />

weiterhin bestehen. Selbst wenn<br />

die Bürger von Sainte-Marie-sur-Mer<br />

insgesamt schon dreimal, 1972, 1987<br />

und kürzlich 20<strong>06</strong>, ihre Ablehnung<br />

in Referenden bestätigten, müssen sie<br />

eingestehen, dass sie gewissermaßen<br />

die unglücklichen Versuchskaninchen<br />

dieses Reformversuchs des französischen<br />

Veraltungssystems sind. Es<br />

fällt ihnen schwer, die persönlichen<br />

und gesellschaftlichen Aspekte dieser<br />

Niederlage zu ertragen. Es ist nicht<br />

einfach, zuzusehen, wie die eigene<br />

Gemeinde nach und nach alle ihre<br />

Vorrechte verliert. Der Bürgermeister<br />

muss inzwischen den Schlüssel für seinen<br />

eigenen Gemeindesaal im Rathaus<br />

von Pornic abholen. Die Situation ist<br />

besonders grotesk, weil man nicht so<br />

recht versteht, wie in dieser ruhigen<br />

Ecke Frankreichs, wo<br />

es sich so gut leben<br />

lässt, ein Misserfolg<br />

in der Verwaltung die<br />

Beziehung zwischen<br />

zwei Gemeinden, die<br />

sich eigentlich mögen,<br />

so vergiftet hat.<br />

J e a n - F r a n ç o i s<br />

Cossé weist philosophisch<br />

über diese<br />

lokalen Querelen<br />

hinaus und stellt die<br />

künftige Harmonisierung<br />

der europäischen Verwaltung vor<br />

dem Hintergrund seiner Erfahrungen<br />

in Frage: « Wo will man hin? Will man<br />

eine Ebene oberhalb der Gemeinden,<br />

ein System mit Kreisen, bei dem die<br />

Demokratie vor Ort dem Prinzip der<br />

Größenersparnis geopfert wird oder<br />

ein interkommunales System, das sich<br />

auf die Zusammenarbeit und Solidarität<br />

zwischen den Gemeinden stützt<br />

und die Demokratie vor Ort à la française<br />

aufrechterhält? »<br />

Inzwischen sind die Ortsschilder<br />

von Sainte-Marie-sur-Mer komplett<br />

verschwunden. An ihrer Stelle hängt<br />

nun ein Schild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung<br />

von 50 Stundenkilometern.<br />

Den Einwohnern von<br />

Sainte-Marie-de-Mer ist es recht,<br />

weist es doch ironischerweise auf die<br />

Langsamkeit mancher Reformen in<br />

Frankreich hin.<br />

Beispiele für die Vielfalt der französischen Kommunen<br />

• Anzahl der Gemeinden am 1. Januar<br />

20<strong>06</strong>: 36.785 (im Vergleich zu ca.<br />

13.000 in Deutschland und je 8.000 in<br />

Italien und Spanien).<br />

• Am dichtesten besiedelte Kommune:<br />

Paris (2.125.246 Einwohner ohne<br />

Ballungsraum).<br />

• Am dünnsten besiedelte Kommunen:<br />

Sechs nach der Schlacht von Verdun<br />

1916 komplett zerstörte Gemeinden,<br />

die als « für Frankreich<br />

gestorben » bezeichnet werden.<br />

Sie haben offiziell keine Einwohner:<br />

Beaumont-en-Verdunois, Bezonvaux,<br />

Cumières-le-Mort-Homme, Fleurydevant-Douaumont,<br />

Haumont-près-<br />

Samogneux und Louvemont-Côtedu-Poivre.<br />

Rochefourchat (Drôme) hat<br />

einen einzigen Einwohner, Leménil-Mitry<br />

(Meurthe-et-Moselle) und Rouvroy-<br />

Ripont (Marne) haben je zwei Einwohner.<br />

• Die am höchsten gelegene französische<br />

Gemeinde ist Saint-Véran<br />

(Hautes-Alpes, 267 Einwohner), die<br />

auf einer Höhe zwischen 1.990 und<br />

2.040 Metern liegt.<br />

• Die am niedrigsten liegende französische<br />

Gemeinde ist Les Moëres (Nord,<br />

670 Einwohner), deren Gemeindefläche<br />

teilweise bis zu 4 Metern unter<br />

dem Meeresspiegel liegt.<br />

• Die französische Gemeinde mit dem<br />

längsten Namen ist Saint-Remy-en-<br />

Bouzemont-Saint-Genest-et-Isson<br />

(Marne, 592 Einwohner), während<br />

die französische Kommune mit dem<br />

kürzesten Namen « Y » heißt (Somme,<br />

89 Einwohner).<br />

• Der Name von 3.927 Gemeinden in<br />

Frankreich beginnt mit « Saint » und<br />

von 334 mit « Sainte ».<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


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Frankreich heute Cité de l’habitat<br />

La Cité de l’habitat –<br />

Wunderland für den Hausbau<br />

La Cité de l’habitat im elsässischen Lutterbach in der Nähe<br />

von Mulhouse ist in Frankreich bisher einzigartig, doch der<br />

überwältigende Erfolg könnte bald Nachahmer finden.<br />

Dieses innovative Konzept ist auf jeden Fall der Traum eines<br />

jeden Häuslebauers: Auf einer Fläche von sieben Hektar<br />

findet man alle Dienstleister, die man für den Bau seiner eigenen<br />

Wände braucht. Aus einem simplen Konzept wurde<br />

eine große Erfolgsstory.<br />

Jean-Pierre und Marie-Christine möchten gerne ihr eigenes<br />

Haus im Umkreis von Mulhouse bauen. Beide<br />

sind jedoch berufstätig, er als Angestellter in der Industrie,<br />

sie als Krankenschwester, so<br />

dass ihre Freizeit rar und wertvoll<br />

ist. Meist zu rar, um unter der Woche<br />

die diversen Handwerker und<br />

Baufirmen aufzusuchen, die man<br />

für ein solches Vorhaben benötigt.<br />

« Bis heute haben wir allein ein<br />

Dutzend Wochenenden damit verbracht,<br />

Informationen über Haustypen,<br />

Anbieter und sonstige bedenkenswerte<br />

Punkte zu sammeln.<br />

Es ist nicht einfach, an alles auf<br />

einmal zu denken. Eine Hausbaufirma<br />

hat uns beispielsweise gesagt,<br />

dass sie das Haus nur wie standardmäßig<br />

vorgesehen bauen könnte.<br />

Sollten wir eine kleine Veränderung<br />

wünschen, zum Beispiel ein<br />

anderes Bad oder eine Wand an einer anderen Stelle, so<br />

müssten wir uns selbst um einen externen Maurer, Klempner<br />

bzw. Architekten kümmern », erzählt Jean-Pierre. « Und<br />

hinzu kommt, dass man von einem Ort zum nächsten hetzen<br />

muss: von einem Handwerker oder Ausstellungsraum<br />

zur nächsten Musterbaustelle. Ganz zu schweigen von den<br />

Banken, um die besten Konditionen herauszufinden. » Marie-Christine<br />

nickt zustimmend. Beide waren schon kurz<br />

davor, den Traum vom eigenen Hausbau aufzugeben. « Doch<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


dann stießen wir eines Tages durch Zufall auf ein Schild mit<br />

der Aufschrift ‹ Bauen, Einrichten, Renovieren ›. Wir sagten<br />

uns, dass könnte genau das Richtige für uns sein. Wir sind<br />

den Schildern gefolgt und kamen nach Lutterbach zur Cité<br />

de l’habitat. Heute fragen wir uns, warum wir auf diese Einrichtung<br />

nicht schon früher aufmerksam geworden sind. »<br />

Das Konzept: alle Dienstleister an einem Ort<br />

In der Tat, man kann sich fragen, warum es dieses Konzept<br />

nicht schon länger gibt – so einfach und doch innovativ.<br />

Auf Initiative von Jean-Marie Wintenberger, Konstrukteur<br />

und Vorsitzender der Vereinigung der Bauträger im<br />

Elsass, wurde dieses Paradies für Hausbauer im Jahre 2004<br />

geschaffen. Am Anfang stand die Idee im Vordergrund, für<br />

kleine bzw. mittelständische Handwerker und Betriebe der<br />

Bauwirtschaft aus der Region ein Forum zu schaffen. Einen<br />

Ort der es ihnen ermöglicht, bekannter zu werden, vereint<br />

neue Kunden anzuziehen und somit besser der Konkurrenz<br />

der Großen trotzen zu können. Ganz nach dem Motto<br />

« Gemeinsam sind wir stärker ».<br />

Die Unternehmen, die in die Cité de l’habitat « einziehen<br />

» dürfen, werden nach strengen Kriterien ausgesucht.<br />

Einen großen Stellenwert nimmt dabei auch eine umweltbewusste<br />

Unternehmensstrategie ein. Ein Komitee, das sich<br />

aus Vertretern der Wirtschaft, lokalen Abgeordneten und<br />

Repräsentanten der Verbraucherschutzorganisationen zusammensetzt,<br />

entscheidet über eine Kandidatur. Jeder Bewerber<br />

soll damit die gleichen Chancen erhalten, alles soll<br />

möglichst objektiv zugehen. Wurde ein Betrieb zugelassen,<br />

muss er sich darauf einstellen, mit anderen Unternehmen,<br />

nicht selten Konkurrenten, zusammenarbeiten zu müssen.<br />

Der Kunde hat die Möglichkeit, zu Fuß über das Gelände<br />

zu spazieren, auf dem übrigens mehr Bäume stehen, als<br />

es auf dem Parkplatz Abstellplätze gibt, und auf nur sieben<br />

Hektar das komplette Angebot für den eigenen Hausbau<br />

vorzufinden: Architekten, Klempner, Elektriker, Küchenbauer,<br />

Inneneinrichter, Versicherer usw. Insgesamt sind<br />

mehr als 80 verschiedene Dienstleister vertreten. Dabei ist<br />

es sogar ausdrücklich gewollt, dass man als Besucher konkurrierende<br />

Angebote ausführlich vergleicht. Niemand soll<br />

ein schlechtes Gewissen haben, wenn er von einem Klempner<br />

zum nächsten schlendert. Die Cité de l’habitat versteht<br />

sich als ein Ort, an dem man sich informieren und verschiedene<br />

Angebote miteinander vergleichen kann, um damit zu<br />

einer besseren Entscheidungsfindung zu gelangen.<br />

Ein Konzept mit Erfolg<br />

Nach der Eröffnung dauerte es nicht lange, bis sich der<br />

Erfolg der Cité de l’Habitat einstellte – sowohl auf Seiten<br />

der Kunden als auch der einzelnen Betriebe. Nach Jean-<br />

Marie Wintenberger verzeichnet die Einrichtung einen<br />

wöchentlichen Umsatz von drei Millionen Euro, garantiert<br />

mehr als 500 Jobs und hat beste Zufriedenheitswerte bei<br />

Kunden und Unternehmen. Um sich selbst davon zu überzeugen,<br />

muss man nur durch die verschiedenen Alleen der<br />

Anlage spazieren. Die Anbieter sind Eigentümer ihrer eigenen<br />

Showräume, die sie meist freundlich und offen gestaltet<br />

haben – oft aus Holz und umweltfreundlich. Es herrscht<br />

eine heimelige Atmosphäre. Sogar ein Windkraftrad befindet<br />

sich auf dem Gelände. Kinder können zwischen den<br />

Bäumen herumtollen, und ein Kindergarten für die Kleinen<br />

von Besuchern und Mitarbeitern ist angedacht. In der Cité<br />

de l’habitat fühlt man sich fast wie in einem Dorf, wo die<br />

Menschen sich untereinander kennen und mögen. Das ist<br />

vielleicht auch das Geheimnis des Erfolges dieser kleinen<br />

Stadt für Hausbauer: Man fühlt sich hier wohl, ist fern der<br />

großen Massenanbieter und die Handwerksbetriebe gehen<br />

noch individuell auf Kundenwünsche ein. Wer einmal hier<br />

war, empfiehlt die Einrichtung gerne weiter, so auch Jean-<br />

Pierre und Marie-Christine.<br />

Die Cité de l’habitat vereinigt an einem Ort alle relevanten<br />

Bereiche für den Bau der eigenen vier Wände. Man<br />

legt mit dem Architekten den Grundriss seines zukünftigen<br />

Hauses fest, spricht mit dem Fliesenleger über die<br />

Gestaltung des Badezimmers, plant mit dem Bankier die<br />

Finanzierung und lässt sich vom Gärtner über die Gartengestaltung<br />

beraten. Inzwischen hat sich das Konzept<br />

soweit herumgesprochen, dass auch andere Städte hellhörig<br />

geworden sind. Straßburg, Bordeaux, Lyon, Nantes und<br />

Melun denken zurzeit über vergleichbare Projekte nach.<br />

Vielleicht gehört eine Cité de l’habitat bald zum festen<br />

Bestandteil jeder großen und auch weniger großen Stadt in<br />

Frankreich oder sogar Europa. Eine Offensive der kleinen<br />

und mittleren Handwerksbetriebe gegen eine sich immer<br />

mehr konsolidierende Branche, die mehr und mehr von den<br />

Großen dominiert wird.<br />

La Cité de l’habitat im Internet<br />

www.lacitedelhabitat.com<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 53


Fokus Korsika<br />

Leben in Frankreich<br />

Wo kann man französische Bücher<br />

und CDs im Internet kaufen?<br />

Wer kennt nicht die Situation?<br />

Man sucht nach einem neu erschienenen<br />

Buch auf Französisch oder einer<br />

CD eines im deutschsprachigen<br />

Raum weniger bekannten Interpreten.<br />

Doch im heimischen Buchhandel<br />

bzw. CD-Laden bleibt die Suche<br />

häufig erfolglos. Für alle, die bisher<br />

vergeblich nach ihren ersehnten<br />

Büchern oder CDs suchen, bietet<br />

sich im Zeitalter der Globalisierung<br />

und des Internets natürlich das Online-Shopping<br />

an. Wir stellen Ihnen<br />

drei seriöse Anbieter aus Frankreich<br />

vor – Anbieter, bei denen auch die<br />

Franzosen ihre Bücher und CDs<br />

bestellen.<br />

www.fnac.com<br />

In Frankreich ist Fnac eine Institution.<br />

Die Läden, die man überall<br />

im Land – auch in kleineren Städten<br />

– findet, sind wahre Kulturkaufhäuser.<br />

Unter einem Dach werden<br />

Bücher, CDs, DVDs, IT-Produkte,<br />

Fotozubehör etc. angeboten. Doch<br />

längst vertreibt das Unternehmen,<br />

das zur PPR-Gruppe gehört, seine<br />

Produkte auch übers Internet.<br />

Das Portal www.fnac.com hat sich<br />

zu einem beliebten Online-Shop<br />

entwickelt. Leicht lassen sich dort<br />

die gewünschten Bücher oder CDs<br />

finden. Auch Bestellungen aus<br />

dem Ausland sind möglich, soweit<br />

es sich um Bücher, CDs, DVDs,<br />

Software oder Eintrittskarten handelt.<br />

Sendungen nach Deutschland,<br />

Österreich und in die Schweiz dauern<br />

zwischen zwei bis drei Tagen,<br />

zuzüglich der Bearbeitungszeit, die<br />

für jedes Produkt separat angegeben<br />

wird. Die Ware wird als Collissimo<br />

der französischen Post verschickt,<br />

so dass die Zustellung verfolgt<br />

werden kann. Die Versandkosten<br />

betragen pro Bestellung 6,00 €,<br />

zuzüglich 2,30 € für jedes weitere<br />

Produkt. Als Kreditkarten werden<br />

Visa, MasterCard und AMEX akzeptiert.<br />

www.alapage.com<br />

Im Gegensatz zu Fnac handelt<br />

es sich bei Alapage um einen reinen<br />

Online-Shop. Das Warenangebot<br />

ähnelt sich jedoch. Auch beim Anbieter<br />

Alapage, der zum französischen<br />

Telekommunikationskonzern France<br />

Télécom gehört, lassen sich neben<br />

Büchern und CDs ebenfalls DVDs,<br />

Computerspiele, Eintrittskarten etc.<br />

erstehen oder Fotos entwickeln lassen.<br />

Bestellungen aus dem Ausland<br />

sind für die meisten Produkte möglich.<br />

Nach Deutschland, Österreich<br />

und in die Schweiz stehen dabei zwei<br />

Versandarten zur Auswahl: Standard<br />

(circa vier Tage) und Express (circa<br />

ein bis zwei Tage). Hinzu kommt<br />

jeweils noch die Bearbeitungszeit,<br />

die für jedes Produkt individuell<br />

beim Bestellvorgang angegeben<br />

wird. Übersteigt der Bestellwert<br />

150 €, wird der Expressversand obligatorisch.<br />

Die Versandkosten für<br />

Standardsendungen betragen 8,00<br />

€ pro Sendung, plus 2,21 € für jedes<br />

weitere Produkt. Die Expressvariante<br />

kostet 15,55 € und 2,39 € für jedes<br />

weitere Produkt. Die Bestellung<br />

kann mit folgenden Kreditkarten beglichen<br />

werden: Visa, MasterCard,<br />

AMEX.<br />

www.amazon.fr<br />

Natürlich ist auch Amazon in<br />

Frankreich mit einem eigenen Online-Shop<br />

vertreten. Unter www.<br />

amazon.fr werden seit dem Jahre<br />

2000 französischsprachige Bücher<br />

sowie CDs, DVDs, Computerspiele<br />

etc. angeboten. Bestellungen aus<br />

dem Ausland werden für fast alle<br />

Produktgruppen angenommen. Nach<br />

Deutschland, Österreich und in die<br />

Schweiz ist es dabei wie bei Alapage<br />

möglich, zwischen einem Standardversand<br />

(circa drei bis vier Tage) und<br />

einem teureren Expressversand (circa<br />

ein bis zwei Tage), jeweils zuzüglich<br />

einer je nach Produkt unterschiedlichen<br />

Bearbeitungszeit, zu wählen.<br />

Allerdings sind im Gegensatz zu Fnac<br />

und Alapage die Versandkosten nach<br />

Deutschland, Österreich und in die<br />

Schweiz unterschiedlich hoch. So<br />

kostet eine Standardsendung nach<br />

Deutschland einmalig 4,50 € plus<br />

1,55 € für jedes bestellte Produkt.<br />

Beim Expressversand werden einmalig<br />

10,00 € und für jedes bestellte<br />

Produkt nochmals 1,70 € fällig.<br />

Bei Sendungen nach Österreich<br />

ist der einmalige Fixkostenanteil<br />

etwas teurer und schlägt mit 6,27 €<br />

beim Standardversand und 14,50 €<br />

beim Expressversand zu Buche. Die<br />

Kosten pro Produkt sind identisch.<br />

In die Schweiz fallen dagegen beim<br />

Standardversand nur einmalig 5,00<br />

€ und keine Kosten pro Produkt an.<br />

Der Expressversand kostet indessen<br />

einmalig 10,00 €, plus 1,70 € pro<br />

Produkt. Alle Preise sind jedoch<br />

noch zuzüglich der gesetzlichen<br />

Mehrwertsteuer. Als Kreditkarten<br />

werden Visa, MasterCard sowie<br />

AMEX akzeptiert.<br />

Bei allen Anbietern ist zu beachten,<br />

dass bei Bestellungen in Länder<br />

außerhalb der Europäischen Union<br />

Einfuhrzölle anfallen können. Alle<br />

hier gegebenen Informationen beruhen<br />

auf den Angaben der Anbieter.<br />

Eine Gewährleistung dafür wird<br />

nicht übernommen.<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Marktplatz<br />

Unterkünfte<br />

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Restaurants<br />

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Atlantikküste<br />

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Monaco 12.11.20<strong>06</strong><br />

3-Länder Marathon und 10 km Lauf<br />

Monaco 18.03.2007<br />

3-Länder Marathon und 10 km Lauf<br />

Der Termin für 2007 wurde auf den 18. März 2007 verlegt.<br />

Paris 15.04.2007<br />

Marathon – mit 35.000 Teilnehmern – sehr schnell ausgebucht<br />

Médoc 08.09.2007<br />

Der Erlebnismarathon mit 24 Chateaux<br />

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Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 55


Unterwegs in Frankreich Circuit du Var<br />

Le Circuit du Var:<br />

die erste Formel-1-Fahrschule der Welt<br />

Ohrenbetäubender Lärm zerreißt<br />

die morgendliche Stille.<br />

Schlagartig wird mir bewusst,<br />

warum ich so früh aufgestanden und<br />

durch das liebliche Hinterland der<br />

Côte d’Azur gefahren bin. Denn die<br />

Vorgaben sind streng: Schon um 7.30<br />

Uhr soll man sich auf der Rennstrecke<br />

in der Nähe von Le Luc im Departement<br />

Var einfinden. Jedoch ist dies<br />

auch verständlich, schließlich soll man<br />

als vollkommener Neuling am Ende<br />

des Tages eigenhändig einen Formel-<br />

1-Rennwagen pilotieren. Philippe<br />

nimmt uns in Empfang. Nach einer<br />

kurzen Begrüßung bittet er uns in den<br />

Umkleideraum, wo für jeden Kursteilnehmer<br />

ein Rennoverall, feuerfeste<br />

Kleidung, spezielle Schuhe, Handschuhe<br />

und ein Helm bereitliegen.<br />

Nach erstem Gelächter macht sich<br />

dann bei einigen doch ein beklemmendes<br />

Gefühl breit, insbesondere als<br />

uns Philippe in den ersten beiden<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Diverse Formel-1-Rennwagen<br />

kann man in der Werkstatthalle<br />

bewundern.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 57


Unterwegs in Frankreich Circuit du Var<br />

Erste Fahr- und Bremsübungen mit einem Formel-3-Boliden.<br />

Trainingsstunden ins Gebet nimmt.<br />

Zuallererst gilt es, sämtliche Verhaltensweisen<br />

des zivilisierten Autofahrens<br />

wieder zu verlernen. Ein<br />

Formel-1-Bolide hat außer den vier<br />

Rädern und dem Lenkrad nichts mit<br />

einem gewöhnlichen PKW gemein.<br />

Nachdem wir zu Recht bei einigen<br />

Anekdoten etwas Angst bekommen<br />

haben, wissen wir nach Philippes<br />

Einführung mehr über Gewichtsverlagerung,<br />

Bremspunkte und Sicherheitsmaßnahmen.<br />

Kurz danach geht es direkt<br />

auf die Rennstrecke. Philippe und<br />

ein weiterer Begleiter fahren mit uns in<br />

zwei Minibussen die Strecke ab, um<br />

uns mit den Gegebenheiten vertraut<br />

zu machen. Wir sollen uns jede Kurve<br />

und jeden Brems- und Lenkzeitpunkt<br />

genau einprägen. Allerdings können<br />

sich einige der Gruppe kaum auf die<br />

Strecke konzentrieren, da – für unsere<br />

Vorstellungen jedenfalls – Philippe<br />

an die physikalischen Grenzen des<br />

Minibusses geht. Sollte ihm vielleicht<br />

jemand sagen, dass er nicht im Rennwagen<br />

sitzt? Aber insgesamt fühlen<br />

wir uns dann doch in guten Händen,<br />

da die Formel-1-Fahrschule AGS von<br />

einem echten ehemaligen Formel-1-<br />

Fahrer betrieben wird, der selbstredend<br />

bestens ausgebildet ist.<br />

AGS war Ende der 80er-Jahre ein<br />

Formel-1-Rennstall, der nach kurzer<br />

Zeit den enormen finanziellen Verpflichtungen<br />

nicht mehr standhalten<br />

konnte. Der neue Eigentümer fand<br />

es bedauernswert, den Rennbetrieb<br />

einfach zu liquidieren und baute so<br />

mit den bestehenden Rennfahrzeugen<br />

eine Fahrschule auf, in der zahlreiche<br />

Kurse angeboten werden – von<br />

der Ausbildung zum Rennfahrer bis<br />

zum Ein-Tages-Schnupperkurs. Für<br />

letzteren hatte ich mich entschieden.<br />

Nach der Minibus-Einführungsrunde<br />

steht die erste Härteprüfung an: Fünf<br />

Runden ganz alleine in einem Formel-<br />

3-Wagen – zum Eingewöhnen, einschließlich<br />

Bremstest. « Schnellfahren<br />

kann jeder, aber Bremsen ist die wahre<br />

Kunst », hatte Phillipe noch gesagt…<br />

Mit einem mulmigen Gefühl ziehe ich<br />

die komplette Montur an und zwänge<br />

mich mühselig in ein erschreckend<br />

enges Cockpit. Ich kann mich kaum<br />

rühren und soll dennoch gleich Gänge<br />

wechseln, lenken, bremsen und vor<br />

allem bei 200 km/h einen kühlen Kopf<br />

bewahren? Unbeeindruckt von meinen<br />

inneren Zweifeln setzt ein Assistent<br />

das Lenkrad ein und zieht den Fünfpunktgurt<br />

so fest, dass ich auf Gedeih<br />

und Verderb diesem rasenden Geschoss<br />

ausgeliefert zu sein scheine.<br />

Eine große Überraschung jedoch,<br />

als ich auf die Rennstrecke rolle: Der<br />

kleine Flitzer fährt sich ganz einfach,<br />

fast wie ein Go-Kart. Nach zwei vorsichtigen<br />

Kurven gewinne ich Spaß<br />

am Tieffliegen und gebe dem Rennwagen<br />

die Sporen. Der Rausch der<br />

Geschwindigkeit steigt mir zu Kopf.<br />

Ich hätte es weder für so einfach noch<br />

für so berauschend gehalten. Am vereinbarten<br />

Bremspunkt steige ich in die<br />

Eisen und komme mir schon ziemlich<br />

professionell vor. Leider sind die fünf<br />

Runden viel zu schnell zu Ende. Danach<br />

wird jeder einzelne Fahrer von<br />

Philippe zur Auswertung gebeten.<br />

Auch wenn er seine Augen nicht überall<br />

haben kann, so scheint Philippe<br />

sich auf sein Gehör verlassen zu können.<br />

Mein gutes Gefühl schwindet innerhalb<br />

von Sekunden. Ich solle besser<br />

degressiv statt progressiv bremsen und<br />

etwas später kuppeln. Anscheinend<br />

kann er all dies hören, wenn ich mit<br />

220 km/h an ihm vorbei brettere.<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Aber der wahre Spaß beginnt<br />

erst im Anschluss. Fünf Boliden<br />

werden gleichzeitig auf die Piste<br />

gelassen und dürfen nach Herzenslust<br />

zehn Runden auf dem 2,2 Kilometer<br />

langen Kurs drehen. Auch<br />

wenn das Überholen nur an einer<br />

reglementierten Stelle gestattet ist,<br />

so wird doch in allen der sportliche<br />

Ehrgeiz geweckt. Egos treten hervor<br />

und die Testosteronproduktion<br />

läuft ebenso hochtourig wie die<br />

heißgelaufenen Rennmaschinen.<br />

Allerdings überwacht Philippe alles<br />

genau, da dieses kleine Rennen nur<br />

der Vorbereitung auf den Nachmittag<br />

dient, an dem endlich der<br />

ersehnte Formel-1-Flitzer gefahren<br />

werden darf. Und da es sich dabei<br />

wahrlich um ein brandgefährliches<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 59


Unterwegs in Frankreich Circuit du Var<br />

Der Höhepunkt des Tages: die Fahrt in einem echten Formel-1-Rennwagen.<br />

Spielzeug handelt, wird vorher noch<br />

einmal die Charakterstärke getestet.<br />

Nach zehn Runden steigen zu Kindern<br />

gewordene Männer aus dem Cockpit,<br />

nassgeschwitzt, aber mit einem überdimensionalen<br />

Lächeln im Gesicht. Es<br />

ist so leicht, Elementarbedürfnisse zu<br />

befriedigen, wenn mit Höllenlärm ein<br />

Wochenlohn Kerosin durch den Auspuff<br />

gejagt wird.<br />

Ein entspanntes und entspannendes<br />

Mittagessen steht als nächstes<br />

auf dem Programm. Das frühe<br />

Aufstehen sowie die Aufregung<br />

haben ihr Übriges getan, so dass<br />

einem das französische Essen noch<br />

besser als sonst mundet. Schließlich<br />

will jeder gestärkt in den Nachmittag<br />

gehen, wo das Großereignis des<br />

Formel-1-Fahrens wartet. Doch vorher<br />

gibt es einen kleinen Rundgang<br />

durch die Werkstatt von AGS, in<br />

der eine Vielzahl von Formel-3- und<br />

Formel-1-Rennern steht, die alle ehrfürchtiges<br />

Staunen hervorrufen. Ein<br />

leibhaftiger Rennwagen von Alain<br />

Prost, die neueste Generation von<br />

Boliden mit Lenkradschaltung sowie<br />

unzählige Details, die Männerherzen<br />

höher schlagen lassen. Mit fachkundiger<br />

Miene werden Zylinderanzahl,<br />

Reifenbreite, Fahrwerksaufhängung<br />

und sonstige Bauteile begutachtet,<br />

um sich gegenseitig mit Kennerblick<br />

eine Lehrstunde in Sachen<br />

Fahrzeugmechanik zu erteilen.<br />

Kurz darauf geht es jedoch wieder<br />

zurück auf die Rennstrecke, wo uns<br />

Philippe noch einmal gehörig ins Gewissen<br />

redet. Fünf Runden dürfen gefahren<br />

werden, allerdings wird diesmal<br />

einiges anders: 650 PS beschleunigen<br />

600 Kilo in unglaublichen fünf Sekunden<br />

auf 200 km/h. Leider werden<br />

die Geraden zu kurz bzw. wir zu unerfahren<br />

sein, als dass wir es schaffen<br />

könnten, den Flitzer auf schneller als<br />

280 km/h zu beschleunigen. Auch<br />

sonst gibt es Unterschiede zum Formel-3-Erlebnis<br />

vom Morgen. Die Formel-1-Fahrzeuge<br />

werden nämlich mit<br />

Pressluft gestartet und verursachen<br />

einen solchen Lärm, dass nicht einmal<br />

die Ohrstöpsel nennenswerte Erleichterung<br />

verschaffen.<br />

Noch bevor wir selbst einsteigen<br />

dürfen, zerreißt ohrenbetäubender<br />

Lärm aus der Ferne die Idylle. Wie<br />

Kinder rennt ein Dutzend gestandener<br />

Mannsbilder zur Rennstrecke, um zuzusehen,<br />

wie die Mechaniker mit atemberaubender<br />

Geschwindigkeit über die<br />

Rennstrecke brettern, um die Karbonbremsen<br />

und -kupplungen der Rennwagen<br />

aufzuwärmen. Die Vorfreude<br />

steigt ebenso wie der Adrenalinspiegel.<br />

Schließlich kommt der große Moment.<br />

Aufgrund des Lärmpegels gibt uns<br />

Philippe nur noch über Zeichensprache<br />

Anweisungen. Wir müssen zuerst<br />

üben, mit einer Karbonkupplung anzufahren.<br />

Auch Jahrzehnte nach der<br />

Führerscheinprüfung gibt es noch<br />

elementare Dinge zu lernen, doch die<br />

meisten Teilnehmer überwinden nach<br />

wenigen Minuten auch diese Hürde<br />

gekonnt. Und dann geht es mit raketengleicher<br />

Beschleunigung auf die<br />

Rennstrecke. Es ist der Wahnsinn. In<br />

Sekundenschnelle werden Ängste und<br />

sämtliche Grundregeln zivilisierten<br />

Autofahrens vergessen oder zu Gunsten<br />

animalischer Grundbedürfnisse<br />

über den Haufen geworfen.<br />

Die Geschwindigkeit wird zur<br />

Sucht. Männerherzen schlagen nicht<br />

nur höher, sondern wünschen sich<br />

auch, dass diese Momente niemals enden<br />

mögen. Mit jeder Runde gewinnt<br />

man an Selbstbewusstsein und testet<br />

die Grenzen der Zentrifugalkraft. Bis<br />

zu 4G wirken auf den Körper und so<br />

langsam reift das Verständnis dafür,<br />

dass Formel-1-Fahren ein schweißtreibender<br />

Sport ist. Keiner der Teilnehmer<br />

geht über die Grenzen hinaus,<br />

aber jeder versucht doch, seine eigenen<br />

Limits auszutesten. Nach fünf Runden<br />

schäle ich mich schweißgebadet, aber<br />

überglücklich aus dem Cockpit, nachdem<br />

sämtliche Fahrmanöver zur Steigerung<br />

des Wohlbefindens beigetragen<br />

haben. Dabei wurden selbstredend alle<br />

logischen Argumente über Sinnhaftigkeit,<br />

Benzinverbrauch, Ozonloch oder<br />

Umweltverschmutzung vollständig ausgeblendet.<br />

Das Leben ist mehr als nur<br />

Vernunft und so passt das Auskosten<br />

der Lebensfreude auch herrlich in die<br />

liebliche südfranzösische Landschaft.<br />

Als krönender Abschluss wird ein<br />

Glas Champagner gereicht, und das<br />

Fazit dieses außergewöhnlichen Tages<br />

lautet: La vie est belle… und schnell!<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


es<br />

A 5 / E 17 - E 54<br />

Chaumont<br />

Colmar<br />

7<br />

A 35 / E 25<br />

hablis<br />

Montbard<br />

Belfort<br />

Mulhouse<br />

A 31<br />

llon<br />

A 6<br />

Dijon<br />

A 36<br />

A 38<br />

A 39<br />

Dole<br />

Lons-le-<br />

Saunier<br />

Besancon<br />

FRANCE<br />

Pontarlier<br />

Les Fourgs<br />

St Claude<br />

SUISSE<br />

Lausanne<br />

A 1<br />

A 5<br />

Neuchâtel<br />

A 1<br />

A 9<br />

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AGS Formule 1<br />

Z.A. du circuit du Var<br />

83590 Gonfaron<br />

A 404<br />

Nantua<br />

Telefon: +33 0(4) 94 60 97 00<br />

E-Mail: mail@agsformule1.com<br />

Internet: www.agsformule1.com<br />

Genève<br />

Kurse<br />

Das Kursprogramm ist vielfältig – vom Mitfahren bis<br />

zum Selbstfahren. Auch deutschsprachige Kurse sind<br />

im Angebot. Allerdings hat das Formel-1-Fahren seinen<br />

Preis. So bietet die Agentur AL-Promotion beispielsweise<br />

einen Tageskurs mit 15 Runden im Formel-3-Fahrzeug<br />

und 3 Runden im Formel-1-Fahrzeug für 1.530 € an.<br />

DB Autozug:<br />

Hier drückt die Mama<br />

und nicht der Gurt.<br />

et<br />

er<br />

D 907<br />

A 9<br />

Alès<br />

N 1<strong>06</strong><br />

Nîmes<br />

E 15 – E 80<br />

Anreise<br />

Valence<br />

Von der Côte d’Azur bzw. Aix-en-Provence aus über<br />

die A8 bis zum Autobahndreieck mit der A57. Dort die<br />

A57 Privas in Richtung Toulon nehmen. Kurz Gap danach an der<br />

Ausfahrt 13 die Autobahn verlassen und auf der N97 in<br />

Richtung Le Luc fahren. Südlich des Ortes auf die D33<br />

A 7 / E 15<br />

in Richtung Les Mayons abbiegen. Nach Überqueren<br />

Nyons<br />

der Autobahn befindet sich die Zufahrt zur Rennstrecke<br />

auf der rechten Seite. Von Toulon über die A57 bis zur<br />

Abfahrt 13. Anschließend wie oben beschrieben. Aixen-Provence<br />

– Le Luc ca. Forcalquier 85 km, Nizza – Le les-Bains Luc ca. 110<br />

Carpentras<br />

Digne-<br />

km, Toulon – Le Luc ca. 60 km.<br />

Avignon<br />

Apt<br />

Arles<br />

A7<br />

A55<br />

A51<br />

Aix-en-Provence<br />

A52<br />

Marseille<br />

A50<br />

A51<br />

A8/E80<br />

Circuit du Var<br />

Toulon<br />

N97<br />

A57<br />

Mit Kind und Kegel komfortabel Richtung<br />

Frankreich.<br />

Über Nacht ohne Stau und Stress mit der ganzen<br />

Familie im eigenen Liegewagenabteil entspannt und<br />

sicher in Richtung Ferien – und wieder zurück.<br />

Das eigene Fahrzeug fährt „huckepack“ mit, das<br />

Gepäck ist sicher verstaut.<br />

Von 16 deutschen Terminals erreichen Sie nicht<br />

nur die Ferienregionen in Frankreich, sondern auch<br />

weitere attraktive Ziele in Deutschland, Italien,<br />

Österreich oder Kroatien. Einige Terminals bieten<br />

sich auch ideal zur Weiterfahrt nach Spanien,<br />

Skandinavien oder in die Schweiz an.<br />

Infos und Buchungen überall, wo es Fahrkarten<br />

gibt, unter 0 18 05/24 12 24 (12 ct/Min.) und unter<br />

www.dbautozug.de. Die Bahn macht mobil.


Unterwegs in Frankreich Musée du Désert<br />

Musée<br />

du Désert<br />

Auf den Spuren des eigenen Namens<br />

Das Musée du Désert ist über mehrere Gebäude des Weilers verteilt.<br />

Im Herzen der Cevennen, nördlich<br />

von Montpellier im Departement<br />

Gard, liegt das winzige Dorf Mialet.<br />

Obwohl dieser Ort wie von der Welt<br />

abgeschnitten wirkt, pilgern jedes<br />

Jahr Tausende von Besuchern –<br />

darunter viele Deutsche – in diese<br />

einsame Bergregion. Alle scheinen<br />

das gleiche Ziel zu haben: das<br />

Musée du Désert. Sie folgen dabei<br />

einer sehr persönlichen Mission, der<br />

Suche nach den eigenen Vorfahren.<br />

Besuch eines ungewöhnlichen<br />

Ortes.<br />

Noch heute lässt die Erinnerung an diesen Vorfall die Bewohner<br />

des kleinen Dorfes in den Cevennen erstarren: Er ereignete sich<br />

während des Zweiten Weltkrieges. Diese Ecke Frankreichs war<br />

ein bedeutendes Rückzugsgebiet für die Résistance, den Widerstand gegen<br />

die deutsche Besatzung. Schon eine einfache Patrouille löste panische<br />

Reaktionen aus und ließ die Einwohner hinter verschlossene Fensterläden<br />

in ihre Häuser verschwinden. In Zeiten dieser Stimmung erschien<br />

eines Tages in der Hauptstraße der kleinen Siedlung ein deutsches Auto<br />

mit Motorradeskorte. Der Konvoi hielt vor einem der Dorfhäuser an und<br />

ein Offizier in deutscher Uniform stieg aus. Entschlossen ging er zu dem<br />

Haus, dessen Bewohner für seine Aktivitäten im Widerstand bekannt<br />

war. Das Dorf erstarrte angesichts der vermuteten Festnahme des tapferen<br />

Widerstandskämpfers. Doch der deutsche Offizier stellte sich – zur<br />

großen Überraschung aller – vor und schloss den verunsicherten Dorfbewohner<br />

in seine Arme. Er erklärte ihm, dass sie beide verwandt seien, also<br />

die gleichen Vorfahren hätten und sogar den gleichen Namen trügen. Die<br />

Wirren der Geschichte führen manchmal zu merkwürdigen Begegnungen…<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Die Zeiten haben sich seitdem zum Glück geändert, und Autos<br />

mit deutschen Nummernschildern lösen in Mialet heute keine Ängste<br />

mehr aus. Ganz im Gegenteil: Man ist erfreut über die vielen deutschen<br />

Besucher, die auf der Suche nach ihrer ganz persönlichen Geschichte<br />

hierher kommen. Doch was führt die Menschen eigentlich genau in diesen<br />

verlassenen Winkel in den Cevennen? Wenn man dem Rätsel nachgeht,<br />

stellt sich schnell heraus, dass Mialet noch nicht das Endziel ist,<br />

sondern dass man sich von dort über eine kleine Straße zum Weiler Le<br />

Mas Soubeyran bewegen muss, um des Rätsels Lösung zu finden. Diese<br />

kleine Häuseransammlung könnte jenseits jeglichen geschäftlichen<br />

Treibens liegen, ein Hort der endlosen Ruhe und absoluten Einsamkeit<br />

sein. Doch in Le Mas Soubeyran stößt man auf einen großen Parkplatz,<br />

auf dem auch viele Fahrzeuge mit deutschen Nummerschildern zu sehen<br />

sind. Einige Österreicher und Schweizer scheinen ebenfalls den Weg<br />

hierher gefunden zu haben.<br />

Ein Schild kündigt das Musée du Désert an, wörtlich übersetzt<br />

« Museum der Wüste ». Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein Museum<br />

über die Wüsten unserer Welt, ohnehin würde man kaum verstehen,<br />

warum in diesem grünen und waldigen Landstrich eine derartige Einrichtung<br />

beheimatet sein sollte. Hier steht das Wort « Wüste » für etwas<br />

anderes: Für alle die Wälder, Grotten und Täler, in denen sich Frankreichs<br />

Protestanten in einem Jahrhundert der Intoleranz und Verfolgung<br />

versteckten, um sich heimlich zu versammeln und ihrem Glauben<br />

nachzugehen. Es ist zudem Symbol für eine biblische Erinnerung: die<br />

40 Jahre lange Wüstenwanderung des Volkes Israel während des Auszugs<br />

aus Ägypten. Dabei war die Wüste ein Ort der Verzweiflung und<br />

Versuchung, aber auch einer, an dem Gott zu seinem Volk gesprochen<br />

haben soll.<br />

Es wird manchmal vergessen, aber das Land, das sich als Heimat der<br />

Menschenrechte versteht, war nicht immer ein Hafen des Friedens. Die<br />

Geschichte des Protestantismus gehört zu den dunklen Kapiteln französischer<br />

Vergangenheit. Als im 16. Jahrhundert die Reformation Frankreich<br />

erreichte, stieß diese religiöse Erneuerungsbewegung sofort auf die<br />

Ablehnung der Kirche und des Königs. In dieser Epoche grausamer Religionskriege<br />

erreicht der Hass auf den anderen wegen seiner Andersartigkeit<br />

im Massaker der Bartholomäusnacht am 24. August 1572 seinen<br />

Das Museum zeigt auch die Wohnverhältnisse<br />

der Menschen zur damaligen Zeit.<br />

Bibeln im Miniaturformat, welche die<br />

Frauen in ihren Haaren versteckten.<br />

Die Ursprünge der Bezeichnung « Hugenotten »<br />

Es ist nicht ganz geklärt, woher die Bezeichnung « Hugenotten »<br />

für die französischen Protestanten kommt. Ab 1315 nannte man im<br />

Französischen die Bewohner der schweizerischen Eidgenossenschaft<br />

Eyguenots. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wurde daraus eine<br />

abfällige Bezeichnung für die Anhänger der Reformation, benutzt<br />

von den Katholiken. Wahrscheinlich spielte es eine Rolle, dass eine<br />

große Mehrheit der Eidgenossen die Reformation unterstützte. Das<br />

französische Wort Hugenots kommt wohl aus der Region um Tours,<br />

wo die Bewohner die Bezeichnung Eyguenots mit dem König Hugor<br />

in Zusammenhang brachten, der sich besonderer Beliebtheit bei den<br />

Protestanten erfreute, oder von dem Genfer Freiheitskämpfer Hugues<br />

de Besançon.<br />

An den Wänden hängen Listen mit den<br />

Namen der ausgewanderten Hugenotten.<br />

Quelle: Dictionnaire Historique de la langue française<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 63


Unterwegs in Frankreich Musée du Désert<br />

Eine Kanzel zum Predigen, die in einer<br />

Tonne versteckt werden konnte.<br />

Im Boden eines Geschirrschrankes befand sich<br />

der Zugang zu einem unterirdischen Versteck.<br />

Höhepunkt. 1598 beendete das Edikt von Nantes, unterschrieben von<br />

Henri IV., offiziell die Religionskriege und sicherte den Menschen ihre<br />

Glaubensfreiheit und Gottesdienstfreiheit zu. Die protestantischen Gemeinden<br />

waren zwar nicht mehr verboten, dennoch wurden sie in den<br />

großen Städten oft noch immer nicht geduldet, so dass sie in die Vororte<br />

flohen. Die Hugenotten, wie die französischen Protestanten genannt<br />

wurden, blieben in einer Außenseiterrolle.<br />

Die relative Ruhe sollte jedoch nicht lange andauern. Ab 1670 verständigten<br />

sich König und Klerus darauf, rund eine Million Hugenotten<br />

zum « richtigen », zum katholischen Glauben, welcher zugleich der des<br />

Königs war, zurückzuführen. Im Oktober des Jahres 1685 wurde das<br />

Edikt von Nantes in Fontainebleau nahe Paris widerrufen. Die Kirchen<br />

der Hugenotten wurden zerstört, Pfarrer mussten das Land innerhalb<br />

von zwei Wochen verlassen, Glaubensversammlungen wurden untersagt<br />

und Eltern gezwungen, ihre Kinder katholisch taufen zu lassen und in<br />

diesem Glauben zu erziehen. Der sonntägliche Messebesuch wurde zu<br />

einer überwachten Pflicht. Panik brach aus unter Frankreichs Protestanten,<br />

und Folterungen nahmen rapide zu, vor allem durch die Dragonnades,<br />

die durch die Städte und Dörfer zogen und Massenabschwörungen<br />

gegenüber dem reformierten Glauben erzwangen.<br />

Viele Hugenotten sahen deshalb in der Flucht aus dem Land die<br />

einzige Möglichkeit, aus der ansonsten ausweglosen Situation auszubrechen.<br />

Es wird geschätzt, dass rund 250.000 Franzosen geflohen sind,<br />

obwohl die Grenzen überwacht wurden und hohe Strafen für Abschreckung<br />

sorgten. Der Weg führte in die Schweiz, nach Preußen, Hessen,<br />

Holland, England und sogar nach Amerika oder Südafrika. Diejenigen,<br />

die blieben und den katholischen Glauben weiterhin ablehnten, organisierten<br />

ihre Treffen im Geheimen und gründeten eine Art Untergrundkirche,<br />

immer Gefahr laufend, dafür mit dem Leben bezahlen zu müssen.<br />

Die Cevennen wurden zu einem wichtigen Ort des Widerstands<br />

und später der Cevennenkriege, auch Kamisardenkriege genannt. Dabei<br />

handelte es sich um einen bewaffneten Aufstand gegen ein religiös totalitäres<br />

Regime. Die Kamisarden, meist einfache Leute aus dem Volk,<br />

kämpften für die Freiheit des Glaubens, die Freiheit, Protestanten sein<br />

zu dürfen. Von 1702 bis 1704 standen rund 3.000 Hugenotten einem<br />

Heer von circa 30.000 Soldaten gegenüber. Aber es dauerte noch bis zur<br />

Französischen Revolution 1789, bis die Glaubensfreiheit ausgerufen wurde.<br />

Das Musée du Désert in Mialet zeigt in mehreren Räumen, die über<br />

den gesamten Weiler verteilt und miteinander verbunden sind, genau<br />

diese Jahrzehnte der Unterdrückung und des Widerstandes. Darunter<br />

auch das Geburtshaus des Kamisardenanführers Pierre Laporte, Roland<br />

genannt: Ein großes Landhaus, das fast vollständig erhalten geblieben<br />

ist, und in dem sich nun viele Zeugnisse der Vergangenheit befinden<br />

– Bücher, Gemälde, Dokumente und andere Reliquien. Man sieht unter<br />

anderem, wie die Verstecke der Hugenotten angelegt waren, um den<br />

Dragonnades des Königs zu entkommen, oder Bibeln, die in einem solch<br />

kleinen Format gedruckt wurden, dass man sie in den Haarknoten der<br />

Frauen verbergen konnte.<br />

Doch es ist vielleicht am beeindruckendsten, zu sehen, wie die<br />

Nachfahren der Hugenotten aus aller Welt, insbesondere auch aus<br />

Deutschland, zu diesem Ort pilgern, um Spuren ihrer Vergangenheit<br />

zu entdecken. Viele von ihnen tragen einen typischen französischen<br />

Familiennamen. « Regelmäßig kommen zu uns Deutsche, die sich zum<br />

Beispiel als Herr oder Frau Dupont vorstellen und erklären, mehr über<br />

ihre Vorfahren erfahren zu wollen », erklärt Michel Caby, Konservator<br />

des Museums. Als ob er seiner Aussage Nachdruck verleihen wolle,<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


St. Dizier<br />

res<br />

A 87<br />

Mayenne<br />

Laval<br />

MAYENNE<br />

Châteu-Gontier<br />

la Segré<br />

Cholet<br />

Angres<br />

zeigt er uns das Besucherbuch des Museums, in dem sich zahlreiche<br />

Châteaudun<br />

Kommentare deutscher Besucher mit französischen Namen aneinanderreihen.<br />

« Viele der deutschen Besucher kennen Orleans sich gut mit unserer<br />

Le Mans<br />

Geschichte aus, da sie sich aufgrund Vendôme ihres hugenottischen Hintergrundes<br />

dafür interessieren<br />

Chahaignes<br />

», fährt Michel fort. « In Frankreich dagegen<br />

sprechen wir viel vom La Chartre Edikt von Nantes, vergessen aber oft anzufügen,<br />

la Flèche<br />

sur le Loir<br />

dass es widerrufen wurde. Eine Tatsache, die den deutschen Besuchern<br />

Blois<br />

viel bewusster ist. »<br />

A 81 / E 50<br />

SARTHE<br />

A 11<br />

A 85<br />

Saumur<br />

Alencon<br />

Mamers<br />

LOIR<br />

LOIRE<br />

Chinon<br />

Mortagne-au-Perche<br />

Tours<br />

Nogent-le-Rotrou<br />

A 11 / E 50<br />

Loches<br />

Chartres<br />

A 10 / E 60<br />

A 85 / E 604<br />

A 10 / E 5<br />

LOIRE<br />

A 71 / E 9<br />

Romorantin-<br />

Lanthenay<br />

Vierzon<br />

Issoudun<br />

Etampes<br />

Pithiviers<br />

Bourges<br />

Troyes<br />

Musée du Désert<br />

N 77<br />

Le Mas Soubeyran<br />

30140 Mialet<br />

Telefon: +33 (0)4 Chablis<br />

66 85 02 72<br />

Fax: +33 (0)4 66 85 00 02Montbard<br />

E-Mail: musee@museedudesert.com<br />

N 6<br />

D 965<br />

A 6<br />

Avallon<br />

Internet<br />

www.museedudesert.com<br />

A 5 / E 17 - E 54<br />

Chaumont<br />

Dijon<br />

A 38<br />

Öffnungszeiten<br />

1. März – 30. <strong>November</strong>, täglich 9.30 – 12.00<br />

Uhr und 14.00 – 18.00 Uhr. Im Juli und August<br />

durchgehend 9.30 – 19.00 Uhr.<br />

Eintrittspreise<br />

4,50 €, ermäßigt 3,00 €, Kinder bis 10 Jahre<br />

frei. Spezielle Gruppentarife.<br />

A 31<br />

A 39<br />

Do<br />

Lon<br />

Sau<br />

3<br />

efort<br />

laye<br />

eaux<br />

St. Jeand’Angély<br />

Saintes<br />

Cognac<br />

Jonzac<br />

A 10<br />

Paulliac<br />

A 62<br />

Langon<br />

Angoulême<br />

Nach der Französischen Revolution wurde der protestantische Glaube<br />

erlaubt. Diejenigen, die zuvor geflohen waren, erhielten das Recht<br />

auf eine Rückkehr nach Frankreich. Doch die meisten Hugenotten bevorzugten<br />

es, in ihrer neuen Heimat zu bleiben. « Heute kommen ihre<br />

Nachfahren zu uns ins Museum », erzählt Michel. « Wir zeigen ihnen<br />

unsere Namenslisten. Manchmal finden sie ihre Vorfahren, insbesondere<br />

wenn diese in Frankreich geblieben sind und zum Beispiel verurteilt<br />

wurden. Denn da die protestantische Bewegung sich vor allem im<br />

Libourne Untergrund abspielte, führten schriftliche Zeugnisse oft zu einer Haftstrafe<br />

oder gar Tötung. Im Hinblick auf diejenigen, die geflohen sind,<br />

wissen wir eher wenig, obwohl sie meistens in den Zielländern administrativ<br />

erfasst wurden, oft auch Hilfen und Subventionen erhielten. Die<br />

verschiedenen Marmande Vereinigungen der Hugenotten in den Ländern besitzen<br />

häufig aussagekräftige Archive. »<br />

Michel Caby und seine Kollegen empfangen Tag für Tag neue Besucher<br />

auf der Suche nach ihren Vorfahren. Daneben ist es ihnen jedoch<br />

besonders wichtig, das Archiv des Museums zu vervollständigen und so<br />

die Einzelschicksale der Hugenotten wie ein Puzzle zusammenzusetzen.<br />

« Ich wünsche mir immer, dass die Nachkommen uns zuschickten,<br />

was sie vielleicht auf dem Dachboden oder im Keller bei sich zu Hause<br />

vorfinden. Ein simples Dokument kann für uns ein wichtiger Baustein<br />

eines größeren Gesamtbildes sein. Es kann ermöglichen, dass Frauen<br />

und Männer ihre persönliche Geschichte wiederfinden. » Die Arbeit<br />

von Michel Caby und seinen Kollegen ist mühsam und langwierig,<br />

aber ein wichtiges Zeugnis französischer, gar europäischer Geschichte.<br />

Und wenn Sie beim nächsten Aufräumen zufällig ein Zeugnis hugenottischer<br />

Geschichte entdecken, zögern Sie nicht, mit dem Musée du<br />

Désert Kontakt aufzunehmen.<br />

N 10<br />

Michel Caby, Konservator des Museums.<br />

A 89<br />

N113<br />

D 992<br />

Anreise<br />

Von Nîmes aus über die N1<strong>06</strong> in Richtung<br />

Alès. Im Kreisel am Ende der Schnellstraße<br />

am Stadtrand von Alès die D910 nach<br />

Anduze nehmen. Kurz vor Anduze auf die<br />

D129 nach Générargues abbiegen. In<br />

Générargues die D50 in Richtung Mialet /<br />

Saint Jean-du-Gard wählen. Noch vor Mialet<br />

geht eine kleine Straße zum Musée du Désert<br />

ab. Ausgeschildert. Nîmes – Musée du Désert<br />

ca. 65 km.<br />

Millau<br />

A75 / E11<br />

Béziers<br />

Lodève<br />

A9<br />

Florac<br />

Mialet<br />

Montpellier<br />

D907<br />

A9<br />

Alès<br />

N1<strong>06</strong><br />

Nîmes<br />

E15 – E80<br />

Valence<br />

A7 / E15<br />

Avignon<br />

Arles<br />

Nyons<br />

Carpentras<br />

A7<br />

A55<br />

A 404<br />

Marseille<br />

N<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 65


Unterwegs in Frankreich Elsass<br />

Elsass –<br />

Hochburg der Weihnachtsmärkte<br />

Wir befinden uns am Ende des<br />

letzten Jahrtausends. Ganz Frankreich<br />

ist eine weihnachtsmarktfreie<br />

Zone… Ganz Frankreich?<br />

Nein! Eine von stolzen Elsässern<br />

bevölkerte Region im Nordosten<br />

des Landes pflegt schon seit<br />

Jahrhunderten die Tradition der<br />

Weihnachtsmärkte... Also schon<br />

lange bevor diese Märkte in den<br />

letzten Jahren den Rest der Republik<br />

im Eiltempo eroberten...<br />

Ich möchte Sie heute auf eine besonders weihnachtliche Reise mitnehmen.<br />

Eine Reise, die Sie so wahrscheinlich nie machen würden.<br />

Sagen wir einfach, es ist eine Art virtuelle Reise in ein ganz reelles<br />

Weihnachtswunderland. Wenige kämen wahrscheinlich auf die Idee, von<br />

einem Weihnachtsmarkt zum nächsten zu reisen. Doch viele hätten sicherlich<br />

Lust, an einem der beschriebenen Orte Halt zu machen und die<br />

besonders festliche Atmosphäre tief in sich aufzusaugen. Denn nirgendwo<br />

zeigt sich Frankreich weihnachtlicher als im Elsass.<br />

Als Hauptstädter habe ich eigentlich ein recht zwiespältiges Gefühl<br />

gegenüber dieser Region meines Landes. Das ganze Jahr über richtet<br />

sich unser Blick eher nach Süden und Westen, in die Provence und die<br />

Bretagne oder an die Atlantikküste und die Loire. Warum sollte ich<br />

mich vor der Eröffnung der neuen TGV-Linie in den Osten mit einem<br />

Regionalzug nach Straßburg quälen, wenn ich in drei Stunden mit dem<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Von links nach rechts: Die Weihnachtsmärkte von Mulhouse und Colmar, der Münster von Straßburg.<br />

Majestätisch ragt der Münster über<br />

die Dächer von Straßburg.<br />

TGV am Mittelmeer sein kann? Doch einmal im Jahr – in<br />

den wenigen Wochen vor Weihnachten – wird das Elsass<br />

zur Hochburg des Weihnachtstourismus. Anders als die<br />

meisten Reisenden aus dem deutschsprachigen Raum entdecken<br />

die Franzosen plötzlich den Nordosten ihres Landes<br />

– die Heimat der französischen Weihnachtsmärkte. Auch<br />

ich will nicht verneinen, dass ein elsässischer Weihnachtsmarkt<br />

mit grandiosen Fachwerkhäusern als Kulisse nicht<br />

mit den Holzhütten zu vergleichen ist, die seit ein paar Jahren<br />

auf dem großen zubetonierten Platz vor dem Grande<br />

Arche in La Défense lieblos aufgestellt werden.<br />

Straßburg – Frankreichs ältester<br />

Weihnachtsmarkt mit Hauptstadtflair<br />

Fangen wir unsere Tour stilvoll an und reisen von der<br />

Hauptstadt einer Nation in die Hauptstadt einer Region:<br />

nach Straßburg. Ohne Zweifel gehört diese Stadt mit ihrem<br />

gotischen Münster und dem niedlichen Altstadtviertel « Petite<br />

France » zu den beliebtesten ganzjährigen Reisezielen.<br />

Und gerade auch im <strong>Dezember</strong> lohnt sich ein Besuch. Hier,<br />

wo das Europaparlament und der Europäische Gerichtshof<br />

für die Menschenrechte zu Hause sind, wo internationales<br />

Flair auf mit Geranien bewachsene Blumenkästen stößt, wo<br />

man an der Schnittstelle zweier großer europäischer Kulturen<br />

ist, hier befinden sich auch einige der romantischsten<br />

und meist besuchten Weihnachtsmärkte der Region.<br />

Ganz Straßburg gibt sich in der Vorweihnachtszeit<br />

festlich geschmückt. Häuser und ganze Straßenzüge<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 67


Unterwegs in Frankreich Elsass<br />

Kanäle durchziehen das romantische Altstadtviertel « Petite France » in Straßburg.<br />

erstrahlen im Schein der Weihnachtsdekorationen. Schon<br />

im Jahre 1570 wurde ein Weihnachtsmarkt auf dem Platz<br />

vor dem Münster veranstaltet. Und auch 436 Jahre später<br />

lädt an gleicher Stelle ein Weihnachtsmarkt vom ersten<br />

Adventswochenende bis Jahresende (25. <strong>November</strong> bis 31.<br />

<strong>Dezember</strong>) zum Bummeln und Stöbern ein. Es ist der älteste<br />

Weihnachtsmarkt Frankreichs, dessen Ursprung im Zusammenhang<br />

mit dem Kampf der Straßburger Protestanten<br />

gegen die opulenten Traditionen der Katholiken steht.<br />

Die besondere Atmosphäre beginnt vor allem am späten<br />

Nachmittag, wenn die Dunkelheit hereinbricht und der<br />

Duft von Glühwein und Weihnachtsgebäck alte Kindheitserinnerungen<br />

wach werden lässt. In der ganzen Innenstadt<br />

findet man die kleinen Holzhütten, in denen Kunsthandwerk,<br />

Leckereien und andere Verführungen locken.<br />

Schwerpunkte bilden die innerstädtischen Plätze. So lädt<br />

neben dem traditionellen Weihnachtsmarkt am Münster<br />

unter anderem der Christkindelsmärik auf der Place Broglie<br />

und der Rue de la comédie sowie der Bredle-Markt auf der<br />

Place d’Austerlitz zum Besuch ein. Ehrengast ist in diesem<br />

Jahr das EU-Beitrittsland Rumänien, das seine traditionellen<br />

Handwerkskünste und kulinarischen Köstlichkeiten<br />

auf der Place Gutenberg feilbietet. Auf der großen Place<br />

Kléber, die früher als Aufmarschgebiet diente und bis zum<br />

Jahre 1840 den Namen Place d’Armes trug, verbreitet ein<br />

riesiger Weihnachtsbaum festliches Ambiente. Und wie<br />

jedes Jahr runden auch 20<strong>06</strong> vielfältige Veranstaltungen<br />

wie Konzerte, Ausstellungen und Führungen das vorweihnachtliche<br />

Programm ab.<br />

Colmar – Bürger schmücken ihre Stadt<br />

Machen wir uns nun auf den Weg in Richtung Süden.<br />

Gut 70 Kilometer von Straßburg entfernt, treffen wir auf<br />

die Stadt des Isenheimer Altars im weltberühmten Musée<br />

d’Unterlinden. Im Vergleich zu Straßburg ist Colmar eine<br />

junge Stadt. Denn erst im 9. Jahrhundert wurde an dieser<br />

Stelle ein erstes Gut erbaut und um 1220 erhielt die heutige<br />

Hauptstadt des Departements Haut-Rhin die Stadtrechte.<br />

Dies zeigt aber mal wieder, dass « jung » im alten Europa ein<br />

relativer Begriff ist. Denn genauso wie die große Schwester<br />

im Norden wartet auch Colmar mit alten Fachwerkhäusern,<br />

romantischen Gassen und pittoresken Plätzen auf. Da versteht<br />

es sich fast schon von selbst, dass auch diese Stadt zu<br />

den Hochburgen des weihnachtlichen Elsass gehört.<br />

Besonderen Wert legen die Einheimischen auf die feierliche<br />

Dekoration ihrer Stadt. Gekonnt wird die das ganze<br />

Jahr über existierende Illumination der Innenstadt, die sogar<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


nach einem Beleuchtungsmasterplan<br />

professionell in Szene gesetzt<br />

wurde, durch die Weihnachtsbeleuchtung<br />

ergänzt. Dabei überlassen<br />

die Bürger nichts dem Zufall.<br />

Seit 1998 wird jedes Jahr neu ein<br />

Dekorationswettbewerb für den<br />

besten Weihnachtsschmuck ausgelobt.<br />

In drei Kategorien wird gewertet:<br />

Privathäuser, Marktstände<br />

und Geschäfte. Der Schmuck<br />

wird Ende <strong>November</strong> angebracht,<br />

und eine Jury vergibt Preise im<br />

Gesamtwert von fast 7.000 Euro.<br />

Kein Wunder vielleicht, dass die<br />

Altstadt sich in einen einzigen<br />

Weihnachtstraum verwandelt.<br />

Wie Straßburg kann auch Colmar<br />

gleich mit mehreren Weihnachtsmärkten<br />

aufwarten. Auf der<br />

schmalen Place des Dominicains<br />

mit der imposanten Kirche des<br />

Dominikanerklosters als Kulisse<br />

reihen sich rund 65 Holzhütten<br />

aneinander. Ähnlich<br />

viele Buden findet<br />

man auf der Place de<br />

l’Ancienne Douane<br />

um den Schwendi-<br />

Brunnen herum. Der<br />

Legende nach soll der Feldherr Lazarus von<br />

Schwendi die Tokayrebe von einem Feldzug<br />

in die Heimat gebracht haben. Auf der Place<br />

Jeanne d’Arc locken vor allem einheimische<br />

Leckereien. Im Koïfhus wartet ein überdachter<br />

Weihnachtsmarkt auf den Besucher. In dem<br />

mittelalterlichen Gebäude bieten insbesondere<br />

Kunsthandwerker ihre Produkte an. Wer<br />

mit Kindern unterwegs ist, findet sein Glück<br />

vielleicht auf dem Kinderweihnachtsmarkt<br />

im Viertel « Petite Venise », dem ehemaligen<br />

Stadtteil der Fischer und Gemüsebauern an<br />

den Ufern der Lauch. Sollten Sie sich zum<br />

Abschluss nach sportlicher Betätigung sehnen,<br />

können Sie sich auf der Eislaufbahn auf<br />

der Place Trapp Schlittschuhe unter die Füße<br />

schnallen und ein paar Runden auf dem Eis<br />

drehen.<br />

Mulhouse – Weihnachtsstoff<br />

für Weihnachtsmarkt<br />

Von Colmar aus wollen wir noch weiter in den Süden<br />

fahren, in das Dreiländereck Frankreich, Deutschland,<br />

Schweiz. Mulhouse ist die dritte Metropole des Elsass,<br />

wenn sie auch touristisch im Schatten der anderen beiden<br />

Städte steht. Zu sehr hält sich das Klischee vom industriell<br />

geprägten Stadtbild, von rauchenden Fabrikschloten und<br />

trostlosen Vorstädten. Dabei hat gerade Mulhouse seit den<br />

70er-Jahren eine beeindruckende Verwandlung durchgemacht.<br />

Schon längst ist die Stadt ein wichtiges Dienstleistungszentrum<br />

der Region geworden. Den Flughafen, der<br />

separate Anfahrtsstraßen aus Frankreich und der Schweiz<br />

besitzt – ein europäisches Kuriosum, teilt man sich friedlich<br />

mit Basel. Zahlreiche Museen wurden zu einer neuen Touristenattraktion.<br />

Würde man alle besuchen wollen, könnte<br />

dies leicht in einen Marathon ausarten.<br />

Die Entwicklung von Mulhouse ist stark mit dem<br />

Aufstieg der Textilindustrie im 19. und 20. Jahrhundert<br />

verbunden. Bereits 1746 wurde hier eine Manufaktur für<br />

Stoffdruck gegründet. Wen wundert es also, dass Stoff noch<br />

heute eine besondere Rolle im Weihnachtsgeschäft spielt.<br />

So wird jedes Jahr extra ein neues Stoffmuster entworfen,<br />

das die Stände der Weihnachtsmärkte und die<br />

Fassade der Kirche Saint-Etienne schmückt.<br />

Doch dies ist nicht der einzige Unterschied zu<br />

den Weihnachtsmärkten in Colmar und Straßburg.<br />

Fachwerkarchitektur ist in Mulhouse<br />

eher selten, und so bilden gründerzeitliche Villen<br />

und Bürgerpalais die festliche Kulisse für<br />

die Märkte. Eine angenehme Abwechslung im<br />

Lande der Holzbalken und Geranien.<br />

In vielen weiteren Städten des Elsass<br />

werden Weihnachtsmärkte veranstaltet.<br />

So auch in Obernai.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 69


Unterwegs in Frankreich Elsass<br />

Der traditionelle Weihnachtsmarkt befindet sich auf der<br />

Place de la Réunion im Herzen der Stadt. Der Duft von<br />

Zimt und Glühwein liegt in der Luft, und gerade in den<br />

Abendstunden funkeln die vielen Lichter der Stände mit<br />

den illuminierten Fassaden um die Wette. Und auch Mulhouse<br />

hat die Kinder als neue Zielgruppe entdeckt und seit<br />

einiger Zeit in der Parkanlage des Square Steinbach, nur<br />

wenige Schritte von der Place de la Réunion entfernt, einen<br />

Weihnachtsmarkt für die Kleinen eingerichtet. Holzkarussell,<br />

Märchenstunde, Eselsritte und der Weihnachtsmann<br />

lassen Kinderherzen höher schlagen.<br />

Kaysersberg –<br />

Weihnachtsmarkt in dörflicher Umgebung<br />

Weihnachtliches Flair findet man im Elsass natürlich<br />

nicht nur in den großen Städten. Begeben wir uns deshalb in<br />

die Geburtsstadt Albert Schweitzers. Der westlich von Colmar<br />

gelegene Ort Kaysersberg zieht sich tief in das Tal des<br />

Flüsschens Weiss hinein. Die Altstadt mit ihren malerischen<br />

Fassaden und das großartige Renaissance-Rathaus bilden einen<br />

würdigen Rahmen für die Vorweihnachtszeit. Nur rund<br />

2.700 Menschen wohnen hier am Rande der Vogesen. An den<br />

Wochenenden im <strong>Dezember</strong> ist aber von himmlischer Idylle<br />

kaum etwas zu spüren. Zu sehr haben sich die Reize von Kaysersberg<br />

herumgesprochen.<br />

Allerdings zeichnet sich der Weihnachtsmarkt dieser kleinen<br />

Ortschaft durch eine Besonderheit aus: Er findet immer nur<br />

am Wochenende statt,<br />

und die Stände findet<br />

man auf abschließbaren<br />

Höfen und nicht auf<br />

den Straßen des Dorfes.<br />

Handwerkskunst und<br />

kulinarische Leckerbissen<br />

stehen im Vordergrund.<br />

Doch auch die<br />

Umgebung von Kaysersberg<br />

zeigt sich ganz<br />

weihnachtlich. Im<br />

Norden ist es nicht weit<br />

nach Ribeauville, wo<br />

an zwei Wochenenden<br />

im <strong>Dezember</strong> (9./10.<br />

und 16./17. <strong>Dezember</strong>)<br />

ein mittelalterlicher<br />

Wei h nac ht sma rk t<br />

veranstaltet wird.<br />

Auch im benachbarten<br />

Riquewihr findet vom<br />

2. bis zum 17. <strong>Dezember</strong><br />

ein Weihnachtsmarkt<br />

statt. Südlich<br />

von Kaysersberg lockt<br />

Munster mit einem<br />

Bredlamarik.<br />

Sélestat gilt als der Ursprungsort des Weihnachtsbaums.<br />

Sélestat – Heimat des Weihnachtsbaums<br />

Zum Abschluss unserer Reise durchs vorweihnachtliche<br />

Elsass wollen wir einen Abstecher nach Sélestat<br />

unternehmen. Zwischen Colmar und Straßburg, in der<br />

fruchtbaren Rheinebene gelegen, hat die Stadt eine lange<br />

Markttradition. Im 13. Jahrhundert erhielt Sélestat seine<br />

Stadtrechte, und im 15. und 16. Jahrhundert war es eine<br />

humanistische Hochburg. So beherbergt die Stadt noch<br />

heute eine bedeutende Bibliothek des Humanismus, die<br />

zugleich die älteste öffentliche Bibliothek des Elsass ist.<br />

Doch Sélestat verfügt über eine weitere Besonderheit: Es<br />

beansprucht für sich, die Heimat des Weihnachtsbaumes<br />

zu sein.<br />

Bereits in einer Urkunde aus dem Jahre 1521, die heute<br />

in der Bibliothek des Humanismus aufbewahrt wird, findet<br />

sich die Erwähnung eines Weihnachtsbaumes. Danach<br />

wurden am 21. <strong>Dezember</strong>, dem Tag des Heiligen Thomas,<br />

die Förster angewiesen, die Wälder der Stadt zu bewachen,<br />

damit die Bürger nicht verbotenerweise « Maien » fällen.<br />

Das altdeutsche Wort « Maien » bedeutet auf Neudeutsch<br />

« festliche Bäume ». Die erste Erwähnung eines Weihnachtsbaumes<br />

ist also ein Verbot. Dieses hat seiner späteren,<br />

weltweiten Popularität aber anscheinend keinen Abbruch<br />

getan.<br />

Auf diesen Eintrag jedenfalls stützt die Stadt Sélestat<br />

ihren Anspruch, der Geburtsort des Weihnachtsbaumes<br />

zu sein. Nicht ohne Grund also spielt der Weihnachtsbaum<br />

auch noch heute eine<br />

besondere Rolle in<br />

der vorweihnachtlichen<br />

Dekoration. Doch<br />

auch einen klassischen<br />

Weihnachtsmarkt<br />

findet man in Sélestat.<br />

Auf dem Square<br />

Ehm im Herzen der<br />

Stadt laden vom ersten<br />

Adventswochenende<br />

bis zum 24. <strong>Dezember</strong><br />

festlich dekorierte Stände<br />

zum Bummeln und<br />

Einkaufen ein. Wie<br />

überall im vorweihnachtlichen<br />

Elsass<br />

duftet es nach frischem<br />

Gebäck und Glühwein.<br />

Der Tag hat sich<br />

bereits verabschiedet<br />

und die bunten Lichter<br />

erhellen den dunklen<br />

Abendhimmel. Dies<br />

ist auch der Moment,<br />

unsere kleine Elsass-<br />

Rundreise ausklingen<br />

zu lassen.<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Anreise<br />

Saarbrücken<br />

Auto: Von Deutschland und Österreich aus erreicht man<br />

das Elsass über die A5 (Karlsruhe–Basel). An mehreren<br />

Stellen besteht die Möglichkeit, auf das linke Ufer des<br />

Metz<br />

Rheins zu wechseln, je nachdem wohin man möchte. Die<br />

auf elsässischer Seite parallel zur deutschen A5 verlaufende<br />

A35 ist übrigens mautfrei und eine gute Alternative zur oft<br />

N 74<br />

überfüllten A5. Von der Schweiz aus gelangt man direkt über<br />

Basel ins Elsass. Berlin-Straßburg ca. 760 km, Köln-Straßburg<br />

ca. 360 km, Wien-Straßburg Châteu- ca. 820 km, Zürich-Straßburg ca.<br />

220 km. Salins<br />

Flugzeug: Die beiden großen Flughäfen der Region sind in<br />

D 955<br />

Straßburg und Mulhouse/Basel. Lufthansa bietet Umsteigeverbindungen<br />

über München nach Straßburg und über<br />

Nancy<br />

Frankfurt a.M., München und Düsseldorf nach Mulhouse/Basel<br />

an. Austrian verbindet Wien mit Mulhouse/Basel. Mit Air<br />

France muss man einen Umweg über Paris in Kauf nehmen,<br />

die Gesellschaft fliegt aber Lunéville ebenfalls Straßburg und Mulhouse/Basel<br />

an. Interessant sind auch die Verbindungen<br />

von easyJet, die von Berlin, Hamburg und München Flüge<br />

nach Mulhouse/Basel anbietet.<br />

Zug: Durch die Grenznähe zu Deutschland und der Schweiz<br />

ist das Elsass auch gut mit dem Zug zu erreichen. Nach Straßburg<br />

verkehren zum Beispiel EC-Züge aus dem süddeutschen<br />

Raum. Aus der Schweiz erreicht man die Region über den<br />

Baseler SNCF-Bahnhof. Mit der Einweihung der neuen TGV-<br />

Strecke von Paris ins Elsass und weiter nach Süddeutschland<br />

im nächsten Jahr werden sich die Verbindungen noch<br />

weiter verbessern.<br />

A4 / E25<br />

Sarrebourg<br />

FRANCE<br />

Informationen im Internet<br />

Munster<br />

N 4<br />

Sélestat<br />

Ribeauvillé<br />

Riquewihr<br />

Kaysersberg<br />

N415<br />

D417<br />

Colmar<br />

BUNDESREPUB<br />

Wissembourg<br />

K<br />

Haguenau<br />

Baden-B<br />

Strasbourg<br />

N38 / E25<br />

DEUTSCHLA<br />

Freiburg<br />

A35 / E25<br />

www.noel-alsacetourisme.com<br />

Weihnachtsmärkte<br />

Straßburg 25.11. – 24.12. (Weihnachtsmarkt am Münster &<br />

Bredle-Markt bis 31.12.)<br />

Colmar 25.11. – 31.12.<br />

Mulhouse<br />

Mulhouse 22.11. – 30.12.<br />

Belfort<br />

Kaysersberg 1. – 3.12. & 8. – 10.12. & 15. – 17.12. & 20. – 23.12.<br />

Basel<br />

Ribeauville 9./10.12. & 16./17.12.<br />

Riquewihr 2.12. – 17.12.<br />

Munster 2./3.12. & 9./10.12. & 16./17.12. & 23./24.12.<br />

A 36<br />

SCHWEIZ<br />

Sélestat 25.11. – 24.12.<br />

Besancon<br />

Dole<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 71


Unterwegs in Frankreich Hotel<br />

Grand Hôtel Barrière<br />

Ehrwürdiges 4-Sterne-Hotel im mondänen Seebad Dinard<br />

Frankreich ist nicht gerade arm an legendären<br />

Seebädern. Dinard, im Norden der<br />

Bretagne, ist einer dieser mondänen<br />

Orte. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts reiste der<br />

Geldadel an die Mündung der Rance und genoss<br />

in den Villen und Hotelpalästen die angenehme<br />

Sommerfrische. Den Grundstein hierfür<br />

verdankte der Ort der englischen Familie Faber,<br />

der bald reiche US-amerikanische Familien folgten.<br />

Das ehrwürdige Grand Hôtel Barrière, direkt<br />

an der Uferstraße Avenue Georges V gelegen,<br />

gehört zu den Häusern, die den Charme<br />

alter Tage erahnen lassen.<br />

Nicht ohne Grund, denn dieses Hotel der<br />

Gruppe Lucien Barrière kann auf eine lange<br />

Tradition zurückblicken. Bereits im 19. Jahrhundert<br />

wurde das Grand Hôtel Barrière von wohlhabenden<br />

Familien frequentiert. Der Herzog von<br />

Cambacérès, Zeremonienmeister von Napoleon<br />

III., und zahlreiche Adelsfamilien aus Großbritannien<br />

gehörten zu den illustren Gästen des<br />

Hauses. Man kam ins Grand Hôtel Barrière, um<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


zu sehen und gesehen zu werden. In den 50er-<br />

Jahren entdeckten die Stars der Filmbranche<br />

diesen idyllischen Ort mit Blick auf Saint-Malo<br />

am anderen Ufer. Und auch heute noch nächtigen<br />

viele Stars, die zum Britischen Filmfestival nach<br />

Dinard anreisen, in diesem Hotel, das sich in<br />

Laufweite des Casinos der Stadt befindet.<br />

Die Zimmer sind klassisch-modern eingerichtet.<br />

Einige haben einen Balkon, von<br />

dem aus sich ein herrlicher Blick auf das Meer<br />

bietet, das gerade im Abendlicht dunkelblau<br />

leuchtet. Für das leibliche Wohl sorgt das neue<br />

Restaurant « blue.B ». Es verbindet Eleganz und<br />

Gemütlichkeit mit einer innovativen Küche. In<br />

der Hotelbar « 333 Café » stehen dagegen Kleinigkeiten<br />

und Drinks auf der Karte. Von der<br />

Terrasse aus genießt man zudem einen wunderschönen<br />

Blick auf die Mündung der Rance.<br />

Und sollte man ungewollt ein paar Pfunde<br />

zugelegt haben, stehen ein Schwimmbad, ein<br />

Saunabereich mit Trocken- und Dampfsauna<br />

sowie ein Fitnessraum zur Verfügung.<br />

Grand Hôtel Barrière<br />

46, avenue George V<br />

35800 Dinard<br />

Telefon: +33 (0)2 99 88 26 26<br />

Fax: +33 (0)2 99 88 26 27<br />

E-Mail: grandhoteldinard@lucienbarriere.com<br />

Cherbourg–<br />

Octeville<br />

Internet<br />

www.lucienbarriere.com<br />

Zimmerpreise<br />

Roscoff<br />

Diverse Zimmerkategorien mit und ohne<br />

Meerblick sowie Sonderaktionen werden<br />

angeboten. DZ ab 123 €.<br />

Brest<br />

Hotelausstattung<br />

St Brieuc<br />

Kreditkarten Douarnenez<br />

Quimper<br />

Morlaix<br />

N12/E50<br />

90 Zimmer, Schwimmbad, Sauna, Parkplatz<br />

Visa, MasterCard, AMEX<br />

Châteulin<br />

D58<br />

Lannion<br />

St Guingamp<br />

N164<br />

Pontivy<br />

Dinard<br />

N12/E50<br />

D266<br />

Dinan<br />

St Malo<br />

N137<br />

Rennes<br />

Fougères<br />

Mayenne<br />

MAYENNE<br />

A 81 / E 50<br />

Alencon<br />

Mamers<br />

Mor<br />

N24<br />

Laval<br />

Le Mans<br />

Lorient<br />

Vannes<br />

N166<br />

N165/E60<br />

Redon<br />

N137/E3<br />

N 137 / E 3<br />

Châteu-Gontier<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 73<br />

la Segré<br />

Châteaubrian<br />

Châteaubrian<br />

la Flèche<br />

SARTHE<br />

A 11<br />

Chahaig<br />

LOIR


Boutique<br />

Der Name ist ein Wortspiel: « +bo » wird im Französischen ausgesprochen wie « plus beau », was schlicht und einfach « schöner »<br />

heißt. Diese Boutique im Szeneviertel Marais ist um einen luftigen Patio herum angeordnet, eine Besonderheit in dem eng<br />

bebauten Stadtteil. Angeboten werden eine Reihe von Dekorations- und Einrichtungsgegenständen, natürlich alles im<br />

modernen Design. Es wird dabei viel Wert darauf gelegt, gerade jungen Kreativen eine Chance zu geben und ihnen einen<br />

Zugang zum Markt zu bieten.<br />

+bo<br />

8, rue Saint Merri<br />

75004 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 42 74 55 10<br />

Internet<br />

www.plusbo.fr<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo 14.00 – 19.30 Uhr<br />

Di – Sa 11.00 – 19.30 Uhr<br />

So & Feiertage 14.00 – 19.30 Uhr<br />

Essig- und Ölflaschen aus Glas von Lovorika<br />

Banakovic, 150 ml Inhalt, 29,00 €<br />

Wodkaglas von Matz Borgstrom<br />

(Set aus 4 Gläsern), 26,00 €<br />

Windlicht « Planet » aus zweifarbigen Glas von<br />

Marie Olofssen, 14,50 € (13 cm Durchmesser)<br />

bzw. 32,00 € (18 cm Durchmesser)<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Glasvase « Clipse » von Christian Honorat,<br />

11 cm hoch, 34,00 €<br />

Lampe aus Beton<br />

von Xiral Segard,<br />

200,00 € (18 cm Durchmesser)<br />

bzw. 375,00 € (26 cm Durchmesser)<br />

Kerzenständer aus Edelstahl von Nicolai Fuhrmann,<br />

36,00 € (23 cm hoch), 42,00 € (35 cm hoch)<br />

bzw. 48,00 € (35 cm hoch)<br />

Aromalampe von Henriette Melchiorsen,<br />

10 cm hoch, 15 cm Durchmesser, 29,00 €<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 75


Art De Vivre lille3000<br />

Auf Lille 2004 folgt lille3000 –<br />

die Verwandlung geht weiter<br />

Vor zwei Jahren<br />

feierte Frankreichs<br />

flämische<br />

Metropole unter<br />

der Bezeichnung<br />

« Lille 2004 » als<br />

europäische<br />

Kulturhauptstadt<br />

ein fulminantes<br />

Fest der Kultur,<br />

das die gesamte<br />

Region dynamisierte.<br />

Nun will<br />

lille3000 diesen<br />

Erfolg fortsetzen<br />

und alle zwei<br />

Jahre ein neues<br />

Forum für die<br />

Kulturen der Welt<br />

und wichtige<br />

Zukunftsfragen<br />

bieten. Alle zwei<br />

Jahre wird dabei<br />

der Schwerpunkt<br />

auf ein anderes<br />

geografisches<br />

Thema gelegt.<br />

Den Anfang<br />

macht in diesem<br />

Jahr Indien, aber<br />

auch Finnland ist<br />

vertreten. 2008<br />

soll der Blick<br />

dann nach<br />

Osteuropa<br />

schweifen...<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Der Elefant kommt in Frankreich<br />

groß in Mode. Nachdem<br />

Nantes die Konstruktion eines<br />

überdimensionierten Elefanten als begehbare<br />

Skulptur im Rahmen des Kulturprojektes<br />

« Les Machines de l’Ile »<br />

angekündigt hat (wir berichteten in<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4), ehrt nun auch Lille den<br />

Dickhäuter. Vom 14. Oktober bis zum<br />

14. Januar nächsten Jahres verwandelt<br />

die « Rambla des Eléphants » von Nitin<br />

Dessai, einer der besten Kulissenbauer<br />

in Bollywood, dem nach Hollywood benannten<br />

indischen Filmmekka, die<br />

nordfranzösische Stadt in ein kleines<br />

Mumbai. Zwölf Elefanten mit einer<br />

Höhe von jeweils acht Metern säumen<br />

die Rue Faidherbe im Zentrum. Auch<br />

der Bahnhof Lille-Flandres wurde in<br />

einen großen indischen Palast umgestaltet.<br />

Seine Fassade ist wie der Palast von<br />

Mysore beleuchtet und im Inneren trifft<br />

man auf kleine Baby-Elefanten. Wer<br />

ahnungslos mit dem Zug ankommt,<br />

wird staunen und sich auf den asiatischen<br />

Subkontinent versetzt fühlen.<br />

Lille gibt sich in diesem Herbst<br />

und Winter durch und durch indisch.<br />

Den Anfang machte bereits die große<br />

Eröffnungsparade von lille3000 am<br />

14. Oktober. Die Stadt erlebte eine<br />

indische Nacht mit Tänzern und<br />

Musikern. Die Elefanten von Nitin<br />

Dessai dienten dabei als Kulisse, und<br />

die Fanfaren aus Rajasthan trafen<br />

auf Fanfaren aus Frankreich. Es war<br />

eine fröhliche Begegnung zweier<br />

Kulturen. Seit diesem Tag reiht sich<br />

eine Veranstaltung an die nächste.<br />

Expositionen, Kunstinstallationen,<br />

Filmvorführungen – das Programm ist<br />

reichhaltig und gruppiert sich um die<br />

Bereiche « Feste », « Metamorphosen »,<br />

« Ausstellungen », « Maisons Folie »,<br />

« Midi-Midi », « Spektakel », « Literatur,<br />

Mode, Kino » sowie die « Sammlung<br />

François Pinault ».<br />

Metamorphosen<br />

Die « Metamorphosen » waren bereits<br />

im Kulturhauptstadtjahr 2004 ein<br />

großer Erfolg. Auch bei lille3000 erobern<br />

Künstler mit ihren Werken den<br />

öffentlichen Raum und verwandeln<br />

Lille in eine « organische » Stadt. So<br />

kreierte beispielsweise der DJ Mukul<br />

Patel eine Serie von Toninstallationen,<br />

die sich auf den Straßen und Plätzen,<br />

zum Teil sogar in Geschäften, mit<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 77


Art De Vivre lille3000<br />

dem Thema « Zeit » beschäftigen. Bei<br />

einem Spaziergang soll man durch<br />

Zufall auf seine Kunstwerke stoßen<br />

und zum Nachdenken über die Zeit<br />

angeregt werden. Die Zeit, oder genauer<br />

das Verrinnen der Zeit, soll<br />

spürbar werden. Unter anderem hat<br />

er dafür sechs verschiedene Uhrtypen<br />

entworfen: eine klingende Uhr, die<br />

dem Lauf der Sonne folgt, eine rhythmische<br />

Uhr, eine Videouhr, eine Uhr,<br />

die den Tag in 60 Ghatika – eine alte<br />

indische Maßeinheit – einteilt, eine<br />

sich nach den Abfahrtzeiten der Züge<br />

richtende Uhr sowie eine sprechende<br />

Uhr, die Fabeln von La Fontaine und<br />

deren indische Ursprünge erzählt.<br />

Der Künstler Subodh Gupta präsentiert<br />

eine monumentale Kaskade<br />

aus Geschirr, « God Hungry », in der<br />

Kirche Sainte Marie-Madeleine, die<br />

den Tsunami symbolisieren soll, der<br />

Indien 2004 heimsuchte. Der 42-jährige<br />

lebt in Dehli und ist bekannt für<br />

seine Arbeiten mit Küchenutensilien.<br />

Ashok Sukumaran aus Mumbai, Absolvent<br />

der Hochschule für Kunst und<br />

Architektur in Neu-Delhi und der<br />

Universität für Kunst und Medien<br />

in Los Angeles, installierte auf der<br />

Place du Théâtre einen Lichtstrahl,<br />

« GPS – Glow Positionning System »,<br />

den das Publikum mit Hilfe eines<br />

Joysticks steuern kann. Zu den « Metamorphosen<br />

» von lille3000 gehören<br />

auch Plakate im Stil von Bollywood,<br />

die in verschiedenen Vierteln der Stadt<br />

aufgehängt sind. Es handelt sich um<br />

Portraits von Persönlichkeiten, die<br />

das jeweilige Quartier repräsentieren<br />

und von Werbegrafikern aus Mumbai<br />

geschaffen wurden. Der für westliche<br />

Geschmäcker oft kitschige und auch<br />

amüsante Stil erobert damit die Straßen<br />

Frankreichs flämischer Metropole.<br />

Ausstellungen<br />

Für die zahlreichen Ausstellungen<br />

von lille3000 werden insbesondere die<br />

erfolgreichen Kultureinrichtungen von<br />

Lille 2004 weitergenutzt.<br />

Im ehemaligen<br />

Postgebäude, dem Tri<br />

Postal, zeigt die Exposition<br />

« Mumbai,<br />

Maximum City » Fotografien,<br />

Bilder und<br />

Toninstallationen,<br />

die die Widersprüche<br />

des Alltags dieser<br />

indischen Megametropole<br />

– Indiens<br />

Wirtschaftszentrum,<br />

das aber zugleich<br />

auch Asiens größte<br />

Slums beherbergt<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


– widerspiegeln. Auf<br />

einer anderen Etage<br />

im gleichen Gebäude<br />

projiziert die Künstlerin<br />

Tania Mouraud<br />

150 Gesichter von<br />

Webern auf Monitore.<br />

Die Videoinstallation<br />

wird dabei mit<br />

den Geräuschen ihrer<br />

Arbeit untermalt.<br />

Nebenan erlaubt die<br />

Ausstellung « Le<br />

Troisième Œil » einen<br />

Blick auf Indiens spirituelle, meditative<br />

und religiöse Seiten, interpretiert von<br />

indischen und westlichen Künstlern.<br />

Das majestätische Museum Hospice<br />

Comtesse lädt zu populärer indischer<br />

Kunst ein: « Indomania l’art populaire<br />

indien » lautet der Titel. Gottheiten,<br />

mythische Figuren, die Verbindung<br />

des Heiligen und Erotischen, die Ursprünge<br />

des Kitsches bis zur Bildsprache<br />

à la Bollywood – alles wird hier<br />

thematisiert und analysiert. In Tourcoing,<br />

im Umkreis von Lille, widmet<br />

sich eine Exposition Le Corbusier<br />

und der von ihm entworfenen Stadt<br />

Chandigarh. Fotografien aus der Zeit<br />

der Stadtkonstruktion von 1951 bis<br />

1962 von Lucien Hervé und aktuelle<br />

Aufnahmen von Stéphane Couturier<br />

zeigen die Hauptstadt der indischen<br />

Region Penjab, wo Le Corbusier zum<br />

ersten Mal in großem Umfang seine<br />

Thesen der Stadtplanung umsetzen<br />

konnte. Weitere Ausstellungen im<br />

Rahmen von lille3000 beschäftigen<br />

sich mit der Annäherung von Mensch<br />

und Landschaft oder mit innovativen<br />

Zukunftstextilien.<br />

Maisons Folie<br />

Auch die « Maisons Folie », die für<br />

Lille 2004 zum Teil in alten Fabriken<br />

errichtet und inzwischen zu Orten der<br />

alltäglichen Begegnung wurden (wir<br />

berichteten in Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2), sind<br />

in das Konzept von lille3000 einbezogen.<br />

So gibt es zum Beispiel eine<br />

Tournee der « Salons de Musique »: In<br />

jedem der Häuser wird für ein paar<br />

Tage ein Salon eingerichtet, der sich<br />

ganz und gar mit dem Thema Indien<br />

beschäftigt. Dazu gehört das Erzählen<br />

indischer Geschichten genauso<br />

wie die Möglichkeit, typisch indische<br />

Gerichte zuzubereiten oder Yoga zu<br />

praktizieren. Sogar indische Massagetechniken<br />

kann man erlernen. Den<br />

Abschluss bildet jeweils ein Konzert.<br />

Die « Salons de Musique » sind aber<br />

nicht die einzigen Veranstaltungen in<br />

den « Maisons Folie ».<br />

Für die ganz Mutigen bietet<br />

lille3000 unter dem Namen « Midi-<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 79


Art De Vivre lille3000<br />

rd<br />

D26<br />

St Malo<br />

St Malo<br />

Midi » ein ganz besonderes Event: An<br />

vier Terminen wird ein 24-stündiges<br />

Nonstop-Programm von Samstag- bis<br />

Sonntagmittag angeboten. Es ist die<br />

einmalige Möglichkeit, ohne Unterbrechung<br />

von einem Veranstaltungsort<br />

zum nächsten zu wechseln – die beste<br />

Voraussetzung für ein unvergessliches<br />

Wochenende. Dabei ist jeder Termin<br />

einem anderen Motto gewidmet:<br />

« Bombay » (fand bereits im Oktober<br />

statt), « London und die Diaspora »,<br />

« Spiritualität » und « Bollywood » stehen<br />

auf dem Programm.<br />

Auch von Zuhause kann man sich<br />

bereits auf die indische Atmosphäre in<br />

Lille einstimmen. Auf der Internetseite<br />

von lille3000 hat man die Möglichkeit,<br />

selbst in die Rolle eines Bollywood-<br />

Regisseurs zu schlüpfen. Denn dort<br />

werden kleine Filmausschnitte aus der<br />

indischen Traumfabrik zur Verfügung<br />

gestellt, die man selbst mit Untertiteln<br />

versehen kann. Anschließend lassen<br />

sich die mit der eigenen Kreativität<br />

bereicherten Kurzfilme an Freunde<br />

und Verwandte verschicken. Eine<br />

originelle Idee, auf dieses Ereignis in<br />

Frankreichs Norden aufmerksam zu<br />

machen.<br />

Es würde den Rahmen dieses Artikels<br />

sprengen, alle Veranstaltungen<br />

von lille3000 aufzuzählen. Neben<br />

Indien gehört auch Finnland zu den<br />

Themen dieses Kulturevents. Am<br />

besten man lässt sich treiben und von<br />

der Vielfältigkeit und Originalität des<br />

Angebotes überraschen. Neben Nantes<br />

Anreise<br />

Flugzeug: Lufthansa hat die Verbindung<br />

von München nach Lille wieder<br />

eingestellt. Es bestehen daher zurzeit<br />

keine direkten Flugverbindungen<br />

aus Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz in Frankreichs Norden. Lille<br />

ist aber gut mit dem TGV direkt vom<br />

Pariser Flughafen Roissy-CDG aus zu<br />

erreichen.<br />

Auto: Aus Norddeutschland über<br />

Aachen, Liège und Valenciennes<br />

oder über Duisburg, Eindhoven und<br />

Antwerpen. Aus Süddeutschland,<br />

Österreich und der Schweiz über<br />

Reims oder Luxemburg. Berlin-Lille ca.<br />

850 km, Köln-Lille ca. 330 km, Wien-<br />

Lille ca. 1220 km und Zürich-Lille ca.<br />

750 km.<br />

Zug: Aus Köln bestehen Umsteigeverbindungen<br />

über Brüssel. Der TGV<br />

braucht von Paris ca. eine Stunde bis<br />

Lille.<br />

Programm & Informationen<br />

www.lille3000.com<br />

ist Lille damit bereits<br />

die zweite französische<br />

Stadt, welche<br />

die Etablierung neuer<br />

Kulturevents gezielt<br />

zur Stadtentwicklung<br />

einsetzt. Wann<br />

auch immer man sich<br />

dieser Tage in Lille<br />

aufhält, es gibt viel zu<br />

entdecken. Und für<br />

alle, die es nicht bis<br />

Mitte Januar in Frankreichs Norden<br />

schaffen: Nächstes Rendez-vous ist<br />

bereits im Jahre 2008.<br />

A26 / E15<br />

Arras<br />

Lille<br />

Lens<br />

Douai<br />

FRANCE<br />

Amiens<br />

Paris<br />

Dunkerque<br />

A25<br />

A1 / E15<br />

A1 / E17<br />

A27<br />

Roubaix<br />

A23<br />

Cambrai<br />

Gent<br />

BELGIQUE<br />

St. Quentin<br />

nan<br />

N137<br />

Mortagne-au-Perche<br />

80 · Frankreich erleben Fougères · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> Alencon<br />

Mayenne<br />

Mamers<br />

Nogent-le-Rotrou<br />

AYENNE<br />

Chartres<br />

A 10 / E 5<br />

Etampes<br />

Pithiviers<br />

Troyes


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· <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 81


Art de Vivre Kulturprogramm<br />

Un regard fauve<br />

Bordeaux, bis 20.11.20<strong>06</strong><br />

Francophonic<br />

Festival<br />

Berlin, Köln & München,<br />

bis 25.11.20<strong>06</strong><br />

L’Art au quotidien<br />

Mouans-Sartoux,<br />

bis 07.01.2007<br />

Die Sammlungen des 20. Jahrhunderts<br />

des Musée des Beaux-<br />

Arts in Bordeaux erlauben einen<br />

besonderen Blick auf den Fauvismus,<br />

eine Kunstrichtung, die ihren<br />

Höhepunkt im Jahre 1905 hatte.<br />

Sie legte den Grundstein für eine<br />

neue Orientierung in der Malerei,<br />

die eine gewisse Schlichtheit besaß<br />

und instinktiver, expressiver und<br />

farbiger daherkam. Die Ausstellung<br />

in Bordeaux ist durch zwei<br />

Künstler geprägt: Albert Marquet<br />

und Louis Valtat, die beide im<br />

Museum stark vertreten sind, dank<br />

massiver Ankäufe in den Jahren<br />

1960 bis 1962 für Albert Marquet<br />

und in den Jahren 1983 bis 1993 für<br />

Louis Valtat.<br />

Musée des Beaux Arts de<br />

Bordeaux<br />

Galerie des Beaux-Arts<br />

Place du Colonel Raynal<br />

33000 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)5 56 10 20 56<br />

Öffnungszeiten<br />

Mi – Mo 11.00 – 18.00 Uhr, feiertags<br />

geschlossen<br />

Eintrittspreise<br />

5 €, ermäßigt 2,50 €, Kinder und<br />

Jugendliche bis 18 Jahre frei<br />

Neue Musiktrends « Made in<br />

France » stehen auf dem Programm<br />

des Festivals, wobei einige Musikrichtungen<br />

dieses Jahr besonders<br />

hervorstechen: Chanson/Folk,<br />

World und vor allem Indie-Pop-<br />

Rock-Electro. Bekannte Stars und<br />

junge Talente wechseln sich auf den<br />

verschiedenen Bühnen des Festivals<br />

ab. Mit dabei sind Louise Attaque,<br />

die erfolgreichste Rockband Frankreichs,<br />

Rachid Taha mit der Weltpremiere<br />

seines neuen Albums oder<br />

Emilie Simon. Außerdem gibt es<br />

erste Bühnenauftritte in Deutschland<br />

aus der französischen Indie-<br />

Pop-Rock-Electro-Szene.<br />

Diverse Veranstaltungsorte<br />

Programm und Informationen<br />

www.francophonic-festival.de<br />

Eintrittspreise<br />

10 € – 16 €<br />

Kartenvorverkauf<br />

Internet:<br />

www.francophonic-festival.de<br />

Telefon: +49 (0)30 43 72 09 66<br />

Karten können auch direkt an<br />

den Veranstaltungsorten gekauft<br />

werden.<br />

Eine Ausstellung in kontrastreichem<br />

Umfeld: Ultramoderne Kunst<br />

wird in historischen Gemäuern präsentiert,<br />

im Schloss von Mouans,<br />

ein Beispiel mittelalterlicher Baukunst.<br />

Die Exposition ist in zwei<br />

Bereiche unterteilt: Zunächst die<br />

Werke, die sich mit « Aktivitäten »<br />

beschäftigen, also der Arbeit, dem<br />

Kommerz, der Kommunikation<br />

oder auch der Freizeit. Zum anderen<br />

Objekte aus dem « privaten<br />

Umfeld » wie Schlafzimmer,<br />

Wohnzimmer, Küche oder Bad.<br />

Die ausgestellten Werke stammen<br />

sowohl von unbekannten Künstlern<br />

als auch von solchen mit großen<br />

Namen der modernen Kunstszene.<br />

Espace de l’Art Concret<br />

Château de Mouans<br />

13, place Suzanne de Villeneuve<br />

<strong>06</strong>370 Mouans-Sartoux<br />

Telefon: +33 (0)4 93 75 71 50<br />

Internet<br />

http://art.concret.free.fr/<br />

Öffnungszeiten<br />

Di – So 11.00 – 18.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

3 €, Kinder und Jugendliche bis<br />

18 Jahre frei<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Venedig und der<br />

Orient<br />

Paris, bis 18.02.2007<br />

Artistes & Stars<br />

Mulhouse, 30.11.20<strong>06</strong><br />

– 18.03.2007<br />

Österreichische<br />

Theaterwoche<br />

Paris, 20. – 24.11.20<strong>06</strong><br />

Der Stadtstaat Venedig hatte<br />

seit dem 9. Jahrhundert ein privilegiertes<br />

Verhältnis zu den Dynastien<br />

des Nahen Ostens und<br />

pflegte enge Kontakte mit Kairo,<br />

Damaskus und Konstantinopel.<br />

Die Ausstellung « Venedig und der<br />

Orient » wurde vom Pariser Institut<br />

du Monde Arabe und dem New<br />

Yorker Metropolitan Museum of<br />

Art organisiert und präsentiert rund<br />

250 Objekte – Gemälde, Textilien,<br />

Teppiche, Goldschmiedearbeiten,<br />

Keramiken und Glasarbeiten – aus<br />

venezianischen Sammlungen und<br />

den größten Museen der Welt. Ein<br />

großes Kunstereignis in Paris.<br />

Institut du Monde Arabe (IMA)<br />

1, rue des Fossés-Saint-Bernard /<br />

place Mohamed V<br />

75005 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 40 51 38 38<br />

Internet<br />

www.imarabe.org<br />

Öffnungszeiten<br />

Di – Fr 10.00 – 18.00 Uhr, Do bis<br />

21.00 Uhr, an Wochenenden und<br />

Feiertagen bis 19.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

10 €, ermäßigt 8 €, bis 26 Jahre 6 €<br />

Die Cité de l’Automobile öffnet<br />

ihre Türen für die Fotografie und<br />

präsentiert eine Auswahl der Arbeiten<br />

von Fotografen der berühmten<br />

Boulevardzeitschrift Paris Match.<br />

Mehr als 100 Aufnahmen aus dem<br />

Archiv des Magazins, davon einige<br />

bisher nie gezeigte, erzählen Ereignisse<br />

aus fünf Jahrzehnten seit<br />

der Gründung des Heftes im Jahre<br />

1949. Mit dabei sind u.a. Bilder von<br />

Botero, César, Chagall, Dalí, Magritte,<br />

Picasso, Soulage, Jacques Brel,<br />

Claude François, Serge Gainsbourg,<br />

Edith Piaf, Brigitte Bardot, Louis de<br />

Funès, Grace Kelly, Coco Chanel.<br />

Cité de l‘Automobile<br />

Musée national - Collection<br />

Schlumpf<br />

192, avenue de Colmar<br />

68100 Mulhouse<br />

Telefon: +33 (0)3 89 33 23 23<br />

Internet<br />

www.culturespaces.com/fr/<br />

schlumpf/<br />

Öffnungszeiten<br />

Täglich 10.00 – 17.00 Uhr<br />

(25.12. geschlossen)<br />

Eintrittspreise<br />

10,50 €, ermäßigt 8,00 €, Kinder bis<br />

7 Jahre frei<br />

Nach einer mehrjährigen Unterbrechung<br />

aus Protest gegen die<br />

Regierungsbeteilung einer rechtspopulistischen<br />

Partei in Österreich<br />

findet in diesem Jahr wieder die österreichische<br />

Theaterwoche in Paris<br />

statt. In ihrer 16. Ausgabe unter der<br />

Führung von Heinz Schwarzinger<br />

widmet sich das Programm den<br />

Frauen der Theaterszene. Egal, ob<br />

im Bereich der Regie, der Theaterleitung<br />

oder als Autorin, Frauen nehmen<br />

eine zunehmende Bedeutung<br />

im Theatergeschäft ein. Die Theaterwoche<br />

präsentiert Autorinnen, die<br />

Ausschnitte aus ihren Werken auf<br />

Deutsch vorlesen. Dabei sind Silke<br />

Hassler, Elfriede Jelinek, Margret<br />

Kreidl, Kathrin Röggla, Gerhild<br />

Steinbuch und Marlene Streeruwitz.<br />

Théâtre Artistic Athévains<br />

45, rue Richard Lenoir<br />

75011 Paris<br />

Internet<br />

www.artistic-athevains.com<br />

Kartenreservierung<br />

Telefon: +33 (0)1 43 56 38 32<br />

Eintrittspreise<br />

10 €<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 83


Art De Vivre Kulturszene<br />

Agnès Jaoui: Canta<br />

CDs<br />

Agnès Jaoui kannte man bisher als<br />

Schauspielerin, Drehbuchautorin oder<br />

Regisseurin. Nun stellt die talentierte Frau<br />

ihr erstes Album vor. Sie präsentiert zwölf<br />

Chansons und teilt dabei auch das Mikrofon<br />

mit ihren kubanischen, argentinischen und<br />

bolivianischen Freunden, mit denen sie es<br />

schon immer liebte, gemeinsam zu singen.<br />

CD von Tôt ou Tard / Warner<br />

Vincent Delerm:<br />

Les piqûres d’araignée<br />

Dieses bereits lang ersehnte, dritte Album von Vincent Delerm wurde in Schweden,<br />

in einem Studio in der Nähe von Malmö aufgenommen und wartet u.a. mit zwei<br />

Duos – mit Peter von Poehl und Neil Hannon der Band Divine Comedy – auf.<br />

CD von Tôt ou Tard / Warner<br />

Film<br />

Charlotte<br />

Gainsbourg:<br />

5.55<br />

Charlotte Gainsbourg ist als<br />

Tochter von Jane Birkin, der<br />

bekannten englischen Schauspielerin,<br />

und Serge Gainsbourg,<br />

der verstorbenen<br />

französischen Musiklegende,<br />

schon lange bekannt. Mit<br />

ihrem neuen Album setzt die<br />

hauptberufliche Schauspielerin<br />

nun ihren musikalischen Weg, der bereits 1984 begann, doch 1987 schon<br />

wieder endete – da war sie gerade einmal 17 Jahre alt, fort. Das neue<br />

Album mit elf Songs auf Englisch erscheint geradezu als eine Hommage<br />

an die Melodien ihres Vaters. CD von Warner<br />

Kiriku und die<br />

wilden Tiere<br />

Frankreich 2005, 75 Minuten • Originaltitel:<br />

« Kirikou et les bêtes sauvages »<br />

• Ein Film von Michel Ocelot und<br />

Bénédicte Galup • Kinostart: 5.<br />

Oktober 20<strong>06</strong>, im Verleih von Alamode<br />

Film<br />

In farbenprächtigen Bildern und kindgerechten<br />

Dialogen erzählt Ocelot<br />

eine beeindruckende Geschichte<br />

über Zivilcourage sowie die Bedeutung<br />

der Familie und vermittelt<br />

seinen Zuschauern dabei einen<br />

außergewöhnlichen Eindruck vom<br />

Leben in einem afrikanischen Dorf.<br />

Der Zeichentrickfilm war in Frankreich<br />

mit mehr als 1,8 Millionen verkauften<br />

Eintrittskarten einer der Kinohits des<br />

Jahres 2005. Unterstützt wird das<br />

Werk von UNICEF, dem WWF und Plan<br />

International.<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Bücher<br />

Barbara Dölemeyer:<br />

Die Hugenotten<br />

232 Seiten, W. Kohlhammer<br />

Fabrice Moireau:<br />

Le Jardin de Giverny<br />

69 Seiten, Gallimard<br />

Der Garten von Claude Monet in Giverny, zwischen Paris und<br />

Rouen gelegen, gehört inzwischen zu den bekanntesten Gärten<br />

der Welt. Dieser Bildband von Fabrice Moireau erlaubt es,<br />

diesen Ort im Laufe der Jahreszeiten neu zu erleben.<br />

Die Geschichte der Hugenotten<br />

ist mehr als die Geschichte<br />

eines Martyriums.<br />

Nach Meinung der Autorin,<br />

die Referentin am Max-<br />

Planck-Institut für europäische<br />

Rechtsgeschichte in<br />

Frankfurt am Main ist und<br />

an der Universität Gießen<br />

Rechtsgeschichte lehrt, muss<br />

sie vielmehr im Rahmen der<br />

europäischen Politik des 17.<br />

und 18. Jahrhunderts und<br />

der damaligen Migration in<br />

Europa betrachtet werden.<br />

Dieses Buch ist eine gute<br />

Einstimmung auf einen Besuch des Musée du<br />

Désert im Süden Frankreichs.<br />

Jonathan Littel:<br />

Les Bienveillantes<br />

903 Seiten, Gallimard<br />

In Frankreich ist dieses Buch, von dem<br />

mehr als 100.000 Exemplare in nur<br />

wenigen Wochen nach dem Erscheinen<br />

verkauft wurden, das Literaturereignis<br />

des diesjährigen Herbstes. Jonathan<br />

Littel, 1967 in New York geboren und US-<br />

Amerikaner, schrieb diesen Roman auf<br />

Französisch. Seine Hauptfigur ist ein SS-<br />

Soldat, der nach Kriegsende heiratet<br />

und eine Familie im Norden Frankreichs<br />

gründet. Lange Zeit kann er seine<br />

dunkle Vergangenheit verbergen, doch am Ende entkommt er<br />

seiner eigenen Geschichte nicht. Nach Meinung vieler Kritiker<br />

ist dieses Werk eines der beeindruckendsten Bücher, die je über<br />

den Nationalsozialismus geschrieben wurden. Es ist eine Reise<br />

in die perverse Gedankenwelt der Nazis, wobei es Littel jedoch<br />

schafft, nicht den allseits analysierten Nationalsozialismus an sich<br />

zu thematisieren, sondern die Verhaltensweisen eines Einzelnen<br />

in den Vordergrund stellt.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 85


Art De Vivre Wein<br />

Wie deutet man ein<br />

Weinetikett richtig?<br />

Wir glauben sicher alle, dass<br />

wir beim Weinkauf ohne Probleme<br />

ein Weinetikett deuten können.<br />

Schließlich sollte es reichen, die<br />

Angaben darauf zu lesen. Doch<br />

die Dinge sind leider nicht ganz so<br />

einfach. Denn es ist essentiell, ein<br />

Weinetikett richtig interpretieren<br />

zu können, um vom Anbieter gewollte,<br />

aber schnell irreführende Interpretationsspielräume<br />

zu erkennen<br />

und vor allem einen Wein nicht zu<br />

einem überteuerten Preis zu kaufen.<br />

Zum Glück ist die europäische<br />

Gesetzgebung streng, auch wenn<br />

manche Anbieter immer wieder<br />

Täuschungsversuche wagen.<br />

Eine Weinbezeichnung muss eindeutig<br />

sein. Um diese Anforderung<br />

zu erfüllen, müssen gewissen Informationen<br />

auf dem Etikett der Flasche<br />

vorhanden sein. Die Vorschriften variieren<br />

aber je nach Kategorie. Einige<br />

Winzer spielen damit, um ihre Weine<br />

in einem besseren Licht erscheinen<br />

zu lassen. Damit Sie sich beim Kauf<br />

von aus Frankreich importiertem<br />

Wein besser zurechtfinden, stellen<br />

wir Ihnen die wichtigsten Regeln<br />

für Weinetiketten vor, geordnet nach<br />

den drei Hauptkategorien französischer<br />

Weine.<br />

Neben diesen Vorschriften hat der<br />

Produzent die Möglichkeit, auf der<br />

Rückseite der Flasche ein zweites,<br />

kleineres Etikett anzubringen, auf<br />

dem er in eigenen Worten sein Produkt<br />

beschreiben und Vorschläge<br />

zum Genuss unterbreiten darf.<br />

Vin de table<br />

Product in France<br />

Ein Vin de table ist ein einfacher Wein. Achten Sie darauf, dass er<br />

günstig ist. Ansonsten zahlen Sie zuviel für ein Produkt, das diesen überteuerten<br />

Preis nicht wert ist. In dieser Kategorie sind die einzig zulässigen<br />

Bezeichnungen Vin de table de France oder Mélange de différents pays<br />

de la Communauté Européenne. Alles andere sind Fantasienamen und nicht<br />

zulässig.<br />

Obligatorische Bestandteile auf dem Weinetikett:<br />

Vin de Table<br />

11% vol 75 cl<br />

L 212 C<br />

MIS EN BOUTEILLE PAR M. Adresse FRANCE<br />

• Herkunftsbezeichnung<br />

• Bezeichnung Vin de table<br />

• Alkoholgehalt<br />

• Mengenangabe<br />

• Identifizierungsnummer der Weinlese<br />

(kann irgendwo auf der Flasche notiert sein)<br />

• Name und Adresse des Abfüllers<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Vin de pays<br />

Weine dieser Kategorie sind bereits hochwertiger. Sie können gute Produkte<br />

für maßvolle Preise finden.<br />

Product in France<br />

Obligatorische Bestandteile auf dem Weinetikett:<br />

• Herkunft<br />

• Bezeichnung Vin de pays, unmittelbar gefolgt vom Produktionsgebiet, z.B. Var<br />

• Alkoholgehalt<br />

• Mengenangabe<br />

• Identifizierungsnummer der Weinlese<br />

(kann irgendwo auf der Flasche notiert sein)<br />

• Name und Adresse des Abfüllers<br />

Fakultative Bestandteile auf dem Weinetikett:<br />

• Markenbezeichnung, Logo oder Zeichnung einer Landschaft<br />

• Jahrgang (die Mischung aus mehreren Jahren ist nicht zulässig)<br />

• Name des Weinguts/Herstellers (Achtung: Wörter wie Château oder Clos sind in<br />

dieser Kategorie unzulässig)<br />

• Name von ein oder zwei Weinreben, z.B. Chardonnay, Merlot, Pinot blanc, Syrah etc.<br />

1999<br />

Domaine du RENARD<br />

Vin de Pays du Var<br />

11% vol 75 cl<br />

L 212 C<br />

MIS EN BOUTEILLE PAR M. Adresse FRANCE<br />

Vin d’appellation d’origine contrôlée (AOC)<br />

Grand Vin de Bordeaux<br />

Wie der Name bereits verrät, sind die Anforderungen für diese Weine am<br />

höchsten. Es handelt sich um hochwertige Weine, die ihren Preis haben.<br />

Obligatorische Bestandteile auf dem Weinetikett:<br />

1996<br />

Chateau<br />

Frankreich erleben<br />

Bordeaux<br />

Product in France<br />

12% vol 75 cl<br />

L 212 C<br />

• Herkunft<br />

• Bezeichnung der Appellation (AOC), z.B. Bordeaux<br />

• Alkoholgehalt<br />

• Mengenangabe<br />

• Identifizierungsnummer der Weinlese<br />

(kann irgendwo auf der Flasche notiert sein)<br />

• Name und Adresse des Abfüllers<br />

Fakultative Bestandteile auf dem Weinetikett:<br />

• Markenbezeichnung, Logo oder Zeichnung des Weinguts (Chateau)<br />

• Jahrgang (die Mischung aus mehreren Jahren ist nicht zulässig)<br />

• Kategorie innerhalb einer Appellation, denn einige Appellationen unterteilen<br />

ihre Weine in mehrere Kategorien, z.B. Grand vin de Bordeaux oder Grand cru<br />

MIS EN BOUTEILLE PAR M. Adresse FRANCE<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 87


Art De Vivre Restaurant<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Café Marly –<br />

Pariser Chic<br />

im Louvre<br />

Man könnte sich keinen zauberhafteren<br />

Ort für ein Restaurant<br />

vorstellen: in einem<br />

der schönsten und bedeutungsvollsten<br />

Gebäude der französischen Hauptstadt<br />

– direkt im Louvre. Das Café Marly<br />

hat seine Räume in den Arkaden, die<br />

den großen Innenhof des Louvre, den<br />

Cour Napoléon, nach Norden zur Rue<br />

de Rivoli hin begrenzen. Glauben Sie<br />

jetzt aber nicht, dass es eines dieser typischen<br />

seelenlosen Restaurants ist, die<br />

man oft im Umfeld von großen Touristenattraktionen<br />

findet. Im Café Marly<br />

herrscht ganz im Gegenteil typische<br />

Pariser Atmosphäre. Man trifft dort auf<br />

Geschäftsmänner und -frauen, auf<br />

Touristen, auf Prominente, oft aus der<br />

Modebranche, aber auch auf ganz « normale » Gäste. Alle teilen die Begeisterung<br />

für diesen besonderen Ort. Denn zuallererst kommt man wegen der einzigartigen<br />

Lage hierher. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, auf der Terrasse unter den<br />

Arkaden Platz zu nehmen und die Stimmung zu genießen, besonders wenn der<br />

Tag sich dem Ende neigt. Die tiefstehende Sonne reflektiert sich im Glas der<br />

Pyramide und taucht den Louvre in ein goldenes Licht. Das Grün der Tuilerien<br />

ist nicht weit. Dahinter sieht man den Eiffelturm in der Ferne. Aber auch das<br />

Innere ist stilvoll: Mehrere Räume im Dekor des 18. Jahrhunderts, verbunden<br />

mit modernen Stilelementen, empfangen den Gast. Von einigen Plätzen aus hat<br />

man durch große Fenster einen direkten Blick auf die Skulpturensammlung des<br />

Louvre. Die Küche ist modern und innovativ. Die Portionen sind vielleicht nicht<br />

die größten, dafür sehr köstlich. Außerdem ist die Küche – in der Weltstadt Paris<br />

ganz und gar nicht selbstverständlich – durchgängig bis 1.00 Uhr morgens geöffnet.<br />

Und auch der Service ist tadellos – freundlich, zuvorkommend, aber nicht<br />

aufdringlich. Zum Abschluss noch ein Tipp: Wenn Sie das Café Marly wieder<br />

verlassen, gehen Sie nach links und besuchen Sie den Cour Carré du Louvre, einen<br />

weiteren magischen Ort, der leider oft übersehen wird.<br />

Verführerisch<br />

in jeder Beziehung<br />

Zum Reinbeißen ist er, der leckere Rohmilchkäse aus<br />

dem französischen Jura. Mit Liebe und handwerklicher<br />

Sorgfalt zubereitet. Bis zu 24 Monate gereift.<br />

Und Laib für Laib nach den strengen AOC-Qualitätsvorschriften<br />

geprüft. Ein Leckerbissen, der den Gourmet<br />

nach allen Regeln der Käsekunst verführt. Probieren<br />

Sie‘s aus. Mehr über die Kunst der Verführung<br />

erfahren Sie unter: www.comte.de<br />

Le Café Marly<br />

Cour Napoléon<br />

Palais du Louvre<br />

75001 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 49 26 <strong>06</strong> 60<br />

Öffnungszeiten<br />

Täglich 8.00 – 2.00 Uhr,<br />

Küche durchgehend bis 1.00 Uhr<br />

Preisniveau<br />

Rund 40 € pro Person


Art de vivre Chantals Rezept<br />

«<br />

Draußen<br />

ist die kalte Jahreszeit angebrochen, die<br />

Abende sind wieder länger und die Sehnsucht nach<br />

Gemütlichkeit steigt. Ein gefüllter Kohl ist die deftige<br />

Antwort auf einen kalten Herbst- oder Wintertag.<br />

»<br />

Chantal, Kochexpertin von Frankreich erleben, beantwortet<br />

gerne Ihre Fragen: chantal@frankreicherleben.de<br />

Für 4-5 Personen<br />

Zubereitungszeit: 40 min<br />

Garzeit: 75 min<br />

Chou farci<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Zutaten<br />

1 großer grüner Kohl<br />

(oder 2 mittelgroße)<br />

500 g Hackepeter<br />

200 g Rinderhack<br />

100 g gekochter Schinken,<br />

gehackt<br />

100 g Speckwürfel<br />

3 Zwiebeln, gehackt<br />

2 Schalotten, gehackt<br />

2 Karotten, in längliche<br />

Streifen geschnitten<br />

1 Tasse Brotkrumen<br />

2 Tassen Milch<br />

1 Ei<br />

500 ml trockener Weißwein<br />

1 Tasse Rinderbrühe<br />

25 g Butter<br />

2 EL Olivenöl<br />

15 Kardamomzehen<br />

3 Knoblauchzehen, gehackt<br />

Petersilie, Kerbel<br />

Salz, Pfeffer, Muskat<br />

Zubereitung<br />

• Die schönsten Kohlblätter einzeln<br />

abziehen und gemeinsam mit<br />

dem Herzen gründlich waschen.<br />

Kohlblätter in den oberen<br />

Topf eines Kuskustopfes legen.<br />

1 Liter Wasser in den unteren<br />

Topf geben und 10 min kochen<br />

lassen, so dass die Kohlblätter<br />

gedünstet werden. Anschließend<br />

Kohlblätter auf einem sauberen<br />

Geschirrtuch abtropfen lassen.<br />

• Den gekochten Schinken, 2 Zwiebeln,<br />

Knoblauchzehen, Petersilie,<br />

Kerbel, Schalotten sowie die in<br />

der Milch aufgeweichten und<br />

abgetropften Brotkrumen gut<br />

vermischen. Anschließend alles in<br />

einer großen Schüssel mit Hackepeter,<br />

Rinderhack, einem Ei und<br />

den Kernen der Kardamomzehen<br />

vermengen. Mit Salz und Pfeffer<br />

würzen. Fertig ist die Füllung.<br />

• Um den gefüllten Kohl schön formen<br />

zu können, am besten eine<br />

runde Schüssel verwenden. 6 Fäden<br />

von ca. 50 cm Länge sternförmig<br />

in der Schüssel auslegen, wobei die<br />

Fäden in der Mitte verknotet sein<br />

sollten. Anschließend die Schüssel<br />

mit zwei Kohlblättern und dem<br />

Herz auslegen, dann eine Schicht<br />

Füllung darübergeben. Danach<br />

wieder eine Schicht Kohlblätter,<br />

gefolgt von einer Schicht Füllung.<br />

Dieses so lange wiederholen, bis<br />

die Zutaten aufgebraucht sind. Die<br />

letzte Schicht muss aus zwei Kohlblättern<br />

bestehen. Die Fäden oben<br />

zusammenziehen und verknoten.<br />

• In einem Bräter Olivenöl erhitzen<br />

und den gefüllten Kohl von beiden<br />

Seiten goldbraun anbraten. Eine<br />

Zwiebel, Karotten und Speckwürfel<br />

dazugeben. Alles 5 min lang<br />

unter Umrühren schmoren lassen.<br />

Anschließend Weißwein und<br />

Rinderbrühe hinzufügen. Mit Salz,<br />

Pfeffer und Muskat abschmecken.<br />

• Bei mittlerer Hitze den gefüllten<br />

Kohl 75 min schmoren lassen.<br />

Bei Bedarf von Zeit zu Zeit<br />

Rinderbrühe dazugeben.<br />

• Am Ende der Schmorzeit den<br />

Kohl mit Hilfe der Fäden aus dem<br />

Topf heben und auf einen großen<br />

Teller legen. Fäden beseitigen.<br />

• Die Butter in dem Bräter erhitzen,<br />

und den Sud anschließend<br />

über den Kohl gießen.<br />

Tipp<br />

Als Beilage passen gut Salzkartoffeln.<br />

Als Wein bietet sich ein Madiran<br />

oder ein Saint-Pourçain an.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 91


Arte-Programm<br />

programmempfehlungen<br />

Montag – Freitag, 6. – 10. <strong>November</strong>, 20.15 Uhr<br />

Jagdsaison<br />

Doku-Serie, Frankreich 20<strong>06</strong>, 5x 26 min<br />

Sechs Monate lang hat die fünfteilige Doku-Serie<br />

den Alltag der Jagdgesellschaft Normand Piqu‘hardi<br />

mitverfolgt, die etwa 100 Kilometer von Paris in den<br />

Wäldern von Dreux und Senonches auf Hirschjagd geht.<br />

Der Zuschauer lernt die unterschiedlichen Mitglieder<br />

der Jagdgesellschaft kennen, die Jagdherren, die Jäger,<br />

die Hundeführer und die Jagdbegleiter, von denen jeder<br />

an seinem Platz derselben Leidenschaft nachgeht. Die<br />

Treibjagd, die in Deutschland schon lange nicht mehr<br />

praktiziert wird, erfreut sich in Frankreich großer Beliebtheit.<br />

Sechs Monate im Jahr kommen in zahlreichen<br />

französischen Regionen zweimal pro Woche Jäger als<br />

Mitglieder einer Jagdgesellschaft sowie Jagdbegleiter als<br />

begeisterte Zuschauer der Treibjagd zusammen, um ihrer<br />

gemeinsamen Leidenschaft nachzugehen. Der Jargon, die<br />

Namen, die sozialen Strukturen – alles erscheint altmodisch.<br />

Was steht hinter diesen Bräuchen? Wie ist die Beziehung<br />

zwischen Jägern und Jagdbegleitern, die oft aus<br />

unterschiedlichen sozialen Verhältnissen stammen? Die<br />

fünfteilige Doku-Serie deckt auf unterhaltsame Weise die<br />

sozialen Verhältnisse zwischen der französischen Oberund<br />

Unterschicht auf.<br />

Sonntag, 12. <strong>November</strong>, 19.00 Uhr<br />

Charles Aznavour in Eriwan<br />

Frankreich 20<strong>06</strong>, 85 min<br />

Er ist der berühmteste Botschafter des französischen<br />

Chansons im Ausland: Charles Aznavour. Am 30. September<br />

gab er mit Freunden ein Konzert in Eriwan. ARTE<br />

präsentiert die Höhepunkte des Auftritts und zeigt ein<br />

Interview mit dem Sänger. « La Bohème », « Venise »,<br />

« Emmenez-moi » und « For me formidable », jeder kennt<br />

die Chansons von Charles Aznavour, doch in Deutschland<br />

wissen nur wenige, dass der Künstler seine Wurzeln<br />

in Armenien hat. Im September kehrte er nach Armenien<br />

zurück und trat mit seinen populärsten Chansons vor mehr<br />

als 50.000 Menschen in Eriwan auf. Er wurde von seinem<br />

Orchester unter der Leitung von Gérard Daguerre begleitet.<br />

Die besondere Beziehung des in Paris geborenen Sohnes<br />

armenischer Eltern zum Land seiner Vorfahren hat Charles<br />

Aznavours Lebensweg immer wieder geprägt. 1988, nach<br />

dem schrecklichen Erdbeben in Armenien beispielsweise,<br />

gelang es ihm, andere Künstler für eine Solidaritätsbewegung<br />

zugunsten seiner Heimat zu gewinnen. Zu Ehren der<br />

Opfer sang er das Chanson « Pour toi Arménie ». Im Jahr<br />

1993 wurde er zum außerordentlichen Botschafter der neu<br />

gegründeten Armenischen Republik ernannt. Im Alter von<br />

82 Jahren startete der weltweit bekannteste französische<br />

Sänger in diesem Jahr eine umfangreiche Tournee, die ihn<br />

außer nach Armenien auch nach Deutschland, Japan und<br />

in die USA führt. Ende 2007 wird er in Lateinamerika<br />

auftreten.<br />

Montag, 13. <strong>November</strong>, 20.40 Uhr<br />

Unter dem<br />

Sand<br />

Spielfilm, Frankreich 2000,<br />

89 min<br />

Seit mehr als 25 Jahren<br />

sind Jean und Marie glücklich<br />

verheiratet. Wie jedes Jahr fahren sie auch diesen Sommer<br />

in ihr kleines Häuschen am Meer. Während Marie sich<br />

am Strand sonnt, geht Jean schwimmen und kommt nicht<br />

wieder zurück. Die Suche nach ihm bleibt erfolglos. Ist Jean<br />

ertrunken? Oder einfach abgehauen? Marie kann sich nicht<br />

mit der Vorstellung abfinden, dass der Mann ihres Lebens<br />

wahrscheinlich nicht mehr lebt.<br />

Montag – Freitag, 18. – 22. <strong>Dezember</strong>, 20.15 Uhr<br />

Vorhang auf<br />

fürs Crazy<br />

Horse!<br />

Doku-Serie, Frankreich 20<strong>06</strong>,<br />

5x 26 min<br />

Seit über 50 Jahren steht Crazy Horse für Eleganz, ästhetische<br />

Erotik und eine anspruchsvolle Show mit raffinierten<br />

Szenerien. Die « Nacktheit als Kunst » macht diese<br />

Revue heute für die ganze Welt zum mythischen Sinnbild<br />

des « Paris bei Nacht ». Die Doku-Soap blickt hinter die<br />

Kulissen des Kabaretts und begleitet den Alltag der jungen<br />

Tänzerinnen.<br />

Montag, 25. <strong>Dezember</strong>, 20.40 Uhr<br />

Der Glöckner von Notre-Dame<br />

Spielfilm, Frankreich 1956<br />

Die unglückliche Geschichte des buckligen Glöckners<br />

von Notre-Dame, Quasimodo, der sich in die schöne<br />

Zigeunerin Esmeralda verliebt. Zu Weihnachten strahlt<br />

ARTE diesen Filmklassiker erneut aus.<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


paris aus<br />

neuer perspektive.<br />

MERIAN live! guide kompass scout map<br />

Louvre und Luxus-Lofts, Kathedralen und Modetempel, Quartier-Romantik und Weltstadtcharme – Paris sorgt<br />

für Herzklopfen. MERIAN bietet Reportagen von exzellenten Fotografen und den besten Autoren der Welt –<br />

mit aktuellen Informationen, nützlichen Tipps und umfangreichem Kartenmaterial.<br />

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Fokus Korsika<br />

Haben Sie eine Ausgabe von<br />

Übersicht der Reisethemen, nach Regionen geordnet:<br />

7<br />

1 Paris und Umgebung<br />

• Pariser Museen - Andere Orte <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Mac/Val - Zeitgenössischer Kunsttempel<br />

in einem Vorort von Paris <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Hotel - Kube Rooms and Bars Paris<br />

<strong>Nr</strong>. 2<br />

8<br />

• Stadtteile - Spaziergang durch eine<br />

sinnliche Metropole <strong>Nr</strong>. 1<br />

• Märkte - Jedem seinen Markt <strong>Nr</strong>. 1<br />

• Interview - Anne Hidalgo <strong>Nr</strong>. 1<br />

• Die Gewächshäuser von Auteuil <strong>Nr</strong>. 1<br />

• Bistros <strong>Nr</strong>. 1<br />

• Gastronomie - Chez Antoine <strong>Nr</strong>. 1<br />

2 Nordfrankreich<br />

• Hotel - L‘Hermitage Gantois, Lille <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Lille - Frankreichs flämische<br />

Metropole <strong>Nr</strong>. 2<br />

3 Elsass / Lothringen /<br />

Champagne<br />

• Wein - Champagner, Lebensgenuss<br />

pur <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Stockweiher <strong>Nr</strong>. 3<br />

6<br />

5<br />

4 Burgund / Jura<br />

• Burgund - Mit dem Hausboot auf dem<br />

Kanal du Nivernais <strong>Nr</strong>. 2<br />

9<br />

2<br />

1 3<br />

11<br />

4<br />

10<br />

12<br />

• Jura - Hundeschlittenfahren im hohen<br />

Norden... des Jura <strong>Nr</strong>. 1<br />

• Wein - Chablis, weißes Gold des<br />

Burgund <strong>Nr</strong>. 1<br />

5 Loire-Tal<br />

• Die etwas anderen Schlösser <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Als Schlossherr im Jahr 20<strong>06</strong>... <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Höhlenwohnungen - Moderne<br />

Troglodyten am Loir <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Gärten & Parks <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad<br />

entlang der Loire <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Wein - Jasnières du Loir <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Gastronomie - Chez Miton <strong>Nr</strong>. 3<br />

6 Normandie<br />

• Le Havre - Frankreichs neuestes<br />

Weltkulturerbe <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Camembert-Herstellung <strong>Nr</strong>. 3<br />

7 Bretagne<br />

• Bretagne - Thalassotherapie: die<br />

heilsamen Kräfte des Meeres <strong>Nr</strong>. 2<br />

8 Atlantikküste<br />

• Ein Traumwochenende im Bordelais<br />

<strong>Nr</strong>. 5<br />

• Cordouan - Das kleine Versailles im<br />

Atlantik <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile<br />

d‘Yeu - das Leben vor der Küste <strong>Nr</strong>. 4<br />

• La Leyre - « Wenn du die Region<br />

wirklich kennen lernen möchtest,<br />

interessiere dich für die Leyre...» <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Nantes - Eine Stadt organisiert<br />

ihre kulturelle Metamorphose <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Hossegor - Wo Architektur den<br />

legendären Ruf eines Seebades<br />

begründet <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Portraits - Salzbauern, Austernzüchter,<br />

Kiwiproduzenten, die Berufe entlang<br />

der Küste <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Hotel - Les Sources de Caudalie,<br />

Bordelais <strong>Nr</strong>. 3<br />

• Aquarium von La Rochelle <strong>Nr</strong>. 2<br />

• Wein - Bordelais: Les Vignobles<br />

Peyvergès <strong>Nr</strong>. 2<br />

• Bordeaux - Das Erwachen einer<br />

schlafenden Schönheit <strong>Nr</strong>. 1<br />

9 Zentralfrankreich /<br />

Pyrenäen<br />

• Land der Katharer - Von Foix nach<br />

Carcassonne <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Viadukt von Millau - Die Brücke über<br />

den Wolken <strong>Nr</strong>. 1<br />

10 Alpen / Rhone-Tal<br />

• Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie<br />

des Lichts <strong>Nr</strong>. 3<br />

11 Mittelmeerküste /<br />

Provence<br />

• Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu<br />

mögen <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jahre<br />

alten Bambusgartens <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard<br />

beim Aalfang... <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Hotel - Le Delos, Mittelmeerküste <strong>Nr</strong>. 4<br />

• Saint-Tropez <strong>Nr</strong>. 2<br />

• Villages perchés - Wo Dörfer auf<br />

Gipfeln thronen <strong>Nr</strong>. 2<br />

• Confiserie - Wo Blüten zu süßen<br />

Köstlichkeiten werden <strong>Nr</strong>. 2<br />

• Gastronomie - Calissons <strong>Nr</strong>. 2<br />

12 Korsika<br />

• Wenn Landstraßen zu Traumstraßen<br />

werden <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Städtevergleich - Bastia versus<br />

Ajaccio <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Gorges de la Restonica, Korsikas<br />

alpine Seite <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Mit der Eisenbahn durch Korsikas<br />

Bergwelt <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Restaurant - A Pineta <strong>Nr</strong>. 5<br />

• Hotel Casadelmar, Porto-Vecchio <strong>Nr</strong>. 1<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Frankreich erleben verpasst?<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4<br />

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Ich bestelle die folgende(n) Ausgabe(n) von Frankreich erleben für 4,90 € pro Heft zzgl. Versandkostenpauschale. Diese beträgt innerhalb<br />

Deutschlands 1,00 € fürs erste Heft und 0,50 € für jedes weitere Heft. Andere Länder: 2,00 € fürs erste Heft und 1,00 € für jedes weitere Heft.<br />

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Den Bestellpreis<br />

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(nur von deutschem Konto möglich):<br />

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Gültig bis Monat/Jahr<br />

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Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung<br />

innerhalb von 14 Tagen beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von<br />

Gründen widerrufen werden kann.<br />

Telefonnummer für Rückfragen<br />

Geldinstitut<br />

Datum, Unterschrift<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 95


Leserbriefe<br />

Mit großer Begeisterung lese ich jede Ausgabe Ihrer<br />

großartigen Zeitschrift! Als gebürtige Französin<br />

ist es immer wieder interessant, festzustellen, dass man<br />

eigentlich seine Heimat nicht « genug » kennt. Alle<br />

Artikel sind spannend. Die Fotos « une merveille »! In<br />

der Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2 habe ich mindestens dreimal den interessanten<br />

Artikel über die Thalassotherapie gelesen.<br />

Mit meinen beiden Kindern fahre ich jedes Jahr in die<br />

Bretagne – Finistère – Roscoff. Dieser Ort war das erste<br />

Thalassozentrum überhaupt. Dr. Bagot, der damalige<br />

Chef des Zentrums, hat meine Urgroßmutter sehr gut<br />

gekannt. Sie war Hebamme. Heute heißt die Straße, die<br />

zum Hauptstrand führt, Rue du Docteur Louis Bagot.<br />

Er war eine ganz besondere Person in Roscoff und für<br />

die Thalassotherapie. Ich wünsche dem gesamten Team<br />

noch viel Erfolg, Spaß und Kreativität. Bonne Chance!<br />

Florence Le Guédès-Lohmüller, Bad Dürkheim<br />

Ich finde Ihr Magazin einfach toll und kann nur<br />

gratulieren. Soeben habe ich Heft <strong>Nr</strong>. 5 ausgelesen und<br />

kann nur bestätigen, dass das Super-Niveau weiterhin<br />

beibehalten wurde. Ich reise seit über 20 Jahren nach<br />

Frankreich und habe schon viele Regionen besucht. Da<br />

ich in der Nähe von Saarbrücken wohne, habe ich nach<br />

dem Studieren der letzten Ausgabe gleich mal eine Tagesfahrt<br />

zum Stockweiher unternommen. Aber nun eine<br />

etwas ungewöhnliche Frage bzw. Anregung. Ihre Zeitschrift<br />

wird wahrscheinlich ausschließlich oder zumindest<br />

größtenteils von Frankreich-Liebhabern gelesen.<br />

Was halten Sie von dem Einrichten eines Forums, über<br />

das die Leser bzw. Abonnenten (da gehöre ich dazu) untereinander<br />

kommunizieren können? Jeder sucht ja mal<br />

irgendetwas « Französisches ».<br />

Dirk Sornberger, Dittweiler<br />

Redaktion: Zurzeit ist ein interaktives Forum auf unserer<br />

Internetseite aus technischen Gründen leider noch nicht<br />

möglich. Sollte sich der Wunsch nach einem solchen Forum<br />

weiter manifestieren, nehmen wir diese Idee gerne in unsere<br />

Zukunftsplanung auf.<br />

Heft <strong>Nr</strong>. 5 ist das erste, und nicht das letzte, welches<br />

ich mir gekauft habe. Endlich ein Magazin, in dem Frankreich<br />

– nicht nur Paris ist Frankreich – ausgesprochen<br />

anschaulich und liebenswert dargestellt wird. War es doch<br />

ausgerechnet mein Traumziel Korsika, wodurch ich auf das<br />

Heft aufmerksam wurde. Ich fand großartige Berichte, die<br />

Lust auf mehr machen. Ebenso finde ich die Städteportraits<br />

sehr gut (wie Marseille und der Hinweis auf Jean-Claude<br />

Izzo). Machen Sie weiter so und geben Sie bitte nicht zu<br />

viele Insider-Tipps weiter. Lassen Sie den Reisenden neugierig<br />

bleiben, sonst wird er schnell zum Pauschaltouristen.<br />

Frankreich kennen – Franzosen verstehen (lernen). Sie beschreiten<br />

einen guten Weg.<br />

Hartwig Schneider, per E-Mail<br />

Ihre letzte Ausgabe handelte von Korsika. Auch ich<br />

habe mit meiner Frau die Insel der Schönheit, wie Sie sie<br />

nennen, kürzlich besucht. Es ist in der Tat wahr, dass die<br />

landschaftlichen Reize dieses Reiseziels nicht zu leugnen<br />

sind. Wir sind schon oft in Frankreich unterwegs gewesen,<br />

aber noch nie auf Korsika. Sehr unangenehm ist uns<br />

allerdings die Mentalität der Menschen aufgestoßen. In<br />

verschiedenen Situationen fühlten wir uns sehr wenig<br />

willkommen, wenn nicht gar angefeindet. Ein Höhepunkt<br />

der negativen Begegnungen war, als uns ein entgegenkommender<br />

Transporter unseren Außenspiegel abgefahren hat.<br />

Anstatt anschließend seine Schuld einzugestehen, wurden<br />

wir wüst beschimpft und bedroht, sollten wir die Polizei<br />

einschalten wollen. In Zukunft werden wir wieder das<br />

französische Festland bevorzugen.<br />

Manfred Heuner, Stuttgart<br />

Ich gratuliere zu Ihrem wunderbaren Korsika-Heft. Wir<br />

fahren schon seit Jahren mit der ganzen Familie nach Korsika.<br />

Besonders gut gefallen uns die tollen FKK-Campingplätze<br />

an der Ostküste. Traumhaft lange Strände, natürlich<br />

belassene Stellplätze und nette Menschen. Es wäre ohnehin<br />

toll, wenn Sie mal einen Artikel zum Thema FKK-Urlaub<br />

in Frankreich machen würden.<br />

Charlotte Krause, Bochum<br />

Letztes Jahr war ich als Student für ein Jahr in Marseille.<br />

Viele meiner Kommilitonen konnten meine Wahl vorher<br />

nicht verstehen. Aber wie Sie in Ihrem Artikel gut gezeigt<br />

haben, die Stadt hat viele Reize. Allerdings fand ich den<br />

Artikel viel zu kurz. Es gibt noch soviel mehr in Marseille<br />

zu sehen. Wann wird die Stadt mal Fokusthema?<br />

Jan Jungmann, per E-Mail<br />

Ich möchte Ihnen ganz herzlich zu der tollen Qualität<br />

Ihrer Hefte gratulieren. Endlich gibt es ein Magazin über<br />

Frankreich, das diesen Namen verdient. Das Niveau Ihrer<br />

Texte ist tadellos, die Bilder attraktiv, die Themenmischung<br />

genau richtig. Bravo!<br />

Sybille von Pfaffen, Berlin<br />

Ich bin selbst Grafikerin und möchte Ihnen heute mein<br />

großes Lob für Ihr Magazin aussprechen. Ihr Heft ist sehr<br />

ansprechend gestaltet. Das Design ist vielfältig und dennoch<br />

entsteht der notwendige Wiedererkennungseffekt.<br />

Gut gefällt mir auch das Verhältnis zwischen Bild- und<br />

Textanteilen. Aber auch inhaltlich bin ich von Ihrem<br />

Magazin begeistert. Ich bin eigentlich kein eingefleischter<br />

Frankreichfan und eher durch Zufall auf Ihre Zeitschrift<br />

aufmerksam geworden. Ihre Artikel machen jedoch Lust<br />

darauf, sich näher mit dem Land zu beschäftigen. Ich<br />

werde mit Sicherheit demnächst mal meinen Urlaub dort<br />

verbringen. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!<br />

Katharina Schröder, per E-Mail<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Hier möchten wir Ihnen Ihre<br />

Lieblingsziele aus unserer<br />

Leserbefragung 20<strong>06</strong> vorstellen:<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH<br />

Heckscherstraße 29 · 20253 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)40 43091648<br />

Fax: +49 (0)40 38017863552<br />

info@frankreicherleben.de<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Welche französischen<br />

Regionen mögen<br />

Sie am liebsten?<br />

1. Provence<br />

2. Atlantikküste<br />

3. Bretagne<br />

4. Languedoc-Roussillon<br />

5. Côte d’Azur<br />

6. Elsass<br />

7. Normandie<br />

8. Loire-Tal<br />

9. Ile-de-France<br />

10. Französische Alpen<br />

Welche französischen<br />

Städte mögen Sie<br />

am liebsten?<br />

1. Paris<br />

2. Bordeaux<br />

3. Straßburg<br />

4. Lyon<br />

5. Aix-en-Provence<br />

6. Nizza<br />

7. Marseille<br />

8. Avignon<br />

9. Colmar<br />

10. La Rochelle<br />

Abonnentenbetreuung & Einzelheftbestellungen:<br />

Frankreich erleben-Aboservice<br />

Postfach 10 32 45 · 20022 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)30 61105366<br />

Fax: +49 (0)30 61105367<br />

frankreicherleben@interabo.de<br />

www.frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 3, rue Franquet · 75015 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Chantal Cobac, Dominique Cache,<br />

Kristina von Domarus, Luis Encinas, Laurent Fournerie,<br />

Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff, Ursula Hennigfeld,<br />

Sylvain Hirigoyen, Olivier Huonnic, Alain Lardière, Nolwen<br />

Lequerre, Dr. Petra Morich, Gérard Rival, Serge Robin,<br />

Helga Saar, Ester Segura, Lisa Sievers, Rudolf-Peter<br />

Vogler<br />

Lektorat: Ina Muñoz, Susanne Ziegler<br />

Wir bedanken uns herzlich für Ihr Engagement und<br />

gratulieren der Gewinnerin der Flußkreuzfahrt:<br />

Frau Cornelia Zehnder aus Salvenach (Schweiz)<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

Anzeigen Deutschland, Österreich und Schweiz:<br />

corps. Corporate Publishing Services GmbH<br />

Kasernenstraße 69 · 40213 Düsseldorf<br />

Anzeigenleitung: Ralf Zawatzky<br />

Anzeigenmarketing: Jeannette Kirchhoff<br />

Telefon: +49 (0)211 887-3186<br />

jeannette.kirchhoff@corps-verlag.de<br />

Auftragsmanagement: Nadine König<br />

Telefon: +49 (0)211 887-3177<br />

nadine.koenig@corps-verlag.de<br />

Anzeigen Frankreich:<br />

Juliane Denner<br />

Telefon: +33 (0)1 72 34 75 09<br />

jdenner@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 1/2005<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen?<br />

Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />

Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief:<br />

Frankreich erleben - Leserbriefe -<br />

Globus Medien GmbH<br />

Heckscherstraße 29 · 20253 Hamburg<br />

Per Fax: +49 (0)40 38017863552<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach unten): Titel: Dominique Cache • S.4: Office du Tourisme de Paris (OTP),<br />

Amélie Dupont; Naegelen, CRT Alsace; Ajc Presse • S.5: Ajc Presse • S.6: Ajc Presse; OTP, David Lefranc • S.8: DR • S.9: OTP, Stéphane Querbes • S.10-11:<br />

OTP, Angélique Clément • S.12-13: Ajc Presse; OTP, Amélie Dupont, Marc Bertrand • S.14-15: Ajc Presse, Dominique Cache • S.16-17: Ajc presse; OTP, Amélie<br />

Dupont, Marc Bertrand • S.18: Printemps • S.22: Printemps • S.23: OTP, Amélie Dupont • S.24-25: Ajc Presse, Dominique Cache; OTP, Marc Bertrand • S.26-27:<br />

Dominique Cache, Ajc Presse • S.28-29: Ajc Presse • S.30-33: Dominique Cache, Ajc Presse • S. 34-35: Quatre roues sous un parapluie; OTP, Amélie Dupont •<br />

S.38-39: Maurice A. und Chantal Cobac für Frankreich erleben, Ajc Presse • S.40-43: DR, Parti socialiste • S.44-47: Jan Grasshoff • S.48-50: Elisabeth Cossé<br />

• S.52: Franz Pfluegl, Fotolia • S.53: Cité de l’habitat • S.56-61: Wilfried Göckel, Jan Grasshoff • S.62-65: Serge Robin, Ajc Presse • S.66-67: Naegelen et<br />

Melaye CRT Alsace; Olga Shelego, Fotolia • S.68-69: Zvardon, Naegelen et Mermet, CRT Alsace • S.70: Naegelen, CRT Alsace • S.72-73: Groupe Lucien Barrière<br />

• S.74-75: DR • S.76-80: OT de Lille, Lille 3000 • S.82-83: François Fernandez, Cité de l’Automobile; DR • S.84-85: DR • S. 88-89: Dominique Cache, Ajc<br />

Presse • S.90-91: Maurice A., Ajc Presse • S.92: Arte, DR • S.98: Pascal Lebeau, Ski France International; Saline Royale d’Arc et Senans; Ajc Presse.<br />

Druck: Neef + Stumme GmbH & Co. KG<br />

Vetrieb:<br />

BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG<br />

Römerstraße 90 · 79618 Rheinfelden<br />

Telefon: +49 (0)7623 964-0<br />

Fax: +49 (0)7623 964-259<br />

www.bpv-medien.com<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und<br />

mit Sorgfalt zusammengestellt. Eine Gewährleistung für<br />

die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen<br />

werden. Der Verlag übernimmt keine Haftung für<br />

unverlangte Einsendungen. Die Redaktion behält sich die<br />

Kürzung und Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die<br />

Geschäftsbedingungen des Verlags. Beiträge, Fotos und grafische<br />

Darstellungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck,<br />

auch auszugsweise, Vervielfältigung auf fotomechanischen<br />

und anderen Wegen sowie Nutzung auf Datenträgern<br />

bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist<br />

im gut sortierten Zeitschriftenhandel in Deutschland,<br />

Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol sowie per<br />

Abonnement<br />

erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 4,90 E (D), 5,50 E (A), 9,60<br />

CHF (CH), 5,90 E (F/L/B/NL), 6,50 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 25,20 E (D), 29,70 E<br />

(A), 57,60 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,50 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer.<br />

© 20<strong>06</strong> Globus Medien GmbH, Hamburg<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 97


Fokus VoRschau Korsika<br />

Fokus: Skifahren in Frankreich<br />

Franche-Comté<br />

La Saline Royale d‘Arc et Senans<br />

Cevennen<br />

Die Geheimnisse<br />

der Grotte<br />

von Trabuc<br />

Evian, Volvic & Co.<br />

Französisches Mineralwasser<br />

erobert die Welt<br />

... und viele weitere Themen<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7 - Januar / Februar 2007 erscheint am 20. <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong>


Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong> · 99


Fokus Korsika<br />

100 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> 20<strong>06</strong><br />

Vertrieb über: Wein Wolf Import GmbH & Co. Vertriebs KG · Tel. 0228 - 44 96 230 · info@weinwolf.de · www.weinwolf.de

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