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L E T Z T E L U S T S E I T E Hinweis: Die Texte auf der letzten Lustseite sind nicht<br />

ganz jugendfrei. Wir bitten die LeserInnen unter 18 Jahren,<br />

diese Texte aufzubewahren und erst bei bei voller<br />

Reife zu lesen.<br />

■ du tust immer noch weh, wenn ich dich sehe. du<br />

bringst schmerz. vielleicht ist es auch nur die erinnerung<br />

an den schmerz, an den, den ich real spürte. aber. ich<br />

weiss erst jetzt, wie ich dir hätte begegenen sollen, aber<br />

dieses jetzt hier ist zu spät. ich möchte dich noch einmal<br />

im arm halten, du an mich geschmiegt und dein kopf,<br />

der sich ein nest in meiner achselhöhle baut. ich möchte<br />

nochmal deinen schlaf beobachten, dein wächter sein<br />

und nichts und niemanden dich stören lassen. und jetzt<br />

bist du da, ganz nah und schaust mich an, wie wenn ich<br />

ein fremder wäre. es tut so weh, unter der haut, alles<br />

schreit und du schaust mich mit deinen schwarzen augen<br />

an. älter bist du geworden, vielleicht hast du sogar<br />

graue haare und deine mundwinkel scheinen mir ausgeprägter.<br />

und die zornesfalte, die auch. manchmal seh<br />

ich dich in der jetztzeit und gleichzeitig sehe ich dich<br />

vor jahren; du warst irgendwie weicher. du schienst offener,<br />

zärtlicher, vielleicht hattest du mehr liebe für die<br />

menschen rund um dich. misstrauisch warst du schon<br />

immer, das ist gewiss nicht neu, aber das du die leute<br />

so anschaust? erw<strong>art</strong>est du schlechtes, erw<strong>art</strong>est du,<br />

hintergangen zu werden? sag, hat man dich angelogen<br />

und ausgenutzt? du stehst doch auf der sonnseite. du<br />

bist das doch, die immer über alles weggeht und sagt,<br />

es tue nicht weh, es sei bloss ein kurzes einfrieren, ein<br />

moment, der dann auch ebenso schnell wieder weggeht.<br />

so schnell wie die eiswürfel im glas fl üssig werden, so<br />

schnell gehst du über ärger, liebe und zorn weg. nicht<br />

dass du oberfl ächlich wärst, aber leiden willst du nicht.<br />

niemand soll diese macht über dich haben und dich<br />

■ interwerk gmbh<br />

kulturconsulting kulturmanagement kulturvermittlung.<br />

www.interwerk.ch<br />

sandrainstrasse 3 3007 bern +41 (0)31 318 6050<br />

unglücklich machen können und ich, ich habe dir das<br />

geglaubt. und jetzt sehe ich dich und du schaust traurig<br />

aus. dein lachen ist geblieben, aber deine ehemals<br />

runden bewegungen sind nicht mehr fl iessend. und deine<br />

stolze haltung ist vielleicht auch nur noch haltung<br />

und nicht mehr das gefühl drin, sag, hast du überhaupt<br />

gefühle? bist du manchmal alleine und möchtest dich an<br />

jemanden ankuscheln? an mich? oder bist du immer so,<br />

so wie jetzt, stark und kalt und so gar nicht anschmiegsam?<br />

du hast es geliebt mit mir zu spielen, stundenlang<br />

sind wir im bett gelegen und haben geredet, gekuschelt,<br />

sex gehabt, uns gestreichelt und geküsst und geliebt<br />

und jetzt schaust du aus, als gäbe es das nicht mehr<br />

in deiner welt. als wäre jede hand eine schwielige, als<br />

wäre sex etwas wie essen und trinken. man tut das halt,<br />

aber du, du nicht mit gefühl. gut, du warst nie eine romantische<br />

frau, du hast nichts von den sonnenuntergängen<br />

gehalten, die ich dir geschenkt habe. die rosen<br />

waren zu gewöhnlich, zum falschen zeitpunkt, zu klein,<br />

zu selten oder hatten die falsche farbe. aber sag, war<br />

das wahr? wer warst du überhaupt, kenne ich dich, habe<br />

ich dich je gekannt? du hast mir wörter auf den rücken<br />

geschrieben und sie wieder weggeküsst, du hast mir erzählt,<br />

dass jeder nackte körper ein weisses blatt sei, auf<br />

das die fl üchtigen bekanntschaften, die man so macht,<br />

ihre geschichten schreiben. dass du viele geschichten,<br />

traurige, so richtig zum weinen traurige auf meinem<br />

körper liest, und dass du mich deshalb so zärtlich behandelst.<br />

du hast mir gezeigt, wo unbeschriebene stellen<br />

sind, wo man mich küssen und lecken kann und auf<br />

keinerlei spuren trifft. und jetzt seh ich dich, und du bist<br />

so unglaublich kalt. ob deine haut zu viele geschichten<br />

kennt? wer hat sich da eingeschrieben, und warum sind<br />

es nicht liebesgedichte, die deinen körper bedecken?<br />

habe ich vergessen, die sonnenuntergänge mit den lippen<br />

auf deinen bauch zu brennen? wie konnte ich! ich<br />

vermisse dich, ich vermisse dich so unendlich und du<br />

machst mich so traurig. ich kann dich nie mehr so wie<br />

du warst treffen, und noch wenn ich könnte, dann hätte<br />

ich angst vor dir: ich hätte angst, an deiner seite ebenso<br />

einsam zu sein, wie ich es alleine bin, in deinen armen<br />

zu erstarren. sag, warst nicht du das, die mir das buch<br />

empfohlen hat? das buch mit der liebesgeschichte, die<br />

aus zufall und nur so, in einem unachtsamen moment,<br />

aufgelöst wurde? ich wusste schon bei unserer trennung<br />

nicht mehr wie es hiess, aber ich möchte es nochmals<br />

lesen. ich erfahre dich nur, wenn ich die bücher von<br />

dir lese, dass weisst du, das war immer so. empfi ehl mir<br />

ein buch, schreib mir deinen aktuellen lesetipp, zeig mir<br />

wer du bist. eines meiner regale ist deines, du weisst<br />

es, gedichtbände sind da, autobiographien und selten<br />

mal ein roman, in dem sich die menschen lieben. und<br />

sich entsprechend begegnen. immer wenn ich die bücher<br />

gelesen habe, die du mir empfohlen hast, erw<strong>art</strong>ete<br />

ich ein übles ende. manchmal habe ich sie nicht mal<br />

ausgelesen, ich wusste, es kommt schlecht. sag, liest du<br />

nur noch fachliteratur? oder liest du vielleicht gar nicht<br />

mehr? (von mann / vonfrau)<br />

impressum<br />

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