Lebe 146
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LEBE: Kommen auch Männer, die um ihr Kind
kämpfen, in die Beratungsstelle?
Sonja Dengler: Ja, das kommt schon auch vor –
das wird dann besonders tränenlastig, denn
wenn Männer weinen, ist das viel elementarer,
verzweifelter. Vor ca. einem Jahr war ein
solcher junger Mann bei uns, er ging in die
Abtreibungsklinik und fotografierte heimlich
die wartenden Frauen: DAS waren Fotos, die
solche kaputten Frauengesichter zeigten, dass
ich auch weinte.
Scheußlich. Das
heftige mit dem
jungen Mann war
dann, dass er diese
Fotos logischerweise
vergrößern
und sie seiner
Sabrina zeigen
musste – das war
eine Diskussions-
Schlacht mit
ihm, sage ich
Ihnen. Aber am
Ende hat er seine
Angst besiegt
und es gewagt.
Auf dem weitern
Schlachtfeld im
Paar- Gespräch
konnte das
Kind und die
Beziehung gerettet werden, was übrigens
meistens nötig ist
LEBE: Sie lassen öfters sehr zart die
Glaubenseinstellung von Sandra anklingen.
Inwiefern ist für Sie der Glaube an Jesus
Christus gerade für Ihre Beratungstätigkeit
von Bedeutung?
Sonja Dengler: Das werde ich oft gefragt: Es bedeutet
mir ALLES. Wie könnte ich ohne meinen
Glauben, diesen Wahnsinn nicht nur durchstehen,
sondern auch noch produktiv arbeiten und
dann auf den nächsten Wahnsinn zugehen?
Anfangs war mein Glaube senfkorngroß, würde
ich heute sagen. Nach allem, was ich an
Beratungen, Verfolgungen und Schlachten erlebte,
sage ich heute: Ich traue Gott alles zu!
Alles.
Aber ER erwartet von mir: Glaube, Hoffnung
(das vor allem!) und Liebe. Letzteres ist manchmal
gar nicht leicht aufzubringen, wenn die
Schwangere so scheinbar kaltschnäuzig vor mir
sitzt. Aber irgendetwas Liebenswertes fällt mir
dann auch in dieser Situation an ihr auf.
LEBE: Was möchten Sie den Lesern unserer
Zeitschrift noch persönlich ans Herz legen?
Sonja Dengler: Mischt Euch ein, Ihr Männer und
ihr Frauen. Macht den Mund auf, Ihr werdet
immer verletzlicher, aber paradoxerweise immer
stärker. Kämpft für die Frauen, die blind
und wütend in eine bösartige Falle tappen und
kämpft für die unschuldigen
Opfer,
die Kinder. Helfen
Sie uns, das Eis in
den Seelen zu tauen
– verbreiten sie unser
Buch, damit die
Wahrheit ans Licht
kommt.
LEBE: ALLES WIRD
GUT ist nicht nur der
Titel Ihres Buches
sondern wohl Ihre
grundsätzliche
Devise.
Sonja Dengler: Oh ja!
Das habe ich mir
bei meinem Mann
und bei anderen guten
Männern abgeguckt:
die sehen nämlich eine Herausforderung
heranrollen und sagen sich, das wird schon
irgendwie gut gehen, wer nicht kämpft, hat
schon verloren.
LEBE: Wir danken Ihnen sehr, dass Sie und Ihr
Beratungsteam sich so beherzt und kompetent
für das Leben der ungeborenen Kinder und
deren Mütter einsetzen. Vor allem danken
wir Ihnen, dass Sie mit diesem Roman in
leicht verständlicher, aber eindrucksvoller
Weise das verschwiegene und traurige Thema
„Abtreibung“ aus der Tabuzone herausholen
und in die Herzen der Menschen transportieren.
Wir hoffen mit Ihnen, dass es zum Sieg einer
Kultur des Lebens beitragen kann
Sonja Dengler: Alleine werden wir das nicht schaffen,
wir bauen auf die Hilfe von allen Männern
und Frauen ohne Eis in der Seele – dann wird
Gott diese Hilfe segnen. Jedem Einzelnen.
24 LEBE 146/2020
146-Lebe RZ 24 22.05.20 08:26