F08 Interview Irfan Peci
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INTERVIEW
Sie haben in Österreich eine große
Debatte ausgelöst, weil Sie der
jetzigen Justizministerin Alma
Zadić vorgehalten haben, dass sie
nicht so recht wisse, in welchem
Milieu sie sich bewegt, wenn sie die
Grazer Moschee besucht. An der
Oberfläche zeigt die das freundliche
Gesicht des Islam im Westen.
Und wenn man nicht die Sprachund
nicht die Detailkenntnisse hat,
versteht der Besucher nicht, was
da unterrichtet und gelehrt wird.
Um was ging es da noch einmal?
Als jemand, der diese Strukturen
von innen kennt, geht es mir darum,
die Gesellschaft aufzuklären. Mein
Ziel ist, Leute zu sensibilisieren und
aufzuwecken und zu zeigen, es ist nicht
alles so, wie es ausschaut. Zadić kannte
ich zuerst nicht. Nur als Teil der Liste
Pilz, wo sie sich teilweise den Anträgen
von Peter Pilz angeschlossen hat, der
kein Freund des politischen Islam ist,
der gegen Erdoğan, „Graue Wölfe“
und Islamisten vorgeht und hier gute
Arbeit macht. Mir ist das Islamische
Kulturzentrum in Graz aufgefallen,
weil es mit einer salafistischen Moschee
kooperiert hat. Man muss da aussortieren
– es gibt, allein in Wien zum
Beispiel, 230 Moscheen, ich schau mir
nur die radikalen an. Mir ist dann eben
diese salafistische Moschee bei einer
Analyse aufgefallen, und dass sie mit
dem Islamischen Kulturzentrum zusammenarbeitet.
Das fand ich komisch,
weil mir war natürlich bekannt ist,
dass das Islamische Kulturzentrum so
eine Art Vorzeigemoschee ist, wo auch
SPÖ und ÖVP engangiert sind. Das ist
nicht die übliche Hinterhofmoschee,
wo radikales Gedankengut verbreitet
wird. Dann habe ich mir das Islamische
Kulturzentrum näher angeschaut
und schnell festgestellt, da ist mehr
dahinter. Nur drei Punkte herausgegriffen:
Da ist einmal die Auslandsfinanzierung,
die eigentlich verboten
sein sollte, aber das Gesetz lässt natürlich
eine Hintertür offen, indem es nur
die laufenden Betriebskosten verbietet,
nicht aber den Bau und andere Sachen.
Abgesehen davon, dass man das ganz
leicht umgehen kann. Dann natürlich
das Islamverständnis, das man dort
hat, das teilweise salafistisch oder zumindest
erzkonservativ ist. Da werden
3- und 4-jährige Mädchen verhüllt,
was ja auch gegen das Verhüllungsverbot
verstößt. Genauso auch, dass bei
Grazer Schulklassen – Volksschulen,
die die Moschee besucht haben – allen
Mädchen das Kopftuch aufgesetzt
wurde. Liberale Moscheen überlassen
es der Frau, sich zu verhüllen oder
auch nicht. Es gibt kein islamisches
Gebot für Besucher, denn eine Kopftuchpflicht
gilt nur für muslimische
Frauen.
Aber das war für mich sozusagen
nur symbolisch. Der wichtigste Punkt
war, dass mehrere – und ich habe
konkret zwei salafistische Prediger
angeführt – in der Moschee predigen
durften. Und darunter war einer, der
selbst vom „Standard“ als radikal
bezeichnet wird. Und derselbe „Standard“
hat mich dann angegriffen,
und meine Recherche zu Zadić und
der Moschee als rechtsextreme Hetzkampagne
im Zusammenhang mit den
Identitären abgestempelt. Und dann
eben: Zadić war da. Im September
2019 wurde Alma Zadić dann plötzlich
als neue Justizministerin gehandelt.
„KALIFAT“ AUF NETFLIX
Eine Mutter steht vor einem
großen Dilemma. Mit ihr
werden eine Studentin und eine
ehrgeizige Polizistin in einen
bevorstehenden IS-Angriff
gegen Schweden verwickelt.
Die schwedische Netflix-Serie
„Kalifat“ gibt einen exzellenten
Einblick in die Welt der
radikalsten Muslime. Jugendliche
Faszination, Idealismus,
Identitätssuche treffen auf
Terror, Organisation und den
„Islamischen Staat“.
netflix.com
N° /08/ APRIL 2020 19