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F08 Interview Irfan Peci

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INTERVIEW

Foto: Guy Corbishley / Alamy Stock Foto

Immer wieder treffen

Anschläge Europa ins

Herz, so 2015 jener

auf die Redaktion

der Satirezeitschrift

„Charlie Hebdo“.

sitzen jene Leute, die bestimmte Themen

ganz bewusst nicht bringen wollen.

Die große gesellschaftliche Veränderung

durch Migration, dass

es in Europa plötzlich eine massive

muslimische Minderheit gibt,

ist ein Problem. Wie, glauben Sie,

kann das friedlich gelöst werden?

Ohne dass es Märtyrer gibt,

ohne dass sich eine salafistische

Szene langfristig festsetzt. Kann

es ein friedliches Zusammenleben

ohne Eskalation geben?

Je länger wir warten und wegschauen,

umso eher droht die Gefahr, dass

alles eskaliert. Ich bin absolut sicher,

dass es Möglichkeiten und Wege gibt,

wie die Frage des Zusammenlebens

friedlich gelöst werden könnte. Es

gibt zwar viele Skeptiker, die fürchten,

alles sei schon „untergegangen“, wir

hätten bereits „fünf nach zwölf “, das

könne man gar nicht wieder rückgängig

machen: Dieser Überzeugung bin

ich nicht. Gerade Deutschland und

Österreich haben sehr starke und gute

Sicherheitsbehörden, die alles noch

unter Kontrolle bringen und friedlich

lösen könnten, wenn man wollte. Für

mich wäre der Weg, die besonders problematischen

Leute einfach abzuschieben.

Deutschland hat mittlerweile rund

250.000 ausreisepfl ichtige Menschen

„Je länger wir warten

und wegschauen,

umso eher droht die

Gefahr, dass alles

eskaliert.“

im Land, die sofort das Land verlassen

müssten. Da wären Hassprediger dabei,

die gar keine Staatsbürger sind, oder

auch gewaltbereite Kriminelle.

Voraussetzung ist natürlich, dass

das politisch gewollt wird. Man bekommt

ja immer wieder von Behördenvertretern

gesagt: Uns sind leider die

Hände gebunden, wir könnten, wir

wollten und würden es auch schaffen,

aber politisch ist das halt nicht gewollt.

Und wenn diesen Behörden letztendlich

obendrein die Justiz noch in den

Rücken fällt, wenn sie was tun, dann

kann die Exekutive natürlich nichts

machen oder bewirken.

Leute aus dem Land zu bringen, die

gefährlich und problematisch sind, das

wäre Punkt 1, um Ruhe reinzubringen.

Weiters muss wirklich die Forderung

gestellt und klargemacht werden, dass

jeder sich an bestimmte Regeln halten

und integrieren muss, weil es ansonsten

in diesem Land keine Bleibeberechtigung

gibt. Das muss ganz klar kommuniziert

werden. Manche Sachen würden

sich damit schon von allein regeln.

Denn wenn man gewisse Gesetze beschließt,

zum Beispiel ein Burkaverbot,

dann fühlen sich solche Leute nicht

mehr wohl. Islamisten wollen ja unbedingt,

dass ihre Frau Burka trägt. Mit

einem Verbot wird das ungemütlich,

und sie haben dann somit keine Lust

mehr auf Deutschland oder Österreich

und gehen teilweise von allein. Mit Repression

verlieren sie gleichzeitig sozusagen

ihre „schlechten Freiheiten“, z. B.

islamistische Propaganda zu verbreiten

oder zu „missionieren“. Diejenigen

Moslems aber, die sich hier wohl und

zu Hause fühlen, die integriert oder

assimiliert sind, würden bleiben. Und

diejenigen, die nicht so denken, würden

von selbst und freiwillig gehen. Aber

ich sehe nicht, dass so etwas wirklich

gewollt wäre oder dass unser Staat das

wirklich versucht hätte.

Wie schätzen Sie die Gesamtentwicklung

der islamistischen bzw.

dschihadistischen Bewegung ein?

Bisher kommt sie ja eher in Wellen

daher: Afghanistan, Jemen,

„Islamischer Staat“ in Syrien und

Irak. Aber eigentlich macht es auf

uns den Eindruck, als ob das eine

sehr erfolgreiche Bewegung wäre,

auch wenn sie Menschen frisst.

N° /08/ APRIL 2020 15

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