Hintergrund - Die Schweizerische Post
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10 <strong>Hintergrund</strong> Sicherheit<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> Nr. 12/2007<br />
www.post.ch/personalzeitung<br />
Gefahren lauern immer<br />
und überall<br />
Vor zehn Jahren machte der Fraumünster-Raub Schlagzeilen. <strong>Die</strong><br />
<strong>Post</strong> zieht laufend Lehren aus Ereignissen. Ob Straftatbestand<br />
oder gesundheitliches Risiko: <strong>Die</strong> Unternehmenssicherheit (US)<br />
macht den Alltag bei der <strong>Post</strong> sicherer.<br />
Text: Olivier Aebischer<br />
Berufs- und Nichtberufsunfälle<br />
Berufsunfälle (26,9%)<br />
Nichtberufsunfälle (73,1%)<br />
Berufsunfälle<br />
Fehltritt (14%)<br />
Eingeklemmt, gequetscht werden (13%)<br />
Stolpern, ausgleiten (12%)<br />
Sich anschlagen (10%)<br />
Getroffen werden (8%)<br />
Sturz beim Fahren (Klemo, Mofa) (8%)<br />
Sich überlasten (7%)<br />
Herunterfallen, abstürzen (6%)<br />
Gebissen werden (5%)<br />
Rest (17%)<br />
<strong>Die</strong> grössten Gefahren für die Pöstler (Auswertungsperiode Oktober 2006 bis September 2007).<br />
«Wenn es zwei oder mehrere Möglichkeiten<br />
gibt, eine Aufgabe zu erledigen und eine davon<br />
in einer Katastrophe enden kann, dann wird es<br />
jemand genau so machen», lautet das Gesetz<br />
von Murphy. «Deshalb müssen Leute, die sich<br />
von Berufes wegen mit Sicherheit befassen,<br />
auch diese Varianten einbeziehen», sagt Beat<br />
Jaiser, Leiter Unternehmenssicherheit <strong>Post</strong>. «Es<br />
ist ihre Aufgabe, Lösungen zu finden, dass<br />
möglichst wenig schief laufen kann.»<br />
Dass Dinge schief laufen, ist leider Alltag:<br />
Rund 8500 Unfälle pro Jahr registriert das<br />
Unternehmen <strong>Post</strong> bei seinen Mitarbeitenden.<br />
Fast 500 Mitarbeitende fehlen täglich unfallbedingt<br />
am Arbeitsplatz. Mehr als zwei Drittel<br />
aller Unfälle passieren in der Freizeit. Es sind<br />
sogenannte Nichtberufsunfälle. «Fehlen viele<br />
Mitarbeitende längere Zeit, dann führt dies zu<br />
hohen Kosten, die irgendwann zu einem Wettbewerbsfaktor<br />
werden», rechnet Beat Jaiser vor.<br />
Deshalb investiert die <strong>Post</strong> in die Unfallverhütung<br />
am Arbeitsplatz. Sie sorgt für entsprechende<br />
Ausbildung der Vorgesetzten und motiviert<br />
die Mitarbeitenden mit Kampagnen und Aktionen<br />
zu mehr Sicherheit bei Sport und Freizeit.<br />
Mythos Hundebiss<br />
Einem erhöhten Unfallrisiko im Beruf sind<br />
die Zustellbotinnen und -boten ausgesetzt. Das<br />
grösste Risiko stellen aber nicht etwa bissige<br />
Hunde dar, sondern – gerade im Winter – die<br />
Gefahr auszugleiten und sich bei einem Sturz<br />
zu verletzen. Sobald Schnee liegt, schnellen<br />
die Unfallzahlen in die Höhe. Das illustriert<br />
Beat Jaiser anhand von Statistiken. Um dem<br />
vorzubeugen, rät der Sicherheitsexperte, nur<br />
mit gutem Schuhwerk auf die Tour zu gehen.<br />
Zudem schafft US in Zusammenarbeit mit der<br />
SUVA und verschiedenen Bereichen der <strong>Post</strong><br />
Teststrecken für sicheres und bewusstes<br />
Gehen. <strong>Die</strong>s hat bereits dazu beigetragen, dass<br />
die Zahl solcher Unfälle zurückgegangen ist.<br />
<strong>Die</strong> Fachstelle Unternehmenssicherheit wird<br />
jedoch auch von anderen Sicherheitsrisiken auf<br />
Trab gehalten: Mehr als 4000 Meldungen und<br />
Anfragen zu Delikten und sicherheitsrelevanten<br />
Vorfällen hat US im letzten Jahr auf ihrer 24-Stunden-Hotline<br />
entgegengenommen und bearbeitet.<br />
Keine Sheriffs<br />
In vielen Fällen wird die Polizei mit der<br />
Ermittlung betraut. US arbeitet dann eng mit<br />
Behörden zusammen. Denn in Beat Jaisers<br />
23-köpfigem Team arbeiten Leute, die mit den<br />
Arbeitsabläufen und den für die <strong>Post</strong> typischen<br />
Gegebenheiten bestens vertraut sind. «Wir sind<br />
keine Sheriffs, die Leute festnehmen», stellt<br />
Beat Jaiser klar. <strong>Die</strong> Aufgabe von US bestehe<br />
vielmehr darin, Risiken systematisch zu analysieren<br />
und den Bereichen präventive Massnahmen<br />
vorzuschlagen. Dabei seien immer auch<br />
die Kosten abzuwägen. Aus einer <strong>Post</strong>stelle<br />
solle ja nicht ein «Fort Knox» gemacht werden.<br />
<strong>Die</strong> Kostenfrage beim Thema Sicherheit könnte<br />
sich im stärker werdenden Konkurrenzkampf<br />
noch verschärfen.<br />
Jaiser bedauert, «dass manchmal zuerst ein<br />
Schaden entstehen muss, bevor gehandelt<br />
wird». Gerade bei neuen Projekten, die unter<br />
Termindruck realisiert würden, laufe es oft hektisch.<br />
Da bleibe die Sicherheit etwas auf der<br />
Strecke. Oder noch ärgerlicher: Weil bereits<br />
instruierte Leute aus Projekten aussteigen, wiederholen<br />
sich Fehler, die man bereits aus der<br />
Welt geschafft glaubte. «Murphy findet immer<br />
einen Weg», sagt Jaiser. Er will mit seinen Leuten<br />
dazu beitragen, dass sich die Mitarbeitenden<br />
der <strong>Post</strong> dennoch sicher fühlen können.<br />
<strong>Die</strong> Sicherheitspolitik<br />
der <strong>Post</strong><br />
• Schutz von Gesundheit und Leben der Kunden,<br />
der Mitarbeitenden und Partnern, die sich in den<br />
Räumlichkeiten der <strong>Post</strong> aufhalten oder <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
für die <strong>Post</strong> verrichten<br />
• Schutz der materiellen und immateriellen Werte<br />
• Schutz der <strong>Post</strong> zur Verarbeitung anvertrauten<br />
Güter inkl. deren Daten und Informationen<br />
• Sicherstellung der Funktionsfähigkeit und Betriebskontinuität<br />
unseres Unternehmens<br />
• Zielgerichtete und rasche Intervention beim Eintreten<br />
von sicherheitsrelevanten Ereignissen<br />
• Einhaltung der gesetzlichen Sicherheitsbestimmungen
www.post.ch/personalzeitung Sicherheit <strong>Hintergrund</strong> 11<br />
«Wir haben grosse Schritte hin zu einer systematischen Sicherheitskultur gemacht.» Beat Jaiser, Leiter Unternehmenssicherheit <strong>Post</strong>.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> Nr. 12/2007<br />
«Sicherheit ist ein Grundbedürfnis»<br />
Beat Jaiser ist seit neun Jahren Leiter des Bereichs Unternehmenssicherheit<br />
<strong>Post</strong> (US). Er stellt sich unseren Fragen.<br />
Text: Olivier Aebischer / Bild: Gian Vaitl<br />
Beat Jaiser (53) ist ETH-Bauingenieur und<br />
verfügt auch über eine Ausbildung in Betriebswirtschaft<br />
und Projektmanagement. Bereits vor<br />
seinem Engagement bei der <strong>Post</strong> betreute er<br />
Unternehmen bei deren Sicherheitsprojekten.<br />
Herr Jaiser, haben Sie persönlich – auch ausserhalb<br />
Ihres Berufs – ein grosses Sicherheitsbedürfnis?<br />
Das gehört für mich zu den Grundbedürfnissen<br />
des Menschen. Selber empfinde ich mich<br />
nicht als ängstlich oder übervorsichtig. Ich lasse<br />
aber mein Haus nicht unverschlossen. Ich stelle<br />
fest, dass am Arbeitsplatz alles sehr sicher sein<br />
soll. Ganz im Gegensatz zum Privatleben, wo<br />
die Risikofreudigkeit der Mitarbeitenden oftmals<br />
hoch ist. Als Besitzer eines grossen Motorrads<br />
bin ich da keine Ausnahme. Ich fahre damit<br />
aber so sicher wie möglich.<br />
Unter welchen Bedingungen fühlen Sie sich<br />
im Leben sicher?<br />
Wenn ich nicht mit unliebsamen Überraschungen<br />
rechnen muss. Tatsächlich bin ich<br />
nicht der Typ, der einfach in den Tag hinein<br />
lebt. Ich versuche vorausschauend zu handeln.<br />
Das ist auch ein Grundsatz in der Unternehmenssicherheit:<br />
Agieren und nicht bloss reagieren.<br />
Nur so erreichen wir eine nachhaltige<br />
Prävention und schliesslich Sicherheit. Alles<br />
andere ist eine Notfall- oder «Pflästerlipolitik».<br />
Und wann fühlen Sie sich unsicher?<br />
Wenn ich Dritten oder einer Situation ausgeliefert<br />
bin, wenn keine Einflussmöglichkeit vorhanden<br />
ist. Oder wenn ich in jemanden oder in<br />
etwas kein Vertrauen habe. Daraus folgt Unsi<br />
cherheit. <strong>Die</strong> <strong>Post</strong> hingegen bereitet mir keine<br />
schlaflosen Nächte. Denn ich vertraue der Leitung<br />
und bin überzeugt, dass das Unternehmen<br />
auf dem richtigen Weg ist. Und wir leisten<br />
unseren Beitrag, dass sich die Mitarbeitenden<br />
sicher fühlen können.<br />
Welches sind die grössten Sicherheitsrisiken<br />
bei der <strong>Post</strong>, mit denen Sie sich momentan<br />
beschäftigen?<br />
Der klassische <strong>Post</strong>raub, der Überfall auf eine<br />
<strong>Post</strong>stelle, das ist heute nicht mehr das Risiko<br />
Nummer eins. Da haben wir mit den Sicherheitsmassnahmen<br />
einen guten Stand erreicht.<br />
Zu schaffen machen uns Betrug, <strong>Die</strong>bstahl und<br />
Sachbeschädigungen. <strong>Die</strong>s sowohl von externer<br />
Seite als auch intern. Eine zunehmende Tendenz<br />
gibt es bei Drohungen und Gewalt, zum<br />
Beispiel gegen <strong>Post</strong>Auto-Chauffeure in Nachtbussen.<br />
Ein Dauerauftrag ist die Unfallverhütung<br />
im Betrieb und auch ausserhalb der Arbeit.<br />
Davon profitieren sowohl die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter wie auch die <strong>Post</strong>.<br />
Wie begegnet US diesen Risiken?<br />
Wir gehen Sicherheit systematisch an,<br />
indem wir die Risiken analysieren, Schutzziele<br />
definieren und bauliche, technische sowie<br />
organisatorische Massnahmen vorschlagen.<br />
Zusammen mit den Entscheidungsträgern<br />
legen wir dann fest, wie viel Sicherheit erforderlich<br />
ist und wie sie praxisgerecht umgesetzt<br />
werden kann. Wichtig sind auch die Schulung<br />
des Personals sowie eine laufende Kontrolle.<br />
Wir prüfen, ob die festgelegten Massnahmen<br />
umgesetzt worden sind und wie sie greifen. Ein<br />
Beispiel zur Förderung der Arbeits- und Frei<br />
zeitsicherheit sind die Parcours zum «bewussten<br />
Gehen». Durch die Sensibilisierung der Mitarbeitenden<br />
sollen Sturz- und Stolperunfälle<br />
vermieden werden. Im Rahmen der Arbeitssicherheit<br />
und des Gesundheitsschutzes klären<br />
wir auch Ergonomieprobleme ab. Niemand soll<br />
am Arbeitsplatz dauernd eine ungesunde Haltung<br />
einnehmen müssen. Um sicherer bei den<br />
Freizeitaktivitäten zu sein, können Mitarbeitende<br />
bei saisonalen Aktionen beispielsweise<br />
ver-günstigte Ski- und Velohelme beziehen.<br />
In letzter Zeit ist Sicherheit immer häufiger<br />
ein Thema. Wie hat sich die Wahrnehmung<br />
bezüglich Sicherheit seit dem Fraumünster-<br />
<strong>Post</strong>raub bei der <strong>Post</strong> in den letzten Jahren<br />
gewandelt?<br />
Wir haben grosse Fortschritte hin zu einer<br />
umfassenden, systematischen Sicherheit gemacht.<br />
Wir kennen unsere wesentlichen Risiken<br />
und haben die Schutzkonzepte dafür. Wir<br />
legen bei der <strong>Post</strong> Wert auf glaubhafte, begründbare<br />
Sicherheitsmassnahmen und deren<br />
konsequente Umsetzung. Ein negatives Beispiel<br />
erlebe ich am Flughafen. <strong>Die</strong> Kontrollen<br />
bezüglich Flüssigkeiten werden international<br />
nicht konsequent umgesetzt. <strong>Die</strong> Massnahmen<br />
sind nicht nur übertrieben, sondern wirken<br />
auch unglaubwürdig. Es ist uns wichtig, dass<br />
die Sicherheitsmassnahmen für die Betroffenen<br />
verständlich sind. Denn die Verantwortung zur<br />
Umsetzung der Massnahmen in den Bereichen<br />
der <strong>Post</strong> liegt bei deren Führungspersonen<br />
sowie bei den Partnerbetrieben – und schliesslich<br />
bei jedem Einzelnen.<br />
<strong>Die</strong> Broschüre «Sicherheit am Arbeitsplatz – erkenne<br />
Gefahren und handle rechtzeitig» soll dazu beitragen,<br />
dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorbeugend<br />
und in unsicheren Situationen sowie bei<br />
Gefahren rechtzeitig und richtig handeln.<br />
<strong>Die</strong> neue Broschüre kann im Intranet bestellt werden<br />
unter Unternehmenssicherheit > Broschüren
12 <strong>Hintergrund</strong> Sicherheit<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> Nr. 12/2007<br />
www.post.ch/personalzeitung<br />
Unterwegs mit der Ermittlerin<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schweizerische</strong> <strong>Post</strong> hat den Ruf, die ihr anvertrauten Briefe und<br />
Pakete äusserst zuverlässig zuzustellen. Doch ist auch sie nicht zu<br />
100 Prozent vor Sendungsverlusten gefeit. Geht eine Sendung verloren,<br />
schickt die Unternehmenssicherheit (US) ihre Spezialisten auf die Suche.<br />
Text: Olivier Aebischer / Bilder: Gian Vaitl<br />
<strong>Die</strong> Ermittlerin prüft zusammen mit einem Mitarbeiter der <strong>Post</strong>stelle<br />
den Rollladen des Gitterraums auf seine richtige Funktion.<br />
«Bei einer Sendung gibt es einen Aufgabeort,<br />
einen Verarbeitungsort, einen Bestimmungsort<br />
sowie den Transport dazwischen.<br />
Geht etwas verloren, so muss es an einer dieser<br />
Stationen passiert sein», sagt Ermittlerin<br />
Gabriela von Gunten auf dem Weg zur <strong>Post</strong>stelle<br />
Zürich Altstetten. Der «Aufgabeort» Altstetten<br />
wird von ihr aber nicht wegen eines Sendungsverlustes<br />
aufgesucht, sondern zur routinemässigen<br />
Kontrolle der «Genulos»-Einrichtung.<br />
«Genulos» bedeutet «Gemeinsame Nutzung<br />
von logistischen Strukturen».<br />
In Altstetten handelt es sich um einen Gitterraum<br />
draussen bei der Rampe. Er ermöglicht die<br />
sichere Ablieferung und Entgegennahme<br />
von Sendungen in Zeiten,<br />
in denen die <strong>Post</strong>stelle unbesetzt<br />
ist. Auf dem Fenstersims «plärrt»<br />
eine Werbesendung unaufhörlich<br />
«Stille Nacht, heilige Nacht». Dabei<br />
handelt es sich weder um die<br />
Alarmanlage noch um ein Sicherheitsrisiko.<br />
Vielmehr hat ein entnervter<br />
<strong>Post</strong>mitarbeiter das defekte<br />
Werbegeschenk nach draussen verbannt<br />
– und dies erst noch korrekt<br />
in einen Raum, in der die Sendung<br />
nicht abhanden kommen kann.<br />
Draussen statt drinnen<br />
Davon unbeeindruckt geht<br />
Gabriela von Gunten ihre Checkliste<br />
durch und prüft die Anlage.<br />
Sie verfügt über eine automatische<br />
Gittertür, die sich wie ein Rollladen<br />
nach oben aufrollen lässt. «Der<br />
Schlüssel klemmt manchmal», sagt<br />
Mario Killias, Leiter der Briefzustellregion<br />
Zürich West. Killias<br />
möchte wissen, weshalb man den<br />
«Genulos»-Bereich nicht im Innern<br />
der <strong>Post</strong>stelle eingerichtet hat, was<br />
doch gerade im Winter angenehmer<br />
wäre. «Das hätte einen viel<br />
grösseren Sicherheitsaufwand und<br />
damit höhere Kosten bedeutet»,<br />
antwortet von Gunten. Bei der<br />
Kontrolle funktioniert alles<br />
bestens. Es sind keine besonderen<br />
Vorkommnisse festzustellen.<br />
In flagranti<br />
Vor ein paar Jahren gab es durchaus «besondere<br />
Vorkommnisse». In einer Basler <strong>Post</strong>stelle<br />
verschwanden während Monaten regelmässig<br />
eingeschriebene Briefe. <strong>Die</strong> Deliktsumme belief<br />
sich auf mehrere tausend Franken. Der Fall<br />
konnte schliesslich aufgeklärt werden, indem<br />
man den <strong>Die</strong>b in eine Falle tappen liess: Dank<br />
eines chemisch präparierten Briefes konnte der<br />
Täter in flagranti erwischt werden. Fast 100 Prozent<br />
aller Sendungen der <strong>Post</strong> kommen zuverlässig<br />
an. Dennoch sind es die Sendungsverluste,<br />
welche die Ermittler am meisten beschäftigen.<br />
«Sesam öffne dich» mit<br />
neuem Personalausweis<br />
Ein neues Produkt, bei dessen Realisierung<br />
US massgeblich beteiligt ist, ist der<br />
neue multifunktionale Personalausweis<br />
«ID <strong>Post</strong>». Mit ihm lassen sich die Türen<br />
zum Gebäude des Arbeitsplatzes öffnen<br />
und die Arbeitszeit erfassen. Im Personalrestaurant<br />
und an Automaten kann man<br />
zudem mit dem Ausweis bezahlen. Rund<br />
15 000 Mitarbeitende haben den neuen<br />
Ausweis bereits, darunter jene im neuen<br />
Briefzentrum Zürich-Mülligen und Mitarbeitende<br />
von <strong>Post</strong>Finance. Auch am<br />
Hauptsitz der <strong>Post</strong>, in der Schönburg, werden<br />
ab Sommer 2008 die Zutrittskontrolle,<br />
die Zeiterfassung und die übrigen Funktionen<br />
über den Ausweis möglich sein. Für<br />
Hochsicherheitsräume verfügt die <strong>Post</strong><br />
zudem über eine biometrische Zutrittskontrolle:<br />
<strong>Die</strong>ses System erkennt die<br />
Zutrittsberechtigten an der Venenstruktur<br />
am Handrücken.<br />
Ausrücken müssen die Mitarbeitenden der<br />
Unternehmenssicherheit auch hin und wieder<br />
nach Raubüberfällen. Dann ist es an ihnen, die<br />
Koordination vor Ort zu übernehmen. Es gilt,<br />
die interne Information sicherzustellen. Dazu<br />
gehört, den Sozialdienst zur Betreuung von allfälligen<br />
Opfern beizuziehen (siehe Seite 13)<br />
und Massnahmen zu ergreifen, damit der<br />
Betrieb möglichst rasch wieder aufgenommen<br />
werden kann. Dabei sind sie nicht nur die<br />
kompetenten Ansprechpartner für die Polizei.<br />
Sie nehmen auch die Geschädigtenvertretung<br />
gegenüber der Justiz wahr.<br />
Gemischte Gefühle<br />
Trotz der manchmal ungemütlichen Themen<br />
übt von Gunten ihren Job gerne aus. <strong>Die</strong><br />
42-Jährige hatte die Arbeit bei der <strong>Post</strong> von der<br />
Pike auf am Schalter gelernt. Während Jahren<br />
besorgte sie Stellvertretungen als <strong>Post</strong>halterin.<br />
Später kam noch ein Engagement bei der<br />
Staatsanwaltschaft dazu. Damit verfügt sie<br />
über ideale Voraussetzungen für ihre heutige<br />
Aufgabe. Sie muss einerseits die Abläufe in der<br />
<strong>Post</strong> genau kennen und genau deshalb oft eng<br />
mit den Behörden zusammenarbeiten. Ein aufgeklärter<br />
Fall kann durchaus gemischte Gefühle<br />
hervorrufen: «Einerseits hat die Ermittlung<br />
zum Erfolg geführt. Das macht natürlich Freude.<br />
Auf der anderen Seite ist man oft auch mit<br />
der harten persönlichen Situation eines Menschen<br />
konfrontiert», sagt von Gunten auf dem<br />
Weg zurück ins Büro.
www.post.ch/personalzeitung Sicherheit <strong>Hintergrund</strong> 13<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> unterstützt<br />
Opfer von Gewalt<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> lässt Mitarbeitende, die während ihrer Arbeit einen Angriff<br />
oder einen schweren Unfall erleiden, nicht im Stich. Um langfristige<br />
psychologische Folgen zu vermeiden, bietet der Sozialdienst fachliche<br />
Unterstützung.<br />
Text: Emmanuelle Brossin<br />
<strong>Post</strong>Auto-Chauffeur zusammengeschlagen. Zustellbotin<br />
auf der Tour angegriffen. <strong>Post</strong>stellenleiter<br />
Opfer eines Raubüberfalls. Gewalttaten gegen<br />
das <strong>Post</strong>personal sind zwar selten, nehmen aber<br />
dennoch zu. Solche Angriffe, ob mit oder ohne<br />
Verletzungsfolgen, sind nie banal und können in<br />
der Psyche der Betroffenen Spuren hinterlassen,<br />
wenn keine angemessene Unterstützung erfolgt.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schweizerische</strong> <strong>Post</strong> lässt ihre Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter nicht im Stich und begleitet<br />
sie in den ersten Wochen nach einem Angriff.<br />
Hilfe zur Verarbeitung des Geschehenen<br />
Wenn ein traumatisierendes Ereignis eintritt, informiert<br />
die Unternehmenssicherheit den Sozialdienst.<br />
<strong>Die</strong>ser nimmt sofort mit den attackierten<br />
Mitarbeitenden Kontakt auf. «Wir stellen sicher,<br />
dass das Opfer von seiner Familie und seinen<br />
Nächsten gut betreut wird und nicht allein bleibt»,<br />
erklärt Isabelle Savoy, Sozialarbeiterin im Sozialdienst<br />
Genf. Anschliessend vereinbart der Sozialdienst<br />
mit dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin<br />
ein Gespräch, das 72 Stunden nach dem Angriff<br />
stattfindet und Gelegenheit gibt, über das Geschehene<br />
zu sprechen. «In diesem Gespräch, dem soge<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> lässt die Opfer eines Überfalls nicht im Stich.<br />
nannten Debriefing, kann die betroffene Person<br />
das Geschehene in Worte fassen und ihre Gefühlswelt<br />
ordnen. Denn ein Angriff stellt immer einen<br />
Bruch und einen Verlust von Sicherheit dar», präzisiert<br />
Isabelle Savoy. «Wir zeigen ihnen auch,<br />
dass ihre Reaktionen – Alpträume, Ängste, Schlaflosigkeit,<br />
Konzentrationsstörungen – normal sind.»<br />
Acht Wochen nach dem Debriefing vereinbart die<br />
<strong>Post</strong> mit dem Opfer ein zweites Treffen. «Wir<br />
schauen dann, ob das Ereignis keine langfristigen<br />
Spuren hinterlassen hat. Wenn alles gut geht, ist<br />
der Fall erledigt. Andernfalls überweisen wir den<br />
Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin an eine Fachperson<br />
für posttraumatische Therapien.»<br />
Falls ein Ereignis viele Opfer fordert (zum Beispiel<br />
wenn ein <strong>Post</strong>auto verunglückt) zieht die <strong>Post</strong> ein<br />
externes Unternehmen bei, um die Mitarbeitenden<br />
zu unterstützen. <strong>Die</strong> <strong>Post</strong> hat einen Vertrag mit der<br />
Firma CareLink abgeschlossen, die nach dem Absturz<br />
von Swissair-Flug SR 111 in Halifax gegründet<br />
wurde. CareLink bietet den Opfern und ihren<br />
Angehörigen praktische und psychologische<br />
Unterstützung, betreibt eine Telefonzentrale und<br />
stellt logistische und administrative <strong>Die</strong>nste<br />
(Transport, Unterkunft, Dossier usw.) sicher.<br />
Unterstützung wird geschätzt<br />
<strong>Die</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
schätzen die Unterstützung<br />
der <strong>Post</strong>. Isabelle Savoy stellt fest,<br />
dass die meisten Opfer die Hilfe<br />
des Sozialdienstes auch annehmen.<br />
«<strong>Die</strong>se Bereitschaft sehr<br />
wichtig, sonst können sich die<br />
traumatischen Symptome nachhaltig<br />
verankern und das Leben<br />
der Betroffenen stark beeinträchtigen.»<br />
Entscheidend ist auch die<br />
Verantwortung der Vorgesetzen:<br />
«Sie dürfen ein solches Ereignis<br />
nie bagatellisieren. Schliesslich<br />
wurden die Personen im Rahmen<br />
ihrer Arbeit angegriffen und<br />
schätzen die Unterstützung<br />
ebenso wie kleine Zeichen des<br />
Mitgefühls ihres Chefs oder ihrer<br />
Kolleginnen und Kollegen.»<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> Nr. 12/2007<br />
Wussten Sie, dass ...<br />
...die Intranet-Seiten «Sicherheit <strong>Post</strong>»<br />
eine Menge interessanter Informationen<br />
enthalten? Notfall-Nummern, wie man<br />
sich im Pandemie-Fall schützen kann, wie<br />
man sich vorsichtig und korrekt im Strassenverkehr<br />
verhält, was im Brandfall zu<br />
tun ist und mehr sind einfach zugänglich.<br />
Zudem gibt es einen Leitfaden zum Verhalten<br />
bei Erdbeben, Anleitungen wie<br />
man sicher mit Rollboxen umgeht und<br />
vieles mehr. Kriminalstatistiken der<br />
Kantonspolizeien, Gefahrenkarten der<br />
Schweiz, Links auf die entsprechenden<br />
Sicherheits- und Schulungsmassnahmen<br />
der Bereiche ergänzen die Weisungen.<br />
Sicherheitsbarometer<br />
Das Sicherheitsbarometer antwortet auf<br />
viele Fragen:<br />
– Wie kontrollieren wir bei der <strong>Post</strong> die<br />
Wirksamkeit der Sicherheitskonzepte?<br />
– Wie kommen wir zu den notwendigen<br />
Informationen<br />
über Ereignisse,<br />
Unfälle, usw.?<br />
– Wie informieren<br />
sich die<br />
Bereiche der<br />
<strong>Post</strong> und damit<br />
die operativ tätigen<br />
Stellen über die Sicherheitslage?<br />
Auf diesen Seiten werden tagesaktuelle<br />
Ereignisse und Warnmeldungen kommuniziert.<br />
Ebenso wird die aktuelle Sicherheitslage<br />
der <strong>Post</strong> mittels themenbezogenen<br />
Sicherheitsbarometern und grafischen<br />
Auswertungen dargestellt.<br />
Sicherheitsbewusstsein fördern<br />
<strong>Die</strong> Fachleute der Unternehmenssicherheit<br />
beraten Vorgesetzte, Projektleitende<br />
und Mitarbeitende der <strong>Post</strong> bei der<br />
Umsetzung der Sicherheitsvorgaben und<br />
in Sicherheitsfragen.<br />
Um auch mit Notfallsituationen richtig<br />
umgehen zu können, werden in den diversen<br />
Bereichen Evakuationsübungen begleitet<br />
und Krisenstabsübungen durchgeführt,<br />
aber auch die Sicherheit bei Veranstaltungen<br />
vorbereitet.<br />
Zur Förderung des Sicherheitsbewusstseins<br />
bietet US im LMS der <strong>Post</strong> vielfältige<br />
Kurse im Sicherheitsbereich an. Im<br />
laufenden Geschäftsjahr wurden rund 80<br />
Sicherheitsfachleute der <strong>Post</strong> ausgebildet.<br />
Und im Bereich Arbeitssicherheit nahmen<br />
über 500 Linienvorgesetzte an spezifischen<br />
Schulungen teil. Auch die neue<br />
Broschüre Sicherheit am Arbeitsplatz<br />
dient der Förderung des Sicherheitsbewusstseins.