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ML_04//2020_Kraftwerk Musikschaffen CH

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Wieder entdecken: Hans Huber (28. Juni 1852 bis 25. Dezember 1921)<br />

Oben bleiben: <strong>Kraftwerk</strong> <strong>Musikschaffen</strong> <strong>CH</strong><br />

Das <strong>Musikschaffen</strong> in der Schweiz<br />

ist enorm. Dazu zählen auch die vielfältigen<br />

Werke für die Liturgie und<br />

das geistliche Konzert. Überrascht<br />

wird man nicht nur von deren Quantität,<br />

sondern verschiedentlich auch<br />

von ihrer besonderen Qualität. Und<br />

überrascht wird man vom raschen<br />

«Verfallsdatum», das manche Komponisten<br />

und Kompositionen ereilte.<br />

«Musik und Liturgie» macht einen<br />

Aufruf für Hans Huber, an dessen<br />

100. Todestag man im kommenden<br />

Jahr nicht vorbei gehen sollte (mh).<br />

Von Martin Hobi<br />

Die kürzliche Wiederentdeckung und Aufführung<br />

von Benno Ammanns eindrücklicher<br />

Missa «Defensor Pacis» (1946) durch<br />

die von Raphael Immoos geleiteten Basler<br />

Madrigalisten oder auch der engagierte wie<br />

erfolgreiche Aufbau der Forschungsstelle<br />

des Joachim Raff-Archivs in Lachen SZ –<br />

«Musik und Liturgie» berichtete mehrfach<br />

darüber – machen es exemplarisch<br />

wiederholt deutlich: Auch in der Schweiz<br />

existiert eine Musikgeschichte. Auch in der<br />

Schweiz gibt es eine qualifizierte liturgische<br />

und geistliche Kirchenmusik.<br />

Allerdings: Die eigentliche Aufarbeitung<br />

einer gesamten «(Kirchen-)Musikgeschichte<br />

Schweiz» fehlt. Mut machen<br />

verschiedene Einzelschritte, so wie zum<br />

Beispiel die sogenannte «Beta-Version des<br />

Musiklexikons Schweiz <strong>ML</strong>S». Marco<br />

Jorio, Chefredaktor des Historischen<br />

Lexikons der Schweiz HLS während 26<br />

Jahren, bringt es auf den Punkt: «Was<br />

fehlt, ist ein modernes Fachlexikon zur<br />

gesamten Musikgeschichte der Schweiz.»<br />

Vergleiche dazu «Musik und Liturgie»,<br />

2//<strong>2020</strong>, S. 35f.<br />

<strong>Kraftwerk</strong> Komposition <strong>CH</strong><br />

Wieviel Energie in der Schweizer Musik<br />

steckt, wurde mir kürzlich wiederholt<br />

deutlich, als ich mich mit dem Musikleben<br />

einzelner Schweizer Städte um 1900 und<br />

auch mit der Durchsicht früher Programme<br />

des Schweizerischen Tonkünstler vereins<br />

befasste. Zusammenstellungen wie diese<br />

führten mich nicht nur zur mittlerweile<br />

fast vergessenen eindrücklichen Orgelkonzertreihe<br />

(«Abend musiken») anlässlich<br />

der Landesausstellung « Landi» 1939,<br />

sondern auch zu verschiedenen Uraufführungen<br />

geistlicher Werke schweizerischer<br />

Provenienz. Interessant, informativ, inspirierend<br />

– und wahrlich imposant. Wer<br />

weiss zum Beispiel um die grosse Messe<br />

in d-moll (1931) des Solothurners Richard<br />

Flury oder um die kleinere, praxisorientierte<br />

Missa festiva (1914) des Engelberger<br />

Paters Franz Huber OSB oder auch um<br />

das berührende Werk der Komponistin<br />

Martha von Castelberg (1892–1971)?<br />

Die Reihe könnte fast endlos fortgesetzt<br />

werden.<br />

<strong>Kraftwerk</strong> Hans Huber<br />

Jubiläen, Jahrestage, und Todestage von<br />

Personen bringen es glücklicherweise<br />

mit sich, dass man sich mit deren Werk<br />

eingehender beschäftigt – und manchmal<br />

«Wahre Freude ist eine ernste Sache!» – Albumblatt von Hans Huber für den Geiger und<br />

Komponisten Florizel von Reuter (Privatbesitz)<br />

Foto mh


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Übersicht der<br />

Messkompositionen<br />

von Hans Huber<br />

(gemäss den der Redaktion<br />

vorliegenden Unterlagen)<br />

• Festmesse d-moll für Soli, Chor<br />

und Orgel (ca. 1882)<br />

UA: Auszugsweise 1882 in Hägendorf,<br />

vollständig 2001 in Schönenwerd<br />

und Basel (Peter Werlen)<br />

• Missa festiva D-Dur, genannt<br />

«Grosse Einsiedlermesse»<br />

für Soli, Chor, Orchester und<br />

Orgel (1919)<br />

Diese Messe ist eine teilweise<br />

erweitere Umarbeitung der oben<br />

genannten Festmesse.<br />

UA: 1922 Tonkünstlerfest in<br />

Zug. Eine Wiederaufführung mit<br />

Radioaufnahme von SRF 2 Kultur<br />

erfolgte 2007 in Basel und 2008<br />

in Einsiedeln (Tobias von Arb;<br />

siehe auch «Musik und Liturgie»<br />

3//2008, Seite 10ff).<br />

• Missa in honorem Sancti Ursi<br />

[…] Soloderensis für Chor und<br />

Orgel<br />

UA: 1921 in Solothurn<br />

• Missa festiva Es-Dur, genannt<br />

«Kleine Einsiedlermesse»<br />

für Soli, Chor und Orchester<br />

(1920)<br />

UA: 1921 in Einsiedeln<br />

• Missa festiva in honorem<br />

Beatae Mariae Virginis F-Dur<br />

für dreistimmigen Männerchor<br />

und Orgel (1920)<br />

UA: 1921 in Engelberg<br />

auch deshalb Sponsoren und Sponsorinnen<br />

findet, um Forschungsaufträge, Publikationen<br />

und musikalische Aufführungen<br />

zu fördern.<br />

Im kommenden Jahr 2021 gehört zu diesen<br />

wieder neu zu entdeckenden und zu<br />

würdigenden Personen zweifellos auch<br />

der vor allem in Basel tätige Komponist<br />

Hans Huber (1852–1921). Von ihm gibt es<br />

nicht weniger als acht gezählte Sinfonien,<br />

vier Klavierkonzerte, zwei Violinkonzerte,<br />

sechs Opern und vieles andere mehr.<br />

Aus geistlicher und kirchenmusikalischer<br />

Sicht interessieren die Oratorien «Weissagung<br />

und Erfüllung» (1913) und «Mors<br />

et Vita» (1919).<br />

Erst spät wandte sich Huber, von einer<br />

früheren Ausnahme abgesehen, der Messekomposition<br />

zu, die vor recht genau 100<br />

Jahren, kurz vor seinem Tod, kraftvoll<br />

einsetzte.<br />

Aufruf<br />

Auch aufgrund des Gedenkjahres 2021<br />

von Hans Huber erbittet die Zeitschriftenredaktion<br />

aus den Kreisen ihrer Leserschaft<br />

Informationen über vorgesehene<br />

Veranstaltungen und Aufführungen.<br />

Eine Vielzahl seines geistlichen Werks<br />

ist zwar ungedruckt, das Wenige, bis auf<br />

Bibliotheken, kaum bis nicht mehr erhältlich<br />

und die Autographe liegen an unterschiedlichen<br />

Orten. Sicherlich haben auch<br />

unbekannt gebliebene Einzelinitiativen<br />

an der Notenerfassung einzelner Werke<br />

gearbeitet. Auch an diesen Informationen<br />

ist die Redaktion sehr interessiert.<br />

Eine Übersicht zu Hubers Messen entnehmen<br />

Sie bitte aus der Aufstellung im<br />

nebenstehenden Kasten. Für die Organistinnen<br />

und Organisten fällt das Werkverzeichnis<br />

leider etwas schmaler aus:<br />

Recht grosse Beliebtheit erlangte – auch<br />

dank des Reprints der ersten Ausgabe<br />

von 1882 – die «Phantasie nach Worten<br />

der Heiligen Schrift». «Drei Stücke für<br />

Orgel» op. 3 erschienen 1874 als erstes<br />

gedrucktes Werk Hubers. Vermerkt wird<br />

auch «Präludium und Fuge in es-moll»,<br />

1915 publiziert und an den erwähnten<br />

«Landi»-Konzerten aufgeführt.<br />

Die Redaktion will im kommenden Gedenkjahr<br />

eine Würdigung des ansprechenden<br />

geistlichen Werks Hans Hubers<br />

vornehmen. So freuen wir uns über Ihre<br />

Anmerkungen und Meldungen von Initiativen,<br />

Forschungen und Werkaufführungen.<br />

Zur Anzeige von Aufführungen<br />

geistlicher Werke steht Ihnen auch der<br />

Terminkalender dieser Zeitschrift wie<br />

immer kostenlos zur Verfügung.<br />

Hans Huber sitzt für den Fotografen Rudolf<br />

Burckhardt, Basel (Postkarte Foetisch Frères,<br />

Editeurs Lausanne)<br />

Foto mh

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