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K L A S S E 9<br />
ZEITZEUGE<br />
00
Gerhard Dengler<br />
und sein Leben<br />
Zeitgeschichte des 20.Jahrhunderts<br />
Teil 1 : 1912 - 1945<br />
David Schmidl<br />
In diesem Geheft stehen Gerhard Dengler und seine Familie im Mittelpunkt, aber auch Freunde,<br />
Bekannte, Nachbarn und Mitbürger kommen darin vor.<br />
Im Einzelnen sind dies :<br />
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Gerhard Dengler<br />
Sabine Dengler, geb. Haase, Gerhards Frau<br />
Heiner und Hermine Dengler, Gerhards Eltern<br />
Manfred und Margrit Dengler, Gerhards Onkel und Tante<br />
Hanne und Holger Dengler, Gerhards Cousin und Cousine<br />
Fritz Dengler, Gerhards Sohn<br />
Franziska Dengler, Gerhards Tochter<br />
Max und Jutta, Patenkinder von Gerhard
Das ist Gerhard Dengler. Er wurde im Jahr 1912 in Köln geboren. Herr Dengler feiert also in diesem<br />
Jahr seinen 104. Geburtstag. In seiner Lebenszeit hat Gerhard Dengler viele Dinge erlebt, private<br />
Ereignisse, aber auch geschichtliche Ereignisse über die in diesem Buch berichtet wird.<br />
Gerhard Dengler ist unser<br />
Zeitzeuge des<br />
Jahrhunderts<br />
.<br />
Wenn wir uns mit seinem Leben beschäftigen, so lernen wir automatisch sehr viel aus der Geschichte<br />
der letzten 100 Jahre.<br />
Wir erfahren etwas über Ereignisse und welchen Einfluss sie auf das Leben der Menschen hatten. Wir<br />
erfahren etwas darüber, wie Menschen sich in bestimmten Situationen entscheiden konnten und wie<br />
diese Entscheidungen ihr Leben beeinflusste.<br />
Und wir lernen zu verstehen, warum sich Menschen aus Gerhard Denglers Familie, von seinen<br />
Freunden, Mitschülern, Arbeitskollegen und Bekannten so oder so entschieden haben.<br />
Aber zurück zu Gerhard Dengler. Das Jahr, in dem er geboren wurde war auch das Jahr, in dem eine<br />
große Katastrophe die Menschen auf der ganzen Welt erschütterte, nämlich der Untergang<br />
der Titanic.<br />
Für Gerhard Denglers Familie allerdings stand die Geburt des Sohnes im Vordergrund. Vater Heiner<br />
Dengler, der in einem Colonialwarengeschäftarbeitete und Mutter Hermine Dengler, die als<br />
Wäscherin tätig war, hatten sich schon lange ein Kind gewünscht und somit war Gerhards Geburt ein<br />
Anlass großer Freude.<br />
Heiner Dengler Hermine Dengler
Es existiert zwar kein Foto des jungen Gerhard, aber das Familienfoto, das du hier siehst, wurde etwa<br />
zur selben Zeit, also vor 100 Jahren aufgenommen und gibt einen Eindruck von einer Familie aus<br />
dieser Zeit wieder.<br />
Familienfoto um 1900<br />
Übrigens – ein Colonialwarengeschäft, was war das eigentlich ? Nun, in einem Colonialwarenladen<br />
konnte man vor allem Dinge kaufen, die aus den außereuropäischen Besitzungen der europäischen<br />
Staaten, also etwa aus Afrika, Asien oder Amerika stammten. Colonialwaren waren z.B. Kaffee, Tee,<br />
Südfrüchte, Stoffe, Kakao oder Schokolade.<br />
In so einem Laden arbeitete also Gerhard Denglers Vater, von Montags bis Samstag für jeweils 10<br />
Stunden. Er verdiente damit etwa 150 Reichsmarkim Monat.<br />
Kolonialwarenladen Waren aus einem Kolonialwarenladen<br />
Und wie lebte die Familie damit ? Einen kleinen Eindruck davon vermitteln uns vielleicht die folgenden<br />
Bilder aus der Zeit um Gerhards Geburt.
Milch, Bier und andere Produkte wurden mit dem Fuhrwerk geliefert<br />
Als Gerhard 2 Jahre alt war, geschah etwas, das großen Einfluss auf das Leben der Menschen um<br />
Familie Dengler nahm. Es begann im Jahr 1914mit einer Auseinandersetzung zwischen Österreich-<br />
Ungarn und Serbien. Das wäre eigentlich nichts Besonderes gewesen, denn Streit oder auch Krieg<br />
gab es ja oft genug auf der Welt.<br />
Aber weil Österreich-Ungarn mit Deutschland und dem Osmanischen Reich (Türkei) verbündet war<br />
und Serbien mit Russland, war bald fast ganz Europa irgendwie im Krieg. Auch Frankreich und<br />
England nahmen an diesem Krieg teil und ab dem Jahr 1917 auch die USA, so dass man nun von<br />
einem Weltkrieg sprechen konnte.<br />
Zunächst hatten viele Leute in Deutschland gar nichts dagegen einzuwenden, dass Deutschland an<br />
diesem Krieg teilnahm. Im Gegenteil, sie waren stolz darauf, dass ihre Männer oder Söhne als<br />
Soldaten an diesem Krieg teilnahmen. Sie dachten sich, dass die Männer vielleicht Orden oder andere<br />
Auszeichnungen im Krieg erwerben könnten und nur wenige Menschen hatten ihre Zweifel, ob das mit<br />
dem Krieg so eine gute Sache wäre.
Abreise deutscher Soldaten nach Frankreich zu Kriegsbeginn 1914<br />
Das wird nicht lange dauern, Weihnachten sind sie wieder zu Hause, dachten die Deutschen man<br />
und auch Gerhard Denglers Onkel Manfred wurde als Soldat verpflichtet in Frankreich zu kämpfen.<br />
Am Anfang schrieb er auch regelmäßig Feldpostkarten nach Hause, in denen er voller Zuversicht auf<br />
ein schnelles Kriegsende Grüße nach Hause schickte.<br />
Manfred Dengler<br />
Gerhards Onkel
Feldpostbrief<br />
Aber es kam Weihnachten 1914 und der Krieg war noch nicht zu Ende. Es kam das Jahr 1915 und der<br />
Krieg dauerte an. Das Jahr 1916 kam und immer mehr junge Männer kamen nicht mehr nach Hause.<br />
Andere kamen zwar heim, hatten aber entsetzliche Verwundungen. Ihnen fehlten Arme und Beine,<br />
sie waren blind oder geisteskrank. Und die Hoffnung auf einen Sieg oder ein gutes Ende des Krieges<br />
nahm immer mehr ab. Durch den Einsatz moderner Waffen wie Giftgas, Handgranaten oder<br />
Maschinengewehre forderte dieser Krieg mehr Opfer als alle bisherigen Kriege.<br />
Hier ein paar Fotos aus der Zeit des Ersten Weltkriegs :
Auch viele Bekannte von Familie Dengler wurden Opfer des Krieges, in dem insgesamt mehr als 10<br />
Millionen Menschen starben.<br />
Darunter waren etwa<br />
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<br />
2 Millionen deutscher Soldaten<br />
1,7 Millionen russischer Soldaten<br />
1,4 Millionen französischer Soldaten und<br />
1 Million britischer Soldaten<br />
Besonders als auch die USA 1917 in den Krieg eingriff und an der Seite der Gegner<br />
Deutschlands kämpfte war abzusehen, dass Deutschland den Krieg wohl verlieren würde. Zwar<br />
schlossen Deutschland und Russland im Jahr 1917 einen Waffenstillstand, aber das änderte<br />
nichts daran, dass Deutschland den Krieg nicht mehr gewinnen konnte. Auch Manfred Dengler erlitt im<br />
Krieg eine schwere Verwundung, die ihn fast das linke Bein kostete . Er wurde in<br />
ein Lazarett eingeliefert und blieb dort etwa 10 Monate lang.<br />
Nicht nur in seiner Familie, auch unter Millionen anderer Menschen in Deutschland nahm der Wunsch<br />
zu, dass der Krieg endlich vorbei gehen sollte. Weil so viele Männer im Krieg waren, im Krieg<br />
umgekommen oder verwundet waren, mussten die Frauen die Arbeit der Männer oft mit erledigen, in<br />
den Fabriken arbeiten oder als Straßenbahnfahrerinnen, oder überall wo sie gebraucht wurden.<br />
Auch Gerhards Tante Margrit arbeitete oft die ganze Nacht in einer Fabrik für Metallwaren, die Töpfe,
Pfannen und Kannen aus Aluminium herstellte. Tagsüber musste sie versuchen, Lebensmittel zu<br />
besorgen, um ihre beiden Kinder Hanne und Holger zu ernähren. Aufgrund des Krieges gab es fast<br />
keine Lebensmittel mehr und die wenigen, die es gab konnte man nur<br />
gegen Lebensmittelkarten kaufen. Durch die viele Arbeit konnte sich Margrit natürlich auch kaum um<br />
die Erziehung ihrer Kinder kümmern, so dass diese meist sich selbst überlassen waren.<br />
Margrit DenglerGerhards Tante<br />
Heiner Dengler konnte in seinem Laden immer weniger verkaufen, denn es wurden immer weniger<br />
Waren geliefert und außerdem hatten die Menschen ja auch immer weniger Geld, um etwas zu<br />
kaufen. Oft musste Heiner Dengler seinen Laden schon nach wenigen Stunden schließen, weil<br />
einfach nichts mehr im Laden war.<br />
Außerdem waren in vielen Städten Tausende von Häusern, Straßen und Fabriken durch den Krieg<br />
völlig zerstört worden, Schulen funktionierten nicht mehr und die Kriminalität nahm deutlich zu.<br />
Gerhard Denglers Mutter und Tante hatten große Mühe, die Ernährung ihrer Familien zu sichern.<br />
Da viele Dinge einfach nicht mehr zu bekommen waren, verwendete man Ersatzstoffe, wie z.B.<br />
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Brennnessel für Stoff<br />
Obstkerne für Öl<br />
Asche für Mehl<br />
Weil die Politiker und der deutsche Kaiser Wilhelm II. trotz der fürchterlichen Lage der Menschen<br />
nicht daran dachten, ihre Niederlage einzugestehen und den Krieg immer weiter fortsetzen wollten,<br />
gipfelte die Unzufriedenheit der Bevölkerung in immer größeren Protestdemonstrationen und Streiks,<br />
bei denen die Menschen den Rücktritt des Kaisers und ein Ende des Krieges forderten.
Im November 1918 schließlich war es soweit : Kaiser Wilhelm II. erklärte seinen Rücktritt und<br />
ging ins Exil nach Holland. Der Krieg war vorbei und nun sollte das Land von demokratischen, d.h.<br />
vom Volk gewählten Politikern regiert werden.<br />
Der Politiker Philipp Scheidemann ruft die Republik aus<br />
Im Januar 1919 schließlich gingen auch die Mitglieder der Familie Dengler, Männer und Frauen<br />
ab 18 Jahren zur Wahl und wählte ihreRegierung und den Reichskanzler.<br />
Das Jahr 1919 war für Gerhard Dengler auch der Beginn seiner Schulzeit. Wir sehen ein Foto von<br />
seiner Einschulung und ein weiteres Klassenfoto aus seiner Schulzeit. Gerhard ging gerne in die<br />
Schule. Seine Lieblingsfächer waren Sport und Zeichnen, aber auch in Mathematik schrieb er meist<br />
gute Noten. Im Gegensatz zu heute lernten die Kinder zu Gerhards Zeit eine andere Schrift, die<br />
altdeutsche Schrift.<br />
Aber nicht nur der Schulbeginn, auch das Kriegsende war für die Familie Dengler ein Grund zur<br />
Freude. Im Deutschen Reich gab es allerdings auch andere Reaktionen. Manche Menschen waren<br />
sehr traurig über den Verlust ihrer Angehörigen oder die Zerstörung ihrer Wohnungen und Fabriken.<br />
Andere waren enttäuscht oder aggressiv wegen des verlorenen Krieges, unsicher wegen der neuen<br />
politischen Verhältnisse. Viele waren aber auch voller Hoffnung, dass die Zeiten jetzt besser werden<br />
würden, dass sich ihr Leben verbessern würde und jetzt eine Zeit des Friedens und der Freiheit<br />
anbrechen würde.<br />
Diese Hoffnungen erlitten jedoch einen gewaltigen Rückschlag, als sich die Vertreter der Sieger, d.h.<br />
der Gewinner des Krieges in der Französischen Stadt Versailles trafen, um darüber zu entscheiden,<br />
wie mit den Verlierern umgegangen werden sollte.
Im Juni 1919 wurde unter anderem beschlossen, dass Deutschland den Siegern Gebiete im<br />
Osten und Westen abtreten sollte, seine Soldaten reduzieren musste, seine schweren Waffen<br />
abgeben musste und hohe Geldzahlungen und Materiallieferungen an die Siegermächte leisten<br />
musste..<br />
Dieser Vertrag wurde zwar von der deutschen Bevölkerung allgemein als ungerecht und unfair<br />
empfunden, allerdings mussten die deutschen Politiker ihn unterschreiben, da der Krieg ansonsten<br />
weitergegangen wäre und Deutschland noch größeren Schaden genommen hätte.<br />
Große Teile der Bevölkerung verstanden nicht, warum die deutschen Politiker den Vertrag<br />
unterschreiben mussten und hatten kein Vertrauen in das neue politische System. Es kam wieder zu<br />
zahlreichen Demonstrationen, mit viel Gewalt und auch zu politischen Morden.<br />
Aber der Krieg war vorbei und jetzt konnte begonnen werden, alles wieder aufzubauen. Die Fabriken<br />
produzierten wieder und neue technische Erfindungen sorgten dafür, dass der Alltag der Menschen<br />
langsam wieder besser wurde und der Wohlstand allmählich zunahm. Auch das Warenangebot in<br />
Heiner Denglers Laden wurde immer größer. Ab jetzt verkaufte er auch Haushaltsgeräte, Kleidung<br />
und Zigaretten, so dass man schon fast von einem Kaufhaus sprechen konnte.<br />
Hier eine Auswahl der neuen Produkte aus dem Laden von Heiner Dengler :
Die Haushaltsgeräte wie Bügeleisen, Staubsauger oder Elektroherd vereinfachten auch das Leben<br />
von Gerhard Denglers Familie und der zusätzliche Verkauf der neuen Waren sorgte für zusätzliche<br />
Einnahmen in dem Laden von Heiner Dengler.<br />
Weil das Geschäft so gut lief, überlegte sich Heiner Dengler sogar, sich ein eigenes Auto zu kaufen<br />
und nahm dazu einen Kredit bei der Bank auf.<br />
Einige Jahre lang lief alles richtig gut. Gerhard Dengler beendete nach 8 Jahren seine Schulzeit und<br />
begann eine Ausbildung als Mechaniker in einer Werkstatt.<br />
In seiner Freizeit spielte er Fußball und Mandoline, außerdem ging er gerne Tanzen. Die Familie<br />
blickte voller Zuversicht in die Zukunft und glaubte daran, dass sich ihr Leben immer weiter<br />
verbessern würde.<br />
Im Jahr 1929 jedoch bekam diese optimistische Haltung einen schweren Rückschlag. In den<br />
USA kam es zum Zusammenbruch der Börse in New York. Am sogenannten „Schwarzen Freitag“<br />
brachen die Aktienkurse völlig ein und innerhalb weniger Tage wuchs diese Krise zu einer<br />
sogenannten Weltwirtschaftskrise heran. Fabriken gingen pleite, Banken ebenso und große Teile der<br />
Bevölkerung in den USA und den europäischen Ländern verloren all ihre Ersparnisse und ihre<br />
Arbeitsplätze.<br />
Das Geld verlor immer mehr an Wert und selbst Scheine von Millionen Reichsmark waren nichts mehr<br />
wert. Der Lohn wurde täglich ausbezahlt, aber am Abend war das Geld, das man am Nachmittag<br />
bekommen hatte, schon nichts mehr wert. Oft war es besser das Geld zu verbrennen, als zu<br />
versuchen, etwas dafür zu kaufen.<br />
Die Verzweiflung griff in immer größerem Maße um sich und die Anzahl der Selbstmorde nahm<br />
drastisch zu. Die Arbeitslosigkeit stieg in Deutschland auf über 6 Millionen an und auch Gerhard<br />
Dengler konnte seine Ausbildung nicht fortsetzen, weil die Werkstatt die Weltwirtschaftskrise nicht<br />
überstand.<br />
Der Colonialwarenladen von Heiner Dengler überstand diese Zeit nur deswegen, weil die Familie in<br />
den letzten 6 Jahren ziemlich viel gespart hatte und dafür sinnvolle Anschaffungen getätigt hatte.
Außerdem hatte Familie Dengler noch Verwandte auf dem Land, die sie mit Nahrungsmitteln<br />
unterstützen konnten.<br />
Hier ein paar Bilder aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise :
Diese Weltwirtschaftskrise sorgte dafür, dass sehr viele Menschen in Deutschland das Vertrauen in<br />
die Demokratie und die demokratischen Parteien verloren. Radikale Parteien wie die KPD<br />
(Kommunistische Partei Deutschland) und NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei)<br />
bekamen immer mehr Anhänger und Mitglieder.
Sie versprachen den Menschen ihnen wieder Arbeit und Geld zu geben und bekamen bei den Wahlen<br />
ab 1929 immer mehr Stimmenanteile.<br />
Die Kommunisten versprachen, die Fabrikanten und Unternehmer zu enteignen und die Unternehmen<br />
zu verstaatlichen, damit es keinen Unterschied mehr zwischen arm und reich geben würde.<br />
Die Nationalsozialisten versprachen, die Ergebnisse des Versailler Vertrages zu widerrufen und<br />
Deutschland zu einer großen Nation in der Welt machen zu wollen.<br />
KPD und NSDAP waren radikale, undemokratische Parteien, die mit Gewalt an die Macht kommen<br />
wollten und die Menschen- und Bürgerrechte abschaffen wollten.<br />
Sie führten einen aggressiven Wahlkampf und bekämpften die Demokratie und die demokratischen<br />
Parteien mit Gewalt und Propaganda.<br />
Heiner Dengler hielt sich von diesen radikalen Parteien fern, allerdings wurden viele seiner Freunde<br />
und Bekannten Mitglieder und Anhänger radikaler Parteien, die die Demokratie bekämpften.<br />
Auch Gerhard Dengler, der sich bis jetzt eigentlich nicht für Politik interessiert hatte, überlegte, ob die<br />
NSDAP mit ihren Versprechungen, ihm wieder Arbeit und Brot zu geben, nicht doch Recht hatte mit<br />
ihrer Ablehnung der demokratischen Parteien.<br />
Aus Neugier und Interesse besuchte er deswegen einige Veranstaltungen der NSDAP und traf dort<br />
Leute, die versuchten, ihn auf ihre Seite zu ziehen.<br />
Vieles, was Gerhard dort hörte, war sehr radikal, aggressiv, gewalttätig und angsteinflößend, aber die<br />
Versprechungen verfehlten ihre Wirkung nicht und so gehörte auch Gerhard Dengler zu den vielen<br />
Menschen, die bei den Wahlen im Januar 1933 der NSDAP ihre Stimme gaben.<br />
Und das waren die Ergebnisse dieser Wahl im Überblick :<br />
Dieses Wahlergebnis war die Ursache dafür, das am 30.1.1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler des<br />
Deutschen Reiches ernannt wurde.
Von diesem Tage an veränderte sich das Leben in Deutschland vollkommen und im Rückblick sagte<br />
auch Gerhard Dengler, dass dieser Tag wohl der Schicksalstag Deutschlands im 20.Jahrhundert<br />
gewesen sei.<br />
Mit der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler durch Reichspräsident Hindenburg wurden in<br />
Deutschland Grundrechte und Freiheiten außer Kraft gesetzt.<br />
So wurden :<br />
<br />
<br />
Alle Parteien außer der NSDAP verboten<br />
Die Gewerkschaften verboten und die wichtigsten Gewerkschaftler eingesperrt<br />
<br />
<br />
<br />
Politische Gegner der Nazis verhaftet, in Konzentrationslager eingesperrt, gefoltert und zur<br />
Schwerstarbeit gezwungen<br />
Zeitungen, Zeitschriften, Radiosender verboten oder gleichgeschaltet<br />
Vereine oder kirchliche Jugendorganisationen z.B. Pfadfinder verboten und stattdessen die<br />
Jugendlichen zum Dienst in der Hitlerjugend (HJ) und dem Bund Deutscher Mädchen (BDM)<br />
verpflichtet<br />
<br />
Priester in den Kirchen bespitzelt und teilweise in Konzentrationslager eingeliefert<br />
<br />
Menschen durch Blockwarte oder Gestapo bespitzelt und verraten<br />
<br />
Behinderte in Lager eingeliefert und systematisch ermordet<br />
<br />
Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma in Konzentrationslager eingeliefert und großenteils<br />
umgebracht<br />
<br />
Juden systematisch ausgegrenzt und gezwungen, den gelben Stern als Erkennungszeichen zu tragen<br />
Juden terrorisiert, mit Verboten belegt, in Ghettos verschleppt, in Konzentrationslager eingeliefert und<br />
ermordet<br />
<br />
Künstler und Schriftsteller verboten, eingesperrt oder zur Auswanderung gezwungen<br />
<br />
<br />
Bestimmte Bücher, Filme und Musik verboten und deren Besitz bestraft<br />
Die Bevölkerung in Gruppen von Rassen eingeteilt, die in wertvolle Rassen (v.a. Arier) und<br />
minderwertige Rassen (z.B. Slawen) unterschieden wurden (Ariernachweis)<br />
-Fast alle Synagogen und jüdischen Geschäfte zerstört (November 1938 –„Reichskristallnacht“)
Gerhard Dengler merkte, wie alle anderen Menschen in Deutschland natürlich auch, dass sich vieles<br />
im Lande änderte. Ihm fiel auf, dass Nachbarn und Bekannte auf einmal abgeholt wurden und<br />
verschwanden. Was mit ihnen passierte wusste keiner so genau, aber meist kamen sie nicht wieder<br />
und wenn doch einmal einer zurückkehrte, so durfte er nichts darüber erzählen, was mit ihm passiert<br />
war.<br />
Er sah in den Wochenschauen des Kinos, wie gegen andere Rassen und Juden gehetzt wurde, wie<br />
diese in schlimmster Weise beleidigt wurden und ihre Geschäfte zugemacht wurden. In öffentliche<br />
Gebäude wie Kinos, Theater, Schwimmbäder oder Büchereien wurden sie auf einmal nicht mehr<br />
hineingelassen, außerdem durften sie keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, keine Parkbänke<br />
zum Sitzen verwenden und keine Fahrräder mehr besitzen.<br />
Alle jüdischen Mitbürger, mit denen man bis jetzt völlig nachbarschaftlich zusammengelebt hatte,<br />
wurden auf einmal gezwungen, den gelben Stern zu tragen und die Namen Sarah und Israel im Pass<br />
zu tragen. Und immer öfter kam es vor, dass sie einfach abgeholt wurden und verschwanden.<br />
Erst später erfuhr man, unter welchen Umständen sie ermordet worden waren.<br />
Gerhard Dengler sah auch, dass man in der „Neuen Zeit“ aufpassen musste, was man sagte, wem<br />
man etwas sagte. Schnell konnte es passieren, dass jemand wegen einer unpassenden Bemerkung<br />
oder einem Witz oder einer kritischen Äußerung eingesperrt wurde.<br />
Seit 1936, dem Jahr, in dem in Deutschland die Olympischen Spiele stattfanden, war Gerhard Dengler<br />
verheiratet. Seine Frau Sabine hatte er ein Jahr zuvor bei einer Geburtstagsfeier gemeinsamer<br />
Bekannter kennengelernt.<br />
Eigentlich hatte Gerhard, der ja katholisch erzogen worden war, in einer Kirche heiraten wollen, aber<br />
das war in der Zeit des Nationalsozialismus nicht erwünscht, so dass die Trauung nur auf dem<br />
Standesamt vollzogen wurde.<br />
Mittlerweile hatte Gerhard wieder Arbeit gefunden. Die neue Regierung hatte das Ziel den Bau von<br />
Autobahnen in Deutschland voranzutreiben und dadurch wurden viele Arbeitskräfte gebraucht, so<br />
dass auch Gerhard Dengler wieder eine Beschäftigung fand.
Auf der Straße sah man jetzt immer mehr Uniformen. Jede Organisation der Nazis hatte ihre eigene<br />
Uniform, so dass man HJ-Uniformen, BDM-Uniformen, SA-Uniformen, Gestapo-Uniformen und noch<br />
andere durch die Straßen marschieren sah. Und die Fahne der Nationalsozialisten mit dem<br />
Hakenkreuz musste ständig von den Häusern auf die Straße gehängt werden. Wer dies nicht machte,<br />
war automatisch verdächtig und wurde der Gestapo (Geheime Staatspolizei) gemeldet – und das<br />
bedeutet meist Ärger oder mehr.<br />
Gerhard Dengler sah sehr wohl, dass die neue Regierung viele Menschen ausgrenzte und verfolgte<br />
und der Bevölkerung viele Freiheiten nahm. Aber das alles wollte er gar nicht so genau wissen, denn<br />
wer zu viel wusste konnte sich in Schwierigkeiten bringen und Politik hatte ihn sowieso nicht so<br />
besonders interessiert.<br />
Seit 1930 hatte er ein Patenkind. Der Junge hieß Max und war das Kind seines früheren Mitarbeiters<br />
Paul Runkel. Max war mit 10 Jahren in das Deutsche Jungvolk, die Vorstufe zur Hitlerjugend<br />
eingetreten. Teilweise empfand er die wöchentlichen Versammlungen, Treffen und Appelle als lästig,<br />
allerdings machten ihm die Fahrten, Lager und Geländespiele auch Spaß.<br />
Max Runkel<br />
Gerhard Dengler war kein Mitglied der NSDAP geworden, aber er bemühte sich, sich möglichst<br />
regierungstreu und unauffällig zu verhalten, um für sich und seine Frau keine Schwierigkeiten zu<br />
bekommen. Und außerdem war er froh, wieder Arbeit zu haben. Das Geld, das er verdiente, konnte er<br />
gut gebrauchen, denn er wollte unbedingt in den nächsten Jahren ein eigenes Auto kaufen.<br />
Im Jahr 1938 stellte sich in der Familie Dengler Nachwuchs ein. Sohn Fritz wurde geboren und die<br />
junge Familie zog in eine Dreizimmerwohnung in die Schmiedgasse um. In diesem Jahr schloss sich<br />
Österreich nach aggressiven Drohungen Deutschlands dem Deutschen Reich an und von dieser Zeit<br />
an herrschten die Nazis auch dort. Also wurden auch dort Gegner der Nazis verfolgt und eingesperrt<br />
und auch in Österreich wurden Konzentrationslager errichtet.<br />
Gerhard Denglers Sohn Fritz sah seinen Vater aber nur ein Jahr lang, denn im<br />
Jahr 1939 (1.September) griff Deutschland Polen an und löste damit den Zweiten Weltkrieg aus.<br />
Schon lange hatte Hitler erklärt, andere Völker seien minderwertig und hätten nur die Aufgabe dem<br />
deutschen Volk zu dienen und in den Jahren vor 1939 hatten die Nazis alles vorbereitet, um<br />
Deutschland auf einen Krieg vorzubereiten.
In Fabriken waren Waffen und Panzer hergestellt worden, Soldaten waren auf den Einsatz vorbereitet<br />
worden und trotzdem war der Kriegsbeginn im Allgemeinen kein Anlass zur Freude, denn es war ja<br />
kaum 20 Jahre her, dass der Erste Weltkrieg großes Unglück und große Not über die Bevölkerung<br />
gebracht hatte. Wie die meisten jungen Männer wurde auch Gerhard Dengler sofort zum<br />
Kriegseinsatz gerufen und musste seine junge Familie daheim zurück lassen.<br />
Schnell war zu sehen, dass Deutschland möglichst viele Länder Europas unterwerfen und besiegen<br />
wollte. Gerhard Dengler kämpfte an der Westfront gegen Frankreich, das zunächst schnell besiegt<br />
und im Mai 1940 von Deutschland besetzt wurde.<br />
Der Zweite Weltkrieg übertraf alle bisherigen kriegerischen Auseinandersetzung an Grausamkeiten<br />
und Brutalitäten. Gerhard Dengler blieb vieles davon erspart. Nach seinem Einsatz im Feldzug gegen<br />
Frankreich kehrte er mit einem Granatsplitter nach Hause zurück und war für den Rest des Krieges<br />
kriegsuntauglich. Das rettete ihn wahrscheinlich vor dem Tod, der Gefangenschaft oder der Teilnahme<br />
an unmenschlichen Aktionen im Kampf an einer der vielen Fronten des Zweiten Weltkrieges.<br />
Am Anfang des Krieges standen sehr schnelle militärische Erfolge von Deutschland. Schnelle Siege<br />
gegen Polen und Frankreich, Besetzungen von Dänemark und Norwegen, Belgien und den<br />
Niederlanden und am Balkan ließ die Bevölkerung von „Blitzkriegen“ sprechen, da die deutsche<br />
Wehrmacht oft auf völlig unvorbereitete Gegner traf.<br />
Wenn ein Land besetzt worden war, wurden die nationalsozialistischen Gesetze dort ebenso<br />
eingeführt wie im Deutschen Reich. Die Bevölkerung dieser Länder wurde zu gehorsamem Verhalten<br />
gezwungen, allerdings unterschiedlich behandelt.<br />
Den östlichen bzw. slawischen Menschen gegenüber verhielten sich die deutschen Besatzer in der<br />
Regel grausamer als in den westlichen Staaten.<br />
Eine entscheidende Wende erfuhr der Krieg als das Deutsche Reich die Sowjetunion im<br />
Jahr 1941angriff. Dieser Krieg wurde noch unmenschlicher und härter geführt als alle<br />
bisherigen Auseinandersetzungen.<br />
Er wurde von Seiten der Nazis als Vernichtungskrieg und Kampf um das Überleben des deutschen<br />
Volkes geführt. Und auch der Staatschef der Sowjetunion, Josef Stalin, kannte keine Gnade im Kampf<br />
gegen die deutschen Eindringlinge.<br />
Im Laufe der Jahre 1941 – 1945 zeigte sich, dass die deutschen Soldaten mit den extremen
Bedingungen des russischen Winters und der riesigen Fläche des Landes überfordert waren. Die<br />
Schlacht von Stalingrad war der Wendepunkt des Krieges für die deutsche Armee. In dieser Schlactht<br />
starben zwischen 700 000 und 1000 0000 Menschen. Von nun an befanden sich die deutschen<br />
Soldaten auf dem Rückzug und die Gegner Deutschlands trugen den Krieg nach Deutschland hinein.<br />
Fast alle deutschen Städte wurden regelmäßig bombardiert und einige davon, wie Dresden oder<br />
Hamburg völlig zerstört. Während der Bombenangriffe suchte die Bevölkerung Schutz in Bunkern, um<br />
danach zu sehen, ob noch etwas von der eigenen Wohnung übrig geblieben war.<br />
Deutschland hatte den Krieg nach Europa getragen und spätestens ab 1943 kam der Krieg mit voller<br />
Härte nach Deutschland zurück. Je mehr abzusehen war, dass das Deutsche Reich den Krieg<br />
verlieren würde, umso grausamer gingen die Nazis gegen diejenigen vor, die den Sieg in Zweifel<br />
zogen. Wer ausländische Nachrichten hörte, Zeitungen las oder davon sprach, dass es besser wäre,<br />
den Krieg zu beenden, musste mit dem Todesurteil rechnen. Und ab 1944 wurden auch schon<br />
Jugendliche und alte Männer als Soldaten in den Krieg geschickt, um die Lage für Deutschland noch<br />
zu retten, aber die Lage war für Deutschland aussichtslos geworden.<br />
Mittlerweile gab es kaum einen Platz auf der Erde, auf dem nicht gekämpft wurde, auch in Afrika und<br />
Asien waren Soldaten im Einsatz, Japan führte seit 1943 Krieg gegen die USA und besonders in den<br />
letzten beiden Kriegsjahren starben mehr Menschen auf dem Schlachtfeld als in allen Kriegen zuvor.<br />
Auch Gerhard Denglers Wohnung war den Bombenangriffen des Jahres 1944 zum Opfer gefallen.<br />
Zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn konnte er nur das eigene Leben retten und sich in einem<br />
Notquartier ein Zimmer mit einer anderen Familie teilen können.<br />
Sein Patenkind Max war seit 1944 Mitglied der Hitlerjugend geworden, die die Jugendlichen immer<br />
stärker schon auf die Tätigkeit als Soldat vorbereitete. Außerdem war die Hitlerjugend<br />
an Aufräumaktionen, Luftschutzdienst und Sammelaktionen für Kleider, Altmetall oder für das<br />
Winterhilfswerk beteiligt.<br />
Gegen Ende des Krieges konnte von einem normalen Leben der Familie keine Rede mehr sein. Zwar<br />
hatte Gerhard noch Arbeit in einer Fabrik, aber wegen der Bombenangriffe musste die Arbeit dauernd<br />
unterbrochen werden. Außerdem fiel ständig der Strom aus und Material konnte nicht rechtzeitig<br />
geliefert werden, da die Straßen und Bahnhöfe alle zerstört waren.
Ansonsten hatte die Familie all ihren Besitz verloren, die Schulen waren geschlossen und als<br />
Notunterkünfte oder Lazarette umfunktioniert worden und auch Gerhards Frau war in einem Lazarett<br />
als Schwesternhelferin tätig und sah jeden Tag, welche Folgen der Krieg für die Bevölkerung hatte.<br />
Natürlich gab es auch wieder Probleme damit, sich mit Lebensmitteln zu versorgen, aber das kannten<br />
die Menschen ja schon aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.<br />
Obwohl eigentlich jedem klar war, dass der Krieg für Deutschland verloren war, tönten die Nazis, dass<br />
der Endsieg kurz bevor stehen würde und dass Deutschland noch über Wunderwaffen verfügen<br />
würde, mit denen der Feind zurückgeschlagen werden würde. Und wer es laut wagte, daran zu<br />
zweifeln wurde vor Gericht gestellt und konnte innerhalb weniger Minuten zum Tode verurteilt und<br />
aufgehängt werden.<br />
Es gab aber auch mutige Menschen, die sich für ein Ende des Krieges, für eine Beendigung des<br />
Terrors gegen die anderen Völker, die Vernichtung der Juden, die Tötung von Behinderten, die Folter<br />
in den Konzentrationslagern aussprachen. Solche Menschen waren in Widerstandsorganisationen wie<br />
der Weißen Rose organisiert und verfassten Flugblätter, in denen sie diese Dinge ansprachen.<br />
Auch die Edelweißpiraten oder einzelne Personen wie der Schreiner Georg Elser kämpften gegen die<br />
Diktatur der Nazis.<br />
Weiße Rose – Geschwister Scholl<br />
Georg Elser
Wenn sie gefasst wurden bedeutete dies natürlich das Todesurteil für sie.<br />
Es gab auch Menschen, die versuchten, Hitler durch ein Attentat zu beseitigen, um den Weg für ein<br />
Ende des Krieges und Friedensverhandlungen freizumachen. Der bekannteste Versuch wurde von<br />
dem Offizier Stauffenberg am 20.Juli 1944 durchgeführt, allerdings hatte das Attentat keinen Erfolg<br />
und führte nur zu noch mehr Todesurteilen.<br />
Graf von Stauffenberg<br />
Außerdem gab es während der ganzen Zeit des Nationalsozialismus immer wieder mutige Menschen,<br />
die jüdische Mitbürger versteckten oder ihnen halfen das Land zu verlassen, die Menschen im KZ<br />
Nahrungsmittel hineinschmuggelten oder sich in anderer Weise um Verfolgte kümmerten.<br />
Natürlich waren das nicht viele Menschen, da die meisten entweder Angst hatten vor den grausamen<br />
Urteilen, die auch für Helfer galten, oder keinen Ärger wollten oder einfach so aufgehetzt waren und<br />
an die Parolen der Nazis glaubten.<br />
Viele sahen und hörten einfach weg, wenn andere Menschen verschwanden, wenn jüdische Kinder<br />
nicht mehr in die Schule gingen, sondern wegtransportiert wurden, wenn Arbeitskollegen abgeholt<br />
wurden, Synagogen angezündet wurden oder wenn über schlimme Verbrechen im Osten berichtet<br />
wurde. Auch Gerhard Dengler und seine Familie hielten sich aus allem raus. Sie beteiligten sich nie an<br />
Verbrechen, sie waren auch nicht in die NSDAP eingetreten, aber sie vermieden es strikt mit den<br />
Nazis in Konflikt zu kommen.
Sie wussten aus den Medien, den Wochenschauen, den Zeitungen und auch aus Schicksalen von<br />
ihnen bekannten Menschen, dass es sehr gefährlich sein konnte und sehr viel Mut erforderte,<br />
Zivilcourage und Menschlichkeit zu zeigen, wenn man sich dabei im Widerspruch zu den Nazis<br />
befand. Und sie hatten es mit fortlaufender Dauer des Krieges immer schwerer, ihr eigenes Leben zu<br />
organisieren und ihr Überleben zu sichern.<br />
Im Frühjahr 1945 schließlich waren die britischen, französischen, amerikanischen und sowjetischen<br />
Truppen bereits tief in das Innere Deutschlands eingedrungen und hatten Stadt um Stadt unter ihre<br />
Kontrolle bekommen. Nun war offensichtlich, dass die Kapitulation Deutschlands nur noch eine Frage<br />
von Tagen sein konnte.<br />
Nach dem Selbstmord von Adolf Hitler im April 1945 war der Weg frei zur Unterschrift unter die<br />
Kapitulationserklärung am 8.Mai 1945. Nun war der Krieg zu Ende, die Herrschaft der Nazis vorbei,<br />
die Völker Europas befreit und die Überlebenden der Konzentrationslager hatten ihre Freiheit wieder.<br />
In Asien dauerte der Krieg noch drei Monate länger. Erst der Abwurf der Atombomben durch die USA<br />
auf Hiroshima und Nagasaki führte zur Kapitulation Japans und damit zum endgültigen Ende des<br />
Zweiten Weltkrieges.
Arbeitsaufträge zur Arbeit mit dem Geheft<br />
Fragen zu den Inhalten des Geheftes<br />
1. In welchen Berufen arbeiteten Gerhard Denglers Eltern ?<br />
2. Woher kommt der Name Colonialwaren ?<br />
3. Womit begann der Erste Weltkrieg ?<br />
4. Warum kämpfte Deutschland im Ersten Weltkrieg ?<br />
5. Nenne zwei Länder, die im Ersten Weltkrieg an der Seite von Deutschland kämpften !<br />
6. Nenne zwei Länder, die im Ersten Weltkrieg gegen Deutschland kämpften !<br />
7. Wie verhielt sich die Bevölkerung in Deutschland zu Beginn des Ersten Weltkrieges ?<br />
8. Wie änderte sich die Stimmung in der Bevölkerung im Laufe des Krieges ?<br />
9. Nenne zwei wichtige Ereignisse des Jahres 1917 !<br />
10. Worin unterschied sich der Erste WK von bisherigen Kriegen ?<br />
11. Wie viele Opfer forderte der Erste Weltkrieg insgesamt ?<br />
12. Wie änderte sich die Stellung der Frau im Ersten Weltkrieg ?<br />
13. Welche Ersatzstoffe wurden im Ersten Weltkrieg verwendet ?<br />
14. Was machte der Deutsche Kaiser im Jahre 1918 ?<br />
15. Was machte Philipp Scheidemann im November 1918 ?<br />
16. Wer durfte an den Wahlen im Januar 1918 teilnehmen ?<br />
17. Wie verhielt sich die deutsche Bevölkerung am Ende des Krieges ?<br />
18. Worüber wurde im Versailler Vertrag verhandelt ?<br />
19. Nenne drei Bestimmungen, die der Versailler Vertrag für Deutschland hatte !<br />
1. Woran merkte man, dass es großen Teilen der Bevölkerung in den 20er Jahren besser ging ?<br />
1. Wo begann die Weltwirtschaftskrise ?<br />
2. Wann kam es zur Weltwirtschaftskrise ?<br />
3. Warum kam es zur Weltwirtschaftskrise ?<br />
4. Warum griff die Weltwirtschaftskrise auf Deutschland über ?<br />
5. Welche Folgen hatte die Weltwirtschaftskrise ?<br />
6. Was versprachen die radikalen Parteien KPD und NSDAP den Menschen ?<br />
1. Welches Ergebnis brachten die Wahlen im Januar 1933 ?<br />
2. Welche Folgen hatten diese Wahlen ?<br />
3. Welche Folgen hatte die Machtergreifung der Nazis<br />
für die anderen Parteien ?<br />
für die Presse ?<br />
für die Künstler ?<br />
für die Jugendlichen ?<br />
für die Kirche ?
1. Was verstehst du unter der Rassentheorie der Nazis ?<br />
2. Was verstehst du unter den Nürnberger Gesetzen ?<br />
3. Was war der Gelbe Stern ?<br />
4. Welche Gruppen wurden von den Nazis besonders verfolgt ?<br />
5. Was machte man in der Hitlerjugend ?<br />
6. Womit begann der Zweite Weltkrieg ?<br />
7. Was bedeutet das Wort Blitzkrieg ?<br />
8. Wann griff Deutschland die Sowjetunion an ?<br />
9. Wie viele Menschen kamen in Stalingrad ums Leben ?<br />
10. Nenne 10 Nationen, die im Zweiten Weltkrieg kämpften !<br />
11. Was war die Weiße Rose ?<br />
12. Was wurde während des Krieges mit dem Tode bestraft ?<br />
13. Wie versuchten die Nazis die Niederlage abzustreiten ?<br />
14. Welche deutschen Städte wurden im Krieg besonders zerstört ?<br />
15. Wer war Graf von Stauffenberg ?<br />
16. Wann endete der Zweite Weltkrieg in Europa ?<br />
17. Wann und womit endete der Zweite Weltkrieg in Asien ?<br />
18. Wie viele Menschen starben im Zweiten Weltkrieg insgesamt ?<br />
19. Welches Land hatte – gemessen an der Einwohnerzahl – die meisten Kriegsopfer zu beklagen ?<br />
20. Wie viele Deutsche starben im Zweiten Weltkrieg ?<br />
Zusätzliche Fragen und Aufgaben<br />
1. Erstelle eine Zeitleiste zum Leben von Gerhard Dengler und trage alle bisherigen Ereignisse aus<br />
seinem Leben ein !<br />
2. Erstelle eine geschichtliche Zeitleiste und trage alle geschichtlichen Ereignisse aus dem Geheft<br />
ein !<br />
3. Erstelle eine gemeinsame Zeitleiste und trage alle Ereignisse aus dem Geheft ein !<br />
4. Erstelle ein Diagramm zu den Opferzahlen des Ersten Weltkrieges !<br />
5. Erstelle zu jeder Person aus dem Geheft ein eigenes Blatt und trage alle wichtigen Informationen über<br />
diese Person darin ein ! Gestalte das Blatt optisch !<br />
6. Formuliere zu den Informationen aus dem Geheft je 20 Fragen, die mit<br />
Warum ….. und<br />
Welche Folgen hatte es, dass …. beginnen und beantworte diese !
1. Erstelle zu zwei der folgenden Unterthemen des Geheftes jeweils ein aussagekräftiges Plakat :<br />
Weiße Rose<br />
Weltwirtschaftskrise<br />
Versailler Vertrag<br />
Reichskristallnacht !<br />
Du kannst dein Geschichtsbuch, das Internet und alle anderen Quellen zu Hilfe nehmen !<br />
1. Erstelle einStichwortverzeichnisA-Z und trage möglichst alle wichtigen Begriffe und Personen des<br />
Geheftes ein !<br />
2. Erkläre die folgenden Begriffe aus dem Geheft auf Karteikarten :<br />
<br />
<br />
<br />
Holocaust<br />
Nürnberger Gesetze<br />
Gestapo
Setze die folgenden Zahlen, Wörter (bzw. Wortteile) in die Lücken im Text:<br />
1000000 104 1912 1941<br />
angriff Afrika aggressiv Aluminium April Atombomben Attentat Ausbildung Auswanderung<br />
Autobahnen außereuropäischen Beine Besitz Blitzkriegen“ burg bäder bänke Börse Bürgerrechte<br />
chereien Colonialwarengeschäft doline, Dreizimmerwohnung Dänemark Edelweißpiraten Einfluss<br />
eingeliefert eingesperrt Ende enden, enteignen Erfindungen ermordet ernannt Ersatzstoffe<br />
Fabriken Fahne<br />
Familienfoto Feldpostkarten Freitag“ Freude früchte, Fuhrwerk garetten, gebraucht Geburt<br />
geisteskrank geleisen, Geländespiele Gestapo Gewalt Ghettos gien Giftgas Granatsplitter<br />
Grausamkeiten großen herd Hitlerjugend Holland Japan Jungvolk Kaffee Kannen Kapitulation<br />
Katastrophe Kinos kolade. KPD Kredit Krieg Kriminalität Köln Land Lazarett Lebensmittelkarten<br />
linke Mai Mehl<br />
Menschlichkeit Metallwaren Millionen mittel Monat mutige Nagasaki NSDAP Olympischen Orden<br />
Osmanischen Panzer Pfadfinder Polen Protestdemonstrationen Rassen reduzieren<br />
Reichskristallnacht richten Rose rwegen, räder Rücktritt Sache Samstag Sarah sauger Schulzeit<br />
sden Selbstmord Selbstmorde Stalin Stalingrad stand Standesamt Stauffenberg Stern Stimme<br />
Stoff stolz Straßenbahnfahrerinnen Stunden Synagogen Titanic umgegangen unfair untauglich.<br />
Verboten verbrennen Versailles Verwundungen Waffenstillstand Weihnachten Weltkrieg Weltkrieg<br />
Weltwirtschaftskrise Wendepunkt Werkstatt Westen Wilhelm Winters Witz Wäscherin Zeichnen<br />
Zeitzeuge Zuversicht Öl Österreich Österreich-Ungarn<br />
Das ist Gerhard Dengler.<br />
Er wurde im Jahr ________ in __________ geboren. Herr Dengler feiert also in diesem<br />
Jahr seinen ______ . Geburtstag. In seiner Lebenszeit hat Gerhard Dengler viele Dinge<br />
erlebt, private Ereignisse, aber auch geschichtliche Ereignisse über die in diesem Buch<br />
berichtet wird. Gerhard Dengler ist unser __________________ des Jahrhunderts<br />
Wenn wir uns mit seinem Leben beschäftigen, so lernen wir automatisch sehr viel aus<br />
der Geschichte der letzten 100 Jahre. Wir erfahren etwas über Ereignisse und welchen<br />
Einfluss sie auf das Leben der Menschen hatten. Wir erfahren etwas darüber, wie<br />
Menschen sich in bestimmten Situationen entscheiden konnten und wie diese<br />
Entscheidungen ihr Leben beeinflusste. Und wir lernen zu verstehen, warum sich<br />
Menschen aus Gerhard Denglers Familie, von seinen Freunden, Mitschülern,<br />
Arbeitskollegen und Bekannten so oder so entschieden haben. Aber zurück zu Gerhard<br />
Dengler. Das Jahr, in dem er geboren wurde war auch das Jahr, in dem eine große<br />
______________________ die Menschen auf der ganzen Welt erschütterte, nämlich<br />
der Untergang der ______________ . Für Gerhard Denglers Familie allerdings stand die<br />
____________ des Sohnes im Vordergrund. Vater Heiner Dengler, der in einem<br />
____________________________________________ arbeitete und Mutter Hermine<br />
Dengler, die als ____________________ tätig war, hatten sich schon lange ein Kind<br />
gewünscht und somit war Gerhards Geburt ein Anlass großer ____________ . Es<br />
existiert zwar kein Foto des jungen Gerhard, aber das ________________________ ,<br />
das du hier siehst, wurde etwa zur selben Zeit, also vor 100 Jahren aufgenommen und<br />
gibt einen Eindruck von einer Familie aus dieser Zeit wieder.<br />
Übrigens – ein Colonialwarengeschäft, was war das eigentlic ? Nun, in einem<br />
Colonialwarenladen konnte man vor allem Dinge kaufen, die aus den<br />
______________________________________ Besitzungen der europäischen Staaten,<br />
also etwa aus ____________ , Asien oder Amerika stammten. Colonialwaren waren<br />
z.B. ____________ , Tee, Süd__________________ Stoffe, Kakao oder<br />
Scho______________ In so einem Laden arbeitete also Gerhard Denglers Vater, von<br />
Montags bis ______________ für jeweils 10 ______________ . Er verdiente damit<br />
etwa 150 Reichsmark im __________ . Und wie lebte die Familie damit ?
Einen kleinen Eindruck davon vermitteln uns vielleicht die folgenden Bilder aus der Zeit<br />
um Gerhards Geburt.<br />
Milch, Bier und andere Produkte wurden mit dem ________________ geliefert Als<br />
Gerhard 2 Jahre alt war, geschah etwas, das großen ________________ auf das Leben<br />
der Menschen um Familie Dengler nahm. Es begann im Jahr 1914 mit einer<br />
Auseinandersetzung zwischen ____________________________________ und<br />
Serbien. Das wäre eigentlich nichts Besonderes gewesen, denn Streit oder auch<br />
__________ gab es ja oft genug auf der Welt. Aber weil Österreich-Ungarn mit<br />
Deutschland und dem ______________________ Reich (Türkei) verbündet war und<br />
Serbien mit Russland, war bald fast ganz Europa irgendwie im Krieg. Auch Frankreich<br />
und England nahmen an diesem Krieg teil und ab dem Jahr 1917 auch die USA, so dass<br />
man nun von einem __________________ sprechen konnte. Zunächst hatten viele<br />
Leute in Deutschland gar nichts dagegen einzuwenden, dass Deutschland an diesem<br />
Krieg teilnahm. Im Gegenteil, sie waren __________ darauf, dass ihre Männer oder<br />
Söhne als Soldaten an diesem Krieg teilnahmen. Sie dachten sich, dass die Männer<br />
vielleicht __________ oder andere Auszeichnungen im Krieg erwerben könnten und nur<br />
wenige Menschen hatten ihre Zweifel, ob das mit dem Krieg so eine gute __________<br />
wäre. Das wird nicht lange dauern, ______________________ sind sie wieder zu<br />
Hause, dachten die Deutschen man und auch Gerhard Denglers Onkel Manfred wurde<br />
als Soldat verpflichtet in Frankreich zu kämpfen.
Am Anfang schrieb er auch regelmäßig ____________________________ nach Hause,<br />
in denen er voller ____________________ auf ein schnelles Kriegsende Grüße nach<br />
Hause schickte. Aber es kam Weihnachten 1914 und der Krieg war noch nicht zu<br />
________ . Es kam das Jahr 1915 und der Krieg dauerte an. Das Jahr 1916 kam und<br />
immer mehr junge Männer kamen nicht mehr nach Hause. Andere kamen zwar heim,<br />
hatten aber entsetzliche ________________________ . Ihnen fehlten Arme und<br />
__________ , sie waren blind oder ________________________ . Und die Hoffnung<br />
auf einen Sieg oder ein gutes Ende des Krieges nahm immer mehr ab. Durch den<br />
Einsatz moderner Waffen wie ______________ , Handgranaten oder<br />
Maschinengewehre forderte dieser Krieg mehr Opfer als alle bisherigen Kriege. Auch<br />
viele Bekannte von Familie Dengler wurden Opfer des Krieges, in dem insgesamt mehr<br />
als 10 __________________ Menschen starben.<br />
Darunter waren etwa • 2 Millionen deutscher Soldaten • 1,7 Millionen russischer<br />
Soldaten • 1,4 Millionen französischer Soldaten und • 1 Million britischer Soldaten<br />
Besonders als auch die USA 1917 in den Krieg eingriff und an der Seite der Gegner<br />
Deutschlands kämpfte war abzusehen, dass Deutschland den Krieg wohl verlieren<br />
würde. Zwar schlossen Deutschland und Russland im Jahr 1917 einen<br />
________________________________ , aber das änderte nichts daran, dass<br />
Deutschland den Krieg nicht mehr gewinnen konnte. Auch Manfred Dengler erlitt im<br />
Krieg eine schwere Verwundung, die ihn fast das __________ Bein kostete . Er wurde<br />
in ein ________________ eingeliefert und blieb dort etwa 10 Monate lang. Nicht nur in<br />
seiner Familie, auch unter Millionen anderer Menschen in Deutschland nahm der<br />
Wunsch zu, dass der Krieg endlich vorbei gehen sollte. Weil so viele Männer im Krieg<br />
waren, im Krieg umgekommen oder verwundet waren, mussten die Frauen die Arbeit<br />
der Männer oft mit erledigen, in den Fabriken arbeiten oder als<br />
______________________________________________ , oder überall wo sie<br />
__________________ wurden. Auch Gerhards Tante Margrit arbeitete oft die ganze<br />
Nacht in einer Fabrik für ______________________ , die Töpfe, Pfannen und<br />
____________ aus __________________ herstellte. Tagsüber musste sie versuchen,<br />
Lebensmittel zu besorgen, um ihre beiden Kinder Hanne und Holger zu ernähren.<br />
Aufgrund des Krieges gab es fast keine Lebensmittel mehr und die wenigen, die es gab<br />
konnte man nur gegen ____________________________________ kaufen. Durch die<br />
viele Arbeit konnte sich Margrit natürlich auch kaum um die Erziehung ihrer Kinder<br />
kümmern, so dass diese meist sich selbst überlassen waren. Heiner Dengler konnte in<br />
seinem Laden immer weniger verkaufen, denn es wurden immer weniger Waren<br />
geliefert und außerdem hatten die Menschen ja auch immer weniger Geld, um etwas zu<br />
kaufen. Oft musste Heiner Dengler seinen Laden schon nach wenigen Stunden<br />
schließen, weil einfach nichts mehr im Laden war. Außerdem waren in vielen Städten<br />
Tausende von Häusern, Straßen und ________________ durch den Krieg völlig zerstört<br />
worden, Schulen funktionierten nicht mehr und die __________________________<br />
nahm deutlich zu. Gerhard Denglers Mutter und Tante hatten große Mühe, die<br />
Ernährung ihrer Familien zu sichern. Da viele Dinge einfach nicht mehr zu bekommen
waren, verwendete man ________________________ , wie z.B. • Brennnessel für<br />
__________ • Obstkerne für ______ • Asche für ________ Weil die Politiker und der<br />
deutsche Kaiser ______________ II. trotz der fürchterlichen Lage der Menschen nicht<br />
daran dachten, ihre Niederlage einzugestehen und den Krieg immer weiter fortsetzen<br />
wollten, gipfelte die Unzufriedenheit der Bevölkerung in immer größeren<br />
____________________________________________ und Streiks, bei denen die<br />
Menschen den Rücktritt des Kaisers und ein Ende des Krieges forderten. Im November<br />
1918 schließlich war es soweit : Kaiser Wilhelm II. erklärte seinen<br />
____________________ und ging ins Exil nach ______________ . Der Krieg war<br />
vorbei und nun sollte das Land von demokratischen, d.h. vom Volk gewählten Politikern<br />
regiert werden. Im Januar 1919 schließlich gingen auch die Mitglieder der Familie<br />
Dengler, Männer und Frauen ab 18 Jahren zur Wahl und wählte ihre Regierung und den<br />
Reichskanzler. Das Jahr 1919 war für Gerhard Dengler auch der Beginn seiner<br />
__________________ . Wir sehen ein Foto von seiner Einschulung und ein weiteres<br />
Klassenfoto aus seiner Schulzeit. Gerhard ging gerne in die Schule. Seine<br />
Lieblingsfächer waren Sport und ________________ , aber auch in Mathematik schrieb<br />
er meist gute Noten. Im Gegensatz zu heute lernten die Kinder zu Gerhards Zeit eine<br />
andere Schrift, die altdeutsche Schrift. Aber nicht nur der Schulbeginn, auch das<br />
Kriegsende war für die Familie Dengler ein Grund zur Freude. Im Deutschen Reich gab<br />
es allerdings auch andere Reaktionen. Manche Menschen waren sehr traurig über den<br />
Verlust ihrer Angehörigen oder die Zerstörung ihrer Wohnungen und Fabriken. Andere<br />
waren enttäuscht oder __________________ wegen des verlorenen Krieges, unsicher<br />
wegen der neuen politischen Verhältnisse. Viele waren aber auch voller Hoffnung, dass<br />
die Zeiten jetzt besser werden würden, dass sich ihr Leben verbessern würde und jetzt<br />
eine Zeit des Friedens und der Freiheit anbrechen würde. Diese Hoffnungen erlitten<br />
jedoch einen gewaltigen Rückschlag, als sich die Vertreter der Sieger, d.h. der<br />
Gewinner des Krieges in der Französischen Stadt ____________________ trafen, um<br />
darüber zu entscheiden, wie mit den Verlierern ____________________ werden sollte.<br />
Im Juni 1919 wurde unter anderem beschlossen, dass Deutschland den Siegern Gebiete<br />
im Osten und ____________ abtreten sollte, seine Soldaten ____________________<br />
musste, seine schweren Waffen abgeben musste und hohe Geldzahlungen und<br />
Materiallieferungen an die Siegermächte leisten musste.. Dieser Vertrag wurde zwar<br />
von der deutschen Bevölkerung allgemein als ungerecht und ____________<br />
empfunden, allerdings mussten die deutschen Politiker ihn unterschreiben, da der Krieg<br />
ansonsten weitergegangen wäre und Deutschland noch größeren Schaden genommen<br />
hätte.<br />
Große Teile der Bevölkerung verstanden nicht, warum die deutschen Politiker den<br />
Vertrag unterschreiben mussten und hatten kein Vertrauen in das neue politische<br />
System. Es kam wieder zu zahlreichen Demonstrationen, mit viel Gewalt und auch zu<br />
politischen Morden. Aber der Krieg war vorbei und jetzt konnte begonnen werden, alles
wieder aufzubauen. Die Fabriken produzierten wieder und neue technische<br />
______________________ sorgten dafür, dass der Alltag der Menschen langsam<br />
wieder besser wurde und der Wohl__________ allmählich zunahm. Auch das<br />
Warenangebot in Heiner Denglers Laden wurde immer größer. Ab jetzt verkaufte er<br />
auch Haushaltsgeräte, Kleidung und Zi__________________ so dass man schon fast<br />
von einem Kaufhaus sprechen konnte. Die Haushaltsgeräte wie<br />
Bü__________________ Staub____________ oder Elektro________ vereinfachten<br />
auch das Leben von Gerhard Denglers Familie und der zusätzliche Verkauf der neuen<br />
Waren sorgte für zusätzliche Einnahmen in dem Laden von Heiner Dengler.<br />
Weil das Geschäft so gut lief, überlegte sich Heiner Dengler sogar, sich ein eigenes Auto<br />
zu kaufen und nahm dazu einen ____________ bei der Bank auf. Einige Jahre lang lief<br />
alles richtig gut. Gerhard Dengler beendete nach 8 Jahren seine Schulzeit und begann<br />
eine ____________________ als Mechaniker in einer __________________ . In seiner<br />
Freizeit spielte er Fußball und Man______________ außerdem ging er gerne Tanzen.<br />
Die Familie blickte voller Zuversicht in die Zukunft und glaubte daran, dass sich ihr<br />
Leben immer weiter verbessern würde. Im Jahr 1929 jedoch bekam diese optimistische<br />
Haltung einen schweren Rückschlag. In den USA kam es zum Zusammenbruch der<br />
____________ in New York. Am sogenannten „Schwarzen ____________________<br />
brachen die Aktienkurse völlig ein und innerhalb weniger Tage wuchs diese Krise zu<br />
einer sogenannten ________________________________________ heran. Fabriken<br />
gingen pleite, Banken ebenso und große Teile der Bevölkerung in den USA und den<br />
europäischen Ländern verloren all ihre Ersparnisse und ihre Arbeitsplätze. Das Geld<br />
verlor immer mehr an Wert und selbst Scheine von Millionen Reichsmark waren nichts<br />
mehr wert. Der Lohn wurde täglich ausbezahlt, aber am Abend war das Geld, das man<br />
am Nachmittag bekommen hatte, schon nichts mehr wert. Oft war es besser das Geld<br />
zu ____________________ , als zu versuchen, etwas dafür zu kaufen. Die<br />
Verzweiflung griff in immer größerem Maße um sich und die Anzahl der<br />
______________________ nahm drastisch zu.
Die Arbeitslosigkeit stieg in Deutschland auf über 6 Millionen an und auch Gerhard<br />
Dengler konnte seine Ausbildung nicht fortsetzen, weil die Werkstatt die<br />
Weltwirtschaftskrise nicht überstand. Der Colonialwarenladen von Heiner Dengler<br />
überstand diese Zeit nur deswegen, weil die Familie in den letzten 6 Jahren ziemlich<br />
viel gespart hatte und dafür sinnvolle Anschaffungen getätigt hatte. Außerdem hatte<br />
Familie Dengler noch Verwandte auf dem ________ , die sie mit Nahrungsmitteln<br />
unterstützen konnten. Diese Weltwirtschaftskrise sorgte dafür, dass sehr viele<br />
Menschen in Deutschland das Vertrauen in die Demokratie und die demokratischen<br />
Parteien verloren. Radikale Parteien wie die ______ (Kommunistische Partei<br />
Deutschland) und __________ (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei)<br />
bekamen immer mehr Anhänger und Mitglieder. Sie versprachen den Menschen ihnen<br />
wieder Arbeit und Geld zu geben und bekamen bei den Wahlen ab 1929 immer mehr<br />
Stimmenanteile. Die Kommunisten versprachen, die Fabrikanten und Unternehmer zu<br />
__________________ und die Unternehmen zu verstaatlichen, damit es keinen<br />
Unterschied mehr zwischen arm und reich geben würde. Die Nationalsozialisten<br />
versprachen, die Ergebnisse des Versailler Vertrages zu widerrufen und Deutschland zu<br />
einer ______________ Nation in der Welt machen zu wollen. KPD und NSDAP waren<br />
radikale, undemokratische Parteien, die mit ____________ an die Macht kommen<br />
wollten und die Menschen- und __________________________ abschaffen wollten.<br />
Sie führten einen aggressiven Wahlkampf und bekämpften die Demokratie und die<br />
demokratischen Parteien mit Gewalt und Propaganda. Heiner Dengler hielt sich von<br />
diesen radikalen Parteien fern, allerdings wurden viele seiner Freunde und Bekannten<br />
Mitglieder und Anhänger radikaler Parteien, die die Demokratie bekämpften. Auch<br />
Gerhard Dengler, der sich bis jetzt eigentlich nicht für Politik interessiert hatte,<br />
überlegte, ob die NSDAP mit ihren Versprechungen, ihm wieder Arbeit und Brot zu<br />
geben, nicht doch Recht hatte mit ihrer Ablehnung der demokratischen Parteien. Aus<br />
Neugier und Interesse besuchte er deswegen einige Veranstaltungen der NSDAP und<br />
traf dort Leute, die versuchten, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Vieles, was Gerhard dort<br />
hörte, war sehr radikal, aggressiv, gewalttätig und angsteinflößend, aber die<br />
Versprechungen verfehlten ihre Wirkung nicht und so gehörte auch Gerhard Dengler zu<br />
den vielen Menschen, die bei den Wahlen im Januar 1933 der NSDAP<br />
ihre____________ gaben. Dieses Wahlergebnis war die Ursache dafür, das am<br />
30.1.1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler des Deutschen Reiches ______________<br />
wurde. Von diesem Tage an veränderte sich das Leben in Deutschland vollkommen und<br />
im Rückblick sagte auch Gerhard Dengler, dass dieser Tag wohl der Schicksalstag<br />
Deutschlands im 20.Jahrhundert gewesen sei. Mit der Ernennung von Adolf Hitler zum<br />
Reichskanzler durch Reichspräsident Hindenburg wurden in Deutschland Grundrechte<br />
und Freiheiten außer Kraft gesetzt. So wurden : • Alle Parteien außer der NSDAP<br />
________________ • Die Gewerkschaften verboten und die wichtigsten<br />
Gewerkschaftler ______________________ • Politische Gegner der Nazis verhaftet, in
Konzentrationslager eingesperrt, gefoltert und zur Schwerstarbeit gezwungen •<br />
Zeitungen, Zeitschriften, Radiosender verboten oder gleichgeschaltet • Vereine oder<br />
kirchliche Jugendorganisationen z.B. ____________________ verboten und<br />
stattdessen die Jugendlichen zum Dienst in der ________________________ (HJ) und<br />
dem Bund Deutscher Mädchen (BDM) verpflichtet • Priester in den Kirchen bespitzelt<br />
und teilweise in Konzentrationslager eingeliefert • Menschen durch Blockwarte oder<br />
Gestapo bespitzelt und verraten • Behinderte in Lager ________________________<br />
und systematisch ermordet • Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma in<br />
Konzentrationslager eingeliefert und großenteils umgebracht • Juden systematisch<br />
ausgegrenzt und gezwungen, den gelben __________ als Erkennungszeichen zu tragen<br />
Juden terrorisiert, mit Verboten belegt, in ______________ verschleppt, in<br />
Konzentrationslager eingeliefert und ________________ • Künstler und Schriftsteller<br />
verboten, eingesperrt oder zur ________________________ gezwungen • Bestimmte<br />
Bücher, Filme und Musik verboten und deren ____________ bestraft • Die Bevölkerung<br />
in Gruppen von ____________ eingeteilt, die in wertvolle Rassen (v.a. Arier) und<br />
minderwertige Rassen (z.B. Slawen) unterschieden wurden (Ariernachweis) -Fast alle<br />
Synagogen und jüdischen Geschäfte zerstört (November 1938)<br />
„______________________________________ Gerhard Dengler merkte, wie alle<br />
anderen Menschen in Deutschland natürlich auch, dass sich vieles im Lande änderte.<br />
Ihm fiel auf, dass Nachbarn und Bekannte auf einmal abgeholt wurden und<br />
verschwanden. Was mit ihnen passierte wusste keiner so genau, aber meist kamen sie<br />
nicht wieder und wenn doch einmal einer zurückkehrte, so durfte er nichts darüber<br />
erzählen, was mit ihm passiert war. Er sah in den Wochenschauen des Kinos, wie gegen<br />
andere Rassen und Juden gehetzt wurde, wie diese in schlimmster Weise beleidigt<br />
wurden und ihre Geschäfte zugemacht wurden. In öffentliche Gebäude wie __________<br />
, Theater, Schwimm____________ oder Bü________________ wurden sie auf einmal<br />
nicht mehr hineingelassen, außerdem durften sie keine öffentlichen<br />
Verkehrs____________ benutzen, keine Park____________ zum Sitzen verwenden<br />
und keine Fahr____________ mehr besitzen. Alle jüdischen Mitbürger, mit denen man<br />
bis jetzt völlig nachbarschaftlich zusammengelebt hatte, wurden auf einmal gezwungen,<br />
den gelben Stern zu tragen und die Namen __________ und Israel im Pass zu tragen.<br />
Und immer öfter kam es vor, dass sie einfach abgeholt wurden und verschwanden. Erst<br />
später erfuhr man, unter welchen Umständen sie ermordet worden waren. Gerhard<br />
Dengler sah auch, dass man in der „Neuen Zeit“ aufpassen musste, was man sagte,<br />
wem man etwas sagte. Schnell konnte es passieren, dass jemand wegen einer<br />
unpassenden Bemerkung oder einem ________ oder einer kritischen Äußerung<br />
eingesperrt wurde. Seit 1936, dem Jahr, in dem in Deutschland die<br />
______________________ Spiele stattfanden, war Gerhard Dengler verheiratet. Seine<br />
Frau Sabine hatte er ein Jahr zuvor bei einer Geburtstagsfeier gemeinsamer Bekannter<br />
kennengelernt. Eigentlich hatte Gerhard, der ja katholisch erzogen worden war, in einer<br />
Kirche heiraten wollen, aber das war in der Zeit des Nationalsozialismus nicht<br />
erwünscht, so dass die Trauung nur auf dem ____________________ vollzogen wurde.<br />
Mittlerweile hatte Gerhard wieder Arbeit gefunden. Die neue Regierung hatte das Ziel<br />
den Bau von ____________________ in Deutschland voranzutreiben und dadurch<br />
wurden viele Arbeitskräfte gebraucht, so dass auch Gerhard Dengler wieder eine<br />
Beschäftigung fand. Auf der Straße sah man jetzt immer mehr Uniformen. Jede<br />
Organisation der Nazis hatte ihre eigene Uniform, so dass man HJ-Uniformen, BDM-<br />
Uniformen, SA-Uniformen, Gestapo-Uniformen und noch andere durch die Straßen<br />
marschieren sah. Und die __________ der Nationalsozialisten mit dem Hakenkreuz<br />
musste ständig von den Häusern auf die Straße gehängt werden. Wer dies nicht<br />
machte, war automatisch verdächtig und wurde der ______________ (Geheime<br />
Staatspolizei) gemeldet – und das bedeutet meist Ärger oder mehr. Gerhard Dengler<br />
sah sehr wohl, dass die neue Regierung viele Menschen ausgrenzte und verfolgte und<br />
der Bevölkerung viele Freiheiten nahm. Aber das alles wollte er gar nicht so genau<br />
wissen, denn wer zu viel wusste konnte sich in Schwierigkeiten bringen und Politik<br />
hatte ihn sowieso nicht so besonders interessiert. Seit 1930 hatte er ein Patenkind. Der<br />
Junge hieß Max und war das Kind seines früheren Mitarbeiters Paul Runkel. Max war mit<br />
10 Jahren in das Deutsche ________________ , die Vorstufe zur Hitlerjugend
eingetreten. Teilweise empfand er die wöchentlichen Versammlungen, Treffen und<br />
Appelle als lästig, allerdings machten ihm die Fahrten, Lager und<br />
____________________________ auch Spaß. Gerhard Dengler war kein Mitglied der<br />
NSDAP geworden, aber er bemühte sich, sich möglichst regierungstreu und unauffällig<br />
zu verhalten, um für sich und seine Frau keine Schwierigkeiten zu bekommen. Und<br />
außerdem war er froh, wieder Arbeit zu haben. Das Geld, das er verdiente, konnte er<br />
gut gebrauchen, denn er wollte unbedingt in den nächsten Jahren ein eigenes Auto<br />
kaufen. Im Jahr 1938 stellte sich in der Familie Dengler Nachwuchs ein. Sohn Fritz<br />
wurde geboren und die junge Familie zog in eine<br />
__________________________________ in die Schmiedgasse um. In diesem Jahr<br />
schloss sich ______________________ nach aggressiven Drohungen Deutschlands<br />
dem Deutschen Reich an und von dieser Zeit an herrschten die Nazis auch dort. Also<br />
wurden auch dort Gegner der Nazis verfolgt und eingesperrt und auch in Österreich<br />
wurden Konzentrationslager errichtet. Gerhard Denglers Sohn Fritz sah seinen Vater<br />
aber nur ein Jahr lang, denn im Jahr 1939 (1.September) griff Deutschland<br />
__________ an und löste damit den Zweiten __________________ aus. Schon lange<br />
hatte Hitler erklärt, andere Völker seien minderwertig und hätten nur die Aufgabe dem<br />
deutschen Volk zu dienen und in den Jahren vor 1939 hatten die Nazis alles vorbereitet,<br />
um Deutschland auf einen Krieg vorzubereiten. In Fabriken waren Waffen und<br />
____________ hergestellt worden, Soldaten waren auf den Einsatz vorbereitet worden<br />
und trotzdem war der Kriegsbeginn im Allgemeinen kein Anlass zur Freude, denn es<br />
war ja kaum 20 Jahre her, dass der Erste Weltkrieg großes Unglück und große Not über<br />
die Bevölkerung gebracht hatte. Wie die meisten jungen Männer wurde auch Gerhard<br />
Dengler sofort zum Kriegseinsatz gerufen und musste seine junge Familie daheim<br />
zurück lassen. Schnell war zu sehen, dass Deutschland möglichst viele Länder Europas<br />
unterwerfen und besiegen wollte. Gerhard Dengler kämpfte an der Westfront gegen<br />
Frankreich, das zunächst schnell besiegt und im ______ 1940 von Deutschland besetzt<br />
wurde. Der Zweite Weltkrieg übertraf alle bisherigen kriegerischen Auseinandersetzung<br />
an __________________________ und Brutalitäten. Gerhard Dengler blieb vieles<br />
davon erspart. Nach seinem Einsatz im Feldzug gegen Frankreich kehrte er mit einem<br />
____________________________ nach Hause zurück und war für den Rest des<br />
Krieges kriegs______________________ Das rettete ihn wahrscheinlich vor dem Tod,<br />
der Gefangenschaft oder der Teilnahme an unmenschlichen Aktionen im Kampf an einer<br />
der vielen Fronten des Zweiten Weltkrieges. Am Anfang des Krieges standen sehr<br />
schnelle militärische Erfolge von Deutschland. Schnelle Siege gegen Polen und<br />
Frankreich, Besetzungen von __________________ und No______________<br />
Bel________ und den Niederlanden und am Balkan ließ die Bevölkerung von<br />
„______________________________ sprechen, da die deutsche Wehrmacht oft auf<br />
völlig unvorbereitete Gegner traf. Wenn ein Land besetzt worden war, wurden die<br />
nationalsozialistischen Gesetze dort ebenso eingeführt wie im Deutschen Reich. Die<br />
Bevölkerung dieser Länder wurde zu gehorsamem Verhalten gezwungen, allerdings<br />
unterschiedlich behandelt. Den östlichen bzw. slawischen Menschen gegenüber<br />
verhielten sich die deutschen Besatzer in der Regel grausamer als in den westlichen<br />
Staaten. Eine entscheidende Wende erfuhr der Krieg als das Deutsche Reich die<br />
Sowjetunion im Jahr ______________________ . Dieser Krieg wurde noch<br />
unmenschlicher und härter geführt als alle bisherigen Auseinandersetzungen. Er wurde<br />
von Seiten der Nazis als Vernichtungskrieg und Kampf um das Überleben des deutschen<br />
Volkes geführt. Und auch der Staatschef der Sowjetunion, Josef ____________ ,<br />
kannte keine Gnade im Kampf gegen die deutschen Eindringlinge. Im Laufe der Jahre<br />
1941 – 1945 zeigte sich, dass die deutschen Soldaten mit den extremen Bedingungen<br />
des russischen ______________ und der riesigen Fläche des Landes überfordert waren.<br />
Die Schlacht von ____________________ war der ____________________ des<br />
Krieges für die deutsche Armee. In dieser Schlactht starben zwischen 700 000 und<br />
______________ Menschen.
Von nun an befanden sich die deutschen Soldaten auf dem Rückzug und die Gegner<br />
Deutschlands trugen den Krieg nach Deutschland hinein. Fast alle deutschen Städte<br />
wurden regelmäßig bombardiert und einige davon, wie Dre________ oder<br />
Ham________ völlig zerstört. Während der Bombenangriffe suchte die Bevölkerung<br />
Schutz in Bunkern, um danach zu sehen, ob noch etwas von der eigenen Wohnung<br />
übrig geblieben war. Deutschland hatte den Krieg nach Europa getragen und spätestens<br />
ab 1943 kam der Krieg mit voller Härte nach Deutschland zurück. Je mehr abzusehen<br />
war, dass das Deutsche Reich den Krieg verlieren würde, umso grausamer gingen die<br />
Nazis gegen diejenigen vor, die den Sieg in Zweifel zogen. Wer ausländische<br />
Nach______________ hörte, Zeitungen las oder davon sprach, dass es besser wäre,<br />
den Krieg zu be____________ musste mit dem Todesurteil rechnen. Und ab 1944<br />
wurden auch schon Jugendliche und alte Männer als Soldaten in den Krieg geschickt,<br />
um die Lage für Deutschland noch zu retten, aber die Lage war für Deutschland<br />
aussichtslos geworden. Mittlerweile gab es kaum einen Platz auf der Erde, auf dem<br />
nicht gekämpft wurde, auch in Afrika und Asien waren Soldaten im Einsatz,<br />
__________ führte seit 1943 Krieg gegen die USA und besonders in den letzten beiden<br />
Kriegsjahren starben mehr Menschen auf dem Schlachtfeld als in allen Kriegen zuvor.<br />
Auch Gerhard Denglers Wohnung war den Bombenangriffen des Jahres 1944 zum Opfer<br />
gefallen. Zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn konnte er nur das eigene Leben<br />
retten und sich in einem Notquartier ein Zimmer mit einer anderen Familie teilen<br />
können. Sein Patenkind Max war seit 1944 Mitglied der Hitlerjugend geworden, die die<br />
Jugendlichen immer stärker schon auf die Tätigkeit als Soldat vorbereitete. Außerdem<br />
war die Hitlerjugend an Aufräumaktionen, Luftschutzdienst und Sammelaktionen für<br />
Kleider, Altmetall oder für das Winterhilfswerk beteiligt. Gegen Ende des Krieges konnte<br />
von einem normalen Leben der Familie keine Rede mehr sein. Zwar hatte Gerhard noch<br />
Arbeit in einer Fabrik, aber wegen der Bombenangriffe musste die Arbeit dauernd<br />
unterbrochen werden. Außerdem fiel ständig der Strom aus und Material konnte nicht<br />
rechtzeitig geliefert werden, da die Straßen und Bahnhöfe alle zerstört waren.<br />
Ansonsten hatte die Familie all ihren Besitz verloren, die Schulen waren geschlossen<br />
und als Notunterkünfte oder Lazarette umfunktioniert worden und auch Gerhards Frau<br />
war in einem Lazarett als Schwesternhelferin tätig und sah jeden Tag, welche Folgen<br />
der Krieg für die Bevölkerung hatte. Natürlich gab es auch wieder Probleme damit, sich<br />
mit Lebensmitteln zu versorgen, aber das kannten die Menschen ja schon aus der Zeit<br />
des Ersten Weltkriegs. Obwohl eigentlich jedem klar war, dass der Krieg für<br />
Deutschland verloren war, tönten die Nazis, dass der Endsieg kurz bevor stehen würde<br />
und dass Deutschland noch über Wunderwaffen verfügen würde, mit denen der Feind<br />
zurückgeschlagen werden würde. Und wer es laut wagte, daran zu zweifeln wurde vor<br />
Gericht gestellt und konnte innerhalb weniger Minuten zum Tode verurteilt und<br />
aufgehängt werden. Es gab aber auch mutige Menschen, die sich für ein Ende des<br />
Krieges, für eine Beendigung des Terrors gegen die anderen Völker, die Vernichtung der<br />
Juden, die Tötung von Behinderten, die Folter in den Konzentrationslagern<br />
aussprachen. Solche Menschen waren in Widerstandsorganisationen wie der Weißen<br />
________ organisiert und verfassten Flugblätter, in denen sie diese Dinge ansprachen.<br />
Auch die ________________________________ oder einzelne Personen wie der<br />
Schreiner Georg Elser kämpften gegen die Diktatur der Nazis.
Wenn sie gefasst wurden bedeutete dies natürlich das Todesurteil für sie. Es gab auch<br />
Menschen, die versuchten, Hitler durch ein ________________ zu beseitigen, um den<br />
Weg für ein Ende des Krieges und Friedensverhandlungen freizumachen. Der<br />
bekannteste Versuch wurde von dem Offizier ________________________ am 20.Juli<br />
1944 durchgeführt, allerdings hatte das Attentat keinen Erfolg und führte nur zu noch<br />
mehr Todesurteilen. Außerdem gab es während der ganzen Zeit des Nationalsozialismus<br />
immer wieder ____________ Menschen, die jüdische Mitbürger versteckten oder ihnen<br />
halfen das Land zu verlassen, die Menschen im KZ Nahrungsmittel hineinschmuggelten<br />
oder sich in anderer Weise um Verfolgte kümmerten. Natürlich waren das nicht viele<br />
Menschen, da die meisten entweder Angst hatten vor den grausamen Urteilen, die auch<br />
für Helfer galten, oder keinen Ärger wollten oder einfach so aufgehetzt waren und an<br />
die Parolen der Nazis glaubten. Viele sahen und hörten einfach weg, wenn andere<br />
Menschen verschwanden, wenn jüdische Kinder nicht mehr in die Schule gingen,<br />
sondern wegtransportiert wurden, wenn Arbeitskollegen abgeholt wurden,<br />
__________________ angezündet wurden oder wenn über schlimme Verbrechen im<br />
Osten berichtet wurde. Auch Gerhard Dengler und seine Familie hielten sich aus allem<br />
raus. Sie beteiligten sich nie an Verbrechen, sie waren auch nicht in die NSDAP<br />
eingetreten, aber sie vermieden es strikt mit den Nazis in Konflikt zu kommen. Sie<br />
wussten aus den Medien, den Wochenschauen, den Zeitungen und auch aus<br />
Schicksalen von ihnen bekannten Menschen, dass es sehr gefährlich sein konnte und<br />
sehr viel Mut erforderte, Zivilcourage und ____________________________ zu<br />
zeigen, wenn man sich dabei im Widerspruch zu den Nazis befand. Und sie hatten es<br />
mit fortlaufender Dauer des Krieges immer schwerer, ihr eigenes Leben zu organisieren<br />
und ihr Überleben zu sichern. Im Frühjahr 1945 schließlich waren die britischen,<br />
französischen, amerikanischen und sowjetischen Truppen bereits tief in das Innere<br />
Deutschlands eingedrungen und hatten Stadt um Stadt unter ihre Kontrolle bekommen.<br />
Nun war offensichtlich, dass die ________________________ Deutschlands nur noch<br />
eine Frage von Tagen sein konnte. Nach dem ____________________ von Adolf Hitler<br />
im __________ 1945 war der Weg frei zur Unterschrift unter die Kapitulationserklärung<br />
am 8.Mai 1945. Nun war der Krieg zu Ende, die Herrschaft der Nazis vorbei, die Völker<br />
Europas befreit und die Überlebenden der Konzentrationslager hatten ihre Freiheit<br />
wieder. In Asien dauerte der Krieg noch drei Monate länger. Erst der Abwurf der<br />
____________________ durch die USA auf Hiroshima und ________________ führte<br />
zur Kapitulation Japans und damit zum endgültigen Ende des Zweiten Weltkrieges.
Suchrätsel :<br />
W E L T W I R T S C H A F T S K R I S E N F E<br />
K O N Z E N T R A T I O N S L A G E R E K F T<br />
S C H W A R Z E R F R E I T A G D V R B F L Z<br />
H A N D G R A N A T E N K M Q H E A B O W L V<br />
W I L H E L M I I D R G O P X T W L T G U T E<br />
Q B L I T Z K R I E G R O U A L N S T M S I R<br />
O P X R V S T Q K A K E X B A C Z C Z U A G S<br />
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Y W F S I P W I B O L R N D A C D C N U H Y I<br />
M X Q H F O E H K D G O V S S A O E N D I K L<br />
P Q Y I T L L P Y T L Y R F R L R N N G T L L<br />
I C E M G E T P R O A E V G O R E A H X L C E<br />
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D K I W S E R B I E N I U S B L D F T N R T V<br />
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Y Z Y V T C E B V A Y R E H Q Z E S A X U T R<br />
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K X U X M W P R I E S T E R J Z A Q P C N I A<br />
R A S S E N L E H R E T I I G D P N U J D C G<br />
L V N R C I W C F F W N X Z I N O U 1 9 1 7 M<br />
X V F Z N D Ü Z E U G E N J E H O V A S L Y L<br />
J B T G E B I E T S A B T R E T U N G E N D C<br />
1917 Anschluss Blitzkrieg Bücherverbrennung Colonialwaren Diktatur Ersatzstoffe<br />
Gebietsabtretungen Gestapo Ghetto Giftgas Handgranaten Hiroshima Hitlerjugend<br />
Holland Holocaust Konzentrationslager Olympiade Polen Priester Rassenlehre<br />
Roma Schwarzer Freitag Serbien Sinti Stalingrad Titanic USA Versailler Vertrag<br />
Weiße Rose Weltkrieg Weltwirtschaftskrise Wilhelm II. Zeugen Jehovas
Begriffe
Finde den Weg zum Kolonialwarenladen !
Junge Menschen<br />
. in der Nähe
Musik<br />
..schlimm für die Menschen
Wohin auch das Auge blicket,<br />
_ _ _ _ und Heide nur ringsum.<br />
Vogelsang uns nicht _ _ _ _ _ _ _ _ _ ,<br />
Eichen stehen kahl und krumm.<br />
Wir sind die _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />
und ziehen mit dem Spaten ins Moor.<br />
Hier in _ _ _ _ _ _ öden Heide<br />
ist das Lager aufgebaut,<br />
wo wir fern von _ _ _ _ _ Freude<br />
hinter Stacheldraht verstaut.<br />
Wir _ _ _ _ die Moorsoldaten<br />
und ziehen mit dem Spaten<br />
ins Moor.<br />
Morgens _ _ _ _ _ _ die Kolonnen<br />
in das Moor zur Arbeit hin.<br />
Graben bei dem _ _ _ _ _ der Sonne,<br />
doch zur Heimat steht der Sinn.<br />
Wir _ _ _ _ die Moorsoldaten<br />
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor.<br />
_ _ _ _ _ _ _ _ _ , heimwärts jeder sehnet,<br />
zu den Eltern, Weib und _ _ _ _ .<br />
Manche Brust ein Seufzer dehnet,<br />
_ _ _ _ wir hier gefangen sind.<br />
Wir sind die Moorsoldaten<br />
und _ _ _ _ _ _ mit dem Spaten ins Moor.<br />
Auf und nieder gehn die _ _ _ _ _ _ ,<br />
keiner, keiner kann hindurch.<br />
Flucht _ _ _ _ nur das Leben kosten,<br />
Vierfach ist umzäunt die Burg.<br />
Wir _ _ _ _ die Moorsoldaten<br />
und ziehen mit dem Spaten<br />
ins Moor.<br />
_ _ _ _ für uns gibt es kein Klagen,<br />
ewig kann's _ _ _ _ _ Winter sein.<br />
Einmal werden _ _ _ _ wir sagen:<br />
Heimat, du bist wieder mein.<br />
_ _ _ _ ziehn die Moorsoldaten<br />
nicht mehr mit dem _ _ _ _ _ _ ins Moor!<br />
Lösungswörter: Doch • jeder • Moorsoldaten • ziehen • weil • dieser<br />
• Kind • froh • sind • Spaten • wird • nicht • Heimwärts • Posten •<br />
Moor • ziehen • sind • Brand • Dann • erquicket • sind
Bringe in die richtige zeitliche Reihenfolge !<br />
Versailler Vertrag<br />
Schlacht von Stalingrad<br />
Anschluss Österreichs<br />
Weltwirtschaftskrise<br />
Abdankung des Kaisers<br />
Nürnberger Gesetze<br />
Untergang der Titanic<br />
Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki<br />
Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />
Machtergreifung der Nationalsozialisten<br />
Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa<br />
Beginn des Zweiten Weltkriegs<br />
Reichskristallnacht<br />
WENN DU ES SCHAFFST, schreibe neben jedes Ereignis die richtige Jahreszahl !
Geschichte hautnah ...<br />
W H O L O C A U S T E N W D H<br />
I R D A S A L T E N H E D A E<br />
C O L O N I A L W A R E N R F<br />
E R H E L N E S S A R D E G F<br />
B L I T Z K R I E G G L G N O<br />
I M R B E S U C H R L S U I T<br />
E N O K Ö N N E A I N S J L S<br />
U N S S D I E N A B E U R A Z<br />
W O H H N E A S R E T L E T T<br />
W A I S Ü T R B E R I H L S A<br />
H R M L E E E B E N I C T N S<br />
D E A N V R F R Ü H E S I R R<br />
R E Z R A W H C S E N N H Z E<br />
O L Y M P I A D E E I A T E R<br />
W E L T K R I E G Z Ä H L E N<br />
ANSCHLUSS<br />
BLITZKRIEG<br />
COLONIALWAREN<br />
ERSATZSTOFFE<br />
HANDGRANATEN<br />
HIROSHIMA<br />
HITLERJUGEND<br />
HOLOCAUST<br />
OLYMPIADE<br />
RASSENLEHRE<br />
SCHWARZER<br />
STALINGRAD<br />
VERSAILLER<br />
WELTKRIEG<br />
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