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Ja, irgendwie glaub' ich schon an Gott Wann ist ein Christ ein Christ?

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scheidung für m<strong>ein</strong>e Frau und wird geprägt durch den gem<strong>ein</strong>samen Weg und die<br />

gem<strong>ein</strong>samen Erfahrungen. Auch mit <strong>Gott</strong> <strong>ist</strong> das so: Ich habe <strong>ein</strong>e Grundentscheidung<br />

getroffen und bin auf <strong>ein</strong>em Weg mit ihm. M<strong>an</strong>chmal fühle <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> ihm<br />

unwahrsch<strong>ein</strong>l<strong>ich</strong> nahe und geborgen, m<strong>an</strong>chmal äußert s<strong>ich</strong> diese Liebe in <strong>ein</strong>em<br />

eher selbstverständl<strong>ich</strong>en Mit<strong>ein</strong><strong>an</strong>der. Der Weg besteht aber, wie bei m<strong>ein</strong>er Frau,<br />

aus <strong>ein</strong>em ständigen Werben um die Liebe. Eine Liebe, die n<strong>ich</strong>t gepflegt wird, stirbt<br />

l<strong>an</strong>gsam ab, sowohl in m<strong>ein</strong>em Verhältnis zu m<strong>ein</strong>er Frau als auch zu <strong>Gott</strong>.<br />

Wenn <strong>ich</strong> verliebt bin, d<strong>an</strong>n merken das die Menschen, mit denen <strong>ich</strong> tägl<strong>ich</strong> zu tun<br />

habe: Die Liebe verändert m<strong>ein</strong> Verhalten. Das wirkt auf die Welt aber n<strong>ich</strong>t nur<br />

positiv: Jem<strong>an</strong>d, der s<strong>ich</strong> von <strong>Gott</strong> lieben lässt, muss die dicke Haut, die er s<strong>ich</strong><br />

vielle<strong>ich</strong>t <strong>ein</strong>mal zugelegt hat, ablegen, sonst kommt <strong>Gott</strong> n<strong>ich</strong>t durch. Ich werde<br />

dadurch aber auch verletzbarer durch <strong>an</strong>dere Menschen, die mir n<strong>ich</strong>ts Gutes wollen.<br />

Auch Jesus, der sensible Jesus, der für <strong>Gott</strong>es Ge<strong>ist</strong> total durchlässig war und der<br />

offen war für die Nöte der Menschen, bekam das zu spüren. In der damaligen<br />

Gesellschaft und auch in der heutigen sind solche Menschen n<strong>ich</strong>t immer gefragt,<br />

We<strong>ich</strong>eier sagt m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n verächtl<strong>ich</strong>. Vor <strong>ein</strong>ige <strong>Ja</strong>hren sagte <strong>ein</strong>mal m<strong>ein</strong> Chef zu<br />

mir: „Herr Schr<strong>ein</strong>er, Sie sind <strong>ein</strong> guter Mensch und setzen s<strong>ich</strong> für Benachteiligte<br />

und Schwache <strong>ein</strong>. Das mag aber Herr Sowieso (unser gem<strong>ein</strong>samer Oberboss)<br />

n<strong>ich</strong>t. Er sieht das als Schwäche <strong>an</strong>.“ Das saß damals. Die Klarheit dieser Aussage<br />

hatte m<strong>ich</strong> g<strong>an</strong>z schön getroffen. Aber jeder muss s<strong>ich</strong> irgendw<strong>an</strong>n die entscheidende<br />

Frage stellen: Wo muss <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> selbst ändern oder von <strong>Gott</strong> ändern lassen, weil<br />

<strong>ich</strong> eben <strong>ein</strong> fehlerhafter Mensch bin und ständig auf <strong>ein</strong>em Weg der Veränderung<br />

bin. Und wo lasse <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> von der Gesellschaft n<strong>ich</strong>t ändern, weil <strong>ich</strong> m<strong>ein</strong>e<br />

Persönl<strong>ich</strong>keit n<strong>ich</strong>t aufgeben möchte, weil <strong>ich</strong> mir treu bleiben möchte; auch wenn<br />

es mir eventuell Nachteile bringt.<br />

Wenn wir zurück kommen zu unserer <strong>an</strong>fängl<strong>ich</strong>en Frage: „W<strong>an</strong>n <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> Chr<strong>ist</strong> <strong>ein</strong><br />

Chr<strong>ist</strong>?“, d<strong>an</strong>n können wir also mit Jesus <strong>an</strong>tworten:<br />

Ein wesentl<strong>ich</strong>es Merkmal <strong>ein</strong>es Chr<strong>ist</strong>en <strong>ist</strong>, dass er die Liebe <strong>Gott</strong>es <strong>an</strong>nimmt<br />

wie <strong>ein</strong> Kind.<br />

Alles <strong>an</strong>dere, was wir heute <strong>schon</strong> besprochen haben, leitet s<strong>ich</strong> aus dieser<br />

Grundhaltung ab: Wenn <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> als <strong>Gott</strong>es Kind fühle, d<strong>an</strong>n suche <strong>ich</strong> die Nähe zu<br />

m<strong>ein</strong>en Geschw<strong>ist</strong>ern. D<strong>an</strong>n identifiziere <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> mit s<strong>ein</strong>en Zielen und versuche,<br />

den Willen m<strong>ein</strong>es Vaters zu tun. D<strong>an</strong>n suche <strong>ich</strong> s<strong>ein</strong>e Nähe, schöpfe daraus neue<br />

Kraft und gebe diese Kraft <strong>an</strong> m<strong>ein</strong>e Mitmenschen durch Taten der Nächstenliebe<br />

weiter. Ich bleibe n<strong>ich</strong>t bei mir stehen, sondern arbeite tatkräftig beim Entstehen von<br />

<strong>Gott</strong>es Re<strong>ich</strong> in unserer Welt mit. <strong>Gott</strong>es Liebe gibt mir <strong>ein</strong>e besondere Würde, sie<br />

macht m<strong>ich</strong> zum Original.<br />

Das heißt aber n<strong>ich</strong>t, dass <strong>ich</strong> zum Heiligen geworden bin. Ich bin genauso schwach<br />

wie <strong>an</strong>dere Menschen, werde genauso versucht und mache natürl<strong>ich</strong> auch Fehler.<br />

Aber dadurch verliere <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t m<strong>ein</strong> Chr<strong>ist</strong>s<strong>ein</strong>. Im Gegenteil: M<strong>ein</strong>e Fehler gehören<br />

zum Chr<strong>ist</strong>s<strong>ein</strong> dazu. Je mehr Fehler <strong>ich</strong> mache, je schwächer <strong>ich</strong> bin, umso mehr<br />

brauche <strong>ich</strong> <strong>Gott</strong>es vergebende und heilende, helfende Liebe. Wenn wir in der Bibel<br />

den Apostel Petrus <strong>an</strong>schauen, d<strong>an</strong>n war er bestimmt <strong>ein</strong> r<strong>ich</strong>tiger Chr<strong>ist</strong>. Obwohl er<br />

Jesus nach dessen Gef<strong>an</strong>gennahme verleugnet hat. Oder schauen wir uns Thomas<br />

<strong>an</strong>, den ungläubigen Thomas: Auch er, der Zweifler, war <strong>ein</strong> r<strong>ich</strong>tiger Chr<strong>ist</strong>. Auch <strong>ich</strong><br />

darf zweifeln, auch <strong>ich</strong> mache Fehler. Was <strong>ein</strong>en Chr<strong>ist</strong>en von <strong>ein</strong>em N<strong>ich</strong>tchr<strong>ist</strong>en<br />

unterscheidet, <strong>ist</strong> n<strong>ich</strong>t, dass der Chr<strong>ist</strong> k<strong>ein</strong>e Fehler mehr machen würde. Was ihn<br />

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