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64 Comm. <strong>de</strong> Hist. Artis Med. 194—195 (2006)<br />

ungarische Schutzwall gewährte jedoch <strong>de</strong>m Westen <strong>de</strong>n ruhigen Ausbau <strong>de</strong>r Kultur<br />

Der<br />

Kontinuität <strong>de</strong>r Staatsbildung. Bei<strong>de</strong> waren <strong>de</strong>m von Osmanen bedrängten, von<br />

und<br />

bevormun<strong>de</strong>ten und von <strong>de</strong>r Sowjetunion unterdrückten Ungarn verwehrt. Dies<br />

Österreich<br />

auch für die großen europäischen Seuchen, bei <strong>de</strong>nen das Ungarnland als erste<br />

gilt<br />

für die staatlichen und städtischen Behör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Westens diente.<br />

„Filterstation“<br />

man <strong>de</strong>n historischen Wer<strong>de</strong>gang bei<strong>de</strong>r Nationen, so ergeben sich im Laufe<br />

Vergleicht<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rte manche Parallele. Wie Marion Gräfin Dönhoff feststellt: „Die <strong>de</strong>utsche<br />

<strong>de</strong>r<br />

sei ohne Gleichgewicht und ohne Kontinuität, sie verlaufe in Kontrasten und<br />

Geschichte<br />

o<strong>de</strong>r wie <strong>de</strong>r französische Historiker Pierre Gaxotte meint: „Deutschland ist<br />

Extremen“,<br />

Land <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rbaren Aufstiege und apokalyptischen Katastrophen“. Mutatis<br />

das<br />

trifft dies auch für Ungarn zu.<br />

mutandis<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Mittelalters ist die Entwicklung in Osteuropa mit <strong>de</strong>r westeuropäischen<br />

Bis<br />

parallel fortgeschritten, dann gerät sie aber nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Königs Matthias<br />

Entwicklung<br />

in <strong>de</strong>n Hintergrund. Wien war über Jahrhun<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>r frühen Neuzeit das Mekka aller<br />

(1490)<br />

Stu<strong>de</strong>nten. Dies hatte allerdings auch <strong>de</strong>n Vorteil, daß die ungarischen<br />

ungarischen<br />

die wissenschaftlichen Ergebnisse <strong>de</strong>r ersten und zweiten (neuen)<br />

Ärztegenerationen<br />

Medizinischen Schule aneigneten und zugleich <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>enwelt <strong>de</strong>r Aufklärung<br />

Wiener<br />

gewor<strong>de</strong>n sind.<br />

zugänglich<br />

hat sich diese Situation erst nach Verlegung <strong>de</strong>r ersten ungarischen<br />

Grundlegend<br />

Fakultät im Jahre 1777 von Tyrnau nach Ofen geän<strong>de</strong>rt. Rückblickend<br />

medizinischen<br />

wir feststellen, daß das Niveau <strong>de</strong>r ungarischen Medizin auch am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 18. und<br />

können<br />

ganzen 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt mit <strong>de</strong>r gesamteuropäischen Entwicklung standhielt, wofür im<br />

im<br />

einige Beispiele angeführt wer<strong>de</strong>n sollen. Erst nach Nie<strong>de</strong>rschlagung <strong>de</strong>s<br />

weiteren<br />

Freiheitskampfes im Jahre 1849 erfolgte eine tiefe Depression <strong>de</strong>s<br />

ungarischen<br />

und lange Rezession aller Wissenschaftsgebiete, die bis zum Ausgleich mit<br />

Geisteslebens<br />

Hause Österreich, bis 1867 anhielt. Dies war die Zeit, in <strong>de</strong>r sich viele Emigranten in<br />

<strong>de</strong>m<br />

westeuropäischen Städten nie<strong>de</strong>rließen und neue Weltzentren <strong>de</strong>r theoretischen und<br />

an<strong>de</strong>ren<br />

Heilkun<strong>de</strong> wie Paris und London junge Mediziner neben <strong>de</strong>m alten Wien<br />

klinischen<br />

Eine allmähliche Abkehr von <strong>de</strong>r kontinentalen Medizin und Zuwendung nach<br />

aufsogen.<br />

Län<strong>de</strong>rn, vor allem nach <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten setzte allerdings erst<br />

angelsächsischen<br />

<strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg und erneut in <strong>de</strong>n 80er Jahren <strong>de</strong>s vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rts ein.<br />

nach<br />

ist das Gefühl, im Herzen Europas zu leben und sich als Ureuropäer zu fühlen<br />

Dennoch<br />

<strong>de</strong>r letzten Generation von Aka<strong>de</strong>mikern nie abhan<strong>de</strong>n gekommen.<br />

auch<br />

2004 ist Ungarn Mitglied <strong>de</strong>r Europäischen Union, was darüber hinwegtäuscht, daß auch<br />

Seit<br />

20. Jahrhun<strong>de</strong>rt nicht Ungarn Europa, son<strong>de</strong>rn Westeuropa Ungarn mehrmals allein gelassen<br />

im<br />

Mit Recht konnte also József Antall, <strong>de</strong>r Medizinhistoriker und <strong>de</strong>r erste frei gewählte<br />

hat.<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s bei seinem Besuch in Stuttgart sagen: „Wir, die Ungarn, sind nicht<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Europa heimgekehrt. Wir waren mit unserem Herzen nie weg von Europa. Uns hat man<br />

nach<br />

daran gehin<strong>de</strong>rt, im Europäischen Haus zu wohnen“.<br />

nur<br />

Schicksal <strong>de</strong>s klein gewor<strong>de</strong>nen Lan<strong>de</strong>s im Zentrum <strong>de</strong>s Karpatenbeckens sollte es<br />

Das<br />

weiterhin bleiben, ein Limes, ein Grenzwall zwischen <strong>de</strong>m abendländischen und<br />

jedoch<br />

Christentum zu bil<strong>de</strong>n, zu <strong>de</strong>ssen Grenze nun die Europäische Union mit<br />

orthodoxen<br />

<strong>de</strong>r 10 neuen Län<strong>de</strong>r vor einem Jahr vorgestoßen ist.<br />

Aufnahme<br />

historische Abriß sollte vorausgeschickt wer<strong>de</strong>n, um die Wechselbeziehungen <strong>de</strong>r<br />

Dieser<br />

Län<strong>de</strong>r im Mitteleuropa verständlich zu machen. Denn Kultur ist ein Epiphänomen <strong>de</strong>r

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