Galerie Gailer Noble Gaeste 10
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JOHANNES SCHMID-SCHILDING<br />
11.06.1895 München – 30.01.1975 Schilding am Samerberg<br />
Vom Samerberg nach Rom – und zurück<br />
Sonderausstellung zum 125. Geburtstag<br />
Foto Archiv <strong>Gailer</strong>: Johannes Schmid-Schilding<br />
„Seid doch so gut und schickt nur meinen Malkasten!<br />
Ich muß ja deswegen nicht immer malen.“ 1<br />
Diese Bitte erreichte den Samerberg im Jahr 19<strong>10</strong><br />
per Postkarte. Der Absender war der 15-Jährige<br />
Johannes Schmid, der in Freising Lehramt studierte.<br />
Der Vater – selbst Lehrer – hatte auf diese<br />
berufliche Ausrichtung gepocht, obschon er den<br />
Bildenden Künsten nicht abgeneigt war, zu denen<br />
es seinen Sohn hinzog. Daran war er nicht ganz<br />
unbeteiligt, pflegte er doch regen Kontakt zu Künstlerkreisen.<br />
Das künstlerische Interesse des kleinen<br />
„Josch“ – mit dieser Signatur versah Johannes<br />
Schmid-Schilding vielfach seine Werke – mag sich<br />
in dieser lebhaften Gesellschaft, der er liebend<br />
gerne beiwohnte, entzündet haben. Ob der junge<br />
Mann die gewünschten Malutensilien im Zuge<br />
dieser Postkarte erhalten hat, ist nicht überliefert.<br />
Allerdings nahm er drei Jahre später, nachdem<br />
er sein Lehrstaatsexamen erfolgreich bestanden<br />
hatte, das Studium an der Münchner Kunstgewerbeschule<br />
auf. So war der Vater beruhigt und<br />
er konnte sich voll und ganz der Kunst widmen –<br />
zumindest für eine kurze Spanne. Schließlich<br />
begann eine der dunkelsten Perioden des Jahrhunderts.<br />
Keine Zeit habe ihm so sehr das Fürchten<br />
gelehrt wie der Erste Weltkrieg, bekundete<br />
Schmid-Schilding, der bis Kriegsende im Bayerischen<br />
Leibregiment diente. 2 Der Krieg, der<br />
so viele Hoffnungen und Träume über Nacht<br />
zerstört hatte, konnte die Ambitionen des<br />
angehenden Künstlers jedoch nur hinauszögern.<br />
Als das Leben wieder an Normalität zurückgewann,<br />
kehrte er an die Kunstgewerbeschule<br />
zurück und trat 1919 in die Zeichenklasse von<br />
Hermann Groeber an der Münchner Akademie<br />
ein. Dies legte den Grundstock seines späteren,<br />
künstlerischen Schaffens. Einen größeren<br />
Einfluss besaß nur noch Franz von Stuck, für<br />
dessen Malschule Schmid-Schilding im Anschluss<br />
zugelassen wurde. In diesem Zusammenhang ist<br />
Einfluss jedoch nicht lediglich als die Übernahme<br />
einer Malweise zu verstehen. Tatsächlich erinnert<br />
sein künstlerisches Schaffen nur wenig an die<br />
früheren Lehrmeister. Schmid-Schilding war ein<br />
ruhiger, in sich gekehrter Mensch, der alle<br />
Eindrücke begierig in sich aufsog, aber stets seinen<br />
eigenen Weg suchte. Jede neue Stilrichtung oder<br />
künstlerische Strömung weckten sein Interesse und<br />
er war für jede Veränderung offen. Sein Schaffen<br />
war von einem beständigen Prozess der Erneuerung<br />
Liebespaar II ∙ 1943<br />
Tempera ∙ 39,5 x 43,5 cm (Detail)<br />
1<br />
Aus der Postkarte von Johannes Schmid-Schilding<br />
an seine Eltern von 19<strong>10</strong>. (Archiv <strong>Gailer</strong>)<br />
2<br />
Vgl. Kat. Ausst. „Johannes Schmid-Schilding. Ein bayerischer<br />
Maler in Italien“ (München, Pavillon Alter Botanischer Garten,<br />
1977), Textbeitrag von Richard Kaufmann, S. 5.<br />
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