Aus Gottes Hand Beerdigung in der Gemeinde Du kamst, du gingst mit leiser Spur, ein flüchtiger Gast im Erdenland. Woher? Wohin? Wir wissen nur: Aus Gottes Hand in Gottes Hand. (Ludwig Uhland) Wenn ein geliebter Mensch von uns geht, ist es einer der schmerzvollsten Momente im Leben. Angehörige, Verwandte und Freunde müssen Abschied nehmen. Das Geleit zur letzten Ruhe ist dabei der bedeutsamste, aber auch der schwierigste Schritt. Denn die Bestattung ist Zeichen des endgültigen Abschieds. Viele haben schon einmal einen Angehörigen oder Freund verloren. Oft sind es diese Momente, in denen man sich Gedanken macht, wie man einmal selbst bestattet werden möchte. Eine kirchliche Beerdigung ist üblicherweise nur für Kirchenmitglieder möglich. Grundsätzlich liegt es aber in der seelsorgerischen Entscheidung des Pfarrers, ob auch bei Verstorbenen, die nicht in der Kirche sind, eine kirchliche Trauerfeier stattfinden kann. Wer zu Lebzeiten mit seinen Angehörigen alles bespricht, mutet diesen zwar vielleicht emotional viel zu, aber er erleichtert ihnen auch die späteren Entscheidungen. Einige Menschen planen daher lieber selbst im Vorfeld den Ablauf der Beerdigung, die Lied- und Psalmauswahl oder sprechen zumindest mit der Familie über ihre Lieb- 6 I Lichtblick lingslieder und Texte. Doch viel zu oft kommt der Tod unerwartet, mitten am Tage im Straßenverkehr oder bei einer Notoperation im Krankenhaus. <strong>Die</strong> letzten Dinge zu regeln, dafür ist dann keine Zeit mehr, so dass die Angehörigen den Abschied gestalten. Ist der Tod eingetreten, geht der Beerdigung ein Trauergespräch mit den Angehörigen voraus. Für den Pfarrer ist es wichtig, sich ein Bild über das Leben der oder des Verstorbenen zu machen, vor allem, wenn es zu Lebzeiten keinen oder geringen Kontakt gab. In erster Linie aber ist das Trauergespräch ein seelsorgerliches Gespräch. Hier ist Platz für Trauer, Erinnerungen und persönliche Fragen. Gleichzeitig kann auch mit dem Pfarrer vereinbart werden, wie die Bestattungsfeier gestaltet werden kann, welche Lieder gesungen und welche Texte gesprochen werden sollen. Wird ein anderer Geistlicher gewünscht, weil er einem Angehörigen oder dem Verstorbenen besonders nahestand, wird ein Abmeldeschein benötigt. <strong>Die</strong>sen stellt das zuständige Pfarramt aus. Kennt man keinen Pfarrer persönlich, kann man sich beim Bestattungsunternehmen oder der Friedhofsverwaltung erkundigen, welcher Pfarrer einem bestimmten Friedhof besonders nahesteht. Grundsätzlich kann die Bestattung als Erdbegräbnis oder als Feuerbestattung geschehen. Eine Sonderform der Feuerbestattung ist die Seebestattung, bei der die Urne im Meer versenkt wird. Im Gegensatz zur normalen Feuerbestattung wird bei einer anonymen Bestattung die Urne auf einer Rasenfläche in Abwesenheit der Angehörigen beigesetzt. Viele empfinden allerdings diese Form der Bestattung als problematisch, weil sie keinen Ort der Trauer finden. Um den Angehörigen die aufwändige Pflege eines Grabes zu ersparen, entscheiden sich immer mehr Menschen für die Beisetzung auf einer Grabstelle mit flach liegendem Stein auf einer Wiese. Solche Stelle ist nicht anonym, aber besonders pflegeleicht, weil der Rasen von der Friedhofsverwaltung regelmäßig gemäht wird. Gleichzeitig haben die Angehörigen einen Ort der Trauer. Auf welchem Friedhof die Beisetzung stattfindet, ist für die Kirche irrelevant. Wer seinen Wohnsitz in Berlin hat, kann jeden Berliner Friedhof für sich oder für Angehörige auswählen. Findet die Trauerfeier in der Kirche und nicht in der Friedhofskapelle statt, ist sie kostenlos. Dafür wird in der Regel, wie bei anderen Gottesdiensten auch, um eine Kollekte am Ausgang gebeten. Bei einer Beerdigungsfeier in der Kapelle fallen dagegen Kosten für den Organisten bzw. Musiker und eventuellen freien Redner (bei nichtkirchlichen Trauerfeiern) an. <strong>Die</strong> einzigen Kosten, die in jedem Falle entstehen, sind die Kosten für das Bestattungsunternehmen (u.a. Todesanzeigen, Sarg oder Urne, Transport), die Friedhofsgebühren und gegebenenfalls Blumenschmuck. Wenn auch kostenintensiver, übernehmen Bestattungsunternehmen oft die komplette Organisation der Beerdigung, weil die Hinterbliebenen nicht die Kraft oder auch Zeit haben, sich einzubringen. Im Mittelpunkt des Trauergottesdienstes steht die Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi. <strong>Die</strong> christliche Bestattung geschieht im Vertrauen darauf, dass das Leben bei Gott ewig ist. In der Traueransprache würdigt der Pfarrer das Leben des Verstorbenen mit einem biblischen Wort. Danach kommt Instrumentalmusik oder ein Lied, das die Gemeinde oder ein Chor singt. Im Anschluss folgen die Angehörigen dem Sarg oder der Urne zur Grabstelle. Hier findet nun gemeinsam der Abschied statt. <strong>Die</strong> christliche Gemeinschaft zu fühlen, noch einmal zusammen am Grab zu stehen, gemeinsam das Vaterunser zu beten, macht für viele den Abschied leichter. Und nicht zuletzt die Hoffnung, dass der Verstorbene vorausgegangen ist und es irgendwann ein Wiedersehen geben wird. Nach diesem Abschied wird an den Verstorbenen in einem der darauffolgenden Gottesdienste in den Abkündigungen und schließlich am Ewigkeitssonntag gedacht und für die Angehörigen in den Fürbitten gebetet. „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ (Psalm 23,4) Für die Hinterbliebenen gibt es in vielen Gemeinden ehrenamtliche Besuchsdienste, die Beistand und Trost während der Trauer schenken. In unserer unmittelbaren Nähe lädt das <strong>Evangelische</strong> Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge zu einer Trauergruppe, dem Trauercafé, ein. Auch in unserer Gemeinde wird kein Trauernder mit seinem Schmerz alleine gelassen. Oft hilft schon allein die Gesellschaft in unseren unterschiedlichen Gemeindegruppen. Stefanie Schnarr in Gottes Hand März – April – Mai 2012 I 7