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Erste Hilfe bei Kinderunfällen Unser kleines Nachschlagewerk für

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Schützen, vorbeugen, helfen<br />

Gut beraten – Info-Kompass <strong>für</strong> <strong>Erste</strong> <strong>Hilfe</strong> <strong>bei</strong> <strong>Kinderunfällen</strong>


Ein Wort vorweg<br />

„<strong>Erste</strong> <strong>Hilfe</strong>“ – eine Einführung<br />

Das Üben der Maßnahmen<br />

Vom Umgang mit Panik<br />

Vom Umgang mit Schmerz<br />

Allgemeine wichtige Hinweise<br />

Wer hilft im Notfall?<br />

Notrufnummern<br />

Vergiftungszentralen<br />

Checkliste: Notrufmeldung<br />

Lebensrettende Sofortmaßnahmen<br />

Bewusstlosigkeit<br />

Beatmen<br />

Wiederbeleben<br />

Notfälle der Atmung<br />

Ursachen kindlicher Atemnot<br />

Verschluckte Fremdkörper<br />

Hyperventilation<br />

Asthma<br />

Pseudokrupp<br />

Epiglottitis<br />

Affektkrampf<br />

Bienen- und Wespenstich im oder am Mund<br />

Thermische Notfälle<br />

Sonnenbrand<br />

Sonnenstich<br />

Hitzeerschöpfung<br />

Hitzschlag und Hitzeschock<br />

Unterkühlung<br />

03<br />

04<br />

07<br />

08<br />

14<br />

20<br />

Inhalt<br />

Unfälle <strong>bei</strong> Kindern<br />

Welche Verletzungen liegen vor?<br />

Knochenbrüche<br />

Quetschungen<br />

Prellungen<br />

Zerrungen<br />

Luxation (Verrenkung)<br />

Verstauchung<br />

Bauchverletzungen<br />

Kopfverletzungen<br />

Augenverletzungen<br />

Elektrounfälle<br />

Ertrinken<br />

Verbrennungen<br />

Vergiftungen<br />

Sofortanleitungen: Blutungen und Wunden<br />

Druckverband<br />

Abbinden<br />

Abdrücken<br />

Fremdkörper<br />

Amputationen<br />

Nasenbluten<br />

Mundverletzungen<br />

Wundsäuberung<br />

Gefahren erkennen – kinderleicht<br />

Kinderunfallversicherung<br />

Richtig vorbeugen<br />

Was gehört in die Hausapotheke?<br />

Impressum<br />

24<br />

36<br />

38<br />

40<br />

42<br />

43


Ein Wort vorweg<br />

Jährlich verletzen sich mehr als 200.000 Kinder unter<br />

15 Jahren im häuslichen Bereich so schwer, dass sie<br />

ärztlich versorgt werden müssen. 47 Prozent sind<br />

unter sechs Jahre alt. Etwa jeder zweite Unfall ist auf<br />

einen Sturz zurückzuführen.<br />

Der natürliche Bewegungsdrang und die Neugierde<br />

lassen Kinder hüpfen, springen, rennen, klettern, to-<br />

ben, spielen, untersuchen und erforschen. Manchen<br />

Gefahren können Sie mit einfachen Maßnahmen vor-<br />

beugen bzw. bestimmte Situationen lassen sich ent-<br />

schärfen. Ganz vermeiden lassen sich Unfälle jedoch<br />

leider nicht.<br />

Ist ein Unfall passiert, geht es darum, Ruhe zu be-<br />

wahren und umsichtig zu handeln. <strong>Unser</strong>e Broschüre<br />

bietet Ihnen dazu wichtige Informationen, Tipps und<br />

Hinweise. Sie soll einen <strong>Erste</strong>-<strong>Hilfe</strong>-Kurs keinesfalls<br />

ersetzen. Vielmehr ist sie ein <strong>kleines</strong> <strong>Nachschlagewerk</strong> zur Auffrischung von Kurs-<br />

inhalten. Sie finden zum Beispiel die Themen: Kurze Einführung in <strong>Erste</strong> <strong>Hilfe</strong>, Wer<br />

hilft im Notfall?, Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Gefahren erkennen, Richtig<br />

vorbeugen, Was gehört in die Hausapotheke? und vieles mehr.<br />

Denken Sie daran: Kinder haben in der Freizeit keinen Versicherungsschutz <strong>für</strong><br />

bleibende Unfallschäden. Lediglich im Kindergarten, in der Kindertagesstätte, in<br />

der Schule und auf dem jeweiligen Hin- und Rückweg tritt die gesetzliche Unfall-<br />

versicherung ein.<br />

Sichern Sie daher Ihre Kinder zusätzlich mit einer privaten Unfallversicherung ab,<br />

die an 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche Versicherungsschutz bietet.<br />

Lassen Sie sich von Ihrem Zurich Versicherungsfachmann informieren.<br />

Wir wünschen Ihnen alles Gute.<br />

Ihre Zurich<br />

Ein Wort vorweg


„<strong>Erste</strong> <strong>Hilfe</strong>“ –<br />

eine Einführung<br />

<strong>Erste</strong> <strong>Hilfe</strong> am Unfallort ist oft lebensrettend. Kinder sind besonders unfallgefährdet, denn sie müssen erst noch<br />

lernen, Gefahren richtig einzuschätzen. Viele <strong>Erste</strong>-<strong>Hilfe</strong>-Maßnahmen <strong>bei</strong> Kindern unterscheiden sich etwas von<br />

denen <strong>bei</strong> Erwachsenen. Außerdem gibt es spezifische Unfälle und Notfälle, von denen vor allem Kinder betrof-<br />

fen sind. Eltern und Betreuungspersonen sollten die wichtigsten Maßnahmen kennen, um im Ernstfall rasch<br />

und richtig zu reagieren.<br />

Zum Gebrauch dieser Broschüre<br />

Die einzelnen Maßnahmen sind thematisch dem jeweiligen Notfall zugeordnet. Das ermöglicht Ihnen ein<br />

schnelles Nachschlagen. Die Notfälle sind beschrieben mit den entsprechenden Maßnahmen und wichtigen<br />

Schnellanleitungen. Es ist sinnvoll, die Broschüre komplett zu lesen und sich in Ruhe über die gesamte Band-<br />

breite zu informieren.<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Die Anleitungen in dieser Broschüre können einen <strong>Erste</strong>-<strong>Hilfe</strong>-Kurs nicht erset-<br />

zen. Um im Notfall wirklich richtig zu handeln, ist die Teilnahme an einem von<br />

Fachleuten durchgeführten Kurs unverzichtbar. Die Broschüre soll Ihnen vor<br />

allem als Erinnerungsstütze sowie als praktisches <strong>Nachschlagewerk</strong> dienen.


Das Üben der Maßnahmen<br />

Das Üben von <strong>Erste</strong>-<strong>Hilfe</strong>-Maßnahmen zusammen mit Kindern kann allen sehr viel<br />

Spaß machen. Es hat den Vorteil, dass die Kinder das richtige Verhalten <strong>bei</strong> Unfäl-<br />

len ebenso erlernen wie Sie selbst. Für Sie als <strong>Hilfe</strong>leistender ist es wichtig, dass<br />

Sie die Anleitungen und Beschreibungen eigenhändig nachvollzogen haben.<br />

Damit bleiben die Maßnahmen besser im Gedächtnis verankert als nur durch Lesen.<br />

Außerdem ist das Handeln im Ernstfall schneller und korrekter abrufbar.<br />

Vom Umgang mit Panik<br />

Es gibt Menschen, die eher zu Panik neigen als andere. Daran lässt sich nur schwer<br />

etwas ändern. Kopflosigkeit und Hysterie sind Reaktionsmuster, die im Ernstfall<br />

durch Ruhe und Gelassenheit ersetzt werden müssen.<br />

In einer Schrecksituation neigen viele dazu, den Atem anzuhalten. Das löst weitere<br />

Reaktionen aus: Die Gedanken verwirren sich, Handlungen werden unklar. Beim<br />

Durchatmen entspannt sich das Zwerchfell, die Gedanken ordnen sich wieder und<br />

klares Handeln wird möglich.<br />

Gegen Panik hilft Folgendes:<br />

� Tief Luft holen und dann die Luft langsam gegen den Widerstand der Lippen<br />

wieder entweichen lassen.<br />

Vom Umgang mit Schmerz<br />

Kinder sind in der Phase, in der sie ihren Bewegungsdrang am intensivsten aus-<br />

leben, besonders häufig verletzt. Meist handelt es sich um harmlose Kratzer,<br />

Schrammen und blaue Flecken. Wie die Kinder mit diesen Blessuren umgehen, ist<br />

sehr unterschiedlich. Da gibt es solche, die ihre Verletzungen kaum zu bemerken<br />

scheinen, und andere, die wegen jeder Kleinigkeit in verzweifeltes Weinen ausbre-<br />

chen und Trost <strong>bei</strong> Erwachsenen suchen.<br />

Beim Umgang mit Schmerzen gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Für Kinder ist es<br />

wichtig, ein gesundes Verhältnis zu Schmerzen zu entwickeln. Es hilft, in Schreck-<br />

situationen besser im Gleichgewicht zu bleiben. Außerdem schult es die Selbst-<br />

wahrnehmung und sie lernen, den gefühlten Schmerzgrad von kleinen Kratzern<br />

und größeren Verletzungen zu unterscheiden. Dieser Lernprozess ist wichtig <strong>für</strong> ein<br />

realistisches Einschätzungsvermögen.<br />

Damit sich Kinder im Umgang mit Schrecken und Schmerzen frei entwickeln können,<br />

sollten Sie folgende Hinweise beachten:<br />

� Nehmen Sie dem Kind nach einem Malheur nicht die Möglichkeit, selbst zu spü-<br />

ren und zu entscheiden, wie es die Situation empfindet. Geben Sie ihm Zeit, zu<br />

fühlen, was passiert ist und ob es die Schmerzen als leicht oder stark empfindet.<br />

Eilen Sie nicht gleich zu Ihrem Kind, wenn es einmal hingefallen ist. Trösten Sie<br />

es erst, wenn es auch Trost sucht. Damit geben Sie dem Kind die Gelegenheit,<br />

aktiv auf das Erlebte zu reagieren und die hilflose Opferrolle zu verlassen.<br />

� Der Schreck hinterlässt meist einen stärkeren Eindruck als der Schmerz. Sprechen<br />

Sie mit Ihrem Kind über diesen Schrecken, damit es lernt, Schreck und Schmerz<br />

zu unterscheiden. Viele Erwachsene reagieren auf den eigenen Schrecken mit<br />

Aggression. Das ist eine psychologisch verständliche, aber in diesem Fall nicht<br />

sinnvolle Reaktion. Schimpfen Sie nicht mit dem Kind. Wenden Sie sich ihm<br />

freundlich und gelassen zu und vermitteln Sie ihm so die Stärke, die es jetzt<br />

braucht.<br />

„<strong>Erste</strong> <strong>Hilfe</strong>“ – eine Einführung 5


� Ablenkung ist ein wirksames Mittel, die Aufmerksamkeit vom Schmerz wegzuleiten.<br />

Kleine Aufforderungen wie z. B. „Mach mal den Mund zu“ helfen, das<br />

Bewusstsein aus der Schmerzwelt in die Alltagsrealität zurückzuholen.<br />

� Unterlassen Sie Aussagen wie „der böse Stuhl“ oder „die gemeine Tischkante“,<br />

geben Sie nicht einem leblosen Objekt „Schuld“. Sonst lernt das Kind, eigenes<br />

Fehlverhalten auf andere zu projizieren. Das wiederum hat zur Folge, dass es<br />

seinen eigenen Fehler nicht erkennt und nicht daraus lernen kann.<br />

� Sprechen Sie mit dem Kind über die Lehre, die es aus dem Geschehenen ziehen<br />

kann. Zum Beispiel: Wenn der Boden nass und rutschig ist, muss ich <strong>bei</strong>m<br />

Gehen besonders aufpassen.<br />

Allgemeine wichtige Hinweise<br />

� Bewahren Sie Ruhe – auch wenn es schwerfällt. Tief durchatmen!<br />

� Handeln Sie nicht unüberlegt.<br />

� Finden Sie zuerst heraus, was geschehen ist. Verschaffen Sie sich einen<br />

Überblick über die Gefahrensituation. Bringen Sie ggf. das Kind aus dieser<br />

Gefahrensituation heraus.<br />

� Sichern Sie ggf. die Gefahrenstelle ab, um weitere Unfälle zu vermeiden<br />

(z. B. Herd oder Strom abschalten).<br />

� Sprechen Sie beruhigend mit dem Kind. Streicheln Sie es – auch <strong>bei</strong> Bewusstlosigkeit.<br />

Machen Sie klar, dass Sie da sind und ihm helfen. Solche Zuwendung<br />

wirkt nachweislich positiv, auch wenn das Kind Sie scheinbar nicht hören kann.<br />

� Stellen Sie schnell, aber ohne Hast fest, welche Verletzungen vorliegen.<br />

� Kontrollieren Sie die Atmung. Legen Sie eine Hand unterhalb der Rippen auf<br />

den Bauch des Kindes. Das Kind atmet, wenn sich die Bauchdecke hebt.<br />

� Prüfen Sie Herzschlag/Puls (am besten in der Leiste).


Wer hilft im Notfall?<br />

Wer hilft im Notfall?<br />

Folgende Rufnummern gelten in Deutschland. Bitte tragen Sie regionale Einrich-<br />

tungen selbst ein. So können Sie im Notfall schnell darauf zurückgreifen.<br />

Notrufnummern<br />

� Rettungsdienst/Notarzt 112<br />

� Feuerwehr 112<br />

� Notruf Mobiltelefon (ohne Vorwahl) 112 (auch ohne Betreiberkarte erreichbar)<br />

� Polizei 110<br />

� Ärztlicher Bereitschaftsdienst …<br />

� Kinderarzt …<br />

� Hausarzt …<br />

� Krankenhaus mit Kinderabteilung …<br />

� Apotheken-Notdienst …<br />

Vergiftungszentralen<br />

Es ist geplant, die Rufnummer 19240 bundeseinheitlich einzuführen.<br />

� Berlin (24 h erreichbar) 0 0 19240<br />

� Bonn 0228 19240<br />

� Erfurt 0 61 7 07 0<br />

� Freiburg 0761 19240<br />

� Göttingen 0551 19240<br />

� Homburg/Saar 06841 19240<br />

� Mainz 061 1 19240 + 0700-Giftinfo<br />

� München 089 19240<br />

� Nürnberg 0911 982451<br />

Checkliste: Notrufmeldung<br />

Damit der Rettungsdienst oder Notarzt möglichst schnell eingreifen kann, ist ein<br />

sofortiger Notruf mit exakten Angaben nötig. Aufgeregte Anrufer vergessen oft<br />

wichtige Informationen oder bringen sie durcheinander. Das verschwendet wert-<br />

volle Zeit. Um das zu vermeiden, halten Sie sich an die „5 Ws“:<br />

� Wo geschah der Unfall?<br />

Ortsbeschreibung/Adresse<br />

� Was genau ist passiert?<br />

Kurze, präzise Beschreibung<br />

� Welche Verletzung?<br />

Lebensgefährliche Verletzungen möglichst genau beschreiben<br />

� Wie viele Verletzte?<br />

Wer hilft im Notfall? 7<br />

� Warten auf Rückfragen<br />

Beenden Sie das Gespräch erst, wenn die Leitstelle Ihnen mitteilt, dass sie alle<br />

Informationen erhalten hat. Auch die Aufnahme Ihrer Personalien gehört dazu.


Lebensrettende<br />

Sofortmaßnahmen<br />

Bewusstlosigkeit<br />

Ein Kind, welches nicht mehr ansprechbar ist und nicht geweckt werden kann, gilt als bewusstlos.<br />

Dieser Notfall ist aus mehreren Gründen problematisch:<br />

Das Kind kann über seine Schmerzen oder die Situation keine Aussage machen. Es besteht die Gefahr des Ersti-<br />

ckens. Der Ausfall der natürlichen Schutzreflexe macht die Bewusstlosigkeit gefährlich. Das Gehirn ist in seiner<br />

Funktion gestört. Schluck-, Husten- und Würgreflex setzen aus, dadurch können Fremdkörper in die Atemwege<br />

gelangen.<br />

Bewusstlosigkeit <strong>bei</strong> Kindern ist meist zurückzuführen auf:<br />

� Sauerstoffmangel – Blockieren der Atmung (Ertrinken oder Ersticken)<br />

� Krampfanfälle – Fieberkrampf, epileptische Anfälle<br />

� Unfälle – Kopfverletzungen, Schädel-Hirn-Trauma<br />

� Unterzucker – meist <strong>bei</strong> Diabetikern, die Insulin spritzen<br />

Erstickungsgefahr<br />

Bei Bewusstlosigkeit setzt der Reflex aus, welcher verhindert, dass die Zunge in Rückenlage nicht in den Gaumen<br />

rutscht und dort die Atemwege versperrt. Das wird durch das Überstrecken des Kopfes verhindert. Eine Hand<br />

umfasst die Stirn, die andere den Unterkiefer. Da<strong>bei</strong> wird der Kopf vorsichtig nach hinten gebeugt. So hebt sich<br />

die Zunge automatisch. Bei Säuglingen genügt es, das Kinn leicht anzuheben.<br />

Im Falle eines Atemstillstandes kann durch diesen Griff die Atmung wieder einsetzen.<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Besteht der Verdacht, dass die Wirbelsäule verletzt wurde, sollte dieser Griff nicht angewendet werden.<br />

Vorausgesetzt, das Kind atmet. Die Atemfunktion sollten Sie ständig beobachten.<br />

Stabile Seitenlage<br />

Kommt es während der Bewusstlosigkeit zum Erbrechen, besteht die Gefahr, dass Erbrochenes in die Luftröhre<br />

und in die Lungen gerät. Die Salzsäure des Magens kann dort erhebliche Schäden hervorrufen. Bei der stabilen<br />

Seitenlage fließt Erbrochenes ungehindert ab. Bei Säuglingen sind Arme und Beine zu kurz <strong>für</strong> die stabile Seiten-<br />

lage. Deshalb legt man sie auf den Bauch, <strong>bei</strong>de Arme neben den Kopf, den Kopf zur Seite nur leicht nach<br />

hinten geneigt.


Atmung<br />

Einmal in der Minute muss die Atmung überprüft werden. Dazu halten Sie Ihr Ohr direkt über Mund und Nase<br />

des bewusstlosen Kindes. An Ihrer Wange spüren Sie den leisesten Luftzug.<br />

Kreislauf<br />

Kleinkinder haben quasi noch keinen Hals. Man kann den Puls nicht wie <strong>bei</strong>m Erwachsenen an der Halsschlag-<br />

ader spüren. Bis etwa zum Kindergartenalter fühlt man diesen mit zwei Fingern an der Innenseite des Oberarms.<br />

Zwischen den <strong>bei</strong>den Muskeln verläuft die Oberarmschlagader. Bei älteren Kindern wird der Puls mit zwei oder<br />

drei Fingern an der Halsschlagader gefühlt. Sie sitzt in der Vertiefung zwischen Kehlkopf und Halsmuskulatur.<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Das Ertasten des Pulses ist nicht so einfach und benötigt <strong>bei</strong> wenig Übung oft viel kostbare Zeit. Deshalb wird<br />

neuerdings empfohlen, ggf. darauf zu verzichten und sofort mit der Wiederbelebung zu beginnen, wenn<br />

keine Lebenszeichen wie Atmung, keine Reaktionen und eine eventuelle Blaufärbung der Haut vorliegen.<br />

Benutzen Sie zum Ertasten des Pulses nicht Ihren Daumen. An diesem spüren Sie Ihren eigenen Puls. Schlägt<br />

das Herz sehr schwach, ist der Puls nur an der Schlagader zu spüren – nicht am Handgelenk! Versuchen Sie<br />

nicht, den Herzschlag zu hören. Dieser kann nicht zuverlässig wahrgenommen werden und kostbare Zeit<br />

geht verloren.<br />

Vitalwerte <strong>bei</strong> Kindern<br />

Alter Atemfrequenz Pulsfrequenz<br />

bis 6 Wochen 40 – 50 120<br />

bis 1 Jahr 0 – 40 120<br />

1 – 6 Jahre 0 110<br />

6 – 14 Jahre 25 100<br />

ab 14 Jahren 16 – 20 80<br />

ab 18 Jahren 14 – 18 70


Ohnmacht<br />

Eine Ohnmacht ist keine Bewusstlosigkeit. Die Ohnmacht dauert nur kurz. Es<br />

handelt sich um eine vorübergehende Kreislaufstörung. Der Ohnmächtige erwacht<br />

nach kurzer Zeit von selbst. Ein ohnmächtiges Kind sollte liegen, damit das Gehirn<br />

besser durchblutet wird. Dies können Sie durch Hochlegen der Beine beschleunigen.<br />

Im Notfall:<br />

� Versuchen Sie, das Kind zu wecken! Rütteln Sie es, sprechen Sie es an<br />

und/oder zwicken Sie es an der Innenseite seines Oberarms!<br />

� Öffnen Sie den Mund des Kindes und schauen Sie, ob dieser leer ist.<br />

Wenn nicht: Fahren Sie mit 2 Fingern durch den Mund, um ggf. Erbro-<br />

chenes herauszuholen und die Atemwege frei zu machen.<br />

� Prüfen Sie, ob Atmung und Puls in Ordnung sind. Bringen Sie das Kind<br />

(ab Schulalter) in die stabile Seitenlage. Diese schützt es vor Verstopfung<br />

der Atemwege durch die eigene Zunge, Speichel oder Erbrochenes.<br />

Stabile Seitenlage<br />

� Legen Sie das Kind auf die Seite. Ziehen Sie den unteren Arm nach hinten und<br />

das untere Bein nach vorn.<br />

� Bauch und Brust mit einem Kissen oder einer zusammengerollten Decke stützen,<br />

damit das Kind stabil und sicher liegt.<br />

� Ziehen Sie den Kopf etwas in den Nacken.<br />

� Öffnen Sie den Mund des Kindes leicht.<br />

Bei Säuglingen und Kleinkindern:<br />

� Legen Sie das Kind auf den Bauch.<br />

� Drehen Sie den Kopf des Kindes auf die Seite.<br />

� Öffnen Sie seinen Mund leicht.


Beatmen<br />

Wenn das Kind nicht mehr atmet, ist die Beatmung eine lebensrettende, wichtige<br />

Maßnahme. Die Erfahrung zeigt, dass viele Menschen eine gewisse Scheu haben,<br />

diese Maßnahme anzuwenden. Da<strong>bei</strong> ist die Technik der Mund-zu-Mund-Beatmung<br />

bzw. Mund-zu-Nase-Beatmung viel leichter, als die meisten denken.<br />

Welche der <strong>bei</strong>den Techniken man anwendet, spielt keine Rolle. Bei der Mund-<br />

zu-Nase-Beatmung muss man den Mund des Beatmeten zuhalten, <strong>bei</strong> der Mund-<br />

zu-Mund-Beatmung die Nase. Kleinkinder beatmet man über Mund und Nase<br />

gleichzeitig, da ihre Gesichter noch recht klein sind. Bei der Beatmung muss der<br />

Kopf leicht überstreckt werden, damit die Zunge die Luftröhre nicht versperren<br />

kann. Die Lippen des Beatmenden müssen entspannt sein, um dicht zu schließen.<br />

Während der Beatmung sollte sich der Brustkorb des Beatmeten deutlich heben<br />

und senken. Beim Beatmen gilt es, den natürlichen Atemrhythmus wieder in Gang<br />

zu bringen und nicht darum, den Beatmeten wie ein Schlauchboot vollzupumpen.<br />

Beachten Sie deshalb: Ein Erwachsener wird mit ca. einem Liter Luft beatmet, ein<br />

Schulkind mit ca. einem halben Liter und ein Säugling mit ca. einem Schnapsgläs-<br />

chen voll. Der Säugling atmet etwa dreimal so schnell wie ein Erwachsener.<br />

Zurich Tipp:<br />

Das Beatmen lässt sich gefahrlos üben. Kindern macht es sogar oft Spaß,<br />

beatmet zu werden. Dazu hält der Beatmete einfach die Luft an und der<br />

Beatmende führt die Beatmung durch. Manche Menschen allerdings lassen<br />

sich <strong>bei</strong> Bewusstsein nicht beatmen. Sie können die Kontrolle über ihre<br />

Atmung nicht abgeben. Dies spielt im Ernstfall allerdings keine Rolle. Denn<br />

das Bewusstsein ist da<strong>bei</strong> ausgeschaltet.


12 Lebensrettende Sofortmaßnahmen<br />

Im Notfall:<br />

� Prüfen Sie, ob noch Atmung vorhanden ist.<br />

� Wenn nicht, legen Sie das Kind auf den Rücken.<br />

� Biegen Sie den Kopf des Kindes leicht in den Nacken.<br />

� Bedecken Sie mit Ihrem Mund den Mund und die Nase des Kindes<br />

(<strong>bei</strong> größeren Kindern nur den Mund, da<strong>bei</strong> die Nase zuhalten).<br />

� Blasen Sie Luft in seine Lungen (etwa 20- bis 30-mal in der Minute).<br />

� Achten Sie darauf, dass sich der Brustkorb des Kindes <strong>bei</strong> der Beatmung<br />

hebt und senkt.<br />

� Nach jeweils etwa vier Zügen prüfen Sie, ob die selbstständige Atmung<br />

wieder eingesetzt hat.<br />

� Fahren Sie so lange fort, bis die Atmung <strong>bei</strong>m Kind wieder einsetzt.<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Rufen Sie <strong>bei</strong> Herz- und Atemstillstand grundsätzlich sofort einen Notarzt.<br />

Beginnen Sie dann umgehend mit den entsprechenden Maßnahmen. Die<br />

Mund-zu-Mund-Beatmung bzw. Mund-zu-Nase-Beatmung am Anfang sichert<br />

die Sauerstoffversorgung.<br />

Wiederbeleben<br />

Ein Atem- und Kreislaufstillstand <strong>bei</strong> Kindern kommt sehr selten vor. Häufigste Ur-<br />

sache ist Ertrinken. Solch ein Stillstand führt zu einer Unterversorgung des Gehirns<br />

mit Sauerstoff. <strong>Unser</strong> Gehirn kann einen solchen Mangel zwischen drei und fünf<br />

Minuten überbrücken, ohne bleibenden Schaden zu nehmen. Eine Unterkühlung<br />

verlängert diese Zeitspanne, da das Gehirn weniger Sauerstoff benötigt.<br />

Die Herzdruckmassage<br />

Im Gegensatz zur Beatmung kann die Herzdruckmassage nicht am lebenden<br />

Objekt geübt werden. Das gesunde Herz könnte dadurch Schaden nehmen.<br />

Bei der Herzdruckmassage wird das Blut durch Druck rhythmisch aus dem Herzen<br />

herausgepresst. Lässt der Druck nach, strömt wieder Blut in das Herz zurück. Es<br />

kommt zu einem Bluttransport, welcher der normalen Herztätigkeit sehr ähnlich ist.<br />

Entgegen der landläufigen Meinung liegt das Herz nicht etwa links in unserer Brust,<br />

sondern fast in der Mitte. Die Druckmassage wird genau auf dem Brust<strong>bei</strong>n durch-<br />

geführt. Die Drucktiefe beträgt ca. ein Drittel des Brustkorbs. Keine Angst: Gerade<br />

ein kindlicher oder jugendlicher Brustkorb ist elastisch, sodass Sie ihm dadurch<br />

keinen Schaden zufügen können. Ge<strong>für</strong>chtete Rippenbrüche gibt es in Ausnahme-<br />

fällen höchstens <strong>bei</strong> alten Menschen mit spröden Knochen.


Die Unterlage sollte hart sein, um den nötigen Druck ausüben zu können. Machen<br />

Sie den Oberkörper des Kindes frei. Sie können so den richtigen Druckpunkt besser<br />

bestimmen. Zu Anfang wird zweimal beatmet. Dann erfolgt der Notruf. Anschlie-<br />

ßend beginnen Sie mit der Massage. Der Rhythmus sollte dem normal schlagenden<br />

Herzen angepasst werden, d. h. <strong>bei</strong> Säuglingen etwa doppelt so schnell wie <strong>bei</strong><br />

einem Erwachsenen – drücken Sie ca. 80- bis 100-mal in der Minute. Lautes Mitzählen<br />

hilft Ihnen, den Rhythmus zu halten. Außerdem beruhigt es. Die Wiederbelebung<br />

wird so lange durchgeführt, bis der Notarzt eintrifft.<br />

Im Notfall:<br />

� Machen Sie den Oberkörper des Kindes frei.<br />

� Beatmen Sie zweimal.<br />

� Rufen Sie den Rettungsdienst.<br />

� Suchen Sie den Druckpunkt und drücken Sie im Rhythmus des schlagenden<br />

Herzens. Zählen Sie laut mit. 5-mal drücken, dann einmal beatmen <strong>bei</strong><br />

kleinen Kindern. 15-mal drücken, dann zweimal beatmen <strong>bei</strong> Schulkindern.<br />

Druckpunkte<br />

Bei Säuglingen und Kleinkindern:<br />

Zieht man zwischen den Brustwarzen eine Verbindungslinie, liegt der richtige<br />

Druckpunkt etwa einen Finger breit unter dieser Linie in der Mitte des Brust<strong>bei</strong>ns.<br />

Gedrückt wird mit zwei Fingern. Der Brustkorb wird zu etwa ein Drittel tief eingedrückt.<br />

Nach fünf Druckstößen folgt eine Beatmung usw.<br />

Bei Kindergartenkindern:<br />

Ertasten Sie das untere Ende des Brust<strong>bei</strong>ns. Der korrekte Druckpunkt liegt einen<br />

Finger breit darüber. Gedrückt wird mit dem Handballen und durchgedrücktem<br />

Arm. Nach fünf Druckstößen folgt eine Beatmung usw.<br />

Bei Schulkindern:<br />

Ertasten Sie das untere Ende des Brust<strong>bei</strong>ns. Der korrekte Druckpunkt liegt zwei<br />

Finger breit darüber. Gedrückt wird mit übereinander gelegten Handballen und<br />

verschränkten Fingern. Die Arme sind gestreckt. Die Kraft kommt aus dem Oberkörper,<br />

nicht aus den Armen. Nach fünfzehn Druckstößen folgen zwei Beatmungen<br />

usw.<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Die meisten Menschen haben eine gewisse Scheu, die Herz-Lungen-Wiederbelebung<br />

durchzuführen. Viele <strong>für</strong>chten sich davor, etwas falsch zu machen und<br />

Schaden anzurichten. Da<strong>für</strong> gibt es keinen Grund. Die Maßnahmen sind ungefährlich.<br />

Selbst ein unbeholfener Wiederbelebungsversuch kann hilfreich und<br />

nützlich sein. Es wurde auch noch kein Mensch <strong>für</strong> seine ungeübten Hilfsversuche<br />

zur Verantwortung gezogen – wohl aber <strong>für</strong> unterlassene <strong>Hilfe</strong>.<br />

Lebensrettende Sofortmaßnahmen 1


Notfälle<br />

der Atmung<br />

Atemnot ist ein relativ häufig auftretender Notfall <strong>bei</strong><br />

Kindern. Das liegt vor allem am geringen Durchmes-<br />

ser der kindlichen Atemwege. Geringe Schwellungen<br />

oder kleine Fremdkörper können bereits massive<br />

Probleme hervorrufen.<br />

Das Gehirn steuert die Atmung. Das Atemzentrum<br />

liegt im verlängerten Rückenmark. Ein Sauerstoff-<br />

mangel im Gehirn führt rasch zu Atemstillstand und<br />

Bewusstlosigkeit. Anders als der Herzschlag verfügt<br />

die Atmung nicht über einen eigenen, vom Gehirn<br />

unabhängigen Impulsgeber.<br />

Die Zellen des Körpers werden von roten Blutkörper-<br />

chen mit Sauerstoff versorgt. Das Kohlendioxid ist<br />

ein Abfallprodukt des Zellstoffwechsels. Die Lungen<br />

geben es ab, nachdem es als Kohlensäure im Blut ge-<br />

löst wurde. Der Drang zu atmen wird stärker, je mehr<br />

Kohlendioxid im Blut gelöst ist. Die Sauerstoffkon-<br />

zentration im Blut eines gesunden Menschen beträgt<br />

zwischen 98 und 100 %. Schnelles tiefes Einatmen<br />

steigert nicht etwa die Sauerstoffkonzentration im<br />

Blut, sondern senkt den Kohlendioxidgehalt. Der<br />

Drang, Luft zu holen, wird dadurch vermindert. Setzt<br />

man diese Strategie etwa vor dem Tauchen ein, kann<br />

es zu einem nicht spürbaren Sauerstoffmangel und<br />

zu einer lebensgefährlichen Bewusstlosigkeit kommen.<br />

Bei Sauerstoffmangel färbt sich die Haut blau.<br />

Ursachen kindlicher Atemnot<br />

Atemnotfälle bergen eine große Schwierigkeit:<br />

Um die richtige Maßnahme anwenden zu können,<br />

muss man wissen, was die Atemnot verursacht hat.<br />

Bestimmte Atemnotfälle sind oft an spezifische<br />

Situationen gebunden, d. h., sie treten häufig unter<br />

speziellen Umständen auf.<br />

Spielen im Freien<br />

Atemnotfälle sind hier oft verursacht durch Verschlucken,<br />

Bienen- oder Wespenstiche, Allergien, Asthma,<br />

Hyperventilation oder einen Schlag auf den Magen<br />

bzw. Solarplexus.<br />

Anstrengung<br />

Atemnotfälle sind hier oft verursacht durch Asthma<br />

oder Hyperventilation.<br />

Spielen im Haus<br />

Atemnotfälle sind hier oft verursacht durch Verschlucken,<br />

Asthma oder Allergien.<br />

Essen<br />

Atemnotfälle sind hier oft verursacht durch Verschlucken<br />

oder Allergien.<br />

Nachts<br />

Atemnotfälle sind hier oft verursacht durch Pseudokrupp<br />

oder Verschlucken.<br />

Kranksein mit Fieber<br />

Atemnotfälle sind hier oft verursacht durch Epiglottitis<br />

(Kehldeckelentzündung).<br />

Wutanfälle<br />

Atemnotfälle sind hier oft verursacht durch einen<br />

Affektkrampf.


Verschluckte Fremdkörper<br />

Verschluckt ein Kind einen Fremdkörper und bleibt dieser in der Luftröhre stecken,<br />

reichen die auftretenden Beschwerden von hartnäckigem Husten bis zum Ersti-<br />

ckungsanfall. Je kleiner ein Kind ist, desto größer ist die Gefahr des Verschluckens.<br />

Seien Sie deshalb vor allem <strong>bei</strong> Krabbelkindern besonders auf der Hut. Denn diese<br />

scheinen den ganzen Tag unterwegs zu sein auf der Suche nach interessanten<br />

Gegenständen, die sie sich in den Mund stecken können. Kinder unter drei Jahren<br />

verschlucken besonders häufig<br />

� Nüsse<br />

� Murmeln<br />

� Perlen<br />

� Kleine Lego-Bausteine<br />

� Weintrauben<br />

� Apfel- oder Karottenstückchen<br />

Lassen Sie Kinder in diesem Alter nicht unbeaufsichtigt essen und spielen. Nahrungs-<br />

mittel wie Äpfel, Karotten oder Brötchen geben Sie besser im Ganzen, als sie klein<br />

zu schneiden. Versuchen Sie nicht, verschluckte Gegenstände mit den Fingern zu<br />

entfernen. Meist bewirkt solch ein Eingriff ein Tieferrutschen des Fremdkörpers.<br />

Auch auf den Einsatz von Pinzetten oder ähnlichem Werkzeug sollten Sie aufgrund<br />

der Verletzungsgefahr verzichten.<br />

Rückenklopfmethode<br />

Die Rückenklopfmethode ist die erste Wahl im Notfall. Legen Sie das Kind mit<br />

herabhängendem Oberkörper auf Ihren Unterarm, Oberschenkel oder über einen<br />

Tisch oder Stuhl. Klopfen Sie mit der Handfläche in Höhe der Schulterblätter drei-<br />

bis fünfmal. Die Wucht des Klopfens muss so stark sein, dass der Gegenstand sich<br />

lösen kann. Zu sanftes Klopfen bringt keinen Erfolg. Auch ein Klopfen in waage-<br />

rechter oder aufrechter Position führt nicht zum gewünschten Ziel. Die Wirkung<br />

der Schwerkraft ist genauso wichtig wie das Klopfen selbst.<br />

Heimlich-Handgriff<br />

Der Heimlich-Handgriff wird angewendet, wenn die Rückenklopfmethode<br />

keinen Erfolg bringt und ein Ersticken droht. Er ist benannt nach dem amerika-<br />

nischen Arzt Dr. Heimlich. Durch ruckartiges Zusammenpressen des Zwerchfells<br />

und der Lunge wird Restluft aus der Lunge herausgedrückt. Dieser künstliche<br />

Hustenstoß soll den Fremdkörper herausschleudern. Dazu braucht es eine ge-<br />

wisse Wucht. Beim Säugling wird der Druck mit zwei Fingern oder dem Hand-<br />

ballen auf die Mitte des Brust<strong>bei</strong>ns ausgeübt. Bei Kleinkindern, Schulkindern<br />

und Erwachsenen wird der Griff im Stehen oder Liegen ausgeführt. Der Druck<br />

erfolgt kräftig auf Oberbauch zwischen Brust<strong>bei</strong>n und Bauchnabel.<br />

Im Notfall:<br />

� Legen Sie das Kind mit herabhängendem Oberkörper auf Ihren Unter-<br />

arm, Oberschenkel, über einen Tisch oder Stuhl.<br />

� Klopfen Sie in Höhe der Schulterblätter drei- bis fünfmal kräftig mit<br />

der Handfläche.<br />

� Bringt das Klopfen keinen Erfolg, wenden Sie den Heimlich-Handgriff<br />

an. Das Kind steht oder liegt, Sie üben ruckartig Druck auf den Ober-<br />

bauch zwischen Brust<strong>bei</strong>n und Bauchnabel aus.<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

In vielen <strong>Erste</strong>-<strong>Hilfe</strong>-Kursen wird der Heimlich-Handgriff nicht gelehrt mit der<br />

Begründung, die Verletzungsgefahr im Oberbauch sei zu groß. Diese Ansicht<br />

ist umstritten, da keine spitzen Gegenstände auf diesen Bereich einwirken<br />

und der Handgriff im Notfall Leben retten kann. Klagt das Kind nach einem<br />

solchen Manöver über Schmerzen im Bauch, suchen Sie einen Arzt auf. Der<br />

Heimlich-Handgriff sollte außerdem nur im Notfall angewendet werden.<br />

Beim Üben wird die Bewegung nur angedeutet und nicht mit voller Wucht<br />

ausgeführt.<br />

Notfälle der Atmung 15


16 Notfälle der Atmung<br />

Hyperventilation<br />

Bei der Hyperventilation hat man das Gefühl, zu wenig Luft zu bekommen. Die<br />

Atmung ist panisch schnell und stoßweise. Sie ist meist auf eine Stresssituation<br />

oder auf starke Schmerzen mit Angstgefühlen zurückzuführen. Zunächst kommt<br />

es zu einem Beklemmungsgefühl in der Brust. Die Atmung wird schneller. Die<br />

Beklemmung wird stärker, steigert sich zur Angst und beschleunigt die Atmung<br />

weiter. Nach einigen Minuten verkrampfen sich die Finger, die Lippen beginnen<br />

zu kribbeln, der Druck auf die Brust wird stärker.<br />

An sich ist die Hyperventilation harmlos. Die Erscheinungsform löst allerdings <strong>bei</strong>m<br />

Betroffenen sowie <strong>bei</strong>m unerfahrenen Zuschauer Panik aus. Das hyperventilierende<br />

Kind muss zu einem normalen ruhigen Atemrhythmus zurückfinden. Es ist wichtig,<br />

dass es beruhigt wird. Ihm muss erklärt werden, dass sein Zustand nicht lebensbe-<br />

drohlich ist. Es muss animiert werden, tiefer und ruhiger zu atmen. Dazu kann man<br />

die Hand auf den Bauch des Kindes legen und langsam mitatmen. Körperkontakt<br />

ist enorm wichtig. Sagen Sie dem Kind, dass es ihm besser gehen wird, wenn es<br />

langsamer atmet. Man kann ihm auch eine Plastiktüte locker vor den Mund halten<br />

– wenn es dem Kind nicht unangenehm ist. Dadurch wird die kohlendioxidreiche<br />

Atemluft wieder eingeatmet und das Gleichgewicht im Blut wird schneller wieder<br />

hergestellt. Doch Vorsicht: Bei manchen Kindern verstärkt die Tüte das Gefühl,<br />

keine Luft zu bekommen.<br />

Im Notfall:<br />

� Beruhigen Sie das Kind. Nehmen Sie Körperkontakt auf und sagen Sie<br />

ihm, dass alles wieder gut wird.<br />

� Legen Sie dem Kind die Hand auf den Bauch und fordern Sie es auf, mit<br />

Ihnen zusammen ruhig und langsam zu atmen.<br />

� Wenn Sie eine Plastiktüte zur Hand haben, halten Sie diese locker vor<br />

den Mund des Kindes. Nehmen Sie die Tüte wieder weg, wenn sich die<br />

Panik dadurch verstärkt.


Asthma<br />

Asthma kann durch körperliche Anstrengung oder durch allergische Reaktionen<br />

ausgelöst werden. Beim Asthma ist im Gegensatz zur Hyperventilation das Aus-<br />

atmen gestört.<br />

Verengte Bronchien erschweren und verlängern die Ausatmung und produzieren<br />

einen zähen Schleim. Es kommt zu einem Pfeifgeräusch <strong>bei</strong>m Ausatmen. Eine<br />

aufrechte Körperhaltung und ein Abstützen auf einem Tisch o. Ä. erleichtern das<br />

Atmen. Asthmatiker haben in der Regel eine Dosier-Aerosole mit ihrem Medika-<br />

ment da<strong>bei</strong>. Meist reicht ein Sprühstoß aus dieser Flasche. Das Mundstück wird mit<br />

den Lippen umschlossen. Beim Zusammendrücken der Flasche wird das Medika-<br />

ment eingeatmet.<br />

Im Notfall:<br />

� Das Kind soll eine aufrechte Körperhaltung einnehmen. Es kann sich auf<br />

einem Tisch o. Ä. abstützen.<br />

� Ist eine Dosier-Aerosole verfügbar, verabreichen Sie das Medikament<br />

durch einen Sprühstoß in den Mund des Kindes. Die Lippen umschließen<br />

das Mundstück.<br />

� Ist keine Dosier-Aerosole verfügbar, rufen Sie einen Arzt oder den<br />

Rettungsdienst.<br />

Notfälle der Atmung 17


Pseudokrupp<br />

Pseudokrupp wird auch Infektkrupp genannt. Es handelt sich um eine Erkrankung der Atemwege im Kindesalter,<br />

die nachts in der kalten Jahreszeit auftritt. Meist sind allergische Kinder im Alter zwischen einem Jahr und fünf<br />

Jahren davon betroffen. Beim Pseudokrupp schwellen aufgrund eines Infekts die Schleimhäute an, die Härchen<br />

der Luftröhre werden gereizt und der typische Husten entsteht. Dieser Husten tritt in der Regel nach einem<br />

an sich ruhigen Schlaf gegen Mitternacht auf. Er klingt hohl und scheint aus dem Bauchraum zu kommen. Das<br />

Einatmen ist erschwert, man hört ein Pfeifen, gleichzeitig tritt Heiserkeit auf.<br />

Pseudokrupp ist an sich ungefährlich. Das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, löst <strong>bei</strong>m Kind oftmals Panik<br />

aus. Dies erhöht den Atemwiderstand zusätzlich. In diesem Fall ist es sehr wichtig, dass Sie beruhigend auf das<br />

Kind einwirken. Zeigen Sie ihm, dass Sie da sind und ihm helfen können. Bringen Sie das Kind an die kalte Luft,<br />

Kälte lässt die Schleimhäute abschwellen. Packen Sie es warm ein und gehen Sie mit ihm ans offene Fenster<br />

oder auf den Balkon. Auch feuchte Luft hilft, die Schwellung zu lindern. Nehmen Sie das Kind auf den Arm und<br />

gehen Sie mit ihm ins Badezimmer. Drehen Sie die Handbrause auf und lassen Sie einige Minuten heißes Wasser<br />

laufen. Tritt nach diesen Maßnahmen nach einer halben Stunde keine Besserung ein, sollten Sie den Arzt oder<br />

Rettungsdienst verständigen.<br />

Bei Kindern, die zu Pseudokruppanfällen neigen, kann man vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Bei feucht-<br />

kaltem Wetter, einer hohen Konzentration von Luftschadstoffen und einer vorher bereits vorhandenen Infektions-<br />

krankheit sollten Sie im Schlafzimmer <strong>für</strong> ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgen, z. B. feuchte Handtücher auf-<br />

hängen oder den Wäscheständer ins Kinderzimmer stellen. Eine Duftlampe mit Eukalyptusöl wirkt wohltuend<br />

auf die Atemwege. Bei häufig auftretenden Anfällen ist es sinnvoll, Kortisonzäpfchen bereitzuhalten. Die einma-<br />

lige Gabe von Kortison im Notfall stellt kein nennenswertes gesundheitliches Risiko dar.<br />

Im Notfall:<br />

� Beruhigen Sie das Kind.<br />

� Bringen Sie es an die frische kalte Luft oder in feuchte Luft im Badezimmer.<br />

� Geben Sie Kortisonzäpfchen, falls vorhanden.<br />

� Bessert sich der Zustand nach einer halben Stunde noch nicht, rufen Sie den Rettungsdienst.


Epiglottitis<br />

Im Gegensatz zum Pseudokrupp handelt es sich <strong>bei</strong> der Epiglottitis um eine gefähr-<br />

liche Kehlkopfdeckelentzündung, hervorgerufen durch eine bakterielle Infektion.<br />

Der Kehlkopf kann komplett zuschwellen. Diese selten vorkommende Erkrankung<br />

unterscheidet sich vom harmlosen Pseudokrupp durch folgende Symptome:<br />

� Anstatt Hustenreiz Halsschmerzen und Schluckbeschwerden<br />

� Vermehrter Speichelfluss<br />

� Hohes Fieber, über 9 °C<br />

� Tritt nicht nur nachts auf<br />

� Tritt zu jeder Jahreszeit auf<br />

� Starkes Krankheitsgefühl<br />

Im Notfall:<br />

� Bei Verdacht auf Epiglottitis sofort den Rettungsdienst verständigen.<br />

� Die Schwellung mit <strong>Hilfe</strong> von Eiswürfeln und kalten Halswickeln<br />

aufhalten.<br />

� Keine Gegenstände in den Hals und Rachenraum einführen.<br />

Die Schwellung wird dadurch verstärkt.<br />

Affektkrampf<br />

Manche Kinder bekommen <strong>bei</strong> Wutanfällen leicht sogenannte Affektkrämpfe. Die<br />

Muskulatur verkrampft sich – auch die Atemmuskulatur. Sie bekommen keine Luft<br />

mehr, laufen blau an und drohen zu ersticken. Es besteht allerdings keine wirkliche<br />

Gefahr. Der Drang zu atmen ist stärker, und die Verkrampfung löst sich wieder.<br />

Keinesfalls sollte ein solcher Wutanfall „belohnt“ werden. Der Schreck ist meist so<br />

groß, dass die Kinder schnell lernen, solche Wutanfälle zu unterlassen.<br />

Bienen- und Wespenstich im oder am Mund<br />

Bienen- und Wespenstiche im Mundbereich können zu starken Schwellungen füh-<br />

ren, besonders wenn eine Allergie vorliegt. Abschwellende Medikamente verhin-<br />

dern eine gefährliche Atemnot. Kühlung durch kalte Auflagen, wie z. B. Eiswürfel<br />

in ein Tuch eingepackt, verzögern die Schwellung. Ziehen Sie auf jeden Fall einen<br />

Arzt oder den Rettungsdienst hinzu.<br />

Im Notfall:<br />

� Die betroffene Stelle sofort mit Eiswürfeln kühlen, um die<br />

Schwellung aufzuhalten.<br />

� Suchen Sie einen Arzt auf oder rufen Sie den Rettungsdienst.<br />

Notfälle der Atmung 19


Thermische<br />

Notfälle<br />

Thermische Notfälle werden durch Einwirkung übermäßiger Wärme oder Kälte her<strong>bei</strong>geführt.<br />

Sonnenbrand<br />

Sonnenbrände sind schmerzhaft. Außerdem erhöhen sie das Risiko, später an Hautkrebs zu erkranken. Kleinkinder<br />

bis ca. zwei Jahre sollten starker Sonnenstrahlung überhaupt nicht ausgesetzt werden. Ihre Haut kann<br />

die schützenden Pigmente noch nicht ausreichend bilden.<br />

Die Wirkung der Sonne wird durch große Höhe, Reflexion von Wasser, Sand und Schnee verstärkt. Wählen Sie<br />

eine Sonnencreme mit entsprechend hohem Lichtschutzfaktor (LSF). Dieser ist abhängig von der Intensität und<br />

Dauer der Sonneneinwirkung sowie vom Hauttyp. Mineralische Sonnenschutzcremes reflektieren das Sonnenlicht<br />

und sind gut verträglich.<br />

Wenn es doch passiert und der Sonnenbrand da ist, helfen Brennnesselessenz oder Combudoron. Bei schmerzhafter,<br />

gespannter Haut können Sie unverdünnten Obstessig oder frisch gepressten Zitronensaft auftragen. Auch<br />

Aloe Vera, Quark, Buttermilch oder Schwarztee mit Wasser verdünnt (1:10) helfen, den Säureschutzmantel der<br />

Haut zu regenerieren.<br />

In seltenen Fällen von sehr starkem und großflächigem Sonnenbrand kommt es zu Temperaturerhöhungen<br />

und Durchfall. Das nächtliche Fieber ist morgens meist wieder verschwunden. Geben Sie in diesem Fall viel zu<br />

trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und um die Stoffwechselgifte besser ausscheiden zu können.<br />

Zudem können Sie Kohlekompretten oder -pulver verabreichen.<br />

Im Notfall:<br />

� Tragen Sie auf die verbrannten Stellen Brennnesselessenz, Combudoron, Obstessig, Zitronensaft,<br />

Aloe vera, Quark, Buttermilch oder verdünnten Schwarztee (1:10) auf.<br />

� Im Fall von Fieber geben Sie viel zu trinken.<br />

� Bei Durchfall helfen Kohlekompretten oder -pulver.


Sonnenstich<br />

Ein Sonnenstich ist die Folge einer übermäßigen Erwärmung der Hirnhäute und des Gehirns. Dazu kommt es,<br />

wenn der Kopf zu lange ungeschützt intensiver Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Besonders anfällig sind Kleinkinder<br />

aufgrund ihrer noch dünnen Kopfbehaarung sowie rothaarige und rotblonde Kinder. Grundsätzlich gilt:<br />

Je dunkelhaariger und -häutiger, desto resistenter.<br />

Ein Sonnenstich geht einher mit starken Kopfschmerzen, oft auch Übelkeit, Erbrechen, Schwindelgefühl und<br />

Lichtempfindlichkeit. Seltener kommt es zu Fieber und einem steifen Nacken. Der Kopf fühlt sich heiß an, ist<br />

rot und die Augen sind glasig. Typisch ist: Beim Beugen des Kopfes nach vorn auf die Brust treten starke Kopfschmerzen<br />

auf.<br />

Bei einem Sonnenstich muss das Kind sofort in den Schatten gebracht werden. Lagern Sie den Oberkörper<br />

etwas höher. Flaches Liegen verschlimmert die Kopfschmerzen. Kalte feuchte Umschläge um den Kopf wirken<br />

meist wohltuend. Das Zimmer abzudunkeln ist ebenfalls oft angenehm. Nach einem Sonnenstich sind ein bis<br />

drei Tage Ruhe nötig. Sind die Schmerzen sehr stark, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Kommt es zusätzlich zu<br />

Bewusstseinsstörungen oder Krämpfen, rufen Sie den Rettungsdienst.<br />

Der wirksamste Schutz gegen einen Sonnenstich ist eine Kopfbedeckung. Jene mit Nackenschutz sind besonders<br />

wirkungsvoll.<br />

Im Notfall:<br />

� Das Kind sofort in den Schatten bringen.<br />

� Oberkörper etwas erhöht lagern.<br />

� Falls angenehm, kalte feuchte Wickel um den Kopf legen.<br />

� Eventuell Zimmer abdunkeln.<br />

� Bei starken Schmerzen: Arzt aufsuchen.<br />

� Bei Bewusstseinsstörungen oder Krämpfen: Rettungsdienst verständigen.


22 Thermische Notfälle<br />

Hitzeerschöpfung<br />

Körperliche Anstrengung, große Hitze und zu wenig Flüssigkeit können zur sogenannten<br />

Hitzeerschöpfung führen. Die Haut, vor allem der Kopf, ist rot und schweißbedeckt.<br />

Manchmal kommen Übelkeit und leichte Kopfschmerzen hinzu. Die<br />

Hitzeerschöpfung geht schnell wieder vorüber. Ruhe im Schatten und viel trinken<br />

(keine zuckerhaltigen oder eiskalten Getränke) reichen aus, um bald wieder fit zu<br />

sein.<br />

Im Notfall:<br />

� Bringen Sie das Kind in den Schatten. Dort soll es sich ausruhen.<br />

� Geben Sie dem Kind viel zu trinken<br />

(keine zuckerhaltigen oder eiskalten Getränke).<br />

Hitzschlag und Hitzeschock<br />

Ein Hitzestau durch starke Hitzeeinwirkung und beeinträchtigte Wärmeabgabe<br />

kann lebensbedrohlich sein. Lassen Sie Ihr Kind niemals im Auto, wenn dies in der<br />

prallen Sonne steht. Die Folgen eines so erlittenen Hitzschlags reichen von Erblindung<br />

über Hirnschäden bis zum Tod.<br />

Auch der Hitzeschock ist sehr gefährlich. Die Haut ist heiß und gerötet. Später<br />

wird sie blass und grau. Der Puls wird schnell und schwach. Es kommt zu Kopfschmerzen.<br />

Außerdem können Benommenheit und Bewusstlosigkeit oder sogar<br />

ein Atemstillstand auftreten. Beim Hitzeschock ist eine schnelle Abkühlung mit<br />

feuchten Tüchern sowie eine Behandlung im Krankenhaus nötig.<br />

Im Notfall:<br />

� Sorgen Sie <strong>für</strong> eine schnelle Abkühlung durch feuchtkalte Umschläge.<br />

� Verständigen Sie den Rettungsdienst.


Unterkühlung<br />

Kinder kühlen schneller aus als Erwachsene. Säuglinge verlieren einen Großteil<br />

ihrer Körperwärme über den Kopf. Eine Mütze schützt vor diesem Wärmeverlust.<br />

Feuchtigkeit und Wind verstärken einen Wärmeverlust. Bei einer Unterkühlung ist<br />

es enorm wichtig, dass der Unterkühlte richtig aufgewärmt wird. Falsches Aufwärmen<br />

kann katastrophale Folgen haben und zum Tod führen.<br />

Eine korrekte Erwärmung erfolgt von innen heraus. Geeignet sind warme, zuckerhaltige<br />

Getränke. Alkohol ist nicht geeignet. Von außen bewirken Wärmflaschen<br />

oder feuchte warme Wickel auf Brust und Bauch eine langsame und schonende<br />

Erwärmung. „Schocktherapien“ mit übermäßiger Wärmeeinwirkung sind schädlich<br />

bis gefährlich. Unterlassen sollten Sie das Abreiben mit Schnee sowie das Baden in<br />

heißem Wasser.<br />

Wärmereflektierende Rettungsdecken sind mittlerweile Bestandteil jedes Kfz-Verbandkastens.<br />

Bei Wanderungen im Gebirge und <strong>bei</strong>m Skifahren empfiehlt es sich,<br />

solch eine Decke mitzuführen. Um eine Unterkühlung zu vermeiden, sollte die<br />

silberne Seite zum Körper hinweisen. Sie reflektiert besser als die goldene. Diese<br />

Decken eignen sich auch zum Transport von Verletzten.<br />

Nur leicht ausgekühlte Kinder können sich im lauwarmen Badewasser hervorragend<br />

aufwärmen. Lassen Sie das Kind den Wärmegrad bestimmen. Aufgrund der Auskühlung<br />

ist es empfindlicher gegen Wärmereize.<br />

Im Notfall:<br />

� Geben Sie warme, zuckerhaltige Getränke – keinen Alkohol!<br />

� Unterstützen Sie die Erwärmung durch Wärmflaschen oder feucht-<br />

warme Wickel auf Brust und Bauch.<br />

� Ist unterwegs eine Rettungsdecke zur Hand, wickeln Sie das Kind darin<br />

ein. Die silberne Seite weist nach innen, die goldene nach außen.<br />

� Bei starken Unterkühlungen muss ein Rettungsdienst verständigt werden.<br />

Thermische Notfälle 2


Unfälle<br />

<strong>bei</strong> Kindern<br />

Kinder sind besonders verletzungsgefährdet. Sie spielen und toben und verfügen<br />

noch nicht über die notwendige Erfahrung, um Gefahren und Verhalten korrekt<br />

einschätzen zu können. Gott sei Dank sind die meisten Kinderunfälle harmlos.<br />

Wenn ein Kind verunglückt, werden die meisten Menschen von Gefühlen der Hilf-<br />

losigkeit und Panik übermannt. Es ist wichtig, dass Sie einen klaren Kopf behalten,<br />

um richtig reagieren zu können.<br />

Zur Erinnerung noch mal den Tipp gegen Panik:<br />

Atmen Sie erst einmal tief ein und dann langsam gegen den Widerstand Ihrer Lip-<br />

pen wieder aus. Dies wird Ihnen im Notfall helfen, sich zu beruhigen und sicherer<br />

zu handeln.


Welche Verletzungen liegen vor?<br />

Zunächst müssen Sie prüfen, wo und wie schwer das Kind verletzt ist. Diese Prüfung sollte vorgenommen<br />

werden, bevor Sie das Kind hochnehmen und irgendwo hintragen. Bei schweren Verletzungen kann dies<br />

gefährlich sein.<br />

Im Notfall:<br />

� Atmen Sie tief ein und gegen den Widerstand Ihrer Lippen langsam wieder aus.<br />

� Tasten Sie den Kopf des verletzten Kindes nach Beulen oder Wunden ab.<br />

� Prüfen Sie die Stabilität des Schultergürtels, indem Sie von rechts und von links gegen die<br />

Schultern drücken.<br />

� Prüfen Sie, ob die Schlüssel<strong>bei</strong>ne gebrochen oder verrenkt sind. Dazu drücken Sie von oben<br />

nacheinander auf <strong>bei</strong>de Schlüssel<strong>bei</strong>ne.<br />

� Tasten Sie die Arme ab, besonders die Ellenbogen und Handgelenke. Vergleichen Sie die Arme<br />

miteinander. Fordern Sie das Kind auf, die Arme zu bewegen.<br />

� Drücken Sie von <strong>bei</strong>den Seiten gleichzeitig die Rippen zusammen. Schmerzen bedeuten meist<br />

eine Prellung. Brüche sind weniger schmerzhaft.<br />

� Tasten Sie die Beine ab, besonders die Knie- und Sprunggelenke. Vergleichen Sie <strong>bei</strong>de Beine<br />

miteinander. Eine Verkürzung bedeutet meist einen Bruch. Fordern Sie das Kind auf, die Beine<br />

zu bewegen. Prüfen Sie die Sensibilität durch leichtes Zwicken.<br />

� Bei starken Schmerzen, Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen stabilisieren Sie den<br />

Körperteil bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.<br />

Unfälle <strong>bei</strong> Kindern 25


Knochenbrüche<br />

Stoßen Sie <strong>bei</strong> Ihrer Untersuchung auf starke Schmerzen, Schwellungen oder Be-<br />

wegungseinschränkungen, liegt eventuell ein Knochenbruch vor. Jede Bewegung<br />

sollte dann vermieden werden, um keine Nervenfasern oder Blutgefäße zu verletzen.<br />

Der betreffende Körperteil sollte bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ruhigge-<br />

stellt werden. Dazu stabilisieren Sie den Körperteil mit Gegenständen, die gerade<br />

zur Hand sind.<br />

Häufig übersehen werden Knochenbrüche an Handgelenk, Unterarm und Schlüssel<strong>bei</strong>n.<br />

Handgelenk und Unterarm stabilisieren Sie am besten mit einem Dreieckverband:<br />

Den verletzten Arm in eine Zeitung legen (falls vorhanden). Das Dreiecktuch<br />

unter dem Arm hindurchziehen, so dass die Spitze auf Ellenbogenhöhe liegt. Die<br />

<strong>bei</strong>den Enden um den Hals legen und verknoten. Der Arm sollte waagerecht zu<br />

liegen kommen. Die Tuchspitze am Ellenbogen eindrehen und in das Tuch stecken.<br />

Kinderknochen sind elastischer als die Knochen von Erwachsenen. Es kommt in der<br />

Regel zu sogenannten „Grünholzbrüchen“. Da<strong>bei</strong> reißt der Knochen auf der einen<br />

Seite, während die andere unversehrt bleibt. Diese Brüche heilen meist schnell und<br />

unkompliziert.<br />

Quetschungen<br />

Quetschungen sind schmerzhaft und kommen relativ häufig vor. Um die Schwellung<br />

einzudämmen, sollten Sie die gequetschte Stelle kühlen.<br />

Prellungen<br />

Stumpfe Gewalteinwirkung an Gelenken, Knochen oder Muskeln führt meist zu<br />

Prellungen. Trifft es einen Muskel, folgen blaue Flecken.


Zerrungen<br />

Bei einer Muskelzerrung handelt es sich um eine Überdehnung des Muskels. Es<br />

können auch einige Fasern reißen. Man sollte diesen Bereich schonen. Arnikasalbe<br />

fördert die Heilung.<br />

Bei einer Gelenkzerrung wird das Gelenk durch plötzliche Gewalteinwirkung<br />

überdehnt. Die Bänder werden da<strong>bei</strong> gedehnt, reißen ein oder gar ab. Zunächst<br />

sollte man das Gelenk hoch lagern und kühlen. Ein Arzt sollte den Zustand des<br />

Gelenks abklären. Zerrungen solcher Art entstehen oft am Sprunggelenk durch<br />

„Umknicken“.<br />

Luxation (Verrenkung)<br />

Bei einer Luxation springt der Knochen aus dem Gelenk. Die Bänder der Gelenk-<br />

kapsel reißen ganz oder teilweise ab. Eine Luxation ist von außen sichtbar und<br />

sehr schmerzhaft. Der Körperteil sollte bequem gelagert und ruhiggestellt werden.<br />

Danach muss sich ein Arzt um die Verletzung kümmern.<br />

Verstauchung<br />

Wenn die <strong>bei</strong>den Gelenkflächen eines Gelenkes gegeneinander gepresst oder<br />

verschoben werden, liegt eine Verstauchung vor. Das Gelenk schwillt an und<br />

schmerzt, seine Beweglichkeit ist eingeschränkt.<br />

Zurich Tipp:<br />

Arnikasalbe, Kühlen und Hochlagern helfen <strong>bei</strong> allen „stumpfen“ Verletzungen.<br />

Kühlen kann man mit nassen Tüchern, eingepackten Eiswürfeln oder Gel-Kühl-<br />

kompressen. Arnikasalbe sollte nur auf unverletzte Haut aufgetragen werden.<br />

Bauchverletzungen<br />

Das Problem <strong>bei</strong> Bauchverletzungen ist, dass sie von außen quasi nicht sichtbar<br />

sind. Es ist vor allem der Unfallhergang, der Aufschluss über eine mögliche Bauch-<br />

verletzung geben kann. Häufige Ursache sind Verletzungen durch den Lenker <strong>bei</strong><br />

Fahrradstürzen. Blutungen im Bauchraum können gefährlich werden. Ein solcher<br />

Blutverlust führt meist zu Schocksymptomen. Die Haut ist kaltschweißig und blass,<br />

der Puls schwach. Oft ist die Bauchdecke angespannt und hart.<br />

Bei Verdacht auf eine Bauchverletzung sollten Sie sofort den Rettungsdienst rufen.<br />

Das Kind darf nichts essen oder trinken. Die Beine anzuwinkeln wird meist als<br />

angenehm empfunden. Sie können dem Kind eine Decke o. Ä. unter die Knie<br />

schieben oder es mit angewinkelten Beinen auf die Seite legen. Verwenden Sie<br />

unter keinen Umständen eine Wärmflasche. Die Wärme fördert die Durchblutung<br />

und damit den Blutverlust.<br />

Verletzungen der Milz<br />

Ist die Milz verletzt, treten die Symptome meist erst nach einigen Stunden auf.<br />

Die Milzkapsel verzögert die direkte Einblutung in den Bauchraum. Wenn diese<br />

reißt, wird der Bauch hart und es kommt zu Schocksymptomen. Die Milz befindet<br />

sich im linken Oberbauch unter dem Zwerchfell. Milzverletzungen sind unter den<br />

Bauchverletzungen relativ häufig.<br />

Im Notfall:<br />

� Prüfen Sie, ob die Bauchdecke angespannt oder hart ist.<br />

� Liegen Schocksymptome (kalter Schweiß, Blässe, schwacher Puls) vor?<br />

� Verständigen Sie den Rettungsdienst.<br />

� Wenn es dem Kind angenehm ist, legen Sie es bequem mit angewinkelten<br />

Beinen.<br />

Unfälle <strong>bei</strong> Kindern 27


28 Unfälle <strong>bei</strong> Kindern<br />

Kopfverletzungen<br />

Die Schädelnähte von Kindern sind elastischer als die von Erwachsenen. Sie stecken<br />

Stürze und Schläge besser weg. Es gibt unterschiedliche Verletzungsarten, die schwer<br />

zu unterscheiden sind.<br />

Beulen<br />

Die meisten „Kopfunfälle“ hinterlassen einfach eine Beule. Die Schwellung färbt<br />

sich eventuell blau oder grün und verschwindet nach einigen Tagen wieder. Solche<br />

Beulen können Sie kühlen, um die Schwellung zu minimieren.<br />

Großflächige Schwellungen<br />

Ist die Schwellung größer – kissenartig –, liegt eine Blutung vor. Ist die Schwellung<br />

weich und lässt sich wegdrücken, kann ein Bruch vorliegen. Dies sollten Sie unbe-<br />

dingt im Krankenhaus abklären lassen.<br />

Platzwunden<br />

Eine Kopfplatzwunde blutet meist stark. Sie gehört zu den äußeren Blutungen<br />

und sieht oft schlimmer aus, als sie ist. Um die Blutung zu stillen, drücken Sie ein<br />

sauberes Tuch gegen die Wunde. Legen Sie einen Druckverband an, sobald Sie<br />

Verbandzeug zur Hand haben. Danach sollte die Wunde von einem Arzt versorgt<br />

werden.<br />

Gehirnerschütterung<br />

Eine Gehirnerschütterung ist eine Irritation des Gehirns. Sie ist durch keine äußeren<br />

Anzeichen wie Schwellung o. Ä. erkennbar. Das Gehirn braucht Ruhe, um sich zu<br />

regenerieren. Schwere Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen können auftreten,<br />

müssen aber nicht.<br />

Schädelbasisbruch<br />

Die Schädelbasis ist eine dünne Knochenplatte an der Unterseite des Gehirns. Dort<br />

trennt sie das Gehirn von den Stirn- und Nebenhöhlen. Bei einem Bruch kann<br />

Blut und Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit aus Mund, Nase und Ohren austreten.<br />

Bei Verdacht auf einen solchen Bruch rufen Sie sofort den Rettungsdienst.<br />

Hirnblutung<br />

Hirnblutungen sind gefährlich und können zu Bewusstlosigkeit und Atemstillstand<br />

führen. Durch Schwellungen und Blutungen entsteht im Gehirn ein Druck, der<br />

nicht entweichen kann. Das Gehirn wird zusammengedrückt und kann auf das<br />

Atemzentrum drücken. Zu solchen Hirnblutungen kommt es erst einige Zeit nach<br />

einem Unfall. Sie sind von außen nicht sichtbar und schwer zu diagnostizieren. Bei<br />

Verdacht auf eine solche Blutung hilft nur die konsequente Beobachtung in einem<br />

Krankenhaus. Da<strong>bei</strong> werden regelmäßig Puls, Blutdruck und Pupillenreaktion<br />

gemessen.<br />

Ernste Symptome<br />

Ist <strong>bei</strong> einem Unfall der Kopf in Mitleidenschaft gezogen worden, sollten Sie <strong>bei</strong><br />

folgenden Symptomen den Rettungsdienst verständigen:<br />

� Bewusstlosigkeit<br />

� Bewusstseinsstörungen<br />

� Starke Kopfschmerzen<br />

� Schwallartiges Erbrechen<br />

� Große, kissenartige Schwellungen<br />

� Ohrblutungen<br />

Zurich Tipp:<br />

Vor allem Kleinkinder können Schmerzen oft nicht eindeutig lokalisieren. Wenn<br />

Sie nicht wissen, ob das Kind Kopfschmerzen hat, testen Sie seine Lichtemp-<br />

findlichkeit, indem Sie ihm mit einer Schreibtischlampe ins Gesicht leuchten.<br />

Kopfschmerzen lassen das Kind entsprechend empfindlich reagieren.


Augenverletzungen<br />

Gefährliche Augenverletzungen sind <strong>bei</strong> Kindern relativ selten.<br />

Fremdkörper<br />

Befindet sich ein Fremdkörper auf dem weißen Teil des Auges, kann man versu-<br />

chen, diesen mit einem Taschentuch vorsichtig von außen hin zur Nase herauszu-<br />

wischen. Sand entfernt man am besten, indem man das Auge mit Wasser spült.<br />

Sitzt der Fremdkörper unter dem Unterlid, ziehen Sie das Unterlid nach unten. Das<br />

Kind schaut da<strong>bei</strong> nach oben. Der Eindringling ist vorsichtig zum inneren Augen-<br />

winkel zu schieben. Bei einem Fremdkörper unter dem Oberlid ziehen Sie vorsich-<br />

tig das obere Augenlid an den Wimpern hoch. Das Kind schließt die Augen. Das<br />

Oberlid wird über das Unterlid gezogen. Lassen Sie das Oberlid los. Die Wimpern<br />

des Unterlids streifen da<strong>bei</strong> den Fremdkörper ab. Befinden sich Splitter o. Ä. im<br />

Auge, muss ein Augenarzt aufgesucht werden. Dem Kind sollten <strong>bei</strong>de Augen ver-<br />

bunden werden, denn <strong>bei</strong>m Umherschauen bewegt sich das andere Auge immer<br />

mit.<br />

Blaues Auge<br />

Ein blaues Auge ist eine Quetschung des Gewebes um die Augenhöhle. Es entsteht<br />

durch einen Schlag auf diese Stelle. Eine solche Verletzung wird mit einem feuchten<br />

Tuch und eingewickeltem Eis gekühlt. Bei Sehstörungen, starken Schmerzen oder<br />

Blutungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen.<br />

Verätzung<br />

Verätzte Augen müssen so schnell wie möglich mit Wasser gespült werden. Verwen-<br />

den Sie, wenn möglich, lauwarmes Wasser. Das andere Auge muss da<strong>bei</strong> geschützt<br />

werden. Die Spülung sollte nicht unter 20 Minuten dauern. Suchen Sie erst dann<br />

einen Augenarzt auf. Die Spülung hat Priorität.


Elektrounfälle<br />

Unfälle mit elektrischem Strom sind zum einen gefährlich <strong>für</strong> das Kind, aber auch <strong>für</strong> den Helfer. Von Faktoren wie<br />

Stromstärke, Feuchtigkeit, Dauer der Einwirkung und dem Weg, den der Strom durch den Körper nimmt, ist abhän-<br />

gig, wie gefährlich der Kontakt wirklich ist. Müssen Sie <strong>bei</strong> einem Unfall jemanden vom Stromkontakt trennen, achten<br />

Sie darauf, dass Sie selbst gut isoliert sind (etwa durch Schuhe mit dicken Gummisohlen, eine dicke Zeitung o. Ä.).<br />

Zum Trennen ist unbedingt ein nichtleitender Gegenstand zu benutzen (etwa ein trockener Besenstiel aus Holz, ein<br />

Stuhl o. Ä.). Sie sollten das Kind damit regelrecht von der Stromquelle „wegschlagen oder -treten“. Am besten ist es,<br />

Sie schalten die entsprechende Sicherung ab. Dies sollten Sie allerdings nur tun, wenn der Sicherungskasten schnell<br />

erreichbar ist und Sie sich auskennen. Ansonsten dauert diese Maßnahme zu lange.<br />

Mögliche Folgen durch einen solchen Stromkontakt können gefährliche Herzrhythmusstörungen sein, wenn der<br />

Strom durch das Herz geflossen ist. Beim sogenannten Herzkammerflimmern vibriert das Herz so schnell, dass kein<br />

Blut mehr transportiert werden kann. Der Puls ist dann nicht mehr spürbar. Eine Herz-Lungen-Wiederbelebung ist<br />

unbedingt notwendig. Störungen können unter Umständen erst Stunden später auftreten. Eine Beobachtung im<br />

Krankenhaus ist sinnvoll.<br />

An der Stromeintritts- und -austrittsstelle kann es zu Verbrennungen kommen. Auch die Muskeln können geschädigt<br />

sein.<br />

Im Notfall:<br />

� Das Kind muss so schnell wie möglich von der Stromquelle getrennt werden. Achten Sie da<strong>bei</strong> aber<br />

unbedingt auf Ihre eigene Sicherheit.<br />

� Wenn Sie sich auskennen und der Sicherungskasten schnell erreichbar ist: Sicherung raus!<br />

� Nehmen Sie einen trockenen, nichtleitenden Gegenstand (Besenstiel, Stuhl o. Ä.) und „schlagen“ Sie das<br />

Kind damit von der Stromquelle weg.<br />

� Prüfen Sie den Puls. Ist kein Puls spürbar, beginnen Sie mit der Wiederbelebung. Beatmen Sie zweimal.<br />

Verständigen Sie den Rettungsdienst und fahren dann mit der Beatmung und der Herzdruckmassage fort.


Ertrinken<br />

Ertrinken ist die häufigste Todesursache <strong>bei</strong> kleinen Kindern. Bereits geringe Wasser-<br />

tiefen wie <strong>bei</strong> Gartenteichen oder größeren Pfützen stellen eine Gefahr dar. Achten<br />

Sie auch <strong>bei</strong> größeren Kindern darauf, dass sie vor dem Tauchen nicht hyperventi-<br />

lieren. Ein unmerklicher Sauerstoffmangel kann schließlich zu Bewusstlosigkeit<br />

führen.<br />

Die Rettung eines Ertrinkenden birgt auch <strong>für</strong> den Retter einige Gefahren. Es ist<br />

wichtig, dass der Retter einen Rettungsring o. Ä. da<strong>bei</strong>hat, an den der Ertrinkende<br />

sich anklammern kann. Sonst kann passieren, dass er sich in seiner Todesangst an<br />

den Retter klammert und eine Rettung unmöglich macht bzw. diesen auch noch in<br />

die Gefahr des Ertrinkens bringt. Der Rettungsdienst oder die Wasserwacht sollte<br />

in jedem Fall vor dem Rettungsversuch verständigt werden.<br />

Sofort nach der Rettung muss die Herz-Lungen-Wiederbelebung durchgeführt<br />

werden. Besonders die Beatmung ist wichtig. Die Wiederbelebung wird bis zum<br />

Eintreffen des Rettungsdienstes durchgeführt.<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Bringen Sie auch einen „Beinahe-Ertrunkenen“ unbedingt zur Beobachtung in<br />

ein Krankenhaus. Es besteht die Gefahr eines lebensgefährlichen Lungenödems.<br />

Diese Gefahr besteht bis zu 48 Stunden nach dem Unfall.<br />

Im Notfall:<br />

� Verständigen Sie zuerst die Wasserwacht oder den Rettungsdienst.<br />

� Nehmen Sie, wenn möglich, <strong>bei</strong>m Rettungsversuch einen schwimmenden<br />

Gegenstand mit, an den der Ertrinkende sich anklammern kann.<br />

� Beginnen Sie sofort nach der Rettung mit der Wiederbelebung. Beatmung<br />

und Herzdruckmassage erfolgen im Wechsel. Das Beatmen ist besonders<br />

wichtig. Fahren Sie mit der Wiederbelebung fort bis zum Eintreffen des<br />

Rettungsdienstes.<br />

� Auch ein „Beinahe-Ertrunkener“ muss unbedingt zur Beobachtung ins<br />

Krankenhaus (Lungenödem).<br />

Unfälle <strong>bei</strong> Kindern 1


2 Unfälle <strong>bei</strong> Kindern<br />

Verbrennungen<br />

Bei einer Verbrennung wird Zellgewebe zerstört. Je nach Schweregrad kann das Auswirkungen auf den gesam-<br />

ten Organismus haben. Es ist wichtig, eine Verbrennung lange genug unter kaltem Wasser zu kühlen, um den<br />

Effekt des Nachbrennens weitgehend zu unterbinden. Bei diesem Nachbrennen werden aus den zerstörten<br />

Zellen Enzyme (Lysosomen) freigesetzt, die wiederum gesunde Zellen zerstören. So werden <strong>bei</strong> einer Verbren-<br />

nung auch unbetroffene tiefere Hautschichten zerstört. Diese Enzyme kann man durch ausreichende Kühlung<br />

aufhalten. 10 bis 15 Minuten lang sollte die verbrannte Körperstelle am besten unter fließendem kalten Wasser<br />

gekühlt werden.<br />

Die sogenannte Verbrennungskrankheit entsteht <strong>bei</strong> großflächigen Verbrennungen. Durch die Zerfallsprodukte,<br />

die <strong>bei</strong> der Zellzerstörung entstehen, kommt es zu einer Überlastung des körpereigenen Entgiftungsapparates.<br />

Blutbestandteile werden zersetzt und es kommt zu einem Verlust von Blutplasma. Bei Erwachsenen reichen<br />

10 bis 15 % verbrannter Körperoberfläche, <strong>bei</strong> Kindern sogar 5 bis 10 % aus, um einen Schock durch die Ver-<br />

brennungskrankheit hervorzurufen. <strong>Unser</strong>e Handfläche macht ca. 1 % unserer Körperoberfläche aus. Verbren-<br />

nungen ab 5 % sollten Sie auf jeden Fall von einem Arzt behandeln lassen.<br />

Schweregrade<br />

� Verbrennungen ersten Grades sind gekennzeichnet durch Rötungen, Schwellungen und Schmerzen. Sie<br />

werden verursacht durch Sonnenbrand und kurz einwirkende Hitze.<br />

� Verbrennungen zweiten Grades sind gekennzeichnet durch Rötungen, Blasenbildung und Schmerzen.<br />

Sie werden verursacht durch Verbrennungen und Verbrühungen mit heißem Wasser.<br />

� Verbrennungen dritten Grades sind gekennzeichnet durch Zerstörung des Gewebes. Sie werden verursacht<br />

durch Feuer und lang einwirkende Hitze. Es besteht keine Schmerzsensibilität mehr. Die Haut ist zerstört und<br />

muss durch Transplantation ersetzt werden. Diese Verbrennungen sind besonders infektionsgefährdet. Des-<br />

halb dürfen keine Salben, Puder o. Ä. aufgebracht werden. Ein steriles Verbandtuch ist das einzig Richtige.<br />

Im Notfall<br />

(Verbrennungen ersten und zweiten Grades):<br />

� Kühlen Sie die verbrannten Stellen sofort<br />

10 bis 15 Minuten lang mit kaltem Wasser.<br />

� Nach der Kühlung kann Combudoron oder<br />

verdünnte Brennnesseltinktur (1:10) aufgetra-<br />

gen werden. Auch Essig hilft (keine Essiges-<br />

senz!).<br />

Im Notfall<br />

(Verbrennungen dritten Grades):<br />

� Kühlen Sie die verbrannten Stellen sofort<br />

10 bis 15 Minuten lang mit kaltem Wasser.<br />

� Rufen Sie während der Kühlung den Ret-<br />

tungsdienst.<br />

� Decken Sie die Wunde danach mit einem<br />

sterilen Verbandtuch (Kfz-Verbandkasten) ab.


Vergiftungen<br />

Kleinkinder stecken alles in den Mund, was sie interessiert. Das kann gefährlich werden. Eltern können im<br />

eigenen Haushalt da<strong>für</strong> sorgen, dass giftige Substanzen <strong>für</strong> die Kinder nicht erreichbar sind. Sie können aber <strong>bei</strong><br />

weitem nicht alle Gefahren aus dem Weg räumen. Zigarettenstummel auf dem Spielplatz, Pillen im Nachtkäst-<br />

chen der Großeltern oder Reinigungsmittel im Haushalt von Freunden – das alles kann man nicht in den Griff<br />

bekommen. Deshalb ist es wichtig, sich <strong>für</strong> Vergiftungssymptome zu sensibilisieren. Mögliche Vergiftungssymp-<br />

tome sind:<br />

� Plötzliches Unwohlsein<br />

� Große Müdigkeit<br />

� Erbrechen<br />

Beim Verdacht auf eine Vergiftung gibt es zwei Möglichkeiten: Der Rettungsdienst hilft in akuten Fällen, wenn<br />

es darum geht, schnell zu handeln. Die deutschen Vergiftungszentralen informieren professionell darüber,<br />

welche Substanzen <strong>für</strong> Ihr Kind giftig sind, was Sie im Notfall tun sollen und ob eine Behandlung im Kranken-<br />

haus notwendig ist. Wenn Sie sich <strong>bei</strong> einem akuten Vergiftungsverdacht an die Giftzentrale wenden, sollten<br />

Sie folgende Fragen beantworten können:<br />

� Welche Art von Gift wurde eingenommen?<br />

� Welche Menge des Gifts wurde eingenommen?<br />

� Welche Symptome treten auf?<br />

� Wann wurde das Gift eingenommen?<br />

� Wie ist das Gewicht des Kindes?<br />

� Wie alt ist das Kind?


Maßnahmen <strong>bei</strong> Vergiftungen sind sehr unterschiedlich und immer abhängig von<br />

der Art der eingenommenen Substanz. Es ist wichtig, dass Sie nicht überstürzt<br />

handeln. Sie können da<strong>bei</strong> den Schaden vergrößern. Übertriebene Maßnahmen<br />

sind oft schädlicher als die Vergiftung selbst.<br />

Erbrechen<br />

Ein Erbrechen wird durch eine Reizung der Rachenhinterwand mit den Fingern aus-<br />

gelöst. Oft fällt das Erbrechen leichter, wenn ein Schluck Wasser getrunken wird.<br />

Versuchen Sie nie, das Erbrechen durch die Gabe von Salzwasserlösung her<strong>bei</strong>zu-<br />

führen. Für Kleinkinder kann dies tödlich sein. Erbrechen ist geeignet <strong>bei</strong><br />

� stark giftigen und schnell wirksamen Substanzen sowie <strong>bei</strong><br />

� akuten Vergiftungen durch Medikamente oder Pflanzenteile.<br />

Wenn Ihnen das Gift nicht bekannt ist, sollten Sie das Erbrochene zur Identifizierung<br />

aufbewahren.<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Ist das Kind bewusstlos, darf kein Erbrechen her<strong>bei</strong>geführt werden.


Nicht erbrechen!<br />

In folgenden Fällen sollten Sie unbedingt auf das Her<strong>bei</strong>führen eines Erbrechens<br />

verzichten:<br />

� Waschmittel<br />

� Putzmittel<br />

� Spülmittel<br />

Diese Substanzen können <strong>bei</strong> einer Magenkontraktion Schaum bilden, der in die<br />

Lunge gelangen kann. Sie können dem Kind etwas trockenes Weißbrot zu essen<br />

geben. Reste der schäumenden Substanz aus dem Mundraum werden so aufge-<br />

nommen.<br />

� Ätzende Stoffe (Säuren, Laugen)<br />

� Benzin<br />

� Spiritus<br />

� Petroleum<br />

� Lampenöl (Paraffinöl)<br />

Diese Stoffe schädigen die Schleimhaut. Es droht eine erneute Verätzung der<br />

Speiseröhre. Paraffinöl darf auf keinen Fall in die Lunge gelangen. Vergiftungen<br />

mit diesem Lampenöl kommen relativ häufig vor. Sie sind oft bunt eingefärbt und<br />

mit appetitlichen Riechstoffen versehen. Das macht sie <strong>für</strong> Kinder attraktiv. Denken<br />

Sie daran, dass Kinder auch aus der Lampe selbst trinken können und am Docht<br />

lutschen. Alternative Öle (z. B. Rapsöl) sind weniger gefährlich.<br />

Verdünnen mit Flüssigkeit<br />

Ätzende Stoffe, die nicht erbrochen werden dürfen, sind durch Nachtrinken zu<br />

verdünnen. Aber Vorsicht: Zu viel Flüssigkeit kann Erbrechen auslösen. Geeignet<br />

sind Wasser, Tee und verdünnte Säfte. Milch ist ungeeignet, da sie die Aufnahme<br />

mancher Substanzen im Darm beschleunigt.<br />

Nicht verdünnen!<br />

Bei einer Vergiftung mit schaumbildenden Substanzen (Spül-, Wasch-, Putzmittel)<br />

darf nicht nachgetrunken werden. Zur Schaumbekämpfung gibt es Medikamente<br />

wie Simplex oder Lefax.<br />

Kohle zur Entgiftung<br />

Medizinische Kohle in Pulverform kann viele Stoffe an sich binden und ist eine<br />

effektive Form der Entgiftung. Sie wird vor allem <strong>bei</strong> Vergiftungen durch Tabletten<br />

und Pflanzenteile angewendet. Medizinische Kohle hat keinerlei Nebenwirkungen.<br />

Kohle in Pulverform ist den Kohlekompretten vorzuziehen, da die Einnahme <strong>für</strong><br />

Kinder einfacher ist und die Wirkung schneller erfolgt. Das Pulver wird in Flüssigkeit<br />

gelöst getrunken. Die Farbe schreckt viele Kinder ab. Sinnvoll ist es, das Pulver<br />

in Cola aufzulösen. Der Farbunterschied ist hier kaum sichtbar.<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Bei Säure- und Laugenvergiftungen sollten Sie keine Kohle geben. <strong>Erste</strong>ns hilft<br />

sie nicht, zweitens erscheint <strong>bei</strong> einer eventuell nötigen Magenspiegelung alles<br />

schwarz.<br />

Abführen<br />

Kohle wirkt verstopfend. Bei einer Vergiftung sollte das Gift aber so schnell wie<br />

möglich den Körper verlassen. Nach ca. einer Stunde kann deshalb ein leichtes<br />

Abführmittel wie Buttermilch oder Milchzucker verabreicht werden. Glaubersalz<br />

wirkt stärker, wird von Kindern aber nicht so gerne eingenommen.<br />

Unfälle <strong>bei</strong> Kindern 5


Sofortanleitungen:<br />

Blutungen<br />

und Wunden<br />

Druckverband<br />

Blutende Wunden an Armen, Beinen und am Kopf werden mit einem Druckver-<br />

band versehen. Die Blutgefäße werden zusammengepresst, indem man einen<br />

Gegenstand (Verbandpäckchen oder Mullbinde, in der Verpackung lassen) als<br />

Druckpolster mit einem Verband darauf drückt. Eine Kompresse wird auf die Wunde<br />

gelegt und mit zwei Umwicklungen fixiert. Dann folgt das Druckpolster. Es wird so<br />

stark umwickelt, dass ein ständiger Druck auf die Wunde entsteht. Die Wunde darf<br />

nicht mehr durchbluten. Ein Druckverband behindert die Durchblutung kaum und<br />

kann beliebig lange auf der Wunde verbleiben. Druckverbände eignen sich nicht<br />

<strong>für</strong> Verletzungen an Bauch und Brust. Bei Knochenbrüchen sollte man ebenfalls<br />

auf einen Druckverband verzichten.<br />

Abbinden<br />

Ein Körperteil darf nur in absoluten Ausnahmefällen abgebunden werden, etwa<br />

<strong>bei</strong> abgerissenen Körperteilen. In diesem Fall wird z. B. am Oberarm bzw. Oberschenkel<br />

abgebunden. Solch ein Verband darf höchstens zwei Stunden am Ort<br />

verbleiben. Dazwischen muss er immer wieder kurz gelöst werden. Ein (Dreieck-)<br />

Tuch wird so fest gebunden, dass die Haut weiß wird. Wird nicht fest genug<br />

gebunden, verstärkt sich die Blutung. Schnüre oder Drähte sind ungeeignet, da sie<br />

Nerven und Gefäße verletzen. Das Abbinden verursacht einen Sauerstoffmangel,<br />

der das Gewebe schädigt. Deshalb darf diese Art der Blutstillung nur in besonders<br />

heftigen Notfällen angewandt werden. Notieren Sie sich den Zeitpunkt des Abbindens,<br />

damit der Verband nicht zu lange am Körper verbleibt und keine irreparablen<br />

Schäden entstehen.


Abdrücken<br />

Wenn Unfälle passieren, ist oft kein Verbandzeug griffbereit. Eine Blutung können<br />

Sie auch durch Abdrücken hemmen. Schlagadern drückt man dort ab, wo sie nahe<br />

eines Knochens verlaufen, gegen welchen man sie drücken kann. Am besten funk-<br />

tioniert das in der Leistenbeuge und an der Innenseite des Oberarms.<br />

Oberarm:<br />

Der Daumen drückt an der Innenseite des Oberarms zwischen den <strong>bei</strong>den Muskeln<br />

Bizeps und Trizeps gegen den Knochen. Da<strong>bei</strong> spüren Sie einen leichten Schmerz.<br />

Nach ein paar Sekunden beginnt die Hand zu kribbeln.<br />

Leistenbeuge:<br />

Hier verläuft die Schlagader, welche das Bein mit Blut versorgt. Man braucht mehr<br />

Kraft, diese abzudrücken, als <strong>bei</strong>m Oberarm. Beide Daumen drücken in der Mitte<br />

der Leistenbeuge gegen den Beckenknochen.<br />

Fremdkörper<br />

Fremdkörper in der Wunde dürfen nicht entfernt werden, um eine Blutung zu<br />

vermeiden. Sie werden <strong>bei</strong>m Verbinden umpolstert.<br />

Amputationen<br />

Abgerissene Körperteile werden steril und trocken eingepackt und mit ins Kran-<br />

kenhaus genommen. Ideal sind zwei Plastiktüten, zwischen denen sich Eiswasser<br />

befindet.<br />

Nasenbluten<br />

Blutungen der Nase stoppt man am schnellsten, indem man den Kopf nach vorne<br />

beugt und die Nase mit zwei Fingern zudrückt. Ein kaltes Tuch oder ein umwickel-<br />

ter Kühlakku im Nacken hilft zusätzlich.<br />

Mundverletzungen<br />

Zunge und Lippe<br />

Eine blutende Zunge zieht man mit den Fingern heraus und drückt eine Kompresse<br />

auf die Wunde. Hört die Blutung nach fünf Minuten nicht auf, muss vielleicht ge-<br />

näht werden. Rufen Sie <strong>für</strong> den Transport den Rettungsdienst.<br />

Dasselbe gilt <strong>für</strong> Blutungen der Lippe.<br />

Zahnfleisch<br />

Blutungen des Zahnfleischs stoppt man, indem man auf eine zusammengerollte<br />

Kompresse <strong>bei</strong>ßt.<br />

Ausgeschlagener Zahn<br />

Einen ausgeschlagenen Zahn kann man u. U. wieder einpflanzen. Die Zahnwurzel<br />

darf nicht austrocknen. Der Zahn kann im Mund oder eingelegt in Milch zum<br />

Zahnarzt oder in die Zahnklinik transportiert werden. Für abgebrochene Zähne gilt<br />

dasselbe.<br />

Wundsäuberung<br />

Saubere Wunden können gut verheilen. Das austretende Blut schwemmt Schmutz<br />

und Erreger aus der Wunde. Verschmutzte Wunden können Sie mit Leitungswasser<br />

oder Mineralwasser reinigen. Für starke Verschmutzungen verwenden Sie zusätzlich<br />

eine sterile Kompresse und reinigen von innen nach außen.<br />

Desinfizieren<br />

Durch Desinfektion verringern Sie die Zahl der Erreger in der Wunde. Desinfiziert<br />

wird nach der Wundsäuberung. Jodhaltige Desinfektionsmittel sind in der Regel<br />

am besten verträglich (außer <strong>bei</strong> Jodunverträglichkeit) und brennen nicht. Wenden<br />

Sie diese Mittel <strong>bei</strong> kleinen Wunden sparsam an, denn sie zerstören gleichzeitig die<br />

weißen Blutkörperchen, schwächen dadurch die körpereigene Abwehr.<br />

Sofortanleitungen: Blutungen und Wunden 7


Gefahren erkennen<br />

– kinderleicht<br />

Kinder in die Welt der Gefahren einzuführen ist nicht leicht. Hundertmal kann man<br />

sagen: „Tu das nicht.“ – und dennoch tun sie es. Das liegt nicht etwa daran, dass unsere<br />

Kinder verbohrte Besserwisser sind. Es gibt eine Menge Gründe da<strong>für</strong>, warum Kinder<br />

sich oft schwer tun mit der Befolgung von Warnungen.<br />

� Kinder lernen vor allem durch Erfahrung. Bloße Worte ohne sinnliche Erfahrung<br />

bleiben in ihrem Gedächtnis nur schlecht haften.<br />

� Das Unterbewusstsein kennt das Wort „nicht“ nicht. Versuchen Sie immer, Ihre<br />

Aussagen positiv zu formulieren. Geben Sie Anweisungen, was das Kind tun soll<br />

und nicht, was es nicht tun soll. Bei negativen Formulierungen setzen wir voraus,<br />

dass das Kind daraus schließen kann, wie es sich korrekt verhalten muss.<br />

� Kinder haben ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Im Vergleich zu Erwachsenen fehlen<br />

ihnen 0 Grad, sie haben einen natürlichen Tunnelblick.<br />

� Die Reaktionszeit von Kindern ist länger als die von Erwachsenen. Die Informationen<br />

brauchen länger, um in das Gehirn und wieder zurück zu den entsprechenden Muskeln<br />

zu kommen.<br />

� Kinder sind den ganzen Tag damit beschäftigt, durch Nachahmen zu lernen. Sie sind<br />

unkritisch, was sie nachahmen. Seien Sie vorsichtig <strong>bei</strong> Ihren alltäglichen Erledigungen<br />

und überlegen Sie, was <strong>für</strong> Folgen es haben kann, wenn ein Kind Sie da<strong>bei</strong> beobachtet<br />

und nachahmt.


Kinderunfallversicherung<br />

Kinder möchten immer alles genau wissen. Kein Baum ist<br />

zu hoch, kein Weg zu weit, wenn es darum geht, etwas zu<br />

entdecken. Doch leider sind sich Kinder nicht immer der<br />

Gefahren bewusst und schnell kann aus einem Spiel Ernst<br />

werden.<br />

In der Freizeit haben Kinder keinen Versicherungsschutz.<br />

Lediglich <strong>bei</strong> Unfällen im Kindergarten, in Kindertages-<br />

stätten, in der Schule und auf dem jeweiligen Hin- und<br />

Rückweg sind sie über die gesetzliche Unfallversicherung<br />

geschützt.<br />

Die private Unfallversicherung der Zurich schließt<br />

eine große Lücke<br />

Nutzen Sie zusätzlich die Vorteile unserer „Plus-Deckung“<br />

und Ihre Kinder sind rundum abgesichert. Mit der Multi-<br />

Plus Privat-Police können Sie sich gegen die meisten<br />

privaten Risiken absichern – in nur einer Police.<br />

Fragen zu unserer Kinderunfallversicherung und zu inter-<br />

essanten Kombinationsmöglichkeiten beantwortet Ihnen<br />

gern Ihr Zurich Versicherungsfachmann.


Richtig vorbeugen<br />

Es ist völlig unmöglich, Kinder vor sämtlichen Gefahren zu schützen. Es gibt jedoch<br />

einige Gefahrenquellen, die Sie leicht aus ihrem Alltag entfernen können. Nachste-<br />

hend finden Sie die wichtigsten Vorbeugungsmaßnahmen:<br />

� Kordeln und Schnüre an Kinderkleidung werden immer wieder zur tödlichen<br />

Falle. Sie bleiben <strong>bei</strong>m Spielen hängen oder verfangen sich z. B. in Türen oder<br />

Zäunen, und die betroffenen Kinder werden stranguliert. Solche Kordeln sollten<br />

nicht länger als 8 cm aus dem Kleidungsstück herausragen. Vorsicht auch mit<br />

Schlüsselbändern oder Brusttaschen, die um den Hals getragen werden.<br />

� Die Steckdosen Ihrer Wohnung sollten mit Kindersicherungen versehen sein,<br />

auch die Verteilersteckdosen. Viele Kindersicherungen fallen nach einiger Zeit<br />

von selbst wieder heraus oder können von Kindern leicht herausmontiert<br />

werden. Der Fachhandel führt abschließbare Systeme. Einen weiteren Schutz<br />

bieten FI-Schutzschalter. Der Elektroinstallateur informiert Sie über Funktion<br />

und Einbau.<br />

� Versehen Sie Treppen mit Treppenschutzgittern. Für optimale Sicherheit brauchen<br />

Sie zwei: eines <strong>für</strong> oben und eines <strong>für</strong> unten. Glatte Treppenstufen sollten<br />

Sie mit selbstklebenden Rutschhemmern ausrüsten.<br />

� Lassen Sie aufgestellte Leitern nie unbeaufsichtigt. Verstauen Sie Ihre Leiter nach<br />

dem Ar<strong>bei</strong>ten so, dass Ihre Kinder nicht an sie herankommen können.<br />

� Verankern Sie alle Regale in Ihrer Wohnung fest an der Wand. Sonst können sie<br />

zur gefährlichen Kletterfalle werden.<br />

� Bringen Sie an Ihrem Herd ein Herdschutzgitter an, um Verbrühungen zu vermeiden.<br />

Gewöhnen Sie es sich an, Pfannenstiele immer nach innen auf die<br />

Herdfläche zu drehen. Verzichten Sie auf Tischdecken, wenn heiße Töpfe oder<br />

Kannen auf dem Tisch stehen. Schaffen Sie <strong>für</strong> Ihr Kind einen klappbaren<br />

Tritthocker an. Mit diesem kann es <strong>bei</strong>m Kochen zusehen und bekommt einen<br />

Überblick über die Gefahren.


� Versehen Sie Ihre Badewanne mit einer Antirutscheinlage. Ab 5 cm Wassertiefe<br />

sollten Sie kleine Kinder nie unbeaufsichtigt in der Badewanne lassen. Drehen<br />

Sie nach dem Benutzen den Heißwasserregler immer auf „Kalt“. Ihr Kind könnte<br />

sich <strong>bei</strong>m Öffnen des Hahns verbrühen.<br />

� Machen Sie Glastüren mit Aufklebern oder Fenstermalfarben <strong>für</strong> Kinder sicht-<br />

bar. Große Spiegel oder Scheiben, die bis zum Boden reichen, können mit<br />

einer durchsichtigen Folie beklebt werden, die das gefährliche Zersplittern<br />

verhindert.<br />

� Stellen Sie keine Sitzmöbel oder andere „ersteigbare Möbel“ vor die Fenster<br />

oder Balkonbrüstungen. Gefährliche Fenster sollten Sie nur kippen. Fenster<br />

können nachträglich mit abschließbaren Griffen versehen werden.<br />

� Elektrische Heiz- oder Wärmedecken gehören nicht ins Kinderbett. Wärmflaschen<br />

dürfen nicht heißer als 50 °C sein. Vermeiden Sie den direkten Kontakt des<br />

Gummis mit der Haut durch Frotteeüberzüge.<br />

� Feuerzeuge und Streichhölzer sollten Sie außer Reichweite von Kindern lagern.<br />

Verwenden Sie keine elektronischen Feuerzeuge, sie sind „kinderleicht“ zu<br />

bedienen. Üben Sie den Umgang mit Feuer mit Ihren Kindern. Zeigen Sie ihnen,<br />

wie man mit Wasser und Sand Feuer löschen kann und wie man mit einer Decke<br />

Feuer erstickt. Sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber, was brennbar ist und<br />

was nicht. Vorsicht <strong>bei</strong> Feuerwerksknallkörpern: Sie dürfen nicht in der Hosen-<br />

tasche aufbewahrt werden. Dort können sie sich entzünden. Wunderkerzen<br />

können vor allem synthetische Kleidung in Brand setzen.<br />

� Gießen Sie niemals Spiritus auf ein lange brennendes Grillfeuer. Dies kann zu<br />

einer Verpuffung führen, einer meterbreiten und -hohen Flammenwand.<br />

� Fett, das in der Pfanne zu brennen beginnt, dürfen Sie niemals mit Wasser<br />

löschen. Dies führt zur gefährlichen Fettexplosion.<br />

� Reinigungsmittel jeder Art sollten Sie <strong>für</strong> Kinder unzugänglich aufbewahren. Vor<br />

allem die Reiniger <strong>für</strong> Geschirrspülmaschinen sind stark ätzend. Füllen Sie solche<br />

Mittel niemals in leere Getränkeflaschen, um Verwechslungen zu vermeiden.<br />

Achten Sie auf kindersichere Verschlüsse.<br />

� Ersetzen Sie Paraffinöl <strong>für</strong> Lampen durch Alternativprodukte auf Rapsölbasis.<br />

� Medikamentenvergiftungen sind am häufigsten. Der richtige Platz <strong>für</strong> die<br />

reizvollen bunten Pillen ist in einem abschließbaren Schränkchen.<br />

� Zigaretten und Zigarettenstummel sind giftig. Besonders gefährlich ist der soge-<br />

nannte Nikotinsud, der entsteht, wenn Zigarettenstummel zum Löschen in<br />

Flaschen geworfen werden. Nikotinpflaster und Nikotin-Kaugummis sind giftiger<br />

als Zigaretten.<br />

� Alkohol, vor allem Liköre, darf <strong>für</strong> Kinder nicht erreichbar sein. Sie reagieren sehr<br />

empfindlich darauf. Auch baut der kindliche Organismus den Alkohol viel lang-<br />

samer ab als der eines Erwachsenen. Bereits kleine Mengen können <strong>für</strong> Kinder<br />

lebensgefährlich werden.<br />

� Bringen Sie an Gartenteich und Regentonne ein Spezialgitter an, welches das<br />

Ertrinken verhindert. Für Swimmingpools gibt es spezielle Bewegungsmelder,<br />

die das spezifische Wellenmuster erkennen und Alarm auslösen.<br />

� Verwenden Sie im Sommer dünne Strohhalme zum Trinken, um gefährliche<br />

Wespenstiche im Mundraum zu verhindern. Verzichten Sie auf dunkle Gläser<br />

und Flaschen, in denen die Tiere schwer zu erkennen sind.<br />

Richtig vorbeugen 41


Was gehört<br />

in die<br />

Hausapotheke?<br />

In eine sinnvoll gestaltete Hausapotheke gehören<br />

� Einmalhandschuhe<br />

� Verbandschere<br />

� Rettungsdecke<br />

� Gel-Kühlkompresse (Kühlschrank)<br />

� Kernseife<br />

� Zeckenzange<br />

� Splitterpinzette<br />

� Schaumhemmende Medikamente<br />

� Medizinische Kohle<br />

� Desinfektionsmittel<br />

� Combudoron<br />

� Ringelblumentinktur (Wundversorgung, -säuberung)<br />

� Nasentropfen<br />

Außerdem<br />

� Pflaster<br />

� Heftpflaster<br />

� Verbandpäckchen (klein, mittel, groß)<br />

� Verbandtuch<br />

� Sterile Kompressen (10 � 10)<br />

� Mullbinden<br />

� Zwei Dreiecktücher<br />

� Klammerpflaster<br />

Zurich Tipp:<br />

Es ist preisgünstig, wenn Sie sich einen Verbandkasten besorgen und <strong>für</strong> Ihre<br />

Hausapotheke alle notwendigen Verbandmittel entnehmen.


Impressum<br />

© 2008<br />

Zurich Versicherung AG (Deutschland)<br />

Poppelsdorfer Allee 25-<br />

5 115 Bonn<br />

www.zurich.de<br />

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Redaktionsschluss: 09/2007<br />

Der Inhalt dieser Publikation wurde von namhaften<br />

Fachautoren und anerkannten Institutionen erar<strong>bei</strong>tet<br />

und geprüft.<br />

Haftungsausschluss<br />

Alle Angaben sind sorgfältig geprüft.<br />

Aufgrund von Gesetzgebung und entsprechenden<br />

Verordnungen sowie Zeitablauf ergeben sich zwangsläufig<br />

Änderungen, so dass wir <strong>für</strong> die Richtigkeit<br />

und Vollständigkeit des Inhalts keine Gewähr übernehmen<br />

können. Für Anregungen und Hinweise sind<br />

wir stets dankbar. Bitte richten Sie diese an eine der<br />

angegebenen Adressen.<br />

Impressum 4


210011730 080<br />

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