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Stubaitalbahn, Tirol Graz Köflacher Bahn<br />
Auch Regionalbahnen im Netz der ÖBB werden ausgebaut:<br />
ÖBB-Pressesprecher Herbert Ofner nennt <strong>die</strong><br />
Strecken von Stainach-Irdning nach Attnang-Puchheim,<br />
von Steindorf nach Braunau oder von Traisen<br />
nach Hainfeld.<br />
Mit dem Umbau in Kaltenbach wird heuer bei der Zillertalbahn<br />
das Projekt Zweigleisigkeit abgeschlossen.<br />
„Wie sich der Ausbau in Zukunft gestaltet, hängt von<br />
der Nachfrage ab“, erläutert Betriebsleiter Georg Tollinger.<br />
Nun ist <strong>die</strong> Regionalbahn auf einer Strecke von<br />
7,5 Kilometern zweigleisig unterwegs – und das mit<br />
neuen Lokomotiven, Steuer- und Mittelwagen und im<br />
Halbstunden-Takt.<br />
Foto: vida<br />
Rudolf Kaiser<br />
Vorsitzender des Berufsgruppenausschusses<br />
der Privatbahnen<br />
Rudolf Kaiser, Vorsitzender des<br />
Berufsgruppenausschusses der<br />
Privatbahnen, erläutert den<br />
Hintergrund der Investitionen:<br />
„Diese Mittel ergeben sich aus<br />
dem Privatbahn-Unterstützungsgesetz,<br />
das es seit mehr als 20<br />
Jahren gibt. Bei den Investitionen<br />
müssen Land und Bund<br />
zusammenspielen. Unsere bis-<br />
herige Erfahrung zeigt: <strong>die</strong> Zusammenarbeit funktioniert<br />
in ganz Österreich relativ gut.“<br />
Busse <strong>für</strong> weniger Fahrgäste am Land<br />
„Bahn macht vor allem dort Sinn, wo entsprechende<br />
Nachfrage herrscht. Der Zug ist ein Massenverkehrsmittel“,<br />
sagt ÖBB-Sprecher Ofner. Dort, wo nur wenige<br />
Menschen und Güter befördert werden, könnten andere<br />
Betreiber gesucht, Investitionen reduziert oder Strecken<br />
sogar stillgelegt werden.<br />
Laut dem Konzernbetriebsratsvorsitzenden der ÖBB,<br />
Roman Hebenstreit, fehlt es vor allem in ländlichen<br />
Foto: Stubaitalbahn, Tirol<br />
Regionen an Angeboten bei den öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />
„Wir fordern deshalb, dass <strong>die</strong> Regionalbahnen<br />
ausgebaut werden müssen“, sagt Hebenstreit. „Ein<br />
Großteil der SchülerInnen und Lehrlinge kann ohne<br />
Öffis <strong>die</strong> Schulen und Ausbildungsplätze nur mühsam<br />
und teuer erreichen.“<br />
Heidrun Maier-de Kruijff<br />
Generalsekretärin des VÖWG<br />
Foto: <strong>ÖBV</strong><br />
Für den ländlichen Bereich<br />
sieht Heidrun Maier-de Kruijff,<br />
Generalsekretärin des Verbands<br />
der Öffentlichen Wirtschaft<br />
und Gemeinwirtschaft<br />
Österreichs (VÖWG), „keine<br />
Lösung, <strong>die</strong> <strong>für</strong> alle passt. Es muss<br />
aber natürlich gewährleistet<br />
bleiben, dass <strong>die</strong> Menschen in<br />
entlegeneren Gegenden mobil<br />
bleiben, auch wenn sie kein Auto haben.“ Es könnten<br />
aber auch Busse statt der Bahn eingesetzt werden.<br />
Hauptsache pünktlich<br />
Doch was erwarten sich <strong>die</strong> Kunden? „Pünktlich muss<br />
der Zug sein“, sagt Martha, eine Pendlerin aus Salzburg,<br />
<strong>die</strong> frühmorgens in einem Hotel zu arbeiten beginnt.<br />
„Mir ist wichtig, dass <strong>die</strong> Bahn zuverlässig ist,<br />
damit ich nicht zu spät komme“, meint Michael, ein<br />
Schüler aus Linz.<br />
Die Regionalbahnen arbeiten weiter an der Verbesserung<br />
der Pünktlichkeit, <strong>die</strong> oft bereits über 98 % liegt.<br />
Das schätzen <strong>die</strong> Fahrgäste.<br />
In der jüngsten Erhebung des Verkehrsverbunds Ost-<br />
Region haben vier von fünf Befragten <strong>die</strong> Wiener Lokalbahnen<br />
mit der Note „Sehr gut“ oder „Gut“ beurteilt.<br />
Vorstand der Wiener Lokalbahnen, Franz Stöger:<br />
„Eine schönere Werbung kann es <strong>für</strong> Regionalbahnen<br />
gar nicht geben.“<br />
Foto: Graz Köflacher Bahn<br />
Ausgewählte<br />
Regionalbahnanbieter:<br />
Graz Köflacher Bahn<br />
und Busbetrieb GmbH<br />
Gegründet: 1859<br />
Eigentümer: Republik Österreich<br />
Streckennetz: 91 km<br />
Beförderte Fahrgäste (Bahn):<br />
4,867 Mio. (2011)<br />
Jährlich gefahrene Kilometer:<br />
1,633 Mio.<br />
www.gkb.at<br />
Innsbrucker Verkehrsbetriebe<br />
und Stubaitalbahn GmbH<br />
Gegründet: 1893<br />
Eigentümer: Innsbrucker<br />
Kommunalbetriebe AG,<br />
Stadt Innsbruck, Land Tirol<br />
Streckennetz: 341 km<br />
www.ivb.at<br />
Linzer Lokalbahn<br />
Gegründet: 1911<br />
Eigentümer: Stern Hafferl Verkehr<br />
Streckennetz: 48,9 km<br />
Beförderte Fahrgäste (Bahn):<br />
2,642.712 Mio. (2011)<br />
Jährlich gefahrene Kilometer:<br />
1,394.970 Mio.<br />
www.linzer-lokalbahn.at<br />
ÖFFENTLICH ODER PRIVAT?<br />
Die Stadt Stockholm hat ihren Nahverkehr<br />
an den in Hongkong ansässigen Betreiber<br />
MTR vergeben, der auch <strong>die</strong> U-Bahnen in<br />
London und Sydney betreibt.<br />
ÖBB-Personenverkehr AG<br />
Gegründet: 1837<br />
Eigentümer: ÖBB-Holding AG<br />
Streckennetz: 4.825 km<br />
Beförderte Fahrgäste (Bahn):<br />
209,3 Mio. (2011)<br />
Jährlich gefahrene Kilometer:<br />
101 Mio.<br />
www.oebb.at<br />
Salzburger Lokalbahnen<br />
Gegründet: 1886<br />
Eigentümer: Salzburg AG<br />
Streckennetz: 35,3 km<br />
Beförderte Fahrgäste (Bahn):<br />
4,8 Mio. (2011)<br />
Jährlich gefahrene Kilometer:<br />
946.560<br />
www.salzburg-ag.at<br />
Wiener Lokalbahnen AG<br />
Gegründet: 1888<br />
Eigentümer: Wiener Stadtwerke<br />
Holding AG<br />
Streckennetz: 30,4 km<br />
Beförderte Fahrgäste (Bahn):<br />
9,6 Mio. (2011)<br />
Jährlich gefahrene Kilometer:<br />
1,895.758 Mio.<br />
www.wlb.at<br />
Zu seinen Erfahrungen hält MTR im Geschäftsbericht<br />
fest: „Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz<br />
bedeuten meist Kostenreduktionen, gehen<br />
aber sehr rasch zu Lasten der Qualität.“ Selbst<br />
der private Anbieter benötigt namhafte öffentliche<br />
TITELGESCHICHTE<br />
Subventionen <strong>für</strong> den Betrieb der Stockholmer<br />
U-Bahn. Zusätzliche Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Stadt Stockholm<br />
verursacht <strong>die</strong> laufende Überprüfung der<br />
Leistungsqualität und Umweltbelastung.<br />
8 9<br />
ÖBB, Cityshuttle<br />
Foto: ÖBB/Markus Ettlinger<br />
GASTKOMMENTAR<br />
Ing. Reinhold Entholzer<br />
Landesrat <strong>für</strong> Verkehr und Tierschutz<br />
Mobilität ist ein<br />
soziales Grundrecht<br />
Menschen müssen mobil sein. Das ist <strong>die</strong> Voraussetzung<br />
da<strong>für</strong>, dass man zur Arbeit kommt<br />
oder seine Freizeit gestalten kann. Oft ist <strong>die</strong>se<br />
Mobilität aber nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
leistbar. Daher betrachte ich es als eine<br />
soziale Pflicht, attraktiven öffentlichen Verkehr<br />
anzubieten. Gleichzeitig muss <strong>die</strong>ses Angebot so<br />
gut sein, dass jene, <strong>die</strong> sich ihre private Mobilität<br />
leisten können, in <strong>die</strong> Öffis umsteigen.<br />
Es ist sehr erfreulich, dass bereits zahlreiche<br />
Verbesserungen im Bereich des öffentlichen<br />
Verkehrs durchgesetzt wurden. So ist es nun<br />
möglich, durch neue regionale Verkehrskonzepte<br />
zusätzliche Verbindungen und Leistungen<br />
anbieten zu können. Das betrifft unter anderem<br />
<strong>die</strong> Strecken im Salzkammergut sowie <strong>die</strong><br />
Pyhrn- und <strong>die</strong> Mattigtalbahn. Auch weiterhin<br />
soll der Umstieg auf Bus, Bahn und Bim forciert<br />
werden, denn nur durch weitere Verbesserungen<br />
im öffentlichen Verkehr werden PendlerInnen,<br />
SchülerInnen und Reisende <strong>die</strong>se Angebote verstärkt<br />
nutzen.<br />
Ing. Reinhold Entholzer<br />
Landesrat <strong>für</strong> Verkehr und Tierschutz, Oberösterreich<br />
Foto: Privat