TOP 14 staatlich.pdf - Senator für Inneres - Bremen
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Der <strong>Senator</strong> <strong>für</strong> <strong>Inneres</strong> und Sport <strong>Bremen</strong>, 23.10.12<br />
Vorlage Nr. 18/95<br />
Zu <strong>TOP</strong> <strong>14</strong> der Tagesordnung<br />
Vorlage <strong>für</strong> die 13. Sitzung der<br />
STAATLICHEN Deputation <strong>für</strong> <strong>Inneres</strong> und Sport<br />
am Datum<br />
M. Galitschkin, 31-4<br />
Tel. 361-12331<br />
Bericht zum Einsatz der Polizei am 12.10.2012 auf dem ehemaligen Gelände der Spedi-<br />
tion Unruh<br />
A. Problem<br />
Linksautonome Aktivisten besetzten am Freitag, 12.10.2012 das Gelände und Gebäude der<br />
ehemaligen Spedition Unruh, Beim Neustadts Güterbahnhof 65, 28199 <strong>Bremen</strong>.<br />
Als Motiv <strong>für</strong> die Besetzung wird seitens der autonomen Gruppen die Wohnungsbaupolitik<br />
genannt. Es sei ein Protest gegen die Verdrängung ärmerer und älterer Menschen aus den<br />
innenstadtnahen Quartieren in die Randbezirke, während die konsumfreudige und konsumfähige<br />
Schicht die Szene und die In-Viertel aufwertet.<br />
B. Lösung<br />
Bereits in der Sondersitzung der <strong>staatlich</strong>en Deputation <strong>für</strong> <strong>Inneres</strong> und Sport erstattete der<br />
Polizeivizepräsident Fasse einen mündlichen Bericht zu diesem Einsatz.<br />
Chronologie der Ereignisse:<br />
Zeit Ereignis<br />
Ca. 17:40 Anruf eines Verkehrsteilnehmers:<br />
6-7 schwarz gekleidete, vermummte Personen verbarrikadieren die Zufahrt<br />
der Straße Beim Neustadts Güterbahnhof<br />
ca. 17:50 Der erste Streifenwagen wird in der Sen.-Apelt-Str. bei den Autohändlern, von<br />
ca. 20 vermummten Personen mit Steinen beworfen. Eine Scheibe des Streifenwagens<br />
wird dadurch zerstört. Es erfolgen zunächst der Rückzug und eine<br />
ca. 17:50 –<br />
18:00<br />
ca. 18:10 –<br />
18:20<br />
Lagemeldung an das Lagezentrum.<br />
Seitens des Lagezentrums wurden alle sofort verfügbaren Einheiten (Landesreserve,<br />
Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit, Diensthundeführer) aus<br />
Schwerpunktmaßnahmen abgezogen und zum Einsatzort beordert. Zudem<br />
wurde die Dienststelle der Verkehrsbereitschaft zwecks Wahrnehmung umfangreicher<br />
Verkehrsmaßnahmen geschlossen. Das Lagezentrum Oldenburg<br />
wurde informiert und versucht in eigenen Reihen Kräfte zu mobilisieren.<br />
Die eintreffenden Unterstützungskräfte konnten eine Gruppe von 20 Personen<br />
festhalten. Weitere 20 Personen befanden sich in ca. 80m Entfernung.<br />
Von diesen wurden die Kräfte zwecks Befreiung der Gruppe massiv angegriffen<br />
(Steinwürfe, Pyrotechnik). Aufgrund mangelnder Schutzausstattung erfolgte<br />
der Rückzug und die festgehaltene Gruppe musste frei gelassen werden.<br />
ab 18:15 Alarmierung weiterer Kräfte der Bereitschaftspolizei (u.a. Technische Einsatzeinheit<br />
(inkl. 2 Wasserwerfer, 2 Sonderwagen), Beweissicherungs- und
Festnahmeeinheit) des Spezialeinsatzkommandos und des Führungsstabs.<br />
ca. 18:30 Bahnverkehr (<strong>Bremen</strong> – Oldenburg) wird eingestellt. Die Störer hielten sich<br />
auf den Gleisanlagen auf und bewarfen auch vorbeifahrende Züge.<br />
Die Bundespolizei war mit 7 Beamten im Einsatz.<br />
bis 19:45 Bis zum Eintreffen der alarmierten Kräfte zwischen 19:15 Uhr und 19:45 Uhr<br />
konnte das Areal nur lückenhaft umstellt werden, so dass immer wieder<br />
Kleingruppen versuchten über die Gleisanlagen in Richtung der angrenzenden<br />
Wohngebiete zu gelangen. Zudem kam es immer wieder zu Angriffen<br />
mittels Einsatz von Pyrotechnik und Steinwürfen.<br />
ab 20:00 Nach Eintreffen der Unterstützungskräfte konnte eine stabile Absperrung des<br />
Geländes hergestellt werden. Vereinzelte Festnahmen erfolgten zwischenzeitlich.<br />
Die Übernahme der Führung durch den ständigen Polizeiführer und des Füh-<br />
ca. 21:30 –<br />
22.00<br />
rungsstabs erfolgte.<br />
Nach Lagebeurteilung erteilte der Polizeiführer um 21:37 Uhr die Freigabe zur<br />
Beendigung der Besetzung. Diese Maßnahme erfolgte gegen 21:45 Uhr. Die<br />
Sonderwagen und Wasserwerfer (kein Wassereinsatz) räumten die Barrikaden.<br />
Die Spezialeinheiten konnten ca. 50 Personen auf dem Gelände und im<br />
Objekt festnehmen bzw. in Gewahrsam nehmen. Es wurde kaum Widerstand<br />
geleistet.<br />
ab. 22:00 Zuführung der festgenommenen und in Gewahrsam genommenen Personen<br />
zum Polizeigewahrsam auf dem Gelände des Polizeipräsidiums;<br />
die Nachaufsicht (insbesondere Raumschutz und Tatortsicherung) erstreckte<br />
sich bis zur Mittagszeit des Folgetages.<br />
Es sind 49 Personen dem Polizeigewahrsam im Polizeipräsidium vorgeführt worden. Davon<br />
wurden 37 Personen in Gewahrsam genommen. 12 Personen wurden vorläufig festgenommen,<br />
nach Feststellung der Identität wurden 8 Personen erkennungsdienstlich behandelt. Bei<br />
vier Tatverdächtigen ist eine erkennungsdienstliche Behandlung bereits in der jüngeren Vergangenheit<br />
erfolgt.<br />
Die zwölf festgenommenen Personen wurden im Anschluss an die erkennungsdienstlichen<br />
Maßnahmen entlassen.<br />
Von den 49 Personen haben 15 Staatsschutzerkenntnisse PMK Links, davon sind 5 als Gewalttäter<br />
Links eingestuft. Die bisherigen Ermittlungen zum Wohnort ergaben das 36 Personen<br />
in <strong>Bremen</strong> gemeldet sind. Eine Person ist in Berlin gemeldet, die restlichen Wohnorte<br />
sind zurzeit ungeklärt.<br />
Nach derzeitigem Ermittlungsstand ergeben sich im Einzelnen folgende Delikte:<br />
Ausgangsdelikt:<br />
1 x Schwerer Hausfriedensbruch (38 TV nach Räumung im Objekts)<br />
Weitere Anzeigen:<br />
1 x Besonders schwerer Fall des Landfriedensbruchs (15-20 UT Steinwürfe auf PVB)<br />
1 x Zerstörung wichtiger Arbeitsmittel (Steinwürfe auf Einsatzfahrzeug)<br />
3 x Gefährliche Körperverletzung (mehrmals Steinwürfe auf PVB)<br />
1 x Gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr (Barrikaden / Straßenpflaster entfernt)<br />
1 x Gefährliche Eingriffe in den Bahnverkehr (Steinwürfe / Feuerwerkskörper auf<br />
DB-Gleise)<br />
1 x Widerstand und Körperverletzung (1 TV’in nach Festnahme)<br />
1 x Gefangenenbefreiung (3 TV / Auswirkung d. Steinwürfe auf<br />
PVB)<br />
1 x Sachbeschädigung durch Feuer (brennende Barrikaden)<br />
1 x Verstoß gg. das Waffengesetz (Entzünden u. a. von Feuerwerkskörper)<br />
1 x Diebstahl (Generator im Objekt sichergestellt)
Insgesamt wird in den o. g. Strafverfahren derzeitig gegen 42 Tatverdächtige ermittelt. 38<br />
der 42 TV wurden im Objekt der ehemaligen „Unruh“-Spedition angetroffen und festgenommen.<br />
Demonstration vom 20.10.2012:<br />
Am 20.10.2012 fand in der Zeit von <strong>14</strong>:00 Uhr bis 15:05 in der Bremer Neustadt eine nicht<br />
angemeldete Demonstration gegen die vollzogene Räumung der besetzten Spedition statt.<br />
Eine Mobilisierung hierzu erfolgte auf einschlägigen Internetseiten der Szene.<br />
Nach Bewertungen der Polizei könnten zwischen 300-500 Demonstranten mobilisiert werden.<br />
Aufgrund der gewalttätigen Aktionen im Zusammenhang mit der Besetzung der Spedition<br />
war davon auszugehen, dass es während der Demonstration zu gewalttätigen Aktionen<br />
kommt oder neue Hausbesetzungen folgen würden.<br />
Die Polizei befand sich aufgrund dessen mit einem hohen Kräfteaufgebot im Einsatz.<br />
Tatsächlich versammelten sich ca. 65 schwarz gekleidete und zum Teil vermummte Autonome<br />
am Leibnitzplatz. Nach Zeigen zweier Plakate marschierte der Aufzug zur Hochschule<br />
<strong>für</strong> Technik. Gegen <strong>14</strong>.50 Uhr wurde aus Reihen der Autonomen am Ende des Aufzuges eine<br />
Rauchbombe gezündet. Die angestrebte Deeskalationsstrategie war erfolgreich, so dass<br />
es friedlich und ohne Zwischenfälle blieb.<br />
Route:<br />
Leibnitzplatz – Friedrich-Ebert-Straße – Neuenlander Straße – Langemarckstraße - Hochschule<br />
<strong>für</strong> Technik<br />
C. Beschlussvorschlag<br />
Die <strong>staatlich</strong>e Deputation <strong>für</strong> <strong>Inneres</strong> und Sport nimmt den Bericht über den Einsatz der<br />
Polizei <strong>Bremen</strong> vom 12.10.2012, Beim Neustadts Güterbahnhof 65, 28199 <strong>Bremen</strong> zur<br />
Kenntnis.