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WirtschaftsKreuz-Nord-West Teil II - DIE WIRTSCHAFT - 27. Oktober 2020

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Wirtschaftskreuz<br />

<strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

<strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> | VERLAGSBEILAGE<br />

Mit<br />

Optimismus<br />

durch dieKrise<br />

<strong>Teil</strong> 2<br />

Osnabrück: DasHandwerk<br />

trotzt derPandemie<br />

Münster: Krankenhäuser sind<br />

„fit“inder Krise<br />

Emsland: Ems-Kreuzfahrten<br />

sollenTouristen locken<br />

Grafschaft Bentheim:<br />

Antworten aufdas „Wastun?“<br />

02<br />

04<br />

07<br />

10


02<br />

Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

Ausgelastet:ZahlreicheHandwerkssparten wieetwa derMetallbau,wurdendurchdie Corona-Pandemienichtnegativbeeinflusst –ganz im Gegenteil.<br />

DasHandwerk zeigt sich<br />

trotz Corona krisenfest<br />

Mehr Betriebe,mehr Azubis undAuftragsboom bei Privatkunden: Insgesamt positiveAussichten<br />

VON<br />

CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN<br />

OSNABRÜCK Corona und kein Ende:<br />

Seit im März die Wirtschaftund das<br />

gesellschaftliche Leben in Deutschland<br />

zum Schutz vor der noch unbekannten<br />

Virenerkrankung ad hoc<br />

zum Stillstand kamen, gehörtCorona<br />

zu unserem Alltag. Wir leben<br />

und wirtschaften mehr oder wenigergut<br />

mit dem Erreger.Besonders<br />

hartgetroffen sind Bereiche wie die<br />

Gastronomie und das Kulturleben.<br />

Doch wie stellt sich die Lage im<br />

handwerklichen Mittelstand dar?<br />

Wir haben mit Vertretern des<br />

Handwerks aus ganz unterschiedlichen<br />

Gewerken gesprochen Das<br />

Bild ist facettenreich, unter dem<br />

Strich aber durchaus optimistisch.<br />

„Das Handwerk insgesamt ist<br />

überraschend gut durch die Krise<br />

gekommen“, sagt Andreas Lehr,<br />

Sprecher der Handwerkskammer<br />

„Wir sind nahezu<br />

reibungsfrei<br />

durch die Krise<br />

gegangen.“<br />

Obermeister<br />

KaiSchaupmann<br />

Osnabrück-Emsland-Grafschaft<br />

Bentheim.Seit Jahresbeginn istdie<br />

Zahl der Betriebe im Kammerbezirk<br />

um mehr als 100 auf 11000 gestiegen.<br />

„Wir interpretieren diesen<br />

Zuwachs als eine Verstetigung der<br />

ausgezeichneten Handwerkskonjunktur<br />

der letzten Jahre, auch<br />

wenn den Betrieben die aktuelle<br />

Krise zu schaffen macht“, so Hauptgeschäftsführer<br />

Sven Ruschhaupt.<br />

Die Steigerung gehe istinsbesondere<br />

auf das Konto der Bereiche Metallbau,<br />

Straßenbau sowie Fliesen-,<br />

Platten- und Mosaikleger. Auch<br />

Fotografen, Gebäudereiniger und<br />

Kosmetiker hätten ein Plus verzeichnet.<br />

Kammer-Sprecher Lehr freut<br />

sich besonders darüber, dass die<br />

Ausbildungszahlen wieder steigen.<br />

Zwar traten zu Ausbildungsbeginn<br />

knapp 14 Prozent weniger junge<br />

Menschen an als im Vorjahr. Wenige<br />

Wochen später zum Stichtag 31.<br />

Augustwar die Differenz jedoch bereits<br />

auf 11,5 Prozent gesunken.<br />

„Wir registrieren im August sogar<br />

mehr eingetragene Lehrverhältnisse<br />

gegenüber dem Vorjahreszeitraum“,<br />

erklärte Anna<br />

Brockhoff, Dezernatsleiterin der<br />

Abteilung Berufsbildung bei der<br />

Handwerkskammer. Offenbar<br />

fruchteten die Bemühungen der<br />

Handwerksorganisationen bei<br />

den Mitgliedsbetrieben, auch<br />

nach demoffiziellen Ausbildungsbeginn<br />

Lehrlinge einzustellen.<br />

Brockhoff gibt auch zu bedenken,<br />

dass zugroßen <strong>Teil</strong>en in diesem<br />

Jahr der Abiturjahrgang weggebrochen<br />

ist. „Die Rückkehr zum<br />

Abitur nach 13 Jahren spüren im<br />

Kammerbezirk auch die Handwerksbetriebe.“<br />

Demnach verzeichnete<br />

besonders der Bereich<br />

der „Personenbezogenen Dienstleistungen“<br />

wie Friseure, Augenoptiker<br />

und Kosmetiker Einbrüche.<br />

Gute Zahlen meldeten dagegen<br />

die Bau- und Ausbaugewerke<br />

wie Straßenbauer, oder Fliesenleger.Auch<br />

bei Zweiradmechatronikern<br />

und Orthopädie- Mechanikern<br />

gab es starke Zuwächse.<br />

Laut Angaben von Andreas Lehr<br />

liegt die Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft<br />

Bentheim<br />

in Sachen Ausbildungsquote<br />

deutschlandweit an der Spitze. So<br />

würden im hiesigen Kammerbezirk<br />

70 Prozent der Betriebe jungeMenschen<br />

ausbilden. In Niedersachsen<br />

liege die Quote bei 50 Prozent, im<br />

Bundesgebietbei nur 30 Prozent.<br />

Ein positives Bild zeichnet auch<br />

Kai Schaupmann, Chef der Osnabrücker<br />

Joh. Wolfgang Fischer<br />

GmbH und Obermeister der Innung<br />

der Sanitär-, Heizungs-, Klima-<br />

und Klempnertechnik Osnabrück-Stadt.<br />

„Wir sind nahezu reibungsfrei<br />

durch die Krise gegangen“,<br />

so Schaupmann: „Als <strong>Teil</strong> der<br />

sogenannten Ausbaugewerke<br />

konnten wir auch unter den verschärften<br />

Bedingungen praktisch<br />

alle Baustellen weiterführen. Etwas<br />

anders sah es bei den Kollegen aus,<br />

die vorwiegend in der Wartung tätig<br />

sind.“ Er habe keine staatlichen<br />

Hilfen in Anspruch genommen,<br />

DasThema Fahrrad boomt in Zeiten der Corona-Pandemie –entsprechend sind auch Zweiradmechaniker/innengefragt.<br />

Fotos:iStock<br />

sagtSchaupmann, für die kommenden<br />

Monate rechne er mit einer unverändert<br />

guten Entwicklung. Die<br />

Heizungsbranche habe schon<br />

durch die aktuelle Förderkulisse<br />

gut zu tun. Insgesamt fahre man<br />

seit Jahren auf Anschlag.Unter Corona<br />

kam nun noch hinzu, dass sich<br />

viele Privatkunden meldeten, die<br />

zwangsweise im Home Office arbeiten<br />

mussten. Sie wollten die Zeit<br />

nutzen und lange geplante Maßnahmen<br />

durchführen lassen.<br />

Etwas vorsichtiger äußert sich<br />

Jens-Peter Zuther, Geschäftsführer<br />

von Dieckmann Bauen +Umwelt<br />

und Obermeister der Straßenbauer-Innung<br />

Osnabrück-Emsland.<br />

„Mit 450 Mitarbeitern sind<br />

wir der größte organisierte Handwerksbetrieb<br />

in Niedersachsen“, so<br />

Zuther: „Zu Beginn der Pandemie<br />

haben wir ein Hygienekonzept erarbeitet<br />

und individuelle Schutzmaßnahmen<br />

für die Mitarbeiter organisiert.<br />

Sie sind nur noch zu dritt<br />

mit Mundschutz zur Baustelle gefahren;<br />

wer wollte, konnte auch seinen<br />

Privatwagen dafür nutzen. Die<br />

Kosten haben wir selbstverständlich<br />

ersetzt. Das hat funktioniert.<br />

Wir konnten insgesamt weitgehend<br />

normal weiter arbeiten.“<br />

Inzwischen habe sich die Situation<br />

relativiert, erklärter, man müsse<br />

die Mitarbeiter inzwischen sogar<br />

daran erinnern, dass Corona noch<br />

nicht vorbei ist. Manche würden<br />

leichtsinnig.Sorgebereiten ihm Berichte<br />

über eine stockende Projektbearbeitung<br />

durch die öffentliche<br />

Hand. Das könne in 2021 zu einer<br />

schwächeren Auftragslage führen.<br />

„Es geht uns nach wie vor nicht<br />

schlecht, aber der Nachlauf wird<br />

kommen“, warnt Jens-Peter Zuther.<br />

Sein Obermeister-Kollege Horst<br />

Glüsenkamp steht der Innung der<br />

Goldschmiede, Silberschmiede und<br />

Juweliere Osnabrück-Emsland vor.<br />

Vongravierenden Problemen unter<br />

den Mitgliedsbetrieben haternicht<br />

gehört. Allerdings hätten Kollegen<br />

die staatlichen Hilfen dankbar in<br />

Anspruch genommen. „Die Mitglieder<br />

waren teilweise stark vom Lockdown<br />

betroffen“, berichtet Glüsenkamp:<br />

„Durchgehend gute Geschäfte<br />

haben vor allem die verbucht, die<br />

über funktionierende Internetauftritte<br />

verfügen. Da macht es die<br />

Menge.“ Da die Innung über ausreichende<br />

Reserven verfügte, hat der<br />

Obermeister den Mitgliedsbetrieben<br />

den Innungsbeitrag für das<br />

Jahr <strong>2020</strong> erlassen.<br />

Thomas Lindner, Landsinnungsmeister<br />

Niedersachsen der Steinmetzen<br />

und Steinbildhauer,berichtet<br />

aus seinem Gewerk von einem<br />

massiv eingebrochenen Geschäft<br />

mit Großbaustellen und wachsender<br />

Nachfragedurch Privatkunden.<br />

„Die Kommunen geben gar nichts<br />

mehr aus“, so Lindner: „Dafür entscheiden<br />

sich viele Menschen, die<br />

durch den Lockdown mehr Zeit zu<br />

„Unsere<br />

Branche gehört<br />

eher zu den<br />

Gewinnern“<br />

Obermeister<br />

UlrichHörnschemeyer<br />

Hause verbringen mussten, es sich<br />

dortschöner zu machen. Die leisten<br />

sich dann beispielsweise einen<br />

Waschtisch für das Badezimmer.<br />

Vonden meisten Kollegen höre ich<br />

positive Nachrichten.Die Steinmetzen,<br />

die nur Grabsteine fertigen,<br />

hatten anfänglich Probleme. Inzwischen<br />

hatsich das aber umgekehrt.“<br />

Allerdings sei in der Peripherie<br />

der großen Autobauer in Niedersachsen<br />

eine deutliche Investitionszurückhaltung<br />

erkennbar.Offenbar<br />

halte man da sein Geld zusammen.<br />

VomTrend, in das eigene Zuhause<br />

zu investieren, profitieren auch die<br />

Raumausstatter. „Unsere Branche<br />

gehört eher zu den Corona-Gewinnern“,<br />

sagt Obermeister Ulrich<br />

Hörnschemeyer: „Viele Kunden bestellen<br />

zum Beispiel Insektenschutz<br />

oder Gardinen.“ Nachdem er im<br />

März für kurze Zeit seinen Laden<br />

schließen musste, sei er wie immer<br />

zu den Kunden rausgefahren. Dabei<br />

habe man selbstverständlich die<br />

nötigen Hygienemaßnahmen eingehalten.<br />

VorCorona habe er viel zu<br />

tun gehabt, so Hörnschemeyer,nun<br />

sei die Auslastung noch besser.Sorge<br />

macht ihm weniger das Virus, als<br />

der fehlende Nachwuchs.


Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

03<br />

Erste Entspannung<br />

Die Chefin der Agentur für Arbeit Osnabrück spricht von„Nach-Ferien-Belebung“ desArbeitsmarktes<br />

VON<br />

CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN<br />

OSNABRÜCK Eine ermutigende<br />

Meldung kam Ende September von<br />

der Agentur für Arbeit Osnabrück.<br />

„Fast 1000 Arbeitslose weniger als<br />

im August“ titelte die Agentur mit<br />

den Geschäftsstellen Bersenbrück,<br />

Georgsmarienhütte, Melle und Osnabrück.<br />

Vor allem im Landkreis und im<br />

Bereich der Arbeitslosenversicherung<br />

sank demnach die Anzahl der<br />

Leistungsbezieher. Auch im Vergleich<br />

zum Vorjahr gelang deutlich<br />

mehr Arbeitslosen der Wechsel in<br />

den Arbeitsmarkt. Die Nachfrage<br />

Christiane Fern, Chefin der Osnabrücker<br />

Arbeitsagentur.<br />

Foto:AndréHavergo<br />

„Gefahr vorallem<br />

für Menschen,<br />

die es vorher<br />

schwer hatten“<br />

Christiane Fern, Leiterinder<br />

Agentur fürArbeitOsnabrück<br />

nach Arbeitskräften habe sich erkennbar<br />

belebt. Im Agenturbezirk<br />

lag die Zahl der Arbeitslosen den<br />

Angaben zufolge imSeptember bei<br />

gut 15000. Dies seien allerdings fast<br />

3000 mehr als im Vergleichszeitraum<br />

des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote<br />

reduzierte sich im Vergleich<br />

zum August um0,3 Prozent<br />

auf fünf Prozent, gegenüber dem<br />

Vorjahreswertgab es einen Anstieg<br />

um ein Prozent.<br />

Hinzu kommen einige tausend<br />

Menschen in Kurzarbeit. Genaue<br />

Zahlen teilte die Agentur für Arbeit<br />

hierzu nicht mit. VonApril bis September<br />

hätten insgesamt knapp<br />

6350 Betriebe für gut 89000 Mitarbeiter<br />

Kurzarbeit angezeigt. Alleine<br />

im September seien es 60 Unternehmen<br />

gewesen. Tatsächlich Kurzarbeitergeld<br />

bezogen haben im<br />

April den Angaben zufolge 41000<br />

Menschen aus knapp 4000 Betrieben.<br />

Laut einer Erhebung des Münchener<br />

Ifo-Instituts ist die bundesweite<br />

Anzahl der Menschen in<br />

Kurzarbeit seit dem Corona bedingten<br />

weitgehenden Stillstand der Industrie<br />

im Frühjahr deutlich zurückgegangen.<br />

Nach über sieben<br />

Millionen im Maiund 5,6 Millionen<br />

im Juli seien es Ende August noch<br />

4,6 Millionen gewesen. Die Schätzung<br />

des Instituts stützt sich auf die<br />

Befragung von bundesweit 9000<br />

Unternehmen.<br />

Christiane Fern, Leiterin der<br />

Agentur für Arbeit Osnabrück,<br />

sprach von einer ambivalenten Situation:<br />

„Einerseits hatuns die Pandemie<br />

weiter festimGriff. Andererseits<br />

hat eine kräftige Nach-Ferien-<br />

Belebung eingesetzt. Viele Ausbildungen<br />

sind gestartet, die Arbeitskräftenachfragezieht<br />

langsam wieder<br />

an und immer mehr Arbeitslose<br />

finden wieder eine Arbeit. Gerade<br />

vor dem Corona-Hintergrund<br />

macht das für die kommenden Monate<br />

Mut.“<br />

Wie die Agentur weiter mitteilte,<br />

schrumpfte die Zahl Arbeitsloser in<br />

den meisten Personengruppen;<br />

Männer, Frauen, Jüngere, Ältere<br />

und ausländische Staatsbürger<br />

konnten kurzfristig besonders profitieren.<br />

Dagegen vergrößerte sich<br />

gegenüber dem August die Gruppe<br />

der Langzeitarbeitslosen. Fern:<br />

Arbeitsagentur<br />

in Osnabrück.<br />

Foto:Gert<strong>West</strong>dörp<br />

„Die Pandemie verstärkt die Gefahr<br />

für Menschen, die es schon vorher<br />

nicht einfach hatten auf dem<br />

Arbeitsmarkt, arbeitslos zu werden<br />

und dies dauerhaftzubleiben. Deswegen<br />

wird gerade für diese Personen<br />

das Thema Qualifizierung in<br />

der nächsten Zeit weiter an Bedeutung<br />

zunehmen.“ Im Landkreis Osnabrück<br />

waren zum Stichtag Ende<br />

September 7591 Menschen arbeitslos<br />

gemeldet. Dies entspreche einer<br />

Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent<br />

(2019: 2,9 Prozent). Auf die Stadt<br />

Osnabrück entfielen demnach 7489<br />

gemeldete Arbeitslose. Hier lag die<br />

Quote bei 7,8Prozent nach 6,6 Prozent<br />

in 2019.<br />

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04<br />

Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

„Das Wissen bleibt vorhanden“<br />

Hartmut Hagmann und Dr.Hans-Ulrich Sorgenfrei über die Herausforderungen in den Krankenhäusern<br />

VON JENNY HAGEDORN<br />

MÜNSTER Am 3. März ist imClemenshospital<br />

Münster der erste<br />

Covid-19-Patient aufgenommen<br />

worden. „Wir sind gefühlt in einen<br />

Tunnel gefahren und wussten<br />

nicht, wann wir wieder herausfahren“,<br />

erinnert sich Hartmut Hagmann,<br />

Regionalgeschäftsführer<br />

der Alexianer Misericordia. Vor<br />

welche Herausforderungen die<br />

Pandemie die beiden Krankenhäuser<br />

(Clemenshospital, Raphaelsklinik)<br />

stellte, wie es nach Covid-19<br />

weitergeht und was bei der Finanzierung<br />

des Gesundheitswesens<br />

besser laufen könnte, beantwortet<br />

er gemeinsam mit Dr.Hans-Ulrich<br />

Sorgenfrei, Geschäftsführer des<br />

Clemenshospitals und der Raphaelsklinik,imInterview.<br />

Jetzt wird(wieder mal) deutlich,<br />

zu welchen Leistungen Krankenhäuser<br />

fähig sind und wie wichtig<br />

sie für uns alle in Krisensituationen<br />

sind. Muss die Frage der<br />

Ökonomisierung des Gesundheitswesens<br />

neu überdacht werden?<br />

Hans-Ulrich Sorgenfrei: Die<br />

Krankenhäuser sind eine wichtige<br />

Säule der Daseinsvorsorge. Sie garantieren<br />

eine medizinische Versorgung<br />

der Bevölkerung auf hohem<br />

Qualitätsniveau und sollten<br />

flächendeckend nah erreichbar<br />

sein. Das Gesundheitswesen gehört<br />

zur Daseinsvorsorge wie beispielsweise<br />

etwa das Rettungswesen<br />

oder das Bildungswesen. Niemand<br />

würde auf die Idee kommen,<br />

diese Bereiche zu ökonomisieren<br />

und vollends dem Wettbewerb<br />

auszusetzen. Wir müssen auch im<br />

Bereich der Krankenhäuser die<br />

entfesselten marktwirtschaftlichen<br />

Elemente wieder verringern.<br />

Der staatliche Sicherstellungsauftrag<br />

und die sozialstaatliche Verpflichtung<br />

der Daseinsvorsorge<br />

kann nicht delegiert oder den Regeln<br />

des Marktes überlassen werden.<br />

Reformen der Krankenhausversorgungsstruktur<br />

und<br />

-finanzierung sind daher nun nötig.<br />

Hartmut Hagmann: Zudem<br />

muss die Finanzierung der Krankenhäuser<br />

weiterentwickelt werden.<br />

Dieses komplexe System ist24<br />

Stunden an sieben Tagen die Woche<br />

unabhängig von der jeweiligen<br />

Auslastung vorzuhalten. Wie bei<br />

der Feuerwehr muss auch in Krankenhäusern<br />

das Vorhalten von Personal<br />

und Technik unabhängig<br />

von der konkreten Inanspruchnahme<br />

finanziert werden. Dabei<br />

istwichtig,dass Kliniken ihre Vorhaltekosten<br />

außerhalb des Systems<br />

der Fallpauschalen erstattet<br />

bekommen.<br />

Sorgenfrei: Wichtig istnun, dass<br />

diese Strukturreformen gut geplant<br />

vorgenommen und vor allem<br />

am regionalen Versorgungsbedarf<br />

ausgerichtet werden. Der aktuell<br />

marktwirtschaftlich erzeugte<br />

Strukturwandel über den ruinösen<br />

Verdrängungswettbewerb gefährdet<br />

immer mehr eine gut er-<br />

„Die Bürokratie<br />

frisst viel von<br />

der Arbeitskraft<br />

der Mitarbeiter“<br />

Dr.Hans-Ulrich Sorgenfrei,<br />

Geschäftsführer<br />

Dr.Hans-Ulrich<br />

Clemenshospitals<br />

cordia<br />

Sorgenfrei,Geschäftsführerdes<br />

undderRaphaelsklinik<br />

reichbare Gesundheitsversorgung.<br />

Diese „kalte Krankenhausplanung“<br />

muss verhindertund die<br />

Daseinsvorsorge federführend gestaltetwerden.<br />

Daher beabsichtigt<br />

das Land auch ab 2021, regulierend<br />

in den Wettbewerb einzugreifen<br />

und erstellt dazu aktuell einen<br />

neuen Krankenhausrahmenplan.<br />

Welche Rolle spielt Geld denn<br />

überhaupt im Gesundheitswesen?<br />

Hagmann: Ökonomische Rahmenbedingungen<br />

können nicht<br />

ausgeblendet werden –sie dürfen<br />

die Versorgung aber nicht allein<br />

dominieren. Und: Qualitätsmedizin<br />

und Wirtschaftlichkeit müssen<br />

auch kein Widerspruch sein. Die<br />

Mitarbeiter brauchen allerdings<br />

ausreichend Zeit für die individuelle<br />

Behandlung und Betreuung<br />

der Patienten. Das bisherige pauschalierte<br />

Abrechnungssystem<br />

mit DRG-Fallpauschalen hat zu<br />

vielen Verwerfungen geführt. (Mit<br />

den DRG-Fallpauschalen wird die<br />

Höhe der Krankenhaus-Entgelte<br />

nach Artund Schweregrad der diagnostizierten<br />

Krankheit eingestuft,<br />

d. Red.). Gleichzeitig haben<br />

sich die Länder aus der Investitionskostenfinanzierung<br />

in den<br />

letzten Jahren immer mehr zurückgezogen.<br />

Gerade einmal die<br />

Hälfte des Investitionsbedarfs<br />

wird derzeit von den Bundesländern<br />

gedeckt. Diese Investitionslückehat<br />

massive Konsequenzen für<br />

die Patientenversorgung,denn die<br />

Krankenhäuser finanzierten in<br />

den letzten Jahren notwendigeInvestitionen<br />

aus Betriebsmitteln,<br />

die dann an anderer Stelle<br />

schmerzhaftfehlen, beispielsweise<br />

bei der Bereitstellung des Personals.<br />

Die Häuser befinden sich damit<br />

zunehmend in einem Spannungsverhältnis<br />

aus Versorgungspflicht<br />

und unzureichender Finanzierung.<br />

Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />

der Wettbewerbund<br />

damit die Eigenverantwortlichkeit<br />

der Krankenhäuser?<br />

Hagmann: Gesundheit ist kein<br />

marktwirtschaftliches Gut, sondern<br />

öffentlicher Auftrag. Das<br />

DRG-Fallpauschalensystem ist<br />

eingeführt worden, um unter anderem<br />

auch den Wettbewerb zu<br />

fördern. Der Wettbewerb findet<br />

aber da seine Grenzen, wenn er<br />

dem Wohl der Patientinnen und<br />

Patienten entgegensteht. Die<br />

ökonomische Freiheit des einzelnen<br />

Krankenhauses muss dort<br />

Grenzen finden, wo ein versorgungsgefährdender<br />

Wettbewerb<br />

ausgelöst wird. Wettbewerb „ja“,<br />

aber nicht zu Lasten der Versorgung<br />

der Patientinnen und Patienten.<br />

Sorgenfrei: In der freien Wirtschaft<br />

hat der Wettbewerb einen<br />

HartmutHag-<br />

mann,Regionalge-<br />

schäftsführerder<br />

Alexianer Miseri-<br />

Sinn. Im Gesundheitswesen Ökonomisierung<br />

und Wettbewerb zu<br />

propagieren und dann überall regulierend<br />

mit Einschränkungen<br />

staatlich einzugreifen, macht wenig<br />

Sinn. Inzwischen findet sich<br />

eine überbordende Bürokratie,<br />

die viel von der Arbeitskraft der<br />

Mitarbeiter auffrisst und der direkten<br />

Patientenversorgung entzieht.<br />

Das äußert sich ja auch in<br />

der Unzufriedenheit vieler Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

Zeigt Corona die Schwachstellen<br />

des Gesundheitssystems?<br />

Hagmann: Krankenhäuser tragen<br />

eine hohe gesellschaftliche<br />

Verantwortung,dasich gerade bei<br />

Krankheit und Todzeigt, welche<br />

Werte und ethische Grundhaltungen<br />

eine Gesellschaft lebt. Während<br />

der Covid-19-Pandemie haben<br />

uns dramatische Bilder aus<br />

ausländischen Hotspot-Regionen<br />

gezeigt, dass ethische Dilemmata<br />

entstanden sind. Die Krankenhauslandschafthat<br />

sich in der Corona-Krise<br />

als elastischer und flexibler<br />

erwiesen als zentralisierte<br />

Strukturen in Nachbarländern.<br />

Dieser wichtige Vorteil darf nun<br />

nicht verspielt werden.<br />

Waswaren beziehungsweise sind<br />

denn darüber hinaus die größten<br />

Herausforderungen während der<br />

Pandemie? Wasläuft gut?<br />

Hagmann: Eine unserer größten<br />

Herausforderungen war es,<br />

Schutzkleidung, Desinfektionsmittel<br />

und Mund-Nasen-Schutz zu<br />

beschaffen. Es galt zu verhindern,<br />

dass unser Personal nicht arbeiten<br />

kann, weil es an „Pfennigkram“<br />

scheitert. Da müssen die Länder<br />

sehen, dass solche elementaren<br />

Dingeimeigenen Land hergestellt<br />

werden.<br />

Sorgenfrei: Wir haben uns während<br />

der Pandemie in Münster<br />

zwischen den Krankenhausträgern<br />

alle einheitlich mit den<br />

Maßnahmen eng koordiniertund<br />

mit dem Gesundheitsamt die Regeln<br />

abgestimmt. In allen Häusern<br />

in Münster gelten die gleichen<br />

Regeln, beispielsweise in<br />

puncto Patientenbesuche oder<br />

Hygiene. Das hat eine Sicherheit<br />

in der Bevölkerung und bei den<br />

Mitarbeitern geschaffen. Das war<br />

eine sehr positive Erfahrung für<br />

uns alle.<br />

Hagmann: Wir haben uns mit<br />

unseren beiden Krankenhäusern<br />

in Münster so organisiert, dass Patienten<br />

mit Verdacht auf Covid-19<br />

im Clemenshospital versorgt werden,<br />

die Raphaelsklinik ist somit<br />

nahezu frei von Covid-Patienten.<br />

Dort gibt es keine Isolierstation<br />

und keine Covid-Beatmungspatienten.<br />

Deshalb konnten wir<br />

einerseits gefährdetes Personal in<br />

der Raphaelsklinik beschäftigen,<br />

andererseits Covid-Fachpersonal<br />

sowie Beatmungsgeräte und Medikamente<br />

im Clemenshospital bündeln.<br />

Das war eine gelungene Trennung.<br />

Wir haben einmal mehr gesehen,<br />

dass wir großartige Mitarbeiter<br />

in allen Bereichen unserer<br />

Häuser haben, die in dieser<br />

schwierigen Situation über sich<br />

hinaus gewachsen sind und mehr<br />

als nur vollen Einsatz für unsere<br />

Patienten gezeigt haben. Arbeit in<br />

der Krise heißt definitiv Arbeit im<br />

Team –das hat toll funktioniert<br />

und ist sicher nicht selbstverständlich<br />

–dafür danken wir allen<br />

Mitarbeitern!<br />

Wie geht es jetzt weiter? Washaben<br />

Sie aus der Krise gelernt?<br />

Sorgenfrei: Wir haben in den<br />

vergangenen Monaten gelernt,<br />

schnell Strukturen aufzubauen,<br />

die sehr schlagkräftig sind. Das<br />

werden wir nicht vergessen, das<br />

Wissen bleibt vorhanden. Beim<br />

nächsten Mal bekommen wir es<br />

deshalb schneller hin, wir könnten<br />

nun innerhalb von fünf Minuten<br />

einen kompletten Krisenstab<br />

aufstellen, denn die Gesamtstruktur<br />

steht jetzt. Wir waren alle<br />

auf italienische Verhältnisse<br />

und ethische Fragestellungen<br />

vorbereitet.<br />

„Wir waren<br />

in der Corona-<br />

Kriseelastisch<br />

und flexibel“<br />

Hartmut Hagmann,<br />

Regionalgeschäftsführer


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06<br />

Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

Corona beschleunigt den Trend<br />

Kunden bezahlen immer häufiger bargeldlos–„Barzahlungen sind in einigen Jahren vermutlich die Ausnahme“<br />

VON JENNY HAGEDORN<br />

Grafik:BundesverbanddeutscherBanken /Statista<br />

MÜNSTER „Nur Bares ist Wahres“ –<br />

dieserSpruch hatwährend derCorona-Pandemie<br />

anscheinend seine Gültigkeit<br />

verloren. Die „bargeldverliebten<br />

Deutschen“ werden in diesenZeiten<br />

fast injedem Geschäft dazu aufgefordert,<br />

mitKarte zu zahlen –kontaktlosesBezahlen<br />

wird bevorzugt.<br />

„Unsere Kundinnen und Kunden<br />

entscheiden sich immerhäufiger für<br />

kontaktlosesBezahlen. Fürdas erste<br />

Halbjahr <strong>2020</strong> bedeutet das: 25Prozent<br />

weniger Verfügungen am Geldautomaten<br />

undgleichzeitig eineVerdoppelungder<br />

kontaktlosenZahlungen<br />

gegenüber dem Vorjahreszeitraum“,<br />

weiß Frank Knura, Vorstandsvorsitzender,Geschäftsbereichsleiter<br />

Firmenkunden Münster und zuständigfür<br />

elektronische Zahlungsmittel<br />

bei der SparkasseMünsterlandOst.<br />

Vonallen Girocard-Transaktionen<br />

–also Verfügungenmit derfrüheren<br />

ec-Card – seien dort mittlerweile<br />

über 60 Prozent kontaktlos. Und<br />

noch eine Entwicklung werde deutlich:<br />

„Es werden immer kleinere Beträge<br />

mit Karte bezahlt. Da sind die<br />

Brötchen beim Bäcker ebenso dabei<br />

wie dieSüßigkeitenimSupermarkt“,<br />

ergänzt er. Dass sich der Trend zum<br />

bargeldlosen Bezahlen fortsetze, davonist<br />

er überzeugt. DieCorona-Pandemie<br />

wirkehierals zusätzlicher Entwicklungs-Beschleuniger.<br />

„Vermutlich<br />

werden in einigen Jahren Bar-<br />

Transaktionen eher die Ausnahme<br />

sein.Sowie man es in manchen Ländern<br />

heute schon beobachten kann.“<br />

Denn schließlich seien diese Zahlungsmethoden<br />

komfortabel. Heute<br />

müsse sich niemand mit einem großen<br />

Geldbetrag aufden Wegzum Verkäufer<br />

machen. Dann gibt esdafür<br />

die Echtzeit-Überweisung, bei der<br />

dasGeldinSekunden aufdem Empfängerkonto<br />

ist.<br />

Das bargeldlose Bezahlen sei dabei<br />

ebenso sicher wie bar zu zahlen. „Bei<br />

kontaktlosen Zahlungen gelten bei<br />

uns ebenso hohe Sicherheitsstandards,<br />

wie sie etwa beim Bezahlen<br />

mit der Sparkassen-Card und der<br />

Kreditkarte zum Einsatz kommen.<br />

Wenn unsere Kundinnen und Kundenkontaktlos<br />

bezahlen,werdennur<br />

verschlüsselte Daten verwendet, die<br />

für die jeweilige Zahlung und ihre<br />

eindeutige Zuordnung unbedingt<br />

notwendig sind. Nicht übermittelt<br />

werden persönlicheDaten wie Name<br />

oderAdresse“,erklärt Knura.<br />

Mit Abstand am meisten nutzen<br />

die Kunden der Sparkasse Münsterland<br />

Ostdie Giro-Card.Darauf entfallen<br />

etwa 85 Prozent aller Kartenzahlungen,<br />

15 Prozent folgen über Kreditkarten.<br />

„Mit der Einführung von<br />

ApplePay bei den Sparkassen vor wenigen<br />

Wochen hat das kontaktlose<br />

Bezahlen nochmals an Dynamik gewonnen“,<br />

so Knuraabschließend.<br />

Industrie-und<br />

Gewerbebau<br />

Vomder ersten Idee bis zur Schlüsselübergabe.<br />

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Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

07<br />

Kreuzfahrten auf der Ems<br />

Die Bürgermeistervon Lingen, Papenburgund Emden wollen die Region mit dem Flusskontor Emsattraktiver machen<br />

VON SEBASTIAN FOBBE<br />

LINGEN In kürzester Zeit viele Ort<br />

auskundschaften und gleichzeitig<br />

gemütlich übers Wasser schippern<br />

–genau darin besteht der Reiz von<br />

Kreuzfahrten. Mit dem Dampfer<br />

Urlaub zu machen war so beliebt<br />

wie noch nie: 2018 traten über 2,2<br />

Millionen Bundesbürger eine<br />

Kreuzfahrtauf hoher See an. Damit<br />

waren die Deutschen europaweit<br />

Spitzenreiter.<br />

Doch mit Corona hat sich das<br />

schlagartig geändert: Die Angstvor<br />

der Ansteckung an Bord hat die<br />

Branche zum Erlahmen gebracht.<br />

Gerade im Hochseesegment ist die<br />

Nachfrage dramatisch eingebrochen.<br />

Trotzdem: Die Reise per<br />

Schiffmuss für 2021 nicht gecancelt<br />

werden. Flusskreuzfahrten sollen<br />

eine Alternative zum Urlaub auf hoher<br />

bieten. Statt in Venedig, Athen<br />

und Dubrovnik legt man in der<br />

kommenden Saison in Amsterdam,<br />

Hamburg –und im Emsland an.<br />

Möglich machen soll das das<br />

„Flusskontor Ems“, ein einjähriges<br />

Projekt, das Anfang September gestartet<br />

ist. Ziel ist es, verstärkt Passagiere<br />

in die Region zu holen. BetriebswirtDennis<br />

Hillmer istLeiter<br />

des Flusskreuzfahrtprojekts und<br />

konnte bereits als Projektmanager<br />

und Reiseveranstalter im Tourismus<br />

Erfahrung sammeln: „Mit dem<br />

BaldkeinungewöhnlicherAnblickmehr:FlusskreuzfahrtenaufderEmssollenjetztdenTourismusin derRegionin Schwungbringen.<br />

Flusskontor Ems wollen wir Reedereien<br />

und Reiseveranstaltern die<br />

Ems und die Region näherbringen“,<br />

sagter.<br />

Bevor aber ein Dampfer aus dem<br />

Hafen laufen kann, steht jede Menge<br />

Arbeit auf der Agenda –vor allem<br />

in Sachen Planung. Dabei kommt<br />

jetzt das Flusskontor ins Spiel: „Wir<br />

wollen für Reedereien die Informationen<br />

bündeln“, erklärt Dennis<br />

Hillmer. Zudenken sei an Wasserstände,<br />

Schleusenzeiten oder auch<br />

Wissenswertes über Veranstaltungen,<br />

Hotels, Restaurants und das<br />

Emsland selbst. „Für die Reedereien<br />

und Reiseveranstalter wäre das<br />

Recherchieren mit hohem Personalaufwand<br />

verbunden“, gibt Hillmer<br />

zu bedenken. Kosten, die mit<br />

dem Flusskontor Ems nun entfallen<br />

sollen.<br />

Ohnehin seien das Emsland und<br />

Ostfriesland als Ziele für Flusskreuzfahrten<br />

gut geeignet. Im<br />

Gegensatz zu anderen touristischen<br />

Destinationen wie Elbe, Rhein oder<br />

Mosel seien die Wasserstände hier<br />

konstant. Extremes Niedrig- oder<br />

Hochwasser,die den Schiffsverkehr<br />

deutlich erschweren würden, kämen<br />

an der Ems nicht vor.<br />

Mit einem Abstecher an Land<br />

können die Passagiere dann auch<br />

die Region entdecken. Zum Beispiel,<br />

wenn sie gerade die Strecke<br />

Foto:LGSgGmbH<br />

Amsterdam-Berlin zurücklegen<br />

oder eine Route in Richtung Rhein<br />

einschlagen. Währenddessen können<br />

die Passagiere Halt in Emden,<br />

Papenburg oder Lingen machen.<br />

Die Innenstädte können sich dann<br />

über neue Kundschaft freuen, die<br />

eine Shoppingtour, einen Restaurantbesuch<br />

oder vielleicht einen<br />

Stopp für ein größeres Event einplanen:<br />

„Die Touren kann man mit<br />

einem Konzert inder Emslandarena<br />

oder mit einer Führung durch<br />

die Meyer-Werft verbinden“, meint<br />

Dennis Hillmer.<br />

Mit 144000 Euro schlägt das<br />

Flusskontor Ems zu Buche, das Projekt<br />

ist erst einmal für ein Jahr angelegt.<br />

Die Städte Papenburg und<br />

Lingen beteiligen sich mit je 30000<br />

Euro, aus Emden fließen 20000<br />

Euro ins Projekt. Den Rest der Finanzierung<br />

stockt die NBank mit<br />

projektbezogenen Fördergeldern<br />

auf. „Nach einem Jahr werden wir<br />

evaluieren“, bemerkt Projektleiter<br />

Hillmer.„Je nachdem kann sich das<br />

Projekt dann selbst weitertragen.“<br />

Vielleicht beteiligen sich dann auch<br />

weitere Städte an den Flusskreuzfahrten<br />

im Emsland.<br />

Die Investitionen, die die drei<br />

Ems-Anrainer tätigen, sind aber<br />

nicht ganz frei von Risiken. Schließlich<br />

schwächelt die Kreuzfahrtindustrie<br />

gerade coronabedingt.<br />

Doch Dennis Hillmer istzuversichtlich:<br />

„Flusskreuzfahrten haben<br />

einen deutlichen Wettbewerbsvorteil“,<br />

hebt er hervor. ImGegensatz<br />

zu Reisen auf hoher See seien die<br />

Urlauber meist im eigenen Land<br />

unterwegs. Sollte etwas Unvorhergesehenes<br />

passieren, wäre schnelle<br />

Hilfe vor Ort. „Die Passagiere haben<br />

ein sicheres Gefühl, wenn sie in<br />

Deutschland unterwegs sind“, so<br />

Hillmer.<br />

Dazu kommt: Die Reedereien<br />

haben inzwischen den Umgang<br />

mit Corona gelernt. Die Hygienevorschriften<br />

könnten eingehalten<br />

werden, versichertHillmer,zumal<br />

die Flusskreuzfahrtschiffe ohnehin<br />

für weniger Passagiere ausgelegt<br />

sind als die Hochseedampfer.<br />

Dennoch: Die Pandemie kommt<br />

dem Flusskontor Ems gerade in<br />

der kalten Jahreszeit dazwischen.<br />

„Die Weihnachtsmärkte und auch<br />

andere Veranstaltungen fallen<br />

dieses Jahr wahrscheinlich aus“,<br />

hält Dennis Hillmer fest. „ImWinter<br />

hätten sie die Reedereien und<br />

Reiseveranstalter ansteuern können.“<br />

Der Fokus der Flusskreuzfahrten<br />

liegt deshalb auf der klassischen<br />

Hauptsaison ab dem<br />

Frühjahr.Wenndie Temperaturen<br />

wieder steigen, werden dann hoffentlich<br />

die Schiffe über die Ems<br />

schippern – und Touristen an<br />

Land bringen.<br />

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08<br />

Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

Aus zwei mach eins<br />

In der Ems-Dollart-Region entsteht der deutsch-niederländische Arbeitsmarkt<br />

Zweibefreundete Nachbarn:Schonheutepflegen Deutschlandunddie NiederlandedieengstenWirtschaftsbeziehungen Europas.Weltweit werdendiebeidenLändernurvonden US-amerikanisch-kanadischenWirtschaftsbeziehungen getoppt.<br />

Fotos:Ems-Dollart-Region<br />

VON SEBASTIAN FOBBE<br />

MichielMalewiczleitetdasProjektArbeitsmarkt<strong>Nord</strong>.DazugehörenauchdieGrenzInfoPunkte.<br />

BUNDE Das Leben an der Grenze hat<br />

seinen Reiz. Zum Shoppen, für<br />

einen Ausflug oder den Besuch bei<br />

Freunden kann man mal eben<br />

schnell die Grenze überqueren. Die<br />

Kontrollposten sind inzwischen<br />

verwaist. Zum Glück. Denn sonst<br />

stünden die 40000 Pendler,die zur<br />

Arbeit in die Niederlande fahren, jeden<br />

Morgen im Stau.<br />

Auch wenn der Verkehr über die<br />

Grenze flüssiger läuft als vor der<br />

Öffnung, gibt es trotzdem immer<br />

noch praktische Hürden zwischen<br />

Deutschland und den Niederlanden.<br />

So ist man als deutscher<br />

Arbeitnehmer im Ausland ein kleiner<br />

Sonderfall im Recht. Was gilt,<br />

ist nicht immer ganz eindeutig. Zu<br />

denken sei dabei an Rentenansprüche,<br />

Urlaubstage, Kindergeld oder<br />

Krankenversicherung – all das<br />

muss geregelt werden. Aber wie?<br />

Weiterhelfen kann dabei der<br />

GrenzInfoPunkt der Ems-Dollart-<br />

Region. Entlang der 567 Kilometer<br />

langen Grenze mit den Niederlanden<br />

finden sich insgesamt fünf solcher<br />

GrenzInfoPunkte, die Pendlern<br />

in allen Fragen des Arbeitsund<br />

Sozialrechts beraten. Einer davon<br />

findet sich in Bad Nieuweschans,<br />

einen Steinwurf vom Emsland<br />

entfernt. Ziel ist es, mithilfe<br />

der GrenzInfoPunkte aus dem Emsland,<br />

Ostfriesland und den angrenzenden<br />

Provinzen auf niederländischer<br />

Seite einen gemeinsamen<br />

deutsch-niederländischen Arbeitsmarkt<br />

zu kreieren.<br />

Das unterstreicht Michiel Malewicz.<br />

Der Niederländer leitet das<br />

Projekt Arbeitsmarkt <strong>Nord</strong>, zu dem<br />

auch der GrenzInfoPunkt EDR gehört.<br />

Malewicz sieht große Chancen<br />

für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber,<br />

die durch einen gemeinsamen<br />

Arbeitsmarkt entstehen, aber auch<br />

für Studierende und Schüler,die etwa<br />

auf der Suche nach einem Praktikum<br />

sind. Allerdings gibt esimmer<br />

noch Herausforderungen, die<br />

bislang noch in den Köpfen der<br />

Menschen vorherrschen. „Das Unbekannte<br />

istimmer noch die größte<br />

Hürde“, meint Malewicz dazu. „Oft<br />

weiß man nicht, was im Nachbarland<br />

vor sich geht.“ Genau aus diesem<br />

Grunde sei der Austausch zwischen<br />

den Ländern so wichtig, fügt<br />

er hinzu.<br />

2015 istdas Projekt Arbeitsmarkt<br />

<strong>Nord</strong> gestartet. Just in einer Zeit, in<br />

der das Emsland an der Vollbeschäftigung<br />

kratzte, der <strong>Nord</strong>en der<br />

Niederlande aber mit Arbeitslosigkeit<br />

zu kämpfen hatte. Schnell stellte<br />

sich die Frage, was die Nachbarn<br />

eigentlich anders machen und woran<br />

es noch hapere. Deshalb ist das<br />

Arbeitsmarktprojekt unter dem<br />

Dach der Ems DollartRegion angesiedelt.<br />

Das ist ein kommunaler<br />

Zweckverband, der Städte, Landkreise<br />

und Provinzen an einen<br />

Tisch bringt. Gemeinsam könne<br />

man auf diese Weise Lösungen entwickeln<br />

und voneinanderlernen.<br />

Aber damit nicht genug.„Wir kooperieren<br />

mit allen wichtigen Behörden“,<br />

erklärt Michiel Malewicz.<br />

Zu denken sei etwa an die Finanzund<br />

Sozialämter sowie an die<br />

Arbeitsagenturen, aber auch die<br />

IHK istmit an Bord. Weralso einen<br />

Joboder Fachkräfte sucht, der könne<br />

sich an den GrenzInfoPunkt<br />

wenden, um zu erfahren, was das<br />

Nachbarland zubieten habe. „Wir<br />

denken in den Beratungen immer<br />

mit“, hebt Malewicz dabei hervor.<br />

„Durch unser Netzwerk können wir<br />

die Ratsuchenden zielführend weitervermitteln.“<br />

Ein häufiges Thema<br />

sei etwa neben der Sozialversicherung<br />

die Bezahlung.„Wie viel netto<br />

vom Bruttogehalt übrigbleibt, istin<br />

beiden Ländern verschieden“, sagt<br />

Malewicz. Ein Gespräch über den<br />

Arbeitsvertag könne dann für Klarheit<br />

sorgen. Als Faustregel gelte,<br />

dass der Arbeitsort über die meisten<br />

Regelungen entscheidet.<br />

Bei den GrenzInfoPunkten werden<br />

die Ratsuchenden als individueller<br />

Fall behandelt. ProJahrberätder Ablegerinder<br />

Ems-Dollart-Region etwa<br />

700 Personen, schätzt Michiel Malewicz.<br />

Insgesamt gäbe es ungefähr<br />

1200 Kontakte zu denRatsuchenden.<br />

Ob mehr Deutsche oder Niederländer<br />

den Service in Anspruchnähmen,<br />

ließe sich pauschal nicht sagen.„Die<br />

Zahlen schwanken“, sagt Malewicz.<br />

„Gerade inder Corona-Zeit hatten<br />

wir vielzutun, weildie Arbeitnehmer<br />

und Unternehmer oft nicht genau<br />

wussten, ob sie Hilfszahlungen aus<br />

Niedersachsen oder den Niederlanden<br />

erhalten.“ Fakt ist aber: Die<br />

Nachfrageist rege.<br />

Das Projekt Arbeitsmarkt <strong>Nord</strong><br />

unterstützt im Übrigen nicht nur<br />

Beschäftigte und Unternehmen.<br />

Auch Schüler,die ein Praktikum suchen,<br />

oder Studierende, die mit<br />

einem Studium im Nachbarland<br />

liebäugeln, können sich dort beraten<br />

lassen. Sogar in den Grundschulen<br />

istdas Projekt inzwischen angekommen:<br />

„Mit unseren Bausteinen<br />

Frühe Nachbarsprache und Digi+<br />

wollen wir die Fremdsprachkenntnisse<br />

der Schüler verbessern und<br />

einen ersten Einblick in die Kultur<br />

des Nachbarlandes geben“, erklärt<br />

Malewicz.<br />

Apropos Sprache: Bei der Jobsuche<br />

helfen Niederländischkenntnisse<br />

zwar, ein Muss seien sie aber<br />

nicht. Darüber hinaus hätten die<br />

Emsländer dank ihres Dialekts<br />

einen kleinen Vorteil: „Das Plattdeutsch<br />

ähnelt dem Platt,das man<br />

zum Beispiel in Groningen<br />

spricht“, sagt Michiel Malewicz.<br />

Oft könnten sich Deutsche und<br />

Niederländer,die ihren Dialekt beherrschen,<br />

gut verständigen. Auch<br />

von der Mentalität her seien die<br />

<strong>Nord</strong>lichter einander recht ähnlich.<br />

Dennoch: Je nach Branche<br />

seien die Anforderungen an die<br />

Sprache verschieden: „Im IT-Bereichkommt<br />

man gut mit Englisch<br />

aus. In der Pflege oder auf dem Bau<br />

muss man aber bestimmte Begriffe<br />

in der Fremdsprache verstehen“,<br />

stellt Malewicz fest.<br />

Stärken bündeln und Europa im<br />

Kleinen erlebbar machen –sokönnte<br />

man die Zukunftsversiondes Projekts<br />

auf den Punkt bringen. Für<br />

dieses Vorhaben hat Niedersachsens<br />

Landesregierung jetzt eine finanzielle<br />

Förderung zugesagt. Daneben<br />

gibt es auch Unterstützung<br />

unter anderem vom Landkreis Leer,<br />

dem Landkreis Emsland sowie der<br />

Agentur für Arbeit. Damit ist die<br />

Zukunft der GrenzInfoPunkte gesichert.<br />

„Oft weiß man<br />

nicht,was im<br />

Nachbarland<br />

vorsich geht.“<br />

Michiel Malewicz, Leiter des<br />

Projekts Arbeitsmarkt<strong>Nord</strong><br />

DieGrenzInfo-<br />

PunktebeantwortenRatsuchenden<br />

alle Fragen rundum<br />

Arbeit,Studium<br />

undWohnen im<br />

Nachbarland.<br />

„Wir kooperieren<br />

mitallen<br />

wichtigen<br />

Behörden.“<br />

MichielMalewicz, Leiter des<br />

ProjektsArbeitsmarkt<strong>Nord</strong>


Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

09<br />

„Bedarfsorientierter Einkauf“<br />

Karin Eksenvom Handelsverband über die Folgen der Pandemie für den Einzelhandel<br />

VON JENNY HAGEDORN<br />

MÜNSTER Für den Einzelhandel ist<br />

die Pandemie eine große Herausforderung.„Es<br />

musste unglaublich viel<br />

völlig neu organisiert, überlegt, gestaltet<br />

werden. Nach außen wollte<br />

man bestmöglich für den Kunden<br />

präsent sein, nach innen hatteman<br />

aber auch Personalstrukturen umzuorganisieren,<br />

mit Ängsten umzugehen,<br />

Vorschriften umzusetzen“,<br />

lobt Karin Eksen, Geschäftsführerin<br />

des Handelsverband NRW<br />

<strong>West</strong>falen-Münsterland, das große<br />

Engagement der Unternehmen. Im<br />

Interview erklärt sie darüber hinaus,<br />

wie sich das Einkaufsverhalten<br />

der Menschen geändert hat und<br />

was die Folgen der Pandemie für<br />

den Einzelhandel sind.<br />

Inwiefern hat sich das Einkaufsverhalten<br />

der Menschen durch<br />

das Corona-Virus geändert?<br />

Nachdem während des Lockdowns<br />

nur sehr beschränkte Einkaufsmöglichkeiten<br />

bestanden, etwa Lebensmittel<br />

oder Baumarktsortimente,<br />

herrscht auch nach Öffnung<br />

aller Geschäfte immer noch eine<br />

große Verunsicherung.Insbesondere<br />

bei Bekleidung fühlen sich Kunden,<br />

wie uns immer wieder berichtet<br />

wird, durch die Alltagsmaske<br />

eingeschränkt. EinigeKunden kaufen<br />

verstärkt über das Internet,<br />

Online-Einkaufoder Shopping-ErlebnisvorOrt–dieCorona-PandemiehatdasEinkaufsverhaltenderMenschenbeeinflusst.<br />

manche nutzen lokale Lieferdienste.<br />

Die meisten Kundinnen und<br />

Kunden akzeptieren die Schutzmaßnahmen.<br />

Normalität, wie wir<br />

sie bis März diesen Jahres kannten,<br />

werden wir wohl noch eine Weile<br />

vermissen.<br />

Gibt es Unterschiede zwischen<br />

dem Beginn der Krise und heute?<br />

Ja,essind schon Unterschiede festzustellen.<br />

Die Vorsicht ist zueiner<br />

gewissen Routine geworden. Man<br />

hält Abstand, beachtetdie Hygienevorschriften<br />

und trägt selbstverständlich<br />

eine Alltagsmaske inden<br />

Geschäften. Natürlich gibt es auch<br />

immer mal Ausnahmen, aber die<br />

lassen sich vermutlich nie ganz vermeiden.<br />

Fürdie Unternehmen istes<br />

immer noch eine schwierige Zeit.<br />

Anfangs war die Existenzangstsehr<br />

Foto: istock<br />

massiv, viele Fragen ergaben sich<br />

aus den Einschränkungen, die ja<br />

auch sehr kurzfristig bekannt gemacht<br />

wurden. Neben der Sorgeum<br />

die Gesundheit der Mitarbeitenden<br />

und Kunden kamen ja die ganz persönlichen<br />

Ängste hinzu, sei es um<br />

die eigene Gesundheit oder auch<br />

die Überlebensfähigkeit des Unternehmens.<br />

Unglaublich viele Dinge<br />

mussten sehr schnell geregelt werden.<br />

Aktuell machen den Unternehmen<br />

Urlaubsrückkehrer Sorge, aber<br />

auch die Frage, wie sich das Pandemiegeschehen<br />

in der bevorstehenden<br />

Herbst-/Winter-Zeit entwickeln<br />

wird.<br />

Viele Menschen haben nun zum<br />

ersten Malonline eingekauft. Hat<br />

das Virus diesen Trend weiter beschleunigt?<br />

Ja, Online-Einkäufe waren eine<br />

willkommene Alternative auch für<br />

Kunden, die grundsätzlich das Einkaufserlebnis<br />

im stationären Handel<br />

suchen. Ich hoffe, dass dabei<br />

nach Möglichkeit auf lokale und regionale<br />

Anbieter gesetzt wurde,<br />

denn viele stationäre Geschäfte haben<br />

auch ihre Angebote verstärkt<br />

ins Internetverlagert, als sie vor Ort<br />

nicht verkaufen durften.<br />

Hinterlässt die wirtschaftliche<br />

Unsicherheit Spuren bei den Konsumenten<br />

und wirdals Folge daraus<br />

preisbewusster eingekauft?<br />

Das Preisbewusstsein ist in<br />

Deutschland ohnehin sehr ausgeprägt.<br />

Aber man muss natürlich berücksichtigen,<br />

dass viele Menschen<br />

über Monate und teilweise auch<br />

noch für eine vielleicht längere Zeit<br />

aufgrund von Kurzarbeit Einkommenseinbußen<br />

haben, die sich auch<br />

im Einkaufsverhalten niederschlagen.<br />

Hatsich das Einkaufsverhalten<br />

nachhaltig und längerfristig verändert<br />

oder handelt es sich um<br />

eine vorübergehende Phase?<br />

Das wird man abwarten müssen. Es<br />

hängtvon dem weiteren Pandemiegeschehen<br />

ab. Ich gehe aber davon<br />

aus, dass die bargeldlose Zahlung<br />

vielfach beibehalten werden wird.<br />

Bei Online-Einkäufen hoffe ich und<br />

appelliere entsprechend an die<br />

Kunden, auf die Händlerzusetzen,<br />

die auch stationäre Geschäfte im<br />

Wohnort oder aber der Region<br />

unterhalten. Diese zahlen nicht nur<br />

Steuern vor Ort, sondern tragen mit<br />

Arbeits- und Ausbildungsplätzen<br />

und sonstigem Engagement dazu<br />

bei, dass Orte attraktiv und vielfältig<br />

sind.<br />

Corona hat die Art und Weise verändert,<br />

wo und wie wir einkaufen.<br />

Hatsich auch geändert, was<br />

gekauft wird?<br />

Ja,das muss man so sehen. Wir stellen<br />

immer noch fest, dass Kunden<br />

sehr bedarfsorientiert einkaufen.<br />

Es fehlt immer noch der Spontankauf,weil<br />

man gerade durch ein Geschäftbummelt.<br />

Schon in der Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise haben die<br />

Menschen angesichts der herrschenden<br />

Unsicherheit darauf gesetzt,<br />

ihr Zuhause gemütlich zu machen.<br />

Das scheint aktuell auch ein<br />

Thema zu sein.<br />

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10<br />

Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

Antworten auf das „Was tun?“<br />

VomOnline-Shop bis zur digitalen Bewerbung: Wirtschaft hat Lösungen zurÜberwindung der Corona-Krisegefunden<br />

VONANDREAS MEISTERMANN<br />

NORDHORN Initiative entwickeln<br />

stattzujammern –das istdas Motto<br />

derGrafschafter Wirtschaftvor dem<br />

Hintergrund der noch laufendenCorona-Krise.<br />

Und auch die Wirtschaftsförderung<br />

des Landkreises<br />

tutihr Mögliches, um den Unternehmenzur<br />

Seitezustehen.<br />

Die Veränderungen in den<br />

Arbeitsabläufen der Wirtschaft<br />

durch Corona sind massiv.HygieneundAbstandsregelungen<br />

haben beispielsweise<br />

in der Bauwirtschaft<br />

dazu geführt, dass Arbeitspausen<br />

zeitversetzt erfolgen, Kontakte zwischen<br />

verschiedenen Arbeitskolonnen<br />

auf ein Mindestmaß reduziert<br />

werden undArbeitsschritte so erfolgen,<br />

dass Abstandsregelungen eingehalten<br />

werden. Unddass das funktioniert,<br />

bestätigen auch die Leute<br />

vor Ort. Oberpolier Koers vom Bauunternehmen<br />

Büter ist sehr stolz:<br />

„Meine Jungs organisieren sich<br />

selbstständig so, dass von der Fahrt<br />

zur Baustelle über das Arbeiten bis<br />

hin zur Pause völlig selbstverständlich<br />

auf Rücksicht und Abstand geachtet<br />

wird. Das Gleiche gilt für<br />

unsere Nachhandwerker.“<br />

Corona hat auch die Verfahrensweise<br />

bei Bewerbungsverfahren und<br />

Bewerbungsgesprächen erheblich<br />

verändert. Die digitaleTechnik<br />

macht es möglich. Einen Beleg dafür,<br />

Büter-GeschäftsführerMikeRuppeltmitMitarbeiterneuzugangSebastianBalders(links).<br />

wie das erfolgreich funktionieren<br />

kann, liefert das Bauunternehmen<br />

Büter aus Ringe. Für die ausgeschriebene<br />

Stelle als Bauingenieur<br />

hatte sich Sebastian Balders beworben.<br />

Nach Arbeitsstationen im SüdenDeutschlands<br />

zog es den gebürtigen<br />

Neuenhauser wieder in die alte<br />

Heimat zurück. Der Liebe wegen,<br />

wie erineinem Gespräch erzählt.<br />

Nach einer Zwischenstation bei<br />

einem anderen regional beheimateten<br />

Unternehmen suchte Sebastian<br />

eine neue berufliche Herausforderung,doch<br />

da kam Corona ins Spiel.<br />

Foto:AndreasMeistermann<br />

„Was tun?“, war die Frage. Hilfe<br />

bekam er von einer Bekannten, die<br />

bei derFirma Büter alsTeamleiterin<br />

arbeitet. Sie zeigte ihm,wie eine Online-Bewerbung<br />

ohne persönlichen<br />

Kontakt abläuft: Microsoft Teams<br />

am Computer anklicken, Kontakt<br />

herstellen und einenTermin vereinbaren.ImApril<br />

kam es dann zurVideokonferenz<br />

zwischen Sebastian<br />

Balders, den Geschäftsführern Gerrit<br />

Büter und Mike Ruppelt sowie Gina<br />

Baschleben, der Bekannten von<br />

Sebastian Balders. Nach einer Woche<br />

warklar,dass Sebastian Balders<br />

der Richtigefür den Jobwar.Esfolgten<br />

die Übermittlungdes Arbeitsvertrages<br />

und es wurden Fragen zu den<br />

Themen Gehalt und Dienstwagen<br />

geregelt. Alles ohne persönlichen<br />

Kontakt.<br />

Seit Mai ist Sebastian Balders im<br />

Betrieb tätig und fühlt sich wohl.<br />

Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten,<br />

wie Mike Ruppelt berichtet.<br />

MitSebastian Balders habe man<br />

den richtigen Mitarbeiter gewonnen,<br />

und man habe gesehen, dass<br />

Online-Bewerbungen erfolgversprechendsein<br />

können. WeitereGespräche<br />

ohne persönlichen Kontakt sind<br />

schon mit nachfolgenden Bewerbern<br />

geführtworden.<br />

Erheblich betroffen von Corona<br />

war insbesondere der Einzelhandel.<br />

Nureinebegrenzte Zahl von Kunden<br />

in das Geschäfthereinlassen zu können,<br />

hat zu erheblichen Einbußen<br />

geführt. Abhilfe bietet dadie Einrichtung<br />

eines Online-Shops. Neu<br />

entdeckt hatdieseMöglichkeit<br />

Fleischermeister Johannes Huesmann<br />

aus <strong>Nord</strong>horn. Im Gespräch<br />

berichtet erbegeistert vom Erfolg,<br />

der sich recht schnelleinstellte. Wie<br />

er erläuterte, fiel zu Anfang der Corona-Krise<br />

im Bereich Imbiss der<br />

Umsatz komplett weg, und im Bereich<br />

Fleischerei warenerhebliche<br />

Umsatzrückgängezuverzeichnen.<br />

Guter Ratwar gefragt. Da Essenslieferungen<br />

schon von vielen anderen<br />

angeboten wurden, kam der<br />

Fleischermeister auf die Idee, einen<br />

Online-Bestell- und Lieferservicefür<br />

Grillfleisch einzurichten. Gemeinsam<br />

mit seinem Bruder Peter setzte<br />

er die Idee in die Tatum. Und das<br />

auch zur passenden Zeit. Gerade zu<br />

den Osterfeiertagen war die Kundenresonanz<br />

enorm, und diese hält<br />

bis heute an, mit der Folge, dass weitere<br />

Produkte – insbesondere aus<br />

dem SB-Bereich –zum Warenkorb<br />

des Online-Shops hinzugefügt<br />

wurden. Den Erfolg führt Huesmann<br />

neben Corona auch auf ein<br />

verändertes Einkaufsverhalten zurück.<br />

Der Wunsch nach Lieferungdirektvor<br />

die Haustür istauch bei Lebensmitteln<br />

immer mehr im Trend.<br />

Unterstützung zur Überwindung<br />

der Krise kommt auch von staatlicher<br />

Seite, Unter dem Motto „Raus<br />

aus dem Krisenmodus, rein in den<br />

Neustart!“ stellte das niedersächsische<br />

Wirtschaftsministerium drei<br />

neue Corona-Sonderförderprogramme<br />

für Unternehmen vor, mit<br />

denen das Land Investitionen und<br />

Innovationen der gewerblichen<br />

Wirtschaftmit insgesamt 410 Millionen<br />

Euro an nicht rückzahlbaren<br />

Zuschüssen unterstützen will. Die<br />

„Neustart-Offensive“ richtet sich an<br />

Unternehmen, die durch Covid-19<br />

Umsatzeinbußen verkraften mussten.<br />

Anträge imRahmen von „Neustart<br />

Niedersachsen Investition“,<br />

„Neustart Niedersachsen Innovation“<br />

und „Innovationsgutscheine<br />

zur Inanspruchnahme von Forschungsinfrastruktur“<br />

können bei<br />

der NBank gestellt werden.Darauf<br />

weist die Wirtschaftsförderung des<br />

Landkreises hin.<br />

Ralf Hilmes, Leiter der Wirtschaftsförderung<br />

des Landkreises,<br />

appelliert an die Unternehmen, davon<br />

zügigGebrauch zu machen:„Die<br />

Programme stellen eine einmalige<br />

Fördermöglichkeit mit sehr niedrigschwelligen<br />

Zugangsvoraussetzungen<br />

dar. Allerdings ist das Förderfenster<br />

eng.Anträgekönnen nur bis<br />

zum 30.November gestellt werden.“<br />

Hilmes stuft esauch als positiv ein,<br />

dass sowohl die Investitions- als<br />

auch die Innovationsförderung keine<br />

der sonstüblichen Beschränkungen<br />

bei den Unternehmensgrößen<br />

vorsehen. Die Wirtschaftsförderung<br />

des Landkreises hat inVerbindung<br />

mit dem Sonderförderprogramm<br />

eine Offensive gestartet, um jedem<br />

interessierten Antragsteller schnell<br />

und praxisbezogen beratend und<br />

auch bei der Antragstellung begleitend<br />

zurSeite zu stehen.<br />

Nähere Informationen finden<br />

sich auf www.wirtschaftsfoerderung.grafschaft-bentheim.de.<br />

Die<br />

Wirtschaftsförderungdes Landkreises<br />

steht unterTelefon 05921962300<br />

und E-Mail wifoe@grafschaft.de zur<br />

Verfügung.<br />

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es um individuelle transportunterstützende<br />

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den Schwerlast-Transport geht. Das gesamte<br />

Engineering und die Fertigung erfolgen nach<br />

den Qualitätsmaßstäben der ISO 9001:2015.<br />

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Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

11<br />

Zupacken und Lösungen finden!<br />

In der Kriseist entschlossenes, unternehmerischesHandeln gefragt<br />

VON<br />

CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN<br />

OSNABRÜCK „Beispiellose Herausforderung“<br />

–„größteKrise seitEnde des<br />

Zweiten Weltkriegs“ –imUmgang<br />

mit Coronaherrscht kein Mangel an<br />

Superlativen. Meist betonen sie das<br />

Bedrohliche derSituation,selten die<br />

möglichen positiven Aspekte. Dabei<br />

könnte Corona –wie viele Krisen –<br />

auch als reinigendes Gewitter betrachtet<br />

werden. Ein Gewitter, eine<br />

Herausforderung,der manimIdealfall<br />

mit mutigem, unternehmerischem<br />

Handeln begegnet. Drei Entrepreneure<br />

berichten,wie ihrUnternehmen<br />

mitCorona erfolgreich weiterarbeitet.<br />

André Scheer ist Geschäftsführer<br />

von VIROOsnabrück. Das internationale<br />

Ingenieurbürohat sichauf Projektmanagement<br />

und Engineering<br />

spezialisiert.Viroentwickelt, projektiert<br />

und realisiert komplexe Projekte<br />

fürden Maschinen- und Anlagenbau,<br />

die Automobil- sowie die Halbleiterindustrie.<br />

DieKundenpaletteist breit<br />

gestreut. So liefern die Osnabrücker<br />

auchLösungenfür denFlugzeugbau,<br />

denEnergiesektor,die Lebensmittelbranche<br />

oderdie Schifffahrt.<br />

AndréScheer: „Als Coronabei uns<br />

akut wurde, haben 95 Prozent unsererknapp<br />

1000 Mitarbeiter für circa<br />

drei Monate aus dem Home-Office<br />

gearbeitet. Wir warendarauf bestens<br />

vorbereitet,weil wir unsereinternen<br />

IT-Strukturen schon im Vorfeldnach<br />

Arbeitsplatzverlegung:DieHerausforderung„HomeOffice“ wurde in derRegionmehrheitlichgutgelöst.<br />

strengen ISO-Normen zertifizieren<br />

ließen.Zielwares,unsereMitarbeiter<br />

innerhalb von 48 Stunden ohne Produktivitätseinbußen<br />

von einem anderenStandortaus<br />

einsetzen zu können.“<br />

DieMitarbeiternutzen lautScheer<br />

im Home-Office einen PC oder einen<br />

Laptop, sie sind über eine sichere<br />

VPN-Verbindung mit dem Firmennetzwerk<br />

verbunden. Sensible Kundendaten<br />

sind nicht gefährdet. In der<br />

Krise habe derschnelle Wechselbestens<br />

funktioniert, berichtet der VI-<br />

RO-Geschäftsführer: „Es gab keinen<br />

Einbruch, die Kommunikation über<br />

Videokonferenzen funktionierteausgezeichnet.Faktisch<br />

gab es kaumAbweichungen<br />

zum normalen Büroalltag.“<br />

Mittlerweile sind drei Viertel<br />

der Mitarbeiter des Unternehmens<br />

wieder indie Büros zurückgekehrt.<br />

Alle Projekte werden unter Volldampf<br />

vorangetrieben. Dazu gehört<br />

auch derUmzuganden neuen Standort<br />

inDissen. Dort hat VIRO ein innovatives,neuesRaumkonzept<br />

realisiert.<br />

Die Mitarbeiter werden keine<br />

festen Arbeitsplätze haben. Es gibt<br />

einen zentralen, großen Cafébereich<br />

alsBegegnungsort.<br />

Scheer zieht einpositives Resümee<br />

der letzten Monate: „Corona hat gezeigt,dass<br />

wir mitunsererzertifizierten<br />

IT-Struktur optimal aufgestellt<br />

waren. Das war aber auch der Anspruch.<br />

Auf den Lockdown können<br />

wir positiv zurückblicken. Unsere<br />

Performance hatdarunter auf keinen<br />

Fall gelitten.“<br />

Eine ganz andere Geschichte hat<br />

Christian Kürzel zu erzählen. Erist<br />

Geschäftsführer des Unternehmens<br />

„August Bruns“ inBerge, das seit 25<br />

Jahren energieoptimierte Holzhäuser<br />

baut. Seit 2015 baut Kürzel ein<br />

Foto:iStock<br />

zweitesStandbeinfür sichund seine<br />

Mitarbeiter auf.„Ein Kunde batuns,<br />

einen Sichtschutz für seine Mülltonnen<br />

zu entwickeln“, erinnert ersich.<br />

Das war die Initialzündung für eine<br />

ganze Paletteankleineren Holzkonstruktionen<br />

wie Hochbeeten, Pflanzkästen<br />

und Gartenmöbeln, die man<br />

zunächstals willkommenen Lückenfüller<br />

zwischen den großen AufträgenimHausbau<br />

ansah.<br />

Kürzel und seine Mitarbeiter verwenden<br />

Douglasienholz aus der<br />

Rhönfür ihreProdukte.Sie bauensie<br />

auf Bestellung mit individuellen Maßen.<br />

Die Kunden kommen schwerpunktmäßig<br />

aus Berlin, Hamburg,<br />

Süddeutschland, auch aus der<br />

Schweiz und Luxemburg. Verkauft<br />

wird ausschließlich im Direktvertrieb<br />

über die eigene Internetseite<br />

binnen.markt. Jahr für Jahr wuchs<br />

derneueGeschäftszweig um 30 Prozent.<br />

Kürzel dachte schon darüber<br />

nach, irgendwann keine Häuser<br />

mehr zu bauen. Dann kam Corona.<br />

„Viele Konsumkanäle waren geschlossen“,<br />

sagt der Unternehmer:<br />

„Die Menschen konzentrierten sich<br />

aufden heimischen Garten, sie wollten<br />

sich dort schöner einrichten. Das<br />

führte bei uns zu einer Sonderkonjunktur.<br />

Der Umsatz stieg im Vergleich<br />

zum Vorjahr um zwei Drittel,<br />

fürdas Gesamtjahrerwarten wireine<br />

Verdopplung.Wir haben deshalb die<br />

Entscheidung vorgezogen, uns nur<br />

noch auf dieses Geschäft zukonzentrieren.“<br />

Dassman in Krisenzeiten auchein<br />

wenig Glück haben muss, zeigt das<br />

Beispiel von Jacob Bussmann. Er ist<br />

Vorstandsvorsitzender der Osnabrücker<br />

Firma SeedForward. Deren<br />

Kerngeschäftist derVertriebvon biobasierten<br />

Beizmitteln an Saatgutzüchterund<br />

-händlerinDeutschland<br />

und verschiedenen europäischen<br />

Nachbarländern. „Imletzten Jahr haben<br />

wir darüber an die100000 Hektar<br />

bedient“, sagtBussmann: „Unsere<br />

Beizmittel könnteman auch alsBiostimulanzien<br />

bezeichnen. Mit unseren<br />

Produktennutzen wir genetische<br />

Potenziale von Saatgut und Pflanze.<br />

DasWurzelwachstum unddie Keimkraft<br />

werden gestärkt. Unser Qualitätsanspruch<br />

ist, dass wir uns am<br />

Markt durchsetzen, weil unsere Produkte<br />

funktionieren.“ Im Frühjahr<br />

seieseine engeKiste für sein Unternehmen<br />

gewesen, berichtetder Chef<br />

von SeedForward. Covid seikurzvor<br />

dem Ende der Maissaison gekommen.<br />

„Wenn der Lockdown ein bis<br />

zwei Monate früherverhängt worden<br />

wäre, hätten wir in der Rohstoffbeschaffung<br />

und Auslieferung vor logistischen<br />

Herausforderungen gestanden“,<br />

sagt er: „Glücklicherweise warenunsereLager<br />

aber gefüllt, alsder<br />

Lockdownkam unddie Speditionen<br />

haben nach wie vor ausgeliefert. Aufgrund<br />

dieser Erfahrung haben wir<br />

unsere Lagerbestände für die kommende<br />

Saisondeutlichaufgestockt.“<br />

In der Landwirtschaftwird immer<br />

gesät, entsprechend gab es für Seed-<br />

Forwardinder Saison dannnur wenige<br />

Einschränkungen durch Corona.<br />

Zudem funktionierte die digitale<br />

Zusammenarbeit über Microsoft<br />

Teams und auf Basis eines neuen<br />

ERP-Systems reibungslos. „Als wir<br />

dann wieder zusammenimOsnabrücker<br />

Innovationszentrum im Büro<br />

sitzen konnten, haben sich aber doch<br />

alle gefreut“, so Bussmann. Auch im<br />

Kontakt zu Kunden und Forschungspartnern<br />

fehlt ihmder direkte Draht.<br />

In der Corona-Krise seien nur noch<br />

digitale Meetings möglich gewesen.<br />

Das werdein<strong>Teil</strong>en wohl auch noch<br />

eine Weile so bleiben. Bussmann:<br />

„Ich habe festgestellt, dass das den<br />

Vorteil mit sich bringt, dass man<br />

deutlich fokussierter in der Arbeitist.<br />

Auf deranderen Seite machtman Geschäfte<br />

aber immer mit Menschen.<br />

Diese persönliche Ebene ist wichtig<br />

und die fehlt im Moment.“<br />

Einrichtungslösungen<br />

für moderne Arbeitswelten<br />

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12<br />

Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

Unabhängigvonder Hotelbuchungslage:WeraufeinemCampingplatzübernachtet,agiertmeistensautark–das istgeradeinZeiteneiner weltweiten PandemieeingewichtigerVorteil.<br />

Fotos:AlfseeGmbH<br />

„Das Camping ist ganz klar ein<br />

absoluter Gewinner der Krise“<br />

Sonja Glasmeyer, Chefin der FerienanlageamAlfsee, erwartet im Gesamtjahr deutliche Verluste,hofft aber auf 2021<br />

VON<br />

CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN<br />

DerCampingplatzamAlfseeist gutbelegt.<br />

RIESTE Wenn Sonja Glasmeyer zurückblickt,<br />

wirkt sie immer noch<br />

ungläubig. „Wenn Sie mich das im<br />

Juni gefragt hätten“, sagt sie mehrfach<br />

im Gespräch. Seit Januar <strong>2020</strong><br />

ist die 49-jährige Volljuristin und<br />

Diplomkauffrau Geschäftsführerin<br />

der Alfsee GmbH in Rieste. Auf insgesamt<br />

18 Hektar Fläche betreibt<br />

das Unternehmen neben einem<br />

Fünf-Sterne-Campingplatz ein<br />

Drei-Sterne-Hotel, eine Ferienhausanlage,<br />

16 Ferienappartements, das<br />

Themenressort „Germanenland“<br />

mit 30 Mobilheimen, ein Saunaland,<br />

das Restaurant-Café „Alfsee-<br />

Piazza“, zwei Bistros, einen Imbiss<br />

und einen Supermarkt. „Wenn wir<br />

ausgebucht sind, halten sich zeitgleich<br />

2500 Menschen auf unserem<br />

Gelände auf“, so Glasmeyer.<br />

Am 17. März <strong>2020</strong> musste sie<br />

sämtliche Betriebe schließen. Fast<br />

alle Mitarbeiter blieben zu Hause.<br />

NurinVerwaltung, Bauhof und Geschäftsführung<br />

gab es eine Notbesetzung.<br />

Zum Glück habe es mit<br />

dem Kurzarbeitergeld hervorragend<br />

geklappt, erinnertsich die Geschäftsführerin.<br />

Der Bescheid der<br />

Agentur für Arbeit sei sehr schnell<br />

gekommen. Ab dem 21. März gab es<br />

auch keine Dauercamper mehr auf<br />

dem Gelände. Erlaubt waren nur<br />

noch Geschäftskunden im Hotel,<br />

die hatten ihre Buchungen aber fast<br />

alle storniert. Auch das Hotel blieb<br />

geschlossen. „Besonders bitter war<br />

für mich der 1. April, an dem wir<br />

eigentlich das 40-jährige Jubiläum<br />

des Alfsees begehen wollten“, sagt<br />

Glasmeyer: „So einen Komplettstillstand<br />

hat esinder gesamten Zeit,<br />

die der Betrieb besteht, noch nie gegeben.“<br />

Der Geschäftsbetrieb ruht, die<br />

Kosten laufen weiter. Doch staatliche<br />

Corona-Hilfen konnte das Touristikunternehmen<br />

nicht in Anspruch<br />

nehmen. Gesellschafter der<br />

Alfsee GmbH sind die Samtgemeinde<br />

Bersenbrück (94,9 Prozent) und<br />

der Landkreis Osnabrück (5,1 Prozent).<br />

Um Anspruch auf Corona-<br />

Hilfen zu haben, muss ein Unternehmen<br />

aber zu mindestens 50 Prozent<br />

in Privatbesitz sein. Den Lockdown<br />

überstand das Unternehmen<br />

mithilfe von Liquiditätsreserven,<br />

die man für die Endfinanzierung<br />

des Großbauvorhabens „Germanenland“vorgehalten<br />

hatte. „Zum 1.<br />

April –also mitten im Lockdown –<br />

haben zudem fast alle unserer 380<br />

Dauercamper ihren Jahresbeitrag<br />

voll bezahlt“, berichtet die Geschäftsführerin<br />

nicht ohne Stolz:<br />

„So ein Stellplatz kostet im Jahr bis<br />

zu 1650 Euro.“ Inzwischen hat die<br />

Samtgemeinde Bersenbrückaußerdem<br />

ein Gesellschafterdarlehen zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Fast zwei Monate musste Sonja<br />

Glasmeyer die Pforten der Anlage<br />

geschlossen halten. Erstam11. Mai<br />

hattesie die offizielle Genehmigung<br />

für den Neustart. „Der Campingplatz<br />

durfteaber nur zu 50 Prozent<br />

ausgelastetsein“, sagtsie: „Umdiese<br />

Zeit sind wir sonstzu100 Prozent<br />

ausgebucht. Wir mussten also der<br />

Hälfte unserer Kunden absagen.<br />

Das war gar nicht so einfach, denn<br />

es werden klare, nachvollziehbare<br />

Kriterien dafür benötigt.“ So habe<br />

man beispielsweise allen Gruppen<br />

abgesagt, weil es hier die Gefahr<br />

gab, dass zu viele Personen aus verschiedenen<br />

Haushalten zusammentreffen.<br />

Wegender Absagen musste<br />

das Unternehmen erhebliche Summen<br />

an die Gäste zurückzahlen.<br />

Zum Glück sei das ohne Reklamationen<br />

gelungen, so die Geschäftsführerin.<br />

Der Neustart war aufwendig.<br />

Glasmeyer und ihr Team mussten<br />

jeden Gast schon sieben bis zehn<br />

Tage vor der Anreise darüber informieren,<br />

wie die Coronaregeln in<br />

Niedersachsen sind. Jeder erhielt<br />

eine schriftliche Belehrung, die er<br />

unterschreiben musste. Es gab erhebliche<br />

Unterschiede zwischen<br />

den verschiedenen Bundesländern,<br />

ein Großteil der Gäste am Alfsee<br />

kommt aus <strong>Nord</strong>rhein-<strong>West</strong>falen,<br />

wo vieles deutlich lockerer gehandhabt<br />

wurde. Selbstverständlich<br />

durften Gäste nicht mit Symptomen<br />

anreisen, das gilt auch heute<br />

unverändert. Das Verständnis der<br />

Kunden sei anfangs sehr groß gewesen,<br />

erinnertsich die 49-jährige. Im<br />

Laufe der Zeit habe es leider deutlich<br />

abgenommen.<br />

Die Vorbereitungen für den Neustart<br />

hatten schon während des<br />

Lockdowns begonnen. Glasmeyer:<br />

„Wir haben Hygiene- und Anreisepläne<br />

entworfen und die Gastronomie<br />

entsprechend der Abstandsregeln<br />

umgebaut. Dabei galt es permanent<br />

auf die Rechtslage zuachten,<br />

die sich teilweise täglich änderte.<br />

Beispielsweise hießesbeim Neustart,<br />

dass man 50 Prozent der<br />

freien Plätze vergeben dürfe. Zwei<br />

Tage später wurde dies modifiziert<br />

und es hieß, dass nur 50 Prozent der<br />

gesamten Plätze vergeben werden<br />

dürfen. Hierbei zählten die Dauerstellplätze<br />

mit.“<br />

Die Geschäftsführerin der Alfsee<br />

GmbH verweist darauf, dass es auf<br />

dem Campingplatz eigene Sanitäranlagen<br />

für die Dauercamper gibt.<br />

Zudem seien ausreichende Abstände<br />

jederzeit gewährleistet. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass es hier zu<br />

einer Infektion komme, sei sehr gering.<br />

„Bis jetzt ist mir in ganz<br />

Deutschland nicht ein einziger Fall<br />

einer Infektion auf einer Campinganlage<br />

bekannt“, argumentiert sie.<br />

Allerdings würde sie persönlich<br />

nicht mit den Verantwortlichen in<br />

der Politik tauschen wollen. Es sei<br />

sehr schwer,ineiner solchen Situation<br />

sachgerechte Entscheidungen<br />

zu treffen.<br />

Nachdem der Betrieb unter den<br />

neuen Bedingungen wieder hergestellt<br />

war, entwickelte sich das Geschäft<br />

mit einer Dynamik, die keiner<br />

erwartet hatte. „In den Sommerferien<br />

wurden wir regelrecht<br />

überrannt“, beschreibt Sonja Glasmeyer<br />

die Situation. Manchmal sei<br />

man morgens ins Büro gekommen<br />

und habe 300 neue E-Mails vorgefunden.<br />

Nach getaner Arbeit am<br />

Abend seien es dann immer noch<br />

280 gewesen. Telefonisch sei das<br />

Büro zwei Wochen lang kaum noch<br />

erreichbar gewesen, weil pro Stunde<br />

um die 180 Anrufe eingingen.<br />

Für die Mitarbeiter in der Rezeption<br />

und der Gastronomie war der<br />

Boom eine große Herausforderung.<br />

Zudem mussten sie rund um die<br />

KOMPETENZZENTRUM TOURISMUS<br />

Schnelle Erholung?<br />

Laut der aktuellen<br />

„Recovery-Check“<br />

Analyse desKompetenzzentrums<br />

Tourismus desBundesinSalzgitter<br />

erholt<br />

sich der Binnentourismusdeutlich<br />

schneller und<br />

stärker als der internationale<br />

Tourismus.Das<br />

internationale<br />

Geschäft sei<br />

voneiner deutlich<br />

volatileren Entwicklung<br />

geprägt,heißt<br />

es. Die Analyse sei<br />

eine Momentaufnahme<br />

auf Basis<br />

der geltenden<br />

Lockerungen,<br />

Grenzöffnungen<br />

und Aufhebungen<br />

vonReisewarnungen,<br />

so die Meldung<br />

desKompetenzzentrums.ImbestenFall<br />

könnten bis<br />

Ende <strong>Oktober</strong> diesesJahres<br />

demnach<br />

bereits70Prozent<br />

desUmsatzes<br />

von2019 erreicht<br />

werden, waseinem<br />

deutlichen Anstieg<br />

gegenüber der erstenJahreshälfte<br />

entspreche.„In diesemoptimistischen<br />

Szenario wirdsich<br />

der Binnentourismus<br />

bis zum 1. Mai<br />

Uhr mit Maske arbeiten. Durch die<br />

vielen Camping-Gäste war das Restaurant<br />

durchgehend ausgebucht,<br />

wegen der Abstandsregeln allerdings<br />

nicht voll besetzt. „Der Badesee<br />

musste den Zugang im Sommer<br />

beschränken“, erzählt die Geschäftsführerin:<br />

„Das führte zu<br />

morgendlichen Schlangen von bis<br />

zu 300 Metern Länge der Menschen,<br />

die für eine Badeseekarte anstanden.<br />

Das Camping istganz klar<br />

ein absoluter Gewinner der Krise.<br />

Für diesen Geschäftsbereich gehe<br />

ich davon aus, dass wir trotz des<br />

Lockdowns das Vorjahresergebnis<br />

erreichen werden.“<br />

Allerdings erwirtschaftet das<br />

Unternehmen mit dem Campingplatz,<br />

nur etwa ein Drittel seiner<br />

Umsätze. Zum Stichtag 30. September<br />

liegeman beim Umsatz im gastronomischen<br />

Bereich um 40 Prozent<br />

unter den Vorjahreswerten, erklärtGlasmeyer:<br />

„Es istunmöglich,<br />

die Kosten im gleichen Maßzusenken.<br />

Allein im Saunaland verbuchen<br />

wir einen Umsatzrückgang<br />

um 70 Prozent.“<br />

Die gastronomischen Betriebe<br />

und das Saunaland sind ihre Sorgenkinder.<br />

Immerhin liegt man<br />

bei Mietwohnwagen, Appartements<br />

und Miethäusern leicht im<br />

Plus gegenüber 2019. Die Vermietungssituation<br />

hat sich deutlich<br />

besser entwickelt als erwartet.<br />

„Zusammenfassend kann man<br />

festhalten, dass wir im Gesamtjahr<br />

deutliche Verluste einfahren<br />

werden“, stellt die Ökonomin fest:<br />

„Weil der Deutschlandtourismus<br />

von der Krise profitieren wird,<br />

hoffen wir aber darauf, dass diese<br />

sich imkommenden Jahr aufholen<br />

lassen. Für die Herbstferien<br />

sind wirimCamping fastvollständig<br />

ausgebucht. Zudem hoffenwir<br />

auf weitere Gäste im November<br />

und Dezember. Dann müssen wir<br />

sehen, wie wir über den Winter<br />

kommen.“<br />

2021vollständig erholen“,<br />

heißt es weiter.<br />

Ein vorsichtigeresSzenario<br />

sieht<br />

vor, dasserstab<br />

dem 1. Juli 2021wieder<br />

100Prozent des<br />

Umsatzniveaus von<br />

2019 erreicht werden.<br />

Im schlechtestenFall<br />

könne dies<br />

aber auch bis Ende<br />

2022dauern. Die<br />

vollständigeErholung<br />

desinternationalen<br />

Tourismus erwarten<br />

die Experten<br />

im Rahmen eines<br />

pessimistischen<br />

Szenarioserstim<br />

Sommer 2024.


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14<br />

Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

„Das kommende Jahrwird<br />

herausfordernder als <strong>2020</strong>“<br />

Profiteureund Leidtragende der Pandemie eint die Sorge um die nähereZukunft<br />

VON<br />

CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN<br />

OSNABRÜCK Landtechnik, Kunststoffverarbeitung,<br />

Möbelbau –drei<br />

Branchen von Gewicht in der Region<br />

Weser-Ems. Wie bewältigen<br />

die Unternehmen dieser Sektoren<br />

die durch die Corona Pandemie veränderten<br />

Rahmenbedingungen?<br />

Konnten sie ihren Geschäftsbetrieb<br />

durchgängig aufrechterhalten?<br />

Müssen sie empfindliche Umsatzeinbußen<br />

hinnehmen? Vertreter<br />

von Unternehmen, Verbänden und<br />

aus der öffentlichen Verwaltung berichten<br />

von ihren Erfahrungen und<br />

Strategien.<br />

„Die Kunststoffbranche ist sehr<br />

unterschiedlich von der Krise betroffen“,<br />

erklärt Dr. Thorsten Heilker<br />

von der Wirtschaftsförderung<br />

des Landkreises Grafschaft Bentheim:<br />

„Einige Unternehmen haben<br />

die Produktion fast komplett zurückgefahren,<br />

das betrifft zum Beispiel<br />

die Autozulieferer. Bei anderen<br />

stieg die Nachfragean, hier wäre<br />

beispielsweise die Medizintechnik<br />

zu nennen.“ Insgesamt habe die<br />

Corona-Zeit aber gezeigt, dass<br />

Kunststoffein wertvoller Werkstoff<br />

sei, der bei der Überwindung einer<br />

Krise helfen könne. Er werde beispielsweise<br />

für die Produktion von<br />

Masken, Plexiglasscheiben, Behältern<br />

für Desinfektionsmittel oder<br />

Beatmungsgeräten benötigt.<br />

Die Schweizer Utz-Gruppe produziert<br />

am Standort Schüttorf<br />

Kunststoffbehälter. Ihre Spezialität<br />

sind individuelle Kundenlösungen.<br />

Laut Rüdiger Köhler,Geschäftsführer<br />

der Schüttorfer Georg Utz<br />

GmbH, wächstderzeit die Nachfrage<br />

nach den Produkten der Firmengruppe,<br />

die Auslastung nehme zu.<br />

„Die Unternehmen scheinen mehr<br />

Mut zubekommen. Ich bin recht<br />

optimistisch für die Zukunft“, sagt<br />

Köhler: „Allerdings erwarte ich für<br />

Januar und Februar eine schwierige<br />

Phase. Das Thema Corona wird<br />

„Ich bin recht<br />

optimistisch<br />

für die<br />

Zukunft.“<br />

Rüdiger Köhler,GeschäftsführerGeorgUtz<br />

GmbH<br />

EinBlickindieProduktiondesGeorgsmarienhütterMöbelproduzentenWiemann.<br />

AufKurs: DerLandtechnikherstellerAmazoneaus Hasbergen-Gastehofft, ausdemaktuellenJahrmiteinemleichtenUmsatzzuwachsimVergleichzu2019zukommen.<br />

noch nicht gelöst sein. Und dann<br />

gibt es ja auch noch den Brexit und<br />

den Handelsstreit zwischen China<br />

und den USA. 2021 wird herausfordernder<br />

als <strong>2020</strong>.“<br />

Dabei waren die letzten Monate<br />

auch nicht einfach. Als der Lockdown<br />

verhängt wurde, richtete<br />

Köhler eine unternehmensinterne<br />

Task Force aus Geschäftsführung,<br />

Betriebsrat, Personalleitung und<br />

Gesundheitsmanagement ein. Die<br />

Mitarbeiter wurdensoweit möglich<br />

ins Home-Office geschickt. Das<br />

klappte auch deshalb sehr gut, weil<br />

der Konzern 2019 ein Projekt unter<br />

dem Titel „alternierende Telearbeit“<br />

durchgeführt hatte. Die<br />

Strukturen für die Arbeit von zu<br />

Hause waren also angelegt. Die Produktion<br />

lief zunächst weiter. Aufgrund<br />

von Problemen mit der Logistik,<br />

sowie Auftragskürzungen,<br />

Stornierungenund Verschiebungen<br />

von Kunden aus der Automobilbranche<br />

musste der Geschäftsführer<br />

im April dann aber doch Kurzarbeit<br />

anmelden. Aus Firmenmitteln<br />

stockte er den Betrag um zehn<br />

Prozent auf.<br />

Über eine für alle Beteiligten<br />

überraschende und erfreuliche Entwicklung<br />

berichtet Markus Wiemann<br />

aus der Möbelbranche. Er ist<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Oeseder Möbel-Industrie Mathias<br />

Wiemann GmbH &Co. KG und<br />

Vorsitzender des Verbands der<br />

Deutschen Wohnmöbelindustrie<br />

(VdDW) inHerford. „Aktuell verzeichnet<br />

die Einrichtungsbranche<br />

insgesamt eine mehr als ordentliche<br />

Auftragslage“, so Wiemann:<br />

„ImSommer macht unsere Branche<br />

Foto:JörnMartens<br />

normalerweise wenig Geschäft. Im<br />

Moment ist der Auftragseingang<br />

aber so groß, dass wir mit der Produktion<br />

nur schwer nachkommen.“<br />

Während des Lockdowns seien<br />

die Menschen zwangsläufig zuhause<br />

geblieben. Sie hätten kaum Geld<br />

für Urlaub und Freizeit ausgegeben.<br />

Als dann die Lockerung kam, seien<br />

zwei Dinge zusammengetroffen: es<br />

war Geld da und die Menschen hatten<br />

das Bedürfnis, sich neu einzurichten.<br />

Mit der Wiedereröffnung<br />

der Möbelhäuser habe es ad hoc<br />

eine starkeNachfragegegeben. Der<br />

lang anhaltende Nachholeffekt sei<br />

in seiner Ausprägung sicher nicht<br />

vorhersehbar gewesen.<br />

Aktuell laufe der Bereich Küchen<br />

sehr gut, Zuwächse gebe es aber<br />

auch im Auftragseingang bei Polster-<br />

und Kastenmöbeln. „Wir können<br />

uns als gesamte Einrichtungsbranche<br />

über die Entwicklung<br />

glücklich schätzen“, freut sich der<br />

Möbelbauer: „Beim Auftragseingang<br />

sind wir mit unserem eigenen<br />

Unternehmen kumuliert im Plus<br />

gegenüber 2019. Das in die Bücher<br />

zu bekommen, ist aber noch eine<br />

andere Sache. Die knapp vier Wochen<br />

Produktionsausfall holt man<br />

nicht auf. Umsatzseitig werden wir<br />

wohl kaum die Vorjahreswerte erreichen.“<br />

Insgesamt sei man noch<br />

ein gutes Stück von der Normalität<br />

entfernt. Mittelfristig erwartet der<br />

VdDW-Vorsitzende außerdem viele<br />

Probleme in der Wirtschaft, es werde<br />

Entlassungen geben, die Kaufkraft<br />

werde sinken. „Allerdings<br />

ging es den Möbelbauern in Krisenjahren<br />

meist nicht schlecht. Die<br />

Menschen ziehen sich in ihren<br />

häuslichen Rahmen zurück.“<br />

Für den Fachverband Landtechnik<br />

im Frankfurter Verband Deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenbau<br />

VDMA bezieht dessen Sprecher<br />

Christoph Götz Stellung. „Insgesamt<br />

ist die Landtechnikindustrie<br />

im VDMA in <strong>2020</strong> einer der Stabilitätsanker“,<br />

gibt er zu Protokoll:<br />

„Die Endkundennachfrage ist sehr<br />

stabil, entsprechend verlässlich ist<br />

die Investitionsbereitschaft der<br />

Landwirte. Und der Handel bestellt.<br />

Wir sehen aktuell keine Coronaeffekte,<br />

die dramatisch wären.<br />

Für das Gesamtjahr <strong>2020</strong> erwarten<br />

wir Umsätze auf dem hohen Niveau<br />

des Vorjahres. In Deutschland wurde<br />

2019 Landtechnik im Volumen<br />

von 8,6 Milliarden Euro hergestellt.<br />

Drei Viertel davon ging in den Export.“<br />

Die Situation bei den Erzeugerpreisen<br />

sei relativ stabil, erklärt<br />

er weiter.Die Branche sei systemrelevant.<br />

Die Landwirtschaft stelle<br />

keine Luxusgüter her, sie sichere<br />

den Grundbedarf. Es habe keine<br />

wesentlichen Rückgänge bei den<br />

Verbrauchern gegeben.<br />

René Hüggelmeier, Leiter Personal<br />

und Recht des Landtechnikherstellers<br />

Amazonen-Werke aus Hasbergen-Gaste,<br />

ergänzt das Bild. „Im<br />

Frühjahr hatten wir zunächst Sorge,<br />

obunsere Lieferketten halten“,<br />

sagt Hüggelmeier: „Wir konnten<br />

aber durchgehend produzieren.<br />

Unser Auftragseingang ist positiv.<br />

Für das Gesamtjahr zeichnet sich<br />

im Moment sogar ein leichter Umsatzzuwachs<br />

gegenüber 2019 ab.“<br />

Als Reaktion auf die Pandemie wurden<br />

Dienstreisen bei Amazone auf<br />

ein Minimum reduziert. Stattdessen<br />

setzt man auf Videokonferenzen.<br />

René Hüggelmeier glaubt, dass<br />

dieses Hilfsmittel auch nach Corona<br />

stärker zum Einsatz kommen<br />

wird.<br />

Ein <strong>Teil</strong> der Mitarbeiter arbeitet<br />

im Home-Office. Fürdie Besetzung<br />

im Büro wurden feste Teams gebildet,<br />

die sich nicht begegnen. Hüggelmeier<br />

ist auch Mitglied eines<br />

dreiköpfigen Gremiums, das die<br />

NachrichtenlagezuCoronapermanent<br />

verfolgtund kurzfristig Änderungen<br />

in der Planung vornimmt.<br />

Es sei vorgekommen, dass man<br />

Mitarbeiter auf dem Weg zum<br />

Flughafen gestoppt habe, berichtet<br />

er und erklärt nicht ohne Stolz:<br />

„Bei 1850 Mitarbeitern weltweit<br />

hatten wir bislang nur zehn Infektionen.<br />

Es waren aber keine Infektionsketten<br />

auf die Firma zurückzuführen.“<br />

„Umsätzeauf<br />

dem hohen<br />

Niveaudes<br />

Vorjahres.“<br />

Christoph Götz,<br />

Sprecher desVDMA<br />

Foto:Amazone


Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

15<br />

Zufrieden und<br />

zuversichtlich<br />

Hoff-Gruppekommt gut durch die Corona-Zeit<br />

Derneue HauptsitzderOsnabrückerVolksbank,das „Winkelhaus“,konnteMitteSeptemberübergebenwerden.<br />

GRONAU Zufrieden und zuversichtlich<br />

–solautetauf Nachfragedie aktuelle<br />

Gefühlslage bei der Unternehmensgruppe<br />

Hoff,die als Architektur-/Ingenieurbüro,<br />

Projektentwickler<br />

und Schlüsselfertigbauer<br />

Gewerbeimmobilien plant und erstellt.<br />

Das Familienunternehmen<br />

aus Gronau (<strong>West</strong>f.) ist gut durch<br />

die zurückliegenden Monate gekommen,<br />

da die Arbeiten für laufende<br />

Projekte nahezu störungsfrei<br />

weitergehen konnten. Die Auftragslage<br />

lässt zudem zuversichtlich bereits<br />

ins neue Jahr blicken.<br />

Aufatmen in Osnabrück: Die<br />

Volksbank Osnabrück konnte<br />

pünktlich ihren neuen Hauptsitz<br />

im architektonisch markanten<br />

„Winkelhaus“ beziehen, einer Hoff-<br />

Projektentwicklung.Mit dem gebotenen<br />

Abstand fand Mitte September<br />

die offizielle Schlüsselübergabe<br />

im kleinen Kreis statt.<br />

Persönliche „Begegnungen“ finden<br />

weitgehend mittels digitaler<br />

Technik statt, die auch vor der Pandemie<br />

schon eingesetzt wurde. So<br />

sind Videokonferenzen mit Geschäftspartnern<br />

oder Kollegen an<br />

der Tagesordnung, Kollegen können<br />

flexibel ins Homeoffice wechseln,<br />

und die interne Kommunikation<br />

erfolgtwie bisher auf den digitalen<br />

Plattformen.<br />

Einschränkungen gibt es vor allem<br />

im persönlich-direkten Umgang,dadie<br />

notwendigen Hygieneregeln<br />

viele Aktionen derzeit aufs<br />

Foto:HoffUnternehmensgruppe<br />

Eis legen. Corona hat gezeigt, wie<br />

selbstverständlich im Hoff-Team<br />

gemeinschaftliche Aktionen wie<br />

After-Work-Treffen, Sport-Wettbewerbe,<br />

Jubiläumsfeiern und andere<br />

Rituale sind. Insgesamt habe<br />

man einen guten Mittelweg gefunden,<br />

so Geschäftsführer Ingo Hoff,<br />

um die gebotene Vorsicht im<br />

Arbeitsalltag walten zu lassen, wobei<br />

das Motto für die kommenden<br />

Monate ganz klar laute, wachsam<br />

zu bleiben. (pm)<br />

Vertrauen in Medien<br />

Menschen fühlen sich gut informiert<br />

VON JENNY HAGEDORN<br />

MÜNSTER Die Zahlen sprechen eine<br />

deutliche Sprache: Die klassischen<br />

MediensindinKrisenzeitendiewichtigsten<br />

Informationsvermittler. 38<br />

Prozent der Münsterländer nutzen<br />

täglich die Lokal- oder Regionalzeitung,<br />

umsich über Gesundheitsthemen<br />

zu informieren. Auch das Fernsehen(58<br />

Prozent) und dasRadio (40<br />

Prozent) trugen dazu bei, die Menschen<br />

mit Infoszuversorgen.<br />

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen<br />

Umfrage, die das Institut<br />

für Kommunikationswissenschaft<br />

der <strong>West</strong>fälischen Wilhelms Universität<br />

Münster (WWU) bereits im Mai<br />

durchführte –einer Zeit, in der sich<br />

die Situation durchInfektionszahlen,<br />

Schließungen von Schulen,Kitasund<br />

anderen Einrichtungen fast täglich<br />

änderte. Insgesamt fühlte sich die<br />

Mehrheit über Gesundheitsthemen<br />

informiert und war zufrieden mit<br />

dem Medienangebot. Über 80Prozent<br />

fanden dieBerichterstattungzu<br />

Corona nachvollziehbar.Drei Viertel<br />

nahmen die Inhalte als kompetent<br />

wahr,jeweils knappzweiDrittel hielten<br />

sie für ausgewogen und vertrauenswürdig.<br />

„Die Informationsangebote von<br />

Zeitungen,Radio und Fernsehen waren<br />

gerade inder Anfangsphase der<br />

Corona-Pandemie eine wichtige und<br />

vertrauenswürdige Quelle. Während<br />

der Corona-Krise bestehtgenerellein<br />

sehr hoher Bedarf anverlässlichen<br />

Nachrichten,weilallewenig über die<br />

Risiken und Folgen von Corona wissen<br />

konnten“, weiß Professor Dr.<br />

Bernd Blöbaum: „Gerade die Regionalzeitung<br />

mit ihren vielfältigen lokalen<br />

und regionalenInformationen<br />

haben sich für die Menschen im<br />

Münsterland als sehr wichtiges Medium<br />

erwiesen, das relevante und<br />

glaubwürdige Inhalte vermittelt“, ergänzt<br />

der Geschäftsführende Direktor<br />

des Instituts für Kommunikationswissenschaft.<br />

Und, die Regionalzeitungen hätten<br />

ihre Aufgabe gut gemacht: „Von Ausnahmen<br />

abgesehen haben die Medien<br />

in meiner Wahrnehmung die<br />

Herausforderungen dieser Krisensituation<br />

gut gemeistert. Nachdemam<br />

Anfang vor allem medizinische Fragendie<br />

Berichterstattungbeherrschten,<br />

hat sich das Feld später enorm<br />

erweitert. Wirtschaftliche, politische,<br />

soziale, kulturelle, aber auch psychische<br />

Folgen der Pandemie erfahren<br />

große mediale Aufmerksamkeit“, so<br />

seine Einschätzung. Die Corona-Krise<br />

habe die Bedeutung und Leistungsfähigkeit<br />

von professionellen<br />

journalistischen Beiträgen, die von<br />

kompetenten Redaktionen veröffentlicht<br />

werden, unter Beweis gestellt.<br />

„Dieses Vertrauen müssen sich die<br />

Medien durch kompetente Berichterstattung<br />

sicher immer wieder neu<br />

verdienen.“Solide, professionelleBerichterstattung<br />

auf Basis von journalistischen<br />

Qualitätsstandards sei die<br />

beste Strategie, um der Verbreitung<br />

von Fake News und Panikmache in<br />

sozialen Netzwerken vorzubeugen.<br />

LINDSCHULTEIndustrial Engineering: individuelle Anlagenplanung<br />

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In Lingen gestalten, planen und optimieren<br />

Daniel Rossmann und sein Team der<br />

LINDSCHULTE Industrial Engineering<br />

GmbH technische Anlagen aller Art. Sie<br />

sind erfahrener Ansprechpartner für individuelle<br />

Planungen sowie Konstruktionsund<br />

Berechnungsaufgaben in der Anlagenplanung.<br />

In den Bereichen Verfahrenstechnik, Anlagen<br />

und Elektro ist LINDSCHULTE Industrial<br />

Engineering breit am Markt aufgestellt,<br />

für die kommenden Jahre wird<br />

das Portfolio auf weitere Branchen ausgeweitet.<br />

Für Kunden und Auftraggeber<br />

in der Öl- und Gasindustrie sowie Petrochemie<br />

ist das Büro seit Jahren im Einsatz.<br />

Wasserstofftechnologie als<br />

neue Option<br />

Mit Wasserstoff als sauberer, sicherer<br />

und innovativer Energieoption eröffnet<br />

sich ein breites Feld für die Ingenieure<br />

von LINDSCHULTE: Die Planung und<br />

Betreuung energietechnischer Systeme,<br />

welche für die Produktion, die Speicherung<br />

und den Transport sowie die letztliche<br />

Nutzung von Wasserstoff dienen,<br />

wird kontinuierlich weiterentwickelt, um<br />

Verbesserungen hinsichtlich Energieeffizienz,<br />

Sicherheit und Wirtschaftlichkeit<br />

zu erreichen. Die Techniker und Ingenieure<br />

setzen sich intensiv mit den nötigen<br />

Materialien und Fertigungstechnologien<br />

auseinander und erarbeiten individuelle<br />

Lösungen.<br />

Technische Koordination und<br />

ganzheitliche Beratung<br />

Eine besondere Herausforderung ist<br />

aktuell eine Pilotanlage im Bereich der<br />

Wasserstoffwirtschaft. Aufgabe der<br />

LINDSCHULTE-Ingenieure ist die technische<br />

Koordination aller Gewerke und<br />

Lieferanten inklusive der ganzheitlichen<br />

Planung und Auslegung der gesamten<br />

Anlagentechnik. Dabei geht es um eine<br />

Power to Liquid-Anlage (PtL), wo aus<br />

Wasserstoff und CO2 aus einer benachbarten<br />

Biogasanlage über eine Fischer-<br />

Tropsch-Synthese ein Zwischenprodukt<br />

für grünes Kerosin hergestellt wird.<br />

Die Vielfalt bei der Bearbeitung verschiedenster<br />

Projektarten und die stets<br />

wechselnden Rahmenbedingungen erfordern<br />

ein großes Maß an Flexibilität<br />

und Einsatz -aber gerade das schafft<br />

einen besonderen Anreiz, erklärt Daniel<br />

Rossmann: „Wir müssen und dürfen uns<br />

fortlaufend auf neue Gegebenheiten einstellen.<br />

Jeder Auftraggeber hat individuelle<br />

Anforderungen und Wünsche -aber<br />

die Kombination aus bewährten Methoden<br />

und neuen Herangehensweisenführt<br />

zum Erfolg.“<br />

LINDSCHULTE<br />

Industrial Engineering GmbH<br />

Hohenpfortenweg 11|49808 Lingen<br />

Ansprechpartner: Daniel Rossmann<br />

Tel. +49 591 120795-20<br />

lingen@lindschulte.de<br />

www.lindschulte.de


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für jede Branche<br />

BRUNS+DEBRAYstellenindividuelle, ökologische Berufsbekleidung her.<br />

Mit Stoffen aus Europa.<br />

Inden 95 Jahren seit der<br />

Gründung hat sich die<br />

Firma BRUNS+DEBRAY<br />

zu einem Erfolgsunternehmen<br />

mit aktuell 20<br />

Mitarbeitern entwickelt.<br />

Kompetente, perfekt<br />

auf die jeweilige Firma<br />

und den Berufszweig<br />

zugeschnittene Beratung<br />

und eine beachtliche<br />

Auswahl an Berufs- und<br />

Imagebekleidung sowie<br />

Freizeitbekleidung zeichnet<br />

BRUNS+DEBRAY von<br />

jeher aus. Wo es früher<br />

vornehmlich darum ging,<br />

die Bergarbeiter, die unter<br />

Tage Kohle abbauten, je<br />

nach Rang standesgemäß<br />

auszustatten, so ist die<br />

Angebotspaletteheute um<br />

ein Vielfaches gestiegen.<br />

Der große Wandel vollzog<br />

sich in den 1970er-Jahren.<br />

Die Ware wurde von nun<br />

an für den Großhandel<br />

vertrieben, bis der Großhandel<br />

alles importierte.<br />

Seit knapp 40 Jahren<br />

befindet sich der Sitz der<br />

Firma in Warendorf<br />

am Hellegraben 7. Hier<br />

wird vor Ort und in den<br />

europäischenProduktionsstätten<br />

das umfassende<br />

Sortiment für Unternehmen,<br />

Dienstleister und<br />

Handwerker hergestellt.<br />

Der Schwerpunkt liegt<br />

heute auf Imagebekleidung<br />

(Corporate Fashion),<br />

individuelleBekleidungfür<br />

jede Firma, auf Wunsch<br />

mit eigenem Firmenlogo,<br />

ob gestickt oder gedruckt,<br />

die in der hauseigenen<br />

Technik designt und in<br />

der Näherei in Warendorf<br />

oder inden europäischen<br />

Produktionsstätten<br />

zugeschnittenundgefertigt<br />

werden.<br />

„Die Mitarbeiter eines<br />

Unternehmens spiegeln<br />

sich inder Kleidung wider.<br />

Wir möchten die Firmen<br />

repräsentativ aufstellen“,<br />

erörtert Geschäftsführer<br />

Guido Hilke das Konzept.<br />

Wiedererkennbarkeit und<br />

ein vorzeigbares Auftreten<br />

sind schließlich unabdingbar,<br />

wenn esdarum geht.<br />

Der äußere Eindruck spiegelt das Unternehmen wider.<br />

Unter anderem werden<br />

ebenso Arztund<br />

Pflegekleidung<br />

sowie Sicherheitsschuhe<br />

vertrieben, die in Europa<br />

hergestellt werden.<br />

Die Kleidung ist schick<br />

und modern. „Einige<br />

Artikel kann man ohne<br />

weiteres auch als Fashion<br />

Nix verpassen: BRUNS+DEBRAY auf<br />

Instagram und Facebook folgen!<br />

in der Freizeit anziehen“,<br />

bemerkt Hilkeund zeigtauf<br />

einen modisch geschnittenen<br />

Hoodie. Sie würden<br />

also nicht ausschließlich<br />

Workwear fertigen,<br />

so der Experte<br />

weiter. Auch<br />

auf<br />

Nachhaltigkeit<br />

legt die Firma<br />

großenWert.<br />

"Unsere Gewebe<br />

sind ökozertifiziert.<br />

Die Umwelt<br />

ist uns wichtig“,<br />

betont Guido Hilke.<br />

Der 54-Jährige<br />

istzudemstolz<br />

auf die Tatsache,<br />

dass 98 Prozent<br />

aller Stoffe,<br />

die sie verwenden,<br />

in Europa<br />

gefertigt werden.<br />

„Wir unterstützen<br />

die europäischen<br />

Hersteller“, betont<br />

er und sagt,gerade jetzt in<br />

Zeiten von Corona hätten<br />

sie so schnell reagieren<br />

können.<br />

"Wir reden mit den Kunden“,<br />

erklärt Hilke. Die<br />

einzelnen Betriebe würden<br />

zunächst besucht<br />

und man schaue sich ganz<br />

genau an, wo die Bedarfe<br />

seien, so der Fachmann.<br />

„Es ist ja nichtegal, obdie<br />

Arbeiter sich viel bewegen<br />

oder nicht. Beispielsweise<br />

auch, wie Umgebung am<br />

Arbeitsplatz ist, etwa wie<br />

neulich bei einem Kunden,<br />

der Autowaschanlagen<br />

betreibt, von erheblicher<br />

Bedeutung“, sagt Guido<br />

Hilke. Hier kämen dann<br />

wasserabweisende Stoffe<br />

zum Einsatz.<br />

Ebenso müsse berücksichtigt<br />

werden, ob ein<br />

Fahrer einer Spedition Gefahrengut<br />

transportiere.<br />

Die Schutzrichtlinien<br />

müssten auf jeden Fall<br />

gewährleistet sein, gibt er<br />

zu bedenken. „Wirsuchen<br />

nach individuellen Lösungen“,<br />

bemerkt Guido Hilke<br />

und fügt an, dass sie diese<br />

auch meist finden würden.<br />

Und das zu fairen Preisen.<br />

Der gelernte Industriekaufmann<br />

versteht sein<br />

Handwerk.<br />

Schließlich ist er seit<br />

34 Jahren im Team von<br />

BRUNS+DEBRAY.<br />

Es habe sich in den vergangenen<br />

Jahrzehnten so<br />

einiges getan, erzählt<br />

Guido Hilke. „Früher gab<br />

es noch „Joppen“ oder<br />

Metzger- und Eisenbahnerjacken.<br />

Jede Zunft<br />

hatte ihre Farbe und man<br />

wusste sofort Bescheid“,<br />

erinnert Hilke sich.Dann<br />

holt der Geschäftsführer<br />

einen Katalog aus den<br />

1932er-Jahren, in welchem<br />

einige der „ausgestorbenen“<br />

Modelle noch<br />

zu bewundernsind.<br />

Heutzutage, so Hilke,<br />

würde sich das Handwerk<br />

vermischen und die<br />

Bekleidung sei von der<br />

Optikmeistingrauund blau<br />

gehalten.<br />

Unter bruns-debray.de<br />

gibt es die Möglichkeit,<br />

sich noch einmal genauer<br />

über das Unternehmen<br />

zu informieren. Außerdem<br />

bietet BRUNS+DEBRAY<br />

einen Onlineshop an, hier<br />

können die selbstständigen<br />

Kunden sich ihren<br />

ganz speziellen Look aussuchen<br />

und einfach online<br />

bestellen.<br />

Hellegraben 7<br />

48231 Warendorf<br />

+49 2581 9359-0<br />

info@bruns-debray.de<br />

www.shop-bruns.de


Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

17<br />

Kreativ auf die Krise reagiert<br />

Rofa-Bekleidungswerk aus Schüttorf stellt jetzt Mundschutzmasken her<br />

SCHÜTTORF Die Coronakrise hat in<br />

derIndustrie dazugeführt, dasseinige<br />

Firmen kreativ und flexibel reagiert<br />

haben. Neben anderen produziert<br />

Rofa Bekleidungswerk aus<br />

Schüttorf nun Mundschutzmasken.<br />

Franziska Fürst vom strategischen<br />

Design- und Brandmanagement erklärtimInterviewwie<br />

es dazu kam.<br />

Rofa Bekleidungswerkist Spezialist<br />

für die Herstellungvon Arbeitsschutzkleidung(Anm.:<br />

Berufskleidung<br />

und persönlicheSchutzausrüstung<br />

(PSA)). Mitdem Beginn<br />

derCoronakrisewerden auch<br />

Mundschutzmaskenhergestellt.<br />

Wie kamesdazu?<br />

Franziska Fürst: Zu Beginn der<br />

Pandemie wurden wir vom Clemens-<br />

Hospital in Münster angesprochen,<br />

ob wir auch Mund-Nasen-Masken<br />

produzieren könnten, da auf dem<br />

Markt allgemeine Knappheit<br />

herrschte und die normalerweise aus<br />

Asien importierten Produkte, nicht<br />

verfügbarwaren. Durchdie weltweit<br />

drastisch gestiegene Nachfrage und<br />

Unterbrechung der globalen Lieferketten,<br />

wandten sich Krankenhäuser<br />

und medizinische Einrichtungen daher<br />

an regionale Textilunternehmen,<br />

um den hohen Bedarf decken zu können.<br />

Deutsche Unternehmen, darunter<br />

Rofa, reagierten schnell und so<br />

wurden bei unsdie ersten Mund-Nasen-Masken<br />

bereits im März produziert.<br />

Im Folgenden wurden dann<br />

auch lokale Apotheken bedient und<br />

viele Mund-Nasen-Masken wurden<br />

auchvon uns an verschiedene regionale<br />

Krankenhäuser und medizinische<br />

Einrichtungen zur Unterstützung<br />

gespendet.<br />

Ihr Unternehmenhat kurzfristig<br />

reagiert.Was mussteinterngeschehen,<br />

um die Produktion zu starten?<br />

Unsere fast vollstufige Produktionsstruktur<br />

–vom Faden bis zum fertigenProdukt<br />

–sichertnichtnur unsere<br />

Qualität, sondern ermöglicht uns<br />

immer flexibel zu handeln.<br />

Das heißt, Prioritäten können nach<br />

Bedarf gesetzt werden. Da wir bis<br />

heuteanunseremStandort in Schüttorf<br />

unser Gewebe selber herstellen,<br />

eine eigene Abteilung für die Produktentwicklung<br />

unterhalten und<br />

auch noch über eine Konfektionsabteilung<br />

verfügen, konnten dieseKräfte<br />

kurzfristig mobilisiert werden.<br />

Nachdem das erste Design gemäß<br />

denAnforderungenderKrankenhäuser<br />

entwickelt wurde, wurde im<br />

nächsten Schritt ein Design für den<br />

normalen Endverbraucher und Kinder<br />

verabschiedet. ImAnschluss erfolgte<br />

die Fertigung der Mund-Nasen-Masken<br />

aus unserem eigens bei<br />

Rofa hergestelltemGewebe.<br />

WarenzusätzlicheneueMaterialien<br />

erforderlich?<br />

Außer Nasenstegewurden nur Materialien<br />

eingesetzt, die wir bis dato<br />

schon verwendetund getestethatten.<br />

Auch bei den Nasenstegen wurden<br />

zunächst Wasch- und Tragetests<br />

durchgeführt, um ein einwandfreies<br />

Produkt gewährleisten<br />

zu können.<br />

Konnte diese Aufgabe mit demvorhandenen<br />

Personalaufgefangen<br />

werden?<br />

Die Produktion für die Mund-Nasen<br />

Masken hatte zudiesem Zeitpunkt<br />

Priorität und die Herausforderung<br />

konntenwir mitunseremzuverlässigen<br />

und geschulten Personal gut<br />

meistern. Auch entstand einebesondereDynamik<br />

im Team,daman gern<br />

zur Unterstützung des Pflegepersonals<br />

und zur allgemeinen Sicherheit<br />

beitragen wollte.<br />

WelcheArt vonMasken produziert<br />

ihrUnternehmen?<br />

Angefangen haben wir mit der Produktion<br />

von nichtzertifizierten<br />

Mund-Nasen-Masken für industrielle<br />

Kunden,normale Endverbraucher<br />

und Personal inmedizinischen Einrichtungen.<br />

Da wirbei Rofa aber<br />

auf Schutz spezialisiert sind, war es<br />

für uns naheliegend, unser Produktsortiment<br />

um Medizinprodukte zu<br />

erweitern und diesen Markt zu erschließen.Momentansind<br />

wirdabei,<br />

FFP2-Masken, zertifiziert nach<br />

EN149 2001 +A12009, und Medizinmasken,<br />

zertifiziert nach EN 14683,<br />

zu entwickeln undhoffen auf eine rasche<br />

Markteinführung. Unsere<br />

Mund-Nasen-Maskensindbereitserfolgreichgeprüftvom<br />

Deutschen Institut<br />

für Nachhaltigkeit &Ökonomie<br />

und die Verwendung für das Tragen<br />

im nahen Personenkontaktbereich<br />

zum Schutz anderer Personen ist als<br />

guteingestuftworden.<br />

Zu Beginn der Pandemie, alsovor<br />

Einführungder Maskenpflicht,<br />

herrschteein Mangelanmedizinischen<br />

Masken für Krankenhäuser<br />

undArztpraxen.Mit der Maskenpflicht<br />

ist die Nachfrage auch nach<br />

nicht-medizinischen Masken angestiegen.<br />

Wenund welcheEinrichtungenbeliefernsie?<br />

Zu Beginn der Pandemie haben wir<br />

unterschiedliche medizinische Einrichtungen<br />

(DRK, regionale Krankenhäuser,<br />

Apothekenetc.)beliefert.<br />

Mittlerweile bedienen wir hauptsächlich<br />

industrielle Kunden, dieihre<br />

Mitarbeiter mit Mund-Nasen-Maskenausstattenmöchten.<br />

Überunsere<br />

Webseite können private Endverbraucher<br />

unsere Masken käuflich erwerben.<br />

Seit Mai bieten wir Mund-<br />

Nasen-Masken in verschiedenen Farben<br />

und Ausführungen für Kinder<br />

undErwachsene auf unsererWebseite<br />

an. Größere Mengen für den industriellen<br />

Bedarf können über unseren<br />

Innendienstbestellt werden.<br />

DiePandemiehältanund hat zu<br />

Verhaltens- und Einstellungsänderungeninder<br />

Bevölkerunggesorgt.<br />

Sehen Siedeshalbeinen Bedarf, der<br />

über dasEndeder Pandemiehinausgeht?<br />

Die Schüttorfer Spezialfirma für Arbeitsschutzkleidung Rofa stellt jetzt auch Mund-Nasen-<br />

Masken herundarbeitetan einerZertifizierungfürmedizinische Masken.<br />

Auf jeden Fall. Ich denke, dass jeder<br />

vorsichtig geworden ist imUmgang<br />

mit großen Menschenmengen oder<br />

überfüllten öffentlichen Plätzen. Ich<br />

denke,dassdieMaskeauchweiterhin<br />

Bestandteil des öffentlichen Lebens<br />

sein wird unddie Rückkehrzur Normalität,<br />

auch nachdem ein Impfstoff<br />

gefunden worden ist, noch andauern<br />

wird.<br />

Vorder Krise stammten Masken<br />

fast ausschließlich aus asiatischer<br />

Produktion. Lange Transportwege<br />

erschwerten dieVersorgung. Gibt es<br />

seitens ihrer Kunden einInteresse,<br />

voneinem lokalen Anbieter beliefert<br />

zuwerden?<br />

Foto:Rofa<br />

Wir erhalten definitiv die Nachfrage<br />

danach. Rofa steht seit jeher für<br />

Qualität und Nachhaltigkeit. Darauf<br />

setzten wir auch bei der Entwicklung<br />

unserer neuen Masken<br />

und weiterer Medizinprodukte,<br />

um guten Gewissens ein einwandfreies<br />

Produkt anzubieten. Weitere<br />

Vorteile von unserer regionalen<br />

Produktion sind die verkürzten<br />

Lieferzeiten und natürlich auch<br />

eine geringere Umweltbelastung<br />

durch den Wegfall von langen<br />

Transportwegen. Diese Aspekte<br />

sind neben dem Preis für Kunden<br />

schon jetzt interessant und werden<br />

in Zukunft nur noch wichtiger<br />

sein.<br />

Fahrzeuge sofort verfügbar!<br />

Unser Elektro-Bestseller<br />

im attraktiven<br />

Business-Leasing!<br />

Fahrzeugabbildung zeigen die Premium-Ausstattung<br />

und deswegen ggf. aufpreispflichtige Sonderausstattungen<br />

gegenüber nachfolgendem Angebot<br />

Umweltprämie<br />

11.124,89 EUR²<br />

Nur gültig für Gewerbekunden mit einer Fuhrparkgröße ab 10 Fahrzeugen<br />

³ Ein freibleibendes Kilometerleasing Angebot der ALD AutoLeasing D GmbH, Nedderfeld 95, 22529 Hamburg, Mietsonderzahlung: 6.000,00 EUR, Laufzeit 36 Monate, Laufleistung 10.000 km/Jahr, zzgl. Frachtkosten<br />

von 681,03 EUR, sowie Zulassungskosten von 129,31 EUR. Beiträge verstehen sich zzgl. MwSt.<br />

Gutenbergstraße 27<br />

49479 Ibbenbüren<br />

www.autohaus-baeumer.de<br />

Tel. 0 54 51/50 91-0<br />

²Die Umweltprämie setzt sich zusammen aus dem Bundesanteil am Umweltbonus in Höhe von 6.000 EUR (brutto) und dem (von Hyundai erhöhten) Herstelleranteil von Hyundai bzw. von uns in Höhe von 5.124,89 EUR (brutto). Der Herstelleranteil wird von uns im<br />

Kauf- oder Leasingvertrag in Abzug gebracht: Gilt nur für Gewerbetreibende mit einer Fuhrparkgröße ab 10 Fahrzeugen. Der Bundesanteil ist gesondert beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu beantragen und wird<br />

bewilligt, wenn die Fördervoraussetzungen vorliegen.Diese sind zu finden auf www.bafa.de unter Energie- Energieeffizienz-Elektromobilität. Angebot gültig bis 31.10.<strong>2020</strong>.<br />

*Fahrzeuggarantie ohne Aufpreis und ohne Kilometerlimit: Die Hyundai Herstellergarantie mit 5 Jahren Fahrzeuggarantie (3 Jahre für serienmäßiges Car-Audio Gerät inkl. Navigation bzw.Multimedia sowie für Typ-2-Ladekabel und 2 Jahre<br />

für die Bordnetzbatterie), 5 Jahre Lack-garantie (gemäß den jeweiligen Bedienungen im Garantie- und Serviceheft), 5 kostenlosen Sicherheits-Checks in den ersten 5 Jahren gemäß Hyundai Sicherheits-Check-Heft. Zudem 8 Jahre Mobilitätsgarantie mit kostenlosem<br />

Pannen- und Abschleppdienst (gemäß den jeweiligen Bedingungen im Garantie- und Serviceheft). Ohne Aufpreis und ohne Kilometerlimit greift für den KONA Elektro und IONIQ Elektro im Anschluss an die Hyundai Herstellergarantie zusätzlich die 3-jährige<br />

Anschlussgarantie der Real Garant Versicherungs AG (Strohgäustraße 5, 73765 Neuhausen). Die Leistungen der Anschlussgarantie weichen von der Herstellergarantie ab (Details hierzu für den KONA Elektro unter (https://www.hyundai.de/garantiebedingungen)<br />

Garantie für die Hochvolt-Batterie ohne Aufpreis für KONA Elektro: 8 Jahre oder bis zu 160.000 km, je nachdem was zuerst eintritt. Für Taxis und Mietwagen gelten generell abweichende Regelungen gemäß den Bedingungen des Garantie- und Servicehefts.


18<br />

Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

„In der Krise braucht es einen<br />

Typimschumpeterschen Sinn“<br />

Zwei Experten vonUniversität und HochschuleOsnabrück im Gespräch über die Eigenschaften resilienter Unternehmen<br />

VON<br />

CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN<br />

OSNABRÜCK Resilienz –durch Corona<br />

hatesein Begriffzueiniger Bekanntheit<br />

gebracht. Die Professoren<br />

Dr.Martin Franz, Leiter des Instituts<br />

für Geographie an der Universität<br />

Osnabrück, und Dr. Kai Michael<br />

Griese von der Fakultät Wirtschafts-<br />

und Sozialwissenschaften<br />

der Hochschule Osnabrück beschäftigen<br />

sich im Rahmen einer<br />

Projektkooperation mit Fragen der<br />

Resilienz von Unternehmen unterschiedlichster<br />

Branchen. Die Experten<br />

raten zu flachen Hierarchien,<br />

vorausschauender Planung und<br />

mutigem, unternehmerischem<br />

Handeln.<br />

Professor Franz, Professor Griese,<br />

Resilienz ist für ein erfolgreiches<br />

unternehmerisches Handeln unabdingbar.Dies<br />

gilt insbesondere<br />

für Krisensituationen. Wassind<br />

die wesentlichen Faktoren, die den<br />

Ausschlag für die Resilienz eines<br />

Unternehmens geben?<br />

Prof. Dr. Martin Franz: Wenn<br />

man über Resilienz sprechen will,<br />

gilt es zunächst zudefinieren, was<br />

man darunter versteht. Ursprünglich<br />

wurde der Begriffnur dafür verwendet,<br />

dass ein Unternehmen<br />

nach einem externen Schock wieder<br />

in die Situation vor dem Schock<br />

zurückfindet. Zum Beispiel zurück<br />

auf einen Wachstumspfad. In den<br />

letzten Jahren wurde der Begriff<br />

dann weiter entwickelt. Heute ist<br />

mit Resilienz auch die Anpassung<br />

an die Schockbedingungen gemeint.<br />

Dass man sich durch Transformation<br />

an eine veränderteSituation<br />

anpasst. Dass man möglicherweise<br />

sogar stärker aus einer Krise<br />

hervorgeht.<br />

Bildet sich Resilienz auch in der<br />

Bilanz eines Unternehmens ab?<br />

Franz: Nein, ob ein Unternehmen<br />

resilient ist, zeigt sich nicht<br />

zwangsläufig in den Zahlen. Wichtiger<br />

sind die Strukturen des<br />

Unternehmens.<br />

Prof. Dr. Kai Michael Griese:<br />

Die Bedeutung dieser resilienten<br />

Strukturen lässt sich am Beispiel<br />

des weltgrößten Autoherstellers Toyota<br />

aufzeigen. Infolge des schweren<br />

Erdbebens Anfang 2011 in Japan<br />

hatte das Unternehmen große<br />

Probleme, die Wertschöpfungskette<br />

aufrecht zu erhalten. Mit Hilfe von<br />

Dr.MartinFranz,<br />

Leiter desInstituts<br />

fürGeographiean<br />

derUniversitätOsnabrück.<br />

Foto:G.<strong>West</strong>dörp<br />

standarisierten Produkten und flexiblen<br />

Produktionsstandorten wurden<br />

als Reaktion darauf robustere<br />

Unternehmensstrukturen entwickelt.<br />

Diese Flexibilität der Produktion<br />

konnte die Resilienz des Unternehmens<br />

erhöhen. Es zeigtsich leider<br />

grundsätzlich, dass durch die<br />

Überschreitung der Belastungsgrenzen<br />

unserer Umwelt durch uns<br />

Menschen in Zukunfteine deutlich<br />

wachsende Gefahr für Unternehmen<br />

durch „ökologische Diskontinuitäten“<br />

entsteht. Zu diesen Diskontinuitäten<br />

zählen beispielsweise<br />

der Klimawandel und daraus resultierende<br />

extreme Wetterlagen.<br />

In den USA finden sich bereits Berufsbilder,<br />

wie die des „Resilience<br />

Managers“, die Regionen gezielt auf<br />

den Umgang mit diesen Diskontinuitäten<br />

vorbereiten.<br />

Gibt es einen Zusammenhang<br />

zwischen Resilienz, der Organisation<br />

und den Hierarchien eines<br />

Unternehmens?<br />

Aufgeben–oderalternativeGeschäftsideen suchen?WerübereinegesundeResilienzverfügt,entwickeltin derKriseneueGeschäftsideen wieetwa einenLebensmittel-Lieferdienst.<br />

Dr.KaiMichael<br />

Griese vonder Fa-<br />

kultätWirtschafts-<br />

undSozialwissen-<br />

schaftenderHoch-<br />

schuleOsnabrück.<br />

Foto:HSOsnabrück<br />

Franz: Untersuchungen zeigen,<br />

dass die Kommunikationsstrukturen<br />

im Unternehmen ein wichtiger<br />

Faktor für mehr oder weniger Resilienz<br />

sind. Enge Hierarchien sind<br />

nachteilig. Offene und hierarchiearme<br />

Strukturen wirken unterstützend.<br />

Sie bieten mehr Raum für<br />

Kreativität. Das führt zu mehr<br />

Ideen, wie man mit einer veränderten<br />

Situation umgehen könnte. Im<br />

Vergleich zu anderen Ländern stehen<br />

deutsche Unternehmen diesbezüglich<br />

ganz gut da. Sie haben häufig<br />

eine relativ offene Struktur.<br />

Wichtig sind aber auch Faktoren,<br />

die man im Vorfeld gar nicht so auf<br />

dem Schirm hat. Nehmen wir als<br />

Beispiel den Bereich der Gastronomie:<br />

Wir haben über 600 gastronomische<br />

Betriebe dazu befragt, wie<br />

sie bisher durch die Corona-Krise<br />

gekommen sind. Das Ergebnis war<br />

überraschend. Unternehmen im<br />

ländlichen Raum erwiesen sich als<br />

resilienter als jene in den Zentren.<br />

Die genaue Analyse zeigte, dass die<br />

Gastronomie in den Zentren stärker<br />

von Laufkundschaft abhängig<br />

ist. Im ländlichen Raum leben die<br />

Betriebe mehr von ihrer Stammkundschaft.<br />

Während des Lockdowns<br />

erwies sich das als vorteilhaft.<br />

Hinzu kommt, dass es im ländlichen<br />

Raum im Vorfeld einen noch<br />

stärkeren Strukturwandel als in<br />

den Städten gab. Den haben diejenigen<br />

Unternehmen überlebt, die<br />

am besten in der Lage waren, sich<br />

den veränderten Rahmenbedingungen<br />

anzupassen. Sie verfügten<br />

somit bereits über Resilienzerfahrungen.<br />

Mit einzelnen Gastronomen<br />

haben wir auch persönliche<br />

Interviews geführt. Da gab es die,<br />

die fatalistisch an die Sache herangehen<br />

und kaum Chancen für das<br />

Überleben Ihres Unternehmens sehen.<br />

Es gab aber auch die anderen,<br />

die innovativ handeln. Sie stellen<br />

sich der Herausforderung und nehmen<br />

daraus Erfahrungen für die<br />

Zukunft mit. Ein Gastwirt musste<br />

seinen Biergarten plötzlich ohne<br />

Bedienung betreiben. Das Personal<br />

brauchte er,umdie Plätze anzuweisen<br />

und die Daten der Gäste zu erfassen.<br />

Der Gastronom hat festgestellt,<br />

dass das so auch funktionieren<br />

kann. Besonders Betriebe im<br />

ländlichen Raum boten ihren<br />

Stammkunden in der Krise einen<br />

Liefer-und Abholdienst. Das funktionierte<br />

bei einigen Betrieben erstaunlich<br />

gut, sie wollen das auch<br />

Foto:iStock<br />

nach der Krise weiterführen. Solche<br />

Krisensituationen können dazu beitragen,<br />

dass Unternehmen innovativer<br />

werden.<br />

Griese: Im Zusammenhang mit<br />

den genannten ökologischen Diskontinuitäten,<br />

wie zum Beispiel<br />

dem Klimawandel, interviewen wir<br />

im Rahmen unserer Forschungsprojekte<br />

Führungskräfte aus Unternehmen<br />

unterschiedlichster Branchen.<br />

Hier zeigtsich, dass deren Organisationsstrukturen<br />

zunehmend<br />

mit Veränderungen durch den Klimawandel<br />

konfrontiert sind und<br />

teilweise bereits angepasstwerden.<br />

So wurden beim Bau einer Produktionshalle<br />

für die Automobilindustrie<br />

gezielt neue Hochwassergefahren<br />

berücksichtigt, da die Kosten<br />

für Produktionsausfälle extrem<br />

hoch sind. Ein Hersteller von Kartoffelprodukten<br />

beschäftigt sich<br />

mit der Frage, wie er bei sich kontinuierlich<br />

verändernden Grünstreifen,<br />

seine Anforderungen an stabile<br />

Produktionsmengen sicherstellen<br />

kann. Interessant istauch die Dynamik<br />

in der Veranstaltungsbranche.<br />

Diejenigen Veranstalter,die früh in<br />

die Digitalisierungihres Geschäftsmodells<br />

investiert haben, besitzen<br />

jetzt teils Vorteile, da zum Beispiel<br />

neue hybride Veranstaltungsformate<br />

professioneller realisiert werden<br />

können. In unseren Forschungsprojekten<br />

KlimaLogis und Logist.Plus,<br />

die mein Kollege Professor Franz<br />

leitet, stehen wir im intensiven Austausch<br />

mit großen und mittelständischen<br />

Logistikunternehmen. Diese<br />

Unternehmen sind auf diese ökologischen<br />

Veränderungen nur teilweise<br />

vorbereitet. Ihre Planung umfasstteils<br />

nur wenigeJahre. Wir diskutieren<br />

mit ihnen, wie und mit<br />

welchen Maßnahmen Logistikprozesse<br />

in der Zukunftresilienter werden<br />

sollten.<br />

Heißt das, dass jetzt in der Krise<br />

besondersmutiges unternehmerisches<br />

Handeln gefragt ist?<br />

Franz: In der Krise braucht es<br />

einen Unternehmertypimschumpeterschen<br />

Sinne. Jemanden, der<br />

oder die angesichts von Problemen<br />

sofort beginnt nach Lösungen<br />

zu suchen, Chancen wahrnimmt<br />

und dafür Dinge neu kombiniert.<br />

Dabei hilft es natürlich,<br />

wenn man auf Erfahrungen zurückgreifen<br />

kann und gut ausgebildete<br />

Mitarbeiterinnen undMitarbeiter<br />

zur Verfügung hat. Entsprechend<br />

höher ist die Resilienz<br />

des ganzen Unternehmens. Und<br />

natürlich sind auch bilanzielle<br />

Ressourcen hilfreich.<br />

Griese: Gefragtsind Unternehmer,<br />

die sich gezielter mit den Outside-<br />

In-Effekten beschäftigen. Diese Effekte<br />

beschreiben Naturkatastrophen<br />

und Klimaereignisse die zunehmend<br />

die ökonomischen und<br />

sozialen Systeme von Unternehmen<br />

belasten. Hier sollten Unternehmer<br />

stärker Adaptionsstrategien berücksichtigen.<br />

Das sind Anpassungsstrategien.<br />

Unternehmen entwickeln<br />

hier Handlungsoptionen in<br />

Form von Chancen und Risiken, die<br />

aus dem Klimawandel entstehen.<br />

Dazu zählen beispielsweise die genannten<br />

flexiblen Wertschöpfungsketten.<br />

Auch müssen Unternehmer<br />

den ökologischen Wandel als anhaltenden<br />

Prozess verstehen. Um den<br />

Fortbestand des Unternehmens zu<br />

gewährleisten wäre es erstrebenswert,<br />

wenn die Akteure robustere<br />

und resilientere Organisationsstrukturen<br />

schaffen und damit die<br />

Verwundbarkeit des Unternehmens<br />

reduzieren.


Wirtschaftskreuz <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

19<br />

Achtung, Finanzamt!<br />

Werstaatliche Unterstützung in Form einer Corona-Hilfebekommen hat,mussmöglicherweisenachzahlen<br />

IMPRESSUM<br />

Wirtschaftskreuz<br />

<strong>Nord</strong>-<strong>West</strong><br />

VON SABINE MEUTER<br />

OSNABRÜCK In der Corona-Krise<br />

haben viele Soloselbstständige,<br />

Kleinunternehmer und Angestellte<br />

ebenso eine Finanzspritze bekommen<br />

wie Familien. Doch Empfänger<br />

der Corona-Hilfen müssen das erhaltene<br />

Geld gegebenenfalls nachträglich<br />

versteuern. Wichtige Fragen<br />

und Antworten dazu im Überblick.<br />

Was gilt steuerlich für Soloselbstständige<br />

und Kleinunternehmer,<br />

die Corona-Soforthilfen<br />

erhalten haben?<br />

„Sie müssen die Soforthilfen als<br />

Betriebseinnahmen abrechnen“,<br />

sagt Isabel Klocke vom Bund der<br />

Steuerzahler. Im Ergebnis kann<br />

dies dazu führen, dass ihre Steuerlaststeigt.<br />

Zudem prüftdas Finanzamt,<br />

ob die Corona-Hilfen-Empfänger<br />

das Geld zurecht erhalten haben.<br />

In den neuen Steuerformularen<br />

gibt es dazu eine Extraanlage.<br />

Wer zuviel erhalten hat, muss die<br />

Leistungen gegebenenfalls zurückzahlen.<br />

Zuschüsse vomStaatimZusammenhangmitderCorona-PandemiekönneninmanchenFällendie Steuerlasterhöhen.<br />

Können Betroffene Steuerzahlungen<br />

auch verschieben?<br />

Alle, die wegen der Corona-Pandemie<br />

in Zahlungsschwierigkeiten<br />

sind, können ihre Steuervorauszahlungen<br />

herabsetzen lassen. Auch<br />

haben sie die Option, Steuern in Raten<br />

zu zahlen oder stunden zu lassen.<br />

„Das müssen Steuerpflichtige<br />

individuell beim Finanzamt beantragen“,<br />

so Klocke. Werfällige Einkommen-,<br />

Körper- und Umsatzsteuer<br />

stunden lässt, muss bis 31.<br />

Dezember <strong>2020</strong> keine Zinsen zahlen.<br />

Aufgeschoben ist aber nicht<br />

aufgehoben: Die Steuern sind in jedem<br />

Fall zu zahlen.<br />

Ist das Kurzarbeitergeld generell<br />

abgabenfrei?<br />

Das Kurzarbeitergeld selbst ist<br />

steuerfrei. Es unterliegtaber bei der<br />

Einkommensteuererklärung dem<br />

sogenannten Progressionsvorbehalt.<br />

„Das bedeutet, der Steuersatz<br />

für das übrige steuerpflichtige Einkommen<br />

erhöht sich“, erklärt Uwe<br />

Rauhöft vom Bundesverband Lohnsteuerhilfevereine.<br />

Ob dies eine Steuernachzahlung<br />

mit sich bringt, hängt vom Einzelfall<br />

ab. „InFällen, in denen lediglich<br />

zwei bis drei Monate zu 100 Prozent<br />

kurz gearbeitet wurde und dann<br />

wieder die normale Tätigkeit aufgenommen<br />

wird, entsteht in der Regel<br />

keine Steuernachzahlung“, sagt<br />

Klocke. Ihr zufolgemüssen alle, die<br />

im Jahr mehr als 410 Euro Kurzarbeitergeld<br />

erhalten, eine Einkommensteuererklärung<br />

erstellen.<br />

Wie wirkt sich der Kinderbonus<br />

auf die Steuererklärung aus?<br />

Eltern erhalten <strong>2020</strong> prinzipiell<br />

einen Kinderbonus in Höhe von<br />

Foto:RobertMichael/dpa-Zentralbild/dpa-tmn<br />

300 Euro –und zwar für jedes Kind,<br />

für das sie mindestens einen Monat<br />

lang Anspruch auf Kindergeld haben.<br />

„Für Kinder, die zum Beispiel<br />

erstimNovember geboren werden,<br />

gibt es den Bonus ebenfalls“, so Klocke.<br />

Wie das reguläre Kindergeld<br />

rechnet der Fiskus auch den<br />

Kinderbonus bei der Einkommensteuererklärung<br />

auf den Kinderfreibetrag<br />

an. Ehepaare mit einem<br />

zu versteuernden Jahreseinkommen<br />

bis rund 68 000 Euro (bei Einzelpersonen<br />

etwa die Hälfte) profitieren<br />

von dem Bonus. Bei höheren<br />

Einkünften schmilztder Vorteil ab.<br />

Eltern mussten wegen geschlossener<br />

Kitas und Schulen für einige<br />

Zeit ihre Arbeitszeit reduzieren<br />

und haben für die Einkommenseinbußen<br />

Ausgleichszahlungen<br />

erhalten. Was gilt<br />

hier steuerlich?<br />

Ausgleichszahlungen nach dem<br />

Infektionsschutzgesetz sind<br />

steuerfrei, werden aber ebenfalls<br />

bei der Einkommensteuer berücksichtigt.<br />

Denn sie unterliegendem<br />

Progressionsvorbehalt - der<br />

Steuersatzfür dasübrigeEinkommen<br />

erhöht sich also. „Dadurch<br />

kann es in einigen Fällen zu<br />

Steuernachzahlungen kommen“,<br />

so Rauhöft.<br />

Viele Ärzte und Pfleger, die<br />

schon in Rente waren, sind im<br />

Zuge der Pandemie wieder ins<br />

Berufsleben zurückgekehrt.<br />

Wasgilt hier?<br />

Sie dürfen für ihre Tätigkeit<br />

unter Umständen die sogenannte<br />

Übungsleiterpauschale nutzen. Das<br />

heißt: Ein Einkommen von bis zu<br />

2400 Euro im Jahr bleibt steuerund<br />

sozialabgabenfrei. Wer diese<br />

Grenze einhält, muss nachträglich<br />

nicht damit rechnen, dass das Finanzamt<br />

ihn mit dem Einkommensteuerbescheid<br />

<strong>2020</strong> zur Kasse bittet.<br />

Sollten die Einnahmen höher<br />

sein, müssen Betroffene aber eventuell<br />

auch keine Steuern zahlen.<br />

Der Grund: Sie können Stiftung<br />

Warentestzufolgeeigene Ausgaben<br />

für den Job steuermindernd geltend<br />

machen.<br />

VERLAG<br />

Verlag Neue Osnabrücker Zeitung<br />

GmbH &Co. KG, Breiter Gang 10–16,<br />

49074 Osnabrück; Geschäftsführer:<br />

Axel Gleie und Jens Wegmann<br />

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An der Hansalinie 1-48163 Münster;<br />

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Janzen, Dennis Hagen<br />

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Anderweit<br />

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