Ausgabe 2005 - Dezember - Pfarrer- und Pfarrerinnenverein
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hahn Mörikes, dem es im Studierzimmer<br />
meist still <strong>und</strong> heimelig genug war,<br />
sehnte sich hin <strong>und</strong> wieder nach draußen,<br />
sehnte sich nach einem weiteren<br />
Ausguck:<br />
»Im Sommer stünd ich gern da draus<br />
bisweilen auf dem Taubenhaus,<br />
wo dicht dabei der Garten blüht,<br />
man auch ein Stück vom Flecken<br />
sieht...«<br />
Wer weiß, was der Turmhahn da alles<br />
an Herausforderungen für seinen <strong>Pfarrer</strong><br />
entdeckt hätte?<br />
Dr. Volker Pröbstl,<br />
<strong>Pfarrer</strong> in Kempten<br />
S. 174 KORRESPONDENZBLATT<br />
Nr. 12 Dez. <strong>2005</strong><br />
Anmerkungen:<br />
1. U. Pohl-Patalong Ortsgemeinde <strong>und</strong><br />
übergemeindliche Arbeit im Konflikt,<br />
Eine Analyse der Argumentationen <strong>und</strong><br />
ein alternatives Modell, Göttingen 03,<br />
S 128ff;<br />
2. a.a.O., S 22ff<br />
3. a.a.O., S 25<br />
4. F.W.Löwe, Parochie ade?, www.<br />
stadtkirchen.org/downloads/<br />
oeffentlich/loewe_parochie_ade.doc,<br />
vom 02.06.04<br />
Wiederentdeckt: Ein Barth-Bild..<br />
»Das könnte Karl Barth sein«, murmelte<br />
ich versonnen <strong>und</strong> auch etwas unsicher,<br />
als mein Blick auf das ziemlich dunkel<br />
geratene Ölportrait über dem Kaminsims<br />
im Wohnzimmer des Fre<strong>und</strong>es in<br />
Belmont, Massachusetts, USA, fiel.<br />
»Das ist Karl Barth«, räumt Professor Dr.<br />
Christoph Wolff, der hochangesehene<br />
Ordinarius für Musikwissensschaft, Lehrstuhlinhaber<br />
an der Harvard Universität<br />
im nahen Cambridge (bei Boston), international<br />
anerkannter Bachforscher <strong>und</strong><br />
Autor der großen Monographie »Johann<br />
Sebastian Bach« (S. Fischer Verlag; s.<br />
»Musiker des Jahrtausends« in DPfBl Nr.<br />
9/2000, S. 509f.) jeden Zweifel aus.<br />
Und das Bild hat (s)eine<br />
Geschichte, an die erinnert<br />
werden soll:<br />
Der Wuppertaler Industrielle Willy Halstenbach<br />
(1886-1953) malte dieses<br />
Portrait von Karl Barth (1886-1968) als<br />
Überraschungsgeschenk für den engen<br />
Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> gleichaltrigen Zeitgenossen<br />
zum 50sten Geburtstag. Er gab es dann<br />
seinem Schwiegersohn, Hans Walter<br />
Wolff (1911-1993), einer von Barths<br />
Studenten <strong>und</strong> später Professor für Altes<br />
Testament an der Kirchlichen Hochschule<br />
Wuppertal, den Universitäten<br />
Mainz <strong>und</strong> Heidelberg - <strong>und</strong> Vater von<br />
Christoph Wolff!<br />
Halstenbach war in seiner Zeit ein bekannter<br />
<strong>und</strong> produktiver Landschaftsmaler<br />
<strong>und</strong> Portraitist. Künstlerisch begabt<br />
<strong>und</strong> hauptsächlich beeinflußt von<br />
dem holländischen Maler Josef Israel<br />
..<strong>und</strong> sein Maler<br />
<strong>und</strong> Max Liebermann, die er beide persönlich<br />
kannte, war <strong>und</strong> blieb er doch<br />
im »Hauptberuf« ein erfolgreicher Geschäftsmann<br />
in Wuppertal-Barmen. Er<br />
gehörte zu den nicht-theologischen<br />
Organisatoren der Barmer Synode<br />
(1934), die er auch finanziell großzügig<br />
unterstützte <strong>und</strong> wurde »Schirm- <strong>und</strong><br />
Schutzherr« der Bekennenden Kirche, in<br />
Bild<br />
der Hans Walter Wolff als junger rheinischer<br />
<strong>Pfarrer</strong> eine sehr aktive Rolle<br />
spielte; gemeinsam mit seinem Fre<strong>und</strong>,<br />
Studienkollegen <strong>und</strong> Sohn des »theologischen<br />
Planers« der Barmer Synode,<br />
Karl Immer, Jr., dem späteren Präses der<br />
rheinischen Kirche. Die beiden wurden<br />
Schwäger, als Immer die Schwester von<br />
Wolffs Frau heiratete, auch eine<br />
Halstenbach Tochter.<br />
Wann immer Karl Barth in Barmen weilte,<br />
verbrachte er diese Zeit im Hause<br />
von Halstenbach. Dort konzipierte er<br />
auch den Entwurf für die »Barmer Theologische<br />
Erklärung« der Bekennenden<br />
Kirche....<br />
Auf der Rückseite des auf Leinwand<br />
gemalten Protraits befindet sich in<br />
Halstenbachs eigener Handschrift die<br />
Widmung »Karl Barth 50 Jahre.«<br />
Heimlich hatte Halstenbach eine Geburtstagsfeier<br />
für den Fre<strong>und</strong> in seinem<br />
Haus in Barmen geplant <strong>und</strong> organisiert,<br />
an der eine Reihe Mitglieder des<br />
inneren Kreises der Bekennenden Kirche<br />
teilnahmen <strong>und</strong> auch Karl Barth<br />
selbst – ein Jahr, nachdem er von seinem<br />
Bonner Lehrstuhl entfernt worden<br />
war <strong>und</strong> in die Schweiz zurückkehren