23.12.2012 Aufrufe

Benzodiazepinabhängigkeit - Sucht Schweiz

Benzodiazepinabhängigkeit - Sucht Schweiz

Benzodiazepinabhängigkeit - Sucht Schweiz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zeichen einer chronischen Benzodiazepin-Einnahme<br />

Kasten 1<br />

• affektive Indifferenz<br />

• dysphorische Verstimmungszustände<br />

• Überforderung bzw. Vermeidung von neuen oder belastenden Situationen<br />

• Kritikschwäche<br />

• Appetitlosigkeit<br />

• Vergesslichkeit und psychische Leistungsminderung<br />

• muskuläre Schwäche, ggf. mit Reflexverlust<br />

Faust, Baumhauer, 1998<br />

Typische Symptome der <strong>Benzodiazepinabhängigkeit</strong><br />

«Typische Benzodiazepinabhängige» erscheinen kognitiv leicht beeinträchtigt, ohne körperliche<br />

Spannkraft und spürbare gefühlsmässige Beteiligung an ihrer Umwelt. Diese Veränderungen bewirken<br />

bei den Abhängigen keinen spürbaren Leidensdruck, weil sie die Symptome nicht richtig zuordnen<br />

können.<br />

Erkennen ÄrztInnen die <strong>Benzodiazepinabhängigkeit</strong> beim Erstkontakt oder im Verlauf einer<br />

Behandlung, so ist es wichtig, die PatientInnen darauf anzusprechen. Gerade die Spiegelung der<br />

Symptome kann den PatientInnen helfen, eine Entscheidung gegen die weitere<br />

Medikamenteneinnahme zu treffen.<br />

Es ist wichtig, diese Spiegelung in Form von sachlichen Informationen (statt von Vorwürfen) zu führen.<br />

Die Informationen beinhalten die Einschätzung der Abhängigkeitsdiagnose und die Darstellung der<br />

Folgen einer langfristigen Benzodiazepineinnahme (Kasten 1). Damit die PatientInnen das Motiv der<br />

Konfrontation erkennen können, ist es wichtig, dass die ÄrztInnen ihre Besorgnis deutlich<br />

aussprechen. Wenn die PatientInnen als Folge der Spiegelung die Beschwerden mit dem<br />

Benzodiazepin-Konsum in Zusammenhang bringen, kann ein Leidensdruck entstehen, der wiederum<br />

zu einer Entzugsmotivation führen kann.<br />

Sind die PatientInnen für einen Entzug motiviert, sollte der Arzt/die Ärztin ihre<br />

Behandlungsvorstellungen und ihre Selbsteinschätzung kennen lernen, bevor das weitere Vorgehen<br />

geplant werden kann.<br />

Erst dann ist es Zeit, um einen Gesamtbehandlungsplan zu entwerfen, in dem die Vorstellungen der<br />

PatientInnen berücksichtigt werden. Im offenen Gespräch zeigen Fragen und mögliche Bedenken zum<br />

Behandlungsplan schnell, wie gross die Motivation zum Entzug und zu einer weiterführenden<br />

Behandlung ist. Es ist wichtig, dass die Entzugsmotivation stark ist, denn die Phase des Entzuges<br />

stellt für die PatientInnen oftmals eine schwere Belastung dar. Sie müssen über die zu erwartenden<br />

Schwierigkeiten beim Entzug ohne Beschönigung aufgeklärt werden, damit sie wissen, worauf sie sich<br />

einlassen. Ein abgebrochener Entzug verzögert die Dauer bis zum nächsten Entzug mehr als eine<br />

längere Überlegungsphase.<br />

Der Benzodiazepinentzug<br />

Einige Autoren zweifeln an der Existenz einer <strong>Benzodiazepinabhängigkeit</strong> (Überblick bei Ashton,<br />

1984). Sie werten die Entzugserscheinungen als ein Wiederauftreten der Beschwerden, die<br />

ursprünglich zur Einnahme der Benzodiazepine geführt haben. Klar gegen diese These spricht aber<br />

das Auftreten von Entzugssymptomen, welche die PatientInnen vor der Benzodiazepineinnahme nicht<br />

gekannt haben (z.B. Sehstörungen, epileptische Anfälle). Winokur et al. (1980) konnten diese<br />

Symptome in einer Doppelblindstudie auch für die Niedrigdosis-Abhängigkeit (

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!