Layout_MCAD_Broschüre_01_05122019
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Ahornsirupkrankheit
(MSUD)
Informationen zu Diagnostik,
Behandlung und Verlauf für Betroffene,
Eltern und Interessierte
Liebe Leser,
Sie haben erfahren, dass Ihr Kind an Ahornsirupkrankheit
erkrankt ist. Vielleicht wurde auch die englische
Abkürzung MSUD genannt (englisch: Maple Syrup Urine
Disease). Wahrscheinlich haben Sie, Ihre Familie und
Freunde noch nie etwas von dieser sehr seltenen Erkrankung
gehört. Sicherlich haben Sie viele Fragen und machen
sich große Sorgen um Ihr Kind.
Das Behandlungsteam Ihrer Stoffwechselklinik klärt Sie
ausführlich über das Krankheitsbild und die Behandlung
auf. Die Mitarbeiter des Stoffwechselteams sind Ihre
wichtigsten Ansprechpartner für alle Fragen, die Sie zu
der Erkrankung haben.
Diese Broschüre soll Ihnen eine zusätzliche Zusammenfassung
zur MSUD geben. Es ist einfacher die Krankheit
zu verstehen, wenn man einige Grundlagen des menschlichen
Stoffwechsels kennt. Wir geben Ihnen allgemeine
Informationen zum Stoffwechsel und zu Nährstoffen.
Wir erklären, wie die Ahornsirupkrankheit entsteht und
erläutern Ihnen die Therapie. Anhand vieler Beispiele
zeigen wir Ihnen, wie Sie die Diättherapie umsetzen und
die alltäglichen Herausforderungen meistern können.
Jeweils vor den ausführlichen Kapiteln finden Sie zusammengefasst
in Kürze die wesentlichen Grundlagen
zum jeweiligen Thema.
Dr. Eva Thimm, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin,
Universitätsklinikum Düsseldorf
Maike Grotzke-Leweling, Zentrum für Kinder- und
Jugendmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf
Frauke Lang, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin –
Villa metabolica, Universitätsklinikum Mainz
INHALTSVERZEICHNIS
1 DER STOFFWECHSEL x
In Kürze
Nährstoffe in der täglichen Ernährung
Der Eiweißstoffwechsel
2 DER STOFFWECHSEL BEI MSUD xx
In Kürze
Was ist die Ahornsirupkrankheit
Vererbung – Wie entsteht die MSUD?
3 DIAGNOSE UND SYMPTOME
DER MSUD
In Kürze
Wie wird eine MSUD festgestellt?
Was sind die Symptome einer MSUD?
x
x
xx
xx
xx
xx
xx
4 BEHANDLUNG DER MSUD xx
In Kürze
Wie wird die MSUD behandelt?
Welche regelmäßigen Kontroll-
untersuchungen sind notwendig?
5 DAS PRINZIP DER ERNÄHRUNGS-
THERAPIE BEI MSUD
xx
In Kürze
Die Dauertherapie
xx
xx
xx
xx
xx
xx
xx
– Leucinarme Ernährung xx
– Einnahme einer leucin-, isoleucin- xx
und valinfreien MSUD-Aminosäurenmischung
– Ausreichende Energiezufuhr xx
– Regelmäßige Mahlzeiten xx
– Teilweise zusätzliche Einnahmen
von Valin und Isoleucin
xx
Die Lebensmittelsauswahl bei MSUD
Die Berechnung der Leucinzufuhr
xx
xx
xx
6 NOTFALLTHERAPIE xx
In Kürze
Gründe für eine Stoffwechselentgleisung
Die Notfalltherapie
7 BEISPIEL-ERNÄHRUNGSPLÄNE
FÜR JEDES ALTER
In Kürze
Ernährung in den ersten Tagen
nach der Diagnose
Ernährung im 1. Lebensjahr
Ernährung im Kindergartenalter
Ernährung im Schulkindalter
Ernährung von Jugendlichen/
Erwachsenen
Ernährung in der Schwangerschaft
Ernährung zur Senkung
hoher Leucinspiegel
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der
vorliegenden Informationsschrift jeweils nur die
männliche Sprachform gewählt. Alle personenbezogenen
Aussagen gelten jedoch stets für männlich/
weiblich/divers gleichermaßen.
xx
xx
xx
xx
8 PRAKTISCHE TIPPS xx
In Kürze
Eiweißarme Lebensmittel/
leucinarme Snacks
xx
xx
xx
xx
xx
xx
xx
xx
xx
Möglichkeiten der Kalorienanreicherung xx
Unterstützung für Familien
Reisen und Auslandsaufenthalte
xx
xx
xx
3
1 DER STOFFWECHSEL
IN KÜRZE
• Mit der Nahrung wird der Körper mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt
• Die wichtigsten Nährstoffe in der täglichen Ernährung sind Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate,
Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente
• Damit die Nährstoffe aus der Nahrung dem Körper zur Verfügung stehen, müssen diese
ab- und umgebaut werden = diesen Prozess nennt man Stoffwechsel
• Dieser Prozess ist durch Helferstoffe, sog. Enzyme, möglich. Jedes Enzym ist für einen
bestimmten Schritt im Stoffwechsel verantwortlich
• Funktioniert ein Enzym nicht richtig, kann dieser Stoffwechselschritt nicht ablaufen und es
liegt eine Stoffwechselstörung vor
• Die MSUD ist eine seltene erbliche Stoffwechselstörung im Eiweißstoffwechsel. Das Enzym,
welches die Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin abbauen soll, funktioniert nicht
Nährstoffe in der täglichen Ernährung
Mit der Nahrung wird der Körper mit lebensnotwen digen Nährstoffen versorgt.
Nährstoffe – Nährstoffe sind Bestandteile der Nahrung, die wir täglich mit unserem Essen
aufnehmen. Sie haben viele verschiedene Aufgaben in unserem Körper.
Eiweiß – Eiweiß, auch Protein genannt, wird im Körper hauptsächlich als Baumaterial für z.B.
neue Zellen genutzt, es dient weniger der Energiegewinnung. Außerdem werden aus Eiweiß verschiedene
Wirkstoffe, z.B. Hormone, gebildet. Eiweiß besteht aus 20 verschiedenen Bausteinen,
den Aminosäuren.
Fett – Fette sind die wichtigste Energiequelle für den Menschen. Fett wird im Körper gespeichert,
sodass der Körper bei Hungerzuständen darauf zurückgreifen kann. Außerdem spielt das Fett
aus der Nahrung eine wichtige Rolle z.B. bei der Neubildung von Zellen, dem Transport von fettlöslichen
Vitaminen und es dient als Geschmacksträger.
Kohlenhydrate – Zu den Kohlenhydraten zählen v.a. unterschiedliche Zuckerarten und Stärke.
Pflanzliche Lebensmittel, wie Obst und Getreide enthalten sehr viele Kohlenhydrate. Hier kommen
die Kohlenhydrate Traubenzucker, Fruchtzucker und Stärke vor.
Kohlenhydrate sind eine wichtige Energiequelle für den Körper. Gerade das Gehirn ist auf Traubenzucker
(Glukose) angewiesen. Der Körper kann Traubenzucker in der Leber und im Muskel
als Depot speichern. Wird Energie benötigt sind diese Speicher aber deutlich schneller geleert
als die Fettdepots des Körpers. Für die Ernährung bei Stoffwechselerkrankungen spielt das Kohlenhydrat
Maltodextrin eine wichtige Rolle. Maltodextrin ist eine Zuckerart, die in der Natur nicht
vorkommt. Es schmeckt nicht süß, sondern neutral und wird daher in der Therapie von Stoffwechselerkrankungen
als Energielieferant eingesetzt.
5
Mengen mit der Nahrung aufgenommen werden. Sie sind wichtig für verschiedene Zellen wie
z.B. Zellen der Muskulatur sowie für Knochen und Zähne. Zu den Mineralstoffen gehören z.B.
Calcium, Magnesium oder Phosphat.
Vitamine – Vitamine kann der Körper meist nicht selbst bilden. Sie sind für den Körper lebensnotwendig
und müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Vitamine haben die vielfältigsten
Funktionen, sie wirken z.B. als Hormone und sind wichtig für das Immunsystem, die Blutgerinnung
und vieles mehr. Zu den Vitaminen gehören z.B. Vitamin C, Folsäure oder Vitamin D.
Die drei Hauptnährstoffe in der Ernährung sind Kohlenhydrate (Zuckerarten und Stärke), Fett und
Eiweiß (= Protein).
Der Abbau von Kohlenhydraten und Fett liefert dem Körper Energie. Eiweiß wird hauptsächlich
für den Aufbau und die Reparatur von Zellen u nd Geweben genutzt.
Damit die Nährstoffe aus der Nahrung im Körper verwendet werden können, muss die aufgenommene
Nahrung abgebaut werden. Dieser Ab- und Umbau der Nährstoffe wird Stoffwechsel
genannt (siehe Abbildung 1).
Mineralstoffe – Mineralstoffe sind ebenso wie Vitamine lebensnotwendig und müssen in ausreichenden
Mengen mit der Nahrung aufgenommen werden. Sie sind wichtig für verschiedene
Zellen wie z.B. Zellen der Muskulatur sowie für Knochen und Zähne. Zu den Mineralstoffen gehören
z.B. Calcium, Magnesium oder Phosphat.
Abbildung 1: Stoffwechsel – Umwandlung der Nährstoffe aus der Nahrung
Mikronährstoffe
NAHRUNG
VERDAUUNG
IM DARM
TRANSPORT
IM BLUT
VERWERTUNG
IN DEN ORGANEN
Spurenelemente – Spurenelemente kommen in unserem Körper wortwörtlich nur in Spuren vor.
Trotzdem sind sie sehr wichtig und übernehmen vielfältige Funktionen in den unterschiedlichen
Zellen wie z.B. den Blutzellen und sind wichtig für das Immunsystem und die Schilddrüse. Zu den
Spurenelementen gehören u.a. Eisen, Jod und Zink.
Die folgende Tabelle 1 zeigt die Komponenten einer ausgewogenen Ernährung.
Tabelle 1: Komponenten einer ausgewogenen Ernährung
Die drei Hauptnährstoffe (Makronährstoffe) sind Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß
Kohlenhydrate sind v.a. in Getreideprodukten
zu finden. Aber auch Obst und Gemüse
enthalten Kohlenhydrate. Außerdem gehört
Haushaltszucker zu den Kohlenhydraten,
dieser ist auch in Limonaden enthalten.
Eiweiß ist v.a. in tierischen Lebensmitteln
und Hülsenfrüchten enthalten.
Fette sind in Ölen, Margarine oder Butter zu finden.
Außerdem sind Fette in vielen tierischen Lebensmitteln
aber auch in Nüssen und Samen enthalten.
Kohlenhydrate Zucker Energielieferant
Fette
Glycerin und
Fettsäuren
Energielieferant
Eiweiß Aminosäuren Baumaterial
Mikronährstoffe Mikronährstoffe Helferstoffe
Die Verarbeitung der Nährstoffe erfolgt in vielen aufeinander abgestimmten Schritten. Kohlenhydrate
werden zunächst in Einfachzucker gespalten, bevor sie als Energielieferant dienen können.
Fette werden ebenfalls in ihre einzelnen Fettsäuren zerlegt bevor sie zur Energiegewinnung
genutzt werden können oder als Energiereserve gespeichert werden. Das Eiweiß wird in seine
einzelnen Bausteine, die Aminosäuren zerlegt. In jedem Stoffwechselschritt wird ein Stoff in einen
anderen umgewandelt. Diese Schritte sind nur mit der Hilfe spezieller “Helfer“, sogenannter Enzyme
möglich. Jedes Enzym ist nur für einen ganz bestimmten Stoffwechselschritt im Körper
verantwortlich und kann nicht durch ein anderes Enzym ersetzt werden.
Funktioniert ein bestimmtes Enzym oder mehrere zusammengeschlossene Enzyme (ein Enzymkomplex)
im Körper nicht richtig, dann kann der entsprechende Stoffwechselschritt nicht
ablaufen und es liegt eine Stoffwechselstörung vor (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2: Intaktes und fehlerhaftes Enzym im Vergleich
Bei der MSUD funktioniert ein Enzym im Eiweißstoffwechsel nicht richtig, genauer gesagt im Abbau
von bestimmten Aminosäuren. Deswegen wird im Folgenden der Eiweißstoffwechsel näher betrachtet.
Zu den Mikronährstoffen zählen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente
Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente
sind unter anderem in Obst und Gemüse zu finden.
Intaktes Enzym
Der abzubauende Stoff passt
genau in das Enzym.
abzubauender Stoff
intaktes Enzym
Fehlerhaftes Enzym – Der abzubauende Stoff passt nicht
in das fehlerhafte Enzym und kann daher nicht abgebaut
werden. Der abzubauende Stoff häuft sich im Körper an.
fehlerhaftes Enzym
6
7
2 DER STOFFWECHSEL BEI MSUD
IN KÜRZE
• Ursache der MSUD ist eine Störung im Abbau der verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin,
Isoleucin und Valin
• Diese Aminosäuren und deren Abbauprodukte stauen sich im Körper an und sind sehr
schädlich
• Vor allem die Aminosäure Leucin und sein Abbauprodukt sind giftig für das Gehirn
Abbildung 3: Abbau der verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin, Valin und Isoleucin bei intaktem
Stoffwechsel und bei MSUD
STOFFWECHSEL INTAKT
Eiweiß
LEU VAL ILE
Aminosäuren
LEU
VAL
ILE
oder
ENZYM
Baumaterial
Abbau durch Enzyme
• Unbehandelt ist die MSUD ein lebensbedrohliches Krankheitsbild – die notwendige Therapie
muss streng durchgeführt werden
• Die MSUD ist eine seltene erbliche Stoffwechselkrankheit, die von den Eltern an ihr Kind
vererbt wird
• Ein Kind erkrankt nur an einer MSUD, wenn beide Eltern die Erbanlagen für diese
Krankheit in sich tragen
MSUD
Eiweiß
LEU VAL ILE
Aminosäuren
Leucin, Valin und Isoleucin
häufen sich an
LEU VAL
ILE
LEU
VAL
LEU
LEU
ILE
VAL
LEU
VAL
LEU
oder
ENZYM
ILE
VAL
ILE
VAL VAL
Baumaterial
Abbau gestört
durch fehlerhaftes Enzym
• Sind beide Eltern Anlageträger besteht bei jeder Schwangerschaft die Wahrschein lichkeit
von 25 %, dass das Kind eine MSUD hat
Nebenprodukte
LEU
Was ist die Ahornsirupkrankheit?
Die Ahornsirupkrankheit (englisch: Maple Syrup Urine Disease, abgekürzt MSUD) ist eine seltene
erbliche Störung im Eiweißstoffwechsel. Der Name Ahornsirupkrankheit kommt von dem
süßlichen, an Ahornsirup erinnernden Urin- und Körpergeruch, den unbehandelte Patienten verströmen.
Ursache der MSUD ist eine Störung im Abbau der Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin,
die aufgrund ihres chemischen Aufbaus auch „verzweigtkettige Aminosäuren“ genannt werden.
Ein gemeinsamer Schritt im Abbau der drei verzweigtkettigen Aminosäuren ist bei der MSUD
betroffen. Diese Störung führt zu einem Anstau von Leucin, Isoleucin und Valin und von Abbauprodukten
dieser Aminosäuren im gesamten Körper (siehe Abbildung 3). Zusätzlich ist in der
Untersuchung der Plasmaaminosäurenkonzentrationen im Blut das Nebenprodukt Alloisoleucin
in erhöhter Konzentration nachweisbar. Dabei handelt es sich um eine Aminosäure, die aufgrund
der Abbaustörung der verzweigtkettigen Aminosäuren vermehrt gebildet wird und deren Nachweis
typisch für die MSUD ist.
Die erhöhten Konzentrationen der Aminosäuren und ihre Nebenprodukte sind schädlich für den
Körper. Von diesen drei Aminosäuren ist besonders Leucin und sein Abbauprodukt giftig für das
Gehirn. Extrem hohe Leucinspiegel führen zu schweren Symptomen wie Bewusstseinstrübungen
und Krampfanfällen. Es handelt sich um ein lebensbedrohliches Krankheitsbild. Langfristig mäßig
erhöhte Leucinspiegel sind ebenfalls gefährlich und führen zu einer eingeschränkten geistigen
Entwicklung.
Nicht jeder Patient mit einer Ahornsirupkrankheit ist gleich schwer betroffen. Bei extrem schweren
Formen funktioniert der Abbau von Leucin, Isoleucin und Valin nahezu gar nicht, bei milden
Verlaufsformen ist der Aminosäurenabbau eingeschränkt, aber nicht komplett unterbrochen.
Bei schwer betroffenen Patienten zeigen sich unbehandelt extrem hohe Konzentrationen der
verzweigtkettigen Aminosäuren im Blut und die notwendige Therapie muss sehr streng durchgeführt
werden. Bei einer milden Form kommt es nur zu leichten Erhöhungen der Aminosäurenkonzentrationen
im Blut. Wie schwer die Abbaustörung ist, kann man also anhand der Höhe der
Leucinkonzentrationen im Blut und anhand der Leucinverträglichkeit abschätzen.
Vererbung – Wie entsteht die MSUD?
Die MSUD ist eine erbliche Erkrankung, die von den Eltern an ihr Kind vererbt wird. Die Erbanlagen
im Körper sind die Gene. Beim Menschen sind die allermeisten Gene doppelt vorhanden.
Eines stammt von der Mutter, das andere vom Vater. Auf einem Gen sind die Informationen
für einen bestimmten Baustein im Körper, in diesem Fall für ein Enzym, gespeichert. Ist die
gespeicherte Information fehlerhaft, so wird das Enzym fehlerhaft hergestellt und die Funktion
des Enzyms ist gestört. Es sind 3 Gene bekannt, deren Veränderungen eine MSUD auslösen
können. Eine MSUD liegt nur dann vor, wenn in beiden Genen, im Gen von der Mutter und im
Gen vom Vater ein Fehler im Bauplan vorliegt.
8
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3 DIAGNOSE UND SYMPTOME DER MSUD
IN KÜRZE
• Die MSUD wird innerhalb der ersten drei bis sechs Lebenstage im Neugeborenenscreening
diagnostiziert
• Dafür werden wenige Tropfen Blut des Neugeborenen in einem Speziallabor untersucht
• Die Symptome einer MSUD treten meist bereits nach einigen Lebenstagen auf, sobald sich
das Leucin, dass z.B. durch das Eiweiß der Muttermilch aufgenommen wird, im Körper anstaut
• Die ersten Symptome sind Trinkschwäche, Schläfrigkeit bis hin zum Koma und gelegentlich
Krampfanfälle
• Bei rechtzeitigem Einsetzen einer effektiven Therapie ist eine normale Entwicklung möglich
Wie wird eine MSUD festgestellt?
Die MSUD ist eine sehr seltene Krankheit. In Deutschland erkrankt etwa eines von 160.000
Neugeborenen an einer MSUD, das heißt in Deutschland werden pro Jahr nur etwa 5 Kinder mit
einer MSUD geboren.
Die MSUD wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz und in vielen anderen Ländern im
Neugeborenenscreening diagnostiziert. Zwischen dem 3. und 5. Lebenstag werden – wenn die
Eltern einverstanden sind – beim neugeborenen Kind wenige Tropfen Blut aus der Ferse abgenommen
und auf eine Filterpapierkarte getropft (siehe Abbildung 6). Die Blutprobe wird dann in
einem speziellen Screeninglabor auf verschiedene erbliche Erkrankungen untersucht.
Zeigt sich im Screening ein Befund, der auf eine MSUD hinweist, wird so schnell wie möglich eine
Behandlung in einem spezialisierten Stoffwechselzentrum in die Wege geleitet.
Abbildung 6: Blutentnahme für das Neugeborenenscreening
Am 2.–3. Lebenstag
wird dem Kind Blut aus
der Ferse entnommen
(linkes Bild) und auf
eine Filterpapierkarte
getropft (rechtes Bild).
Das Blut wird dann in
einem Speziallabor
(Screening-Labor)
untersucht.
XX
XX
Beispiel - Diätplan für einen Säugling – mit 300 mg Leucin
Menge Lebensmittel Eiweiß Leucin Energie
1. Mahlzeit – morgens mit 40 mg Leucin
30 ml Muttermilch 0,3 g 39 mg 21 kcal
100 ml MSUD-Säuglings anfangsnahrung, z.B. Nutricia MSUD 1-infant 2,0 g 0 mg 70 kcal
Mahlzeitensumme 2,3 g 39 mg 91 kcal
2. Mahlzeit vormittags mit 40 mg Leucin
30 ml Muttermilch 0,3 g 39 mg 21 kcal
100 ml MSUD-Säuglingsanfangsnahrung, z.B. Nutricia MSUD 1-infant 2,0 g 0 mg 70 kcal
Mahlzeitensumme 2,3 g 39 mg 91 kcal
3. Mahlzeit mittags mit 110 mg Leucin
Vorspeise
2 g MSUD Aminosäurenmischung, z.B. Milupa MSUD 1 1,0 g 0 mg 6 kcal
30 g Obstmus, z.B. Apfel-Gläschen 0,1 mg 4 mg 17 kcal
Gemüse-Kartoffelbrei mit 110 mg Leucin
40 g Kartoffel 0,8 g 50 mg 29 kcal
50 g Möhre 0,4 g 21 mg 20 kcal
50 g Kürbis 0,6 g 34 mg 15 kcal
10 g Rapsöl 0 mg 0 mg 88 kcal
Mahlzeitensumme 2,9 g 109 mg 175 kcal
4. Mahlzeit – nachmittags mit 40 mg Leucin
30 ml Muttermilch 0,3 g 39 mg 21 kcal
100 ml MSUD-Säuglingsanfangsnahrung, z.B. Nutricia MSUD 1-infant 2,0 g 0 mg 70 kcal
Mahlzeitensumme 2,3 g 39 mg 91 kcal
5. Mahlzeit – abends mit 40 mg Leucin
30 ml Muttermilch 0,3 g 39 mg 21 kcal
100 ml MSUD-Säuglingsanfangsnahrung, z.B. Nutricia MSUD 1-infant 2,0 g 0 mg 70 kcal
Mahlzeitensumme 2,3 g 39 mg 91 kcal
6. Mahlzeit – nachts mit 40 mg Leucin
30 ml Muttermilch 0,3 g 39 mg 21 kcal
100 ml MSUD-Säuglingsanfangsnahrung, z.B. Nutricia MSUD 1-infant 2,0 g 0 mg 70 kcal
Mahlzeitensumme 2,3 g 39 mg 91 kcal
Tagessumme 14,4 g 304 mg 630 kcal
Summe/kg Körpergewicht 2,1 g 43 mg 90 kcal
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wie möglich leben können.
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