Der_CreditManager_4_2020_HQ
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1/2019 4/2020
Der
Offizielles Organ des
Bundesverbandes Credit Management e.V.
CreditManager
wanted
Aktuelle Daten
Rückblick auf den Bundeskongress
Exzellenz in Credit Management Award
Zahlungserfahrungspools
Kooperation mit EUROBAUSTOFF
Qualifikation
zum CCM ab
März 2021
KEINE KALTEN FÜSSE
BEKOMMEN.
MIT KREDITMANAGEMENT
VON COFACE.
vielmehralsversichern.de
FIRST WORDS
LIEBE KOLLEGINNEN
UND KOLLEGEN,
INHALT
CM News 4-5
aktuelle Daten sind das A und O in
dieser schönen neuen Zeit, so die
einhellige Meinung der Referenten
des diesjährigen 17. Bundeskongresses.
Dabei spielen die eigenen
Zahlungserfahrungen sicherlich eine
zentrale Rolle. Aber auch die interne
Kommunikation zwischen Vertrieb
und Credit Management ist wichtiger
denn je. Was ansonsten noch
hilfreich zur Bewältigung dieser Krise
sein kann, wurde ausführlich diskutiert
und beschrieben. Einen umfassenden
Bericht lesen Sie auf den
Seiten 6 bis 15.
Wie in jeder Krise gibt es auch in der
aktuellen Pandemie Gewinner und
Verlierer. Zu einem der großen Verlierer
gehört neben der Veranstaltungsindustrie,
der Gastronomie und dem
Hotelgewerbe auch die komplette
Reisebranche. Ein Blick in die Bilanz
der Deutschen Lufthansa AG verdeutlicht
am besten das ganze Ausmaß
der Corona Krise (siehe Seite 16
und 17).
Zu den momentanen Gewinnern gehört
sicherlich der komplette Bau.
Damit dies auch zukünftig so bleibt,
haben die Handelskooperation EU-
ROBAUSTOFF und der BvCM e.V. eine
Kooperation vereinbart, die es den
Mitgliedern ermöglicht, ihr Credit Management
auf ein solides Fundament
zu stellen. Als maßgeblicher Leitfaden
dienen die Mindestanforderungen an
das Credit Management, Version 4.0,
die wir in diesem Jahr gemeinsam mit
Ihnen aktualisiert haben. Mehr dazu
lesen Sie auf der Seite 21.
Worüber wir uns alle in der besinnlichen
Weihnachtszeit Gedanken machen
sollten, ist unsere zukünftige
Rolle innerhalb unserer Unternehmungen.
Einen Denkanstoß dazu gibt
Rudolf Keßler im Rahmen seiner Kolumne
auf Seite 20.
Herausfordernd wird sicherlich auch
das Jahr 2021, sowohl national wie
auch international. In den Ländern, die
stark von Corona betroffen sind, werden
die politischen Risiken steigen.
Den Anfang haben wir dazu schon in
Argentinien, Brasilien aber auch in den
USA beobachten dürfen. Die aktuellen
Einschätzungen zu den internationalen,
politischen Risiken der Coface lesen
Sie auf den Seiten 28 und 29.
In diesen Zeiten ist es wichtiger denn
je, sich aktiv in unseren Verband einzubringen.
Nur gemeinsam werden
wir diese Krise meistern und den
Stellenwert des Credit Managements
innerhalb unserer Unternehmungen
und innerhalb Deutschlands erhöhen.
An dieser Stelle möchten wir uns bei
allen Aktiven für ihr Engagement bedanken.
Wir wünschen Ihnen gute Gesundheit,
das richtige Händchen und viel
Spaß bei der Arbeit und beim Lesen
dieser Ausgabe. Auch wünschen wir
Ihnen besinnliche Weihnachten im
Kreise Ihrer Liebsten sowie Alles Gute
für das Jahr 2021.
Ihr
Jan Schneider-Maessen CCM
CM Intern
Rückblick auf den Bundeskongress 6-15
Kolumne des Präsidenten 20
Kooperation EUROBAUSTOFF und BvCM 21
Nachruf auf Prof. Dr. Helmut Rödl 30
Ich bin gerne Credit Manager, weil… 34
CM Aktuell
Blick in die Bilanz: „Flügel gestutzt“ 16-17
Den Dialog suchen 18-19
Die Bedeutung eines Frühwarnsystems 24-25
Corona Katalysator für politische Risiken 28-29
CMI übersteigt die 50-Punkte-Marke 32-33
CM Hintergrund
Digitale Transformation
trifft Faktor Mensch 22-23
Ergänzende Kreditversicherungslösung 26-27
CM Buchtipps 31
CM Karikatur 15
CM CreditWer? 35
CM Last Words 36-37
CM Termine 38
3
NEWS
NEWS
atriga beruft Anita Gluszak-Haefs in die Geschäftsleitung
Seit dem 1. Oktober 2020 leitet
Anita Gluszak-Haefs das „Competence
Center Insurance, Power Utilities
and Telecommunications“ bei
dem Forderungsmanagement-Spezialisten
atriga. In dieser Funktion
verantwortet sie die Schnittstelle
zwischen Auftraggebern und Unternehmen.
Anita Gluszak-Haefs (45) blickt auf
15 Jahre operative Inkasso-Kompetenz
in leitenden Positionen mit den
Branchenschwerpunkten Telekommunikation,
Versicherung und Energiewirtschaft
zurück. Dazu gehören
auch Personalführung im Change-
Prozess, Betreuung internationaler
Key-Accounts und Verantwortung
für millionenschwere Gross Profits.
„Ich sehe mich als Vermittlerin zwischen
den Auftraggebern und atriga
als Dienstleister und garantiere in
dieser Position die optimale Um-
setzung der an uns gestellten Anforderungen.
Unsere Auftraggeber
erwarten von uns, neben einem
maximalen Beitreibungserfolg,
dass die Beziehung zum säumigen
Kunden aufrechterhalten wird - bei
Einhaltung aller Compliance- und
Datenschutzvorgaben. Dabei hilft
mir nicht nur die Innovationskraft
meines neuen Arbeitgebers, sondern
auch die langjährige Expertise
in allen Disziplinen.“
Christoph Ruoff, einer der atriga-
Geschäftsführer, hält es nur für folgerichtig,
dass Anita Gluszak-Haefs
jetzt das Team der atriga-Geschäftsleitung
ergänzt: „Es ist in der Branche
allgemein bekannt, dass sie
für ihre Auftraggeber brennt, sehr
anspruchsvoll ist und maximale
Leistung von allen Beteiligten einfordert.
Ihre Marktübersicht, ihre
Kunden- und Serviceorientierung
werden übergreifend geschätzt.
Anita Gluszak-Haefs. Foto: atriga
Daher sind wir stolz darauf, Frau
Gluszak-Haefs bei uns begrüßen zu
können.“
Fintech Paigo: Haushaltsrechnung für Konsumenten
Die Digitalisierung hat viele Bereiche
des gesellschaftlichen Lebens
verändert, allen voran das Konsumverhalten.
Onlinehändlern bietet
dieser Wandel Chancen, stellt sie
gleichzeitig aber auch vor Herausforderungen.
4
Ob online, per Smartphone, auf
Rechnung oder Kredit: Verbraucher
haben heute die Möglichkeit, ihre
Einkäufe schnell, bequem und mithilfe
zahlreicher Zahlarten zu erledigen.
Infolgedessen war es für Konsumenten
jedoch noch nie so einfach,
den Überblick über die eigenen Finanzen
und offenen Rechnungen
zu verlieren. Dies führt zu höheren
Außenständen auf Unternehmensseite.
Doch nicht nur das Konsumverhalten
hat sich gewandelt. Auch
die Anforderungen der Verbraucher
sind in Folge der Digitalisierung höher
als noch vor einigen Jahren. Endkunden
erwarten heute nicht nur
beim Shopping Erlebnis, sondern
auch in möglichen Mahn- und Inkassoabläufen
eine bequeme Customer
Journey.
Das neu von Arvato Financial Solutions
ins Leben gerufene Fintech
Paigo unterstützt Unternehmen dabei,
sich auf das neue Konsumverhalten
einzustellen und gleichzeitig
die Chancen des Wandels zu nutzen.
Paigo gibt Verbrauchern die Möglichkeit,
anhand innovativer technologischer
Lösungen ihre finanziellen
Angelegenheiten einfach zu überblicken
und eventuelle Zahlungsengpässe
effizient zu lösen. Ein Beispiel
dafür ist das neue Tool „Blick ins
Konto“. „Hier führen wir auf Wunsch
des Verbrauchers mit Paigo eine Art
Haushaltsrechnung für den Konsumenten
durch und ermitteln so die
individuell auf ihn zugeschnittene
monatliche Ratenzahlung. So entfällt
die bisher notwendige und aus
Verbrauchersicht umständliche und
langwierige Einholung von Einkommensnachweisen.
Paigo macht es
Konsumenten einfach, ihre Verbindlichkeiten
zu begleichen und erhöht
so die Rückzahlungsquote für Unternehmen
nachhaltig“, so das Unternehmen.
Als Fintech entwickelt Paigo darüber
hinaus mit seinen Kunden neue
Branchenlösungen und nutzt hierfür
unter anderem die neusten Technologien,
seine langjährige Erfahrung
in Data Science und Analytics und
innovative Formen des agilen Arbeitens.
NEWS
Kreditausfälle können Bankensystem belasten
Die Welle an aufgeschobenen Insolvenzen
kleiner und mittlerer Unternehmen
genau wie die zu erwartenden
Pleiten von Soloselbständigen
können zur großen Belastung für
Staat und Gesellschaft werden –
und zudem das gesamte Bankensystem
schwer belasten. Zusammen
mit einer eventuellen Einschränkung
der Kreditvergabe wird „eine
schnelle Konjunkturerholung unwahrscheinlich“,
sagt Jürgen Sonder,
Präsident der Bundesvereinigung
Kreditankauf und Servicing (BKS).
„Die wegen der Pandemie beschlossenen
Einschränkungen entziehen
vielen Soloselbständigen wie auch
kleinen und mittleren Unternehmen
die Geschäftsgrundlage“, sagt
Sonder. Doch die Verlängerung der
Insolvenzantragspflicht verschiebt
die Pleiten in die Jahre 2021 und
2022. So erwartet die BKS im kommenden
Jahr einen deutlichen Anstieg
auf über 100.000 Privatinsolvenzen.
Zudem wird ein weiterer
starker Zuwachs von privaten Insolvenzanmeldungen
befürchtet,
wenn die geplante Reduzierung des
Restschuldbefreiungsverfahrens
auf drei Jahre in Kraft getreten ist.
Mit der Verlängerung der Insolvenzantragspflicht
schiebt die deutsche
Wirtschaft auch ein Pleitenproblem
bei den Unternehmensinsolvenzen
vor sich her. Aktuell gibt es circa
4.500 Unternehmenspleiten pro
Quartal. „Auch wenn der Staat hier
weiter puffernd eingreift, gehen wir
von einer Steigerung um 40 Prozent
auf 6.000 bis 7.000 Insolvenzen pro
Quartal ab 2021 aus. Dies bringt die
Kapitalsituation der Banken in eine
außergewöhnliche Stresssituation“,
sagt Sonder.
Das Problem: Wenn zu viele Unternehmen
oder Privatpersonen
gleichzeitig ihre Kredite nicht mehr
bedienen können, stoßen die Banken
bei Kapital und Abwicklung an
ihre Grenzen. „Das betrifft nicht nur
das vorzuhaltende Risikokapital,
sondern dann auch die real gewordenen
Kosten der Kreditausfälle“,
sagt Sonder. „Die Banken werden
allein schon durch Restrukturierungsaufgaben
und die Abwicklung
notleidender Kredite vor enorme
Herausforderungen gestellt.“
Entscheidend dabei sei, dass die
Banken handlungsfähig bleiben.
Sonder: „Der Sekundärmarkt für notleidende
Forderungen kann einen
Baustein für die Finanzmarktstabilität
darstellen, um die Post-Covid-
Auswirkungen in der Finanzindustrie
effektiver zu managen.“
Die Bundesvereinigung Kreditankauf
und Servicing (BKS) wurde
2007 gegründet, hat ihren Sitz in
Berlin und vertritt die Interessen
ihrer derzeit 31 im Sekundärmarkt
tätigen Mitgliedsunternehmen in
Deutschland.
www.bks-ev.de
Einzelhandel: Anstieg der Großinsolvenzen
Das Bild im Einzelhandel könnte aktuell
kaum unterschiedlicher sein.
Lebensmittel- und Onlinehändler
fahren satte Zuwächse ein, während
der stationäre Einzelhandel vor großen
Herausforderungen steht.
„Insgesamt sind acht große textile
Einzelhändler in den ersten neun
Monaten des Jahres in die Insolvenz
geschlittert“, sagt Ron van het Hof,
CEO von Euler Hermes in Deutschland,
Österreich und der Schweiz.
„Das sind fünf mehr als im Vorjahreszeitraum,
was einer Zunahme
um rund 166% entspricht. Auch im
Non-Food Einzelhandelssektor gab
es 2020 vier weitere große Pleiten.
Dies ist insofern besonders besorgniserregend,
als dass es dem bisherigen
Insolvenztrend in Deutschland
entgegenläuft, der zuletzt noch eine
deutlich rückläufige Entwicklung
bei den Fallzahlen zeigte. Neben der
Liquidität wird insbesondere eine
maßgeschneiderte Multichannel-
Strategie immer stärker zum Erfolgsfaktor.
Wer auch online kann, kommt
jetzt besser durch die Krise.“
Umsatzverluste: 12 Milliarden Euro
Deutliche Umsatzeinbußen werden
allerdings fast alle Branchenteilnehmer
hinnehmen müssen: „Für 2020
erwarten wir Umsatzverluste von
rund 12 Milliarden Euro (Mrd. EUR)
im Bekleidungseinzelhandel“, sagt
Aurélien Duthoit, Senior Branchenanalyst
bei Euler Hermes. „Nach
dem drastischen Einbruch während
des Lockdowns im März und April
haben sich die Umsätze zwar sukzessive
erholt, allerdings sind sie
mit -26% von Januar bis September
deutlich unter dem Vorjahresniveau.
Unterschiede zwischen Bekleidung
und Accessoires gibt es dabei kaum.
Geht man für den restlichen Jahresverlauf
davon aus, dass der Umsatz
weiterhin rund 10% unter Vorjahresniveau
bleibt, ergibt sich für das
Gesamtjahr ein Minus beim Umsatz
von etwa 19%, das entspricht etwa
12 Mrd. EUR.“
Krisengewinner:
Online, online, online
Der Onlinehandel legte bei den Umsätzen
von Januar bis August 2020
um insgesamt 22% zu. Zwar hat
sich der rasante Zuwachs seit Juni
mit den Lockerungen etwas verlangsamt,
allerdings dürften Umsätze
im Gesamtjahr 2020 um satte 18%
zulegen, im Vergleich zu 8% im Jahr
2019. Die Aussichten im E-Commerce
sind auch für 2021 gut. Zwar erwarten
die Euler Hermes Experten
kein erneutes Rekordjahr wie 2020,
aber mit rund +10% Umsatzwachstum
dürfte auch 2021 deutlich über
dem Langzeitdurchschnitt von 7-8%
liegen.
5
INTERN
WANTED: AKTUELLE DATEN
Wie bekommen Credit Manager in der Krise möglichst aktuelle Daten über ihre Kunden? Eine zentrale Frage,
die auf dem 17. Bundeskongress des BvCM diskutiert wurde. Eine Antwort: Alle verfügbaren Quellen anzapfen,
insbesondere den eigenen Vertrieb. Die enge Kooperation zwischen Credit Management und Sales ist derzeit
unverzichtbar – und wird es künftig auch bleiben. Das bewies auch der Gewinner des „Exzellenz in Credit Management“
Award: die Shell Deutschland Oil GmbH. Mehr als 200 Teilnehmer haben den erstmals komplett
online durchgeführten Kongress live am Bildschirm verfolgt – und sich kräftig eingebracht. Zu Vorträgen, Diskussionsrunden
und Preisverleihungen wurden mehr als 400 Fragen und Anmerkungen gesendet. Fazit der
Teilnehmer: 94 Prozent waren zufrieden mit dem neuen Modell.
Der inhaltliche Auftakt des Kongresses
führte direkt ins Gruselkabinett:
„Zombies züchten?“, fragte
der Rechtsanwalt Prof. Dr. Volker
Römermann CSP – und ging auf
die aktuelle und künftige Situation
rund um die Insolvenzantragspflicht
ein. Als Mittel gegen den drohenden
Horror gab er den Kongressteilnehmern
sechs konkrete Tipps mit
auf den Weg. Zunächst einmal, so
der Insolvenzexperte, müsse jeder
Unternehmer seine Geschäftspartner
im Blick halten. Wie entwickelt
sich deren Zahlungsverhalten? Wie
geht es deren Kunden? Ist die Qualität
unverändert? Gibt es eine neue
Geschäftsführung? Wurden die Geschäftsbedingungen
angepasst?
Jede Veränderung könne auf Probleme
hindeuten, die schlimmstenfalls
in einer Insolvenz des Kunden münden
– mit harten Folgen für das eigene
Unternehmen. Daran schließt
sich der zweite Tipp an: „Prüfen Sie,
was eine Insolvenz des Kunden für
Sie konkret bedeuten würde.“ Sind
beispielsweise vereinbarte Ratenzahlungen
ein Fall für die Anfechtung?
Diese und weitere Fragen sollten
kurzfristig geklärt werden.
Zahlungsunfähigkeit
Konkret brauchen Unternehmen,
die überschuldet sind, bis zum
31.12.2020 keinen Antrag auf Eröffnung
eines Insolvenzverfahrens zu
stellen. Aber: „95 Prozent der Insolvenzen
werden mit Zahlungsunfähigkeit
begründet, nur 5 Prozent mit
Überschuldung.“ Das sei aber bei
weitem nicht allen betroffenen Unternehmen
bewusst. Deshalb müssten
die Geschäftsführer der meisten
gefährdeten Firmen jetzt eine
Insolvenz beantragen – ansonsten
machen sie sich strafbar. Für beides
– Insolvenz infolge von Überschuldung
und Zahlungsunfähigkeit – gilt
übrigens, dass die temporäre Aussetzung
der Antragspflicht nur im
Falle einer durch Corona bedingten
Insolvenz möglich ist. Wer aus anderen
Gründen ins Trudeln geraten
ist, muss ohnehin sofort eine Insolvenz
beantragen. Auch das ist vielen
nicht geläufig. Auf jeden Fall kann
die verlängerte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht
dazu führen,
dass neue Zombie-Unternehmen
entstehen – mit schädlichen Folgen
für die Wirtschaft.
Führung übernehmen
Dagegen hilft auch kein Weihwasser.
Deshalb lautet der dritte Tipp:
Den Zombies und allen anderen Problemen
ohne Angst begegnen. „Das
Schlimmste an der Angst ist, dass
man sie hat“, erklärt Römermann.
Wer die aktuellen Umstände sachlich
betrachte, könne neue Perspektiven
entdecken. Auf dieser Grundlage
stehen die weiteren drei Tipps.
„Entscheidend in der Krise ist es,
Führung zu übernehmen und Zuversicht
auszustrahlen“, betont Römermann.
Mit dieser Attitüde sollten
sich, so der fünfte Tipp, Unternehmer
der Krise stellen, aktiv werden
und die Möglichkeiten zur Sanierung
nutzen. „Die Insolvenzordnung
hält überraschend viele und gut
funktionierende Instrumente bereit,
um Unternehmen erfolgreich
zu sanieren“, so Römermann. Dazu
zählen beispielsweise diverse Sonderkündigungsrechte.
Der letzte Tipp: Die eigene Zukunft
in die Hand nehmen. „Viel zu oft verlassen
sich Unternehmer auf die Hilfe
der Politik, auf ein Wunder oder
Blick in die Regie
Eine professionelle Weinprobe beendete den ersten Kongresstag.
6
INTERN
Nachgefragt bei: Prof. Dr. Volker Römermann CSP
HOFFNUNG ODER HAFTUNG?
In seinem Vortrag über „Unternehmenszombies“ deutete der
Rechtsanwalt Prof. Dr. Volker Römermann CSP gravierende juristische
Änderungen im Insolvenzrecht an. Im Kurzinterview
mit dem Magazin Der CreditManager erläutert der Jurist, was
auf Unternehmer und Credit Manager zukommt.
SanInsFoG und StaRUG: Was verbirgt
sich hinter diesen Abkürzungen?
Der Regierungsentwurf des Gesetzes
zur Fortentwicklung des Sanierungsund
Insolvenzrechts (Sanierungsund
Insolvenzrechtsfortentwicklungsgesetz
– SanInsFoG) vom 14.
Oktober 2020 bringt eine Reihe von
Änderungen bestehender Gesetze,
aber in seinem Artikel 1 auch ein ganz
neues Gesetz mit sich: den Gesetzentwurf
über den Stabilisierungsund
Restrukturierungsrahmen für
Unternehmen (Unternehmensstabilisierungs-
und -restrukturierungsgesetz
– StaRUG). Beides soll nach dem
Willen der Bundesregierung bereits
am 1. Januar 2021 in Kraft treten.
Und wenn Sie schon nach den Namen
der Gesetze fragen: Wer sein
Gesetzesbaby „STAR“ (StaRUG) tauft,
der hat sicher Großes vor.
Was heißt das für Unternehmen?
Da verändert sich eine Menge. Ich
möchte das in drei Blöcke fassen:
• Eine dramatische Zuspitzung der
Managerhaftung
• Eine neue Struktur der außergerichtlichen
Restrukturierung von
Unternehmen
• Die Neuregelung der Insolvenzantragspflichten
Das StaRUG sieht eine Pflicht zur Einrichtung
eines Früherkennungssystems
vor. Manager müssen 24 Monate
vorausschauen und wenn eine
Insolvenz möglich ist, dann haben sie
die Geschäfte vorrangig im Dienste
der Gläubiger zu führen. Geht etwas
schief, dann liegt die Beweislast dafür,
dass er persönlich alles richtig
gemacht hat, nach der Neuregelung
beim Geschäftsführer. Das ist alles
so streng und so hart, dass man sich
beim Lesen fragt, wer eigentlich noch
Geschäftsführer sein
möchte, wenn das in
Kraft getreten ist.
Die Struktur verschiebt sich vom
gerichtlich kontrollierten Insolvenzverfahren
hin zu einem beraterdominierten
außergerichtlichen Restrukturierungsbereich.
Das ist im
Grundsatz richtig, denn – wenn man
ehrlich ist – bei durchschnittlichen
Quoten von vielleicht 5 Prozent hat
unser bisheriges Insolvenzsystem
schlicht versagt. Das wird jetzt weitgehend
neu aufgestellt und damit
können wir als Berater der individuellen
Situation des jeweiligen Unternehmens
deutlich besser gerecht
werden.
Die Insolvenzantragspflichten werden
erheblich verändert. Für die drohende
Zahlungsunfähigkeit gilt ein
Prognosezeitraum von 24 Monaten,
für Überschuldung von 12. Bei Überschuldung
bekommt der Geschäftsführer
künftig 6 statt 3 Wochen Zeit,
um einen Insolvenzantrag zu stellen,
wenn es denn sein muss. Das geht
alles in die richtige Richtung.
Prof. Dr. Volker Römermann auf dem Bundeskongress.
Was bedeutet das konkret für Credit
Manager, die gefährdete Unternehmen
im Kundenportfolio haben?
Wegen der spürbar verschärften
Früherkennungspflicht sollte es so
sein, dass die Geschäftsführer frühzeitiger
etwas unternehmen, wenn
sich eine Krise abzeichnet. Es sollte
so sein, dass sie früher Berater engagieren,
sich früher mit Gläubigern
in Verbindung setzen. Das wird natürlich
nicht jeder tun, aber viele.
Und das ist natürlich gut, denn dann
wird man weniger überrascht als
Geschäftspartner. Wenn ich die Krise
erst erfahre, indem ich vom Insolvenzverwalter
höre, ist das doch
ganz schlecht, die Einflussmöglichkeiten
sind dann minimal. Viel besser,
wenn der Geschäftsführer eines
gefährdeten Unternehmens das
Gespräch sucht, solange noch Gestaltungsspielraum
besteht. Dann
wird es Fälle geben, wo Credit Manager
z.B. Empfehlungen aussprechen
können, wer sich seriös mit
Sanierung auskennt und wer nur als
Dampfplauderer am Markt überlebt.
Und man kann im Einzelfall schauen,
welche Vereinbarungen getroffen
werden können. Dabei muss der
Credit Manager natürlich immer die
Anfechtungsgefahren sorgfältig im
Blick behalten und im Zweifel insolvenzrechtlichen
Rat einholen.
Welche Chancen bieten diese Gesetze
und welche Gefahren lauern?
In der Tat: Ich sehe beides. Die Gefahren
für Geschäftsführer sind
unübersehbar. Man kann manchmal
nur den Kopf schütteln, welche
Pflichten sich Leute einfallen lassen,
die wahrscheinlich noch nie ein Unternehmen
von innen gesehen haben.
Andererseits sehe ich enorme
Chancen: Wir bekommen viele neue
Instrumente, die wir passgenau auf
die konkrete Situation hin zur Anwendung
bringen können. Das erhöht
die Sanierungschancen deutlich.
Und ist es nicht genau das, was
Unternehmen im Zeitalter der Lockdowns
benötigen? Also: Das Glas
ist mehr als halb voll. Man muss die
Chancen nur noch erkennen und aktiv
wahrnehmen …
FW
7
INTERN
zumindest auf eine rasche Rückkehr
zur Normalität, um bis dahin durchzukommen.
Wunder sind jedoch selten“,
verdeutlicht Römermann. Und
das gelte auch für den Kampf gegen
Zombies…
Ab Januar werde sich mit dem „neuen
Riesengesetz“ ohnehin alles ändern
(siehe Kasten „Nachgefragt“)
Neue Mindestanforderungen 4.0
Im besten Fall jedoch braucht sich
der geneigte Credit Manager gar
nicht mit Insolvenzen in der Kundschaft
zu befassen. Was er dafür benötigt?
Die Mindestanforderungen
an das Credit Management (MaCM),
die der BvCM 2006 erstmals aufgelegt
und zwischenzeitlich mehrfach
aktualisiert hat. In diesem Jahr wurde
das Standardwerk für alle Credit
Manager erneut auf den neuesten
Stand gebracht.
Was sind die jüngsten Änderungen?
Rudolf Keßler, Präsident des BvCM,
und Prof. Dr. Matthias Schumann
CCM, Vorsitzender des Vorstandsbeirats,
stellten die neuen MaCM
im Rahmen des Bundeskongresses
vor. Unter anderem wurde die EU-
Datenschutzgrundverordnung, die
seit 2018 gültig ist, in die MaCM integriert.
Zudem wurden neue Zahlungsverfahren,
diverse rechtliche
Veränderungen und digitale Entwicklungen
berücksichtigt.
Einbezogen in den Prozess der Aktualisierung
wurden mehrere Praktiker,
denn die MaCM spiegeln auch
die Philosophie des BvCM wider:
vom Credit Manager für den Credit
Manager. Ergebnis: „Grundsätzlich
sollte das Credit Management
schon bei der Kundenakquise ansetzen.
Dafür ist die Zusammenarbeit
verschiedener Abteilungen im
Unternehmen erforderlich. Das gemeinsame
Ziel sollte sein, Risiken
zu vermeiden und gleichzeitig Geschäft
zu ermöglichen“, verdeutlicht
Keßler. „Wir haben um viele Details
gerungen. Dabei ging es letztlich
aber immer um die Klarheit der Formulierung,
nicht um eine Änderung
der Grundsätze.“
Order-to-Cash-Prozess
In einer anschließenden Podiumsdiskussion
stand die Frage nach
Ganzes sehe. Dabei kommt es auf
das Zusammenspiel von Vertrieb
und Credit Management an, beispielsweise
wenn es um Rückschlüsse
aus Kundenbeziehungen geht.
Die MaCM ermöglichen ein gutes
Stakeholder-Management.“
Gütesiegel
„Auch bei uns sind die MaCM in die
Credit Police eingeflossen“, berichtete
Marcus Rapelius, Credit Manager
bei der Shell Deutschland Oil GmbH,
und Gewinner des diesjährigen
„Credit Management in Exzellenz“-
Awards. „Für unsere internen Stakeholder
wie Geschäftsführung
und Vertrieb sind die MaCM ebenso
wichtig wie als Gütesiegel nach außen.
Wir beliefern ein Kundenportfolio
von lokalen Heizölhändlern bis
zu internationalen Luftfahrtkonzernen.
Da ist es gut zu zeigen, dass wir
die Mindeststandards einhalten.“
BvCM-Präsident Rudolf Keßler präsentierte
die neuen MaCM 4.0 …
… zusammen mit Professor Dr. Matthias
Schumann, dem später noch der CCM ehrenhalber
verliehen wurde.
Ausgezeichnet: Die Shell Deutschland Oil GmbH gewann den Exzellenz in Credit Management-
Award 2020.
8
dem Mehrwert der MaCM zentral.
Gesprächsleiter Rudolf Keßler gab
die Frage direkt weiter an Dr. Werner
Grünewald, Grünewald Consult und
in vorheriger Position bei der DKV
im Jahr 2018 Gewinner des ersten
„Exzellenz in Credit Management“-
Awards: „Bei der DKV haben wir uns
immer eng an die Mindestanforderungen
gehalten“, blickte der Credit
Management-Berater zurück. „Man
muss den Order-to-Cash-Prozess als
Tina Haus-Bienerth von der BayWa.
Diese Einschätzung bestätigte Tina
Haus-Bienerth, Leiterin Corporate
Credit bei der BayWa AG. „Die
INTERN
MaCM sind bei uns gelebte Praxis.
Wir waren eines der ersten Unternehmen,
das auf Grundlage der
Mindestanforderungen eine TÜV-
Zertifizierung erhalten hat. Auch
im eigenen Hause, wenn sich zum
Beispiel Vorstand und Aufsichtsrat
nach dem Credit Management erkundigen,
ist es gut, auf die MaCM
verweisen zu können.“
Marcus Rapelius, Shell Deutschland Oil GmbH.
Grundlage für Qualifikation
Professor Schumann ergänzte: „Der
Mindeststandard ist aus der Praxis
heraus entstanden. Deshalb honorieren
es auch die Kreditversicherer,
wenn deren Kunden die MaCM
implementieren.“ Zudem böten die
Mindestanforderungen einen großen
Mehrwert für die Qualifikation
zum Certified Credit Manager (CCM).
Fazit: Es gibt viele gute Gründe, die
MaCM 4.0 im eigenen Unternehmen
zu implementieren.
Exzellenz in Credit Management
Null Zahlungsausfälle 2019, 40
Prozent weniger Zahlungsverzögerungen
in den vergangenen zwei
Jahren und eine erfolgreiche Bewältigung
der Coronakrise: Die
Shell Deutschland Oil GmbH hat ihr
Credit Management in den vergangenen
Jahren auf ein exzellentes
Niveau gebracht. Folglich hat das
Credit Management Team auf dem
17. Bundeskongress des BvCM den
„Exzellenz in Credit Management“-
Award erhalten. „Ein eindrucksvolles
Beispiel für erfolgreiches Credit
Management“, betonte BvCM-Präsident
Rudolf Keßler.
Die „Reise zur Exzellenz“ hat in dem
Unternehmen 2006 begonnen – unter
dem Motto „From traditional to
world-class Credit Management“.
Was heißt das? „Wir hatten ein fragmentiertes
Credit Management“,
beschreibt Marcus Rapelius, DACH
Credit Manager Trading & Supply,
die Ausgangssituation. Es waren
unterschiedliche Prozesse und Systeme
im Einsatz, Risiken wurden
von Kreditversicherern abgedeckt,
es gab keine Spezialisierung im Credit
Management – der Fokus lag
stattdessen auf dem Forderungsmanagement.
Das sollte sich in den
kommenden Jahren fundamental
ändern.
Enge Kooperation
Dafür hat sich in dem Unternehmen
etwas entwickelt, das damals
in vielen Unternehmen verpönt
war, nämlich eine enge Kooperation
zwischen Credit Management und
Vertrieb. „Wir haben 2009 den Credit-Stammtisch
eingeführt, bei dem
sich Vertrieb und Credit Management
regelmäßig austauschen“,
berichtet Rapelius. Daraus ist eine
strukturelle Zusammenarbeit entstanden,
von der beide Seiten profitieren.
Das Erfolgsgeheimnis: Die
Kooperation ist von innen heraus
entstanden, wurde nicht vom Management
angeordnet. So war die
erforderliche Akzeptanz von vornherein
gegeben. „Wir haben eine tolle
Zusammenarbeit mit unserem Credit
Management“, bestätigt Marc
Reinke, Trading & Supply Sales Manager
DACH.
Inhaltlich ermöglicht die Kooperation
die dringend erforderliche Nähe
zum Kunden. Niemand weiß so viel
über die Kunden wie der Vertrieb.
Diese internen Informationen sind
für das Credit Management geradezu
unbezahlbar. Um auch vom
Kunden Informationen über deren
Unternehmen zu bekommen, ist
ein Vertrauensverhältnis zwischen
dem Credit Management und den
Kunden zwingend erforderlich. „Sie
gewähren Einblick in ihr Heiligstes,
sind sehr stolz auf ihre Zahlen, die
sie uns zur Festlegung von Kreditlimits
zur Verfügung stellen. Die
Kunden legen uns vertrauliche Dokumente
offen, was alles andere als
selbstverständlich ist.“ Neben den
Zahlen sind auch andere Faktoren
von Bedeutung: Wie tickt das Management?
Wie sieht der Fuhrpark
aus? Wie steht es um die Digitalisierung?
Wie ist die Kundenstruktur?
Etc…
Test bestanden
Vor allem in der Coronakrise bewährt
sich diese Herangehensweise.
In einer Zeit, in der traditionelle
Unternehmensbewertungen nicht
mehr die dominierende Relevanz
haben, sind tagesaktuelle Informationen
direkt vom Kunden überlebenswichtig.
Ralf Voigt, Geschäftsführer
Finanzen, bestätigt: „Gerade
wie das Team die Covid-19-Krise gemeistert
hat und aktuell noch meistert,
ist hervorragend. Nach zehn
Jahren mit großem wirtschaftlichem
Wachstum ist 2020 ein echter
Test. Und den hat das Team bis jetzt
mit Bravour bestanden.“ In diesem
Jahr, so Voigt, habe Shell mit einer
doppelten Herausforderung zu
kämpfen: einem Nachfrageschock
und einem Preisverfall. Dennoch sei
es dem Credit Management Team
gelungen, Kreditausfälle im Portfolio
zu vermeiden.
Eine weitere wichtige Voraussetzung
für diese Leistung ist ein kompetentes
Team. Und das kann Shell
auf verschiedenen Ebenen vorweisen.
Das qualifizierte Team in Hamburg
gilt auf internationaler Ebene
als Centre of Expertise (CoE) und
wird tatkräftig von den Shell Shared
Service Centres (SSSC) unterstützt.
Dabei sind die strategischen und
Mehrwert schaffenden Aktivitäten
in den CoEs und die Standardaufgaben
in den SSSCs angesiedelt. Jeder
Mitarbeiter verfügt über besondere
Expertise, die zusammen mit den
Fähigkeiten der Kolleginnen und
Kollegen ein sehr breites Spektrum
abbilden. „Auf diese Weise ergänzen
wir uns perfekt“, so Rapelius.
9
INTERN
einen coronafreien Bonitätsindex,
weil wir glauben, dass Unternehmen,
die vorher stark waren, auch
besser durch die Krise kommen. Wir
reichern die Daten mit Informationen
aus einem tagesaktuellen Covid-Indikator
an.“
Die Jury des CMTech Awards: Professor Dr. Andreas Del Re und Claudia Haas
Geschäft ermöglichen
Bei der Kreditvergabe gilt grundsätzlich
das Vier-Augen-Prinzip:
Jeder beurteilt seine Kunden, aber
entscheidet nicht allein über neue
Limits. Somit wird den strengen
Compliance Vorgaben Rechnung getragen.
„Am Ende geht es immer darum,
eine Lösung zu finden, die das
Geschäft für Shell ermöglicht“, so
Sabrina Fahje, Senior Credit Analystin.
Das Credit Management Team
definiert dabei die Rahmenbedingungen
unter Berücksichtigung von
Risiken und Erträgen. Als besonders
hilfreich haben sich dabei die Mindestanforderungen
an das Credit
Management erwiesen, die der
BvCM 2006 erstmals aufgelegt hat.
„Es ist ein langjähriges Qualitätsmerkmal,
dass die Mindestanforderungen
in unsere Kreditrichtlinie
eingeflossen sind“, betont Rapelius.
Wer sind eigentlich die Kunden
von Shell? Das Unternehmen ist in
Deutschland in einer Reihe von Geschäftsfeldern
aktiv. Neben dem
Tankstellengeschäft zählen dazu:
Transport und Service, Versorgung
der Luft- und Schifffahrt, die Produktion
von Schmierstoffen und Bitumen
sowie der Betrieb der größten
Raffinerie Deutschlands. Das Kundenportfolio
erstreckt sich deshalb
vom lokalen Heizölhändler bis zum
internationalen Luftfahrtkonzern.
Die überwiegend mittelständischen
Kunden im Bereich Trading & Supply
in DACH sind jedenfalls vom Credit
Management der Shell überzeugt.
Genauso wie die Jury des „Exzellenz
in Credit Management-Awards“…
Die große Umwälzung
Wie lassen sich Unternehmen während
der Pandemie beurteilen? Unter
dieser Frage stand eine Diskussionsrunde
mit Vertretern von Informationsdienstleistern,
die Fernando Da
Silva CCM, Vorstandsmitglied des
BvCM, leitete. Eine wahre „Elefantenrunde“,
wie Kongress-Moderator
Stephan Glismann-Bringamm in
Anspielung auf die früheren Talkrunden
nach Bundestagswahlen meinte.
Schließlich könne die Relevanz
aktueller Informationen für Unternehmen
derzeit kaum größer sein.
Ein Auszug aus der Diskussion.
„Wir befinden uns in der schwersten
Rezession der letzten Jahrzehnte.
Welche Auswirkungen hat dies auf
die Bonitätsbeurteilung von Unternehmen?“,
fragte Fernando Da
Silva zum Start in die Runde. „Dies
ist eine Sternstunde für das Credit
Management insgesamt, die Bedeutung
ist deutlich gewachsen“, antwortete
Jens Junak, Sales Director
bei Creditsafe Deutschland. „Jetzt
stehen alle Prozesse auf dem Prüfstand
und zeigt sich, wie aktuell die
vorhandenen Daten sind. Wir als Informationsdienstleister
müssen an
dieser neuen Situation wachsen und
lernen, mit neuen Anforderungen
umzugehen. Wir haben nach wir vor
Grit Silke Bantow, Leiterin Center of
Competence B2B Schufa Holding
AG, sieht vor allem zwei Herausforderungen:
Zum einen habe die Bundesregierung
viele Maßnahmen ergriffen,
um die Krise zu beherrschen,
die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt
und darum gebeten, die Scores
nicht zu ändern. „Wir haben die
Scores tatsächlich nicht geändert,
auch weil jedes Unternehmen, das
ein Credit Management aufgesetzt
hat, eigene Regeln hat. Wir wissen,
dass Scores weiterhin eine stabile
Aussagekraft haben. Wichtiger ist
es, in einem Branchenvergleichsindex
zu sehen, wie sich die Kunden
in der jeweiligen Branche schlagen.
Darauf sind wir eingegangen. Das
zweite Thema, das wir auf technologischer
Basis unterstützen konnten,
war die Vergabe der Förderkredite
und Soforthilfen. Wir konnten innerhalb
von zehn Tagen ein Angebot
auf die Beine stellen, mit dem ein
Viertel der Kreditvolumina sicherer
bereitgestellt werden konnte.“
Dr. Frank Schlein, CEO CrifBürgel.
Herausforderung
Dr. Frank Schlein, CEO von CRIFBürgel,
bezog eine Gegenposition zu
den Vorrednern: „Nicht nur für die
Kunden ist die Situation eine Herausforderung,
sondern auch für uns
als Auskunfteien. Wir stehen vor der
größten Umwälzung der letzten 20
Jahre. Die vorhandenen Daten sind
10
INTERN
nicht mehr prognosefähig. Schauen
wir in unsere Datenbank, dann hat
Covid noch nicht stattgefunden. Wir
brauchen deshalb additive Quellen,
brauchen andere Partner wie die Unternehmen
selbst und die Banken.
Zudem müssen wir wesentlich digitaler
und automatisierter werden,
um die Angaben der neuen Partner
in unsere Daten hinein zu integrieren.
Außerdem nehmen die Betrugsfälle
im B2B-Bereich deutlich zu. Darauf
müssen wir reagieren. Ebenfalls
neu ist die gewachsene Bedeutung
der internationalen Beziehungen.
50 Prozent der Portfolien, die wir bespielen,
haben Muttergesellschaften
im Ausland.“
Roland Reiser, Prokurist der Creditreform
Rating AG, empfiehlt Unternehmen,
verstärkt auf Monitoring
zu setzen, zunächst auf Portfolioebene
und dann auf Branchenebene.
„Wenn man nur auf das große Ganze
schaut, fallen keine Probleme auf.
Beim Blick auf einzelne Branchen
sieht man deutliche Auffälligkeiten.
Den Tiefpunkt der Krise haben
wir noch nicht erreicht.“ Bezüglich
der zu erwartenden Insolvenzen
rechnet die Creditreform mit einer
Steigerung um 20 Prozent. Derzeit
zeige sich aber ein nie dagewesenes
Bild: Aufgrund von Hilfspaketen,
Stundungen und KfW-Krediten sei
viel Liquidität vorhanden, während
vielen Unternehmen gleichzeitig die
Umsätze wegbrechen.
Finanzkommunikation
Die Frage nach der Bedeutung der Finanzkommunikation
richtete sich an
Dr. Schlein. „Die Finanzkommunikation
ist für Unternehmen überlebenswichtig
geworden. Viel Vertrauen ist
gewichen, deshalb ist es gerade für
kleinere Unternehmen besonders
wichtig mitzuteilen, dass es läuft,
dass sie geschäftsfähig sind. Wenn
sie das nicht tun, können sie in Probleme
geraten. Daher kommt uns
Auskunfteien eine große Bedeutung
zu. Wir haben darauf auf vier Wegen
reagiert: Wir haben eine ‚Back-in-
Business‘-Kampagne gestartet, sind
eine Kooperation mit dem Bankenscore
eingegangen, haben das Thema
‚Ich gewähre Zugang zu meinen
Firmenkonten‘ aufgenommen und
intensiv an Modellen der ‚Trusted
third partner‘ gearbeitet.“
Wie sollen bonitätsschwache Unternehmen
ihre Kommunikation gestalten?
Grit-Silke Bantow: „Sie sollten
nicht nur Bilanzen verschicken,
sondern Echtzeitinformationen vom
Steuerberater bereitstellen. Wir sind
an einem Unternehmen beteiligt, das
den Zugang zu Kontodaten ermöglicht.
Das sehen wir als die Zukunft
an.“
Roland Reiser ergänzte: „Bilanzen
sind in Deutschland per se eine vertrauenswürdige
Quelle. Neu ist, dass
wir BWAs in die Bewertung einbeziehen.
Auch Zahlungserfahrungen
spielen eine wichtige Rolle, wir bringen
sie über das Debitorenregister
Deutschland ein (siehe auch Seite
24/25). Viele Unternehmen speisen
ihre Erfahrungen ein. Die Bereitschaft
zur aktiven Finanzkommunikation ist
da. Es stellt sich natürlich die Frage,
welchen Wert eine BWA hat, in der
zum Beispiel nicht alle Eingangsrechnungen
eingebucht sind. Damit
können wir aber umgehen. Die
Zahlungsmoral insgesamt hat sich
uneinheitlich entwickelt. In einigen
Branchen ist sie deutlich rückläufig,
in anderen hat sie sich sogar verbessert.
Genug Liquidität ist zurzeit jedenfalls
vorhanden.“
Hat sich die Nutzung der Daten verändert?
Jens Junak: „Wir sind enger
an unsere Kunden herangerückt. Wir
haben 10.000 Kunden in Deutschland,
die auch verstärkt internationale
Abdeckung abfragen. Der Bedarf
ist gewachsen, die Art der Informationen
hat sich verändert. Wir als
Creditsafe sind digitaler Pionier im
Markt, arbeiten deshalb nicht mit
Standardprodukten. Ein Wort zum
Thema Access to Account: Das ist
grundsätzlich eine gute Möglichkeit,
sie birgt aber auch die Gefahr von
Fehleinschätzungen, da viele Unternehmen
mehrere Konten bei unterschiedlichen
Banken haben. Das kann
zu Fehlinterpretationen führen. Es ist
ein zusätzliches Tool, wird aber nicht
die Bonitätsinformationen ersetzen.“
Daten aggregieren
„Ich glaube schon, dass es ein essenzielles
Tool ist, aber nicht das alleinige
Mittel. Es geht darum, Bankkonten
zusammenzuführen. Schaffe ich es,
Kontodaten zu aggregieren und mit
anderen Informationen zu veredeln?
Will ich diesen Weg mit Maßnahmen
gehen, die eine Einwilligung der Unternehmen
erfordern? Für uns ist die
Antwort klar: Ja, wir wollen das“, entgegnete
Dr. Schlein.
Grit-Silke Bantow: „Es geht um die
Kombination der Daten. Wichtig ist
künftig auch, auf die Finanzplanung
der Unternehmen zu schauen. Es gilt,
Access to Account mit der Finanzplanung
zu verknüpfen.“
Welche Auswirkung hat die Covid
19-Pandemie auf das Credit Management
in den Unternehmen? Jens Junak:
„Die Unternehmen müssen an
aktuelle Informationen kommen und
viel kurzfristiger denken. Jetzt zeigt
sich, bei wem die Credit Management-Prozesse
gut funktionieren.
Wir müssen wach bleiben. Ich hoffe,
diese Erkenntnis setzt sich auch in
guten Zeiten durch, damit die Unternehmen
besser auf schlechte Zeiten
vorbereitet sind.“
Neue CCM
Zur besseren Vorbereitung tragen
auch Certified Credit Manager bei.
Seit dem Frühjahr ist Deutschland
glücklicherweise um einige Certified
Credit Manager reicher. Im Rahmen
des Bundeskongresses wurde erst-
Sandra Gerstenschläger CCM.
11
INTERN
Für die Coface gilt derzeit, dass sich
– wie für alle Credit Manager – der
Aufwand für die Informationsbeschaffung
deutlich erhöht hat. „Bilanzzahlen
aus dem Vorjahr haben
eine eher begrenzte Aussagekraft.
Deshalb kontaktieren unsere Kolleginnen
und Kollegen Tausende Unternehmen,
um aktuelle Zahlen und
ein aktuelles Bild der Lage zu bekommen.
Das hilft uns bei unseren Entscheidungen.
Und es hilft den Unternehmen,
korrekt bewertet zu werden,
ohne dass ihre Zukunftsperspektiven
aus den Augen verloren werden.
Denn eines wollen wir bei Coface
nicht: Pauschal mit dem Rasenmäher
Limite kürzen oder aufheben.“
Zwischen Campus, CAM und Credit
Katarzyna Kompowska, CEO Coface Northern Europe Region, wurde aus Wien zugeschaltet.
mals die beste Absolventin des vergangenen
Jahrgangs ausgezeichnet.
Katarzyna Kompowska, CEO Coface
Northern Europe Region, verlieh den
„Coface Credit Management Award
2020” virtuell an Sandra Gerstenschläger.
Die Credit Managerin ist im
Bereich Key User Debitorenmanagement
der Transgourmet Deutschland
GmbH tätig. Mit ihrer Projektarbeit
„Optimierungsansätze zum Kreditlimitvergabeprozess
der Transgourmet
Deutschland GmbH & Co OHG“
konnte sie die Jury überzeugen.
In einer kurzen Präsentation stellte
sie vor, was es inhaltlich damit auf
sich hat. Transgourmet Deutschland
gehört zu Transgourmet Central &
Eastern Europe. Als Multi-Channel-
Anbieter ist das Unternehmen als
Abhol- und Belieferungsgroßhandel
für Kunden aus Gastronomie, Hotellerie,
Betriebsverpflegung, sozialen
Einrichtungen, Einzelhandel und weiteren
Gewerben tätig. Anlass für die
Einführung eines Prozesses für die
Kreditlimitvergabe war die Zunahme
an Forderungsausfällen. Bei der Problemanalyse
stellte sich beispielsweise
heraus, dass die Kundenbewertung
durch den Vertrieb vorgenommen
und Kundendaten dezentral angelegt
wurden. Zudem fehlte eine entsprechende
Systemunterstützung.
Vertriebsunabhängige Prüfung
Das Projekt zur Optimierung bestand
schließlich aus mehreren
Bestandteilen: von der Kundenidentifizierung
über die Einführung
eines IT-gestützten Systems und die
Schulung der Mitarbeiter bis hin zur
Implementierung einer vertriebsunabhängigen
Bonitätsprüfung und
-überwachung. Die ersten Schritte
des Konzepts sind umgesetzt.
Normalerweise wird die Auszeichnung
der besten Absolventen im
Rahmen des Kongresses Länderrisiken
der Coface in Mainz verliehen.
Aufgrund der Coronakrise musste
die Veranstaltung im Frühjahr 2020
ausfallen. Katarzyna Kompowska,
CEO Coface Northern Europe Region,
ließ es sich aber nicht nehmen, den
Preis persönlich per Videoschalte zu
überreichen. „In Ihrer Arbeit geht
es um Optimierungen im Credit
Management Ihres Unternehmens,
speziell um die internen Limitvergaben.
Ein Thema, mit dem wir uns bei
Coface natürlich auch beschäftigen.
Es ist schön zu sehen, wie praxisnah
der BvCM in seiner ganzen Ausrichtung
und Positionierung ist. Und
dass es immer auch um die Verbindung
von Kontinuität und Innovation
geht“, betonte sie.
Im Rahmen des 17. BvCM-Bundeskongresses
ist Professor Dr. Matthias
Schumann als „CCM ehrenhalber“
ausgezeichnet worden. „Eine längst
überfällige Auszeichnung“, betonte
Andreas van Koeverden CCM, stellvertretender
Vorstandsvorsitzender
des BvCM.
In normalen Zeiten erhalten die
frisch gebackenen Certified Credit
Manager (CCM) im Rahmen des
Kongresses Länderrisiken der Coface
ihre Zertifikate. Traditionell wird
zum Abschluss der Veranstaltung
auch ein verdienter Mitstreiter des
Andreas van Koeverden CCM überreichte die
Auszeichnung.
BvCM ausgezeichnet – mit dem Titel
„CCM ehrenhalber“. Da die Zeiten
alles andere als normal sind, konnte
der Kongress der Coface im Frühjahr
2020 nicht stattfinden. Somit hat
der BvCM die Ehrung kurzerhand in
das Programm des Bundeskongresses
integriert.
In diesem Jahr wurde die Auszeichnung
Professor Dr. Matthias Schumann
zuteil. Er tritt damit in einen
illustren Kreis ein, dem Credit Management-Experten
wie Professor
Ludo Theunissen, Andreas Schmitt
oder der viel zu früh verstorbene Dr.
Georg Schröder angehören. Der in
12
INTERN
SPANNENDE ERFAHRUNG
Neuer „Anchorman“: Stephan Glismann-Bringmann, Regionalkoordinator Nord beim BvCM, hat zwei Tage durch
den Bundeskongress geführt. Im Gespräch mit dem Magazin Der CreditManager zieht er seine persönliche Bilanz.
DCM: Sie haben den ersten BvCM-
Online-Kongress moderiert. Wie
war es für Sie?
SGB: Es war für mich interessant und
sehr spannend zugleich, da wir nicht
alle Referenten und Panelteilnehmer
vor Ort im Studio in Hamburg
hatten, sondern einige auch remote
zugeschaltet waren. Mir fehlte natürlich
der direkte Kontakt zu den Teilnehmern,
den ich als Moderator bei
Präsenzveranstaltungen sonst sehr
schätze. Besonders gefallen haben
mir die professionelle TV-Studio-Umgebung
sowie der Einsatz modernster
Video-/Audio-/Beleuchtungs-/Streamingtechnik.
DCM: Was war gut, was kann beim
nächsten Mal verbessert werden?
SGB: Das Feedback, das wir von den
Teilnehmern und Referenten bekommen
haben, war sehr gut, insbesondere
zu der Bildqualität des Streamings,
zum Format an sich und zur Qualität
der Vorträge und Paneldiskussionen.
Die Interaktion mit und unter den
Online-Teilnehmern kann jedoch noch
verbessert werden, z.B. durch den
Einsatz von Themen-Chaträumen.
Auf diese Weise können wir den Austausch
von Wissen und
Erfahrungen der Credit
Manager untereinander
unterstützen; das
„Networking“ gehört
schließlich zu den wichtigsten
Aspekten eines
Kongresses.
DCM: Was war Ihr persönliches
Kongress-
Highlight?
SGB: Zum einen die
„Elefantenrunde“, d.h.
die Paneldiskussion mit
den großen Auskunfteien
am ersten Tag, aber
auch die Kombination
von themenbezogenen
Paneldiskussionen mit
den anschließenden
Parallelvorträgen am
zweiten Tag haben mir
besonders gut gefallen.
Stephan Glismann-Bringmann führte souverän durch den
Kongress.
Der BvCM hat weitere Online-Veranstaltungen geplant.
DCM: Hat der BvCM
weitere Online-Veranstaltungen geplant?
SGB: Auf jeden Fall, denn der Erfolg
des 17. Bundeskongresses und der
Regionalkonferenz Nord im Juni zeigen,
dass kein Weg an „digitalen“
oder noch besser „hybriden“ Veranstaltungen
im neuen hochqualitativen
Format vorbei führt.
ist von Anfang an bei der Qualifizierung
zum CCM dabei, überwacht die
Qualität der Kongress-Bänder und
unterstützt das BvCM-Büro in Kleve
mit dem CRM-System“, zählte Andreas
van Koeverden einige Beispiele
auf.
„Ich darf mich herzlich bedanken
und fühle mich geehrt“, entgegnete
der neue Certified Credit Manager
ehrenhalber. „Ich habe das Engagement
im BvCM immer auch als
Verpflichtung gesehen.“ Sein besonderes
Augenmerk gelte dem Prozessmodell,
das derzeit entwickelt wird.
Ebenso liege ihm die kontinuierliche
Weiterentwicklung der Qualifizierungslehrgänge
CCC und CCM am
Herzen. Inhaltlich interessierten ihn
vor allem Themen wie „die durch die
Pandemie ausgelösten wirtschaftlichen
Brüche“.
Professor Ludo Theunissen nahm aus Belgien
an dem Kongress teil.
diesem Jahr Geehrte engagiert sich
seit vielen Jahren auf vielfältige Weise
im Credit Management-Bereich.
„Er fungiert als Vorsitzender des
Vorstandsbeirates als Bindeglied
zwischen Mitgliedern und Vorstand,
Engagement als Verpflichtung
Alles im Blick: Mit mehreren Kameras wurde
das Kongressgeschehen eingefangen.
13
INTERN
„Wie wirken die Hilfsmaßnahmen
der Politik, welche Auswirkungen haben
sie auf die Liquidität im Markt,
wie entwickelt sich der Verschuldungsgrad,
wie sieht es mit einer
Anschlussfinanzierung aus, kommt
die EZB aus dem derzeitigen Modus
je wieder heraus? Das sind Fragen,
die mich beschäftigen.“ Vor diesem
Hintergrund wolle er sich auch in
den kommenden Jahren aktiv im
BvCM einbringen.
Seit 1991 ist Schumann Inhaber
der Professur für Betriebswirtschaftslehre
mit dem Schwerpunkt
Wirtschaftsinformatik an der Wirtschaftswissenschaftlichen
Fakultät
der Georg- August Universität Göttingen.
Mittlerweile hat er auch die
Professur für Anwendungssysteme
und E-Business inne. 1997 hat er das
Unternehmen Schumann gegründet,
das Software-Lösungen für Kunden
aus unterschiedlichen Branchen
wie Industrie, Baustoffhandel oder
Kreditversicherungen entwickelt.
Das Team besteht aus 130 Softwareentwicklern
und Consultants.
Als Geschäftsführerin fungiert Martina
Städtler-Schumann. Die persönliche
Verbindung zwischen Universität
und Unternehmen ermöglicht
einen stetigen Know-how-Transfer
von der Wissenschaft in die Praxis.
Ganz im Sinne des Bundesverbandes
Credit Management und seiner Philosophie:
„Vom Credit Manager für
den Credit Manager.“
Celonis gewann den CMTech-Award 2020.
Reibungsverluste
vermeiden
Verschiedene Software-Versionen,
Brüche im Prozessdesign,
unzureichende
Hardware-Ressourcen:
Es gibt viele Gründe,
warum IT-gestützte
Prozesse
nicht reibungslos
verlaufen – trotz
immenser Investitionen. Das Unternehmen
Celonis beseitigt diese Probleme
durch den Einsatz von Process
Mining, Künstlicher Intelligenz und
Automatisierung. Im Rahmen der
zweiten CMTechCompetition konnte
der Software-Spezialist die Teilnehmer
des BvCM-Bundeskongresses
überzeugen – und den Award
gewinnen. Vier Tech-Unternehmen
hatten sich den Fragen einer Jury
und der Bewertung durch das Publikum
gestellt.
Die Kandidaten hatten zunächst einige
Minuten Zeit, ihr Geschäftsmodell
zu präsentieren. Für Celonis liegt
die Businessidee in einem Dilemma:
der Kluft zwischen Erwartung und
Realität. „Unternehmen investieren
kräftig in Prozessoptimierung und
Digitalisierung, aber die Ergebnisse
bleiben häufig hinter den Erwartungen
zurück“, erläuterte David Rhein,
Solution Engineer. Celonis hat das
Mi Kim berichtete über globales Kreditversicherungsmanagement.
entscheidende Problem identifiziert:
„Kritische Geschäftsprozesse
müssen oft in einer starren und
fragmentierten IT-Landschaft operieren.
Das führt unausweichlich zu
Reibungsverlusten.“
Wie sieht die Lösung aus? Diese besteht
nach Unternehmensangaben
aus drei Schritten. „Wir verbinden
Process Mining, künstliche Intelligenz
und Automatisierung“, verdeutlicht
Rhein. Im ersten Schritt
analysiert Celonis die Prozesse eines
Unternehmens, indem es sie
anhand vorhandener Transaktionssystem-Daten
so rekonstruiert,
wie sie tatsächlich ablaufen. Dabei
macht sich das Programm zunutze,
dass jeder Nutzer digitale Spuren
hinterlässt. Im zweiten Schritt
nutzt das Unternehmen Künstliche
Intelligenz und eine umfangreiche
Best Practices-Sammlung, um
Reibungsverluste, deren Ursachen
sowie deren Auswirkungen auf die
Unternehmensleistung aufzuspüren.
Die Problembereiche werden
dabei visualisiert. Abschließend ergreift
Celonis automatisch intelligente
Maßnahmen oder gibt Handlungsempfehlungen
an Mitarbeiter,
um die identifizierten Probleme zu
lösen – und die Prozesse passend zu
organisieren.
In der kurzen Präsentation stellte
Rhein ein aktuelles Best Practice-
Beispiel vor: Die Ural Bank for Reconstruction
and Development hat nach
dem Einsatz von Celonis die Prozesskosten
in der Kreditvergabe um 23
Prozent senken können. Die Bearbeitungszeit
für Kundenanfragen ging
14
INTERN
um 20 Prozent zurück, wodurch die
Kundenloyalität gestärkt und der
Absatz von Verbraucherkrediten um
vier Prozent gesteigert wurde.
1.000 Mitarbeiter
Gegründet wurde das Unternehmen
2011 von Alexander Rinke,
Bastian Nominacher und Martin
Klenk. Die drei waren damals für
die studentische Unternehmensberatung
Academy Consult tätig, als
sie vom Bayerischen Rundfunk mit
der Optimierung der internen IT-
Prozesse beauftragt wurden. Nach
erfolgreicher Umsetzung gründeten
sie Celonis. Mittlerweile ist das Unternehmen
nach eigenen Angaben
Marktführer für KI-gestützte Process
Mining und Process Excellence
Software. Der Hauptsitz befindet
sich in München und New York,
die Zahl der Mitarbeiter wurde auf
1.000 gesteigert. Nach der jüngsten
Finanzierungsrunde Ende 2019 be-
läuft sich der Unternehmenswert
auf 2,5 Milliarden Euro.
Videos zu den Beiträgen des Kongresses
sind auf YoutTube unter
dem Suchbegriff BvCMeV zu finden.
Frank Wöbbeking
Die Regie hatte eine komplexe Aufgabe zu lösen.
Grit Bantow erläuterte die Bewertungsgrundlagen
der Schufa.
15
BLICK IN DIE BILANZ
FLÜGEL GESTUTZT
Die internationale Luftfahrtbranche leidet bereits seit Jahren unter dem Preiskampf zwischen den Fluggesellschaften
und oft wurde die Konsolidierung des Marktes vorhergesagt. Die Corona-Pandemie, die den weltweiten Flugverkehr
Anfang März weitestgehend zum Erliegen brachte, setzt die Branche somit weiter unter Druck. Besondere mediale
Aufmerksamkeit in Deutschland erhielt hierbei die Deutsche Lufthansa AG als größte deutsche Fluggesellschaft.
Ein Blick in den Finanzbericht für das
erste Halbjahr 2020 zeigt bereits die gravierenden
Auswirkungen der Corona-
Pandemie auf das Unternehmen. So fiel
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum der
Umsatz um -52% auf 8,3 Mrd. €. Zudem
verschlechterte sich das Halbjahresergebnis
auf -3,6 Mrd. €. Beim Betrachten
der einzelnen Tätigkeitsbereiche des
Gesamtkonzerns zeigt sich ein diverses
Bild. Während sich der Logistikbereich
auf dem Vorjahresniveau befindet,
brach der Umsatz im Personentransportgeschäft
um -7,9 Mrd. € (-64 %) ein.
Die Entwicklung im Logistikbereich ist
hierbei durch die wegfallenden Belly-
Kapazitäten, also die Transportkapazitäten
im Rahmen von Passagierflügen, zu
erklären. Die Abnahme der geleisteten
Passagierkilometer um 65% zieht zudem
eine langfristige Verkleinerung der
Flugzeugflotte nach sich. So mustert die
Lufthansa mindestens 100 ihrer bisherigen
760 Maschinen aus. Unter anderem
fallen der Großraumjet B747 und der
Prestigeflieger A380 aus der Flotte.
Die Verkleinerung der Flugzeugflotte
lässt sich auch bei anderen Fluggesellschaften
beobachten, sodass es zu einem
Überangebot an gebrauchten Flugzeugen
kommt. Da sich die weltweite
Nachfrage nach Flugzeugen auch auf
absehbare Zeit nicht erholen wird, wird
für die Lufthansa eine Wertberichtigung
des Anlagevermögens in Höhe von -1,1
Mrd. € erwartet.
Zudem verliert die Kranich-Airline pro
Monat zwischen 400 und 500 Mio. € an
liquiden Mitteln. Dies führt dazu, dass
das Eigenkapital seit Ende 2019 um 44%
gesunken ist und sich die Eigenkapitalquote
somit um 10 Prozentpunkte auf
14,3% verschlechtert hat. Im gleichen
Zeitraum sank der Aktienkurs von 16,44 €
auf zwischenzeitlich 6,90 € im Oktober
2020, nachdem dieser im Januar 2018
16
noch auf dem Allzeithoch von 31,25 €
notierte.
Um die Zahlungsfähigkeit und somit
den Flugbetrieb sicherzustellen, wurde
im Rahmen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds
ein Hilfspaket mit einem
Gesamtumfang von bis zu 10 Mrd. €
vom deutschen Staat aufgesetzt. So
werden 5,5 Mrd. € in Form einer stillen
Beteiligung, 1,0 Mrd. € durch den Direkteinstieg
(20,05% der Lufthansa-Aktien)
sowie 3,5 Mrd. € als Darlehen durch die
staatliche KfW bereitgestellt. Gleichzeitig
versucht die Lufthansa, ihre Kosten
zu reduzieren und strebt einen Personalabbau
in allen Bereichen an.
Insgesamt werden von diesem Personalabbau
circa 20% der circa 128.000 Mitarbeiter
betroffen sein. Im Geschäftsjahr
2019 standen die Personalkosten in
Höhe von 9,1 Mrd. € für circa ein Drittel
der Herstellkosten. Inwiefern die staatlichen
Hilfen trotz der umfangreichen
Maßnahmen jemals zurückgezahlt werden,
ist allerdings fraglich. Auf der einen
Seite steht der operative Cashflow für
das erste Halbjahr, der um -85% auf 363
Mio. € gefallen ist und nur aufgrund von
außerplanmäßigen Abschreibungen und
Bewertungseffekten positiv ausfällt.
Auf der anderen Seite wurde im Rahmen
des Hilfspakets ein Zinssatz für das bereitgestellte
Fremdkapital vereinbart,
der von 4% in den ersten Jahren auf bis
zu 9,5% ansteigt. Hinzu kommt, dass die
Lufthansa einen überproportionalen
Anteil der Aktiva durch kurzfristige Verbindlichkeiten
abgedeckt hat. So beträgt
der Deckungsgrad II im ersten Halbjahr
2020 lediglich 75%. Gleichzeitig weist
der Lufthansa Konzern eine Current Ratio
von 35% auf. Die Current Ratio beschreibt
die Fähigkeit, die kurzfristigen
Verbindlichkeiten durch das Umlaufvermögen
zu bedienen. Hierdurch zeigt
sich ein weiterer kurzfristiger Liquidi-
Philipp Hartmann
M.Sc. in Unternehmensführung
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Georg-August-Universität Göttingen
tätsbedarf, der zusätzlich sichergestellt
werden muss.
Zwar teilte der Konzern mit, dass sich
die Nachfrage bereits schrittweise erholt
und bis Ende Oktober wieder rund
40% der Kapazität des Vorjahres angeboten
werden sollten, allerdings wird
sich die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung,
in Anbetracht weltweit steigender
Fallzahlen, erst noch zeigen müssen. Für
das Gesamtjahr werden im Rahmen des
Consensus Polls offiziell Umsatzerlöse
von 16,1 Mrd. € (56%) sowie ein negatives
Jahresergebnis von -5,6 Mrd. €
prognostiziert. Dies stellt einen Verlust
in Höhe von 2,0 Mrd. € für das zweite
Halbjahr dar und würde in einer weiteren
Abnahme des Eigenkapitals auf
3,7 Mrd. € und einer Eigenkapitalquote
von 9,8 % resultieren.
Als nachteilig stellt sich insbesondere
die Stärke der Lufthansa im Geschäftsund
Langstrecken-Segment heraus. Dieses
erholt sich erfahrungsgemäß deutlich
langsamer als das Kurzstrecken- und
Touristik-Segment. Zudem ist fraglich,
ob das Vor-Pandemie-Niveau noch ei-
BLICK IN DIE BILANZ
nen realistischen Anhaltspunkt darstellt
oder teure und zeitintensive Geschäftsreisen
zukünftig zunehmend durch Videokonferenzen
ersetzt werden. Der
Vorstand erwartet jedenfalls, dass das
Marktumfeld noch über Jahre herausfordernd
bleiben wird und vor allem
in den wichtigen Langstreckenmärkten
wahrscheinlich weiterhin Reisebeschränkungen
gelten werden. Kritisch
ist daher zu hinterfragen, wie langfristig
der hohe Fremdkapitalanteil getilgt werden
kann. Insbesondere, da für das Jahr
2021 ein weiterer Jahresfehlbetrag von
-1,2 Mrd. € (Adj. EBIT i. H. v. -0,9 Mrd. €)
und frühestens 2022 wieder ein Jahresüberschuss
von 0,5 Mrd. € (Adj. EBIT i. H.
v. 1,4 Mrd. €) erwartet wird.
Bilanz (in Millionen €) / nach IFRS 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 HJ1/2020
Anlagevermögen 19.421 22.227 23.526 24.504 25.237 27.559 31.374 30.761
Immaterielle Vermögensgegenstände 1.569 1.587 1.657 1.737 1.835 1.893 1.942 1.780
Sachanlagen 13.313 14.655 15.979 16.402 17.717 21.130 20.619 19.828
sonstiges Anlagevermögen 4.539 5.985 5.890 6.365 5.685 4.536 8.813 9.153
Umlaufvermögen 8.042 7.205 7.827 8.805 9.627 9.145 9.501 7.531
Vorräte 641 700 761 816 907 968 980 920
Forderungen 3.577 3.995 4.389 4.570 5.314 5.810 5.694 3.482
sonstige Vermögensgegenstände 3.824 2.510 2.677 3.419 3.406 2.367 2.827 3.129
Zahlungsmittel 1.621 1.042 1.109 1.388 1.403 1.509 1.784 1.595
Eigenkapital 6.108 4.031 5.845 7.149 9.598 9.573 10.256 5.702
Verbindlichkeiten 22.976 26.443 26.617 27.548 26.669 28.640 32.403 34.185
langfristige Verbindlichkeiten 12.029 15.469 14.180 16.539 14.030 12.425 16.417 17.268
kurzfristige Verbindlichkeiten 10.947 10.974 12.437 11.009 12.639 16.215 15.986 16.917
Bilanzsumme 29.084 30.474 32.462 34.697 36.267 38.213 42.659 39.887
Gewinn- und Verlustrechnung
(in Millionen €) / nach IFRS
2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 HJ1/2020
Umsatzerlöse 30.028 30.011 32.056 31.660 35.579 35.542 36.424 8.335
Herstellkosten -24.860 -24.618 -25.715 -24.463 -27.185 -27.178 -28.948 -8.747
davon Personalaufwand -7.350 -7.335 -8.075 -7.354 -8.172 -8.811 -9.121 -3.620
Abschreibungen -1.766 -1.528 -1.715 -1.769 -2.052 -2.205 -2.776 -1.783
sonstige Betriebserträge 2.200 2.102 3.035 2.279 2.382 2.349 2.574 955
sonstige Betriebsaufwendungen -4.753 -5.088 -6.106 -5.517 -5.571 -5.708 -5.585 -2.048
Betriebsgewinn/-verlust 849 879 1.555 2.190 3.153 2.800 1.689 -3.288
Finanzerträge 287 280 827 340 407 242 565 37
Finanzaufwendungen -591 -979 -356 -282 -373 -258 -394 -1.168
Finanzgewinn/-verlust -304 -699 471 58 34 -16 171 -1.131
Gewinn/Verlust vor Steuern 545 180 2.026 2.248 3.187 2.784 1.860 -4.419
Steuern -219 -105 -304 -445 -789 -588 -615 792
Gewinn/Verlust nach Steuern 326 75 1.722 1.803 2.398 2.196 1.245 -3.627
außerordentlicher und sonstiger
Gewinn/Verlust
-13 -24 -20 -27 -34 -33 -32 10
Jahresüberschuss/-fehlbetrag 313 51 1.702 1.776 2.364 2.163 1.213 -3.617
Operativer Cashflow 3.290 1.977 3.393 3.246 5.035 4.109 4.030 363
17
AKTUELL
„DEN DIALOG SUCHEN“
Wann wird die Insolvenzwelle kommen? Wie wird sie die Kunden und Lieferanten beeinträchtigen? Welche Folgen
hat das für das eigene Unternehmen? Fragen, die Credit Manager Land auf Land ab beschäftigen. Für die
Beantwortung sind aktuelle Daten wichtiger als je zuvor. Kann die SCHUFA solche Daten liefern? Grit Bantow,
Leiterin Center of Competence B2B, SCHUFA Holding AG, erklärt im Gespräch mit dem Magazin Der Credit Manager,
was die Auskunftei für Credit Manager tun kann.
Credit Manager sind mehr als je zuvor
auf aktuelle Bonitätsinformationen
über ihre Kunden angewiesen.
Wie kann die SCHUFA die Credit
Manager hierbei unterstützen?
Ein aktives Credit Management ist
das Gebot der Stunde und in der
Krise wichtiger denn je. Die SCHUFA
bietet Credit Managern aktuelle, objektive,
valide Informationen zur Bonität
und Liquidität von Privat- und
Firmenkunden in Echtzeit. Die Auskünfte
stehen digital und ohne Medienbruch
zur Verfügung.
Was bieten Sie hier konkret?
Die Bonitätsprüfung von Kunden und
Lieferanten ist ein wichtiger Faktor
für ein erfolgreiches Risikomanagement.
Unternehmen sehen sich aber
auch einer Vielzahl von weiteren Herausforderungen
gegenüber – sei
es bei der Erfüllung der zunehmend
strengen regulativen Auflagen zur
Verhinderung von Geldwäsche und
Terrorismusfinanzierung oder der Prävention
von Betrug. Wir unterstützen
Credit Manager in ihrem ganzheitlichen
Risikomanagement mit vielfältigen
Lösungen, die sich nahtlos in die
Geschäftsprozesse einfügen lassen.
Mit 1,002 Mrd. Daten zu 6 Mio. Unternehmen
und 67,9 Mio. Personen
verfügen wir über Deutschlands
größten Datenpool zu kreditrelevanten
Informationen. Unsere Expertise
hierbei: Wir kombinieren Unternehmens-
und Personendaten intelligent
miteinander und beziehen die Bonität
von Firmeninhabern in die Beurteilung
des Unternehmens mit ein.
So verschaffen wir Credit Managern
einen einzigartigen Wissensvorsprung.
Denn Wissen führt zu Gewissheit
und damit zum Erfolg.
18
Wie haben Sie Ihr Informationsangebot
im Laufe der Coronakrise angepasst?
Bereits in vergangenen Krisenzeiten
haben wir durch umfangreiche
Validierungsanalysen die Erkenntnis
gewinnen können, dass unsere
Scores trennscharf bleiben und
– wenn auch auf einem anderen
Risikoniveau - weiterhin sehr gut
zwischen „guten“ und „schlechten“
Risiken unterscheiden. Die SCHUFA
hat sich daher dazu entschlossen,
die Bewertungssystematik nicht
anzupassen. Eine generelle Abwertung
(von besonders betroffenen)
Branchen halten wir daher für nicht
angemessen. Die Regierung hat umfangreiche
Maßnahmen umgesetzt,
um die Liquidität von Unternehmen,
die von der Krise besonders hart getroffenen
sind, zu sichern. Zu diesem
Zweck unterstützen wir die Vergabe
von Beihilfen und Förderkrediten
mit zugeschnittenen Informationsangeboten
für die öffentlichen
Stellen. Diese Auskünfte beinhalten
bewusst keine Bonitätsinformationen,
sondern stellen auf das umfassende
Betrugspräventionsangebot
der SCHUFA ab, indem sie Existenz,
Insolvenz und Sanktionsprüfungen
unterstützen und damit betrügerischen
Absichten einen Riegel vorschieben.
Die SCHUFA-Vertragspartner
unterstützen wir in der aktuellen
Krisensituation bei ihrer Risikobewertung
mit speziellen Analysen zu
Branchen oder historischen Vergleichen.
Mit diesen zusätzlichen Informationen
kann auch in der aktuellen
Corona-Pandemie eine individuelle
und valide Risikoprüfung durchgeführt
werden. Eine doppelte und für
unsere Vertragspartner nicht nachvollziehbare
„Corona-Abstufung“
wird vermieden. Hierzu bekommen
wir von unseren Kunden durchweg
positives Feedback.
Aufgrund umfangreicher Hilfsmaßnahmen
für die Wirtschaft wird
die wahre Situation vieler Unternehmen
verschleiert. Wie kann die
SCHUFA trotzdem verlässliche Informationen
liefern?
Natürlich bietet die SCHUFA auch
Lösungen, die auf die besondere
Situation und die Bedürfnisse des
Kreditmanagements in der Corona-
Krise zugeschnitten sind. Zusätzlich
zu unserer bewährten Risikoquote
kann der gerade schon genannte
Branchenvergleich weitere wertvolle
Informationen für das Risikomanagement
liefern, denn in ihrer
Substanz besser bewertete Unternehmen
kommen in der Regel auch
besser durch die Krise. Darüber hinaus
ermöglicht zum Beispiel der Digital
Account Check unseres Tochterunternehmen
finAPI eine Analyse
der Kreditwürdigkeit mittels Kontoeinblick,
auch im Firmenkundengeschäft.
Dies kann wertvolle Rückschlüsse
auf die finanzielle Situation
des Geschäftspartners geben.
Wie bewerten Sie den Effekt der
Hilfsmaßnahmen?
Der Datenbestand der SCHUFA zeigt,
dass es bisher keine signifikante Zunahme
von Zahlungsausfällen gegeben
hat. Dies zeigt, dass die umfangreichen
Hilfsmaßnahmen der
Regierung für Privatpersonen aber
auch für Unternehmen und Selbstständige
greifen. Laut einer aktuellen
Umfrage der SCHUFA geben rund
50 Prozent der Soloselbstständigen
und gut die Hälfte der Kleinstunternehmer
an, mit den Unterstützungsmaßnahmen
zufrieden zu sein. Un-
AKTUELL
terschiede zeigen sich jedoch, was
die tatsächliche Nutzung der Maßnahmen
angeht. Von mindestens
einer Maßnahme Gebrauch gemacht
haben rund 30 Prozent der Soloselbständigen,
jedoch bis zu rund 50 Prozent
der Kleinstunternehmen.
Eine weitere Ursache für das bisherige
Ausbleiben einer Insolvenzwelle
ist im B2B-Geschäft aber auch die
Bereitschaft, in schweren Zeiten zusammenzustehen,
wenn auch kaufmännisch
abgesichert. In einer aktuellen
BvCM-Umfrage geben mehr
als 50 Prozent der befragten Credit
Manager an, in der aktuellen Situation
Zahlungsvereinbarungen zu
treffen bzw. Limite zu reduzieren.
Diese Maßnahmen wirken sich auf
die Liquidität sowohl der Lieferanten,
als auch deren Kunden aus, sind
jedoch noch nicht so gravierend,
dass Beitreibungsmaßnahmen oder
Nichtzahlungen die Folge sind. Da
ein Großteil der Forderungsbestände
über die Kreditversicherer gedeckt
ist, wirkt auch bis zum 31.12.2020
der Schutzschirm der Regierungsmaßnahmen
für die Kreditversicherungsbranche.
Dazu gibt es aktuell ja
auch Bestrebungen zur Verlängerung
des Schutzschirms.
Welche Entwicklung erwarten Sie
für die Wirtschaft?
Wir erwarten Gewinner und Verlierer
der Krise. Unsere Umfrage zur
wirtschaftlichen Lage von Soloselbständigen
und Kleinstunternehmern
zeigt zum Beispiel, dass jeder zweite
mit stabilem oder sogar steigendem
Umsatz in 2020 rechnet. Ebenso sehen
knapp zwei Drittel der befragten
Unternehmer optimistisch in die
Zukunft. Rund 40 Prozent rechnen
sogar mit einer Verbesserung ihrer finanziellen
Situation. Der Anstieg der
Insolvenzen in 2021 wird maßgeblich
davon abhängen, wie sich die Wirtschaftsleistung
weiterentwickelt
und welche Maßnahmen zur Liquiditätssicherung
seitens der Bundesregierung
in 2021 fortgeführt werden.
Womit müssen Credit Manager
Ihrer Ansicht nach vor allem rechnen?
Und wie sollten sie darauf
eingehen?
Wir gehen derzeit davon aus, dass
sich aktuell eine Insolvenzwelle
aufbaut, die irgendwann brechen
wird. Credit Manager müssen also
mit einem starken Anstieg von Zahlungsausfällen
und Insolvenzen bei
Kunden und Lieferanten rechnen
und sollten sich aktuell intensiv
mit entsprechenden Risikoanalysen
beschäftigen, um vorbereitet
zu sein und gegebenenfalls schnell
reagieren zu können. Wir empfehlen,
gerade in der Krise aktiv in den
Dialog mit Geschäftspartnern zu
gehen, um frühzeitig über Veränderungen
informiert zu sein. Diesen
Dialog können Dienstleister wie die
SCHUFA mit ihren Informationen
sinnvoll unterstützen und ergänzen.
Grit Bantow
SCHUFA Holding AG
STAATLICHE MASSNAHMEN VERHINDERN
INSOLVENZWELLE IN DEN ERSTEN DREI QUARTALEN
Die Einstellung eines Großteils der
Wirtschaftsaktivität Mitte März
2020 und die Einschränkungen der
wirtschaftlichen Möglichkeiten für
viele Unternehmen im weiteren
Jahresverlauf haben einen schnellen
Anstieg der Unternehmensinsolvenzen
erwarten lassen, dem
die Bundesregierung mit schnellen
staatlichen Liquiditätshilfen gegenzusteuern
versuchte. Zusätzlich
wurden Stundungsregelungen für
Mieten und andere Zahlungsverpflichtungen
eingeführt.
Als ein weiteres wichtiges Mittel,
um Unternehmen vor einer Insolvenz
zu schützen, wurde die Insolvenzantragspflicht
bis 30. September
2020 bei Corona-bedingter
Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit
ausgesetzt. Während
zahlungsunfähige Unternehmen
seit Oktober 2020 wieder Insolvenz
anmelden müssen, wurde die Aussetzung
der Antragspflicht wegen
Überschuldung bis zum Ende des
Jahres 2020 verlängert.
Auch wenn es in der ersten Hälfte
des Jahres 2020 mehrere Insolvenzen
größerer Unternehmen gab,
ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen
in den ersten drei Quartalen
2020 insgesamt und auch bei
den hier betrachteten Kleinstunternehmen
zurück. Vor allem die Zahl
der neuen Insolvenzverfahren von
Gewerbetreibenden und Freiberuflern
ohne Handelsregistereintrag
sank im Verlauf des Jahres 2020
deutlich unter den Jahresdurchschnitt
von 2019 und lag im September
2020 36,4 Prozent darunter.
Bei im Handelsregister eingetragenen
Personen- und Kapitalgesellschaften
sowie eingetragenen
Kaufleuten fiel der Rückgang nicht
ganz so deutlich aus. Hier verringerte
sich die Zahl der Insolvenzverfahren
im September 2020 um
27 Prozent gegenüber dem Jahresdurchschnitt
von 2019.
Auszug aus dem SCHUFA
Risiko- und Kredit-Kompass 2020
19
KOLUMNE DES PRÄSIDENTEN
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Quo vadis“ Credit Manager*innen/
Credit Management?
Die Frage ist ja keineswegs neu –
und sie wird sich auch immer wieder
stellen. Zwar ändert sich nichts am
Grundprozess „Kunde nimmt Leistung
in Anspruch, kauft auf Rechnung
und bezahlt – oder bezahlt nicht“, das
Umfeld des Credit Managements ist
jedoch laufend Veränderungen unterworfen.
Diese Änderungen liegen
nicht nur im ökonomischen Bereich,
sondern sind auch von politischer,
technischer, sozialer und struktureller
Art.
Seit Jahren reden, schreiben und diskutieren
wir über die Digitalisierung
und Künstliche Intelligenz, über Prozessverbesserungen
und Risikofrüherkennung.
In vielen deutschen Unternehmen
sind IT-Lösungen für das Credit Management
im oder auf dem ERP-System
längst eingeführt, in vielen weiteren
steht die Implementierung „vor
der Tür“. Die Breite der Programme
ist groß und reicht von Teil-Prozess-
Automatisierungen bis zu Vollsystemen,
die das gesamte Spektrum der
20
OtC-Prozesse abbilden. Das große
Interesse für dieses Thema erkennen
wir beim BvCM auch an der Nachfrage
zu unserem Buch „IT-Lösungen
für das Credit Management“, das wir
bereits mehrfach neu auflegen konnten.
Eine Folge der Digitalisierung, die wir
nicht unterschätzen sollten, ist der
unmittelbare Einfluss auf die Arbeit
der einzelnen Mitarbeiter*innen im
Credit- und Forderungsmanagement.
Auch diese „Medaille“ hat zwei Seiten!
Positiv ist die Auswirkung, dass
die Kollegen*innen von rein prozessualen
Tätigkeiten entlastet werden
und sich mehr um inhaltlich qualitative
Dinge kümmern können, z.B. eine
intensivere Kommunikation mit den
Kunden. Andererseits werden einfache
Funktionen von der Maschine so
schnell und präzise abgewickelt, dass
dafür menschliche Arbeit nicht mehr
nötig ist. Das wiederum hat Einfluss
auf die gesamte Organisation der
Credit Management-Abteilung.
Ich halte es deshalb für sinnvoll,
darüber nachzudenken, welche zusätzlichen
Funktionen das Credit
Management mit seiner Expertise
in Risikoerkennung, Risikoabwehr,
Risikobewältigung und Risikokommunikation
im Unternehmen wahrnehmen
kann. Die Bewertung und
Steuerung von Lieferanten in Kooperation
mit dem Einkauf oder die
Professionalisierung des Reklamationsmanagements
sind da nur zwei
von etlichen Möglichkeiten. Ich denke,
man muss sich nur die Struktur
des eigenen Unternehmens einmal
kritisch vor Augen führen und für
identifizierte Arbeitsfelder konkrete
qualitätsverbessernde Vorschläge
an der richtigen Stelle unterbreiten.
Credit Manger*innen haben die Kompetenz,
unseren Leitspruch „wir steigern
den Unternehmenserfolg“ auch
für weitere Prozesse in den Unternehmen
in die Tat umzusetzen.
Ich wünsche Ihnen dazu viele tolle
Ideen und Strategien und freue mich,
wenn wir künftig beim BvCM auch
dazu Unterstützung geben können.
Zum bevorstehenden Ende dieses äußerst
ungewöhnlichen Jahres 2020
wünsche ich Ihnen im Namen des
gesamten Vorstands alles Gute, ein
friedliches Weihnachtsfest und einen
guten Start in ein hoffentlich wieder
etwas normaleres Jahr 2021.
Herzliche Grüße.
Ihr Rudolf Keßler CCM
INTERN
KOOPERATION ZWISCHEN BVCM UND EUROBAUSTOFF VEREINBART
„EIN INTERESSANTES PAKET“
Der Bundesverband Credit Management e.V. (BvCM) und die Handelskooperation EUROBAUSTOFF haben eine
weitgehende Zusammenarbeit vereinbart. Der entsprechende Vertrag ist jetzt von BvCM-Präsident Rudolf Keßler
und EUROBAUSTOFF-Geschäftsführer Jörg Hoffmann unterzeichnet worden. „Mit der Kooperation haben
wir für unsere Gesellschafter ein richtig interessantes Paket geschnürt“, betonte Hoffmann bei der Vertragsunterzeichnung
in Karlsruhe. Die Zusammenarbeit umfasst unter anderem die Nutzung der Mindestanforderungen
an das Credit Management (MaCM) durch EUROBAUSTOFF sowie einen engen Austausch in dem Bereich
Qualifikation und Weiterbildung. Im April 2021 ist eine gemeinsame Informationsveranstaltung für die Gesellschafter
von EUROBAUSTOFF vorgesehen.
EUROBAUSTOFF gehören rund 450
selbstständige Baustoffhändler in
Deutschland, Frankreich, Italien,
Liechtenstein, Luxemburg, Niederlande,
Österreich, Schweden und
der Schweiz an. Mit mehr als 1.600
Standorten und über 40.000 Mitarbeitern
ist EUROBAUSTOFF die
größte Kooperation dieser Art in
Europa. Der erwartete Umsatz für
2020 beläuft sich auf etwa 7,4 Milliarden
Euro – und übertrifft damit
die Erwartungen. „Der Ausblick für
2021 ist ebenfalls gut. Wir erwarten
eine stabile Konjunktur in der Baubranche
und somit einen Umsatz in
ähnlicher Höhe“, so Hoffmann.
In der Branche läuft es rund. Warum
also das Interesse an einem professionellen
Credit Management? „Die
Zeiten werden auch wieder schlechter,
Insolvenzen werden kommen“,
sagt Hoffmann. Darauf müssten die
Baustoffhändler vorbereitet sein.
Deshalb habe EUROBAUSTOFF eine
Arbeitsgruppe „Credit“ gegründet,
die sich mit dem Thema Risikomanagement
beschäftigt. Von einigen
Gesellschaftern, die bereits Mitglied
im BvCM sind, kam in diesem
Zusammenhang der Anstoß, den
Kontakt zu den Credit Management-
Spezialisten suchen.
EUROBAUSTOFF bietet den angeschlossenen
Unternehmen eine
breite Palette an Dienstleistungen,
damit sich die Geschäftsführer auf
ihre Kernaufgabe konzentrieren
können: den Vertrieb und die Kontaktpflege.
Die Bandbreite reicht von
IT und Produktdatenmanagement
über Standortplanung und Logistik,
Beschaffung und Einkauf, Marketing
und Vertrieb, Personal und Bildung
bis zu Finanzen und Steuern. „Bisher
sind wir im Risikomanagement nur
mit Auskünften und Inkassoleistungen
vertreten. Jetzt wollen wir auch
das Credit Management etablieren,
damit wir eine vollumfängliche Lösung
bieten können. Dafür bilden
die Mindestanforderungen, die der
BvCM entwickelt hat, eine ideale
Grundlage“, erläutert Holger Reviol,
Bereichsleiter der EUROBAUSTOFF.
Es sei wichtig, dass die Gesellschafter
schon im Vorfeld alles unternehmen,
um spätere Zahlungsausfälle
zu vermeiden.
Ausbildung und Auditierung
Ein weiterer Aspekt der Kooperation
betrifft den Bereich Aus- und Weiterbildung.
Die Angebote des BvCM
wie die Qualifikationen zum CCM
oder CCC sind auch für den Baustoffhandel
interessant. Im nächsten
Schritt soll eine Rahmenvereinbarung
mit dem TÜV Rheinland zu
Auditierung und Zertifizierung des
Credit Managements in den Unternehmen
erarbeitet werden. „So wird
ein Schuh draus, denn dann sind alle
Aspekte von den Prozessen über die
Software und Ausbildung bis zur
Auditierung abgedeckt“, so BvCM-
Präsident Rudolf Keßler.
Im April kommenden Jahres plant
EUROBAUSTOFF eine Kick-off-Veranstaltung
für die Gesellschafter, auf
der die neuen Möglichkeiten vorgestellt
werden. „Wir gehen von einer
Präsenz-Veranstaltung aus, können
aber natürlich bei Bedarf auch auf
eine Online-Variante wechseln“, so
Hoffmann. An der Veranstaltung
werden auch führende Köpfe des
BvCM teilnehmen. „Dann ist es unsere
Aufgabe, die Gesellschafter von
EUROBAUSTOFF von dem Nutzen
unserer Leistungen und der Bedeutung
eines professionellen Credit
Managements zu überzeugen“, so
Keßler. Damit sei den Unternehmen
genauso geholfen wie dem Bundesverband
für Credit Management.
Eine klassische Win-Win-Situation.
Frank Wöbbeking
Kooperationsvereinbarung unterzeichnet:
EUROBAUSTOFF-Geschäftsführer Jörg Hoffmann,
Holger Reviol, Bereichsleiter der EURO-
BAUSTOFF, und BvCM-Präsident Rudolf
Keßler (von links).
Foto: BvCM
21
HINTERGRUND
DIGITALE TRANSFORMATION
TRIFFT FAKTOR MENSCH
Die globale Coronakrise stellt die Fin-Tech-Branche insgesamt vor große Herausforderungen. Sie bietet aber auch Chancen,
um verkrustete Strukturen aufzubrechen und Forderungsmanagement neu zu denken. Finanzdienstleister werden
vom Gegner zum Partner säumiger Konsumenten, der ihnen mit Rat und Tat bei der Lösung eines Problems zur Seite steht.
Wissenschaftliche Entscheidungsgrundlage bei der Ausgestaltung der relevanten Prozesse sind die Ergebnisse umfassender
Datenanalysen. Die Interpretation dieser Datenanalysen, kombiniert mit den Möglichkeiten der Verhaltensforschung,
eröffnet völlig neue Ansätze, von denen alle am Forderungsmanagement-Prozess beteiligten Seiten profitieren.
Big Data meets Behavioural Sciences
Die Analyse großer Datenmengen
gilt im Forderungsmanagement als
eine der Kernkompetenzen auf dem
Weg zur Digitalisierung. Als besonders
erfolgversprechend haben sich
Lösungen herauskristallisiert, die den
Konsumenten und sein Verhalten in
das Zentrum rücken. Genau an diesem
Punkt treffen sich Data Sciences und
Verhaltenswissenschaften. Auf der Basis
großer Datenmengen werden Verhaltensweisen
von Konsumenten prognostiziert
und Modelle entwickelt,
die eine Vorhersage von Zahlungswahrscheinlichkeiten
und -ausfällen
erlauben.
Big Data liefert wissenschaftlich fundierte
Grundlagen zur Entwicklung
von Lösungsvorschlägen, die den
Konsumenten nicht überfordern und
gleichzeitig für höhere Beitreibungsraten
sorgen. Heutzutage lässt sich auf
eine wissenschaftliche Basis stellen,
was vor Big Data aus dem Bauch heraus
entschieden wurde.
Ein weiteres, äußerst attraktives Anwendungsgebiet
der Big Data Analytics
ist die Vermeidung von Außenständen,
bevor sie überhaupt entstehen. Liegt
eine hinreichend große Datenbasis
vor, können einzelne Konsumenten-
Segmente identifiziert werden, die mit
einer hohen Ausfall-Wahrscheinlichkeit
behaftet sind. Stellt sich beispielsweise
bei einer Datenanalyse heraus,
dass Kunden mittleren Alters aus einem
bestimmten Postleitzahlengebiet
unverhältnismäßig häufig mit ihren
Zahlungen in Verzug geraten, wird diesem
Konsumentenkreis beim Checkout
die Zahlung auf Rechnung erst
gar nicht angeboten. Auf diese Weise
22
lassen sich Zahlungsausfälle vermeiden,
ohne dass die Customer Journey
darunter leidet.
Omnichannel-Kommunikation –
dem Konsumenten die Wahl lassen
Der klassische Mahnbrief hat keineswegs
ausgedient und nach wie vor seine
Berechtigung. Vor allem ältere Konsumenten
und Menschen, die weniger
geübt im Umgang mit digitalen Medien
sind, können postalisch oder per
Fax gut erreicht werden. Die Zahl der
Konsumenten, für die digitale Medien
ein fester Bestandteil ihres Alltags geworden
sind, wächst allerdings rapide.
Daraus ergeben sich für Finanzdienstleister
ganz neue Herausforderungen,
aber auch große Chancen.
Gerade jüngere Konsumenten empfinden
die postalische Mahnung als
bedrohlich. Wer den Großteil seiner
Freizeit im Internet verbringt, wird
auch der Kontaktaufnahme per digitalem
Kommunikationskanal nichts
entgegenzusetzen haben. Die moderne
Telefonie über Sprachportale
mit Dialogsystem ist dabei ebenso
ein Thema wie E-Mail-Korrespondenz,
Messenger-Dienste und Chats.
Vorgang, der mit wenigen Klicks erledigt
ist, wesentlich erfolgversprechender.
Während ein langes Mahnschreiben,
das schriftlich beantwortet werden
muss, kaum motivierend wirkt auf bestimmte
Zielgruppen, ist ein Bezahl-
Zukunftsorientierte Multichannel-
Kommunikation, die den Konsumenten
in den Fokus rückt, geht aber noch
ein ganzes Stück weiter: Ist ein mehrstufiger
Kommunikationsprozess notwendig,
kann der Kunde zwischen den
einzelnen Schritten problemlos den
Kommunikationskanal wechseln. Wird
ein Konsument beispielsweise über
einen Chat erreicht und zeigt sich zahlungswillig,
kann er die weitere Ausgestaltung
des Bezahl-Prozesses via
E-Mail, Webseite oder SMS erledigen.
Hilfestellung für den Kunden – zielführende
Convenience
Das Ziel sämtlicher Aktivitäten im Forderungsmanagement
ist die Beitreibung
offener Forderungen – möglichst
zeitnah, ressourcenschonend und
reputationswahrend. Eine Möglichkeit
des Kundensupports mit persönlichem
Kontakt ist das Co-Browsing.
Dabei begleitet ein Mitarbeiter den
Konsumenten Schritt für Schritt durch
den Bezahl-Prozess auf einer Webseite.
Das Resultat ist die Begleichung
einer Rechnung mit vergleichsweise
geringem Aufwand. Der Konsument
macht die Erfahrung eines kompetenten,
hilfsbereiten Gegenübers, das
ihm den Bezahlvorgang so einfach wie
möglich gestaltet.
Ein nicht geringer Teil der säumigen
Konsumenten scheut jedoch den persönlichen
Kontakt. Gründe dafür können
in einem Schamgefühl ebenso
begründet sein wie in mangelnden
Sprachkenntnissen. In diesen Fällen
kann Gamification ein nützliches Werkzeug
sein. Damit sind der Gaming-Welt
HINTERGRUND
entliehene Methoden gemeint, die auf
den Business-Bereich übertragen werden.
Eine wirkungsvolle Motivation
zur Begleichung einer offenen Rechnung
kann beispielsweise ein Appell
an den Herdentrieb sein. Erfährt ein
Konsument, dass über 80 Prozent seiner
Altersgruppe die Rechnungen für
Unterhaltungselektronik innerhalb eines
zweiwöchigen Zeitfensters begleichen,
möchte er dazu gehören und ist
entsprechend zur Zahlung motiviert. In
der Verhaltenswissenschaft wird dies
auch als „Nudging“ bezeichnet, also
den Versuch, das Verhalten von Menschen
auf vorhersagbare Weise positiv
zu beeinflussen, ohne dabei jedoch auf
Verbote, Gebote oder ökonomische
Anreize zurückzugreifen.
Ein weiterer erfolgversprechender
Lösungsansatz, um zahlungswillige
Kunden mit Verständnis- oder Verständigungsproblemen
zu unterstützen,
sind Erklär-Videos. Werden Handlungsvorgaben
in ein witziges oder
auch spannendes Erklär-Video verpackt,
ist die Wahrscheinlichkeit groß,
dass die Zahlungsbereitschaft steigt.
Der betreffende Personenkreis kann
sich das Video so oft anschauen, bis er
die notwendigen Schritte verstanden
hat und in die Wege leiten kann. Zudem
erfährt er einen Mehrwert durch
den Unterhaltungs-Effekt.
Erklärvideos helfen, komplizierte Sachverhalte
einfach und unterhaltsam darzustellen
Quelle: Youtube Channel Lowell Financial Services GmbH
Erfolgreiches Forderungsmanagement
rückt den Menschen in den Fokus
Die Gründe, weshalb Konsumenten
in Zahlungsverzug geraten, sind vielfältig.
Neben dem kleinen Teil, der
vorsätzlich betrügerisch handelt und
denen, die schlichtweg vergessen haben,
Rechnungen zu begleichen, gibt
es eine Menge zahlungswilliger Konsumenten,
denen aktuell die finanziellen
Mittel fehlen. Eine Kündigung
kann dafür ebenso ausschlaggebend
sein wie eine plötzliche Erkrankung
oder eine Scheidung. Für diesen Konsumentenkreis
kann mit dem Unvermögen,
die eigenen Verbindlichkeiten
begleichen zu können, erheblicher
seelischer Druck verbunden sein. Im
modernen Forderungsmanagement
setzt sich mehr und mehr die Erkenntnis
durch, dass in solchen Konstellationen
der Aufbau einer Drohkulisse nur
wenig zielführend ist. Sehr viel erfolgversprechender
ist es, dem säumigen
Konsumenten Lösungsvorschläge anzubieten,
die er finanziell bewältigen
kann und die so weit wie möglich seine
individuelle Situation berücksichtigen.
Bei diesem Ansatz fühlt sich der
Kunde mit seinen Problemen ernst
genommen, wertgeschätzt und baut
Loyalität auf. Er wird seine Verbindlichkeiten
eher begleichen und den Gläubiger
als fairen Partner, der nicht nur
an seinem eigenen finanziellen Vorteil
interessiert ist, wahrnehmen.
Damit ist nicht alleine einem ethischen
Anspruch genüge getan, es ist auch
der Weg für eine zukünftige, erfolgversprechende
Geschäftsbeziehung
geebnet. Wird einem in Verzug geratenen
Konsumenten Wertschätzung
entgegengebracht und die Möglichkeit
geboten, seine Verbindlichkeiten
ohne Gesichtsverlust zu begleichen,
wird er das mit hoher Wahrscheinlichkeit
zu schätzen wissen. Aus einem in
Verzug geratenen Konsumenten wird
dann ein Partner, der gerade am Anfang
einer lange andauernden Customer
Journey steht.
Bei all den fantastischen Möglichkeiten,
die Big Data Analytics in Verbindung
mit den Ansätzen der Verhaltenswissenschaften
eröffnen, spielt
der Faktor Mensch letztendlich die
Hauptrolle. Modernes Forderungsmanagement
droht nicht, sondern bietet
Lösungen an – und das auf allen Kanälen.
Es berücksichtigt die Interessen
aller beteiligten Parteien, ohne das
eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren:
die effiziente Beitreibung von
Außenständen.
Sandra Trotzowsky CCM
Chief Sales Officer
Lowell DACH
sandra.trotzowsky@lowellgroup.de
0201 102 1085
www.lowellgroup.de
23
AKTUELL
DIE BEDEUTUNG EINES
FRÜHWARNSYSTEMS
Aktuelle Informationen über Kunden, Lieferanten und andere Geschäftspartner:
Für Credit Manager haben solche Daten derzeit höchste Priorität.
Welche Rolle dabei Zahlungserfahrungspools wie der DRD spielen können,
erläutert Janine Stappen, Leitung Debitorenregister Deutschland (DRD)
bei der Creditreform, im Gespräch mit dem Magazin Der CreditManager.
Janine Stappen
Dipl.-Ing. (FH), Abteilungsleitung DRD
Verband der Vereine Creditreform
kontakt@creditreform.de
24
DCM: Credit Manager brauchen
derzeit nichts dringender als aktuelle
Informationen über ihre Geschäftspartner.
Welche Rolle kann
das DebitorenRegisterDeutschland
dabei spielen?
JS: Die Insolvenzursache Nummer
Eins sind Liquiditätsengpässe. Einer
der wichtigsten Einflussfaktoren auf
die Liquiditätssituation von Unternehmen
ist das Zahlungsverhalten
der Kunden. Hier gilt es, Ausfallrisiken
durch proaktives Handeln zu identifizieren
und zu minimieren. Ist der
Zahlungsverzug eingetreten, ist es
häufig zu spät. Die Liquidität nimmt
Schaden und der Finanzierungsspielraum
engt sich ein. Der DRD-Pool als
Grundgedanke der Creditreform ist
ein trennscharfes Frühwarnsystem
zur Verminderung von Ausfallrisiken
bei Geschäftspartnern. Auf Basis dieser
neutralen Entscheidungsgrundlage
lässt sich frühzeitig ablesen, ob
und welche Geschäftspartner das
Zahlungsverhalten verändert haben.
DCM: Zahlungserfahrungspools an
sich gibt es schon länger. Welchen
neuen Entwicklungen spiegelt die
aktuelle Version des DRD wider?
JS: Creditreform stellt ihren Mitgliedern
mit DRD seit jeher wertvolle Informationen
zum Zahlungsverhalten
zur Verfügung. Basierend auf dem
Gegenseitigkeitsprinzip kann jedes
Creditreform Mitglied vom kostenfreien
Austausch externer Zahlungserfahrungen
zu seinen Debitoren
im B2B-Bereich profitieren. Technologisch
gibt es mittlerweile zu über
20 gängigen Systemen eine DRD-
Schnittstelle, die den automatisierten
und sicheren Datenaustausch
ermöglicht. Darüber hinaus können
auch Informationen aus anderen
Systemen verarbeitet und mit dem
Angebot der Creditreform-Systeme
ausgewertet werden.
DCM: Welchen Mehrwert bietet das
aktuelle DRD?
JS: Das DRD ist eine ideale Ergänzung
zur Beurteilung der Finanzsituation
von Geschäftspartnern und ein effizientes
Frühwarnsystem zur Erkennung
von Liquiditätsengpässen. Denn
nicht nur jetzt zu Pandemie-Zeiten,
sondern auch in Zeiten wirtschaftlicher
Erholung müssen ertragreiche
von verlustreichen Geschäftspartnern
getrennt werden. Die DRD-Informationen
zu Zahlungskonditionen,
Vor- und Überfälligkeiten sowie
fristgerechten Zahlungen liefern eine
aktuelle Basis zur dauerhaften Bewertung
des Forderungsportfolios
und vervollständigen das Kundenbild.
Zusätzliche Informationen auf 2-, 4-
und 8- Monatsbasis, die Angabe der
Debitorenbranche, Insolvenzkennzeichen
und das aktuelle Forderungsvolumen
weisen auf einen gefährdeten
Forderungsbestand hin.
DRD-Kunden haben zudem die
Möglichkeit, DRD-Informationen zu
Neukunden abzufragen. Mit Abfrage
einer Creditreform Wirtschaftsauskunft
erhalten diese exklusiv das
DRD-Kapitel mit Angabe des historisierten
DRD-Index sowie die Historie
der Außenstandsdauer im Vergleich
zum vereinbarten Zahlungsziel. Somit
kann ein weiterer Baustein des
präventiven Informationsmanagements
genutzt und in den Kreditvergabeprozess
integriert werden.
DCM: Wie funktioniert das DRD?
JS: Die von Creditreform begleitete
Anbindung an den Zahlungserfahrungspool
ist denkbar einfach. Grund-
AKTUELL
sätzlich gilt, dass jedes Unternehmen
– unabhängig von technischen Voraussetzungen
– Zahlungserfahrungen
in den Pool einliefern kann. Auf
Basis der regelmäßig eingelieferten
Daten zu den Geschäftspartnern unserer
DRD-Lieferanten werden diese
Informationen identifiziert, mit Pooldaten
angereichert und den Lieferanten
z. B. in einem wöchentlichen
Rhythmus zurückgespielt.
DCM: Wie kann ich als Credit Manager
teilnehmen und profitieren?
JS: Nehmen Sie einfach mit Ihrer zuständigen
Creditreform Gesellschaft
Kontakt zum Thema DRD auf. Mit
der Teilnahme am DRD profitieren
Sie von kostenfreien und wertvollen
Informationen zu Ihren Bestandsund
Neukunden, um ihr Risikomanagement
zu verfeinern. Sie erfahren
zudem, an welchen Stellen in Ihrem
Debitorenportfolio Mehrgeschäft generiert
werden könnte. Der Hinweis
auf Geschäftspartner, die bei anderen
Lieferanten besser aufgestellt
sind und eigene „Gutzahler“ können
schnell identifiziert sowie z. B. für
mehr risikoarmes Geschäft gewonnen
werden. Damit können Sie gezielt
die Außenstandsdauer verkürzen und
Ihre eigene Liquidität erhöhen.
DCM: Wie hat sich das Interesse am
DRD in diesem Jahr entwickelt?
JS: Der DRD-Pool ist in den letzten
Jahren kontinuierlich gewachsen. Wir
stellen in diesem besonderen Jahr
fest, dass das Interesse an der Teilnahme
sowohl bei neuen als auch bei
bereits bekannten Interessenten stark
gestiegen ist; gerade vor dem Hintergrund
der aktuellen Situation ist es
sehr nachvollziehbar,
kostenfreie
Zusatzinformation
zur
Absicherung von
Kreditentscheidungen
(und Verminderung
möglicher
Ausfälle)
zu erhalten.
DCM: Wie wirkt
sich die Coronakrise
auf das
DRD aus?
JS: Neben dem
gestiegenen Interesse
an DRD gibt es auch Unternehmen,
die aus unterschiedlichsten
Gründen noch nicht teilnehmen können.
Das sind die in einer solchen Krise
auftretenden „Begleiterscheinungen“
wie eigene Unternehmenssicherung,
Kurzarbeit, Personalabbau oder mangelnde
Digitalisierung im Home-Office.
Wenn sich diese Unternehmen
„geordnet“ haben, rechne ich mit einer
noch größeren Nachfrage.
Was die Entwicklung des Zahlungsverhaltens
anbelangt, so analysieren wir
auf Basis des DRD-Pools Verschlechterungen,
die die – Corona bedingte
– wirtschaftliche Entwicklung bestätigen.
Hier zeigen die Zahlen, dass insbesondere
die vom Lockdown betroffenen
Branchen in starken Zahlungsverzug
gepaart mit weniger Geschäft geraten,
genauso wie andere Branchen tatsächlich
davon profitieren. Der Pool spiegelt
sehr gut wider, dass es branchenbezogene
Verlierer und Gewinner gibt. Auch
Unternehmensgrößen und bestimmte
Rechtsformen sind mehr oder weniger
betroffen.
DCM: Was sind die nächsten Entwicklungsschritte?
JS: Der Abschluss weiterer Automatisierung
im Zusammenhang mit
eingehenden Datenlieferungen, die
nicht über Schnittstellen übermittelt
werden. Zudem sind der weitere
Ausbau des Pools durch die Aufnahme
weiterer Länderinformationen
und die Ablösung des Batchverfahrens
mit Blick auf Digitalisierung in
Planung.
DCM: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen
für den DRD?
JS: Niemand kann vorhersagen, wie
sich die Pandemie entwickelt und
wann wir wieder zu einer Art Normalität
zurückkehren können. Manche
Branchen – wie die Gastronomie
– werden immer wieder komplett
stillgelegt, so dass in diesem Bereich
für einen gewissen Zeitraum weniger
Informationen in den Pool einfließen.
Solche Ereignisse müssen wir in den
Aussagen zum Zahlungsverhalten
berücksichtigen.
25
HINTERGRUND
ERGÄNZENDE
KREDITVERSICHERUNGSLÖSUNG
Anfang 2019 ging das Unternehmen crebita mit einer digitalen Kreditversicherungslösung für Einzelrisiken an den Start.
Seitdem hat Corona die Welt auf den Kopf gestellt. Im Gespräch mit dem Magazin Der Credit Manager zieht Mitgründer
Karsten Bahns ein erstes Fazit, berichtet über neue Chancen im Markt und beleuchtet die Zukunftsperspektiven.
DCM: Sie sind 2019 gestartet. Wie lautet
Ihr Fazit nach knapp zwei Jahren?
KB: Wir sind sehr zufrieden mit der
Entwicklung. Die seit unserem Start
Anfang 2019 ständig steigenden Kundenzahlen
und Vertragsabschlüsse
zeigen uns, dass unsere Produkte im
Markt nachgefragt, angenommen und
genutzt werden – und sich vielleicht
auch schon ein wenig als alternative,
ergänzende Lösung etabliert haben.
Die Kunden mögen die einfache Verständlichkeit,
Schnelligkeit und Flexibilität,
mit der sie Kreditversicherung
mit uns neu nutzen können. Wir sind
positiv überrascht, wie schnell viele
Unternehmen unsere Lösungen als
Ergänzung ihres Credit Managements
inzwischen selbstverständlich nutzen
und uns als neuen Partner akzeptiert
und integriert haben.
DCM: Die Weltwirtschaft wurde
mittlerweile durch die Coronapandemie
komplett auf den Kopf gestellt.
Wie hat sich die Krise auf Ihr
Geschäft ausgewirkt?
KB: Nach jahrelangem Wirtschaftswachstum
mit niedrigen Insolvenzzahlen
schärfen die aktuellen Entwicklungen
wieder den Risikoblick der
Unternehmen. Bisher nicht kreditversicherte
Unternehmen suchen jetzt
für ihre größten Risiken, aber auch für
sie subjektiv als unsicher eingestufte
oder neue, bisher unbekannte Risiken,
Absicherungslösungen. Die bereits
kreditversicherten Unternehmen suchen
verstärkt nach möglichen Alternativen
für bei ihrem Erstversicherer
abgelehnten oder aufgehobenen, sowie
nicht ausreichend gezeichneten
Versicherungsschutz. Diese finden
Sie in unseren digitalen Produkten
crebita.select und crebita.plus. Diese
Entwicklung kommt sowohl den Unternehmen
als auch crebita zugute, so
dass beide davon profitieren.
26
DCM: Sie sind mit zwei unterschiedlichen
Produkten am Markt.
Welchen Mehrwert bieten Sie den
Kunden damit?
KB: crebita.select bietet unversicherten
Unternehmen mit Echtzeitentscheidungen
bis 150 T€ die Möglichkeit,
einen sehr schnellen und
einfach zu realisierenden Schutz
vor Forderungsausfall bei einzelnen,
selbst ausgewählten Abnehmern im
In- und Ausland mit sofortigem, dokumentiertem
Versicherungsschutz
digital abzuschließen. D. h. das zu
versichernde Risiko wird im Antragsprozess
in Echtzeit identifiziert und
der gewünschte Versicherungsschutz
sofort geprüft. Kann Versicherungsschutz
zur Verfügung gestellt werden,
erhält unser Kunde nach wenigen
Sekunden ein Angebot, das er
nach Selbstbehalt und Laufzeit und
damit in Höhe der Prämie selbst konfigurieren
kann. Schließt er den Versicherungsschutz
ab, ist umgehend
die dokumentierte Police in seinem
crebita-Account zum Download, Ausdruck
oder zur Versendung hinterlegt.
Unser Kunde verfügt so für diesen
einzelnen Abnehmer über sofortigen
Versicherungsschutz für alle zukünftigen
Lieferungen und Leistungen.
Darüber hinaus bietet crebita.select
bereits versicherten Unternehmen
eine neuartige, digitale Lösung für
vom Erstversicherer abgelehnte oder
aufgehobene Limite. Einziger Unterschied
ist hier, dass der Kunde eine
Entscheidung nicht direkt, sondern
in der Regel innerhalb der nächsten 2
Werktage erhält.
Mit der Top-Up-Lösung crebita.plus
können bereits kreditversicherte Unternehmen
nicht ausreichende Limite
ihres Erstversicherers, z. B. Teilzeichnungen,
Reduzierungen oder fehlende
saisonale Erhöhungen ergänzen,
unabhängig bei welchem Versicherer
sie ihren Erstkreditversicherungsvertrag
abgeschlossen haben. Hier
bieten die Erstversicherer meist nur
Top-Up-Lösungen für hauseigene
Kreditversicherungsverträge an, die
sich nicht auf unzureichend gezeichnete
Limite eines anderen Versicherers
anwenden lassen. Zudem werden
diese Top-Up-Ergänzungen bei
den meisten Erstversicherern aktuell
sehr zurückhaltend bis gar nicht vergeben.
Die Unternehmen erhalten also mit
crebita mit wenigen Klicks und in wenigen
Minuten eine ganz neue und
flexible Möglichkeit, ihr Credit Management
zu gestalten. Die Anwendung
ist sehr einfach aufgebaut und
von allen mobilen Geräten jederzeit
von überall nutzbar. Unternehmen
können mit crebita ihr Risiko planbarer
machen, bei möglichen Ausfällen
mit der Entschädigungsleistung die
eigene Liquidität sichern und im Idealfall
dadurch gesteigerte, unternehmerische
Erfolge erzielen, sowie die
Existenz des eigenen Unternehmens
schützen.
DCM: Nutzen die normalerweise
unversicherten KMU jetzt verstärkt
Ihr Angebot?
KB: Ja, wir bemerken hier eindeutig
eine stetige Zunahme. Gerade mit crebita.select
bieten wir unversicherten
Unternehmen eine schnelle, einfache
und bedarfsgerechte Lösung, die es
ihnen erlaubt, ohne großen Aufwand
ihre Unternehmen vor möglicherweise
existentiellen Risiken zu schützen
und ihr Credit Management neu auszurichten.
crebita löst hier einen bisher
eher als kompliziert, schwerfällig
und zeitaufwendig empfundenen Eindruck
von Kreditversicherung ab und
führt zu einer neugierigen Offenheit
gegenüber den neuen Möglichkeiten
mit uns.
HINTERGRUND
PRAXIS
DCM: Haben Sie Ihr Risikomanagement
aufgrund der Situation angepasst?
KB: Die aktuellen Entwicklungen rund
um COVID-19 betreffen alle. Wir verhalten
uns z. B. im Top-Up-Produkt
crebita.plus zurückhaltender. Echtzeitentscheidungen
bis 500 T€, wie vor
der Corona-Krise, sind leider aktuell
nicht darstellbar. Hier stellen wir im
Moment den Entscheidungen eine
Prüfung durch den Risikoträger voraus.
Alle Anfragen werden hierbei in
der Regel innerhalb von 2 Werktagen
entschieden.
DCM: Wie haben Sie den Vertrieb
organisiert?
KB: Die Gründer der crebita sind ausgewiesene
Kreditversicherungs- und Factoring-Experten
und verfügen insgesamt
über bald 100 Jahre persönliche
Markterfahrung in diesem Segment.
Diese haben wir für viele Kooperationen
mit Maklern, Verbänden, Banken
etc. genutzt, die sich sehr erfreulich
entwickeln. Zudem setzen wir vermehrt
auch Maßnahmen im Online-
Marketing auf, um die Reichweite bzw.
unseren Bekanntheitsgrad zu steigern.
DCM: Wie sind Ihre Erwartungen an
das kommende Jahr?
KB: Wir blicken generell sehr positiv
und optimistisch in die Zukunft. Die
Sensibilität für das Risikomanagement
hat sich durch die momentane
Situation um Corona spürbar erhöht
und wird auch in Zukunft einen noch
exklusiveren Prioritätsstatus in den
Unternehmen einnehmen. Die jetzigen
Erfahrungen stellen sicherlich
auch im Risikomanagement eine neue
Zeitrechnung da. Die Unternehmen
werden sich auf solche Situationen
als beständige oder jederzeit wiederkehrende
Marktbegleitung einstellen
müssen, da diese Pandemie voraussichtlich
leider kein Einzelfall bleiben
dürfte. Sie ist eine neue Risiko-Komponente
im Kredit- und Debitorenmanagement.
Bei mehr als 90% nicht
kreditversicherter Unternehmen in
Deutschland können wir hier mit unseren
flexiblen Lösungen genauso ein
neuer Partner werden, wie für bereits
versicherte Unternehmen, die nach
neuen, ergänzenden Lösungen suchen.
Hinzu kommt der sich weiter
verstärkende Digitalisierungstrend.
Wir sind sehr positiv überrascht, wie
schnell sich unsere Lösungen, auch bei
bisher weniger digital-affinen Nutzern,
als alternative Normalität etablieren.
Unsere Lösungen können sehr einfach,
schnell und flexibel z. B. auch aus dem
Home-Office genutzt werden.
DCM: Wo sehen Sie die größten
Chancen, wo Herausforderungen?
KB: Die größten Chancen liegen für
uns in einem bisher wenig erschlossenen
Kreditversicherungs-Markt, der es
bisher schlichtweg versäumt hat, einfache
Lösungen gerade für KMU anzubieten.
Der Unternehmer von heute
möchte einfache, bedarfsgerechte Lösungen,
die auch flexibel abschließbar
und kündbar sind. Diese Versäumnisse
paaren sich jetzt mit einer sich
beschleunigenden Digitalisierung, bei
der wir in Deutschland generell leider
etwas hinterherhinken. Die zukunftsorientierte
Ausrichtung auf digitale
Produkte kommt auch in der Kreditversicherungsbranche
oft noch zu kurz,
aus verschiedensten Gründen scheint
der Reiz immer noch groß, an bisher
Bewährtem festzuhalten. Hier haben
wir mit crebita den ersten Schritt in
der Kreditversicherungsbranche getan,
womit wir uns aber erst am Anfang
unserer Entwicklung und der zur
Umsetzung anstehenden Ideen sehen.
Eine Herausforderung wird es sein, in
der momentanen Situation die richtigen
Entscheidungen für die Zukunft
unseres noch jungen Unternehmens
zu treffen und die vorhandenen Ressourcen
zukunftsgerichtet und kaufmännisch
sinnvoll einzusetzen.
Über die Fortentwicklung unseres Unternehmens
hinaus ist es unser Bestreben,
gemeinsam mit gleichgesinnten
etablierten, wie jungen Unternehmen
weitere digitale Lösungen für die Versicherungswirtschaft
zu entwickeln
und damit Zukunft erfolgreich zu gestalten.
Hierfür halten wir eine Bündelung der
zweifelsohne vorhandenen Kräfte und
Innovationen in Deutschland für empfehlens-,
wie wünschenswert, um den
bestehenden Vorsprung von Ländern
wie z. B. USA oder China aufholen zu
können.
Karsten Bahns
CEO/ Co-Founder
crebita GmbH
E-Mail: info@crebita.de
Web: www.crebita.de
27
AKTUELL
CORONA KATALYSATOR
FÜR POLITISCHE RISIKEN
Das Risiko für Unruhen in Ländern, die von Corona stark betroffen sind, kann sich um das Zehnfache erhöhen. Diesen
alarmierenden Schluss zieht der Kreditversicherer Coface aus seiner jüngsten Untersuchung politischer Risiken.
Der Zusammenhang mit der Pandemie
ist für die Coface-Analysten signifikant.
„Die politischen Risiken insgesamt
dürften durch die COVID-19-Pandemie
noch deutlich verschärft werden“, erklärt
Coface-Volkswirtin Christiane
von Berg. „Neben einer möglichen Zunahme
der Bürgerunruhen könnten
Missstände im Zusammenhang mit
COVID-19 auch soziale Bewegungen
aus der Zeit vor Corona wiederaufleben
lassen und verstärken, wie die in Hongkong,
Frankreich und Chile, um nur einige
zu nennen.” Der Iran und die Türkei
gehören zu den Ländern, in denen das
politische Risiko am stärksten zugenommen
hat.
28
Konflikte, soziale Instabilität und Populismus
sind, mit verschiedenen Variablen,
die Indikatoren, mit denen Coface
politische Risiken misst und in einem
„Political Risk Index“ erfasst. In diesem
Jahr haben die Experten einen Index
hinzugefügt, der die Meinung der
Öffentlichkeit über den Umgang der
jeweiligen Behörden mit der Gesundheitskrise
misst. Der jetzt aktualisierte
Political Risk Index beschreibt eine gegenläufige
Bewegung. Die Abnahme
des Konfliktrisikos auf globaler Ebene
wird durch die Zunahme des Risikos
politischer und sozialer Fragilität ausgeglichen.
Wo werden sich Bevölkerungsgruppen
mit größerer Wahrscheinlichkeit gegen
ihre Regierungen wenden? Diese Frage
will Coface mit dem Index beantworten.
„Es sind Länder, deren politische
und soziale Fragilität über dem weltweiten
Durchschnitt liegt, und die zudem
von der Gesundheitskrise besonders
betroffen sind“, erklärt Christiane
von Berg. „Unsere Analyse zeigt, dass
mehrere lateinamerikanische Länder,
Brasilien, Mexiko, Peru, Kolumbien, sowie
Südafrika sowohl ein hohes politisches
und soziales Risiko als auch eine
hohe Exposition gegenüber der COVID-
19-Krise aufweisen.“
Obwohl sie weniger von der Gesundheitskrise
betroffen sind als die fünf
genannten Länder, könnten laut Coface
auch China, Russland, Saudi-Arabien
und Marokko in diese Liste der zu beobachtenden
Länder aufgenommen werden.
Chile, Indien, Argentinien und Singapur
scheinen nach dem Indikator für
politische und soziale Fragilität zwar
weniger gefährdet zu sein. Doch angesichts
der schweren Auswirkungen der
Gesundheitskrise auf das Leben ihrer
Bevölkerungen sollte das Risiko der Unzufriedenheit
nicht übersehen werden.
In den Industrieländern ist der Grad der
Unzufriedenheit mit der Bewältigung
der Gesundheitskrise in Spanien, den
AKTUELL
USA, Großbritannien und Frankreich
am größten. In Spanien und den Vereinigten
Staaten zeigten sich weniger als
40 Prozent der Bevölkerung zufrieden.
Hier ist der Indikator für politische Risiken
zudem am höchsten.
Nachgefragt bei: Christiane von Berg
„Die Maßnahmen zur Eindämmung
des Corona-Virus sind eine neue
Quelle von Spannungen und werden
nicht nur Länder mit sozialen Umwälzungen
vor der Krise betreffen“,
meint Christiane von Berg. Spannungen
würden vielmehr auch durch die
Auswirkungen der Rezession auf Beschäftigung,
Haushaltseinkommen
und Ungleichheit entstehen. Darüber
hinaus könnten potenzielle Sparmaßnahmen,
die auf die Rekord-Konjunkturpakete
zur Eindämmung der Krise
folgen dürften, politische und staatliche
Risiken vermischen, insbesondere
in Schwellenländern.
„INFORMIEREN UND KOMMUNIZIEREN“
Im Kurzinterview mit dem Magazin Der CreditManager erläutert Coface-
Volkswirtin Christiane von Berg, was die Einschätzung politischer Risiken konkret
für Credit Manager bedeutet.
DCM: Die politischen Risiken steigen infolge
der Coronapandemie. Was heißt
das für die Arbeit der Coface?
CvB: Der Anstieg der politischen Risiken
hat einen direkten Einfluss auf unsere
Länderrisikobewertung. Neben dem
Unternehmensumfeld (also dem rechtlichen
Umfeld für unternehmerisches
Handeln), den Zahlungserfahrungen,
den makroökonomischen Risiken, den
Risiken im Bankensystem und den Klimarisiken
ist das politische Risiko eines
der fünf Säulen unseres Länderrisikomodells.
Hierbei sind einzelne Risiken aber
nicht komplett unabhängig voneinander.
Steigt die Unzufriedenheit der Bevölkerung
bezüglich des Umgangs mit
der Coronapandemie in einem Land, z.B.
Brasilien, führt dies zu Massenprotesten,
die wiederum das Vertrauen globaler Investoren
in die Stabilität der Regierung
in einem Land und dessen Wirtschaftspolitik
untergräbt. Dies könnte zu Kapitalabflüssen
führen und letztendlich in
einer Währungskrise münden. Insoweit
haben schon kleine politische Entscheidungen
in einem Land zu Änderungen
unseres Länderrisikoeinschätzung geführt.
DCM: Wie können Sie in dieser Situation
Credit Manager konkret unterstützen?
CvB: Zunächst über unsere drei Stufen
der Information: Länderinformationen
und Länderbewertungen, Brancheninformationen
und Branchenbewertungen
sowie Unternehmensinformationen.
Die ersten beiden Kategorien sind
kostenlos. Unsere Unternehmensauskünfte
werden vielfach als integrierte
Bausteine für die internen Risikosysteme
oder als Ergänzung genutzt. In die
Unternehmensbewertungen fließen
alle aktuellen Informationen der Coface
ein. Credit Manger kennen natürlich
die vielfältigen Möglichkeiten eines
Kreditversicherers zur Absicherung der
Forderungen. Und sie wissen, dass gerade
in solchen Krisensituationen eines
ganz besonders wichtig ist: die Kommunikation.
Und zwar mit den eigenen
Geschäftspartnern und den Risikopartnern.
So lassen sich am besten aktuelle
Informationen generieren, die zur Beurteilung
der Lage und möglichen Entwicklung
wichtig sind. Denn die Blanz
aus dem Vorjahr ist aktuell nur sehr
bedingt aussagekräftig. Und die politischen
Maßnahmen verschleiern derzeit
etwas das Bild, zum Beispiel bei den Insolvenzen.
DCM: Welche Maßnahmen empfehlen
Sie Credit Managern (insbesondere im
Export)?
CvB: Auch hier gilt: informieren und
kommunizieren. In vielen Ländern ist
es ungleich schwieriger, direkt an verlässliche
Informationen zu kommen.
Hier bieten sich professionelle Partner
mit umfangreichen Netzwerken an. Wir
stellen fest, dass Unternehmen auf der
einen Seite Zahlungsziele verkürzen und
auf der anderen pünktlicher bezahlen.
Treten Veränderungen im Zahlungsverhalten
auf, werden Credit Manager
ohnehin aufmerksam. Bei der genaueren
Analyse ist es derzeit wichtig zu
erkennen, ob ein Unternehmen wegen
Corona in Probleme geraten ist, ansonsten
aber gesund und zukunftsfähig ist,
oder ob Corona tieferliegende Probleme
nur beschleunigt. Genau diese Frage
beschäftigt auch unsere Kreditprüfer intensiv.
Grundlage dafür sind wiederum
möglichst aktuelle Informationen, die
wir über unser globales Netzwerk beschaffen.
Ein Credit Manager im Unternehmen
arbeitet ja ähnlich, er kann sich
dazu bereits aufbereite Informationen
zukaufen.
DCM: Wie werden sich diese Risiken Ihrer
Einschätzung nach im kommenden
Jahr entwickeln?
CvB: Politische Risiken bestehen ja aus
verschiedenen Komponenten. Im Konflikt-Index
erwarten wir, dass es weiterhin
zu einem Rückgang bewaffneter
Konflikte und der damit einhergehenden
Toten kommt. Zum Terrorismus lässt
sich nichts sagen, da er unberechenbar
ist. Zuletzt ist dieser mit den Anschlägen
in Frankreich und Österreich wieder
verstärkt aufgeflammt. Im Bereich
sozialer Risiken sehen wir ein weiteres
Anstiegspotenzial, da in vielen Emerging
Markets, aber auch in den Industrienationen,
die soziale Ungleichheit in den
letzten Jahren zugenommen hat und
sich diese Situation weiter verschieben
kann. Zudem haben populistische Politiker
in vielen Ländern die Spaltung der
Gesellschaften weiter vorangetrieben.
Zusammen mit einem hohen Grad der
kommunikatorischen Vernetzung (Facebook,
Telegram, Whatsapp, TikTok und
Co.) gibt es genügend Mittel, diese Spaltung
in einen Protest umzusetzen.
29
HINTERGRUND
CreditManager Nachruf
Professor Dr. Helmut Rödl CCM hat sich seit Gründung des BvCM für die Entwicklung des Credit Managements in Deutschland engagiert.
Trauer um Prof. Dr. Helmut Rödl CCM
Der Bundesverband Credit Management
e.V. trauert um Prof. Dr. Helmut
Rödl. Der Jurist und Betriebswirt, der
uns seit 2002 immer mit Rat und Tat
zur Seite stand, ist am 12. September
2020 im Alter von 81 Jahren verstorben.
Mit seinem Tod verliert der
BvCM e.V. einen Mit- und Vordenker
mit Blick auf die weitere Professionalisierung
des Credit Managements in
Deutschland.
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften
und Betriebswirtschaftslehre
in Köln und Wien sowie seiner Promotion
begann Helmut Rödl 1968 als
Syndicus beim Verband der Vereine
Creditreform e.V. (VVC) in Neuss. Er
prägte die Organisation bereits nach
kurzer Zeit mit seinen bis heute wegweisenden
Vorstellungen, betonte die
Creditreform in ihrem Nachruf. „Mit
großem Elan begann Helmut Rödl
damals, das Leistungsangebot und
die Funktionen des VVC systematisch
auszubauen“, sagt der heutige Hauptgeschäftsführer
Volker Ulbricht. „Innerhalb
weniger Jahre entwickelte er
eine beachtliche Öffentlichkeitsarbeit
und konnte den Bekanntheitsgrad,
die Reputation und die Präsenz von
Creditreform sowohl in den Medien
als auch im politischen Raum deutlich
steigern.“
Daneben engagierte er sich für das
deutsche Credit Management. Als
langjähriges Mitglied des Kuratoriums
der Qualifizierungsprogramme
zum Certified Credit Controller (CCC)
und Certified Credit Manager (CCM)
stand Prof. Dr. Helmut Rödl CCM mit
all seinem Wissen und all seinen Erfahrungen
immer sehr praxisnah
der Weiterentwicklung der Qualifizierungsprogramme
zur Verfügung.
Dabei lag ihm die betriebswirtschaftliche
Komponente des aktiven Credit
Managements immer wesentlich
mehr am Herzen als die juristische
Komponente. Wie pflegte er immer
zu sagen: „Jan, gute Juristen gibt es
wie Sand am Meer, gute Credit Manager
jedoch viel zu wenige!“
International spielte Prof. Dr. Helmut
Rödl CCM innerhalb der FEBIS Federation
of European Business Information
Services eine prägende Rolle. Auch
hier versuchte er immer zwischen den
Credit Manager*innen und den Informationsdienstleistern
zu vermitteln
und legte den Fokus immer auf das,
was wir in unserem täglichen Geschäft
an Informationen benötigen.
Sein großes Engagement wurde mit
dem Bundesverdienstkreuz am Bande
für Verdienste um die Bundesrepublik
Deutschland sowie mit dem Großen
Ehrenzeichen für Verdienste um die
Republik Österreich ausgezeichnet.
Wie groß sein Engagement für das
Credit Management in Deutschland
war, zeigt sich darin, dass Prof. Dr.
Helmut Rödl CCM im Rahmen der
diesjährigen 3. CreditDeichRunde einen
Apfelbaum pflanzen wollte. Auf
Grund der Corona Pandemie fiel diese
Veranstaltung jedoch aus, aber aufgeschoben
ist nicht aufgehoben. Gerne
werden wir in seiner Erinnerung
diesen Baum noch alsbald pflanzen.
Wie verneigen uns vor Prof. Dr. Helmut
Rödls großer Lebensleistung und
danken ihm und seiner Familie für
alles, was er für das Credit Management
in Deutschland geleistet hat.
Jan Schneider-Maessen CCM
30
BUCHTIPPS
BUCHTIPPS
Kostenlose Quelle zum Thema Insolvenzrecht in Europa
lic
ce
lta
sia
INSOLVENCY – EUROPEAN RULES Edited by Dr. Thomas Voller
Rezension: „Insolvency. European Rules“,
EuroCollectNet 2020
INSOLVENCY
EUROPEAN RULES
Edited by Dr. Thomas Voller
Bedingt durch die Pandemie und die
Aussetzung der Insolvenzantragspflicht
in zahlreichen Ländern Europas
ist nicht auszuschließen, dass es spätestens
zum Jahreswechsel zu einer
Welle von Insolvenzverfahren kommen
wird. Viele Zombie-Unternehmen
vermeiden derzeit den Insolvenzan-
trag in der Hoffnung
auf eine
Verbesserung der
Geschäftslage.
Da kommt ein
Buch mit aktuellen
Regeln zum
Insolvenzrecht
gerade recht.
Das dritte Buch
des
Anwalts-
zusammenschlusses EuroCollectNet
beschäftigt sich denn auch nicht zufällig
mit dem Insolvenzrecht in den
verschiedenen Ländern Europas; der
Band ist die logische Fortsetzung zu
den beiden vorangegangenen Publikationen
„Debt Collection in Europe“ und
„Credit Management: Securities in Europe“.
Um die wichtigsten Eckpunkte
des Insolvenzrechts in den verschiedenen
europäischen Ländern zusammentragen
zu können, hat Herausgeber
Thomas Voller einen Fragebogen
mit 23 Fragen an die Mitglieder seines
Netzwerks verschickt. Und die haben
in der Folge zu ihren Ländern Auskunft
gegeben. Selbstverständlich ist ein solcher
Fragebogen kein Ersatz für eine
gediegene juristische Beratung. Immerhin
jedoch kann der geneigte Leser
sich mit Hilfe der Studie einen ersten
Überblick verschaffen für ein Land, in
dem ein Insolvenzfall eingetreten ist.
Besprochen werden in „Insolvency.
European Rules“ die Regeln zum Insolvenzrecht
in Österreich, Belgien,
Kroatien, Zypern, Tschechien, Dänemark,
England und Wales, Frankreich,
Deutschland, Griechenland, Ungarn,
Irland, Italien, Luxemburg, Malta, den
Niederlanden, Polen, Portugal, Rumänien,
Russland, Slowakei und Slowenien,
Spanien, Schweiz und Türkei. Am
Ende eines jeden Kapitels findet sich
der Name des Verfassers eines Beitrags
sowie Kontaktdaten.
EuroCollectNet hält seine Bücher übrigens
zum kostenlosen Download auf
der Website www.EuroCollectNet.com
bereit. Zudem können sie kostenlos
beim Herausgeber Dr. Thomas Voller
über die E-Mail drvoller@vollerlaw.com
angefordert werden. Information und
Service aus einer Hand.
Eine Fundgrube für Praktiker
Rezension: „Noch Fragen, Karsten?
Fragen und Antworten rund um das
Credit Management“, Selbstverlag Rudolf
Müller 2020
„Der Vorteil der meisten Bücher liegt
darin, dass man ohne sie auskommen
kann.“ Das hat angeblich der irische
Satiriker und Politiker Georg Bernard
Shaw einmal gesagt. Wozu sich also
ein weiteres Sachbuch zum Thema
Credit Management zu Gemüte führen?
Weil der Ansatz von „Noch Fragen,
Karsten? Fragen und Antworten rund
um das Credit Management“ ein wohltuend
anderer ist. Die Autoren Karsten
Thiele und Rudolf H. Müller spielen sich
in Form eines Frage-Antwort-Spiels zu
den wesentlichen Fragen des Credit
Managements gegenseitig die Bälle zu
– zum Vorteil ihrer Leser. Einsteiger wie
„alte Hasen“ erhalten auf diese Weise
gezielte Informationen auf all jene Fragen,
die sich manch eine/r vielleicht
bislang nicht zu stellen getraute.
Erste Leserreaktionen attestieren dem
Buch, es sei eine „nützliche Anleitung
für Praktiker“, ein „praktikables Nachschlagewerk
für das Credit Management
im Alltag“, gewähre „viele spannende
Einblicke“ und bediene sich
dankenswerterweise mal nicht dem
gängigen „BWL-Geschwurbel, das
häufig in der einschlägigen Literatur
anzutreffen ist“, sondern einer durchweg
„verständlichen Sprache“.
In seinem Vorwort zu diesem Interviewband
bescheinigt Rudolf Keßler,
Präsident des BvCM, dem Ansatz der
beiden Autoren unbedingte Praxistauglichkeit.
„Alles in allem liegt hier
ein Werk vor, das den Anfänger*innen
im Credit Management eine gute
Grundlage bietet, diese unternehmerische
Funktion zu verstehen und sich
erfolgreich weiter zu entwickeln. Den
erfahrenen Credit Manager*innen gibt
es die Möglichkeit, sich im konkreten
Einzelfall zu bestimmten Fragestellungen
zu informieren und Entscheidungen
fundierter zu treffen.“
Durch das Zusammenspiel
von Karsten
Thiele, langjähriger
Credit
Manager
in der Praxis,
und Rudolf H.
Müller, langjähriger
Berater mit umfangreicher
Projekterfahrung im Credit Management,
ist ein Buch entstanden, dass
alle wesentlichen Themenfelder des
Kreditmanagements praxisorientiert
beackert: von der Strategie über die
Organisation und Behandlung aller
wichtigen Credit Management-Prozesse
bis hin zu Fragen der Insolvenz
und Insolvenzanfechtung. Eine Fundgrube
für Praktiker, eine Quelle der
Inspiration von Credit Managern für
Credit Manager.
„Noch Fragen, Karsten? Fragen und Antworten
rund um das Credit Management“:
https://selbstverlag-rm.com/produkt/nochfragen-karsten.html
31
CMI AKTUELL
CMI® ÜBERSTEIGT DIE 50-PUNKTE-MARKE
Nachdem der CMI® - CreditManagementIndex in Q1/2020 einen historischen Tiefstand von 39,08 Punkten
erreicht hatte, konnte der positive Trend des letzten Quartals (41,19 Punkte) im aktuellen Quartal fortgesetzt
werden. So steigt der CMI® - CreditManagementIndex in Q3/2020 auf 52,12 Punkte und somit auf den höchsten
Wert seit mehr als anderthalb Jahren. Dies impliziert eine verhalten positive Erwartung der Berichtenden.
Für den Binnenmarkt verweilt die
Kennzahl für die neugeprüften Kreditanträge,
wie bereits im Vorquartal
(57,14 Punkte), bei einem Wert von
66,67 Punkten oberhalb der wichtigen
50-Punkte-Marke. Ebenfalls
positive Erwartungen haben die Berichtenden
hinsichtlich der Entwicklung
des Umsatzes, dessen Kennzahl
zwar um 1,58 Punkte fällt, jedoch
mit 55,56 Punkten ebenfalls einen
positiven Trend ausdrückt. An Bedeutung
gewinnt zudem die Kennzahl
für die Zahlungseingänge sowie
die Anzahl der Auftragseingänge, für
die ein starker Anstieg von +39,68
Punkten bzw. +52,38 Punkten auf
66,67 Punkte prognostiziert wird.
Für das Inkassoergebnis erwarten
die Berichtenden, nach einem konstanten
Niveau in Q2/2020 (50,00
Punkte), eine positive Entwicklung
mit einem Kennzahlwert von 55,56
Punkten (+5,56 Punkte).
Ebenfalls steigt die Kennzahl des
Werts der überfälligen Forderungen
(+45,24 Punkte) sowie der durchschnittlichen
Außenstandsdauer
(+25,40 Punkte) an, die auf 66,67
Punkte bzw. 61,11 Punkte zulegen.
Hierdurch wird eine Abnahme des
Werts der überfälligen Forderungen
sowie der durchschnittlichen Außenstandsdauer
prognostiziert. Ein
zu Q2/2020 unverändertes Niveau
erwarten die Berichtenden hingegen
für den Wert der strittigen Forderungen
(+7,14 Punkte), die insolventen
Kunden (+14,29 Punkte) sowie
die Wertberichtigung auf Forderungen,
für die die Kennzahlen auf 50,00
Punkten notieren. Die neutralen Prognosen
aus dem Vorquartal (50,00
Punkte) bezüglich der Geschäftsklimaerwartung
sowie dem Volumen
an offenen Forderungen haben sich
hingegen jeweils um 5,56 Punkte auf
44,44 Punkte verschlechtert.
32
Ebenfalls unterhalb der 50-Punkte-
Marke notiert die Kennzahl der abgegebenen
Forderungen (Inkasso), die
auf 44,44 Punkte (+30,15 Punkte) ansteigt
und damit einen deutlich geringeren
Zuwachs der abgegebenen
Forderungen als noch im Vorquartal
ausdrückt. Zudem hat die Kennzahl
für den Wert der Kundenabzüge, die
um -12,70 Punkte auf 44,44 Punkte
sinkt, an Substanz verloren. Dies
drückt einen erwarteten Anstieg des
Werts der Kundenabzüge aus. Eine
ähnliche Entwicklung wird für die
Kennzahl der abgelehnten Kreditanträge
(-11,11 Punkte) prognostiziert,
die auf 38,89 Punkte fällt. Der
Charakter dieser Kennzahl impliziert
hierbei einen Anstieg der betrachteten
Größe. „Nach dem anfänglichen
Schock in Q1/2020 aufgrund der Corona-Pandemie
wird sich beim neuen
Lockdown zeigen, inwiefern die
gesammelten Erfahrungen bei der
Bewältigung der kommenden Wochen
helfen“, sagt Jan Schneider-Maessen,
geschäftsführender Vorstand
des BvCM e.V.
Im Bereich der Kreditversicherungen
zeigt sich ein nahezu unverändertes
Bild im Vergleich zum vorherigen
Quartal. So fällt die Kennzahl für
das Verhältnis der beantragten zu
den bewilligten Kreditlimiten (55,56
Punkte) gegenüber Q2/2020 zwar
um -8,73 Punkte, verbleibt allerdings
weiterhin über der wichtigen
50-Punkte-Marke. Mit einem Wert
von 50,00 Punkten erwarten die
Berichtenden zudem ein konstantes
Niveau im Vergleich zu Q2/2020
für die Limitstreichungen bzw. -herabsetzungen.
Weiterhin negativ
ist hingegen die Prognose für den
Gesamtwert der versicherten Kreditlimite,
dessen Kennzahl um +3,18
Punkte auf 38,89 Punkte steigt, somit
jedoch weiterhin unterhalb der
50-Punkte-Marke verweilt. „Aktuell
lässt sich eine zunehmende Reduktion
bzw. Streichung von Kreditlimiten
im Bereich der Warenkreditversicherungen
beobachten. Insbesondere
aufgrund der temporären Aussetzung
der Insolvenzantragspflicht
kann jedoch ab Oktober eine steigende
Insolvenzanzahl in Deutschland
erwartet werden. Während
pauschale Limitstreichungen die
gesamte Branche in Verruf bringen
können, ist eine branchen- und regionenabhängige
Reduzierung von Risiken
jedoch durchaus sinnvoll“, sagt
Prof. Dr. Matthias Schumann, Leiter
der Professur für Anwendungssysteme
und E-Business an der Georg-
August-Universität und Vorstandsbeirat
des BvCM e.V.
Für das Exportgeschäft wird ein Anstieg
des Umsatzes (+15,00 Punkte)
auf 55,00 Punkte prognostiziert,
sodass die negativen Erwartungen
des Vorquartals aufgegeben werden.
Während die Kennzahl für die
abgegebenen Forderungen (Inkasso)
um +5,00 Punkte auf 50,00 Punkte
ansteigt und damit ein konstantes
Niveau zu Q3/2020 ausdrückt, steigt
die Kennzahl der durchschnittlichen
Außenstandsauer um +15,00 Punkte
auf 45,00 Punkte. Durch den Charakter
letzterer wird ein Anstieg der
durchschnittlichen Außenstandsdauer
erwartet.
Im direkten Vergleich des CMI® -
CreditManagementIndex mit dem
Ifo-Index, dem deutschen Einkaufsmanagerindex
und dem NACM-CMI
zeigt sich die deutlich verbesserte
wirtschaftliche Gesamtlage. So
steigt der CMI® um + 10,93 Punkte
und notiert mit 52,12 Punkten wieder
über der wichtigen 50-Punkte-
Marke. Gleiches gilt für den deutschen
Einkaufsmanagerindex (+4,80
CMI AKTUELL
CMI® - CreditManagementIndex Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020
Umsatz 57,14 50,00 14,29 57,14 55,56
Zahlungseingänge 57,14 81,25 50,00 21,43 61,11
Neu geprüfte Kreditanträge 50,00 68,75 57,14 57,14 66,67
Volumen an offenen Forderungen 42,86 43,75 35,71 50,00 44,44
Abgelehnte Kreditanträge 35,71 43,75 35,71 50,00 38,89
Abgegebene Forderungen (Inkasso) 28,57 43,75 35,71 14,29 44,44
Wert strittiger Forderungen 50,00 43,75 35,71 42,86 50,00
Wert der überfälligen Forderungen 42,86 43,75 50,00 21,43 66,67
Wert der Kundenabzüge 50,00 50,00 57,14 57,14 44,44
Insolvente Kunden 28,57 56,25 57,14 35,71 50,00
Geschäftsklimaerwartungen 14,29 50,00 0,00 50,00 44,44
Anzahl der Auftragseingänge 50,00 56,25 28,57 14,29 66,67
Wertberichtigungen auf Forderungen 57,14 62,50 42,86 50,00 50,00
Durchschnittliche Außenstandsdauer 64,29 62,50 50,00 35,71 61,11
Inkassoergebnis 64,29 43,75 35,71 50,00 55,56
Kreditversicherung
Export
Gesamtwert der
versicherten Kreditlimite
Verhältnis der beantragten
zu den bewilligten
Kreditlimiten
Limitstreichungen
bzw. -herabsetzungen
35,71 37,50 35,71 35,71 38,89
57,14 50,00 64,29 64,29 55,56
35,71 43,75 50,00 42,86 50,00
Umsatz 50,00 50,00 10,00 40,00 55,00
Durchschnittliche
Außenstandsdauer
Abgegebene Forderungen
(Inkasso)
60,00 50,00 25,00 30,00 45,00
45,00 50,00 50,00 45,00 50,00
CMI® - CreditManagementIndex 46,50 51,49 39,08 41,19 52,12
Philipp Hartmann
M.Sc. in Unternehmensführung
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Georg-August-Universität Göttingen
philipp.hartmann@uni-goettingen.de
Ifo-Index (halbiert) 47,30* 47,95 37,15 45,25 46,35
Deutscher Einkaufsmanagerindex 42,10* 45,30 34,40 53,20 58,00
NACM-CMI 54,60* 56,40 40,60 55,60 58,40
* Stand: Oktober 2020
Punkte) sowie den NACM CMI (+1,80
Punkte), die auf 58,00 bzw. 58,40
Punkte ansteigen. Ebenfalls an Substanz
gewinnen kann der Ifo-Index
(halbiert) mit einem Anstieg um
+1,10 Punkte auf 46,35 Punkte. Der
Ifo-Index (halbiert) stellt somit den
einzigen Index dar, der noch nicht
wieder vollständig auf dem Vor-Corona-Niveau
notiert.
2020 beginnt am 01. Januar 2021
und endet am 31. Januar 2021. Sofern
Sie teilgenommen haben, bekommen
Sie zusätzlich einen Vergleich
Ihrer eigenen Einschätzungen
zum CMI® - CreditManagementIndex
auf dem Webportal, das Sie über
http://www.credit-manager.de unter
dem Menüpunkt CMI® erreichen.
Die nächste Erfassungsperiode zur
Berechnung des CMI® - CreditManagementIndex
für das 4. Quartal
33 33
INTERN
ICH BIN GERNE CREDIT
MANAGER, WEIL …
Sandra Trotzowsky CCM
Chief Sales Officer
Lowell DACH
… es mir große Freude macht zu sehen,
wie das Netzwerk immer weiterwächst
und die Bedeutung des
Credit Managements in der gesamtheitlichen
Betrachtung der Wertschöpfungskette
im Forderungsmanagement
auch für Inkassodienstleister
eine
zunehmend
wichtige Rolle
spielt.
Durch meine
jahrelange
Arbeit
als Credit
Manager bei
einem großen
Inkassodienstleister
hat sich
immer wieder abgezeichnet,
dass insbesondere
auch bei Ankauf von
Forderungsportfolien ein sorgfältiges
Credit Management eine Realisierung
dieser Forderungen nicht
nur vereinfacht, sondern auch qualitativ
nachhaltig steigert. So sind
beispielsweise Informationen über
die Herkunft, das Alter und die Entstehung
der Forderung enorm wichtig.
Im Credit Management kommen
Menschen und Zahlen zusammen,
das hat mich von Anfang an fasziniert.
Das hat uns inspiriert, den Lowell
Way zu beschreiten – intelligent
menschlich.
Und genau dort bewährt sich das
Netzwerk im Credit Management:
Der Austausch von Informationen,
Innovationen, Wandel und das gemeinsame
Nutzen von Plattformen
erleichtern die täglichen Hürden,
die zu nehmen sind. Ganz gleich, ob
es sich um technische Neuerungen
im Bereich KI oder um gemeinsame
Forschungsarbeit handelt, wie wir
sie aktuell mit dem ibi research
Insititut betreiben, es inspiriert
mich, unser
Geschäftsfeld aus
vielen neuen
Blickwinkeln
zu betrachten.
Und es
bereitet mir
auch acht
Jahre nach
Absolvierung
des
Lehrgangs
immer noch
große Freude,
Kunden mit Innovationen,
aber
auch durch verlässliche
Standards durch die
gesamte Customer Journey
zu begleiten und an den richtigen
Stellschrauben drehen zu können,
um für sie noch bessere Ergebnisse
zu erzielen. In meiner aktuellen Position
als Chief Sales Officer DACH
bei der Lowell Group begleitet mich
unsere gemeinsame Vision daher in
allem, was ich tue: We want to make
credit work better… for all.
Die Verbindung von Vertrieb, Credit
Management und zahlengetriebenem
Prozessmanagement ist dabei
alles andere als ein Zielkonflikt in
meinen Augen, im Gegenteil, erst
synchronisiert bietet es allen einen
Mehrwert. Hier kann ich meine Berufserfahrung
optimal mit den erlernten
Inhalten des CCM-Lehrgangs
des BvCM verbinden – mein persönliches
Win-Win.
34
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35
LAST WORDS
DAS KREUZ
MIT DER STATISTIK
Glen Bullivant FICM
Past President FECMA
glen.bullivant@googlemail.com
36
Gleich zu Beginn, liebe boys and
girls: Es gibt mich noch. Das wollte
ich gesagt haben, denn immerhin,
seit März dieses Jahres wird immer
deutlicher, was seit jeher fest steht:
Die Welt steht auf kein’ Fall mehr
lang. Mein Glas ist wie immer halb
voll und dass es wieder bergauf gehen
wird, ist für mich keine Frage.
Trotzdem, vorerst wird es wohl noch
gehörig bergab gehen. Die Lage ist
hoffnungslos, aber nicht ernst (um
es mit einer Lokalkolorit-Delikatesse
zu sagen, mit der ich der Übersetzerin
für heute den Fehdehandschuh
hinwerfe). Kein Grund also, sich
graue Haare wachsen zu lassen, es
wird weiter gehen und irgendwann
auch bergauf. Das liegt in der Natur
der Sache und Sie in der letzten Reihe,
legen Sie bitte das Handy weg
und passen Sie auf.
Wenn jemand weiß, dass gerne
geflunkert wird, dann wir Credit-
Experten. Ich bin sicher, die drei
größten Lügen der Welt sind Ihnen
so geläufig, wie mir: Der Scheck ist
auf dem Weg; Ich bin von der Regierung
und hier, um Ihnen zu helfen;
und, Nummer Drei – fixer Bestandteil
des Repertoires eines jeden jungen
Mannes – Liebling, morgen früh
werde ich Dich genauso lieben, wie
ich es jetzt tue. Zum Thema Covid-
Pandemie fällt mir gleich noch ein
Sprichwort ein, eines das seine Bekanntheit
Mark Twain verdankt: Es
gibt drei Arten von Lügen – Lügen,
verdammte Lügen und Statistik.
Mark Twain hatte dieses Sprichwort
angeblich vom britischen Premier
Benjamin Disraeli; dass es wirklich
von diesem stammt, ist keineswegs
gesichert. Dass so viel Scharfsinn
auf eines Politikers Mist gewachsen
sein soll, wage ich persönlich zu bezweifeln.
Statistik ist, laut Wikipedia
„die Lehre von Methoden zum Umgang
mit quantitativen Informationen
(Daten) […] Die Statistik stellt
die theoretische Grundlage aller
empirischen Forschung dar. Da die
Menge an Daten in allen Disziplinen
rasant zunimmt, gewinnt auch
die Statistik und die aus ihr abgeleitete
Analyse dieser Daten an Bedeutung.“
(Sie in der letzten Reihe,
das ist die letzte Warnung, weg mit
dem Handy, oder…) Anders gesagt,
es geht darum, an einer Menge Orte
eine Menge Zahlen über eine Menge
Dinge zu sammeln – ein bisschen
wie beim Kuchenbacken – wobei
die Rechnung aufgeht, wenn die
Mischung passt, die Temperatur
stimmt und der Zuckerguss gut gemacht
ist. Glauben Sie mir, ich weiß
es, ich habe die hiesige Version von
„Das große Backen“ aufmerksam
verfolgt. Bis sie von BBC auf Channel
Four abgewandert ist – alles tue ich
mir dann auch nicht an.
Als es mit Covid losging, erfuhren
wir täglich, wie viele Leute pro Tag
getestet wurden, wie viele positiv
waren, wie viele ins Krankenhaus
kamen, wie viele auf Intensiv lagen
und wie viele leider verschieden waren.
Für die Medien war Schwarzmalerei
das Gebot der Stunde, das Ende
der Welt war für April angesetzt und
die Todesfallzahlen waren ein Grund
zu unmittelbarer Besorgnis. Es war
die tödlichste Seuche seit der Pest,
alias, dem Schwarzen Tod. Doch
dann ging jemandem ein Licht auf
(wahrscheinlich einem Unterstufenschüler
aus Hintertupfingen). Nicht
alle, die positiv waren, kamen ins
Krankenhaus, nicht alle, die ins Krankenhaus
kamen, lagen auf Intensiv
und nicht alle, die auf Intensiv lagen,
starben. Daher, Suchen & Ersetzen:
Schwarzer Tod, weltweite Pandemie.
Auch dämmerte so manchem, dass
nicht jedes positive Covid-Testergebnis
in allen Fällen unbedingt die Todesursache
darstellte. Wer im März
positiv war und im Mai von einem
Bus überfahren wurde, ist kein Co-
LAST WORDS
vid-Opfer. Daher die Änderungen des
Formats und Schwerpunkts, was die
Zahlen betrifft: Als Todesursache gilt
Covid nunmehr, wenn der Test innerhalb
von 28 Tagen vor dem Ableben
positiv ausfiel bzw. im Totenschein
steht, dass Covid die Hauptursache
oder ein Zusatzfaktor war. Wenn wir
also haarspalterisch sein wollen, besteht
bei den täglichen Zahlen nach
wie vor Raum für Verzerrung.
Unsicherheit und Angst grassieren,
und dafür werden – zu Recht – die
Politiker verantwortlich gemacht.
Diese Leute sind, ganz allgemein
gesagt, nicht vom selben Stern wie
Sie und ich. Mittlerweile wage ich
jedoch zu behaupten, dass Selbiges
auch auf die Herrn Wissenschaftler
zutrifft. Es gibt keine zwei sogenannten
Experten, die zu ein und
demselben Schluss kommen. Ausgenommen
natürlich, dass yes
zu- und
einträglich ist, im Fernsehen vom
akademischen Elfenbeinturm aus
Klümpchen von Angst und Schrecken
wie Konfetti im Fasching über
die Allgemeinheit herabrieseln zu
lassen (unter Einhaltung der Social-
Distancing-Regeln mit maximal so
und so vielen Teilnehmen natürlich).
Da sind sie sich einig! Immerhin, ich
weiß mittlerweile: Man unterscheidet
zwischen „Aerosolen“, mikroskopisch
kleinen Partikeln, die beim
Atmen ausgeatmet werden und für
Stunden in Suspension bleiben, und
„Tröpfchen“, die herumfliegen, wenn
genießt und gehustet wird, und die
ziemlich rasch zu Boden sinken. Das
erklärt, warum gut belüftete Räume
und Außenbereiche viel sicherer sind
als das Wirtshaus und mein Wohnzimmer.
In Großbritannien sind
sogar die Eisenbahnen auf das Statistik-Karussell
aufgesprungen, nämlich
seitdem die Regierung von der
Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel
abrät. Und das, obwohl in Deutschland
und Frankreich durchgeführte
Studien zeigen, dass die auf öffentliche
Verkehrsmittel zurückzuführende
Infektionsrate in Deutschland bei
gerade mal 1 Prozent und in Frankreich
bei 1,2 Prozent liegt. Selbst im
dicht besiedelten Hong Kong, wo die
Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel
nun mal unumgänglich ist, ist
die Infektionsrate zehnmal geringer
als in Westeuropa. In gut geführten
und geeignet kontrollierten Verkehrsbetrieben
sind Sie sicherer als
beim Einkaufen im Supermarkt oder
bei der Telearbeit im gemeinsamen
Haushalt.
Aber verstehen Sie mich bitte nicht
falsch, die Covid-19-Lage ist ernst,
Gesundheit und Leben stehen auf
dem Spiel, und die Wirtschaft. Ich
bitte Sie also, halten Sie sich an die
Regeln, seien Sie vorsichtig, in Ihrem
eigenen Interesse und dem Ihrer
Familie. Aber lassen Sich nicht ins
Bockshorn jagen. Hinter der Maske,
da sollten Sie das Lachen nicht vergessen.
Und machen Sie Ihren Job,
in Ihrem eigenen Interesse und dem
Ihrer Familie.
Ach, und übrigens, Auf Wiedersehen
Herr Trump (vorbehaltlich der betreffenden
Gerichtsverfahren)!
Glen Bullivant FCICM
37
Der BvCM-Vorstand im Überblick
Rudolf Keßler CCM
Rudolf Keßler fungiert als
Präsident des BvCM.
Andreas van
Koeverden CCM
Andreas van Koeverden
ist stellvertretender Vorsitzender
des BvCM e.V.
Jan Schneider-Maessen
CCM
Jan Schneider-Maessen
ist Geschäftsführender
Vorstand des BvCM.
Firma:
Bundesverband Credit Management e.V.
T. +49 (0) 171-5392957
rudolf.kessler@credit-manager.de
Firma:
FedEx Express
T. +49 (0) 173-8894009
andreas.van.koeverden@credit-manager.de
Firma:
Bundesverband Credit Management e.V.
T. +49 (0) 160-94767100
jan.schneider-maessen@credit-manager.de
Prof. Dr. Andreas T. Del Re
Prof. Dr. Andreas T. Del
Re ist im Vorstand für
Aus- und Weiterbildung
zuständig.
Firma:
Fischer I Konrad GmbH
T. +49 (0) 151-46103161
andreas.delre@credit-manager.de
Bernd Bütow
Bernd Bütow ist im Vorstand
für den Bereich IT
und Daten zuständig.
Firma:
Verband der Vereine Creditreform e.V.
T. +49 (0) 170-8554878
bernd.buetow@credit-manager.de
Fernando Da Silva CCM
Fernando De Silva ist im
Vorstand für die Mitgliederverwaltung
zuständig.
Firma:
CRIF Bürgel KölnBonn GmbH
T. +49 (0) 160-96756161
fernando.dasilva@credit-manager.de
Dr. Thomas Kluth CCM
Dr. Thomas Kluth ist im
BvCM-Vorstand für den
Bereich Recht verantwortlich.
Frohe Weihnachten
und alles Gute für 2021!
Firma:
Kluth Rechtsanwälte
T. +49 (0) 170-2428869
thomas.kluth@credit-manager.de
IMPRESSUM
Dezember 2020, 20. Jahrgang
Herausgeber:
Offizielles Organ des Bundesverbandes Credit
Management e.V. und des Bundesverbandes
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Anschrift der Redaktion: Drususdeich 24,
D-47533 Kleve, T. 0 28 21 / 97 67 10 - 0,
F. 0 28 21 / 97 67 10 - 636,
www.credit-manager.de
Redaktion:
Jan Schneider-Maessen CCM
Frank Wöbbeking
Silke Beermann CCM
Jos de Vos (Fotos)
Thomas Plaßmann (Karikatur)
Gastautoren dieser Ausgabe:
Karsten Bahns, Grit Bantow, Christiane von
Berg, Glen Bullivant, Rudolf Keßler, Janine Stappen
und Sandra Trotzowsky.
Fotos und Grafiken
Adobe Stock - vadim yerofeyev, atriga, BvCM,
Carl Group, Coface, crebita, Creditreform,
Lowell, Pixabay und Schufa.
Grafik & Layout:
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