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recke:in - Das Magazin der Graf Recke Stiftung Ausgabe 4/2020

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WOHNEN & PFLEGE<br />

»Kle<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>ngebende Momente«: Adelheid Re<strong>in</strong>ers<br />

(rechts) backt mit Brunhilde Klöckner.<br />

Adelheid Re<strong>in</strong>ers. Manche Bewohner haben<br />

auch noch eigene Dekoration im Schrank.<br />

Fester Bestandteil <strong>der</strong> Adventszeit: Aktionen<br />

wie das Plätzchenbacken. Es f<strong>in</strong>det <strong>in</strong><br />

jedem Wohnbereich statt, und das mehrmals<br />

bis Weihnachten. Dazu gibt es Nachmittage<br />

mit alkoholfreiem Punsch, <strong>der</strong><br />

zusammen zubereitet wird. Geme<strong>in</strong>schaft<br />

ist wichtig, gerade jetzt <strong>in</strong> Coronazeiten.<br />

»Wir werden <strong>in</strong> diesem Jahr ke<strong>in</strong>e großen<br />

Feiern mit Angehörigen haben«, bedauert<br />

Adelheid Re<strong>in</strong>ers. Natürlich können die<br />

Angehörigen zu Besuch kommen, aber nur<br />

aufs Zimmer, und auch dort könne man es<br />

feierlich e<strong>in</strong>richten. Die geme<strong>in</strong>samen großen<br />

Feiern fallen dieses Jahr zwangsläufig<br />

an<strong>der</strong>s aus. Bewohner und Mitarbeitende<br />

feiern zusammen. Heiligabend soll es e<strong>in</strong>en<br />

Gottesdienst mit dem Theologischen Vorstand<br />

und e<strong>in</strong>en Brunch geben. Aber an<strong>der</strong>s<br />

als sonst: ohne Angehörige. Mit Abstand.<br />

»DAS BLÖDE VIRUS«<br />

Die E<strong>in</strong>schränkungen durch Corona<br />

seien natürlich schmerzlich und vielen<br />

Bewohnern kaum zu vermitteln. »Sie freuen<br />

sich riesig, wenn Besuch kommt«, berichtet<br />

Adelheid Re<strong>in</strong>ers. Sie verstünden das oft<br />

nicht, warum <strong>der</strong> Sohn jetzt e<strong>in</strong>e Maske<br />

trägt, manchen macht sie Angst, weil sie<br />

den Besucher o<strong>der</strong> die Mitarbeiter<strong>in</strong> nicht<br />

mehr erkennen. »Aber die meisten haben<br />

sich e<strong>in</strong>igermaßen daran gewöhnt«, me<strong>in</strong>t<br />

Adelheid Re<strong>in</strong>ers. Manche wüssten aus den<br />

Nachrichten, worum es geht. Dann sprechen<br />

sie auch darüber, über »das blöde Virus«.<br />

Corona wird vorübergehen. Den Blick<br />

<strong>in</strong> die Zukunft richten, das tun die Menschen<br />

mit schwerer Demenz, die bald vom<br />

Haus Ahorn <strong>in</strong>s Ahorn-Karree ziehen sollen,<br />

nicht. Wenn sie die neuen Häuser<br />

besichtigen, dann freuen sie sich, aber kurz<br />

darauf haben sie es wie<strong>der</strong> vergessen, sagt<br />

Adelheid Re<strong>in</strong>ers. Deshalb müssen sie auch<br />

nicht traurig se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> Wasserschaden<br />

den E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> diesem Jahr verh<strong>in</strong><strong>der</strong>te. Die<br />

Mitarbeitenden s<strong>in</strong>d natürlich enttäuscht,<br />

haben sich schon sehr auf die neue Arbeitsumgebung<br />

gefreut. Jetzt heißt es: Geduld.<br />

Die Vorfreude bleibt: »Davon träume ich,<br />

seit ich hier arbeite«, sagt Adelheid Re<strong>in</strong>ers,<br />

»dass die Bewohner mit Demenz <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren<br />

Geme<strong>in</strong>schaften wohnen können, mit<br />

Küche und Wohnzimmer als geme<strong>in</strong>samem<br />

Mittelpunkt.« Die Überschaubarkeit mit<br />

<strong>in</strong>sgesamt zwölf Bewohnern pro Hausgeme<strong>in</strong>schaft<br />

werde den Menschen mit<br />

schwerer Demenz helfen, sich besser zu<br />

orientieren, me<strong>in</strong>t die Leiter<strong>in</strong> des Sozialtherapeutischen<br />

Dienstes. »Es gibt auch die,<br />

die immer auf Jück s<strong>in</strong>d, die <strong>in</strong> den Garten<br />

laufen und immer unterwegs s<strong>in</strong>d.« <strong>Das</strong>, so<br />

Re<strong>in</strong>ers, ist ja auch gewollt und möglich im<br />

großzügigen Garten.<br />

Die Hausgeme<strong>in</strong>schaften sollen Orte<br />

des Rückzugs und <strong>der</strong> Begegnung se<strong>in</strong>, <strong>der</strong><br />

Ruhe und <strong>der</strong> Aktivierung. Nur wer möchte,<br />

macht mit, auch Menschen mit schwerer<br />

Demenz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell und wollen auch so<br />

behandelt werden. Zum Beispiel Brunhilde<br />

Klöckner: »Sie hat sich schon immer mit den<br />

Blumentöpfen auf <strong>der</strong> Terrasse beschäftigt<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal im Foyer vom Fikus trockene<br />

Zweige abgebrochen«, erzählt Adelheid<br />

Re<strong>in</strong>ers. »Die hat sie alle sortiert <strong>in</strong> ihrer<br />

Hand gesammelt und mir gegeben: ›Hier,<br />

für Sie, das können Sie <strong>in</strong> den Ofen tun.‹«<br />

<strong>Das</strong>s Brunhilde Klöckner gern mit Pflanzen<br />

zu tun hatte, war offensichtlich. Auch das<br />

4/<strong>2020</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 29

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