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WOHNEN & PFLEGE<br />
»Kle<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>ngebende Momente«: Adelheid Re<strong>in</strong>ers<br />
(rechts) backt mit Brunhilde Klöckner.<br />
Adelheid Re<strong>in</strong>ers. Manche Bewohner haben<br />
auch noch eigene Dekoration im Schrank.<br />
Fester Bestandteil <strong>der</strong> Adventszeit: Aktionen<br />
wie das Plätzchenbacken. Es f<strong>in</strong>det <strong>in</strong><br />
jedem Wohnbereich statt, und das mehrmals<br />
bis Weihnachten. Dazu gibt es Nachmittage<br />
mit alkoholfreiem Punsch, <strong>der</strong><br />
zusammen zubereitet wird. Geme<strong>in</strong>schaft<br />
ist wichtig, gerade jetzt <strong>in</strong> Coronazeiten.<br />
»Wir werden <strong>in</strong> diesem Jahr ke<strong>in</strong>e großen<br />
Feiern mit Angehörigen haben«, bedauert<br />
Adelheid Re<strong>in</strong>ers. Natürlich können die<br />
Angehörigen zu Besuch kommen, aber nur<br />
aufs Zimmer, und auch dort könne man es<br />
feierlich e<strong>in</strong>richten. Die geme<strong>in</strong>samen großen<br />
Feiern fallen dieses Jahr zwangsläufig<br />
an<strong>der</strong>s aus. Bewohner und Mitarbeitende<br />
feiern zusammen. Heiligabend soll es e<strong>in</strong>en<br />
Gottesdienst mit dem Theologischen Vorstand<br />
und e<strong>in</strong>en Brunch geben. Aber an<strong>der</strong>s<br />
als sonst: ohne Angehörige. Mit Abstand.<br />
»DAS BLÖDE VIRUS«<br />
Die E<strong>in</strong>schränkungen durch Corona<br />
seien natürlich schmerzlich und vielen<br />
Bewohnern kaum zu vermitteln. »Sie freuen<br />
sich riesig, wenn Besuch kommt«, berichtet<br />
Adelheid Re<strong>in</strong>ers. Sie verstünden das oft<br />
nicht, warum <strong>der</strong> Sohn jetzt e<strong>in</strong>e Maske<br />
trägt, manchen macht sie Angst, weil sie<br />
den Besucher o<strong>der</strong> die Mitarbeiter<strong>in</strong> nicht<br />
mehr erkennen. »Aber die meisten haben<br />
sich e<strong>in</strong>igermaßen daran gewöhnt«, me<strong>in</strong>t<br />
Adelheid Re<strong>in</strong>ers. Manche wüssten aus den<br />
Nachrichten, worum es geht. Dann sprechen<br />
sie auch darüber, über »das blöde Virus«.<br />
Corona wird vorübergehen. Den Blick<br />
<strong>in</strong> die Zukunft richten, das tun die Menschen<br />
mit schwerer Demenz, die bald vom<br />
Haus Ahorn <strong>in</strong>s Ahorn-Karree ziehen sollen,<br />
nicht. Wenn sie die neuen Häuser<br />
besichtigen, dann freuen sie sich, aber kurz<br />
darauf haben sie es wie<strong>der</strong> vergessen, sagt<br />
Adelheid Re<strong>in</strong>ers. Deshalb müssen sie auch<br />
nicht traurig se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> Wasserschaden<br />
den E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> diesem Jahr verh<strong>in</strong><strong>der</strong>te. Die<br />
Mitarbeitenden s<strong>in</strong>d natürlich enttäuscht,<br />
haben sich schon sehr auf die neue Arbeitsumgebung<br />
gefreut. Jetzt heißt es: Geduld.<br />
Die Vorfreude bleibt: »Davon träume ich,<br />
seit ich hier arbeite«, sagt Adelheid Re<strong>in</strong>ers,<br />
»dass die Bewohner mit Demenz <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren<br />
Geme<strong>in</strong>schaften wohnen können, mit<br />
Küche und Wohnzimmer als geme<strong>in</strong>samem<br />
Mittelpunkt.« Die Überschaubarkeit mit<br />
<strong>in</strong>sgesamt zwölf Bewohnern pro Hausgeme<strong>in</strong>schaft<br />
werde den Menschen mit<br />
schwerer Demenz helfen, sich besser zu<br />
orientieren, me<strong>in</strong>t die Leiter<strong>in</strong> des Sozialtherapeutischen<br />
Dienstes. »Es gibt auch die,<br />
die immer auf Jück s<strong>in</strong>d, die <strong>in</strong> den Garten<br />
laufen und immer unterwegs s<strong>in</strong>d.« <strong>Das</strong>, so<br />
Re<strong>in</strong>ers, ist ja auch gewollt und möglich im<br />
großzügigen Garten.<br />
Die Hausgeme<strong>in</strong>schaften sollen Orte<br />
des Rückzugs und <strong>der</strong> Begegnung se<strong>in</strong>, <strong>der</strong><br />
Ruhe und <strong>der</strong> Aktivierung. Nur wer möchte,<br />
macht mit, auch Menschen mit schwerer<br />
Demenz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell und wollen auch so<br />
behandelt werden. Zum Beispiel Brunhilde<br />
Klöckner: »Sie hat sich schon immer mit den<br />
Blumentöpfen auf <strong>der</strong> Terrasse beschäftigt<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal im Foyer vom Fikus trockene<br />
Zweige abgebrochen«, erzählt Adelheid<br />
Re<strong>in</strong>ers. »Die hat sie alle sortiert <strong>in</strong> ihrer<br />
Hand gesammelt und mir gegeben: ›Hier,<br />
für Sie, das können Sie <strong>in</strong> den Ofen tun.‹«<br />
<strong>Das</strong>s Brunhilde Klöckner gern mit Pflanzen<br />
zu tun hatte, war offensichtlich. Auch das<br />
4/<strong>2020</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 29