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"Achtbeinige Seelen" (Leseprobe) von Yves Gorat Stommel

„Dann los“, verkündete Ramirez und drückte zwei rote Knöpfe gleichzeitig. Nichts passierte – zuerst. Dann konnte Nick ein in Lautstärke zunehmendes Rumoren vernehmen. Und auch einen Lichtschein, dessen Ursprung hinten in der Halle lag, kam auf sie zu. Das Leuchten kam näher, erreichte sie und schoss vorbei. Alles ergreifend. Tötend. Eine Flutwelle aus Feuer wälzte sich durch die mit Millionen Schmetterlingen gefüllte Halle und ließ Nick erschrocken von der schützenden Glasscheibe zurückweichen. Zugegeben: Nick und seine Zwillingsschwester haben ihre Eigenheiten. So kann Nick sich an die Zeit im Mutterleib und sogar an ein vorheriges Leben erinnern. Als plötzlich die Welt um ihn herum aus den Fugen gerät, knüpft er erste Zusammenhänge zwischen seiner persönlichen Historie und der zunehmend größeren Anzahl an Menschen, welche sich nicht wirklich wie Menschen verhalten. Unbewusst rückt Nick damit sich und sein familiäres Umfeld in das Fadenkreuz einer jahrtausendalten Fehde, welche einst in Griechenland ihren Anfang nahm.

„Dann los“, verkündete Ramirez und drückte zwei rote Knöpfe gleichzeitig.
Nichts passierte – zuerst. Dann konnte Nick ein in Lautstärke zunehmendes Rumoren vernehmen. Und auch einen Lichtschein, dessen Ursprung hinten in der Halle lag, kam auf sie zu. Das Leuchten kam näher, erreichte sie und schoss vorbei. Alles ergreifend. Tötend. Eine Flutwelle aus Feuer wälzte sich durch die mit Millionen Schmetterlingen gefüllte Halle und ließ Nick erschrocken von der schützenden Glasscheibe zurückweichen.

Zugegeben: Nick und seine Zwillingsschwester haben ihre Eigenheiten. So kann Nick sich an die Zeit im Mutterleib und sogar an ein vorheriges Leben erinnern. Als plötzlich die Welt um ihn herum aus den Fugen gerät, knüpft er erste Zusammenhänge zwischen seiner persönlichen Historie und der zunehmend größeren Anzahl an Menschen, welche sich nicht wirklich wie Menschen verhalten. Unbewusst rückt Nick damit sich und sein familiäres Umfeld in das Fadenkreuz einer jahrtausendalten Fehde, welche einst in Griechenland ihren Anfang nahm.

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Prolog

Gefangen!

Das Wort geisterte durch meinen Kopf; es war der erste und einzige

Gedanke, den ich fassen konnte. Schon seit Stunden – oder waren es

Tage? Wochen? – kämpfte ich um einen Weg aus dem Strudel an

Empfindungen. Ich versuchte zu überlegen, nachzudenken. Langsam.

Logisch. Aber mein Gehirn ließ mich nicht. Stress. Wie unter Drogen

kam kein klares Bild zu Stande. Ich lief den Ereignissen hinterher,

begriff erst im Rückblick, was geschehen war, welche Handlungen ich

ausgeführt hatte. Nur mühsam erkämpfte ich mir die Kontrolle über

mein Bewusstsein; nur qualvoll langsam erstritt ich mir die Fähigkeit,

meine Gedanken zu lenken.

Die Wände waren weich, und sie schlossen sich eng um meinen

Körper. Entsetzlich eng. Feuchtigkeit. Oben, unten, rechts, links …

nein, nicht links. Links spürte ich etwas anderes. Weich, wie die Wände

– und dennoch anders.

Eine Hand.

Die bisher ununterbrochene Panik ließ kurz nach, nur um verstärkt

Besitz von mir zu ergreifen, als mir der unerträgliche Gedanke kam,

dass ich mit einer Leiche eingesperrt war. Zwar schien mir die Hand

warm, doch dies ließ keinen Schluss auf die Lebendigkeit der Person

zu: Alles in dem Raum war auf Körpertemperatur.

Ich hatte meine Finger zurückgezogen, doch tastete nun erneut, den

fremden Arm hinauffahrend. Die Bewegung kostete mich große Mühe,

da meine Muskeln mir nicht mit der gewohnten Genauigkeit

gehorchten. Ich vermutete, dass die Drogen, die man mir anscheinend

verabreicht hatte, für die eingeschränkte Koordination verantwortlich

waren.

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