hallo-muenster_09-01-2021
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Draußen<br />
Samstag, 9. Januar <strong>2021</strong><br />
Alpenveilchen gehören zu den Winterblühern<br />
Frühling mitten im Schnee<br />
Der Garten befindet sich<br />
im Winterschlaf, aber dennoch<br />
gibt es hier und da einige<br />
blühende Überraschungen.Zu<br />
diesen zählt das<br />
Frühlings-Alpenveilchen,<br />
Cyclamen<br />
coum. „Die ersten<br />
Knospen kann man<br />
bei milder Witterung<br />
schon im Dezember entdecken“,<br />
sagt Anja Maubach,<br />
Staudengärtnerin und Gartengestalterin<br />
aus Wuppertal.<br />
Sie sagt, dass sich diese „rührenden“<br />
Winterblüher durch<br />
die Kälte nicht erschüttern<br />
lassen.<br />
Das Frühlings-Alpenveilchen<br />
ist vollkommen winterhart.<br />
Cassian Schmidt, Gartenleiterdes<br />
Schau-und Sichtungsgartens<br />
Hermannshof<br />
in Weinheim, stellt fest: „Cyclamen<br />
coum fühlt sich gerade<br />
in diesen Zeiten des Klimawandels<br />
im Winter sehr<br />
wohl.“<br />
Er erklärt, dass die luftfeuchten,<br />
kühlen, aber nicht<br />
anhaltend frostigen Winter<br />
und die trockenen Sommer<br />
geradezu ideal sind für die<br />
Frühlings-Alpenveilchen.<br />
Selbst wenn es schneit, blühen<br />
sie. „Ich beobachte, dass<br />
sich die Frühlings-Alpenveilchen<br />
sogar Löcher in die<br />
Schneedecke schmelzen, weil<br />
sie durch ihre Aktivität Wärme<br />
produzieren“, sagt Maubach.<br />
Die winterharten Alpenveilchen<br />
wachsen nur wenige<br />
Zentimeter über der Erde.<br />
„Unterirdisch bilden sie eine<br />
flache Sprossknolle“, erklärt<br />
Schmidt den Wuchs. Sie liegt<br />
meist recht dicht unter der<br />
Erdoberfläche. Daher sollte<br />
Wer streckt denn da sein Köpfchen aus dem Schnee? Während der Garten noch im Winterschlaf ist, blühen Frühlings-Alpenveilchen bereits. Foto: Marion Nickig<br />
man auf Arbeiten wie Haken<br />
oder Rechen unbedingt verzichten.<br />
Alpenveilchen bezaubern<br />
nicht nur durch die ungewöhnliche<br />
Blütezeit, sondern<br />
auch durch ihre Langlebigkeit.<br />
„Cyclamen eignen sich<br />
besonders gut für reife Gärten“,<br />
sagt Schmidt. Denn die<br />
winzigen Frühlings-Alpenveilchen<br />
können gut unter älteren<br />
Gehölzen angesiedelt<br />
werden. „Man pflanzt sie beispielsweise<br />
unter alten Magnolien<br />
oder besiedelt den Fuß<br />
von eingewachsenen Buchenhecken<br />
damit.“<br />
Schmidt rät, einen Pflanzplatz<br />
mit luftigem Boden ohne<br />
Staunässe zu wählen. Die<br />
Streuauflage durch herbstliches<br />
Laub sollte weder zu<br />
dicht noch zu hoch sein, weil<br />
sich sonst die bodennahen<br />
Blüten nicht durchsetzen<br />
können. „Ideal sind die eher<br />
kleinblättrigen Gehölze wie<br />
Hainbuche, Buche und Heckenkirsche“,<br />
erklärt<br />
Schmidt.<br />
Auch die Zaubernuss (Hamamelis)<br />
ist ein guter Partner,<br />
weil sie keine Massenan<br />
Laub abwirft. Schließlich<br />
muss das Laub der Alpenveilchen<br />
während der Blüte ausreichend<br />
Licht bekommen.<br />
Maubach empfiehlt auch die<br />
Kombination mit Koniferen,<br />
die auf kalkhaltigen Böden<br />
wachsen. Auch hier ist ausreichend<br />
Licht am Boden die<br />
Voraussetzung für das Gelingen<br />
der Kombination.<br />
Maubach rät zudem, nicht<br />
nur eine Einzelpflanze zu verwenden,<br />
sondern mindestens<br />
ein Dutzend Alpenveilchen zu<br />
pflanzen. Der empfohlene<br />
Pflanzabstand beträgt 25 Zentimeter,<br />
so dass man für<br />
einen Quadratmeter 16 Stück<br />
benötigt. „Das hat den Vorteil,<br />
dass man direkt das Gefühl<br />
von Teppich erahnen kann“,<br />
so die Gartengestalterin.<br />
Bei einer guten Standortwahl<br />
braucht man sich um<br />
die Frühlings-Alpenveilchen<br />
und ihre herbstblühenden<br />
Schwestern nicht kümmern.<br />
Maubach verrät, dass sie die<br />
Pflanzen während der Blüte<br />
mit schwachdosiertem Flüssigdünger<br />
verwöhnt. „Mehr<br />
kann man eigentlich nicht<br />
tun -und dennoch istdas nierenförmige<br />
Laub bis in den<br />
Mai präsent.“ Wenige Wochen<br />
später erwacht in den<br />
Herbst-Alpenveilchen das Leben<br />
und schon im August entwickeln<br />
sie einen rosaroten<br />
Teppich am halbschattigen<br />
Gehölzrand. (dpa)<br />
„<br />
Cyclamen eignen<br />
sich besonders gut<br />
für reife Gärten.<br />
Gartenleiter Cassian Schmidt„<br />
Die Stechpalme ist Baum des Jahres <strong>2021</strong><br />
Wichtiges Gehölz<br />
Die Doktor Silvius Wodarz<br />
Stiftung hat<br />
durch den Fachbeirat<br />
„Kuratorium Baum<br />
desJahres“ (KBJ) die Stechpalme<br />
zum Baum des Jahres <strong>2021</strong><br />
auserkoren. Das dekorative<br />
Gehölz ist vielen Menschen<br />
als Weihnachtsschmuck bekannt,<br />
doch die wenigsten<br />
denken dabei an einen einheimischen<br />
Waldbaum. „Aus<br />
ökologischer Sicht stellt die<br />
Stechpalme einen wichtigen<br />
Vertreterinunseren Wäldern<br />
dar, weil sie für Biodiversität<br />
sorgt und so auch anderen<br />
Baumarten hilft“, so Denny<br />
Ohnesorge, Hauptgeschäftsführer<br />
des Hauptverbandes<br />
der Deutschen Holzindustrie<br />
(HDH).<br />
„Unsere Wälder stehen aufgrund<br />
des Klimawandels<br />
unter besonderem Stress“, erklärt<br />
Ohnesorge. „Perspektivisch<br />
bedarf eseines gesunden<br />
und artenreichen Mischwalds<br />
aus Bäumen und Sträuchern,<br />
die mit der Klimaveränderung<br />
zurechtkommen.<br />
Die Stechpalme besitzt gute<br />
Voraussetzungen, zu den Gewinnerbäumen<br />
des Klimawandels<br />
zu werden.“<br />
Mit ihrem dunkelgrünen<br />
Laub undden rotleuchtenden<br />
Beeren zählt die Stechpalme<br />
(lateinisch: Ilex aquifolium)<br />
zu den wenigen heimischen<br />
Gehölzen, die auch im Winter<br />
Farbe in den Wald bringen.<br />
Meist zeigt sie sich in unseren<br />
Breiten als Strauch, wobei sie<br />
bis zu neun Meter hoch heranwachsen<br />
und einen<br />
Stamm mit einem Durchmesser<br />
von bis zu 20 Zentimetern<br />
aufweisen kann. Die<br />
Lichtverhältnisse haben entscheidenden<br />
Einfluss darauf,<br />
ob sie sich zum Baum oder<br />
Strauch entwickelt. Die<br />
„Europäische Stechpalme“ ist<br />
eine Verwandte der Magnolie<br />
und fühlt sich besonders in<br />
den feucht-atlantisch geprägten<br />
Gebieten Westeuropas<br />
mit milden Wintern und relativ<br />
hohen Sommerniederschlägen<br />
heimisch. Sie findet<br />
sich bei uns relativ selten in<br />
der Natur und steht in Bayern<br />
sogar auf der „Roten Liste“.<br />
Für die Holzindustrie besitzt<br />
die Stechpalme heute keine<br />
große Relevanz, früher aber<br />
kam sie vermehrt in der Furnierindustrie<br />
zum Einsatz.<br />
Oftmals diente sie auch als<br />
Ebenholzersatz, da ihr Holz<br />
nach wie vor teuer und kostbar<br />
ist. Ein besonders beeindruckendes<br />
Exemplar steht<br />
übrigens in Emmerich am<br />
Niederrhein: die dortige<br />
Stechpalme wird auf ein Alter<br />
von rund 260 Jahren geschätzt<br />
und zählt mit<br />
einem Stammumfang<br />
von zwei Metern sowie<br />
einer Höhe von zwölf<br />
Metern zu den<br />
Größten ihr Art.<br />
„Wir freuen<br />
uns über die<br />
Auslobung dieser<br />
doch eher<br />
seltenen heimischen<br />
Holzart und<br />
sehen sie als<br />
wichtigen Bestandteil<br />
unserer<br />
nachhaltig<br />
gelebten<br />
Forstwirtschaft<br />
an.<br />
Schön, dass ihr<br />
in diesem Jahr<br />
die besondere Ehre<br />
und Aufmerksamkeit<br />
zuteilwird“,<br />
schließt Ohnesorge.<br />
Weitere ausführliche<br />
Informationen finden Sie<br />
unter www.baum-des-jahres.de.<br />
(HDH)<br />
Das ältestes Exemplar der Stechpalme in Deutschland wird auf circa 260<br />
Jahre geschätzt. Foto: Andreas Roloff/Baum des Jahres<br />
Was wird eigentlich...<br />
...aus dem Christbaum?<br />
Ist die Weihnachtszeit vorbei, wird<br />
das Haus ausgemistet: Christbaum,<br />
Adventskranz und andere<br />
Tannenzweige werden<br />
weggeworfen.<br />
Aber bevor man<br />
seine grüne<br />
Deko zur<br />
Christbaum-<br />
Sammelstelle<br />
bringt, sollte<br />
man Zweige<br />
und Reisig sammeln.<br />
Denn die können<br />
im Garten nützlich<br />
sein. Der Bundesverband Deutscher<br />
Gartenfreunde rät dazu,<br />
Tannen-, Kiefer- oder Fichtenreisig<br />
zu sammeln und zum Abdecken<br />
von Rosen<br />
und Steingartenstauden<br />
zu nutzen.<br />
Das hilft<br />
laut den Experten<br />
nämlich<br />
gegen Kahlfröste<br />
und Wintersonne.<br />
Und<br />
gibt dem Christbaum<br />
ein zweites Leben.<br />
(dpa)<br />
Kauf von Saatgut planen<br />
Saatgut ist bereits ab Jahresanfang<br />
erhältlich.<br />
Mechtild Ahlers von der<br />
Niedersächsischen Gartenakademie<br />
rät: „Erst im Katalog<br />
stöbern und informieren,<br />
dann gezielt einkaufen.“<br />
Zudem ist es nicht immer<br />
notwendig, neue Samen zu<br />
kaufen. Das Haltbarkeitsdatum<br />
auf der Verpackung<br />
und eine Keimprobe geben<br />
Aufschluss, ob die Vorräte<br />
noch brauchbar sind. „Gemüsesaatgut<br />
sollte stets aufgebraucht<br />
werden“, meint Ahlers.<br />
„Wer nicht soviel<br />
braucht, kann besser Jungpflanzen<br />
im Gartenmarkt, bei<br />
Direktvermarktern oder auf<br />
dem Wochenmarkt einkaufen.“<br />
Sandra von Rekowski vom<br />
Bundesverband Deutscher<br />
Gartenfreunde empfiehlt<br />
Tauschbörsen und Organisationen,<br />
die sich dem Erhalt<br />
seltener und alter Sorten verschrieben<br />
haben: „Durch den<br />
Anbau seltener Arten oder alter<br />
Sorten kannman zumErhalt<br />
der Kulturpflanzenvielfalt<br />
und damit zur Biodiversität<br />
beitragen.“ (dpa)