KIELerleben_02-2021_klein
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STADTGESchehen<br />
DIE NAHRUNG DER ZUKUNFT?<br />
HEUTE AUF DEM SPEISEPLAN: MEHLWURM<br />
Es knistert und knabbert in der StrandFabrik – jedenfalls, wenn man ganz aufmerksam lauscht. Dann<br />
sind nämlich die Schmatzgeräusche der Würmer zu hören. Wir haben uns mit den Jungs von Insection<br />
getroffen und stellen die Frage: Sind Insekten die Nahrung der Zukunft?<br />
Der Coworking-Space für<br />
Start-ups und<br />
Unternehmen, die<br />
Innovationsfläche<br />
benötigen:<br />
strandfabrik.sh<br />
Eine gute Grundlage – Mehlwürmer enthalten<br />
viel Eiweiß, Ballaststoffe und wichtige Aminosäuren<br />
Insekten als Nahrungsmittel – „Wo viele andere<br />
Länder schon deutlich weiter sind, hängt<br />
Deutschland etwas hinterher“, sagt Maximilian<br />
Owen neben seinen Kollegen Alireza Zarei und<br />
Michel Schumacher von Insection, die genau<br />
das ändern wollen. Sie züchten Mehlwürmer,<br />
die übrigens die Larven der Mehlkäfer sind, um<br />
verschiedene Verwendungsmöglichkeiten für<br />
eine zukünftige Ernährung herzustellen. „Die<br />
Scheu vor Insekten als Bestandteil des täglichen<br />
Essens ist in westlichen Gesellschaften weit verbreitet”<br />
– zu Unrecht, da ist sich Maximilian sicher.<br />
„Da steckt viel Potenzial für die Lebensmittelindustrie<br />
hinter”, schiebt er schnell hinterher,<br />
als wir uns die Entwicklungsstadien des Mehlkäfers<br />
zeigen lassen. In großen Kisten tummeln<br />
sich die <strong>klein</strong>en Larven und fressen sich durch<br />
Haferflocken und Möhren in Bio-Qualität. Die<br />
Qualität des Fressens, das die Jungs den Würmern<br />
geben, ist ihnen besonders wichtig, damit<br />
am Ende ein ebenso hochwertiges Produkt entstehen<br />
kann. „Wir stehen bereits mit Demeter in<br />
Verbindung”, erzählt Maximilian stolz über den<br />
Kontakt zum Bio-Anbauverband.<br />
Begonnen hat alles auf dem zugigen Dachboden<br />
von Ali und mit dem YooWeeDoo-Ideenwettbewerb,<br />
den die Drei 2<strong>02</strong>0 im Rahmen<br />
ihres Studiums an der School of Sustainability<br />
gewonnen haben. Ausgezeichnet werden dabei<br />
innovative und nachhaltige Konzepte. „Wir<br />
wollen zeigen, wie vielfältig die Ernährung mit<br />
Insekten sein kann und mit Rezeptideen und<br />
gemeinsamen Koch-Events tolle Aktionen<br />
starten”, erzählt Michel, als wir uns in deren<br />
Räumen in der StrandFabrik das Gekrabbel<br />
anschauen. Die fallenden Temperaturen auf<br />
dem Dachboden boten für die Tiere schnell<br />
nicht mehr das richtige Klima – bei niedrigen<br />
Gradzahlen fahren die Larven und Käfer ihre<br />
Aktivität und ihren Stoffwechsel herunter –<br />
ein neuer Standort musste her.<br />
Durch die Unterstützung der Start-up-Beauftragten<br />
der Stadt Kiel, Katharina Utecht,<br />
kam der Kontakt zu Lukas Zarling zustande,<br />
der auch für dieses Start-up einen Platz in der<br />
StrandFabrik hat. Die erhöhten Temperaturen<br />
haben den Käfern ordentlich eingeheizt, sodass<br />
sie nicht anders konnten, als sich zu vermehren.<br />
Angefangen mit nur einem Kilo, sind<br />
es jetzt nach dem zweiten Zyklus schon 20<br />
Kilo Mehlwürmer. Anfang des Jahres werden<br />
nun die neuen Larven schlüpfen. „Unser Ziel<br />
ist es, bald 200 Kilogramm im Monat produzieren<br />
zu können”, sagt Ali.<br />
Während sie ihren Wurmbestand vergrößern,<br />
gibt es noch viel zu tun, bevor<br />
die Geschmackserlebnisse starten können<br />
– Marktanalyse, Zertifizierung und vieles<br />
mehr. Gut, dass es da die Unterstützung der<br />
StrandFabrik sowie der Stadt Kiel gibt. Und<br />
auch wenn es uns Überwindung kosten wird,<br />
wir sind dabei, wenn die Jungs zum ersten<br />
Mal „zu Tisch bitten”.<br />
von Judith Rödger<br />
Die Entwicklung vom Ei bis zum Käfer dauert<br />
ungefähr fünf Monate<br />
In der StrandFabrik haben Ali, Michel und Maximilian<br />
(v. li.) ganz neue Möglichkeiten, um<br />
Insection weiterzuentwickeln<br />
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