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Beschaffung aktuell 03.2021

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Ausgabe 03 | 2021<br />

www.beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de<br />

Einkauf<br />

Materialwirtschaft<br />

Logistik<br />

Interview<br />

Einkaufsrecht<br />

Über Mängel und Fristen<br />

» Seite 28<br />

Nachhaltigkeit<br />

Was Einkäufer können müssen<br />

» Seite 20<br />

Fertigungsplattform<br />

Überblick wichtiger Marktplayer<br />

» Seite 42<br />

Dr. Ines Ploss, CPO,<br />

HeidelbergCement<br />

» Seite 12<br />

TITELSTORY<br />

Sicherheit<br />

Made by<br />

Industrie 4.0<br />

» Seite 30<br />

Professionell. Innovativ. Einkauf.


2 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


» EDITORIAL<br />

Dies ist kein Glas mehr.<br />

Im Editorial unserer letzten Ausgabe schrieb meine Kollegin Sabine<br />

Schulz-Rohde, dass die Prognosen für 2021 positiv ausfallen und Grund<br />

zum Aufatmen geben: Das Glas sei halbvoll. Da muss ich widersprechen.<br />

Die Wirtschaftshellseher dieser Welt können gar nicht anders, als ein positives<br />

Wachstum vorherzusagen. Denn negativen Vorhersagen würden<br />

eine Verschlechterung der Börsenwerte und allgemeine Panik folgen. Also<br />

tun sie so, als würde alles gut werden, dann wird es das vielleicht auch. So<br />

machen es die Hellseher auf AstroTV ja auch. Meine Meinung ist: Das Glas<br />

ist nicht halbvoll oder halbleer, vielmehr ist das Glas nicht mehr. Dieses<br />

„Glas“, ein Maß für die Prä-Pandemie-Normalität, wird nicht wiederkommen.<br />

Selbst wenn die Impfung bald für alle angeboten werden könnte.<br />

Selbst wenn sich alle impfen ließen, auch die Janas aus Kassel. Selbst<br />

wenn die Impfungen gegen die neuen Mutationen des Virus hülfen. Selbst<br />

dann: Die Wirtschaftswelt von gestern ist nicht mehr.<br />

Schauspieler, Künstler, Musiker und Freiberufliche aller Art hatten noch nie<br />

viel und jetzt noch weniger. Noch ein paar Monate durchhalten? Für viele<br />

nicht machbar. Das gilt für Messebauer und -veranstalter, Buchläden. Für<br />

Restaurants, Bars und Cafés. Natürlich: Die Starbucks und McDonald‘s<br />

werden überleben. Nicht aber Mark mit dem Hotdog-Imbiss, der einem<br />

kostenlos Extrascharf draufgemacht hat, und Mira mit dem Katzencafé, für<br />

das sie jeden Tisch selbst neu lackiert hat. Was ist mit den Kosmetikern,<br />

Friseuren, den Selbstständigen? Den kleinen Firmen, ein Meister und zwei<br />

Auszubildende, die nun nicht übernommen werden können? Apropos: die<br />

junge Generation. Was tun mit den Schulabgängern, den Absolventen, den<br />

Gesellen? Den Jobwechslern, den Weltreiserückkehrern, den Müttern, die<br />

aus der Erziehungsauszeit zurückkommen? Kaum Stellen, weniger Gehalt.<br />

Sie werden nehmen, was sie kriegen können. Und deshalb nicht bekommen,<br />

was sie sich wünschen - vielleicht für Jahre.<br />

Halbvolles Glas? Viele, die von Corona getroffen wurden, können über die<br />

positiven Prognosen nur lachen. Doch sie machen nicht viel aus, von unserem<br />

angebeteten, geliebten BIP. Vielleicht haben die wirtschaftsweisen<br />

Zauberlinge recht und „die Zahlen“ sind schön hoch. Niemals können sie<br />

jedoch die Schicksale derer widerspiegeln,<br />

die ihre selbst lackierten<br />

Tische, ihr Extrascharf und ihre<br />

Gläser, ganz leer, schon längst<br />

verkaufen mussten.<br />

Sanja Döttling,<br />

Redakteurin <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 3<br />

info@lederer-online.com


» INHALT 03 2021 68. JAHRGANG<br />

TITELSTORY<br />

Sicherheit<br />

Das Automatisierungsunternehmen<br />

Industrie 4.0<br />

Made by<br />

Pilz setzt einen » Seite 30<br />

Meilenstein : das „weltweit<br />

erste Sicherheitsschaltgerät<br />

in Losgröße 1“.<br />

Titelbild: Pilz/iStock.com/gordenkoff<br />

MAGAZIN<br />

Branchennews<br />

Rohstoff des Monats: Wasserstoff 10<br />

MANAGEMENT<br />

Dr. Ines Ploss, CPO, HeidelbergCement<br />

„Gute Lieferantenbeziehungen<br />

zahlen sich in der Krise aus“ 12<br />

Erfahrungen mit dem Einsatz von KI<br />

Die Grenzen der Künstlichen Intelligenz 16<br />

Digitale <strong>Beschaffung</strong> in der Pandemie<br />

Impfstoffverteilung in Österreich 18<br />

Wie man sich durchsetzen lernt<br />

Nachhaltigkeit umsetzen – was<br />

Einkäufer können müssen 20<br />

Nachhaltigkeit<br />

Wie Unternehmen ihre Leistung<br />

erfassen und bewerten lassen können 24<br />

Nachhaltigkeit und Sorgfaltspflicht<br />

Mehrwerte erzielen 27<br />

Die Selbstvornahme im <strong>Beschaffung</strong>sprozess<br />

Über Mängel und Fristen 28<br />

TITELSTORY<br />

Sicherheitsschaltgeräte „Made by Industrie 4.0“<br />

Maßgeschneiderte Automation 30<br />

ZULIEFERUNG<br />

Oberflächentechnik<br />

Antriebe bleiben gut in Form 34<br />

Produktneuheiten 35<br />

INTRALOGISTIK<br />

Bestandsoptimierung<br />

Analyse-Dashboards ermöglichen Fokussierung 36<br />

Standard für Ortungstechnologien<br />

Ein Omlox für alle 38<br />

Produktneuheiten 40<br />

FERTIGUNGSTECHNIK<br />

SCHWERPUNKTTHEMA<br />

Fertigungsplattformen – digitale Bestellung<br />

Paradigmenwechsel in der Abwicklung 42<br />

„Supplier Management as a Service“<br />

Lieferantenplattform GeSuMa für den Werkzeugbau 48<br />

Intec/Z und Metav<br />

Fachmessen gehen ins Netz 50<br />

BETRIEB<br />

Betriebsbedarf<br />

Werkbank kennt Werker genau 52<br />

<strong>Beschaffung</strong> für die IT<br />

Nachhaltigkeit – Einkauf als Speerspitze 54<br />

Produktneuheiten 56<br />

4 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Bild: HeidlebergCement<br />

Interview<br />

Dr. Ines Ploss, CPO, HeidelbergCement:<br />

„Gute Lieferantenbeziehungen<br />

zahlen sich in der Krise aus“<br />

» Seite 12<br />

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Gang höher ...<br />

BME<br />

BME-Live-Kongress in Düsseldorf<br />

12. BME-eLösungstage 2021 in neuer Location 60<br />

KARRIERE<br />

Lebenslanges Lernen<br />

Karriere fördern in der Krise 62<br />

Buchrezensionen 64<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Partner des Einkaufs 58<br />

Wir berichten über/Firmenregister 57<br />

Inserentenverzeichnis, Vorschau, Impressum 66<br />

Meinung<br />

Über die Öffentliche Vergabeverordnung 67<br />

... bei der digitalen Transformation<br />

Ihrer Einkaufsprozesse sowie<br />

bei der Implementierung<br />

effizienter und agiler Strukturen.<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 5


» MAGAZIN<br />

Frau an der Spitze<br />

Gundula Ullah ist neuer BME-Vorstand<br />

Der Vorstand des Bundesverbandes Materialwirtschaft,<br />

Einkauf und Logistik (BME)<br />

wurde im Januar im Rahmen der erstmals<br />

digital durchgeführten Delegiertenversammlung<br />

neu gewählt. Das Leitungsgremium<br />

kam am selben Tag zu seiner ersten<br />

konstituierenden Sitzung in Eschborn zusammen.<br />

Gundula Ullah, Bereichsleiterin Einkauf<br />

der Funke Mediengruppe, ist als neue Vorstandsvorsitzende<br />

Nachfolgerin von Horst<br />

Wiedmann, der sich nach zwei Amtsperioden<br />

nicht erneut zur Wahl gestellt hat.<br />

Wiedmann war seit 2012 Vorsitzender.<br />

Christian Staab, BorgWarner Transmission,<br />

wurde als stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />

und Martin Müller-Raidt, KfW-<br />

Bankengruppe, als Schatzmeister gewählt.<br />

Christian Satzek, Lenze, wurde in der konstituierenden<br />

Sitzung als weiteres Mitglied<br />

in den geschäftsführenden Bundesvorstand<br />

gewählt. Gemeinsam bilden sie<br />

und Gundula Ullah mit BME-Hauptgeschäftsführer<br />

Dr. Silvius Grobosch den geschäftsführenden<br />

Bundesvorstand.<br />

Weitere Mitglieder des neu gewählten<br />

BME-Vorstands sind:<br />

• Prof. Michael Eßig (Universität der<br />

Bundeswehr, München)<br />

• Erich Graf (Diehl Controls,<br />

Wangen)<br />

• Matthias Gramolla (Airbus,<br />

Toulouse)<br />

•Jan Grothe (Deutsche<br />

Bahn, Berlin)<br />

• Stefanie Lang (MVV<br />

Energie , Mannheim)<br />

• Gunnar Schmidt (Löwenstein<br />

Medical Technologies,<br />

Hamburg)<br />

• Dirk Schneider (Deutsche<br />

Post DHL, Bonn)<br />

Aus dem BME-Bundesvorstand<br />

ausgeschieden sind<br />

neben Horst Wiedmann der<br />

bisherige stellvertretende<br />

BME-Vorstandsvorsitzende<br />

Dr. Michael Nießen, Deutsche Post DHL,<br />

und Uwe Günther, Deutsche Bahn. Die<br />

Delegierten dankten ihnen für ihre jahrelange<br />

erfolgreiche Verbandstätigkeit. Zudem<br />

wurden Lothar Kunkel (früherer Vorsitzender<br />

des BME-Delegiertenausschusses<br />

und langjähriger Vorstandsvorsitzender<br />

der BME Rhein-Main-Region) und Dr.<br />

Holger Hildebrandt (BME-Vorstandsvorsitzender<br />

von 1996 bis 2000 und BME-<br />

Hauptgeschäftsführer von 2000 bis 2013)<br />

zu Ehrenmitgliedern ernannt.<br />

Gundula Ullah sprach auf dem Procurement Summit 2020 über<br />

ihre Arbeit als Einkäuferin für die Funke Mediengruppe.<br />

Auf der Delegiertenversammlung wurde<br />

auch die BME-Satzung vereinsrechtlich<br />

auf den neusten Stand gebracht. Die Delegierten<br />

genehmigten zudem das BME-<br />

Budget für 2021. Der Fachverband wird<br />

angesichts der schwierigen Umstände in<br />

diesem Jahr weiterhin sehr kostenbewusst<br />

arbeiten, gleichzeitig aber den BME<br />

bestmöglich für die Zukunft rüsten. (sd)<br />

Lesen Sie das Interview mit Gundula Ullah auf<br />

der Webseite von <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>:<br />

www.hier.pro/ullah<br />

Bild: Procurement Summit 2020<br />

3E Blended Learning<br />

Einkaufswissen auf den Punkt gebracht<br />

Die Hochschule Kiel ist mit einem völlig<br />

neuen Weiterbildungskonzept für den Einkauf<br />

gestartet. Unter dem Titel 3E Blended<br />

Learning sollen EinkäuferInnen Knowhow<br />

nicht passiv konsumieren, sondern erfahren,<br />

erleben und entwickeln – anders<br />

als bei Webinaren üblich. In drei interaktiven<br />

Online-Einheiten erfahren die Teilnehmer<br />

zuerst das Wichtigste zum jeweiligen<br />

Thema, im nächsten Schritt haben sie die<br />

Möglichkeit, das Erlernte direkt in ihrer<br />

betrieblichen Praxis zu erleben. In dieser<br />

Praxisphase werden die Teilnehmer von<br />

den erfahrenen Referenten begleitet. In einer<br />

abschließenden Online-Einheit werden<br />

die Umsetzungserfolge reflektiert und gemeinsam<br />

Ideen für weitere Maßnahmen<br />

entwickelt. Der Teilnehmerkreis wird dabei<br />

bewusst auf 10 Personen eingegrenzt, um<br />

möglichst viel Interaktion zu ermöglichen.<br />

Auch die digitalen<br />

Termine sind mit<br />

einer jeweiligen<br />

Dauer von zwei bis<br />

drei Stunden kompakt<br />

gehalten. So<br />

können sie leicht in<br />

den Arbeitsalltag<br />

integriert werden,<br />

bieten aber genü-<br />

gend Raum, um Wissen nachhaltig zu vermitteln.<br />

Trotz der räumlichen Distanz soll<br />

es so zu einem unmittelbaren Wissenstransfer<br />

und -einsatz kommen.<br />

beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de/karriere<br />

6 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


proAlpha kauft Curecomp<br />

Auf dem Weg zur Plattform<br />

BME-Award „Innovation schafft Vorsprung 2021“<br />

Fünf Bewerber nominiert<br />

Bild: Curecomp<br />

Der ERP-Anbieter proAlpha hat<br />

Curecomp, den Anbieter von<br />

E-Procurement- und SRM-Lösungen,<br />

gekauft. Die Marke<br />

und das Unternehmen Curecomp<br />

bleibt erhalten und<br />

agiert weiterhin eigenständig<br />

in seinem Markt. Im Management<br />

von Curecomp ändert<br />

Die Geschäftsführer von Curecomp Peter Hackl<br />

(l.) und Nikolaus Kretz.<br />

sich durch die Transaktion<br />

nichts. Die beiden Geschäftsführer<br />

von Curecomp, Nikolaus<br />

Kretz und Peter Hackl, zu dem<br />

Deal: „Mit proAlpha unterstützt<br />

uns künftig ein renommiertes<br />

und gleichzeitig dynamisches<br />

Unternehmen. Das<br />

wird unser Wachstum im Markt<br />

deutlich beschleunigen.<br />

Gerade in<br />

den letzten Monaten<br />

ist vielen<br />

Unternehmen die<br />

Notwendigkeit der<br />

Digitalisierung von<br />

Prozessen in der<br />

<strong>Beschaffung</strong> noch<br />

stärker bewusst<br />

geworden .“<br />

Für den BME-Preis „Innovation<br />

schafft Vorsprung 2021“<br />

wurden fünf Bewerbungen<br />

nominiert. Mit dem Award<br />

zeichnet der BME Spitzenleistungen<br />

öffentlicher Auftraggeber<br />

aus. Der Preis steht unter<br />

der Schirmherrschaft des<br />

Bundesministeriums für Wirtschaft<br />

und Energie (BMWi).<br />

Nominierte Unternehmen und<br />

Konzepte (alphabetisch):<br />

• ESWE Verkehrsgesellschaft<br />

• Hessen Mobil Straßen- und<br />

Verkehrsmanagement<br />

• Hessisches Polizeipräsidium<br />

für Technik<br />

• Rhein-Neckar-Verkehr<br />

GmbH<br />

• Stadtwerke Trier<br />

Amtierende Preisträger 2020<br />

sind Hessen Mobil Straßenund<br />

Verkehrsmanagement sowie<br />

die Stadt Ludwigsburg.<br />

Bewerbungsschluss für den<br />

„Innovation schafft Vorsprung<br />

2022“ ist der 15.10.2021.<br />

Bil: peshkova/stock.adobe.com<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 7<br />

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» MAGAZIN<br />

Einkaufsmanager-Index im Januar<br />

Industrieller Aufschwung hält trotz fragiler Lieferketten an<br />

Deutschlands Industriesektor ist<br />

schwunghaft ins neue Jahr gestartet. Das<br />

verarbeitende Gewerbe meldet im Januar<br />

2021 erneut Zuwächse beim Auftragseingang<br />

und bei der Produktion. Das zeigt<br />

der saisonbereinigte IHS Markit/BME-<br />

Einkaufsmanager-Index (EMI), der mit<br />

57,1 Punkten auch im ersten Monat des<br />

neuen Jahres in der Wachstumszone<br />

notierte .<br />

Die Produktion wurde zum Jahresauftakt<br />

deutlich ausgeweitet. Dabei blieb die<br />

Steigerungsrate auf hohem Niveau, fiel<br />

aber nicht mehr so stark aus wie in den<br />

letzten vier Monaten. Ähnlich sah es beim<br />

Auftragseingang aus. Auch hier wurde<br />

wieder ein kräftiges Plus verbucht, das allerdings<br />

etwas niedriger ausfiel als in den<br />

Vormonaten. Und das trotz eines markanten<br />

Zuwachses bei den Exportordern, da<br />

vor allem in China und der USA die Nachfrage<br />

angezogen hat. Der anhaltende Zufluss<br />

an Neuaufträgen spiegelte sich in<br />

einem weiteren Anstieg der Auftragsbestände<br />

wider. Infolgedessen sanken die<br />

Bestände an Fertigwaren stark.<br />

Dennoch hielt der<br />

Personalabbau<br />

auch im Januar an,<br />

womit sich der seit<br />

fast zwei Jahren<br />

andauernde Negativtrend<br />

fortsetzte.<br />

Allerdings<br />

schwächte sich der<br />

Rückgang weiter<br />

ab. Dies lag nicht<br />

nur am wachsenden<br />

Kapazitätsdruck,<br />

sondern<br />

auch am verbesserten Geschäftsausblick.<br />

Der Optimismus der Hersteller hinsichtlich<br />

ihrer Produktionsniveaus binnen Jahresfrist<br />

kletterte im Januar auf ein neues<br />

Rekordhoch.<br />

Kurzfristig zeigen die Daten jedoch, dass<br />

es im Januar vermehrt zu Unterbrechungen<br />

der Lieferketten gekommen ist.<br />

Ursächlich dafür waren gleich mehrere<br />

Dinge: der wachsende Druck auf die Zulieferer,<br />

Material- und Rohstoffengpässe<br />

sowie logistische Probleme, in erster Linie<br />

die Verfügbarkeit von Schiffscontainern.<br />

Eine Begleiterscheinung dieser Störungen<br />

war die deutliche Verteuerung der Einkaufspreise.<br />

So schnellte die Inflationsrate<br />

am Jahresanfang auf den höchsten<br />

Wert seit Juli 2018. Der Kostenanstieg<br />

wurde von den Herstellern weitgehend<br />

selbst getragen, denn die Verkaufspreise<br />

stiegen nur geringfügig und weniger stark<br />

als im Dezember. (sd)<br />

Bild: IHS Markit/BME<br />

Zulieferindustrie im Januar<br />

Gemischte Gefühle im neuen Jahr<br />

Bild: Ifo München, ArGeZ Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />

Zum Jahresauftakt verbessert sich die <strong>aktuell</strong>e<br />

Geschäftslage der deutschen Zulieferer<br />

um 5,6 Punkte. Mit einem Wert von<br />

7,8 Punkten liegt die Lagebeurteilung<br />

schließlich auf dem höchsten Stand seit<br />

eineinhalb Jahren. Die Erholung setzt sich<br />

somit im siebten Monat fort. Erfreulich<br />

ist, dass der Zuwachs wieder mehr Dynamik<br />

zeigt, nachdem die Entwicklung im<br />

Vormonat an Fahrt verloren hatte.<br />

Wenngleich die Lagebeurteilung<br />

mit<br />

diesem wichtigen<br />

Signal in das Jahr<br />

startet, büßt die<br />

Erwartungshaltung<br />

1,4 Saldenpunkte<br />

ein und eröffnet<br />

das neue Jahr mit<br />

einem Wert von 8,1<br />

Punkten.<br />

Die Datenerhebung<br />

im Januar ist die<br />

erste seit Beginn<br />

der Impfkampagne. Die in der Öffentlichkeit<br />

diskutierten Probleme bei der<br />

<strong>Beschaffung</strong> und Verabreichung von<br />

Impfstoff wirken sich negativ auf die Erwartungen<br />

der deutschen Zulieferer aus.<br />

Inwiefern die Erholung der Geschäftslage<br />

daher im 1. Quartal einen Rückschlag erleiden<br />

wird, ist schwierig zu beurteilen.<br />

Auch das Auftreten der Virusmutationen<br />

bedroht die Entwicklung. Vor dem Hintergrund,<br />

dass die Corona-Maßnahmen in<br />

diesem Monat zudem verschärft wurden<br />

und die Lieferkettenprobleme bei Halbleitern<br />

die deutsche Automobilindustrie in<br />

der Produktion behindern, ist der Dämpfer<br />

in der Erwartungshaltung noch moderat<br />

und die verbesserte Bewertung der <strong>aktuell</strong>en<br />

Lage ermutigend. (sd)<br />

www.argez.de<br />

8 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Bestwerte trotz Corona<br />

Transportbarometer verzeichnet Frachten-Boom<br />

Integriertes E-Procurement<br />

Einkaufstransaktionen<br />

Bild: Timocom<br />

Das turbulente Corona-Jahr zeigte sich<br />

im vierten Quartal zum Abschluss weiter<br />

versöhnlich. Das Timocom-Transportbarometer,<br />

das mit den Frachteingaben aus 44<br />

erfassten europäischen Ländern berechnet<br />

wird, weist 9 % mehr Frachteingaben<br />

als im vorherigen Quartal 2020 auf. Obwohl<br />

diese im Oktober (-4 %) und November<br />

(-28 %) gegenüber dem überaus<br />

starken September (+70 %) einbrachen,<br />

erholte sich die Branche im Dezember<br />

wieder deutlich. Die Frachteingaben stiegen,<br />

verglichen zum Vormonat, nochmal<br />

um 18 %. Dieses Wachstum ist besonders<br />

auffällig, denn der Dezember überstieg<br />

den November 2020 noch einmal mit fast<br />

1,5 Millionen Frachten. Ein markanter<br />

Wert, da der letzte Monat des Jahres in<br />

der Regel schwächer ausgeprägt ist.<br />

Setzt man die Quartalszahlen ins Verhältnis<br />

zum Vorjahr, so ergibt dies trotz der<br />

Oktober- und November-Werte 53 %<br />

mehr Frachteingaben im letzten Vierteljahr<br />

2020 als 2019. Wie bereits im September<br />

2020 wurden beispielsweise auch<br />

im Oktober erneut die zehn Millionen<br />

Frachteingaben überschritten. Oktober,<br />

November und Dezember zeigen darüber<br />

hinaus die stärksten Vorjahresveränderungen<br />

des gesamten Jahres 2020 auf. In<br />

Zahlen ausgedrückt, stellt sich der Vorjahres-Quartalsvergleich<br />

zu 2019 wie<br />

folgt dar: Oktober 43 %, November 47 %<br />

und Dezember 76 % mehr Frachtangebote<br />

als im Vergleichsquartal<br />

2019. Das Gesamtbild des<br />

Timocom- Transportbarometers<br />

zeigt für das vergangene Jahr<br />

eine hohe Volatilität gepaart<br />

mit teilweise erheblichen Erholungseffekten.<br />

Ein maßgeblicher<br />

Faktor hierfür sind die<br />

verschiedenen Lockdown-Phasen<br />

in Europa. Der Trend für<br />

Deutschland zeigt sich den<br />

europaweiten Zahlen ähnlich.<br />

www.timocom.de<br />

Bild: Mymemo/stock.adobe.com<br />

Crossinx, deutsche Anbieter für den digitalen<br />

Dokumentenaustausch, bietet eine<br />

Software-Erweiterung für den operativen<br />

Einkauf an. Sie automatisiert und optimiert<br />

den gesamten <strong>Beschaffung</strong>sprozess,<br />

sorgt für jederzeitige Transparenz und<br />

senkt die Kosten, heißt es. Die Crossinx-<br />

Lösung kann alle erforderlichen Dokumente<br />

wie Anfragen und Angebote, Bestellungen,<br />

Lieferavise etc. validieren und<br />

verarbeiten, bevor sie diese an die Systeme<br />

des Kunden (ERP, Materialwirtschaft,<br />

Buchhaltung) übergibt.<br />

Crossinx E-Bestellung ist als separates<br />

Modul für den Einkauf erhältlich oder als<br />

integrierter Bestandteil der bestehenden<br />

Crossinx-Lösung, die somit den gesamten<br />

Purchase-to-Pay-Prozess (P2P) abbildet.<br />

www.crossinx.com<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 9


» MAGAZIN<br />

Rohstoff des Monats: Wasserstoff<br />

Wasserstoff plus Sauerstoff =<br />

Wasser und Strom<br />

Wasserstoff ist Zukunftstechnologie: Das Element wird als Energiespeicher und<br />

zukünftiges Antriebskonzept gehandelt. Eine nationale Wasserstoffstrategie fördert<br />

den deutschen Ein- und Umstieg.<br />

Nach Jahren der Konzentration auf<br />

Akku-Technologien etabliert sich<br />

Wasserstoff langsam aber sicher als alternatives<br />

Antriebs- und Speicherkonzept.<br />

Unterstützt wird diese Entwicklung durch<br />

ein milliardenschweres Subventionsprogramm.<br />

Mit der nationalen Wasserstoffstrategie<br />

treibt die Bundesregierung den<br />

Aufbau einer Infrastruktur zur Erzeugung<br />

und Verteilung voran. Deutschland soll damit<br />

nach einem im internationalen Vergleich<br />

eher verhaltenen Start Richtung<br />

H-Welt nun aufholen. Dafür stehen bis<br />

2023 Subventionen in Höhe von 3,4 Mrd.<br />

Euro allein für den Aufbau inländischer<br />

Produktionsanlagen bereit. Zusätzliche<br />

2 Mrd. Euro sind für internationale Kooperationen<br />

eingeplant – beispielsweise für<br />

den Import von Wasserstoff und den Export<br />

deutscher Wasserstofftechnologien.<br />

Wasserstoff ist seit seiner Entdeckung<br />

und Erforschung im Jahr 1783 ein gefragter<br />

Rohstoff für unterschiedliche Einsatzgebiete:<br />

So machte die Düngerherstellung<br />

aus Stickstoff und Wasserstoff mithilfe<br />

des Haber-Bosch-Verfahrens eine industriell<br />

ausgerichtete Landwirtschaft erst<br />

möglich. Darüber hinaus dient das Element<br />

als Reduktionsmittel<br />

in der Metall -<br />

urgie, als Kühlmittel<br />

in Generatoren, als<br />

Schutzgas beim<br />

Schweißen wie auch<br />

zur Fetthärtung in der<br />

Lebensmittelindustrie. Und nicht zuletzt<br />

hob schon das Apollo-11-Landemodul mit<br />

Wasserstoff zum Rückflug Richtung Erde<br />

ab.<br />

Anwendungs bereiche<br />

Die weltweite H 2 -Produktion beträgt rund<br />

30 Mio. Tonnen pro Jahr. Davon werden<br />

1,3 Mio. Tonnen in Deutschland verbraucht<br />

– vor allem in der chemischen Industrie<br />

für Raffinerieprozesse (40 %) sowie<br />

für die Herstellung von Ammoniak<br />

(25 %) und Methanol (20 %). Der weltweite<br />

Bedarf an Wasserstoff wird in den<br />

nächsten Jahren rasant steigen. Einerseits<br />

»Wasser ist die<br />

Kohle der Zukunft«<br />

Jules Verne im Jahre 1874<br />

verlangt die wachsende Erdbevölkerung<br />

nach mehr Kunstdünger, zum Zweiten<br />

wird Wasserstoff auch als nachhaltiges<br />

Speicherkonzept im<br />

Rahmen der Energiewende<br />

sowie als Alternative<br />

zur akkugetriebenen<br />

E-Mobilität<br />

gehandelt. Dazu<br />

kommt drittens, dass<br />

Wasserstoff als Kohleersatz die<br />

CO 2 -Emission bei der Stahlproduktion<br />

deutlich minimieren kann.<br />

Für zukünftige Anwendungen kommen<br />

noch zwei weitere Bereiche hinzu: dezentrale<br />

Anlagen für die Energiegewinnung<br />

sowie Fortbewegungsmittel aller Art. Dabei<br />

handelt es sich nicht nur um straßengebundene<br />

Fahrzeuge: Linde beispielsweise<br />

bietet bereits Flurförderfahrzeuge<br />

auf Wasserstoffbasis an, Freudenberg arbeitet<br />

an Brennstoffzellen für den Einsatz<br />

in Passagierschiffen und spätestens 2026<br />

soll das Propellerflugzeug „Dornier 228“<br />

mit Wasserstoff abheben.<br />

Wasserstoff bietet sich an, Wind- und Sonnenkraft kontinuierlich zu speichern.<br />

Bild: malp/stock.adobe.com<br />

So schnell wie Öl tanken, so umweltfreundlich wie Solarstrom.<br />

Bild: AA+W/stock.adobe.com<br />

10 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Bild: peterschreiber.media/stock.adobe.com<br />

In einer Brennstoffzelle<br />

reagiert Wasserstoff<br />

mit Sauerstoff und<br />

wird zu Wasser. Dabei<br />

entsteht Strom. Der<br />

Vorgang ist umkehrbar.<br />

Für die energetische Verwertung von<br />

Wasserstoff gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

Bei der Verbrennung verhält sich Wasserstoff<br />

ähnlich wie Erdgas. In einer Brennstoffzelle<br />

dagegen wird Wasserstoff und<br />

Sauerstoff in Wasser und Strom umgewandelt.<br />

Dieser Strom kann einen Elektromotor<br />

antreiben und erreicht dabei Wirkungsgrade<br />

von bis zu 83 Prozent. Streng genommen<br />

zählt ein Wasserstoff-Auto also<br />

zur E-Mobilität, besitzt allerdings nicht<br />

die Nachteile klassischer Elektrofahrzeuge<br />

wie zum Beispiel stundenlange Ladezyklen.<br />

Ein Wasserstofftank ist in wenigen<br />

Minuten voll und bringt den Fahrer rund<br />

500 Kilometer weit – unabhängig von der<br />

Außentemperatur.<br />

Soll Wasserstoff als Speichermedium genutzt<br />

werden, verläuft der physikalische<br />

Prozess in Gegenrichtung. Dann wird aus<br />

Wasser und Strom – idealerweise direkt<br />

neben einem Windrad oder einer Fotovoltaikanlage<br />

– wieder Wasserstoff plus<br />

Sauerstoff.<br />

Farbenlehre<br />

Für die Produktion von Wasserstoff kommen<br />

unterschiedliche Verfahren zum Einsatz.<br />

Sie werden nach Farben geordnet.<br />

Am häufigsten wird, Stand heute, grauer<br />

Wasserstoff aus Erdgas hergestellt – dieses<br />

Verfahren macht <strong>aktuell</strong> 98 Prozent<br />

der weltweiten Produktion aus. Das Ziel<br />

aber ist grüner Wasserstoff. Er entsteht<br />

durch die Elektrolyse von Wasser unter<br />

Verwendung von Ökostrom. Nur in Verbindung<br />

mit diesem Herstellungsverfahren<br />

kann das Element seine ökologischen<br />

und ökonomischen Vorteile voll ausspielen.<br />

Roter Wasserstoff ist grüner Wasserstoff,<br />

wurde allerdings durch Atomstrom<br />

erzeugt. Damit ist dieses Verfahren weitgehend<br />

CO 2 -neutral, aber aus bekannten<br />

Gründen umstritten. Grauer Wasserstoff<br />

wird durch Dampfreformierung aus Erdgas<br />

gewonnen. Wird das dabei entstehende<br />

CO 2 aufgefangen und weiterverwendet,<br />

wird aus grauem Wasserstoff per Definition<br />

blauer Wasserstoff.<br />

Windiger Wasserstoff<br />

Energieexperten sehen Offshore-Windkraftanlagen<br />

und/oder die Nutzung von<br />

Sonnenenergie in den äquatornahen Ländern<br />

Afrikas als Königsweg für die Herstellung<br />

von grünem Wasserstoff. Eine<br />

Analyse der Boston Consulting Group<br />

rechnet vor, dass ein Kilo Wasserstoff aus<br />

Richtung Nordsee rund zwei Euro kosten<br />

wird, genauso viel wie Wasserstoff aus<br />

Afrika – vorausgesetzt es kommt per<br />

Pipeline.<br />

Der Schiffstransport würde den Preis um<br />

einen Euro verteuern. Das allerdings ist<br />

Zukunftsmusik. Derzeit kostet ein Kilogramm<br />

Wasserstoff an einer öffentlichen<br />

H 2 -Tankstelle ungefähr 9,50 Euro. Damit<br />

kommt ein Brennstoffzellenauto rund<br />

hundert Kilometer weit. Die Treibstoffkosten<br />

von Benzinern und Brennstoffzellenfahrzeugen<br />

sind damit bereits vergleichbar.<br />

In Zukunft könnte die Rechnung klar<br />

pro Wasserstoff ausfallen: Linde, Siemens,<br />

Vattenfall und Total planen gemeinsam<br />

Windkraftwerke, die Wasserstoff erzeugen.<br />

Eine Anlage soll einmal 800 Autos<br />

mit Treibstoff versorgen – zu einem Drittel<br />

des heutigen Preises.<br />

Michael Grupp,<br />

Journalist, Stuttgart<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 11


» MANAGEMENT<br />

Dr. Ines Ploss, CPO, HeidelbergCement<br />

„Gute Lieferantenbeziehungen<br />

zahlen sich in der Krise aus“<br />

HeidelbergCement gehört zu den weltweit größten Baustoffherstellern. Die Leitung<br />

des globalen Strategischen Einkaufs sitzt in der Konzernzentrale in Heidelberg. In<br />

jedem Land gibt es darüber hinaus eine eigene lokale Einkaufsorganisation.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> sprach mit CPO Dr. Ines Ploss über Lieferketten, Teamwork als<br />

Mindset, die Jagd auf junge Talente und die spannenden Seiten einer traditionellen<br />

Industrie auf dem Weg in die Digitalisierung.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Was tun Sie als Erstes,<br />

wenn Sie morgens ins Büro kommen?<br />

Dr. Ines Ploss: Ich trinke den ersten Kaffee und telefoniere<br />

mit meinen Kollegen in Asien. Heidelberg-<br />

Cement ist in über 50 Ländern vertreten und sehr international<br />

aufgestellt. Wir haben Standorte auf fast<br />

allen Kontinenten mit Ausnahme von Südamerika. Da<br />

sind die Kollegen in Asien morgens immer die ersten,<br />

mit denen ich spreche, und die Amerikaner abends<br />

dann die letzten.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wo sehen Sie die wichtigste<br />

Aufgabe für den Einkauf?<br />

Ploss: Unsere wichtigste Aufgabe ist die Sicherstellung<br />

der Bedarfe im Unternehmen. Letztendlich sind<br />

wir eine Servicefunktion, die dafür sorgen muss, dass<br />

alles Nötige vorhanden ist, damit unsere Werke laufen<br />

und am Ende die Produkte zu unseren Kunden gelangen.<br />

Das ist unser Job, Lieferantenmanagement im<br />

wahrsten Sinne des Wortes. Gerade in unsicheren Zeiten<br />

wie diesen ist das extrem wichtig – genauso wie<br />

das Risikomanagement.<br />

Die promovierte Diplom-Biochemikerin Ines Ploss leitet seit 2014 den globalen<br />

Einkauf bei HeidelbergCement.<br />

Bild: HeidelbergCement<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie gehen Sie da genau<br />

vor?<br />

Ploss: Auf der einen Seite müssen wir bestehende<br />

Lieferantenbeziehungen pflegen. Hierfür haben wir<br />

einen sogenannten Management Cycle mit regelmäßigen<br />

Abstimmungsrunden, in denen wir – durchaus<br />

gegenseitig – evaluieren, was gut läuft und wo es<br />

Verbesserungspotenzial gibt. Uns geht es dabei um<br />

eine lösungsorientierte, zuverlässige und effiziente<br />

Zusammenarbeit. Auf der anderen Seite beobachten<br />

wir sehr genau, welche neuen Anbieter auf dem<br />

Markt sind und wie der Wettbewerb aussieht. Fällt<br />

beispielsweise durch eine Fusion ein Lieferant weg<br />

12 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


und ich habe plötzlich nur noch einen im Portfolio,<br />

wo ich mindestens zwei haben sollte, dann müssen<br />

wir gegensteuern. Ein Teil des Risikomanagements ist<br />

es daher, immer wieder zu schauen, inwieweit wir<br />

auch neue Lieferanten entwickeln können.<br />

Bild: HeidelbergCement<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Hat sich aufgrund der Corona-Krise<br />

Ihr Lieferantenmanagement bzw. die<br />

Zusammenarbeit mit den Lieferanten verändert?<br />

Ploss: Gute Lieferantenbeziehungen zahlen sich natürlich<br />

in einer Krise besonders aus, vor allem wenn<br />

beide Seiten betroffen sind. Der Beginn der Pandemie<br />

war für uns eine Art zweistufiger Prozess: Erst wurden<br />

in Europa alle Lieferanten nervös, weil sie befürchteten,<br />

aus China keine Lieferungen mehr zu bekommen.<br />

Nur um kurze Zeit später festzustellen, dass<br />

diese Lieferungen gar nicht gebraucht wurden, weil<br />

wir ohnehin Produktionsstillstand hatten. Daraufhin<br />

haben wir überlegt, wie wir so eine Situation zukünftig<br />

vermeiden können. Wie abhängig sind wir von internationalen<br />

Lieferanten? Macht es Sinn, eher auf<br />

eine lokale Versorgung anstelle globaler Lieferketten<br />

zu setzen? Klar ist, dass ein kompletter Verzicht auf<br />

globale Lieferketten für uns als internationales Unternehmen<br />

utopisch ist. Andererseits haben wir aufgrund<br />

unserer dezentralen Struktur in den jeweiligen<br />

Ländern auch noch viele lokale Lieferantenbeziehungen.<br />

Von daher ist das Risiko für uns überschaubar,<br />

man sollte es aber im Blick behalten. Außerdem setzen<br />

wir auf Predic tive Analysis, um besser und vor allem<br />

vorausschauender planen zu können und dadurch<br />

noch besser vorbereitet zu sein.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Was tun Sie konkret, um<br />

junge Talente für Ihr Unternehmen und für eine<br />

Karriere im Einkauf zu begeistern?<br />

Ploss: Wir bieten im Bereich Einkauf Praktika, Bachelor-<br />

und Masterarbeiten zu <strong>aktuell</strong>en Themen an.<br />

Darüber hinaus ist es uns wichtig, sowohl im In- als<br />

auch im Ausland aktiv mit den entsprechenden Lehrstühlen<br />

zusammenzuarbeiten. So stellen wir einerseits<br />

sicher, dass wir immer nah an den Trends und<br />

<strong>aktuell</strong>en Entwicklungen bleiben und andererseits<br />

finden wir auf diese Weise mögliche Talente, die unser<br />

Unternehmen weiterbringen können.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Hat sich das Anforderungsprofil<br />

an die Einkäufer geändert , ist es technischer<br />

geworden?<br />

Ploss: Das Skillset des zukünftigen Einkäufers wird<br />

und muss sich im Zuge der weiteren Digitalisierung<br />

der Supply Chain weiter verändern. Klar ist auch: Es<br />

gehören immer zwei dazu, auch die Lieferanten müssen<br />

sich entwickeln. Und das braucht Zeit. Wir sind<br />

eine traditionelle Branche und unsere Lieferanten<br />

sind u. a. traditionelle Maschinenhersteller. Die klassischen<br />

Gussteile, die man in ein Zementwerk ein-<br />

2019 wurden von<br />

HeidelbergCement insgesamt<br />

Waren und<br />

Dienstleistungen im<br />

Wert von 12.654 Mio.<br />

Euro beschafft. Das<br />

entspricht einem<br />

Anteil von 67,1 % am<br />

Gesamt umsatz.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welches sind aus Ihrer<br />

Sicht – abseits von Corona – <strong>aktuell</strong>e Herausforderungen,<br />

denen sich der Einkauf stellen muss?<br />

Ploss: Neben Strategie und Risikomanagement, Digitalisierung<br />

und Nachhaltigkeit ist das Thema Mitarbeitergewinnung<br />

nicht nur für mich persönlich,<br />

sondern für das gesamte Unternehmen sehr, sehr<br />

wichtig. Eine Frage, die sich auf jeden Fall stellt, ist<br />

hierbei die, nach der Zukunftsfähigkeit des Einkaufs.<br />

Wie stelle ich sicher, dass ich künftig Jobs anbieten<br />

kann, die interessant und modern sind, um damit<br />

wirklich attraktiv zu sein für neue junge Talente?<br />

Dr. Ines Ploss<br />

... ist in Leipzig geboren und aufgewachsen.<br />

Sie studierte Biochemie in Leipzig,<br />

Glasgow und Heidelberg. Nach einer ersten,<br />

temporären Visite bei The Boston Consulting<br />

Group (BCG) promovierte sie am<br />

European Molecular Biology Lab in Heidelberg<br />

und stieg im Anschluss daran bei<br />

BCG als Consultant ein. Beratungsprojekte,<br />

vorwiegend im Industriegütersektor, führten<br />

sie nach Frankfurt, Berlin, Santiago de<br />

Chile , Sao Paolo und Dallas. Seit 2008 ist<br />

Dr. Ines Ploss bei HeidelbergCement tätig.<br />

Sie leitet seit 2014 als CPO den globalen<br />

Einkauf und ist seit 2019 auch Mitglied des<br />

Aufsichtsrats.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 13


» MANAGEMENT<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welche Rolle spielt denn<br />

das Thema Digitalisierung bei Ihnen im Moment<br />

und wo wollen Sie hin?<br />

Ploss: Wir haben mit Dr. Dominik von Achten seit<br />

Februar 2020 einen neuen CEO und damit auch einen<br />

Generationswechsel an der Vorstandsspitze. Die Digitalisierung<br />

ist ein Schwerpunkt unserer neuen Unternehmensstrategie<br />

„Beyond 2020“. Um dahin zu kommen<br />

braucht es zunächst einmal viel Basisarbeit:<br />

Standardisierung von Prozessen, Harmonisierung und<br />

Bündelung transaktionaler Prozesse und Automatisierung<br />

der Abläufe. Wir nutzen bereits KI wie beispielsweise<br />

Machine Learning im Bereich des Warengruppenmanagements.<br />

Aber insgesamt haben wir im<br />

Bereich der Digitalisierung noch Luft nach oben.<br />

CPO Ines Ploss ist seit<br />

2019 auch Mitglied<br />

des Aufsichtsrats von<br />

HeidelbergCement.<br />

baut, kommen eben nicht von Herstellern, die statt<br />

auf Vertriebsmitarbeiter nur noch auf Chatbots setzen.<br />

Das kommt sicher irgendwann, aber im Moment<br />

sind wir davon noch weit entfernt.<br />

Bild: HeidelbergCement<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welchen Beitrag leistet<br />

Ihre Einkaufsorganisation zur Wertschöpfung Ihres<br />

Unternehmens?<br />

Ploss: Insgesamt bewegen wir ein Einkaufsvolumen<br />

von 12,6 Millionen Euro, das sind 67 Prozent vom<br />

Gesamtumsatz. Die Verantwortung des Einkaufs ist<br />

dementsprechend groß. Wir managen eine sehr hohe<br />

Zahl an Verträgen und Lieferanten, um unseren internen<br />

Beitrag zu leisten, und der wird natürlich kontinuierlich<br />

optimiert. Jeder Cent, der gespart werden<br />

kann, trägt zum Gesamtergebnis und damit zur<br />

Wertschöpfung bei. Wir können es uns nicht leisten,<br />

dass ein Werk stillsteht, weil zum Beispiel die Kohle,<br />

die gebraucht wird, um das Werk zu befeuern, nicht<br />

vorhanden ist. Das liegt nicht immer unbedingt nur<br />

am Einkauf, aber wenn es eine Unterbrechung in der<br />

Lieferkette gibt, dann ist das, vorsichtig ausgedrückt,<br />

nicht gut.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Schlägt sich das auch<br />

nieder in der Wertschätzung, die der Einkauf innerhalb<br />

des Unternehmens erfährt?<br />

Ploss: Der Einkauf hat einen wichtigen Anteil daran,<br />

dass der HeidelbergCement-Kunde sein Produkt<br />

bekommt und zufrieden ist. Das ist der Anspruch und<br />

das ist auch ein Mindset, das dazu führt, dass alle<br />

Mitarbeiter in die gleiche Richtung arbeiten. Letztlich<br />

ist unser Erfolg Teamwork, denn alle im Unternehmen<br />

arbeiten für das gleiche Ziel. Wir erleben als<br />

<strong>Beschaffung</strong>s management<br />

Eine Lead-Buyer-Organisation ermöglicht<br />

die <strong>Beschaffung</strong> wichtiger Warengruppen<br />

auf Konzernebene. Das bedeutet, ablaufkritische<br />

Waren und Dienstleistungen mit<br />

meist hohen Volumen zu Warengruppen zu<br />

bündeln, um bessere Konditionen von den<br />

Lieferanten zu erhalten. Zu den Aufgaben<br />

der Lead Buyer im Konzern gehören das<br />

Führen von Preisverhandlungen, der Abschluss<br />

von Rahmenverträgen, das Lieferantenmanagement<br />

und das Beobachten<br />

<strong>aktuell</strong>er Markt- und Preisentwicklungen.<br />

Eine zweite Komponente des <strong>Beschaffung</strong>smanagements<br />

ist der lokale Einkauf an den<br />

Produktionsstandorten. Die lokalen Einkaufsabteilungen<br />

rufen außerdem direkt<br />

Waren und Dienstleistungen aus den vorliegenden<br />

Konzern-Rahmenverträgen ab.<br />

Damit werden die Vorteile der zentralen mit<br />

der lokalen <strong>Beschaffung</strong> verbunden.<br />

Für die <strong>Beschaffung</strong> von Brennstoffen und<br />

Strom verfolgt der Konzern eine Strategie,<br />

die auf einer Mischung aus kurzfristigen indexbasierten<br />

Verträgen und Fixpreisverträgen<br />

basiert. Darüber hinaus optimiert<br />

Heidelberg Cement kontinuierlich den<br />

Brennstoffmix abhängig von Marktpreisbewegungen.<br />

14 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Einkäufer eine hohe Interaktion mit sehr vielen internen<br />

und externen Stakeholdern. Dazu kommt unsere<br />

Aufgabe, die Kosten zu optimieren, was naturgemäß<br />

eine Herausforderung ist. Aber auch das ist Teil des<br />

Jobs und hilft letztendlich allen dabei, das Unternehmensergebnis<br />

zu verbessern.<br />

HeidelbergCement AG<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Sie sagten ja, dass das<br />

Thema Mitarbeiter für Sie ein Herzensthema ist –<br />

was ist denn Ihr Rat an jemanden, der in den Einkauf<br />

möchte? Was sollte er oder sie mitbringen?<br />

Ploss: Ganz wichtig sind Team- und Kommunikationsfähigkeit,<br />

analytische Fähigkeiten, Neugier, Risikobereitschaft<br />

und der Wille, immer wieder dazuzulernen.<br />

Er oder sie sollte offen und kritikfähig sein<br />

und mit Veränderungen umgehen können. Die Kollegen<br />

der jungen Generation, die aus dem doch ziemlich<br />

verschulten System von Bachelor und Master<br />

kommen und in der Ausbildung sehr viel vorgegeben<br />

bekommen, müssen als Erstes lernen, dass sie bei uns<br />

quasi ins kalte Wasser geworfen werden, dabei aber<br />

selbst Verantwortung übernehmen und Dinge voranbringen<br />

und entwickeln können. Das ist vielleicht<br />

nicht überall so, aber es bewährt sich bei uns in der<br />

Praxis. Das hat auch etwas mit Selbstorganisation zu<br />

tun. Analytik ist das eine, aber ohne gut organisiert<br />

zu sein geht es nicht.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Sie haben das Thema<br />

Nachhaltigkeit bereits angesprochen – wie unterstützen<br />

Sie im Einkauf die Nachhaltigkeitsziele Ihres<br />

Unternehmens?<br />

Ploss: Eines meiner Teams verantwortet die <strong>Beschaffung</strong><br />

alternativer, also nichtfossiler Brennstoffe<br />

sowie die Nutzung erneuerbarer Energien. Wir unterstützen<br />

und implementieren beispielsweise Projekte<br />

wie Windparks oder Solaranlagen – hier ist der Einkauf<br />

mit seiner Expertise mit dabei. Und natürlich<br />

sind wir einbezogen bei den großen Pilotprojekten,<br />

mit denen wir künftig CO 2 einsparen wollen. Des<br />

Weiteren müssen wir dafür sorgen, dass auch die Zulieferer<br />

unsere Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Dabei<br />

selektieren wir entweder die Lieferanten bereits<br />

so, dass sie den Ansprüchen des Lieferantencodex<br />

genügen, oder wir arbeiten gemeinsam mit ihnen daran,<br />

diese Kriterien zu erfüllen.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wo sehen Sie für sich, Ihr<br />

Unternehmen und Ihre Einkaufsorganisation die<br />

größten Herausforderungen in den kommenden<br />

Jahren?<br />

Ploss: Es sind spannende Zeiten und die Frage ist,<br />

was man daraus macht. Das Arbeitsumfeld verändert<br />

sich, das private Umfeld ist unter Druck, das ist eine<br />

Im HeidelbergCement-Werk in Lengfurt,<br />

Deutschland , wird bereits seit 1899 produziert.<br />

Der börsennotierte Baustoffkonzern hat<br />

seinen Sitz in Heidelberg. Das Unternehmen<br />

ist weltweit die Nummer 1 bei<br />

Zuschlagstoffen, Nummer 2 bei Zement<br />

und Nummer 3 bei Transportbeton. Der<br />

Konzern ist in 60 Ländern tätig mit<br />

55.000 Mitarbeitern und 3000 Stand -<br />

orten. Im Jahr 2019 erzielte das Unternehmen<br />

bei einem Umsatz von<br />

18,9 Mrd. Euro einen Jahresüberschuss<br />

von 1,2 Mrd. Euro.<br />

Laut Geschäftsbericht 2019 wurden<br />

von HeidelbergCement insgesamt<br />

Waren und Dienstleistungen im Wert<br />

von 12.654 Mio. Euro beschafft. Das<br />

entspricht einem Anteil von 67,1 % am<br />

Gesamt umsatz.<br />

sehr große Herausforderung für alle – für Führungskräfte<br />

vielleicht ganz besonders. Und dann sind wir ja<br />

davon abhängig, was mit der gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung passiert. Ich denke, wir müssen künftig<br />

insgesamt flexibler werden. Wir müssen dranbleiben,<br />

was die technologischen Entwicklungen angeht und<br />

wir müssen zukunftsfähig werden, um ein attraktiver<br />

Arbeitgeber zu bleiben. Das ist und bleibt eine große<br />

Herausforderung, gerade in Zeiten der Digitalisierung,<br />

um junge Talente und vor allem mehr Frauen<br />

für unsere Branche zu gewinnen. Wir sind immer<br />

noch eine traditionelle Industrie und das wird sich<br />

auch so schnell nicht ändern. Letztendlich wird es in<br />

Zukunft noch viel mehr darum gehen, lösungsorientiert<br />

zu arbeiten und verantwortungsvoll zu handeln.<br />

Das Interview führte für <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />

Ulrike Dautzenberg.<br />

Bild: HeidelbergCement<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 15


» MANAGEMENT<br />

Erfahrungen mit dem Einsatz von KI und ML<br />

Die Grenzen der Künstlichen<br />

Intelligenz<br />

In Krisenzeiten sollten sich Unternehmen nicht allein auf Künstliche Intelligenz und Machine<br />

Learning verlassen. Wurden diese nicht auf Anomalien trainiert, haben die Systeme<br />

Schwierigkeiten , auf die veränderten Nachfragemuster schnell und passend zu reagieren.<br />

»KI kommt an seine<br />

Grenzen, wenn<br />

die Ausnahme<br />

zur Regel wird.«<br />

Ein Kollege erzählte mir von seinen Erfahrungen<br />

zu Beginn seiner Karriere,<br />

als er für ein Unternehmen arbeitete, das<br />

ein intelligentes Prognoseprogramm von<br />

IBM namens Inven einsetzte, das die Einkäufer<br />

im Einzelhandel ersetzen sollte. Ein<br />

Kunde wagte den<br />

Sprung und ersetzte<br />

alle seine Einkäufer<br />

durch Inven.<br />

Dies scheiterte völlig,<br />

weil Inven die<br />

„Ausnahmen“ oder<br />

unvorhersehbaren<br />

Nachfragemuster,<br />

die ein menschliches<br />

Eingreifen erforderten,<br />

nicht berücksichtigte. In weniger<br />

als einem Jahr waren die Einkäufer<br />

wieder an ihrem Platz, und Inven war bald<br />

darauf Geschichte. Dies kam mir in den<br />

Sinn, als ich kürzlich einen aufschlussreichen<br />

Artikel in der MIT Technology Review<br />

mit dem Titel „Unser seltsames Verhalten<br />

während der Pandemie bringt KI-Modelle<br />

durcheinander“ las. Der Artikel erklärt,<br />

dass sich Organisationen während einer<br />

ernsten Krise wie Covid-19 nicht allein<br />

auf Algorithmen<br />

zur Entscheidungsfindung<br />

verlassen<br />

können. Zur Veranschaulichung<br />

erklärt<br />

der Autor, wie<br />

es Ende Februar nur<br />

fünf Tage dauerte,<br />

bis sich die übliche<br />

Top-10 der Amazon-Suchbegriffe<br />

komplett verändert hatte und durch Produkte<br />

wie Handdesinfektionsmittel, Gesichtsmasken<br />

oder Lysol ersetzt wurde.<br />

Diese Veränderung hallte auch in den globalen<br />

Einzelhandelslieferketten nach.<br />

Bild: Raimundas/stock.adobe.com<br />

Da Amazon Amazon ist, reagierte das Unternehmen<br />

ziemlich flink auf diesen radikalen<br />

Wandel der Verbrauchernachfrage.<br />

Andere, weniger Algorithmus-erfahrene<br />

Einzelhändler und Hersteller, die Künstliche<br />

Intelligenz (KI) und Machine Learning<br />

(ML) nutzen, wurden davon überrascht<br />

und es fiel ihnen schwer, auf die verrückten<br />

Auswirkungen, die Covid-19 auf die<br />

Nachfrage hatte, zu reagieren. Dabei liegt<br />

die Schuld nicht bei der Technologie. KI ist<br />

im Grunde genommen nichts anderes, als<br />

eine Sammlung von Daten, die durch vordefinierte<br />

Modelle gepusht werden. ML<br />

sucht nach Mustern, die sich durch die<br />

Modelle durchsetzen lassen.<br />

Mit erzwungenen Veränderungen wie Corona<br />

brechen diese Muster und Modelle<br />

zusammen. Und, ähnlich wie IBM in den<br />

80er-Jahren, wird jede KI/ML, die sich auf<br />

reine Automatisierung konzentriert,<br />

scheitern, wenn Ausnahmen zur Regel<br />

werden. Wenn man die Modelle nicht darauf<br />

trainiert, zu wissen, was sie in einer<br />

Krise zu erwarten haben, wie können sie<br />

es dann wissen? Aus diesem Grund empfiehlt<br />

einer der im MIT-Artikel befragten<br />

Experten, dass KI auf außergewöhnliche<br />

Ereignisse wie die Große Depression der<br />

1930er-Jahre, den Börsencrash am<br />

Schwarzen Montag 1987 und die Finanzkrise<br />

2007–2008 trainiert werden sollten.<br />

Während sich das Coronavirus in der Welt<br />

ausbreitet, zeichnen sich Muster ab, wie<br />

Menschen Waren wie Toilettenpapier, Reinigungsmittel<br />

und Sportschuhe kaufen.<br />

Jetzt ist die beste Zeit, aus diesem Verhalten<br />

zu lernen und sich darauf vorzubereiten,<br />

diese Kenntnisse auf die nächste regionale<br />

oder globale Anomalie anzuwenden.<br />

Es ist auch nützlich, Algorithmen an-<br />

16 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


hand von Daten aus<br />

kleineren, regionalen<br />

Krisen zu trainieren, wie<br />

zum Beispiel den Hurrikans<br />

in den USA, wo Wasser,<br />

Nudeln und Brot in Flaschen<br />

ausverkauft sind. Oder wie<br />

sich der Benzinverbrauch bei großen Katastrophen<br />

wie Katrina oder Schneekatastrophen<br />

verändert. Wie beim Toilettenpapierverbrauch<br />

zu Beginn von Covid-19<br />

füllen die Menschen in solchen Situationen<br />

wann immer sie können ihre Benzintanks<br />

auf, was die Versorgungsproblematik<br />

noch verschärft.<br />

Doch egal, mit wie vielen früheren Ereignissen<br />

man ein Modell auch trainiert, keine<br />

zwei Krisen sind genau gleich. Daher<br />

braucht es den Menschen, um das Lernen<br />

anzuleiten. Es mag Trends geben, die das<br />

Verhalten langsam verändern, aber letztendlich<br />

ist das Grundmuster konsistent.<br />

Ein Beispiel: Während der Pandemie hatte<br />

McDonald’s Mesoamérica mit Volumen-<br />

ONLINE<br />

„Mit schnellen Datenauswertungen<br />

Einkaufsrisiken<br />

minimieren“<br />

+ „Wie Automatisierung<br />

die Rolle der<br />

SC-Planer verändert“<br />

rückgängen, Prognoseunsicherheit<br />

und der Herausforderung<br />

zu kämpfen,<br />

verderbliche Lebensmittel<br />

durch vier verschiedene<br />

Länder mit jeweils<br />

unterschiedlichen Regierungspolitiken<br />

zu bewegen. Das Planungssystem von<br />

McDonald’s bietet eine klare Übersicht<br />

über sein Netzwerk von 135 Restaurants,<br />

Verteilungszentren und Einrichtungen,<br />

einschließlich der Bestände pro Lager, pro<br />

Standort, pro Artikel, und zwar nahezu in<br />

Echtzeit. Entscheidend ist, dass das Planungsteam<br />

zusammenarbeitete und zu<br />

täglichen, kurzfristigen Prognosen überging,<br />

damit es besser auf die ständigen<br />

Veränderungen reagieren konnte. Anstatt<br />

sich auf Informationen aus vier Jahren zu<br />

verlassen, nutzte das Team Informationen<br />

der letzten zwei Tage, um die Realitäten<br />

besser modellieren zu können. Dies veranschaulicht<br />

gut, dass die Genauigkeit der<br />

Prognosen in einer Krise in hohem Maße<br />

von menschlicher Erfahrung und menschlichem<br />

Urteilsvermögen abhängt.<br />

Ich glaube, dass die Welt zur Normalität<br />

zurückkehren wird, sobald sich die Menschen<br />

wieder sicher fühlen. Trotzdem<br />

sollten wir künftig verstärkt Menschen<br />

einsetzen, um Maschinen dabei zu helfen,<br />

aus den Anomalien der vergangenen Monate<br />

zu lernen.<br />

Mauro Adorno<br />

Managing Director,<br />

ToolsGroup Europe<br />

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» MANAGEMENT<br />

Über das E-Procurement-System von Veenion läuft in Österreich die öffentliche <strong>Beschaffung</strong> komplett digital.<br />

Bild: BBG<br />

Digitale <strong>Beschaffung</strong> in der Pandemie<br />

Impfstoffverteilung in Österreich<br />

In Österreich bestellen berechtigte Impfstellen die Corona-Schutzimpfung online über<br />

den sogenannten Impf-E-Shop der Bundesbeschaffung GmbH. Dahinter steht die<br />

Plattform eines E-Procurement- Spezialisten, mit der die Bundesbeschaffung GmbH<br />

(BBG) seit Jahren das öffentliche Bestellwesen in Österreich digitalisiert.<br />

Während in Deutschland das Bundesministerium<br />

für Gesundheit<br />

(BMG) und die Bundesländer für die Planung<br />

und Verteilung eines Impfstoffs zuständig<br />

sind, bestellen in Österreich die<br />

berechtigten Impfstellen die Corona-<br />

Schutzimpfung online über den zentralen<br />

Impf-E-Shop der Bundesbeschaffungsgesellschaft<br />

(BBG). Dahinter steht die <strong>Beschaffung</strong>splattform<br />

des E-Procurement-<br />

Spezialisten Veenion, mit der in Österreich<br />

jährlich über zwei Millionen Produkte und<br />

Leistungen und ein öffentliches <strong>Beschaffung</strong>svolumen<br />

von mehr als einer Milliarde<br />

Euro abgewickelt werden. Komplett digital<br />

läuft nun auch der Bestell- und Lieferprozess<br />

für die Corona-Schutzimpfung.<br />

Dezentrale Strategie<br />

Seit dem Impfstart Ende 2020 ist das digitale<br />

Bestellsystem der BBG das Bindeglied<br />

zu den Impfstellen in den Bundesländern<br />

in Österreich, über die die Bevölkerung<br />

nach der Impfstrategie des Bundesministeriums<br />

für Soziales, Gesundheit,<br />

Pflege und Konsumentenschutz geimpft<br />

wird. Geimpft wird dezentral. Auch Pflegeeinrichtungen<br />

und Krankenhäuser organisieren<br />

ihre Impftermine lokal und in<br />

Abstimmung mit den jeweiligen Impfkoordinatoren<br />

der Bundesländer.<br />

Dass trotz der Dezentralität jede Impfdosis<br />

ihren Weg in einen Oberarm findet,<br />

dafür sorgt neben einer ausgeklügelten<br />

Verteillogistik der BBG-Shop: Im Impfe-Shop<br />

sehen die bestellberechtigten<br />

Impfstellen, welches Kontingent für ihre<br />

Region <strong>aktuell</strong> zur Verfügung steht und<br />

ordern die Anzahl der benötigten Dosen<br />

zum Wunschtermin innerhalb eines definierten<br />

Zeitfensters ab Bestellung. Mit einem<br />

Vorlauf von mindestens drei Tagen<br />

kann dann geimpft werden.<br />

„Seit 15 Jahren entwickeln wir unseren<br />

E-Shop für die öffentliche <strong>Beschaffung</strong><br />

weiter. Diese Erfahrung konnten wir nutzen,<br />

um die technischen Anforderungen<br />

an den Impf-E-Shop sehr schnell umzusetzen“,<br />

erklärt Christof Bräunling, Projektverantwortlicher<br />

der BBG. „Zudem<br />

ging unser Lösungspartner Veenion sehr<br />

kurzfristig auf unsere Anpassungswün-<br />

sche ein und konnte unsere Anforderungen<br />

innerhalb kurzer Zeit erfüllen.“<br />

Dabei ist das Regelwerk, das hinter dem<br />

Online-Bestellsystem für die Impfstoffe<br />

steht, hochkomplex. Die Impf- und Bestellberechtigungen<br />

sowie die konkrete<br />

Verwendung der Impfdosen koordinieren<br />

die Bundesländer. Nach Abstimmung mit<br />

Bild: BBG<br />

Verantwortlich für den Impf-E-Shop:<br />

Christof Bräunling von der Bundes -<br />

beschaffung GmbH (BBG): „Unser<br />

Lösungs partner Veenion konnte die<br />

Anforde rungen für den Impf-E-Shop in<br />

kurzer Zeit erfüllen.“<br />

18 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


VERBINDUNGSELEMENTE<br />

& BEFESTIGUNGSTECHNIK<br />

In Österreich läuft die Bestellung der Corona-Schutzimpfung über den sogenannten Impf-E-Shop der<br />

Bundesbeschaffung GmbH, der als Bindeglied zu den Impfstellen fungiert. Das System basiert auf der<br />

<strong>Beschaffung</strong>splattform des E-Procurement-Spezialisten Veenion, mit dem die BBG das öffentliche Bestellwesen<br />

in Österreich seit Jahren digitalisiert. Diese Expertise kommt der Impfstoffverteilung zugute.<br />

Bild: BBG<br />

Mit über 130 Jahren<br />

Erfahrung zählt REYHER<br />

zu den führenden<br />

Handelsunternehmen für<br />

Verbindungselemente<br />

und Befestigungstechnik<br />

in Europa und beliefert<br />

Kunden weltweit.<br />

den Bundesländern übernimmt die Anlage<br />

und Freischaltung der Besteller im System<br />

die BBG. Dabei muss das System die Berechtigungen<br />

der Benutzer regional abbilden<br />

und sicherstellen, dass die zugewiesenen<br />

Kontingente nur innerhalb des jeweiligen<br />

Bundeslandes ausgeliefert werden.<br />

Erfahrung war da<br />

Wie man individuelle und regionale Berechtigungen<br />

auf Ebene bestimmter Verwaltungseinheiten<br />

in einer E-Procurement-Lösung<br />

umsetzt, damit hatten sowohl<br />

die BBG, als auch Veenion bereits<br />

Erfahrung. „Dadurch war für uns die regionale<br />

Aufteilung der Impfstoffe auf die<br />

Bundesländer ohne Weiteres möglich“,<br />

erklärt Christof Bräunling. Die Impfstellen<br />

sehen im Shop also nur jene Impfdosen,<br />

die sie auch bestellen können. Parallel<br />

sorgt das System dafür, dass die Lieferung<br />

im Rahmen der zugewiesenen Kontingente<br />

in das richtige Bundesland erfolgt.<br />

Im Unterschied zu ihrem „normalen<br />

E-Shop“ stellt die BBG im Impf-E-Shop<br />

auch die Lagerbestände aller Covid-<br />

19-Impfstoffe sowie die angekündigten<br />

Lieferungen der Hersteller dar. „Auch das<br />

war eine Herausforderung, die wir lösen<br />

konnten“, freut sich Bräunling über die<br />

gelungene Erweiterung des Systems.<br />

Damit die Bestellungen möglichst reibungslos<br />

ablaufen, macht man es den<br />

Impfstellen so einfach wie möglich.<br />

Schließlich haben einige noch nie über<br />

die BBG bestellt. Für alle freigeschalteten<br />

User gibt es ein umfassendes Infopaket<br />

und einen Link, über den sie direkt auf der<br />

Seite des Impf-E-Shops landen. Dazu eine<br />

Schritt-für-Schritt-Anleitung, ein Schulungsvideo,<br />

abgestimmte FAQs und falls<br />

es doch noch Fragen gibt, ist da auch<br />

noch die Hotline . „Wir kümmern uns umfassend<br />

um die Impfstellen und sie haben<br />

kurze Bestellwege“, fasst Bräunling den<br />

Rundum-Service zusammen. Tatsächlich<br />

gibt es bislang wenig Rückfragen und die<br />

Benutzer kommen gut alleine zurecht.<br />

Größtmögliche Transparenz<br />

Genauso wichtig ist: Der durchgängig digitale<br />

Ablauf ermöglicht einen tagesgenauen<br />

Überblick über alle Bestellungen<br />

und Lieferungen. Täglich werden aus dem<br />

System die Bestellungen an das zuständige<br />

Ministerium und alle Bundesländer gemeldet.<br />

Diese Zahlen fließen auch in das<br />

Dashboard des Bundesministeriums für<br />

Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz.<br />

Die Auslieferung der bestellten<br />

Impfdosen erfolgt über eine Bietergemeinschaft<br />

von Pharmavollgroßhändlern.<br />

Diese erhalten vom Impf-<br />

E-Shop strukturierte Bestell- und Logistikdaten,<br />

um die Verarbeitung der Aufträge<br />

weitgehend zu automatisieren.<br />

Annette Mühlberger,<br />

Journalistin, Gärtringen<br />

Sichere<br />

Materialversorgung<br />

Kanban-basiertes<br />

C-Teile-Management<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 19


Bild: Rawpixel.com/stock.adobe.com<br />

Was muss ein Einkäufer können (und tun), um nachhaltig einzukaufen? Dieser Frage gingen Porf. Dr. Lydia Bals und Dr. Heike Schulze nach.<br />

Wie man sich bei Lieferanten durchzusetzen lernt<br />

Nachhaltigkeit umsetzen – was<br />

müssen Einkäufer können?<br />

Unternehmen sollen Verantwortung übernehmen für die Einhaltung von Menschenrechten,<br />

von Sozial- und Umweltstandards bei der Herstellung ihrer Produkte<br />

und Dienstleistungen. Und zwar nicht nur in den eigenen Produktionsstätten,<br />

sondern mit Blick auf die gesamte Lieferkette. Nach wie vor wird jedoch über die<br />

Umsetzung dieses Anspruches viel diskutiert. Was ist, wenn Instrumente wie Vertragsbestandteile,<br />

Self-Assessment-Fragebögen oder Audits viel Aufwand bereiten,<br />

aber wenig ändern? Woher soll die Motivation kommen?<br />

20 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


MANAGEMENT «<br />

Die Grafik zeigt eine Übersicht der Einkaufsprozesse.<br />

Bild: Autorinnem<br />

Ein entscheidender Erfolgsfaktor für<br />

nachhaltiges Lieferkettenmanagement<br />

wird bisher oft vernachlässigt: Es<br />

sind Einkaufsverantwortliche, die in ihrem<br />

täglichen Geschäft Nachhaltigkeit umsetzen<br />

sollen. Ein neues, auf wissenschaftlicher<br />

Basis entwickeltes Kompetenzmodell<br />

für Nachhaltigkeit im Einkauf setzt genau<br />

hier an und dient als Grundlage für gezielte<br />

Trainings und Personalentwicklungsstrategien.<br />

Was genau sind Kompetenzen zu „Nachhaltigkeit“?<br />

Betrifft dies nur relativ wenige<br />

Teilprozesse des Strategischen Einkaufs<br />

wie die Lieferantenauswahl?<br />

Oder zieht sich dies<br />

durch mehrere der Einkaufsprozesse<br />

und betrifft damit –<br />

je nach Einkaufsorganisation<br />

und dazugehöriger Stellenprofile<br />

– ein breiteres Spektrum<br />

der Mitarbeiterschaft im<br />

Einkauf? Diesen Fragen nachzugehen<br />

war das Ziel eines<br />

Forschungsprojektes von Dr.<br />

Heike Schulze und Prof. Dr.<br />

Lydia Bals.<br />

Auf der Basis von Forschungsergebnissen<br />

und durch eine Befragung<br />

von Experten aus Unternehmen unterschiedlicher<br />

Branchen und Wissenschaftlern<br />

in diesem Gebiet (Delphi Studie) haben<br />

die beiden ein Kompetenzmodell für<br />

Nachhaltigkeit im Einkauf entwickelt. Es<br />

liefert 26 Kompetenzen in vier Kompetenzfeldern:<br />

„Fachspezifische Kompetenzen“<br />

umfassen beispielsweise die Kenntnis<br />

von Nachhaltigkeitsinstrumenten wie<br />

Fragebögen und Audits und deren Anwendung<br />

in der Lieferbeziehung. Auch<br />

das Wissen zu gesetzlichen Regelungen,<br />

zu Nachhaltigkeitsstandards und Zertifikaten<br />

gehören dazu. Zum Feld „kognitive<br />

Kompetenzen“ gehört unter anderem<br />

systemisches Denken. Im Nachhaltigkeitskontext<br />

heißt dies, Zusammenhänge<br />

zu verstehen und verschiedenen Perspektiven<br />

einnehmen zu können. Was heißt es<br />

»Wenn die Einkaufsentscheidungen<br />

getroffen sind, sind<br />

Nachhaltigkeits aspekte entweder<br />

bereits berücksichtigt worden oder<br />

sie werden es nicht mehr.«<br />

zum Beispiel, den Nachweis eines Umweltzertifikates<br />

von einem Lieferanten<br />

einzufordern? Wie wirkt sich das auf dessen<br />

interne Prozesse, aber auch auf die<br />

Lieferkette aus? Und wie auf den Preis<br />

des Produkts? Was ist der Business Case<br />

für Nachhaltigkeit? Im dritten Kompetenzfeld<br />

„Soziale Kompetenzen“ geht es<br />

um Kommunikationsfähigkeit, Stakeholder<br />

Management, Lieferantenmanagement.<br />

Dabei geht es um Zuhören, De-Eskalation,<br />

Verhandeln und das Erarbeiten<br />

gemeinsamer Lösungen. Als viertes Kompetenzfeld<br />

umfasst das Modell sogenannte<br />

„Metakompetenzen“ wie beispielsweise<br />

Selbstreflexion, der Umgang<br />

mit Veränderung oder auch politisch-taktisches<br />

Geschick. Für jede Kompetenz<br />

gibt es eine detaillierte Definition und<br />

exemplarische Verhaltensbeschreibungen<br />

in Bezug auf nachhaltiges<br />

Einkaufen.<br />

Die Kompetenzen können insbesondere<br />

Strategischen Einkaufsprozessen<br />

zugeordnet<br />

werden und weniger solchen<br />

im operativen Einkauf. In der<br />

oben abgebildeten Prozessdarstellung<br />

sind das die blau<br />

hinterlegten Schritte im strategischen<br />

Einkaufsprozess sowie<br />

spezifische Kompetenzzentren<br />

oder Querschnittsfunktionen,<br />

sogenannte „Centers<br />

of Competence“ (manchmal auch genannt<br />

„Centers of Excellence“) in der Mitte<br />

der Abbildung. Rot umrandet sind die<br />

Prozessschritte, in denen spezifische<br />

Nachhaltigkeitskompetenzen<br />

relevant sind.<br />

besonders<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 21


» MANAGEMENT<br />

In den operativen Einkaufsprozessen finden<br />

sich keine solchen Schwerpunkte. Das<br />

verwundert wenig, denn wenn die Einkaufsentscheidungen<br />

bereits getroffen<br />

sind und umgesetzt werden, sind Nachhaltigkeitsaspekte<br />

entweder bereits berücksichtigt<br />

worden oder sie werden es<br />

auch hier nicht mehr.<br />

Sind Nachhaltigkeitskriterien beispielsweise<br />

bereits in Verträge mit Lieferanten<br />

aufgenommen und Teil eines Lieferantenauswahlprozesses,<br />

können Nachhaltigkeitsthemen<br />

in einer laufenden Beziehung<br />

zu Geschäftspartnern auf einer klaren<br />

Basis gemeinsam angegangen werden.<br />

Wenn allerdings ein Nachhaltigkeitsproblem<br />

bei einem Geschäftspartner auftritt,<br />

ohne dass vorab Anforderungen und<br />

Erwartungen des Auftraggebers geklärt<br />

wurden, ist es schwer, Maßnahmen ein-<br />

zufordern und Konsequenzen zu ziehen.<br />

Das Kompetenzmodell und die zugeordneten<br />

Einkaufsprozesse bilden eine fundierte<br />

Grundlage für gezielte Schulungen<br />

im Einkauf. Ein innovatives Konzept für<br />

einen Trainingsworkshop war daher der<br />

letzte Teil des Forschungsprojektes. Dieses<br />

Konzept basiert auf der sogenannten<br />

„Critical Incident Technique“ und wurde<br />

im Rahmen des Projektes sowohl im Un-<br />

Kompetenzcluster und Kompetenzbeschreibungen (Beispiele)<br />

„Fachspezifische Kompetenzen“: Nachhaltigkeitsinstrumente<br />

im Lieferantenmanagement<br />

Lernzielbeschreibung:<br />

Einkaufsverantwortliche kennen Instrumente, die für<br />

ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement angewendet<br />

werden können. Sie wählen passende Instrumente<br />

in spezifischen Einkaufssituationen aus und können<br />

diese Instrumente anwenden.<br />

Beobachtbares Verhalten (Beispiele)<br />

Der/die Einkaufsverantwortliche ...<br />

• analysiert und bewertet die Nachhaltigkeitsperformance<br />

von Lieferanten.<br />

• achtet bei der Auswahl neuer Lieferanten auf mögliche<br />

Umwelt- und Sozialrisiken.<br />

• nutzt Nachhaltigkeitsrichtlinien als Basis für die<br />

Lieferantenbewertung.<br />

• überlegt, wie man Nachhaltigkeitsstandards überprüfen<br />

kann.<br />

• fragt Lieferanten nach Nachhaltigkeitskennzahlen,<br />

Zertifikaten und anderen spezifischen Informationen.<br />

• führt Besprechungen mit Lieferanten durch, um gemeinsam<br />

die einzelnen Punkte einer Nachhaltigkeitsrichtlinie<br />

durchzugehen und Maßnahmen zur<br />

Umsetzung zu ermitteln.<br />

• fragt Lieferanten nach deren Richtlinie für nachhaltige<br />

<strong>Beschaffung</strong>.<br />

• Sucht in Lieferantengesprächen gezielt nach Belegen<br />

für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen.<br />

• führt Lieferantentrainings durch.<br />

• wendet einen Self-Assessment Fragebogen an.<br />

• wendet Nachhaltigkeitsaudits zielgerichtet an.<br />

• bereitet sich auf die Durchführung von Audits vor.<br />

• kennt Deeskalationsprozesse und wendet sie an.<br />

“Kognitive Kompetenzen”: Systemisches Denken<br />

Lernzielbeschreibung:<br />

Einkaufsverantwortliche verstehen, welche Auswirkungen<br />

nachhaltiges Lieferkettenmanagement auf<br />

Akteure im Liefernetzwerk hat. Sie erkennen Zusammenhänge<br />

und können Situationen aus unterschiedlichem<br />

Blickwinkel bewerten.<br />

Beobachtbares Verhalten (Beispiele)<br />

Der/die Einkaufsverantwortliche ...<br />

• entwickelt einen Business Case für Nachhaltigkeit.<br />

• versteht Modelle der Kreislaufwirtschaft.<br />

• kann in kritischen Situationen verschiedene Anforderungen<br />

unter einen Hut bringen.<br />

• versteht den Gesamtzusammenhang und die unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse verschiedener Interessensgruppen.<br />

• leitet aus übergeordneten Unternehmenszielen gezielt<br />

Maßnahmen für den Einkauf ab, die diese Ziele<br />

unterstützen.<br />

• kann darlegen, wie der Einkauf zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />

des Unternehmens beiträgt.<br />

• vertritt die Einkaufssicht in komplexen interdisziplinären<br />

Entscheidungsprozessen.<br />

• erkennt den Zusammenhang zwischen Risikomanagement<br />

und Nachhaltigkeit.<br />

• versteht den Zusammenhang zwischen schlechten<br />

Arbeitsbedingungen in der Lieferkette und Produktqualität.<br />

• erkennt die Auswirkung von Umweltverstößen in<br />

der Lieferkette für den Lieferanten, für das eigene<br />

Unternehmen und die gesamte Branche und kann<br />

die Risiken beschreiben.<br />

22 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


ternehmens- als auch<br />

im Hochschulkontext<br />

bereits für Workshops<br />

eingesetzt. Im Zentrum<br />

des nun ausgereiften<br />

Schulungskonzeptes<br />

steht die Arbeit<br />

an Fallstudien aus<br />

der nachhaltigen Einkaufspraxis.<br />

Die Teilnehmenden erarbeiten,<br />

erleben und diskutieren verschiedene<br />

Lösungsansätze und deren<br />

Auswirkungen aus verschiedenen Perspektiven.<br />

Dabei geht es beispielsweise<br />

um die erfolgreiche Lösung von Situationen<br />

wie dieser:<br />

Erleben der kritischen<br />

Situation im Workshop<br />

FORSCHUNG<br />

Wie Sie im Einkauf<br />

Nachhaltigkeits -<br />

kompetenz entwickeln<br />

lernen<br />

Ein neuer Vertrag mit einem wichtigen<br />

Lieferanten im Ausland steht zur Unterschrift<br />

bereit. Allerdings weigert sich der<br />

Geschäftspartner, die im Vertrag enthaltenen<br />

Nachhaltigkeitsstandards anzuerkennen.<br />

Es sind bereits mehrere Gespräche<br />

zu diesem Thema geführt worden,<br />

bisher jedoch ohne eine Lösung. Der Vertragsabschluss<br />

eilt, die internen Auftraggeber<br />

an den Einkauf warten darauf, die<br />

Zusammenarbeit mit dem Lieferanten<br />

starten zu können. Die Unternehmensrichtlinien<br />

schreiben vor, dass die Nachhaltigkeitsstandards<br />

verpflichtender Vertragsbestandteil<br />

sind. Ein weiteres Gespräch<br />

mit Vertretern des Lieferanten<br />

steht nun an und soll unbedingt zum Vertragsabschluss<br />

führen.<br />

Die Schulungsteilnehmer und Teilnehmerinnen<br />

diskutieren, wie man die Situation<br />

so vorbereiten kann, dass das gewünschte<br />

Ergebnis erreicht wird.<br />

Gleichzeitig schlüpft eine andere Gruppe<br />

in die Rolle des Lieferanten, und bereitet<br />

sich aus dieser Perspektive ebenfalls auf<br />

das Gespräch vor. Der vorgegebene<br />

Grundtenor aus Lieferantensicht ist es,<br />

Kosten für möglicherweise erforderliche<br />

Zertifikate und andere Maßnahmen zu<br />

vermeiden, und außerdem keine vertraglich<br />

festgelegte Verantwortung für Nachhaltigkeitsstandards<br />

in der eigenen Lieferkette<br />

übernehmen zu müssen. Beide<br />

Gruppen bereiten sich im Workshop ausführlich<br />

vor, und erproben im Rollenspiel<br />

die entwickelte Gesprächstaktik.<br />

So erfahren<br />

die Teilnehmenden<br />

im Workshop, wie man<br />

Lieferanten so steuert<br />

und berät, dass Nachhaltigkeitsrisiken<br />

minimiert<br />

werden. Sie lernen,<br />

Verhandlungen in Nachhaltigkeitsthemen<br />

erfolgreich zu<br />

führen und Konflikte zu entschärfen – im<br />

Kontakt mit Lieferanten, internen Partnerabteilungen<br />

und mit verschiedenen<br />

gesellschaftlichen Gruppen.<br />

Die gezielte Schulung an Praxissituationen,<br />

die im übrigen sehr oft ein Dilemma<br />

darstellen, hilft bei der Umsetzung von<br />

Nachhaltigkeitsstandards im Einkauf, ist<br />

aber natürlich nicht der einzige Erfolgsfaktor.<br />

Verhandlungen führen,<br />

Konflikte entschärfen<br />

Wenn jedoch die gezielte Entwicklung<br />

von individuellen Nachhaltigkeitskompetenzen<br />

mit einer fundierten strategischen<br />

und prozessualen Ausrichtung auf organisatorischer<br />

Ebene im Unternehmen<br />

kombiniert wird, kann Nachhaltigkeit im<br />

Einkauf erfolgreich und wirksam umgesetzt<br />

werden. Mitarbeiter und Führungskräfte<br />

im Einkauf sind diejenigen, die<br />

Dr. Heike Schulze<br />

Coordinator Drive<br />

Sustainability at CSR<br />

Europe, Consultant,<br />

Dozentin<br />

mail@heikeschulze.de<br />

www.heikeschulze.de<br />

nachhaltiges Lieferkettenmanagement<br />

umsetzten müssen, und es lohnt sich, sie<br />

dafür bestmöglich auszubilden und sie<br />

durch Prozesse und Strukturen zu unterstützen.<br />

Nur dann kann gelingen, was das<br />

Ziel ist: Menschenrechte, Sozial- und<br />

Umweltstandards umzusetzen als Basis<br />

für zuverlässige Geschäftsbeziehungen,<br />

Produktqualität und Innovationen.<br />

Veröffentlichungen zum<br />

Forschungsprojekt:<br />

• Schulze, Heike, & Bals Lydia (2020):<br />

Implementing sustainable purchasing<br />

and supply management (SPSM): A<br />

Delphi study on competences needed<br />

by purchasing and supply management<br />

professionals, accepted at Journal of<br />

Purchasing & Supply Management, Volume<br />

26, Issue 4, 100625.<br />

• Bals, L., Schulze, H., Kelly, S., & Stek, K.<br />

(2019). Purchasing and supply management<br />

(PSM) competencies: Current<br />

and future requirements. Journal<br />

of Purchasing and Supply Management,<br />

25(5).<br />

• Schulze, H., Bals, L., & Johnsen, T. E.<br />

(2019). Individual competences for<br />

sustainable purchasing and supply management<br />

(SPSM). International Journal<br />

of Physical Distribution & Logistics<br />

Management.<br />

Prof. Dr. Lydia Bals<br />

Professorin für BWL mit<br />

den Schwerpunkten Material/-Produktionswirtschaft,<br />

Logistik und Supply<br />

Chain Management<br />

an der Hochschule Mainz<br />

lydia.bals@source4futu<br />

re.de<br />

https://source4future.de<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 23


» MANAGEMENT<br />

Nachhaltigkeit<br />

Wie Unternehmen ihre Leistung<br />

erfassen und bewerten lassen können<br />

Die Anforderungen an Unternehmen in Bezug auf Klimaschutz und Menschenrechte<br />

steigen kontinuierlich. Sie sind gefragt, jetzt Lösungen zu implementieren, die ihnen<br />

eine transparente Überwachung der Nachhaltigkeitsrisiken in ihren Lieferketten<br />

bieten. Nachhaltigkeitsratings wie das von EcoVadis sind hierfür ein effektives Werkzeug.<br />

Doch wie sieht der Bewertungsprozess im Detail aus?<br />

Bild: EcoVadis SAS (Paris, France) All Rights Reserved<br />

Für das Rating unterscheidet<br />

EcoVadis<br />

21 Nachhaltigkeits -<br />

kriterien in den<br />

Kategorien Umwelt,<br />

Arbeits- & Menschenrechte,<br />

Ethik und<br />

nachhaltige<br />

<strong>Beschaffung</strong>.<br />

Die Nachhaltigkeit in den Lieferketten<br />

wird immer mehr zum Schlüsselthema<br />

für Unternehmen. Im Risiko- als<br />

auch im Lieferantenmanagement ist es<br />

dabei nicht mehr ausreichend,<br />

die Umsetzung der Nachhaltigkeitskriterien<br />

durch<br />

die Unterzeichnung eines<br />

Code of Conduct oder von<br />

Selbstbewertungs -<br />

fragebögen sicherstellen zu wollen: Vielmehr<br />

ist eine umfassende Strategie mit<br />

entsprechender Berichterstattung für dieses<br />

Thema gefragt: Unternehmen benötigen<br />

ein umfangreiches Know-how in Bezug<br />

auf Nachhaltigkeit im Allgemeinen,<br />

zu regulatorischen Anforderungen in den<br />

jeweiligen Branchen, bei gleichzeitiger<br />

Betrachtung der Länderrisiken. Eine weitere<br />

Herausforderung bei Selbstauskunftsbögen<br />

ist die Skalierbarkeit.<br />

Nachhaltigkeitsrating<br />

In den letzten 13 Jahren hat EcoVadis es<br />

sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen<br />

mit skalierbaren und verlässlichen Nachhaltigkeitsratings<br />

zu unterstützen. Eco-<br />

Vadis einfach zu handhabende und umsetzbare<br />

Nachhaltigkeits-Scorecards, die<br />

von einer leistungsstarken Technologieplattform<br />

und einem globalen Team von<br />

Fachexperten unterstützt werden, bieten<br />

detaillierte Einblicke in ökologische,<br />

soziale und ethische Risiken in 200 Einkaufskategorien<br />

und 160 Ländern.<br />

Anerkannte Methodik<br />

Ziel der Methodik ist es, die Qualität des<br />

Nachhaltigkeitsmanagementsystems eines<br />

Unternehmens anhand dessen Richtlinien,<br />

Aktionen und Ergebnissen zu bewerten.<br />

Die Bewertung konzentriert sich auf 21<br />

Nachhaltigkeitskriterien, die in vier Themenbereiche<br />

untergliedert sind: Umwelt,<br />

Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und<br />

24 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Über EcoVadis<br />

Seit seiner Gründung im Jahr<br />

2007 in Paris hat sich Eco -<br />

Vadis zu einem der größten<br />

und vertrauenswürdigsten<br />

Anbieter von Nachhaltig -<br />

keits ratings für Unternehmen<br />

e ntwickelt und ein Netzwerk<br />

von mehr als 75.000 bewerteten<br />

Unternehmen geschaffen.<br />

Das Unternehmen hat<br />

weltweit 700 Mitarbeiter.<br />

https://ecovadis.com/de/<br />

nachhaltige <strong>Beschaffung</strong>. Diese Kriterien<br />

stützen sich auf internationale CSR-Standards<br />

wie die zehn Prinzipien des UN Global<br />

Compact, die Konventionen der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation (IAO), die<br />

Standards der Global Reporting Initiative<br />

(GRI), die Norm ISO 26000, die CERES-<br />

Grundsätze und die UN-Leitprinzipien für<br />

Wirtschaft und Menschenrechte.<br />

Fragebogen als Grundlage<br />

Die Grundlage für die Bewertung bildet<br />

ein Fragebogen, der auf die Größe, Branche<br />

und den Standort des Unternehmens<br />

angepasst ist. Zu jeder Antwort muss das<br />

Unternehmen belegende Dokumente, wie<br />

zum Beispiel Richtlinien als Nachweis,<br />

hinzufügen. Während der Bewertung des<br />

Unternehmens betrachten unsere Analysten<br />

nur die Kriterien, die für die Größe,<br />

Branche und den Standort des jeweiligen<br />

Unternehmens relevant sind. Jedes der 21<br />

Kriterien ist entweder: nicht aktiviert, mit<br />

mittlerer Wichtigkeit aktiviert, mit hoher<br />

Wichtigkeit aktiviert oder nur in Risikoländern<br />

aktiviert. In der Bewertung<br />

werden sowohl die Informationen berücksichtigt,<br />

die im Fragebogen des Unternehmens<br />

sowie in den beigefügten belegenden<br />

Unterlagen bereitgestellt wurden, als<br />

auch Ergebnisse aus der 360°- Über -<br />

wachung, die Informationen und Daten<br />

aus über 100.000 externen Quellen berücksichtigt.<br />

Die folgenden evidenzbasierten Bewertungen<br />

werden in einfach zu lesende<br />

Bild: Ortis/stock.adobe.com


» MANAGEMENT<br />

Die Scorecards von EcoVadis zeigen übersichtlich, wie es um die Nachhaltigkeitsbemühungen in den einzelnen Themengebieten<br />

bestellt ist. Darauf basierend können Unternehmen dann Verbesserungen vornehmen.<br />

Bild: EcoVadis SAS (Paris, France) All Rights Reserved<br />

Scorecards mit Punktzahlen von null bis<br />

hundert (0–100) in fünf Skalenbereichen<br />

von Ungenügend bis Hervorragend in den<br />

vier Themen angezeigt.<br />

Darüber hinaus<br />

zeigen die Scorecards<br />

die Stärken<br />

und Verbesserungsbereiche<br />

auf, die die bewerteten<br />

Unternehmen<br />

dafür<br />

»64 Prozent der<br />

bewerteten Unternehmen<br />

verbessern ihre<br />

Leistung bei der<br />

zweiten Bewertung.«<br />

Anja Strauß<br />

nutzen können,<br />

ihre Nachhaltigkeitsbemühungen gezielter<br />

auszurichten und Korrekturmaßnahmenpläne,<br />

auch kollaborativ in Zusammenarbeit<br />

mit ihren Kunden, zur Verbesserung<br />

ihrer Nachhaltigkeitsleistung zu<br />

erstellen. Darauf basierend verbessern 64<br />

Prozent der bewerteten Unternehmen ihre<br />

Leis- tung bei der zweiten Bewertung.<br />

Gleichzeitig können<br />

bewertete Unternehmen<br />

ihre Scorecard<br />

weiterführend nutzen<br />

und sie mit einer<br />

Vielzahl an Kunden,<br />

Investoren,<br />

Finanzinstituten und anderen Stakeholdern<br />

teilen, um ihr Nachhaltigkeitsengagement<br />

zu kommunizieren und nachzuweisen.<br />

Bis zu 90 Prozent<br />

der Umweltauswirkungen<br />

eines Unternehmens<br />

haben<br />

ihren Ursprung in<br />

der Lieferkette und<br />

auch die Auswirkungen<br />

auf menschenrechtliche<br />

Themen in den Lieferketten<br />

sind oftmals erheblich.<br />

Gleichzeitig bieten die <strong>Beschaffung</strong>sausgaben<br />

einen enormen Hebel für mehr<br />

Nachhaltigkeit. Daher wird es für Unternehmen<br />

immer wichtiger, über die eigene<br />

Nachhaltigkeitsleistung hinaus auch die<br />

Leistung ihrer Lieferanten zu bewerten<br />

Whitepaper<br />

Erfahren Sie mehr über die<br />

Lösungen von EcoVadis im<br />

Whitepaper EcoVadis und<br />

das Lieferkettengesetz.<br />

https://ecovad.is/3qtTbYl<br />

und zu verbessern, um Risiken und negative<br />

Auswirkungen zu minimieren.<br />

In die Lieferkette<br />

Basierend auf der Bewertungsstrategie<br />

des Unternehmens für seine Lieferanten<br />

unterstützt EcoVadis mit speziellen<br />

Onboarding-Programmen für diese Lieferanten<br />

sowie mit Trainingsmaßnahmen<br />

und Support zum Bewertungsprozess und<br />

der Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen<br />

in Zusammenarbeit von Unternehmen<br />

und Lieferanten.<br />

Bild: EcoVadis<br />

Anja Strauß<br />

... ist Expertin für nachhaltige<br />

<strong>Beschaffung</strong><br />

und verantwortet bei<br />

EcoVadis Branchen in<br />

Deutschland und<br />

Österreich . Bevor sie<br />

2018 zu EcoVadis kam,<br />

war sie langjährig als<br />

Compliance Consultant<br />

tätig.<br />

26 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Nachhaltigkeit und Sorgfaltspflicht<br />

„Mehrwerte erzielen“<br />

Einige Länder haben bereits Gesetze zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht<br />

realisiert. In Deutschland wird noch diskutiert. Im Interview<br />

erklärt Bettina Grabmayr von EcoVadis, warum solche Gesetze und<br />

Initiativen auch zu einem Mehrwert für Unternehmen führen.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Frau Grabmayr,<br />

Sie arbeiten im internationalen Kontext<br />

und verfolgen die regulatorischen Entwicklungen<br />

zu menschenrechtlichen<br />

Sorgfaltspflichten weltweit. Welche<br />

Entwicklungen sehen Sie <strong>aktuell</strong>?<br />

Bettina Grabmayr: Bereits seit einigen<br />

Jahren wächst die Zahl und der Umfang<br />

zu CSR- und ESG-Gesetzen weltweit.<br />

In Frankreich, UK und den Niederlanden<br />

sind bereits Gesetze zur menschenrechtlichen<br />

Sorgfaltspflicht und zur<br />

Vermeidung von moderner Sklaverei und<br />

Kinderarbeit sowie entsprechende<br />

Berichtspflichten in Kraft. Das Thema ist<br />

jedoch nur ein Aspekt der Nachhaltigkeitsagenda.<br />

Im Zusammenhang mit dem<br />

EU-Green-Deal wurde ein europäisches<br />

Klimagesetz vorgeschlagen und es sind<br />

weitere Initiativen zu erwarten.<br />

In Deutschland wird über ein Gesetz zur<br />

menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht<br />

diskutiert. Was bedeutet das für Unternehmen?<br />

Die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten<br />

von Unternehmen sind ein Bestandteil<br />

der UN-Leitprinzipien. Sie beziehen<br />

sich auf die Auswirkungen der unternehmerischen<br />

Tätigkeiten auf Menschenrechte<br />

und damit verknüpft auf Zivilgesellschaften.<br />

Das heißt konkreter, dass<br />

Unternehmen das Thema strukturiert einbinden,<br />

ihre Auswirkungen – positiv wie<br />

negativ – erfassen, Gegenmaßnahmen<br />

ergreifen, um negative Auswirkungen zu<br />

reduzieren und transparente Beschwerdeverfahren<br />

ermöglichen sollen.<br />

Was können wir aus den Entwicklungen<br />

in anderen Ländern lernen? Haben sich<br />

die Gesetze als Chance oder Nachteil für<br />

Unternehmen erwiesen?<br />

Ein Gegenargument in Frankreich war vor<br />

2017, dass das Gesetz einen Wettbewerbsnachteil<br />

für lokale Unternehmen<br />

bedeuten würde. Tatsächlich stellt heute<br />

ein Großteil der Unternehmen fest, dass<br />

es ein Vorteil ist, weil sie zum Beispiel den<br />

Erwartungen von Stakeholdern nach<br />

mehr Transparenz bereits nachkommen<br />

können. Unabhängig von Regularien sehen<br />

wir <strong>aktuell</strong> weltweit, dass Unternehmen,<br />

die sich für Nachhaltigkeit engagieren<br />

– und investieren – messbare Wettbewerbsvorteile<br />

und Mehrwerte erzielen.<br />

Aktuell wissen Unternehmen noch<br />

kaum, was ein Gesetz konkret bedeuten<br />

würde – was können Sie diesen Unternehmen<br />

sagen?<br />

Es gibt – auch für das Lieferkettengesetz<br />

– bereits konkrete Due-Diligence-Empfehlungen<br />

dazu, wie Unternehmen die<br />

Anforderungen erfüllen können und welche<br />

Maßnahmen erforderlich sind. Viele<br />

deutsche Unternehmen haben bereits<br />

Nachhaltigkeits- und auch nachhaltige<br />

<strong>Beschaffung</strong>sprogramme implementiert.<br />

Das gilt auch für Brancheninitiativen, die<br />

nachhaltige <strong>Beschaffung</strong> bereits vorantreiben,<br />

wie zum Beispiel „Together for<br />

Sustainability“ in der chemischen<br />

Industrie, die seit der Gründung 2011 von<br />

sechs auf 29 Mitgliedsunternehmen gewachsen<br />

ist. Diese Initiativen zeigen, dass<br />

es in vielen Unternehmen bereits fundierte<br />

Erfahrungswerte, robuste Prozesse,<br />

wirksame Maßnahmen und Tools, sowie<br />

Best Practices zu Nachhaltigkeit und<br />

Standards zu umwelt- und menschenrechtsbezogenen<br />

Sorgfaltspflichten gibt.<br />

Unternehmen, die hier noch am Anfang<br />

stehen, können und sollten sich Best<br />

Practices einholen und ihre Risiken und<br />

Auswirkungen analysieren, um darauf<br />

basier<br />

end<br />

wirksame<br />

Maßnahmen<br />

aufzusetzen.<br />

Wie unterstützt EcoVadis bei der Umsetzung<br />

menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten?<br />

Menschenrechte sind ein grundlegendes<br />

Thema in der EcoVadis-Methodik. Unsere<br />

langjährige Erfahrung mit Sorgfaltspflichten<br />

und unsere Nachhaltigkeits-Intelligence<br />

bieten Unternehmen praktikable<br />

und kollaborative Lösungen. Dabei<br />

unterstützen unsere Experten und Tools<br />

von der Risikokartierung, der Nachhaltigkeitsbewertung<br />

bis hin zur Verbesserung<br />

der Nachhaltigkeitsleistung in globalen<br />

Lieferketten.<br />

Bild: EcoVadis<br />

Bettina Grabmayr<br />

... ist Head of Institu -<br />

tional Relations bei<br />

EcoVadis, derzeit mit<br />

Sitz in Brüssel, Belgien.<br />

Bild: Ortis/stock.adobe.com<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 27


» MANAGEMENT<br />

Die Selbstvornahme im <strong>Beschaffung</strong>sprozess<br />

Über Mängel und Fristen<br />

Kein Einzel-, aber ein Notfall: Eine Lieferung weist Mängel auf, wird aber<br />

umgehend in der Produktion gebraucht. Diese Mängel sofort und ohne<br />

Rücksprache zu beseitigen, birgt Risiken. Denn die sogenannte Selbstvornahme<br />

hilft zwar kurzfristig, ist aber mit langfristigen Konsequenzen verbunden.<br />

Bei Qualitäts- und anderen Mängeln muss der Verkäufer Abhilfe schaffen. Der Käufer<br />

darf nur eingreifen, wenn ein unverhältnismäßig hoher Schaden droht.<br />

Die Rechtslage ist klar: Laut § 433<br />

BGB muss der Verkäufer eine Sache<br />

frei von Sach- und Rechtsmängeln liefern.<br />

Gemäß § 438 BGB beträgt die Dauer<br />

der Mängelansprüche eines Käufers fünf<br />

Jahre für Immobilien und zwei Jahre bei<br />

anderen Produkten. Stellt der Käufer innerhalb<br />

dieser Zeit einen Mangel fest,<br />

muss er frist- und formgerecht reklamieren.<br />

Das bedeutet in der Regel sofort,<br />

schriftlich und bei der Geschäftsleitung<br />

des verkaufenden Unternehmens. Nach<br />

§ 439 BGB kann der Käufer dabei wählen,<br />

ob sein Vertragspartner eine neue, mängelfreie<br />

Sache liefern muss oder ob er die<br />

mangelhafte Sache nachbessern darf.<br />

§ 440 BGB räumt dem Verkäufer dafür eine<br />

Frist ein und maximal zwei Versuche.<br />

Danach kann der Käufer vom Vertrag zurücktreten<br />

oder den Preis mindern sowie<br />

gegebenenfalls Schadensersatz plus den<br />

Ersatz vergeblicher Aufwendungen verlangen.<br />

Vorher aber nicht: Bundesverfassungsgericht<br />

hat in einem Urteil glasklar<br />

festgelegt: „Wer Mängel einer gekauften<br />

Ware selbst beseitigt, trägt die hiermit<br />

verbundenen Kosten selbst, wenn er den<br />

Verkäufer nicht zuvor unter Fristsetzung<br />

zur Nachbesserung bzw. Nachlieferung<br />

aufgefordert hat.“<br />

Damit schließt der Gesetzgeber auch<br />

Teilansprüche aus. Der Käufer hat<br />

demnach weder Anspruch auf die eigenen<br />

Aufwendungen zur Mängelbeseitigung,<br />

noch kann er die Einsparungen des<br />

Verkäufers durch die nicht erfolgte Reparatur<br />

einfordern. Darüber hinaus muss er<br />

den vereinbarten Kaufpreis zahlen.<br />

Von der Theorie zur Praxis<br />

Was aber, wenn die Lieferung kommt, sofort<br />

gebraucht wird und der Käufer dem<br />

Verkäufer keine Frist für eine Nachbesserung<br />

einräumen kann oder will? Wenn<br />

Bild: fotogestoeber/stock.adobe.com<br />

zum Beispiel das angelieferte Flurförderfahrzeug<br />

nicht funktioniert, aber sofort<br />

dringend gebraucht wird, weil sonst die<br />

Logistik stocken würde. Lässt der Käufer<br />

einen Mangel ad hoc durch das eigene<br />

Wartungsteam oder durch externe Spezialisten<br />

reparieren, hat das fundamentale<br />

Auswirkungen auf das gegenseitige<br />

Vertragsverhältnis. Zuerst einmal erlöschen<br />

nach dem eigenmächtigen Eingriff<br />

sämtliche Gewährleistungsrechte aus<br />

§ 437 BGB für die gelieferten Güter und<br />

darüber hinaus auch noch eventuelle<br />

weitergehende Garantieansprüche.<br />

Schließlich müssen die Geräte im Zweifelsfall<br />

geöffnet und modifiziert werden.<br />

Zum Zweiten erlöschen die Rechte auf<br />

Mängelbeseitigung bzw. Nacherfüllung.<br />

Das ist nachvollziehbar: Das eigenmächtige<br />

Vorgehen des Käufers macht die Mängelbeseitigung<br />

durch den Verkäufer unmöglich.<br />

Oder im Juristendeutsch: Ein<br />

Leistungserfolg kann in diesem Fall nicht<br />

mehr bewirkt werden.<br />

Recht im Einkauf<br />

Die Serie „Rechtsprechung<br />

für die <strong>Beschaffung</strong>“ behandelt<br />

juristische Probleme<br />

rund um den Einkauf. Sie<br />

schafft ein Verständnis für<br />

den <strong>aktuell</strong>en Stand der<br />

Rechtsprechung, ersetzt aber<br />

nicht die anwaltliche Beratung<br />

im Einzelfall.<br />

28 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Das bisher zitierte Kaufvertragsrecht<br />

kennt nur das Recht auf Nachbesserung,<br />

nicht aber ein Recht auf Selbstvornahme.<br />

Im Gegensatz dazu steht ein Werkvertrag<br />

– in diesem Rahmen unterstützt der Gesetzgeber<br />

eine Selbstvornahme – allerdings<br />

auch erst nach einer angemessenen<br />

Frist. Im Zweifelsfall helfen auch die AGB<br />

nicht: Selbst wenn die Einkaufsbedingungen<br />

einen Anspruch auf Erstattung der<br />

eigen mächtigen Reparaturen vorsehen,<br />

kann ein Gericht diese Klausel im Streitfall<br />

unter Berufung auf § 307 BGB für unwirksam<br />

erklären. Hier steht sinngemäß:<br />

AGB sind unwirksam, wenn sie mit wesentlichen<br />

Grundsätzen der gesetzlichen<br />

Regelung, von der sie abweichen, nicht zu<br />

vereinbaren sind. Eine gültige Formulierung<br />

müsste also so oder so ähnlich lauten:<br />

„Kommen Sie Ihrer Pflicht zur Nachbesserung<br />

oder Neulieferung innerhalb<br />

einer von uns gesetzten angemessenen<br />

Frist schuldhaft nicht nach, dann sind wir<br />

berechtigt, den Mangel selbst zu beseitigen<br />

bzw. die Reparatur von einem Dritten<br />

durchführen zu lassen und Ersatz der erforderlichen<br />

Aufwendungen von Ihnen zu<br />

verlangen.“<br />

Die richtige Frist<br />

Was aber ist eine „angemessene Frist“?<br />

Die Bandbreite der Urteile reicht von „die<br />

Frist muss objektiv an Art und Umfang<br />

der erforderlichen Arbeiten ausgerichtet<br />

werden“ bis hin zu einem „Zeitraum, in<br />

dem der Mangel unter größten Anstrengungen<br />

beseitigt werden kann“. Fällt die<br />

Frist zu kurz aus, tritt stattdessen automatisch<br />

eine angemessene Frist in Kraft.<br />

Der Verkäufer muss sich in jedem Fall anstrengen.<br />

Der Käufer übrigens auch: Er ist<br />

zur Mithilfe zum Beispiel durch Kommunikationsbereitschaft<br />

und Zutrittsgenehmigungen<br />

verpflichtet. Gewährt er diese<br />

nicht, erlöschen seine Ansprüche auf<br />

Mängelbeseitigung. Maßgeblich sind jeweils<br />

die Umstände des Einzelfalls, im<br />

Zweifelsfall muss ein Richter entscheiden.<br />

Keine Regel ohne Ausnahme<br />

Drei Szenarien kann der Käufer nach einer<br />

eigenmächtigen Mängelbeseitigung<br />

allerdings doch für die Durchsetzung seiner<br />

Rechte nutzen. In allen dreien ist<br />

aber er beweispflichtig bzw. muss er<br />

selbst aktiv werden. Erstens, wenn der<br />

Verkäufer einen Mangel arglistig verschwiegen<br />

hat – er also vom Mangel<br />

wusste, den Käufer aber nicht vorab informiert<br />

hat. In diesem Fall sieht der Gesetzgeber<br />

keine Vertrauensgrundlage<br />

mehr für eine weitere Zusammenarbeit.<br />

Arglistige Täuschung ist in der B-to-<br />

B-<strong>Beschaffung</strong> allerdings schwer zu beweisen.<br />

Zweitens, wenn die Fristsetzung<br />

ausnahmsweise entbehrlich ist. Das ist<br />

sie, wenn der Verkäufer den Mangel rigoros<br />

bestreitet und/oder eine Nacherfüllung<br />

„ernsthaft und endgültig“ verweigert.<br />

Ein bloßes Anzweifeln des rechtlichen<br />

Anspruches reicht dazu nicht aus.<br />

Der Käufer sollte in diesem Fall auf eine<br />

schriftliche Absage bestehen. Bekommt<br />

er diese nicht, muss er die angemessene<br />

Frist zur Wahrung der eigenen Rechte<br />

wohl oder übel abwarten.<br />

Ist die gesetzte Frist zur Mängelbeseitigung<br />

objektiv zu kurz, setzt automatisch eine<br />

angemessene Frist ein.<br />

Eine Fristsetzung ist ebenfalls entbehrlich,<br />

wenn nach § 323 BGB besondere<br />

Umstände vorliegen, die unter Abwägung<br />

der beiderseitigen Interessen einen sofortigen<br />

Rücktritt rechtfertigen. Das ist<br />

beim Eingangsbeispiel mit dem defekten<br />

Flurförderfahrzeug der Fall: Hier drohen<br />

Logistik engpässe und damit verbundene<br />

Konsequenzen, die höher zu bewerten<br />

sind als das Recht auf eine fristgebundene<br />

Nachbesserung. Die Rechtsprechung<br />

setzt dabei allerdings hohe Hürden: Der<br />

drohende Schaden muss unverhältnismäßig<br />

groß sein. Wie groß, entscheiden die<br />

Gerichte wiederum unterschiedlich. Die<br />

dritte Möglichkeit zur Durchsetzung der<br />

Rechte eines Einkäufers nach einer eigenmächtigen<br />

Mängelbeseitigung: die<br />

partnerschaftliche Verhandlung mit dem<br />

Vertragspartner. Was in jedem Fall vorzuziehen<br />

ist.<br />

Michael Grupp,<br />

Journalist, Stuttgart<br />

Bild: womue/stock.adobe.com<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 29


TITEL » Automation<br />

Bild: Pilz /iStock.com/gordenkoff<br />

Pilz hat für sein Sicherheitsschaltgerät<br />

myPNOZ<br />

ein digitales, durchgängiges<br />

Komplettkonzept von<br />

der Auswahl bis zur<br />

Bestellung aufgesetzt.<br />

Sicherheitsschaltgeräte „Made by Industrie 4.0“<br />

Maßgeschneiderte<br />

Automation<br />

Das Automatisierungsunternehmen Pilz setzt einen Meilenstein für die<br />

sichere Automation. Ein neuartiger, digital durchgängiger Prozess, der<br />

die Erstellung, die Simulation und die Bestellung sowie die Inbetriebnahme<br />

komplett umfasst, ist wesentliches Merkmal des Sicherheitsschaltgerätes<br />

myPNOZ: das „weltweit erste Sicherheitsschaltgerät in<br />

Losgröße 1“.<br />

30 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Als der Arbeitskreis Industrie 4.0 gegründet wurde,<br />

war auch Susanne Kunschert, geschäftsführende<br />

Gesellschafterin der Pilz GmbH &Co. KG, dabei.<br />

Jetzt, zehn Jahre später präsentiert ihr Unternehmen<br />

eine Produktneuheit, die<br />

genau in die Industrie-<br />

4.0-Philosophie passt: das<br />

„weltweit erste Sicherheitsschaltgerät<br />

in Losgröße 1“<br />

myPNOZ. Dabei war die eigentliche<br />

Herausforderung<br />

oder Leistung nicht die Entwicklung<br />

eines neuen,<br />

zwangsgeführten Relais inklusive der Zulassungen.<br />

Das beweist Pilz mit den Sicherheitsschaltgeräten aus<br />

der PNOZ-Familie schon lange. Die Herausforderung<br />

lag darin, dem Anwender einen völlig neuartigen Weg<br />

zu ermöglichen, wie dieser „seine“ Lösung für „seine“<br />

Sicherheitsapplikation zeitnah bekommt.<br />

Pilz setzt dabei auf Vernetzung, die insbesondere im<br />

Kontext von Industrie 4.0 ein Schlüsselbegriff ist. Harald<br />

Wessels, Vice President Product Management bei<br />

Pilz meint dazu: „Erst durch die Vernetzung wird es<br />

möglich, nicht nur einen Produktionsschritt, sondern<br />

eine ganze Wertschöpfungskette zu optimieren. Diese<br />

Wertschöpfungskette umfasst idealerweise alle Phasen<br />

des Lebenszyklus eines Produktes – von der bloßen<br />

Produkt-Idee über die Entwicklung, die Fertigung,<br />

die Anwendung bis hin zu Wartung und einem<br />

möglichen Recycling.“<br />

Neuartig ist dabei der Prozess von der Erstellung, Bestellung<br />

und Lieferung bis zur finalen Inbetriebnahme.<br />

Für die Bestellung beim Kunden hat Pilz das<br />

Online-Tool „myPNOZ Creator“ entwickelt. Über das<br />

Tool können Kunden ihr Sicherheitsschaltgerät erstmals<br />

selbst zusammenstellen. Software-Kenntnisse<br />

für die Programmierung oder Erstellung sind nicht<br />

notwendig. Die Kunden erhalten dann „ihr“ Produkt<br />

vormontiert und einbaufertig – sogar in Losgröße 1.<br />

»Anwender können im<br />

myPNOZ Creator auch<br />

direkt die erstellte<br />

Logik simulieren.«<br />

Florian Rotzinger, Pilz<br />

Kernstück myPNOZ Creator<br />

Kern der Sicherheitsschaltgeräte ist der neu entwickelte<br />

„myPNOZ Creator“. Er ist Produktkatalog, Auswahlhilfe<br />

und Engineering Plattform in einem, beinhaltet<br />

auch Simulation, Dokumentation und Bestell-Tool.<br />

Kunden kreieren damit ihre eigene gemäß Risikoanalyse<br />

ermittelte Sicherheitslösung. Das Ergebnis ist ein<br />

maßgeschneidertes virtuelles Produkt. Der Anwender<br />

erhält eine Dokumentation und einen Verdrahtungsplan,<br />

sodass er per Knopfdruck sein Schaltgerät<br />

myPNOZ in der gewünschten Konfiguration bestellen<br />

kann. Auch die Bestellung erfolgt mit Unterstützung<br />

des „myPNOZ Creator“. Anschließend wird das Gerät<br />

von Pilz vormontiert, eingestellt, getestet und als vorkonfiguriertes<br />

System installationsfertig geliefert. Die<br />

Kunden benötigen weder für die Einrichtung, Inbetriebnahme<br />

noch für den Austausch irgendwelche speziellen<br />

Programmierkenntnisse, auch eine separate<br />

Software ist nicht notwendig. Der<br />

Anwender wählt seine Sicherheitsfunktionen<br />

und die dazu passenden<br />

Verknüpfungen, der Creator<br />

wählt die ideale Hardware.<br />

Mit der Lieferung des vorkonfigurierten<br />

und einbaufertigen Sicherheitsschaltgerätes<br />

erhält der<br />

Kunde eine so genannte „Cause<br />

and Effect -Table“, praktisch eine technische Matrix,<br />

die die Inbetriebnahme unterstützt. Die Lieferung<br />

enthält zudem einen Typencode mit Produktbezeichnung,<br />

so dass er bei Bedarf dasselbe Gerät jederzeit<br />

erneut bestellen kann.<br />

myPNOZ kommt beim Kunden gänzlich ohne Engineering-Software<br />

aus. Im Aufbau, bei der Verknüp-<br />

PNOZ<br />

Mit den neuartigen Sicherheitsschaltgerät myPNOZ werden<br />

sichere Lösungen angeboten, die nach kundenspezifischen<br />

Anforderungen individuell in Losgröße 1 gebaut werden.<br />

Bild: Pilz<br />

In den 80er-Jahren entwickelte Pilz einen in ein<br />

Gehäuse integrierten redundant aufgebauten<br />

Sicherheits schalter mit Schützen. Kleiner als die<br />

konventionelle Schaltung mit Schützen, in der<br />

Handhabung einfacher, vor allem aber sicherer<br />

durch eine zertifizierte Baumusterprüfung, sollte<br />

die neue Lösung sein. Das war die Geburtsstunde<br />

des weltweit ersten Sicherheitsschaltgerätes<br />

PNOZ (P = Pilz, NO = Not-Aus, Z = zwangsgeführt).<br />

Analog zum technischen Fortschritt folgten in den<br />

Jahren darauf mehrere PNOZ-Familien mit<br />

branchenübergreifenden Sicherheitslösungen für<br />

nahezu jede Anforderung.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 31


TITEL » Automation<br />

Pilz GmbH & Co. KG<br />

Die Pilz Gruppe ist globaler Anbieter von Produkten,<br />

Systemen und Dienstleistungen für die Automatisierungstechnik.<br />

Das Familienunternehmen<br />

mit Stammsitz in Ostfildern beschäftigt rund 2500<br />

Mitarbeiter. Mit 42 Tochtergesellschaften und Niederlassungen<br />

schafft Pilz weltweit Sicherheit für<br />

Mensch, Maschine und Umwelt. Das Technologieunternehmen<br />

bietet komplette<br />

Automatisierungslösungen , die Sensorik, Steuerungs-<br />

und Antriebstechnik umfassen – inklusive<br />

Systeme für die industrielle Kommunikation,<br />

Diagnose - und Visualisierung. Ein internationales<br />

Dienstleistungsangebot mit Beratung, Engineering<br />

und Schulungen rundet das Portfolio ab. Lösungen<br />

von Pilz kommen über den Maschinenund<br />

Anlagenbau hinaus in zahlreichen Branchen,<br />

wie etwa der Intralogistik, der Bahntechnik oder<br />

im Bereich Robotik zum Einsatz.<br />

www.pilz.com<br />

Vorteile auch bei kleinem Budget<br />

myPNOZ richtet sich an Maschinen-, Anlagenbauer<br />

und Automatisierer aller Branchen, die zwei bis maximal<br />

16 Sicherheitsfunktionen abdecken und dabei<br />

keine Engineering-Software einsetzen wollen. Kleinere<br />

und mittlere Unternehmen, die ihren Schaltschrank<br />

(die Maschinensteuerung ausgenommen) aus unterschiedlichen<br />

Gründen frei von Software halten wollen,<br />

profitieren insbesondere. Wartungsaufwand vermeiden,<br />

keine externen Systemtechniker, Kostenersparnis<br />

bei der Software-Ausbildung des Personals, dies alles<br />

sind wirtschaftliche Vorteile. Zusätzlich kann der Austausch<br />

von Modulen Kosten optimierend wirken: Ist<br />

nur ein Modul defekt, braucht das Modul lediglich getauscht<br />

zu werden und die Maschine läuft wieder!<br />

Darüber hinaus hat myPNOZ auch jene Anlagenhersteller<br />

im Fokus, für die sich konfigurierbare Kleinsteuerungen<br />

wie PNOZmulti 2 von Pilz (noch) nicht<br />

lohnen, die aber mehrere Sicherheitsfunktionen gerne<br />

mit einer der Software-Programmierung vergleichbaren<br />

Logik einrichten wollen. Schließlich adressiert<br />

myPNOZ auch jene Anwender, die konventionelle<br />

Sicher heitsschaltgeräte des Herstellers wie beispielsweise<br />

PNOZsigma bereits im Einsatz haben, ihre<br />

Applikation aber umrüsten auf mehr als eine Sicherheitsfunktion,<br />

die abgedeckt werden soll. Hier bekommen<br />

sie mit myPNOZ ein System für ihre <strong>aktuell</strong>en<br />

Bedürfnisse.<br />

Für Kunden stellt sich nun die Frage, wann man<br />

myPNOZ und wann ein „konventionelles“ PNOZ einfung<br />

einzelner Funktionen sowie beim Gesamtprozedere<br />

des Erstellungs-, Simulations-, Bestell- und Liefervorgangs<br />

folgt myPNOZ einer neuen Sicht- und<br />

Denkweise. Denn, der besondere Clou ist die neuartige<br />

interne Logik des Produktes: Aufgrund des modularen<br />

Aufbaus lassen sich mit myPNOZ mehrere Sicherheitssensoren<br />

überwachen, ohne – wie zuvor –<br />

mehrere Schaltgeräte verdrahten zu müssen. Der logische<br />

Aufbau, der Verzicht auf nicht benötigte Teile,<br />

sowie der schlanke Konfigurations- und Bestellprozess<br />

von myPNOZ im Vergleich zu marktüblichen<br />

konventionellen Sicherheitsschaltgeräten bietet Anwendern<br />

deutliche Vorteile.<br />

Aufgrund des modularen Aufbaus lassen sich mit myPNOZ mehrere Sicherheitssensoren<br />

überwachen, ohne – wie zuvor – mehrere Schaltgeräte verdrahten<br />

zu müssen.<br />

Bild: Pilz<br />

Über das intuitiv bedienbare Onlinetool myPNOZ Creator stellen Anwender<br />

„ihr“ individuelles Sicherheitsschaltgerät myPNOZ zusammen.<br />

Bild: Pilz/iStock.com/industryview<br />

32 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


setzt. Als Faustformel gilt: Eine oder zwei Sicherheitsfunktionen<br />

wie z. B. Not-Halt und Schutztür lassen<br />

sich auch in Zukunft gut und wirtschaftlich über ein<br />

klassisches Sicherheitsschaltgerät abdecken. Unbedingt<br />

aber sollte myPNOZ im Bereich zwischen zwei<br />

bis sechzehn überwachten Sicherheitsfunktionen als<br />

effiziente und rentable Alternative in Erwägung gezogen<br />

werden. Im Vergleich zu konventionellen Schaltgeräten<br />

ist myPNOZ in diesem Segment die flexiblere<br />

und ausbaufähigere Variante.<br />

myPNOZ oder „nur“PNOZ?<br />

Bereits ab zwei Sicherheitsfunktionen ist ein Vergleich<br />

zwischen myPNOZ und PNOZsigma empfehlenswert.<br />

Ein Beispiel: Bei einem einfachen Pressen-Retrofit mit<br />

einem abzusichernden Not-Aus und Schutztür wäre<br />

auf den ersten Blick ein klassisches Sicherheitsschaltgerät<br />

PNOZ ausreichend. Kommt aber noch ein Lichtgitter<br />

hinzu oder soll das Sicherheitskonzept noch unterschiedliche<br />

Zonen berücksichtigen, empfiehlt sich<br />

myPNOZ. Vergleichbares gilt für Anlagen mit zwei Zonen,<br />

die der Betreiber sicherheitstechnisch unterschiedlich<br />

behandeln will. Eine wirtschaftliche Sicherheitslösung<br />

soll schließlich nicht die komplette Anlage,<br />

sondern nur einen Teil davon im Notfall stillsetzen.<br />

Aufgaben, die sich mit myPNOZ schnell zusammenstellen<br />

und kostengünstig lösen lassen, zumal die bereits<br />

individuell vormontiert<br />

gelieferten Systeme<br />

nur noch eingebaut und<br />

»Der Anwender wählt die<br />

Sicherheits funk tionen und<br />

die dazu passenden<br />

Verknüpfungen,<br />

der Creator wählt die<br />

ideale Hardware.«<br />

angeschlossen werden<br />

müssen. Die Anlagen gehen<br />

schneller in Betrieb,<br />

der Prozess ist deutlich<br />

weniger fehleranfällig<br />

und Hersteller und Betreiber<br />

sparen somit Zeit<br />

und Geld. Steht ein vergleichbares<br />

Projekt an, ist<br />

dieselbe myPNOZ-Lösung<br />

über einen mitgelieferten Typencode erneut bestellbar.<br />

Aufbau und Flexibilität des Gesamtsystems lassen<br />

eventuelle Anpassungen und Änderungen einfach zu.<br />

Grundsätzlich ist myPNOZ so ausgelegt, dass die interne<br />

Logik bei Bedarf über die Steckreihenfolge einfach<br />

veränder- oder erweiterbar ist. (sas)<br />

Harald Wessels, Pilz<br />

Was das myPNOZ für den Kunden bedeutet<br />

Harald Wessel,<br />

Vice President<br />

Produktmanagement,<br />

Pilz<br />

Wie lang sind die Lieferzeiten für<br />

die individuell mit dem myPNOZ<br />

Creator konfigurierten Schaltgeräte?<br />

Harald Wessel: Wir haben die<br />

System montage in alle unsere<br />

internationalen Tochtergesellschaften<br />

ausgelagert sowie in unserer<br />

deutschen Produktion in Ostfildern<br />

etabliert, so dass wir jetzt bereits in<br />

der Lage sind, die individuellen<br />

myPNOZ- Systeme vor Ort nach Erhalt<br />

der Bestellung und auf Basis der<br />

Kunden spezifikationen zu finalisieren<br />

und zu liefern. Wir sprechen daher<br />

von einer Lieferzeit, wie sie unsere<br />

Kunden von unseren auf Lager<br />

liegenden Produkten gewohnt sind.<br />

Wie sieht es mit der Anbindung an<br />

die internen Einkaufssysteme der<br />

Kunden aus? Gibt es Schnittstellen<br />

zu SAP oder anderen ERP-Tools der<br />

Kunden?<br />

Schauen wir getrennt auf Einzel- und<br />

Serienbestellungen: Eine direkte<br />

Schnittstelle an ein EDI-Kundensystem<br />

ist für Einzelbesteller nicht notwendig:<br />

Denn, die umfassende Prozesskomplexität<br />

des myPNOZ Creators<br />

– also dessen Logik – müsste in Teilen<br />

in das Kundensystem implementiert<br />

werden, um das Konfigurations -<br />

ergebnis des Kunden, sprich die Bestellung,<br />

per EDI an uns übermitteln<br />

zu können. Diesen Aufwand ersparen<br />

sich Einzelbesteller über den myPNOZ<br />

Creator. Er bietet alle Fea tures, die der<br />

Kunde für seine individuelle myPNOZ-<br />

Bestellabwicklung benötigt . Daher ist<br />

die direkte Schnittstelle Creator – Pilz<br />

E-Shop ausreichend und der bessere<br />

Weg. Vom Creator aus wird die Bestellung<br />

über unser SAP-System abgewickelt<br />

und die daraus resultierenden<br />

Dokumente wie Auftragsbestätigung<br />

und Rechnung dem Kunden zur<br />

Verfügung gestellt . Diese kann er<br />

auch direkt über unseren Pilz E-Shop<br />

24/7 ein sehen. Der Weg über das Onlinetool<br />

ist hier somit schneller und<br />

einfacher und auch sehr transparent.<br />

Für Serien besteller bietet der Creator<br />

sogar doppelte Bestell-Vorteile: Wenn<br />

ein OEM für seine Serienbestellung<br />

seine myPNOZ- Lösung über den<br />

Creator einfach und schnell<br />

zusammen gestellt hat, kann er über<br />

den kundenspezifischen Typen -<br />

schlüssel immer wieder dieselbe<br />

Lösung in Serie ordern – in diesem<br />

Fall macht die Implementierung einer<br />

EDI-Schnittstelle beim Kunden Sinn,<br />

da sich so der Aufwand für seine<br />

Serien bestellung zusätzlich reduziert.<br />

Die Fragen stellte Sabine Schulz-Rohde<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 33


» ZULIEFERUNG<br />

Oberflächentechnik<br />

Antriebe bleiben gut in Form<br />

Ob Korrosion, Chemikalien, Abrieb, Kratzer oder Feuchtigkeit – vor derlei Einflüssen schützt<br />

Nord Drivesystems seine Antriebssysteme und bietet verschiedene Verfahren für jeden Anwendungsbereich.<br />

Die Auswahl reicht von umweltschonenden Lackierungen über langlebige<br />

Hochleistungsbeschichtungen bis hin zur innovativen Oberflächenveredelung nsd tupH.<br />

Die Oberflächenveredelung nsd tupH schützt<br />

Getriebe, Glattmotoren, Frequenzumrichter<br />

und Motorstarter im washdown-optimierten<br />

Aluminiumgussgehäuse sicher vor Korrosion.<br />

Schmutz, Feuchtigkeit, Spritzwasser<br />

und aggressive Medien können Maschinen<br />

und Anlagen in Produktionsumgebungen<br />

erheblich zusetzen. Umso mehr<br />

gilt es, diese und die darin eingesetzte<br />

Antriebstechnik vor äußeren Einflüssen zu<br />

schützen. Auch wenn Motor und Getriebe<br />

bereits konstruktiv großen Schutz bieten,<br />

wie Nord Drivesystems dies für seine Geräte<br />

und Systeme reklamiert, geht der Anbieter<br />

noch einen Schritt weiter. Besondere<br />

Beschichtungen, Lackierungen und<br />

Veredelungsverfahren schützen die Oberflächen<br />

der Antriebssysteme zusätzlich<br />

und sorgen für ein ästhetisches und einheitliches<br />

Erscheinungsbild.<br />

Für Lackierungen kommen sogenannte<br />

High-Solid-Lacke der neuesten Generation<br />

zum Einsatz. Dies soll die Lösungs -<br />

mittelemissionen deutlich unter die gesetzlich<br />

festgelegten Grenzwerte senken.<br />

Diese Lacke besitzen einen hohen Feststoffanteil<br />

von bis zu 80 % und vereinen<br />

die Emissionsvorteile von Hydrolacken<br />

mit der Funktionalität lösemittelhaltiger<br />

Beschichtungsmaterialien. Überdies erlaubt<br />

der geringere Lösemittelanteil von<br />

nur circa 20 Prozent laut Angaben sehr<br />

kurze Trocknungszeiten in der Produktion.<br />

Dies ist ein entscheidender Vorteil gegenüber<br />

wasserbasierten Lacksystemen.<br />

Bild: Nord Drivesystems<br />

Langlebige Pulverlacke<br />

Robuste und langlebige Pulverbeschichtungen<br />

bietet Nord für den Einsatz in der<br />

Elektroindustrie. Die behandelten Oberflächen<br />

sind stoß-, kratz- und abriebfester,<br />

witterungs- und chemikalienbeständig<br />

sowie noch robuster als konventionelle<br />

Lacke von Nord. Die antistatischen Eigenschaften<br />

der elektrisch leitfähigen Pulverlacke<br />

verhindern zudem ein statisches<br />

Aufladen der Antriebstechnik, dies verhindere<br />

Betriebsausfälle auf ein Minimum,<br />

heißt es. Überdies sind Pulver -<br />

beschichtungen frei von Lösungemitteln<br />

und leisten damit einen wichtigen Beitrag<br />

zum Umweltschutz.<br />

Alternative zu Edelstahl<br />

Für besonders hohe Anforderungen an<br />

den Oberflächen- und Korrosionsschutz<br />

empfiehlt Nord die Oberflächenveredelung<br />

nsd tupH In einem speziellen Verfahren<br />

wird die Oberfläche korrosionsbeständig<br />

und härter und macht Aluminium<br />

ähnlich korrosionsfest wie Edelstahl. Das<br />

Verfahren ist jedoch keine Beschichtung,<br />

vielmehr erzeugt die Oberflächenveredelung<br />

eine permanent mit dem Grundwerkstoff<br />

verbundene Schutzschicht. So<br />

kann nichts abplatzen oder abblättern.<br />

Etwaige Beschädigungen bleiben lokal<br />

und breiten sich nicht aus. Die Antriebe<br />

lassen sich leicht reinigen und sind weitgehend<br />

unempfindlich gegenüber Säuren<br />

und Laugen. Selbst der Einsatz von Hochdruckreinigern<br />

oder der Kontakt mit aggressiven<br />

Medien sind ohne Weiteres<br />

möglich, betont Nord.<br />

Eine Behandlung mit nsd-tupH ist für<br />

den größten Teil des Nord-Antriebsbaukastens<br />

aus Aluminium verfügbar. Sie eignet<br />

sich sowohl für hygienisch sensible<br />

Anwendungen im Food-Bereich als auch<br />

für verschiedenste Einsätze in der Verfahrens-<br />

oder auch Pharmaindustrie. Typische<br />

Anwendungen finden sich in Förderbändern,<br />

Pumpen, Mixern oder Rührwerken,<br />

aber auch in Wasser- und Abwasseranlagen<br />

sowie in Autowaschanlagen. (dk)<br />

www.nord.com<br />

34 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Vakuumerzeuger<br />

Werkstückhandhabung wird effizienter<br />

Bild: SMC<br />

führungen mit einem maximalen<br />

Saugvolumenstrom<br />

von 100 l/min (ZL1), 300<br />

l/min (ZL3) und 600 l/min<br />

(ZL6). Zusätzlich bietet diese Serie<br />

gegenüber einer 1-stufigen Düsenausführung<br />

einen erhöhten Saugvolumenstrom<br />

von bis zu 250 %, heißt es weiter. Dank<br />

der neuen Düsenkonstruktion mit 3-Stufen-Diffusor<br />

lässt sich der Saugvolumen-<br />

Die mehrstufigen Vakuumerzeuger der<br />

Serie ZL hat SMC um die besonders energiesparenden<br />

Versionen ZL3 und ZL6<br />

erweitert. Leichter als die bisherigen Modelle<br />

und mit erhöhtem Saugvolumenstrom<br />

und Energiesparfunktionen ausgestattet,<br />

steigern sie die Effizienz von<br />

Vakuum-Anwendungen, bei denen unterschiedlichste<br />

Werkstücke gehandhabt<br />

werden. Die neue Serie umfasst drei Ausstrom<br />

bei<br />

gleichbleibender<br />

Druckluftzufuhr also mehr als<br />

verdoppeln. Die hohe Saugleistung<br />

sorgt für kürzere Taktzeiten, steigert dadurch<br />

die Ausbringungsmenge und macht<br />

beispielsweise Prozesse bei Pick&Place-<br />

Anwendungen sichererer und effizienter.<br />

www.smc.de<br />

IO-Link-fähiger Sensor<br />

Temperatur in hydraulischen Ölbehältern stets im Blick<br />

Bild: Bühler<br />

Um fluidtechnische Systeme zu betreiben, muss das gewählte Zeitfenster genau überwacht<br />

werden. Der Grund: Hydraulik- und Schmieröle verändern ihre Viskosität abhängig<br />

von der Temperatur. Deshalb reicht es auch nicht mehr aus, in kommunikativen<br />

Steuerungsabläufen eine Maximaltemperatur binär zu setzen. Umso wichtiger ist die<br />

Ist-Temperatur im Ölbehälter als Mittelwert und eventuell an weiteren kritischen<br />

Punkten des Systems. Diese anspruchsvolle Aufgabe löst der IO-Link-fähige Temperatursensor<br />

der Baureihe TF von Bühler. Die offene Parametrierungsmöglichkeit via IO-<br />

Link eröffnet Betreibern die Standardisierung der Sensoreintauchlängen und unterstützt<br />

so die Werksnormung mit positiven Folgen für <strong>Beschaffung</strong> und Ersatzteilversorgung.<br />

Der TF-Sensor eignet sich für alle fluidtechnischen Anwendungen, die keine Anzeige<br />

der Ist-Temperatur vor Ort erfordern oder sich mit anderen Funktionen wie etwa<br />

dem Füllstand kombinieren lassen. Die digitale bidirektionale Kommunikation dieser<br />

Sensoren erfüllt laut Bühler alle Anforderungen der modernen Fabrikautomation.<br />

www.buehler-technologies.com<br />

Wellenfeder<br />

Sonderlösung für kompakte Bauräume<br />

Mit der Wellenfeder bietet Bohnert eine<br />

ideale Sonderlösung für kompakte Bauräume<br />

in vielen Branchen. Je kleiner, desto<br />

besser – diese Anforderung ist gerade<br />

im Automobilbau, der Feinmechanik oder<br />

dem Maschinen- und Apparatebau ebenso<br />

wichtig wie gesetzliche Grundlagen,<br />

Funktionalität, Qualität und Kosten. Wellenfedern<br />

sind gewundene, federnde Teile,<br />

die aus Flachmaterial gefertigt werden.<br />

Ihr besonderes Merkmal ist die Reduktion<br />

der Federhöhe gegenüber der Druckfeder<br />

um bis zu 50 % – bei gleichbleibender<br />

Federkraft und gleichbleibendem Federnweg.<br />

Das Portfolio von Bohnert bietet<br />

einlagig überlappende Wellenfedern,<br />

mehrlagige und Wellenfedern mit parallelen<br />

Enden sowie verschachtelte Varianten.<br />

Letztere Sonderform wird verwendet,<br />

wenn höhere Federkräfte mit geringem<br />

Arbeitshub benötigt werden.<br />

Zur Produktion der Wellen -<br />

federn betreibt Bohnert einen<br />

Maschinenpark, der bis zu einem<br />

Materialquerschnitt von<br />

7 mm² fertigen kann. Den<br />

Flachdraht bezieht der Hersteller<br />

von der Bruker-Spalek<br />

GmbH, die wie Bohnert Teil<br />

der Kern-Liebers-Firmengrup-<br />

pe ist. Die Sonderverpackungen erstellt<br />

der Anbieter selbst und erfüllt laut eigenen<br />

Angaben auch kurzfristige Kundenwünsche<br />

flexibel und schnell.<br />

www.bohnert-federn.de<br />

Bild: Bohnert<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 35


» INTRALOGISTIK<br />

Bestandsoptimierung<br />

Analyse-Dashboards<br />

ermöglichen Fokussierung<br />

Die Designmarke Fatboy trotzt der Corona-Krise. Ein unerwarteter Anstieg der<br />

Nachfrage an Lifestyle-Produkten in Kombination mit pandemiebedingten<br />

Engpässen bei den Lieferanten stellen eine große Herausforderung dar, die das<br />

Unternehmen mithilfe der Bestandsoptimierungslösung Slim4 meistert.<br />

Das Dashboard von Slim4 zeigt, wie es um die Bestände steht.<br />

Die niederländische Designmarke<br />

Fatboy war gerade erst mit Slim4<br />

live gegangen, als die Corona-Krise<br />

begann und extreme Nachfrageschwankungen<br />

eintraten. „Wir rechneten zu<br />

Beginn der Pandemie mit einem Umsatzeinbruch,<br />

aber das Gegenteil war der Fall:<br />

Die Nachfrage vieler Produkte schoss in<br />

die Höhe“, erinnert sich Kim de Jong, Demand<br />

& Supply Planner bei Fatboy, und<br />

ist sich sicher: „Wenn wir unser Lager zu<br />

diesem Zeitpunkt noch – wie zuvor – mit<br />

Excel verwaltet hätten, hätten wir diese<br />

Situation nie gemeistert.“<br />

Mit Excel und ohne<br />

Übersicht<br />

Lange Zeit plante das Unternehmen, das<br />

den Sitzsack zum weltweiten Kultobjekt<br />

machte, seinen Bedarf mithilfe von<br />

Microsoft Excel. Doch das Team um Kim<br />

de Jong, das für Prognosen, Einkauf und<br />

die Lagerverwaltung von insgesamt 1600<br />

Artikeln und Halbfabrikaten zuständig ist,<br />

stößt mit wachsendem Umsatz und<br />

zunehmend größerem<br />

Sortiment zusehends<br />

mit dieser<br />

Arbeitsweise an<br />

seine Grenzen.<br />

„Excel machte es<br />

uns schwer, Trends<br />

zu erkennen, weil<br />

wir nur 12 Monate<br />

zurückblicken<br />

konnten. Wir hatten<br />

auch wenig<br />

Einfluss auf sai sona le Muster und Nachfragespitzen.<br />

Die Prognose war nicht anpassbar,<br />

sodass einmalige Spitzen nicht<br />

Bild: Slimstock<br />

»Wir rechneten zu<br />

Beginn der Pandemie<br />

mit einem Umsatz -<br />

einbruch, aber das<br />

Gegenteil war der Fall.«<br />

Kim de Jong,<br />

Demand & Supply Planner<br />

ausgeschlossen werden konnten. Infolgedessen<br />

habe ich jede Woche viel Zeit<br />

investieren müssen, um die richtigen<br />

Bestellungen vorzubereiten. Auch erlaubte<br />

es uns Excel nicht, zwischen einzelnen<br />

Service-Leveln zu differenzieren, sodass<br />

wir bei einigen Produkten zu viel und bei<br />

anderen wiederum zu wenig Sicherheitsbestand<br />

hatten“, beschreibt Kim de Jong<br />

die Situation.<br />

Nachfrage schoss durch<br />

Lockdown in die Höhe<br />

Die Entscheidung für eine zukunftssichere<br />

Bestandsmanagement-Lösung fällt nach<br />

einem Auswahlverfahren auf Slim4 von<br />

Slimstock. De Jong sagt: „Ich kannte<br />

Slim4 bereits, da mein vorheriger Arbeitgeber<br />

ebenfalls mit der Software gearbeitet<br />

hat. Dennoch haben wir auch andere<br />

Lösungen in Betracht gezogen. Letztendlich<br />

waren die Benutzerfreundlichkeit von<br />

Slim4 sowie die Mitarbeiter von Slimstock<br />

selbst ausschlaggebend.“<br />

Nach und nach wurde Slim4 in Betrieb<br />

genommen und<br />

war bei Fatboy Ende<br />

März vollends<br />

einsatzbereit.<br />

„Dann brach die<br />

Corona-Krise aus“,<br />

erinnert sich de<br />

Jong mit einem alles<br />

sagenden Blick.<br />

Diese läutete den<br />

Beginn einer Periode<br />

großer Unsicherheit<br />

ein, sowohl auf der Angebotsals<br />

auch auf der Nachfrageseite. Entgegen<br />

der Erwartungen brach der Umsatz<br />

36 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Slimstock GmbH<br />

1993 gegründet, entwickelte<br />

sich Slimstock zum Markt -<br />

führer im Bereich Bestands -<br />

optimierung in Europa. Slim4<br />

ist eine ganzheitliche Software-Lösung<br />

für Prognosen,<br />

Bedarfsplanung und<br />

Bestandskontrolle und wurde<br />

mit dem Ziel entwickelt, den<br />

Kunden zu helfen, den richtigen<br />

Bestand am richtigen Ort<br />

und zur richtigen Zeit bereit<br />

zu haben.<br />

Neben ihrer Software-Lösung<br />

bietet Slimstock auch<br />

projektbezogene Betreuung<br />

und Dienst leistungen wie<br />

Coaching, Analysen und<br />

vorübergehende professionelle<br />

Hilfe.<br />

www.slimstock.com<br />

aber nicht ein. Im Gegenteil: Die Menschen<br />

nutzten den ersten Lockdown für<br />

Umbauten und zur Verschönerung der eigenen<br />

vier Wände, des Balkons oder Gartens.<br />

Die Nachfrage vieler Fatboy-Produkte<br />

schoss so in die Höhe. Das Team um de<br />

Jong musste alle Register ziehen, um zusätzliche<br />

Ware zu beziehen und bestehende<br />

Aufträge zu beschleunigen. Gerade<br />

bei Lieferungen aus China kam es durch<br />

den dortigen Lockdown zu starken Verzögerungen.<br />

Die Einschätzung von Lieferzeiten<br />

wurde zusehends schwieriger.<br />

Simulationen elementar für<br />

strategische Planung<br />

„Die ganze Situation war hektisch. Wir<br />

hatten mehr als Glück, dass wir Slim4<br />

kurz vorher eingeführt hatten“, führt Kim<br />

de Jong weiter aus. „So hatten wir trotz<br />

der neuen Umstände immer noch die<br />

Kontrolle. Wenn man unter Zeitdruck<br />

steht, ist Fokussierung besonders wichtig.<br />

Die Konzentration muss dann auf die<br />

wichtigsten Artikel und Aktionen gerichtet<br />

sein. In Slim4 wird alles visuell dargestellt,<br />

sodass wir genau sehen konnten,<br />

welche Artikel zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

vorrangig behandelt werden mussten.<br />

Nur auf dieser Grundlage konnten<br />

wir sinnvolle Maßnahmen ergreifen, um<br />

in der gegebenen Situation noch ein<br />

Maximum an Umsatz und Gewinnspanne<br />

zu erzielen.“<br />

Eine Funktion von Slim4, die sich während<br />

der Krise als sehr wertvoll erwiesen<br />

hat, war die Simulation von Szenarien.<br />

„Man weiß nicht, wie sich die Nachfrage<br />

entwickeln wird, dennoch möchte man<br />

ein Gefühl für die Entscheidungen bekommen,<br />

die man trifft. Was sind die Auswirkungen?<br />

Angenommen, die Nachfrage<br />

nach einem bestimmten Produkt bricht<br />

plötzlich wieder ein, für wie viele Monate<br />

sind dann Lagerbestände in der Pipeline?<br />

Will man dieses Risiko eingehen? Slim4<br />

gibt Einblicke darüber, wann der Vorrat<br />

aufgebraucht ist und wie lange dies voraussichtlich<br />

dauern wird. Diese Art der<br />

Analyse ermöglichte es uns, trotz aller<br />

Unsicherheit gut überlegte Entscheidungen<br />

zu treffen. Darüber hinaus konnten<br />

wir auch unsere Vertriebskollegen und<br />

das Management besser über den Stand<br />

der Dinge informieren.“<br />

Reduzierung des<br />

Gesamtbestandes als Ziel<br />

Inzwischen ist bei Fatboy wieder Ruhe<br />

eingekehrt, sodass sich Kim de Jong wieder<br />

auf ihre regulären Aufgaben konzen-<br />

Kim de Jong ist Demand & Supply Planner bei<br />

Fatboy.<br />

trieren kann. „Dass Slim4 in Situationen,<br />

in denen sich die Nachfrage plötzlich ändert,<br />

von immensem Wert ist, hat sich bestätigt.<br />

Nun werden wir weitere Vorteile<br />

der Slimstock-Lösung nutzen, um unsere<br />

Supply Chain zu optimieren. Wir stehen<br />

am Beginn der neuen Saison, in der wir<br />

eine Reihe großartiger neuer Produkte<br />

einführen werden. Slim4 wird uns helfen,<br />

die erste Prognose zu erstellen und die<br />

Nachfrage nach diesen neuen Produkten<br />

zu antizipieren. Ein weiteres Ziel ist die<br />

Reduzierung unseres Gesamtbestandes“,<br />

erklärt de Jong. (sd)<br />

Bild: Fatboy<br />

Die Softwareanwendung Slim4 von Slimstock stützt sich auf einfache Grundsätze.<br />

Bild: Slimstock<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 37


Standard für Ortungstechnologien<br />

Ein Omlox für alle<br />

Ortungstechnologien gibt es viele, Anbieter auch. Was fehlt, ist ein Standard,<br />

der die gewonnenen Daten auf einen Nenner bringt und miteinander verknüpft.<br />

Der neue Standard Omlox soll im Ortungschaos für Ordnung sorgen.<br />

» Sanja Döttling<br />

sen, wie sich der Standard entwickelt und<br />

darauf aufbauend Produkte planen zu<br />

können.“ Omlox ist dabei Vorreiter im Industrieumfeld.<br />

Im Konsumgüterbereich<br />

gibt es vergleichbare Entwicklungen, wie<br />

etwa das Fira Konsortium, das die Technologie<br />

unter anderem für Smartphones<br />

einsetzen will. Bei Omlox handelt es sich<br />

allerdings um eine genauere Ortung, um<br />

den hohen Sicherheitsanforderungen in<br />

Produktionshallen gerecht zu werden.<br />

Alles „drin“ - der Ortungsstandard Omlox soll es ermöglichen, Technologien und Produkte verschiedener<br />

Hersteller über ein System anzusteuern und zu koordinieren.<br />

Viele Unternehmen haben verstanden,<br />

dass die genaue Ortung von<br />

Fahrzeugen, Aufträgen und Teilen in der<br />

Logistik und Intralogistik die Grundlage<br />

für eine Smart Factory bildet. Celine<br />

Daibenzeiher, Head of Production New<br />

Business Technology bei Trumpf, erklärt:<br />

„Wir möchten den KundInnen eine komplette<br />

Smart Factory verkaufen, nicht nur<br />

die einzelnen Maschinen. Viele Prozesse<br />

benötigen dafür genaue Ortungsdaten.“<br />

Bis jetzt ist es so, dass Hersteller ihre Produkte<br />

mit einem eigenen, geschlossenen<br />

Ortungssystem anbieten. Das heißt konkret,<br />

dass das UWB-System des Herstellers<br />

A für fahrerlose Transportsysteme<br />

(FTS) nicht mit den RFID-Tags für Behälter<br />

von Hersteller B kommunizieren kann. Die<br />

Daten verbleiben in ihren Silos. Daibenzeiher<br />

erklärt: „Um für die KundInnen<br />

Nutzen zu schaffen, ist es aber wichtig,<br />

dass man verschiedene Ortungstechnologien<br />

und Produkte unterschiedlicher Hersteller<br />

verbinden kann, um die komplette<br />

Supply Chain nahtlos abzubilden.“<br />

Warum ein Standard?<br />

Deshalb haben sich Trumpf und andere<br />

Unternehmen zusammengeschlossen, um<br />

gemeinsam einen offenen Standard für<br />

Ortungstechnologien in der Industrie zu<br />

entwickeln, er heißt Omlox. Mitte 2018<br />

begannen die 20 ursprünglichen Projektpartner<br />

daran zu arbeiten. Inzwischen ist<br />

die Organisation von der Standardisierungsorganisation<br />

Profibus übernommen<br />

worden und es beteiligen sich circa 60<br />

Mitgliedsunternehmen an der Entwicklung.<br />

Daibenzeiher erklärt das rege Interesse:<br />

„Viele Firmen sind überzeugt, dass<br />

sich der Standard durchsetzen wird. Für<br />

sie ist es von Vorteil, schon früh zu wis-<br />

Bild: Trumpf<br />

Wie das Ganze funktioniert<br />

Es muss gesagt werden, dass es sich bei<br />

einem Standard nicht um eine Technologie<br />

wie etwa 5G oder UWB handelt. Bei<br />

Omlox geht es vor allem darum, Schnittstellen<br />

zu definieren, sodass die Kommunikation<br />

von Technologien und Produkten<br />

nahtlos erfolgt. Dabei haben sich die Projektpartner<br />

zwei Ziele gesetzt.<br />

Zum einen soll der Standard verschiedene<br />

Technologien miteinander kommunizieren<br />

lassen, sodass sie auf einer Karte angezeigt<br />

werden können. Hier steht die Interoperabilität<br />

der Technologien im Fokus.<br />

Zum anderen wird in der Intralogistik, der<br />

„Omlox Core Zone“, der Schwerpunkt auf<br />

die UWB-Technologie gelegt. Diese Technologie<br />

zeichnet sich durch eine sehr genaue<br />

Ortsbestimmung gegenüber anderen<br />

Technologien aus. Die Idee ist, dass die<br />

UWB-Infrastruktur, ähnlich wie das WiFi<br />

zuhause, in der Lage ist, von Produkten<br />

verschiedener Hersteller verwendet zu<br />

werden; ganz so, wie sich im heimischen<br />

WiFi unterschiedliche Endgeräte wie<br />

Samsung-Rechner und iPhones von Apple<br />

einwählen können. Hier steht also die Interoperabilität<br />

der Hardware verschiedener<br />

Hersteller im Fokus. Daibenzeiher<br />

sagt: „Wir wollen die Infrastruktur abge-<br />

38 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


INTRALOGISTIK «<br />

koppelt von den einzelnen Produkten anbieten.<br />

Deshalb haben wir Schnittstellen<br />

definiert, um das zu ermöglichen. Nutzen<br />

die Hersteller den Omlox-Standard, können<br />

verschiedene Tags, Drohnen und<br />

Gabel stapler verfolgt werden.“<br />

Die Daten der Zonen fließen in den „Omlox-Hub“.<br />

Darauf aufbauend können Unternehmen,<br />

die den Standard nutzen,<br />

dann Applikationen anbieten (s. Kasten).<br />

„Omlox definiert dabei nur, wie die<br />

Schnittstellen die Daten austauschen“,<br />

erklärt Daibenzeiher.<br />

Was Omlox kann<br />

Im Moment sind Omlox-Testumgebungen<br />

in den Hallen der Entwicklungsunternehmen<br />

und Referenzkunden im Einsatz. Hier<br />

wird die Interoperabilität des Systems mit<br />

den Produkten der Projektpartner getes-<br />

tet; dies geschieht ebenfalls in unabhängigen<br />

Testlaboren, sodass die Funktionsfähigkeit<br />

der Omlox-fähigen Produkte<br />

festgestellt und zertifiziert werden kann.<br />

Auch am Trumpf Standort in Teningen<br />

gibt es eine Testumgebung. Dort wird<br />

Omlox in Corona-Zeiten zum Beispiel eingesetzt,<br />

um Sicherheitsabstände zwischen<br />

MitarbeiterInnen zu gewährleisten.<br />

Dazu wurden die Mitarbeiter Innen mit<br />

UWB-Tags ausgestattet, die normalerweise<br />

zum Asset-Tracking verwendet werden.<br />

Die Nachverfolgung von Aufträgen und<br />

Teilen in der Produktion ist ebenfalls ein<br />

Anwendungsfeld. Spannend wird es,<br />

wenn Ortsdaten verwendet werden, um<br />

automatisch Prozesse in Gang zu setzen.<br />

Daibenzeiher veranschaulicht: „Möglich<br />

wäre, dass ein Transportauftrag gestartet<br />

wird, wenn eine Palette an einem bestimmten<br />

Ort angekommen ist. Oder dass<br />

Maschinen lernen, sich selbstständig auf<br />

Aufträge vorzubereiten und die richtige<br />

Software aufspielen, sobald ein bestimmter<br />

Auftrag vor der Maschine ankommt.“<br />

Über die Hallengrenzen hinaus können<br />

Produkte ebenfalls verfolgt werden, zum<br />

Beispiel, indem sie beim Aufladen auf den<br />

Lkw durch ein RFID-Tor fahren und so mit<br />

einem bestimmten Fahrzeug verknüpft<br />

werden, welches dann mit GPS lückenlos<br />

weiterverfolgt werden kann. Ein Traum<br />

auch für Data Scientists: Über Analytics-<br />

Applikationen können Anwender herausfinden,<br />

wo es in der Produktion oder der<br />

Lieferkette zu Wartezeiten kommt und<br />

diese optimieren.<br />

Alles in allem ist Omlox ein vielseitiger<br />

Standard, der hilft, Ordnung in den<br />

Ortungsdschungel zu bringen.<br />

Omlox im Überblick<br />

Bild: Omlox<br />

Als Standard beschäftigt sich Omlox mit den Schnittstellen<br />

zwischen Produkten und Technologien. In der<br />

„Omlox Core Zone“ (unten Mitte im Bild) kann man<br />

Produkte wie Drohnen oder FTS verschiedener Hersteller,<br />

die den Standard nutzen, über die UWB-Technologie<br />

tracken. Andere Technologien wie RFID oder<br />

GPS können über die „Omlox Complimentary Zones“<br />

zugeschaltet werden. All diese Daten fließen dann in<br />

den „Omlox-Hub“ ein. Von dort können verschiedene<br />

Applikationen die Daten auslesen. Use Cases sind<br />

zum Beispiel das Asset-Tracking, die Steuerung der<br />

Maschinen durch Produktionsleitsysteme (MES), die<br />

Navigation von Fahrzeugen oder Analysen der Daten.<br />

https://omlox.com/home<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 39


» INTRALOGISTIK<br />

Wareneingangskontrolle<br />

Warenkontrolle durch intelligente<br />

Softwareunterstützung effizienter gestalten<br />

Mitarbeiter in der Eingangslogistik müssen<br />

Mengen- und Qualitätskontrollen<br />

durchführen. Ungenauigkeiten und Fehler<br />

sind dabei an der Tagesordnung. Hier<br />

kann mit Softwarelösungen – wie die der<br />

Easy Software AG – eine Digitalisierung<br />

der Vorgänge erreicht werden. Nach dem<br />

Einscannen des Lieferscheins mit integrierter<br />

Texterkennung (OCR) erhält man<br />

eine Antwort auf die Frage, ob die bestellte<br />

Ware überhaupt geliefert wurde. Hat<br />

der Lieferant die richtigen Güter in der<br />

verabredeten Qualität und Menge kommissioniert?<br />

Stimmen das Lieferdatum<br />

und der Lieferort mit der Bestellanforderung<br />

überein? Die Angaben aus der Lieferung<br />

werden unmittelbar verbucht und<br />

ohne Systembrüche<br />

verarbeitet.<br />

Fehlmengen werden<br />

bemerkt und<br />

die Informationen<br />

zur Revision an die<br />

Mitarbeiter weitergeleitet.<br />

Die Lieferscheine<br />

sind für eine<br />

spätere Verifikation<br />

bei Rekla-<br />

mationen unmittelbar verfügbar, dank<br />

digitaler Archivierung. (sd)<br />

https://easy-software.com/de<br />

Bild: DZMITRY PALUBIATKA/stock.adobe.com<br />

Handhabungstechnik<br />

Höhere Effizienz und verbesserte Ergonomie<br />

Bild: Expresso<br />

Der Intralogistik-Spezialist Expresso präsentiert Anfang 2021 zahlreiche Neuheiten.<br />

Der BalanceLift ist ein Hebe- und Positioniergerät für das ergonomische Handling von<br />

Bauteilen und Behältern. Es bietet dem Anwender die Möglichkeit, bis zu 150 kg<br />

schwere Lasten ohne Kraftaufwand stufenlos und präzise zu manövrieren. Um künftig<br />

noch flexibler auf produktspezifische Wünsche der Anwender reagieren zu können, hat<br />

Expresso das BalanceLift-Ensemble neu strukturiert. Als zweite Innovation präsentiert<br />

Expresso eine neue Antriebs- und Steuerlösung für sein adaptives Transportgerät<br />

touch2move. Die dritte Innovation betrifft das manuelle Flurförderzeug lift2move. Dieses<br />

mobile und in mehreren Einzel- und Doppel-Hubmast-Modellen lieferbare Hebeund<br />

Transportsystem erhält nun ein verbessertes Fahrwerk, das die Grundlage für die<br />

weitere Entwicklung der Fernarretierung schafft. (sd)<br />

www.expresso-group.com<br />

RFID-System<br />

Produktivitätssteigerung in der Intralogistik<br />

Dass Industrie 4.0 ganz einfach funktionieren<br />

kann, zeigen die Partner Still<br />

GmbH und Würth Industrie Service GmbH<br />

& Co. KG. Für die nahtlose Versorgung mit<br />

Produktionsmaterialien ist bei Still künftig<br />

der iPLACER, ein autarkes RFID-Modul,<br />

im Einsatz. Der iPLACER ist ein handliches,<br />

batteriebetriebenes Modul mit integrierter<br />

Lese-Sendereinheit und durch<br />

seine kompakte Form einfach anzubringen.<br />

Er ist direkt am Lagerort auf dem<br />

obersten Fachboden des Kanban-Regals<br />

montiert. Die Leerbehälter werden auf der<br />

dafür vorgesehenen Schiene platziert und<br />

durch das Vorbeiführen mithilfe des am<br />

Behälter angebrachten RFID-Tags durch<br />

den iPLACER erfasst. Die Übertragung in<br />

das Warenwirtschaftssystem der Würth<br />

Industrie Service erfolgt automatisiert<br />

und die Nachbestellung der Artikel wird<br />

digital ausgelöst. Im nächsten Belieferungszyklus<br />

werden die Teile dann an den<br />

vorgesehenen Lagerplatz verräumt. (sd)<br />

www.wuerth-industrie.com<br />

Bild: Archiv Würth Industrie Service GmbH & Co. KG<br />

40 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Arbeitsschutz<br />

„Sicher gegen Corona“ – Toyota Material Handling<br />

erhält Qualitätssiegel des TÜV Hessen<br />

Der TÜV Hessen hat Toyota Material<br />

Handling Deutschland mit dem Qualitätssiegel<br />

„Sicher gegen Corona“ ausgezeichnet.<br />

Die Anforderungen, die zum Erhalt des<br />

Qualitätssiegels „Sicher gegen Corona“<br />

erfüllt werden müssen, basieren auf den<br />

zum Zeitpunkt der Betriebsprüfung geltenden<br />

gesetzlichen Regelungen gemäß<br />

Infektionsschutzgesetz (IfSG), den geltenden<br />

Empfehlungen des Robert-Koch-<br />

Instituts sowie dem SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard<br />

und weiteren branchenspezifischen<br />

Hygieneregeln.<br />

Bild: Toyota Material Handling<br />

„Der Schutz und die Sicherheit unserer<br />

Kunden, Mitarbeiter und Partner steht für<br />

uns an oberster Stelle“, sagt Jan Lorenz,<br />

Geschäftsführer von Toyota Material<br />

Handling Deutschland. „Das Siegel bestätigt,<br />

dass unser Hygiene- und Schutzkonzept<br />

alle offiziellen Anforderungen erfüllt.<br />

Darin ist auch festgehalten, wie wir eine<br />

sichere Zusammenarbeit auf dem Gelände<br />

unserer Kunden ermöglichen“.<br />

Ende November 2020 wurde das individuelle<br />

Konzept zur Einhaltung der erforderlichen<br />

Schutz- und Hygienemaßnahmen<br />

im Umgang mit dem Coronavirus sowie<br />

Umsetzung innerhalb der betrieblichen<br />

Prozesse vom TÜV Hessen abgenommen.<br />

Zu den Maßnahmen gehören neben der<br />

konsequenten Einhaltung der AHA-<br />

Regeln unter anderem eine umfassende<br />

Bereitstellung von Schutz- und Hygieneausrüstung<br />

für Mitarbeiter im Innen- und<br />

Außendienst. (sd)<br />

https://toyota-forklifts.de/<br />

Bild: jonigraph/stock.adobe.com<br />

Neue Richtlinie VDI 2510 Blatt 2<br />

Sicherheit von fahrer -<br />

losen Transportsystemen<br />

Die neu erschienene VDI 2510 Blatt 2<br />

beschreibt die sicherheitstechnischen<br />

Anforderungen, die von Herstellern und<br />

Betreibern von fahrerlosen Transportsystemen<br />

zu erfüllen sind. Die Überarbeitung<br />

der VDI 2510 Blatt 2 erfolgte, um eine<br />

deutliche Trennung der Hersteller- und<br />

Betreiberpflichten aufzuzeigen. Herausgeber<br />

der Richtlinie ist die VDI-Gesellschaft<br />

Produktion und Logistik (GPL).<br />

2020 ist auch der kostenfreie VDI-Statusreport<br />

„Fahrerlose Transportsysteme –<br />

Leitfaden Sicherheit“ mit vielen praktischen<br />

Hinweisen erschienen.<br />

Der Entwurf der Richtlinie kann zum Preis<br />

EUR 58,68 unter www.vdi.de/2510 oder<br />

www.beuth.de bestellt werden. (sd)<br />

Neues Whitepaper von Picavi<br />

Pick-by-Vision und Smart Data:<br />

Prozessdaten steigern Performance<br />

Flurförderzeuge<br />

Linde-Stapler ist „best practice<br />

Innovation 2020“<br />

Bild: Picavi<br />

Wie können Unternehmen ihre<br />

Pick-by-Vision-Performance<br />

mithilfe von Prozessdaten<br />

noch weiter verbessern? Antworten<br />

auf diese Frage gibt<br />

Picavi in einem neuen Whitepaper<br />

mit dem Titel „Pick-by-<br />

Vision meets Smart Data“.<br />

Das Whitepaper erklärt, wie<br />

Anwender die bei der Kommis-<br />

sionierung entstehenden<br />

Daten zur<br />

Steigerung ihrer<br />

Logistikleistung<br />

nutzen können. Im<br />

Zentrum steht dabei<br />

die Frage, wie<br />

es gelingt, einen<br />

undurchsichtigen<br />

Big-Data-Pool zu<br />

verhindern. Picavi stellt Möglichkeiten<br />

vor, um den Kommissionierprozess<br />

in elementarste<br />

Kleinprozesse zu unterteilen<br />

und so Rückschlüsse auf<br />

Optimierungen des Lagers zu<br />

ziehen. Dazu werden Anwendungsbeispiele<br />

benannt und<br />

der Mehrwert erläutert. (sd)<br />

https://picavi.com<br />

Die vollvernetzte Diesel- und<br />

Treibgasstaplergeneration Linde<br />

H20 – H35 ist dieses Jahr<br />

die spannendste Innovation<br />

aus der Flurförderzeug-Branche.<br />

Das ist das Ergebnis einer<br />

Leserbefragung der im Huss-<br />

Verlag erscheinenden Zeitschrift<br />

Logistra.<br />

Die Fahrzeuge der Baureihe<br />

Linde H20 – H35 sind die ersten<br />

vollvernetzten Geräte von<br />

Linde und bieten den Kunden<br />

dadurch mehr Transparenz,<br />

Flexibilität und Wirtschaftlichkeit.<br />

Sie sind überdies ausgestattet<br />

mit umfangreichen<br />

passiven und aktiven Sicherheitssystemen.<br />

Und sie erfüllen<br />

die strengen Abgasvor-<br />

schriften der Euro-5-Norm.<br />

Verkaufsstart der Gegengewichtstapler<br />

im Traglastbereich<br />

von 2 bis 3,5 Tonnen war<br />

Ende 2019, im Juni dieses Jahres<br />

lösten sie die Vorgängerbaureihe<br />

39X endgültig ab.<br />

(sd)<br />

https://www.linde-mh.de/de/<br />

Bild: Linde Material Handling GmbH, Aschaffenburg<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 41


Bauteile lassen sich heutzutage einfach über Online-Plattformen beschaffen.<br />

Bild: vladimircaribb/stock.adobe.com<br />

42 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


FERTIGUNG «<br />

Digitale <strong>Beschaffung</strong><br />

Online-Plattformen vorgestellt<br />

Die digitale Transformation verändert nahezu alle Industriebereiche. Auch die Produktion<br />

verlagert sich zunehmend auf Dienstleister mit virtuellen Vermittlungsplattformen. In dieser<br />

Serie stellen wir Einkäufern einige Anbieter vor.<br />

» Sanja Döttling<br />

Ob Bleche, Gussteile oder Bauteile aus Kunststoff<br />

– der Bedarf der Industrie ist riesig. Die<br />

Bestellung und Abwicklung des Einkaufs ist allerdings<br />

oft schwerer, als er sein sollte, denn der Markt<br />

der Bearbeiter ist noch kaum digitalisiert.<br />

Einzelbestellungen werden zumeist via E-Mail oder<br />

Telefon aufgegeben, verschiedene Lohnfertiger bei<br />

der Lieferantensuche abgeklappert. Dabei ist diese<br />

Form der Abwicklung teuer und kompliziert – und<br />

stößt vor allem in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie<br />

an ihre Grenzen. Da müssen neue Ideen her,<br />

und zum Glück gibt es diese, denn auch in der Fertigung<br />

gibt es immer mehr Online-Plattformen. Hinter<br />

diesen steckt oft ein Netzwerk aus Fertigungspartnern,<br />

die die gewünschten Teile schnell fertigen<br />

und liefern können. So ist der Einkauf nicht mehr<br />

von der Auslastung einzelner Unternehmen abhängig,<br />

sondern kann sich auf ein ganzes Netzwerk verlassen.<br />

Tatsächlich nennen viele Online-Plattformen im Fertigungsbereich<br />

die Corona-Pandemie als Beschleuniger<br />

der Digitalisierung in der Branche, da immer<br />

mehr Unternehmen auf Plattformen zurückgegriffen<br />

haben, um ihre Teile fertigen zu lassen.<br />

Unsere Serie<br />

Auf den nächsten Seiten stellen wir<br />

Ihnen Start-ups und Unternehmen vor,<br />

die sich als Online-Plattformen für die<br />

Fertigung einen Namen gemacht<br />

haben:<br />

• miparts.com der BAM GmbH<br />

• Facturee<br />

• Kreatize<br />

• Laserhub<br />

• Protolabs<br />

• Spanflug<br />

• V-Industry<br />

• Xometry<br />

Ihr Unternehmen bzw. der Online-<br />

Fertiger Ihres Vertrauens ist nicht<br />

dabei ? Schreiben Sie uns eine E-Mail<br />

(sanja.doettling@konradin.de) und<br />

wir nehmen Sie gerne in unsere<br />

Online-Übersicht mit auf!<br />

Schnelle Preiskalkulation<br />

Viele der Online-Plattformen setzen schon bei der<br />

Bestellabwicklung auf Schnelligkeit. Nach dem<br />

Hochladen eines CAD-Modells und der Eingabe der<br />

Spezifikationen können sie mithilfe von Algorithmen<br />

sofort berechnen, wie viel die Bestellung kosten wird.<br />

Anstatt also Tage auf Kalkulationen zu warten, kann<br />

der Einkäufer sofort einsehen, ob der Preis<br />

seinen Erwartungen entspricht. So ergibt<br />

sich auch eine größere Transparenz,<br />

denn es braucht nur ein paar IM ÜBERBLICK<br />

Mausklicks, um die Preise verschiedener<br />

Anbieter zu vergleichen<br />

und das Angebot mit den Fertigungsdienst -<br />

Online-Plattformen für<br />

vorteilhaftesten Konditionen zu leistungen in unserer<br />

finden.<br />

Serie<br />

Dem Angebot an Verfahren – sei es der 3D-Druck,<br />

CNC-Fräsen- und Drehen oder Spritzguss – sind dabei<br />

kaum Grenzen gesetzt. Durch die Netzwerke, über die<br />

Online-Plattformen verfügen, können sie eine große<br />

Palette an Verfahren anbieten, ohne dass der Einkäufer<br />

sich für jedes gewünschte Verfahren an<br />

einen anderen Fertiger wenden muss.<br />

Dabei bleiben die Online-Plattformen<br />

in den meisten Fällen alleiniger<br />

Vertragspartner, was die Abwicklung<br />

weiter vereinfacht. Zum einfacheren<br />

Einstieg in das Themengebiet<br />

werden auf der nächsten<br />

Seite einige Anbieter vorgestellt.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 43


» FERTIGUNG<br />

Einfache Online-<strong>Beschaffung</strong> von Bauteilen<br />

Mit mipart.com Teile bei BAM bestellen<br />

Die BAM GmbH ist in den Geschäftsbereichen<br />

Lohnfertigung, Sondermaschinenbau<br />

und Digitalisierung vertreten. Die<br />

Marke mipart.com beschreibt dabei die<br />

Online-Plattform zur schnellen und einfachen<br />

Bestellung von Bauteilen bei der<br />

BAM GmbH. Anna Pröls, Bereichsleiterin<br />

Vertrieb und Marketing, erklärt: „Sowohl<br />

die Fertigungsverfahren, Bauteilabmessungen<br />

und Oberflächenbehandlungen<br />

sind bei Anfragen via E-Mail unbegrenzt.<br />

Im Online-Konfigurator auf mipart.com<br />

wird derzeit nur ein Teil der verfügbaren<br />

Leistungen angeboten.“<br />

Der Kunde kann, ohne Registrierung und<br />

ohne ein Kundenkonto erstellen zu müssen,<br />

sein 3D-Modell auf mipart.com<br />

hochladen und direkt bestellen.<br />

Sollte kein 3D-Modell vorliegen, bieten<br />

die Experten von BAM Konstruktionsdienstleistungen<br />

an und helfen bei der<br />

Optimierung des 3D-Modells bezüglich<br />

Realisierbarkeit sowie Kosten- oder Zeitersparnis.<br />

Nach dem Upload wird das<br />

CAD-Modell binnen 15 Sekunden analysiert.<br />

Dann werden die für das Modell infrage<br />

kommenden Verfahren mit dem kalkulierten<br />

Preis angezeigt. Im nächsten<br />

Schritt kann der Kunde Spezifikationen<br />

seines Bauteils vornehmen, unter anderem<br />

können Material, Oberflächenbehandlung,<br />

die Stückzahl (1–50) und Lieferzeit<br />

bestimmt werden.<br />

Die Softwareentwicklung erfolgte beim<br />

Schwesterunternehmen Up2parts GmbH.<br />

Kern der Softwarelösung ist die automatisierte<br />

Geometrieanalyse in Kombination<br />

mit Machine-Learning-Algorithmen und<br />

menschlichen Erfahrungswerten. Bei den<br />

Lieferzeiten steht eine Expressfertigung<br />

von drei Tagen zur Verfügung, die Standardlieferzeit<br />

beträgt 20 Tage. Dabei erhält<br />

der Kunde laut Pröls 100-prozentige<br />

Transparenz darüber, auf welcher Maschine<br />

das Teil wann gefertigt wurde. Die<br />

BAM GmbH fertigt alle Teile selbst. Pröls<br />

Unternehmen: BAM GmbH,<br />

Weiden i.d.OPf.<br />

Marke: mipart.com, Up2parts<br />

Gegründet: 2011<br />

Mitarbeiter: 200<br />

Kapazität: Eigenfertigung<br />

durch BAM (50 Maschinen)<br />

Anwendungen: CNC-Drehen<br />

und -Fräsen, 3D-Druck (Polyjet,<br />

Multi Jet Fusion, FDM und<br />

Metall), Blechbearbeitung<br />

Kunden: circa 350 im Monat<br />

https://www.mipart.com<br />

erklärt: „Dadurch haben wir sehr hohen<br />

Einfluss auf Qualität und Liefertreue.“ Die<br />

Corona-Krise, so Pröls, diente dabei als<br />

„Brandbeschleuniger der Digitalisierung“,<br />

was sich, laut Pröls, in einer Steigerung<br />

der Online-Bestellungen im Jahr 2020 auf<br />

mipart.com um 900 Prozent im Vergleich<br />

zum Vorjahr zeigte. (sd)<br />

Bild: cwmk GmbH<br />

Faktencheck: Online-Fertiger Facturee<br />

Start-up hat Zugriff auf 8000 Maschinen<br />

Benjamin Schwab ist Leiter Marke -<br />

ting und Sales der cwmk GmbH.<br />

Unter dem Markennamen Facturee betreibt<br />

auch das Unternehmen cwmk<br />

GmbH eine Online-Fertigungsplattform.<br />

„Prototyping wird ebenso durchgeführt<br />

wie Klein- und Großserienfertigungen“,<br />

erklärt Benjamin Schwab von der cwmk<br />

GmbH. Der Anfrageprozess erfolgt teil -<br />

automatisiert über ein Formular auf der<br />

Webseite oder per E-Mail auf Grundlage<br />

einfacher Variablen: Es sind nur 3D-Mo-<br />

delle, Material, Stückzahl und Liefertermin<br />

gefragt. Angebote können meist noch<br />

am selben Tag erstellt werden. Bei der<br />

Preisgestaltung und der Auswahl der Fertiger<br />

kommen auch Machine-Learning-<br />

Algorithmen zum Einsatz.<br />

Schwab versichert: „Facturee ist für die<br />

gesamte Dauer des Bestellprozesses alleiniger<br />

Vertragspartner.“ Das heißt, so<br />

Schwab, dass Facturee die komplette Verantwortung<br />

für die Qualität der Teile<br />

übernimmt. Facturee schlüsselt nicht auf,<br />

bei welchem Partner produziert wurde,<br />

verfügt aber über ein ISO 9001 zertifiziertes<br />

Qualtitätsmanagementsystem.<br />

Bei Facturee müssen Aufträge, die unterschiedliche<br />

Techniken erfordern, nicht an<br />

verschiedene Fertiger abgegeben werden.<br />

Schwab erklärt den Vorteil: „Der Einkäufer<br />

wird in einem Großteil seiner bisherigen<br />

Aufgaben wie Zulieferersuche und -qualifizierung<br />

entlastet.“ Sämtliche Transporte<br />

Unternehmen: cwmk GmbH,<br />

Sitz in Osram-Höfen, Berlin<br />

Marke: Facturee<br />

Gegründet: 2017<br />

Mitarbeiter: circa 30<br />

Kapazität: 1200 Fertigungspartner<br />

mit 8000 Maschinen<br />

Anwendungen: CNC-Bearbeitung,<br />

Blechbearbeitung,<br />

3D-Druck, Oberflächentechnik<br />

, weitere auf Anfrage<br />

Kunden: 10.000<br />

www.facturee.de<br />

sind klimaneutral. „Unsere Liefertermine<br />

sind zuverlässiger als bei konventionellen<br />

Lohnfertigern, vor allem in Corona-Zeiten“,<br />

sagt Schwab. Dabei können Express-<br />

Lieferungen in unter zehn Tagen umgesetzt<br />

werden; die durchschnittliche Lieferzeit<br />

liegt bei zwei bis drei Wochen. (sd)<br />

44 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Süddeutsches Start-up für die Blechbearbeitung<br />

Laserhub lässt in DACH-Region fertigen<br />

Die Laserhub GmbH ist ein B2B-Start-up,<br />

das eine herstellerübergreifende <strong>Beschaffung</strong>splattform<br />

für Metallteile entwickelt<br />

hat. Christoph Rößner, Mitgründer und<br />

Geschäftsführer, erklärt: „Unser Schwerpunkt<br />

liegt noch in der Blechbearbeitung<br />

mit starkem Wachstum beim Rohrlaser<br />

und CNC-Drehen.“<br />

Den Bestellprozess beschreibt Rößner als<br />

„denkbar einfach“: KundInnen laden zuerst<br />

CAD-Dateien und PDF-Zeichnungen<br />

hoch. Danach konfigurieren sie Parameter<br />

wie Stückzahl, Material und Zusatzbearbeitung.<br />

Der Algorithmus berechnet auf<br />

Basis dieser Daten Preis und Lieferzeit –<br />

im Hintergrund wird der geeignetste Metallbearbeiter<br />

ermittelt. KundInnen haben<br />

danach jederzeit Einblick in den <strong>aktuell</strong>en<br />

Status des Auftrags. Bei der Lieferung ist<br />

der jeweilige Lieferant aus dem Netzwerk<br />

angegeben, aber: „Wir fungieren als Vertragspartner<br />

für unsere KundInnen ab Angebot<br />

bis zur Lieferung“, so Rößner. Laut<br />

eigener Aussage übertrifft das Unternehmen<br />

dabei die Liefertermine traditioneller<br />

Fertiger, auch in der Krise: Rößner: „Wir<br />

sind trotz Corona und Problemen auf dem<br />

Stahlmarkt voll lieferfähig und bauen gerade<br />

mit wachsender Nachfrage Kapazitäten<br />

weiter auf.“<br />

Das Alleinstellungsmerkmal des Start-ups<br />

beschreibt Rößner so: „Wir entwickeln<br />

zuerst die Fertigungstiefe, bevor wir neue<br />

Verfahren aufnehmen. Im Blech macht<br />

uns daher keiner so schnell etwas vor. Wir<br />

haben daher auch tiefes Wissen über Verfahren<br />

und Markt – im Rohrlaser und<br />

CNC-Drehen gelingt uns zur Zeit dasselbe.<br />

Außerdem ist es die ausgezeichnete<br />

persönliche Betreuung, wo immer nötig.“<br />

Generell sieht Rößner eine steigende Tendenz<br />

der Unternehmen, über digitale <strong>Beschaffung</strong>splattformen<br />

einzukaufen. „Wir<br />

spüren eine höhere Bereitschaft, da bei<br />

uns keine Gefahr besteht, dass Lieferungen<br />

ausfallen. Außerdem ist vielerorts das<br />

Unternehmen: Laserhub<br />

GmbH, Sitz in Stuttgart<br />

Gegründet: 2017<br />

Mitarbeiter: circa 60<br />

Kapazität: 60 Fertiger in<br />

Deutschland und Österreich<br />

Anwendungen: Laserschneiden,<br />

Biegen/Abkanten, Rohrlaserschneiden,<br />

CNC-Drehen<br />

sowie Weiterverarbeitungen<br />

(z. B. Entgraten, Lasergravur)<br />

Kunden: 5000<br />

https://laserhub.com/<br />

Bestreben nach Effizienz neu entfacht.<br />

Laserhub bietet die Möglichkeit, dass Unternehmen<br />

ihre Opportunitätskosten<br />

drastisch senken.“<br />

Laserhub bietet Premiumkunden auch<br />

eine OCI-Schnittstelle an. Diese soll 2021<br />

noch weiterentwickelt werden. (sd)<br />

Bild: Protolabs<br />

On-Demand-Produktion und Rapid Prototyping<br />

Protolabs produziert weltweit selbst<br />

Daniel Cohn, General<br />

Manager<br />

Daniel Cohn, General Manager bei Protolabs,<br />

erklärt: „Protolabs ist die weltweit<br />

schnellste digitale Quelle für individuell<br />

gefertigte Prototypen und Kleinserienteile.“<br />

Von anderen unterscheidet sich Protolabs<br />

dadurch, dass sie die Aufträge der<br />

Kunden auf eigenen Maschinen weltweit<br />

umsetzen. Die genaue Kapazität ist<br />

schwierig zu beziffern, so Cohn, nennt<br />

aber folgendes Beispiel: „Es gelang uns im<br />

Unternehmen: Proto Labs<br />

GmbH, Sitz in Feldkirchen<br />

Gegründet: 1999 in den USA<br />

Mitarbeiter: 2700 weltweit<br />

Kapazität: eigene Fertigungen<br />

Anwendungen: Additive Fertigung,<br />

Spritzguss, CNC-Drehen<br />

und -Fräsen, Nachbearbeitungen<br />

& Sekundärdienstleistungen<br />

wie Qualitätskontrolle<br />

Kunden: circa 46.000 seit<br />

Gründung<br />

www.protolabs.de<br />

letzten Jahr innerhalb von elf Tagen ab<br />

dem Zeitpunkt der ersten Kontaktaufnahme,<br />

20.000 Gesichtsschutzmasken herzustellen,<br />

die dringend für die medizinische<br />

Versorgung europäischer Covid-Patienten<br />

benötigt wurden.“<br />

Protolabs verfügt über einige Zertifizierungen,<br />

unter anderem für die Medizinbranche,<br />

und eine vielseitige Expertise<br />

und Zugriff auf eine große Auswahl an<br />

Fertigungsmaterialien. Cohn sagt: „Wir<br />

bedienen fast jede Industrie und Branche<br />

und sind vor allem auf unsere weitreichenden<br />

Services im Medizinsektor stolz.“<br />

Ein Alleinstellungsmerkmal ist die<br />

E-Commerce-Plattform des Unternehmens.<br />

Cohn beschreibt: „Zu den Funktionen<br />

gehören beispielsweise die Möglichkeiten,<br />

Projekte mit mehreren verschiedenen<br />

Einzelteilen zu erstellen und die<br />

Preisgestaltung in Echtzeit nachzuvollziehen.“<br />

Ebenfalls besonders ist die Geschwindigkeit,<br />

mit der Protolabs die Aufträge<br />

bearbeiten kann: „Unsere schnell -<br />

sten Fertigungsmethoden sind CNC-Bearbeitungen,<br />

aber auch mittels additiver<br />

Fertigung und dem Spritzgussverfahren<br />

lassen sich Lieferungen in mindestens 24<br />

Stunden realisieren.“ (sd)<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 45


» FERTIGUNG<br />

Bild: Spanflug<br />

Stückzahlen bis zu 200.000 einfach online bestellen<br />

Dreh- und Frästeile bei Spanflug im Fokus<br />

Dr. Markus Westermeier, Mitgründer<br />

& Geschäftsführer<br />

Spanflug ist eine Fertigungsplattform für<br />

Dreh- und Frästeile. Das Unternehmen<br />

wurde 2018 von Adrian Lewis, Johannes<br />

Schmalz und Markus Westermeier gegründet.<br />

Westermeier beschreibt die Produktpalette:<br />

„Wir bieten individuelle Fertigungsteile<br />

von 1 bis 200.000 Stück im<br />

Online-Shop an. Für größere Stückzahlen<br />

erstellen wir Angebote auf Anfrage. Darüber<br />

hinaus bieten wir die Kalkulationslösung<br />

Spanflug für Fertiger als Software-<br />

as-a-Service an.“ Spanflug ist nicht nur<br />

Betreiber der Plattform, sondern auch<br />

Vertragspartner für den Kunden. Westermeier<br />

erklärt: „Gerade bei komplexen<br />

Aufträgen mit vielen verschiedenen Bauteilen<br />

profitiert der Kunde durch die Vergabe<br />

an einen zentralen Lieferanten.“ Die<br />

Nutzung der Plattform ist für alle Beteiligten<br />

kostenlos; Spanflug finanziert sich<br />

über eine Marge an den Verkäufen. Der<br />

Kunde muss ein CAD-Modell und optional<br />

die technische Zeichnung hochladen;<br />

dann erhält er den Preis und kann die Bestellung<br />

auslösen. „Kunden, die häufiger<br />

bei uns bestellen, können ihr ERP-System<br />

direkt an Spanflug anbinden“, so Westermeier.<br />

Die Lieferzeit beträgt dabei sechs<br />

Tage für Expresslieferungen, ansonsten<br />

18 Tage. Westermeier sagt: „Anstatt verschiedene<br />

Fertigungsverfahren nur oberflächlich<br />

abzudecken, haben wir uns entschieden,<br />

den Markt für CNC-Dreh- und<br />

Frästeile vollständig zu adressieren.“ Die<br />

Unternehmen: Spanflug, Sitz<br />

in München<br />

Gegründet: 2018<br />

Mitarbeiter: 10<br />

Kapazität: 70 Partner in<br />

Deutschland und Österreich<br />

mit circa 2000 Maschinen<br />

Anwendungen: CNC-Drehen<br />

und -Fräsen sowie Nachbearbeitungen<br />

(z. B. Oxidieren,<br />

Härten, Verchromen)<br />

Kunden: circa 1000<br />

https://spanflug.de<br />

Corona-Krise war auch bei Spanflug Auslöser<br />

für mehr Bestellungen, so Westermeier:<br />

„Während der ersten Welle konnten<br />

wir dann einige für die Bekämpfung<br />

der Pandemie relevante Kunden unterstützen.<br />

In dieser Zeit stand die Resilienz<br />

von Lieferketten im Fokus, wozu Plattformen<br />

einen Beitrag leisten können.“ (sd)<br />

Direkte Kommunikation mit den Fertigern möglich<br />

V-Industry macht Vergleichen einfach<br />

Der Newcomer unter den Online-Plattformen,<br />

V-Industry, ist erst im letzten Jahr<br />

live gegangen. Thorsten Eller, Geschäftsführer<br />

und Co-Gründer, erklärt das Modell<br />

des Unternehmens: „V-Industry orchestriert<br />

den <strong>Beschaffung</strong>sprozess für Zeichnungsteile<br />

auf einer digitalen Plattform.“<br />

Unternehmen mit Bedarf an Zeichnungsteilen<br />

registrieren sich kostenfrei auf der<br />

V-Industry-Plattform und erstellen eine<br />

Anfrage. Darauf folgen transparente Vergleichsangebote<br />

der Produktionspartner<br />

inklusive der Möglichkeit, mit diesen<br />

direkt in Kontakt zu treten. Eller erklärt:<br />

„Unsere Kunden können zwischen verschiedenen<br />

Produktionspartnern wählen<br />

und die Qualität und den Preis selbständig<br />

bestimmen, was sich in Vergleichsangeboten<br />

widerspiegelt.“ Im Moment werden<br />

die Preisangebote noch durch die<br />

Fertigungspartner erstellt. Das soll sich<br />

aber in der Zukunft ändern: „Derzeit bieten<br />

unsere Produktionspartner direkt über<br />

die Plattform an, sprich die Preise kommen<br />

direkt aus den Werksbüros. Wir arbeiten<br />

gerade daran, die Preiskalkulation<br />

für unsere Partner zu erleichtern, sodass<br />

der oder die Anfragende in Sekundenbruchteilen<br />

einen Preis erhält.“<br />

V-Industry bleibt dabei als offizieller Vertragspartner<br />

gegenüber dem Endkunden<br />

bestehen. Im Schnitt liegen die Lieferzeiten<br />

zwischen 5 und 14 Werktagen.<br />

Gelebte Vernetzung bei V-Industry: Die<br />

Fertigungspartner und deren Maschinen<br />

werden über eine Hardware an die Plattform<br />

angeschlossen, wodurch V-Industry<br />

ein gutes Lagebild über Produktionsmöglichkeiten<br />

und freie Kapazitäten erhält.<br />

Durch die Aggregierung von regionalen<br />

Fertigungsunternehmen schafft V-Industry<br />

so ein Netzwerk, das Kunden Liefer -<br />

sicherheit und ein geringes Ausfallrisiko<br />

bietet, auch in Krisenzeiten. Ein weiterer<br />

Unternehmen: V-Industry, Sitz<br />

in Stuttgart<br />

Gegründet: 2018<br />

Mitarbeiter: 8<br />

Kapazität: 50 Partner<br />

Anwendungen: CNC-Drehen,<br />

-Fräsen und -Schneiden,<br />

Biegen , Schweißen, 3D-Druck,<br />

Spritzguss, Drahterodieren,<br />

Rundschleifen, Gewindeschleifen<br />

& Nachbearbeitung<br />

Kunden: dreistelliger Bereich<br />

https://v-industry.com<br />

Schritt ist es, so Eller, die Plattform direkt<br />

in Warenwirtschaftssysteme zu integrieren:<br />

„Derzeit arbeiten wir mit Pilotpartnern<br />

daran, diesen Prozess zu implementieren,<br />

um eine Beauftragung direkt an<br />

die produzierende Maschine zu verteilen.“<br />

(sd)<br />

46 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Bild: Xometry<br />

Großes Partnernetzwerk auf der ganzen Welt<br />

Xometry berechnet Preise sofort<br />

Dmitry Kafidov, Geschäftsführer<br />

Xometry Europe<br />

Xometry ist ein amerikanischer Online-<br />

Fertiger und verfügt über ein globales<br />

Netzwerk von mehr als 5000 Herstellern.<br />

Somit ist das Partner-Netzwerk eines der<br />

größten unter den Plattformen. „Damit<br />

garantieren wir schnelle Erledigung und<br />

eine große Flexibilität für die Kunden“, so<br />

Dimitry Kafidov, Geschäftsführer bei<br />

Xometry Europe. Für ein Preisangebot genügt<br />

es, das CAD des gewünschten Teils<br />

auf die Plattform hochzuladen. Innovative<br />

Algorithmen und künstliche Intelligenz<br />

liefern in Sekunden ein verbindliches<br />

Preisangebot. Dieses Instant Quoting bietet<br />

bei der Bestellung auch die Möglichkeit,<br />

in kurzer Zeit unterschiedliche Materialien<br />

zu testen. Ein solches Angebot<br />

kann mit wenigen Klicks bestätigt werden.<br />

Vertragspartner des Kunden ist<br />

Xometry Europe. Deshalb werden ihm die<br />

ausführenden Unternehmen und deren<br />

Maschinen in der Regel nicht genannt.<br />

„Auf Wunsch können wir diese Informationen<br />

jedoch gerne liefern“, sagt Kafidov.<br />

Lieferzeiten ab drei Tage sind möglich.<br />

Den Coronabedingten Digitalisierungsschub<br />

spürt man auch bei Xometry. Kafidov<br />

sagt: „Allein Xometry Europe konnte<br />

innerhalb des vergangenen Jahres seine<br />

monatliche Kundenzahl verzehnfachen.“<br />

Aktuell produziert Xometry auch Medizinprodukte.<br />

Kafidov erklärt: „Xometry<br />

Europe vermittelt hochpräzise 3D-Druckdienste<br />

für Thermoplaste, Elastomere und<br />

Unternehmen: ehemals Shift,<br />

nun Teil des amerikanischen<br />

Unternehmens Xometry; deutscher<br />

Sitz in Ottobrunn<br />

Gegründet: 2017<br />

Kapazität: 5000 Fertiger weltweit,<br />

2000 davon in Europa<br />

Anwendungen: 3D-Druck,<br />

CNC-Bearbeitung, Blech -<br />

fertigung und Spritzguss<br />

Kunden: 30.000<br />

https://xometry.de<br />

Metalle. Darunter finden sich Edelstahl,<br />

Kobalt und Silikon ebenso wie PA 12 oder<br />

ABS.“ Ein Beispiel für diesen Bereich ist<br />

ein innovatives Lesegerät für die Braille-<br />

Schrift, das ein polnischer Hersteller entwickelt<br />

hat. Für diese komplexe Fertigung<br />

benannte der Hersteller Xometry als strategischen<br />

Partner. (sd)<br />

Bild: Kreatize<br />

Prototypen- und Kleinserienfertigung<br />

Transparenz und Offenheit als Credo<br />

Simon Tüchelmann,<br />

CEO Kreatize<br />

Simon Tüchelmann, CEO, erklärt das Konzept<br />

der Online-Fertigungsplattform<br />

Kreatize so: „Unsere Kunden erhalten<br />

durch unsere Kreatize Manufacturing<br />

Cloud Zugang zu Produktionskapazitäten<br />

ohne zusätzliche Investitionen.“ Über die<br />

digitalen Kreatize Manufacturing Services<br />

(KMS) können Kunden den kompletten<br />

Prozess von der Bestellung bis zur Lieferung<br />

ihrer Bauteile abwickeln und jeder-<br />

zeit nachverfolgen. Kunden können ein<br />

Bauteil in der Software hochladen und<br />

sehen sofort die dafür benötigten Maschinenstunden,<br />

den Liefertermin und<br />

den kalkulierten Preis. „Der Preis wird<br />

mittels unseres Smart-Pricing-Algorithmus,<br />

unserer CAM-Simulationen und des<br />

Vergleichs der Ähnlichkeit vorhandener<br />

Daten berechnet.“ Tüchelmann sagt: „Bei<br />

jeder Bestellung weiß unser Kunde genau,<br />

wofür er bezahlt.“ Einzigartig ist dabei<br />

nach eigener Aussage die Angabe der Fertigungszeiten<br />

und die damit einhergehende<br />

Transparenz. Tüchelmann erklärt<br />

den Vorteil: „So können Konstrukteure<br />

schon in der Entwicklung die Fertigungszeiten<br />

für ein Bauteil überprüfen und optimieren.“<br />

Auch in der Corona-Krise kam<br />

es nicht zu Lieferengpässen. Tüchelmann<br />

spricht von „unbegrenzten Produktionskapazitäten.“<br />

Datensicherheit spielt für<br />

das Unternehmen ebenfalls eine große<br />

Unternehmen: Die Kreatize<br />

GmbH hat Standorte in Berlin,<br />

Balingen und Wroclaw.<br />

Gegründet: 2015<br />

Mitarbeiter: circa 40<br />

Kapazität: 200 Lieferanten<br />

Anwendungen: Fräsen,<br />

Drehen , Laser- und Wasserstrahlschneiden<br />

und<br />

3D-Druck inkl. aller gängigen<br />

Nachbearbeitungen und<br />

Veredelungen<br />

https://kreatize.com<br />

Rolle: „Deshalb sind unsere Server ausschließlich<br />

in Deutschland gehostet. Des<br />

weiteren ist unsere KMS-Software zwingend<br />

mit einer 2-Faktor-Authentifizierung<br />

ausgestattet. Sodass wir sicherstellen<br />

können, dass nur Sie Zugang zu Ihren<br />

Bauteillisten haben.“ (sd)<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 47


„Supplier Management as a Service“ in der Einzel- und Kleinserienfertigung<br />

Lieferantenplattform für den<br />

Werkzeugbau in der Forschung<br />

Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte<br />

Forschungsprojekt GeSuMa der WBA Aachener Werkzeugbau Akademie GmbH<br />

umfasst die Entwicklung und Bewertung eines plattformbasierten Geschäfts modells<br />

zum „Supplier Management as a Service“. Es werden innovative und<br />

anforderungsgerechte Dienstleistungen für das Lieferantenmanagement von<br />

Unternehmen der Einzel- und Kleinserienfertigung (EuK) ausgelegt.<br />

In der Einzel- und Kleinserienfertigung<br />

bestehen oftmals wenige und enge regionale<br />

Lieferantenbeziehungen, die auf<br />

langjährigem Vertrauen sowie Erfahrungswissen<br />

beruhen. Dies resultiert aus<br />

den typischerweise hochkomplexen<br />

und kundenindividuellen<br />

Produkten mit geringem<br />

Standardisierungsgrad.<br />

Beauftragungen erfolgen<br />

bei kurzfristigen<br />

Kapazitätsengpässen<br />

meist per Telefon oder<br />

persönlichem Kontakt.<br />

Dies birgt das Risiko,<br />

dass bei einem Ausfall von<br />

Lieferanten, wie jüngst im<br />

Zuge der Corona-Pandemie, wenig<br />

Handlungsspielraum hinsichtlich alternativer<br />

Lieferanten bleibt. Durch die beschränkte<br />

Marktsicht erfolgt die Auftragsvergabe<br />

zudem oftmals zu hohen<br />

Preisen.<br />

Auch bei den Lieferanten liegt vielfach eine<br />

Abhängigkeit vor, da wenige langjährige<br />

und lokale Kunden bedient werden. Der<br />

Wegfall eines großen Kunden kann existenzielle<br />

Auswirkungen zur Folge haben.<br />

Um diesen Herausforderungen zu begegnen<br />

und den Aufbau eines umfangreichen<br />

Kunden- und Lieferantennetzwerkes zu ermöglichen,<br />

existiert bereits eine Vielzahl<br />

von plattformbasierten Geschäftsmodellen<br />

des Lieferantenmanagements. Dabei beschränkt<br />

sich der Funktionsumfang entsprechender<br />

Plattformen allerdings auf<br />

FORSCHUNG<br />

Digitale<br />

Unterstützung der<br />

Fremdvergabe<br />

im Werkzeugbau<br />

das Hochladen von Bauteilzeichnungen<br />

und eignet sich lediglich für einfache Bauteile.<br />

Insbesondere kommt keines der bestehenden<br />

Geschäftsmodelle den Anforderungen<br />

der Einzel- und Kleinserienfertigung<br />

(EuK), beispielsweise nach einer<br />

schnellen und zuverlässigen<br />

Vergabe komplexer<br />

Bauteile, nach. Daher<br />

konnte sich bisher keine<br />

Plattform als<br />

Marktführer in der<br />

EuK durchsetzen. Lediglich<br />

rund drei Prozent<br />

deutscher Unternehmen<br />

der EuK nutzen<br />

<strong>aktuell</strong> derartige Plattformen.<br />

Dabei ist der Marktbedarf für ein<br />

plattformbasiertes Geschäftsmodell des<br />

Lieferantenmanagements in der EuK hoch.<br />

Dies kann beispielhaft anhand der Branche<br />

Werkzeugbau quantifiziert werden. Allein<br />

der deutsche Werkzeugbau als Untergruppe<br />

der EuK stellt mit einem Jahresumsatz<br />

von 5,6 Mrd. Euro eine wirtschaftsstarke<br />

Branche dar. Mit einer Wertschöpfungstiefe<br />

von ca. 70 Prozent werden 1,7 Mrd. Euro<br />

des Umsatzes über Lieferanten abgewi-<br />

Der Werkzeugbau als<br />

Untergruppe der Einzel- und<br />

Keinserienfertigung stellt eine<br />

relevante Branche für das<br />

Geschäftsmodell dar.<br />

ckelt. Daher besteht für ein plattformbasiertes<br />

Geschäftsmodell allein im deutschen<br />

Werkzeugbau ein potenzielles Umsatzvolumen<br />

von 1,7 Mrd. Euro.<br />

Dies begründet den Innovationsbedarf zur<br />

Entwicklung eines anforderungsgerechten<br />

Geschäftsmodells für das Lieferantenmanagement<br />

in der EuK. Um die Machbarkeit<br />

des Aufbaus eines entsprechenden<br />

Geschäftsmodells durch die WBA zu evaluieren,<br />

wurde das Forschungsprojekt Ge-<br />

SuMa initiiert, das vom BMWi gefördert<br />

wird. GeSuMa steht dabei für Geschäftsmodell<br />

„Supplier Management as a Service“<br />

in der EuK.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist die Entwicklung<br />

und Bewertung eines innovativen<br />

Geschäftsmodells auf Basis einer kollaborativen,<br />

digitalen Lieferantenplattform.<br />

Das Geschäftsmodell soll Unternehmen<br />

dabei helfen, ein umfangreiches<br />

Kunden- und Lieferantennetzwerk aufzubauen<br />

und gleichzeitig ein effizientes Lieferantenmanagement<br />

zu betreiben. Aufgrund<br />

des aufgezeigten Marktbedarfs soll<br />

sich das Geschäftsmodell zunächst exemplarisch<br />

auf die Branche Werkzeugbau<br />

beziehen, bevor eine Ausweitung auf die<br />

Bild: Werkzeugbau Akademie/RWTH Aachen<br />

48 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


FERTIGUNG «<br />

Kontakt Infos<br />

Das Team der WBA befindet<br />

sich <strong>aktuell</strong> im zweiten<br />

Arbeitspaket des Forschungs -<br />

prozesses GeSuMa. Für weiterführende<br />

Informationen<br />

oder eine Diskussion der<br />

Forschungs ergebnisse steht<br />

die WBA gerne zur Verfügung.<br />

Kontaktaufnahme:<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Boos,<br />

w.boos@werkzeugbauakademie.de<br />

Die Plattform bietet voraussichtlich drei übergeordnete Angebotsoptionen an.<br />

gesamte EuK stattfindet. Das<br />

Geschäftsmodell GeSuMa<br />

sieht dabei grundsätzlich drei<br />

verschiedene Angebotsoptionen<br />

vor.<br />

Die erste Option adressiert die<br />

oftmals geringe Marktmacht<br />

der Unternehmen der EuK gegenüber<br />

den Lieferanten. Aufgrund<br />

der geringen Losgrößen<br />

beziehen einzelne Unternehmen<br />

häufig nur geringe Stückzahlen<br />

bei den Lieferanten,<br />

was zu hohen Stückkosten<br />

führt. Die erste Option der Ge-<br />

SuMa-Plattform soll daher Unternehmen<br />

mit einem vergleichbaren<br />

Produktspektrum<br />

ermöglichen, sich zu Einkaufs -<br />

allianzen zusammenzuschließen. Über<br />

den Zusammenschluss einzelner Unternehmen<br />

zu Einkaufsallianzen kann die<br />

Marktmacht erhöht werden, indem höhere<br />

Stückzahlen bei Lieferanten angefragt<br />

werden. Auf diese Weise können Skaleneffekte<br />

bei den Lieferanten ermöglicht<br />

werden, was zu Mengenrabatten und somit<br />

letztlich zu geringeren Stückkosten<br />

führt. Ein vergleichbares Konzept wenden<br />

bereits deutsche OEMs zum Einkauf von<br />

Stahl an. Als zweite Option soll die GeSu-<br />

Ma-Plattform die automatische Lieferantenzuweisung<br />

anbieten können. Diese<br />

Option unterscheidet sich insbesondere<br />

durch den hohen Automatisierungsgrad<br />

von einer einfachen manuellen Lieferantenauswahl<br />

oder einer Online-Ausschreibung<br />

eines Auftrags. Anhand eines echtzeitnahen<br />

Kapazitätsabgleichs beim Kunden<br />

wird ermittelt, welche geplanten<br />

Leistungen die internen Kapazitätsgrenzen<br />

überschreiten. Diese Leistungen werden<br />

anschließend automatisch an einen<br />

qualifizierten Lieferanten vergeben, der<br />

kapazitiv in der Lage ist, termingerecht zu<br />

liefern.<br />

Die dritte Option adressiert die hohe Anzahl<br />

von Eil aufträgen im Werkzeugbau.<br />

Laut der Datenbank des Werkzeugmaschinenlabors<br />

WZL der RWTH Aachen und des<br />

Fraunhofer Instituts für Produktionstechnologie<br />

IPT ist nahezu jeder vierte Auftrag<br />

in deutschen Werkzeugbaubetrieben ein<br />

Eilauftrag. Die Option sieht vor, dass für<br />

diese zeitkritischen Aufträge prognosebasiert<br />

Kapazitäten vorreserviert werden<br />

können.<br />

Zur Entwicklung und Bewertung des Geschäftsmodells<br />

ist das Forschungsprojekt<br />

in vier Arbeitspakete unterteilt. Im ersten<br />

Arbeitspaket werden Anforderungen an<br />

die Dienstleistungen der Plattform aus<br />

Perspektive der Lieferanten, der Kunden<br />

und des Plattformbetreibers hergeleitet.<br />

Im zweiten Arbeitspaket werden Dienstleistungen<br />

mit dazugehörigen Leistungserstellungs-,<br />

Preis- und Erlösmodellen<br />

entwickelt und zu einem ganzheitlichen<br />

Geschäftsmodell aggregiert. Auf Basis der<br />

ersten beiden Arbeitspakete findet im<br />

dritten Arbeitspaket die technische Validierung<br />

und finanzielle Bewertung des<br />

Geschäftsmodells statt. Im vierten Arbeits -<br />

paket wird die Diffusionsstrategie des Geschäftsmodells<br />

entwickelt und das Risiko<br />

der Umsetzung des Geschäftsmodells bewertet.<br />

Mit der Diffusionsstrategie wird<br />

erarbeitet, wie das innovative Geschäftsmodell<br />

der Plattform operationalisiert<br />

werden kann.<br />

Bild: WBA<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Wolfgang Boos,<br />

Geschäftsführender<br />

Gesellschafter der WBA<br />

Aachener Werkzeugbau<br />

Akademie GmbH<br />

Weitere Autoren:<br />

Dr.-Ing. Christoph<br />

Kelzenberg ,<br />

Julian Boshof,<br />

Julian Trisjono<br />

Bild: Werkzeugbau Akademie/RWTH Aachen<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 49


Bild: Messe Leipzig<br />

Bild: VDW<br />

So war’s vor Corona: Auf Fachmessen wie der Leipziger Verbundmesse Intec/Z nutzten viele Fachleute<br />

die Gelegenheit, sich über den Stand der Dinge zu informieren.<br />

Auch auf der Düsseldorfer Metav war Anschauen<br />

angesagt, was unsere Wirtschaft am Laufen hält.<br />

Intec/Z connect und Metav digital<br />

Fachmessen gehen ins Netz<br />

Corona verbannt auch die großen Branchenmessen weitgehend in digitale<br />

Sphären. Im zweiten Jahr der Viruspandemie werden die Metallerschauen<br />

zu einer virtuellen Angelegenheit. Besichtigen lässt sich dies im März anhand<br />

der Onlineauftritte von Intec/Z in Leipzig sowie Metav in Düsseldorf.<br />

Zigtausende Menschen, die sich durch<br />

die Messehallen schieben – diese Bilder<br />

sieht man auch in diesem Jahr nicht.<br />

In Zeiten der Coronapandemie sind auch<br />

die großen, für diesen März datierten<br />

Produktschauen der Metallbearbeitungsbranche<br />

als Präsenzveranstaltungen abgesagt.<br />

Doch mit bereits im Vorjahr gesammelten<br />

Erfahrungen hat so mancher<br />

Messeveranstalter reagiert. Mithilfe ihrer<br />

Digitalformate können sich Einkäufer und<br />

Anwender demnächst über die Neuheiten<br />

der Branche informieren und sich einen<br />

Überblick über die wichtigsten Lösungen<br />

und Trends verschaffen.<br />

Das Messejahr 2021 der Metallbearbeitungs-<br />

und Zulieferindustrie eröffnet die<br />

Verbundmesse Intec und Z vom 2. bis 3.<br />

März. Die Messe Leipzig als Veranstalter<br />

nennt ihr neu ins Leben gerufenes digitales<br />

Format „Intec/Z connect“. Die Online-<br />

Plattform soll den Dialog und den Austausch<br />

in der Branche auch in schwierigen<br />

Zeiten ermöglichen und somit Impulse<br />

für die Zukunft liefern. Bausteine der<br />

Veranstaltung sind ein Online-Kongress<br />

mit Fachprogramm, ein Expo-Bereich, in<br />

dem Aussteller in virtuellen Showrooms<br />

ihre <strong>aktuell</strong>en Entwicklungen präsentieren<br />

sowie eine digitale Networking-Plattform,<br />

auf der sich Geschäftskontakte<br />

knüpfen lassen.<br />

Herzstück Online-Kongress<br />

Das Programm soll sich den <strong>aktuell</strong>en und<br />

wesentlichen Fragen der Branche widmen,<br />

heißt es aus Leipzig. „Mit dem digitalen<br />

Format können wir gleichzeitig den<br />

Bedürfnissen unserer Partner, Aussteller<br />

und Fachbesucher gerecht werden und<br />

den Schutz aller Beteiligten gewährleisten“,<br />

sagt Markus Geisenberger, Geschäftsführer<br />

der Leipziger Messe.<br />

Herzstück der Intec/Z connect 2021 ist<br />

ein hochkarätig besetzter Online-Kongress<br />

zu <strong>aktuell</strong>en Themen der Branche.<br />

An den beiden Tagen liefern zwei parallele<br />

Foren viel Wissenswertes zu „Trends in<br />

der Fertigungstechnik und Zulieferindustrie“<br />

sowie zum Thema „Additiv + Hybrid<br />

– Fertigung im Wandel“. Der Transformation<br />

der Zulieferindustrie widmet sich am<br />

2. März der Impulsvortrag des Branchen -<br />

insiders Dirk Vogel, der als Netzwerk -<br />

manager beim AMZ – Netzwerk Automobilzulieferer<br />

Sachsen fungiert.<br />

Im virtuellen Expo-Bereich selbst können<br />

sich Besucher und Aussteller etwa in<br />

Live-Präsentationen direkt austauschen.<br />

Digital dabei sind unter anderem Iscar,<br />

50 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


FERTIGUNG «<br />

Meyer Drehtechnik, Niles-Simmons Industrieanlagen,<br />

Solidcam, Trumpf Laserund<br />

Systemtechnik und die Wirtschaftsförderung<br />

Sachsen. Zudem stehen an den<br />

beiden Veranstaltungstagen auch Vorträge<br />

von ausstellenden Unternehmen im<br />

Praxisforum auf dem Programm. Wer sich<br />

als Besucher auf der Veranstaltungswebsite<br />

registriert, kann kostenfrei an der<br />

Intec/Z connect 2021 teilnehmen. Die<br />

nächste Präsenzausgabe der Verbundmesse<br />

ist, gemäß dem Zweijahresturnus,<br />

vom 7. bis 10. März 2023 auf dem Leipziger<br />

Messegelände geplant.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen zu den Messen<br />

• Intec/Z connect am 2. bis 3. März<br />

• Metav digital vom 23. bis 26. März<br />

https://hier.pro/85lu2<br />

https://hier.pro/A0Qk7<br />

Bild: Dmytro Zinkevych/Shutterstock<br />

Fachschau „neu erfunden“<br />

Im vorigen Jahr als Präsenzveranstaltung<br />

abgesagt, sollte die „Metav reloaded“ vom<br />

23. bis 26. März 2021 auf dem Düsseldorfer<br />

Messegelände ihre Tore für die Besucher<br />

öffnen. Doch im Hinblick auf die Gesundheit<br />

aller Beteiligten wurde die Fachschau<br />

„mit der Metav digital neu erfunden“,<br />

betont der Veranstalter VDW (Verein<br />

deutscher Werkzeugmaschinenfabriken).<br />

Den Umständen geschuldet, zeigt sich die<br />

Metav digital demnächst als Teil eines<br />

dreistufigen Konzeptes des Branchenverbandes<br />

hin zu virtuellen Veranstaltungen.<br />

Dazu zählen auch die seit Juni letzten<br />

Jahres monatlich stattfindenden Web-Sessions.<br />

Die virtuelle Metav basiert auf den Säulen<br />

Virtual Exhibition, intelligentes Matchmaking<br />

und Web- Sessions. In der virtuellen<br />

Ausstellung werden Anbieter mit digitalen<br />

dreidimensionalen Messeständen in<br />

unterschiedlichen Größen vertreten sein<br />

und darin ihre digitalen Inhalte präsentieren,<br />

etwa per Dokumentendownload, um<br />

Produktinformationen bereitzustellen,<br />

oder Produkte mit bewegten Bildern und<br />

3D-Modellen vorführen.<br />

Um die Aussteller mit Besuchern pass -<br />

genau zusammenzubringen, hat der Veranstalter<br />

VDW eine besondere Form des<br />

Matchmakings entwickelt. Über persön -<br />

liche Profile können Interessen gematcht,<br />

Kontakte hergestellt, Termine<br />

vereinbart und Visitenkarten getauscht<br />

werden. Für die genaue Abstimmung<br />

sorgt ein sogenannter Matching -<br />

score, eine Prozentangabe, die die Inte-<br />

In Zeiten von Corona<br />

ist Cloud statt Messehalle<br />

angesagt. Auch<br />

die Metav findet in<br />

diesem Jahr rein<br />

digital statt.<br />

ressenübereinstimmung zweier Profile<br />

beschreibt.<br />

Das dritte Element sind die bereits im<br />

Vorjahr eingeführten Web-Sessions.<br />

Sie erreichen ihr Publikum online,<br />

live und weltweit. In 20-minütigen Vorträgen<br />

stellen die Aussteller ihre Produktinnovationen<br />

und interessante<br />

Anwendungsbeispiele mit multimedialer<br />

Unterstützung durch Animationen,<br />

Videos oder eingespielte Audiobeiträge<br />

vor. Angeschlossen ist eine Diskussionsrunde<br />

für den Austausch mit dem<br />

weltweiten Publikum.<br />

Auch wenn die persönliche Begegnung auf<br />

Messen immer einen besonderen Wert hat,<br />

so eröffnen sich mit den virtuellen Messen<br />

allen Beteiligten ganz neue Möglichkeiten.<br />

VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried Schäfer<br />

ist überzeugt davon, dass „die Metav<br />

digital uns auch in Zukunft als Ergänzung<br />

erhalten bleibt“. Schließlich biete sie „große<br />

Chancen vor dem Hintergrund der<br />

Marktbedürfnisse und der <strong>aktuell</strong>en Situation<br />

vieler Unternehmen“. Folglich steht es<br />

für den Verbandschef außerfrage, dass<br />

„hybride Messekonzepte die Zukunft“ sind.<br />

Umgesetzt werden soll das Hybridkonzept,<br />

sofern es die Lage zulässt, bereits auf der<br />

Metav 2022, die vom 8. bis 12. März zusammen<br />

mit der Messe Düsseldorf veranstaltet<br />

wird.<br />

Dietmar Kieser, Redakteur,<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 51


» BETRIEB<br />

Betriebsbedarf<br />

Werkbank kennt Werker genau<br />

Die Anschaffung einer neuen Betriebsausstattung ist meistens eine größere Investition.<br />

Mit einem durchdachten Konzept und einem modularen Einrichtungssystem lassen<br />

sich die Planungsrisiken allerdings deutlich verringern.<br />

Die meisten Menschen verbringen an ihrem Arbeitsplatz<br />

mehr Zeit als zu Hause. Darüber sollten<br />

sich die Verantwortlichen im Unternehmen im<br />

Klaren sein, wenn sie den Betrieb neu einrichten<br />

wollen. Mitarbeiter, die sich am Arbeitsplatz wohl<br />

fühlen und körperlich wenig belastet werden, sind in<br />

der Regel motivierter, engagierter und produktiver.<br />

„Design ist wichtig, aber nicht alles. Denn eine Betriebseinrichtung<br />

muss sich auch an die Mitarbeiter<br />

anpassen und ergonomisch unterstützen. Eine gezielte<br />

Planung ist deshalb entscheidend“, so Klaus<br />

Schmitt, Senior Director bei der Hoffmann Group.<br />

Im ersten Schritt müssen sich die Entscheider Gedanken<br />

darüber machen, was die Betriebseinrichtung<br />

bieten muss, damit die Mitarbeiter ihre Aufgaben<br />

optimal verrichten können. Je besser die Ausstattung<br />

an die Menschen und deren Aufgabenprofile angepasst<br />

ist, umso höhere Zugewinne lassen sich bei Betriebsklima,<br />

Arbeitszufriedenheit und Produktivität<br />

erzielen. Dazu ist eine detaillierte Analyse der Arbeitsplatzanforderungen<br />

notwendig. Bei dieser Analyse<br />

wird unter anderem ermittelt, in welcher Körperhaltung<br />

die Mitarbeiter den Tag verbringen. Wird im<br />

Stehen gearbeitet, ist es sinnvoll, vor den Arbeitsplätzen<br />

Anti-Ermüdungsmatten auszulegen. Dabei<br />

spielt der Härtegrad eine wichtige Rolle, denn bei zu<br />

starker Dämpfung wird die Muskulatur übermäßig<br />

für den permanenten Gewichtsausgleich beansprucht.<br />

Offene Anti-Ermüdungsmatten binden zusätzlich<br />

Schmutzpartikel und erhöhen die Rutschsicherheit.<br />

Mit elektrisch fahr -<br />

baren Werkbänken<br />

lassen sich auch<br />

schwere Werkzeuge<br />

einfach über längere<br />

Strecken<br />

transportieren.<br />

Bild: Hoffmann Group<br />

Individuelle Parameter einstellen<br />

Wird mehr als zwei Minuten stehend in derselben<br />

Position verharrt, sollte eine Stehhilfe angeboten<br />

werden. Diese fängt bis zu 60 % des Körpergewichts<br />

ab und entlastet Kniegelenke und Wirbelsäule.<br />

Häufig teilen sich außerdem mehrere Mitarbeiter<br />

einen Arbeitsplatz. In diesen Fällen sollte die<br />

Arbeitsplatte oder der komplette Arbeitsplatz individuell<br />

auf die Körpergröße des Mitarbeiters eingestellt<br />

werden können. Das geht besonders schnell,<br />

wenn die Werkbank oder Workstation per Memoryfunktion<br />

mehrere Benutzerprofile speichert und<br />

sich per Knopfdruck auf die Parameter einstellt. Mit<br />

schwenkbaren Seitenlochwänden lässt sich der<br />

Arbeitsplatz anschließend auf die individuelle Armlänge<br />

einstellen. Elektrisch höhenverstellbare<br />

Arbeitsplätze gibt es mittlerweile auch mit einer<br />

Fahreinheit. Das ist praktisch für Mitarbeiter, die<br />

ihren Arbeitsplatz in der Werkshalle regelmäßig<br />

verlegen müssen. Ihre Werkbank schieben sie wie<br />

einen Einkaufswagen einfach mit.<br />

Auch für Mitarbeiter, die in der Halle regelmäßig längere<br />

Strecken zurücklegen und dabei schwere Werkzeuge<br />

mit sich führen müssen, gibt es eine smarte<br />

Lösung. Schmitt sagt: „Elektrisch fahrbare Werkbänke<br />

erleichtern die Arbeit enorm. Bei GARANT GridLine<br />

Werkbänken kann die Geschwindigkeit auf bis zu 4<br />

km/h gesteigert werden – das ist ein zügiges Gehen.“<br />

Nach einem ersten Blick auf den Arbeitsplatz, beginnt<br />

die Feinplanung. Dabei hat sich die aus Japan<br />

stammende 5S-Methode bewährt. Diese bietet ein<br />

52 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Für Ordnung in den Schubladen sorgen Hartschaumeinlagen mit Frästaschen<br />

in Werkzeugkontur.<br />

Bild: Hoffmann Group<br />

Anti-Ermüdungsmatten erleichtern langes Arbeiten im Stehen. Dabei spielt<br />

der Härtegrad eine wichtige Rolle, denn bei zu starker Dämpfung wird die<br />

Muskulatur übermäßig für den permanenten Gewichtsausgleich beansprucht.<br />

Bild: Hoffmann Group<br />

Organisations- und Ordnungssystem, damit die<br />

Mitarbeiter den Überblick behalten und ihr Stressniveau<br />

sinkt. Folgende fünf Ordnungsprinzipien stehen<br />

bei 5S im Mittelpunkt: Selektion, Sortieren,<br />

Sauberkeit, Standardisierung und Selbstdisziplin. In<br />

der Praxis bedeutet das zum Beispiel, dass Werkzeuge<br />

und Arbeitsmittel entsprechend ihrer Nutzungshäufigkeit<br />

aufbewahrt und in den Sichtfeldern<br />

und Greifräumen der Mitarbeiter positioniert<br />

werden. Für Ordnung in den Schubladen sorgen<br />

Hartschaumeinlagen mit Frästaschen in Werkzeugkontur.<br />

Diese können zum Beispiel im E-Shop der<br />

Hoffmann Group gestaltet und direkt bestellt werden.<br />

Wichtig ist auch, dass die Mitarbeiter schnell<br />

Zugriff auf neue Werkzeuge haben. Dazu eignen<br />

sich insbesondere Ausgabeautomaten, die Werkzeuge,<br />

persönliche Schutzausrüstung und Leihgeräte<br />

rund um die Uhr ausgeben und die Entnahme<br />

protokollieren.<br />

Atmosphäre und Sicherheit<br />

Nach Erfassen der Anforderungen an Ergonomie und<br />

Funktionalität ist zu prüfen, wie die Betriebseinrichtung<br />

optisch aussehen soll, damit sie den Corporate-<br />

Design-Richtlinien des Unternehmens entspricht.<br />

Farben, Wertigkeit und Oberflächenstruktur spielen<br />

hier die entscheidende Rolle. Flügeltüren und Schubladen<br />

mit Einzug-Dämpfungssystem und Schiebetüren<br />

mit Arretierung zeugen beispielsweise von hoher<br />

Qualität. Ein modernes Kabelmanagement, Schubladen,<br />

Auszugböden und Schrägfachböden mit Hartschaumeinlagen<br />

bieten eine übersichtliche und klare<br />

Organisation im Schrankinneren.<br />

Zusätzlich zu diesen Kriterien sollte hinterfragt<br />

werden, wie sich Wohlfühlcharakter und Arbeitssicherheit<br />

weiter verbessern lassen. Denn das gesamte<br />

Umfeld hat Einfluss auf die psychische Verfassung<br />

und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Werkzeugschränke<br />

mit Innenbeleuchtung schaffen zum<br />

Beispiel ein Plus an Atmosphäre und erhöhen zusätzlich<br />

die Sicherheit, weil die Mitarbeiter auch in<br />

einer mäßig ausgeleuchteten Umgebung gezielt in<br />

den Schrank greifen können, um ein Werkzeug herauszuholen.<br />

Allerdings kann sich auch bei der besten Planung irgendwann<br />

ein nicht vorhersehbarer Änderungsbedarf<br />

ergeben. Es ist deshalb wichtig, stets ein gewisses<br />

Maß an Flexibilität zu bewahren. Das geht besonders<br />

gut mit einem modularen<br />

Einrichtungskonzept, bei dem<br />

über einen langen Zeitraum<br />

hinweg alle Komponenten<br />

einfach ausgetauscht werden<br />

können. „Bei unserer Einrichtungsserie<br />

GARANT GridLine<br />

können alle Einzelteile mindestens<br />

zehn Jahre lang<br />

nachgekauft werden. Sie basieren<br />

auf einem einheitlichen<br />

Rastermaß und sind somit einfach<br />

untereinander kombinierund<br />

austauschbar“, sagt<br />

Schmitt. Aktuell umfasst die<br />

Serie Werkstattschränke,<br />

Werkstattwagen, Workstations, Werkbänke und Zubehör.<br />

Das bringt langfristig eine hohe Planungsund<br />

Investitionssicherheit. Neben der hohen Funktionalität<br />

und den vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten<br />

bietet die Serie klare Strukturen und eine moderne,<br />

durchgängige Designsprache. (us)<br />

»Design ist wichtig,<br />

aber nicht alles.«<br />

Klaus Schmitt<br />

Bild: Hoffmann Group<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 53


» BETRIEB<br />

Nachhaltigkeit<br />

Nachhaltige <strong>Beschaffung</strong> für die IT –<br />

Einkauf als Speerspitze<br />

IT-Produkte gehen mit einer Vielzahl von Herausforderungen in puncto Nachhaltigkeit einher:<br />

angefangen mit verwendeten Konfliktmineralien bis hin zu gesundheitsschädlichen Werkstoffen und<br />

Elektroschrott, die anfallen. Das derzeitige, verschwenderische Wirtschaftsmodell verstärkt die<br />

Herausforderungen zusätzlich. Doch wäre es dringend geboten, auf größere Nachhaltigkeit zu achten.<br />

Das <strong>Beschaffung</strong>swesen bildet die Speerspitze, um dies zu erreichen.<br />

Bild: Leszek Czerwonka/stock.adobe.com<br />

Bei der <strong>Beschaffung</strong> elektronischer Produkte ist es nicht<br />

einfach, auf eine nachhaltige Lieferkette zu achten.<br />

Zertifizierungen tragen dazu bei, Licht ins Dunkel zu bringen.<br />

Um das Thema Nachhaltigkeit im <strong>Beschaffung</strong>swesen<br />

voranzutreiben, müssen Verantwortliche<br />

zwei wichtige Aspekte beachten: Zum einen muss<br />

den Anbietern von Produkten verdeutlicht werden,<br />

dass Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert in der<br />

<strong>Beschaffung</strong> einnimmt. Zum anderen spielt eine fundiertere<br />

Produktauswahl, welche strikte Nachhaltigkeitskriterien<br />

miteinbezieht, eine wichtige Rolle im<br />

<strong>Beschaffung</strong>sprozess.<br />

Einkäufer sind der Schlüssel zu<br />

mehr Nachhaltigkeit<br />

Um die selbst gesteckten Ziele eines Unternehmens<br />

in puncto Nachhaltigkeit zu erreichen, ist insbesondere<br />

der Einkauf gefragt. Mehr denn je hängt es von<br />

seinem Handeln ab, ob die Organisation ihrer ökologischen,<br />

sozialen und finanziellen Verantwortung<br />

diesbezüglich gerecht wird.<br />

Gerade im Falle von IT-Hardware sind die Risiken<br />

beträchtlich: Einkäufer müssen sicherstellen, dass die<br />

Produkte verantwortungsvoll hergestellt werden,<br />

also die Menschenrechte und Sicherheit der<br />

Arbeiter Innen bereits beim Abbau der Rohstoffe, der<br />

Verarbeitung und dann beim Produktionsprozess gewährleistet<br />

werden.<br />

Zudem benötigt der Einkauf eine umfassende Transparenz<br />

hinsichtlich der in den Produkten verwendeten<br />

Materialien, um die Folgen für Mensch und Umwelt<br />

so gering wie möglich halten zu können. Das<br />

größte Kopfzerbrechen bereitet Einkäufern in diesem<br />

Zusammenhang die Komplexität der IT-Lieferkette.<br />

Es ist fast unmöglich, die vielfältigen Faktoren und<br />

deren Risiken ohne Fachwissen bewerten zu können.<br />

Hier ist es deshalb ratsam, auf externe Fachkompetenz<br />

zurückzugreifen. Speziell der Einsatz von unabhängig<br />

verifizierten Nachhaltigkeits-Zertifizierungen,<br />

beispielsweise der von TCO Certified, hilft<br />

Einkäufern dabei, drei wichtige Anliegen in Sachen<br />

Nachhaltigkeit voranzutreiben:<br />

• Die Einbindung entsprechend umfassender Nachhaltigkeits-Zertifizierungen<br />

in den Einkaufs -<br />

prozess ist ein eindeutiges Signal an die Industrie,<br />

dass Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert im<br />

<strong>Beschaffung</strong>swesen genießt. Dadurch ist es mög-<br />

54 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


lich, den Druck auf die IT-Branche zu erhöhen und<br />

der Forderung Nachdruck zu verleihen, dass ökologisch<br />

und sozial verantwortlicher produziert<br />

werden muss – insbesondere, da die Nachfrage<br />

nach nachhaltigeren IT-Produkten der größte<br />

Antrieb für die Branche ist, Maßnahmen in diesem<br />

Bereich zu ergreifen.<br />

• Nachhaltigkeits-Zertifizierungen, die eine ausgewogene<br />

Kombination von Kriterien zum Umweltschutz<br />

und der Verantwortung innerhalb der<br />

Lieferkette bieten, eröffnen Einkäufern die Möglichkeit,<br />

Nachhaltigkeitsaspekte bereits in der<br />

Herstellungsphase mit einfließen zu lassen.<br />

• Am wichtigsten ist, dass die Verwendung von unabhängig<br />

verifizierten Zertifizierungen die Wahrscheinlichkeit<br />

von Greenwashing reduziert und<br />

dafür sorgt, dass <strong>Beschaffung</strong>sabteilungen nicht<br />

länger auf Herstellerangaben vertrauen müssen.<br />

Sofern ein Umwelt-Label beziehungsweise eine<br />

Zertifizierung eine unabhängige Überprüfung erfordert,<br />

können sich Einkäufer darauf verlassen,<br />

dass die Produkte, die sie kaufen, und die Fabriken,<br />

in denen diese hergestellt werden, unabhängig<br />

geprüft wurden. Zudem erfordern solche Verifikationen<br />

in aller Regel auch die Einbindung in<br />

ein System der kontinuierlichen Überwachung.<br />

Damit wird sichergestellt, dass die Überprüfungsergebnisse<br />

dauerhaft Bestand haben und alle Vorgaben<br />

kontinuierlich eingehalten werden.<br />

Unabhängige Überprüfungen<br />

machen den Unterschied<br />

Bei den vielen verfügbaren Labels, Deklarationen und<br />

Zertifizierungen auf dem Markt kann es mitunter<br />

schwierig sein, diejenigen zu finden, die tatsächlich<br />

einen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit leisten. Eine<br />

gute Strategie ist es daher, klassische Deklarationen<br />

zu vermeiden und nach einer Zertifizierung zu<br />

suchen, die die Einhaltung aller Nachhaltigkeitskriterien<br />

unabhängig verifiziert. Dass Produzenten lediglich<br />

ein Kästchen in einem Fragebogen ankreuzen<br />

müssen, um ein Label zu erhalten, reicht beileibe<br />

nicht aus, um die Nachhaltigkeit eines Produkts<br />

unter Beweis zu stellen. Tatsächliche Veränderungen<br />

lassen sich nur sicherstellen, wenn Fabriken in<br />

Augenschein genommen, Produkte getestet und Materialien<br />

analysiert werden. All das sollte von einer<br />

externen, unabhängigen Partei durchgeführt werden<br />

und Einkäufer sollten darauf achten, dass sie eine<br />

Nachhaltigkeits-Zertifizierung auswählen, die genau<br />

diese Unabhängigkeit gewährleistet. Ferner empfiehlt<br />

es sich, bei der Wahl der Zertifizierung zu<br />

berücksichtigen, dass deren Herausgeber oder das<br />

Zertifizierungsinstitut die Kriterien in regelmäßigen<br />

Abständen aktualisiert, um stets den drängendsten<br />

Problemen in puncto Nachhaltigkeit zu begegnen.<br />

Nachhaltigkeit beginnt jetzt<br />

Die wichtigste Erkenntnis für IT-Einkäufer ist, dass<br />

das Ziel von gänzlich nachhaltigen IT-Produkten in<br />

weiter Ferne ist. Bis ein Produktlebenszyklus erreicht<br />

wird, der tatsächlich einem Kreislauf entspricht und<br />

der keine negativen Auswirkungen verursacht, ist es<br />

noch ein weiter Weg. Hierfür bedarf es eines langfristigen<br />

Engagements zur steten Verbesserung seitens<br />

Industrie, Einkäufern und Experten.<br />

Doch je mehr Einkäufer sich diesem langfristigen Ziel<br />

verschreiben, desto schneller vollzieht sich der Wandel.<br />

Die gute Nachricht lautet:<br />

Es gibt einfache Wege, um den<br />

Prozess einzuleiten.<br />

Die Prüfung, ob ein neues Produkt<br />

überhaupt benötigt wird,<br />

ist ein wichtiger erster Schritt.<br />

Sofern es möglich ist, sollte<br />

versucht werden, die Lebensdauer<br />

der bereits erworbenen<br />

IT-Produkte zu verlängern. Um den Fußabdruck hinsichtlich<br />

der Nachhaltigkeit der eigenen IT-Nutzung<br />

zu reduzieren, sollte die IT-Hardware daher, wo<br />

immer es geht, aktualisiert bzw. repariert werden.<br />

Gebrauchte, noch nutzbare Produkte weiterzu -<br />

verkaufen, um so deren Nutzungsdauer zu verlängern,<br />

ist sicherlich sinnvoller als deren Entsorgung.<br />

Sofern dennoch ein neues Produkt beschafft werden<br />

muss, sollte die Auswahl auf solche fallen, die über<br />

eine umfassende Nachhaltigkeits-Zertifizierung verfügen.<br />

Diese muss starke Kriterien beinhalten und eine<br />

Überprüfung durch Dritte erfordern. Auch die<br />

Langlebigkeit eines Produkts ist ein entscheidender<br />

Faktor, wenn es darum geht, die Auswirkungen der<br />

eigenen IT-Nutzung so gering wie möglich zu halten.<br />

Nur wenn alle Beteiligten,<br />

vom Rohstoffproduzenten<br />

über die Hersteller der Zwischen-<br />

und Endprodukte bis<br />

hin zum Anwender und dann<br />

auch Entsorger, ihrer Verantwortung<br />

nachkommen, lässt<br />

sich das Ziel größerer Nachhaltigkeit<br />

beim Einsatz von IT-<br />

Produkten erreichen.<br />

Mehr Informationen unter:<br />

https://tcocertified.de<br />

»Es ist es ratsam,<br />

auf externe<br />

Fachkompetenz<br />

zurück zugreifen.«<br />

Clare Hobby<br />

Bild: TCO Development<br />

Clare Hobby<br />

Director Purchaser<br />

Engagement Global<br />

bei TCO Development<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 55


» BETRIEB<br />

Hygiene im Arbeitsschutz<br />

Trends des Jahres 2021<br />

Eine Maßnahme der Pandemiebekämpfung sind<br />

Hygienestandards. Karolin Rohmer, Director Group<br />

Product Lines Hygiene & Floorcare bei CWS, sagt:<br />

„Arbeitgebern fällt auch im Jahr 2021 eine neue Verantwortung<br />

zu: Hygiene ist ein wesentlicher Teil des<br />

Arbeitsschutzes sowie der Gesundheitsprävention.“<br />

Durch intelligente Angebote kann den steigenden<br />

Anforderungen begegnet werden. Mit dem CWS Hygiene-Checkpoint<br />

Liward können BesucherInnen im<br />

Eingangsbereich ihre Körpertemperatur kontaktlos<br />

und freiwillig überprüfen. Die Handwäsche fällt mit<br />

dem CWS SmartWash besonders leicht: Die sensorgesteuerte<br />

Mischarmatur SmartWash sorgt dafür,<br />

dass jede Person beim Händewaschen Seife verwendet<br />

und so Krankheitserreger entfernt. (sd)<br />

Bild: Chepko Danil/stock.adobe.com<br />

Gebäudemanagement<br />

Desinfektoren sind gefragt<br />

Seit einem Jahr hat das Corona-Virus<br />

Deutschland fest im<br />

Griff und stellt Gebäudedienstleister<br />

vor eine große<br />

Herausforderung. Auch der<br />

betriebliche Ablauf bei Niederberger<br />

Berlin hat sich stark<br />

verändert. Insbesondere die<br />

Desinfektoren sind gefragt.<br />

„Wir müssen Regeln und<br />

Richtlinien entlang gesetzlicher<br />

Vorgaben für unsere KollegInnen<br />

aufstellen, alle nur<br />

denkbaren Fragen und Fachfragen<br />

rasch beantworten und<br />

gleichzeitig den Arbeitsschutz<br />

der KollegInnen durch zusätzliche<br />

Schutzmaßnahmen für<br />

ein gesundes Arbeiten an erste<br />

Stelle rücken“, informiert Candy<br />

Borgwald, staatlich geprüfte<br />

Desinfektorin. (sd)<br />

www.niederberger.de<br />

Edelstahl-Verbindungsteile<br />

Lederer übernimmt Normtec<br />

Bild: Niederberger Gruppe<br />

Drei Varianten mit Tragekomfort<br />

Schutzkleidung für Schweißer<br />

Noch immer bleibt Schutzkleidung<br />

häufig im Schrank liegen.<br />

Die Gründe für die Ablehnung:<br />

mangelnder Tragekomfort,<br />

höhere Gewichtsbelastung,<br />

Behinderung bei der<br />

Durchführung von Tätigkeiten.<br />

Mewa hat daher die Linie Dynamic,<br />

die sich durch Bewegungsfreiheit<br />

und Tragekomfort<br />

auszeichnet, weiterentwi-<br />

Bild: Mewa<br />

ckelt. Mewa Dynamic Flame<br />

eignet sich für Schweißer und<br />

andere Personen, die in Kontakt<br />

mit Hitze und Flammen<br />

kommen. Es gibt sie in drei Varianten.<br />

Die Basisvariante<br />

„Mewa Dynamic Flame“ eignet<br />

sich für die, die gelegentlich<br />

schweißen. Sie schützt vor<br />

Metallspritzern und bei kurzem<br />

Kontakt mit Flammen.<br />

Wer häufig schweißt, sollte<br />

die Variante „Mewa Flame Advanced“<br />

tragen. Wer permanent<br />

schweißt, schützt sich<br />

am besten mit „Mewa Dynamic<br />

Flame Extreme“. Das<br />

robuste Gewebe bietet Hitzeschutz<br />

in der thermischen<br />

Metallbearbeitung. (sd)<br />

Die Lederer GmbH hat zum<br />

Januar 2021 sämtliche Geschäftsanteile<br />

der Normtec<br />

Montage- und Befestigungstechnik<br />

GmbH von der Theo<br />

Förch GmbH & Co. KG übernommen.<br />

Normtec hat elf<br />

Mitarbeitende und vertreibt<br />

seit sieben Jahren erfolg reich<br />

Verbindungselemente aus<br />

Edelstahl. Die Geschäftsführung<br />

wird Sebastian Oven -<br />

hausen übernehmen. Normtec<br />

wird weiterhin als eigenständiges<br />

Unternehmen am bisherigen<br />

Standort Wuppertal bestehen<br />

und als Teil der Lederer<br />

GmbH weitergeführt. „Wir<br />

stärken so unseren Unternehmenskern:<br />

Edelstahl-Verbindungselemente<br />

sind von Anfang<br />

an und bis heute die<br />

Grundlage unseres Geschäftserfolgs“,<br />

sagt Dr. Volker Lederer,<br />

Inhaber und Geschäftsführer<br />

der Lederer GmbH. (sd)<br />

Bild: Lederer<br />

56 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Bild: Production Perig/stock.adobe.com<br />

Zusammen im Home-Office<br />

Digitaler Arbeitsplatz<br />

für nahtlose Teamarbeit<br />

Ein digitaler Arbeitsplatz im Kontext von<br />

Microsoft 365 ermöglicht es Teams, von<br />

überall auf Dokumente zuzugreifen und<br />

in Echtzeit zusammenzuarbeiten. Das<br />

bietet jetzt Indego, ein Unternehmen der<br />

Degussa Bank AG und von Prodyna Se.<br />

Das Start-up hat eine cloudbasierte<br />

Lösung entwickelt, die alle Anwendungen<br />

der digitalen Zusammenarbeit auf einer<br />

Plattform vereint, inklusive Intranet,<br />

Web-Content-Management mit Bild -<br />

datenbank und einem News-Feed in Kooperation<br />

mit Axel Springer. Da Microsoft<br />

365 nahtlos integriert ist, sind die<br />

Daten in Indego in Echtzeit erreichbar.<br />

Zudem kann die Lösung durch Apps erweitert<br />

werden, etwa für die digitale<br />

Buchhaltung. (sd)<br />

Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie 8<br />

BAM 44<br />

Bohnert 35<br />

Boston Consulting 10<br />

Bruker-Spalek 35<br />

Bühler 35<br />

Bundesbeschaffungs gesellschaft 18<br />

Crossinx 9<br />

CSR 23<br />

Curecomp 7<br />

cwmk 44<br />

CWS 56<br />

Degussa Bank 57<br />

Duncker & Humblot 65<br />

Easy Software 40<br />

EcoVadis 24<br />

Expresso 40<br />

Fatboy 36<br />

Theo Förch 56<br />

GPS Global Procurement Service 67<br />

HeidelbergCement 12<br />

Hoffmann 52<br />

HS Kiel 6<br />

HS Mainz 23<br />

IBM 16<br />

Indego 57<br />

IPT 48<br />

Kreatize 47<br />

Laserhub 45<br />

Lederer 56<br />

Linde 10, 41<br />

Manesse Verlag 65<br />

McDonald’s 16<br />

Messe Düsseldorf 50<br />

Mewa 56<br />

mipart.com 44<br />

FIRMENREGISTER<br />

Moasik Verlag 65<br />

Niederberger Berlin 56<br />

Nord Drivesystems 34<br />

Normtec Montage- und<br />

Befestigungstechnik 56<br />

Picavi 41<br />

Pilz 30<br />

Prodyna 57<br />

Profibus 38<br />

Proto Labs 45<br />

Siemens 10<br />

Slimstock 36<br />

SMC 35<br />

Spanflug 46<br />

Axel Springer 57<br />

Still 40<br />

TCO Development 55<br />

Timocom 9<br />

ToolsGroup 17<br />

Total 10<br />

Toyota Material Handling 41<br />

Trumpf 38<br />

TÜV Hessen 41<br />

TÜV-Verband 57<br />

Up2parts 44<br />

Vattenfall 10<br />

VDI-Gesellschaft Produktion und Logistik 41<br />

VDW 50<br />

Veenion 18<br />

V-Industry 46<br />

WBA Aachener Werkzeugbau<br />

Akademie 48<br />

Würth Industrie Service 40<br />

WZL 48<br />

Xometry 47<br />

Gefälschte Masken vermeiden<br />

Worauf man beim Kauf einer FFP2-Maske achten muss<br />

FFP2-Masken schützen sowohl die<br />

Träger Innen als auch Mitmenschen. André<br />

Siegl vom TÜV-Verband sagt: „Mangelhafte<br />

oder gefälschte Masken sind rein<br />

optisch nicht leicht zu erkennen.“ Darauf<br />

sollte man deshalb beim Kauf achten:<br />

• Mit dem CE-Kennzeichen erklären die<br />

Hersteller, dass die Maske die rechtlichen<br />

Anforderungen der EU erfüllt.<br />

• Die vierstellige Nummer gibt Rückschluss<br />

auf das Prüfinstitut.<br />

• Die Schutzklasse (FFP2) benennt die<br />

Filterleistung.<br />

• Die Europäische Norm DIN EN 149<br />

wird mit Jahresangabe versehen.<br />

• Zudem sollte auf der Maske ein Herstellername<br />

oder Marke stehen.<br />

• Beigefügte Herstellerbescheinigungen<br />

und Zertifikate sollten vertrauenswürdig<br />

sein.<br />

In der sogenannten NANDO-Datenbank<br />

auf der Website der EU-Kommission kön-<br />

Diese Angaben müssen seriöse<br />

FFP2-Masken enthalten<br />

CE-Kennzeichnung<br />

der Hersteller<br />

Nummer und Jahr<br />

der Prüfnorm<br />

Artikelnummer und<br />

Herstellerangaben<br />

Auf der Verpackung seriöser Masken stehen auch die Herstellerangaben inklusive dessen Anschrift.<br />

nen NutzerInnen überprüfen, ob die<br />

Nummer einer Prüfstelle korrekt ist. Bei<br />

Fragen sind Händler grundsätzlich zur<br />

Auskunft verpflichtet. (sd)<br />

0044<br />

EN 149:2001 FFP2 NR D<br />

SNN12345678A<br />

4-stellige Nummer<br />

des Prüfinstituts<br />

Schutzklasse<br />

NR=nicht wiederverwendbar<br />

R = wiederverwendbar<br />

D = Dolomitstaubtest<br />

bestanden<br />

Bild: TÜV e.V.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 57


<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> präsentiert<br />

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Beratung Betriebsbedarf<br />

Entwicklung + Fertigung<br />

Medienbeschaffung<br />

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Logistik<br />

Fuhrpark<br />

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SRM<br />

Komponenten + Systeme<br />

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curecomp Software Services GmbH<br />

www.curecomp.com<br />

Mit der eProcurement- und Supplier Relationship<br />

Management Lösung von curecomp werden Ihre<br />

<strong>Beschaffung</strong>sprozesse einfacher, transparenter,<br />

schneller und damit kostengünstiger abgewickelt.<br />

Dies führt in Summe zu einer signifikanten Arbeitsentlastung<br />

Ihrer Mitarbeiter und Verhinderung von<br />

Fehlern durch manuelle Datenerfassungen. Unsere<br />

Expertise und unser Fokus liegen dabei beim direkten<br />

Produktionsmaterial und bei produzierenden<br />

Unternehmen. Bei curecomp dreht sich alles um<br />

den Erfolg unserer Kunden und deren Lieferanten.<br />

Jedes Unternehmen und jede Branche steht vor spezifischen<br />

Herausforderungen.<br />

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Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />

www.schrauben-gross.de<br />

Ferdinand Gross ist Spezialist für Verbindungstechnik<br />

und C-Teile-Management und bietet Kunden und<br />

Partnern aus der Industrie maßgeschneiderte Dienstleistungen.<br />

Unser Sortiment reicht von Verbindungselementen<br />

über Werkzeuge bis zu Sonder anfertigungen.<br />

Wir sorgen für schnellste Verfügbarkeit von über<br />

107 000 Artikeln. Im Bereich C-Teile-Management<br />

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Keller & Kalmbach GmbH<br />

www.keller-kalmbach.de<br />

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bieten Ihnen eine Produktpalette rund um<br />

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Wir stehen für höchste Versorgungssicherheit<br />

und entwickeln kundenindividuelle und maßgeschneiderte<br />

Logistikkonzepte für Produktion<br />

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Abläufe in Ihrem Unternehmen. Diskutieren Sie<br />

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58 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


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C-TEILE-MANAGEMENT<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

Lederer GmbH<br />

www.c-teile-management.info<br />

Wenn es um C-Teile-Management geht, Kanban, Konsignation<br />

& Co., ist Lederer Ihr Partner: Norm- und Standardteile,<br />

Sonder- und Zeichnungsteile, Verbindungselemente<br />

u.v.m. auf Basis aller logistischen Lösungen<br />

und Systeme (eBusiness, RFID, Ein- und Mehr-Behälter-<br />

Kanban etc.). Lederer übernimmt für Sie die Lieferantensuche,<br />

Bestellung und <strong>Beschaffung</strong>, Bevorratung<br />

und Bereitstellung, Lagerbewirtschaftung und Qualitäts<br />

sicherung, Systempflege und Prozessverbesserung.<br />

– Verbindungselemente<br />

– Norm- und Standardartikel<br />

– Sonder- und Zeichnungsteile<br />

– C-Teile-Management<br />

F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG<br />

www.reyher.de<br />

E-Business-Lösungen, Kanban-Versorgungssysteme,<br />

Bausätze, Konfektionierungen, Sonderteile – wenn<br />

es um Verbindungselemente und Befestigungs technik<br />

geht, ist REYHER Ihr kompetenter Partner. Hohes<br />

Qualitätsbewusstsein und ausgeprägte tech nische<br />

Kompetenz haben eine lange Unternehmens tradition.<br />

Über 130 000 verschiedene Artikel stehen bei einer<br />

Lieferbereitschaft von 99 % branchenübergreifend<br />

bereit. Kunden aus Industrie und Handel werden<br />

weltweit aus einem der modernsten und größten<br />

Schrauben-Logistikzentren schnell und zuverlässig<br />

beliefert.<br />

simple system GmbH & Co. KG<br />

www.simplesystem.com<br />

Die <strong>Beschaffung</strong>splattform für C-Artikel<br />

simple system wurde im Jahr 2000 gegründet<br />

und ist heute eine der führenden, neutralen<br />

<strong>Beschaffung</strong>splattformen. Ziel der Plattform ist<br />

es, Unternehmen eine effektive und transparente<br />

indirekte <strong>Beschaffung</strong> zu ermöglichen. Mit mehr<br />

als 720 Lieferanten, 3.000 Bestellungen pro Tag<br />

und über 70 Mio. Artikel ist die Plattform in vielen<br />

Einkaufsabteilungen nicht mehr wegzudenken.<br />

Mit simple system Click & Order Katalogen<br />

decken Sie 60-80% Ihres indirekten Bedarfs.<br />

Alle simple system Click & Order Kataloge können<br />

ganz unkompliziert mit einen Klick aktiviert<br />

werden.<br />

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ENTWICKLUNG + FERTIGUNG<br />

SoftconCIS GmbH<br />

www.softconcis.de, www.Einkaufscontrolling.de<br />

SoftconCIS ist mit über 400 Kunden weltweit und mehr<br />

als 20 Jahren Erfahrung der führende Anbieter von<br />

Informationssystemen für Einkaufscontrolling und<br />

strategischen Einkauf.<br />

Dabei ist SoftconCIS der einzige Anbieter, der intelligente<br />

Software mit mehr als 450 Kennzahlen und Dashboards,<br />

fertigen Schnittstellen, Fachwissen/Consulting,<br />

Hosting im eigenen zertifizierten, deutschen Rechenzentrum<br />

und Weiterbildung zu folgenden Themen<br />

vereint:<br />

– Einkaufscontrolling & Einkaufsplanung<br />

– Erfolgsmessung & Dashboarding<br />

– SRM, Lieferantenbewertung & RM<br />

– Maßnahmenmanagement u. v. m.<br />

veenion GmbH<br />

www.veenion.de<br />

Die veenion GmbH hat sich auf Lösungen rund um das<br />

elektronische <strong>Beschaffung</strong>s- und Handelswesen spezialisiert.<br />

Durch den individuellen Einsatz der multifunktionalen<br />

Softwarelösungen impact ordering und<br />

open ordering werden sämtliche operative <strong>Beschaffung</strong>s-,<br />

Rechnungs- und Handelsprozesse optimiert<br />

und an Ihre Bedürfnisse und Anforderungen angepasst.<br />

Neben privaten Unternehmen gehören auch<br />

zahlreiche Non-Profit-Organisationen und öffentliche<br />

Auftraggeber zu den Kunden von veenion-Anwendungen.<br />

Kunststofftechnik Jantsch GmbH<br />

www.jantsch.de<br />

Die Kunststofftechnik Jantsch GmbH in Nürnberg<br />

fertigt spritzgegossene Präzisions-Kunststoffteile aus<br />

sämtlichen Thermoplasten von 0,001g bis 400g.<br />

Wir bieten die komplette Prozesskette an:<br />

– Kunststoffgerechte Teileentwicklung<br />

– Füllsimulation mit Cadmould<br />

– Rapid Prototyping: 3D-Druck, Vakuumgießen<br />

– Klimatisierter Präzisions-Formenbau<br />

– Spritzgießfertigung, auch 2K, Hochtemperatur-<br />

Thermoplaste (z. B. PEEK), Reinraumfertigung<br />

– Automatisiertes Einlegen und Entnehmen<br />

– Zertifiziert nach DIN ISO 9001, 14001, 50001<br />

Wir sind Ihr Entwicklungs- und Fertigungspartner!<br />

FEDERN<br />

KOMPONENTEN + SYSTEME<br />

MEDIENBESCHAFFUNG<br />

Schweizer GmbH & Co. KG<br />

www.schweizer-federn.de<br />

Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />

bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />

Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 120 Mitarbeiter<br />

hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />

aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und Großserien.<br />

Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />

GmbH & Co. KG umfasst:<br />

• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />

• Draht- und Stanzbiegeteile<br />

• Mikrofedern und Laserschneidteile<br />

RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

www.rct-online.de<br />

Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />

„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />

mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />

und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />

Das Angebot von Reichelt Chemietechnik umfasst<br />

ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauchtechnik,<br />

Verbindungselemente, Durchflusstechnik,<br />

Labortechnik, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />

Filtration und Antriebstechnik stammen.<br />

Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />

Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />

Lehmanns Media GmbH<br />

www.lehmannspro.de<br />

Lehmanns Media ist einer der führenden Fachinformationshändler<br />

für Bücher, Fachzeitschriften und elektronische<br />

Medien. Wir stellen ein breites Angebot an spezialisierten<br />

Dienstleistungen zur Medienbeschaffung für untersch. Zielgruppen<br />

wie Bibliotheken, Kliniken, Praxen, Anwaltskanzleien,<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 59


» BME AKTUELL<br />

BME-Live-Kongress in Düsseldorf<br />

12. BME-eLösungstage 2021<br />

in neuer Location<br />

Die vom 8. bis 9. Juni 2021 stattfindenden<br />

12. BME-eLösungstage finden in einer<br />

neuen Location statt. „Wir werden unseren<br />

ersten BME-Live-Kongress seit Ausbruch<br />

der Corona-Krise erstmals im Düsseldorfer<br />

Areal Böhler durchführen“, sagte<br />

BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Silvius<br />

Grobosch in Eschborn. Die in diesem Gewerbegebiet<br />

vorhandenen großen Hallen<br />

und Ausstellungsflächen eigneten sich<br />

nicht nur zur Durchführung der Hybridveranstaltung<br />

mit angeschlossener Fachmesse.<br />

Vielmehr sei das Areal Böhler gerade<br />

in Corona-Zeiten mit seinen Räumlichkeiten<br />

ein Garant für die Einhaltung<br />

aller Hygienevorschriften.<br />

Das Motto der 12. BME-eLösungstage<br />

2021 lautet: „Die Krise als Innovationsbeschleuniger<br />

nutzen“. Europas führender<br />

gemeinnütziger Fachverband für<br />

Supply Chain, Einkauf und Logistik hat<br />

dieses Thema bewusst gewählt. „Schließlich<br />

zeigt die Corona-Krise deutlich, dass<br />

im Einkauf nach wie vor ein hohes Digitalisierungspotenzial<br />

vorhanden ist“, so<br />

Grobosch weiter.<br />

Während in der operativen <strong>Beschaffung</strong><br />

digitale Tools mittlerweile intensiv genutzt<br />

würden, setze man im strategischen<br />

Einkauf häufig noch auf analoge<br />

Prozesse. Die geringe Kompatibilität unterschiedlicher<br />

IT-Programme und Systeme<br />

sowie das fehlende Budget und die<br />

mangelnde Bereitschaft für einen Wandel<br />

seien laut Grobosch die Hauptgründe<br />

für den immer noch zögerlichen Einsatz<br />

neuer eLösungen in den Unternehmen.<br />

Aber gerade im Lieferanten- und Risikomanagement<br />

seien eTools und Cloud-<br />

Modelle jetzt von entscheidender Bedeutung,<br />

um auch künftig wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben.<br />

Erfolgreich umgesetzte eProcurement-<br />

Konzepte zeigen nach Einschätzung des<br />

BME, dass der Einkauf mit<br />

richtiger Strategie und entsprechender<br />

Unterstützung<br />

passender Dienstleister seine<br />

Performance erheblich<br />

steigern kann.<br />

Um seiner Rolle als innovativer<br />

Wegbereiter digitaler<br />

Prozesse entlang der<br />

gesamten Wertschöpfungs- und Lieferkette<br />

künftig noch besser gerecht zu<br />

werden, müsse der Einkauf die mit der<br />

Digitalisierung und Automatisierung verbundenen<br />

Möglichkeiten stärker nutzen.<br />

Die Anwendung Künstlicher Intelligenz<br />

und disruptiver Technologien sollten für<br />

ihn nicht mehr nur Ausnahme, sondern<br />

die Regel sein. Grobosch: „2021 darf es<br />

für Einführung und Umsetzung einer digitalen<br />

Procurement-Strategie keine<br />

Ausreden mehr geben.“ Die damit verbundenen<br />

praktischen Schritte und Lö-<br />

Neue Eventlocation für die 12. BME-eLösungstage:<br />

das Düsseldorfer Areal Böhler.<br />

sungsansätze stehen im Mittelpunkt der<br />

12. BME-eLösungstage.<br />

Themenschwerpunkte:<br />

• Intelligente eProcurement-Konzepte in<br />

der Praxis<br />

• Automatisierung und Digitalisierung<br />

• Strategische Risikosteuerung nach der<br />

Krise<br />

• Innovationsmanagement und<br />

Lieferantenscouting<br />

Weitere Infos:<br />

bianca.bruder@bme.de<br />

https://www.bme.de/eloesungstage<br />

BME-Publikation<br />

Neu: BME-Whitepaper „Zusammenspiel<br />

von Einkauf und Vergabestelle“<br />

Öffentliche Institutionen verfügen meist über eine Vergabestelle, die sich<br />

mit Ausschreibungen befasst. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die Implementierung<br />

einer zentralen Einkaufsfunktion, die die Vergabestelle unterstützt,<br />

den Institutionen einen großen Mehrwert bietet. Vor diesem Hintergrund<br />

hat der BME das kostenlose Whitepaper „Zusammenspiel von Einkauf<br />

und Vergabestelle“ veröffentlicht.<br />

Gelingt die frühzeitige Einbindung des Einkaufs, sind die strategischen Einflussmöglichkeiten<br />

hinsichtlich Kosten und Leistung groß. „Um den Stellenwert<br />

des Einkaufs zu erhöhen, also Anerkennung auf allen Ebenen zu finden,<br />

muss der Einkauf Marketing in eigener Sache betreiben und seinen<br />

Wertbeitrag aufzeigen“ stellt Susanne Kurz, Leiterin der BME-Sektion Öffentliche<br />

Auftraggeber, fest. „Der Einkauf übernimmt eine Vermittlerrolle,<br />

wobei der Servicegedanke im Mittelpunkt steht“, hebt die Expertin hervor.<br />

Weitere Infos/Bezug:<br />

susanne.kurz@bme.de<br />

Bild: Broich<br />

Impressum: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME)<br />

Frankfurter Straße 27, 65760 Eschborn, Tel. 06196 5828-0, Fax -299, E-Mail: info@bme.de, www.bme.de<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Frank Rösch (Presse/Kommunikation)<br />

60 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Industrie<br />

Das führende Fachmagazin<br />

für den strategischen Einkauf<br />

Kompetent – glaubwürdig – praxisnah<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 61


» KARRIERE<br />

Lebenslanges Lernen<br />

Karriere fördern in der Krise<br />

In jeder Krise stecken auch Chancen. Für Führungskräfte und ambitionierte<br />

Mitarbeitende ist nun eine gute Zeit, zu wachsen und am Puls der Zeit zu bleiben .<br />

Neben Fachwissen sollten vor allem Soft Skills geschult werden. Wer jetzt in seine<br />

Fähigkeiten investiert, ist reif für den nächsten Sprung auf der Karriereleiter.<br />

Von der Weiterbildung des Mitarbeiters profitiert nicht nur der Arbeit -<br />

nehmende, sondern auch die Führungskraft und das Unternehmen.<br />

Bild: David Sonntag<br />

Regelmäßige Fortbildungen sind ein wichtiger Teil des lebenslangen Lernens.<br />

Der Fokus sollte dabei auf Soft Skills liegen.<br />

Bild: privat<br />

Laut Voraussage der Experten des<br />

Weltwirtschaftsforums in Davos<br />

werden innerhalb von nur fünf Jahren 35<br />

Prozent der Fähigkeiten, die heute auf<br />

dem Arbeitsmarkt als unentbehrlich gelten,<br />

obsolet sein“, so Buchautor Bernhard<br />

Marr. Was bedeutet dies für Arbeitnehmende<br />

und Arbeitgebende und versetzt<br />

uns lebenslanges Lernen in Angst und<br />

Schrecken, oder sehen wir es als Chance?<br />

Arbeitnehmende<br />

Für Arbeitnehmende bedeutet dies, ihre<br />

innere Einstellung auf lebensbegleitendes<br />

Lernen zu programmieren, es als Selbstverständlichkeit<br />

und persönlichen Gewinn<br />

anzunehmen und kontinuierlich in den<br />

Arbeitsalltag zu integrieren.<br />

Viele Beschäftigte scheinen noch immer<br />

im alten Denken zu verharren, dass ihr<br />

Wissen aus einer Ausbildung von wenigen<br />

Jahren und gelegentlicher Fortbildung<br />

ausreicht, um gute vierzig Jahre gewinnbringend<br />

zu arbeiten. Doch in den<br />

meisten Fällen ist das nicht gegeben.<br />

Vielmehr sind Mitarbeitende heute immer<br />

mehr gefordert, sich weiterzubilden<br />

und sich dem Konzept des lebenslangen<br />

Lernens zu öffnen.<br />

Die gute Nachricht dazu ist: Dies war nie<br />

einfacher als heute, denn die digitalen<br />

Möglichkeiten sind fast grenzenlos und<br />

nicht selten wenig kostspielig – angefangen<br />

von kostenlosen Online-Kursen bis<br />

hin zu hochqualifizierten Einzelcoachings<br />

und -trainings.<br />

Diese Voraussetzungen für erfolgreiches<br />

Lernen sind notwendig:<br />

• Freiwilligkeit<br />

• Eigeninteresse<br />

• Selbstmotivation<br />

• Zielfokussierung<br />

• Erkennen des Eigennutzens<br />

Einen modernen Ansatz für erfolgreiches<br />

Lernen bietet das 70–20–10-Modell.<br />

Demnach werden nur 10 Prozent aus traditioneller<br />

Weiterbildung, 20 Prozent von<br />

Kollegen und Vorgesetzten erlernt und erstaunliche<br />

70 Prozent entstehen durch<br />

Bewältigung schwieriger Aufgaben und<br />

beruflicher Herausforderung. Im Umkehrschluss<br />

heißt das: Wissen aus der Ausbil-<br />

dung reicht nicht aus. Fortbildung muss<br />

her!<br />

Arbeitgebende<br />

Für das Management und die Konzernlenkung<br />

bedeutet lebenslanges Lernen nicht<br />

nur den Raum für digitales und physisches<br />

Lernen einzuräumen, also auch von<br />

anderen lernen zu können, sondern auch<br />

»Wissen aus der<br />

Ausbildung reicht<br />

nicht aus.«<br />

Britta Balogh<br />

den Raum zum Ausprobieren zu gewähren,<br />

was wiederum die notwendige Fehlerkultur<br />

in Unternehmen voraussetzt.<br />

Dies sowie ein hohes Maß an Unterstützung<br />

sind Voraussetzungen dafür, dass<br />

Mitarbeitende motiviert sind, sich weiterzuentwickeln,<br />

offen für unliebsame<br />

Themen und gewillt sind, sich auch diese<br />

anzueignen.<br />

62 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Mehr Informationen<br />

Wie man Mitarbeitende in<br />

Krisenzeiten motivieren<br />

kann, erfahren Arbeitgebende<br />

hier: https://www.baloghcoaching.de/blog/mitarbei<br />

termotivation-in-krisenzeiten<br />

Die Praxis sieht jedoch anders aus: Unternehmen<br />

bieten ihren Mitarbeitenden oftmals<br />

kein geeignetes Umfeld, um effektiv<br />

lernen zu können. Gerade das Lernen am<br />

Arbeitsplatz und die damit einhergehende<br />

Verbindung von Theorie und Praxis ist besonders<br />

erfolgreich und nachhaltig. Denn<br />

Erlebnisse bleiben uns nachhaltig im Gedächtnis.<br />

Lernen muss also dort möglich<br />

sein, wo die eigentliche Tätigkeit ausgeführt<br />

wird. Das ist im Homeoffice besonders<br />

schwierig und generell in der agilen<br />

Arbeitswelt nicht so einfach.<br />

Diese Voraussetzungen sollte der Arbeitgebende<br />

schaffen, damit Lernen möglich<br />

ist:<br />

• ein Bewusstsein für die Förderung individueller<br />

Weiterentwicklung, ohne Lernen<br />

als Mangel erscheinen zu lassen.<br />

• Motivation, die zur Einsicht und Freiwilligkeit<br />

führt<br />

• Lernangebot unterbreiten<br />

• Lernumgebung für die optimale Personalentwicklung<br />

schaffen<br />

• Zeitliche und räumliche Möglichkeiten<br />

schaffen<br />

• Kostenübernahme klären<br />

• Zielvereinbarung treffen<br />

• Fehlerkultur besprechen, vereinbaren<br />

und etablieren<br />

Soft Skills an erster Stelle<br />

Abgesehen von Fachkompetenzen, zu denen<br />

in der Zukunft weiterhin die Digitalisierung<br />

und KI gehören, stehen die Soft<br />

Skills an erster Stelle für Führungskräfte.<br />

Auch das Homeoffice ist ein großes Thema<br />

heute und in Zukunft.<br />

Führungskräfte sind für das bedeutsamste<br />

und sensibelste Gut ihres Unternehmens<br />

verantwortlich: die Mitarbeitenden. Dieser<br />

Herausforderung müssen sie gewachsen<br />

sein, wenn sie ihren Arbeitsplatz sichern<br />

und in ihrer Karriere vorankommen<br />

wollen. Durch flache Hierarchien hat sich<br />

die Führungsspanne und damit der Anspruch<br />

an sie kontinuierlich erhöht. Viele<br />

Führungskräfte sind so stark im operativen<br />

Geschäft eingebunden, dass ihnen die<br />

Zeit für Führungsaufgaben fehlt. Dabei<br />

rücken diese heute schon deutlich in den<br />

Vordergrund und werden auch zukünftig<br />

im hohen Maße eingefordert. Sie haben<br />

Coach, Enabler, Mentor und Motivator zu<br />

sein und die fachliche Ausarbeitung den<br />

Mitarbeitenden zu überlassen.<br />

Mehr denn je ist es wichtig, Mitarbeitende<br />

an ihr Unternehmen zu binden, da auf<br />

dem Markt in vielen Bereichen Fachkräftemangel<br />

herrscht. Soft Skills wie Kommunikation,<br />

Motivation, Einfühlungsvermögen<br />

und emotionale Intelligenz, die<br />

zur Förderung und Entwicklung der Mitarbeitenden<br />

führen, sind die Faktoren, die<br />

dabei eine Rolle spielen. Gerade die Kommunikation<br />

ist ein sehr sensibles Thema<br />

und bleibt bei vielen Führungskräften auf<br />

der Strecke. Es wird zu wenig und zum<br />

Teil völlig falsch kommuniziert. Statt zu<br />

motivieren, werden manches Mal Zustände<br />

geschaffen, die demotivierend wirken<br />

– ob nun gewollt oder ungewollt. Das<br />

Homeoffice verstärkt diese Problematik.<br />

Unternehmenskultur<br />

Einen weiteren wichtigen Punkt betrifft<br />

die Unternehmenskultur, die es auch im<br />

Homeoffice und remote aufrecht zu erhalten<br />

und erlebbar zu machen gilt. Denn<br />

die Unternehmen könnten durch die Isolierung<br />

der Mitarbeitenden im Homeoffice<br />

wichtiges kulturelles Kapital verlieren.<br />

Das Büro, wie wir es bisher kennen,<br />

ist ein Inkubator für kluge Ideen und diese<br />

sind meist das Ergebnis gemeinschaftlicher<br />

Prozesse, einer im Idealfall unverwechselbaren<br />

Kultur, die Neues und<br />

Wertvolles hervorbringt – manches Mal,<br />

wenn es gar nicht beabsichtigt wurde.<br />

Das Homeoffice hingegen verstärkt die<br />

Vereinzelung, erschwert Teamgeist und<br />

Solidarität, die Möglichkeit, dass Kollegen<br />

Erfahrungen austauschen, voneinander<br />

lernen und Missstände ausräumen kön-<br />

nen. Nicht nur das kollegiale Miteinander<br />

leidet, auch der Kontakt zum Kunden ist<br />

betroffen. Um der Vereinsamung und dem<br />

Verlust der Unternehmenskultur entgegenzuwirken,<br />

benötigen Unternehmen einen<br />

(digitalen) Ort, an dem Begegnung,<br />

Austausch und Inspiration möglich sind<br />

und die Unternehmenskultur spürbar und<br />

sichtbar wird – fernab von Meetings und<br />

Fachgesprächen. Kreativität darf sich hier<br />

ausbreiten und für Gemeinsamkeit und<br />

gemeinsames Erleben sorgen. Wichtig ist,<br />

dass es regelmäßig in einem für alle erreichbaren<br />

Raum – ob virtuell oder reell –<br />

stattfinden kann. Geht die Unternehmenskultur<br />

verloren, hat dies atmosphärische<br />

und betriebswirtschaftliche Folgen.<br />

Bereitschaft zu Fortbildung<br />

wächst<br />

Trotz Aussicht auf Impfung bleibt die Zukunft<br />

ungewiss: Es ist höchst unwahrscheinlich,<br />

dass es eine Rückkehr an den<br />

Arbeitsplatz gibt, wie wir ihn bisher kannten.<br />

Die Anforderungen der Unternehmen<br />

an die Fähigkeiten und Fertigkeiten ihrer<br />

Mitarbeitenden hat sich bereits verändert.<br />

Die Corona-Krise hat Unternehmer -<br />

Innen und Mitarbeitende flexibler<br />

gemacht – gerade auch für die eigene<br />

Fortbildung. Webinare und digitale Lernformate<br />

boomen, die Bereitschaft, sich fit<br />

für die Zeit nach der Pandemie zu<br />

machen, wächst stetig. Auch UnternehmerInnen<br />

selbst ergreifen zusehends die<br />

Chance, an ihren Skills zu arbeiten.<br />

Bild: David Sonntag<br />

Britta Balogh<br />

Karriere-Coach,<br />

systemischer Coach für<br />

Führungskräfte und<br />

Autorin<br />

www.balogh-coaching.<br />

de<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 63


» BÜCHER<br />

Philosophie<br />

Vom moralischen Handeln<br />

Der Philosoph Markus Gabriel will eine moralische Neuordnung. Dazu legt er in<br />

seinem Werk „Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten“ die universellen Werte<br />

dar, die seiner Meinung nach für ein Umdenken zwingend benötigt werden.<br />

Bild: Ullstein Verlag<br />

Dunkle Zeiten“, so betitelt der Philosoph Markus<br />

Gabriel das 21. Jahrhundert. Ganz Unrecht hat<br />

er dabei nicht. Wir stehen als Gesellschaft vor großen<br />

Herausforderungen, der Klimawandel, die Corona-<br />

Pandemie und die Abwendung von demokratischen<br />

Staatsformen sind dafür nur einige Beispiele. Gabriel<br />

will in seinem Buch diese schweren Zeiten<br />

nicht verleugnen, sondern vielmehr einen<br />

Ausweg bieten: einen Ausweg, der eine<br />

Neubewertung moralischen Handelns voraussetzt.<br />

Dazu, so Gabriel, bauche es<br />

nichts weniger als eine neue moralische<br />

Aufklärung der Menschheit. Er sagt: „Ziel<br />

einer aufgeklärten Gesellschaft ist vielmehr<br />

die Autonomie – die Selbststeuerung<br />

ihrer Mitglieder durch moralische Einsicht“.<br />

Universelle Moralsätze<br />

Seine Argumentation beruht auf dem<br />

Grundgedanken, dass es „moralische Leitplanken“<br />

gibt, die universell gültig sind,<br />

also für alle Zeiten und in allen Kulturen<br />

Moralischer Fortschritt in gelten, und somit „objektiv“ sind.<br />

dunklen Zeiten.<br />

Ein starker Ansatz, waren doch in den<br />

Gabriel, Markus. Ullstein, letzten Jahrzehnten konstruktivistische<br />

Berlin, 2020.<br />

Ansätze in der wissenschaftlichen Theoriebildung<br />

federführend – also die Idee,<br />

Hardcover, 368 Seiten. 22,00 €.<br />

ISBN: 978-3550081941 dass es keine bzw. verschiedene Realitäten<br />

gibt und diese nicht objektiv ergriffen<br />

werden können. Inzwischen ist der Hang zum Realismus,<br />

der eine objektiv erkennbare Wahrheit und<br />

Wirklichkeit zulässt, wieder auf dem Vormarsch. In<br />

diesem theoretischen Rahmen bewegt sich auch<br />

Gabriels Werk, der seine im Buch vorgestellte Theorie<br />

„Neuen Moralischen Realismus“ nennt.<br />

Seine Grundthese ist ein Segen für eine menschliche<br />

Gesellschaft, die immer mehr zerbröckelt; ein „Zerfall“<br />

in (immer radikalere) Kleinstgruppen, der sicherlich<br />

nicht in jahrelangem Beharren auf einer konstruktivistischen<br />

Weltsicht begründet liegt, in dieser<br />

aber gespiegelt wurde. Es ist höchste Zeit für ein<br />

Umdenken, wie es Gabriel hier vorlegt.<br />

Das Werk besteht aus vier Teilen. Im ersten stellt Gabriel<br />

die universellen Werte vor und kontrastiert sie<br />

mit anderen Begriffen, wie dem Kulturrelativismus,<br />

dem Wertepluralismus und Meinungsfreiheit. Im<br />

zweiten Teil geht er genauer of moralische Tatsachen<br />

ein und erklärt, dass moralisches Handeln auch in einer<br />

komplexen, modernen Welt möglich ist. Im dritten<br />

Teil widmet er sich dann Themen wie dem Rassismus<br />

und der Fremdenfeindlichkeit. Im letzten Teil<br />

verankert er seine Theorien noch einmal in den gegenwärtigen<br />

Herausforderungen wie der Corona-Krise<br />

und macht ganz deutlich: ein naturwissenschaftlich-technologischer<br />

Fortschritt kann uns nur dann<br />

weiterbringen, wenn er von einem moralischen Fortschritt<br />

begleitet wird, der mit diesen neuen<br />

Erkenntnissen und Technologien umzugehen weiß.<br />

Eigentlich ist dieser Zusammenhang mindestens seit<br />

der Erfindung der Atomwaffen unbestreitbar, aber es<br />

schadet nicht, auch im <strong>aktuell</strong>en Kontext immer wieder<br />

daran zu erinnern.<br />

Bekehrtes Publikum<br />

Schade ist es, dass Bücher wie diese, wie so oft, den<br />

Bekehrten predigen; wer sich für ein solches Buch interessiert,<br />

geht wohl kaum als Querdenker protestieren<br />

oder wochenends das Kapitol stürmen. Es ist also<br />

kein Werk, dass die Polarisierung der Gesellschaft<br />

aufheben kann. Auch Gabriel hat diese Einschränkung<br />

erkannt, ihm ist klar, dass er mit diesem Buch<br />

Extreme nicht zu Moralaposteln machen kann.<br />

Dennoch muss man sein Unternehmen, universale,<br />

rationale Werte zu definieren, honorieren. Vor allem<br />

deshalb, weil solche Werte, je mehr Menschen nach<br />

ihnen handeln, einen Zusammenhalt schaffen können,<br />

an dem es unserer heutigen Gesellschaft erheblich<br />

mangelt.<br />

Eine Rezension von Sanja Döttling,<br />

Redakteurin <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>.<br />

64 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


Arbeits alltagschaos<br />

Martin Wehrle hat als Karrierecoach<br />

schon so einiges mitbekommen. In diesem<br />

lustig geschriebenen Buch lässt er Arbeitnehmende<br />

an dem ganz normalen Wahnsinn<br />

in anderen Büros teilhaben. Er erzählt,<br />

wie die Jagd auf Low Performer demotiviert<br />

und Teams zerbricht, wie der<br />

Feierabend immer mehr zum Auslaufmodell<br />

wird – zum Nachteil der Mitarbeiter,<br />

wie Unternehmen sich selbst kaputt -<br />

sparen, wie Bewerber schon im Vorstellungsgespräch<br />

vergrault werden.<br />

Der Ton ist locker und das muss er auch<br />

sein: Denn würde man alles so ernst nehmen,<br />

wie es in manchen Unternehmen<br />

genommen wird, dann könnte man es<br />

kaum ertragen. So aber bietet das Buch<br />

einen humorvollen Einblick in den Arbeitsalltag<br />

anderer, der dennoch einiges<br />

an Erkenntnissen mit sich bringt. Zum<br />

Beispiel die, dass man nicht alleine ist im<br />

täglichen Irrenhaus des Büros. Wehrle<br />

gibt auch Tipps, wie man sich aus den oft<br />

verfahrenen Situationen herauswinden<br />

kann. Nicht alle Leser werden sich<br />

getrauen , den Ratschlägen nach mehr<br />

(passivem) Widerstand gegenüber den<br />

Chefs zu folgen. Aber das Buch lässt dennoch<br />

die eine oder andere Situation weniger<br />

ausweglos erscheinen als zuvor. (sd)<br />

Noch so ein Arbeitstag, und ich<br />

dreh durch! Was Mitarbeiter in den<br />

Wahnsinn treibt.<br />

Wehrle, Martin. Moasik Verlag, München,<br />

2018. Softcover, 368 Seiten. 15,00 €.<br />

ISBN: 978-3442393268<br />

Der Erste seiner Art<br />

Tiny-House-Besitzer, Sabbatical-Nehmer<br />

und Minimalisten sind wahrhaft kein<br />

Trend des 21. Jahrhunderts, auch wenn es<br />

so anmuten mag, als hätten sie unsere<br />

Kultur erst in den letzten Jahren erobert.<br />

Beweisen tut dies der Klassiker „Walden“<br />

des amerikanischen Schriftstellers Henry<br />

D. Thoreau, der 1854 erstmals erschien.<br />

Darin wettert Thoreau gegen den Kapitalismus,<br />

die Sklaverei und darüber, wie<br />

sehr weltlicher Besitz belastet. Folgerichtig<br />

beschloss der Schriftsteller, sich selbst<br />

eine kleine Waldhütte am See zu zimmern<br />

und lebte dort, wohl, um sein Argument<br />

zu beweisen, zwei Jahre lang. Er schaffte<br />

es dabei, seine jährlichen Ausgaben so<br />

sehr zu beschränken, dass er sie in sechs<br />

Wochen als einfacher Lohnarbeiter bezahlen<br />

konnte. Dieser Versuch würde<br />

heutzutage wahrscheinlich scheitern.<br />

Aber dennoch formuliert Thoreau in diesem<br />

Werk Gedanken, die den Grundstein<br />

des konsumkritischen Minimalismus und<br />

der naturnahen Lebensweise bilden, die<br />

heute so hoch gelobt werden. Nur tut er<br />

es sehr viel wortgewandter und argumentationsreicher<br />

als seine kontemporären<br />

Erben. Die im Manesse-Verlag erschienene<br />

Neuausgabe ist dazu noch handlich<br />

und hübsch gestaltet. Ein Buch, das jedermann<br />

gut beim nächsten Waldspaziergang<br />

begleiten kann. (sd)<br />

Walden oder Leben im Wald<br />

Thoreau, Henry David. Manesse Verlag,<br />

München, 2020. Hardcover, 608 Seiten.<br />

25,00 €. ISBN: 978-3717525080<br />

Der Rahmenvertrag<br />

Der Rahmenvertrag ist die tragende Säule<br />

des modernen Lieferantenmanagements..<br />

Zu beachten sind sowohl seine einkaufsfachlichen<br />

als auch juristischen Aspekte.<br />

Beide werden von den Autoren Wilfried<br />

Krokowski und Franz-Josef Möffert systematisch<br />

und gut verständlich beschrieben.<br />

Der angehängte Mustervertrag ist<br />

für die ersten Schritte in der Praxis sehr<br />

hilfreich. Darüber hinaus geht es bei der<br />

Gestaltung und dem Abschluss von Rahmenverträgen<br />

auch um die Wirkung, die<br />

im ersten Kapitel „Der Rahmenvertrag als<br />

strategisches Instrument im Einkauf“–<br />

von Wilfried Krokowski verfasst – erörtert<br />

wird. Er behandelt u. a. Fragen wie: Wann<br />

machen Rahmenverträge Sinn? und Wie<br />

verhandele ich erfolgreich einen Rahmenvertrag?<br />

Das zweite Kapitel „Der Rahmenvertrag<br />

aus juristischer Sichtweise“ von<br />

Franz-Josef Möffert führt die juristischen<br />

Grundlagen aus. Er durchleuchtet den<br />

Vertragsaufbau und weist auf mögliche<br />

Gefahren sowie Risiken von falschen oder<br />

fehlenden Textpassagen hin. Das Fachbuch<br />

konzentriert sich auf das<br />

Wesentliche und ist für Einkaufspraktiker,<br />

aber auch für Berufseinsteiger sehr gut<br />

geeignet.<br />

Der Rahmenvertrag als strategisches<br />

Instrument im Einkauf.<br />

Praxisreihe Einkauf/Materialwirtschaft,<br />

Band 21<br />

Krokowski, Wilfried, Möffert, Franz-Josef.<br />

Dunker & Humbolt, Berlin, 2020.<br />

Softcover, 79 Seiten. €39,90.<br />

ISBN: 978-3896737625<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 65


INSERENTENVERZEICHNIS<br />

IMPRESSUM<br />

Bild: Tünkers<br />

curecomp Software<br />

Services GmbH, AT-Linz 58<br />

Deutsche Hochschulwerbung<br />

und -vertriebs GmbH,<br />

Düsseldorf 17<br />

Ferdinand Gross<br />

GmbH & Co KG,<br />

Leinfelden-Echterdingen 58<br />

Kunststofftechnik<br />

Jantsch GmbH, Nürnberg 59<br />

Keller & Kalmbach GmbH,<br />

Unterschleißheim 58, 68<br />

Lederer GmbH, Ennepetal 3, 59<br />

Lehmanns Media GmbH, Köln 59<br />

RCT Reichelt Chemietechnik<br />

GmbH + Co., Heidelberg 29, 59<br />

Reichelt Elektronik e.Kfr.,<br />

Sande 2<br />

F. Reyher Nchfg.<br />

GmbH & Co., Hamburg 19, 59<br />

RS Components GmbH,<br />

Frankfurt 11<br />

Schweizer GmbH & Co.KG,<br />

Reutlingen 59<br />

VORSCHAU<br />

TRENDS<br />

Automatisierte <strong>Beschaffung</strong>ssysteme, die<br />

Anfragen einholen oder sogar Verhandlungen<br />

führen, das klingt für viele noch<br />

nach Science Fiction, sind aber <strong>aktuell</strong>.<br />

simple system<br />

GmbH & Co. KG, München 5, 59<br />

SoftconCIS GmbH,<br />

Oberhaching 9, 59<br />

Tünkers Maschinenbau GmbH,<br />

Ratingen 7<br />

veenion GmbH, Kaiserslautern 59<br />

Würth Industrie Service<br />

GmbH & Co. KG,<br />

Bad Mergentheim 25<br />

Einer Teilauflage dieser<br />

Ausgabe liegt ein Prospekt<br />

folgender Firma bei:<br />

Hoppe Unternehmensberatung,<br />

Heusenstamm<br />

Wir bitten unsere Leser um<br />

freundliche Beachtung.<br />

TITELSTORY<br />

Fahrerlose Transportfahrzeuge<br />

sind aus<br />

einer modernen Intra -<br />

logistik nicht mehr<br />

wegzudenken: Unterfahr-FTFs<br />

warten mit<br />

erweiterten Features auf.<br />

MANAGEMENT<br />

Virtuelle Lieferantenaudits und Qualitätsgespräche<br />

ersetzen nicht in allen<br />

Fällen eine örtliche Präsenz, oft sind sie<br />

jedoch eine sehr gute Alternative.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 4/2021 erscheint am 31.3.2021<br />

Anzeigenschluss ist der 5.3.2021<br />

ISSN 1612–7226<br />

Das Magazin für Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik<br />

ISSN 0341–4507<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

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© 2021 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

66 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021


MEINUNG «<br />

Über die Kapitulation der<br />

öffentlichen Vergabe<br />

Um es vorwegzusagen, die nachfolgende Kritik richtet sich nicht an<br />

die vielen verantwortungsvollen MitarbeiterInnen der zigtausend<br />

<strong>Beschaffung</strong>sabteilungen der öffentlichen Verwaltung, nein, sie gilt<br />

den unüberschaubaren Verfahrensanweisungen, Richtlinien und<br />

Ausführungsbestimmungen, die Juristen im Auftrag der Politiker in<br />

Berlin und Brüssel verabschiedet haben.<br />

Die Auftragsvergabe der Covid-Schutzimpfstoffe hat wieder einmal<br />

der Öffentlichkeit vor Augen geführt, wie mangelhaft und grottenschlecht<br />

ein <strong>Beschaffung</strong>svorgang auf der politischen Verwaltungsszene<br />

abgewickelt wird. Bezeichnend war die Aussage der<br />

Bundeskanzlerin, zunächst mussten sehr aufwendig alle Haftungsfragen<br />

geklärt werden, bevor eine Auftragsvergabe stattfinden<br />

konnte. Dies erinnert mich an eine Situation, wo auf einer Brücke<br />

drei Personen über die Möglichkeiten ihres Handelns, eine ertrinkende<br />

Person zu retten, diskutieren. Der zu werfende Rettungsring<br />

könnte sein Ziel verfehlen oder auch dem Ertrinkenden schaden.<br />

Das Ergebnis: Wir haben korrekt gehandelt, nur leider ist das Opfer schon ertrunken. Dieses<br />

Beispiel zeigt sehr deutlich, in welcher Lage sich die öffentliche Auftragsvergabe befindet.<br />

Mittlerweile ist es soweit, dass sich kleinere Verwaltungen oder Organisationen scheuen,<br />

Aufträge zu vergeben, um jegliche Formfehler zu vermeiden. Daher werden dann Kanzleien<br />

oder Beratungsgesellschaften eingeschaltet, die für<br />

»Die öffentliche<br />

Vergabeverordnung gehört<br />

von Grund auf reformiert.«<br />

Wilfried Krokowski, Einkaufsexperte<br />

und Geschäftsführer<br />

Global Procurement Service GPS<br />

teures Geld der Steuerzahler Aufträge „korrekt“ ausschreiben<br />

und zur Vergabe vorbereiten.<br />

Was sind die Konsequenzen? Die öffentliche Vergabe<br />

nach Richtlinien des Bundes und der europäischen<br />

Union greift nicht und ist realitätsfremd. Täglich<br />

werden im privaten Bereich Zigtausende von Aufträgen vergeben und die freie Wirtschaft<br />

lebt immer noch. Gestandene EinkaufsleiterInnen gehen mit Kompetenz, Erfahrung und<br />

Verantwortungsbewusstsein an ihre Aufgaben und verhandeln im Interesse ihres Auftraggebers<br />

und auch im Interesse der Gesellschaft. Dazu sind keine Bände von Regelungen<br />

und Gesetzestexte notwendig und vor allem keine Juristen, die fernab der Praxisnähe versuchen,<br />

schwammige Vertragsdokumente zu Papier zu bringen. Jedem Einkäufer läuft ein<br />

Schauer über seinen Rücken, wenn er den von den europäischen Behörden ausgehandelten<br />

Vertrag zur Vergabe der Impfstoffe liest. Über 40 Seiten (ohne Anlagen) sind juristische<br />

Allgemeinplätze aufgeführt und enden in einem schwammigen Vertrag, der in seiner<br />

wesentlichen Aussage (die alle Bürger interessiert: Wann wird der Impfstoff geliefert?)<br />

lediglich von „besten vernünftigen Bemühungen“, im Wortlaut: „Best Reasonable Efforts“,<br />

spricht. Dies erinnert an eine Personalbeurteilung, wo der Mitarbeiter mit „war stets<br />

ernsthaft bemüht“ beurteilt wird. Den Juristen wird dann noch von der politischen Ebene<br />

blind vertraut, wie sonst könnte eine Europäische Kommissionspräsidentin sich hinstellen<br />

und den Lieferanten mit der Anwendung des Vertragsrechts drohen. Dies in Kenntnis oder<br />

schlimmer vielleicht, Unkenntnis der Wirksamkeit der geschlossenen Verträge.<br />

Die öffentliche Vergabeverordnung gehört von Grund auf reformiert. Weg von einem behördlichen<br />

Verwaltungsakt von Juristen getrieben, hin zu einem professionellen und kundenorientierten<br />

Einkaufsbereich, geführt von erfahrenen und kompetenten Einkäufern.<br />

Bild: GPS<br />

Den vollständigen Artikel mit weiteren Beispielen und möglichen Lösungsansätzen lesen Sie online auf beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de/kommentar<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021 67


eLogistics verbindet.<br />

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68 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 03|2021

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