Landlbote März - April 2021
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Geistliches Wort
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
an der Hauptstraße von Mühlhausen nach
Freystadt steht kurz hinter dem Sulzkirchner
Kreisverkehr ein altes Steinkreuz. Mit Moos
und Flechten überwachsen ragt es unscheinbar
aus der Erde. Seit vielen Jahrhunderten
hat es hier am linken Straßenrand seinen
Platz. Es ist
eines der grob
g e h a u e n e n
Flurkreuze, die
sich in unserer
Gegend erhalten
haben. Man
nennt sie »Sühnekreuze«.
Der Ursprung
dieser Kreuze ist
schaurig: Im
M i t t e l a l t e r
mussten »Sühnekreuze«
an
der Stelle
errichtet werden,
wo ein
Mord oder ein
schweres Verbrechen
passiert
war. Der
Stein sollte die
schreckliche Tat
»sühnen«. Denn
die Menschen glaubten, dass mit dem Kreuz
das gebrochene Recht wieder zu »heilen«
sei. Zwar konnte damit auch kein Verbrechen
wieder rückgängig gemacht werden,
aber es war für die Menschen ein Symbol
des Neuanfangs nach einem dunklen
Moment im Leben. Denn damals wusste
man schon: Streit ohne Versöhnung gefährdet
langfristig das Zusammenleben aller
Menschen.
Das finstere Mittelalter liegt lange zurück.
Gott sei Dank ereignen sich in der Gegenwart
schlimme Gewalttaten nur ganz selten.
Aber in der gegenwärtigen Krise zerbricht
gerade auch einiges durch Streitigkeiten:
Befürworter und Gegner der Corona‐Maßnahmen
stehen sich unversöhnlich gegenüber,
das Vertrauen in die Politik schwindet
durch uneinheitliche Regelungen, viele Existenzen
in der Wirtschaft stehen auf dem
Spiel, jedes Land geht seinen Sonderweg.
Nun gehen wir
auf Ostern zu.
An diesem
c h r i s t l i c h e n
Fest steht das
Kreuz im Mittelpunkt:
Am
Kreuz fand
Jesus Christus
seinen Tod.
Gleichzeitig ist
das Kreuz an
Ostern ein Zeichen
für den
Sieg über den
Tod. Nach dem
Dunkel des
Todes kommt
das Licht des
Lebens – das
Kreuz als Zeichen
der Hoffnung
und des
Neuanfangs!
Nach all den
Jahrhunderten ist das alte Steinkreuz bei
Sulzkirchen stark verwittert. Von den meisten
wird es zwischen den hohen Büschen
und Bäumen übersehen. Aber seine Bedeutung
als ein Hoffnungszeichen hat es trotzdem
nicht verloren. Vielleicht fällt es Ihnen
auf, wenn Sie das nächste Mal wieder auf
der Hauptstraße unterwegs sind. Und es
wird Sie daran erinnern, dass nach Streit
und dunkler Zeit auch ein Neuanfang möglich
ist! Das wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer
Alexander Proksch
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