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Aszites, spontan bakterielle Peritonitis, hepatorenales ... - DGVS

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Kommentar<br />

Absolute Kontraindikationen für eine diagnostische <strong>Aszites</strong>punktion<br />

bestehen nicht.<br />

Das Vorliegen einer disseminierten intravasalen Koagulopathie<br />

(DIC) stellt eine relative Kontraindikation dar, die nach<br />

Abwägung des Risikos und der Notwendigkeit einer diagnostischen<br />

Punktion und ggf. nach Substitution von Gerinnungsfaktoren<br />

individuell entschieden werden sollte. Wegen des<br />

sehr geringen Risikos einer Blutungskomplikation [22, 29]<br />

und der fehlenden Einschätzbarkeit des Blutungsrisikos mit<br />

den üblichen Labortests bei Patienten mit Leberzirrhose [30]<br />

ist in allen anderen Fällen eine <strong>Aszites</strong>punktion möglich. Ein<br />

stark erhöhter Kreatininwert (> 6 mg/dl) wurde als Risikofaktor<br />

für eine Blutungskomplikation beschrieben [29], sodass<br />

eine längere Nachbeobachtung in diesen Fällen stattfinden<br />

sollte (Evidenzgrad IIb).<br />

Ein mögliches Problem stellt ein eingeschränkter Zugang zum<br />

<strong>Aszites</strong>-gefülltem Peritonealraum dar. Der Zugangsweg kann<br />

durch vergrößerte solide Organe (Hepatosplenomegalie, Zystennieren),<br />

Tumoren oder stark gefüllte Hohlorgane (luftgefüllte<br />

Darmschlingen bei Ileus, Darmadhäsionen an der Bauchwand,<br />

Harnblasenatonie, Harnabflussstörungen) behindert sein. Organverletzungen<br />

sind durch ultraschallgesteuerte Punktionen zu<br />

vermeiden (Evidenzgrad IIb). Da die Literatur zu I.3.3 nicht konsistent<br />

ist, wurde trotz des Evidenzgrads eine Abstufung auf<br />

Empfehlung „D“ vorgenommen.<br />

I.4. Diagnostik bei <strong>Aszites</strong>punktion<br />

I.4.1. Welche Untersuchungen sind obligater Bestandteil der<br />

initialen <strong>Aszites</strong>punktion?<br />

Empfehlung<br />

Bei der initialen <strong>Aszites</strong>punktion sollten die Zellzahl, nach Möglichkeit<br />

mit Zelldifferenzierung, und das Gesamteiweiß im <strong>Aszites</strong> bestimmt<br />

sowie eine mikrobiologische Kultur angelegt werden. (B),<br />

Konsens: 100%<br />

Eine Beimpfung von aeroben und anaeroben Blutkulturflaschen<br />

mit mindestens 10 – 20 ml <strong>Aszites</strong>flüssigkeit sollte bei der initialen<br />

<strong>Aszites</strong>diagnostik, bei stationären Patienten sowie bei der Diagnostik<br />

einer <strong>spontan</strong> <strong>bakterielle</strong>n Paritonitis (SBP) erfolgen. Dies<br />

sollte unmittelbar am Patientenbett unter sterilen Bedingungen<br />

durchgeführt werden. (B), Konsens: 100%<br />

I.4.2. Welche Untersuchungen sind optionaler Bestandteil<br />

einer <strong>Aszites</strong>punktion?<br />

Empfehlung<br />

Bei Verdacht auf malignen <strong>Aszites</strong> soll eine zytologische Diagnostik<br />

durchgeführt werden. (A), Konsens: 100%<br />

Eine zusätzliche Bestimmung der Cholesterin- oder CEA-Spiegel im<br />

<strong>Aszites</strong> kann zur Differenzierung maligner/nicht maligner <strong>Aszites</strong><br />

durchgeführt werden. (B), Konsens: 100%<br />

Die Bestimmung des Serum-<strong>Aszites</strong>-Albumin-Gradienten (SAAG)<br />

ist im Regelfall nicht erforderlich (B). Die Anwendung von Leukozytenteststreifen<br />

(sog. „Urinstix“) zum semiquantitativen Nachweis<br />

von Leukozyten im <strong>Aszites</strong> wird als alleiniges Nachweisverfahren<br />

nicht empfohlen. (A), Konsens: 100%<br />

Leitlinie 753<br />

Kommentar<br />

Zellzahl/-differenzierung<br />

Eine Zellzählung und -differenzierung sollte bei jeder initialen<br />

<strong>Aszites</strong>punktion erfolgen. Sie ist eine valide und schnelle Untersuchung.<br />

Dabei gilt eine Gesamtzellzahl > 500/µl als diagnostischer<br />

Hinweis auf eine SBP bzw. sekundäre <strong>Peritonitis</strong><br />

[31]. Die Zelldifferenzierung ist jedoch der „Goldstandard“ in<br />

der Diagnostik der SBP. Dabei ist das diagnostische Kriterium<br />

für eine SBP eine Erhöhung der segmentkernigen Granulozyten<br />

> 250/µl [32 –34] (siehe Kapitel SBP). Eine maschinelle Zelldifferenzierung<br />

ist gegenüber der manuellen Differenzierung, die<br />

zeit- und personalaufwendig ist, gleichwertig [31]. Allerdings<br />

ist die maschinelle Differenzierung nicht in jedem Labor verfügbar<br />

bzw. zertifiziert, sodass in diesen Fällen eine manuelle<br />

Differenzierung erfolgen sollte (Evidenzgrad Ib).<br />

Die Erythrozytenzahl im <strong>Aszites</strong> ist meist niedrig (< 1000/µl).<br />

Bei hämorrhagischem <strong>Aszites</strong> (Erythrozyten > 50000/µl) kann<br />

es zu einer falsch hohen Zellzahl kommen. Hier sollte ein Korrekturfaktor<br />

für die sonstige Zellzählung wie folgt angewendet<br />

werden: Subtraktion der Granulozytenzahl um jeweils 1 pro<br />

250 Erythrozyten/µl [32].<br />

Lymphozytärer <strong>Aszites</strong> mit einem Überwiegen des Lymphozytenanteils<br />

ist häufig bei Lymphomen, aber auch bei abdomineller<br />

Tuberkulose zu finden. Zur weiteren Differenzierung<br />

sind zusätzliche immunzytochemische bzw. -histochemische<br />

oder mikrobiologische Untersuchungen hilfreich [4].<br />

Gesamteiweiß im <strong>Aszites</strong><br />

Ein niedriges Gesamteiweiß (< 1,5 g/dl) im <strong>Aszites</strong> korreliert<br />

mit einer geringeren Opsonierungsfähigkeit, die mit einer höheren<br />

Inzidenz einer SBP einhergeht und damit potenziell zur<br />

Identifikation von Patienten für eine primär prophylaktische<br />

Antibiotika-Gabe verwendet werden kann (siehe Kapitel SBP)<br />

[35 –38] (Evidenzgrad Ib).<br />

Serum-<strong>Aszites</strong>-Albumin-Gradient (SAAG)<br />

Die Bestimmung des SAAGs (Differenz zwischen der Albuminkonzentration<br />

im Serum und im <strong>Aszites</strong>) kann hilfreich sein<br />

zur Differenzierung zwischen portal-hypertensiver und nicht<br />

portal-hypertensiver Genese des <strong>Aszites</strong>. Dabei soll die Bestimmung<br />

der beiden Werte (Albumin im Blut und <strong>Aszites</strong>) am selben<br />

Untersuchungstag erfolgen [39]. Ein SAAG > 1,1 g/dl spricht<br />

mit einer Treffsicherheit von 97% für eine portale Hypertension<br />

als Ursache des <strong>Aszites</strong> [40], während ein Gradient < 1,1 g/dl zu<br />

etwa 95% auf eine andere Ursache des <strong>Aszites</strong> hinweist (Peritonealmetastasen,<br />

Pankreatitis, Tuberkulose, Myxödem) [39, 40]<br />

(Evidenzgrad Ib). Die Bestimmung des SAAG und des Gesamteiweißes<br />

im <strong>Aszites</strong> kann zur Differenzierung des kardialen <strong>Aszites</strong><br />

herangezogen werden: Bei kardialer <strong>Aszites</strong>ursache ist der<br />

SAAG ebenfalls > 1,1 g/dl, da es sich hierbei um ein Filtrat handelt.<br />

Die Eiweißkonzentration ist jedoch in der Regel bei kardialem<br />

<strong>Aszites</strong> > 2,5 g/dl, bei zirrhotischem <strong>Aszites</strong> < 2,5 g/dl [41].<br />

Mikrobiologische Diagnostik<br />

Bei Patienten mit <strong>Aszites</strong> in ambulanter Behandlung mit stabilem<br />

Verlauf sind wiederholte diagnostische Untersuchungen<br />

im <strong>Aszites</strong> nicht notwendig, da die Prävalenz von Infektionen<br />

sehr niedrig ist (etwa 2%) [6 –9] (Evidenzgrad Ib).<br />

Bei Verdacht auf infektiösen <strong>Aszites</strong> beinhaltet die Diagnostik<br />

als grundlegende Untersuchung neben der Zellzahl mit Differenzierung<br />

auch die Beimpfung von Bakterienkulturflaschen<br />

mit <strong>Aszites</strong>punktat. Das positive Ergebnis der Bakterienkultur<br />

Gerbes AL et al. S3-Leitlinie „<strong>Aszites</strong>, <strong>spontan</strong>… Z Gastroenterol 2011; 49: 749 –779<br />

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