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Aszites, spontan bakterielle Peritonitis, hepatorenales ... - DGVS

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Sedimentanteil in 100 ml nativer Ergussflüssigkeit eingesandt<br />

werden [67] (Evidenzgrad IIb).<br />

<strong>Aszites</strong> aus einer Drainage sollte nicht mehr als wenige Stunden<br />

gesammelt werden, da die Gefahr der <strong>bakterielle</strong>n Kontamination<br />

und damit der Autolyse erhöht ist [67]. Bei großer<br />

Menge an Punktionsflüssigkeit oder bei Drainageflüssigkeit<br />

sollte jeweils die letzte gewonnene Fraktion eingesendet werden,<br />

da diese den höheren Zellgehalt an vitalen Zellen aufweist<br />

[68].<br />

Der Versand sollte möglichst zügig und nativ in sterilen,<br />

bruchsicheren und dicht schließenden Gefäßen erfolgen, unter<br />

diesen Bedingungen ist die Ergussflüssigkeit 2 –3 Tage haltbar,<br />

ohne dass die Zellen morphologisch und immunologisch Schaden<br />

nehmen [66]. Ist kein sofortiger Versand möglich, sollte<br />

das Punktionsmaterial bei 4 °C gelagert werden. Da seröse<br />

Flüssigkeiten gute Nährmedien sind, halten sich die Zellen darin<br />

bis zu 24 h bei Raumtemperatur, bei 4 °C auch bis zu 48 h<br />

[67].<br />

Wichtig für eine treffsichere zytologische Diagnostik ist die<br />

Mitteilung wesentlicher klinischer Befunde und der diagnostischen<br />

Fragestellung durch den behandelnden Arzt [66]. Dabei<br />

sind detaillierte Angaben zu zugrunde liegenden Erkrankungen,<br />

wie z. B. Herzinsuffizienz und auch therapeutische Maßnahmen,<br />

wie z.B. Chemo- oder Strahlentherapie hilfreich [66].<br />

Lavageflüssigkeiten (z. B. intraoperative Abdominallavage) sollten<br />

als solche gekennzeichnet werden [67].<br />

Technische Bearbeitung im Labor<br />

Bei geringen Ergussvolumina oder klaren Transsudaten bzw.<br />

bei resuspendierten zellarmen Sedimenten, bei denen eine geringe<br />

Zellzahl zu erwarten ist, können Zytozentrifugenpräparate<br />

angefertigt werden [66, 69].<br />

Größere Flüssigkeitsmengen sollten in Portionen von 500 –<br />

1000 ml bei 1500 – 2500 Umdrehungen pro min (700 g) 10 min<br />

zentrifugiert werden. Muss das Punktat aufgeteilt werden,<br />

sollten die Sedimente gemischt und nochmals zentrifugiert<br />

werden.<br />

Befinden sich Gewebspartikel oder Präzipitate bzw. Fibrinflocken<br />

im Erguss, sollten diese in Paraffin eingebettet werden<br />

[67]. Hiervon können dann gefärbte Paraffinschnitte angefertigt<br />

werden [66].<br />

Die zytologische Diagnostik erfolgt an May-Grünwald-Giemsa<br />

(MGG)-Präparaten; andere Färbemethoden werden kontrovers<br />

diskutiert [66, 67, 69].<br />

Eine Eisenfärbung kann zusätzlich zum Nachweis hämosiderinspeichernder<br />

Makrophagen, eine PAS-Färbung bei V.a. eine<br />

Infiltration durch ein monozellulär schleimbildendes Karzinom<br />

durchgeführt werden [67].<br />

Eine Gramfärbung ist in der Regel nicht indiziert, da die Keimkonzentration<br />

meist zu gering ist, sodass nur in Einzelfällen<br />

ein Keimnachweis gelingt [70].<br />

Standardisierte lichtmikroskopische Beurteilung<br />

Die Befundung sollte standardisiert nach der unten folgenden<br />

– von den Deutschen Gesellschaften für Pathologie und Zytologie<br />

erarbeiteten – Nomenklatur für die extragenitale Zytologie<br />

erfolgen [66, 68 –72].<br />

1. Angabe des eingesandten Untersuchungsmaterials, ggf. auch<br />

der klinischen Verdachtsdiagnose laut Begleitschein.<br />

2. Beschreibung des erhaltenen Untersuchungsmaterials (Typ,<br />

Makroskopie/Farbe, Menge).<br />

Leitlinie 755<br />

3. Beschreibung der Zellbilder, ggf. mit Hinweisen auf Erhaltungszustand<br />

und Repräsentativität.<br />

4. Stufung der Malignitätswahrscheinlichkeit<br />

▶ bösartige Zellen nicht nachweisbar (negativ) (0%)<br />

▶ bösartige Zellen nicht auszuschließen (zweifelhaft)<br />

(ca. 30%)<br />

▶ bösartige Zellen wahrscheinlich (dringender Verdacht)<br />

(ca. 60%)<br />

▶ bösartige Zellen nachweisbar (positiv) (100%)<br />

▶ unzureichendes Untersuchungsmaterial (mit Begründung:<br />

nekrotische, autolytische und osmotisch geschädigte Zellen)<br />

5. Diagnose im Klartext, möglichst unter Verwendung von „preferred<br />

terms“ der ICD-O-M bzw. des SNOMED, ggf. Angabe<br />

von Ausschlussdiagnosen, evtl. Hinweis auf mangelhafte Repräsentativität,<br />

unzureichenden Erhaltungszustand oder Präparationsartefakte.<br />

Weiterhin Kommentare, Empfehlungen,<br />

Stellungnahme zu klinischen Fragestellungen.<br />

Die Papanicolaou(Pap)-Klassifikation eignet sich nicht für die<br />

extragenitale Zytodiagnostik und sollte nicht verwendet werden<br />

[72]. Die Verwendung von Nomenklaturen der Krebsvorsorgezytologie<br />

des Gebärmutterhalses (nach Papanicolaou)<br />

sollte außerhalb dieses Diagnostikfelds eingestellt werden.<br />

Auch die aktuellen Versionen (Münchner Nomenklatur II und<br />

Bethesda-Nomenklatur II) heben ausschließlich auf die Befundung<br />

von Gebärmutterhalsabstrichen ab. Sie sind ungeeignet<br />

zur Befundmitteilung in der Punktionszytologie [72].<br />

Etablierte Zusatztechniken<br />

Bei malignitätsverdächtigen oder nicht eindeutigen Befunden<br />

können zusätzliche immunzytochemische bzw. immunhistochemische<br />

(nach Anfertigen eines Zellblocks) Untersuchungen<br />

durchgeführt werden, um die Treffsicherheit der zytologischen<br />

Untersuchung zu erhöhen. Dabei können auch geringe Anzahlen<br />

von Karzinomzellen durch den Nachweis epithelspezifischer<br />

Antigene identifiziert werden [71].<br />

Treffsicherheit<br />

Die konventionelle Ergusszytologie besitzt eine Sensitivität von<br />

58%, eine Spezifität von 97% und einen mittleren positiven<br />

Prädiktionswert von 99% sowie einen negativen Prädiktionswert<br />

von 80%. Circa 5% der zytologischen Diagnosen sind<br />

zweifelhaft/unklar [73]. Die diagnostische Genauigkeit lässt<br />

sich mittels Immunzytochemie und DNA-Zytometrie erhöhen<br />

[66, 72, 74 –77] (Evidenzgrad Ib).<br />

I.5. Spezifische Diagnostik bei Patienten mit <strong>Aszites</strong><br />

bedingt durch ein Budd-Chiari-Syndrom (BCS) oder<br />

sinusoidales Obstruktionssyndrom<br />

<strong>Aszites</strong> ist ein charakteristisches Symptom des BCS [78 –81].<br />

Aus diesem Grunde muss das BCS in der Differenzialdiagnose<br />

von Patienten mit <strong>Aszites</strong> berücksichtigt werden. Insbesondere<br />

die Kombination von rasch auftretendem <strong>Aszites</strong>, Schmerzen<br />

im rechten Oberbauch und deutlich erhöhten Leberwerten<br />

sollten den Blick auf das BCS lenken. Das BCS ist definiert als<br />

eine Ausflussbehinderung der Leber, die auf jeder Stufe des<br />

venösen Abflusses von den kleinen Lebervenen bis hin zum<br />

Übergang in den rechten Vorhof auftreten kann [82, 83]. Hierdurch<br />

entstehen eine portale Hypertension, Ischämie und noduläre<br />

Hyperplasie der Leber. Die Lokalisation der Ausflussbehinderung<br />

liegt in den westlichen Ländern vorwiegend in den<br />

Lebervenen (etwa 90%) mit oder ohne gleichzeitig vorliegen-<br />

Gerbes AL et al. S3-Leitlinie „<strong>Aszites</strong>, <strong>spontan</strong>… Z Gastroenterol 2011; 49: 749 –779<br />

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