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Kappauf, Spontanremissionen bei krebserkrankungen (4 ... - LSF Graz

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6. <strong>Graz</strong>er Psychiatrisch-Psychosomatische Tagung<br />

20-22. Januar 2011<br />

<strong>Spontanremissionen</strong> <strong>bei</strong><br />

Krebserkrankungen<br />

Dr. Herbert <strong>Kappauf</strong><br />

Internistische Schwerpunktpraxis<br />

Onkologie - Hämatologie<br />

Psychoonkologie -Palliativmedizin


„Spontanheilung“<br />

LÜDER WOHLENBERG<br />

1. Februar 2011, Düsseldorf,<br />

Theater Flingern<br />

2. Februar 2011, Bonn,<br />

Haus der Springmaus<br />

27. Mär 2011 Berlin<br />

18. Mai 2011 Köln


www.spontanheilung.com


Süddeutsche Zeitung , 14.10.10 Titelseite


SZ, 14./15. August 2005


Email : 23.11.2010<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Herbert <strong>Kappauf</strong><br />

Ich komme mit einem Hilferuf.....<br />

Frau ... ist 44 Jahre ..... Vor 2 J Brustkrebs...<br />

Dann die Streuung von Metastasen im ganzen Körper ... die Ärzte geben ihr<br />

noch eine Woche bis zum Tod.<br />

... Sie beschäftigen sich seit Jahren mit dem Phänomen der<br />

Spontanremission<br />

Ist dieses Wunder <strong>bei</strong> Frau .... noch möglich?<br />

Bitte helfen sie und retten Frau ... das Leben. Sie ist erst junge 44 Jahre alt.<br />

Sie liegt bereits im Hospiz in .......<br />

Ihre Tochter und ihr Mann brauchen ihre liebe Mutter und Frau!<br />

Ich glaube an Sie, an Gott und ein Wunder.<br />

Bitte helfen Sie!!!<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

.......


Spontaneous remission in cancer<br />

PubMed (11/2010) 8746 Literaturhinweise


Welch HG, Black WC. Overdiagnosis in cancer.<br />

J Natl Cancer Inst 2010 May 5,: 102 (109) 605-613<br />

Umfang von „Überdiagnose“ gemäß randomisierten Studien:<br />

•Mammografisch diagnostizierte Mammakarzinome : 25%<br />

•Bronchialkarzinome entdeckt durch Routine-Röntgen<br />

oder Sputumzytologie 50%<br />

•Prostatakarzinome entdeckt durch PSA-Screening 60%


Small-cell lug cancer with brain metastases<br />

and survival for more than 15 years despite incomplete therapy.<br />

Ruhstaller&Thürlimann. Onkologie 2000;23:64-66<br />

1984 Kantonsspital St.Gallen:<br />

56 j. Frau: undiff. kleinzelliges BC<br />

(„oat cell“ Typ), „limited disease“<br />

ACE Chemoth. nach 2 Kursen abgebrochen<br />

1985: 2 Hirnmetastasen: RX 3000 cGy<br />

„Die Frau lebt zur Zeit in einem Altenheim und<br />

konsumiert weiterhin Nikotin im großen Ausmaß“


7/1990,<br />

Klinikum Nürnberg:<br />

Pneumektomie <strong>bei</strong> 61 j. Mann:<br />

wenig diff. Adenoca mit disseminierter platten-epithelialer<br />

Differenzierung: pT2 pN0 G3 M0 R0


5 x 8 x10 cm Tumor, der die gesamte Bauchwand infiltriert<br />

histologisch als Metastase des BC gesichert<br />

CT: große Lebermetastase. Rö.Th /DL Lungenmetastasen<br />

1/1991


<strong>Kappauf</strong> et al.<br />

Ann Oncol 1997;8:1031-1039<br />

3/1991<br />

CR<br />

1/2001 Tod durch LE<br />

NED <strong>bei</strong> Obduktion


Zeitschrift für Krebsforschung 1907; 3. Band. Heft 3: S. 27-35<br />

Internat.Konf. f.. Krebsforschung: Sept 1906 zu Heidelberg und Frankfurt a. M.<br />

Nachmittags.<br />

Sitzung um 2 Uhr im Neuen Kollegienhaus<br />

Vorsitzender: Exzellenz Prof. Dr. Czerny<br />

Schriftführer: Prof. Dr. George Meyer<br />

Exzellenz Prof. Dr. Czerny:<br />

Über unerwartete Krebsheilungen<br />

Nach den interessanten, zu neuen Hoffnungen berechtigenden<br />

Ausführungen des Herrn von Leyden möchte ich<br />

einige Beobachtungen mitteilen, aus denen hervorgeht, dass<br />

auch <strong>bei</strong> bösartigen Tumoren unerwartet Heilungen vorkommen,<br />

die uns zur Vorsicht mahnen, ob eine Besserung<br />

oder Heilung in einem solchen Falle allein dem angewendeten<br />

Heilmittel zuzuschreiben ist. ...


Monoklonale<br />

Proliferation


Beim Krebs gibt es eine natürliche Heilung nicht. Eine<br />

Gesundung aus eigenen Abwehrkräften des Organismus,<br />

eine sog. Selbstheilung, ist zwar immer wieder behauptet (s.<br />

dieses Kapitel, S 612), aber so gut wie noch nie einwandfrei<br />

bewiesen worden. Aber selbst wenn sie vorkäme, so wäre das<br />

angesichts der wenigen Fälle behaupteter Selbstheilungen<br />

im Vergleich mit den schätzungsweise 2 Millionen<br />

Krebskranken je Jahr vielleicht eine Chance von 1 : 1<br />

Million. Krebs ist eben wie schon GALEN sagte, ein morbus<br />

contra naturam. So gibt es keine sanatio naturalis, sondern<br />

nur eine sanatio curativa medici.<br />

Prof. Dr. K. H. Bauer, DAS KREBSPROBLEM<br />

Berlin 1949, Springer, (S. 532-533)


Interferon gamma-1b compared with placebo in<br />

metastatic renal-cell carcinoma.<br />

Gleave ME et al. N Engl J Med 1998;338:1265-1271<br />

Therapie IFN-gamma-1b Placebo<br />

N = 91 N = 90<br />

Remission 4,4 % 6,6 %<br />

CR 3,3 % 3,3 %<br />

PR 1,1 % 3,3 %


<strong>Spontanremissionen</strong> in der Onkologie<br />

Definition<br />

• vollständige oder partielle (> 50%)<br />

• temporäre (> 1 Monat) oder anhaltende<br />

Rückbildung relevanter Tumorparameter<br />

• ohne jegliche medizinische Behandlung oder<br />

unter Maßnahmen, die erfahrungsgemäß eine<br />

derartige Rückbildung nicht her<strong>bei</strong>führen


Spontaneous Regression of Hepatocellular Carcinoma<br />

Rong-Nan Chien et al. Am J Gastroenterol 1992;87:903-5<br />

Inoperables hepatocelluläres Karzinom (12 cm)<br />

<strong>bei</strong> einem 65-j. Landwirt aus Taiwan, der arterielle<br />

Embolisation und Chemotherapy ablehnte. Patient<br />

begann nach Khs-Entlassung naturheilkundliche<br />

Medizin : komplette Remission 5 Monate später<br />

25 weitere Patienten mit HCC versuchten die<br />

gleiche Therapie: <strong>bei</strong> keinem Patienten ließ sich<br />

Tumorregression nachweisen.


Epidemiologie von <strong>Spontanremissionen</strong><br />

• 1: 60 000 - 100 000 ??<br />

• Sporadische Fälle <strong>bei</strong> allen Malignomarten<br />

• > 50 % der Fälle <strong>bei</strong> :<br />

malignen Melanomen<br />

Nierenzellkarzinomen<br />

Non-Hodgkin-Lymphomen<br />

kindl. Neuroblastomen


Epidemiologie von <strong>Spontanremissionen</strong><br />

• Maligne Melanome : PT: 3,7 - 15 %<br />

Metastasen: 0,22- 0,27 %<br />

• Nierenzellkarzinome: Metastasen: 0,3 - 8 %<br />

(in 90 % Lungenmetas.!)<br />

Rothermundt et al. ‘Sunitinib withdrawal phenomenon‘ or<br />

spontaneous regression in renal cell cancer. Ann Oncol 2009


Epidemiologie von <strong>Spontanremissionen</strong><br />

• Maligne Melanome : PT: 3,7 - 15 %<br />

Metastasen: 0,22- 0,27 %<br />

• Nierenzellkarzinome: Metastasen: 0,3 - 8 %<br />

(in 90 % Lungenmetas.!)<br />

• n. m. NHL: 5 - 23 %<br />

CLL 1 %<br />

Giudiceet all Spontaneous regression of chronic lymphpcytic<br />

leukemia:clinical and biological feature of 9 cases. Blood 2009


Epidemiologie von <strong>Spontanremissionen</strong><br />

• Maligne Melanome : PT: 3,7 - 15 %<br />

Metastasen: 0,22- 0,27 %<br />

• Nierenzellkarzinome: Metastasen: 0,3 - 8 %<br />

(in 90 % Lungenmetas.!)<br />

• n. m. NHL: 5 - 23 %<br />

CLL 1 %<br />

• kindl. Neuroblastome: Stad I/II 2 %<br />

Stad IVS ~ 80 %<br />

VMS Screening präklinische Diag. ~60 - 70 %<br />

Tanaka et al. A prospective study of a long-term follow-up of an<br />

observation program for neuroblastoma detected by mass<br />

screening. Pediatr Blood Cancer .(2010)


Onkologische <strong>Spontanremissionen</strong><br />

können - aber müssen keineswegs -<br />

einen unerwartet günstigen<br />

Krankheitsverlauf bedeuten !


Ursachen von <strong>Spontanremissionen</strong>


Mechanismen <strong>bei</strong> <strong>Spontanremissionen</strong><br />

Apoptose<br />

Nekrose<br />

Tumorrückbildung<br />

Differenzierung<br />

• Elimination von Karzinogenen<br />

• hormonelle Einflüsse<br />

• Immunologische Abläufe<br />

• Angiogenese-Hemmung<br />

Baumgaertner et al . Complet remission of gastric Burkitt`s lymphoma after<br />

eradication of Helicobacter pylory. World J Gastroenterol. 2009<br />

• psychische, psychosoziale und<br />

psychospirituelle Faktoren (PNI) ??


Mechanismen <strong>bei</strong> <strong>Spontanremissionen</strong><br />

Endokrine Faktoren<br />

Sexualhormone<br />

Schilddrüsenhormone<br />

(Mammakarzinom, Nierenzellkarzinom)


1997<br />

12/1993: 44 j. Frau<br />

2 cm großerTu in rechter<br />

Mamma<br />

OP abgelehnt<br />

Tu-Progression<br />

(„Autoamputation“)<br />

Menopause Anfang 1995<br />

Ende 1997 klinisch kein<br />

sicherer Anhalt für<br />

Tumoraktivität


H.B. 59 Jahre<br />

02.09.04 26.11.04


Mechanismen <strong>bei</strong> <strong>Spontanremissionen</strong><br />

Immunreaktive Mechnismen<br />

• lokale oder systemische Immunaktivierung durch<br />

virale oder bakterielle Infektionen oder Mutagene<br />

• Antikörper gegen Tumorzellen<br />

• antiproliferative Zytokinwirkungen<br />

(IL2, INF, TNF, Coley-Toxin)<br />

• zelluläre zytotoxische Immunreaktionen<br />

TILT-/LAK-/ Pathogen-associated NK-/ T-Zellen, molecular dendritische patterns in Zellen, immunotherapy GvH<br />

U.Hobohm et al. Critical Reviews in Immunology 2008 28: 95-107<br />

• Beendigung einer Immunsuppression


Tumorregression nach absichtlicher Infektion durch<br />

Erysipel<br />

F.Busch. Berliner Klin. Wschr (1868)<br />

Über Heilversuche <strong>bei</strong> malignen Geschwülsten mit<br />

Erysipeltoxinen.<br />

V. Czerny, Münch med Wschr (1895)


Nierenzellkarzinom nach<br />

allogener KMT<br />

60 Tage nach KMT<br />

285 Tage nach KMT<br />

Childs, R. et al. N Engl J Med<br />

2000;343:750-758


Mechanismen <strong>bei</strong> <strong>Spontanremissionen</strong><br />

Angiogenese-Hemmung<br />

Angiogenetische Faktoren (AF)


Angiogenetische<br />

Faktoren überwiegen:<br />

Tumorwachstum<br />

Anti-Angiogenetische<br />

Faktoren überwiegen:<br />

Regression<br />

(SR nach inkomplette Tumorresektion<br />

oder Transfusion von Blutbestandteilen<br />

oder gerinnungsaktiven Substanzen ?)


The Lancet<br />

(1997) 349:1148


Mechanismen <strong>bei</strong> <strong>Spontanremissionen</strong><br />

Psychologische oder spirituelle Faktoren ??<br />

Weltbild 8/1998<br />

Fernsehwoche 1995 (32)<br />

Der Spiegel<br />

1996


Krankheit Leben vor und nach<br />

der Krankheit<br />

Kampf Feind unterscheiden sich<br />

wenig<br />

Existentielle Botschaft unterscheiden sich<br />

Transformation grundsätzlich<br />

Gnade Zeichen unterscheiden sich<br />

grundsätzlich<br />

„Unbeteiligtes “Film“ unterscheiden sich<br />

Verstricktsein“ wenig


Kein gesicherter Zusammenhang von<br />

SR mit willentlicher Anstrengung,<br />

Persönlichkeitsmerkmalen,<br />

Glaubensüberzeugungen oder<br />

bestimmten<br />

Kranheitsverhaltensweisen


Süddeutsche<br />

Zeitung (2008)


<strong>Spontanremissionen</strong> in der Onkologie<br />

Zusammenfassung<br />

• SR sind natürliche Modelle biologischer<br />

Tumorkontrolle<br />

• Es sind reale aber seltene Phänomene<br />

• Sie haben keine Bedeutung für Therapieplanung<br />

• Die Tatsache von SR und unerwartet günstigen<br />

Krankheitsverläufen hat jedoch eine große<br />

Bedeutung für die Arzt-Patient-Kommunikation

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