TirolerHeimatblätterTUWaidringmitTitelseite
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Michael Neureiter<br />
Vom Waidringer Kirchturm<br />
in das „Glockendorf Tirol“<br />
Die Restaurierung und Revitalisierung des Turmuhrwerks<br />
der Pfarrkirche Waidring<br />
Es begann im Oktober 2005: Nach einem Hinweis von<br />
Hans Steiner machte ich mich über Lofer auf den Weg<br />
nach Waidring, gleich nach der Landesgrenze zwischen<br />
Salzburg und Tirol. Hier erinnert am Pass Strub<br />
der pilzförmige Grenzstein mit der Jahreszahl 1606<br />
und dem Salzburger Landeswappen bzw. dem Tiroler<br />
Adler an den Vertrag, der im Oktober 1606 zwischen<br />
Erzherzog Maximilian als Graf zu Tirol und dem Salzburger<br />
Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau die<br />
Grenzziehung zwischen der Herrschaft Kitzbühel und<br />
dem Landgericht Lofer regelte. 1 Der Grenzstein ist<br />
derzeit seitenverkehrt aufgestellt, der Tiroler Adler<br />
sollte richtig nach Waidring schauen und das Salzburger<br />
Landeswappen nach Lofer gerichtet sein. 2<br />
Nach der Ortschaft Strub öffnet sich der Blick auf<br />
das Dorf Waidring mit etwa 2100 Einwohnerinnen<br />
und Einwohnern am Fuß der Loferer Steinberge und<br />
der Steinplatte, am Dreiländereck zwischen Bayern,<br />
Salzburg und Tirol. Die Dorfansicht ist geprägt vom<br />
hohen Walmdach der barocken Kirche und dem<br />
schlanken Kirchturm mit seinem Zwiebelhelm.<br />
Im Turm fand der Besucher ein stark verrostetes<br />
Turmuhrwerk vor, das offensichtlich seit Jahrzehnten<br />
außer Funktion war. Die Pendelstange war<br />
abgeschnitten, die Seile und Gewichte fehlten, alte<br />
Zeiger voller Rost steckten im Werk. Der Turm war<br />
durch eine RundumBetonauskleidung innen noch<br />
beengter als gewöhnlich.<br />
Die Pfarrkirche zum heiligen Vitus<br />
Als 1991 in der Kirche archäologische Grabungen<br />
durchgeführt wurden, konnten im südlichen Chorbereich<br />
Fundamentreste von zwei Vorgängerkirchen<br />
aus romanischer Zeit (12./13. Jahrhundert) und aus<br />
der Gotik (laut Urkunden erbaut 1479–1505) entdeckt<br />
werden. Zusätzlich ergaben sich Hinweise auf<br />
einen frühmittelalterlichen Bau – vermutlich in der<br />
Frühphase der Christianisierung im 8. Jahrhundert.<br />
Darauf deutet auch der Pfarrpatron, der heilige Vitus,<br />
hin, der als solcher laut Güterverzeichnis des Bischofs<br />
Arno von Salzburg (um 790) im Umkreis von<br />
Waidring damals schon mehrfach vorhanden war –<br />
in Kufstein, Nußdorf am Inn und Zell am Ziller. 3 Es<br />
ist also anzunehmen, dass die Kirchen Zell am Ziller<br />
1 Das Innenzifferblatt am Chorbogen ist vermutlich außer<br />
Betrieb, seit der Turm für das neue Geläute 1938 innen mit<br />
einer Stützschale aus Beton versehen wurde.<br />
2 Die Pfarrkirche Waidring mit Pfarrhof (links) und alter Totenkapelle (rechts),<br />
gesehen von der Pillerseestraße<br />
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