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STADTMAGAZIN_05-2021-web

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6<br />

KOLUMNE<br />

BABY-BOOMER-BÖHLING<br />

Der Tuschkasten<br />

Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, kommt mir<br />

als erstes jenes Gefühl in den Sinn, das sich immer<br />

dann einstellte, wenn ein neues Schuljahr begann.<br />

Der nächste Schritt auf der schulischen Karriereleiter, ein Neuanfang,<br />

eine neue Chance. Vielleicht endlich mal ‘ne vier in Mathe<br />

oder keine Einträge ins Klassenbuch. Vielleicht eine neue<br />

Biolehrerin, umfängliche Sanierungsarbeiten im Chemieraum<br />

oder wenigstens die Absage des Sportfestes …<br />

Ein neues Schuljahr war mit Hoffnungen und neuem Elan<br />

verbunden. Ich befand mich in einer hoch motivierten Gemütslage,<br />

die in den meisten Fällen immerhin eine Woche anhielt.<br />

Mit dem Beginn des Schuljahres war für mich übrigens auch<br />

jedes Mal neues Arbeitsgerät verbunden – schließlich wollte<br />

man ja den Anforderungen im neuen Klassenverband gerecht<br />

werden und nicht gleich zu Beginn der nächsten Jahrgangsstufe<br />

denselben Eindruck machen wie vorher.<br />

In meinem Fall bedeutete das alle Jahre wieder ein neues<br />

Geodreieck, neue Blei- und Buntstifte, Hefte, Ordner und was<br />

der frisch versetzte, ordentliche und fleißige Schüler sonst noch<br />

so braucht, wenn ein neues Kapitel des Schulbesuchs aufgeschlagen<br />

wird. Da wurden dann Linien fein säuberlich mit dem<br />

Lineal gezogen, die Füllerpatronen ausgetauscht, damit die<br />

Schönschrift auch gut zur Geltung kam. Und was sich an Apfelresten,<br />

Brotkanten und vollgemalten Löschblättern noch aus<br />

dem letzten Jahr in der Schultasche befand, wurde entsorgt.<br />

Zu den alljährlichen Anschaffungen zum Klassenwechsel<br />

gehörte für mich auch stets ein ganz besonderes Requisit: der<br />

Tuschkasten. Ich weiß nicht mehr, wie ich es geschafft habe,<br />

aber nach jeder Klassenstufe sahen in meinem Tuschkasten alle<br />

kleinen Farbtöpfchen gleich aus. Mir hatte eben niemand gesagt,<br />

dass man die Farben in den kleinen quadratischen Flächen<br />

mischt und nicht direkt in den Töpfchen. Die fielen übrigens<br />

auch gerne mal aus dem Kasten und verzierten dann den Rest<br />

des Schultascheninhalts mit bunten Streifen. Weiße Flecken gab<br />

es übrigens auch. Erinnern Sie sich? Richtig … Deckweiß! Das<br />

waren diese kleinen Tuben, aus denen das weiße Zeug eigentlich<br />

immer an den Seiten rausquoll, bevor dann alles komplett<br />

eingetrocknet war. Sie merken schon, das Tuschen gehörte<br />

ebenso wie Basteln, Werken oder Schraffieren nicht zu meinen<br />

Lieblingsbeschäftigungen, und das lag nicht nur an einer gewissen<br />

Talentfreiheit in diesen Bereichen. Die Tatsache, dass<br />

ich beim Tuschen regelmäßig Essecken, Arbeitsflächen und<br />

Schreibtische flutete, war nämlich einzig und allein der damals<br />

gängigen Unart zuzuschreiben, leere Joghurtbecher als Wasserquelle<br />

für die bunte Malerei zu verwenden.<br />

Diese kleinen Plastikbecher<br />

hielten der Schwerkraft von einem<br />

bis drei langen Pinseln, die man nur<br />

mal kurz im Wasser abstellen wollte,<br />

einfach nicht stand …<br />

Nein, ich habe keine guten Erinnerungen<br />

an das Getusche und<br />

Dirk Böhling, Jahrgang<br />

1964, ist Schauspieler,<br />

Regisseur, Moderator und<br />

Autor. Im <strong>STADTMAGAZIN</strong><br />

wirft er einen Blick auf<br />

seine Generation – und<br />

auf Bremen.<br />

alles, was damit zusammenhing,<br />

auch wenn meine Mutter sich nach<br />

Kräften bemühte, mich in meiner<br />

Laufbahn als bildender Künstler zu<br />

unterstützen. Da half kein noch so<br />

gut geheucheltes „Das ist doch toll<br />

geworden“. Das hab’ ich sowieso nie<br />

geglaubt!<br />

LOKALES<br />

Am 9. Mai ist Muttertag<br />

Die Amerikanerin Anna Jarvis soll im Jahre 1907 den ersten<br />

Muttertag initiiert haben – zu ehren ihrer eigenen Mama.<br />

Nach und nach hat sich die Tradition des Muttertages fast<br />

auf der ganzen Welt verbreitet. In Deutschland fällt der<br />

Muttertag seit 1923 offiziell auf den zweiten Sonntag im<br />

Mai und findet somit in diesem Jahr am 9. Mai statt. (SM)<br />

Hände hoch und Ohren auf<br />

Krimipodcast „Kein Mucks!“ kehrt zurück!<br />

Bastian Pastewka, ein Kenner und Liebhaber von anspruchsvoller<br />

Krimiunterhaltung, präsentiert vom 6. Mai<br />

bis zum 16. September insgesamt 23 historische Kriminalhörspielfundstücke<br />

aus dem Bremer Radioarchiv: Die zweite<br />

Staffel des Bremen-Zwei-Podcast „Kein Mucks!“ ist immer donnerstags<br />

in der ARD Audiothek, auf bremenzwei.de und überall,<br />

wo es Podcasts gibt, abrufbar.<br />

„Ich freue mich riesig, dass ‚Kein Mucks!‘ auf so viele offene<br />

und interessierte Ohren stößt“, so Bastian Pastewka: „Die Redaktion<br />

bekommt zahlreiche<br />

Freudenbekundungen der Hörer<br />

und Hörerinnen; einige haben<br />

uns auf ihre Bremer Lieblingshörspiele<br />

hingewiesen,<br />

an die sie sich noch erinnern<br />

konnten. Wir werden in der<br />

zweiten ‚Mucks‘-Staffel einige<br />

dieser Wünsche erfüllen und<br />

unser Kuriositätenkabinett erweitern:<br />

Wir haben eine kleine<br />

True-Crime-Strecke, ein Filmhörspiel<br />

und sogar einen Westernkrimi<br />

im Programm. Kaum<br />

eine ‚Mucks‘-Folge ohne Hans Paetsch und Gudrun Daube, kaum<br />

eine Ausgabe ohne knarrende Türen, schnarrende Telefone und<br />

kraftvolle Big-Band-Zwischenmusik. Ich werde wieder Händchen<br />

halten und die Zuhörerinnen und Zuhörer vorab mit Trivial-<br />

Informationen einstimmen. “ (SM)<br />

Foto: Pixabay<br />

Foto: B. Breuer

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