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D e r We r d e r-R e t e r<br />
N e u n T i t e l m i t S c h a a f<br />
D i e L e m k e -J a h r e<br />
FOTO: NORDPHOTO<br />
D e r We r d e r-R e t e r<br />
N e u n T i t e l m i t S c h a a f<br />
D i e A l o f s -J a h r e<br />
Werders wunderbare Jahre<br />
Die Helden von damals erzählen<br />
ihre schönsten Anekdoten.<br />
9,80 €<br />
Im Mai 1999 entstand quasi über Nacht<br />
ein neuer SV Werder. Thomas Schaaf<br />
ersetzte Felix Magath – und die Vereinsführung<br />
erneuerte sich selbst. Die Folgen:<br />
eine totale Wende und große Siege.<br />
| Von Olaf Dorow<br />
Mit vollem<br />
Risiko<br />
ins<br />
Glück<br />
Entscheidende Momente: Christoph Dabrowksi<br />
köpft gegen Schalke das Siegtor im ersten Spiel<br />
von Thomas Schaaf. Im Pokalfinale konnte<br />
Lothar Ma thäus gegen Frank Rost nicht<br />
verwandeln. Da durfte auch Spielmacher<br />
Andreas Herzog jubeln. FOTOS: IMAGO; ACTION PRE S<br />
94 Titel, Typen & Triumphe Titel, Typen & Triumphe 95<br />
Die Ära Schaaf beiWerder<br />
100 Seiten<br />
9,80 €<br />
Neun Titel<br />
Er hatte sie alle. Den Europapokal.<br />
Die Meisterschale. Den DFB-Pokal.<br />
Letztere sogar mehrmals oder<br />
zusammen. Was für eine stolze<br />
Titelsammlung von Thomas Schaaf<br />
bei Werder. Auf den nächsten Seiten<br />
erzählen Helden von damals, was<br />
dabei so alles passierte.<br />
Double 2004<br />
Double 2004<br />
I n t e r v i e w F r a n k B a u m a n n I n t e r v i e w F r a n k B a u m a n n<br />
„Wir waren fast schon<br />
überheblich“<br />
| Ein Interview von Jean-Julien Beer<br />
Jonny<br />
Otten<br />
Uli<br />
Borowka<br />
Andreas<br />
Herzog<br />
Oliver<br />
Reck<br />
Frank<br />
Rost<br />
Frank<br />
Baumann<br />
16 Titel, Typen & Triumphe Titel, Typen & Triumphe 17<br />
Dieter<br />
Eilts<br />
Tim<br />
Wiese<br />
Das historische Double, zu früh<br />
gefärbte Haare, Traumfußball: Hier<br />
erzählt Kapitän Frank Baumann, was<br />
2004 hinter den Kulissen passierte –<br />
und warum Otto Rehhagel ihn<br />
nicht verpflichten konnte.<br />
FOTO: WILFRIED WI TERS<br />
FOTO: KOKENGE/NORDPHOTO<br />
Bundesliga: #1 SV Werder Bremen (74 Punkte, 79:38 Tore)<br />
Kader (Einsätze)<br />
Andreas Reinke (34), Pascal Borel (1), Paul Stalteri (33), Valérien Ismaël (32),<br />
Mladen Krstajić (30), Christian Schulz (17), Viktor Skripnik (6), Ludovic Magnin (4),<br />
Fabian Ernst (33), Johan Micoud (32), Frank Baumann (32), Krisztián Lisztes (30),<br />
Tim Borowski (25); Ümit Davala (22), Pekka Lagerblom (7), Holger Wehlage (4),<br />
Ivica Banović (3), Marco Reich (2), Aílton (33), Ivan Klasnić (29), Angelos<br />
Charisteas (24), Nelson Valdez (21), Markus Daun (6), Trainer: Thomas Schaaf<br />
Finale DFB-Pokal: SV Werder – Alemannia Aachen 3:2<br />
Finalaufste lung<br />
Torschützen<br />
Tore<br />
Die Runden<br />
3 Krstajić<br />
3 Lisztes<br />
28 Aílton<br />
2 Baumann<br />
13 Klasnić<br />
2 Ernst<br />
10 Micoud<br />
2 Stalteri<br />
5 Valdez<br />
1 Borowski<br />
4 Charisteas<br />
1 Skripnik<br />
4 Ismaël<br />
Andreas Reinke, Paul Stalteri, Valérien Ismaël, 1:0 Borowski (31.)<br />
1. Runde: 1:9 Ludwigsfelder FC<br />
Mladen Krstajić, Christian Schulz (90. Viktor<br />
2:0 Klasnić (45.)<br />
2.Runde: 3:1 Vf L Wolfsburg<br />
Skripnik), Frank Baumann, Tim Borowski<br />
2:1 Blank (51.)<br />
Achtelfinale: 6:1 Hertha BSC<br />
(88. Angelos Charisteas), Fabian Ernst, Johan<br />
3:1 Borowski (84.)<br />
Viertelfinale: 2:3 Greuther Fürth<br />
Micoud, Ivan Klasnić (87. Nelson Valdez),<br />
3:2 Meijer (90.+3')<br />
Halbfinale: 3:2 Vf B Lübeck<br />
Aílton, Trainer: Thomas Schaaf<br />
Finale: 3:2 Alemannia Aachen<br />
Frank<br />
Baumann<br />
Herr Baumann, es gab so viele großartige<br />
Momente rund um das Double deshalb in seiner unnachahmlichen<br />
näher herangekommen. Uli Hoeneß hat<br />
Art vor dem Spiel etwas gepoltert.<br />
anfangen so l. Was ist für Sie damals Er wi terte eine Nord-Verschwörung,<br />
der schönste Moment gewesen?<br />
weil der HSV gegen Werder mit 0 : 5 untergegangen<br />
war. Seine Bayern so lten<br />
Das Spiel in München am 3 2 . Spieltag,<br />
unser entscheidender 3 : 1-Sieg. Da Werder Bremen deshalb nun „wegfegen“,<br />
forderte Hoeneß.<br />
hat einfach a les gepasst. So ein Erfolg<br />
war nicht selbstverständlich für einen Wir ha ten durch den Saisonverlauf<br />
Verein wie den SV Werder. Wir waren aber so viel Selbstvertrauen und innere<br />
Überzeugung, dass wir wirklich mit<br />
in den Jahren davor im oberen Mi telfeld<br />
angesiedelt und haben dann eine dem festen Glauben nach München gereist<br />
sind, dort die Meisterschaft klar-<br />
traumhafte Saison gespielt. Diesen<br />
Meistertitel ausgerechnet in München zumachen. Das war fast schon eine Gewissheit.<br />
Das zeigte sich zum Beispiel<br />
perfekt zu machen un dort zu feiern,<br />
bei wunderschönem Wetter und nach bei Valérien Ismaël: Schon am Tag vorher<br />
ha te er am Flughafen und im Ho-<br />
so einem to len Spiel – das war für mich<br />
das Highlight dieser Saison.<br />
tel seine Videokamera eingeschaltet,<br />
Wie war die Mannschaft in den Stunden<br />
und Tagen vor diesem Spiel drauf? Stunden vor dem Titel waren. Das war<br />
um zu dokumentieren, wie die letzten<br />
Selbstbewusst, weil Werder seit Monaten<br />
Tabe lenführer war? Oder doch Fa l hat es gezeigt, dass wir nicht ver-<br />
fast schon Überheblichkeit. Auf jeden<br />
etwas angespannt, weil es gegen den unsichert nach München gereist sind.<br />
Verfolger FC Bayern ging?<br />
Das konnte man im Spiel sehr gut sehen,<br />
vor allem in der ersten Halbzeit.<br />
Es war so, dass wir zwar seit Monaten<br />
an der Tabe lenspitze standen, vor diesem<br />
Spiel waren die Bayern aber etwas risches passieren. Was ging auf<br />
Sie wussten: Heute kann etwas Histo-<br />
dem<br />
2 0 0 4 , dass man gar nicht weiß, wo man<br />
48 Titel, Typen & Triumphe Titel, Typen & Triumphe 49<br />
Willi<br />
Lemke<br />
Wi li Lemke schmunzelt heute noch<br />
ein wenig, wenn er an sein erstes Vertragsgespräch<br />
mit dem jungen Thomas<br />
Schaaf zurückdenkt. Lemke war 1 9 8 1<br />
aus der Bremer Politik zu Werder gekommen<br />
und so lte die Geschäfte des<br />
Vereins nach dem Wiederaufstieg in die<br />
Bundesliga führen, al sich der frühere<br />
Nachwuchsspieler Schaaf zum Stammspieler<br />
bei den Profis entwickelte. Lemke<br />
beste lte ihn zu einem Mi tagessen<br />
in ein Hotel in der Vahr. „Thomas ha te<br />
sich binnen kürzester Zeit unter O to<br />
Rehhagel etabliert“, erinnert sich Lemke,<br />
„aber sein Vertrag entsprach überhaupt<br />
nicht dem eines Stammspielers.“<br />
Also erklärte er dem gerade einmal<br />
2 0 -jährigen Fußba lspieler, dass er aufgrund<br />
seiner gezeigten Leistungen unterbezahlt<br />
sei. Neben Glückwünschen<br />
zur sportlichen Entwicklung servierte<br />
Lemke dem überraschten Schaaf noch<br />
FOTO: ULMER/IMAGO<br />
FOTO: SCHUMANN/IMAGO<br />
„Otto wusste, dass<br />
ich ihn niemals<br />
infrage gestellt<br />
hätte.“<br />
einen Deal: „Wir wo len dir ab sofort erheblich<br />
mehr Geld bezahlen. Aber nur<br />
unter einer Bedingung: Du musst deinen<br />
Vertrag bei uns verlängern.“<br />
Schaaf verhandelte nicht lange, kurz<br />
nach dem Mi tagessen war der Fa l erledigt.<br />
Mit seiner Verhandlungsführung<br />
erwarb sich der Manager Lemke in den<br />
folgenden Monaten und Jahren schne l<br />
einen guten Ruf in Werders Mannschaft.<br />
Sein Glück: Es gab damals noch keine<br />
Spielerberater, die im schlimmsten Fa l<br />
gleich mehrere Profis im Verein betreut<br />
und deshalb auch gleich mehrere andere<br />
Spielerverträge gekannt hä ten. Lemke<br />
verhandelte in seinen 17 Jahren beim<br />
SV Werder fast ausschließlich direkt mit<br />
den Spielern. Gerne begann der Manager<br />
die Vertragsgespräche mit der vermeintlich<br />
guten Nachricht, dass zwar<br />
eigentlich wegen der Inflation nur 2 , 5<br />
Prozent mehr Gehalt möglich seien, er<br />
aber – ausnahmsweise – diesmal zehn<br />
Auf den grünen Seiten gehts weiter! ▼<br />
Allofs<br />
Klaus A lofs muss lachen, wenn<br />
er daran denkt, wie das mit ihm und<br />
Werder Bremen einst begann. Eigentlich<br />
konnte er mit den Grün-Weißen<br />
nicht viel anfangen, schließlich war<br />
er ein erfolgreicher Torjäger in Frankreich,<br />
1 9 0 Vizemeister mit Girondins<br />
Bordeaux, ein Jahr zuvor Meister und<br />
Pokalsieger mit Olympique Marsei le.<br />
Und das dank vieler Tore des deutschen<br />
Stürmers. „Sportlich und finanzie l war<br />
Frankreich damals das Paradies“, sagt<br />
Allofs, „und von dort war der Schri t zu<br />
Werder schon groß.“<br />
Doch dann kam O to Rehhagel,<br />
der den Spieler A lofs schon einmal<br />
trainiert ha te, gemeinsam gewannen<br />
sie 1 9 8 0 mit Fortuna Düsseldorf den<br />
DFB-Pokal. Es war Rehhagels erster<br />
Triumph als Trainer. Weil „König O to“<br />
immer den gesamten Fußba l im Blick<br />
behielt, wusste er 1 9 0 als einer der<br />
Klaus<br />
Ersten in Deutschland, dass im französischen<br />
Paradies das Geld knapp wurde.<br />
Deshalb rief er schnell bei Allofs<br />
an. „Das hat er sehr geschickt gemacht,<br />
denn ich ha te eigentlich gar nicht vor,<br />
Frankreich zu verlassen“, erzählt Allofs,<br />
„O to hat mir aber auf seine Art zu verstehen<br />
gegeben, dass es jetzt nur an mir<br />
hängt, ob Werder Bremen in Zukunft<br />
Titel gewinnt. Er sagte zu mir: Wir haben<br />
eine sehr gute Mannschaft, aber<br />
„Otto sagte zu<br />
mir: Etwas fehlt<br />
uns noch – und das<br />
sind Sie, Klaus!“<br />
etwas fehlt uns noch – und das sind<br />
Sie, Klaus! Da fühlt man sich natürlich<br />
geschmeichelt. Auf eine gewisse Art<br />
und Weise hat er damit ja letztlich auch<br />
recht gehabt.“<br />
So wurde A lofs mit 3 Jahren Stürmer<br />
bei Werder. Andere Spieler seien<br />
mit 3 alt, meint er, „ich war es nicht“.<br />
Der Wechsel nach Bremen sei deshalb<br />
für ihn eine rein sportliche Entscheidung<br />
gewesen, „Werder war für<br />
mich keine Endstation, und es ging mir<br />
auch nicht darum, wieder zurück nach<br />
Deutschland zu kommen“. Es ging ihm<br />
um das, womit Rehhagel ihn geködert<br />
ha te: um Titel. „Dass wir jedes Jahr<br />
einen geholt haben, damit konnte man<br />
natürlich nicht rechnen.“<br />
Aber es kam so. DFB-Pokalsieger<br />
1 9 1 . Europapokalsieger 1 9 2 .<br />
Deutscher Meister 1 9 3 . „Wir hatten<br />
eine Mannschaft mit Klasse und Erfahrung“,<br />
schwärmt A lofs noch heute,<br />
„und es gab einen sehr guten Teamgeist<br />
mit Jungs, die auf der einen Seite Qualität<br />
ha ten, die aber auch Mannschaftsspieler<br />
waren und sich entsprechend<br />
verhielten. Das war auch die Prägung<br />
von Otto. Es war einfach, bei Werder<br />
Auf den orangen Seiten gehts weiter! ▼<br />
64 Titel, Typen & Triumphe Titel, Typen & Triumphe 65<br />
Meisterschaften, Pokalsiege<br />
und Europapokal: Werder<br />
räumte mit Schaaf alles ab.<br />
> Was hinter den Kulissen passierte<br />
> Wie Schaaf über sein Leben denkt<br />
> Mit vielen emotionalen Bildern<br />
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