30 Jahre Naturschutzgebiet Geigelstein
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30 Jahre
Naturschutzgebiet
Geigelstein 2021
geschützt · gepflegt · geachtet
Gelebter Naturschutz als sichtbares Bekenntnis gemeinsamer Werte von zwei Gemeinden in den
Bayerischen Alpen: Mit seinen 1.808 Metern Höhe verbindet der Geigelstein als bekanntester Berg des
Chiemgaus unsere beiden Dörfer. Sachrang im Priental im Westen unseres „Blumenberges“, Schleching am
Fuße der Ostseite im Achental. 2017 hat diese natürliche Achse eine herausragende Anerkennung erfahren.
Sachrang und Schleching wurden gemeinsam in den Kreis der Bergsteigerdörfer aufgenommen. Eine besondere
Auszeichnung und Ehre, aus der sich für unsere Zukunft große Chancen erwachsen. Denn Bergsteigerdörfer sind
beispielhafte Vorzeigeorte, die sich aktiv für eine alternative Tourismusentwicklung und den Schutz der alpinen
Natur und Landschaft stark machen. Wir verzichten auf technische Erschließungsmaßnahmen, bewahren die
Natur der Berge, pflegen alpine Kultur und Traditionen und fördern naturnahen Tourismus durch den Bergsport.
Der Geigelstein ist mehr als eine „Visitenkarte“ unserer beiden Dörfer. 1991 wurde das Gebiet um den
„Blumenberg“ aufgrund der hohen Artenvielfalt als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Drei Jahrzehnte später
wissen wir alle um diese weitsichtige Initiative für unsere Region. Heute stehen wir vor der nächsten Herausforderung,
um das Erreichte nicht aufs Spiel zu setzen und für die kommenden Generationen zu bewahren.
Mehr denn je müssen Naturschutz und Tourismus verträglich miteinander verzahnt werden.
Zwei starke Dorfgemeinschaften – ein Ziel: Gemeinsam werden wir auch das nächste Kapitel schreiben,
um die Natur als unsere Lebensgrundlage zu schützen.
Josef Loferer, Erster Bürgermeister
Gemeinde Schleching
Simon Frank, Erster Bürgermeister
Gemeinde Aschau i.Chiemgau
02 | 03 Grußwort der Bürgermeister
Mit keinem anderen Berg im Chiemgau oder im Berchtesgadener Raum verbinden mich so viele und
so unterschiedliche Erinnerungen wie mit dem Geigelstein. Schöne Erinnerungen mit erlebnisreichen
Wanderungen, recht gemischte Erinnerungen mit politischen Auseinandersetzungen.
Der Geigelstein hat mich als Stimmkreisabgeordneten des Landkreises Traunstein und als Umweltpolitiker
im Bayerischen Landtag über viele Jahre schwieriger Auseinandersetzungen herausgefordert. Meine
„Verwicklung“ in die Diskussionen um den Geigelstein begannen mit der Euphorie der Erschließung der
Chiemgauer Berge für den Wintertourismus durch Seilbahnen. Die geplante und dann schließlich
gescheiterte Seilbahn auf den Geigelstein war das erste große Konfliktthema.
Die weiteren Debatten um den Geigelstein wurden geprägt durch oft erbitterte Auseinandersetzungen
zwischen Naturschützern und Bauern. Heute sind sich Naturschutz und Landwirtschaft darüber einig,
dass, wie das exemplarische Beispiel Rossalm zeigt, die Fotodokumentationen von Fritz Irlacher belegen,
die sachgerechte Beweidung durch genügend Vieh auf den Almen eine wichtige Voraussetzung für den
Erhalt der Artenvielfalt ist.
Nun freuen wir uns über die Naturschutzgebiete und über die Entwicklung zu den beiden Bergsteigerdörfern
Schleching und Sachrang. Wir haben also allen Grund, dieses 30 jährige Jubiläum des Naturschutzgebietes
zu feiern. Aber, die Qualität dieser Naturschutzgebiete ist kein gesicherter Besitzstand. Das zeigt sich
jetzt in wachsenden Spannungsfeldern zwischen Bergtourismus und Naturschutz.
Das Jubiläum ist ein guter Anlass, den wirksamen Schutz dieses Gebietes auch den
nachwachsenden Generationen als Aufgabe zu vermitteln.
Alois Glück,
ehem. Landtagsabgeordneter
04 | 05 Grußwort Alois Glück
Der Geigelstein ist eine Anstrengung wert. Wenn Sie den Gipfel erreicht
haben, dann liegt eine strapaziöse, aber auch lohnenswerte Wanderung
hinter Ihnen, denn der Geigelstein hat viel zu bieten. So wird er gerne auch
als Blumenberg bezeichnet. Über 700 Farn- und Blütenpflanzen gibt es
hier, jede siebte ist geschützt. Und mit etwas Geduld und Glück können
Sie sogar Wildtiere beobachten, wie Auer- und Birkhühner, Gämsen
oder Murmeltiere. Und wenn Sie nach oben schauen, sehen Sie
vielleicht einen der seltenen Steinadler.
Viele engagierte Bürgerinnen und Bürger haben sich für den Berg und
seine Umgebung eingesetzt und erreicht, dass er 1991 unter Naturschutz
gestellt wurde. Helfen auch Sie mit, dieses bemerkenswerte und
erhaltenswerte Stück Natur rund um den Geigelstein auch für zukünftige
Generationen zu erhalten.
Otto Lederer
Landrat des Landkreises Rosenheim
30 Jahre Naturschutzgebiet Geigelstein sind eine wahre Erfolgsgeschichte. Über Landkreisgrenzen
hinweg wurde zwischen den Tälern der Prien und der Tiroler Achen einer der bekanntesten Chiemgauer
Berge zu einem Sinnbild für das Miteinander von Mensch und Natur.
Naturschutz und Tourismus – viele haben darin ein unüberwindbares Konfliktfeld gesehen.
Die Diskussionen darüber waren und sind wichtig und für den Massentourismus mag das vielleicht
zutreffen. Aber in unserer Region ist das Gegenteil der Fall. Unsere Berge – gerade der Geigelstein als
„Blumenberg“ – sind das strahlende Gesicht unserer Region und damit zunehmend ein Wirtschaftsfaktor.
Unsere Tourismusregion setzt damit auf kooperative Lösungen aus dem Zusammenleben der seltenen
Tier- und Pflanzenwelt mit den Besuchern. Die vergangenen 30 Jahre wurden von allen Beteiligten intensiv
genutzt: Entstanden ist eines der größten Schutzgebiete auf bayerischem Boden. Dafür mein herzliches
„Vergelt’s Gott“! 30 Jahre Naturschutzgebiet Geigelstein sind aber auch Verpflichtung für die Zukunft.
Wir dürfen nie vergessen, dass Grundlage für Tourismus und Naherholung eine intakte Natur ist.
Wir sind in der glücklichen Lage, dass unsere heimische Landschaft eines der spannendsten und
eindrucksvollsten Naturjuwele darstellt. Arbeiten wir weiter gemeinsam dafür, unsere Region als
das zu erhalten, was sie ist: Erstklassig und „natürlich“ wunderschön!
Siegfried Walch
Landrat des Landkreises Traunstein
06 | 07 Grußwort der Landräte
Bergsteigerdörfer Schleching und Sachrang
Naturnaher Tourismus am Geigelstein
Die beiden Orte am Geigelstein – Schleching im Achental und Sachrang im Priental – gehören seit Juli 2017
zum erlesenen Kreis der „Bergsteigerdörfer“. Zusammen mit 33 anderen Orten in Deutschland, Österreich,
Südtirol, Italien, Slowenien und seit diesem Jahr auch in der Schweiz setzen sie sich aktiv für Umweltschutz
und naturnahen Tourismus im Alpenraum ein. Bergsteigerdörfer haben alle ein wertvolles Kapital:
unverfälschte alpine Landschaft und Natur, gelebte Traditionen, regionale Produkte hoher Qualität,
Authentizität und viel Platz für den Bergsport und dazu noch eine Bevölkerung, die genau diese Werte lebt
und unterstützt! Damit sind sie Vorzeigeorte für eine touristische Entwicklung ohne technische Erschließung,
Großskigebiete oder lärmende Events. Die Initiative „Bergsteigerdörfer“ ist ein Projekt der alpinen Vereine:
Alpenverein Südtirol, Deutscher Alpenverein, Österreichischer Alpenverein, Slowenischer Alpenverein,
Club Alpino Italiano und Schweizer Alpen-Club.
Alle Informationen über das Projekt und die einzelnen Orte unter www.bergsteigerdoerfer.org
08 | 09 Bergsteigerdörfer
Naturschutzgebiet Geigelstein
Gipfel der Biodiversität
Gämse
Der Geigelstein
Tüpfel-Enzian auf der Roßalm
Im westlichen Bereich der Chiemgauer Alpen liegt der Geigelstein und stellt mit seinen 1808 m Höhe
den Hauptgipfel im Naturschutzgebiet dar. Südlich davon befindet sich der Breitenstein, nördlich schließt
sich das Roßalmplateau mit Roßalpenkopf und Weitlahnerkopf an. Das Naturschutzgebiet reicht im
Westen bis in die Tallagen des Prientals, im Osten bis ins Achental.
Die verschiedenen Höhenstufen vom Tal bis in die Gipfellagen weisen völlig unterschiedliche
Lebensbedingungen auf, wodurch eine große Artenvielfalt entsteht. Ausschlaggebend dafür ist der
reichhaltige Naturraum: Ausgedehnte Bergwälder, Almen und Bergbäche sowie Krummholz und
Felsbereiche in den Gipfellagen bieten zahlreichen Wildtieren Schutz und Heimat. Zu den bekanntesten
zählen Gämsen, Murmeltiere und die verschiedenen Raufußhühner (Schneehuhn, Birkhuhn, Auerhuhn).
Nicht zuletzt sorgt die Geologie für Abwechslung. Die charakteristische Gipfelpyramide des Geigelsteins
besteht aus Hauptdolomit, der zu scharfen Graten verwittert. Mergelige Gesteine formen dagegen
runde Geländeformen wie auf der Roßalm.
10 | 11 Der Geigelstein
Stumpfblättrige Weide
Felsbereiche
Flechten
Die markanten Grate im Geigelsteingebiet sind exponierte Lebensräume, in denen nur echte Spezialisten
leben können. Geringe Humusauflage, häufige Trockenheit an Sonnentagen und Temperaturschwankungen
zwischen Tag und Nacht stellen die hier lebenden Organismen vor Herausforderungen. Die Stumpfblättrige
Weide, die zu den kleinsten Gehölzen zählt und dennoch ein richtiger Baum ist, entgeht beispielsweise dem
kalten Wind im Winter, indem sie ihre Zweige in den Untergrund presst. Einen weiteren Spezialisten stellen
Flechten dar, die sich aus einem Pilz und einer Alge zusammensetzen (Zwillingsorganismen).
Sie wachsen auf den nackten Felsen, wobei der Pilz vom Zucker profitiert, den die Alge produziert, während
diese auf den Pilz angewiesen ist, der ihr Wasser spendet.
12 | 13 Vegetationszonen
Latschengürtel Südwest-Seite
Latschengürtel
Kalkmagerrasen mit Enzian und Kugelblume
In den Hochlagen gedeihen keine Bäume mehr, da häufig Stürme tosen und der Sommer zu kurz ist.
Dort siedeln Bergkiefern, im Bayerischen „Latschen“ genannt. Ihre elastischen Zweige lassen sich vom
Schnee niederdrücken und richten sich nach der Schmelze unbeschadet wieder auf. In ihrem Schutz
wachsen oft farbenprächtige Alpenpflanzen wie Almrausch, Alpenrebe oder Schneeheide. Das dichte
Latschengebüsch bietet aber auch Gämsen, Rehen und den scheuen Raufußhühnern (Auerhuhn,
Schneehuhn, Birkhuhn) Zuflucht.
14 | 15 Vegetationszonen
Alpen-Pestwurz
Schuttreissen
Weiße Silberwurz
Auf Grund der exponierten Lage sind die Felsen am Geigelstein der Verwitterung ausgesetzt.
Durch die natürliche Zersetzung des Gesteins bilden sich Schotterflächen aus Felsschutt. Die Hohlräume
zwischen den Steinen bieten Verstecke für Tiere – für Pflanzen stellen die sich bewegenden Schuttmassen
allerdings einige Schwierigkeiten dar. Die Alpen-Pestwurz hat sich an die Bedingungen angepasst: Wird sie
vom Schutt bedeckt, wächst sie durch die Gesteinsmassen hindurch. Auch die Silberwurz besiedelt die
Schuttreissen als Pionierpflanze und festigt dabei den Boden.
16 | 17 Vegetationszonen
Almen
Roßalmkaser
Kühe auf der Alm
Einst besaßen Almen als sommerliche Futterquelle für das Vieh eine große Bedeutung, während die Bauern
im Tal gleichzeitig Heu für den Winter gewannen. Mit der Roßalm (1681 m) befindet sich eine der höchstgelegenen
Almen Deutschlands im Naturschutzgebiet. Heute werden hauptsächlich Jungtiere auf die Almen
getrieben, da die Milchwirtschaft auf den Almen keine große Rolle mehr spielt. Folglich sind viele historisch
belegte Almgebäude inzwischen verfallen.
Die meist durch Rodung von Bergwäldern entstandenen Almen sind ein jahrhundertealter Teil unserer
Kulturlandschaft und haben das Landschaftsbild der Chiemgauer Alpen geprägt. Trockene, steindurchsetzte
Bereiche grenzen an feuchte Senken, und nährstoffreiche Stellen wechseln sich ab mit kargen Kuppen, mit
einer bunten Artenvielfalt als Folge. Nur durch beständige Bewirtschaftung und durch das Entfernen aufkommender
Gehölze (das Schwenden) bleiben die Almwiesen als Lebensraum für lichtbedürftige Arten
erhalten. Enziane und Orchideen sind darunter meist die farbenprächtigsten Arten. Auch Tiere nutzen die
krautreichen und von Felsblöcken durchsetzten Bergwiesen, wie beispielsweise die Murmeltiere, die dort
in selbstgegrabenen Erdhöhlen leben. Im Sommer kann man ihre schrillen Pfiffe hören, mit denen sie
Artgenossen vor drohenden Gefahren warnen. Von Oktober bis März halten die Tiere Winterschlaf.
18 | 19 Almen
Almleben früher auf der Schreckalm
Weil sich der Einsatz lohnt…
Von der Bedeutung der Almen für unsere Heimat
Kein Leben in den Alpen ohne die Almen. Seit Jahrhunderten wird unsere einzigartige Landschaft von
ihrer kleinbäuerlichen Landwirtschaft geprägt. Es waren nicht nur die Familien und ihre Mitarbeiter, die von
den Erträgen der kleinen Bauernhöfe ernährt werden mussten. Vielmehr war es die Regel, dass die Bauern
Abgaben an die verschiedenen Herrschaften, wie zum Beispiel an das Schloss Hohenaschau oder auch
an das Kloster Frauenchiemsee, abzuliefern hatten.
Um nun genug Winterfutter für die Weidetiere zu haben, begannen die Bauern schon früh damit, die
Tiere, die auf dem Hof nicht für den Eigenbedarf gebraucht wurden, im Sommer auf die Berge zu treiben.
Die Anfänge der Almwirtschaft gehen in manchen Gebieten bis auf vorgermanische Zeit zurück. Schon
damals wurden Tiere über den Sommer oberhalb der natürlichen Waldgrenze gehalten.
So konnten die Wiesen im Tal zur Ernte von Heu und Grummet genutzt werden, das die Landwirte im Winter
an ihre Tiere verfütterten. Denn in den meisten Alpentälern sind die Böden karg und steinig, sodass Ackerbau
nur unter schwierigen Bedingungen betrieben werden konnte. Auf den Almen dagegen wurde die Milch zu
Butter und Käse verarbeitet und mit der Molke wurden Schweine gefüttert, die im Herbst dann geschlachtet
und zu haltbarem Speck und Wurst verarbeitet wurden. Die Lebensmittel wurden durch Räuchern, Pökeln,
Fermentieren oder Einkochen haltbar gemacht, denn Kühlschränke gab es bekanntlich noch nicht.
Ein Teil der Butter und des Käses, der auf den Almen produziert wurde, musste bei der bereits
genannten Herrschaft abgeliefert werden. Übrigens – was wann und in welcher Menge abzuliefern war,
wurde bereits – wie am Beispiel der Herrschaft Hohenaschau nachzulesen ist - schon im Jahr 1460 im
sogenannten „Sal-Register des Herrn Christoffen von Freyberg, Rytter zu Aschau“ festgeschrieben.
Mit der Zeit änderte sich das Leben in den Tälern. Die politischen Verhältnisse wandelten sich, das
20 | 21 Martina Bauer zur Almwirtschaft
Um 1950 auf der Schreckalm (Ertlkaser)
Industriezeitalter begann und immer mehr Menschen verdienten ihren Lebensunterhalt in Berufen
außerhalb der Landwirtschaft. Viele der kleinen landwirtschaftlichen Betriebe wurden aufgegeben,
die Almrechte vom Staat bzw. der Gutsherrschaft abgelöst und die aufgegebenen Almflächen
aufgeforstet oder an andere Almen angegliedert.
Mit dem aufkommenden Wohlstand und dem damit einhergehenden Beginn des „Fremdenverkehrs“
in den Alpentälern konnten sich die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe eine zusätzliche Einnahmequelle
erschließen. In dieser Zeit setzte sich unter den Menschen im Tal die Erkenntnis durch, dass unsere
Kulturlandschaft ein wertvolles Gut ist, das es zu erhalten gilt.
Gestern wie heute: Die Almbauernfamilien hängen mit Herzblut an Ihren Almen und tragen mit der
Bewirtschaftung ihrer Almflächen einen wesentlichen Beitrag zum Natur- und Artenschutz bei.
Viele Tier- und Pflanzenarten leben auf den extensiv bewirtschafteten Wiesen im Tal und den Almweiden,
diese Flächen tragen somit positiv zur Biodiversität bei.
Heute kämpfen die Almbauernfamilien nicht mehr ums tägliche Überleben. Dennoch – die Almwirtschaft
ist mehr denn je bedroht. Ein zunehmender Massentourismus mit Gästen, denen es oftmals am Gefühl
für die sensible Natur in alpinen Regionen fehlt, oder die großen Beutegreifer sind ebenso eine Gefahr wie
der Strukturwandel in der Landwirtschaft und ein wachsender Bürokratismus mit immer noch schwieriger
einzuhaltenden Vorschriften. Und viele Almbauern und ihre Familien sehen sich heute zudem mit einer
fehlenden Hofnachfolge oder einer viel zu geringen Bezahlung für die von ihnen produzierten hochwertigen
landwirtschaftlichen Produkte durch die Discounter und Verbraucher konfrontiert.
Die Politik und wir als Gesellschaft sind jetzt und in der Zukunft mehr denn je gefordert, für den
Erhalt der kleinstrukturierten bäuerlichen Familienbetriebe und somit auch für die Almwirtschaft
zu kämpfen. Damit auch zukünftige Generationen unsere großartige Landschaft mit all ihren
Schätzen genießen können.
(Quelle: Quellenband II Wälder und Almen im Priental Seite 64)
22 | 23 Martina Bauer zur Almwirtschaft
Im Umgang mit dem Almvieh gibt es folgendes zu beachten:
Bitte kommen Sie Kühen beim Fressen nicht zu nahe und streicheln oder füttern Sie die Kälber nicht!
Wenn Sie eine Kuh bereits böse anschaut, unbedingt Abstand halten! Nehmen Sie lieber
einen Umweg in Kauf.
Halten Sie ihren Hund unbedingt an der Leine! Für Kühe stellen Hunde Feinde dar, vor denen sie ihre
Kälber beschützen und verteidigen.
Wenn es zu einem Angriff kommt, leinen Sie ihren Hund schnell ab, damit er flüchten kann.
Dadurch wird die Angreiferin von Ihnen abgelenkt.
Wird es trotzdem brenzlig und eine Kuh mag Sie nicht: Bewahren Sie Ruhe und laufen Sie nicht davon!
Gehen Sie langsam und stetig aus der Gefahrenzone, ohne der aufgebrachten Kuh den Rücken zuzukehren.
(Quelle: Almenstudie Ökomodell Achental)
Verhaltensregeln am Berg und auf der Alm
Plädoyer für ein freudiges und freundliches Miteinander
Einst den Almbauern vorbehalten, teilen sich heute Landwirtschaft, Naturschutz, Gastwirtschaft, Bergsport
und Tourismus einen einzigartigen alpinen Lebensraum. „Spielregeln“ am Berg sind unausweichlich, um
das Interesse aller zu berücksichtigen und das Konfliktpotential so gering wie möglich zu halten. Denn Mensch,
Hund, Vieh, Rad und Paragleitschirme haben nicht immer ein und denselben Blick und sind nicht immer die
besten Freunde.
Besonders problematisch – so berichten die Almbauern – ist die Störung der Tiere durch Menschen und Hunde.
Unachtsam entsorgter Müll auf Wegen, im Wald und auf Wiesen sowie die zunehmende Verschmutzung durch
Hundekot oder die Verunreinigung von Viehtränken sind Ärgernisse und zugleich eine Bedrohung für die
schützenswerte Natur am Berg, wie das Offenlassen von Zäunen oder rücksichtslose Downhill-Biker, die sich
nicht an Regeln halten. Viele dieser Konflikte resultieren aus Unwissenheit. Hinweisschilder, mit der Bitte
zum korrekten Verhalten insbesondere im Hinblick auf Weidevieh, werden oftmals ignoriert oder sind auch
nicht vorhanden. Zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt und zur Vermeidung von Erosionen gilt ferner nicht
nur in dem Naturschutzgebiet das Gebot, auf den ausgewiesenen Wegen zu bleiben.
Doch nicht nur Eingriffe in die Natur und Tierwelt hinterlassen unnötig Spuren, die zu vermeiden sind.
Anlass zur Sorge bereiten in jüngster Zeit Berichte von Wirtsleuten, die sich verstärkt Aggressionen ihrer Gäste
ausgesetzt sehen. Unsere Wirtsleute beklagen sich über Beleidigungen und ärgern sich darüber, dass Gäste auch
vor unbefugtem Betreten von privaten Räumlichkeiten nicht zurückschrecken. Die größte Herausforderung
für die Wirte ist allerdings der wachsende Wunsch der Menschen, ihren Urlaub in den Bergen zu verbringen.
Gegenseitige Rücksichtnahme ist das Gebot der Stunde.
24 | 25 Verhaltensregeln Berg & Alm
„Natur muss gefühlt werden“
Alexander von Humboldt
Wasseramsel
Alpensalamander
Wassergeprägte Lebensräume
Die hohen Niederschläge in den Gipfelbereichen speisen zahlreiche kleine Bergbäche, die das Wasser zur
Prien und zur Tiroler Achen ableiten. Entlang der Bäche entwickeln sich oft blütenreiche und bunte
Hochstaudenfluren mit Pestwurz, Alpendost und Greiskraut.
Auf den Steinen im Bergbach bildet sich ein feiner Algenüberzug, den Insektenlarven (z.B. Köcherfliegenlarven)
abweiden. Diese dienen wiederum als Nahrung für Wasseramsel oder Bachforelle. Bei Regenwetter ist der sonst
nachtaktive, dunkel gefärbte Alpensalamander zu sehen.
28 | 29 Wassergeprägte Lebensräume
Bergwald
Frauenschuh
Berg-Flockenblume
Große Bereiche der Berghänge im Naturschutzgebiet sind von Wald bedeckt. In unzugänglichen
Schluchtbereichen haben sich urwaldähnliche Wälder mit mächtigen bemoosten Bergahornen, Eschen,
Ulmen und Linden erhalten. Andernorts wurden die empfindlicheren Ahorne und Tannen durch
jahrhundertelange Nutzung und Wildverbiss zugunsten von Fichte und Buche zurückgedrängt.
Der Bergwald beherbergt eine Vielzahl von seltenen Vogelarten wie Schwarz-, Dreizehen- und
Weißrückenspecht, Sperlings- und Raufußkauz oder Hasel- und Auerhuhn. Zudem stellen intakte
Bergwälder einen wichtigen Schutz der Tallagen vor Lawinen, Steinschlag und Muren dar.
30 | 31 Bergwald
Skizze rechts:
Das geplante
Skigebiet Geigelstein
Foto links:
Der „harte Kern“ der Bürgerinitiative, nach dem
Erhalt der „Silberpflanze“,
v.l.n.r.: Klaus Gerosa, Karl Lindner, Dagmar Czerny,
Meinold Wenzel, Heinz Friedl, Mitarbeiterin von
Loki Schmid, Benno Mayer, Lothar Obermaier –
nicht auf dem Bild: Hans Steinbichler, Lutz von
Hoermann
Bürgerinitiative „Rettet den Geigelstein e.V.“
„Das Naturschutzgebiet ist ein Grund zu feiern für die Natur und, vor allem, weil dabei auch eine
Verständigung der Menschen gelungen ist, so dass heute die Gemeinden und die Bürger stolz auf das
heftig umkämpfte und mit einer schweren Geburt verbundene Naturschutzgebiet sind (Alois Glück, 2020).
Dass der Geigelstein ein Naturschutzgebiet ist,
ist alles andere als selbstverständlich.
Es war ein langer Weg dorthin, der vor fast 50 Jahren begann…
Schon 1972 fordert der Rosenheimer Lehrer Max Ringler in seinem Buch
„Die Welt der Pflanzen zwischen Wendelstein und Chiemsee“ auf Seite 70:
Es besteht öffentliches Interesse daran, dass das Geigelsteingebiet als das floristisch wertvollste und
reichhaltigste des Landkreises, aber auch als einmalig unberührte Gebirgslandschaft vor jedem Eingriff
bewahrt bleibe… Vor allem könnte ein Bergbahnprojekt unabsehbaren Schaden anrichten. …
Die Errichtung eines vom Alpenverein angestrebten Naturschutzgebietes wäre der einzige Weg,
weiteren Plänen dieser Art vorzubeugen.
Von der Schlechinger Seite des Berges entstehen bereits seit 1967 zwei Lifte zur Wuhrstein- und zur Wirtsalm.
Und ab 1973 gibt es konkrete Pläne, dieses Schlechinger Skigebiet mit der unerschlossenen Sachranger Seite
zu verbinden. Eine „Skischaukel“ soll über die Geigelsteinscharte führen. Die Gemeinde Sachrang, mit ihrem
neuen Bürgermeister Hans Pumpfer, beantragt ein Raumordnungsverfahren für eine Erschließung mit zwei
Gondelbahnen, drei Sesselliften, zwei Schleppliften, mehreren Abfahrten sowie Tal-, Berg- und Mittelstationen.
Gleichzeitig sucht der Betreiber der Schlechinger Geigelsteinbahn, der Stuttgarter Unternehmer Paul Rauh,
Anleger für den Ausbau seiner Bahn bis nach Sachrang hinüber. 1974 wird deshalb Kritik aus den Reihen des
Georg Antretter zur Bürgerinitiative
„Rettet den Geigelstein e.V.“
32 | 33
Priener Alpenvereins und von Naturfreunden laut.
Sie organisieren eine Podiumsdiskussion in Prien mit
der Frage „Geigelsteinerschließung, ja oder nein?“. Die
Befürworter wollen Arbeitsplätze sichern, die Wirtschaftskraft
der Täler stärken und die Schneesicherheit
nutzen. Die Gegner befürchten Massentourismus,
die Zerstörung von Naturlandschaft, bezweifeln die
wirtschaftliche Rentabilität des 15-Millionen-Mark-
Projektes und warnen vor Lawinen. Am 22. Januar 1975
wird die Bürgerinitiative „Rettet den Geigelstein e.V.“
gegründet, als erste Bürgerinitiative für einen Berg.
Die Chiemgauer und Münchner Mitglieder werden
dem Verein ihr Leben lang treu bleiben. Als juristischen
Beistand gewinnen sie den namhaften Münchner
Umwelt-Anwalt Christian Sailer und durch Lichtbildervorträge
erhalten sie finanzielle und ideelle Unterstützung
der Alpenvereins-Sektionen München und Oberland.
Die DAV-Sektion Prien allerdings bezieht keine
klare Stellung zur Erschließung – sie beginnt indes
mit der Erweiterung ihrer Priener Hütte von 50 auf
110 Plätze. 1976 wird beim Lokaltermin zum Raumordnungsverfahren
mit 250 Beteiligten, und namhaften
Zeitungsannonce aus der
Deutschen Handwerkszeitung 1974
Vertretern aus der Kommunalpolitik, Behörden, Naturschutz und Medien, eine ablehnende Stimmung klar.
Auch der Bürgermeister der Gemeinde Aschau i.Ch., Karl Bauer, dem Sachrang im Zuge der Gebietsreform
1978 zufallen soll, lehnt das Erschließungsprojekt ab. Die Bürgerinitiative schreitet inzwischen erfolgreich
gegen die Pläne des Bundesgrenzschutzes ein, der an der Nordseite des Geigelsteins, am Schachen, ein
Trainingszentrum errichten will. Und auch die Verrohrung von Tal- und Grattenbach zur Stromgewinnung
kann sie verhindern. Die Seilbahnpläne dagegen finden noch 1977 Zustimmung beim Planungsausschuss
der Region Südostoberbayern und sind wohl definitiv erst dann vom Tisch, als die Gemeinde Sachrang am
21. Oktober 1981 auch ihre Berufung gegen den Beschluss der Eingemeindung nach Aschau verliert.
Die Bürgerinitiative erhält die Bayerische Umweltmedaille und auch die „Silberpflanze“ aus der Hand der
Kanzlergattin Loki Schmidt. 1987 stellt das Bayerische Landesamt für Umweltschutz die Schutzwürdigkeit
des Geigelsteins fest. Die darauf basierenden Verordnungsentwürfe zum Naturschutzgebiet werden von
den damals politischen Verantwortlichen vehement abgelehnt. Sie befürchten, dass die traditionelle Almwirtschaft
zu sehr beschränkt wird. Außerdem kritisieren sie, dass mit der ausgebauten Priener Hütte, dem
Privatanwesen und breiten Forstwegen bereits erhebliche Eingriffe im Gebiet bestünden – und das direkt
angrenzende Tiroler Gebiet nicht einbezogen worden sei.
Als am 1. Juni 1991 die Verordnung für das 3132 ha große Naturschutzgebiet Geigelstein – mit vielen
Ausnahmen – vom damaligen Umweltminister Peter Gauweiler in Kraft gesetzt wird, wird das in Schleching
und Aschau nicht groß gefeiert. Die Mitglieder der Bürgerinitiative aber haben mit unerschütterlichem
Engagement und Idealismus ihr Ziel erreicht. Seit 2011 bemühen sich Bürger aus dem oberen Priental,
dass die Leistung der Bürgerinitiative auch in der Gemeinde Aschau i.Ch. anerkannt wird. Mit Aktionen wie
dem jährlichen Schwenden wollen sie bei Einheimischen wie Gästen das Bewusstsein für den einmaligen
Naturschatz Geigelstein stärken. Stellvertretend dafür steht der Verein Lebendiges Sachrang e.V.
2017 werden Schleching und Sachrang vom DAV auf Initiative der Bürgermeister Peter Solnar und
Sepp Loferer als „Bergsteigerdörfer“ No. 2 und 3 in Deutschland ausgezeichnet – eine Wertschätzung
wie Chance, die dem Naturschutzgebiet zu verdanken ist.
Georg Antretter zur Bürgerinitiative
„Rettet den Geigelstein e.V.“
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„Jodelnd auf der Alm“ mit Traudi Siferlinger
Ausstellung zum „Blumenberg“
im Garten der Alten Schule
Landschaftspflege durch Schwenden
Ein Berg, der verbindet – Ein Berg, der bewegt
Mit dem Blick auf den Geigelstein -
Wie sich Bürger für das Kulturerbe engagieren
Den Berg ins Dorf holen und im Bewusstsein der Menschen verankern: Seit langem rücken
Bürger aus Sachrang den Geigelstein als lebendiges Element der alpinen Landschaftskultur in
die Mitte ihres Lebens. Seit dem Jahr 2009 wird die Errungenschaft des Naturschutzgebietes
Geigelstein in der Gemeinde mit zahlreichen Initiativen als Meilenstein und herausragendes
Umweltprojekt gewürdigt. Ob über Ausstellungen und Naturerlebnis-Projekte für Kinder, mit
Almmusik-Kultur und ausgesuchten Wanderungen oder auch durch die Mitgestaltung der
Almabtriebsfeste, mit der Unterstützung der Sachranger Bergbauern bei der Almpflege sowie
im Dialog mit Experten in der Serie „Kamingespräch“: Für die Bürger von Sachrang ist
„ihr“ Geigelstein mehr als „nur“ Kulisse.
Lilo Trappmann für
Lebendiges Sachrang e.V.
Kamingespräch mit Alfred Ringler
Die Begeisterung für das Naturschutzgebiet wird von immer größeren Teilen der Bevölkerung
getragen. So unterstrich der Verein „Lebendiges Sachrang e.V.“ mit der Initiative des Kunstund
Kulturprojektes „Die Alm ins Tal holen - Bayerische Almkultur hier und jetzt“ im Jahre 2010
besonders eindrucksvoll die Bedeutung des Geigelstein für das Dorf. „Wissen weitergeben“ –
heute ist bewiesen, dass durch Impulse aus dem Dorf ebenso wesentliche wie nachhaltige
Beiträge zur Wertschätzung der Sachranger Almwirtschaft geleistet worden sind. Die Pflege
des Brauchtums eines feierlichen Almabtriebs der Bergbauern wie auch die ökologische Bedeutung
der Almen für das Leben im alpinen Raum wird heute von vielen Menschen aus einem neuen
Blickwinkel wahrgenommen – und entsprechend geschätzt.
36 | 37
Naturerlebnis „Im Blütenrausch“
Auf der Suche nach Murmeltieren
Natur erleben mit GPS
Die Idee, das 20 jährige Jubiläum gebührend zu feiern und „Auf Spurensuche rund um den Geigelstein“
zu gehen, wurde im Jahre 2011 erstmals seit der Ernennung zum Naturschutzgebiet durch die ehrenamtlich
agierende Arbeitsgruppe „Berge und Almen“ ins Leben gerufen und von zahlreichen Akteuren in einer
Veranstaltungsreihe umgesetzt. Tenor: Mit Ausstellungen, Vorträgen, geführten Wanderungen,
Mitmachaktionen für Groß und Klein, Kunst-, Musik- und Filmdarbietungen die Vielfalt zu vermitteln,
die uns der Geigelstein und seine einzigartige Flora und Fauna schenken.
Höhepunkte der vergangenen Jahre waren so unter anderem die Ausstellung „Schützenswerter
Geigelstein – Wer lebt und was blüht auf dem Blumenberg?“ im ehemaligen Kuhstall des Wiedholzhofs
in der Dorfmitte. Herausragend die Naturpädagogik-Projekte wie „Abenteuer im Bergwald“,
„Gesellige Nager - zu Gast bei den Murmeltieren auf der Sulzingalm“, Experimente zu „Bergwald ist
Schutzwald“ gegen Steinschlag und „Im Blütenrausch auf der Schreck“.
In der Serie „Kamingespräch mit…“ faszinierte der Biologe Alfred Ringler als international bekannter
Almwirtschafts- und Alpen-Tourismusexperte mit seinen Ausführungen „Ein Berg, der verbindet
– Ein Berg, der bewegt“ zum 25 jährigen Jubiläum des Naturschutzgebiets Geigelstein.
Die Ausweisung des Geigelstein als Naturschutzgebiet war und ist für die Menschen in
Sachrang nicht nur eine große Errungenschaft im Schutz der Natur – sie hat auch die
Sachranger näher mit „ihrem“ Berg verbunden. Keine Frage: Das Engagement des Vereins
für das Naturschutzgebiet wird weitergehen.
38 | 39
Lilo Trappmann für
Lebendiges Sachrang e.V.
Veranstaltungshinweis:
Kommen Sie mit auf einen „Ratsch bei der Sennerin“, erleben Sie das Naturschutzgebiet
hautnah bei einer geführten Bergwaldwanderung am Geigelstein, lernen Sie etwas über
das Leben auf der Alm, die Tier- und Pflanzenwelt am Berg oder schauen Sie bei der Ausstellung
„Die Alm ins Tal holen“ vorbei. Im Jubiläumsjahr 2021 bieten Ihnen die Gemeinden
Aschau i.Chiemgau und Schleching ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm
für Groß und Klein. Leider ist eine genaue Planung von Veranstaltungen pandemiebedingt
schwierig. Aktuelle Veranstaltungsangebote sowie Termine erhalten Sie bei den örtlichen
Tourist Informationen oder unter www.aschau.de und www.achental.com
40 | 41 Veranstaltungen
Kaspar Öttl
Erster Bürgermeister von 1984-2008, Aschau i.Chiemgau
30 Jahre Naturschutzgebiet Geigelstein bedeutet für mich…
… jahrelange Auseinandersetzungen in der Vergangenheit, die sich aber gelohnt haben.
Man sieht, wie richtig es war, dass die Gemeinde dem im August 1987 vorgelegten
Verordnungsentwurf nicht zugestimmt hat. Zahlreiche Änderungen wurden daraufhin
vorgenommen und haben in der endgültigen Verordnung von 1991 ihren Niederschlag
gefunden. Besonders wichtig war den Gemeindevertretern, dass in die Verordnung die
Sicherung der herkömmlichen Almwirtschaft im bisherigen Umfang als Schutzzweck
aufgenommen wurde.
Die vordringliche Aufgabe für die Zukunft wird es sein, Naturschutz, Almwirtschaft
und den leider kaum vermeidbaren Massentourismus in Einklang zu bringen.
Professor Dr. Claus Hipp
Almbesitzer
Die weltweiten Ökosysteme sind Lebensraum für Millionen von Arten und Lebensgrundlage
für uns Menschen. Diese besonderen Naturräume zu erhalten, ist eine der
dringenden Herausforderungen dieser Zeit. Das Naturschutzgebiet Geigelstein ist ein
gutes Beispiel, wie landwirtschaftliche Bewirtschaftung und Naturschutz zu einem
vorbildlichen Gesamtergebnis führen können. Zum 30-jährigen Bestehen ein
herzliches Vergelt’s Gott allen Beteiligten für ihren nachhaltigen Einsatz.
Dr. Tobias Hipp
Deutscher Alpenverein, Ressort Naturschutz und Kartographie
Leiter der Initiative Bergsteigerdörfer in Deutschland
Das Naturschutzgebiet Geigelstein ist für mich …
… Abenteuerspielplatz und ein wertvolles Stück Naturjuwel zugleich. Zum
einen, was gibt’s denn Besseres als eine knietiefe Powderabfahrt vom
Geigelstein in eines der Bergsteigerdörfer runter? Und gleichzeitig ist es einer
der wertvollsten Naturräume in Bayern: wir werden uns hier das Powder-Vergnügen
in Zukunft nur mehr erlauben dürfen, wenn wir uns respektvoll als Gast
in der Natur benehmen und ein paar Grundregeln beachten: Und genau das
lehrt uns das Naturschutzgebiet immer wieder aufs Neue, selbst uns Profis!
Also, auf die nächsten 30 Jahre Bergsport und Naturschutz im Einklang!
Stephan Koch
Enduroteilnehmer | Mitglied Runder Tisch Mountainbike
Aschau
Aktiver Naturschutz bedeutet für mich, die Natur zu kennen und zu
respektieren. Das geht nur mit einem angepassten Erlebnis-Konzept.
Ich wünsche mir weniger Egoismus und mehr Miteinander am Berg.
Das Naturerlebnis muss offener gedacht werden – egal ob zu Fuß,
mit dem Rad oder mit Ski erlebt.
30 Jahre - 30 Stimmen
Aschau i.Ch. und Sachrang
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Wast (Sebastian) Pertl
Bergbauer aus Innerwald
Artenvielfalt und Landwirtschaft schließen sich nicht aus - im Gegenteil!
Eine intakte Almwirtschaft ist sogar die Voraussetzung für die besondere
Artenvielfalt auf unseren Almen und gerade in unserem NSG am Geigelstein.
Als Bergbauer trage ich durch die Offenhaltung der Almflächen im Naturschutzgebiet
zum Erhalt der einmaligen Kulturflächen bei.
Monika und Peter Pfaffinger
Bergbauern Mitterleiten
Hier drückt der Bergschuh: Wir sind einer von drei Almberechtigten auf
der Schreckalm am Geigelstein. Unsere Weidetiere leisten einen großen
Beitrag für die Biodiversität am Geigelstein. Die Rückkehr der großen
Beutegreifer gefährdet das Vieh und kann unter Umständen zu einem
erheblichen Rückgang der traditionellen Almwirtschaft führen. Jahr für
Jahr nimmt die Zahl der Freizeitsportler zu. Mountainbiking querfeldein?
Im Naturschutzgebiet verfolgt man damit den Gedanken, die Natur zu
erhalten. Hier sollte dringend mehr Besucherlenkung stattfinden.
Monika Becht
langjährige Hüttenwirtin Geigelstein
Der Geigelstein ist für uns der schützende und kraftgebende Berg, der
hinter der Hütt’n steht. Ob im Winter mit seinen Windgeschwindigkeiten
und Schneeverwehungen, im Frühjahr, wenn er die Blütenpracht frei gibt,
im Sommer, wenn die Vierbeiner oben sind oder im Herbst, wenn er sich
mit seiner Farbenfrohheit von uns verabschiedet – er überrascht uns
immer wieder. Danke dir, Geigelstoa – auch wir beschützen dich gerne
und bleiben dir treu.
Birgit Lieser
Naturschutzreferentin DAV Sektion Prien
Der Geigelstein, der Blumenberg des Chiemgaus, ist ein Schatz, den es in
seiner Vielfalt zu bewahren gilt. Wir sind dankbar dafür, dass dies bereits vor
30 Jahren erkannt wurde. Bergsport und Naturschutz zu vereinen ist eine
Herausforderung, die es auch in Zukunft zu meistern gilt. Wir freuen uns,
dass wir unseren Bergsport in einer so einzigartigen, geschützten Natur ausüben
können und setzen uns immer wieder aufs Neue für das Nebeneinander
von Mensch und Naturschutz ein. Ein wunderschönes Fleckerl Heimat!
30 Jahre - 30 Stimmen
Aschau i.Ch. und Sachrang
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Till Gottbrath
Fotograf & Gleitschirmflieger
Nein, ich bin kein Esoteriker. Aber vor einer Weile saß ich ein klein wenig abseits
des Wegs am Rossalpenkopf. Es war Herbst, aber fast windstill zwischen den Latschen, und
die Sonne schien noch warm. Ich genoss einen Augenblick der Ruhe,
der perfekten Harmonie zwischen mir und dem Universum. Nichts tat ich außer
einfach nur sein. Im Naturschutzgebiet gibt es für meine Frau und mich mehrere
solcher Orte, an denen wir diese Erfüllung immer wieder erleben.
Hans Feistl
Bereitschaftsleiter Bergwacht Aschau/Sachrang
„Leben retten, Natur bewahren“, das war der Leitspruch der Bergwacht
in den letzten 30 Jahren.
Leben retten ist das eine... meist ist es nicht vorhersehbar; aber Natur
bewahren, da kann jeder Einzelne was bewegen. Heute sind wir dankbar, dass
vor 30 Jahren unser Geigelstein unter Naturschutz gestellt werden konnte
und so diese einzigartige Artenvielfalt von Flora und Fauna erhalten wird.
Martina Glatt
20 Jahre Prientaler Gästeführerin & Kräuterfrau
Ich freu mich einfach jedes Mal wenn ich in Sachrang bin an der Tatsache, dass hier
keine Skischaukel steht, wie sie irgendwann mal geplant war. Mich erschrecken allerdings
die Menschenmassen, die sich immer mehr rücksichtslos gegenüber Allem in den Bergen
bewegen. Ich zweifle daran, ob das Bestehen des NSG allein ausreicht, um die Natur vor
diesen Menschen zu schützen.
Franz Kinne
Senner Geigelstein
Naturschutz ist wichtig, und wir brauchen ihn, damit wir unsere schöne Natur und
Landschaft für unsere Kinder und Nachkommen erhalten.
Markus Höper
Geschäftsführer Landschaftspflegeverband Rosenheim e.V.
Als 1991 das neue Naturschutzgebiet Geigelstein ausgewiesen war, habe ich mich 1992 entschieden,
meine Diplomarbeit über Pflanzengesellschaften am Geigelstein zu schreiben. Knapp dreißig Jahre
später freue ich mich, mit dem Beantragen von staatlichen Fördergeldern und der Betreuung von
Almpflegemaßnahmen (Bergbauernmodell Sachrang und Aschau) mit zum Erhalt der wunderschönen
Almlandschaft im NSG Geigelstein beitragen zu können. Aus der Gegnerschaft von Naturschutz und
Almwirtschaft vergangener Jahrzehnte hat sich heute eine sehr gute Kooperation entwickelt.
30 Jahre - 30 Stimmen
Aschau i.Ch. und Sachrang
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Felix Wölfl
Bayerische Staatsforsten, Revierleiter
Das Naturschutzgebiet Geigelstein umfasst den gesamten Südost-Teil meines Forstrevieres und spielt
allein dadurch eine große Rolle bei meiner täglichen Arbeit. Gerade die Instrumente der Besucherlenkung
können uns bei unserem Bemühen um eine naturnahe Bewirtschaftung des Ökosystems Bergmischwald
unterstützen. Unser Ziel ist die Wiederherstellung und Bewahrung gesunder Bergmischwälder mit ihrer
reichen Fauna und Flora.
Hans Sommer
BUND Naturschutz Kreisgruppe Rosenheim
Wir sind sehr froh, stolz und dankbar, dass das Engagement für die Unterschutzstellung des Geigelsteins
von Erfolg gekrönt war und vor 30 Jahren die einzigartige Landschaft, Flora und Fauna als Naturschutzgebiet
ausgewiesen und vor einem Skizirkus und anderer Zerstörung bewahrt wurde. Durch den Einsatz vieler
Bergsteiger- und Naturschützer*innen, in der BI „Rettet den Geigelstein“ z.B. Lothar Obermaier, Karl Lindner
und Hans Steinbichler sowie meinem Engagement als Vorsitzender der BUND Naturschutz Ortsgruppe Aschau,
wurde dies zusammen mit vielen weiteren Unterstützer*innen – gegen viele Widerstände und auf Kosten persönlicher
Angriffe – erreicht . Es freut uns nun sehr, dass die Wichtigkeit und Wertigkeit des Naturschutzgebietes
mittlerweile von den Gemeinden und Bürgern in der Umgebung so geschätzt und anerkannt wird.
„Lerne von der Geschwindigkeit der Natur.
Ihr Geheimnis ist die Geduld.“
Ralph Waldo Emerson
30 Jahre - 30 Stimmen
Aschau i.Ch. und Sachrang
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Fritz Irlacher und Alois Glück
Fritz Irlacher
Altbürgermeister Schleching
30 Jahre Naturschutzgebiet Geigelstein - wahrlich ein Grund zum Feiern -
mühsam -mit großen Schwierigkeiten geboren -heute eine Bestätigung an die
Verantwortlichen für ihren Einsatz. Trotzdem heißt es, das Erreichte zu erhalten
und manches zu verbessern. Besondere Wertschätzung sollen diejenigen erfahren,
die diese einmalige Natur und Kulturlandschaft geschaffen und durch ihren
persönlichen Einsatz erhalten haben. Als verantwortlicher Bürgermeister und
Naturschutzreferent der Bergwacht Chiemgau in der Zeit der Unterschutzstellung
wünsche ich für die Zukunft den Verantwortlichen alles Gute.
Barbara Reichenbach
ehemalige Berichterstatterin
für Schleching
Der Geigelstein ist für mich „Naturschutz hautnah“. Als frühere
Berichterstatterin für die örtliche Presse begleitete ich zahlreiche
Gespräche und mehrere Exkursionen der zuständigen Behörden.
Die Naturschutzverordnung schützt wichtige Ruhezonen für Wildtiere,
besonders Raufußhühner, und öffnete den Skibergsteigern zusätzliche
Gebiete. Heute erschrecke ich über den großen Zulauf an Wanderern
und Skibergsteigern. „Naturschutz fängt für mich daheim an“.
30 Jahre - 30 Stimmen
Schleching
Anton Hebensteiner
Berufsjäger Gebiet Geigelstein
Martina Hammerl-Tiefenböck
Gemeinderätin Schleching
Das Naturschutzgebiet am Geigelstein bedeutet für mich, als für dieses
Gebiet zuständigen Berufsjäger bei den Bayerischen Staatsforsten, zuerst
einmal einen wunderschönen Arbeitsplatz.
Zu meinen Aufgaben gehört unter anderem die Birkwildzählung zur
Balzzeit im Frühjahr und das Steinadlermonitoring in diesem Gebiet.
Ich wünsche mir, dass die hier vorkommenden Tierarten auch weiterhin
ihren intakten Lebensraum behalten.
Der Geigelstein als unser Hausberg ist für mich das Symbol
für meine Heimat. Das Naturschutzgebiet ermöglicht uns, die
wunderschöne Fauna und Flora zu erhalten und zeigt die Wertschätzung
für diese außerordentliche Gebirgslandschaft. Trotz dem nicht immer
einfachen Miteinander von Mensch und Natur wird versucht,
dort beidem gerecht zu werden.
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Angelika und Dominik Müller
Gasthof Zellerwand, Schleching
Das NSG am Geigelstein bedeutet für uns traumhafte Skitouren
mit Abfahrten je nach Lawinenlage und Schnee in unterschiedliche
Himmelsrichtungen. Im Sommer genießen wir die Mischung aus
Ruhe und Anstrengung bei einer Bergradlfahrt zur Haidenholzalm
mit ihrer bunten Blumenvielfalt und den bewirtschafteten Almen.
Benedikt und Timon Hafner
Bergwacht Schleching
Helge Volkenand
Wahl-Schlechinger
Hannes Hörterer
Einsatzleiter Bergwacht Schleching
Das Naturschutzgebiet am Geigelstein bedeutet für mich, sich
Einlassen auf die Bedingungen einer ursprünglichen und teilweise
ungestümen Natur mit ihren ausgedehnten Bergwäldern, Almen,
Bächen und grandiosen Ausblicken, deren wahre Schätze sich
allerdings nur mit viel Zeit und in aller Stille erschließen lassen.
Das sind Erfahrungen, die man nie vergisst.
30 Jahre - 30 Stimmen
Schleching
Mittlerweile verbinden wir diesen Berg gleichzeitig mit Ruhe als
Ausgleich zum Studium, mit der Schönheit nahezu unberührter
Natur und auch mit sportlicher Komfortzonenerweiterung. Egal, ob
die vielen Enziane zwischen Geigelstein und Rossalm, die Gamsen
oder die Mankei im Schneegraben, irgendetwas Besonderes ist
bei jeder Tour dabei. Wir wünschen uns, dass uns dieses Gebiet
in dieser Form noch lange erhalten bleibt.
Das NSG am Geigelstein bedeutet für mich, dass
es sehr wohl möglich ist, Mensch und Natur miteinander zu vereinbaren
und durch einen sanften Tourismus die Möglichkeit besteht, die Schönheit
unserer Berge zu genießen und zu erhalten.
52 | 53
Christian Zaiser
Förster Bayerische Staatsforsten
Das NSG am Geigelstein ist für mich kraftspendender Lebensraum, Arbeitsplatz und lohnende Zukunftsaufgabe.
Einen Großteil meiner Freizeit habe ich im Geigelsteingebiet verbracht und dabei meine richtungsweisende
Faszination für die einzigartige Fülle von Flora, Fauna und vor allem unseren biotopreichen Wald entdeckt.
Wir stehen in der Pflicht, dieses außergewöhnliche Juwel zu sichern und weiter zu entwickeln.
Hermann Roth
1. Vorsitzender | DAV Sektion Achental
Das Naturschutzgebiet am Geigelstein bedeutet für uns ein seit Jahrzehnten geschütztes sensibles
Gebiet, in dem das respektvolle Miteinander von Skitourengehern und Schneeschuhwanderern einerseits
und schützenswerten heimischen Tier-Lebensgemeinschaften andererseits sehr gut funktioniert. Wir
weisen im Rahmen unserer Möglichkeiten immer wieder auf die dortigen Betretungsregelungen hin, die
laut unserem Naturschutzreferenten auch gut eingehalten werden.
Kaspar Niederhauser
Almbauer Wirtsalm
Im Großen und Ganzen haben wir die letzten 30 Jahre gut mit dem Naturschutzgebiet leben können. Am Anfang
mussten wir immer wieder mit falschen Einschätzungen der Behörden kämpfen, die uns Verstöße gegen die Auflagen
vorgeworfen haben, für die wir nicht verantwortlich waren. Mich als Almbauer stört allerdings, dass viele Naturschützer
oft über fremdes Eigentum bestimmen, wie man an der Verhinderung des Rossalmweges gesehen hat.
Wolfgang Küfner
Biologe, Naturschutzbeauftragter Bergwacht Schleching
Das NSG am Geigelstein bedeutet für mich, direkt vor der Haustür ein bergsteigerisches Naturjuwel zu
haben, wie es wohl kein vergleichbares in den ganzen Nordalpen gibt, womit ich schon viele anlocken
konnte und um das ich schon oft beneidet wurde.
Martha Rappl
ehemalige Gemeinderätin Schleching
Ich bin grundsätzlich nicht gegen ein Naturschutzgebiet, allerdings hat mir die Art und Weise, wie die Ausweisung
durch die Geigelsteinretter voran getrieben wurde, nicht gefallen. Jegliches Verständnis fehlte mir
bei der Verhinderung des Almweges auf die Roßalm. Es wird keine Alm auf Dauer bewirtschaftet, wenn es
keine Zufahrt gibt. Die Beweidung einer Almfläche ist aber für die Artenvielfalt wichtig, sonst verbuscht sie.
Michael Scheck
Gemeinderat Schleching
„Die Liebe zur Heimat ist Selbstbeherrschung in der Lebensführung“ (altgriechischer Philosoph Platon).
Und nicht wenige Inhalte der Kriterien des Naturschutzgebietes Geigelstein finden sich in dieser Aussage
wieder. Vor allem die beiden Bergsteigerdörfer Schleching und Sachrang und das Ökomodell Achental
zeigen den möglichen Einklang von Natur und Mensch.
Maria König
Bezirksalmbäuerin | Schleching
Das NSG am Geigelstein ist für mich ein Ort, wo die Tier-und Pflanzenwelt sich entfalten kann,
so wie es die Natur für richtig hält.
30 Jahre - 30 Stimmen
Schleching
54 | 55
Der Geigelstein im Winter
Im Winter ist der Geigelstein ein beliebter Skitourenberg und ein wichtiger Rückzugsort für scheue
Tiere, darunter die vier heimischen Raufußhuhnarten Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn und Schneehuhn.
Raufußhühner überleben den Winter nur durch äußerste Energieeinsparung und sind auf bestimmte
Überwinterungsgebiete angewiesen. Um Störungen von Wildtieren zu vermeiden, findet am Geigelstein
eine Besucherlenkung statt. Dies ermöglicht eine naturverträgliche Ausübung des Skitouren- und
Schneeschuhgehens am Geigelstein.
56 | 57 Geigelstein im Winter
Geigelsteingebiet – Ausgangspunkt Sachrang | Priener Hütte
Naturverträglich Skitouren –
und Schneeschuhgehen im
Naturschutzgebiet Geigelstein
Das Gebiet rund um den Geigelstein zählt zu den besonders wertvollen Bergregionen
der bayerischen Alpen. Eine Fülle an seltenen Pflanzen- und Tierarten, darunter alle
vier heimischen Raufußhuhnarten (Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn, Schneehuhn),
haben hier noch eine Heimat. Seit 1991 ist der Geigelstein Naturschutzgebiet:
Es gelten feste Regeln, um die Lebensräume
der schützenswerten Arten zu sichern.
Im Rahmen des Projektes „Skibergsteigen umweltfreundlich“ – in enger Zusammenarbeit
mit dem Bayerischen Umweltministerium, dem Bayerischen Landesamt für Umwelt,
Naturschutzbehörden, Gebietsbetreuung, Verbänden und allen Beteiligten vor Ort –
wurde jahrelang engagiert an einer Neuregelung gearbeitet. Seit 2009 gilt die
neue Verordnung, die Winterruhezonen nach wildbiologischen Notwendigkeiten
eindeutig abgrenzt und trotzdem Skitourengehern und Schneeschuhwanderern
eine Vielzahl von Tourenmöglichkeiten erhält. Sie werden unter anderem in
einem Faltblatt, aber auch auf Schildern im Gelände dargestellt.
58 | 59 Natürlich auf Tour
Geigelsteingebiet – Ausgangspunkt Schleching/ Ettenhausen
Sensible Bereiche meiden
Der Bergwald und der Bereich der Waldgrenze bieten Lebensraum für gefährdete Tierarten.
Besonders die Wintermonate sind für die Tiere eine harte Zeit. Raufußhühner überleben
beispielsweise nur durch Anpassung und äußerste Energieeinsparung. Sie sind auf bestimmte,
eng begrenzte Überwinterungsgebiete angewiesen. Selbst wenn man die Tiere nicht sieht,
kann es zu Fluchtreaktionen kommen. Werden sie zu oft gestört, fallen die Mahlzeiten aus.
Die Tiere überleben den Winter nicht, sie verhungern. Wenn Sie Tiere nicht stören und
Pflanzen nicht schädigen wollen, halten Sie sich bitte an die Routenempfehlungen.
Vielen Dank!
60 | 61 Natürlich auf Tour
Wie entstand der
Name Geigelstein?
Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Geigelstein in den ersten Karten von
Philipp Apian um 1560 als Wexl gezeichnet und kartographiert. Der Name ist
noch im Wexlgraben und der Wexlhütte gebräuchlich. Als dann in Karten Flur
und Gebirge nach romanischen Namen benannt wurden, bekam um 1750 lt.
Hartwig Peetz, Finanzbeamter und Lokalhistoriker, 1822-1892, der heutige Geigelstein
seinen Namen nach den Bergamaskerbergschafen (rom. Gigal, das Schaf).
Flurnamen wie Gabron, die Ziegenweide – Tauron, die alpine Hochfläche – Rafen,
der große Murenhang - Marijen, der kleine Murenhang und Trischübel (Trischbei
rom. für Türschwelle) für die Schwelle zwischen Geigelstein und Rossalmkopf.
Nach Karl Finsterwalder, Namensforscher, 1900-1995, finden sich ebenfalls
unter den romanisierten Namen von Almen, welche zugleich die vorrömische
Bewirtschaftungsweise der Berge dokumentiert.
Naturschutzgebiet Geigelstein
62 | 63 Überblick und Wissenswertes
„Was wir heute tun, entscheidet darüber,
wie die Welt morgen aussieht.“
Marie von Ebner-Eschenbach
Das Gipfelglück genießen
Ostseite
66 | 67
Westseite
68 | 69
Landkreis
Rosenheim
Ökomodell
Achental
Landkreis
Traunstein
Gemeinde
Aschau i.Chiemgau
Regierung von
Oberbayern
Gemeinde
Schleching
Bayerischer
Naturschutzfonds
Ein besonderes Dankeschön den ehrenamtlich
Mitwirkenden für das Entstehen dieser Broschüre und dem
Jubiläum „30 Jahre Naturschutzgebiet Geigelstein“.
Ein herzliches Vergelt’s Gott im Voraus denen, die auch in
Zukunft für den Erhalt des Naturschutzgebietes einstehen.
Impressum
Gesamtkonzept:
Herbert Reiter, Leiter der Tourist Info Aschau i.Chiemgau und Sachrang
Grafik-Design: Margarete Baumgartner, Wasserburg am Inn
Text/Fotos: Archiv Tourist Info Aschau i.Chiemgau und Sachrang, Gemeinde Schleching
Herbert Reiter, Manuela Maier, Joachim Brahms, Foto Berger, Ute Hacherer, Georg Antretter,
frischluft-edition - Verlag GbR, Ökomodell Achental e.V., Natur & Studiofotografie Josef Reiter,
Claus Schuhmann, Thomas C. Wilde, Lebendiges Sachrang e.V. – Lilo Trappmann,
Dr. Markus Höper, Hans Herbig, Karl Seidl, Deutscher Alpenverein e.V.
Jubiläumslogo 2021: Cristina Wimmer
Karte:
Ausschnitt aus der Alpenvereinskarte
BY17 Chiemgauer Alpen West, veröffentlicht
mit freundlicher Genehmigung des
Deutschen Alpenvereins.
Kartengrundlage: Topographische Karte
1:50.000 © Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung
Die Karte ist maßstäblich verkleinert.
Alle Inhalte wurden sorgfältig überprüft. Sie entsprechen dem Stand
der Drucklegung im April 2021. Irrtum und Änderungen vorbehalten.
70 | 71
www.bergsteigerdoerfer.org
Achental Tourismus gKU
Hauptstr. 71
83246 Unterwössen
Telefon: 0049 (0) 8641 5979110
www.achental.com
Zweigstelle Tourist-Info
Schulstr. 4 | Bürgerhaus
83259 Schleching
Telefon: 0049 (0) 8641 5979117
www.schleching.de
Tourist Info Aschau i.Chiemgau
Kampenwandstr. 38
83229 Aschau i.Chiemgau
Telefon: 0049 (0) 8052 90490
www.aschau.de
Tourist Info Sachrang
Dorfstr. 20 | Sachrang
83229 Aschau i.Chiemgau
Telefon 0049 (0)8057 909737
www.sachrang.de