Impressum KunstKIOSK422 - KLARTEXT Dorothee Mennicken
Impressum KunstKIOSK422 - KLARTEXT Dorothee Mennicken
Impressum KunstKIOSK422 - KLARTEXT Dorothee Mennicken
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„KIOSK422 - Kultur nicht an die Wand gefahren, sondern<br />
Kunst vor der Wand gut auf- und ausgestellt. Möge es<br />
ein Kult-Urort werden und bleiben. Glück auf!“<br />
Gabriele Scholz, Kulturkreis Dinslaken<br />
<strong>Impressum</strong><br />
<strong>KunstKIOSK422</strong><br />
Kunst- und Kulturprojekt in 46537 Dinslaken Lohberg | Hünxer Str. 422<br />
www.kiosk422.de | info@kiosk422.de<br />
Mobil: 0163-7671895<br />
Konzeption | Projektleitung | Redaktion: Britta L.QL (verantwortlich)<br />
Texte: Volker Bellingröhr (Texte zur KULTBUDE), Britta L.QL,<br />
<strong>Dorothee</strong> <strong>Mennicken</strong> (Texte zum <strong>KunstKIOSK422</strong>),<br />
Bettina Schack, Thomas Pieperhoff, Heinz Brandt und Dieter Oelschlägel<br />
Fotos: Silke Brembt, Felix Engel (Soubkultour), Rainer Höpken,<br />
Heiko Kempken, Jörg Lorberg (JOLO-Fotografie),<br />
Britta L.QL (alle nicht gekennzeichneten Fotos), Wittek<br />
Layout | Realisation: KREATIVKONTOR Britta L.QL<br />
Titelgestaltung: KREATIVKONTOR Sabine Nierich<br />
nach einer Idee von Pascal Giesen & Britta L.QL<br />
Bildbearbeitung: Ernesto Cichella<br />
Schlusslektorat: Anne Dillmann, Köln<br />
© für die Texte bei den Autoren<br />
© für die abgebildeten Werke bei den Künstlern und den Fotografien<br />
Auflage: Januar 2011 | 1.000 Exemplare | Printed in Germany<br />
ISBN: 978-3-932248-14-6<br />
Bezug: KREATIVKONTOR | Glasstr. 80, 50823 Köln und Buchhandel<br />
Preis: 5 Euro<br />
Der Katalog wurde freundlich unterstützt von:<br />
Volker Bellingröhr, Dinslakener und<br />
Mitorganisator der KULTBUDE<br />
im <strong>KunstKIOSK422</strong>.<br />
Aus Volkers Feder sind alle Texte<br />
zu den einzelnen Veranstaltungen<br />
der KULTBUDE.<br />
„Kioske waren und sind im Ruhrgebiet traditionell bedeutsame Orte der<br />
Kommunikation. Menschen versorgen sich mit den Dingen des Alltags, treffen<br />
sich, erfahren Neues, kommen ins Gespräch. Der KIOSK422 ist ein solcher Ort.<br />
Er lehnt sich an die Zeche an, ist ein Teil davon. Der KIOSK422 bleibt.<br />
Er wird mit einem Teil der Mauer erhalten und markiert den Eingang zum<br />
Bergpark. Als <strong>KunstKIOSK422</strong> vollzieht er die Transformation, die auch hinter<br />
der Mauer geschieht. Man trifft sich, „zieht“ sich Kunst am „ARTOMAT“, trifft<br />
Menschen, kommt ins Gespräch. Dieser Kiosk gibt so der Zukunft eine Vergangenheit.“<br />
Wilfried Klein, Architekt/Fachdienstleiter<br />
Britta L.QL,<br />
Künstlerin/Grafik-Designerin.<br />
Idee und Umsetzung Gesamtprojekt<br />
<strong>KunstKIOSK422</strong> inklusive Katalog.<br />
<strong>Dorothee</strong> <strong>Mennicken</strong>, PR-Fachfrau.<br />
Begleitete das Projekt <strong>KunstKIOSK422</strong>.<br />
Von ihr stammen die Texte zum<br />
ARTOMAT und zum Thema Kunst im<br />
<strong>KunstKIOSK422</strong>.<br />
4 <strong>KunstKIOSK422</strong>
„Gern haben wir von der DINAMIT GmbH den KIOSK422<br />
unterstützt. Die Idee, in einem Kiosk Kunst und damit<br />
diesen Ort neu erlebbar zu machen, hat mich vor allem<br />
persönlich begeistert, da ich in Lohberg zur Grundschule<br />
gegangen bin und so eine persönliche Beziehung zu dem<br />
Stadtteil habe. Kunst inspiriert und diese Inspiration<br />
kommt sicherlich der Entwicklung des Stadtteils insgesamt<br />
zugute. Ich hoffe auf eine Fortsetzung und weitere<br />
tolle Veranstaltungen am <strong>KunstKIOSK422</strong> und in der<br />
„KULTBUDE“. Silke Pollack, DINAMIT GmbH<br />
INHALT<br />
Start – Idee und Co.KG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Drumrum Lohberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Der ARTOMAT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Kunstschachteln für den ARTOMAT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 - 15<br />
Kunst im KIOSK422<br />
Idee | Geschichte | Ausstellung | Aktionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 - 17<br />
EINE TÜTE GEMISCHTES Sabine Büttner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 - 19<br />
RUHRSKULPTUR Marta Dachowski . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 - 21<br />
MEIN SCHÖNES HEIM Sabine Weber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 - 24<br />
ICH ZÄHL DIE TAGE Inga Weiß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 - 25<br />
KETTENREAKTIONEN Lydia Hartmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 - 27<br />
LAND UNTER PUMP Britta L.QL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 - 29<br />
KULTBUDE Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 - 31<br />
1. Kukalaka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 - 33<br />
2. RAP inne Bude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
3. ROCK meets HORN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 - 37<br />
4. Hol dir die Bude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 - 39<br />
5. BudenSlam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 - 42<br />
6. KioskKino . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
7. JAZZ inne Bude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 - 45<br />
8. SCHICHT inne Bude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 - 47<br />
Presse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 - 49<br />
DANKE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
„Die Idee des Kunst- und Kulturkiosk finde ich genial. Gerne war ich bei<br />
einigen Aktionen dabei. Bei der weiteren Planung für die Nutzung des<br />
Zechengeländes Lohberg soll der Kiosk als markantes Element erhalten<br />
bleiben. Ich wünsche Britta L.QL alles Gute für ihre weiteren kreativen<br />
Ideen!" Hildegard Goerdt, Architektin, RAG Montan Immobilien<br />
<strong>KunstKIOSK422</strong> 5
ARTOMAT<br />
Am Sonntag, den 10.01.2010 um 15.00 Uhr,<br />
war es soweit: Der <strong>KunstKIOSK422</strong> in Dinslaken<br />
Lohberg wurde mit der Vorstellung des ARTO-<br />
MAT eröffnet – gleich zu Beginn von LOCAL<br />
HERO NO. 1 in Dinslaken im Zusammenhang<br />
mit der Ruhr.2010: mit Kunst in der Zigarettenschachtel,<br />
die jede/r zu jeder Tages- und Nachtzeit<br />
gegen fünf Euro aus dem Automaten ziehen<br />
konnte – ohne Aufwand, ohne Galerie – einfach<br />
so, auf der Straße.<br />
Der ARTOMAT ist ein umfunktionierter Zigarettenautomat,<br />
der direkt neben dem Kunst-<br />
KIOSK422 an der Zechenmauer hing. Er war<br />
gefüllt mit „Kunstschachteln“, in die Künstlerinnen<br />
und Künstler der Region ihre Kunstwerke<br />
verpackt hatten. So konnten die kleinen Kunstwerke<br />
rund um die Uhr gezogen werden.<br />
Am Eröffnungstag präsentierte der Kunst-<br />
KIOSK422 der Künstlerin Britta L.QL fotografische<br />
Abbildungen der im ARTOMAT befind -<br />
lichen Schachteln und ihres Inhalts. Natürlich<br />
konnten alle kunstbegeisterten Menschen von<br />
diesem Tag an die Originalkunstwerke aus dem<br />
ARTOMAT ziehen. Viele der Besucher waren<br />
auch gleich mit dabei, zogen ihre Kunstpäckchen<br />
aus dem ARTOMAT und waren begeistert,<br />
erstaunt, erfreut, auf jeden Fall überrascht.<br />
Die abwechslungsreiche, über zehn Monate<br />
laufende Aktion mit Kunst von Vielen für Viele<br />
wurde zum Erfolg. Am Ende hatten sich über 70<br />
Künstler unterschiedlicher Kunstsparten (Malerei,<br />
Objekt, Design, Musik, Kabarett, Video ...)<br />
an der Füllung des ARTOMAT beteiligt. Insgesamt<br />
900 Kunstwerke in Schachteln, alles Unikate,<br />
wurden verkauft. Unermüdliches Nach -<br />
füllen und nie nachlassendes Interesse bis zum<br />
Schlusstag am 05.11.2010 sorgten für den<br />
Totalausverkauf der kleinen Kunststückchen.<br />
Viele im Revier wollen eine Fortsetzung im<br />
Jahr 2011: die Organisatorin, die Unterstützer,<br />
die Kunstbegeisterten und alle, die einfach<br />
fanden: Eine gute Aktion! So erreicht Kunst die<br />
Menschen – ganz ohne Hemmschwellen:<br />
einfach zu erwerben, originell präsentiert,<br />
vielfältig gestaltet.<br />
8 <strong>KunstKIOSK422</strong><br />
Foto: Felix Engel Soubkultour<br />
Foto: Ron Franke<br />
links: Startfoto ARTOMAT mit vielen Künstlerinnen und<br />
Künstlern.<br />
Abb. unten v.o.n.u.: Aufbau Ausstellung im <strong>KunstKIOSK422</strong><br />
und Bestückung ARTOMAT; Bernd Lohse (RAG MI) glücklicher<br />
Besitzer einer Kunstschachtel; Besucherinnen der Ausstellung<br />
im <strong>KunstKIOSK422</strong>;<br />
Abb. unten links: Eröffnung ARTOMAT und <strong>KunstKIOSK422</strong><br />
am 10.1.2010<br />
Foto: Rainer Höpken
Mit dabei waren 2010 (Reihenfolge wilkürlich):<br />
Rainer Höpken | Volker Bellingröhr & Thomas<br />
Baumann (Kowaljows Rache) | Gabriele Scholz |<br />
Maite Weissert | L. H. Schmuckundso | Twins-<br />
Projekt DinArt ZeltKunst 2010 (Ruth Bojarra,<br />
Holger Höbel, Janine Degenkolbe, Bernd Luxenburger,<br />
Matthias Fahrendholz, Moritz Preuß,<br />
Mareike Pohlmann, Regine Strehlow-Lorenz,<br />
Katja Fritsche, Monika Küppers, Barbara<br />
Schwaebe, Astrid Hunecken, Friedhelm<br />
Kwasniewski) | Kilians | Gabriele Sowa | Ulrike<br />
Int-Veen | Walburga Schild-Griesbeck | Roland<br />
Donner | RESTKULTUR | Barbara Grimm | Alfred<br />
Grimm | Manfred Hermanns | Kukalaka | Elsa<br />
Lappert | Sabine Büttner | Martina Weinem &<br />
Rainer Stemmermann | Nikolo Bittner | Gisela<br />
Berndt | Doris Kook | Majela Otto | Margit<br />
Bergermann | Irene Maria Steinhoff | Karen van<br />
der Busch | Mona Brandes | Hans-Christoph<br />
Hoppe | Regina Gavalas | Karin Gottschlich |<br />
Martina Klümpen-Schömer | Heike Terbeck |<br />
Hannelore Stronczik | Heide Kraft | Judith Schelbergern<br />
| Gisela Meis | Irmtraut Helten | Albina<br />
Kulig | Birgit Armbrust | Katrin Kaita | F.H. May |<br />
Sabine Hampe-Domann & Susanne Schulz<br />
(HaSch) | Carola Kühler | noise prevention | Nicola<br />
Wanning | Samirah Al-Amrie | Sabine Hulvershorn<br />
| Sabine Weber | Wittek 0815 Comix |<br />
D´oro | Sigrun v. Rabenau | Karen Bentfeld |<br />
Ingrid Hassmann | Jutta Warbruck | Atelier<br />
Schweinebar | Martina Fischer | Inga Weiß | Solvejg<br />
Speer | Beate Hach | Marijke Spreuwenberg<br />
| Marta Dachowski | Karin Grimm | Ralf Hallay<br />
(Studio 2) | Ottilia Dienes | Mia Spreyenberg-<br />
Perey | Christine Lodewick | Marion Schulz-<br />
Staufenbiel | Anne Graute-Otte | Katja Ciecierski<br />
| Herbert Heybach | Simone Jänke | Britta L.QL |<br />
Monika Odenthal | Jörg Spelleken | KUNSTWERK<br />
Claudia Buch, Barbara Ismer, Sabine Reimann |<br />
Sophie Cohen Scali (Projekt blue - bleu - blau) |<br />
Esther Kusche (Sammelwerk)<br />
Auf den folgenden Seiten sind pro beteiligter/m Künstlerin<br />
und Künstler je eine Kunstschachtel präsentiert.<br />
Abb. links: Flyer zum Start ARTOMAT<br />
Abb. unten: Ausstellung aller bis zum 01.01.2010<br />
eingereichten Kunstschachteln, von Britta L.QL fotografiert<br />
und präsentiert zur „Local Hero No. 1” Woche im<br />
<strong>KunstKIOSK422</strong><br />
<strong>KunstKIOSK422</strong> 9<br />
Foto: Wittek
<strong>KunstKIOSK422</strong> Idee<br />
Wer hätte das gedacht, als in den 1990er Jahren<br />
das Büdchen an der Zechenmauer in Dinslaken<br />
Lohberg seinen Betrieb einstellte? Wer<br />
hätte gedacht, dass 20 Jahre später dort ein<br />
besonderer Kunst- und Kulturort entstehen<br />
würde?<br />
Doch die Ruhr.2010, der Ideenreichtum einer<br />
beharrlichen Künstlerin, das Engagement verschiedener<br />
Institutionen, Künstlerinnen und<br />
Künstler aller Sparten, Privatmenschen und<br />
Presse haben ihn möglich gemacht: den Kunst-<br />
KIOSK422 an der Zechenmauer.<br />
Vor etwa 80 Jahren wurde die kleine Holzbude<br />
errichtet. Sie diente den Kumpel der<br />
Zeche Lohberg und den Lohbergern selbst als<br />
Abb. links: Kiosk zur Zechensession I geöffnet<br />
Abb. unten: Britta L.QL im KIOSK Fenster innerhalb ihrer<br />
Ausstellung „Geschichten aus dem KIOSKleben”<br />
Abb.. rechts: Blick in den Innenraum <strong>KunstKIOSK422</strong> zur<br />
ersten Ausstellung „Geschichten aus dem KIOSKleben”<br />
Foto: Dominik Asbach<br />
Wartepunkt auf die Straßenbahn, als Trinkhalle<br />
und Anlaufstelle. Im Jahr 2009 erweckte die in<br />
Dinslaken geborene Künstlerin Britta L.QL den<br />
Kiosk zu neuem Leben. Sie startete 2009 zur<br />
ExtraSchicht in Dinslaken Lohberg mit einer eigenen<br />
Ausstellung im <strong>KunstKIOSK422</strong>: „Geschichten<br />
aus dem KIOSKleben“. Thema war<br />
die Historie des kleinen Büdchens und so<br />
spannte die Künstlerin einen Bogen zwischen<br />
Alltag und Kultur. Für 2010 lud sie Künstlerinnen<br />
ein, sich dem Ausstellungsraum KIOSK422<br />
zu stellen. Alle Künsterlinnen waren begeistert<br />
vom Ort und vom Ambiente in Lohberg. Trotz<br />
oftmals widriger Umstände war immer viel Enthusiasmus<br />
dabei. Die Bretterbude wurde zu<br />
einem reizvollen, nur 18 Quadratmeter großen<br />
Ort für spannende Rauminstallationen und andere<br />
künstlerische Aktionen.<br />
Leben in die Bude zu bringen – das war das<br />
Hauptmotiv von Britta L.QL. Jeder, der hier vorbeikam<br />
oder fuhr, sollte etwas zu sehen bekommen:<br />
ein Konzept, das aufging, weil der<br />
<strong>KunstKIOSK422</strong> keine Öffnungszeiten kannte.<br />
Die Rauminstallationen der Künstler mussten<br />
deshalb auch das Kriterium der Außenwirkung<br />
erfüllen: Sie erzielten sie durch ihre Sichtbarkeit<br />
dank der drei immer einsehbaren Kioskfenster.<br />
Auch das Mauerstück neben dem Kiosk wurde<br />
als Ausstellungsfläche miteinbezogen. Die<br />
Hemmschwelle, Kunst zu gucken wurde denkbar<br />
niedrig – es gab keine Tür, durch die man<br />
gehen musste, aber genügend Parkplätze, um<br />
mal kurz das Auto abstellen zu können.<br />
Doch nicht nur Kunst zum Gucken auch<br />
Kunst zum Kaufen bot der <strong>KunstKIOSK422</strong>. Am<br />
| Geschichte | Ausstellung | Aktionen<br />
ARTOMAT gab es Kunst in Schachteln für fünf<br />
Euro das Stück. Zu den aktuellen Ausstellungen<br />
im <strong>KunstKIOSK422</strong> entwarfen die Künstlerinnen<br />
spezielle Editionen.<br />
Damit nicht genug: Zusammen mit dem<br />
Dinslakener Volker Bellingröhr entwickelte<br />
Britta L.QL die Idee der KULTBUDE. Während<br />
der ausstellungsfreien Zeiten des Kunst-<br />
KIOSK422 fanden im Kiosk verschiedene Aktionen<br />
statt. Hierfür stand eine winzige Bühne zur<br />
Verfügung, die den Begriff „Kleinkunst” wörtlich<br />
nahm. Näheres hierzu ab Seite 30.<br />
Auf den folgenden Seiten werden die<br />
Ausstellungen im <strong>KunstKIOSK422</strong> vorgestellt.<br />
17
Mein schönes Heim Sabine<br />
14.03. bis 22.04.2010<br />
Im März 2010 verwandelte die Künstlerin<br />
Sabine Weber aus Köln den <strong>KunstKIOSK422</strong> in<br />
einen etwas anderen Wohnsitz. „Mein schönes<br />
Heim“ nannte sie ihre Installation und gestaltete<br />
den <strong>KunstKIOSK422</strong> mit ausgesuchten Alltagsgegenständen<br />
und kulissenartigen, aus geschnit<br />
tenen Zeichnungen unterschiedlichster<br />
Gegenstände.<br />
Ausgangspunkt für ihre Gestaltung war der<br />
Gedanke, dass Büdchen häufig als eine Art Ersatz<br />
für ein Zuhause fungieren. So stellte sie ein<br />
neues Kunst-Heim zusammen mit allem, was<br />
wichtig ist: einer Küche, dem Feuchtraum und<br />
dem Sozialraum. Sogar eine Pappklingel gab es<br />
draußen an der Tür. Hinzu kamen unterschiedlich<br />
groß- und kleinformatige Objekte, die teilweise<br />
gemalte, teilweise reale Alltagsgegenstände<br />
(z.B. Gabel, Messer, Holzscheite) waren.<br />
Aus dieser Kombination entstand eine überraschende<br />
Symbolik, durch die der Titel der Installation<br />
„Mein schönes Heim“ eine ganz<br />
eigene Bedeutung bekam. Hier konnte sich<br />
jeder Betrachter seine persönliche Geschichte<br />
ersinnen, sich anregen lassen von einem zugleich<br />
angenehm lässigen und dennoch nachdenklich<br />
stimmenden Kunstwerk.<br />
Zur Ausstellungseröffnung referierte Sabine<br />
Weber persönlich vor einigen Interessierten<br />
über ihre Ideen zu dieser Installation.<br />
Weber<br />
Abb. oben: Ausstellungseröffnung; Abb. mitte: Pappdetails und eingeschweißter Toast aus der Installation „Mein schönes Heim“<br />
Abb. unten: Papiertreppe mit Puppen; Kaktus aus dem Kioskfenster und Gesamtanblick mittleres Kioskfenster; Abb. rechte Seite: Sabine Weber beim Aufbau der Installation<br />
alle Fotos: Rainer Höpken<br />
22 <strong>KunstKIOSK422</strong><br />
Foto: Britta L.QL
<strong>KunstKIOSK422</strong> 23<br />
Foto: Britta L.QL
Abb. links: Ruhrgebiet Landschaft früher und zukünftig<br />
Abb. unten: Jacobsleiter mit „Lampe vom Letzten“<br />
große Abb. rechts: die schwebende „Kunst“, Raumansicht<br />
durchs mittlere Kioskfenster<br />
28 <strong>KunstKIOSK422</strong>
LAND UNTER PUMP „work<br />
28.08. bis 04.11.2010<br />
in process” von Britta L.QL<br />
In Dinslaken geboren, setzte sich die Künstlerin<br />
und <strong>KunstKIOSK422</strong>-Organisatorin Britta L.QL<br />
mit „Land unter Pump“ nicht zum ersten Mal<br />
mit dem Ist-Zustand des Ruhrgebiets auseinander.<br />
Ihre „Madonnen über Tage“ lenkten bei<br />
der ExtraSchicht und 2010 beim „Markt der<br />
Künste“ in Wesel den Blick auf die Rolle der<br />
Frauen im Ruhrgebiet.<br />
„Land unter Pump“ war eine Installation, die<br />
sich mit dem wirtschaftlichen und strukturellen<br />
Wandel der Region und den durch Industrialisierung<br />
und Kohleabbau veränderten Ökosystemen<br />
beschäftigte. Mit unterschiedlichen<br />
ausgesuchten Materialien (Spielzeug, Holz, Metall,<br />
Acryl, Styropor, Itong, Pappe, Stoff, Folien,<br />
Licht, u.V.m. ) gestaltete die Künstlerin den<br />
<strong>KunstKIOSK422</strong>. Sie setzte das Büdchen symbolisch<br />
unter Wasser durch Folien im Innenund<br />
Außenraum, sogar mit Pegelstandsanzeiger.<br />
Werkzeuge schwammen auf dieser Folie,<br />
dreidimensionale Landschaften des Ruhrgebiets<br />
wurden erzeugt und daraus ein Dorf als Schattenbild<br />
auf eine Leinwand projiziert. Straßen<br />
mit abwärts fahrenden Modellautos und zerstörte<br />
Hochhäuser aus Ytong komplettierten<br />
die Landschaft und die letzten Kumpel ließ die<br />
Künstlerin über die zuletzt im Ruhrgebiet gern<br />
errichtete Jakobsleiter aussteigen. Über allem<br />
schwebte „die Kunst“ – im <strong>KunstKIOSK422</strong><br />
wurde eine eigene kleine Welt errichtet. Britta<br />
L.QL beleuchtete das Spannungsfeld von Vergangenheit,<br />
Gegenwart und Zukunft des Ruhrgebiets<br />
und seine aktuelle Situation<br />
künstlerisch und ging den Impulsen dieser Veränderungen<br />
nach.<br />
Zu unterschiedlichen angekündigten Terminen<br />
innerhalb der Ausstellungszeit arbeitet<br />
Britta L.QL an ihrer Ausstellung (work in process).<br />
Innerhalb dieser Zeit wurde sie von vielen<br />
Kunstinteressierte am <strong>KunstKIOSK422</strong> besucht<br />
und befragt.<br />
Abb. unten v.l.n.r.: Fensterblick in den Raum; Flyer Montage vom Installationsstart; Ausweitung der Installation: der <strong>KunstKIOSK422</strong> bekam unerwartet neue Wasserleitungen.<br />
<strong>KunstKIOSK422</strong> 29