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Bericht für Website - KLARTEXT Dorothee Mennicken

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Streit um die Quote<br />

140 Frauen und nur wenige Männer diskutierten über die Notwendigkeit<br />

der Frauenquote<br />

Am 10. Mai 2011 stand im Rotonda Business Club in<br />

Köln eine Frage im Mittelpunkt: Braucht Deutschland eine<br />

Frauenquote? Eingeladen zur Diskussion hatten der VDU<br />

Rheinland, der FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte e.V.) und<br />

der Rotonda Business Club. Das Podium war hochkarätig<br />

besetzt mit Christine Kronenberg, der Frauenbeauftragten<br />

der Stadt Köln, Ines Imdahl, Geschäftsführerin des Rheingold-Institutes<br />

<strong>für</strong> qualitativ-psychologische Wirkungsforschung,<br />

Dr. Margarete Haase, Mitglied des Vorstandes der<br />

Deutz AG, Dr. Gunther Schwarz, Partner bei Bain Company<br />

und Marlehn Thieme, Mitglied im Aufsichtrat der Deutschen<br />

Bank.<br />

von links: Marlehn Thieme, Aufsichtsrat der Deutschen Bank; Dr.<br />

Gunther Schwarz, Partner bei Bain & Company; Christine Kronenberg,<br />

Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln<br />

Ein Auftakt nach Maß <strong>für</strong> Ines Imdahl, die als Fürsprecherin<br />

<strong>für</strong> die Quote erste Ergebnisse einer Studie vorstellte,<br />

die aussagt, dass die Topfrauen lieber ins Ausland gehen,<br />

und das konservative Mutterbild in Deutschland dazu führt,<br />

dass viele Frauen mit Mitte 30 den Beruf aufgeben, um die<br />

Mutterrolle optimal erfüllen zu können.<br />

Dr. Haase konstatierte daraufhin lakonisch: „Deutschland<br />

hat es verschlafen – der Rückstand muss durch die<br />

Quote aufgeholt werden. Schon allein die Tatsache, dass<br />

Kaufentscheidungen zu 85 Prozent von Frauen getroffen<br />

werden, macht es zwingend notwendig, dass sie auch entscheidende<br />

Positionen in den Unternehmen einnehmen“,<br />

so ihr klares Statement. Christine Kronenberg, als Glechstellungsbeauftragte<br />

natürlich <strong>für</strong> die Quote, berichtet von<br />

den erfolgreichen Bemühungen der Stadt Köln, bei der<br />

mittlerweile vier von sieben Dezernaten von Frauen geleitet<br />

werden. Dr. Schwarz sprach sich zwar <strong>für</strong> Frauenförde-<br />

Das Thema interessierte, der Saal war ausverkauft<br />

Das Thema zog auch Prominenz ins Publikum,<br />

etwa die stellvertretende Bürgermeisterin von<br />

Köln, Angela Spitzig (GRÜNE) und die Stadtkämmerin<br />

von Köln, Gabriele C. Klug.<br />

Nach der Begrüßung durch Martina Teichelmann,<br />

Vorsitzende des VDU Rheinland, und<br />

Vertreterinnen der beiden anderen Veranstalter,<br />

ließ die Moderatorin Kerstin Rubel gleich<br />

zum Auftakt der Diskussion das Publikum<br />

befragen: Wer ist <strong>für</strong>, wer ist gegen die Frauenquote?<br />

Das geschätzte Ergebnis: Etwa 25<br />

Prozent der Zuhörerinnen waren dagegen, 75<br />

Prozent da<strong>für</strong>.<br />

von links: Moderatorin Kerstin Rubel, Autorin und PR-<br />

Beraterin; Ines Imdahl, Geschäftsführerin des Rheingold-Instiuts<br />

<strong>für</strong> qualitativ-psychologische Wirkungsforschung;<br />

Dr. Margarete Haase, Mitglied des Vorstandes<br />

der DEUTZ AG, Köln, <strong>für</strong> die Bereiche Finanzen, Personal<br />

und Investor Relations und Mitglied des Aufsichtsrates<br />

der FraPort AG.


ung aus, glaubt aber, dass eine einheitliche Quote den doch sehr unterschiedlichen Branchen nicht gerecht<br />

wird. Marlehn Thieme bezog Stellung, in dem sie von einem Meinungswandel berichtete: „Als ich vor 25 Jahren<br />

um Gleichberechtigung kämpfte, war ich gegen die Quote. Heute bin ich <strong>für</strong> die Quote, wenn sie <strong>für</strong> alle<br />

Bereiche eingeführt, also nicht nur <strong>für</strong> Unternehmen“. Sie sieht allerdings auch, dass die Fronten aufweichen<br />

und würde eine freiwillige Entwicklung bevorzugen.<br />

Eine große Rolle spielten in der folgenden Diskussion Vorbilder: Margarete Haase wurde von ihrem Vater<br />

gefördert, der sie anstachelte mit Sätzen wie: „Wenn Du ein Mann wärst, wärst Du schon weiter“ und sie ist<br />

überzeugt, dass sie zehn Jahre verloren hat, weil man erst spät bereit war, sie zur Werkleiterin zu ernennen.<br />

Marlehn Thieme ist mit dem Vorbild ihrer Eltern, die beide Unternehmer waren, aufgewachsen. Sie plädierte<br />

da<strong>für</strong>, die Sprachlosigkeit zum Thema Beruf und Familie zu überwinden: „Man sollte laut und deutlich sagen:<br />

Die Organisatorinnen von links: Martina Teichelmann, Landesvorsitzende Rheinland<br />

Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU); Nina Brandi, erweiterter Vorstand FidAR<br />

– Frauen in die Aufsichtsräte; Inken Herzig, Vorstand Rotonda Business-Club<br />

Ich möchte Beruf und Familie<br />

verbinden und ich möchte Beruf<br />

mit Erfolg verbinden.“ Ines<br />

Imdahl wies daraufhin, dass<br />

Frauen viel stärker an sich zweifeln<br />

als Männer, sich deshalb<br />

auch leichter bei der Besetzung<br />

von Leitungspostionen auf das<br />

nächste Mal vertrösten lassen.<br />

Diese Analyse stieß auf große<br />

Zustimmung sowohl auf dem Podium<br />

als auch im Saal. Einig waren<br />

sich alle Diskussionsteilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer, dass<br />

Unternehmen, die von Frauen<br />

und Männern geführt werden,<br />

mehr Erfolg haben.<br />

Christine Kronenberg, Marlehn<br />

Thieme und Margarete Haase<br />

vertraten im weiteren Verlauf die<br />

Ansicht, dass Männer und Frauen<br />

heute verstärkt nicht mehr nur<br />

danach fragen, welche Karriere<br />

kann ich in welcher Zeit machen,<br />

sondern dass sich in Zeiten des<br />

Fachkräftemangels alle Arbeit-<br />

geber dem Bedürfnis nach einer Balance zwischen Berufs- und Privatleben stellen müssen. Ines Imdahl<br />

unterstützte diesen Gedanken mit dem Plädoyer: „Die Gesellschaft kann es sich nicht leisten, Frauen gegen<br />

Männer auszuspielen. Frauen führen anders als Männer, nicht besser, nur anders“.<br />

Angereichert mit eloquent vorgetragenen Erlebnissen aus ihrem<br />

Arbeitsalltag diskutierten die fünf Teilnehmer auf dem Podium etwas<br />

über eine Stunde mit hohem Engagement und viel Humor.<br />

Danach gab es noch einige Fragen aus dem Publikum und sehr<br />

viel Beifall <strong>für</strong> die spannende und unterhaltsame Runde. Die Mischung<br />

aus Theorie und Praxis, Zahlen und Fakten, die von der<br />

Moderatorin Kerstin Rubel geschickt eingestreut wurden, und<br />

den sehr unterschiedlichen Diskussionsteilnehmerinnen und<br />

-teilnehmern machte die Veranstaltung zu einem gelungenen<br />

Abend. Der sich mit lebhaftem Networking bei leckeren Häppchen<br />

weit in die Nacht hinzog.<br />

Text: <strong>Dorothee</strong> <strong>Mennicken</strong>, <strong>KLARTEXT</strong>; Fotos: Gudula Polei, Maren Jackwerth<br />

Martina Teichelmann im Gespräch mit Gästen<br />

und Referenten

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