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Der deutsche Bildungsrat und seine Auswirkungen - Universität ...

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Heimatanschrift:<br />

Ruprecht - Karls - <strong>Universität</strong> Heidelberg<br />

Erziehungswissenschaftliches Seminar<br />

SS 2003<br />

Proseminar:<br />

Probleme der Lehrerbildung<br />

Dozent: Dr. Hans-Peter Gerstner<br />

Hausarbeit von: Ina Franzkowiak<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Bildungsrat</strong><br />

Heidelbergerstr.16<br />

69190 Walldorf<br />

Tel.: 06227/64591<br />

Email: Franzkowiak.stb@t-online.de<br />

<strong>und</strong><br />

<strong>seine</strong> <strong>Auswirkungen</strong><br />

1<br />

Vorgelegt am: 03.09.03


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung……………………………………………………………………….3<br />

2. Die Empfehlungen der <strong>deutsche</strong>n Bildungskommission 1970……………........4<br />

3. Die heutige Situation…...………………………………………………….........5<br />

4. Aktuelle Forderungen..………………………………………………………….8<br />

Seite<br />

5. Schluss…………………………………………………………………………..10<br />

6. Literaturverzeichnis………………………………………………………….….11<br />

2


1. Einleitung<br />

Über die Lehrerausbildung in Deutschland wird viel diskutiert. Gerade mit der Pisa-Studie<br />

<strong>und</strong> deren schlechten Ergebnissen kommen auch die Lehrer <strong>und</strong> deren Ausbildung wieder<br />

in das Blickfeld. So werden immer mal wieder Ausschüsse gebildet, die dieses Thema<br />

überdenken <strong>und</strong> Verbesserungsvorschläge machen. 1970 hatte auch der Deutsche<br />

<strong>Bildungsrat</strong> einen „Strukturplan für das Bildungswesen“ herausgegeben. Obwohl dieser<br />

Plan doch schon einige Jahre alt ist, sind <strong>seine</strong> Forderungen noch aktuell, <strong>und</strong> teilweise bis<br />

heute noch nicht verwirklicht.<br />

Ich möchte mich im Folgenden mit diesen Empfehlungen des Deutschen <strong>Bildungsrat</strong>es<br />

beschäftigen <strong>und</strong> dabei die <strong>Auswirkungen</strong> betrachten; was also Betroffene an ihrer<br />

Ausbildung zu bemängeln haben oder was sich vielleicht verbessert hat <strong>und</strong> wo der Plan in<br />

die Tat umgesetzt worden ist.<br />

Anschließend möchte ich auch noch die heutige Situation <strong>und</strong> die heutigen<br />

Verbesserungsvorschläge, mit dem Abschlussbericht der von der Kultusministerkonferenz<br />

eingesetzten Kommission, überprüfen <strong>und</strong> darstellen, in wie weit er mit dem Plan von<br />

1970 übereinstimmt.<br />

3


2. Die Empfehlungen der <strong>deutsche</strong>n Bildungskommission 1970<br />

<strong>Der</strong> Deutsche <strong>Bildungsrat</strong> beschreibt in <strong>seine</strong>m Bericht das Berufsbild eines Lehrers. Seine<br />

Aufgaben teilen sich in die Bereiche Lehren, Erziehen, Beurteilen, Beraten <strong>und</strong> Innovieren.<br />

Unter dem Gesichtspunkt Lehren versteht der <strong>Bildungsrat</strong> das Vermitteln von Kenntnissen<br />

<strong>und</strong> Fertigkeiten, wie auch von Lernmethoden <strong>und</strong> Transferdenken. Dabei sollten aber<br />

auch die Gruppenarbeit <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene eigene Wille zum Lernen nicht fehlen.<br />

Auf dem Gebiet Erziehen dagegen sollte der Lehrer Anleitung zur persönlichen Entfaltung<br />

des Kindes geben. Dabei muss auf Kritikfähigkeit <strong>und</strong> die Bereitschaft zu Kompromissen<br />

Wert gelegt werden. Beurteilen ist im Lehrberuf an der Tagesordnung. Gerade deshalb<br />

sollte man sich besonders um eine objektive Beurteilung bemühen, denn das Zeugnis bildet<br />

ein gesellschaftliches Werturteil. Um wirkliche Objektivität zu gewährleisten muss der<br />

Lehrer auch die Entwicklungstendenz jedes einzelnen Schülers mitberücksichtigen.<br />

Gleichzeitig zu diesen Aufgaben sollte der Lehrer auch Ansprechperson für den künftigen<br />

Werdegang des Schülers sein. So hat er sich den Bereichen Bildungs-, Erziehungs-,<br />

Schullaufbahn- <strong>und</strong> Berufsberatung zu widmen. Hierbei müssen <strong>seine</strong> Kenntnisse natürlich<br />

f<strong>und</strong>iert sein <strong>und</strong> auch Alternativen zu den gängigen Wegen beinhalten. Trotz der<br />

Spezialisierung auf das Schulwesen sollte der Lehrer immer in Kontakt mit der Forschung<br />

<strong>und</strong> deren Ergebnissen stehen <strong>und</strong> diese neuen Erkenntnisse auch mit in <strong>seine</strong>n Unterricht<br />

einbauen 1 .<br />

Im Weiteren geht der <strong>Bildungsrat</strong> auf die Vorschläge einer Reform der Lehrerbildung ein.<br />

Es soll der Ausbildung aller Lehrer ein gemeinsames Konzept zu Gr<strong>und</strong>e liegen, dem die<br />

Punkte Erziehungs- <strong>und</strong> Gesellschaftswissenschaften, sowie Fachwissenschaften,<br />

Fachdidaktik <strong>und</strong> praktische Erfahrungen angehören. Dennoch sollte die Ausbildung sich<br />

aber auf die einzelnen Schulstufen <strong>und</strong> –arten spezialisieren. In der Ausbildung der<br />

Erziehungs- <strong>und</strong> Gesellschaftswissenschaften soll der künftige Lehrer Kenntnisse über die<br />

Erziehungswissenschaften bei Kindern <strong>und</strong> über die Entwicklungs- <strong>und</strong> Lernpsychologie<br />

bekommen. Um mit einem Kind, entsprechend <strong>seine</strong>r Entwicklungssituation, umgehen zu<br />

können muss man die verschiedenen Stadien kennen. Auch sollte die gesellschaftlich-<br />

pädagogische Ausbildung, die die sozialen Systeme Schule <strong>und</strong> Klasse beinhaltet nicht zu<br />

kurz kommen. Jeder Lehrer sollte natürlich auch eine bestmöglichste fachliche Ausbildung<br />

haben, dazu sind Schwerpunktsetzungen nötig. Die Fachdidaktik spielt dabei die Rolle der<br />

Verbindung zwischen Fach <strong>und</strong> Schule. Außerdem bringt die Fachdidaktik neue<br />

Erkenntnisse in den Unterricht <strong>und</strong> überprüft ständig den Lernplan nach Innovationen.<br />

1 Deutscher <strong>Bildungsrat</strong>, S. 217-220.<br />

4


Auch sollte der Unterricht so angelegt sein, dass er „fächerübergreifenden Gehalt“ 2 hat.<br />

Daneben sollte es auch einen praktischen Teil in der Ausbildung geben. <strong>Der</strong> Studierende<br />

muss eigene Unterrichtsversuche machen <strong>und</strong> sich mit der Schulpraxis auseinander setzen.<br />

Nach der Ausbildung an der wissenschaftlichen Hochschule muss dennoch eine<br />

Einführungsphase in den Beruf erfolgen, bevor man den künftigen Lehrer in <strong>seine</strong>n Beruf<br />

entlässt. Im Berufsleben werden dann ständige Weiterbildungen erwartet, allerdings dürfen<br />

diese nicht zur zusätzlichen Belastung des Lehrers ausarten.<br />

Letztendlich wird eine Differenzierung der Schulstufen gefordert <strong>und</strong> auch zwischen den<br />

verschiedenen Schultypen soll die Ausbildung variieren. So soll sie z.B. für Hauptschulen,<br />

Gymnasien <strong>und</strong> Berufs- wie auch Fachschulen an wissenschaftlichen Hochschulen<br />

stattfinden.<br />

3. Die heutige Situation<br />

Kommissionen, die sich mit der Lehrerausbildung beschäftigen, gehen heute davon aus,<br />

dass die Stärke der <strong>deutsche</strong>n Lehrerbildung in ihrem hohen fachlichen Niveau liegt.<br />

Gleichzeitig ist dies aber auch die Schwäche der Lehrerbildung, da die Ausbildung der<br />

pädagogisch-didaktischen Kompetenzen weit unterentwickelt ist 3 .<br />

So orientiert sich die fachliche Ausbildung weitgehend am humboldtschen Ideal. Demnach<br />

ist ein zweckfreies, also nicht berufsbezogenes, Studium ideal.<br />

Für die Lehrerbildung würde das ein Studium ohne pädagogische <strong>und</strong> praxisnahe<br />

Ausbildung bedeuten. Kritik an dieser Denkweise gibt es schon seit r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Jahren<br />

<strong>und</strong> auch der <strong>Bildungsrat</strong> von 1970 forderte Praxis <strong>und</strong> Pädagogik. Trotzdem scheint das<br />

humboldtsche Ideal immer noch zu existieren. So bewerten 1999 Mathematikreferendare<br />

in Nordrhein-Westfalen den Nutzen des fachlichen Studiums für den späteren Beruf. 53%<br />

der sich im Gr<strong>und</strong>studium befindlichen Referendare hielten diesen für „eher schlecht“. Im<br />

Hauptstudium hielten ihn 48% für „eher schlecht“ <strong>und</strong> 31% sogar für „sehr schlecht“ 4 .<br />

Aber nicht nur die Studenten kritisieren den geringen Nutzen des Fachstudiums, sondern<br />

auch die Fachleiter. Diese allerdings kritisieren die Lücken des schulrelevanten<br />

Fachwissens, sowie die fehlende Kompetenz, das vorhandene Wissen in den Unterricht<br />

einzubringen. Man könnte also sagen, dass das fachliche Wissen eigentlich gewährleistet<br />

2 Deutscher <strong>Bildungsrat</strong>, S. 226.<br />

3 Terhart, E., Perspektiven der Lehrerbildung, S. 26.<br />

4 Merzyn, G., Stimmen zur Lehrerausbildung, S. 76.<br />

5


sein müsste, aber die Schwerpunktlegung, wie sie schon der <strong>Bildungsrat</strong> forderte, trotzdem<br />

nicht die gewünschte Berufsbezogenheit liefert.<br />

Das Begleitstudium zur Lehrerausbildung hatte einen starken Ausbau erlebt, dennoch<br />

ergaben sich nicht die erwünschten Ergebnisse. Ein solches ausgebautes Studium der<br />

Erziehungswissenschaften mit Pädagogik <strong>und</strong> Psychologie hatte schon 1970 der Deutsche<br />

<strong>Bildungsrat</strong> gefordert. Nun ist es zwar eingeführt, aber es wird kritisiert, dass die<br />

Lehrangebote „diffus <strong>und</strong> wenig berufsbezogen“ 5 sind. Auch besteht zwischen den<br />

verschiedenen Bereichen kaum ein Zusammenhang. So bekommt man in vielen Umfragen<br />

eine eher negative Bewertung; so z.B. Jung 1997 bei einer Befragung von Referendaren<br />

nach der Schulpraxisrelevanz des Begleitstudiums. Aber auch Seminarleiter äußern sich<br />

äußerst negativ. So behauptet Becker 1999, die Erziehungswissenschaften, die<br />

ursprünglich ein Problem lösen sollten, sind selbst zu einem Problem geworden. Das<br />

pädagogische Studium habe keine Struktur, Lehrangebote sind frei wählbar <strong>und</strong> somit kann<br />

auch kein Bezug zwischen Schule <strong>und</strong> Studium gewährleistet werden. So ist der Vorschlag<br />

von 1970 zwar in gewisser Weise umgesetzt worden, die Folgen allerdings sind nicht die<br />

erhofften, da eine effektive Gestaltung sich vielleicht weit schwerer erweist als gedacht.<br />

Als Verbindungsstück zwischen Fachwissen <strong>und</strong> Schule hatte sich der <strong>Bildungsrat</strong> die<br />

Fachdidaktik vorgestellt. So hat die Fachdidaktik auch inhaltliche Bezüge zum Fach, die<br />

praxisgerecht übermittelt werden sollen. Allerdings hat sie nur ein sehr geringes Ansehen<br />

<strong>und</strong> ist eine „quantitativ unbedeutende, inhaltlich kaum koordinierte Ergänzung des<br />

fachwissenschaftlichen Studiums“ 6 . Allgemein werden die Marginalisierung der<br />

Fachdidaktik sowie die Abwanderung von Fachdidaktik-Wissenschaftlern in andere<br />

Gebiete mit höherem Ansehen, aber auch die Forschungsdefizite kritisiert. Wieder ist also<br />

der Vorschlag des <strong>Bildungsrat</strong>es zwar so ungefähr erfüllt worden, aber eine Besserung <strong>und</strong><br />

einen größeren Praxisbezug erhalten die Studenten auch durch die Fachwissenschaften<br />

nicht, da diese in den Instituten eine zu untergeordnete Rolle spielen.<br />

Die Beziehung der Fachdidaktiken zu den Erziehungswissenschaften bildet kein Problem,<br />

da sie zu weit voneinander entfernt sind, um sich zu stören, aber auch um zu kooperieren 7 .<br />

Die Fachwissenschaften haben schon gar keinen Bezug mehr zu den<br />

Erziehungswissenschaften, sie sind nur mit den Fachdidaktiken verb<strong>und</strong>en. Schwer ist es<br />

auch für den pädagogischen Bereich eine Verbindung zu den Fachdidaktiken aufzubauen,<br />

da sie in jedem Fach anders sind.<br />

5 Merzyn, G., Stimmen zur Lehrerausbildung, S. 85.<br />

6 Merzyn, G., Stimmen zur Lehrerausbildung, S. 95.<br />

7 Merzyn, G., Stimmen zur Lehrerausbildung, S. 125.<br />

6


Es scheint, als könnte nie genug Praxisbezug erreicht werden, oder als ob die Forderungen<br />

nie beachtet würden; denn nicht nur der <strong>Bildungsrat</strong> von 1970, sondern auch der<br />

Wissenschaftsrat von 1991 forderten mehr Praxis. Um 1980 waren die schulpraktischen<br />

Studien eingerichtet worden, die nun eine vierte Säule neben den Fachdidaktiken, den<br />

Erziehungswissenschaften <strong>und</strong> den Fachwissenschaften bilden. Diese Studien kamen bei<br />

den Studenten sehr gut an, so sprachen sich 2001 r<strong>und</strong> 50% für eine Ausweitung der<br />

Schulpraktika vor dem ersten Staatsexamen aus 8 . Neuerdings ist auch das<br />

Schulpraxissemester in einigen B<strong>und</strong>esländern eingeführt, dieses holt einen Teil des<br />

Referendariats in die erste Ausbildungsphase. Allerdings gibt es auch Kritikpunkte. Die<br />

Betreuung der Schulpraktischen Studien sei nicht ausreichend <strong>und</strong> es gebe nicht genügend<br />

Vor- <strong>und</strong> Nachbereitung. Weiter bedeuten die Schulpraktika, die nur in Kooperation mit<br />

außeruniversitären Einrichtungen stattfinden können, eine weitere Zersplitterung des<br />

Lehramtsstudiums, da schon wieder ein Teil der Ausbildung an eine andere Institution<br />

gelegt wird. Es gibt nun die, laut <strong>Bildungsrat</strong> 1970, geforderte „Praxis im Rahmen der<br />

Ausbildung“, aber auch sie erfüllt in manchen Bereichen noch nicht die Erwartungen.<br />

Trotzdem liefert sie einen wichtigen Bestandteil für den späteren Beruf.<br />

Schließlich weiß man auch, dass der Rahmen stimmen muss, damit die Studenten ein<br />

zufrieden stellendes <strong>und</strong> motiviertes Studium absolvieren können. In der Praxis bedeutet<br />

das, die Studenten haben Ansprechpartner, werden akzeptiert <strong>und</strong> integriert. Bei den<br />

Lehramtsstudenten ist dies nicht der Fall <strong>und</strong> sie rangieren in der Ansehenshierarchie der<br />

<strong>Universität</strong> ganz unten. Ebenso sind die Lehrangebote nicht koordiniert, nicht aufeinander<br />

abgestimmt <strong>und</strong> das Studium auf verschiedene Institute aufgeteilt. Dadurch konnte keine<br />

Mitte entstehen, diese versucht man nun durch Lehrerbildungszentren zu schaffen. Doch<br />

diese Zentren werden auch nur halbherzig unterhalten, da sie zusätzliche Arbeit bedeuten.<br />

<strong>Der</strong> Punkt der fehlenden Mitte wurde im <strong>Bildungsrat</strong> von 1970 noch nicht direkt<br />

angesprochen, vielleicht wollte man ihm aber auch mit der Forderung nach einer<br />

gemeinsamen Gr<strong>und</strong>ausbildung für alle Lehrer, egal welchen Schultyps oder –stufe,<br />

entgegenwirken.<br />

In der heutigen Situation wird auch kritisiert, dass Weiterbildung im Beruf der Lehrer nicht<br />

den Stellenwert hat, den sie eigentlich haben sollte 9 . Es gibt zwar Angebote, doch<br />

anscheinend werden sie nicht genügend genutzt. Obwohl auch die Weiterbildung schon<br />

vom <strong>Bildungsrat</strong> 1970 gefordert worden war.<br />

8 Merzyn, G., Stimmen zur Lehrerausbildung, S. 118.<br />

9 Terhart, E., Perspektiven der Lehrerbildung, S. 23.<br />

7


4. Aktuelle Forderungen<br />

Im Jahre 2000 gab die von der Kultusministerkonferenz eingesetzte Kommission ihren<br />

Abschlussbericht heraus. Er enthält unter anderem die Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen der<br />

Lehrer, sowie die Forderungen an die Lehrerausbildung.<br />

Die Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen der Lehrer sollten in Unterrichten, Erziehen,<br />

Diagnostizieren – Beurteilen - Evaluieren <strong>und</strong> in der Weiterentwicklung der beruflichen<br />

Kompetenz <strong>und</strong> dem Bereich Schule liegen. Im Bereich Unterrichten wird ein<br />

Wissensvorsprung gegenüber den Schülern, <strong>und</strong> somit die fachliche Kompetenz als<br />

notwendig empf<strong>und</strong>en. Aber auch in pädagogisch-psychologischen <strong>und</strong> didaktischen<br />

Bereichen werden ausreichende Kompetenzen gefordert. Da die Bereiche Lehren, die<br />

Hauptaufgabe eines Lehrers, <strong>und</strong> Erziehen untrennbar sind, hat der Lehrer auch Vorbild zu<br />

sein, da er Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes hat. Dazu sind die<br />

geforderten pädagogischen Kompetenzen von Nöten. Allerdings hat der Lehrer nicht die<br />

Erziehungsaufgaben der Eltern zu übernehmen, sondern in solchen Fällen ein<br />

Beratungsgespräch mit ihnen zu suchen. Außerdem wird von einem Lehrer erwartet, das er<br />

mit <strong>seine</strong>r Diagnose, also der Benotung, sachk<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> verantwortungsvoll umgeht, da<br />

diese über Förderung oder Selektion entscheiden kann. Damit dies <strong>und</strong> die<br />

Unterrichtsqualität gewährleistet sind, fordert die Kommission eine regelmäßige<br />

Evaluation der Lehrer. Auch wird von einem Lehrer erwartet, dass er in Kooperation mit<br />

dem Kollegium <strong>und</strong> den Eltern der Schüler steht. Schulexterne Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungen<br />

sollten einen selbstverständlichen Charakter erhalten 10 . Im Laufe der Zeit sind auch noch<br />

weitere Aufgaben für den Lehrer hinzugekommen. So steht er vor neuen Anforderungen in<br />

Bezug auf Neue Medien, der multikulturellen Gesellschaft <strong>und</strong> der Orientierung an einem<br />

europäischen Standard. Betrachtet man nun diese Forderungen an den Lehrerberuf, so<br />

entsprechen sie ziemlich genau denen von 1970. Teilweise sind manche vielleicht etwas<br />

detaillierter, wie etwa der Punkt Problembewältigung mit Kindern, aber dennoch ist somit<br />

der Strukturplan von 1970, in den Aufgaben der Lehrer, immer noch aktuell. Die<br />

Erziehungswissenschaftlichen Studien sind an den <strong>Universität</strong>en vorhanden, es werden nun<br />

Forderung noch einheitlichen Standards 11 <strong>und</strong> effektiverer Organisation laut. Schon der<br />

<strong>Bildungsrat</strong> 1970 forderte diese Studien, jetzt gibt es sie zwar, aber wie man gesehen hat<br />

nicht effektiv genug <strong>und</strong> in einigen Punkten, die Pädagogik <strong>und</strong> Psychologie betreffend,<br />

10 Terhart, E., Perspektiven der Lehrerbildung, S. 48-54.<br />

11 Terhart, E., Perspektiven der Lehrerbildung, S. 106.<br />

8


gibt es noch viel zu wenig Veranstaltungen <strong>und</strong> vor allem viel zu wenige<br />

Pflichtveranstaltungen. In den Fachstudien wird ein solides Wissen vorausgesetzt, das den<br />

Lehrer befähigt, Elemente der Forschung mit in den Unterricht zu bringen. Auch diese<br />

Forderung wurde schon 1970 gestellt 12 . Die dazugehörige Fachdidaktik sollte fachbezogen<br />

sein <strong>und</strong> pädagogische <strong>und</strong> psychologische Erkenntnisse mit einbeziehen. Die Kommission<br />

empfiehlt eine Stärkung der Fachdidaktiken durch jeweils mindestens eine Professur. So<br />

könnten die Didaktiken zur erhofften Brücke zwischen dem fachlichen Wissen, dem<br />

pädagogischen Wissen <strong>und</strong> der schulpraktischen Handlung werden 13 . Die eingeführten<br />

Praktika sollen realistische Berufserfahrung vermitteln <strong>und</strong> genügend Betreuung haben, da<br />

sie ein wesentlicher Bestandteil der ersten Ausbildungsphase sind. Zur Förderung der<br />

Zusammenarbeit zwischen Schule, <strong>Universität</strong> <strong>und</strong> den Lehramtstudenten sollen weiterhin<br />

Lehrerbildungszentren aktiv sein. Besonders viel Wert legt die Kommission auf Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung, so erinnert sie auch an die gesetzliche Verpflichtung zur Fortbildung. Denn<br />

die Kommission sieht die Lehrerbildung als „berufsbiographische Aufgabe“ 14 , d. h. nach<br />

der Erstausbildung folgt ein lebenslanger Prozess des Weiterlernens im Beruf.<br />

Man kann also sagen, dass diese neuen Forderungen in den meisten Punkten doch noch<br />

den alten Forderungen von 1970 entsprechen. Entweder sind diese damals nicht erfüllt<br />

worden oder heute fordert man noch Verfeinerungen <strong>und</strong> leichte Abänderungen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich jedoch sind die Forderungen, vorrangig nach Praxisbezug <strong>und</strong><br />

Weiterbildung, gleich geblieben.<br />

12 Terhart, E., Perspektiven der Lehrerbildung, S.100.<br />

13 Terhart, E., Perspektiven der Lehrerbildung, S. 104.<br />

14 Terhart, E., Perspektiven der Lehrerbildung, S. 20.<br />

9


5. Schluss<br />

Wie wir gesehen haben sind viele der Forderungen des Deutschen <strong>Bildungsrat</strong>es von 1970<br />

erfüllt worden. Jedoch kann man nicht sagen, ob dieser sich alles so vorgestellt hat, wie es<br />

umgesetzt wurde. An manchen Punkte, die heute noch gefordert werden, sieht man z.B. die<br />

mangelnde oder nicht richtige Umsetzung der Forderungen. So hatte der Deutsche<br />

<strong>Bildungsrat</strong> 1970 sehr viel Wert auf die Formulierung der erziehungswissenschaftlichen<br />

Studien gelegt. In der Kommission von 2000 ist dies nicht mehr so der Fall, man kann also<br />

davon ausgehen, dass diese weitgehend eingerichtet worden sind, wenn auch noch nicht<br />

optimal, da weitere Forderungen bestehen bleiben. Vergleicht man beide Berichte, den von<br />

1970 <strong>und</strong> den von 2000, so stellt man eine weitgehende Übereinstimmung fest, die Ziele<br />

<strong>und</strong> Hauptprobleme scheinen sich also trotz Veränderungen nicht geändert zu haben. Man<br />

wird also weiter machen <strong>und</strong> diese Forderungen vielleicht ganz konkret <strong>und</strong> nicht nur<br />

halbherzig umsetzen müssen.<br />

Die Kommission von 2000 kam, bei der Betrachtung der Lehrerbildung, zu dem Fazit:<br />

„<strong>Der</strong> zur Verfügung stehende formale <strong>und</strong> institutionelle Rahmen der Lehrerausbildung<br />

muss in <strong>seine</strong>n Elementen weiterentwickelt werden, bedarf aber keiner gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Revision.“ 15 Dies zeigt, dass die gr<strong>und</strong>legenden Steine schon da sind, sie aber noch<br />

ausgebaut werden müssen, auch um die Gedanken von 1970 zu erfüllen.<br />

15 Terhart, E., Perspektiven der Lehrerbildung, S. 32.<br />

10


6. Literaturverzeichnis<br />

o Deutscher <strong>Bildungsrat</strong>. Empfehlungen der Bildungskommission. Strukturplan für<br />

das Bildungswesen, Stuttgart 1970, S. 217-227.<br />

o Merzyn, Gottfried, Stimmen zur Lehrerausbildung. Überblick über die Diskussion<br />

zur Gymnasiallehrerbildung, basierend vor allem auf Stellungnahmen von<br />

Wissenschafts- <strong>und</strong> Bildungsgremien sowie auf Erfahrungen von Referendaren <strong>und</strong><br />

Lehrern, Baltmannsweiler 2002.<br />

o Terhart, Erwin, Perspektiven der Lehrerbildung in Deutschland. Abschlussbericht<br />

der von der Kultusministerkonferenz eingesetzten Kommission, Weinheim-Basel<br />

2000.<br />

11

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