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Freundschaft und Partnerschaft. Sexualität und Behinderung.

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S T E I E R M A R K<br />

© Siegfried Zimmermann<br />

Jahrgang 18, Nr. 4/2006<br />

Partner<br />

fürs Leben.<br />

<strong>Fre<strong>und</strong>schaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Partnerschaft</strong>.<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Behinderung</strong>.


Lebenshilfe Steiermark | Foyer<br />

Inhalt<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser!<br />

>> „Leben wie andere auch!“ Die Lebenshilfen<br />

in der Steiermark bekennen<br />

sich zu dieser Aussage für Menschen<br />

mit <strong>Behinderung</strong> in allen Lebensbereichen.<br />

Bei der Arbeit, beim<br />

Wohnen <strong>und</strong> in der Freizeit; beruflich<br />

wie privat. Ein gleichberechtigtes Leben<br />

inmitten der Gesellschaft zu führen,<br />

heißt jedoch auch, zwischenmenschliche<br />

Erlebnisse mit anderen<br />

Menschen teilen zu dürfen … Fre<strong>und</strong>e<br />

zu haben, eine <strong>Partnerschaft</strong> zu<br />

führen, gemeinsam zu leben <strong>und</strong> füreinander<br />

da zu sein.<br />

Diese Ausgabe von „Lebenshilfe“ widmet<br />

sich einem besonderen Schwerpunkt:<br />

Der <strong>Fre<strong>und</strong>schaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Partnerschaft</strong>,<br />

der <strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Behinderung</strong>.<br />

Ein Thema, das lange Zeit auf Eis<br />

gelegen hat, doch allmählich scheint es<br />

zu brechen. Lesen Sie, was Menschen<br />

mit <strong>Behinderung</strong> dazu zu sagen haben,<br />

wie ihre Interessenvertreter darüber<br />

denken <strong>und</strong> was der steirische Landeshauptmann-Stellvertreter,<br />

Dr. Kurt<br />

Flecker, meint.<br />

Und dabei ist wohl eines klar: Jeder<br />

Mensch hat das Recht auf <strong>Partnerschaft</strong>,<br />

Nähe <strong>und</strong> <strong>Sexualität</strong>.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim<br />

Lesen!<br />

Herzlichst,<br />

Nicole Rubisch<br />

PS: Wir würden uns freuen, wenn Sie<br />

uns zu diesem Thema schreiben:<br />

Landesverband der Lebenshilfe Steiermark,<br />

Schießstattgasse 6, 8010 Graz.<br />

Seite 2<br />

<strong>Fre<strong>und</strong>schaft</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Behinderung</strong>.<br />

Thema<br />

Seite 4 Lieben <strong>und</strong> Leben wie andere auch. Romana <strong>und</strong> Johann<br />

sind ein starkes Team<br />

Seite 5 Wo die Liebe hinfällt. Der Beziehung wegen zog Peter<br />

von der Stadt aufs Land<br />

Seite 6 „Gemeinsam sind wir stark”. Beziehung bedeutet<br />

nicht immer, dass alles gut läuft<br />

Seite 7 Endlich am Ziel. Erika Heinz erzählt von ihrer <strong>Partnerschaft</strong><br />

<strong>und</strong> wie alles begonnen hat<br />

Seite 8 „Abenteuer Leben”. Helene Berthold ist fünffache Mutter,<br />

zwei ihrer Kinder haben eine <strong>Behinderung</strong><br />

Seite 9 Siegfried Zimmermann im Gespräch über die Partnersuche<br />

Seite 10 „Was ist für dich ein Fre<strong>und</strong> oder eine Fre<strong>und</strong>in?”<br />

... Berührende Antworten zum Thema<br />

Seite 11 Partnersuche – Die Partnerbörse der Lebenshilfe<br />

Seite 12 Fre<strong>und</strong>e fürs Leben. Die Partnersuche über<br />

die Lebenshilfe-Zeitung<br />

Seite 14 <strong>Sexualität</strong> im Zwiespalt von <strong>Behinderung</strong> <strong>und</strong> Verhinderung<br />

Seite 15 Dr. Kurt Flecker äußert sich zu <strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

Seite 16 On Board – die Onboardis.<br />

Eine <strong>Partnerschaft</strong> der besonderen Art<br />

Seite 16 Zu guter Letzt


<strong>Partnerschaft</strong>.<br />

Magazin<br />

Seite 18 Interessenvertretung. Steuerberater Lampel informiert<br />

über das Rechnungswesen für Vereine<br />

Seite 19 BHG: Visionen <strong>und</strong> Erfahrungen zum Steiermärkischen<br />

Behindertengesetz<br />

Seite 20 Das BHG: Eine lebendige Materie<br />

Seite 21 Behindertengleichstellungspaket<br />

Aktuell<br />

Seite 22 Alpha Nova. Mit Humor ans Ziel<br />

Seite 23 Lebenshilfe Graz <strong>und</strong> Umgebung – Voitsberg.<br />

Kommunikation leicht gemacht<br />

Seite 24 Lebenshilfe Weiz. Die Qual der Wahl<br />

Seite 24 Lebenshilfe Hartberg. „Herzlichen Glückwunsch”<br />

Seite 25 Lebenshilfe Knittelfeld. Projekt Verde<br />

Seite 25 Lebenshilfe Leibnitz. Das Glück der Erde ...<br />

Seite 26 Lebenshilfe Trofaiach. Fest des Miteinander<br />

Seite 26 Lebenshilfe Graz <strong>und</strong> Umgebung – Voitsberg.<br />

Special-Lauf<br />

Seite 27 Lebenshilfe Radkersburg. Der Elfenberg verzaubert<br />

Seite 28 Lebenshilfe Judenburg. Besondere Erfolge<br />

Interessenvertretung<br />

Seite 30 Lebenshilfe-Steiermark. Rechtsberatung<br />

Vorwort<br />


Lebenshilfe Steiermark | Thema<br />

<strong>Fre<strong>und</strong>schaft</strong> & <strong>Partnerschaft</strong><br />

Lieben <strong>und</strong> Leben wie andere auch<br />

Romana <strong>und</strong> Johann sind ein starkes Team. Gemeinsam sind sie durch Dick <strong>und</strong> Dünn gegangen,<br />

haben das Leben angenommen wie es ist. Die beiden werden von der Lebenshilfe Graz <strong>und</strong><br />

Umgebung – Voitsberg begleitet. Und am Samstag, da wird getanzt … Von Nicole Rubisch<br />

© H. Schiffer<br />

„Zum Leid gehört auch die<br />

Freud“, sagt Romana, lächelt <strong>und</strong><br />

legt ihre Hand in die von Johann. Gemeinsam<br />

sitzen sie auf dem Sofa in Romanas<br />

Wohnung in Graz, erinnern sich<br />

an den gestrigen Abend im Tanzcafé.<br />

„Schön war es da!“, freut sich Johann<br />

<strong>und</strong> schaut seiner Fre<strong>und</strong>in dabei in die<br />

Augen. Das Leben hat sich den beiden<br />

nicht immer von seiner sonnigen Seite<br />

gezeigt. Romana hat eine ebenso lange<br />

wie unerfreuliche Ehe hinter sich <strong>und</strong><br />

Johanns Leben ist vor allem von harter<br />

Arbeit geprägt: „Ich musste schon als<br />

Kind mit anpacken, daher kommen<br />

Seite 4<br />

auch die Haltungsschäden <strong>und</strong> die Skoliose.<br />

Meine spätere Arbeit in einer<br />

Gärtnerei war auch schlimm für meinen<br />

Rücken. Der war so schief, dass die<br />

Ärzte mich vor die Wahl stellten: Rolli<br />

oder OP“, erinnert er sich <strong>und</strong> fügt hinzu:<br />

„Aber heute geht es mir dank der<br />

Romana gut.“<br />

Eine Operation war unbedingt nötig<br />

<strong>und</strong> so musste Johann den Beruf als<br />

Gärtnergehilfe aufgeben. Mit Unterstützung<br />

der Arbeitsassistenz machte<br />

er sich auf den Weg, eine neue Arbeitsstätte<br />

zu suchen <strong>und</strong> fand schließlich ei-<br />

ne Stelle in einem Baumarkt als Lagerarbeiter<br />

<strong>und</strong> Staplerfahrer. Romana <strong>und</strong><br />

Johann lernten sich bei der Lebenshilfe<br />

kennen. „Wir haben in der Trainingswohnung<br />

in der Theodor-Körner-Straße<br />

gewohnt“, sagt Johann <strong>und</strong> erzählt:<br />

„Sie im ersten Stock, ich im zweiten.<br />

Ich bin immer hinuntergegangen, hab<br />

einen Kaffee getrunken <strong>und</strong> auf die Romana<br />

gewartet bis sie von der Arbeit<br />

heimgekommen ist. Dann hab ich mit<br />

ihr gesprochen <strong>und</strong> langsam, ganz vor-<br />

sichtig ihr<br />

Herz für<br />

mich geöffnet.“Romana<br />

arbeitete<br />

in der Kü-<br />

„Das Leben in<br />

einer <strong>Partnerschaft</strong><br />

ist leichter.“<br />

Romana<br />

chengruppe der Tageswerkstätte in der<br />

Casalgasse <strong>und</strong> wechselte später in<br />

das „Bistro Relativ“ am Ortweinplatz.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> einer körperlichen<br />

Einschränkung <strong>und</strong> häufiger epileptischer<br />

Anfälle musste sie diese Arbeit<br />

mittlerweile aufgeben.<br />

Seit drei Jahren sind die beiden nun<br />

ein Paar. 2004 bezog Romana ihre erste<br />

eigene Wohnung <strong>und</strong> auch Johann übersiedelte<br />

in ein eigenes Zuhause. Seitdem<br />

werden sie von Angela, ihrer<br />

Wohnassistentin, unterstützt. Sie<br />

kommt regelmäßig zu Besuch, gibt<br />

Tipps <strong>und</strong> weiß immer einen Weg,<br />

wenn es Probleme gibt: „Die Angie ist<br />

eine große Hilfe. Ich kenn’ mich bei Behördensachen<br />

nicht aus, auch bei Erlagscheinen<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Sachen nicht.<br />

Die Angie übersetzt mir das, sagt, was<br />

es bedeutet <strong>und</strong> was ich machen muss.<br />

Das ist wichtig, sonst könnte ich nicht in


einer eigenen Wohnung leben, aber mit der Wohnassistenz<br />

geht es. So kann ich mein Leben recht gut meistern …“<br />

Der Alltag. Johann <strong>und</strong> Romana leben getrennt, denn den<br />

Schritt, gemeinsam zu wohnen, wollen die beiden nicht wagen:<br />

„Das Leben in einer<br />

„Dann hab ich mit<br />

ihr gesprochen <strong>und</strong><br />

vorsichtig ihr Herz<br />

für mich geöffnet.“<br />

Johann<br />

<strong>Partnerschaft</strong> ist leichter, weil<br />

man einander hat. Aber<br />

durch die Erlebnisse in meiner<br />

Ehe möchte ich alleine<br />

wohnen; es ist wichtig, dass<br />

jeder sein Rückzugsgebiet<br />

hat“, erzählt Romana. „Aber<br />

eines weiß ich“, sagt sie, „gegenseitiges Vertrauen, kein Misstrauen,<br />

dem anderen die Freiheit lassen, das hilft in jeder Beziehung<br />

<strong>und</strong> macht den Alltag schön!“ Ihre Freizeit verbringen<br />

die beiden stets miteinander; hören Radio, kochen, kümmern<br />

sich um Romanas Katze „Sandy“ oder unternehmen lange<br />

Spaziergänge. Die beiden verbindet auch die Liebe zum Tanz:<br />

„Ob Polka, Walzer oder Fox, Samstagabend wird getanzt“,<br />

schmunzelt Johann, nimmt Romana in den Arm <strong>und</strong> bittet<br />

zum Tanz.<br />

© H. Schiffer<br />

>> Diese Geschichte ist in der neuen Broschüre der Lebenshilfe<br />

Graz <strong>und</strong> Umgebung – Voitsberg „Leben wie andere auch“<br />

erschienen. Sie können diese Broschüre unter der Telefonnummer<br />

0316 / 71 55 06-600 anfordern.<br />

Wo die Liebe hinfällt<br />

Von der Stadt aufs Land: Bei einem Urlaub in Murau<br />

lernten sich Peter <strong>und</strong> Karin kennen. Schon bei der<br />

ersten Begegnung wussten die beiden, dass sie von<br />

nun an ihr Leben gemeinsam verbringen wollten ...<br />

Doch Peter lebte in Graz <strong>und</strong> Karin in Murau.<br />

Lebenshilfe: Peter, was dachten Sie, als Sie Karin das<br />

erste Mal gesehen haben?<br />

Peter: Ich freute mich, dass ich endlich einmal in meinem Leben<br />

so eine tolle Frau kennen lernte.<br />

Lebenshilfe: Karin, was war Ihr erster Eindruck von Peter?<br />

Karin: Ich war sprachlos, völlig hingerissen. Schlimm war es,<br />

als er wieder nach Graz gefahren ist.<br />

Nach dem ersten Zusammentreffen führten Peter <strong>und</strong> Karin<br />

viele Telefonate – gefolgt von gegenseitigen Besuchen in Graz<br />

<strong>und</strong> Murau. Doch eine Beziehung auf Entfernung zu führen,<br />

ist nicht immer einfach. Anfang 2006 entschloss sich Peter,<br />

sein geliebtes Stadtleben aufzugeben <strong>und</strong> aufs Land zu „seiner“<br />

Karin zu ziehen ...<br />

Schließlich folgte ein Umzug in das Wohnhaus der Lebenshilfe<br />

Murau, wo er seither im vollzeitbetreuten Wohnen begleitet<br />

wird. Karin wohnt in einiger Entfernung in einer Trainingswohnung<br />

im Ortszentrum von Murau <strong>und</strong> verbringt jede<br />

freie Minute mit Peter. Karin sorgt sich liebevoll um ihn <strong>und</strong><br />

liest ihm beinahe jeden Wunsch von den Augen ab. Die Freizeit<br />

verbringen die beiden gerne beim Spazierengehen <strong>und</strong><br />

Bummeln, am liebsten gehen sie jedoch auf einen Kaffee. Die<br />

schönste Zukunftsvorstellung für beide ist, einmal miteinander<br />

in einer Trainingswohnung zu wohnen.<br />

Lebenshilfe: Peter <strong>und</strong> Karin, was hat sich für Sie seit<br />

Peters Umzug nach Murau verändert?<br />

Peter: Obwohl ich das Stadtleben manchmal vermisse, habe<br />

ich meine Entscheidung noch nie bereut. Ich genieße die Zeit<br />

mit Karin sehr.<br />

Karin: Ich fühle mich sehr gut <strong>und</strong> bin froh, dass Peter nun in<br />

Murau ist, ich bin jetzt glücklicher.<br />

Lebenshilfe: Danke für das Gespräch. Für die gemeinsame<br />

Zukunft wünschen wir Ihnen von Herzen alles Gute!<br />

Seite 5


Lebenshilfe Steiermark | Thema<br />

<strong>Fre<strong>und</strong>schaft</strong> & <strong>Partnerschaft</strong><br />

„Gemeinsam sind wir stark“<br />

Beziehung bedeutet nicht immer, dass alles gut läuft <strong>und</strong> schön ist. Machmal ist man auch<br />

mit Kompromissen <strong>und</strong> der gemeinsamen Lösung von Problemen konfrontiert. Aber dennoch lebt<br />

es sich in einer Patnerschaft leichter ... Auch innerhalb der Lebenshilfe Radkersburg gibt es Pärchen.<br />

Reinhold Potzinger ist seit einigen Jahren in der Weberei der Werkstätte Mureck beschäftigt.<br />

Silvia Gödl arbeitet in der Küche der Werkstätte Bad Radkersburg. Die beiden sind seit einem Jahr<br />

ein Paar <strong>und</strong> sprachen mit Marlene Pirkheim über ihre Beziehung <strong>und</strong> ihre gemeinsame Zukunft.<br />

Wie habt ihr euch kennengelernt?<br />

Reinhold: Das erste Mal haben wir uns<br />

vor einigen Jahren bei einem Arzt in<br />

Bad Radkersburg gesehen. Ich war mit<br />

meinem Betreuer zu einer Untersuchung<br />

dort, als Silvia zur Tür hereingekommen<br />

ist. Silvia hat mich angesprochen<br />

<strong>und</strong> mir erzählt, dass sie nach dem<br />

Arztbesuch einkaufen geht. Zu der Zeit<br />

habe ich noch zu Hause gewohnt. Kurz<br />

darauf bin ich in das Wohnhaus Kolpinghaus<br />

gezogen. Seit vier Jahren lebe ich<br />

nun in der betreuten Wohngemeinschaft<br />

in Mureck, wo auch Silvia wohnt.<br />

Wie lange seid ihr schon zusammen?<br />

Reinhold: Am 12. Oktober war es ein<br />

Jahr. Silvia hatte damals noch einen<br />

Fre<strong>und</strong>, der sie schlimm gekränkt hatte.<br />

Die Beziehung zu ihm ist dann in die<br />

Brüche gegangen. Voriges Jahr kamen<br />

wir beide zusammen <strong>und</strong> zum Jahrestag<br />

war ich mit ihr essen.<br />

Silvia: Ein kleines Geschenk hat Reinhold<br />

auch bekommen. Darüber hat er<br />

sich sehr gefreut<br />

Was gefällt dir an Silvia, Reinhold?<br />

Reinhold: Sie ist sehr zuverlässig, lieb,<br />

fesch <strong>und</strong> sie ist nicht auf Geld aus. Sie<br />

schenkt mir immer wieder Kleinigkeiten,<br />

ich kann mit ihr zusammen einkaufen<br />

oder spazieren gehen <strong>und</strong> wir reden<br />

sehr viel miteinander. Wenn sie sich<br />

ärgert, tut es mir auch weh, weil ich<br />

nicht will, dass sie schlecht drauf ist.<br />

Seite 6<br />

Und was gefällt dir an Reinhold, Silvia?<br />

Silvia: Mir gefällt, dass Reinhold immer<br />

ehrlich zu mir ist. Er hört mir zu, wenn<br />

ich Probleme habe oder wenn es mir<br />

schlecht geht. Ich kann immer zu ihm<br />

kommen, wenn mich etwas bedrückt.<br />

Was macht ihr gemeinsam in eurer<br />

Freizeit?<br />

Reinhold: Wir sind jeden Tag zusammen,<br />

weil wir im gleichen Haus wohnen.<br />

Wir sehen zusammen fern <strong>und</strong> ge-<br />

hen Eis essen oder spazieren <strong>und</strong> wir<br />

reden viel miteinander. Zusammen mit<br />

unseren Betreuern gehen wir auch<br />

Nordic Walken. Silvester haben wir gemeinsam<br />

in einem Gasthof gefeiert.<br />

Das war sehr schön.<br />

Silvia: Gemeinsam einkaufen gehen wir<br />

auch manchmal. Reinhold kann sehr gut<br />

kochen, einmal hat er für mich gebackene<br />

Champignons gemacht, die waren<br />

sehr gut. Wir gehen auch sehr gerne<br />

mit Reinholds H<strong>und</strong> spazieren.


Möchtet ihr einmal zusammenziehen?<br />

Reinhold: Ich möchte eigentlich schon für mich alleine<br />

wohnen bleiben. Silvia <strong>und</strong> ich wohnen im<br />

gleichen Gebäude <strong>und</strong> sie kann immer zu mir in<br />

mein Zimmer kommen oder ich komme zu ihr.<br />

Zusammenbleiben will ich schon mit ihr aber in<br />

getrennten Zimmern im gleichen Gebäude.<br />

Silvia: Wenn wir einmal zusammenziehen sollten,<br />

dann erst in ein paar Jahren. Ich glaube schon,<br />

dass wir gemeinsam einen Haushalt führen können.<br />

Ich möchte aber in Mureck wohnen bleiben.<br />

Ich fühle mich dort sehr wohl <strong>und</strong> kenne schon<br />

einige Leute.<br />

Möchtet ihr irgendwann heiraten?<br />

Silvia: Ich kann es mir schon vorstellen aber es<br />

steht noch alles offen.<br />

Reinhold: Nein, ich möchte so mit Silvia zusammenleben<br />

wie jetzt. Ich denke, dass eine Beziehung<br />

eher auseinandergeht wenn man verheiratet<br />

ist.<br />

Möchtet ihr einmal Kinder haben?<br />

Reinhold: Ich habe Kinder sehr gerne, ich habe ja<br />

schon einige Nichten <strong>und</strong> Neffen. Selber möchte<br />

ich aber keine haben, es geht sich ja auch finanziell<br />

nicht aus.<br />

Silvia: Ich habe auch ein paar Nichten <strong>und</strong> Neffen<br />

<strong>und</strong> freue mich immer, wenn ich sie sehe.<br />

Was wünscht ihr euch für eure Beziehung?<br />

Silvia <strong>und</strong> Reinhold: Wir wünschen uns, dass alles<br />

so bleibt wie es ist <strong>und</strong> dass wir immer zusammen<br />

sein können.<br />

Endlich am Ziel<br />

„Für mich sind <strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Partnerschaft</strong> ein sehr<br />

wichtiges Thema, aber auch durchaus kompliziert.“<br />

Erika Heinz, Obfrau des Vereins People First Steiermark<br />

spricht hier offen über ihr Leben – gemeinsam<br />

mit ihrem Partner Bernhard.<br />

Als Mensch mit <strong>Behinderung</strong> ist es nicht einfach, eine <strong>Partnerschaft</strong><br />

zu führen. In meinem Falle führte es sogar dazu,<br />

dass ich von zu Hause ausgezogen bin. Meine Mutter akzeptierte<br />

meinen Fre<strong>und</strong> zwar <strong>und</strong> er war wie ein Sohn für sie,<br />

aber sie sagte, wir sollten ruhig weiterhin eine Wochenendbeziehung<br />

führen. An unser gemeinsames Leben wollte sie<br />

nicht denken ... Ich lebte ja auch in einer Einrichtung <strong>und</strong><br />

Bernhard in einer Trainingswohnung, wo er auf das selbständige<br />

Leben vorbereitet wurde.<br />

Anfangs besuchten wir uns nur gegenseitig, das führte<br />

aber vor allem in der Gruppe, in der ich wohnte, zu Unruhen.<br />

Und auch durfte ich mit meinem Partner nur fortgehen,<br />

wenn ein Betreuer mit dabei war. In dieser Zeit lernten<br />

Bernhard <strong>und</strong> ich uns sehr gut kennen. Wir lernten viel von<br />

einander: Er lernte von mir den Umgang mit dem Rollstuhl<br />

<strong>und</strong> eine gewisse Art von Stärke. Auch, dass man sich lang ersehnte<br />

Wünsche erfüllen muss. Ich wiederum bekam durch<br />

unsere <strong>Partnerschaft</strong> die Kraft, mich von meiner Mutter zu<br />

lösen <strong>und</strong> meinen eigenen Weg zu gehen. Damit ist auch<br />

mein langer Lebenstraum in Erfüllung gegangen: Nämlich mit<br />

Bernhard in einer eigenen Wohnung mit Wohnassistenz zu<br />

leben. Und das ist heute das Schönste für mich.<br />

Seite 7


© H. Schiffer<br />

Lebenshilfe Steiermark | Thema<br />

<strong>Fre<strong>und</strong>schaft</strong> & <strong>Partnerschaft</strong><br />

„Abenteuer Leben“<br />

Helene Berthold ist fünffache Mutter, zwei ihrer Kinder haben eine <strong>Behinderung</strong>.<br />

In „Lebenshilfe“ berichtet sie über die Beziehung zu ihrer Tochter Magdalena –<br />

<strong>und</strong> über die Elternschaft als <strong>Partnerschaft</strong>.<br />

Seite 8<br />

„Ja,<br />

so lange ich mich<br />

irgendwie bewegen<br />

kann, werde ich mein behindertes<br />

Kind zuhause behalten<br />

<strong>und</strong> es selbst betreuen.“ Als junge<br />

Mutter hatte ich diesen Satz<br />

oft gehört. Diese Aussage zog<br />

immer meine Aufmerksamkeit<br />

auf sich: Sie irritierte mich, ja sie<br />

verwirrte mich. Ich hörte aus<br />

diesem Satz zwei extreme Haltungen<br />

heraus: Auf der einen<br />

Seite war da etwas menschlich<br />

sehr Berührendes zu hören,<br />

aber auf der anderen Seite war<br />

da etwas Hartes, fast könnte ich<br />

sagen etwas Quälendes. Damals<br />

dachten mein Mann <strong>und</strong> ich nicht<br />

an diese Zeit der Zukunft unserer<br />

Kinder, denn die Aufgaben,<br />

die zu bewältigen waren, waren<br />

andere.<br />

Wir Eltern mussten uns erst in<br />

das Schicksal fügen lernen. Die<br />

Gegenwart war extrem fordernd<br />

<strong>und</strong> beanspruchte alle<br />

Kräfte. Was wird sein, wenn unsere<br />

Kinder, vor allem unsere<br />

beiden behinderten Kinder, erwachsen<br />

sind – diese Frage stellte<br />

sich uns nicht …<br />

Dann kam die Zeit, wo unsere<br />

Kinder nach <strong>und</strong> nach erwachsen<br />

wurden. Die beiden Ältesten<br />

waren ausgezogen <strong>und</strong> auch<br />

Magdalena, unsere behinderte<br />

Tochter, war eine Frau geworden.<br />

Natürlich waren auch wir<br />

Eltern in die Jahre gekommen.<br />

Die notwendige tägliche Unter-<br />

stützung, die wir unseren Kindern mit<br />

<strong>Behinderung</strong> zukommen ließen, empfanden<br />

wir oft als überfordernd. Auch<br />

der Ablösungsprozess, speziell zwischen<br />

Mutter <strong>und</strong> Tochter, konnte in<br />

dieser engen Konstellation nicht richtig<br />

stattfinden. Dies zehrte ebenfalls an unseren<br />

Kräften. So reifte Stück für Stück<br />

der Entschluss, für Magdalena eine<br />

Wohnmöglichkeit außer Haus zu finden.<br />

Neue Wege. Nach einem informativen<br />

Gespräch mit Eva Skergeth-Lopic´, die<br />

für den Bereich „Wohnen“ der Lebenshilfe<br />

Graz <strong>und</strong> Umgebung – Voitsberg<br />

zuständig ist,<br />

haben wir<br />

Magdalena<br />

für einen<br />

Wohnplatz<br />

angemeldet.<br />

Im Herbst<br />

2004 wurde<br />

Ein Ablösungsprozess<br />

zwischen<br />

Mutter <strong>und</strong> Tochter,<br />

der bis heute<br />

andauert.<br />

es ernst: Ein vollzeitbetreuter Wohnplatz<br />

war frei geworden. Wir willigten<br />

ein <strong>und</strong> damit setzte sich ein Ablösungs<strong>und</strong><br />

Lernprozess in Gang, der bis heute<br />

andauert.<br />

Magdalena, die zeitliche Orientierungsprobleme<br />

hat, fand es spannend,<br />

in die zukünftige Gruppe schnuppern<br />

zu gehen, auch das Zimmer herzurichten<br />

war lustig, aber Vorstellung über ihre<br />

veränderte Zukunft hatte sie keine.<br />

Da sie ganz stark im Augenblick lebt, ist<br />

das eben schwierig für sie … Gut eineinhalb<br />

Jahre lebt sie nun in ihrem<br />

„Abenteuer“: Wohnen <strong>und</strong> Leben mit<br />

anderen Menschen. Alltagsunterstüt-


zung von anderen anzunehmen, unterstützt ihre Ablösung<br />

von uns sehr. Es ist ein Lernprozess für alle –<br />

für Magdalena, für uns Eltern <strong>und</strong> die Geschwister.<br />

„Da sie stark im<br />

Augenblick lebt,<br />

ist das schwierig<br />

für sie.“<br />

Die Arbeitsentlastung,<br />

die durch Magdalenas<br />

Auszug von Zuhause gegeben<br />

war, war vom ersten<br />

Tag an positiv. Anders<br />

erlebten wir ihre<br />

sonstige Abwesenheit. Wir vermissten ihre Alltagsrituale,<br />

die gemeinsamen St<strong>und</strong>en, aber auch ihre<br />

Konflikte mit uns. Wir Eltern müssen lernen, die<br />

Unterstützung <strong>und</strong> Begleitung nun in die Hände der<br />

BetreuerInnen zu legen, auf ihr Können zu vertrauen,<br />

aber auch die Augen offen zu halten, um die Abläufe<br />

in einem Wohnhaus besser zu verstehen. Gegebenenfalls<br />

ist es notwendig, Änderungsvorschläge<br />

einzubringen.<br />

Zusammenfassend würde ich sagen, dass es von allen<br />

Beteiligten große Bereitschaft zur Zusammenarbeit<br />

verlangt, um für Magdalena gute Bedingungen zu<br />

schaffen, diese gravierende Veränderung in ihrem Leben<br />

zu meistern. Aber das Gefühl, unserer Tochter einen<br />

guten Weg geöffnet zu haben, ist gegeben.<br />

Siegfried Z. ist<br />

Künstler bei<br />

„Randkunst”.<br />

Vor allem Aktzeichnungenbestimmen<br />

seine<br />

kreative Arbeit.<br />

Im Gespräch<br />

Siegfried Z. ist Künstler im Malatelier Randkunst Graz der<br />

Lebenshilfe Graz <strong>und</strong> Umgebung – Voitsberg. Hier spricht<br />

er über <strong>Partnerschaft</strong> <strong>und</strong> die Partnersuche, die sich nicht<br />

immer ganz einfach gestaltet.<br />

Lebenshilfe: Herr Z., wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine<br />

Kontaktanzeige zu schreiben?<br />

Siegfried Z.: Ich hab das in der Lebenshilfe-Zeitung gesehen <strong>und</strong><br />

dann bin ich selber draufgekommen, dass ich da was machen könnte.<br />

Dann hab ich zur Ingrid (der Betreuerin, Anm. der Red.) gesagt,<br />

dass ich das machen will.<br />

Lebenshilfe: Was haben Sie da hineingeschrieben?<br />

Siegfried Z.: Dass ich in der Malwerkstätte arbeite, dass ich gern<br />

Sternzeichen male, gern spazieren gehe <strong>und</strong> vor allem, dass ich<br />

gern bei TUMAWAS mitmache <strong>und</strong> in die Brücke gehe.<br />

Lebenshilfe: Hat sich jemand gemeldet?<br />

Siegfried Z.: Nix, niemand hat sich gemeldet, dann hab ich aufgehört.<br />

Aber ich hab einmal gesehen, dass jemand aus Mürzzuschlag<br />

einen Brieffre<strong>und</strong> sucht. Dort hab ich dann was hingeschickt <strong>und</strong><br />

die Brieffre<strong>und</strong>in hab ich noch immer.<br />

Lebenshilfe: Sie haben also eine Brieffre<strong>und</strong>in gef<strong>und</strong>en, mit der<br />

<strong>Partnerschaft</strong> hat sich aber nichts ergeben …<br />

Siegfried Z.: Ich hab schon eine Fre<strong>und</strong>in. Naja ein bisschen … mit<br />

der Magdi, aber nicht viel.<br />

Lebenshilfe: Wo haben Sie Ihre Fre<strong>und</strong>in kennen gelernt?<br />

Siegfried Z.: Bei TUMAWAS <strong>und</strong> in der Brücke.<br />

Lebenshilfe: Was ist für Sie in einer <strong>Partnerschaft</strong> wichtig?<br />

Siegfried Z.: Zusammen leben <strong>und</strong> sich ganz nah zu sein.<br />

Lebenshilfe: Sie sind ja Künstler bei Randkunst <strong>und</strong> malen gerne<br />

Frauen <strong>und</strong> Akte, warum?<br />

Siegfried Z.: Ich mach das gern; Frauen zeichnen <strong>und</strong> die Männer<br />

auch.<br />

Lebenshilfe: Danke für das Gespräch!<br />

Seite 9


Lebenshilfe Steiermark | Thema<br />

<strong>Fre<strong>und</strong>schaft</strong> & <strong>Partnerschaft</strong><br />

„Was ist für dich ein<br />

Fre<strong>und</strong> oder eine<br />

Fre<strong>und</strong>in?“ ...<br />

... Diese Frage haben wir unseren K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en der<br />

Tageswerkstätte Feldbach gestellt <strong>und</strong> interessante, liebevolle,<br />

für jeden von uns nachvollziehbare aber auch überraschende<br />

Zitate erhalten. Manche dieser Antworten brauchten viel<br />

Zeit <strong>und</strong> Geduld ... andere wiederum kamen ganz spontan.<br />

Jeder weitere Kommentar meinerseits erübrigt sich beim<br />

Durchlesen dieser teils berührenden Worte ... Wie sehr man<br />

oder frau sich doch selbst darin wiederfindet, bei<br />

der Überlegung, was einen Fre<strong>und</strong> oder eine Fre<strong>und</strong>in ausmacht<br />

... Mag. Yasmin Herzog-Lipp<br />

>> „Meine Fre<strong>und</strong>in sollte Pullover<br />

anziehen, bunten Rock, Schuhe mit<br />

Mascherl. Soll blonde Haare haben<br />

<strong>und</strong> rote Lippen. Augenfarbe ist egal.<br />

Sie trägt Ohrringe <strong>und</strong> Ring.“<br />

Robert T.<br />

>> „Gehe mit meiner Fre<strong>und</strong>in spazieren,<br />

tanzen, essen ... Ich hätte gerne<br />

einen Fre<strong>und</strong> zum Küssen <strong>und</strong> so ...<br />

wenns so was gibt. Oja, hätte ich gerne.“<br />

Rosalinde T.<br />

>> [Nach langem Nachdenken]<br />

„Mama“ Gerald K .<br />

>> „Eine Brieffre<strong>und</strong>in habe ich<br />

schon. Eigentlich habe ich keinen<br />

Fre<strong>und</strong>.“ Maria S.<br />

>> „Manfred, Elisabeth <strong>und</strong> Werner“<br />

[die BetreuerInnen] Michi W.<br />

>> „Ein Helfer, der alles zuwitrogt.“<br />

Markus P.<br />

Seite 10<br />

>> „Ein Fre<strong>und</strong> ist da zum Fortgehen,<br />

Ausgehen.“ Birgit S.<br />

>> „Teresa, weil wir uns gegenseitig<br />

ärgern <strong>und</strong> uns viel erzählen.“<br />

Karl P.<br />

>> „Mit der man ins Kino geht, telefoniert<br />

<strong>und</strong> schwimmen geht. Auch<br />

bei ihr übernachtet.“ Evelyn W.<br />

>> „Doris ist meine Fre<strong>und</strong>in. Fre<strong>und</strong>e<br />

sind, wer mir hilft, mich führt ...“<br />

[sehbeeinträchtigt] Anonym<br />

>> „<strong>Fre<strong>und</strong>schaft</strong> ist Spielen, etwas<br />

unternehmen. Zuhause habe ich keine<br />

Fre<strong>und</strong>e. Ich bin immer allein unterwegs.<br />

In der Arbeit ist Karl mein<br />

Fre<strong>und</strong>. Wir sind schon zusammen in<br />

die Schule gegangen. Er ist mein<br />

Fre<strong>und</strong>, weil er nett <strong>und</strong> tüchtig ist<br />

<strong>und</strong> ich mich gut mit ihm verstehe.<br />

Fre<strong>und</strong>innen habe ich keine.“<br />

Anonym


„... Der Fre<strong>und</strong> tut mit der Fre<strong>und</strong>in<br />

auch ein Busserl geben.“ Anonym<br />

>> „Wenn ich mich mit dem Fre<strong>und</strong> gut<br />

verstehe <strong>und</strong> mit ihm eine Gaudi habe.<br />

Und er soll einen Charakter haben, er soll<br />

mir nicht ins Gesicht lügen. Fre<strong>und</strong>in habe<br />

ich keine. Wenn ich eine Fre<strong>und</strong>in hätte,<br />

würde ich sie fest einteilen zur Hausarbeit.<br />

Wenigstens ein bissl.“ Thomas T.<br />

>> „Hilfebereit, nett, kann ihm alles erzählen<br />

...“ Gabriel M.<br />

>> „Ich weiß was eine Fre<strong>und</strong>in ist. Ich<br />

habe schon eine gehabt. Sie hat bei mir<br />

oft angerufen. Wir haben über Sex gesprochen.<br />

Ich habe sie in der Sonderschule<br />

kennen gelernt ... Ich bin mit den<br />

Fre<strong>und</strong>innen fortgegangen, ins Kaffeehaus<br />

<strong>und</strong> zu den Festen ...“ Alfred F.<br />

>> „A Frau“ Werner S.<br />

>> „Ein Fre<strong>und</strong> ist jemand, der mich gerne<br />

hat ... jemand, mit dem man viel reden<br />

kann zum Beispiel über Probleme. Ich würde<br />

mit einem Fre<strong>und</strong> Ausflüge machen.<br />

Wenn es eine richtige Beziehung wäre,<br />

würde ich mich sogar von einem Fre<strong>und</strong><br />

waschen lassen, aber nur, wenn er Interesse<br />

daran zeigen würde.“ Manuela S.<br />

>> „Papa, Spielen, Nicole“ Franz S.<br />

>> „... Seppi ist mein Fre<strong>und</strong>, weil er<br />

schöne Haare hat ...“ Doris H.<br />

PARTNERSUCHE<br />

Brieffre<strong>und</strong>schaft. Ich heiße Markus<br />

Jessner, bin 27 Jahre alt <strong>und</strong> suche eine<br />

Fre<strong>und</strong>in zum kennen lernen <strong>und</strong> mehr.<br />

Sie soll zwischen 20 <strong>und</strong> 28 Jahre alt<br />

sein. Meine Hobbys sind Langlaufen,<br />

Schifahren, ich liebe Volksmusik <strong>und</strong><br />

mehr ... Meine Adresse: Markus Jessner,<br />

Grazerstraße 6/2, 8753 Fohnsdorf.<br />

Du erreichst mich auch unter<br />

Tel. 03573 / 34 25 23, erreichbar bis 20 Uhr.<br />

Hallo! Ich heiße Benjamin. Ich möchte gerne ein Mädchen<br />

kennen lernen. Meine Hobbys sind schwimmen, Eisstock schießen,<br />

klettern, Radtouren, wandern, ausgehen, Ski fahren, Schneeballschlachten<br />

machen, Eislaufen <strong>und</strong> fernsehschauen. Ich würde<br />

mich sehr freuen, wenn ich einen Brief von dir kriege. Vielleicht<br />

können wir dann auch mal zusammen Essen oder ins<br />

Kino gehen. Kontakt: Benjamin Resedaritz, Mariazellerstr.<br />

52, 8605 Kapfenberg oder 0676 / 60 71 401<br />

Hallo! Ich heisse Cornelia <strong>und</strong> unterhalte mich gern. Meinst<br />

du wir könnten Telefonpartner werden? Ich bin 22 Jahre jung<br />

<strong>und</strong> in St. Johann im Sausal daheim. Diese Gemeinde schließt<br />

der Bezirk Leibnitz ein. Die Tageswerkstätte Arnfels ist mein<br />

Arbeitsplatz, genauer gesagt fand ich in der Kreativgruppe meinen<br />

Platz. Hast du Lust, hin <strong>und</strong> wieder mit mir zu telefonieren<br />

oder zu sms’n? Dann darfst du mich anrufen. Nicht vergessen!<br />

Meine Telefonnummer: 0664 / 47 69 833. Ruf mich gleich<br />

an, es ist nichts dabei. Deine Cornelia!<br />

Hallo, ich heiße Regina Penz <strong>und</strong> bin<br />

30 Jahre alt. Ich suche im Raum Judenburg<br />

bis Leoben oder Murau einen netten<br />

Brieffre<strong>und</strong>. Bei besserem Kennen<br />

ist persönlicher Kontakt nicht ausgeschlossen.<br />

Meine Hobbys sind Musik hören,<br />

spazieren gehen <strong>und</strong> Kaffee trinken!<br />

Meine Adresse lautet: Regina Penz,<br />

Christophorusweg 15, 8750 Judenburg.<br />

Ich würde mich auf deine baldige Nachricht sehr freuen!<br />

Hallo, ich heiße Alex <strong>und</strong> bin in der Lebenshilfe Salzburg. Ich<br />

möchte mit gleichgesinnten <strong>und</strong> lustigen Leuten, die etwas<br />

mehr über mich wissen möchten <strong>und</strong> gerne Briefe schreiben,<br />

Kontakt aufnehmen. Ich würde mich sehr darüber freuen.<br />

Liebe Grüße einstweilen, Alex.<br />

Kontakt: Alexander Holzleitner, Uferstraße 17, 5071 Wals /<br />

Viehhausen<br />

Seite 11


Lebenshilfe Steiermark | Thema<br />

<strong>Fre<strong>und</strong>schaft</strong> & <strong>Partnerschaft</strong><br />

„Ewald <strong>und</strong> ich“<br />

Hallo! Ich bin Monika Bachmair<br />

<strong>und</strong> bin Leserin der Lebenshilfe-<br />

Zeitung. Ich bin seit 11. Oktober<br />

1993 in der Lebenshilfe in Weiz.<br />

2003 habe ich in das Heft geschrieben,<br />

dass ich einen Partner suche.<br />

Und gleich hat sich der Ewald gemeldet<br />

– seit dem habe ich den.<br />

Dann haben sich noch zwei<br />

gemeldet.<br />

D<br />

as erste Mal war ich in Graz,<br />

dort habe ich Ewald kennen gelernt.<br />

Dann war ich bei ihm in Admont<br />

einen Tag. Ich bin jetzt drei Jahre zusammen<br />

mit ihm. Früher habe ich geschrieben<br />

<strong>und</strong> jetzt rufe ich ihn an – <strong>und</strong> es<br />

geht gut. Er macht immer Spaß mit mir<br />

<strong>und</strong> dann mache ich Spaß mit ihm.<br />

Ich habe eine Stiefmutter, einen Papa<br />

<strong>und</strong> zwei Brüder. Ich mache gerne<br />

Sport: Schwimmen, laufen, Rad fahren.<br />

Ich habe beim Stock schießen den ersten<br />

Platz gemacht <strong>und</strong> eine silberne<br />

Medaille gewonnen. Ich war gerne turnen<br />

bei „Christina lebt“ <strong>und</strong> ins „I-Kaffee“<br />

gehe ich gerne. Nur Turnen ist jetzt<br />

aus, wann es wieder anfangt, weiß ich<br />

noch nicht. Ich gehe zur Volkshilfe.<br />

Erst war ich in der Cafeteria, jetzt gibt es<br />

die nicht mehr. Jetzt bin ich aber noch<br />

dort <strong>und</strong> arbeite im Speisesaal. Ich habe<br />

eine Wohnung in der Lebenshilfe. Dort<br />

wohnen ich <strong>und</strong> eine Mitbewohnerin.<br />

Wir haben eine Küche. Meine Mitbewohnerin<br />

<strong>und</strong> ich kochen zusammen<br />

oder wir wechseln uns beim Putzen ab.<br />

Ich wohne da zweieinhalb Jahre schon.<br />

Ich habe einen Computerkurs gemacht<br />

vom 3. Mai bis 6. Juni 2005. Das habe ich<br />

jetzt selbst geschrieben.<br />

Monika Bachmair<br />

Seite 12<br />

Fre<strong>und</strong>e<br />

fürs Leben<br />

Seit vielen Jahren gibt es die Rubrik „Partnersuche“ in der<br />

Lebenshilfe-Zeitung, die Menschen mit <strong>Behinderung</strong> die Suche<br />

nach einem Partner erleichtern soll. Hier haben sich im Laufe der<br />

Zeit viele Menschen gesucht <strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en. – Wenn auch nicht<br />

immer als Paare fürs Leben, aber oft als Fre<strong>und</strong>e fürs Leben.<br />

Denn mit einem guten Fre<strong>und</strong> oder einer guten Fre<strong>und</strong>in an<br />

der Seite lässt es sich leichter leben ...<br />

Große Erwartungen<br />

Hallo, mein Name ist Helmut, ich bin 36 Jahre alt, lebe <strong>und</strong> arbeite<br />

seit r<strong>und</strong> drei Jahren in der Lebenshilfe Knittelfeld.<br />

P<br />

artnerschaft beziehungsweise Partnersuche sind auch in meinem Leben ein<br />

sehr wichtiges Thema. Es ist nicht einfach, eine Fre<strong>und</strong>in oder eine Partnerin<br />

zu finden, daher habe ich vor einem Jahr eine Anzeige in die Lebenshilfe-Zeitung gesetzt.<br />

Die Erwartungen waren groß! Eine Frau hatte ebenfalls eine Anzeige in der<br />

Zeitung aufgegeben. Ich habe ihr daraufhin gleich geschrieben <strong>und</strong> durch die Unterstützung<br />

meiner BetreuerInnen konnte ich meine Briefbekanntschaft besuchen; <strong>und</strong><br />

sie mich auch. Wir haben uns sehr gut verstanden,<br />

es war schön, eine Fre<strong>und</strong>in gef<strong>und</strong>en<br />

zu haben, mit der man Erlebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

austauschen kann. Für eine <strong>Partnerschaft</strong><br />

hat es aber leider nicht gereicht, zudem<br />

auch die örtliche Entfernung zwischen<br />

uns hinderlich war. Nun bin ich erneut auf der<br />

Suche nach einer Partnerin <strong>und</strong> hoffe, dass ich<br />

vielleicht auf diesem Wege wieder jemanden<br />

finden werde ...<br />

>> Helmut Sattler ist K<strong>und</strong>e der<br />

Lebenshilfe Knittelfeld. Wenn Sie ihm<br />

schreiben möchten: Er wohnt am<br />

Unzdorfweg 2, in 8720 Knittelfeld.


Licht <strong>und</strong> Schatten<br />

Unter dem Motto „Wir <strong>und</strong> unsere<br />

Geschichten“ fand ein therapeutisches<br />

Projekt der Lebenshilfe Radkersburg r<strong>und</strong> um<br />

Beziehungen statt.<br />

B<br />

ereits zum zweiten Mal fand im Schloss Halbenrain ein<br />

Workshop mit der Tanztherapeutin Carmen List <strong>und</strong> der<br />

Kunsttherapeutin Christa Herrmann statt. So erarbeiteten die<br />

K<strong>und</strong>Innen der Lebenshilfe Radkersburg eine Woche lang Beziehungsthemen.<br />

Ziel des Workshops war es, sich auf andere<br />

einzulassen <strong>und</strong> die Rahmenbedingungen für ein Leben in Beziehung<br />

zu erkennen ... Wie gehe ich mit meinem Gegenüber um?<br />

Wie gestalte ich Beziehung? Wie viel Nähe oder Distanz brauchen<br />

ich <strong>und</strong> der andere?<br />

Wie gestalte ich<br />

Beziehung?<br />

Übrigens: Im Rahmen der Abschlussveranstaltung<br />

im Festsaal der Stadtgemeinde<br />

Mureck zeigten die TeilnehmerInnen eine<br />

beeindruckende Performance im Licht <strong>und</strong> Schatten <strong>und</strong> wurden<br />

dabei mit gebührendem Applaus von über h<strong>und</strong>ert ZuschauerInnen<br />

belohnt. Die in der Projektwoche erarbeiteten<br />

Themen konnten anschließend in der künstlerischen Umsetzung<br />

in verschiedenen Medien – Bilder <strong>und</strong> Skulpturen – bew<strong>und</strong>ert<br />

werden. Der dritte <strong>und</strong> letzte Teil des Projektes findet<br />

im April 2007 statt.<br />

Wahre <strong>Fre<strong>und</strong>schaft</strong> zählt<br />

Die Chance, über die Lebenshilfe-Zeitung einen<br />

Partner zu finden, wird auch von den K<strong>und</strong>Innen der<br />

Lebenshilfe Radkersburg gerne genutzt. Manchmal<br />

entsteht aus einer Brieffre<strong>und</strong>schaft auch eine Beziehung<br />

... Anita Russ, K<strong>und</strong>in der Lebenshilfe Radkersburg,<br />

erzählt hier von ihren Erfahrungen mit<br />

<strong>Partnerschaft</strong>sanzeigen.<br />

I<br />

m Jahr 2004 gab ich eine Anzeige bezüglich Brieffre<strong>und</strong>schaften<br />

in die Lebenshilfe-Zeitung. Ich erhielt<br />

32 Antworten auf meine Anzeige <strong>und</strong> in den darauf folgenden<br />

Tagen stieg meine Telefonrechnung sehr hoch ... Bald<br />

merkte ich, dass mir ein Mann besonders gut gefiel. Wir telefonierten<br />

öfter <strong>und</strong> haben uns auch einige Male getroffen.<br />

Wir sind zusammen essen gegangen oder machten es uns<br />

bei mir zu Hause gemütlich. Einmal waren wir auch bei einem<br />

Konzert. Mit Peter telefoniere ich noch immer ab <strong>und</strong><br />

zu. Es ist schön, dass aus dieser Anzeige eine solche<br />

<strong>Fre<strong>und</strong>schaft</strong> entstanden ist, die noch immer hält. Darum<br />

grüße ich Peter aus Lassing ganz herzlich <strong>und</strong> sage „Danke<br />

für die gemeinsamen St<strong>und</strong>en“. Bei einem zweiten jungen<br />

Mann wartete ich leider vergeblich auf die von ihm gemachten<br />

Versprechungen. Leider wurde nichts daraus, was mich<br />

traurig machte.<br />

Aber ich finde es<br />

toll, dass es die<br />

Partnersuche der<br />

Lebenshilfe gibt.<br />

„Meine Fre<strong>und</strong>in<br />

Susanne <strong>und</strong> ich am<br />

Kienzerhof in Trahütten“,<br />

Anita Russ<br />

Seite 13


Lebenshilfe Steiermark | Thema<br />

<strong>Fre<strong>und</strong>schaft</strong> & <strong>Partnerschaft</strong><br />

>> Zu guter Letzt<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Behinderung</strong><br />

Unsere Gesellschaft ist schon sehr offen <strong>und</strong><br />

trotzdem ist es etwas sehr Privates, über<br />

<strong>Sexualität</strong> zu sprechen – noch dazu im<br />

Zusammenhang mit intellektueller<br />

<strong>Behinderung</strong>. Von Daniela Gruber<br />

I<br />

n der Lebenshilfe versuchen wir, nach dem Prinzip<br />

der Normalität zu leben <strong>und</strong> unseren K<strong>und</strong>en ein<br />

möglichst normales Leben zu bieten – mit dosierter Begleitung.<br />

<strong>Sexualität</strong> ist ein Gr<strong>und</strong>bedürfnis. Das Ausleben<br />

stößt jedoch sehr rasch auf Grenzen. Für die Bewohner-<br />

Innen unserer Wohnhäuser besteht der große Wunsch,<br />

einen Partner oder eine Partnerin zu finden, dies stellt<br />

sich jedoch als fast unmöglich dar. Zahlreiche Versuche,<br />

wie etwa Kontaktanzeigen aufzugeben, sind schon fehlgeschlagen<br />

...<br />

Unbefriedigte <strong>Sexualität</strong> führt teilweise zu psychischen<br />

Erkrankungen, die fachärztlich behandelt werden<br />

müssen. Die Gabe von Tabletten kann zwar eine Symptomverbesserung<br />

bringen, nicht jedoch eine Lösung des<br />

Gr<strong>und</strong>problems. Erschwerend hinzu kommt noch die<br />

Einstellung mancher Eltern, die durch ihre Erziehung<br />

oder ihre Lebensumstände eben nicht anders können:<br />

<strong>Sexualität</strong> stellt für sie ein absolutes Tabuthema dar, sie<br />

vertreten oft die Meinung, ihre Kinder haben <strong>und</strong> brauchen<br />

keine <strong>Sexualität</strong> in ihrem Leben.<br />

Wie können Begleiterinnen <strong>und</strong> Begleiter helfend eingreifen?<br />

Trotz zahlreicher Literatur <strong>und</strong> Gesprächen mit<br />

Fachleuten fanden wir noch keine wirklich gute Lösung.<br />

Wir können keinen Partner „herzaubern“ <strong>und</strong> wir wollen<br />

keine Bordellbesuche vorschlagen.<br />

Vielleicht können Sie etwas zu diesem Thema beitragen,<br />

liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser. – Welche Möglichkeiten<br />

sehen Sie für Menschen mit <strong>Behinderung</strong>,<br />

auch im Bereich der <strong>Sexualität</strong> so „wie andere<br />

auch“ leben zu können?<br />

>> Schreiben Sie uns!<br />

Landesverband der Lebenshilfe Steiermark,<br />

Schießstattgasse 6, 8010 Graz<br />

Daniela Gruber ist Leiterin der Lebenshilfe Knittelfeld.<br />

Seite 16<br />

On Board –<br />

Die Onboardis<br />

Eine <strong>Partnerschaft</strong> der besonderen Art:<br />

Die Onboardis der Lebenshilfe<br />

Graz <strong>und</strong> Umgebung – Voitsberg.<br />

D<br />

ie Lebenshilfe Graz <strong>und</strong> Umgebung – Voitsberg liefert einen<br />

Verkaufsschlager: Die Onboardis. Die kleinen Unikate<br />

werden von Menschen mit <strong>Behinderung</strong> in der Tageswerkstätte<br />

Söding geschaffen. Onboardis können als Brosche, Schlüssel-<br />

oder Halsbandanhänger getragen werden, in Kleidung eingenäht<br />

oder in Laufschuhe eingeb<strong>und</strong>en werden. In der Region<br />

Voitsberg gelten die kleinen Kunstwerke mittlerweile als beliebte<br />

Kult- <strong>und</strong> Tauschobjekte.<br />

Die treibende Kraft hinter den Onboardis ist Peter Sandor-<br />

Guggi vom Turn- <strong>und</strong> Sportverein Kainach (TUS Kainach): „Ein<br />

Onboardi kostet zwei Euro <strong>und</strong> fünfzig Cent. Ein Euro davon<br />

kommt dem Steirischen Behinderten-Sportverband (StBSV)<br />

bzw. dem Kinder- <strong>und</strong> Jugend-Behindertensport – JBS Steiermark,<br />

REHAzentrum Tobelbad – zu Gute; ein Euro <strong>und</strong> zwanzig<br />

Cent ergehen an die Tageswerkstätte Söding. Die restlichen<br />

30 Cent kommen in<br />

den Topf ‚Projektförderung/Projektkosten’,<br />

aus welchem<br />

unter anderem finanzielle<br />

Vorleistungen<br />

für Onboardis-Bestellungen,Werbemaßnahmen<br />

<strong>und</strong> dergleichen<br />

abgedeckt werden“,<br />

so Sandor-Guggi.<br />

Übrigens tragen<br />

die Schmuckstücke<br />

den Namen Onboardi<br />

aus einem bestimmten<br />

Gr<strong>und</strong>: „Wir wollen<br />

alle herzlich Willkommen<br />

an Bord heißen,<br />

um gemeinsam<br />

mit <strong>und</strong> für Menschen<br />

mit <strong>Behinderung</strong> erfolgreich<br />

zu sein“, sagt<br />

Peter Sandor-Guggi.


Im Gespräch mit<br />

Peter Sandor-Guggi<br />

Lebenshilfe: Die Onboardis sind kleine<br />

Kultobjekte. Herr Sandor-Guggi, Sie sind<br />

die treibende Kraft hinter den Onboardis.<br />

Welche Emotion steht dahinter?<br />

Peter Sandor-Guggi: Ein solches Projekt<br />

unaufhörlich zu beleben <strong>und</strong> auszudehnen<br />

erfordert viel Energie. Schon viele<br />

Menschen haben das Onboardis-Projekt<br />

beispielgebend begleitet <strong>und</strong> unterstützt,<br />

die Onboardis-Gemeinschaft wird ständig<br />

größer <strong>und</strong> größer. Die überaus positive<br />

Resonanz der Bevölkerung gibt einem<br />

die hiefür erforderliche Kraft. Und<br />

das Streben nach einem gemeinsamen<br />

Erfolg mit <strong>und</strong> für Menschen mit <strong>Behinderung</strong><br />

bedeutet zugleich eine besondere<br />

Herausforderung. Gemeinsam können<br />

<strong>und</strong> werden wir es schaffen!<br />

Lebenshilfe: Und Ihre Emotion?<br />

Peter Sandor-Guggi: Viele emotionale<br />

Aspekte stecken hinter dem Onboardis-Projekt.<br />

Zum einen sind es die<br />

schier unglaublichen Leistungen von<br />

Menschen mit <strong>Behinderung</strong>. Das künstlerische<br />

Wirken <strong>und</strong> die Fingerfertigkeiten<br />

bei den Ton-, Schmuck- <strong>und</strong> Industriearbeiten<br />

in den Tageswerkstätten beeindrucken<br />

mich zutiefst! Als ich das erste<br />

Mal die Tageswerkstätte der Lebenshilfe<br />

GUV in Söding betrat, war ich regelrecht<br />

überwältigt von den faszinierenden<br />

Kunstwerken. Unbeschreiblich, welch<br />

kreatives Schaffen dort vorherrscht. Die<br />

Malkunstwerkstätte „Randkunst“ wurde<br />

für mich zum Inbegriff künstlerischen<br />

Wirkens.<br />

Lebenshilfe: Was ist Ihr Motto?<br />

Peter Sandor-Guggi: Unter dem Motto<br />

„Gemeinsam mit <strong>und</strong> für Menschen erfolgreich<br />

sein!“ sollten viele weitschichtige<br />

emotionale Netze angesprochen wer-<br />

den. Der Erfolg gibt uns auch Recht, denn<br />

mittlerweile sind schon viele Institutionen<br />

– Sportvereine, Firmen, Schulen, <strong>und</strong> viele<br />

mehr – an Bord gegangen. Und dies alles,<br />

obwohl wir uns noch in den Kinderschuhen<br />

befinden. Die Onboardis sind<br />

wirklich als eine Einladung an ALLE Erdenbürger<br />

zu verstehen, gemeinsam mit<br />

Menschen mit <strong>Behinderung</strong> an Bord zu<br />

gehen!<br />

Lebenshilfe: Wie begann alles? – Und<br />

wie kam es zu Ihrem Engagement?<br />

Peter Sandor-Guggi: Im Jahre 2004 wurde<br />

mir seitens TUS Kainach, einem weststeirischen<br />

TOP-Verein in der Leichtathletik-<br />

<strong>und</strong> Triathlonszene, die organisatorischeVerantwortung<br />

zur Ausrichtung<br />

des Berglaufklassikers,<br />

den „InternationalenBergmarathon<br />

Kainach“,<br />

übertragen. Für<br />

mich war von<br />

Anbeginn klar,<br />

dass ein solch besondererSportevent<br />

nur unter Teilnahme<br />

<strong>und</strong> Mitwirkung<br />

ALLER ausgetragen werden<br />

sollte – <strong>und</strong> selbstverständlich gehören<br />

dazu auch Menschen mit <strong>Behinderung</strong>.<br />

Es folgte eine Kooperation mit dem Steirischen<br />

Behindertensportverband<br />

(StBSV) <strong>und</strong> dies sollte erst der Anfang einer<br />

erfolgreichen Zusammenarbeit sein.<br />

Wichtig war mir dabei, auf eine längerfristige<br />

Ausrichtung dieser <strong>Partnerschaft</strong><br />

Bedacht zunehmen; Bereits ein Jahr später,<br />

am 1. Oktober 2005, fiel der Startschuss<br />

anlässlich der „Österreichischen<br />

Meisterschaften im Straßenlauf der Behinderten“,<br />

in Unterpremstätten für das<br />

wohl unvergleichliche Onboardis-Projekt.<br />

Nebst der organisatorischen Mitwirkung<br />

<strong>und</strong> aktiven Unterstützung seitens<br />

TUS Kainach samt allen SpitzenathletInnen<br />

des Vereins mutierte diese Veranstaltung<br />

zu einem unvergesslichen Erlebnis<br />

<strong>und</strong> die Onboardis feierten schließlich eine<br />

fulminante Premiere.<br />

Lebenshilfe: Mit diesem Projekt unterstützen<br />

Sie auch Sportler mit <strong>Behinderung</strong><br />

...<br />

Peter Sandor-Guggi: Das Onboardis-<br />

Konzept ist so ausgelegt, dass ein Teil des<br />

Verkaufserlöses für die Sportförderung<br />

von Menschen mit <strong>Behinderung</strong> eingesetzt<br />

wird. Die Quintessenz unseres<br />

gemeinsamen Onboardis-Projektes<br />

liegt<br />

darin, sportliche <strong>und</strong><br />

künstlerische Aktivitäten<br />

von Menschen<br />

mit <strong>Behinderung</strong><br />

zu unterstützen,<br />

auf deren<br />

Leistungen<br />

aufmerksam zu<br />

machen <strong>und</strong> diese<br />

auch zu würdigen.<br />

Natürlich fehlen uns<br />

vorerst noch die Mittel um<br />

diese Ambitionen im großen Stil<br />

zu realisieren, aber immerhin können wir<br />

schon ein paar Dinge umsetzen – zum<br />

Bespiel: Die Förderung einer steirischen<br />

Behinderten-Schisportlerin im Nachwuchsbereich<br />

sowie Sportrollstühle für<br />

die Kinder im REHAzentrum Tobelbad<br />

<strong>und</strong> JBS Kapfenberg. Super wäre, wenn<br />

es uns bis Jahresende gelänge, für unsere<br />

Blinden-SportlerInnen ein Budget zur<br />

Trainingsförderung in Form eines Tandem-Rades<br />

parat zu haben.<br />

Lebenshilfe: Danke für das Gespräch<br />

<strong>und</strong> alles Gute!<br />

Seite 17


Lebenshilfe Steiermark | Magazin<br />

Interessenvertretung<br />

Solide Finanzen <strong>und</strong> angemessene Kontrolle.<br />

Die Finanzlage muß rechtzeitig erkennbar sein.<br />

Von Johann F. Lampel<br />

Nicht nur dem Vereinsfunktionär muss das Rechnungswesen des Vereines eine angemessene Kontrolle<br />

ermöglichen. Auch Rechnungsprüfer, Subventionsprüfer, öffentliche <strong>und</strong> private Geldgeber, Finanzbehörden,<br />

Krankenkassen, etc. werden die Prüfungshandlungen auf das Rechnungswesen stützen.<br />

Was muss der Funktionär beim<br />

Rechnungswesen beachten?<br />

Um den Bestand eines Vereines durch solide Finanzen zu sichern,<br />

wird der Funktionär gezwungen, das Rechnungswesen<br />

stärker (als vielleicht bisher) zu beachten.<br />

1. Der Funktionär muss dafür sorgen, dass die Finanzlage<br />

rechtzeitig erkennbar ist! Dies wird durch die Umsetzung<br />

der Regelungen des Vereinsgesetzes erreicht<br />

(siehe Ausgabe 3 / 2006, S. 20).<br />

2. Primär ist festzulegen, ob der Verein der einfachen oder<br />

der qualifizierten Rechnungslegung unterliegt.<br />

Wie sieht das Rechnungswesen beim<br />

„kleinen Verein“ (Einnahmen/Ausgaben<br />

nicht größer als 1 Mio. €) aus?<br />

Folgende Mindeststandards sind zu erfüllen:<br />

1. Laufende Aufzeichnungen der Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben –<br />

mindestens monatlich.<br />

2. Führung eines Anlagenverzeichnisses – für nicht sofort<br />

abschreibbare Gegenstände.<br />

3. Subventionen <strong>und</strong> Mitgliedsbeiträge sind erst bei Zufluss<br />

zu erfassen.<br />

4. Die Erstellung eines Finanzplanes wird dann zusätzlich<br />

nötig, wenn die finanzielle Lage nicht mehr einfach<br />

überblickt werden kann.<br />

5. Erstellung der Einnahmen-Ausgaben-Rechnung samt<br />

Vermögensübersicht innerhalb von fünf Monaten nach<br />

Ende des Geschäftsjahres.<br />

6. Die Vermögensübersicht sollte mindestens die<br />

wesentlichen Vermögens- bzw. Schuldenstände aufweisen.<br />

Seite 18<br />

Welche Details müssen Vereinsfunktionäre<br />

bei „großen Vereinen“ beachten?<br />

Hier wird die Sache etwas komplizierter:<br />

Vereinsart mittelgroßer Verein großer Verein<br />

Unterscheidungskriterium<br />

Einnahmen/Ausgaben<br />

größer 1 Mio.<br />

bis 3 Mio.<br />

Buchführung doppelte<br />

Buchhaltung<br />

Jahresabschluss Bilanz, Gewinn<strong>und</strong>Verlustrechnung<br />

Jahresabschluss-<br />

Erstellung<br />

Zusätzliche<br />

Angaben<br />

Einnahmen/Ausgaben<br />

größer 3 Mio.<br />

oder Spendenaufkommen<br />

größer<br />

1 Mio.<br />

doppelte Buchhaltung,<br />

geltende<br />

Regelungen für Kapitalgesellschaften<br />

Bilanz, Gewinn<strong>und</strong>Verlustrechnung<br />

<strong>und</strong> Anhang<br />

mit Anlagenspiegel<br />

binnen 5 Monaten binnen 5 Monaten<br />

Im Anhang: Mitgliedsbeiträge,öffentlicheSubventionen,<br />

Spenden,<br />

sonstige Zuwendungen,<br />

Einkünfte<br />

aus wirtschaftlicher<br />

Tätigkeit<br />

<strong>und</strong> die zuordenbaren<br />

Aufwendungen<br />

Vereinsfunktionäre werden sich, wenn sie nicht selbst einschlägig<br />

vorbelastet sind oder im Verein hochqualifiziertes<br />

Personal vorhanden ist, eines prof<strong>und</strong>en Wirtschaftstreuhänders/Steuerberaters<br />

bedienen müssen. Dies dient sicherlich<br />

auch der Haftungsbegrenzung.


Einerseits haben Vereinsfunktionäre dafür zu sorgen, dass die Finanzierung<br />

der Vereinsgeschäfte gesichert, andererseits das Vereinsvermögen<br />

sachgerecht, wirtschaftlich <strong>und</strong> sparsam verwaltet<br />

ist. Der Mitgliederversammlung, einem etwaigen Kontrollorgan<br />

sowie den Rechnungsprüfern ist über die Verwendung der Vereinsmittel<br />

Rechenschaft zu geben. Für eine ordentliche <strong>und</strong> gewissenhafte<br />

Verwaltung fremden Vermögens sind die dargestellten<br />

Gr<strong>und</strong>sätze ordnungsmäßiger Buchführung durch den Funktionär<br />

unbedingt zu beachten.<br />

All diesen Anforderungen kann der Vereinsfunktionär bzw. das<br />

Leitungsorgan nur dann gerecht werden, wenn er sich auf ein<br />

den gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> ein dem Verein angepasstes<br />

Rechnungswesen stützen kann.<br />

Dokumentation<br />

Vermögen<br />

Schulden<br />

Vereinskapital<br />

Zweck des Jahresabschlusses<br />

Rechenschaft<br />

Verwendung<br />

Vereinsmittel<br />

Wie kann es sein, dass Vereinsfunktionäre<br />

in die Schlagzeilen kommen, bzw. sogar<br />

Insolvenzverfahren über Vereine eröffnet<br />

werden?<br />

Klare Antwort: Offensichtlich war die Finanzlage nicht rechtzeitig<br />

erkennbar <strong>und</strong> es haben gesetzlich vorgeschriebene Kontrollmechanismen<br />

versagt! – Zum Schluss verbleibt dann immer die<br />

Suche nach den Schuldigen für eine derartige Misere.<br />

„Das Kreuz mit der Steuer<br />

– ein Ungeheuer?“ das ist<br />

das Thema in der nächsten<br />

Ausgabe.<br />

>> Kontakt:<br />

Steuerberater Lampel<br />

St.-Peter-Gürtel 10 / Center Ost<br />

8042 Graz<br />

Telefon: 0316 / 40 99 93<br />

E-Mail: stb.lampel@utanet.at<br />

www.steuerberaterlampel.at<br />

Information<br />

an Mitgliederversammlung<br />

Rechnungsprüfer<br />

sonstige<br />

BHG: Visionen &<br />

Erfahrungen<br />

Dr. Wolfgang Sellitsch ist Leiter der<br />

Rechtberatung der Lebenshilfe Steiermark.<br />

In „Lebenshilfe” berichtet er über seine<br />

Erfahrungen mit dem Steiermärkischen<br />

Behindertengesetz.<br />

D<br />

ie neuen Rechtsansprüche des Behindertengesetzes<br />

vom 1. Juli 2004 stellen eine großartige<br />

Verbesserung gegenüber der alten Rechtslage dar. In den<br />

ersten beiden Jahren unserer Beratungspraxis haben wir<br />

die Erfahrung gemacht, dass den Bedürfnissen von Menschen<br />

mit <strong>Behinderung</strong> mit der erstmaligen Schaffung<br />

von Rechtsansprüchen zweifelsohne besser entsprochen<br />

wurde. Die Problematik liegt aber im Vollzug dieses modernen<br />

Gesetzes durch die Behörden. Auffällig ist aus<br />

unserer Sicht die unterschiedliche Handhabung des neuen<br />

Behindertengesetzes in den steirischen Bezirken.<br />

Unterschiedliche Handhabung. Dadurch passiert es<br />

immer wieder, dass oft der Wohnort unserer K<strong>und</strong>en<br />

entscheidet, ob beziehungsweise in welchem Umfang<br />

Leistungen zuerkannt werden. In vielen Fällen konnten<br />

unsere K<strong>und</strong>en erst mit Interventionen von unserer Seite<br />

oder in Berufungsverfahren ihre Ansprüche verwirklichen.<br />

Die gute Zusammenarbeit mit vielen Institutionen<br />

der Behindertenhilfe, wie insbesondere mit dem Anwalt<br />

für Menschen mit <strong>Behinderung</strong> des Landes Steiermark,<br />

sowie mit dem Verein für Sachwalterschaft <strong>und</strong> den entscheidenden<br />

Behörden haben sich dabei sehr bewährt<br />

<strong>und</strong> werden mehr Rechtssicherheit für unsere K<strong>und</strong>en<br />

bringen.<br />

Gesetzesnovelle. Ob die geplante Gesetzesnovelle für<br />

unsere K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en weitere Verbesserungen<br />

erwarten lässt, bleibt abzuwarten. Jedenfalls haben wir<br />

unsere Erfahrungen <strong>und</strong> die Nöte unserer K<strong>und</strong>en im<br />

Vorfeld der Gesetzwerdung an kompetenter Stelle eingebracht.<br />

– Wir sind also gespannt, in welchem Ausmaß<br />

eine Umsetzung erfolgen wird.<br />

Die Erfüllung unserer Vision, dass Menschen mit <strong>Behinderung</strong><br />

in größerem Umfang als bisher leben, wohnen<br />

<strong>und</strong> arbeiten können „wie andere auch” wird uns weiterhin<br />

der nötige Ansporn sein.<br />

>> Lesen Sie auf den Seiten 30 <strong>und</strong> 31<br />

mehr über das Projekt „Rechtsberatung”.<br />

Seite 19


Lebenshilfe Steiermark | Magazin<br />

Interessenvertretung<br />

Das BHG: Eine lebendige Materie<br />

Vor r<strong>und</strong> einem halben Jahr durfte ich hier einen Beitrag zu den Erfahrungen mit dem<br />

Steiermärkischen Behindertengesetz 2004 in den ersten 21 Monaten seiner Geltung verfassen.<br />

Was hat sich seit damals getan? Von Mag. Siegfried Suppan<br />

D<br />

em dargestellten Aufholbedarf im<br />

Zusammenhang mit den IHB-Verfahren<br />

wurde Rechnung getragen, indem<br />

man das Personal des IHB-Vereines be-<br />

Neuerungen: Die<br />

Erarbeitung eines<br />

Vorschlages zur<br />

ersten Novelle des<br />

Behindertengesetzes.<br />

deutend<br />

vergrößert<br />

hat. Ebenso<br />

wurde<br />

damit begonnen,bezirksweiseflä-<br />

chendeckende Begutachtungen durchzuführen<br />

<strong>und</strong> damit ein Regelwerk für eine<br />

möglichst kompetente <strong>und</strong> reibungslose<br />

Seite 20<br />

Durchführung dieser – sowohl für den<br />

einzelnen Menschen mit <strong>Behinderung</strong> als<br />

auch für das Gelingen des Gesetzesvorhabens<br />

– insgesamt besonders bedeutsamen<br />

Verfahren zu erreichen.<br />

Die zweite wesentliche Entwicklung<br />

der vergangenen Monate bestand in der<br />

Erarbeitung eines Vorschlages zur ersten<br />

Novelle des Behindertengesetzes. Dieser<br />

wurde unter Beteiligung aller damit<br />

befassten <strong>und</strong> davon betroffenen Personen,<br />

Institutionen <strong>und</strong> Behörden bzw.<br />

deren VertreterInnen erstellt. Das<br />

Hauptaugenmerk lag dabei auf den aus<br />

der Sicht der<br />

täglichen Praxis<br />

erkennbaren<br />

notwendigen<br />

Veränderungen,<br />

um den Zielen<br />

des Gesetzes<br />

bestmöglich entsprechen<br />

zu<br />

können. Für viele<br />

Bereiche<br />

konnte Konsens<br />

gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

ein gemeinsamer<br />

Vorschlag an die<br />

politischen Ent-<br />

scheidungsträger weitergegeben werden.<br />

Dort wo keine Übereinstimmung<br />

zu erreichen war, wurden die unterschiedlichen<br />

Standpunkte <strong>und</strong> deren jeweilige<br />

Begründung klargelegt. Ich gehe<br />

daher davon aus, dass die Novellierung<br />

bald erfolgen kann <strong>und</strong> sich die gemeinschaftlichen<br />

Empfehlungen der ExpertInnen<br />

darin hoffentlich wieder finden werden.<br />

Bis jetzt (Anfang November 2006, Anm.<br />

der Red.) hat sich das neue BHG aus meiner<br />

Sicht als sehr lebendige Materie dargestellt.<br />

Das sollte so bleiben. Regelmäßige<br />

Blicke auf die Entwicklungen sind dabei<br />

ein unverzichtbares Qualitätskriterium.<br />

Mag. Siegfried<br />

Suppan ist Anwalt<br />

für Menschen mit<br />

<strong>Behinderung</strong> des<br />

Landes Steiermark.<br />

>> >>


Behindertengleichstellungspaket<br />

Mit dem 1. 1. 2006 trat auf Initiative des ehemaligen Sozialministers Herbert Haupt <strong>und</strong> der<br />

nunmehrigen B<strong>und</strong>esministerin Ursula Haubner das Behindertengleichstellungspaket in Kraft.<br />

„Paket“ deshalb, weil nicht nur das Behindertengleichstellungsgesetz<br />

(BGstG) verabschiedet wurde, sondern auch das Behinderteneinstellungsgesetz<br />

(BeinstG) <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esbehindertengesetz<br />

(BBG) sowie einige angrenzende Gesetze im Sinne des Gleichstellungsgebots<br />

geändert wurden. Von Dr. Margareta Steiner<br />

I<br />

m Behindertengleichstellungsgesetz (BGstG) ist geregelt,<br />

dass Menschen mit <strong>Behinderung</strong>en, bei öffentlich zugänglichen<br />

Informations- <strong>und</strong> Dienstleistungsangeboten <strong>und</strong> bei privaten<br />

Rechtsgeschäften (insbesondere Verbrauchergeschäfte<br />

nach dem Konsumentenschutzgesetz) nicht diskriminiert werden<br />

dürfen.<br />

Unter Diskriminierung versteht man in diesem Zusammenhang:<br />

1. Die unmittelbare Diskriminierung (eine Person erfährt aufgr<strong>und</strong><br />

der <strong>Behinderung</strong> eine weniger günstige Behandlung<br />

als nicht behinderte Menschen in einer vergleichbaren<br />

Situation).<br />

2. Die mittelbare Diskriminierung (eine Schlechterstellung<br />

durch anscheinend neutrale Vorschriften, Kriterien, Verfahren<br />

oder Barrieren verschiedenster Art) <strong>und</strong><br />

3. die Belästigung.<br />

Dieses Gesetz schützt Menschen mit <strong>Behinderung</strong>, Eltern, die<br />

ein behindertes Kind betreuen, Angehörige, die einen behinderten<br />

Menschen überwiegend betreuen <strong>und</strong> ZeugInnen oder Auskunftspersonen<br />

in Verfahren sowie UnterstützerInnen einer Beschwerde.<br />

Im Behinderteneinstellungsgesetz (BeinstG) ist seit dem 1.1.<br />

2006 zusätzlich die Nicht-Diskriminierung in der Arbeitswelt<br />

geregelt (privatrechtliche <strong>und</strong> öffentlich-rechtliche Dienstverhältnisse,<br />

Ausbildungsverhältnisse <strong>und</strong> Weiterbildung, Mit-<br />

>> Buchtipp<br />

Behindertengleichstellungsrecht<br />

Das Behindertengleichstellungspaket des B<strong>und</strong>es<br />

wurde im Juli 2005 vom Nationalrat beschlossen<br />

<strong>und</strong> trat am 1. Jänner 2006 in Kraft.<br />

Das Gesetz beinhaltet im Wesentlichen das<br />

B<strong>und</strong>es-Behindertengleichstellungsgesetz, eine<br />

umfangreiche Novelle des Behinderteneinstellungsgesetzes<br />

sowie Änderungen des<br />

B<strong>und</strong>esbehindertengesetzes <strong>und</strong> bringt einen<br />

Paradigmenwechsel in der Politik für Menschen<br />

mit <strong>Behinderung</strong>en mit sich.<br />

gliedschaft in Interessenvertretungen,<br />

Zugang zu selbständigerErwerbstätigkeit<br />

<strong>und</strong> arbeitnehmerähnliche Verhältnisse).<br />

Im B<strong>und</strong>esbehindertengesetz (BBG) ist die Errichtung einer<br />

Behindertenanwaltschaft geregelt.<br />

Was geschieht bei einer Verletzung des Gleichstellungsgebotes:<br />

Vor jedem Gerichtsverfahren ist ein Schlichtungsverfahren verpflichtend.<br />

In jeder Landesstelle des B<strong>und</strong>essozialamtes wurde<br />

daher eine Schlichtungsstelle eingerichtet, mit dem Ziel Interessengegensätze<br />

auszugleichen. Im Zuge dieses Verfahrens kann<br />

von den Schlichtungsparteien auch Mediation durch externe,<br />

geprüfte MediatorInnen in Anspruch genommen werden. Die<br />

Kosten des Schlichtungsverfahrens übernimmt das B<strong>und</strong>essozialamt.<br />

Sollte die Schlichtung nicht glücken, kann Klage eingebracht<br />

werden. Im Falle einer unmittelbaren oder mittelbaren<br />

Diskriminierung kann der Ersatz des materiellen <strong>und</strong> immateriellen<br />

Schadens eingeklagt werden. Bei einer Belästigung geht<br />

man von einem Schadenersatz von mindestens 400 Euro aus.<br />

Die Autorin ist Leiterin der<br />

Landesstelle Steiermark des B<strong>und</strong>essozialamtes.<br />

Dr. Hansjörg Hofer, Dr. Wolfgang Iser, Dr. Karin<br />

Miller-Fahringer <strong>und</strong> Dr. Max Rubisch sind<br />

Experten auf dem Gebiet des Behindertenrechts<br />

<strong>und</strong> schrieben einen Kommentar zum<br />

Behindertengleichstellungsrecht. Darin beleuchten<br />

sie die Rechtsmaterie aus ihrer Sicht.<br />

>> Der Kommentar ist im nwv – neuer<br />

wissenschaftlicher Verlag erschienen<br />

ISBN-Nummer: 3-7083-0334-2<br />

Seite 21


Lebenshilfe Steiermark | Aktuell<br />

Berichte der Lebenshilfen<br />

ALPHA NOVA AKADEMIE<br />

Mit Humor ans Ziel<br />

Seminare die Spaß machen, findet man nicht überall. Die Akademie-Angebote von<br />

alpha nova machen es möglich <strong>und</strong> beleben in zwei Kursen den Spaß <strong>und</strong> Humor bei der Arbeit.<br />

Führen mit Humor<br />

Entwickeln von Humorkompetenz<br />

im Führungsstil.<br />

Humor ist ein wesentliches Merkmal<br />

der Persönlichkeit <strong>und</strong> ist mit einem respektvollen<br />

Umgang mit Menschen<br />

verb<strong>und</strong>en. Humor kann eine gelöste,<br />

entspannte Sicht bewirken. Gerade in<br />

Situationen, wo Entscheidungen getroffen<br />

<strong>und</strong> Veränderungsprozesse entwickelt<br />

werden.<br />

Inhalte:<br />

- Persönlichkeitsentwicklung durch<br />

Humorkompetenz<br />

- Aktives Management mit<br />

praktischen „Humor-Tools“<br />

Schluss mit lustig?<br />

Stressreduktion durch Humor am<br />

Arbeitsplatz.<br />

Negativer Stress wirkt einengend auf<br />

Körper <strong>und</strong> Geist <strong>und</strong> die Kreativität<br />

versiegt. Eine humorvolle Sichtweise<br />

kann spannungsgeladene Situationen<br />

auflockern – auch völlig unerwartet.<br />

Humor ist zum Teil eine Gabe, kann<br />

aber auch erlernt werden.<br />

Inhalte:<br />

- Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen von<br />

Humor in der Betreuungsarbeit<br />

- Eigene Humorkompetenz erkennen<br />

<strong>und</strong> erweitern<br />

Seite 22<br />

- Konfliktlösungen <strong>und</strong><br />

Kommunikation mit Humor<br />

- Konstruktiver <strong>und</strong> kreativer<br />

Umgang mit Fehlern <strong>und</strong><br />

Emotionen<br />

- Humor-Ressourcen im Team<br />

erkennen <strong>und</strong> stärken<br />

- Erweiterung des eigenen<br />

Lebens-Repertoires <strong>und</strong><br />

Handlungsspielraumes<br />

Zielgruppe:<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer in (an)leitenden<br />

Positionen, von der Team- bzw. Gruppenleitung<br />

bis hin zur Unternehmensleitung<br />

- Die „Kunst des Scheiterns“ als Basis<br />

des Gelingens<br />

- Angewandter Perspektivenwechsel<br />

- Humor zur Aussöhnung von<br />

Kränkungen<br />

- Humor als Brücke zur Klientin oder<br />

zum Klienten<br />

Zielgruppe:<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer in helfenden, heilenden<br />

<strong>und</strong> pflegenden Berufen<br />

Referent:<br />

Michael E. Trybek, Trainer & Seminarleiter,<br />

Clown, Buchautor, Humorprojektleiter,<br />

Trainings im ges<strong>und</strong>heitswe-<br />

Referent:<br />

Michael E. Trybek, Trainer & Seminarleiter,<br />

Clown, Buchautor, Humorprojektleiter,<br />

Trainings im ges<strong>und</strong>heitswesentlichen,<br />

pädagogischen <strong>und</strong> sozialen<br />

Berufsfeld sowie in Unternehmen.<br />

Termin: 23. Jänner 2007, 9 bis 17 Uhr<br />

Ort: alpha nova Beratungszentrum, Römerstraße<br />

92, 8401 Kalsdorf<br />

Kosten: 225 Euro<br />

Anmeldeschluss: Ende Dezember 2006<br />

>> Kontakt <strong>und</strong> Information:<br />

alpha nova Akademie<br />

Caroline Knüpper<br />

8401 Kalsdorf, Römerstr. 92<br />

Tel.: 03135 / 56382-11 Fax: -25<br />

E-Mail: akademie@alphanova.at<br />

sentlichen, pädagogischen <strong>und</strong> sozialen<br />

Berufsfeld sowie in Unternehmen.<br />

Termin: 24. Jänner 2007<br />

9 bis 17 Uhr<br />

Ort: alpha nova Beratungszentrum,<br />

Römerstraße 92, 8401 Kalsdorf<br />

Kosten: 195 Euro<br />

Anmeldeschluss: Ende Dezember 2006<br />

>> Kontakt <strong>und</strong> Information:<br />

alpha nova Akademie<br />

Caroline Knüpper<br />

8401 Kalsdorf, Römerstr. 92<br />

Tel.: 03135 / 56382-11 Fax: -25<br />

E-Mail: akademie@alphanova.at


LEBENSHILFE GRAZ UND UMGEBUNG – VOITSBERG<br />

Kommunikation<br />

leicht gemacht<br />

Im Wohnhaus Casalgasse der Lebenshilfe Graz <strong>und</strong><br />

Umgebung – Voitsberg drehte sich im Jahr 2006<br />

vieles um die Unterstützte Kommunikation.<br />

Ein Rückblick von Monika Leiter.<br />

I<br />

n unserer Wohngemeinschaft leben<br />

acht Menschen mit <strong>Behinderung</strong>.<br />

Fünf von ihnen ist es nicht oder nur<br />

sehr eingeschränkt möglich, aktiv mit<br />

uns verbal zu kommunizieren. Sie sind<br />

in ihrem Lebensalltag<br />

auf ihr näheres Beziehungsumfeld,<br />

das sie<br />

<strong>und</strong> ihre individuellen<br />

Ausdrucksmöglichkeiten<br />

kennt, angewiesen.<br />

Aber auch hier können<br />

meist nur die geläufigsten <strong>und</strong> alltagsbezogenen<br />

Bedürfnisse benannt <strong>und</strong> erfüllt<br />

werden. Bei dem Wunsch uns etwas<br />

zu erzählen, das nicht im unmittelbaren<br />

Kontext steht, kommt es häufig<br />

zu Missverständnissen, Teilnahmslosigkeit<br />

<strong>und</strong> Frustration.<br />

Das Jahresziel. So kamen wir auf die<br />

Methode der „Unterstützten Kommunikation“<br />

(UK). Durch gezieltes Einsetzen<br />

von Symbolen <strong>und</strong> deren ständige Verwendung<br />

im Alltag wird die beidseitige<br />

Kommunikation mit Menschen mit basalen<br />

Bedürfnissen ermöglicht. Wir wollen<br />

unsere BewohnerInnen unterstützen,<br />

ihren Lebensalltag zu strukturieren, zu<br />

planen <strong>und</strong> sichtbar zu machen.<br />

Darum erklärten wir UK-Möglichkeiten,<br />

die sich an den individuellen Bedürfnissen<br />

unserer BewohnerInnen<br />

Sie sind in ihrem<br />

Lebensalltag auf ihr<br />

näheres Beziehungsumfeld<br />

angewiesen.<br />

orientieren, zum vordergründigen Ziel<br />

dieses Jahres. Wir besuchten Fortbildungen,<br />

organisierten eine Klausur <strong>und</strong><br />

experimentierten mit Kommunikationstafeln,<br />

Fotos <strong>und</strong> Mappen. Im Laufe<br />

der Zeit entstand ein<br />

klar gegliederter Dienstplan,<br />

ein Plan für Termine<br />

<strong>und</strong> Freizeitgestaltung.<br />

Montags werden bei einem<br />

ritualisierten<br />

Stammtisch alle Zeiten<br />

<strong>und</strong> Wünsche geplant <strong>und</strong> für alle gut<br />

sichtbar aufgehängt. Wir BegleiterInnen<br />

orientieren uns an diesen Plänen, so<br />

werden sie für unsere BewohnerInnen<br />

bedeutungsvoller.<br />

Schluss mit Barrieren. Obwohl wir<br />

bereits einige Kommunikationsbarrieren<br />

ebnen konnten, stehen wir immer<br />

noch am Anfang <strong>und</strong> bilden uns stetig<br />

weiter. Gemeinsam arbeiten wir daran,<br />

dass unsere BewohnerInnen nicht nur<br />

ihre Bedürfnisse aktiv mitteilen können,<br />

sondern auch Nebensächlichkeiten, die<br />

den Alltag ausschmücken <strong>und</strong> ihn besonders<br />

machen.<br />

Monika Leiter ist Wohngruppenleiterin im<br />

Wohnhaus Casalgasse der Lebenshilfe Graz<br />

<strong>und</strong> Umgebung – Voitsberg.


Lebenshilfe Steiermark | Aktuell<br />

Berichte der Lebenshilfen<br />

LEBENSHILFE WEIZ<br />

Die Qual der Wahl<br />

m Rahmen des Jahresthemas „Rech-<br />

I te“ <strong>und</strong> um die K<strong>und</strong>Innen des<br />

Wohnhauses bei der im Oktober stattgef<strong>und</strong>enen<br />

Nationalratswahl zu unterstützen,<br />

fand im Herbst bei der Lebenshilfe<br />

Weiz ein „atempo“-<br />

Workshop zum Thema<br />

Wahlen statt. Nach einer<br />

kurzen Vorstellr<strong>und</strong>e beantwortete<br />

die Workshopleiterin<br />

Shenja Paar<br />

zusammen mit ihrer Kollegin Tanja Fuchs<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Fragen der K<strong>und</strong>Innen.<br />

Neben Themen wie „Was heißt wählen<br />

Seite 24<br />

Ein „atempo“-<br />

Workshop zum<br />

Thema Wahlen.<br />

überhaupt?“ oder „Was ist der Nationalrat?“<br />

wurden auch die Parteivorsitzenden<br />

<strong>und</strong> die Programme der zur Wahl<br />

stehenden Parteien vorgestellt <strong>und</strong> ausführlich<br />

besprochen. Eine kurze „Probewahl“<br />

am Ende bereitete<br />

die K<strong>und</strong>Innen gut auf<br />

den Urnengang vor.<br />

Im Frühjahr wurde den<br />

K<strong>und</strong>Innen in einer Informationsveranstaltung<br />

das Behindertengesetz<br />

präsentiert <strong>und</strong> für insgesamt elf<br />

interessierte K<strong>und</strong>Innen gab es dann<br />

LEBENSHILFE HARTBERG<br />

noch einen Workshop, in welchem die<br />

Inhalte intensiviert <strong>und</strong> Fragen beantwortet<br />

wurden.<br />

Bernadette Haingartner<br />

„Herzlichen Glückwunsch“<br />

Mitte Oktober feierte die Hausgemeinschaft der<br />

Lebenshilfe-Tageswerkstätte in Dechantskirchen<br />

bereits zum zweiten Mal im heurigen Jahr einen<br />

hohen Geburtstag.<br />

K<br />

arl Königshofer beging seinen Sechziger im Kreise seiner<br />

Fre<strong>und</strong>e. Er ist damit der zweitälteste Beschäftigte der<br />

Lebenshilfe Hartberg <strong>und</strong> seit 1994 in unserer Einrichtung bereits<br />

in Betreuung. Es ist einfach schön, wenn sich Karl bei uns<br />

wohl <strong>und</strong> angenommen fühlt. Er betont, dass er wirklich gerne<br />

in die Arbeit fährt <strong>und</strong> hier in Gemeinschaft leben kann. Er liebt<br />

die Musik, spielt M<strong>und</strong>harmonika <strong>und</strong> sieht sich im Fernsehen<br />

gerne Koch- <strong>und</strong> Musiksendungen<br />

an. Karl gehört zur Seniorengruppe<br />

<strong>und</strong> verrichtet leidenschaftlich<br />

gerne den Räum<strong>und</strong><br />

Kehrdienst vor dem Haus.<br />

Auch arbeitet er sehr umsichtig<br />

im Küchenbereich. Wir wünschen<br />

unserem Karl viel Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Kraft <strong>und</strong> Gottes Segen<br />

für die Zukunft.<br />

Anton Allmer


LEBENSHILFE KNITTELFELD<br />

„Projekt Verde“<br />

S<br />

eit August 2006 können wir in den<br />

Räumen des ehemaligen Hotels<br />

Verde „Teilzeitbetreutes Wohnen“ <strong>und</strong><br />

„Trainingswohnungen“ anbieten. In den<br />

unteren Geschoßen des Gebäudes befindet<br />

sich die Zentrale des<br />

Roten Kreuzes Knittelfeld,<br />

die oberen beiden<br />

Stockwerke hat die Lebenshilfe<br />

gemietet.<br />

Die Gemeinschaftsräume<br />

wurden adaptiert<br />

<strong>und</strong> eine erstklassige Küche<br />

wurde eingebaut. Für unsere K<strong>und</strong>Innen<br />

stehen Einbettzimmer mit<br />

Bad/Dusche <strong>und</strong> WC zur Verfügung. Die<br />

LEBENSHILFE LEIBNITZ<br />

Die Zimmer sind<br />

eingerichtet, können<br />

aber auch nach eigenem<br />

Geschmack<br />

gestaltet werden.<br />

Zimmer sind vollkommen eingerichtet,<br />

können aber auch nach eigenem Geschmack<br />

hergerichtet <strong>und</strong> möbliert werden.<br />

Eine Besichtigung aller Räumlichkeiten<br />

ist jederzeit möglich. Außerdem sind<br />

noch einige Plätze frei ...<br />

>> Wenn Sie unser<br />

Projekt neugierig gemacht<br />

hat <strong>und</strong> wenn<br />

Sie einen gültigen Bescheid<br />

nach dem<br />

Steiermärkischen Behindertengesetz<br />

von 2004 für diese<br />

Wohnformen haben oder diesen erwarten,<br />

wenden Sie sich bitte an<br />

Das Glück der Erde ...<br />

Behindertenreiten bei der Lebenshilfe Leibnitz in der Einrichtung St. Nikolai.<br />

B<br />

eim Behindertenreiten sind Savvas,<br />

Kerstin, René, Susanne sowie<br />

die Behindertentherapeutin G<strong>und</strong>ula<br />

<strong>und</strong> Helferin Kathi in Aktion. Aus<br />

sportmedizinischer Sicht hat Reiten eine<br />

positive Auswirkung auf die Organe<br />

des menschlichen Körpers, den Stütz<strong>und</strong><br />

Bewegungsapparat sowie auf das<br />

Herz- Kreislaufsys-tem. Ebenso wirkt<br />

es sich aufbauend auf die Psyche <strong>und</strong><br />

den Intellekt aus. Das Behindertenreiten<br />

stärkt auch emotional: Durch die<br />

dreidimensionalen Bewegungen<br />

des Pferdes werden Haltungs-,<br />

Gleichgewichts- <strong>und</strong> Stützreaktionen<br />

von Bewegungsabläufen<br />

<strong>und</strong> Sensomotorik geübt <strong>und</strong><br />

verbessert. Die Befähigung zum<br />

Reiten wird erst von einem Arzt<br />

überprüft. „Auch die Ausübung<br />

des Behindertenreitens muss unter<br />

Anleitung eines geprüften<br />

Behindertenreitwartes erfolgen.<br />

Darum arbeiten wir erfolgreich<br />

Herrn Dieter Galler, Lebenshilfe<br />

Knittelfeld, Dr.-Hans-Kloepfer-Straße<br />

38 unter der Telefonnummer<br />

03512 / 74 184.<br />

Daniela Gruber<br />

mit Frau G<strong>und</strong>ula Lorenz zusammen“,<br />

sagt Martina, Betreuerin der Tageswerkstätte<br />

St. Nikolai.<br />

Das Reiten fördert –wie Behindertensport<br />

im Allgemeinen – die Gleichstellung<br />

zwischen Menschen ohne <strong>Behinderung</strong><br />

<strong>und</strong> Menschen mit <strong>Behinderung</strong>.<br />

Darüber hinaus verhilft körperliche <strong>und</strong><br />

spotliche Betätigung zu mehr Selbstbewusstsein<br />

<strong>und</strong> zu einer wertvollen Freizeitgestaltung.<br />

Auch das Pferd als vierbeiniger Partner<br />

eröffnet Menschen mit <strong>Behinderung</strong><br />

neue Perspektiven. All das <strong>und</strong> vor allem<br />

die Nähe zum Tier sind Erfolgserlebnisse,<br />

die das Leben schöner machen<br />

<strong>und</strong> für viel Lebensfreude sorgen.<br />

Team St.Nikolai<br />

Seite 25


Lebenshilfe Steiermark | Aktuell<br />

Berichte der Lebenshilfen<br />

LEBENSHILFE TROFAIACH<br />

Fest des Miteinander<br />

Ein Herbstfest im Rahmen der Fertigstellung der Umbau- <strong>und</strong> Renovierungsarbeiten<br />

des Hauses Gößgrabenstraße. Von Werner Kachelmaier<br />

A<br />

m 5. Oktober 2006 feierte die Lebenshilfe Trofaiach die<br />

Fertigstellung des Hauses in der Gößgrabenstraße. Bei<br />

diesem Fest stellten sich auch zahlreiche Vertreter aus Politik,<br />

öffentlicher Hand, Kirche <strong>und</strong> Presse ein. Die Obfrau der Lebenshilfe<br />

Trofaiach, Frau Medizinalrat Dr. Heidemarie Hirschmann,<br />

betonte in ihrer Ansprache, dass mit dem Umbau ein<br />

zeitgemäßes behindertenpädagogisches Umfeld geschaffen<br />

wurde. Zudem sei es gelungen, das ursprüngliche Aussehen dieses<br />

historischen Gebäudes zu erhalten. Auch Landeshauptmann-Stellvertreter<br />

Dr. Kurt Flecker war unter den Gästen <strong>und</strong><br />

wies in seiner Rede darauf hin, dass die Qualität einer Gesellschaft<br />

sich nicht an Börsenindizes messe, sondern an Humanität<br />

<strong>und</strong> sozialer Qualität – Werte, die in der Lebenshilfe Trofaiach<br />

gelebt werden.<br />

Die Finanzierung des Projektes wurde durch Förderungen<br />

des Landes, des Sozialhilfeverbandes <strong>und</strong> zahlreiche Spenden<br />

ermöglicht. Durch die Zuwendungen etwa aus „Licht ins Dunkel“<br />

im Laufe von drei Jahren konnten r<strong>und</strong> sieben Prozent des<br />

gesamten Projektvolumens abgedeckt werden.<br />

LEBENSHILFE GRAZ UND UMGEBUNG – VOITSBERG<br />

2. Grazer<br />

Special<br />

Lauf<br />

Sport fördert Integration.<br />

Am 28. April<br />

2007 findet der zweite Grazer Special Lauf statt. Im Eggenberger<br />

Askö-Stadion gehen Menschen mit <strong>und</strong> ohne <strong>Behinderung</strong><br />

an den Start <strong>und</strong> stellen dabei ihre Sportlichkeit unter<br />

Beweis. Veranstalter der integrativen Veranstaltung ist die Lebenshilfe<br />

Graz <strong>und</strong> Umgebung – Voitsberg, Kooperationspartner<br />

ist die Stadt Graz.<br />

>> Information: Mag. Andreas Pepper<br />

Telefon: 0316 / 40 36 38-12<br />

Seite 26<br />

Die offizielle Feierst<strong>und</strong>e fand im Rahmen eines Herbstfestes,<br />

mit steirischem Buffet aus dem hauseigenen „Restaurant Pavillon“,<br />

ihren Ausklang. Für die musikalische Umrahmung sorgten<br />

das „Brass Ensemble“ der Musikschule Trofaiach unter der Leitung<br />

von Direktor Mag. Günter Baumann, das „Lebenshilfe-<br />

Duo” – Manfred Endthaler <strong>und</strong> Wolfgang Troger unter der Leitung<br />

von Ruth Wiesenthaner <strong>und</strong> das „Radzik Jazz-Duo“. Dieses<br />

Fest war ein Fest des Miteinander, das Gäste, KlientInnen <strong>und</strong><br />

MitarbeiterInnen der Lebenshilfe Trofaiach gemeinsam feierten.<br />

Spende<br />

Auch in diesem Sommer durfte sich die Lebenshilfe Graz <strong>und</strong><br />

Umgebung – Voitsberg wieder über eine Spende des Militärkommandos<br />

für Internationale Einsätze (nun Streitkräfteführungskommando)<br />

freuen. Im August überreichte Generalmajor<br />

Günter Höfler der Präsidentin der Lebenshilfe Graz <strong>und</strong><br />

Umgebung – Voitsberg, Ursula Vennemann, einen Scheck in<br />

der Höhe von 4.000 Euro. Ursula Vennemann: „Die Spende<br />

wird im Interesse der Menschen mit <strong>Behinderung</strong> verwendet.<br />

Ich bedanke mich sehr herzlich <strong>und</strong> freue mich, dass wir uns<br />

schon seit vielen Jahren auf die Hilfe des B<strong>und</strong>esheeres verlassen<br />

dürfen!“


LEBENSHILFE RADKERSBURG<br />

Elfenberg verzaubert<br />

Groß <strong>und</strong> Klein<br />

D<br />

er Elfenberg in Mautern rief <strong>und</strong> viele Frühförderkinder <strong>und</strong><br />

deren Eltern folgten dem Aufruf der Frühförderstelle Mureck<br />

der Lebenshilfe Radkersburg, dort einen gemeinsamen Tag zu verbringen.<br />

Während der Busfahrt nach Mau-<br />

tern lachte bereits Kaiserwetter vom Himmel,<br />

welches die Ausflügler den ganzen Tag<br />

über begleitete. Die Greifvogelschau <strong>und</strong> die<br />

gemeinsame Besichtigung der Tierwelt<br />

hinterließen bei Groß <strong>und</strong> Klein einen prä-<br />

genden Eindruck. Bei der gemeinsamen Wanderung am Elfenberg<br />

wurden viele Erfahrungen im Bereich der Frühförderung ausgetauscht.<br />

Der Abschluss wurde im Erlebnispark Mautern gefeiert <strong>und</strong><br />

alle sind sich sicher, beim nächsten Ausflug der Frühförderstelle Mureck<br />

wieder dabei zu sein. Die Eintrittskarten in Mautern stellte dankenswerterweise<br />

das Land Steiermark zur Verfügung.<br />

>> Infos unter www.lebenshilfe-radkersburg.at<br />

oder unter 0664 / 25 62 435<br />

Die Tierwelt<br />

beeindruckte<br />

Groß <strong>und</strong> Klein.<br />

© Elfenberg<br />

LEBENSHILFE RADKERSBURG<br />

Leben in Wohngemeinschaften<br />

Eine andere Form des Miteinanders<br />

für Menschen mit <strong>Behinderung</strong>.<br />

Von Bettina Kager<br />

S<br />

eit 2004 bietet die Lebenshilfe Radkersburg<br />

die Form des teilzeitbetreuten Wohnens<br />

für Männer <strong>und</strong> Frauen mit leichter <strong>und</strong><br />

mittlerer <strong>Behinderung</strong> in zwei Gemeindewohnungen<br />

in Halbenrain an. Das „Teilzeitbetreute<br />

Wohnen“ ist eine Wohnform, die ein Mehr an<br />

Selbstständigkeit verlangt.<br />

Gemeinsam Leben. Wie auch in jeder anderen<br />

Wohngemeinschaft gibt es gemeinsame Regeln,<br />

Rituale <strong>und</strong> Aufgabenberei-<br />

che, welche in Zusammenarbeit<br />

mit BewohnerInnen <strong>und</strong><br />

BetreuerInnen erarbeitet<br />

werden. In regelmäßigen<br />

Treffen wird über gemeinsame<br />

Aktivitäten, Unterneh-<br />

Gemeinsame<br />

Regeln, Rituale<br />

<strong>und</strong> Aufgabenbereiche.<br />

mungen, Wünsche, Anliegen, Pflichten <strong>und</strong> vieles<br />

mehr beraten <strong>und</strong> diskutiert. Das positive Wohnklima<br />

in den Wohngemeinschaften steht im<br />

Vordergr<strong>und</strong>.<br />

In einer jährlichen Zielplanung lernen die BewohnerInnen<br />

mit Unterstützung ihres Bezugsbetreuers<br />

oder ihrer Bezugsbetreuerin, persönliche<br />

Ziele zu definieren, sich einzuschätzen <strong>und</strong><br />

auf bereits geschehene Entwicklungsprozesse<br />

zurückzublicken. Integration im Wohnumfeld<br />

<strong>und</strong> die Ermöglichung eines selbstbestimmten<br />

Lebens sind gr<strong>und</strong>legende Ansatzpunkte der Betreuungsarbeit<br />

in den Wohngemeinschaften.<br />

>> Für nähere Auskünfte <strong>und</strong> Informationen<br />

stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Rufen<br />

Sie 03476 / 23 419 oder informieren Sie sich<br />

unter www.lebenshilfe-radkersburg.at<br />

Seite 27


Lebenshilfe Steiermark | Aktuell<br />

Berichte der Lebenshilfen<br />

LEBENSHILFE BEZIRK JUDENBURG<br />

Besondere Erfolge<br />

A<br />

m 11. September wurden die erfolgreichen Special-<br />

Olympics-SportlerInnen der Lebenshilfe Bezirk Judenburg<br />

gebührend geehrt. Im Restaurant Arenablick in Fohnsdorf<br />

wurden sie für ihre Leistungen bei den Special Games <strong>und</strong> nationalen<br />

Sommerspielen der Special Olympics-Österreich in<br />

Kapfenberg ausgezeichnet. „Unsere 34 SportlerInnen erreichten<br />

insgesamt 23 Medaillen”, freute sich Delegationsleiterin<br />

Waltraud Cecon. In der Medaillenbilanz schienen am Ende sieben<br />

Gold-, sechs Silber- <strong>und</strong> zehn Bronzemedaillen auf. Als Anerkennung<br />

für die Erfolge übergab die Obfrau der Lebenshilfe<br />

Judenburg, Michaela Eisbacher, Erinnerungspräsente an die<br />

>> Buchneuheit<br />

Seite 28<br />

Unterstützte Beschäftigung:<br />

Berufliche Integration<br />

auf lange Sicht<br />

SportlerInnen <strong>und</strong> ihr Trainerteam. Der Dank galt auch den<br />

Sponsoren, die die Teilnahme der Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportler<br />

bei diesem internationalen Großereignis ermöglichten.<br />

Theorie, Methodik <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />

der Unterstützung von Menschen<br />

mit Lernschwierigkeiten durch<br />

Integrationsfachdienste <strong>und</strong> Werkstätten<br />

für Menschen mit <strong>Behinderung</strong><br />

auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.<br />

– Eine Verbleibs- <strong>und</strong> Verlaufsstudie<br />

von Stefan Doose.<br />

Lebenshilfe-Verlag Marburg<br />

Erstauflage 2006, 396 Seiten<br />

ISBN-Nummer: 978-3-88617-209-2<br />

Bestellnummer: LBF 209-255<br />

Preis: 25 Euro,<br />

zuzüglich Versandkosten<br />

Zu bestellen bei der Lebenshilfe<br />

Österreich: 01 / 812 26 42<br />

Kreatives aus der Anzengrubergasse<br />

In der Kreativwerkstatt der Lebenshilfe Graz <strong>und</strong> Umgebung – Voitsberg in der Anzengrubergasse sind Menschen<br />

mit <strong>Behinderung</strong> fleißig am Werken. Filz, Stoff, Pinsel <strong>und</strong> Zwirn – alles wird verwendet, um der Zeit<br />

modetechnisch ein Stück vorauszueilen. Hier werden Trends gesetzt: Brillenetuis, Wandbilder, Filzvorhänge,<br />

Polster, Vasenüberzüge, Schmuck <strong>und</strong> „hippe“ Taschen gehören zum außergewöhnlichen Sortiment. Unter<br />

dem Motto „Schauen, staunen <strong>und</strong> begeistert sein“ lohnt sich ein Besuch in der Kreativwerkstatt immer –<br />

besonders vor Weihnachten. Übrigens: Es werden auch gerne Auftragsarbeiten angenommen …<br />

Kontakt: Tageswerkstätte Anzengrubergasse, Anzengruberg. 6-8, 8010 Graz, Telefon: 0316 / 82 15 47


Wir wünschen<br />

ein frohes<br />

Fest!<br />

Die steirischen Lebenshilfen <strong>und</strong> die Redaktion danken Ihnen,<br />

liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

verehrte Spenderinnen <strong>und</strong> Spender<br />

sowie allen Inserentinnen <strong>und</strong> Inserenten<br />

für Ihre langjährige Treue <strong>und</strong> Unterstützung.<br />

Wir wünschen ein gesegnetes <strong>und</strong> frohes Weihnachtsfest<br />

sowie ein erfolgreiches <strong>und</strong> glückliches neues Jahr.<br />

Fotos: Graz-Tourismus<br />

Seite 29


Lebenshilfe Steiermark | Interessenvertretung<br />

Rechtsberatung<br />

>> So können<br />

Sie uns helfen:<br />

Stellen Sie sich vor, Sie kümmern sich<br />

24 St<strong>und</strong>en täglich um einen Angehörigen<br />

mit <strong>Behinderung</strong>, der auf Sie angewiesen<br />

ist oder müssen selbst mit einer Beeinträchtigung<br />

leben.<br />

Stellen Sie sich vor, Sie hatten ob der<br />

intensiven Betreuung des Ihnen nahe stehenden<br />

Menschen niemals die Möglichkeit<br />

so zu leben, wie es für andere normal<br />

erscheint.<br />

Stellen Sie sich vor, Sie hören plötzlich<br />

von einem neuen Gesetz, das Menschen<br />

mit <strong>Behinderung</strong> <strong>und</strong> ihren Familien neue<br />

Chancen ermöglichen soll.<br />

Stellen Sie sich vor, Sie stellen einen<br />

Antrag auf eine jener neuen Gesetzesleistungen<br />

an die zuständige Behörde.<br />

Stellen Sie sich vor, dieser wird abgewiesen,<br />

Sie sind wieder alleine ...<br />

Seit 1. September 2004 verhilft das<br />

Rechtsberatungsteam der Lebenshilfe<br />

Steiermark – unter der Leitung<br />

des Juristen Dr. Wolfgang Sellitsch –<br />

Menschen zu ihrem Recht. R<strong>und</strong><br />

1000 Menschen mit <strong>Behinderung</strong><br />

<strong>und</strong> ihre Familien, die mit ihren<br />

Rechtssorgen bislang allein gelassen<br />

wurden, vertrauen auf die Arbeit der<br />

Rechtberater <strong>und</strong> haben damit erstmals<br />

professionelle Unterstützung<br />

bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche<br />

erfahren.<br />

Das Projekt „Rechtsberatung“ erhält<br />

praktisch keine finanzielle Unterstützung<br />

aus öffentlichen Mitteln.<br />

>> Wir helfen Ihnen,<br />

wenn Sie Fragen haben<br />

- zum steirischen Behindertengesetz<br />

- zum Pflegegeld<br />

Mit beiliegendem Erlagschein können<br />

Sie das Projekt tatkräftig unterstützen,<br />

denn:<br />

>> Ihre Spende hilft Menschen,<br />

die Ihre Hilfe brauchen. Danke!<br />

Seite 30<br />

LEBENSHILFE STEIERMARK – RECHTSBERATUNG<br />

Was zählt, ist unser<br />

Erfolg für Sie …<br />

Unsere mittlerweile zweijährige Beratungspraxis lässt uns voller Stolz<br />

auf eine Vielzahl von erfolgreichen Beratungen <strong>und</strong> Interventionen für<br />

unsere K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en zurückblicken. In vielen Fällen konnten<br />

wir rasch <strong>und</strong> unbürokratisch mit rechtzeitiger Information <strong>und</strong><br />

kompetenter Unterstützung für eine bedarfsgerechte Hilfe nach den<br />

neuen gesetzlichen Bestimmungen sorgen.<br />

Von Dr. Wolfgang Sellitsch<br />

D<br />

ie unterschiedliche <strong>und</strong> teilweise<br />

kaum bedarfsgerechte Anwendung<br />

des Steiermärkischen Behindertengesetzes<br />

von 2004 schafft immer<br />

wieder Problemsituationen, in denen Sie<br />

als Betroffene oder Angehörige ohne<br />

unsere Hilfe völlig auf sich alleine gestellt<br />

wären:<br />

Die Vielfalt von Problemstellungen <strong>und</strong><br />

Rechtsfragen stellt auch für uns immer<br />

wieder eine interessante Herausforderung<br />

dar. In einem fachlichen Austausch<br />

mit kompetenten Kooperationspartnern,<br />

wie dem Anwalt für Menschen mit<br />

<strong>Behinderung</strong> des Landes Steiermark <strong>und</strong><br />

dem Verein für Sachwalterschaft werden<br />

unterschiedlichste Rechtsprobleme<br />

erörtert <strong>und</strong> auch fallübergreifende Lösungswege<br />

erarbeitet. Auf diese Weise<br />

steigern wir gemeinsam unsere Beratungsqualität<br />

<strong>und</strong> damit die Erfolgsquote<br />

für Sie. Stellvertretend für viele gleichartige<br />

Fälle möchten wir heute drei Fallgruppen<br />

aus unserer Erfolgsstatistik herausgreifen,<br />

um Ihnen den Wert unserer<br />

Dienstleistung zu veranschaulichen:<br />

Rückforderungen von Kostenbeiträgen<br />

Gerade in letzter Zeit werden Angehörige<br />

unserer K<strong>und</strong>en mit zum Teil horrenden,<br />

teils auch rückwirkenden Forderungen<br />

für die Betreuung in unseren<br />

Einrichtungen konfrontiert. – Beträge<br />

bis zu 9.000 Euro sind dabei keine Seltenheit!<br />

Unserem K<strong>und</strong>en, der seit einem<br />

Jahr in einer Trainingswohnung<br />

untergebracht ist <strong>und</strong> Pflegegeld der<br />

„Stufe 2“ bezieht, wurde mit Bescheid<br />

rückwirkend ein monatlicher Kostenbei-<br />

trag von 334 Euro zur Zahlung vorgeschrieben.<br />

Dabei wurden nicht nur das<br />

Pflegegeld, sondern auch die gesamte<br />

Familienbeihilfe sowie der Kinderabsetzbetrag<br />

zum Gesamteinkommen gerechnet.<br />

Die Berufungsbehörde ist unserer<br />

Rechtsauffassung gefolgt <strong>und</strong> hat entschieden,<br />

dass die Familienbeihilfe <strong>und</strong><br />

der Kinderabsetzbetrag nicht zum Gesamteinkommen<br />

unseres K<strong>und</strong>en zu<br />

zählen ist. Unser K<strong>und</strong>e erspart sich damit<br />

jährlich r<strong>und</strong> 2.000 Euro!<br />

IHB-Begutachtung – Individueller<br />

Hilfebedarf<br />

Hilfeleistungen im Wohn- <strong>und</strong> Beschäftigungsbereich<br />

werden auf Gr<strong>und</strong> eines<br />

Gutachtens im Rahmen eines Verwaltungsverfahrens<br />

festgestellt. Dabei wird<br />

der Individuelle Hilfebedarf unserer<br />

K<strong>und</strong>en von einem/r PsychologIn <strong>und</strong> einem/r<br />

SozialarbeiterIn (IHB-Team) ermittelt.<br />

Immer wieder kommt es vor,<br />

dass der oft bereits jahrelang bewährte<br />

Verbleib in einer bestimmten Leistungsart<br />

oder Einrichtung dadurch in Frage<br />

gestellt wird, weil der Hilfebedarf für unsere<br />

K<strong>und</strong>en zu niedrig eingeschätzt<br />

wird. In diesen Fällen ist es unbedingt<br />

nötig, sich unverzüglich beraten zu lassen<br />

<strong>und</strong> gegen den „Bescheid“ der Behörde<br />

innerhalb von 14 Tagen ab Zustellung<br />

eine begründete Berufung zu erheben.<br />

Keinesfalls ist aber ein Antrag auf eine<br />

andere, oft völlig unzureichende Leistungsart<br />

(wie z.B. Teilzeitbetreutes<br />

Wohnen, wenn der K<strong>und</strong>e in einer vollzeitbetreuten<br />

Wohnform lebt) zu stellen,<br />

wie das manche Behörden von un-


seren K<strong>und</strong>en verlangen. Bisher hat die Berufungsbehörde in<br />

allen Fällen, die mit unserer Unterstützung an sie herangetragen<br />

wurden, unseren K<strong>und</strong>en Recht gegeben!<br />

Familienentlastung: Verlängerungsanträge<br />

In den meisten Fällen, wo unsere K<strong>und</strong>Innen tagsüber in der<br />

Schule oder einer Lebenshilfe-Einrichtung betreut werden,<br />

wurde das Jahresst<strong>und</strong>enkontingent teils massiv gekürzt. In einem<br />

Fall sogar von 600 St<strong>und</strong>en auf 36 St<strong>und</strong>en jährlich. In allen<br />

Fällen, die mit unserer Hilfe Berufung erhoben haben, hat<br />

die Berufungsbehörde unseren K<strong>und</strong>en oft sogar ein Mehrfa-<br />

ches des reduzierten St<strong>und</strong>enausmaßes zuerkannt. Damit können<br />

die betroffenen Eltern wieder aufatmen <strong>und</strong> diese wichtige<br />

Dienstleistung weiterhin im unbedingt erforderlichen Ausmaß<br />

beanspruchen. Bei außergewöhnlichen Belastungen, wie<br />

beispielsweise Krankheit oder Ausfall von Betreuungspersonen<br />

empfehlen wir, ein Zusatzkontingent zu beantragen.<br />

>> Wenn Sie persönlich beraten werden möchten, kontaktieren<br />

Sie uns bitte unter der Telefonnummer 0650 /<br />

81 25 754. – Wir stehen Ihnen in allen steirischen Bezirken<br />

zur Verfügung. Die Beratung ist kostenlos!<br />

Rechtsberatung<br />

Durch das neue Behindertengesetz ergeben sich viele Verbesserungen, Chancen <strong>und</strong> Möglichkeiten.<br />

– Aber nicht immer kommen Betroffene zu ihrem Recht.<br />

Die Lebenshilfe-Rechtsberatung bietet für Menschen mit <strong>Behinderung</strong>,<br />

deren Angehörige <strong>und</strong> Sachwalter in der ganzen Steiermark Unterstützung an.<br />

>> Hilfe bei der Antragstellung auf Leistungen nach dem BHG<br />

>> Hilfe im Verwaltungsverfahren<br />

>> Überprüfung von Selbstbehalten<br />

>> Beratung in Pflegegeldangelegenheiten<br />

>> Beratung nach Bescheidzustellung<br />

>> Unterstützung durch erfahrene Rechtsanwälte<br />

Dr Wolfgang Sellitsch<br />

ist Leiter der<br />

Rechtsberatung der<br />

Lebenshilfe Steiermark<br />

„Rechtzeitige Information <strong>und</strong> Unterstützung für Sie ist uns nicht nur im Einzelfall ein Anliegen. Wir können<br />

dadurch auch für viele andere Mitmenschen, die in einer ähnlichen Situation sind, einiges bewirken, wie die<br />

Fallbeispiele aufzeigen. Wenn Sie Unterstützung brauchen, stehen wir Ihnen mit unserer Fachkompetenz als<br />

verlässliche Partner unter 0650 / 81 25 754 in allen steirischen Bezirken gerne zur Verfügung.“<br />

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie Menschen mit <strong>Behinderung</strong> in ihrem „Leben wie andere auch!”<br />

Spendenkonto: 1-07.104.730, BLZ: 38.000 Raiffeisen-Landesbank Steiermark<br />

IMPRESSUM<br />

„Lebenshilfe“ ist eine Mitgliederzeitung des Landesverbandes der Lebenshilfe Steiermark <strong>und</strong> unabhängig von politischen Parteien <strong>und</strong> Kirchen. Medieninhaber<br />

<strong>und</strong> Herausgeber: Landesverband der Lebenshilfe Steiermark, Präsidentin Ursula Vennemann, Schießstattgasse 6, 8010 Graz, Tel.: 0316 / 81 25 75, Fax:<br />

Dw 4, landesverband@lebenshilfe-stmk.at, www.lebenshilfe-stmk.at · Chefredaktion: IG Soziale Medien Steiermark, Nicole Rubisch, Traungauergasse 8, 8020<br />

Graz · Redakteure & AutorInnen dieser Ausgabe: Anton Allmer, Helene Berthold, Dr. Kurt Flecker, Daniela Gruber, Bernadette Haingartner, Mag.<br />

Yasmin Herzog-Lipp, Erika Heinz, Werner Kachelmaier, Monika Leiter, Marlene Pirkheim, Dr. Wolfgang Sellitsch, Dr. Margareta Steiner, Mag. Siegfried<br />

Suppan, Mag. Thomas Wögerer · Gestaltung: JeneweinDesign, Lendkai 95, 8020 Graz, www.jeneweindesign.com · Fotos: Harry Schiffer, IG Soziale Medien<br />

Steiermark, Landesverband der Lebenshilfe Steiermark, Lebenshilfe · Cover: Siegried Zimmermann · Druck: Steurer-Medienhaus, Wels<br />

Seite 31

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