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Die Bedeutung des Working Capital Management in der Finanzkrise

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<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzkrise<br />

<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzkrise und ihre Folgen für die Realwirtschaft wird im Jahr 2009 das beherrschende<br />

Thema se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> durch <strong>der</strong>artige Krisenszenarien entstehenden Fragen nach dem richtigen<br />

Weg aus dieser Krise werden aktuell we<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Politik noch von den Spitzen <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

beantwortet. Das e<strong>in</strong>zige was erkennbar ist, ist e<strong>in</strong> Krisenmanagement für und mit <strong>der</strong><br />

„Industrie“. Lösungen, wie unsere Gesellschaft nach <strong>der</strong> Krise aussehen kann/wird, s<strong>in</strong>d<br />

nicht im Ansatz zu erkennen.<br />

Unter Beachtung dieser bedauernswerten Tatsachen muss je<strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>- und Mittelständler<br />

selbst für se<strong>in</strong> Unternehmen Schritte e<strong>in</strong>leiten, um diese Krise bestmöglich zu überstehen.<br />

Mit dem Editorial 1-2009 möchte ich über <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> (nachstehend WCM<br />

genannt), als e<strong>in</strong>en wesentlichen Teil zur erfolgreichen Steuerung ihres Unternehmens, <strong>in</strong>formieren.<br />

Festzustellen ist <strong>in</strong> jüngster Zeit, dass Unternehmen offenbar zunehmend Schwierigkeiten<br />

mit dem Cash Flow bekommen. Ergebnisse e<strong>in</strong>er KPMG-Umfrage unter 556 F<strong>in</strong>anzverantwortlichen<br />

von Unternehmen belegen diese Erfahrung.<br />

So berichten 92 % <strong>der</strong> Befragten, dass ihre Kunden aufgrund <strong>der</strong> Kreditkrise bereits um e<strong>in</strong>e<br />

Verlängerung von Zahlungsfristen gebeten hätten und 87 % ließen verlauten, dass Lieferanten<br />

auf e<strong>in</strong>e schnellere Bezahlung <strong>der</strong> Rechnungen drängen, weil <strong>der</strong> Zugang zu Krediten<br />

schwieriger geworden sei.<br />

Hier zeigt sich deutlich, wie Unternehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen Lage versuchen zu überleben.<br />

Doch Vorsicht! <strong>Die</strong>se Strategie kann sich leicht <strong>in</strong>s Negative verkehren. Durch <strong>der</strong>artige kurzfristige<br />

Maßnahmen br<strong>in</strong>gt man möglicherweise se<strong>in</strong>e Geschäftspartner <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzielle<br />

Schwierigkeiten. Kommt es daraufh<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Produktions- o<strong>der</strong> Lieferstopp, kann das, je<br />

nach Lieferant und bestehenden Alternativen, teuer werden.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> gleichzeitigen Verschärfung <strong>der</strong> Kreditvergaben durch die entstandene<br />

F<strong>in</strong>anzkrise (Stichwort: Kreditfalle) sowie e<strong>in</strong>em erhöhten Margendruck aufgrund<br />

e<strong>in</strong>es sich verschärfenden Wettbewerbs muss e<strong>in</strong> Unternehmen bei e<strong>in</strong>er unbefriedigenden<br />

Cash-Flow-Entwicklung zunehmend nach neuen, <strong>in</strong>ternen F<strong>in</strong>anzierungsquellen suchen.<br />

Aus diesem Grund sollten Sie als Unternehmenslenker ihr Augenmerk zuerst auf e<strong>in</strong> professionelles<br />

<strong>Management</strong> <strong>des</strong> eigenen Netto-Umlaufvermögens legen und die Cash Flow-<br />

Planung verbessern, denn e<strong>in</strong> funktionsfähiges WCM kann schnell zu e<strong>in</strong>em kritischen Erfolgsfaktor<br />

werden, wenn es um das Überleben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise geht.<br />

Was ist unter <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> (WCM) eigentlich zu verstehen?<br />

WCM ist die gezielte Bee<strong>in</strong>flussung und Optimierung <strong>der</strong> Kennzahl <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Capital</strong> durch<br />

Maßnahmen wie die Optimierung <strong>des</strong> Vorratsvermögens, <strong>des</strong> Bestands an For<strong>der</strong>ungen<br />

sowie <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dlichkeiten.<br />

Durch e<strong>in</strong>e optimierte Lagerhaltung und e<strong>in</strong> optimiertes Produktprogramm sowie e<strong>in</strong> optimiertes<br />

For<strong>der</strong>ungs- und Kreditorenmanagement kann e<strong>in</strong>e Reduzierung <strong>der</strong> Kapitalb<strong>in</strong>dung<br />

erreicht und somit zur Sicherung <strong>der</strong> Liquidität <strong>des</strong> Unternehmens beigetragen werden.<br />

© Steuerkanzlei Weichselbaum � Januar 2009 SEITE 1 / 3


Primäres Ziel <strong>des</strong> WCM <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen wirtschaftlichen Situation ist die Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong><br />

Kapitalb<strong>in</strong>dung im Unternehmen.<br />

Erreicht werden kann dies zum Beispiel durch<br />

• e<strong>in</strong>e Senkung <strong>des</strong> For<strong>der</strong>ungsbestan<strong>des</strong><br />

• e<strong>in</strong>e Bere<strong>in</strong>igung und Optimierung <strong>der</strong> Vorräte<br />

• e<strong>in</strong>e Optimierung <strong>der</strong> kurzfristigen Lieferantenverb<strong>in</strong>dlichkeiten<br />

Bei Zielerreichung verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t sich die Z<strong>in</strong>sbelastung <strong>des</strong> Unternehmens, was zu e<strong>in</strong>em verbesserten<br />

F<strong>in</strong>anzergebnis führt.<br />

Studien e<strong>in</strong>er großen Unternehmensberatung haben ermittelt, dass e<strong>in</strong> konsequentes WCM<br />

im Durchschnitt zu e<strong>in</strong>er Freisetzung von 20 – 30% <strong>des</strong> gebundenen Kapitals und e<strong>in</strong>er entsprechenden<br />

Entlastung <strong>des</strong> F<strong>in</strong>anzergebnisses führen kann. Darüber h<strong>in</strong>aus verbessern<br />

sich durch WCM die Bilanzrelationen mit e<strong>in</strong>em positiven Rat<strong>in</strong>g-Effekt.<br />

Bei allen Aktivitäten im Rahmen e<strong>in</strong>es WCM ist jedoch immer zu beachten, dass auch mögliche<br />

Zielkonflikte <strong>in</strong> Bezug auf verschiedene Funktions- und Unternehmensbereiche entstehen<br />

können. Hier müssen wohl überlegt die Auswirkungen e<strong>in</strong>es WCM auf an<strong>der</strong>e Unternehmensziele<br />

abgewogen werden, um zu entscheiden, ob und <strong>in</strong> welchen Umfang e<strong>in</strong> WCM<br />

s<strong>in</strong>nvoll umgesetzt werden kann.<br />

Zentrale Kennzahlen <strong>des</strong> <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> (WCM)<br />

DSO = die durchschnittliche For<strong>der</strong>ungslaufzeit.<br />

<strong>Die</strong>se misst die durchschnittliche Laufzeit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen vom<br />

Tage <strong>der</strong> Rechnungsstellung bis zum Zahlungse<strong>in</strong>gang <strong>des</strong> Kunden.<br />

DPO: die durchschnittliche Verb<strong>in</strong>dlichkeitslaufzeit .<br />

<strong>Die</strong>se misst die durchschnittliche Laufzeit <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dlichkeiten vom Tage<br />

<strong>des</strong> Rechnungse<strong>in</strong>gangs bis zur Zahlungsausführung an den Lieferanten.<br />

DIH: die Lagerumschlagshäufigkeit o<strong>der</strong> die durchschnittliche Lagerreichweite <strong>in</strong><br />

Tagen als Maß für die Höhe <strong>der</strong> Lagerbestände.<br />

Days <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Capital</strong>: e<strong>in</strong>e aggregierte Kennzahl die sich aus DSO + DIH - DPO ergibt und die die<br />

gesamte Dauer <strong>des</strong> im <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Capital</strong> gebundenen Kapitals bezeichnet.<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> zentralen Kennzahlen können folgende Sofortmaßnahmen e<strong>in</strong>geleitet werden:<br />

• Errechnen <strong>der</strong> Kennzahl <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Capital</strong>/Days <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Capital</strong> und die aus dem<br />

<strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Capital</strong> resultierende Z<strong>in</strong>sbelastung.<br />

• Analyse <strong>des</strong> <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Capital</strong> anhand <strong>der</strong> Kennzahlen DSO/ DPO/ DIH.<br />

• Suchen/Vergleichen nach Benchmarks an<strong>der</strong>er Unternehmen ihrer Branche.<br />

• Analyse möglicher Schwachpunkte <strong>der</strong> Lagerhaltung („Langsamdreher“).<br />

• Analyse <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen („schwer e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>glich“, „une<strong>in</strong>br<strong>in</strong>glich“) mit anschließen<strong>der</strong><br />

Ermittlung <strong>der</strong> Gründe für Zahlungsverzögerungen.<br />

• Optimieren <strong>des</strong> Mahnwesens und Bonitätsprüfungen.<br />

• Analyse, ob durch e<strong>in</strong>e Skontogewährung die Zahlungsgeschw<strong>in</strong>digkeit von Kunden<br />

erhöht werden kann.<br />

• Analyse <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dlichkeiten. Abwägung <strong>des</strong> Nutzens <strong>der</strong> Ausnutzung bzw. Verlängerung<br />

von Skontofristen gegen entsprechende (Fremd-) F<strong>in</strong>anzierung.<br />

© Steuerkanzlei Weichselbaum � Januar 2009 SEITE 2 / 3


E<strong>in</strong>e Frage, die bei <strong>der</strong> Installation e<strong>in</strong>es WCM immer wie<strong>der</strong> auftritt möchte ich abschließend<br />

vorweg beantworten.<br />

Frage:<br />

Reicht e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Optimierung <strong>des</strong> <strong>Work<strong>in</strong>g</strong> <strong>Capital</strong> aus?<br />

Antwort:<br />

Ne<strong>in</strong>,<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges WCM würde nur zu e<strong>in</strong>er punktuellen Verbesserung <strong>der</strong> Unternehmenssituation<br />

führen. WCM ist e<strong>in</strong>e fortwährende Aufgabe <strong>des</strong> Unternehmens, die nur bei e<strong>in</strong>er dauerhaften<br />

Implementierung zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen Verbesserung <strong>der</strong> Prozesse und e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />

Senkung <strong>der</strong> Kapitalkosten führt.<br />

In Zeiten wie diesen, stellt sich m. E. die Frage „WCM: ja / ne<strong>in</strong>“ grundsätzlich nicht!<br />

<strong>Die</strong> Art und Weise bzw. die Ausprägung ist sicherlich unterschiedlich. Dass es jedoch e<strong>in</strong>es<br />

WCM bedarf, werden sie als Unternehmenslenker sicherlich bestätigen.<br />

Sollten Sie zu diesem Thema Fragen haben bzw. Handlungsbedarf sehen würde ich mich<br />

persönlich sehr freuen, wenn Sie uns als kompetenten Partner für die Umsetzung Ihres<br />

WCM sehen und Ihre Steuerkanzlei Weichselbaum daraufh<strong>in</strong> konkret ansprechen.<br />

Mit freundlichen Grüßen aus dem Merian Forum <strong>in</strong> Nürnberg<br />

Gerhard Weichselbaum<br />

vereidigter Buchprüfer, Steuerberater<br />

©<br />

© Steuerkanzlei Weichselbaum � Januar 2009 SEITE 3 / 3

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