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Industrieanzeiger 12.2021

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13.07.2021 Ausgabe 12 | 2021 www.industrieanzeiger.de<br />

Interview<br />

Interim Management<br />

Experten auf Zeit sorgen für<br />

Handlungssicherheit<br />

» Seite 26<br />

Digitalisierung<br />

Für den Einstieg in die<br />

Industrie 4.0 ist es nie zu spät<br />

» Seite 40<br />

Materialfluss<br />

Automatisches Hochregallager<br />

für 23.000 Gasflaschen<br />

» Seite 44<br />

Marcus Eibach, Project Director<br />

5G der Deutschen<br />

Messe AG, über 5G<br />

Smart Venue – ein<br />

5G-Testangebot<br />

für Firmen.<br />

» Seite 18<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion<br />

TOPSTORY<br />

Quantentechnik<br />

Quantencomputer sind in aller<br />

Munde. Ist das nur der nächste<br />

Hype? Oder bergen sie tatsächlich<br />

Potenzial für die deutsche<br />

Industrie?<br />

» Seite 30


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2 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


» MEINUNG<br />

Nicht nur Mitläufer<br />

sein, ab an die Spitze<br />

Zwei Milliarden Euro steckt die Bundesregierung im Rahmen des aktuellen<br />

Konjunktur- und Zukunftspakets in die Entwicklung von Quantentechnologien<br />

und das Quantencomputing in Deutschland. Spätestens 2025 soll mit den<br />

Förderprogrammen, die vom Bundesforschungs- und dem Bundeswirtschaftsministerium<br />

bezuschusst werden, ein konkurrenzfähiger deutscher Quantencomputer<br />

mit mindestens 100 Quantenbits bereitstehen. Ein Quantenbit befindet<br />

sich im Gegensatz zum klassischen Bit in vielen verschiedenen Zuständen<br />

zwischen null und eins. Durch die Messung der unterschiedlichen Zustände<br />

ermöglicht es eine viel höhere Rechenleistung als aktuelle Supercomputer – in<br />

einem Zeitraum, der 10.000 bis 100.000 Mal schneller als bisherige PCs ist.<br />

Der internationale Druck rund um die Rechenleistungen der Zukunft ist enorm.<br />

Die Big Player im Technologiemarkt – Google, Microsoft und Amazon – sind wie<br />

so oft weit vorne im Technik-Wettlauf. Auch China vermeldet spekta kuläre<br />

Durchbrüche bei Quantencomputern: Ein System namens Jiuzhang soll zehn<br />

Milliarden Mal so schnell sein wie Googles 2019 vorgestelltes Quantensystem.<br />

Die aktuell größten Prototypen-Rechner sind ein 65-Qubit-Computer von IBM<br />

und ein 54-Qubit-System von Google. Wie üblich lässt sich das Reich der Mitte<br />

aber nicht in die Karten schauen und lieferte keinen Beweis.<br />

Klar ist: Quantencomputer werden eine „entscheidende Schlüsseltechno lo -<br />

gie“, betonte die Bundeskanzlerin jüngst bei einem Event von IBM. Der Konzern<br />

stellte im Juni mit der Fraunhofer-Gesellschaft den ersten kommerzfähigen<br />

Quantencomputer mit 27 Qubits in Deutschland vor. Auch die Forschung zu<br />

anderen, nicht supra leitungsbasierten Quantensystemen wie dem von IBM –<br />

etwa photonische Quantentechnologie, Elektronenfallen oder Diamantgitter –,<br />

ist in Deutschland gut aufgestellt. Wichtig ist, nicht auf der Strecke zu bleiben.<br />

„Es passiert leider sehr oft, dass wir die Forschung in Deutschland und Europa<br />

sehr weit vorantreiben und etwas erfinden, die Wertschöpfung landet letzten<br />

Endes aber woanders“, warnt Prof. Manfred Hauswirth vom Fraunhofer-<br />

Kompetenz netzwerk Quantencomputing. Das gilt es zu verhindern.<br />

Mehr zum aktuellen Stand von Quantencomputing und dem Nutzen für die<br />

deutsche Industrie lesen Sie in unserer Topstory ab Seite 30.<br />

Nora Nuissl<br />

Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

nora.nuissl@konradin.de<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 3<br />

info@lederer-online.com


» INHALT 12 | 2021 143. JAHRGANG<br />

TOPSTORY<br />

Quanten -<br />

computing<br />

» Seite 30<br />

Bild<br />

: An drew<br />

Jon<br />

es/<br />

/I<br />

BM<br />

Bringen Quantencomputer tatsächlichen Nutzen für die deutsche Industrie?<br />

Ein Blick auf den aktuellen Stand der Technik und erste Anwendungsprojekte.<br />

» Seite 30<br />

NEWS & MANAGEMENT<br />

Industrienews<br />

Europas Werkzeugbau erwartet positive Entwicklung 10<br />

Robotikbranche holt deutlich auf 12<br />

Messe AMB startet im nächsten Jahr wieder durch 14<br />

SPS 2021 wird durch digitales Format ergänzt 16<br />

Die „besten Produkte“ der Logimat 2021 17<br />

» Interview<br />

Hannovers Messemacher bieten ihr Gelände Unternehmen<br />

zu Tests und Demonstrationen für 5G an 18<br />

Personalsoftware<br />

Zeiterfassungssoftware unterstützt Produktionsfirmen bei<br />

individueller Personalbedarfs- und -einsatzplanung 22<br />

Interview<br />

Keller & Kalmbach-Geschäftsführer Hans van der Velden<br />

über eine gute Lieferantenstrategie und die Coronakrise 24<br />

» Interim Management<br />

Manager auf Zeit stellen im Transformationsprozess der<br />

Autoindustrie erfolgreich Weichen für die Zukunft 26<br />

TECHNIK & WISSEN<br />

TOPSTORY<br />

» Quantencomputing<br />

Blick auf den aktuellen Stand der Technik und erste<br />

Nutzungsmöglichkeiten für kleine und mittlere Firmen 30<br />

Vernetzung<br />

Ein praxisnaher Ansatz hilft bei der digitalen Vernetzung<br />

von Alt-oder Legacy-Systemen auf dem Shopfloor 36<br />

Automatisierung<br />

Elan bietet mit seiner neuen Plattform 2022 die<br />

Möglichkeit der Datenvernetzung aller Beteiligten 38<br />

» Serie Industrie 4.0<br />

Nachzügler, die sich jetzt für eine digitale Ausrichtung<br />

entscheiden, haben mehrere Vorteile auf ihrer Seite 40<br />

» Intralogistik<br />

Unitechnik entwickelt automatisches Hochregallager<br />

für sensible Hochdruckgasflaschen 44<br />

Steigtechnik<br />

Hymer hat sein 2D-Tool zu einem 3D-Konfigurator<br />

für Steigleitern weiterentwickelt 48<br />

Spanntechnik<br />

Modulare Nullpunktspanntechnik beschleunigt die<br />

Arbeit eines Modellbauers 50<br />

Innenbearbeitung<br />

Vernetztes System sorgt für transparente Prozesse bei<br />

Innenbearbeitungen und damit für Qualität und Effizienz 53<br />

Schleiftechnik<br />

Sensible Schleifspindel fühlt Prozesskräfte beim<br />

Werkzeugschleifen und kompensiert Abdrängung 54<br />

Kunststofftechnik<br />

Spritzgießmaschinenbauer Engel setzt voll auf<br />

Digitalisierung, um Nachhaltigkeit zu ermöglichen 56<br />

Extrusionsanlagen 4.0<br />

Maschinenbauer Bausano hat seine Extrusionsanlagen<br />

in kurzer Zeit Industrie-4.0-fähig gemacht 58<br />

PRODUKTE & SERVICE<br />

Meinung 03<br />

Augenblicke der Technik 06<br />

Tipps der Redaktion 08<br />

Produkte 60<br />

Vorschau 64<br />

Impressum 64<br />

Wir berichten über 64<br />

Zuletzt 66<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Bild: Drazen/stock.adobe.com<br />

Interim Manager / Experten auf Zeit setzen in der Automobilindustrie<br />

Maßnahmen für neue Geschäftsmodelle um.<br />

» Seite 26<br />

Interview Marcus Eibach,<br />

Project Director 5G, über 5G<br />

Smart Venue – ein Testangebot<br />

für Unternehme für 5G-<br />

Anwendungsszenarien auf dem<br />

Hannoveraner Messegelände.<br />

» Seite 18<br />

Bausteine für das<br />

Industrial Internet of Things<br />

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MANUFACTURING<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

ZUM TITELBILD<br />

Keller & Kalmbach, Spezialist für Verbindungselemente und<br />

Befestigungstechnik, macht das C-Teile-Management fit für<br />

die Zukunft. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 24.<br />

Bild: Chan2545/stock. adobe.com<br />

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» Augenblicke<br />

der Technik<br />

Dass man sich bei körperlich anstrengenden und schweißtreibenden<br />

Arbeiten die Ärmel hochkrempelt, ist verständlich,<br />

birgt aber im Berufsalltag ein großes Verletzungsrisiko. Deswegen<br />

ist beim Umgang mit scharfen Gegenständen oder bei der Montage<br />

im Maschinenbau ein adäquater Arbeitsschutz vorgeschrieben.<br />

Ejendals, ein Spezialist für Hand- und Fußschutzlösungen, hat für<br />

diesen Fall einen durchgängigen Armschutz gegen Schnittverletzungen<br />

im Programm. Das ist zum einen der strapazierfähige<br />

Handschuh Tegera 8815 Infinity und die High-Tech-Armstulpen<br />

Tegera. Der robuste Handschuh besteht aus der schnittbeständigen<br />

CRF-Omni-Technology-Faser, Nylon und Spandex. Die leichten<br />

Schutzärmel sind ebenfalls aus schnittfesten Hightech-Fasern hergestellt<br />

und verhindern Verletzungen durch scharfkantige Gegenstände.<br />

Durch die Kombination beider Produkte ist der gesamte<br />

Arm geschützt. Die kritische Übergangsstelle von Schutzärmel zu<br />

Arbeitshandschuh ist durch die nahtlose Daumenschlaufe am Ärmel<br />

gesichert. Verrutschen oder freie Hautstellen werden dadurch<br />

vermieden. Nicht zuletzt bieten die Ärmel viel Bewegungsfreiheit<br />

und Flexibilität. Bild: Ejendals.<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 7


» TIPPS DER REDAKTION<br />

Reine Luft<br />

Bild: Promed<br />

Keinem Umwelteinfluss sind wir so bedingungslos<br />

ausgesetzt wie Luftschadstoffen. Ein hochwertiger<br />

Luftreiniger wie der neue Promed AC-4000 verbessert<br />

jedoch die Luftqualität und fördert die Gesundheit.<br />

Er filtert in geschlossenen Räumen Viren, Bakterien,<br />

Staub, Schimmel, Pollen, Milben, Rauch und Gerüche<br />

effektiv aus der Luft. Durch eine Kombination aus<br />

Hepa-Filter H13, Aktivkohlefilter und dreistufigem<br />

Aluminium-Vorfilter sowie UV-Desinfektion und zusätzlichem<br />

Ionengenerator entfernt der Promed<br />

AC-4000 bis zu 99,95 % der häufig auftretenden Mikroorganismen.<br />

Macht der Sprache<br />

Bild: Dietz Verlag<br />

Kleine Erfinderin<br />

Mit „Rosie Rosin, Erfinderin“ haben Andrea<br />

Beaty und David Roberts eine umwerfend<br />

lustige Geschichte um ein schüchternes Mädchen<br />

erschaffen, das geniale Erfindungen<br />

macht. Das Kinderbuch ist zugleich eine<br />

Hommage an die Leidenschaft und Ausdauer<br />

aller Tüftler, Bastler und Erfinder. Rosie ist<br />

ein kleiner Daniel Düsentrieb und ihre genialen<br />

Erfindungen würden viele verblüffen. Wo<br />

andere Leute Müll sehen, sieht sie Inspiration.<br />

Sie konstruiert nachts ganz allein in ihrem<br />

Zimmer große Erfindungen aus Alltagsdingen<br />

wie Hotdog- Automaten, Helium-Hosen,<br />

Sprühdosen-Helikopter und vieles mehr.<br />

Smarte Lampe<br />

Bild: Midas<br />

Mit Sprache wird manipuliert,<br />

Macht und Gewalt ausgeübt. Fake<br />

News, über Medien verbreitet,<br />

schaffen Verunsicherung. Das Buch<br />

„Sprachgewalt“ von David Ranan<br />

untersucht zentrale politische Begriffe<br />

auf ihren Missbrauch. Wer benutzt<br />

sie wie, wann und wozu? Kritische<br />

Wachsamkeit ist geboten,<br />

wenn jemand die Welt mit ein paar<br />

Wörtern in Gut und Böse einteilt,<br />

Verbrechen entschuldigt, Gegner<br />

vernichtet und uns zu seinen Komplizen<br />

machen will.<br />

Model F, die smarte Lampe von Luke Roberts, ist die weltweit erste Leuchte, bei<br />

der das Licht in jede Richtung bewegt werden kann, ohne dass Teile von ihr<br />

selbst bewegt werden müssen. Mit einer intuitiv gestalteten App können Besitzer<br />

der Lampe unglaubliche Lichtszenen für jeden Raum erstellen und anpassen, unabhängig<br />

von der Einrichtung oder dem Zweck des Raumes. Wird die Lampe eingeschaltet,<br />

wählen AI-Algorithmen die perfekte Lichteinstellung basierend auf<br />

den Vorlieben der Nutzer.<br />

Bild: Luke Roberts<br />

@Eine Übersicht sowie weitere<br />

Informationen zu den einzelnen Tipps<br />

erhalten Sie hier:<br />

www.industrieanzeiger.de/<br />

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8 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 9


» NACHRICHTEN<br />

Europäische Werkzeugbranche<br />

erwartet positive Entwicklung<br />

Über die Lage der europäischen Präzisionswerkzeug-Industrie informierte Markus<br />

Horn, Präsident der European Cutting Tools Association (ECTA). Im Vergleich zu<br />

China oder Japan erhole sich die europäische Fertigungsindustrie zwar langsamer,<br />

für Deutschland erwartet der Verband jedoch eine kontinuierliche Steigerung.<br />

Nach einem dramatischen<br />

ersten Halbjahr<br />

2020 sehen die europäischen<br />

Hersteller von<br />

Präzisionswerkzeugen<br />

wieder optimistischer<br />

in die Zukunft. Zu den<br />

Treibern gehören unter<br />

anderem China und die<br />

Automobilindustrie.<br />

Bild: Arno<br />

Corona-bedingt brach das Geschäft der europäische<br />

Präzisionswerkzeug-Hersteller im ersten<br />

Halbjahr 2020 dramatischen ein. Bereits ab der zweiten<br />

Jahreshälfte verzeichneten die Hersteller in einigen<br />

Branchen und Regionen bereits wieder eine<br />

signifikante Erholung. Vorbehaltlich weiter bestehender<br />

Risiken rechnet der Branchenverband ECTA<br />

2021 mit einer überwiegend positiven Entwicklung.<br />

In Deutschland schrumpfte der Auftragseingangs<br />

2020 bei den Präzisionswerkzeugherstellern deutlich<br />

moderater als bei den Werkzeugmaschinen.<br />

Während die<br />

Exporte um 16 % rückläufig<br />

waren, fielen die Importe um<br />

15 % geringer aus. Positiv<br />

macht sich hier laut ECTA die<br />

gute Erholung des Inlandsmarktes<br />

und die steigende<br />

Produktion in der Automobilindustrie sowie im Maschinenbau<br />

bemerkbar. Die schnelle Er holung des<br />

chinesischen Markts dämpfte die Verluste und wirkt<br />

weiterhin als treibende Kraft.<br />

Die Kapazitätsaus lastung der deutschen Betriebe<br />

stieg von Januar bis April 2021 von 79,9 auf 86,3 %.<br />

Als anhaltendes Risiko sieht der Branchenverband<br />

US-Kunden orderten 2020<br />

22,8 % weniger Tools aus<br />

Europa, die Exporte nach<br />

China sanken um 1,7 %.<br />

hier unter anderem Engpässe in der Zulieferindustrie<br />

und den weiterhin schwachen Flugzeugbau.<br />

Wie die deutschen leiden auch die französischen<br />

Werkzeughersteller (Export: -24 %, Import: -16 %)<br />

unter der schwachen Luftfahrtindustrie. Chancen<br />

bietet auch hier unter anderem die sich erholende<br />

Autoindustrie.<br />

Die italienischen Exporte von Zerspanwerkzeugen<br />

schrumpften um 25 %, der nationale Verbrauch um<br />

18 %. Die Wirtschaft Italiens litt 2020 von den westlichen<br />

Ländern am stärksten unter der Krise. Die<br />

Fertigungsindustrie war vor allem im ersten Halbjahr<br />

2020 massiv betroffen. Während die italienischen<br />

Hersteller auf die EMO Milano als Wendepunkt hoffen,<br />

stellen Engpässen bei Rohstoffen und bei Elektronikbauteilen<br />

sowie steigende Preise ein Risiko dar.<br />

In Spanien lagen die Werkzeug-Exporte 22 %<br />

unter dem Vorjahr, der Verbrauch sank um 21 %. Der<br />

Markt hängt hier stark von der Automobilindustrie<br />

ab, deren Produktion 2020 massiv eingeschränkt war.<br />

Die Prognosen fürs laufende Jahr fallen zunehmend<br />

optimistischer aus. Investitionsprogramme der Regierung<br />

sollen die Produktion zusätzlich pushen.<br />

Während die Exporte von Zerspanwerkzeugen aus<br />

der Schweiz um 11 % rückläufig waren, sank der nationale<br />

Verbrauch um 17 %. Nach dem dramatischen<br />

Vorjahr verlief der Start ins Jahr 2021 jedoch viel -<br />

versprechend. Einige Bereiche<br />

liegen laut ECTA bereits wieder<br />

auf dem Niveau von 2019.<br />

Etwa der Automobilsektor<br />

oder die Uhrenindustrie wachsen<br />

seit Januar zwar langsam,<br />

aber stetig. Die Medizintechnik<br />

lief auch im Pandemiejahr<br />

2020 gut. Besonders stark entwickeln sich die Märkte<br />

in Asien und den USA.<br />

In England erschweren die Folgen des Brexit den<br />

Handel. Der Export an Zerspanwerkzeugen sank um<br />

10 %, der Verbrauch um 20 %. Chancen sieht der europäische<br />

Branchenverband hier vor allem in der Erholung<br />

der Sektoren Automobil und Aerospace. (mw)<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Druckflexibilität<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 11


» NACHRICHTEN<br />

Ticker<br />

» Automatisierung | Ein Jahrhundert<br />

Mitsubishi Electric: Aus dem<br />

Werftbetrieb, der heutigen Mitsubishi<br />

Heavy Industrie, wurde 1921<br />

der Produktionsbereich für elektrische<br />

Schiffbauaggregate ausgegliedert.<br />

Damit begann die Geschichte<br />

der Mitsubishi Electric Corporation<br />

auch im Automatisierungsbereich.<br />

» Spanntechnik | Die Röhm<br />

GmbH, Sontheim, meldet für 2020<br />

einen Gewinn von 4 %. Unter anderem<br />

der Geschäftszweig Bohrfutter<br />

sorgt derzeit für volle Auftragsbücher,<br />

trotz scharfer Konkurrenz<br />

aus Fernost. Aktuell erweitert<br />

Röhm die Bohrfutterproduktion auf<br />

21 Wochenschichten und steigert<br />

damit die Jahresmenge um 30 %.<br />

Bild: HERRNDORFF_ images/stock.adobe.com<br />

Marktzahlen<br />

Robotik holt auch im<br />

Mittelstand mächtig auf<br />

Die Robotik und Automation geht laut VDMA nach der Corona-<br />

Delle 2020 wieder auf Wachstumskurs. Vor allem die gebeutelte<br />

Robotik holt stark auf – auch wegen neuer Impulse in Richtung<br />

kleine und mittlere Unternehmen.<br />

Die Robotik und Automation<br />

hat einen starken<br />

Nachholbedarf,<br />

denn im Verlauf der<br />

Corona-Krise wurden<br />

Investitionen verschoben.<br />

Diese werden jetzt<br />

nachgeholt und füllen<br />

die Auftragsbücher.<br />

» Hydraulik | Rauh Hydraulik hat<br />

kürzlich eine Vereinbarung als<br />

Stauff Systempartner unterzeichnet.<br />

Dadurch können Stauff-Kunden<br />

auch auf das umfassende Serviceund<br />

Dienstleistungsspektrum zurückgreifen,<br />

das Rauh an 15 Standorten<br />

in Deutschland anbietet.<br />

» Hydraulik | Die Indus-Gruppe<br />

erwirtschaftete im Geschäftsjahr<br />

2020 einen Konzernumsatz von<br />

1,56 Mrd. Euro und ein EBIT von<br />

25,1 Mio. Euro. Der Bilanzgewinn<br />

der Indus Holding AG betrug 35,8<br />

Mio. Euro. Die Dividende bleibt im<br />

Vergleich zum Vorjahr unveränderten<br />

bei 0,80 Euro je Aktie.<br />

» Zulieferer | In Weil am Rhein<br />

erhielt die Fewe Feinstdrehteile<br />

GmbH den Lieferanten-Award von<br />

der Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co.<br />

KG aus Schönaich.<br />

Laut Prognose des VDMA-Fachverbands<br />

Robotik + Automation (R+A)<br />

wird die Branche der Robotik und<br />

A utomation in Deutschland 2021 mit<br />

13,4 Mrd. Euro ein Umsatzplus von<br />

11 % erwirtschaften. Dagegen verlief<br />

2020 insbesondere unter dem Eindruck<br />

der Corona-Pandemie noch<br />

deutlich negativ, wenngleich der Umsatzrückgang<br />

von 18 % mode rater<br />

ausfiel als erwartet.<br />

„Die Prognose für das laufende Jahr<br />

zeigt eine kräftige Erholung und bedeutet<br />

eine positive Trendwende für<br />

die Branche“, sagt Wilfried Eberhardt,<br />

der Vorsitzende des Fachverbands.<br />

„Insbesondere die Auftrags -<br />

bücher füllen sich derzeit sehr<br />

schnell. Noch bessere Umsatzzahlen<br />

sind realisierbar, wenn die aktuellen<br />

Lieferengpässe bei Schlüsselkomponenten<br />

wie Elektronik zügig beseitigt<br />

werden können.“<br />

Die Perspektive bis in das Jahr 2022<br />

hinein ist laut VDMA ausgezeichnet.<br />

„Mit der aktuellen Dynamik stehen<br />

deshalb die Chancen gut, bereits im<br />

nächsten Jahr das Rekordergebnis<br />

aus dem Jahre 2018 zu erreichen oder<br />

sogar zu übertreffen“, sagt Wilfried<br />

Eberhardt. Die Nachfrage für Robotik<br />

und Automation stehe im Zeichen<br />

starker Nachholeffekte: Investitionen<br />

wurden im Verlauf der Corona-Krise<br />

verschoben und füllen jetzt die Auftragsbücher.<br />

Aber auch der gesellschaftliche Umbau<br />

auf dem Weg zur Klimaneutra -<br />

lität und nachhaltiger Nutzung von<br />

Ressourcen sorge für Neugeschäft.<br />

Robotik und Automation würden sich<br />

dabei als Schlüsseltechnologien erweisen,<br />

etwa bei der effizienten Produktion<br />

von Zukunftsprodukten wie<br />

Brennstoffzellen oder Batterien für<br />

die Elektromobilität am Hochlohnstandort<br />

Europa.<br />

Besonders stark aufholen dürfte die<br />

Robotik. Der Fachverband prognostiziert<br />

für 2021 für die Robotersparte<br />

die kräftigste Umsatzerholung mit<br />

+15 %. 2020 hatte die Robotik mit<br />

einem Minus von 23 % auf 3,1 Mrd.<br />

Euro besonders stark eingebüßt.<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


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und intuitiv bedienbar sein. Gleichzeitig sollen sie leistungsstark und effektiv arbeiten.<br />

Daher liegt die Zukunft bei digitalen Produktionsleitsystemen, die bei Bedarf mit Cloud-<br />

Computing-Konzepten verbunden werden können.<br />

Digitale Produktionsleitsysteme sind der Erfolgsgarant<br />

für das Gelingen von Industrie<br />

4.0 und aus zeitgemäßen Produktionshallen<br />

nicht mehr wegzudenken. Denn Manufacturing<br />

Execution Systems sind Datensammler und -analytiker<br />

zugleich, strukturieren dabei alle produktionsnahen<br />

Informationen und erzeugen so Transparenz<br />

und Flexibilität. Dabei werden vorhandene<br />

Potentiale aufgedeckt, sodass bestehende Prozesse<br />

effektiv verbessert werden können.<br />

Moderne MES nutzen innovative Cloud-Computing-Lösungen<br />

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Dabei werden Software sowie Hardwarekomponenten<br />

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Das implementierte Betriebsdatenmanagement,<br />

ein Rückmeldesystem mit Plausibilitätsüberprüfung<br />

und ein perfekt aufbereitetes<br />

Reporting sind die Erfolgsgaranten – einfach<br />

und schnell zu installieren, intuitiv zu bedienen.<br />

Die smarten Produktionsleitsysteme beweisen<br />

eindrucksvoll, dass ein digitales Fertigungsmanagement<br />

nicht nur großen Unternehmen oder<br />

weltweit agierenden Konzernen vorbehalten ist.<br />

Bereits kleine und mittelständische Betriebe, die<br />

möglicherweise nur wenige Maschinen oder eine<br />

Produktionsstraße haben, können vollumfänglich<br />

profitieren. Auch ist Industriesoftware längst keine<br />

hochkomplexe Angelegenheit mehr, denn<br />

Funktionsweise und Handhabung orientieren<br />

sich voll und ganz am Anwender und überzeugen<br />

mit Übersichtlichkeit und klarer Anwendungsfunktionalität.<br />

Industrie 4.0 muss für jedes Unternehmen<br />

das anvisierte Ziel sein, Manufacturing<br />

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zur Verfügung – so gelingt die digitale Transformation<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 13


» NACHRICHTEN<br />

Metallbearbeitung<br />

Messe AMB startet 2022 wieder durch<br />

Bild: Messe Stuttgart<br />

Nach dem Aussetzen im zurückliegenden<br />

Jahr findet die AMB – Internationale Ausstellung<br />

für Metallbearbeitung vom 13. bis<br />

17. September 2022 wieder turnusgemäß<br />

auf dem Stuttgarter Messegelände statt.<br />

Namhafte Aussteller aus der metallbeund<br />

verarbeitenden Industrie präsentieren<br />

an den fünf Messetagen ihre Innovationen<br />

und Weiterentwicklungen dem interessierten<br />

Fachpublikum. Der Messebeirat<br />

bestärkt das Vorhaben des Projektteams:<br />

In der Auftaktsitzung am 8. Juni sagten<br />

alle Unternehmen der Messe ihre volle<br />

Unterstützung zu. Die Firmen-Teilnehmer<br />

der Runde waren DMG Mori, Index-Werke,<br />

Hahn+Kolb, Emco, GF Machining<br />

Solutions, Chiron Werke, FFG Europe, Kasto,<br />

Gühring, Ceratizit, Iscar, Hartmetall-<br />

Werkzeugfabrik Paul Horn, Mapal, Nagel<br />

Werkzeug-Maschinen, Ilg + Sulzberger<br />

und Römheld.<br />

Die aktuellen Marktdaten der ideellen<br />

Trägerverbände VDMA Präzisionswerkzeuge,<br />

VDMA Software und Digitalisierung<br />

sowie VDW bestätigen das Stimmungsbild<br />

des Messebeirates und geben<br />

Mit positiven Konjunkturaussichten und Rückenwind<br />

aus der Branche nimmt die AMB Kurs auf<br />

eine erfolgreiche Messe vom 13. bis 17. September<br />

2022 in Stuttgart.<br />

einen positiven Ausblick auf die aktuellen<br />

wirtschaftlichen Entwicklungen: Zuwächse<br />

bei den Auftragseingängen deuten auf<br />

eine Erholung der Branche hin. Gute<br />

Vorzeichen also für einen erfolgreichen<br />

Restart der AMB, der mit der nun eingeläuteten<br />

Anmeldephase Fahrt aufnimmt.<br />

Der Aufplanungsbeginn für die nächste<br />

AMB ist der 15. Oktober 2021.<br />

Halbleiterproduktion<br />

Bosch eröffnet Smart Factory zur Chipfertigung<br />

Voll vernetzt, datengesteuert, selbstoptimierend:<br />

Bosch eröffnet im virtuellen Beisein von Bundeskanzlerin<br />

Dr. Angela Merkel und der Vizepräsidentin<br />

der EU-Kommission Margrethe Vestager<br />

eine der modernsten Chipfabriken der Welt.<br />

Bild: Robert Bosch GmbH<br />

Bosch hat in Dresden eine der modernsten<br />

Chipfabriken der Welt eröffnet. Die<br />

Produktion startet bereits diesen Juli –<br />

ein halbes Jahr früher als geplant. Ab<br />

dann kommen die im neuen Werk produzierten<br />

Halbleiter in Bosch-Elektrowerkzeugen<br />

zum Einsatz. Für den Bedarf der<br />

Automobilindustrie beginnt die Chip-Produktion<br />

im September und damit ein<br />

Vierteljahr früher als geplant. Bosch<br />

stärkt mit der neuen Fabrik den Technologie-<br />

und Wirtschaftsstandort Deutschland.<br />

Heute arbeiten im Halbleiterwerk in<br />

der sächsischen Landeshauptstadt bereits<br />

rund 250 Menschen auf einer Fläche von<br />

72.000 m 2 . Die Zahl der Beschäftigten soll<br />

in der Endausbauphase des Standorts auf<br />

700 Mitarbeiter anwachsen. Alle Daten<br />

der Halbleiterfabrik werden in einem zentralen<br />

Datenspeicher gesammelt und mit<br />

den Methoden der künstlichen Intelligenz<br />

ausgewertet. Selbstoptimierende Algorithmen<br />

lernen dabei, aus den Daten<br />

Vorhersagen abzuleiten. So lassen sich<br />

Fertigungs- und Wartungsvorgänge in<br />

Echtzeit analysieren.<br />

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Keller & Kalmbach<br />

C-Teile-Management der Zukunft<br />

13.07.2021 Ausgabe 12 | 2021 www.industrieanzeiger.de<br />

Keller & Kalmbach, Spezialist für Verbindungselemente<br />

und Befestigungstechnik,<br />

macht das C-Teile-Management fit für<br />

die Zukunft. Zusammen mit dem Fraunhofer<br />

IML analysiert der Großhändler<br />

neue Technologien, wie etwa Tracking-<br />

Lösungen für die lückenlose Nachverfolgung<br />

auch kleiner Gebinde in der Lieferkette,<br />

um Wissenschaft und Praxis miteinander<br />

zu verbinden.<br />

Zusätzlich positioniert sich Keller & Kalmbach<br />

als Experte nicht nur für die Beschaffung<br />

von C-Teilen, sondern auch<br />

deren Einsatz im Produktionsprozess. Die<br />

Experten des Hauses schauen beim „Line-<br />

Walk“ die Anwendungsfälle der Verbindungstechnik<br />

beim Kunden ganz genau<br />

an, schlagen Alternativen vor und helfen,<br />

Einsparungen zu realisieren.<br />

https://keller-kalmbach.de/<br />

Interim Management<br />

Experten auf Zeit sorgen für<br />

Handlungssicherheit<br />

» Seite 26<br />

Digitalisierung<br />

Für den Einstieg in die<br />

Industrie 4.0 ist es nie zu spät<br />

» Seite 40<br />

Materialfluss<br />

Automatisches Hochregallager<br />

für 23.000 Gasflaschen<br />

» Seite 44<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion<br />

Interview<br />

Marcus Eibach, Project Director<br />

5G der Deutschen<br />

Messe AG, über 5G<br />

Smart Venue – ein<br />

5G-Testangebot<br />

für Firmen.<br />

» Seite 18<br />

TOPSTORY<br />

Quantentechnik<br />

Quantencomputer sind in aller<br />

Munde. Ist das nur der nächste<br />

Hype? Oder bergen sie tatsächlich<br />

Potenzial für die deutsche<br />

Industrie?<br />

» Seite 30<br />

Bild: Chan2545/stock.adobe.com<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


KI-Studie<br />

Wege zum wirksamen Ressourceneinsatz im Betrieb<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Die Studie untersucht konkrete Einsatzmöglichkeiten<br />

von schwacher KI, um die Ressourceneffizienz<br />

vor allem in KMU zu steigern.<br />

Die vom Bundesumweltministerium<br />

(BMU) beauftragte Studie „Potenziale der<br />

schwachen Künstlichen Intelligenz für die<br />

betriebliche Ressourceneffizienz“ untersucht<br />

konkrete Einsatzmöglichkeiten von<br />

KI, um die Ressourceneffizienz vor allem<br />

in kleinen und mittleren Unternehmen<br />

(KMU) zu steigern. Durchgeführt vom<br />

Fraunhofer IPA und der Consultingfirma<br />

Deloitte, untersucht die Studie, inwieweit<br />

Methoden der Künstlichen Intelligenz<br />

sich eignen, die natürlichen Ressourcen<br />

Wasser, Energie und Material im verarbeitenden<br />

Gewerbe effizient einzusetzen<br />

und damit Treibhausgase zu vermeiden.<br />

Im Vordergrund steht dabei die sogenannte<br />

schwache KI, deren Systeme auf<br />

die Lösung konkreter Anwendungsprobleme<br />

fokussiert und zur Selbstoptimierung<br />

fähig sind. Die Studie greift die Technologien<br />

und Methoden der schwachen KI für<br />

KMU des verarbeitenden Gewerbes ebenso<br />

auf wie mögliche Potenziale und die<br />

vielversprechendsten Anwendungsszenarien<br />

mit Blick auf Ressourceneffizienz.<br />

Auch existierende Erfolgsfaktoren und<br />

Hemmnisse für die systematische Anwendung<br />

von schwacher KI werden beleuchtet.<br />

Überdies zeigt die Studie Umsetzungsbeispiele<br />

sowie Wettbewerbsvorteile<br />

und Alleinstellungsmerkmale für KMU<br />

des verarbeitenden Gewerbes auf.<br />

Download der Studie unter dem Kurzlink<br />

http://hier.pro/9ZEKD<br />

Neu: Franke Drahtwälzlager LER 1.5<br />

Bild: VDW<br />

Schleiftechnik<br />

GrindingHub 2022 erreicht weiteren Meilenstein<br />

„Stuttgart ist schon jetzt das künftige Zentrum der<br />

Schleiftechnik“, freut sich Dr. Wilfried Schäfer,<br />

Geschäftsführer beim Veranstalter VDW.<br />

Die GrindingHub, neue Leitmesse der<br />

Schleiftechnik in Stuttgart, hat einen<br />

weiteren Meilenstein erreicht. „Knapp<br />

zwei Monate nach Versand der Anmeldeunterlagen<br />

haben sich zahlreiche Marktführer<br />

angemeldet. Damit ist Stuttgart<br />

schon jetzt das künftige Zentrum der<br />

Schleiftechnik“, freut sich Dr. Wilfried<br />

Schäfer, Geschäftsführer beim Veranstal-<br />

ter VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken),<br />

Frankfurt/M.. Die aktuelle<br />

Ausstellerliste für die GrindingHub,<br />

die vom 17. bis 20. Mai 2022 Premiere<br />

haben wird, umfasst gut 100 Firmen entlang<br />

der gesamten Prozesskette. Viele<br />

Aussteller wollen sich mit repräsentativen<br />

Ständen beteiligen, so dass bereits zwei<br />

der vier reservierten Hallen des Stuttgarter<br />

Messegeländes gefüllt werden könnten.<br />

In Round-Table-Veranstaltungen haben<br />

die Messemacher das Konzept in den<br />

vergangenen Wochen weiteren Firmen<br />

vorgestellt. VDW und Messe Stuttgart<br />

garantieren den Ausstellern bis zum 30.<br />

September 2021 einen kostenfreien Rücktritt.<br />

Ziel der Veranstalter ist es, in Stuttgart<br />

die gesamte Wertschöpfungskette<br />

der Schleiftechnik abzubilden, von der<br />

Software über Maschinen und Werkzeuge<br />

bis hin zu Schleifmitteln, Prozessperipherie<br />

sowie Mess- und Prüfsystemen.<br />

Wenn jeder<br />

Millimeter<br />

zählt.<br />

Minimaler Einbauraum, größtmögliche<br />

Mittenfreiheit, minimales Gewicht –<br />

und das alles mit maximaler Präzision.<br />

Das neue LER 1.5 bietet die Vorteile<br />

des Franke-Prinzips jetzt schon ab<br />

einem Kugelkranz-Durchmesser von<br />

40 mm. Ideal zum Beispiel als Lager<br />

in kleinen Robotern.<br />

Mehr über Franke<br />

in unserem neuen<br />

Unternehmensvideo.<br />

www.franke-gmbh.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 15


» NACHRICHTEN<br />

Fachmesse<br />

SPS 2021 wird durch SPS on air digital ergänzt<br />

Themen der SPS wird es live sowie digital geben.<br />

Die diesjährige SPS, Fachmesse für die<br />

smarte und digitale Automation, wird<br />

vom 23. bis 25. November in einem hybriden<br />

Format stattfinden. Nach über einem<br />

Jahr fast ausschließlich digitaler Formate<br />

fokussiert sich der Veranstalter in diesem<br />

Jahr wieder auf die Präsenzmesse, begleitet<br />

wird dies durch das digitale Konzept<br />

SPS on air.<br />

Bild: bateau blanc(Mesago<br />

Während sich in Nürnberg die Teilnehmer<br />

Ende November wieder persönlich begegnen<br />

und austauschen, Produkte und<br />

Lösungen live erleben und in die Materie<br />

eintauchen können, wird zeitgleich im<br />

Livestudio auf dem Messegelände ein<br />

umfangreiches Angebot, bestehend aus<br />

hochkarätigen Keynotes, Vorträgen zu<br />

aktuellen Automatisierungsthemen, Diskussionsrunden<br />

und Vor-Ort-Impressionen<br />

auf die Beine gestellt.<br />

Die Einbindung von Experten auf der<br />

Messe ermöglicht eine Bandbreite an<br />

Live-Beiträgen und Expertengesprächen,<br />

heißt es: Fachvorträge, Panel-Diskussionen,<br />

Experteninterviews oder themen -<br />

fokussierte Workshops – diese Angebote<br />

werden gleichermaßen online sowie im<br />

Nachgang zur Messe einsehbar sein. Dabei<br />

fokussiert sich das digitale Format auf<br />

die Schwerpunkte Digital Transformation<br />

& Industrie 4.0, Industrial Communica -<br />

tion, Safety und Security, New Logistic<br />

methods and robot integration, Data<br />

driven and intelligent concepts for control<br />

and visualization und Use Cases for<br />

AI. Damit schafft Mesago eine Brücke zur<br />

physischen SPS.<br />

„Messen sind Orte des Aufbaus und der<br />

Pflege von Geschäftsbeziehungen, wo<br />

persönliche Kontakte geknüpft und das<br />

Erleben der Produkte und die Vielfalt des<br />

Angebots mit allen Sinnen möglich ist“,<br />

sagte Sylke Schulz-Metzner, Vice President<br />

SPS beim Messeveranstalter Mesago.<br />

„Das kann ein digitales Format nicht<br />

vollständig ersetzen. Für wen eine<br />

persön liche Teilnahme an der SPS dieses<br />

Jahr aber nicht möglich ist, der kann die<br />

SPS 2021 zumindest digital begleiten und<br />

wird uns hoffentlich im nächsten Jahr<br />

wieder vor Ort besuchen können,“ so<br />

Schulz-Metzner.<br />

Ventilator- und Antriebstechnik<br />

EBM-Papst behauptet sich in der Pandemie<br />

Ab 2030 wird EBM-Papst in seinen europäischen<br />

Werken ausschließlich energiesparende EC-Ventilatoren<br />

und Motoren produzieren.<br />

Bild: Marie Louisa Summer/EBM-Papst<br />

wöhnlich wie herausfordernd war. Nach<br />

einem Umsatzeinbruch im April 2020 von<br />

28,6 % habe im weiteren Jahresverlauf<br />

eine Aufholjagd eingesetzt, an deren Ende<br />

man mit -2,5 % „ganz zufrieden sein“<br />

müsse Seit letzten September würden<br />

sehr hohe Ordereingänge verzeichnet. Bei<br />

derzeit gut gefüllten Auftragsbüchern<br />

würde alles darangesetzt, die Kunden wie<br />

gewohnt zu bedienen, betonte Wagner.<br />

Weltweit waren fast 15.200 Mitarbeitende<br />

beschäftigt (+552). Im Vorjahr investierte<br />

EBM-Papst mit 182,7 Mio. Euro<br />

(+69,1 %) so viel wie noch nie.<br />

Als Corona hierzulande ausbrach, sei das<br />

Unternehmen darauf vorbereitet gewesen.<br />

Durch die Präsenz in China und den<br />

dortigen Erfahrungen, sei die Versorgung<br />

mit Mund-Nase-Masken und Tests von<br />

Beginn an auch in Deutschland gesichert<br />

gewesen. Im Jahresverlauf erzielten die<br />

Mulfinger im wichtigen China-Markt laut<br />

Vertriebsgeschäftsführer Thomas Nürn-<br />

Der Ventilatoren- und Motorenspezialist<br />

EBM-Papst verzeichnet in seinem Ende<br />

März beendeten Geschäftsjahr 2020/21<br />

einen leichten Umsatzrückgang um 2,5 %<br />

auf 2,129 Mrd. Euro, das laut dem designierten<br />

Vorsitzenden der Geschäftsführung<br />

Thomas Wagner gleichwohl ungeberger<br />

ein Plus von 4,2 % auf 286,9 Mio.<br />

Euro. Die Region Asien insgesamt steht<br />

für einen Umsatz in Höhe von 396,4 Mio.<br />

Euro (+0,3 %). Den Umsatzrückgang in<br />

Deutschland um 30 Mio. Euro auf 443,2<br />

Mio. Euro führt Wagner auf die Branchenverteilung<br />

zurück. Viele Kunden sind<br />

Maschinenbauer, die sich im Vorjahr mit<br />

Investitionen eher zurückhielten und sich<br />

auf ihre Liquiditätssicherung konzentrierten.<br />

Deshalb schlug im übrigen Europa lediglich<br />

ein Umsatzminus von 0,5 % auf<br />

1,034 Mrd. Euro zu Buche. Dagegen verzeichnete<br />

der US-Umsatz mit 262,9 Mio.<br />

Euro ein Minus von 7,1 %, das vor allem<br />

unter dem Einfluss starker Kurseffekte<br />

entstanden sei. Nun wollen die Mulfinger<br />

auf den gewohnten Wachstumspfad zurückzufinden.<br />

Thomas Wagner taxiert das<br />

geplante Plus für das laufende Geschäftsjahr<br />

auf 5,5 % gegenüber dem Vorjahr.<br />

Der bereinigte Umsatz soll sich in Höhe<br />

von 2,179 Mrd. Euro belaufen.<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Preisverleihung<br />

Die „besten Produkte“ der Logimat 2021<br />

Bild: Euroexpo<br />

Die drei Gewinner der Unternehmen Grenzebach Maschinenbau,<br />

Inotec Barcode Security und Knapp.<br />

Im Rahmen des Logimat.digital Summer<br />

Summit wurden die „Besten Produkte“<br />

der Logimat 2021 ausgezeichnet. Die<br />

Preisverleihung wurde von der Plattform<br />

Logimat.digital live aus dem Stuttgarter<br />

Messegelände übertragen. Eine unabhän-<br />

gige Jury aus Wissenschaftlern<br />

und Journalisten<br />

wählte aus über 100<br />

Einreichungen drei Preisträger<br />

anhand der Kategorien<br />

Produktivitätssteigerung,<br />

Kostenersparnis und<br />

Rationalisierung in der Logistik.<br />

In der Kategorie „Kommissionier-,<br />

Förder-, Hebe-,<br />

Lagertechnik“ ging der<br />

Preis „Bestes Produkt“ an<br />

die Grenzebach Maschinenbau GmbH für<br />

ein omnidirektionales Unterfahr-FTF für<br />

den autonomen Teiletransport. Das<br />

OL1200S soll laut Hersteller die Verbindung<br />

zwischen omnidirektionaler Fahrweise<br />

und autonomer Warenträgerfin-<br />

dung bei gleichzeitiger 360°-Fahrbereichsüberwachung<br />

schaffen. In der Kategorie<br />

„Identifikation, Verpackungs- und<br />

Verladetechnik, Ladungssicherung“ ging<br />

der Preis an die Inotec Barcode Security<br />

GmbH für das RFID-Inmould-Label. Mit<br />

dem Produkt ist eine permanente Kennzeichnung<br />

von Kunststoffpaletten, Behältern<br />

und Trays möglich, betont der Hersteller.<br />

In der Kategorie „Software,<br />

Kommunikation, IT“ schließlich ging die<br />

Auszeichnung an die Knapp AG für den<br />

Montagearbeitsplatz Ivii.smartdesk. Dieser<br />

ist mit einem System zur Bilderkennung<br />

und -verarbeitung ausgestattet. Somit<br />

sind die Montagearbeiten vollständig<br />

softwaregestützt.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 17


» NEWS & MANAGEMENT » Interview<br />

Deutsche Messe bietet Nutzung des Messegeländes zu Test- und Demonstrationszwecken für 5G an<br />

„Jedes Objekt lässt sich im 5G-Netz<br />

auf 20 Zentimeter genau lokalisieren“<br />

IM INTERVIEW<br />

Marcus Eibach, Project Director<br />

5G bei der Deutschen<br />

Messe, verantwortet den<br />

Aufbau von Technik und Infrastruktur<br />

des 5G-Campusnetzes<br />

auf dem Gelände.<br />

5G Smart Venue lautet der Name eines neuen Angebots der Deutschen Messe AG.<br />

Dahinter stehe die Chance, Innovationen im Zusammenhang mit der<br />

5G-Mobilfunktechnologie in einer realen Umgebung einfach testen,<br />

demonstrieren und weiterentwickeln zu können, fasst Marcus Eibach,<br />

Project Director 5G, die Zielsetzung zusammen. 5G Smart Venue richtet sich<br />

an alle, die derzeit 5G- Anwendungsszenarien entwickeln und Test- sowie<br />

Demonstrationsmöglichkeiten suchen.<br />

» Michael Corban, Redakteur Konradin Industrie<br />

Herr Eibach, welche Zielsetzung verfolgt die Deutsche<br />

Messe mit dem Angebot ‚5G Smart Venue‘?<br />

Vieles rund um die Mobilfunktechnologie 5G wird<br />

smart und intelligent – das gilt auch für unser Messegelände.<br />

Damit machen wir klar, dass wir nicht nur<br />

unsere Hallen modernisieren wollen, sondern in gleichem<br />

Maße die Infrastruktur, insbesondere die Kommunikationsinfrastruktur<br />

bezüglich der drahtlosen<br />

Datenübertragung. Wir wollen sowohl als Veranstalter<br />

als auch als Geländebetreiber innovativ sein. Das erlaubt<br />

es uns, zwischen und während Messen unser<br />

Gelände – inklusive der Verkehrsinfrastruktur, den<br />

großen Freiflächen und Parkplätzen – für das Forschen<br />

und Testen bis hin zu Technologiedemonstrationen zu<br />

öffnen. Damit unterstützen wir die Entwicklung eines<br />

Ökosystems rund um die Mobilfunktechnologie.<br />

» Wir sind überzeugt, dass sich<br />

viele 5G-Anwendungsszenarien<br />

erst jetzt entwickeln und<br />

damit noch gar nicht abgeschätzt<br />

werden kann, was alles<br />

möglich sein wird. «<br />

Marcus Eibach, Project Director 5G, Deutsche Messe, über 5G Smart Venue.<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

Im Mittelpunkt steht damit das 5G-Campusnetz,<br />

also ein privat betriebenes 5G-Netz, das Sie weiter<br />

ausbauen?<br />

Exakt – und das verbinden wir mit dem mit 1,5 Millionen<br />

Quadratmetern größten Messegelände<br />

Europas zu einem bislang einzigartigen Angebot,<br />

dem 5G Smart Venue. Das Campusnetz bauen wir in<br />

enger Partnerschaft mit der Deutschen Telekom<br />

schrittweise zu einem innovativen Multifunktions-<br />

Campus aus, wobei ein hybrides Netz entsteht. Auf<br />

diese Weise verfügen wir über ein privates Netz, das<br />

neben 5G-Smart-Venue-Nutzern auch Messe und<br />

Ausstellern dient, parallel zur Versorgung mit dem<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


öffentlichen 5G-Netz auf dem Gelände. Das<br />

ermöglicht eine sehr leistungsfähige Versorgung mit<br />

5G-Mobilfunktechnologie.<br />

Mit ihrem 5G-Messegelände ist die Deutsche Messe<br />

ja auch Partner im Konsortium Testfeld Niedersachsen<br />

– was mit Blick auf die Verkehrsinfrastruktur<br />

eine von vielen Möglichkeiten darstellt,<br />

das smarte Messegelände zu nutzen.<br />

Über das Konsortium Testfeld Niedersachsen sind wir<br />

Teil einer Gruppe bestehend aus dem Bundesland<br />

Niedersachsen sowie niedersächsischen Unternehmen<br />

und Forschungseinrichtungen, die in engem<br />

Schulterschluss und mit gemeinsamer Finanzierung<br />

ein Testfeld in Niedersachsen aufbauen. Unser Ziel ist<br />

hier, fortschrittliche Fahrerassistenzfunktionen sowie<br />

automatisierte und vernetzte Mobilität in der Praxis<br />

zu erproben. Nach der genauen Vermessung des<br />

Messegeländes durch das Deutsche Zentrum für<br />

Luft- und Raumfahrt (DLR) testet die SMEV AG als<br />

erster 5G-Smart-Venue-Kunde unterschiedliche Szenarien<br />

mit autonomen Einsatzfahrzeugen unter<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

Über die exakte Vermessung der Infrastruktur entsteht eine genaue Karte des<br />

Messegeländes – was die Grundlage legt für die Simulation eines sehr komplexen<br />

Verkehrsgeschehens.<br />

5G-Bedingungen. Betonen möchte ich aber, dass das<br />

nur eine der möglichen Anwendungen ist, unser<br />

Messegelände inklusive 5G-Campusnetz zu nutzen.<br />

Lassen sich einige konkrete Anwendungen nennen?<br />

Ein sehr spannendes Thema sind Drohnen, da ein<br />

5G-Smart-Venue-Nutzer natürlich auch den Luftraum<br />

über unserem Gelände überfliegen darf. Insbesondere<br />

in einem experimentellen Stadium ist es<br />

Aushilfen, Studenten<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 19


» NEWS & MANAGEMENT » Interview<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

dabei von unschätzbarem Vorteil, wenn man solche<br />

Szenarien ohne große Sicherheitsrisiken erproben<br />

kann. Weitere Anwendungsbereiche sehen wir in<br />

dem großen Themenkomplex ‚Smart City‘ – das kann<br />

vom Smart Parking über die Gesichtserkennung per<br />

Bildverarbeitung in Echtzeit bis hin zu vielen Fragestellungen<br />

der Logistik reichen, die alle von der per<br />

Mobilfunk möglichen Datenverfügbarkeit enorm profitieren<br />

können. Etwa im Bereich von Logistik und<br />

Distribution – gerade auch beim Verlassen eines<br />

Gebäudes hinaus auf die Straße und zurück. Nicht zu<br />

vernachlässigen ist auch der Themenbereich Smart<br />

Manufacturing – wir sind überzeugt, dass sich viele<br />

5G-Anwendungsszenarien erst jetzt entwickeln und<br />

Das Messegelände bietet urbane Strukturen – im Gegensatz zu öffentlichen Bereichen<br />

aber in einem völlig abgeschlossenen und geschützten Umfeld.<br />

Das 5G-Campusnetz auf dem 1,5 Mio. m 2 großen Messegelände soll bis September 2021<br />

auf dem kompletten Freigelände und in den Hallen 9, 16/17 sowie 19/20 fertiggestellt<br />

sein.<br />

damit noch gar nicht abgeschätzt werden kann, was<br />

alles möglich sein wird.<br />

Da Sie das Thema Smart Manufacturing ansprechen:<br />

Einer Ihrer Partner ist ja auch Siemens. In<br />

Halle 9 baut das Unternehmen dazu ein eigenes<br />

Netz auf. Um die smarte Fertigung demonstrieren<br />

zu können?<br />

So ist es – und sie bauen das Netz natürlich mit eigenen<br />

Komponenten auf. Da wir das Siemens-Netz<br />

abseits der Messen mitnutzen dürfen, haben<br />

5G-Smart-Venue-Kunden zudem die Möglichkeit,<br />

Tests in verschiedenen Netzen durchzuführen – bis<br />

hin zu einem Netzwechsel, etwa beim Verlassen der<br />

Halle. Hier ergeben sich spannende Aufgaben, das im<br />

Detail zu erarbeiten. Ganz generell bietet zudem das<br />

Smart Manufacturing ein enormes Potenzial – man<br />

denke nur an eine Vision von Bosch Rexroth, bei der<br />

zunächst von einer leeren Halle ausgegangen wird. In<br />

dieser wird dann Produktionsequipment flexibel und<br />

dynamisch zusammengestellt – abhängig von den<br />

jeweiligen Anforderungen. Dabei könnte etwa auch<br />

der Strom induktiv über den Hallenboden zugeführt<br />

werden. Eine zentrale Voraussetzung solcher Szenarien<br />

ist eine hochverfügbare drahtlose Kommunika -<br />

tion – nur so können die jeweiligen Komponenten<br />

und Subsysteme zusammengeführt werden.<br />

Ist auch für die Telekom das 5G-Campusnetz der<br />

Messe als Demonstrator interessant?<br />

Die Deutsche Telekom hat schon früh deutliches Interesse<br />

an diesem Projekt gezeigt, ihr Vorstandsvorsitzender<br />

Timotheus Höttges war zweimal persönlich<br />

bei uns. In der Tat bietet sich das Campusnetz bei uns<br />

als Demonstrator an – im Gegensatz etwa zu einem<br />

Campusnetz eines Flughafens, das ja möglichst im<br />

Verborgenen einfach nur funktionieren soll. Auf dem<br />

Messegelände kann man dagegen zeigen, wie ein<br />

solches Netz gemanagt wird und wie sich Parameter<br />

wie Sendeleistung oder Ausleuchtung beeinflussen<br />

lassen. Nicht vergessen darf man dabei auch, dass<br />

abseits der Pandemiezeiten jährlich rund zwei Millionen<br />

Fachbesucher nach Hannover kommen – und<br />

damit viele Menschen, die sich für solch ein Campusnetz<br />

oder die Mobilfunktechnologie im Allgemeinen<br />

interessieren. 5G wird auf diese Weise greifbar.<br />

Eines unsere Ziele ist deswegen auch, eine Art Shopping-Mall<br />

für 5G-Technologie und Anwendungen zu<br />

schaffen. Am Ende können so 20 oder 25 Partner von<br />

uns sehr praxisnah zeigen, welche Leistungen speziell<br />

sie rund um die Mobilfunktechnologie anbieten<br />

können. Naheliegend sind die beiden Startunternehmen,<br />

die Deutsche Telekom und Siemens.<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Lassen Sie uns abschließend einen Blick auf den<br />

Netzaufbau werfen – wie ist der aktuelle Status?<br />

Seit Februar 2021 sind wir dabei, unser 5G-Campusnetz<br />

auszubauen – im ersten Schritt auf dem kompletten<br />

Freigelände und dann schrittweise neben der<br />

Halle 9 auch in den Hallen 16/17 und 19/20. Das alles<br />

wird bis September fertiggestellt sein. Eine wichtige<br />

Rolle spielt – gerade mit Blick auf den Aufbau eines<br />

digitalen Verkehrssystems – auch die bereits eingangs<br />

erwähnte exakte Vermessung der Infrastruktur durch<br />

das DLR. Dabei entsteht eine hochgenaue Karte des<br />

Messegeländes, in der sich jedes Objekt auf 20 Zentimeter<br />

genau orten und lokalisieren lässt. Das legt<br />

auch die Basis für die Simulation eines sehr komplexen<br />

Verkehrsgeschehens – so wie es als Prototyp<br />

schon anlässlich der ersten 5G CMM Expo Ende 2019<br />

in der Halle 17 zu sehen war. Dort hatte das DLR ein<br />

entsprechendes Testfeld aufgebaut – wobei real nur<br />

ein Auto in der ansonsten leeren Halle unterwegs war.<br />

Das komplette Verkehrsgeschehen war digital erzeugt.<br />

Auch für Drohnen ist das Messegelände als Testgelände interessant, da<br />

natürlich auch der Luftraum über dem Gelände überflogen werden darf.<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

www.5gsmartvenue.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 21


» NEWS & MANAGEMENT<br />

Bild: Andrey Popov/stock.adobe.com<br />

Gerade in Pandemiezeiten unterstützt Zeiterfassungssoftware wie von GFOS bei der individuellen Personalbedarfs- und -einsatzplanung.<br />

New Work in der Industrie: Personalsoftware im Produktionsumfeld<br />

Zeiterfassung – passend für<br />

jeden Bedarf<br />

Software in der Industrie steuert und optimiert Fertigungsprozesse, gestaltet sie effizienter und<br />

automatisiert sie teilweise. Spezielle Zeiterfassungssoftware hilft in der Industrie dabei, die<br />

Anforderungen der Beschäftigten hinsichtlich gesteigerter Flexibilität und Mobilität umzusetzen.<br />

» Katharina Röhrig, Mitglied der Geschäftsleitung, GFOS mbH, Essen<br />

Flexibilität und mobiles Arbeiten haben seit der<br />

Pandemie als neue Anforderungen zum Home -<br />

office enorm zugenommen. Berufe, die ortsunabhängig<br />

ausgeübt werden können, lassen sich einfach<br />

nach Hause verlagern – Arbeitnehmende in diesen<br />

Berufsbildern können die Arbeit zumeist auch außerhalb<br />

der klassischen Nine-to-Five-Arbeitszeit erle -<br />

digen. Dadurch entsteht für sie sowohl gesteigerte<br />

Arbeitszeit- als auch Arbeitsortsflexibilität.<br />

In der Industrie sieht das teilweise jedoch anders<br />

aus: Fachkräfte benötigen die Maschinen und Werkzeuge<br />

in den Werkshallen, Schichten sind oftmals<br />

eng getaktet und an logistische Ketten gekoppelt.<br />

Zeit ist hier ein kritischer Faktor, der penibel eingehalten<br />

werden muss, damit alle Zahnräder ineinandergreifen<br />

können. Dennoch ist Flexibilität insbesondere<br />

beim Personal von großer Bedeutung, wie eine<br />

Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft<br />

und Organisation IAO schon 2013 verdeutlichte:<br />

Demnach erlebten 27 % von 661 befragten Produk -<br />

tionsunternehmen eine monatliche Schwankung bezüglich<br />

des Personalbedarfs. Von Woche zu Woche<br />

waren es sogar 47 %. Für die Zukunft prognostizierten<br />

die befragten Unternehmen eine Steigerung der<br />

jeweiligen Kapazitätsschwankungen. Wie die aktuelle<br />

Corona-Pandemie gezeigt hat, haben nicht nur<br />

saisonale oder trendspezifische Faktoren Auswirkungen<br />

auf den Personalbedarf: Noch nie dagewesene<br />

Herausforderungen können ebenso Veränderungen<br />

herbeiführen und die Nachfrage von einem Tag auf<br />

den verändern. Kurzfristiger Ersatzbedarf oder Minderbedarf<br />

sind dann die Folge.<br />

Digitale Planung erhöht die Effizienz<br />

Firmen, die auf Personalbedarfsplanung und -einsatzplanung<br />

setzen, konnten in der Pandemie schnell<br />

reagieren. Die Software hilft den Planungsverantwortlichen,<br />

den aktuellen Bedarf zu kalkulieren und<br />

im Anschluss bestmögliche Einsatzpläne zu erstellen.<br />

Individuelle Qualifikationen der Mitarbeitenden,<br />

Wünsche, Verfügbarkeiten oder geplante Abwesenheiten<br />

berücksichtigt die Software dabei automatisch.<br />

Der Lösungsanbieter GFOS bietet passgenaue<br />

Workforce-Management-Lösungen für die Industrie.<br />

Dabei ist es in der Industrie besonders wichtig, die<br />

verschiedenen tariflichen, gesetzlichen und betrieb -<br />

lichen Vorgaben zur Schichtplanung und Zeiterfassung<br />

einzuhalten. Zeiterfassung ist eine Grundvoraussetzung,<br />

um die Höchstarbeitszeiten sowie tarifliche<br />

Regelungen bei Diensten und Schichten korrekt<br />

nachzuverfolgen. Ebenso wichtig ist es, die individuellen<br />

Wünsche der Fertigungskräfte beim Arbeitsein-<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


satz zu berücksichtigen, um Arbeitszeitflexibilität<br />

auch im Rahmen von Schichten und Diensten zu realisieren.<br />

Arbeitszeiten, gesammelte Überstunden sowie<br />

individuelle Arbeitsmodelle lassen sich mithilfe<br />

eines Zeiterfassungssystems übersichtlich abbilden.<br />

Anknüpfend kommen Personalbedarfsermittlung<br />

und –einsatzplanung ins Spiel. Die Software hilft,<br />

Dienst- und Schichtpläne ideal zu kalkulieren und<br />

verschiedene Wünsche der Belegschaft zu berücksichtigen.<br />

Sie gleicht Verfügbarkeiten, Wünsche, oder<br />

Qualifikationen ab. Außerdem macht sie darauf aufmerksam,<br />

wenn Mitarbeitende ein Limit an Nachtoder<br />

Wochenendschichten erreicht haben, um eine<br />

möglichst faire Planung aufzustellen und branchenspezifische<br />

gesetzliche Anforderungen automatisch<br />

einzuhalten.<br />

Nicht zu vergessen: Mobile Anwendungen und Employee-Self-Services.<br />

Apps und Webanwendungen<br />

lassen sich nutzen, um Fachkräfte aktiv in Planungsund<br />

Verwaltungsprozesse einzubinden. Diensttauschbörsen,<br />

Schicht-Doodles, mobiles Antragswesen oder<br />

die digitale Zeiterfassung mit QR-Codes in der Werkshalle:<br />

All diese Funktionen decken (Web-)Anwendungen<br />

aus dem Workforce Management ab. Aktuelle<br />

Salden sind auch unterwegs einsehbar<br />

und spontane Planänderungen können IM ÜBERBLICK<br />

einfach kommuniziert werden. Beschäftigte<br />

bekommen so die Option, Freiräume<br />

im Privatleben zu schaffen sowie<br />

Workforce-Management-<br />

Software ist dafür<br />

eine bessere Work- Life-Balance herzustellen.<br />

Des Weiteren profitieren Fach-<br />

verantwortlich, bestmöglich<br />

bei der Planung der<br />

und Führungskräfte sowie das Management<br />

von digitalen Prozessen und somit ei-<br />

Ressource Personal zu<br />

unterstützen.<br />

ner gesteigerten Effizienz im Unternehmen.<br />

Kombiniert man Workforce-Management-Software<br />

mit der modernen Technologie eines Manufacturing<br />

Execution Systems (MES), können sich die<br />

Technologien des Produktionsumfelds ideal ergänzen.<br />

Die Workforce-Management-Software ist dafür<br />

verantwortlich, bestmöglich bei der Planung der Ressource<br />

Personal zu unterstützen und die MES-Lösung<br />

kümmert sich um sämtliche Planungen, die die Produktion<br />

betreffen, gestaltet sie effizienter und kann<br />

sogar bis hin zum Smart-Factory-System erweitert<br />

werden. So entstehen Synergien, mit denen Industrieunternehmen<br />

New-Work-Arbeitsumgebungen<br />

schaffen können, um deutlich besser auf die Bedürfnisse<br />

der Mitarbeitenden einzugehen.<br />

188x133.indd 1 16.04.21 10:33<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 23


» NEWS & MANAGEMENT<br />

C-Teile-Management der Zukunft<br />

„Praxis und Forschung<br />

miteinander verheiraten“<br />

Keller & Kalmbach, Spezialist für Verbindungselemente und Befestigungstechnik, macht das C-Teile-<br />

Management fit für die Zukunft. Im Interview spricht der Geschäftsführer Hans van der Velden über<br />

die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IML, eine gute Lieferantenstrategie und die Corona-Krise.<br />

» Sanja Döttling, Redakteurin Konradin Industrie<br />

Seit 2019 arbeitet Keller & Kalmbach<br />

mit dem Fraunhofer IML im sogenannten<br />

„Future Lab“ zusammen. Worum<br />

geht es dabei?<br />

Mit dieser Zusammenarbeit wollen wir<br />

Praxis und Forschung miteinander verheiraten.<br />

Wir bekommen von Fraunhofer viel<br />

Input, etwa, welche innovativen Technologien<br />

heute schon verfügbar sind. Im Gegenzug<br />

berichten wir den Forschern von<br />

den Erfahrungen aus der Praxis, um dann<br />

gemeinsam an neuen Services und<br />

Dienstleistungen zu arbeiten. Themen<br />

sind zum Beispiel Digitalisierung, Datenanalyse<br />

und Künstliche Intelligenz.<br />

Stichworte wie KI hört man derzeit sehr<br />

oft. Wo sind die Anwendungsgebiete im<br />

C- Teile-Management?<br />

Die Transparenz der<br />

Lieferkette ist ein<br />

Thema, welches auch<br />

das C-Teile-<br />

Management prägt.<br />

Wir wollen noch nicht zu viel verraten,<br />

aber: In Umfragen haben wir herausgefunden,<br />

dass viele Unternehmen immer<br />

noch die Schwierigkeit haben, verschiedene<br />

Anbieter an ihre eigenen Systeme<br />

anzudocken, weil dafür unterschiedliche<br />

individuelle Schnittstellen benötigt werden.<br />

In diesem Bereich wollen wir tätig<br />

werden und haben einen Data Scientist<br />

im Unternehmen, der sich unter anderem<br />

mit KI beschäftigt. Das Ziel ist ganz klar<br />

die Versorgungssicherheit für die Kunden.<br />

Transparenz in der Supply Chain ist<br />

nicht erst seit dem jüngst beschlossenen<br />

Lieferkettengesetz ein Thema. Gibt es<br />

hier ebenfalls Überlegungen?<br />

Transparenz und eine schnelle Reaktion,<br />

wenn die Lieferkette ins Stocken gerät,<br />

wird für Industrieunternehmen immer<br />

Bild: Chan2545/stock.adobe.com<br />

wichtiger. Durch Corona und die damit<br />

verbundenen Lieferverzögerungen und<br />

Rohstoffverknappungen ist das Thema<br />

Track & Trace in den Fokus gerückt. In Zukunft<br />

wollen wir unsere Ware lückenlos in<br />

Echtzeit tracken können, um unseren<br />

Kunden eine größtmögliche Transparenz<br />

zu bieten. Wichtig ist dem Kunden, genau<br />

zu wissen, wann ein Produkt ankommt. In<br />

kritischen Bereichen in der Montage können<br />

Stunden oder Minuten entscheidend<br />

sein. Da unsere Ware sehr kleinteilig ist,<br />

reicht es nicht aus, eine ganze Palette<br />

oder einen Container zu tracken. Wir<br />

müssen Tracker an die kleinen Gebinde,<br />

die sogenannten Kleinladungsträger (KLT),<br />

anbringen. Die aktuell auf dem Markt erhältlichen<br />

Tracking-Lösungen sind derzeit<br />

noch nicht wirtschaftlich sinnvoll einsetzbar<br />

für KLTs. Zusammen mit Fraunhofer<br />

klären wir, ob und welche Sensorhersteller<br />

unsere Anforderungen an Tracker erfüllen<br />

könnten. Unsere Vision: Das lückenlose<br />

Tracking vom Hersteller bis in die Montagelinie<br />

beim Kunden hinein.<br />

Lieferverzögerungen und Verknappungen<br />

sind in der Corona-Krise wichtige<br />

Themen. Wie können Sie als Dienstleister<br />

helfen?<br />

Da unsere Produkte oft lange Lieferzeiten<br />

haben, sind wir gezwungenermaßen dazu<br />

angehalten, weit vorauszuschauen und<br />

haben entsprechende Erfahrungen mit<br />

Lieferschwankungen. Unsere Kunden teilen<br />

uns ihre voraussichtlichen Bedarfe für<br />

die nächsten Wochen und Monate regelmäßig<br />

in Vorschaureports mit. Diese Informationen<br />

verarbeiten wir in unserem ERP-<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


System und gleichen sie permanent mit<br />

den aktuellen Lieferzeiten der Hersteller<br />

und unseren Lagerbeständen ab. Tritt zu<br />

einem zukünftigen Zeitpunkt eine mögliche<br />

Unterdeckung auf, informiert das System<br />

unsere Disponenten frühzeitig. Wir<br />

investieren viel Zeit und Geld, um diese<br />

Datenmodelle zu verbessern. Momentan<br />

sind wir dabei, uns zu überlegen, wie wir<br />

unseren Kunden diese Modelle auch zur<br />

Verfügung stellen können.<br />

Unternehmen streben oft eine Reduzierung<br />

der Lieferanten an. Auf der anderen<br />

Seite ist durch die Lieferschwierigkeiten<br />

während der Pandemie Multiple-<br />

Sourcing ein Trendthema geworden.<br />

Wie kann man reduzieren und gleichzeitig<br />

Ausfälle vermeiden?<br />

Eine Lieferantenreduktion wird weiterhin<br />

stattfinden. Wichtig dabei ist: der vermeintlich<br />

billigste Preis auf Produktebene<br />

führt nicht zwingend zu den niedrigsten<br />

Gesamtkosten. Unser Bestreben ist nicht,<br />

die Kunden zu einer Ein-Lieferanten-<br />

Strategie zu bewegen. Es macht sehr<br />

wohl Sinn, bei gewissen Produkten bewusst<br />

mehrere Lieferanten zu haben, um<br />

den Wettbewerb spielen zu lassen. Aber<br />

ich glaube, dass bei den meisten Unternehmen<br />

in der Lieferantenstrategie noch<br />

viel Potenzial ist. Man muss sich fragen:<br />

braucht man wirklich 30 Lieferanten für<br />

Dichtungsprodukte und 20 für Verbindungstechnik?<br />

Oder würden zwei oder<br />

drei ausreichen? Wichtige Ansätze ergeben<br />

sich hier zum Beispiel in der Reduzierung<br />

des Produktsortiments. Wenn ich<br />

das Sortiment verkleinern kann, dann fallen<br />

dadurch auch unweigerlich gewisse<br />

Lieferanten weg. Das hemmt nur auf den<br />

ersten Blick die Freiheit der Entwicklung<br />

und Konstruktion, kann aber helfen, die<br />

Kosten in der Produktion zu senken. Wir<br />

wollen dabei mehr tun als dem Kunden<br />

blind eine Stückliste zu verarbeiten. Unsere<br />

Dienstleistung LineWalk setzt hier<br />

Akzente: dabei schauen sich unsere Verbindungstechnik-Experten<br />

vor Ort an, wie<br />

und wofür die Produkte verwendet werden<br />

und analysieren, ob es für den konkreten<br />

Anwendungsfall ein intelligenteres,<br />

besseres Produkt geben könnte. Dieses<br />

Angebot erhält schon jetzt sehr positives<br />

Feedback.<br />

Zusammen mit dem Fraunhofer IML haben<br />

Sie eine Studie zum Thema C-Teile-<br />

Management durchgeführt. Welche<br />

Handlungsempfehlungen leiten Sie daraus<br />

ab?<br />

Ein einfaches Beispiel: wenn ein Entwickler<br />

eine Komponente für eine Maschine<br />

konstruiert, weiß er vielleicht gar nicht,<br />

dass es ein neues Verbindungselement<br />

gibt, mit dem unter Umständen gewisse<br />

Operationen in der Montage wegfallen.<br />

Da er nicht wusste, dass gewisse Prozessschritte<br />

durch den Einsatz eines anderen<br />

Verbindungsteils wegfallen könnten, wird<br />

das Endprodukt teurer. Deshalb bieten wir<br />

unsere Expertise gerne schon im Konstruktionsprozess<br />

an. Ich glaube, dass hier<br />

Bild: Keller & Kalmbach<br />

vor allem die jungen Generationen im<br />

Vorteil sind, da sie von Anfang an offener<br />

sind. Sie tauschen sich viel offener über<br />

Themen aus, bei denen meine Generation<br />

noch eher zurückhaltend wäre. Das beschleunigt<br />

den Prozess, dass im Produktentstehungszyklus<br />

in Europa eine viel<br />

engere Zusammenarbeit mit Lieferanten<br />

angestrebt wird. Da ist Amerika uns definitiv<br />

einen Schritt voraus. Es reicht<br />

schlichtweg nicht mehr aus, wenn wir als<br />

Großhandelsunternehmen für Verbindungselemente<br />

und Befestigungstechnik,<br />

ein Produkt zur richtigen Zeit an den richtigen<br />

Ort liefern. Wir müssen unseren<br />

Kunden Mehrwerte bieten. Die können<br />

wir nur umsetzen, wenn wir den Kunden<br />

andere Methoden und neue Produkte aufzeigen.<br />

So können wir die interne Produktion<br />

sowie die Logistik von Anfang an<br />

effizienter mitgestalten.<br />

Hans van der Velden<br />

... ist seit März 2020 bei Keller & Kalmbach, dem Spezialisten für<br />

Befestigungstechnik, Verbindungsteile und C-Teile-Management,<br />

als Geschäftsführer tätig. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Branchenerfahrung.<br />

Neben einer technischen Expertise sowie einem<br />

umfassenden Wissen im Bereich Marketing und Digitalisierung<br />

bringt er viele Jahre Erfahrung im Aufbau und der Führung von<br />

Auslands- und Regionalgesellschaften mit. Hans van der Velden ist<br />

für die Bereiche Qualitätsmanagement, Customer Logistics & Services,<br />

Marketing, Beratung sowie Business Innovation & Business<br />

Development zuständig.<br />

https://keller-kalmbach.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 25


» NEWS & MANAGEMENT<br />

Interim Manager begleiten die Transformation in der Automobilindustrie<br />

Krisenmanager mit Weitblick<br />

Die Pandemie hat die Transformation in der Automobilindustrie enorm beschleunigt.<br />

Zur Zukunftssicherung braucht es neue Geschäftsmodelle. Erfahrene Interim Manager<br />

setzen notwendige Maßnahmen um und sorgen so für Handlungssicherheit.<br />

» Annette Neumann, freie Journalistin, Berlin<br />

Als Führungskräfte auf<br />

Zeit entwickeln Interim<br />

Manager die Organisationsstrukturen<br />

und<br />

Mitarbeiter auch im<br />

internationalen Raum<br />

weiter, steigern die<br />

Performance und<br />

gehen, wenn der Job<br />

erledigt ist.<br />

Die Elektromobilität und die zunehmende Bedeutung<br />

von Software stellen die Automobilbranche<br />

vor neue Herausforderungen. Der aktuelle Lieferengpass<br />

von Mikrochips macht Fahrzeugherstellern<br />

und Zulieferern zusätzlich zu schaffen. Wie gut<br />

OEMs und Zulieferer durch die Krise kommen, hängt<br />

neben den Absatzmärkten auch von dem jeweiligen<br />

Produktportfolio ab. Michael Hengstmann, DDIM<br />

Interim Manager und Managing Partner der Execu -<br />

tive Interim Partners GmbH, stellt fest: „Wer rechtzeitig<br />

auf Elektrofahrzeuge und Systeme für auto -<br />

nomes Fahren gesetzt hat, hat einen starken Markt –<br />

auch in Europa. Dagegen leiden vor allem mittelständische<br />

Unternehmen mit einem klassischen Produktportfolio<br />

unter den schwachen Produktionsvolumina<br />

in Europa.“<br />

Die Autokonzerne stehen unter enormem Wett -<br />

bewerbsdruck. Rafael Apélian, Vorstandsmitglied der<br />

DDIM – Dachgesellschaft Deutsches Interim Management,<br />

kennt den Markt gut: „Neue Player, deren<br />

Geschäftsmodell die Vernetzung und das Sharing von<br />

Fahrzeugen ist, mischen die Branche auf. Software<br />

wird einen deutlich höheren Wertschöpfungsanteil<br />

am Fahrzeug einnehmen und zum Hauptdifferenzierungsmerkmal<br />

werden.“ Lange Zeit sei die Industrie<br />

zu satt und selbstzufrieden gewesen und habe den<br />

Trend der Elektromobilität verschlafen: „Vielen Unternehmen<br />

fehlen die Erfahrungen und die Software-<br />

Kompetenzen, die sie sich nun mühsam erarbeiten<br />

müssen.“ Jetzt brauche es eine zügige Transformation,<br />

die den Aufbau neuer Strukturen und Kompetenzen<br />

und eine Digitalisierung der Prozesse erfordere.<br />

Bild: Drazen/stock.adobe.com<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Umfassende Neuausrichtung sichert die<br />

Überlebensfähigkeit<br />

Für Michael Hengstmann gehört das Veränderungsmanagement<br />

zum Alltag. In seinem aktuellen Mandat<br />

hat er als interimistischer Vorstand in der Organstellung<br />

die Gesamtverantwortung für den Restrukturierungsprozess<br />

eines globalen Automobilzulieferers<br />

übernommen. Sein Auftrag: die Liquidität zu<br />

sichern, um die Insolvenz zu vermeiden und die richtigen<br />

Weichen für die langfristige Zukunftssicherheit<br />

des Unternehmens zu stellen. Es galt, mit den Gesellschaftern<br />

und Banken sehr schnell zu entscheiden,<br />

wie das Unternehmen neu finanziert werden kann.<br />

Zur kurzfristigen Liquiditätssicherung leitete er Gegenmaßnahmen<br />

ein, unter anderem die Verhandlung<br />

besserer Zahlungskonditionen mit Lieferanten und<br />

Kunden und die Reduzierung der Kosten.<br />

Weitere langfristige Restrukturierungsmaßnahmen,<br />

etwa die Standortoptimierung durch Schließung oder<br />

Verlagerung einzelner Werke, in Absprache mit dem<br />

Vorstand und Betriebsräten, erforderten Verhandlungsgeschick,<br />

Entscheidungsstärke und Transparenz<br />

in der Kommunikation. Hengstmann: „Die Entlassung<br />

von Mitarbeitern sollte immer die letzte Lösung sein.<br />

Wenn dieser Schritt unvermeidlich ist, sollten Unternehmen<br />

verstärkt auf Outplacement statt Abfindungsangebote<br />

setzen, die eher die Regel sind.“<br />

DDIM Interim Manager Stefan Paul ist als Experte für<br />

Prozessoptimierung und Digitalisierung häufig in globalen,<br />

mittelständischen Unternehmen im Einsatz.<br />

„Der Markt war in der Vergangenheit sehr lokal geprägt.<br />

Globale Entwicklungsstrukturen und Standards<br />

zu schaffen, ist für viele Mittelständler die große Herausforderung.<br />

Gleichzeitig tun sie sich schwer, Prozesse<br />

zu digitalisieren, auch aufgrund hoher Investitionskosten.“<br />

Vor dieser Herausforderung stand auch<br />

sein aktueller Auftraggeber, ein Familienunternehmen,<br />

das im Bereich Nutzfahrzeuge Spiegelsysteme, Kameras<br />

und elektronische Spiegelersatzsysteme entwickelt.<br />

Interimistisch wurde Stefan Paul zum Start der Restrukturierung<br />

als Geschäftsführer, dann als Projektleiter<br />

für den Werksaufbau in Mexiko und schließlich<br />

als CEO für die Region Nordamerika eingesetzt mit<br />

dem Ziel, das globale Unternehmen aus der Restrukturierung<br />

in ein gesundes Wachstum zu führen.. Als<br />

wichtige Maßnahme im Restrukturierungsprozess<br />

setzte er die Standardisierung der ERP-Prozesse an<br />

den Standorten in Mexiko und den USA um, wodurch<br />

Prozesse beschleunigt und die Performance zum<br />

Kunden verbessert werden konnten.<br />

Lean- und Qualitätsverständnis fördern<br />

Das Qualitätsverständnis der Mitarbeiter zu schulen,<br />

war ein Fokus im Mandat und der entscheidende<br />

Hebel für den Turnaround. Im Rahmen des Lean-<br />

Management-Prozesses hat der Interim Manager ein<br />

Operational-Excellence-Team installiert, um Fehlerquellen<br />

zu identifizieren und die Qualitätsperformance<br />

zu steigern. Die Verwendung sogenannter „Error<br />

Proofing“-Methoden in Produktion, interner Logistik<br />

und Entwicklung mit Verankerung in FMEAs sicherte<br />

die Nachhaltigkeit von Qualitätsinitiativen. Stefan<br />

Paul: „Die Defekte beim Kunden sind dramatisch<br />

zurückgegangen, zusätzlich motiviert durch ein Mitarbeiter-Bonus-System<br />

für Produktionslinien, die fehlerfrei<br />

gelaufen sind.“<br />

Wandel gestalten.<br />

Gestern. Heute. Morgen.<br />

Seit über 50 Jahren setzen wir Sensor People technologische<br />

Maßstäbe in der industriellen Automation. So machen wir<br />

unsere Kunden in einer sich ständig wandelnden Industrie<br />

dauerhaft erfolgreich. Von Beginn an waren wir Vorreiter und<br />

arbeiten an der Standardisierung der Industriekommunikation.<br />

Wir bieten Sensoren, die Daten, zum Beispiel durch IO-Link<br />

oder über OPC UA, an die Steuerung liefern oder der Cloud<br />

und Edge-Devices zur Verfügung stellen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> www.leuze.com<br />

» 12 | 2021 27


» NEWS & MANAGEMENT<br />

Bild: DDIM<br />

Bild: DDIM<br />

Bild: Pareto Interim<br />

Bild: Hotz Management<br />

Michael Hengstmann, DDIM Interim<br />

Manager und Managing Partner der<br />

Executive Interim Partners GmbH,<br />

stellt derzeit die Weichen für die<br />

langfristige Zukunftssicherheit eines<br />

globalen Automobilzulieferers.<br />

Rafael Apélian, Vorstandsmitglied<br />

der DDIM: „Die DDIM Interim Manager<br />

unterstützen als hochqualifizierte<br />

Experten Unternehmen der<br />

Automobilindustrie darin, die Transformation<br />

zu bewältigen.“<br />

Stefan Paul wurde von einem familiengeführten<br />

Zulieferer mit dem<br />

Werksaufbau in Mexiko als Geschäftsführer<br />

beauftragt. Inzwischen<br />

fungiert er interimistisch als CEO<br />

für die Region Nordamerika.<br />

Uwe Hotz baute interimistisch für<br />

ein Unternehmen der Metallindustrie<br />

ein neues Geschäftsfeld auf und<br />

gründete dafür ein Start-up. Die<br />

Krisenfestigkeit des Geschäftsmodells<br />

konnte er unter Beweis stellen.<br />

Wie Interim Manager in einem Transformationsprozess<br />

erfolgreich Weichen für die Zukunft stellen können,<br />

zeigt das Mandat des DDIM Interim Managers<br />

Uwe Hotz. Sein ursprünglicher Auftrag: In der Funktion<br />

des Business Development Managers sollte er<br />

den stagnierenden Produktbereich eines globalen<br />

Unternehmens der Metallbranche neu aufstellen und<br />

diesen als Hebel zur langfristigen Transformation in<br />

Richtung E-Mobilität nutzen. Nach erfolgter Marktanalyse<br />

verwarf der Experte für agile Transformationen<br />

die ursprüngliche Marktstrategie des Unternehmens<br />

und entwickelte innerhalb weniger Wochen<br />

einen Businessplan für die Gründung eines Start-ups.<br />

Uwe Hotz: „Das Ziel war, ein neues Geschäftsfeld ge-<br />

Expertennetzwerk für die<br />

automobile Wertschöpfungskette<br />

Die Automobilindustrie ist der führende Wirtschaftszweig<br />

bei der Beauftragung von Interim Managern. Dies ist das<br />

Ergebnis der aktuellen Interim Management-Marktstudie,<br />

durchgeführt vom Branchenverband DDIM, Dachgesellschaft<br />

Deutsches Interim Management e. V. Die DDIM Interim<br />

Manager der Fachgruppe Automotive bieten aufgrund<br />

langjähriger Führungs- und Umsetzungserfahrung indivi -<br />

duelle Lösungen und Performancesteigerung speziell für<br />

Unternehmen der Automobil- und Mobilitätsbranche.<br />

Weitere Informationen unter dem Kurzlink<br />

http://hier.pro/s5VMW<br />

trennt von der Kernmannschaft aufzubauen, das<br />

elektrische Antriebslösungen für Hersteller und Zulieferer<br />

entwickelt, um damit eine Hebelwirkung in<br />

der klassischen Lieferkette zu erzielen.“<br />

Interim-Mandat mündet in der<br />

Gründung eines Start-ups<br />

Nachdem der Vorstand grünes Licht gab, baute<br />

Hotz als neuer CEO in der Gründungsphase ein Startup-Team<br />

mit neuen Mitarbeitern auf, die in einer<br />

frühen Entwicklungsphase Lösungen gemeinsam mit<br />

dem Kunden in dessen Ökosystem entwickeln. Fehlendes<br />

Know-how wurde in einem Co-Creation-<br />

Ansatz im Partner-Verbund mit externen Spezialisten<br />

aufgebaut. Als mitten in der Transformation die Pandemie<br />

einschlug, konnte das Start-up, das erfolgreich<br />

einen Prototyp und weitere Geschäftsmodelle<br />

entwickelt hatte, seine Krisenfestigkeit unter Beweis<br />

stellen. „Unsere Mannschaft hatte bereits genügend<br />

Lernerfahrungen gesammelt, um die erfolgreiche<br />

Neustrukturierung des Produktbereichs im Kernunternehmen<br />

nach Muster des Start-ups zu forcieren.“<br />

Mit Blick auf die herausfordernde Zukunft der<br />

Branche können Interim Manager als erprobte<br />

Change-Manager mit viel Branchen- und Führungserfahrung<br />

die Problemfelder und Chancen identifizieren<br />

und erforderliche Maßnahmen schnell umsetzen.<br />

Rafael Apélian: „Als Führungskräfte auf Zeit<br />

entwickeln sie die Organisationsstrukturen und Mitarbeiter<br />

weiter, steigern die Performance und gehen,<br />

wenn der Job erledigt ist. So unterstützen die hochqualifizierten<br />

Experten bei der Bewältigung der<br />

Transformation in der Automobilindustrie.“<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


ANZEIGE<br />

Smart Mobility im Smart Venue<br />

Die Deutsche Messe ist mit dem 5G-Messegelände Partner im Konsortium Testfeld<br />

Niedersachsen. Damit ist sie Teil einer Gruppe, bestehend aus dem Bundesland Niedersachsen,<br />

niedersächsischer Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die gemeinsam<br />

ein Testfeld für automatisierte und vernetzte Mobilität in Niedersachsen aufbauen.<br />

Unsere Mobilität verändert sich mit enormer<br />

Geschwindigkeit. Sie wird automatisierter<br />

und vernetzter. Um serienreife Produkte vor deren<br />

Markteinführung ausreichend testen zu können,<br />

bedarf es vieler unterschiedlicher Strecken<br />

und Szenarien. In Niedersachsen entsteht mit<br />

dem Testfeld Niedersachsen eine einzigartige<br />

Forschungsinfrastruktur mit dem Ziel, fortschrittliche<br />

Fahrerassistenzfunktionen sowie<br />

automatisierte und vernetzte Mobilität in der<br />

Praxis zu erproben.<br />

Die Deutsche Messe AG leistet als Partner im<br />

Testfeld Niedersachsen einen wichtigen Beitrag<br />

für die Mobilität von morgen. Aktuell entsteht in<br />

Hannover das größte 5G-Messeglände Europas.<br />

Im Zuge des flächendeckenden 5G-Ausbaus erfolgt<br />

die hochgenaue Vermessung des Geländes<br />

durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />

(DLR). Diese digitale Verkehrsinfrastruktur<br />

wird direkt in das Testfeld Niedersachsen eingebunden.<br />

Anbietern von innovativen Mobilitäts -<br />

lösungen steht zukünftig das Messegelände mit<br />

einer umzäunten Fläche von 1,5 Millionen Quadratmetern,<br />

15 km Verkehrswegen, mehreren<br />

Tausend Parkplätzen (z.T. in Parkhäusern) und<br />

einem Tunnel als Infrastruktur an 365 Tagen im<br />

Jahr zur Verfügung, um Produkte, Lösungen und<br />

Szenarien zu testen, die auf öffentlichen Straßen<br />

noch nicht funktionieren oder zugelassen sind.<br />

KONTAKT<br />

Deutsche Messe AG<br />

Messegelände<br />

D-30521 Hannover<br />

Ansprechpartner: Sandra Grammig<br />

Telefon: +49 (0)511 89–34296<br />

E-Mail: sandra.grammig@messe.de<br />

www.5gsmartvenue.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 29


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TOPSTORY » Quantencomputing<br />

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Hier ein Modell.<br />

Stand von Quantencomputing in Deutschland und mögliche Anwendungen<br />

Aufbruch ins<br />

Quanten-Zeitalter<br />

Insgesamt 2 Mrd. Euro schießt die Bundesregierung dem Thema Quantencomputing<br />

zu, um einen konkurrenzfähigen Quantencomputer zu entwickeln. Die internationale<br />

Konkurrenz ist groß und Deutschland will sich nicht erneut abhängen lassen. Das<br />

komplexe physikalische Thema schreckt jedoch viele Unternehmen als mögliche<br />

Anwender ab. Dabei lohnt sich bei einigen Problemstellungen in kleinen und<br />

mittleren Betrieben auch heute schon ein Blick auf Quantencomputing.<br />

» Nora Nuissl, Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Quantenüberlegenheit wird noch ein wenig dauern“,<br />

betont Prof. Manfred Hauswirth, Sprecher<br />

des Fraunhofer-Kompetenznetzwerks Quantencomputing<br />

und Leiter des Fraunhofer-Instituts für offene<br />

Kommunikationssysteme Fokus in Berlin-Charlottenburg.<br />

Der Begriff beschreibt den Moment, in dem<br />

Quantencomputer Probleme<br />

berechnen können, die auch<br />

die aktuell leistungsstärksten<br />

Supercomputer nicht in vertretbarer<br />

Zeit schaffen. Damit<br />

spielt Hauswirth auf eine Meldung<br />

von Google an, in der der<br />

US-Konzern Ende 2019 verkündete,<br />

dass ein selbst-entwickelter<br />

Mikrochip (Sycamore)<br />

in 200 Sekunden eine<br />

Berechnung durchführen könne,<br />

für die der schnellste Supercomputer der Welt<br />

10.000 Jahre gebraucht hätte. Viele Wissenschaftler<br />

zeigten sich von dem Ergebnis beeindruckt, IBM – ein<br />

Konkurrent auf dem Gebiet der Quantencomputer –<br />

zweifelte daran, ob das Problem tatsächlich so<br />

schwer zu lösen sei. Danach wurde es stiller um das<br />

komplexe physikalische Technologie-Phänomen.<br />

Vor kurzem wirbelte das Thema Quantencomputing<br />

in Deutschland erneut durch alle Medien: Denn<br />

im Mai hat die Bundesregierung insgesamt 2 Mrd.<br />

Euro für die Entwicklung von Quantencomputern<br />

freigegeben. 1,1 Mrd. Euro vergibt das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung, 878 Mio. Euro<br />

kommen aus dem Etat des Bundeswirtschaftsministeriums.<br />

Ziel dieser Förderinitiative sei es, innerhalb<br />

der nächsten fünf Jahre in Deutschland einen konkurrenzfähigen<br />

Quantencomputer zu bauen und ein<br />

dazugehöriges Ökosystem mit potenziellen Anwendern<br />

zu schaffen.<br />

Quantencomputer<br />

versus herkömmliche Computer<br />

» Deutschland gehört in<br />

der Forschung zu<br />

Quantencomputing zur<br />

Weltspitze. Und da wollen<br />

wir bleiben, denn der Rest<br />

der Welt schläft nicht. «<br />

Quelle: Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

Bei dieser hohen Summe stellen sich schnell die Fragen:<br />

Wie gerechtfertigt ist der Hype um Quantencomputing?<br />

Was kann die Technologie, was Cloud<br />

oder künstliche Intelligenz nicht können? Und welchen<br />

Nutzen bringt sie der Industrie hierzulande?<br />

Um zu verstehen, wofür Quantencomputer eingesetzt<br />

werden können, muss man ein wenig in die<br />

Physik eintauchen. Die goldene Regel der Chiphersteller<br />

– nämlich, dass sich gemäß des Mooreschen<br />

Gesetzes die integrierten Schaltkreise auf einem Prozessor<br />

etwa alle zwei Jahre verdoppeln – stieß 2016<br />

nach rund 51 Jahren an ihre physikalischen Grenzen.<br />

Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Computer<br />

arbeitet ein Quantencomputer mit sogenannten Qubits<br />

(kurz für Quanten-Bits) statt Bits. Bits sind binär,<br />

sie haben also entweder den Zustand eins (an) oder<br />

null (aus). Ein Qubit arbeitet ebenfalls binär, zusätzlich<br />

kann es im quantenmechanischen Zustand die<br />

Überlagerung beider Energieniveaus des Elektrons<br />

nutzen. Das Qubit befindet sich also in theoretisch<br />

unendlich vielen Zuständen<br />

zwischen eins und null. Daher<br />

kann ein Quantencomputer<br />

mit einer geringen Anzahl von<br />

Qubits eine exponentiell große<br />

Anzahl von Aufgaben bewältigen.<br />

Außerdem können die<br />

Qubits in einem Quantenrechner<br />

quantenverschränkt, also<br />

miteinander verbunden, sein.<br />

Wird ein Qubit in einen bestimmten<br />

Zustand gebracht,<br />

ändert sich in diesem Moment auch der Zustand der<br />

mit ihm verschränkten Qubits. Berechnungen im<br />

Quantencomputer sind damit zusätzlich sehr schnell.<br />

Interessant wird diese Möglichkeit zur Berechnung<br />

mathematischer Probleme mit exponentiell steigender<br />

Komplexität der Parameter, konkret sind das<br />

Optimierungsprobleme. Ein bekanntes Beispiel ist das<br />

Travelling-Salesman-Problem: Ein Handelsreisender<br />

muss verschiedene Städte anfahren und möchte die<br />

effizienteste Rundreisen-Route finden. Mit bis zu<br />

fünf Städten ist die Rechnung noch einfach zu lösen,<br />

beläuft sich die Städteanzahl auf zehn ergeben sich<br />

bereits mehr als 3,6 Mio. Möglichkeiten.<br />

Bild: Tom Oettle<br />

Einfach mal trauen<br />

Quantencomputer klingen für viele noch nach Zukunfts -<br />

musik. Gerade in der Industrie stellt sich die Frage nach<br />

dem Kosten-Nutzen-Aufwand. Es gibt derzeit noch keine<br />

Pakete, wie sich die Kosten zur Nutzung eines Quantenrechners<br />

zusammensetzen würden. Der Mittelstand widmet<br />

sich seinem Tagesgeschäft und aktuellen Herausforderungen<br />

durch die Pandemie. Doch es sollte nicht vergessen<br />

werden, dass die Innovationen, mit<br />

denen kleine und mittlere Hidden<br />

Champions oft global herausstechen,<br />

aus anfänglich vielleicht technologisch<br />

weit entfernt wirkenden Ideen<br />

entstanden sind. Daher: Haben Sie<br />

den Mut zum Ausprobieren.<br />

Nora Nuissl,<br />

Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 31


TOPSTORY » Quantencomputing<br />

Bild: THINK b/stock.adobe.com<br />

BMW setzt bereits eine<br />

Brückentechnologie<br />

für Quantencomputing<br />

ein: Damit optimierte<br />

der Autohersteller die<br />

Bewegungen von<br />

Roboterarmen bei der<br />

Schweißnahtversie -<br />

gelung im Zuge der<br />

Lackierung um bis<br />

zu 40 %.<br />

Blickt man in die Fertigungsindustrie, bieten sich<br />

zahlreiche Möglichkeiten für die Nutzung von Quantencomputern<br />

zur Lösung von Optimierungsproblemen<br />

an: beispielsweise in der Materialforschung und<br />

-entwicklung, in puncto Routing, also der Streckenführung<br />

wie beim Handelsreisenden oder für das<br />

maschinelle Lernen. Der IT-Konzern IBM – der am 15.<br />

Juni gemeinsam mit der Fraunhofer-Gesellschaft<br />

offiziell seinen ersten Quantencomputer, Modell IBM<br />

Quantum System<br />

One, mit 27 Qubits<br />

in Deutschland<br />

eingeweiht hat –<br />

arbeitet mit seinem<br />

Industriepartner<br />

Daimler etwa daran,<br />

Quantensimulationen<br />

von Lithium-basierten<br />

chemischen Vorgängen in der Batterie<br />

durchzuführen. „Bei dem Test modellieren wir fundamentale<br />

chemische Reaktionen spezifisch und exakt,<br />

um ein besseres Verständnis zu bekommen. Mit diesen<br />

optimierten Simulationsmöglichkeiten können<br />

wir neue Materialien wesentlich schneller und besser<br />

entwickeln, denn der Materialentwicklungszyklus in<br />

der heutigen Industrie dauert sehr lange. Außerdem<br />

geht es auch darum zu sehen, ob man mit dem<br />

Quantencomputer schneller zu einem Ergebnis kommen<br />

kann als mit einem klassischen Rechner“, erklärt<br />

Dr. Heike Riel, Leiterin der Science- und Technology-<br />

Abteilung bei IBM, die sich auch mit Quantencomputing<br />

in der Hard- und Software beschäftigt.<br />

Als Mitte Juni in feierlichem Rahmen die Hülle des<br />

IBM-Quantum-Systems in Ehningen bei Stuttgart<br />

fiel, blickten die geladenen und virtuell zugeschalteten<br />

Gäste auf einen Glaskasten, an dessen Decke ein<br />

etwa kühlschrankgroßer schwarzer Zylinder befestigt<br />

ist. Das Ganze wirkte wie ein breites Abluftrohr. Im<br />

» Wir brauchen auch Anwender<br />

für Quantencomputing. «<br />

Quelle: Prof. Manfred Hauswirth,<br />

Sprecher Fraunhofer-Kompetenznetzwerk<br />

Quantencomputing<br />

Zentrum sitzt der Prozessor, ein Chip mit 27 Qubits,<br />

umgeben von einem Leitungslabyrinth – diese Elektronik<br />

wertet die Quantenzustände im Kern aus. Das<br />

3 x 3 x 3 m³ große System muss rundherum auf Temperaturen<br />

von -270 °C gekühlt werden, das ist nahe<br />

des absoluten Nullpunkts von etwa -273 °C. Mit der<br />

Leistung von klassischen Supercomputern kann der<br />

Quantencomputer noch nicht konkurrieren, dafür<br />

bräuchte er mindestens die doppelte Anzahl an<br />

Qubits. Er soll Forschenden<br />

und der Industrie vor allem zu<br />

Übungs- und Lernzwecken<br />

sowie zur Entwicklung der<br />

notwendigen Quantenalgorithmen<br />

dienen. Zugreifen<br />

kann die Community auf die<br />

Rechenleistung von Quantum<br />

System One via Cloud, zentrale<br />

Anlaufstelle für Interessierte ist dafür das Fraunhofer-Kompetenznetzwerk<br />

Quantencomputing.<br />

„Deutschland gehört in der Forschung zu Quantencomputing<br />

zur Weltspitze. Und da wollen wir bleiben,<br />

denn der Rest der Welt schläft nicht“, mahnte<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel virtuell bei der Einweihung.<br />

IBM arbeitet daher stetig an der Steigerung<br />

der Anzahl der Quantenbits: Für 2021 ist ein Prozessor<br />

mit 127 Qubits geplant, bis 2023 sieht die Roadmap<br />

mehr als 1.100 Qubits vor. Doch nicht nur die<br />

Anzahl der Qubits ist im internationalen Quantencomputer-Rennen<br />

mit Amazon, Microsoft und Google<br />

entscheidend, sondern auch die Weiterentwicklung<br />

von Quantenalgorithmen sowie passende Anwendungsfälle<br />

in der Industrie. „Ich wünsche Ihnen<br />

viele gute Kunden“, sagte Merkel, bevor sie das Event<br />

mit einer Miniatur des IBM-Quantum-Systems in<br />

den Händen virtuell verließ.<br />

Quantenoptischer<br />

Sensor für die Industrie<br />

Neben IBM, die zusätzlich zur Hardware laut Riel<br />

auch sogenannte Quantum Application Modules –<br />

also Software-Module für Physik- und Molekül-<br />

Simulationen oder für Optimierungsprobleme – entwickeln,<br />

widmen sich erste Industriefirmen mög -<br />

lichen Anwendungen. So etwa eine Kooperation aus<br />

den baden-württembergischen Mittelständlern Qant,<br />

einer Trumpf-Tochtergesellschaft, die auf die Entwicklung<br />

von Quantentechnologie basierend auf<br />

Photonik spezialisiert ist, und dem Sensorik-Experten<br />

Sick. Gemeinsam wollen die Partner die Quantentechnologie<br />

für Sensoren im industriellen Einsatz<br />

nutzbar machen.<br />

Nach seiner Promotion im Bereich der Quanteninformationsverarbeitung<br />

dachte Dr. Michael Förtsch,<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Gründer und heutiger CEO von Qant aus Stuttgart,<br />

nicht, dass er beruflich wieder mit Quantentechnologie<br />

zu tun hätte. „2015, als ich bei Trumpf angefangen<br />

habe, ist das Thema Quantentechnologien in<br />

Deutschland gerade heiß geworden für die Industrie“,<br />

erzählt Förtsch. Seit 2018 fokussiert sich der<br />

promovierte Physiker mit dem 20-köpfigen Qant-<br />

Team auf photonische Quantentechnologie, konkret<br />

auf Sensoren. „Wir können als einziger Sensorhersteller<br />

für Partikelsensoren drei Kenngrößen messen:<br />

Wir können die Geschwindigkeit und die Größe eines<br />

Partikels sowie die Flugrichtung jedes einzelnen Partikels<br />

bestimmen – alle anderen Sensoren auf dem<br />

Markt vorrangig nur die Größe“, beschreibt Förtsch<br />

den Unterschied zu herkömmlichen Sensorsystemen.<br />

Bild: IBM Research<br />

Starke Leistung mit nur einem Qubit<br />

Dafür erzeugt das Start-up zunächst Licht mit sehr<br />

definierten Eigenschaften. Die Nutzung von Licht ist<br />

auch deshalb förderlich, da sich Quantenphänomene<br />

wie Verschränkung oder Superposition mit Licht gut<br />

erzeugen lassen und sehr stabil sind, zudem muss das<br />

System nicht gekühlt werden. Dieses speziell präparierte<br />

Licht lässt das Qant-Team mit der Umwelt interagieren.<br />

Die Partikelinformationen werden danach<br />

auf die verschränkten Zustände im Laserstrahl aufgeprägt.<br />

Nachdem sie ausgelesen wurden, rückkonvertiert<br />

das Team die Informationen wieder zu Strom<br />

und klassischen Daten. Das geschieht, um Kunden die<br />

Informationen mittels konventioneller Datentechnologie<br />

zur Verfügung zu stellen. Ein weiteres Kern-<br />

Know-how des jungen Unternehmens ist laut dem<br />

CEO auch die eigene Entwicklung von Quantenalgorithmen.<br />

Förtsch vergleicht die Informationsgewinnung<br />

im Quantensensor mit dem Raumschiff Enterprise:<br />

„Auf dem Monitor gehen zahlreiche Schwingungen<br />

rauf und runter. Und diese Schwingungen zu<br />

verstehen – wenn das Raumschiff (als Äquivalent<br />

zum Sensor) etwa so schwingt, bedeutet das eine<br />

bestimmte Geschwindigkeit oder Partikelgröße –, das<br />

ist unser Wissen.“ Einen Quantencomputer benö -<br />

tigen die Ingenieure dafür nicht, der Quantensensor<br />

funktioniert bereits mit einem Qubit – und dieses<br />

kann Qant (wie viele andere) selbst generieren.<br />

Ende 2020 kündigten die Kooperationspartner den<br />

industriellen Quantensensor an, aktuell fertigt Qant<br />

die ersten Prototypen, im Juli will das Unternehmen<br />

den Sensor bei ausgewählten Konzeptkunden in die<br />

Produktion einbringen und dort erste Feldversuche<br />

durchführen. Ab 2022 ist dann die Fertigung von<br />

Kleinserien geplant. Qant stellt hierfür die Hardware<br />

in Form des fast I-Phone großen Sensors sowie die<br />

Software zur Verfügung, Industriepartner Sick ist für<br />

den Vertrieb und die Identifikation von Anwendungsfällen<br />

verantwortlich. Die Einsatzmöglichkeiten für<br />

den Sensor sind vielfältig: Sie reichen von Pulveranalyse<br />

und -charakterisierung für die Lebensmittel -<br />

industrie über die Messung von Partikelkonzentra -<br />

tionen in der Luft bis hin zur Untersuchung der Pulverqualität<br />

für additive Fertigungsverfahren. „Dem<br />

Kunden ist wichtig, dass er tiefere Einblicke in seine<br />

Prozesse erhält. Dass diese Informationen nun ein<br />

Quantensensor liefert, ist erstmal zweitrangig. Daher<br />

ist es ein spannendes Gerät für den kleinen und mittleren<br />

Betrieb“, erläutert Förtsch.<br />

Mit dem IBM Quantum System One gibt es zwar<br />

einen ersten kommerziell verfügbaren Quantencomputer<br />

in Deutschland. Bis Quantencomputer hochkomplexe<br />

Probleme in der Realität lösen können – ab<br />

1.000 Qubits aufwärts –, wird es aber noch dauern.<br />

Der japanische Technologiekonzern Fujitsu arbeitet<br />

daher bereits seit 2016 an einer Brückentechnologie,<br />

dem sogenannten Digital Annealer. Dieser Annealer,<br />

den das Unternehmen schon 2018 als Technologie<br />

vorgestellt hat (2019 wurde er auf der Hannover<br />

Messe präsentiert), ist ein Emulator. Im Gegensatz zu<br />

einem Simulator, der auf der heutigen Technik basiert<br />

und exakt simuliert, was in kommenden Geräten<br />

passieren wird – der aber auch nicht schnell genug<br />

sein kann, um für produktive Zwecke eingesetzt zu<br />

werden –, reizt der Emulator die heutige Technik aus,<br />

er baut jedoch nur wesentliche Merkmale nach. Somit<br />

sind die Ergebnisse und Vorteile ähnlich denen<br />

einer künftigen Technologiegeneration, aber nicht<br />

identisch. „Der Digital Annealer ist zwischen 10.000<br />

und 100.000 Mal schneller als herkömmliche Rechner.<br />

Wir verwenden ihn für Optimierungsprobleme –<br />

quasi in Form von adiabatischen Quantencomputern.<br />

Diese nutzen zwar auch Supraleitung oder Quantenzustände,<br />

aber sie führen nur eine bestimmte Art der<br />

Berechnung durch. Damit nähert man sich aus einem<br />

bekannten Zustand durch kleine Änderungen schrittweise<br />

dem Zustand an, den man eigentlich berechnen<br />

möchte“, erläutert Dr. Joseph Reger, CTO für die<br />

Region Central & Eastern Europe bei Fujitsu.<br />

Als die Hüllen bei der<br />

Einweihung des IBM<br />

Quantum System One<br />

– dem ersten verfügbaren<br />

Quantencomputer<br />

mit 27 Qubit –<br />

nahe Stuttgart fielen,<br />

sahen die Gäste diese<br />

schwarze zylindrische<br />

Säule in der Größe von<br />

3 x 3 x 3 m³.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 33


TOPSTORY » Quantencomputing<br />

Ein Vorteil dieser Brückentechnologie ist, dass sie<br />

sich bereits heute für den Einsatz in der Fertigungsindustrie<br />

eignet. „Im Gegensatz zu echten Quantencomputern<br />

könnten unsere Rechner direkt neben den<br />

Maschinen stehen. Ein Zwischenschritt dafür ist<br />

schon getan: Eine erste physische Instanz steht seit<br />

zwei Monaten bei Fujitsu in München“, freut sich<br />

Reger. Der digitale Annealer ist ein siliziumbasiertes<br />

System und muss im Gegensatz zu supraleitungsbasierten<br />

Quantencomputern, wie dem von IBM, nicht<br />

auf Temperaturen nahe des absoluten Nullpunkts<br />

heruntergekühlt werden. Auch in puncto Latenzzeiten<br />

und Datenschutz erfüllt die Brückentechnologie<br />

bereits die Anforderungen, die Fertigungsbetriebe in<br />

Deutschland an IT-Systeme stellen.<br />

Der Digital Annealer kommt in der Industrie schon<br />

zum Einsatz: BMW hat ihn etwa genutzt, um die optimalen<br />

Bewegungen von Roboterarmen zur Schweißnahtversiegelung<br />

im Zuge der Lackierung zu berechnen.<br />

Der Lackierprozess macht bei dem Automobilher-<br />

Buchtipp<br />

Indset skizziert die Utopie der Quantenwirtschaft.<br />

Der norwegische Wirtschaftsphilosoph Anders Indset fragt<br />

sich, was nach der Digitalisierung käme. Er ist überzeugt,<br />

dass unser bestehendes Wirtschaftsmodell in den Klimakollaps<br />

führe. Daher entwirft der Autor drei Szenarien für die<br />

Quantenwirtschaft. Wie Quantenrechner funktionieren und<br />

welche Vor- oder Nachteile sie gegenüber künstlicher Intelligenz<br />

bieten, erfährt der Lesende nicht. Dafür gibt es<br />

zuweilen anregende philosophische Ansätze.<br />

Quantenwirtschaft – Was kommt nach<br />

der Digitalisierung?<br />

Anders Indset, Ullstein Buchverlage GmbH, 2019, 22 Euro,<br />

ISBN: 978-3-430-20272-5<br />

Mehr dazu: www.quantenwirtschaft.de<br />

Bild: Ullstein Buchverlage<br />

steller rund 40 % der Gesamtherstellungskosten in der<br />

Fahrzeugproduktion aus. Durch den Einsatz des Annealing-Chips<br />

konnten die Bewegungen der Roboterarme<br />

um bis zu 40 % gesenkt werden; Und die Berechnung<br />

dauerte nur etwa eine halbe Minute – was<br />

17.000 Mal schneller ist als die Berechnung durch<br />

einen Rechner mit herkömmlicher Chiparchitektur.<br />

Die Schnelligkeit ist Problem und Chance zugleich:<br />

„Wenn die Berechnung, wie die der idealen Greifbewegungen<br />

der Roboter in einer Produktionszelle, einmalig<br />

unter einer Minute dauert, ist das zwar sehr<br />

schnell. Herkömmliche Rechner können das ebenfalls,<br />

wenn auch sehr viel langsamer“, verdeutlicht<br />

Reger. Der Vorteil eines Quanten- oder Quanten -<br />

inspirierten Systems liege vor allem darin, dass es<br />

dynamisch agiere: Es reagiert quasi in Echtzeit auf<br />

ein aktuelles Problem und bezieht plötzlich auftretende<br />

Herausforderungen in die Berechnung mit ein.<br />

Das Standard-Liefermodell sowohl für die Annealing-<br />

als auch für die Quantentechnologie ist ein<br />

Cloud-Service. So werden die Kosten sowohl für die<br />

kurzen Berechnungszeiten als auch für die Hardware<br />

und deren Installation verteilt. Damit eigne sich das<br />

System ideal für kleine und mittlere Unternehmen,<br />

betont der promovierte Physiker. Denn die Dienstleistung,<br />

also Beratung, Implementierung und sinnvolle<br />

Anwendung von Quantentechnologie, muss gemeinsam<br />

mit dem Kunden „as a Service“ erfolgen. Darin<br />

sind sich Quantencomputerhersteller, Anwendungstechnologieentwickler<br />

und Forschende einig. Der<br />

Fokus in Deutschland liegt derzeit auf der Anwendung.<br />

Das sei auch wichtig, unterstreicht Prof. Manfred<br />

Hauswirth, Sprecher des Fraunhofer Kompetenznetzwerks<br />

Quantencomputing.<br />

Deutschland muss sich nicht verstecken<br />

„Quantencomputing ist noch ein neues Thema und<br />

mein subjektives Gefühl ist, dass es für den Mittelstand<br />

– auch durch Coronazeiten – nicht das unmittelbarste<br />

ist. Aber jetzt ist ein guter Zeitpunkt, sich<br />

als Mittelständler zu informieren und zu lernen“,<br />

wirft Heike Riel von IBM ein. Gerade der deutsche<br />

Mittelstand zeichne sich durch seine Innovationskraft<br />

aus, sagt Joseph Reger von Fujitsu: „Womöglich<br />

sind Quantencomputer eine der wesentlichen Entwicklungen<br />

der letzten Jahrzehnte in der Computerei<br />

und ich hoffe, dass die mittelständische Industrie<br />

sich traut, das auszuprobieren.“ Mit gutem Grund:<br />

Betrachtet man die Entwicklung von supraleitungsbasierten<br />

Quantenrechnern, sind US-Riesen wie<br />

Google oder IBM und chinesische Firmen viel weiter:<br />

Erste Prototypen arbeiten mit 60 bis 70 Qubits.<br />

Deutschland müsse aber dranbleiben: „In diesen<br />

Innovationsprozessen ist es sehr oft so, dass kleine<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Puzzlestücke hier und dort aufpoppen,<br />

die momentan noch<br />

überhaupt nicht miteinander<br />

verbunden sind. Wenn die zentralen<br />

Puzzlestücke kommen, gibt es<br />

einen Phasenübergang: Dann springt<br />

man plötzlich von 10 auf 100 Prozent. Und<br />

da müssen wir schnell sein“, erläutert Hauswirth<br />

von Fraunhofer. „Außerdem ist die Forschung<br />

im Bereich der photonischen Quantencomputer sowie<br />

bei Elektronenfallen oder Diamantgittern sehr<br />

stark in Europa und in Deutschland“, verdeutlicht er.<br />

Hier arbeitet die Fraunhofer-Gesellschaft mit vielen<br />

ihrer Institute im Rahmen des Kompetenznetzwerks<br />

Quantencomputing mit verschiedenen Quantencomputerherstellern,<br />

aber auch Forschungsinstituten wie<br />

der Max-Planck-Gesellschaft oder dem Forschungszentrum<br />

Jülich sowie universitären Einrichtungen<br />

zusammen. „Es herrscht Aufbruchsstimmung“, so der<br />

Institutsleiter. Aber es werde nur als nationale<br />

gemeinsame Anstrengung möglich sein, im internationalen<br />

Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Denn es werde lange dauern, bis es schlüsselfertige<br />

Quantencomputer ‚von der Stange‘ zu kaufen gäbe.<br />

Und es gibt noch einige Herausforderungen zu lösen:<br />

Die Stabilität sowie die Skalierbarkeit der Systeme<br />

sind das eine. Auch Übertragbarkeit sei wichtig.<br />

„Wenn Sie einen Algorithmus für ein IBM Quantum<br />

System One entwickeln, heißt das nicht, dass dieser<br />

auf einem Quantencomputer von Google, Microsoft,<br />

Rigetti oder einem Annealer von D-Wave funktioniert“,<br />

erklärt der Informatiker. Das Fraunhofer-Institut<br />

Fokus beschäftigt sich mit der Übertragbarkeit<br />

Bild: Fujitsu<br />

Fujitsu bietet mit seinem Digital Annealer<br />

(hier zu sehen: der Mikrochip als<br />

Prozessoreinheit) eine aktuell verfügbare<br />

Brückentechnologie, bis Quantencomputer<br />

komplexe Probleme real lösen können.<br />

von Algorithmen in verschiedene<br />

Systeme, um Lock-in-Effekte zu vermeiden.<br />

Ein weiterer Punkt auf der Agenda<br />

seines Instituts ist für Hauswirth die Zertifizierung<br />

von Quantencomputern. Die Institutsmitarbeitenden<br />

beleuchten hier die Frage: Wie wissen wir<br />

denn, dass das, was der Quantencomputer berechnet,<br />

richtig ist? Auch für die Absicherung von Verschlüsselungssystemen<br />

eignen sich Quantencomputer. Bisherige<br />

Kryptosysteme nutzen generierte Zufallszahlen.<br />

Diese sind aber unvollkommen und können geknackt<br />

werden. Ein Quantensystem könne dagegen<br />

nicht nachvollziehbare zufällige Zahlen erzeugen.<br />

Das Anwendungspotenzial sei groß, „wir brauchen<br />

aber auch Anwender“, gibt Hauswirth zu bedenken. Er<br />

sieht die Fraunhofer-Institute als „ausgelagerte Forschungsabteilung“<br />

von Unternehmen. „Künftig werde<br />

es umfassende Lösungen aus einer Kombination der<br />

Systeme geben“, prognostiziert er. Man könne sich<br />

eine höhere Abstraktionsebene vorstellen, auf der es<br />

möglich sein werde, Probleme zu formulieren und die<br />

einzelne Implementierung auf dem jeweils passenden<br />

Quantencomputer – ob nun supraleitungsbasiert, photonisch<br />

oder in Form einer Brückentechnologie – weitgehend<br />

automatisch umzusetzen. „Das ist wie in der<br />

Fahrschule“, zieht Hauswirth einen Vergleich: „Wir<br />

fahren keine Formel-1-Rennen, aber wir fangen jetzt<br />

an, mit den Quantencomputern fahren zu lernen.“<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 35


» TECHNIK & WISSEN<br />

Legacy-System-Management unterstützt digitale Vernetzung auf dem Shopfloor<br />

„Erben“ will gelernt sein<br />

Sogenannte Alt- oder Legacy-Systeme auf dem Shopfloor mit modernen Anlagen digital zu<br />

vernetzen, ist nicht unmöglich. Der Sofort-Umstieg jedoch ist tückisch. Um diese komplexe<br />

Aufgabe systematisch anzugehen, hilft ein praxisnaher Ansatz des FIR an der RWTH Aachen.<br />

» Lara Johanning, M. Sc., und Sebastian Kremer, M. Sc., FIR e. V. an der RWTH Aachen<br />

Wer erbt, freut sich für gewöhnlich über ein zusätzliches<br />

finanzielles Polster oder den Zugewinn<br />

an materiellen Werten. Wenn es um die Unternehmens-IT<br />

geht, erweist sich das „Erbe“, also historisch<br />

gewachsene Maschinenparks mit sogenannten<br />

Alt- oder Legacy-Systemen –, für viele als Last, mindestens<br />

aber als eine große Herausforderung. Häufig<br />

sind sie der Grund dafür, dass das Potenzial digital<br />

vernetzter Produktionsumgebungen nicht optimal<br />

ausgenutzt werden kann. Einst Herzstück auf dem<br />

Shopfloor, können sie jetzt nicht mehr Schritt halten<br />

mit der rasanten Entwicklung technologischer Möglichkeiten<br />

und sind nach wenigen Jahren überholt.<br />

Sie nahtlos in den modernen Shopfloor zu integrieren,<br />

ist deshalb meist nicht möglich.<br />

Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen<br />

haben häufig noch jahrzehntealte Maschinen im Einsatz.<br />

Auch wenn vieles für eine komplette Modernisierung<br />

der Anlagen spricht, um die Vorzüge einer<br />

Smart Factory vollumfänglich zu nutzen, gibt es oft<br />

gute Gründe, seine Legacy-Systeme nicht mit einem<br />

Rundumschlag abzulösen. So hemmen besonders die<br />

zu erwartenden hohen Investitionskosten den Sofort-Umstieg.<br />

Aber auch Anwender, die es gewohnt<br />

sind, mit dem alten System zu arbeiten, müssen mitgenommen<br />

werden. Um systematisch und effizient<br />

mit solchen Altsystemen auf dem Shopfloor umzugehen,<br />

bedarf es eines praxisnahen Ansatzes.<br />

Die Qual der Wahl: Lösungen für den<br />

Umgang mit Legacy-Systemen<br />

Die Behandlung von Legacy-Systemen auf dem<br />

Shopfloor ist eine komplexe Aufgabe. Es gibt eine<br />

ganze Reihe von Lösungen, unter denen in Abhängigkeit<br />

von Strategie und individuellen Zielstellungen<br />

für die Digitalisierung des Shopfloors ausgewählt<br />

werden muss. Mögliche Handlungsoptionen<br />

sind, das Altsystem weiterzuführen, es mittels Retrofitting<br />

nachzurüsten oder durch ein Neusystem zu<br />

ersetzen. Ein eventueller Ersatz führt nicht zwingend<br />

zur Abschreibung des Altsystems; anderweitig eingesetzt,<br />

kann es weiterhin nützlich sein, durch eine<br />

Veräußerung als weitere Option ließe sich der Wertverlust<br />

kompensieren.<br />

Welcher Weg der richtige ist, hängt ab von dem individuellen,<br />

strategisch umzusetzenden Nutzen, namentlich<br />

Kosten, Zeit, Qualität und Flexibilität in der<br />

Produktion. Die vorliegende Systemlandschaft bietet<br />

DFA Demonstrationsfabrik<br />

Aachen im Cluster<br />

Smart Logistik auf<br />

dem RWTH Aachen<br />

Campus: In einer realen<br />

Produktionsumgebung<br />

der Zukunft erproben<br />

Unternehmen<br />

neueste Technologien<br />

und Verfahren der<br />

Industrie 4.0.<br />

Bild: FIR


Bild: FIR<br />

zum Erreichen des definierten Nutzens vielzählige<br />

Handlungsfelder, die ein umfassendes, komplexes<br />

Werk an Stellschrauben darstellen. Anhand konkreter<br />

Anwendungsfälle kann der betrachtete Lösungsraum<br />

drastisch eingegrenzt werden. Um jedoch dezidiert<br />

zu entscheiden, bedarf es immer noch einer Bewertung<br />

aus wirtschaftlicher, strategischer und technischer<br />

Sicht. Insbesondere für die technische Sicht<br />

mangelt es etwa an Wissen über die potenziellen Fähigkeiten<br />

der Altsysteme, wie bereits verbaute, aber<br />

noch ungenutzte Kommunikationsschnittstellen, und<br />

verfügbaren Lösungen am Markt, etwa nachrüstbare,<br />

vernetzte Sensorik zur Integration der Maschine.<br />

Der komplexe Evaluationsbedarf verleitet zu unsystematischen<br />

Herangehensweisen und vereinfachten<br />

Abkürzungen. Unternehmen entschließen sich<br />

häufig zu einer Neuinvestition oder schieben Digitalisierungsprojekte<br />

auf, ohne ihren Handlungsspielraum<br />

abzuwägen, da dieser entweder nicht bekannt<br />

ist oder die fachliche Expertise und das Wissen zur<br />

systematischen Herangehensweise fehlen. Sie vergeben<br />

damit die Chance, ihren Shopfloor klar an ihrem<br />

realisierbaren Nutzen auszurichten.<br />

Im Legacy-System-Management fokussiert ADAM<br />

stetig den zu erzielenden Kundennutzen. Über das<br />

Feld der Unternehmensstrategie wird zunächst die<br />

langfristige Ausrichtung im Kontext der Digitalisierung<br />

definiert, um weitere Maßnahmen an der Erfüllung<br />

dieser Strategie auszurichten. Neben der Ansiedelung<br />

des klassischen Legacy-System-Managements<br />

als Teil des Lifecycle-Managements auf der<br />

Systemebene betrachtet ADAM auf der Seite der digitalen<br />

Infrastruktur insbesondere Handlungsfelder<br />

in der Ressourcen- und Vernetzungsebene. Dies ermöglicht<br />

es, potenziell verfügbare Funktionalitäten<br />

zu evaluieren und mit modernen Konnektivitätslösungen<br />

von Maschinen zu bewerten.<br />

Diese geleitete fachliche Strukturierung in Verbindung<br />

mit der Ausrichtung am Kundennutzen vermindert<br />

die Komplexität des Legacy-System-Managements.<br />

Auch ohne Wissen und Erfahrung in den spezifischen<br />

Teildisziplinen können Anwender alle relevanten<br />

Themenfelder übersichtlich und strukturiert<br />

einordnen sowie den Handlungsbedarf identifizieren.<br />

Das vom FIR entwickelte<br />

Framework<br />

ADAM (Aachener Digital-Architecture-Management)<br />

stellt einen<br />

Wegweiser zum digital<br />

vernetzten Unternehmen<br />

dar.<br />

Mit Methodik und Struktur schneller<br />

zum Ziel<br />

Die Komplexität ist also groß und ebenso der Bedarf<br />

an methodischer Unterstützung. Das FIR an der<br />

RWTH Aachen hat deshalb ein Framework entwickelt,<br />

das Unternehmen bei der Strukturierung ihrer<br />

individuellen Digitalisierungsvorhaben unterstützt.<br />

ADAM, das Aachener Digital-Architecture-Management,<br />

verdeutlicht Unternehmen die notwendige<br />

Verzahnung zwischen digitaler Infrastruktur und der<br />

Entwicklung ihrer Digitalisierungsprozesse.<br />

Das Modell (siehe Chart) integriert die verschiedenen<br />

Gestaltungsebenen der digitalen Infrastruktur<br />

mit den Aspekten der Geschäftsentwicklung und berücksichtigt<br />

damit alle von der Transformation betroffenen<br />

Tätigkeitsfelder eines Unternehmens: von<br />

den IT-Systemen über Produkte, Services und Geschäftsmodell<br />

bis hin zu den strategischen Zielen.<br />

Weg zum Praxiswissen<br />

Ein Anwendungsbeispiel zur systematischen, nutzenorientierten<br />

Vorgehensweise von ADAM bietet das FIR-Forschungsprojekt<br />

MarryIT. Gemeinsam mit Industrieunternehmen<br />

evaluierte das FIR deren jeweils individuelle System-<br />

Capabilities, um ihr IT-OT-Integrationspoten zial zu bestimmen.<br />

Aus der Bewertung konnten Handlungsmaßnahmen<br />

abgeleitet werden, etwa das Retrofitting von Legacy-Systemen<br />

oder die Nachrüstung spezifischer IT-Funktionalitäten,<br />

um individuelle Nutzenpotenziale zu realisieren. Interessierten<br />

Unternehmen bietet das FIR umfassende Informationsmaterialien<br />

für die praktische Anwendung der systematischen<br />

Entscheidungsfindung mithilfe von ADAM.<br />

Weitere Informationen unter http://adam.fir.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 37


» TECHNIK & WISSEN<br />

Mit Eplan eManage<br />

Free lassen sich<br />

Eplan-Projekte<br />

cloudbasiert mit allen<br />

Projektbeteiligten<br />

teilen – für mehr<br />

Kollaboration im<br />

Engineering.<br />

Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />

Zusammenarbeit im Ökosystem: Worauf es ankommt<br />

Datencontainer als zentraler Pool<br />

Das heutige Ökosystem der industriellen Automatisierung beinhaltet viele Medienbrüche bei der<br />

Bearbeitung und Übergabe von Dokumentationen. Es gilt, diese im Entwicklungsprozess von Anlagen<br />

aufzulösen. Daten, die im Engineering-Prozess erstellt werden, müssen mit allen am Prozess<br />

Beteiligten ausgetauscht werden. Das Zielbild: Maschinenbauer und Systemintegratoren, Schalt -<br />

anlagenbauer, Komponentenhersteller wie auch die Betreiber einer Maschine arbeiten vernetzt.<br />

» Birgit Hagelschuer, Pressesprecherin bei Eplan GmbH & Co. KG, Monheim am Rhein<br />

Betreiber von Produktionsanlagen,<br />

Maschinenbauer und Systemintegratoren,<br />

Schaltanlagenbauer und Komponentenhersteller<br />

haben eines gemeinsam:<br />

Sie alle arbeiten von der Planung bis zum<br />

Betrieb der fertigen Maschine beziehungsweise<br />

Anlage gemeinsam entlang<br />

der Wertschöpfungskette und tauschen<br />

dabei kontinuierlich Informationen aus.<br />

Wie sieht der Prozess, sprich die Zusammenarbeit<br />

der unterschiedlichen Prozessbeteiligten,<br />

heute aus? In der Planungsphase<br />

wird die Ausprägung einer<br />

gewünschten Maschine oder Anlage beschrieben.<br />

Falls Lieferantenvorschriften<br />

im Unternehmen existieren, werden diese<br />

benannt und an den Operator oder Betreiber<br />

übergeben, der die Vorgaben bei<br />

der Auslegung der Anlage berücksichtigt.<br />

Auf die Planungsphase folgt der Vorplanungsprozess.<br />

Hier werden weiterführende<br />

Informationen wie zum Beispiel Geräte,<br />

Freigabelisten aus Excel, Spezifikationen<br />

in Word oder Vorplanungstools wie<br />

Eplan Preplanning eingebracht, die im<br />

Basic-Engineering vom Konstrukteur beispielsweise<br />

für die Angebotserstellung<br />

interpretiert werden. Diese Aufgabe übernimmt<br />

im Fall von komplexen Fertigungslinien<br />

klassisch ein Systemintegrator, der<br />

auch das Detail-Engineering mit Schaltund<br />

Fluid-Planerstellung verantwortet.<br />

Daten werden über das<br />

Eplan-Projekt angereichert<br />

Das Projekt, das mit den Systemen der<br />

Eplan-Plattform – beispielsweise Eplan<br />

Electric P8 oder Eplan Fluid – erstellt wurde,<br />

wird nun an den Schaltanlagenbauer<br />

transferiert. Dieser erstellt den virtuellen<br />

Prototyp der Schaltanlage in Form eines<br />

3D-Aufbaus der Schaltanlage unter Nutzung<br />

von Eplan Pro Panel. Im Anschluss<br />

wird die Schaltanlage physisch gebaut,<br />

abgenommen und in Betrieb genommen.<br />

Mit der Auslieferung des Schaltschranks<br />

endet der Prozess des Schaltanlagenbauers.<br />

Er übergibt das Eplan-Projekt, das nun<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


angereichert wurde, zurück an den Maschinenbauer<br />

oder Systemintegrator, der<br />

die Inbetriebnahme der Anlage auf Basis<br />

der finalen Projektdaten vornimmt. Im<br />

Anschluss wird das Projekt dem Betreiber<br />

bereitgestellt, der im Service- und Wartungsfall<br />

auf die aktuelle Dokumentation<br />

beispielsweise mit Eplan eView zugreift<br />

und die Änderungen gegebenenfalls mit<br />

der Redlining-Funktion digital dokumentiert.<br />

Der benannte Prozess beschreibt die<br />

tägliche Arbeit in diesem Ökosystem der<br />

industriellen Automation. Die Herausforderung<br />

besteht jedoch darin, dass alle<br />

Daten eines Automatisierungsprojekts in<br />

verschiedenen Stationen innerhalb dieser<br />

Wertschöpfungskette entstehen. Und<br />

dass sämtliche Projektbeteiligten mit teils<br />

nicht konsistenten Daten arbeiten. Der<br />

Prozess ist dadurch häufig fehlerbehaftet<br />

und zeitaufwendig. Ein Beispiel: Die<br />

Antriebsleistung eines Motors wurde neu<br />

dimensioniert. Diese nachträgliche Änderung<br />

wurde bei der Inbetriebnahme der<br />

Maschine beziehungsweise Anlage nicht<br />

berücksichtigt. In Folge ist die Dokumentation<br />

nicht aktuell.<br />

Hier setzt das Unternehmen Eplan an:<br />

Die Systeme der kommenden Eplan-Plattform<br />

2022 in Verbindung mit dem neuen<br />

Cloud-Dienst „eManage“ vernetzen Maschinenbauer<br />

und Systemintegratoren,<br />

Schaltanlagenbauer, Komponentenhersteller<br />

wie auch die Betreiber einer Maschine<br />

beziehungsweise Anlage. Sebas -<br />

tian Seitz, CEO von Eplan, formuliert die<br />

Zielsetzung: „Über die Cloud vernetzen<br />

wir Unternehmen mit ihren Kunden und<br />

Lieferanten für einen einfachen und<br />

sicheren Datenaustausch. Das Eplan-Projekt<br />

als zentrales, digitales Modell einer<br />

Automatisierungslösung versorgt alle<br />

Prozesse mit den notwendigen Daten. Es<br />

handelt sich hier um eine Art Datencontainer,<br />

der aus den Systemen der Eplan<br />

Plattform gespeist wird. Dieser generiert<br />

Mehrwerte in der digitalisierten Zusammenarbeit<br />

aller Beteiligten – durch sicheren<br />

Datentransfer sowie zentralen Zugriff<br />

auf das Eplan Projekt.“ Neu ist die Verbindung<br />

zur Cloud (Eplan ePulse), die gerade<br />

auch das mobile Arbeiten in der Konstruktion<br />

deutlich erleichtert.<br />

Projektübergreifende<br />

Kollaboration per Cloud<br />

Mit dem neuen Eplan eManage lassen sich<br />

Projekte einfach in die Cloud hochladen,<br />

verwalten und teilen. Konkret rücken hier<br />

die unterschiedlichen Welten von On-<br />

Premise-Software und Cloud zusammen.<br />

Klare Zugriffsrechte per Rollenverteilung<br />

sorgen für Datensicherheit und geben<br />

Flexibilität für den Zugriff auf Projekte.<br />

Anwender von Eplan Electric P8 und Eplan<br />

Pro Panel können ihre Projekte bequem in<br />

die Cloud hochladen und zur weiteren<br />

Bearbeitung wieder an die Eplan-Plattform<br />

übergeben. Das geschieht ohne aufwendiges<br />

Senden von Projektdaten per<br />

Mail oder FTP-Server. Und die zentrale<br />

Warum bedarf es Gerätedaten?<br />

Digitale hochwertige Gerätedaten sind ein Schlüsselfaktor, um:<br />

• im Shopfloor-Management Aufträge einzusteuern und Fertigungsaufträge<br />

abzuleiten,<br />

• automatisiert Maschinenparks anzusteuern (Rittal Automation Systems),<br />

• teilautomatisierte Arbeitsplätze mit Informationen zu versorgen<br />

(Beispiel: Verdrahtungsprozesse vereinfachen mit Eplan Smart Wiring).<br />

„Mit diesem optimierten Prozess und erhöhter Effizienz können Unternehmen<br />

ihren Maschinen- und Anlagenentstehungsprozess optimieren wie<br />

auch nachhaltig die Verfügbarkeit ihrer Maschinen und Anlagen steigern“,<br />

sagt Sebastian Seitz, CEO von Eplan. Durch die Kollaboration zwischen<br />

allen Beteiligten steige die Datenqualität und damit verbunden die Wertschöpfung.<br />

Alles über aktuelle Neuerungen in der Software:<br />

www.eplan.de/inyourhands<br />

übersichtliche Verfügbarkeit in der Cloud<br />

unterstützt alle Projektbeteiligten auch bei<br />

der schnellen Suche nach bestimmten<br />

Inhalten. Über Eplan eView sind alle Änderungen<br />

im Projekt zentral verfügbar.<br />

Der Vorteil: Die Projektdokumentation<br />

ist immer aktuell – über den gesamten<br />

Produktlebenszyklus hinweg bis in den<br />

Betrieb und Service-Szenarien. Wichtiger<br />

Baustein dieser Arbeitsweise sind Gerätedaten,<br />

die im Eplan Data Portal bereitgestellt<br />

werden. „Hier kommt es auf die Qualität<br />

und Datentiefe an, die wir mit dem<br />

Data Standard intensiv vorantreiben“, erklärt<br />

Seitz. Umfassende, durchgängig digitale<br />

Daten dienen als Projektbeschleuniger.<br />

Nicht zu vernachlässigen: Die Daten sind<br />

konsistent und der Datentransfer ist sicher.<br />

Bild: Screenshot Data Portal Eplan/Hagelschür<br />

Die Eplan-Plattform<br />

2022 kommt mit neuer<br />

Bedienoberfläche: Die<br />

praktische Multifunktionsleiste<br />

mit Ribbon-<br />

Technik passt sich der<br />

Anwendung flexibel an.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 39


» TECHNIK & WISSEN<br />

Der richtige<br />

Zeitpunkt für<br />

den Einstieg<br />

in die Digita -<br />

lisierung ist<br />

immer jetzt.<br />

Bild: Alexander Limbach/stock.adobe.com<br />

Digitalisierung für Nachzügler<br />

Für Industrie 4.0 ist es nie zu spät<br />

Deutschland liegt auf Platz 18 von 63 untersuchten Ländern in puncto digitale Wettbewerbsfähigkeit<br />

– so eine aktuelle Untersuchung der IMD. Tendenz fallend: 2019 war es<br />

noch Platz 17. Für diesen unerfreulichen Status quo gibt es eine Reihe von Gründen –<br />

angefangen bei der digitalen Infrastruktur bis hin zu den komplexen regulatorischen<br />

Rahmenbedingungen.<br />

» Michael Grupp, freier Fachjournalist in Stuttgart<br />

Die guten Nachrichten der Studie „World Digital<br />

Competitiveness Ranking 2020“ der IMD Business<br />

School: Deutschland verfügt über eine vergleichsweise<br />

gut entwickelte Zusammenarbeit zwischen<br />

Forschung und Industrie. Auch in den Bereichen<br />

Know-how (Platz 12) und Zukunftsfähigkeit<br />

(Platz 16) schneidet Deutschland relativ gut ab. Die<br />

Autoren der Studie mahnen aber an: „Volkswirtschaften,<br />

in denen Einzelne auf neue Technologien<br />

und Branchen zurückgreifen und für Innovationen<br />

aufgeschlossen sind, belegen die führenden Plätze im<br />

digitalen Ranking“. Das sind aktuell auf Platz eins die<br />

USA – dort spielen die Big Five der IT-Branche in<br />

ihrer eigenen Liga. Auf Platz zwei folgt Singapur vor<br />

Dänemark. Die Länder mit dem stärksten Aufwärtstrend<br />

sind Hongkong (Platz 5), Südkorea (Platz 7)<br />

und Taiwan (Platz 11).<br />

Aller guten Dinge sind 4.0<br />

Dabei sprechen gerade auch hierzulande drei Fakten<br />

für einen Einstieg in Industrie 4.0: Erstens fordern die<br />

großen Auftraggeber in Zukunftsbranchen wie beispielsweise<br />

Automobil, Elektronik und Energie zunehmend<br />

eine möglichst schnittstellenarme Anbindung<br />

an die eigenen digitalen Workflows – und das<br />

nicht nur in der Logistik, sondern mittelfristig für die<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


gesamte Wertschöpfungskette von der Entwicklung<br />

über die Fertigung bis hin zur Qualitätssicherung.<br />

Zweitens wird es immer schwieriger werden, qualifiziertes<br />

Personal für einen unzeitgemäßen Arbeitsplatz<br />

zu gewinnen. Und drittens unterstützen Industrie<br />

4.0-getriebene Prozesse Qualität, Wirtschaftlichkeit,<br />

Flexibilität und Resilienz.<br />

Industrie 4.0 wird in Deutschland vor allem von<br />

den Branchenführern Hand in Hand mit Forschungsinstituten<br />

vorangetrieben – von der vollautomatischen<br />

BMW-Produktionsstraße bis hin zum privaten<br />

5G-Netzwerk von Siemens. Laut einer Marktumfrage<br />

des Branchenverbands Bitkom sieht sich dagegen nur<br />

jedes dritte kleine und mittlere Unternehmen als<br />

digitaler Vorreiter, über die Hälfte (56 %) schätzen<br />

sich als Nachzügler ein. Allerdings glauben nur zwei<br />

Prozent, den Anschluss ganz verloren zu haben. Und<br />

in der Tat: Es ist nie zu spät für Industrie 4.0.<br />

Wer sich jetzt für eine digitale Ausrichtung entscheidet,<br />

hat mehrere Vorteile auf seiner Seite: Erstens<br />

existieren inzwischen zahlreiche Pilotprojekte,<br />

Best Practises und Vorzeige-Unternehmen. Die Anfängerfehler<br />

haben die anderen gemacht (allerdings<br />

Bild: Blue Planet Studio/stock.adobe.com<br />

auch die Vorteile für Pioniere genutzt). Zweitens hat<br />

die Corona-Krise Entscheider und Anwender für digitale<br />

Werkzeuge und Prozesse geöffnet. 95 % aller Industrieunternehmen<br />

sagen laut Bitkom, dass im Zuge<br />

der Pandemie die Digitalisierung in ihrem Unternehmen<br />

an Bedeutung gewonnen hat. Und nicht zuletzt<br />

unterstützt die Politik innovationsfreudige Unternehmen<br />

inzwischen mit massiven Subventionen.<br />

Starthilfe von Staat und EU<br />

Dazu zählen zum Beispiel „Digital-Jetzt – Investi -<br />

tionsförderung für KMU“ vom Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Energie BMWi. Im Rahmen des Programms<br />

fördert der Bund unter anderem die Ausbildung<br />

von Mitarbeitern und Investitionen in digitale<br />

Technologien. Die maximale Fördersumme pro Unternehmen<br />

beträgt 50.000 Euro. „go-digital“ und „go-<br />

Industrie 4.0 ist zuerst<br />

einmal kein IT-Projekt,<br />

sondern eine Management-Aufgabe.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 41


» TECHNIK & WISSEN<br />

Corona hat die<br />

Einführung digi -<br />

taler Workflows<br />

stark beschleunigt.<br />

INNO“, beide vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie, richten sich an kleinere Unternehmen<br />

mit bis zu 100 Mitarbeitern und fördert Beratungsdienstleistungen<br />

rund um digitale Prozesse.<br />

Das „Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand<br />

(ZIM)“, ebenfalls vom BMWi, unterstützt kleine und<br />

mittlere Unternehmen bei der Erforschung innova -<br />

tiver Produkte und Dienstleistungen.<br />

Bild: Fotoschlick/stock.adobe.com<br />

Insgesamt bezuschusst das Förderprogramm Projekte<br />

mit Kosten bis zu 380.000 Euro. Gefördert werden<br />

Einzel-, Kooperations-, und Netzwerkprojekte. Von<br />

der Europäischen Union stammt das Förderprogramm<br />

„Horizon 2020“. Es umfasst zahlreiche Projekte<br />

für verschiedene Branchen und Bereiche. Es wendet<br />

sich auch an kleine und mittlere Unternehmen;<br />

speziell zum Beispiel mit dem KMU-Programm „Fast<br />

Track to Innovation“.<br />

Rat und Tat aus der Region<br />

Subventionen sind nur eine Seite der Medaille 4.0.<br />

Oft fehlt es nicht an den Mitteln, sondern an der<br />

Strategie und dem Know-how.<br />

Um hier Abhilfe zu schaffen, hat das BMWi auch<br />

die Förderinitiative „Mittelstand 4.0“ ins Leben gerufen.<br />

Mittlerweile gibt es dafür in jedem Bundesland<br />

Kompetenzzentren, die in Zusammenarbeit mit Hochschulen<br />

oder Forschungseinrichtungen arbeiten. In<br />

Kaiserslautern beispielsweise zusammen mit der<br />

Technologie-Initiative SmartFactory KL e. V., in Stuttgart<br />

Hand in Hand mit dem Fraunhofer Institut für<br />

Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), in Chemnitz<br />

in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität.<br />

„Den einen Zeitpunkt gibt es nicht“<br />

Stephan Deuser ist<br />

Berater für Technologietransfer<br />

und<br />

-kooperationen in<br />

der IHK Rhein-<br />

Neckar.<br />

Herr Deuser, für wen und wann<br />

lohnt sich Industrie 4.0?<br />

Besonders relevant ist das für Produktionsunternehmen<br />

und Dienstleister<br />

im industriellen Umfeld. Die Betriebsgröße<br />

spielt dabei eine kleinere Rolle.<br />

Das Potenzial für Prozess- und<br />

Produktionsverbesserungen ist für<br />

kleine und mittlere Unternehmen<br />

ebenso vorhanden wie für große Konzerne.<br />

Den einen Zeitpunkt gibt es<br />

dabei nicht. Unternehmen sollten<br />

Industrie 4.0 immer mitdenken und<br />

permanent schauen, wo sie deren<br />

Potenzial sinnvoll nutzen können.<br />

Reichen als Start ein paar Sensoren<br />

oder muss es gleich ein neues<br />

Geschäftsmodell sein?<br />

Ein neues Geschäftsmodell kann ein<br />

Grund dafür sein. Häufiger jedoch<br />

geht es darum, bestehende Prozesse<br />

und Produkte zu optimieren und zu<br />

verbessern. Sollte sich daraus noch<br />

ein neues Geschäftsmodell ent -<br />

wickeln, umso besser. Unser Rat ist<br />

immer: Starten Sie mit geringem Aufwand,<br />

um zu sehen, wie sich Industrie<br />

4.0 auswirkt. Besser ein kleiner Schritt<br />

heute als jahrelang den ganz großen<br />

Sprung zu planen.<br />

Wie sehen die ersten Schritte in<br />

Richtung Industrie 4.0 aus?<br />

Am Anfang sollte unbedingt eine<br />

Strategie stehen: Das Ziel muss klar<br />

sein und wie es erreicht werden soll.<br />

Auch dabei gilt, möglichst mit einem<br />

eher kleineren Pilotprojekt anzufangen,<br />

um Erfahrungen zu sammeln.<br />

Einfach ins Blaue zu starten, wird mit<br />

Garantie schief gehen.<br />

Welche konkreten Vorteile bietet<br />

dabei die IHK?<br />

Die IHKs unterstützen die Unternehmen<br />

vor allem dabei, die Partner aus<br />

Industrie, Hochschulen oder unter<br />

Start-ups zu finden. Besonders die<br />

Technologietransferberater der IHKs<br />

verfügen über ein exzellentes Netzwerk<br />

und stehen den Unternehmen<br />

zur Seite. Wir beraten aber auch über<br />

Fördermöglichkeiten, denn Geld vom<br />

Staat gibt es für Industrie-4.0-<br />

Projekte oftmals auch.<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Diese Kompetenzzentren sollen Digitalisierung,<br />

Anwendung und Vernetzung betrieblicher Prozesse in<br />

die Sprache des Mittelstandes übersetzen“, so die<br />

Zielvorgabe des BMWi. Die Zentren werden von<br />

„Mittelstand 4.0-Agenturen“ begleitet, welche verschiedene<br />

Schwerpunktthemen bearbeiten. So berät<br />

die „Cloud-Agentur“ beispielsweise bei Fragen rund<br />

um Cloud-Computing-Technologien.<br />

Die Agentur „Prozesse“ unterstützt das digitale<br />

Prozess- und Ressourcenmanagement, die Agentur<br />

für Kommunika tion behandelt Kommunika -<br />

tionsprozesse, Wissensmanagement<br />

und Innovationsmanagement.<br />

Darüber hinaus<br />

existieren in den einzelnen<br />

Bundesländern weitere<br />

Initiativen; in Baden-<br />

Württemberg zum Beispiel<br />

die „Allianz Industrie 4.0“.<br />

Mit dem „Industrie-4.0-<br />

CheckUp“ bietet beispielsweise<br />

das Magdeburger<br />

Fraunhofer IFF eine inzwischen<br />

seit fünf Jahren bewährte<br />

Vorgehensweise.<br />

Der CheckUP untersucht<br />

zuerst einmal, wo 4.0-Technologien<br />

tatsächlich wertschöpfend<br />

eingesetzt werden<br />

können – und wo eben<br />

nicht. Auch die IHK ist in<br />

den jeweiligen Regionen<br />

aktiv (mehr dazu im Kurzinterview).<br />

Rücken- und<br />

Gegenwind<br />

Gemäß der Bitkom-Umfrage<br />

glauben 91 % der deutschen<br />

Manager, dass Industrie<br />

4.0 zukünftig eine<br />

Grundvoraussetzung für<br />

Wettbewerbsfähigkeit darstellt.<br />

Hilfe wird von offizieller<br />

Seite dabei nicht erwartet:<br />

Nur 31 % der Entscheider<br />

schreiben der Politik<br />

ein ausreichendes Verständnis<br />

für die Bedeutung<br />

von Industrie 4.0 zu. Als<br />

Hemmschuhe auf dem Weg<br />

zur Smart Factory gelten<br />

vor allem der Datenschutz<br />

(45 %), gefolgt von Sicherheitsbedenken<br />

(39 %) und dem Fachkräftemangel<br />

(33 %). Als unabdingbare Voraussetzung sieht der<br />

Digitalverband eine moderne Managementkultur mit<br />

einem Verständnis für digitale Workflows. Industrie<br />

4.0 ist nicht delegierbar, Digitalisierung kein IT-Projekt.<br />

Das Thema muss in der Chefetage gewollt, geplant<br />

und dann Top-down realisiert werden. Dabei<br />

müssen die Mitarbeiter mit genommen werden: durch<br />

frühzeitige Einbindung, ausreichend Schulungen und<br />

Verständnis für Berührungsängste gegenüber neuen<br />

Technologien.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 43


» TECHNIK & WISSEN<br />

Bild: Unitechnik Systems<br />

Unitechnik entwickelt erstes Automatiklager für technische Gase<br />

23.000 Gasflaschen<br />

unter Kontrolle<br />

Hochdruckgasflaschen sind in der Intralogistik eine Herausforderung.<br />

Deswegen suchte der Gaskonzern Linde einen Profi zur Realisierung von<br />

zwei automatischen Hochregallagern für dieses sensible Produkt und hat<br />

mit dem Systemintegrator Unitechnik den richtigen Partner gefunden.<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


An den beiden Standorten Marl und Unterschleißheim<br />

integriert Linde als erstes Unternehmen<br />

ein vollautomatisches System zum Handling von<br />

Gasflaschen in der Abfüllung und Distribution.<br />

Alle Achtung!<br />

Die Linde GmbH Gases Division ist ein Spezialist<br />

für technische Gase zum Schweißen, Kühlen,<br />

Heizen und Reinigen. Dabei stellen die sensiblen,<br />

gasförmigen Güter hohe Anforderungen an die Logistik,<br />

vor allem vor dem Hintergrund des kontinuierlich<br />

steigenden Liefervolumens. Da der Gaskonzern<br />

zudem seine Standards und die damit verbundenen<br />

Prozesse kontinuierlich verbessern will, hat sich die<br />

Geschäftsführung dazu entschlossen, zwei automatisierte<br />

Hochregallager an den Standorten Marl und<br />

Unterschleißheim zu realisieren. Mit der Entwicklung<br />

und Integration wurde die Unitechnik Systems GmbH<br />

beauftragt. Das erklärte Ziel waren dabei transparentere<br />

und effizientere Prozesse, die zudem den hohen<br />

Sicherheitsanforderungen gerecht werden.<br />

Linde vertreibt neben den technischen Gasen unter<br />

anderem auch medizinische Gase und Lebensmittelgase.<br />

Für jeden Kunden bietet das Unternehmen zugeschnittene<br />

und wirtschaftliche Versorgungskonzepte<br />

von der Ein-Liter-Einwegflasche bis zum Tank<br />

mit 75.000 Liter. Um den rund 150.000 Kunden in<br />

Deutschland eine hohe Liefersicherheit zu bieten,<br />

setzt das Unternehmen auf ein dichtes Netz von Distributions-<br />

und Vertriebsstätten, nimmt regelmäßige<br />

Qualitätskontrollen vor und betreibt moderne Produktionsanlagen.<br />

In den beiden Füllwerken in Marl<br />

und Unterschleißheim ergänzen<br />

automatische Lager mit<br />

moderner Fördertechnik die<br />

Wertschöpfungskette des<br />

Konzerns.<br />

Bis zu 23.000 Gasflaschen<br />

kann Linde in Marl und Unterschleißheim<br />

unterbringen. Sobald<br />

die Paletten mit den leeren Gasflaschen in den<br />

Logistikzentren eintreffen, werden sie auf das neue<br />

Fördertechnik-System aufgesetzt. Im ersten Schritt<br />

sorgt das automatische System für die richtige Ausrichtung<br />

der Paletten. Das ist entscheidend, denn<br />

beim Sortieren und Befüllen der Gasflaschen spart<br />

das richtige Andienen der Paletten viel Zeit.<br />

Pro Stunde passieren 151 Ladungsträger mit bis zu<br />

zwölf Gasflaschen die Drehtische der neuen Automatikanlage<br />

in Marl. Ein Kamerasensor erfasst dabei,<br />

auf welcher Seite sich der Entnahmedeckel befindet<br />

und dreht die Palette so, dass sie in der richtigen Orientierung<br />

in der Sortierung ankommt. Hier werden<br />

die Gasflaschen zunächst sortenrein sortiert und bis<br />

zum nächsten Füllzyklus auf Paletten automatisch im<br />

Bild: Tom Oettle<br />

» Ungesicherte Gas -<br />

flaschen können eine Kettenreaktion<br />

auslösen. «<br />

Christoph Lennartz, Linde<br />

Das hat sich bislang noch keiner getraut: Die Realisierung<br />

eines automatischen Hochregallagers für Gasflaschen. Kein<br />

Wunder, denn dabei handelt es sich um ein sensibles Produkt<br />

mit hohem Gefahrenpotenzial. Fällt eine der Hochdruckflaschen<br />

beim Transport oder Einlagern auf den Boden,<br />

kann das eine verheerende Kettenreaktion auslösen.<br />

Aber für Linde gab es keine Alter -<br />

native, der Gaskonzern musste seine<br />

Intralogistik aus wirtschaftlichen<br />

Gründen neu aufstellen. Doch mit<br />

dem richtigen Partner können auch<br />

Pioniertaten gelingen.<br />

Uwe Schoppen<br />

Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Hochregallager abgelegt. Mit dem Projekt sollte auch<br />

der innerbetriebliche Staplerverkehr komplett durch<br />

die automatisierte Transporttechnik ersetzt werden.<br />

Im Einsatz sind dabei Hochregallager mit zwei beziehungsweise<br />

drei Regalbediengeräten, Kettenfördertechnik<br />

und Drehtischen. Hinzu kommen fahrerlose<br />

Transportsysteme und Querverschiebewagen.<br />

Die 22 unterschiedlichen Paletten für die Lagerung<br />

der Gasflaschen sind standardmäßig nicht für den<br />

Transport mit automatisierter<br />

Fördertechnik ausgelegt. Vor<br />

der Automatisierung des Systems<br />

waren daher verschiedene<br />

Modifikationen und Anpassungen<br />

notwendig. So zeigte<br />

sich zum Beispiel nach einer<br />

statischen Untersuchung von<br />

verschiedenen Ladungsträgern, dass Paletten auf<br />

sechs Punkten des Unterrahmens aufliegen müssen,<br />

um eine langfristige Verformung zu verhindern. Unitechnik<br />

entwarf daher für die Hochregallager von<br />

Linde spezielle Tiefenauflagen mit einem durchgängigen<br />

Profil, die diese Anforderung erfüllen. Zwei<br />

weitere Herausforderungen waren die Übergrößen<br />

der Ladungsträger und das hohe Gewicht. Daher<br />

empfahl Unitechnik für die Lagerautomatisierung einen<br />

dreisträngigen Kettenförderer. Der ist belastbarer<br />

als ein Rollensystem und zudem schonender für die<br />

Paletten.<br />

Den Materialfluss steuert das Lagerverwaltungssystem<br />

Uniware und sorgt für transparente Prozesse<br />

beim Handling der leeren und dem Zwischenlagern<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 45


» TECHNIK & WISSEN<br />

Bis zu 23.000 Gasflaschen<br />

kann Linde in<br />

seinen Lagern in Marl<br />

und Unterschleißheim<br />

unterbringen.<br />

Bild: Unitechnik Systems<br />

der gefüllten Gasflaschen. Auf einen Blick und in<br />

Echtzeit sehen die Logistiker, welche Palette sich wo<br />

auf der Förderanlage oder im Lager befindet. Zudem<br />

werden alle Komponenten der Logistikanlage überwacht<br />

und eventuelle Störungen umgehend gemeldet.<br />

Über eine komfortable Visualisierungstechnik<br />

kann sich der Nutzer frei in das System hineinzoomen<br />

und bekommt so einen vollständigen Einblick in<br />

den Zustand der Anlage. Dieser reicht hinab bis zum<br />

Schaltzustand einzelner Sensoren. Für die Auftragsannahme<br />

und die Steuerung der übergeordneten<br />

Prozesse kommuniziert das Lagerverwaltungssystem<br />

über eine individuelle Schnittstelle mit dem ERP-<br />

System von Linde.<br />

Ein weiterer wichtiger Faktor war für Linde der Sicherheitsaspekt<br />

beim Handling und Lagern der Hochdruckgasflaschen.<br />

Daher wurde gemeinsam mit Unitechnik<br />

und einem Sublieferanten eine sogenannte<br />

Störungsmöglichkeits- und Einflussanalyse (SMEA)<br />

für die Regalbediengeräte vorgenommen. Unter anderem<br />

wurde dafür gesorgt, dass die Flaschen bestmöglich<br />

gesichert sind und bei Transport und Lagerung<br />

nicht herausfallen können. „Ungesicherte Gasflaschen<br />

bringen ein großes Gefahrenpotential mit<br />

sich und können für Kettenreaktionen verantwortlich<br />

sein“, warnt Christoph Lennartz, Head of Material<br />

Handling & Automation bei Linde. „Wegen der hohen<br />

Anforderungen an die Sicherheit gehen wir bei der<br />

Qualität keine Kompromisse ein.“<br />

Entscheidend war für den Konzern auch, dass das<br />

Lagerverwaltungssystem bereits vom Fraunhofer Institut<br />

validiert wurde, denn im Umgang mit medizinischen<br />

Gasen ist ein umfangreicher Anforderungskatalog<br />

zu erfüllen. Ein Aspekt war dabei zum Beispiel<br />

die notwendige GAMP-5-Zertifizierung für die neue<br />

Lagertechnik. „Die Validierung durch das Fraunhofer<br />

Bild: Linde<br />

Neben den technischen<br />

Gasen vertreibt Linde<br />

unter anderem auch<br />

medizinische Gase und<br />

Lebensmittelgase.<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Institut hat uns die Sicherheit gegeben, dass die Software<br />

für unsere Zwecke geeignet ist“, so Lennartz.<br />

Schon in der Phase der Beauftragung hat Unitechnik<br />

den Gaskonzern Linde unterstützt. Die Automatisierungsprofis<br />

berieten bei der Lösungsauswahl und<br />

erstellten verschiedene Lagerlayouts mit präzisen<br />

Kostenschätzungen. „Gemeinsam mit Unitechnik haben<br />

wir einen Lernprozess durchlaufen“, schildert<br />

Lennartz. „Bei der Lager- und Fördertechnik konnten<br />

wir unterschiedliche Variationen ausprobieren und<br />

kostentechnisch vergleichen.“ Auf diese Weise haben<br />

die Partner eine Lösung erarbeitet, die sich an den individuellen<br />

Anforderungen von Linde orientiert.<br />

Der hohe Automatisierungsgrad der neuen Anlagen<br />

führte am Ende zu mehr Transparenz in allen Lagerabläufen.<br />

Die Lager- und Prozesskosten ließen<br />

sich reduzieren und zudem konnten die hohen Sicherheitsanforderungen<br />

erfüllt werden. „So lassen<br />

sich die Ergebnisse der Kooperation zwischen Linde<br />

und Unitechnik zusammenfassen“, ergänzt Lennartz.<br />

Mit den neuen Automatiklagern stellt der Gaskonzern<br />

nicht nur seine Logistik richtungsweisend auf,<br />

Kompetente Betreuung<br />

Die Unitechnik Systems GmbH mit Sitz in Wiehl zählt seit vier<br />

Jahrzehnten zu den Anbietern von Industrie-Automatisierung<br />

und Informatik. Das Familienunternehmen plant und realisiert<br />

in zweiter Generation maßgeschneiderte Systeme für die innerbetriebliche<br />

Logistik, Cargo-Anlagen und Produktion. Dabei<br />

tritt Unitechnik weltweit als Systemintegrator und Gesamtlieferant<br />

auf. Professionelles Projektmanagement und die kompetente<br />

Betreuung der realisierten Anlagen sind die Grundlage<br />

für eine langfristige Geschäftsbeziehung und sichern die Investition<br />

der Kunden.<br />

sondern ist zudem ein Vorreiter in der Branche: Linde<br />

ist das erste Unternehmen, das ein vollautomatisches<br />

System zum Handling von Gasflaschen in der Abfüllung<br />

und Distribution realisiert hat.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 47


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Nicht selten muss wegen<br />

Sicherheitsvorschriften<br />

eine Notleiter oder ein<br />

Fluchtausstieg kurzfristig<br />

nachgerüstet werden.<br />

Bild: Hymer<br />

3D-Konfigurator für die schnelle Notleiter<br />

Damit der Aufstieg klappt<br />

Der Steigtechnik-Spezialist Hymer hat sein bisheriges 2D-Tool zu einem effizienten 3D-Konfi gu -<br />

rator für Steigleitern weiterentwickelt. Mit wenigen Mausklicks lässt sich das passende Modell für<br />

die Baustelle oder die Industrieanlage generieren. Dank einer direkten Anbindung an das CAD-<br />

System stehen die notwendigen Daten in Echtzeit zur Verfügung.<br />

» Uwe Schoppen, Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Aufgrund von Sicherheitsvorschriften ist es immer<br />

möglich, dass eine Notleiter oder ein<br />

Fluchtausstieg kurzfristig nachgerüstet werden<br />

muss. Das kann der Notausstieg an einem Gebäude<br />

oder die Steigleiter an einer Industrieanlage oder auf<br />

einer Baustelle sein. Hymer-Leichtmetallbau hat speziell<br />

für diesen Fall einen neuen, komplett überarbeiteten<br />

3D-Konfigurator entwickelt. Der sorgt dafür,<br />

dass die Baustelle nicht steht und die Anlage wie geplant<br />

in Betrieb gehen kann.<br />

Nachdem der bisher eingesetzte Konfigurator unter<br />

Adobe-Flash nicht mehr lauffähig und auch nicht<br />

mehr zeitgemäß war, musste dringend ein Ersatz her.<br />

„Wir haben auf Hochtouren an unserem neuen Produkt<br />

gearbeitet, das hinsichtlich Schnelligkeit, Funktionalität<br />

und Bedienerfreundlichkeit einiges mehr<br />

zu bieten hat“, schwört Markus Nowak, Vertriebsleiter<br />

bei dem Steigtechnik-Hersteller aus Wangen im<br />

Allgäu. Nowak weiß, wovon er spricht, denn er war in<br />

die Entwicklung des neuen Systems von Beginn an<br />

eingebunden.<br />

Ohne zeitaufwendige Abstimmungstelefonate mit<br />

dem Vertrieb ist der Konfigurator jederzeit zu nutzen.<br />

So kann der Bauleiter oder der Industrieanlagenplaner<br />

die gewünschte Leiter dann konfigurieren, wenn<br />

er gerade Zeit hat. Nach eigenen Angaben ist die gewünschte<br />

Steigleiter mit wenigen Mausklicks konfiguriert.<br />

Der Benutzer startet die Online-Anwendung<br />

und kann zwischen vier Steigleiter-Varianten wählen.<br />

So gibt es Modelle für bauliche Anlagen, für<br />

Maschinen und industrielle Anlagen, für Bestandteile<br />

von Notleitern der Feuerwehr und für Fluchtwege.<br />

Der Anwender muss sich dabei keine Gedanken<br />

machen, ob die konfigurierte Leiter der geforderten<br />

Norm entspricht, denn alle Komponenten sind nach<br />

den entsprechenden DIN-Normen hinterlegt.<br />

Klickt der Anwender zum Beispiel auf das Menü<br />

„Steigleitern für Maschinen und Industrieanlagen“,<br />

dann wird ihm zunächst eine dreidimensionale<br />

Basis-Variante angezeigt und ein Auswahlmenü für<br />

die flexible Konfiguration. Dort stehen dann diverse<br />

Optionen zur Verfügung wie Befestigung, Plattfor-<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Bild: Hymer<br />

men, Einstieg, Rückenschutzkorb und Ausstieg. Zum<br />

Angebot gehören auch Einzelkomponenten wie Ausstiegstritte<br />

oder Durchgangssperre. Je nach Auswahl<br />

passt sich das 3D-Modell in Echtzeit an, kann im<br />

Raum in alle Richtungen bewegt und herangezoomt<br />

werden. Wird beispielsweise die Steighöhe geändert,<br />

ist das unmittelbar in der Abbildung mit den angepassten<br />

Bemaßungen zu sehen. Der Konfigurator ermittelt<br />

zudem automatisch, wie viele Leiterzüge für<br />

die gewählte Steighöhe gebraucht werden.<br />

Beim Anklicken einer Fassadenplatte für Wandhaken<br />

verändert sich in der 3D-Darstellung der Abstand<br />

zur Wand. Durch das Heranzoomen und freies Drehen<br />

der 3D-Steigleiter sind solche Details gut sichtbar.<br />

„Unsere Software zeigt die Steigleiter mit allen<br />

Details, so dass der Benutzer eine reale Vorstellung<br />

vom späteren Einbau auf seiner Baustelle oder in seiner<br />

Industrieanlage bekommt“, betont Nowak.<br />

Ist die Steigleiter fertig konfiguriert, wird automatisch<br />

im Hintergrund ein Angebot erstellt. Alle Auswahlparameter<br />

und Bemaßungen lassen sich nochmals<br />

auf einen Blick prüfen. Gleichzeitig ermittelt<br />

das System den Nettopreis und das Angebot wird gespeichert.<br />

Über den Bestellbutton wird die konfigurierte<br />

Leiter geordert und ist nach spätestens vier Tagen<br />

beim Kunden auf der Baustelle oder in der Industrieanlage.<br />

„Oft liefern wir aber schon früher“, so der<br />

Vertriebsmann. Das Versprechen kann er auch halten,<br />

denn alle Komponenten sind auf Lager und müssen<br />

nur noch kommissioniert und versendet werden.<br />

Der Konfigurator bildet einen Großteil aller möglichen<br />

Steigleitervarianten bereits im Standard ab und<br />

wird zudem permanent weiterentwickelt. Bei speziellen<br />

Sonderwünschen kann es trotzdem passieren, dass<br />

der Bediener beim Konfigurieren feststellt, dass eine<br />

kundenspezifische Lösung notwendig ist. In diesem<br />

Fall hat er aber bereits eine Basis und kann dann mit<br />

dem Vertriebsinnendienst die Abweichungen oder den<br />

Aufbau an der Fassade klären. So kommt der Kunde<br />

schneller zu seiner Steigleiter, als wenn alles von<br />

Grund auf neu konstruiert werden muss. Auf Wunsch<br />

wird mit dem Angebot eine Datei mit Zeichnung und<br />

Stückliste mitgeschickt. „Auch bei speziellen Lösungen<br />

empfehlen wir, den Konfigurator für die Basiskonstruktion<br />

zu verwenden, damit man beim anschließenden<br />

Gespräch mit dem Innendienst nicht aneinander<br />

vorbeiredet“, so der Tipp von Markus Nowak.<br />

Der Steigleiter-Konfigurator wird kontinuierlich erweitert<br />

und mit neuen Inhalten gefüllt. Im nächsten<br />

Schritt soll der Anwender das Programmpaket direkt an<br />

sein ERP-System anbinden können, damit die erteilten<br />

Aufträge auch die Unternehmenssoftware durchlaufen.<br />

Mit dem 3D-Konfigurator<br />

hat der Anwender<br />

schnell den Dreh<br />

raus, denn die konfigurierte<br />

Steigleiter<br />

lässt sich frei in jede<br />

Richtung drehen und<br />

heranzoomen.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 49


» TECHNIK & WISSEN<br />

Modulare Nullpunktspanntechnik beschleunigt die Arbeit eines Modellbauers<br />

Mit sicherem Griff zum<br />

1:1- Modell neuer Autos<br />

Modellbauer MT Technologies fertigt für zahlreiche OEMs ganze Fahrzeuge als Referenz und<br />

Prüfmodelle. Bauteile, die die Experten mit hoher Zerspanungsleistung – meist in Losgröße<br />

eins – aus dem vollen Aluminium herausschälen, müssen zuvor höchst effizient gespannt<br />

werden. Das gelingt dank cleverer Nullpunktspanntechnik von AMF schnell, flexibel und sicher.<br />

» Jürgen Fürst, Fachautor in Stuttgart<br />

Rüstzeiten minimieren:<br />

Mit wenigen Handgriffen<br />

ist das Werkstück<br />

bei MT Technologies<br />

für die Fünfseitenbearbeitung<br />

gespannt.<br />

Der Impuls kam aus der Formel 1“, erinnert sich<br />

Mario Goth an einen Besuch 2013 beim Sauber-<br />

Team in der Schweiz. Mit staunenden Augen sah der<br />

Leiter Mechanische Fertigung bei MT Technologies damals,<br />

wie modern die Renningenieure Einzelteile mit<br />

AMF-Spanntechnik rüsteten. Was der Modellbaumeister<br />

anschließend in der eigenen Fer tigung angestoßen<br />

hat, ist inzwischen zu einem durchgängigen Nullpunktspannsystem<br />

auf allen notwendigen Maschinen<br />

gewachsen. Mit der Andreas Maier GmbH & Co. KG<br />

aus Fellbach (AMF) haben die Ingolstädter einen Partner<br />

an ihrer Seite, der mithilfe von Standardprodukten<br />

maßgeschneiderte Lösungen anbieten kann.<br />

„Bei MT Technologies sind wir von Anfang an auf<br />

offene Ohren gestoßen“, erzählt Erik Laubengeiger<br />

von AMF, der damals den Kunden betreute. Die<br />

Bereitschaft, die aufwändigen Spannoperationen der<br />

Aluminiumrohblöcke zu vereinfachen und die langen<br />

Rüst- und Einmesszeiten deutlich zu verkürzen, war<br />

groß. „Schließlich sind die meisten Teile, die wir herstellen<br />

Einzelteile oder Kleinserien von maximal vier<br />

Stück“, begründet Mario Goth.<br />

Bild: AMF<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


TRANSPORTIERT<br />

AUTONOM<br />

Die Werkstücke werden auf den Paletten direkt gespannt. Die<br />

Nullpunktspannmodule in den Aufspannpaletten nehmen die<br />

Spannbolzen von Aufbau- und Zwischenelementen auf. Oben<br />

ist erneut ein Nullpunktspannmodul K10.2 positioniert, das<br />

die im Werkstück verschraubten Spannbolzen hält.<br />

Bild: AMF<br />

Die Spezialität von MT sind Modelle künftiger<br />

Fahrzeuge, die im Maßstab 1:1 aus Aluminium gefertigt<br />

werden und am Ende wie ein richtiges Auto aussehen.<br />

Selbst Türen und Heckklappe lassen sich öffnen.<br />

So können sich die Designer und Konstrukteure<br />

ein erstes dreidimensionales Bild eines in der Entwicklung<br />

befindlichen Fahrzeugs verschaffen. Der<br />

OEM kann Anbau- und Verkleidungsteile anbringen,<br />

um die Passungen für die künftige Serienfertigung zu<br />

verifizieren. Später steht das endgültige Alu-Modell<br />

als Prüf- und Lehrenmodell am Band.<br />

Kleine Kraftpakete packen sicher zu<br />

Entsprechend präzise müssen die rohen Aluminiumblöcke<br />

für die Einzelteile – etwa die Bodengruppe,<br />

Seitenteile, Dach, Hecklappe oder Räder – auf den<br />

Portalfräsmaschinen gefertigt und vorher exakt gespannt<br />

werden. Zwei Aufspanntische mit 1300 mm x<br />

2000 mm und zwei mit 1300 mm x 1000 mm sowie<br />

ein weiterer kommen in den Jobs-LinX-Maschinen<br />

zum Einsatz. Sie sind im Abstand von 200 mm bestückt<br />

mit je 50 beziehungsweise 20 K10-Nullpunkt-<br />

Einbauspannmodulen von AMF. „Mit dem definierten<br />

Rasterabstand bietet uns jeder Aufspanntisch größtmögliche<br />

Flexibilität bei der Positionierung der Elemente“,<br />

sagt Goth. Und wenn ein Spannpunkt außerhalb<br />

des Rasters oder sogar außerhalb der Platte liegen<br />

sollte, ist das auch keine große Herausforderung.<br />

„Mit Spannschienen, Mehrfachspannleisten oder<br />

weiteren Spannelementen erreichen wir jeden Punkt,<br />

den wir für sicheres Spannen benötigen.“<br />

Auf den Spanntischen mit integrierten Nullpunktspannmodulen<br />

und Kreuz-T-Nuten setzen die Werker<br />

modulare Zwischenelemente solange aufeinander,<br />

bis der Block oder das Rohteil die entsprechende<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 51


» TECHNIK & WISSEN<br />

Höhe erreicht, damit eine Fünfseiten-Bearbeitung<br />

möglich ist. Ebenso einfach lässt sich mit diesem<br />

Standardbaukasten die Aufspannung vorplanen. Das<br />

AMF-Sortiment aus Stütz-, Aufbau und Ausgleichselementen<br />

sowie verschiedenen Adaptern bietet vielfältige<br />

Möglichkeiten. Die obere Schnittstelle zum<br />

Werkstück bildet erneut ein mechanisches Nullpunktspannmodul<br />

K10, das die im Werkstück verschraubten<br />

M8– oder M10-Spannbolzen prozesssicher<br />

positioniert und spannt. „Das System ist so einfach<br />

wie Lego. Alles passt zueinander und lässt sich<br />

schnell und passgenau platzieren“, betont Christian<br />

Vogel von AMF, der MT aktuell betreut.<br />

Geöffnet werden die Spannmodule im Spanntisch<br />

hydraulisch bei 60 bar Betriebsdruck. Jedes einzelne<br />

zieht den passenden Spannbolzen mit 10 kN ein, und<br />

hält ihn danach formschlüssig mit 25 kN fest. Weil<br />

die Module intelligent konstruiert und sorgfältig<br />

gefertigt sind, schaffen sie das wiederholgenau und<br />

Die riesigen Aluminiumblöcke für die Einzelteile eines Fahrzeugmodells im<br />

Maßstab 1:1 – etwa Bodengruppe, Seitenteile, Dach, Hecklappe und Räder –<br />

müssen auf den Portalfräsmaschinen präzise gefertigt werden. Exaktes<br />

Spannen der Teile ist dafür eine Grundvoraussetzung.<br />

Bild: AMF<br />

präzise auf unter 5 μm genau. Und weil sie durch<br />

Federkraft mechanisch verriegelt werden und drucklos<br />

gespannt sind, werden die Druckleitungen nach<br />

dem Spannvorgang entfernt.<br />

Für die Direktspannung werden die dazu notwendigen<br />

Bohrungen für die Spannbolzen direkt ins Rohteil<br />

oder den Alublock eingebracht. Das planen die<br />

Konstrukteure schon mit ein. Damit die Bearbeitung<br />

später ohne Störkonturen und kollisionsfrei abläuft,<br />

stellt AMF für alle eigenen Produkte CAD- Daten in<br />

gängigen Formaten zur Verfügung – eine wichtige<br />

Hilfe bei der Arbeitsvorbereitung. Die Zerspanrate ist<br />

immens. Dabei kommen durchaus bis zu 40 h Bearbeitungszeiten<br />

zusammen. Dabei kann es durchaus<br />

vorkommen, dass aus einem Alublock von 1,7 t Ausgangsgewicht<br />

eine Heckklappe herausgefräst wird,<br />

die am Ende nur noch 90 kg wiegt. Alles in allem<br />

werden für ein Fahrzeug verschieden große Aluminiumblöcke<br />

von insgesamt rund 20 t benötigt. Etwa<br />

fünf Monate dauert es, bis ein Fahrzeug in Originalgröße<br />

fertig ist. Weil mehrere großzügige Hallen die<br />

strikte Trennung einzelner Projekte sicherstellen,<br />

können die Modellbauexperten bei MT Technologies<br />

bis zu zehn Modelle im Jahr herstellen.<br />

Fertigungskunst liefert ersten Eindruck<br />

Am Ende steht ein neues Fahrzeugmodell in Originalgröße<br />

vor dem Betrachter, lange bevor es auf die<br />

Straßen rollt. Für die Automobilhersteller ist das ein<br />

unverzichtbarer Baustein in der Entwicklungsphase<br />

eines neuen Modells. Und Dank der Erfahrungen im<br />

Modellbau sowie der Fertigungskünste des über 150<br />

Jahre alten Traditionsunternehmens MT Technologies<br />

wissen die Entwickler schon frühzeitig, ob das Auto<br />

ihren Erwartungen gerecht werden wird. Ob es dann<br />

so rassig wie ein Formel 1-Bolide sein wird, ist allerdings<br />

eher nicht realistisch.<br />

Die Partnerschaft von MT-Technologies und AMF reicht bis 2013 zurück:<br />

Mario Goth von MT-T (links), Christian Vogel von AMF (rechts).<br />

Bild: AMF<br />

Das Nullpunktspannsystem von AMF ist so einfach und logisch wie Lego.<br />

Es lässt sich schnell und passgenau platzieren.<br />

Bild: AMF<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Silent Tools Plus verfügt über vernetzte Adapter und in die Bohrstange eingebettete<br />

Sensoren, um Belastungen, Vibrationen, Abdrängung, Oberflächengüte<br />

und Temperatur zu überwachen.<br />

Bild: Sandvik Coromant<br />

Durch die auf einem Dashboard angezeigten Daten erhält der Bediener ein<br />

unmittelbares Bild von der Schneidzone und damit die Möglichkeit, Probleme<br />

zu erkennen, bevor Schäden auftreten.<br />

Bild: Sandvik Coromant<br />

Sichere Prozesse beim Innendrehen und Bohren durch bedingte Automatisierung<br />

Vernetzte Systeme machen<br />

Innenbearbeitung transparent<br />

Eine maschinenintegrierte Version von Silent Tools Plus und CoroPlus Connected vernetzt Maschine und<br />

Werkzeug. Das System zeigt dem Nutzer, ob vorgegebene Prozessparameter bei nicht sichtbaren Innen –<br />

be arbeitungen eingehalten werden. Besonders bei teuren Bauteilen sorgt das für Sicherheit und Qualität.<br />

Die neue CoroPlus-Connected-Lösung von Sandvik<br />

Coromant kombiniert Hard- und Software,<br />

um die bedingte Automatisierung von Bearbeitungsprozessen<br />

zu ermöglichen und einen weiteren Schritt<br />

in Richtung Vollautomatisierung zu gehen. Die mithilfe<br />

der Lösung automatisierten Aktionen basieren<br />

auf Echtzeitdaten. CoroPlus Connected wird zusammen<br />

mit Silent Tools Plus eingesetzt,<br />

den sensor basierten<br />

Bohrstangen mit Dämpfungstechnologie.<br />

Silent Tools Plus<br />

unterstützt Anwender, indem<br />

es die Schneidzone beim Innendrehen<br />

mit langer Auskragung<br />

für den Bediener „sichtbar“ macht.<br />

Die sensorbasierten Bohrstangen verfügen über<br />

vernetzte Adapter und eingebettete Sensoren zum<br />

Überwachen von Belastungen, Vibrationen, der<br />

Abdrängung, der Oberflächengüte, der Temperatur<br />

sowie einer „In-Cut“-Erkennung bei Drehanwendungen.<br />

Die Lösung wurde entwickelt, um die „Bedienerblindheit“<br />

beim Innendrehen zu überwinden. Ohne<br />

direkte Sicht war es bislang schwierig, Gefahren bereits<br />

vor dem Bearbeitungsende festzustellen.<br />

In Branchen, in denen große Komponenten gebohrt<br />

werden, etwa in der Luft- und Raumfahrt- oder<br />

der Öl- und Gasindustrie, können Bearbeitungsfehler<br />

zu erheblichen Kosten, Ausschuss, Ausfallzeiten und<br />

Verzögerungen führen. Durch die nun auf einem<br />

Prozessüberwachung löst<br />

bei Bedarf automatisch<br />

Gegenmaßnahmen aus.<br />

Dashboard angezeigten Daten erhält der Bediener<br />

ein unmittelbares Bild von der Schneidzone und damit<br />

die Möglichkeit, Probleme zu erkennen, bevor<br />

Schäden auftreten und Ausschuss entsteht.<br />

Dank der maschinenintegrierten Version von Coro-<br />

Plus Connected werden mithilfe der in der Schneidzone<br />

generierten Daten automatisierte Zerspanungsprozesse<br />

möglich, weshalb der<br />

Bediener das Maschinen-<br />

Dashboard auch nicht mehr<br />

über den gesamten Bearbeitungsprozess<br />

hinweg überwachen<br />

muss. Mit diesem System<br />

muss er laut Sandvik Coromant<br />

lediglich die gewünschten Belastungs-, Vibrations-<br />

und Temperaturgrenzwerte einstellen – entweder<br />

über das Software-Dashboard oder direkt im<br />

NC-Code. Von da an schützt die bedingte Automatisierung<br />

den Prozess und reagiert entsprechend der<br />

eingestellten Grenzwerte. Das erhöht die Prozess -<br />

sicherheit, vermeidet Nachbearbeitungen und Ausschuss<br />

und erlaubt es dem Maschinenbediener, sich<br />

auf höherwertige Tätigkeiten zu konzentrieren.<br />

Die nun eingeführte, maschinenintegrierte Version<br />

ist eine Weiterentwicklung von Silent Tools Plus. In<br />

Kombination mit CoroPlus Connected bietet sie nun<br />

eine Prozessüberwachung, die erstmals automatische<br />

Gegenmaßnahmen auslösen kann, wenn Probleme<br />

und Abweichungen erkannt werden. (mw)<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 53


» TECHNIK & WISSEN<br />

System fühlt Prozesskräfte beim Werkzeugschleifen und kompensiert Abdrängung<br />

Sensible Spindel steigert Produktivität<br />

Im Projekt „Fühlende Spindel“ erforschen Wissenschaftler des Instituts für Fertigungstechnik<br />

und Werkzeugmaschinen (IFW) in Kooperation mit Vollmer eine sensorische Schleifspindel.<br />

Sie ermittelt und kompensiert das Abdrängen von Vollhartmetallwerkzeugen beim Bearbeiten.<br />

Das Abstützen des Rohteils mittels Lünette und der Einrichtaufwand entfallen dadurch.<br />

» Prof. Berend Denkena, Dr. Benjamin Bergmann, Henning Buhl, IFW der Leibniz Universität Hannover<br />

erforscht. Der Ansatz basiert auf einer<br />

Online-Messung der Prozesskräfte mit<br />

Hilfe einer kraftsensitiven Schleifspindel.<br />

Zusätzlich wird ein Nachgiebigkeitsmodell<br />

erstellt, um die mechanischen Eigenschaften<br />

der Maschinenstruktur anhand<br />

modaler Parameter zu beschreiben. Auf<br />

der Basis dieser Informationen wird die<br />

resultierende Abdrängung des Werkstücks<br />

berechnet. Anschließend wird die berechnete<br />

Abdrängung durch einen Eingriff in<br />

den NC-Code während des Prozesses<br />

kompensiert. Die kraftsensitive Schleifspindel<br />

wird vom IFW in Kooperation mit<br />

Vollmer in einer Schleif- und Erodiermaschine<br />

des Typs VHybrid 360 umgesetzt.<br />

Beim Schleifen lang auskragender Werkzeuge drängen die Prozesskräfte das Rohteil ab. Forscher am IFW<br />

entwickeln derzeit eine Lösung, die diese Ablenkung kompensiert, ohne die Produktivität zu verschlechtern.<br />

Beim Schleifen lang auskragender<br />

Vollhartmetallwerkzeuge fürs Fräsen<br />

und Bohren wird die Spannut im Tiefschliff<br />

gefertigt. Aufgrund der hohen Zustellung<br />

sowie hoher Vorschübe wirken<br />

große Prozesskräfte auf den Werkzeugrohling.<br />

Die Normalkraft führt – abhängig<br />

von der Position des Schleifscheibeneingriffs<br />

– zu einer Abdrängung des Rohteils.<br />

Die Folge ist eine reduzierte Qualität des<br />

Werkzeugs und erhöhter Ausschuss.<br />

Aktuell wird insbesondere bei Werkstücken<br />

mit großem Länge-zu-Durchmesser<br />

Verhältnis (L>8xD) eine Lünette zum Abstützen<br />

verwendet. Das Einrichten erfordert<br />

jedoch Expertenwissen und ist mit<br />

erhöhtem manuellen Aufwand verbunden,<br />

weil die Position der Lünette für jede<br />

Werkstückgeometrie individuell angepasst<br />

werden muss. Eine weitere Maßnahme,<br />

um das Abdrängen des Werkstücks<br />

zu reduzieren, ist die Verringerung<br />

des Vorschubs, der iterativ an die jewei -<br />

lige Werkstückgeometrie angepasst werden<br />

muss. Nachteilig bei beiden Ansätzen<br />

ist der erhöhte Einrichtaufwand und die<br />

damit verringerte Produktivität.<br />

Um dennoch die Formgenauigkeit des<br />

Werkstücks mit gleichbleibender Produktivität<br />

zu gewährleisten, wird am Institut<br />

für Fertigungstechnik und Werkzeug -<br />

maschinen (IFW) der Leibniz Universität<br />

Hannover ein neuartiger Ansatz zur echtzeitfähigen<br />

Abdrängungskompensation<br />

Bild: IFW<br />

Sensible Dehnmessstreifen<br />

Um die Prozesskräfte während des<br />

Schleifprozesses zu ermitteln, setzen die<br />

Wissenschaftler Dehnungsmessstreifen<br />

(DMS) ein, mit deren Hilfe sie die prozessbedingte<br />

Dehnung der Spindelwelle ermitteln.<br />

Beim Schleifen sind die Prozesskräfte<br />

im Bereich von 100 bis 500 N deutlich<br />

geringer als etwa beim Fräsen, wo die<br />

Kräfte über 1 kN liegen. Deshalb werden<br />

DMS auf Basis von Halbleitertechnologie<br />

eingesetzt. Gegenüber metallischen DMS<br />

weisen sie eine bis zu 70-fach höhere<br />

Sensitivität auf. Eine kontaktlose Übertragungseinheit<br />

leitet die Daten weiter.<br />

Die Energieversorgung erfolgt über einen<br />

Schleifring auf der rotierenden Spindelwelle.<br />

Mittels eines Geometriemodells<br />

wird aus der auf der Spindelwelle gemessenen<br />

Dehnung die am Tool-Center-Point<br />

(TCP) wirkende Normalkraft berechnet.<br />

Sie wird später in der Online-Abdrängungskompensation<br />

als Eingangsgröße<br />

für das Nachgiebigkeitsmodell verwendet.<br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Ablaufschema der<br />

Online-Abdrängungs -<br />

kompensation beim<br />

Schleifen.<br />

Bild: IFW<br />

Um die Abdrängung des Werkzeugrohlings<br />

anhand der gemessenen Prozesskräfte<br />

zu berechnen, muss dessen Nachgiebigkeitsverhalten<br />

bekannt sein. Um die<br />

Nachgiebigkeit des Werkzeug-Werkstück-Systems<br />

abzubilden, werden in<br />

Matlab/Simulink zwei Mehrkörpermodelle<br />

erstellt. System 1 – hierzu gehören das<br />

eingespannte Werkstück, das Spannfutter<br />

und die Antriebsspindel – beschreibt das<br />

mechanische Verhalten der Arbeitsspindel.<br />

System 2 beschreibt die Hilfsspindel,<br />

bestehend aus der eingespannten Schleifscheibe,<br />

Halter und Antriebsspindel.<br />

Modelle flexibel anpassbar<br />

Der Vorteil dieses Ansatzes: Das Mehrkörpermodell<br />

kann flexibel an andere Werkstückgeometrien<br />

oder Werkzeuge sowie<br />

sich ändernde mechanischen Eigenschaften<br />

angepasst werden. In beiden Modellen<br />

ermöglicht ein zusätzliches parametrierbares<br />

Modellglied das flexible Anpassen<br />

an geänderte Randbedingungen. In<br />

den Modellen sind mehrere Massen durch<br />

Federn und Dämpferelemente gekoppelt,<br />

die das reale dynamische Verhalten beider<br />

Systeme abbilden. Die Modelle lassen sich<br />

mathematisch mit Differenzialgleichungen<br />

beschreiben. Die Normalkraft wird als<br />

Anregung des Systems auf das letzte<br />

Glied der Kette, dem Werkstück oder dem<br />

Werkzeug, aufgebracht.<br />

Die realitätsnahe Parametrierung der<br />

Steifigkeits- und Dämpfungswerte der<br />

Spindeln erfolgt mit Hilfe experimentell<br />

bestimmter Nachgiebigkeitsfrequenzgänge<br />

der Systeme 1 und 2. Um diese Verläufe<br />

zu ermitteln, wurden triaxiale Schwingungsaufnehmer<br />

an der Schleifspindel<br />

und am Werkzeugrohling sowie an der<br />

Schleifscheibe angebracht. Am Tool-Center-Point<br />

wurde mit einem Modalhammer<br />

angeregt und mittels der SimCenter-Testlab-Auswerte-Software<br />

von Siemens die<br />

Schwingungsparameter der modalen<br />

Masse, der Federsteifigkeit und der<br />

Dämpfung bestimmt.<br />

Der Nachgiebigkeitsfrequenzgang des<br />

Systems 1 weist bei drei Frequenzen lokale<br />

Maxima auf. Diese Eigenfrequenzen<br />

entstehen aufgrund der seriellen Anordnung<br />

des Spannfutters, der Spindel und<br />

der Maschinenstruktur. Daher wird für<br />

das System 1 ein Dreimassenschwinger-<br />

Modell abgeleitet. Der Nachgiebigkeitsfrequenzgang<br />

von System 2 weist ein<br />

lokales Maximum auf. Entsprechend wird<br />

Nachgiebigkeitsfrequenzgänge, gemessen und simuliert.<br />

hierfür ein Einmassenschwinger-Modell<br />

abgeleitet.<br />

Die maximalen Abweichungen der Maxima<br />

liegen beim System 1 bei 5 %, beim<br />

System 2 bei 1 %. Daraus lässt sich ableiten,<br />

dass die Modellierungen eine gut zu<br />

bewertende qualitative Übereinstimmungen<br />

mit den gemessenen Verläufen aufweisen<br />

und somit genutzt werden können,<br />

um die Abdrängung zu bestimmen.<br />

Die Forscher bauen derzeit die „Fühlende<br />

Spindel“ als Prototyp auf. Künftig wollen<br />

sie am IFW die Sensitivität und die<br />

Auflösung der Prozesskraftmessung untersuchen.<br />

Weiterführend wird die Energie-<br />

und Datenübertragung für die Sensorsignale<br />

der DMS entwickelt und in der<br />

Praxis getestet. Gefördert wird das Projekt<br />

„Produktivitätssteigerung beim<br />

Werkzeugschleifen mit Hilfe einer ‚Fühlenden‘<br />

Spindel“ durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG).<br />

Bild: IFW<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 55


Bild: iStock<br />

Spritzgießmaschinenbauer Engel: volle Auftragsbücher<br />

„Digitalisierung ist Enabler<br />

für Nachhaltigkeit“<br />

Einen Auftragsbestand so hoch wie 2018 meldet Spritzgießmaschinenbauer Engel Austria<br />

auf seinem „Live E-Symposium“ im Juni. Das bedeutet Rückenwind für das Vorhaben, die<br />

Digitalisierung weiter voranzutreiben – nun aber mit dem vorrangigen Ziel, den Spritzguss<br />

nachhaltig zu gestalten.<br />

Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />

Nachhaltigkeit ist in der Realwirtschaft angekommen.“<br />

Mit diesem Statement begann CEO<br />

Dr. Stefan Engleder seinen Einstiegsvortrag in das<br />

„Live E-Symposium 2021“ mit Kunden aus aller Welt.<br />

Der Geschäftsleitung ist es anzumerken, dass die<br />

Krise sie erschüttert hat – weniger die Pandemie als<br />

schon zuvor die offensiv diskutierte Müllproblematik<br />

rund um den Werkstoff Kunststoff. Sie kratzt am<br />

Selbstverständnis des Familienunternehmens.<br />

Engel hat sich folglich auf die Fahnen geschrieben,<br />

den Weg in die Kreislaufwirtschaft strategisch mitzugestalten.<br />

„Uns steht ein breites Spektrum ausgereifter<br />

digitaler Lösungen zur Verfügung“, betont<br />

Engleder. „Jetzt geht es darum, dieses so zu nutzen,<br />

dass wir Spritzgießproduktionen im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens<br />

betreiben.“<br />

Für Rückenwind sorgt die wirtschaftliche Situation.<br />

Im November wendete sich das Blatt, berichtete CSO<br />

Dr. Christoph Steger auf dem Online-Symposium. Im<br />

Geschäftsjahr 2020/2021 erwirtschaftete Engel einen<br />

Umsatz von 1,1 Mrd. Euro. Mit einem Minus von<br />

15 % ist der Umsatz zwar erneut gesunken, doch die<br />

Prognosen deuten auf Wachstum. „Wenn sich der<br />

Aufwärtstrend festigt, ist ein Plus in der Größenordnung<br />

von bis zu 20 Prozent realistisch“, so Steger.<br />

Das Credo des Maschinenbauers: „Kunststoff bleibt<br />

das Material, das die Gesellschaft am stärksten nach<br />

vorne bringt.“ Die argumentative Unterlegung liefer-<br />

56 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


TECHNIK & WISSEN «<br />

Ein neuer Zweistufen-Prozess von Engel verbessert<br />

die Effizienz der Rezyklatverarbeitung:<br />

Vermahlene Flakes aus Post-Consumer-Sammlungen<br />

lassen sich ohne Granulieren direkt im<br />

Spritzguss verarbeiten.<br />

te Günther Klammer, Leiter des Bereichs Recyclingtechnologien:<br />

Das Produzieren der Lebensmittel<br />

setze mehr CO 2<br />

frei als die Herstellung der Kunststoffverpackungen,<br />

um diese Lebensmittel unverdorben<br />

und gewichtsarm zum Verbraucher zu bringen.<br />

Insofern gebe es keine Alternative zum Kunststoff.<br />

Werde das Material wieder eingesammelt und wiederverwertet,<br />

dann komme die Ökobilanz ins Gleichgewicht.<br />

Als größte Herausforderungen nannte<br />

Klammer sortenreine Stoffströme, eine konstante<br />

Qualität der Stoffströme und der Geruch des Re -<br />

zyklats. Engel könne einiges zur Lösung beitragen:<br />

• „Design for Recycling“-Technologien von<br />

Spritzgussteilen<br />

• Maschinenlösungen mit intelligenten Regelungen<br />

(bei Engel „iQ“-Systeme)<br />

• Empfehlungen und Wertstoffanalysen<br />

Schon jetzt gibt es neue Lösungsansätze bei Engel.<br />

Doch für Engleder hängt alles davon ab, ob die<br />

Datenvernetzung zukünftig gelingen wird: „Vertikal“<br />

von der Füllstudie über Regelungssysteme bis hin zur<br />

Fernwartung. Und auch „horizontal“ mit Daten<br />

entlang des gesamten Produktlebenszyklus. Werden<br />

eines Tages die Materialdaten dem Kunststoffprodukt<br />

als eine Art Wasserzeichen mitgegeben, so lässt<br />

sich gezielt recyceln. „Die Digitalisierung ist der Enabler<br />

der Nachhaltigkeit“, bekräftigt Engleder. Unter<br />

anderem beteiligt sich der Hersteller an dem Projekt<br />

„LIT Factory“ der Universität Linz. Die Pilotfabrik<br />

erprobt das horizontale Vernetzen der Materialdaten<br />

entlang der kompletten Wertschöpfungskette, unterschiedlichste<br />

Unternehmen sind beteiligt.<br />

Die Idee der LIT Factory eröffnet ganz neue<br />

Perspektiven für eine Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen.<br />

„Wenn wir die Digitalisierung wirklich nutzen,<br />

erscheinen uns die von der Politik vorgegebenen<br />

CO 2<br />

-Reduktionsziele auf einmal nicht mehr unmöglich“,<br />

hält Dr. Engleder fest. In diesem Zusammenhang<br />

zitiert er eine Studie, die Accenture im Auftrag<br />

von Bitkom durchgeführt hat. Sie prognostiziert, dass<br />

sich die heutigen CO 2<br />

-Emissionen deutscher Betriebe<br />

mit Hilfe der Digitalisierung um bis zu 58 % reduzieren<br />

lassen. Der Fertigungsbereich hat daran mit 23 %<br />

einen besonders großen Anteil. Und den Spritzguss-<br />

Anteil an Kunststoffprodukten wiederum beziffert<br />

Engleder auf stolze 25 %.<br />

Doch es brauche auch die Beteiligung der Kunststoffverarbeiter.<br />

Das betonen die Engel-Referenten<br />

immer wieder in ihren Reden auf dem Symposium.<br />

„Nur mit Ihnen, verehrte Kundschaft, können wir es<br />

schaffen.“ Die Appelle an die Spritzgießer sind nicht<br />

zu überhören, digitale Ansätze auszuprobieren und<br />

zu profitieren von höheren Produktivitäten und umgesetzten<br />

Recyclingquoten, die ohnehin einmal zur<br />

Pflicht werden könnten.<br />

Andererseits räumt Engel ein, sich im Blick auf die<br />

Bedürfnisse der Kunden korrigieren zu müssen. „Wir<br />

haben verstanden, dass Sie sich nicht um die digitale<br />

Infrastruktur kümmern wollen und sollen“, sagte<br />

F+E-Leiter Gerhard Dimmler. Engel steuerte nach<br />

und passte sein Digitalisierungsprogramm an:<br />

„Inject4.0“ soll fortan den kompletten Produkt -<br />

lebenszyklus in die Betrachtungsweise einschließen,<br />

vom Formteil-Design bis hin zu Service und Wartung<br />

der Anlage.<br />

Ausdruck dieser Korrektur ist auf technischer Seite<br />

ein neues „Edge Device“, das ähnlich wie eine Fritz-<br />

Box „innerhalb von fünf Minuten Connectivity herstellt“.<br />

Auf betrieblicher Seite reagiert Engel Austria<br />

mit einer neu installierten Sales-Einheit, die sämt -<br />

liche digitalen Lösungen bündelt. Für den Kunden<br />

soll sie als zentraler Ansprechpartner dienen.<br />

Auch prozesstechnische Innovationen auf dem<br />

Weg zu mehr Recycling hat Engel bereits vorzuweisen:<br />

So bietet ein Zweistufen-Prozess die Möglichkeit,<br />

Kunststoffabfälle direkt nach dem Vermahlen im<br />

Spritzguss zu verarbeiten. Der Zwischenschritt<br />

Granulieren entfällt. Weiter ermöglicht es ein neues<br />

Coinjection-Verfahren, Rezyklat im Bauteilkern zu<br />

konzentrieren. Die Schmelzen begegnen sich erst im<br />

Werkzeug, selbst am Anspritzpunkt wird das Rezyklat<br />

komplett mit Neuware umschlossen.<br />

Dr. Stefan Engleder und Dr. Christoph Steger, Führungsduo der Engel-Gruppe, sehen den<br />

Spritzgießmaschinenbau als Teil der Lösung beim Aufbau einer Kreislaufwirtschaft.<br />

Bild: Engel<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 57


» TECHNIK & WISSEN<br />

Software macht Anlagen Industrie-4.0-fähig<br />

Extrusionslinien von Bausano<br />

gehen online<br />

Wie ein Maschinenbauer mit „nur“ hundert Mitarbeitern seine Anlagen zügig auf ein ambitioniertes<br />

Digitalisierungs-Niveau heben kann, zeigt das Beispiel des Extrusionsanlagen-<br />

Herstellers Bausano aus der italienischen Provinz Turin. Drei Jahre Vorlauf brauchte die<br />

Software Orquestra, die jetzt zum Einsatz kommt – bei Bedarf auch in Altanlagen.<br />

Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />

Auch WPC (Wood<br />

Plastic Composites)<br />

gehören zu den<br />

Materialien, die die<br />

Extrusionslinien von<br />

Bausano verarbeiten,<br />

zum Beispiel zu<br />

natürlich anmutenden<br />

Holz profilen.<br />

Seine Kernkompetenz sieht Bausano bei maßgeschneiderten<br />

Extrusionslösungen für Kunststoff<br />

mit Anwendungen bis in die Medizin hinein. Welche<br />

Möglichkeiten bietet Industrie 4.0, um Extruder für<br />

solche Anwendungen besser beziehungsweise smarter<br />

zu machen?<br />

Diese Überlegungen führten bei Bausano zum<br />

Beschluss, „ad hoc“ ein zentrales Steuerungssystem<br />

zu entwickeln, das alle Komponenten der Extrusionsanlage<br />

mit 4.0-Features wie intelligenter Diagnose<br />

und prädikativer Instandhaltung ausstattet.<br />

Das Ergebnis liegt nun mit der Software Orquestra<br />

vor, die speziell für die eigenen Extrusionslinien<br />

entwickelt wurde. „Wir wollten ein Tool, das sich<br />

perfekt in unseren Anlagentyp einfügt und alle nötigen<br />

Parameter erfasst, um die Leistungsfähigkeit des<br />

Extrusionsprozesses zu bewerten und die Ausfall -<br />

zeiten zu minimieren“, erklärt Clemente Bausano,<br />

Vizepräsident von Bausano.<br />

Bild: Bausano<br />

Dieser Plan hatte seinen Vorlauf. Schon länger<br />

nutzte der Hersteller die im Prüfraum an den<br />

Maschinen MD Plus 30 und MD Plus 75 erfassten<br />

Daten für Analysen, um den Prozess und damit die<br />

Extruder zu optimieren. „An den Ergebnissen haben<br />

wir erkannt, wie wichtig es für Kunden ist, alle<br />

Produktionsparameter zu überwachen“, sagt Bausano.<br />

„Die Entwicklung von Orquestra ist Teil des Digitalisierungspfades,<br />

auf den wir vor drei Jahren eingeschwenkt<br />

sind, um unsere Extruder an den visionären<br />

Ideen des Projekts Industrie 4.0 auszurichten.“<br />

Die Pandemie hat den Prozess noch beschleunigt,<br />

weil eine Nachfrage nach Industrie-4.0-konformen<br />

Maschinen entstand und Bausano seine Kunden mit<br />

Dienstleistungen wie Remote Support und Fern-<br />

Inbetriebnahme unterstützen wollte. „Dazu dient<br />

zum Beispiel die neue App Acty in Kombination mit<br />

einer 3D-Brille“, so Clemente Bausano.<br />

Das Steuerungssystem ist so erfolgreich, dass der<br />

Hersteller bei Kunden eine Kampagne startete, um<br />

vor 2005 gekaufte Extrusionslinien nachzurüsten.<br />

Seit kurzem gibt es außerdem ein Retrofit- Angebot<br />

für Anlagen, die zwischen 2005 und 2010 gekauft<br />

wurden. Neben dem Modernisieren von Hardware-<br />

Komponenten schließt es optional die Installation<br />

von Orquestra ein.<br />

Die Features der Industrie-4.0-Software umschreibt<br />

der italienische Hersteller für Extrusions -<br />

linien so: Orquestra ermöglicht eine kontinuierliche<br />

Überwachung aller Produktionsparameter in Echtzeit.<br />

Produktionsbegleitend werden Prozessberichte<br />

mit Leistungskennwerten erstellt, inklusive Status<br />

der Anlage, Abfallmenge und Arbeitsstunden. Der<br />

„Bausano IIoT Data Manager“ ermöglicht es darüber<br />

hinaus, alle Maschinen vor Ort zu vernetzen und sie<br />

in Unternehmensmanagementsysteme wie ERP, MES<br />

und CRM zu integrieren. Mit den von Orquestra<br />

gesammelten Daten könne der Betreiber der Anlagen<br />

den Prozess selbstständig optimieren.<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Orquestra ist das<br />

zentrale Steuerungssystem<br />

mit Industrie-4.0-Features,<br />

das<br />

Bausano für seine<br />

Extruder entwickelt<br />

hat.<br />

Bild: Bausano<br />

Insbesondere ermöglicht Orquestra den Übergang<br />

von der planmäßigen Wartung zur prädiktiven<br />

Instandhaltung. Stimmt der Kunde einer Datenübertragung<br />

in die Cloud zu, könnte das Bausano-Team<br />

via Remote Service auf die Betriebsindexe der<br />

Maschine zugreifen und etwaige Anomalien im<br />

Voraus melden. Nicht zuletzt eröffne die Beratung<br />

auf Basis eines Datenaustauschs die Chance, Produktionsprozesse<br />

effizienter zu gestalten.<br />

„Mit der Einführung von Orquestra erzielen wir<br />

einen doppelten Fortschritt“, resümiert Vizepräsident<br />

Clemente Bausano. Einerseits erhalte der Endnutzer<br />

eine Maschine, die ihn beim stetigen Verbessern seines<br />

Prozesses unterstützt. „Andererseits“, so Bausano,<br />

„wird die Analyse der Parameter unserer in<br />

Betrieb befindlichen Anlage helfen, die Zukunft der<br />

Extrusion in einem fruchtbaren Prozess gemeinsam<br />

mit den Kunden zu gestalten.“<br />

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Insbesondere gegenüber Mineralölen, Kraftstoffen<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 59


» PRODUKTE<br />

Automatisierung<br />

Schutzeinhausung bei kleinsten Platzverhältnissen<br />

Wittmann Battenfeld Deutschland hat<br />

eine extrem platzsparende Lösung für<br />

Automatisierungen, speziell im Bereich<br />

Pick&Place, entwickelt. Die Easy-Zellen<br />

sind für bereits installierte Spritzgieß -<br />

maschinen mit kleinsten Abständen zueinander<br />

gedacht, die der Kunde nachträglich<br />

automatisieren will. Sie kommen<br />

ohne Schutztür aus und benötigen damit<br />

nur minimalen Platz neben der Spritzgießmaschine.<br />

So beträgt zum Beispiel<br />

die Gesamtbreite bei einem 600-mm-<br />

Auslaufband lediglich 850 mm. Die Easy-<br />

Zelle ist auf Rollen montiert und lässt sich<br />

verschieben, um bei Bedarf, zum Beispiel<br />

beim Werkzeugwechsel, den Bereich zur<br />

Bediengegenseite zugänglich zu machen.<br />

Trotz der kompakten Bauweise erhält der<br />

Kunde alle CE-konformen Sicherheits -<br />

einrichtungen. Die Easy-Zellen wurden<br />

zur Ausstattung mit den Wittmann-<br />

Angussentnahmegeräten und der Roboterserie<br />

Primus entwickelt. Erhältlich sind<br />

sie in verschiedenen Ausführungen, beispielsweise<br />

auch für Roboter-L-Aufbauweise<br />

mit Ablage hinter der Schließeinheit,<br />

und können an Kundenwünsche angepasst<br />

werden.<br />

Bild: Wittmann Battenfeld<br />

Datenanalyse<br />

Highend-Messqualität für begrenzte Budgets<br />

Bild: Matuschek Meßtechnik<br />

Der mehrkanalfähige Poweranalyzer LK601 von Matuschek zur Datenanalyse<br />

an stationären Messprüfständen verbindet die Präzision eines Leistungsmess-<br />

mit der Flexibilität eines Datenerfassungssystems. Seine Software<br />

bildet den Prüfstand digital ab, dank Bindung an PC-Technik konnten Monitor<br />

und kleinteilige Bedienelemente entfallen. Bis zu sechs elektrische Leistungsphasen<br />

lassen sich mit dem Gerät simultan untersuchen. Seine Messabweichung<br />

liegt unter 0,05 % des Leistungswerts. Wegen der Vielfalt der<br />

Prüfstände und ihrer Aufgaben wurde besonders auf Individualisierbarkeit<br />

und Flexibilität der Anwendung geachtet. Gegenüber vergleichbarer Technik<br />

liegen die Kosten laut Hersteller „am unteren Ende der Skala“. Industriepartner<br />

loben besonders die Steuerung der Messelektronik per PC: auf das<br />

Wesentliche konzentriert, einfach handhabbar und verlässlich.<br />

Spannverschlüsse<br />

Damit Deckel oder Hauben sicher sitzen<br />

Mit Spannverschlüssen von Ganter lassen<br />

sich Klappen, Deckel, Abdeckungen oder<br />

Hauben schnell und sicher verschließen.<br />

Die nahezu universell einsetzbaren Normelemente<br />

aus verzinktem Stahl oder nicht<br />

rostendem Edelstahl sind auf Haltekräfte<br />

von 1000, 2000 und 3000 Newton ausgelegt.<br />

Standardmäßig gibt es sie mit ösenoder<br />

T-förmigem Zuganker. Neu ist jetzt<br />

die Reihe GN 761, die die Lücke zwischen<br />

schweren und leichten Ausführungen<br />

schließt. Über das Gewinde am Zuganker<br />

lässt sich die Zuglänge einfach anpassen,<br />

nachjustieren und so über die Exzenterbewegung<br />

des Verschlusshebels präzise<br />

betätigen. Ergänzend zu den beiden Zugankerformen<br />

– T und Öse – gibt es die<br />

Option für andere, individuelle Ausführungen,<br />

was die Dimensionierung, die<br />

Formen und die Features betrifft. Überdies<br />

bietet Ganter eine Sicherheitsvari -<br />

ante: Beim Typ GN 761.1 rastet am Ende<br />

der Schließbewegung der im Grundkörper<br />

integrierte Sicherungshaken selbstständig<br />

in den Betätigungshebel ein.<br />

Bild: Ganter<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Radarsystem<br />

Unterscheidet zuverlässig zwischen<br />

Mensch und Objekt<br />

Bild: Leuze Electronic<br />

Mit dem Radarsystem LBK erweitert<br />

Leuze sein Safety-Angebot:<br />

Das sichere 3D-System<br />

überwacht Gefahrenbereiche<br />

auch bei Schmutz, Staub,<br />

Schweißfunken, Sägespänen,<br />

Rauch oder Feuchtigkeit. Dennoch<br />

nimmt es sensibel und<br />

zuverlässig Bewegungen wahr.<br />

Zudem überwacht die LBK-<br />

Radartechnologie einen dreidimensionalen<br />

Raum und<br />

nicht nur eine zweidimensionale<br />

Fläche. Das System reagiert<br />

auf Bewegungen und<br />

erzeugt ein Abschaltsignal,<br />

sobald ein Mensch den überwachten<br />

Bereich betritt. Betriebsprozesse<br />

werden nur<br />

dann unterbrochen, wenn sich<br />

tatsächlich jemand im Gefahrenbereich<br />

aufhält. So vermeidet<br />

das System unnötige Abschaltungen<br />

und erhöht<br />

zugleich die Verfügbarkeit der<br />

Maschine oder Anlage. Sobald<br />

alle Personen den Gefahren -<br />

bereich wieder verlassen haben,<br />

können die Maschinen<br />

erneut anlaufen. Die eingesetzte<br />

Radartechnologie unterscheidet<br />

laut Angaben zuverlässig<br />

zwischen Menschen<br />

und statischen Objekten, weil<br />

sie stillstehende Personen im<br />

Schutzbereich erkennt. Statische<br />

Objekte wie beispielsweise<br />

Paletten oder Materialbehälter<br />

können im Schutzbereich<br />

stehenbleiben, da sie zu<br />

keiner Systemunterbrechung<br />

führen.<br />

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Additiv für Nassabscheider<br />

Alu-Partikel: Stopp für Brandgefahr<br />

Das Schleifen, Bürsten und Polieren von Aluminium birgt ein<br />

hohes Brandrisiko: Die Abfälle können sich ohne Zündquelle<br />

selbst entzünden. Das betont Menzerna Polishing Compounds.<br />

Der Anbieter hat eine Lösung entwickelt, die den Angaben zufloge<br />

Aufwand und Kosten senkt: Das „HAT-Additiv“ wird in den<br />

Nassabscheider der Absauganlage gegeben und passiviert dort<br />

die Aluminium-Partikel. Der nicht mehr reaktive Schlamm kann<br />

aus dem Nassabscheider gefördert werden und trocknet gefahrlos<br />

in Abtropfbehältern oder wird in Kammerfilterpressen entwässert.<br />

Er wird zu normalem Industrieabfall. Im Gegensatz dazu<br />

wirke das bekannte Lagern der Alu-Schleif- und Polierabfälle<br />

unter Wasser nur temporär. Das Entsorgen in Spezialbehältern<br />

sei teuer. Die Trockenbestaubung vervielfache die Abfallmenge.<br />

Und bisherige brandhemmende Additive könnten die Selbstentzündung<br />

nicht wirklich verhindern, betont der Anbieter.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 61


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62 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


PARTNER DER INDUSTRIE<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

CNC-LASERSCHNEIDEN<br />

Lederer GmbH<br />

www.c-teile-management.info<br />

Wenn es um C-Teile-Management geht, Kanban, Konsignation<br />

& Co., ist Lederer Ihr Partner: Norm- und Standardteile,<br />

Sonder- und Zeichnungsteile, Verbindungselemente<br />

u.v.m. auf Basis aller logistischen Lösungen<br />

und Systeme (eBusiness, RFID, Ein- und Mehr-Behälter-<br />

Kanban etc.). Lederer übernimmt für Sie die Lieferantensuche,<br />

Bestellung und Beschaffung, Bevorratung<br />

und Bereitstellung, Lagerbewirtschaftung und Qualitäts<br />

sicherung, Systempflege und Prozessverbesserung.<br />

– Verbindungselemente<br />

– Norm- und Standardartikel<br />

– Sonder- und Zeichnungsteile<br />

– C-Teile-Management<br />

F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG<br />

www.reyher.de<br />

E-Business-Lösungen, Kanban-Versorgungssysteme,<br />

Bausätze, Konfektionierungen, Sonderteile – wenn<br />

es um Verbindungselemente und Befestigungs technik<br />

geht, ist REYHER Ihr kompetenter Partner. Hohes<br />

Qualitätsbewusstsein und ausgeprägte tech nische<br />

Kompetenz haben eine lange Unternehmens tradition.<br />

Über 130 000 verschiedene Artikel stehen bei einer<br />

Lieferbereitschaft von 99 % branchenübergreifend<br />

bereit. Kunden aus Industrie und Handel werden<br />

weltweit aus einem der modernsten und größten<br />

Schrauben-Logistikzentren schnell und zuverlässig<br />

beliefert.<br />

Schages GmbH & Co.KG<br />

www.schages.de<br />

NEU: Laserschneiden mit 10 kW-Fiberlaser<br />

Als mehrfach zertifizierter High-Tech Laser-Blechbearbeiter<br />

aus Krefeld bieten wir wirtschaftliche Lösungen<br />

für die weiterführende Metallverarbeitung.<br />

Flexibilität ist unsere Stärke<br />

– Edelstahl rostfrei bis 50 mm, Stahl/Alu bis 30 mm,<br />

Kupfer/Messing bis 18 mm<br />

– XXL-Fasenschneiden bis 3 m x 12 m<br />

– XXL-Rohrschneiden bis 12 m Länge<br />

– Kleinteile, Einzelteile, Prototypen<br />

– CNC-Abkanten bis 4 m/320 t<br />

Zertifizierungen:<br />

ISO 9001 und ISO 14001, Werkseigene PK nach EN 1090,<br />

Mat.-Kennz. nach RL 2014/68/EU.<br />

DRUCKLUFTTECHNIK<br />

FEDERN<br />

KOMPONENTEN + SYSTEME<br />

Airgroup GmbH & Co. KG<br />

www.airgroup.eu<br />

Die Airgroup, ein Servicenetz ausgewählter, zertifizierter<br />

Drucklufttechnik-Anlagenbauer und Drucklufttechnik-Serviceunternehmen.<br />

Mit 17 Partnerbetrieben<br />

an 20 Standorten und rund 430 Mitarbeitern<br />

– davon mehr als 100 Servicetechniker – garantiert<br />

Ihnen die Airgroup einen 24 Std.-Anlagenservice,<br />

einheitlich hohe Standards in Quali tät, Fachkompetenz<br />

und der Ausarbeitung innovativer Druckluftkonzepte<br />

sowie die schnelle Bereitstellung von<br />

Mietkompressoren.<br />

Airgroup GmbH & Co. KG<br />

Im Ostpark 15, 35435 Wettenberg<br />

Phone +49 641 984682-0, Fax +49 641 984682-29<br />

info@airgroup.eu, www.airgroup.eu<br />

Schweizer GmbH & Co. KG<br />

www.schweizer-federn.de<br />

Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />

bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />

Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 120 Mitarbeiter<br />

hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />

aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und Großserien.<br />

Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />

GmbH & Co. KG umfasst:<br />

• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />

• Draht- und Stanzbiegeteile<br />

• Mikrofedern und Laserschneidteile<br />

RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

www.rct-online.de<br />

Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />

„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />

mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />

und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />

Das Angebot von Reichelt Chemietechnik umfasst<br />

ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauchtechnik,<br />

Verbindungselemente, Durchflusstechnik,<br />

Labortechnik, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />

Filtration und Antriebstechnik stammen.<br />

Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />

Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />

LASERBESCHRIFTUNG/ETIKETTEN<br />

ROBOTIK<br />

VERBINDUNGSTECHNIK<br />

LBT GmbH & Co. KG<br />

www.laser-beschriftung.de<br />

• Materialschonend durch berührungslose Bearbeitung<br />

• An unzugänglichen Stellen, z.B. in Bohrungen wo<br />

Druckverfahren versagen<br />

• BLACK MARKING, ein neues Beschriftungsverfahren<br />

für das Schwarzmarkieren<br />

• Variable Texte und Grafiken aus Kundendaten<br />

• Data-Matrix, Barcode und QR-Code zur<br />

Bauteilnachverfolgung-Traceability<br />

• Data-Matrix Plättchen ECC200 zur<br />

Leiterplattenkennzeichnung per SMD-Automat<br />

• Eigene Produkte wie Etiketten, Frontplatten,<br />

Typenschilder<br />

• Kostengünstig, kurze Lieferzeiten<br />

Fon 089-38 39 42 0 | info@l-b-t.de | www.l-b-t.de<br />

Franke GmbH<br />

www.franke-gmbh.de<br />

Auf der Suche nach einer besonders raumsparenden<br />

Konstruktion erfand Erich Franke im Jahre 1936 einen<br />

neuen Lagertyp: das Drahtwälzlager. Sein Prinzip der<br />

vier Laufringe haben wir im Laufe der Jahre kontinuierlich<br />

weiterentwickelt. Heute ist Franke als Spezialist für<br />

Wälzlager und Linearsysteme weltweit bekannt. An<br />

unserem Stammsitz in Aalen beschäftigen wir 280 Mitarbeiter.<br />

Darüber hinaus sind wir mit zahlreichen Vertretungen<br />

weltweit präsent. Die von Erich Franke entwickelte<br />

Vier-Punkt-Geometrie bildet die ideale<br />

Voraussetzung für individuelle Produktlösungen, denn<br />

sie erlaubt größtmögliche Variabilität. Unsere Kunden<br />

haben die freie Wahl bezüglich Werkstoff, Geometrie,<br />

Größe, Bohrbild, Verzahnungen oder Abdichtungen.<br />

Albert Pasvahl GmbH & Co.<br />

www.pasvahl.de<br />

Als Schraubenspezialist mit über 80 Jahren Erfahrung<br />

stehen wir für Qualität und Zuverlässigkeit.<br />

Wir liefern bis zu 34 Millionen Spezialschrauben –<br />

direkt ab Lager:<br />

• Passschrauben<br />

• Vierkantschrauben<br />

• Verschlussschrauben<br />

• Flachkopfschrauben<br />

• Schrauben mit Zapfen/Spitze<br />

• Rändelschrauben<br />

• Messingschrauben<br />

• Sonderanfertigungen nach Vorgaben<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 63


WIR BERICHTEN ÜBER<br />

IMPRESSUM<br />

Bild: shocky/stock.adobe.com<br />

AMF ........................................................ 50<br />

Bausano ................................................ 58<br />

Bitkom ........................................... 40, 56<br />

BMW ...................................................... 30<br />

BMWi ..................................................... 40<br />

Bosch ..................................................... 14<br />

Bosch Rexroth ................................... 18<br />

Bundesumweltministerium .......... 15<br />

Daimler ................................................. 30<br />

DDIM – Dachgesellschaft<br />

Deutsches Interim<br />

Management ...................................... 26<br />

Deloitte ................................................. 15<br />

Deutsche Messe ................................ 18<br />

Deutsche Telekom ............................ 18<br />

Dietz Verlag ........................................... 8<br />

DLR ......................................................... 18<br />

EBM-Papst ........................................... 16<br />

ECTA ....................................................... 10<br />

Engel Austria ...................................... 56<br />

Eplan ...................................................... 38<br />

Faulhaber ............................................. 12<br />

Fewe ....................................................... 12<br />

Fraunhofer IAO .................................. 40<br />

Fraunhofer IFF ................................... 40<br />

Fraunhofer IPA .................................. 15<br />

Fraunhofer IAO .................................. 22<br />

Fraunhofer-Institut für offene<br />

Kommunikationssysteme Fokus .. 30<br />

Fraunhofer-Kompetenznetzwerk<br />

Quantencomputing ..... 30<br />

VORSCHAU<br />

AWK‘21<br />

Das 30. Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquium<br />

zeigt, wie nachhaltige, resiliente<br />

Produktion die Wettbewerbsfähigkeit sichert.<br />

Das AWK hat erstmals ein hybrides Konzept.<br />

Fujitsu ................................................... 30<br />

Ganter ................................................... 60<br />

Getac ..................................................... 65<br />

GFOS ...................................................... 22<br />

Grenzebach ......................................... 17<br />

Hymer .................................................... 48<br />

IBM ......................................................... 30<br />

IFW ......................................................... 54<br />

IHK Rhein-Neckar ............................. 42<br />

IMD Business School ....................... 40<br />

Indus ...................................................... 12<br />

Inotec Barcode Security ................. 17<br />

Kaspersky ............................................. 65<br />

Knapp .................................................... 17<br />

Leuze ...................................................... 61<br />

Linde ...................................................... 44<br />

Luke Roberts ......................................... 8<br />

Matuschek ........................................... 60<br />

Menzerna ............................................. 61<br />

Mesago ................................................. 16<br />

Messe Stuttgart ................................ 14<br />

Midas ....................................................... 8<br />

Mitsubishi Electric ............................ 12<br />

MT Technologies ............................... 50<br />

Promed .................................................... 8<br />

Qant ....................................................... 30<br />

Rauh Hydraulik .................................. 12<br />

Röhm ..................................................... 12<br />

Sandvik Coromant ........................... 53<br />

Sick ......................................................... 30<br />

Siemens ................................................ 18<br />

TOPSTORY<br />

SMEV ..................................................... 18<br />

Trumpf .................................................. 30<br />

Unitechnik ........................................... 44<br />

VDMA Präzisionswerkzeuge ......... 14<br />

VDMA Software und<br />

Digitalisierung ................................... 14<br />

VDMA Fachverbands Robitik<br />

und Automatisierung ..................... 12<br />

VDW ................................................ 14, 15<br />

Vollmer .................................................. 54<br />

Wittmann Battenfeld<br />

Deutschland ........................................ 60<br />

Digitale Zutrittssysteme<br />

organisieren nicht nur die<br />

Sicherheit, sie optimieren<br />

auch digitale Geschäftsmodelle.<br />

Für welche<br />

Unternehmen eignen<br />

sich welche Lösungen?<br />

MITTELSTAND 4.0<br />

Nicht nur große Unternehmen sind fit in<br />

puncto Digitalisierung und Industrie 4.0.<br />

Wir haben erfolgreiche Beispiele findiger<br />

kleiner und mittlerer Betriebe gesammelt.<br />

Der <strong>Industrieanzeiger</strong> 13/14 2021 erscheint am 07.09.2021<br />

erscheint dienstags ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung e.V.<br />

(WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder des Verbandes erhalten<br />

den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Zusammenarbeit<br />

im Fachbereich der Gießereitechnik mit der Zentrale für<br />

Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />

maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />

Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing.<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions systematik),<br />

WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredaktion:<br />

B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438;<br />

Stellv. Chefredakteur: Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />

Phone +49 711 7594–454<br />

Redaktion:<br />

Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />

B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />

Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539;<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Schoppen (us), Phone +49 711 7594–458;<br />

M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) Mona Willrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />

Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />

Henriette Steuer (hs)<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Laura Gehring, Jonas Groshaupt, Michael Kienzle,<br />

Ana Turina<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Zurzeit gilt Preisliste 80 vom 1.10.2020.<br />

Leserservice: <strong>Industrieanzeiger</strong> +49 711 7252–209,<br />

konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: dienstags (20 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 208,60 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 208,60 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 7,55 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag. Sofern die Lieferung nicht<br />

für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich bestellt war, läuft das<br />

Abonnement bis auf Widerruf. Bezugszeit: Das Abonnement kann<br />

erstmals vier Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt<br />

entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court,<br />

Long Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />

Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />

Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen gleich welcher Art<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2021 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Markt<br />

« INDUSTRIEANZEIGER<br />

Verkäufe und Handel von gebrauchten Maschinen/Anlagen/Geräten<br />

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• Maschinen-, Fahrzeug-,<br />

• Anlagen-, Stahl- und<br />

• Leichtmetallbau<br />

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Phone +49 711 7594–565<br />

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Vielseitiges Tablet im Robust-Gehäuse<br />

Softwarelösung<br />

Sichere Verbindungen an das IIoT<br />

Getac lanciert die neue Generation<br />

des vollrobusten Tablets<br />

K120. Es eignet sich für den<br />

Einsatz in rauen industriellen<br />

Umgebungen sowie in Logistik,<br />

Transport und Außendienst.<br />

Seine vielseitigen Konnektivitätsoptionen,<br />

inklusive<br />

Wifi 6, WWAN mit integriertem<br />

GPS/Glosnass und Bluetooth<br />

5.2, ermöglichen Mitarbeitern,<br />

sich an jedem Ort der<br />

Produktion mit Maschinen zu<br />

verbinden und sie zu steuern,<br />

während E/A-Schnittstellen,<br />

wo nötig, die weitere<br />

Anwendung<br />

von Altgeräten erhalten.<br />

Das Tablet<br />

lässt sich überdies<br />

nahtlos in Lagerverwaltungs-<br />

und<br />

ERP-Systeme sowie<br />

die WMS-Software<br />

integrieren. Ein optionaler<br />

Barcode- und RFID-Reader<br />

sorgt für reibungslose Abläufe<br />

im Lager-/Bestandsmanagement.<br />

Die nächste Generation<br />

des Getac K120 kommt mit<br />

vielen Upgrades und Erweiterungen,<br />

um die Produktivität<br />

in abgelegenen wie auch widrigen<br />

Umgebungen zu optimieren.<br />

Sein Intel Quad-Corei5/i7-Prozessor<br />

der 11. Generation<br />

sorgt für schnelle Reaktionszeiten<br />

und detailreiche<br />

Grafiken.<br />

Bild: Getac<br />

Das IoT Secure Gateway 100<br />

von Kaspersky wurde für das<br />

Internet der Dinge im industriellen<br />

Umfeld (IIoT) entwickelt.<br />

Mit der Lösung werden<br />

Geräte und Sensoren sicher an<br />

IIoT-Plattform-Services angebunden.<br />

Die integrierten, umfassenden<br />

Sicherheitsmechanismen<br />

dienen sowohl dem<br />

Schutz der in einer Anlage<br />

gesammelten Daten als auch<br />

der anschließenden sicheren<br />

Weitergabe an digitale Unternehmens-Applikationen.<br />

Die Lösung ermöglicht<br />

laut<br />

Angaben eine<br />

direkte, geschützte<br />

und<br />

damit sichere<br />

Verbindung zu<br />

industriellen<br />

Produktionsbereichen mit<br />

Pumpen, Förderbändern, CNC-<br />

Maschinen und vielen weiteren<br />

festen Anlagen und Elementen.<br />

Es handelt sich dabei<br />

um das erste Produkt, das auf<br />

Grundlage des neuen Konzepts<br />

der Cyber-Immunität von<br />

Kaspersky entwickelt wurde.<br />

Es basiert auf dem sicheren<br />

Betriebssystem Kaspersky OS<br />

sowie der Hardware Simatic<br />

IoT2040, dem Industrial IoT-<br />

Gateway von Siemens.<br />

Bild: Kaspersky Labs<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021 65


» ZULETZT<br />

Nähe in<br />

digitalen Zeiten<br />

Werbung wirkt. Wer kennt sie nicht, die<br />

leidigen Ohrwürmer aus dem Radio von<br />

Bau- oder Elektromärkten oder die bildhaften<br />

Sprüche zu Zigarettenmarken oder Dating-Apps,<br />

die uns von Werbetafeln entgegenleuchten.<br />

Auch mancher Mitarbeitende in der<br />

Unternehmenskommunikation oder im Marketing<br />

Bild: Astrid Gast /stock.adobe.com<br />

in der produzierenden Industrie weiß mit diesen psychologischen Effekten zu spielen.<br />

„Alle elf Sekunden verliebt sich ein AGV in (hier würde der Anbieter stehen).“<br />

Bei dieser Überschrift, die für das induktive Laden und die elektrisierende Beziehung zwischen<br />

dem fahrerlosen Transportsystem und dem Energiesystem wirbt, assoziiert doch<br />

jeder sofort die originäre Aussage einer bekannten Dating-Plattform. Es funktioniert.<br />

Schließlich ist das ein positiv besetztes Beispiel. Es gibt auch genug nervtötende und<br />

abstruse Fälle, mit denen man lieber nicht in Verbindung gebracht werden möchte. Ich<br />

bin etwa auch auf einem Mailverteiler gelandet, der mich anlässlich des nationalen „Pink<br />

Day“ vom pinken Lebensgefühl in Form attraktiver Leasing-Angebote eines Fahrzeugs zur<br />

„Feier der Frau“ überzeugen wollte. Ob das im Zuge der heiß diskutierten Gender-Debatte<br />

eine clevere Marketing-Aktion war... Hier setze ich gerne ein Fragezeichen.<br />

Im Vergleich dazu ist das Spiel mit der Liebe in Pandemiezeiten mit Blick auf soziale<br />

Distanz natürlich ein reizvolles. Werbetexter arbeiten ja psychologisch meist erfolgreich,<br />

indem sie Sehnsüchte wecken. Mit einem blechernen Transportmaschinchen<br />

lässt sich jedoch so schwer menschliche Nähe ersetzen. Stattdessen<br />

empfehle ich Kuhkuscheln. Das gibt es wirklich. Ein Hof im oberbergischen Südkreis<br />

lädt mit seinem Kuschel-Team aus neun Kühen und Ochsen zum Schmusen als<br />

wohltuenden Ausgleich zum Berufsalltag ein. Garantiert maskenfrei – also die Kühe<br />

natürlich.<br />

(nu)<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021


Industrie<br />

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68 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 12 | 2021<br />

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