DKS 2 - 2021
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deren Institutionen an, um zusammen
die nächsten Schritte auszuloten. In
unserem Antrag hatten wir folgende
Maßnahmen genannt:
Durchführung eines Projektes zur Aufklärung
über die Bedürfnisse und Lebensrealitäten
gehörloser Menschen
(Projekt “Inklusionsdialog”)
Weiterentwicklung von Lehr- und
Lernmateralien in DGS
Angebot von Gebärdensprachkursen
durch L1-Signer
Politischer Einsatz für die Deutsche
Gebärdensprache als Unterrichtsfach
(anstatt wie bisher als Wahlpflichtfach)
Lobbying für bikulturelle/bilinguale
Bildung weiter vorantreiben
Das Ziel muss aber sein, dass das
Wissen möglichst breit und vielfältig
verteilt ist, so, dass jeder Einzelne
dazu befähigt wird, auch Multiplikator
seiner Sprache zu werden.
Anerkennung als sprachliche Minderheit
In einem weiteren Schritt muss die
Anerkennung als sprachliche Minderheit
stehen. Es gibt insgesamt fünf
Kriterien, um als eine solche sprachliche
Minderheit anerkannt zu werden:
• die Angehörigen sind deutsche
Staatsangehörige
• sie unterscheiden sich vom Mehrheitsvolk
durch eigene Sprache,
Kultur und Geschichte, also eigene
Identität
• sie wollen diese Identität bewahren
• sie sind traditionell in Deutschland
heimisch
• sie leben hier in angestammten
Siedlungsgebieten
Die ersten vier Punkte können auf
die Deaf Community und die Gebärdensprache
übertragen werden. Was
fehlt, ist der letzte Punkt, das Leben
in einem angestammten Siedlungsgebiet.
Dieser Punkt trifft allerdings
auch auf die Sinti und Roma zu, welche
den Status einer sprachlichen
Minderheit 1995 erhalten haben. So
gesehen müsste das dann auch für
die Deaf Community gelten.
An diesem Thema ist der Deutsche
Gehörlosen-Bund (DGB) mit einer
Arbeitsgruppe unter der Leitung von
Prof. Christian Rathmann dran und ich
bin zuversichtlich, dass hier das Ziel
erreicht werden kann. Einfach wird
das nicht werden, da sich aus finanziellen
Erwägungen heraus bestimmte
Gruppierungen in der Politik dagegen
aussprechen. Denn mit der Anerkennung
als sprachlicher Minderheit
würde sich der deutsche Staat auch
dazu verpflichten, bestimmte finanzielle
Mittel dauerhaft zur Verfügung zu
stellen. Ich bin gespannt, wie sich das
entwickeln wird.
Ralph Raule