SPIELZEUGinternational 07-08/2021 Juli/Aug.

Editorial
Vom Onlineprofiteur bis
„Ehrlicher Händler“
Spielwarenumsätze in Juni bleiben auf Sparflamme – Top 10 bleiben die Gewinner –
Vedes will Anleihekosten reduzieren
Liebe Leserin, lieber Leser,
nach den Osterumsatzschwankungen im April/Mai hat sich die
Aussage: „Die Boom-Zeit weicht der Reisewelle“ im Juni bestätigt.
„Nur“ noch 2,4 Prozent Plus, aber immerhin noch aufgelaufen
plus 11,8 Prozent stand für den Juni fest. Man sollte sich die
NPD-Zahlen jedoch genauer anschauen. Die Top 6 der Branche
haben gut 50 Prozent des Halbjahreszuwachses von knapp 120
Mio. Euro erzielt. Weitet man diese Herstellerzahl auf die Top 10
aus, dann sind es rund zwei Drittel. Von den Top 10 ist nur einer
aufgelaufen mit Minus 1,5 Prozent, einer mit knapp 3 Prozent Plus,
die anderen haben alle ein zweistelliges (10 bis 29 Prozent) aufgelaufenes
Plus.
Wer der Gewinner der Corona-Pandemie ist, dürfte damit ja
wohl klar sein.
Aber auch hier empfiehlt sich ein detaillierter Blick „hinter“
die Zahlen. Laut einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts
Yougov im Juni kehren die Verbraucher wieder in die Läden
zurück. Darüber freut sich auch der Hauptgeschäftsführer beim
Handelsverband Stefan Genth, aber er betont auch, dass die Zahlen
vielerorts noch immer unter Vorkrisenniveau liegen.
Und hier empfiehlt sich, die Pressemitteilung des IFH Köln
zu lesen. Demnach entfielen über drei Viertel des Onlineumsatzwachstums
von knapp 15 Mrd. Euro im Jahr 2020 auf Amazon,
darunter jeder 10. Euro im Nonfood-Handel. Genauer gesagt: Statt
wie zuvor 5,7 Mrd. Euro jährlich, waren es im letzten Jahr 11,4
Mrd. Euro. Man kann es auch so darstellen: Ein „Lottogewinn“
von 31 Mio. Euro – aber täglich!
Da muss man sich nicht wundern, wenn ein Branchenprimus
bei den Fachhandelsverbänden zusätzliche Online-Zahlen fordert.
Fairerweise muss man aber noch erwähnen, dass auch Verbände
und Fachhändler den Service von Amazon und anderen
Online-Plattformen nutzen.
Idee+Spiel-Geschäftsführer Andreas Schäfer formulierte es gegenüber
SPIELZEUGinternational treffend: „Während der Pandemie
geht es den Modelleisenbahnhändler gut und auch den Spielwarenfachhändler,
die rechtzeitig auch online aktiv waren. Nur
die stationären Händler ohne Online-Aktivitäten haben Probleme“.
Aber nicht nur der Handel hat derzeit so seine Absatzprobleme,
sondern auch die Hersteller und besonders diejenigen, die ihre
Ware aus Asien sprich China beziehen. Hier herrscht inzwischen
ein weltweites Logistikchaos, denn die Frachtkosten sind von
Juli 2020 zum Juli 2021 von rund 2000 US$ auf inzwischen über
10.000 US$ gestiegen. Andere Hersteller sprechen sogar von noch
größeren Spannen. Da werden – falls die Waren überhaupt noch
rechtzeitig ankommen – die Preise
ziemlich sicher deutlich anziehen.
Wer noch nicht genug hat, der
kann sich über die von der Zeitung
„Die Welt“ und „ServiceValue“
(veröffentlicht am 10. Juli) ausgezeichneten
„Ehrlicher Händler“
freuen, wenn er denn dabei ist. Die
Spielwarenhandelsbranche ist hier
gut vertreten mit Baby One, Babywalz,
Idee+Spiel, Jako-O, MyToys,
Rofu, Smyth, Spiele Max und Vedes/Spielzeug-Ring.
Ein bisschen
PR scheint noch nötig, denn die zwei von uns darauf kurzfristig
angesprochenen Spielwaren-Fachhandelsverbände – einer ist ein
„Ehrlicher“, der andere ist nicht erwähnt – kennen die Aktion gar
nicht.
Konkreter ist die Vedes AG, die ihre Eigenkapitalbasis durch
eine stille Beteiligung der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft
mbH in Höhe von 5 Mio. Euro verbessern will und Anpassungen
der Bedingungen ihrer 2022 fälligen Anleihe in Höhe von
25 Mio. Euro plant. Die Anleihe soll bis 2026 verlängert werden,
aber dank hoher Liquidität sollen bereit 12,5 Mio. Euro durch eine
Teilrückzahlung oder einen Rückerwerb zurückgeführt werden.
Für den Restbetrag hat die Vedes einen Zinssatz von 3,5 Prozent
vorgesehen, bislang liegt dieser bei 5 Prozent. Entscheidend ist
jetzt, dass die Anleihegläubiger dem zustimmen (mehr dazu unter
www.spielzeuginternational.de).
Last but not least: Wie geht es mit den Ausstellungen und Messen
weiter? Die Insights-X wurde abgesagt, aber die Kind+Jugend
ist nach wie vor als Präsenzmesse im Plan. Und sogar die Publikumsmesse
Spiel in Essen.
Die Koelnmesse veröffentlichte kurz vor Redaktionsschluss
innovative Lösungen: „Wenn der Messestand in Köln steht und
der Aussteller daheim in Asien bleiben muss...“ Die Koelnmesse
hat hier die Lösungen Service Plus, Remote Booth Plus, Content
Creation Plus, Booth Check Plus und das noch in Planung befindliche
Fair Scouts (mehr dazu auf www.spielzeuginternational.de).
Ihr
Alfred G. Kropfeld
SPIELZEUG international
· 07-08/2021 Juli/August
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