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Dit un Dat 05-2021

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BOHMSTEDT<br />

Aus dem Geschäftsleben: Generationenwechsel in der Bohmstedter Bäckerei<br />

Am 1. Juli <strong>2021</strong> hat der Bäckermeister Stefan Wilkens den 112 Jahre alten<br />

Betrieb, die Knusperbäckerei, übernommen. Zur Freude der Dorfbevölker<strong>un</strong>g<br />

ist damit die weitere Existenz des alteingesessenen Unternehmens<br />

gesichert. Das Gebäude, das sich in der Mitte des Ortes befindet,<br />

wurde im Jahre 1906 von Ernst Sachau errichtet. Die Älteren können<br />

sich sicher noch gut an ihn („De ole Bäcker“) erinnern, zumal er doch<br />

weit über die Grenzen Bohmstedts hinaus als Händler bekannt war. Mit<br />

Schafen <strong>un</strong>d Viehzeug kannte er sich ebenso gut aus wie mit Brot <strong>un</strong>d<br />

anderen Backwaren. 1942 übernahmen sein Sohn Fritz <strong>un</strong>d dessen<br />

Ehefrau Magda den Betrieb. Fritz Sachaus Aktionsradius reichte ebenfalls<br />

weit über die Backstube hinaus, denn auch ihm lagen der Handel<br />

<strong>un</strong>d die Landwirtschaft im Blut. Anfang der 1980er Jahre wurde die Bäckerei<br />

dann von Hans-Friedrich <strong>un</strong>d Anka Sachau übernommen. Vorher<br />

war der Betrieb mehrere Jahre an Uwe Jensen verpachtet gewesen.<br />

Fiedi <strong>un</strong>d Anka haben in der Folgezeit vielfältige Veränder<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>ternommen,<br />

wozu <strong>un</strong>ter anderem die Anschaff<strong>un</strong>g eines moderneren<br />

Backofens, die Beliefer<strong>un</strong>g von Filialen <strong>un</strong>d die Ausdehn<strong>un</strong>g der Überlandtouren<br />

gehörten. Natürlich wurde auch mehr Personal benötigt,<br />

ein Meilenstein war aber wohl die Anschaff<strong>un</strong>g eines Computers, der<br />

den Umgang mit den verschiedensten Backprogrammen erleichterte.<br />

Da aus der Familie Sachau kein Nachfolger hervorging, wurde der Betrieb<br />

verkauft.<br />

Am 1. April 2003 übernahmen Bernd <strong>un</strong>d Manuela Jöns für fast zwei<br />

Jahrzehnte das Unternehmen, dass fortan „Knusperbäckerei“ heißen<br />

sollte. In der Dorfbevölker<strong>un</strong>g wurde die Nachricht mit Erleichter<strong>un</strong>g<br />

aufgenommen, denn n<strong>un</strong> blieb wenigstens eine der Einricht<strong>un</strong>gen erhalten,<br />

die das Leben in der Ortsmitte geprägt hatten <strong>un</strong>d fortan prägen<br />

sollten. Nahezu alle anderen Gewerbebetriebe, den Kaufmannsladen<br />

gab es zu dem Zeitp<strong>un</strong>kt noch, die sich in der näheren Nachbarschaft<br />

bef<strong>un</strong>den hatten, waren bereits aufgegeben. Bernd <strong>un</strong>d Manuela haben<br />

nicht nur das Sortiment erweitert <strong>un</strong>d das Filialnetz ausgebaut, auch<br />

die Zahl der Mitarbeiter vergrößerte sich auf mehr als 30. Für die Zutaten<br />

der Backwaren fand man ebenfalls immer das richtige Mischverhältnis,<br />

denn Brot <strong>un</strong>d Brötchen waren stets sehr schmackhaft. Mag<br />

sein, dass die Herk<strong>un</strong>ft des Inhaberpaares hier eine Rolle gespielt hat,<br />

dass sich die Robustheit des <strong>Dit</strong>hmarschers Bernd <strong>un</strong>d Schlagfertigkeit<br />

der Berlinerin Manuela hier günstig auf den Betrieb ausgewirkt haben.<br />

Bleibt noch zu erwähnen, dass die beiden neben der Bäckerei ein<br />

neues Wohnhaus errichtet haben. Bernd <strong>un</strong>d Manuela haben eine<br />

Tochter, die heute in Berlin lebt. Das bedeutete, dass auch aus der Familie<br />

Jöns kein/e Nachfolger/in für die Bäckerei hervorgehen würde.<br />

Dieser Umstand führte dazu, dass man sich, ähnlich wie deren Vorgänger,<br />

rechtzeitig nach einem Käufer umgesehen hat. In beiden Fällen<br />

siegte die Einsicht, dass der optimale Zeitp<strong>un</strong>kt für die Trenn<strong>un</strong>g vom<br />

Betrieb nicht zwangsläufig erst mit dem Eintritt ins Rentenalter gekommen<br />

sein muss. Bernd <strong>un</strong>d Manuela werden z<strong>un</strong>ächst noch in ihrem<br />

Haus in Bohmstedt bleiben, planen mittelfristig jedoch einen Umzug<br />

Richt<strong>un</strong>g Berlin, um dann in der Nähe der Familie ihrer Tochter zu<br />

leben.<br />

Seit Anfang Juli führt Stefan Wilkens n<strong>un</strong> den Betrieb. Zwar wurde er<br />

1981 in Husum geboren, aufgewachsen ist Stefan aber hauptsächlich<br />

in Friedrichstadt. Dort hat er auch, immerhin bis auf Bezirksebene, Fußball<br />

gespielt <strong>un</strong>d 10 Jahre als Schiedsrichter gewirkt. Nach seiner Schulzeit<br />

in Friedrichstadt <strong>un</strong>d Husum erlernte er dann das Bäckerhandwerk.<br />

Z<strong>un</strong>ächst war Stefan zwei Jahre bei Kreutzfeld, beendet hat er die Lehre<br />

aber, nach einer mehrjährigen Unterbrech<strong>un</strong>g, bei Café Lassen, wo er<br />

außerdem einige Jahre als Geselle tätig war. Darüber hinaus sammelte<br />

der j<strong>un</strong>ge Bäcker Erfahr<strong>un</strong>gen im Tine Café <strong>un</strong>d in Betrieben in L<strong>un</strong>den<br />

<strong>un</strong>d in Silberstedt. Von September 2019 bis Februar 2020 besuchte Stefan<br />

Wilkens die Meisterschule in Hannover. Nach bestandener Prüf<strong>un</strong>g<br />

arbeitete er dann eine Zeit lang bei Peter Krieger in Rödemis. Seit 2015<br />

ist Stefan verheiratet.<br />

Mit seiner Frau Svenja,<br />

der examinierten Ges<strong>un</strong>dheits-<br />

<strong>un</strong>d Krankenpflegerin,<br />

ist er<br />

jedoch schon seit<br />

2006 leiert. Die beiden<br />

haben einen ne<strong>un</strong><strong>un</strong>d<br />

einen dreijährigen<br />

J<strong>un</strong>gen. Die Familie<br />

lebt sehr gerne in<br />

Rödemis, was sicher<br />

auch auf die vielfältigen<br />

sozialen Kontakte<br />

in dem Husumer<br />

Ortsteil zurückzuführen ist, ein Umzug nach Bohmstedt ist daher nicht<br />

geplant. Svenja ist derzeit nicht berufstätig, <strong>un</strong>ter anderem auch, um<br />

Stefan „den Rücken frei zu halten“. So kann er sich, zumindest in der<br />

Anfangszeit, voll auf die Firma konzentrieren. Mittelfristig möchte<br />

Svenja jedoch langsam in den Betriebsablauf der Bäckerei hineinwachsen,<br />

um dann verwalt<strong>un</strong>gstechnische Aufgaben im Büro übernehmen<br />

zu können. Veränder<strong>un</strong>gen sind z<strong>un</strong>ächst nicht geplant, was bedeutet,<br />

dass die Standorte erhalten werden, der Laden in Bohmstedt wie bisher<br />

geführt wird <strong>un</strong>d alle Mitarbeiter weiter beschäftigt werden. Mehr<br />

noch, es wurde sogar zusätzlich ein Geselle eingestellt. Ganz <strong>un</strong>bekannt<br />

war Stefan Wilkens das Betriebsgelände nicht, denn als Jugendlicher<br />

hat er gelegentlich genau dort Tennis gespielt, wo n<strong>un</strong> schon seit vielen<br />

Jahren Bernd <strong>un</strong>d Manuelas Wohnhaus steht.<br />

(Peter Tücksen)<br />

Süderende 40 a • 25853 Bohmstedt • Tel. 04671/79 79 333

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