Siebenstern-3-2021
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Heimatkunde
Blick vom Ende des Sack’schen Kristallgangs
nach Entfernung der Sandaufschüttung
in den ehemaligen zweiten Abbaubereich
hinunter auf die untere Sohle des
Kristallbergwerks.
Hinweistafel am Eingang zum Besucherbergwerk
„Willi-Sack-Keller-Kristallgang“
in Weißenstadt. Fotos: Harald Stark
Kellergräber herrliche Bergkristalle aus
den angeschnittenen Stollen geholt
hätten, verbreitete sich wie ein Lauffeuer
durch die Stadt. Pflichtbewusst
erstattete Stadtvogt Treischel am 15.
Januar 1745 der fürstlichen Regierung
in Bayreuth darüber Bericht, worauf
Dürrbeck den markgräflichen Befehl
erhielt, die alten Bergwerksstollen
sofort mit Sand zu verfüllen.
1956 kaufte der Drogist Christian
Sack das Haus Kirchenlamitzer Straße
5, das einst dem Schneidermeister Dürrbeck
gehörte. Sein Sohn Willi, der sich
sehr für die Geschichte seiner Heimatstadt
interessierte, entdeckte die alten,
mit Sand verfüllten Stollen unter dem
Haus und bemerkte auch die helle, mit
kleinen Kristallen gespickte Quarzader
an der Firste des unterirdischen Ganges.
1990 ließ Willi Sack, nunmehr Eigentümer
des Hauses, den bis dahin verschütteten
Verbindungsgang vom Keller zum
Kristallbergwerk räumen, um Professor
Dr. Bruno Sansoni von der Kernforschungsanlage
Jülich Messungen der
Radonkonzentrationen im Weißenstädter
Untergrund zu ermöglichen. Anlässlich
der 2009 im Wunsiedler Fichtelgebirgsmuseum
Sonderausstellung
„Mythos Bergkristall“ öffnete Willi Sack
seinen „Kristallgang“ offiziell als Besucherbergwerk.
Im Frühjahr 2017 brach ein junger
Weißenstädter durch das Trottoir in der
Langen Straße ein und läutete damit
unfreiwillig das letzte Kapitel der
Geschichte des alten Kristallbergwerks
ein. Das Bergamt Nordbayern, das verantwortlich
ist für die Beseitigung der
von alten Bergwerken für die Allgemeinheit
ausgehenden Gefahren, ließ die
alten Stollen und Schächte unter der
Langen Straße erkunden und stieß auf
ein umfangreiches Netz von Stollen und
Schächten. Weite Strecken des unteren
Stollens waren mit Sand aufgefüllt, den
die Mitarbeiter einer Fachfirma in mühsamer
Handarbeit aus dem Bergwerk
herausschaufeln mussten. Um die
Standsicherheit des hier sehr mürben
und bröckeligen Granits zu gewährleisten,
zogen die Bergleute einen aufwändigen
Stahlverbau ein.
Um die Lange Straße und ihre Anwohner
vor zukünftigen Unglücken zu
bewahren, ließ man die beschriebenen
unterirdischen Hohlräume bis zum Jahresende
2018 mit Beton auffüllen. Am
11. März dieses Jahres teilte das Bergamt
Nordbayern mit, dass der gesamte
Bereich des von Willi Sack eingerichteten
Besucherbergwerks in Abstimmung
mit der Unteren Denkmalschutzbehörde,
der Stadt Weißenstadt und dem
Grundstückseigentümer verwahrt worden
sei. Die Arbeiten wurden am 19.
März 2021 abgeschlossen. Seitdem ist
das Weißenstädter Bergkristallbergwerk
endgültig Geschichte.
Immerhin wird die Weißenstädter
Unterwelt auch weiterhin wenigstens
virtuell begehbar bleiben. Zwei QR-Codes
führen zu VR-3D-Grafiken, mit
denen man sowohl das „verwahrte“
Bergwerk unter der Langen Straße, als
auch den ehemaligen Sack’schen Kristallgang
auf dem Computerbildschirm
oder auch auf dem Smartphone erkunden
kann.
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90. Jahrgang | SIEBENSTERN 3 - 2021
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