Siebenstern-3-2021
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Naturschutz
Prof. Dr. Heinrich Vollraths und sein
Beitrag zum Klima des Fichtelgebirges
Von Dr. Thomas Foken
Prof. Dr. Heinrich Vollrath
(1929–2020), Mitglied des Fichtelgebirgsvereins,
ist den meisten
Lesern als Botaniker bekannt. Dabei hat
er in den 1970erJahren einige grundlegende
Arbeiten zum Klima des Fichtelgebirges
verfasst, eines deutschen Mittelgebirges,
das bis dahin kaum in der
klimatologischen Literatur Beachtung
gefunden hatte. Die Arbeiten entstanden
in den Jahren 1976 – 1979, als sich
Vollrath mit der Grünlandforschung
befasste, zuerst an der Technischen Universität
München in Weihenstephan
und ab 1977, dem Ruf als Professor folgend,
am Institut für Grünlandsoziologie
an der Landwirtschaftlichen Lehrund
Forschungsanstalt Eichhof in Bad
Hersfeld.
Beim Vergleich der Grünlanderträge
im Fichtelgebirge und den angrenzenden
Regionen und dem Allgäu musste er
für das Jahr 1970 konstatieren, dass die
Erträge im Fichtelgebirge mit etwa
50–70 Dezitonnen pro Hektar (dt/ha)
deutlich unter denen des Allgäus mit
70–90 dt/ha lagen. Eine Erklärung fand
er in der Abnahme der Lufttemperatur
mit der Höhe, musste aber schnell feststellen,
dass es für das Fichtelgebirge
keine aussagefähigen und aufbereiten
Messdaten gab. Allerdings konnte der
Forscher für die angrenzenden Mittelgebirge
Thüringer Wald und Erzgebirge
zeigen, dass die Temperaturen bei gleicher
Höhenlage etwa ein Grad geringer
waren als im gesamten Alpenvorland.
Für die Periode 1881–1930 ergeben sich
die in Tabelle 1 angegebenen Höhen für
Gebiete gleicher Temperatur (Isother-
Höhenlage über dem Meeresspiegel der charakteristischen Isothermen
für die Jahresmittel der Lufttemperatur und der Juli- und Januartemperatur
1881–1930 [1]
Isothermen Thür. Wald Region Hof Erzgebirge Allgäu Chiemgau
Jahr: 5,0 °C 750 m 772 m 791 m 1070 m 1119 m
Juli: 12,5 °C 940 m 1004 m 1268 m 1327 m
Jan.: -2,5 °C 559 m 621 m 763 m 751 m
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Jahresmittel der Lufttemperatur 1881–1930 in Abhängigkeit von der Höhe
über dem Meeresspiegel für ausgewählte Orte im Vergleich zur mittleren
Temperaturabnahme mit der Höhe nach Daten aus.
men). Leider liegen nur für das Jahresmittel
der Lufttemperatur Angaben für
die Region um Hof vor. Es zeigt sich
aber, dass es von West nach Ost immer
wärmer wird. Der Unterschied zum
Alpenvorland ist aber gravierend.
In zwei weiteren Arbeiten befasste
sich Heinrich Vollrath besonders mit
den Lufttemperaturverhältnissen im
Bayerischen Vogtland um Hof und dem
Hohen Fichtelgebirge mit der Station
Alexandersbad. Dabei erwiesen sich Hof
und auch Selb mit Frost auch in den
Sommermonaten als besonders kalt. In
Hof treten die niedrigsten Lufttemperaturen
erst im Februar oder März auf
(andernorts Januar) und auch die Maxima
erst im August (andernorts Juli).
Auch war in Hof im Untersuchungszeitraum
1881-1930 der Unterschied zwischen
dem mittleren jährlichen Maximum
und Minimum besonders groß mit
52,4 Grad (Alexandersbad nur 47,2
Grad), ein Indiz für den kontinentalen
Einfluss.
Als echter Klimatologe erwies sich
Heinrich Vollrath mit einer Arbeit zur
Höhenabhängigkeit der Lufttemperatur
im Fichtelgebirge und den angrenzenden
Gebirgen, vor allem in Thüringen,
Sachsen und Böhmen. Dabei hat er eine
Arbeit seines Kollegen Holzapfel von
zehn auf immerhin 79 Stationen erweitert
und ist wesentlich detaillierter auf
die Höhenabhängigkeit der Lufttemperatur
eingegangen. Vollrath hat sich
dabei auch mit möglichen Fehlerquellen
durch die Wahl des untersuchten Gebietes
und die Temperaturmessungen
sowie ihre Beeinflussung durch lokales
Klima (Stadtklima) auseinandergesetzt
und teilweise auch korrigiert. Einige
Stationen mussten auf den Untersuchungszeitraum
1881–1930 umgerechnet
werden.
Der Wissenschaftler bestimmte im
Mittel aus diesen Stationen eine Abnahme
der Lufttemperatur um 0,585 Grad
pro 100 m Höhenzunahme. Auf dieser