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Jack Nasher - Staatstheorie Karl Poppers

Prof. Dr. Jack Nasher ist Verhandlungsexperte und erfolgreicher Bestseller Autor. Seine Werke wurden unter anderem in den USA, Russland, Indien und China veröffentlicht. Als Gründer und Leiter des NASHER Verhandlungsinstituts schult Prof. Dr. Jack Nasher Unternehmen bei Verhandlungsfragen.

Prof. Dr. Jack Nasher ist Verhandlungsexperte und erfolgreicher Bestseller Autor. Seine Werke wurden unter anderem in den USA, Russland, Indien und China veröffentlicht. Als Gründer und Leiter des NASHER Verhandlungsinstituts schult Prof. Dr. Jack Nasher Unternehmen bei Verhandlungsfragen.

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metaphorischen Sinn, in dem wir von der Kunst der

Menschenbehandlung oder von der Kunst der Erledigung gewisser Dinge

sprechen, sondern sie ist Kunst in einem weit buchstäblicheren Sinn. Sie

ist eine Kunst der Komposition wie die Musik, das Malen oder die

Architektur. Der platonische Politiker komponiert Staaten – um ihrer

Schönheit willen.“ 69 Platon vergleicht dabei den Politiker explizit mit

einem Maler, so schreibt Popper: „Über die Einzelheiten ihrer Malkunst

befragt, gibt Platons ‚Sokrates’ die folgende erstaunliche Auskunft: ‚Sie

werden als ihre Leinwand einen Staat und die Charaktere von Menschen

nehmen; und sie werden zu allererst ihre Leinwand reinwaschen – und

das ist keinesfalls eine leichte Aufgabe […] Woran Platon denkt, wenn er

vom Reinigen der Leinwand spricht, wird etwas später erklärt. ‚Wie

geschieht dies?’ fragt Glaukon. Darauf antwortet Sokrates: ‚Alle Bürger

des Staates, die das zehnte Lebensjahr überschritten haben, müssen sie

aus der Stadt vertreiben und irgendwohin aufs Land deportieren; und die

Kinder, die nunmehr vom schlechten Einfluß der Sitten und Ansichten

ihrer Eltern befreit sind, müssen sie übernehmen; die werden dann in der

Art der wahren Philosophen erzogen und in Übereinstimmung mit den

Gesetzen, die wir bereits beschrieben haben.’“ 70

Dieses ‚Reinigen der Leinwand’ ist es, daß diese ästhetische Form der

Politik von der Stückwerk-Sozialtechnik unterscheidet. Letztere baut auf

69

A.a.O., S. 197.

70

A.a.O., S. 197 f.. Es mag verwunderlich scheinen, daß Popper hier plötzlich von „Platons ‚Sokrates’“ spricht.

Schließlich sind die Werke Platons die einzigen Texte, die wir von Sokrates besitzen und so hat Popper all sein Wissen

über Sokrates von Platon. Popper lobt Sokrates bis an sein Lebensende in den höchsten Tönen. Nun begegnet er der für

ihn unakzeptablen Einstellung des Sokrates mit dem Einwurf, daß es ja nicht um Sokrates’ eigene Gedanken, sondern –

als ob es je anders wäre – nur um die Worte des Platon handle.

Poppers Vorgehen erklärt sich an anderer Stelle, an der er – entgegen der herrschenden Meinung – argumentiert, daß

Der Staat bereits das Werk eines veränderten Platon ist, in dem Sokrates nur noch seine Marionette darstellt (vgl. OG I,

S. 394 ff.; vgl. auch Hacohen a.a.O., S. 418). Popper akzeptiert lediglich den Sokrates der Apologie, so schreibt er in

Replies to my Critics: „Ich sehe mich als einen Schüler des Sokrates, das heißt, des Sprechers der Apologie, und ich

liebe diesen Mann.“ (S. 962; eigene Übersetzung aus dem Englischen).

20

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