POPSCENE Oktober 10/21
Das total umsonste Popkulturmagazin.
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Seit 2005 ist die Band ein Vollzeit-Job für<br />
euch alle, auf welche Karriere-Meilensteine<br />
blickst Du heute noch gerne zurück?<br />
Auf das Debütalbum „Revolverheld“ aus dem<br />
Jahr 2005, den ersten Auftritt bei Rock am<br />
Ring/Rock im Park, eine China-Tournee, den Gewinn<br />
des Bundesvision Song Contest 2014 und<br />
das MTV Unplugged-Album aus dem Jahr 2015.<br />
Bei all den Erfolgen könntet ihr euch eigentlich<br />
zurücklehnen und eine Branchenkrise<br />
durch Covid-19 auch aussitzen. Was motiviert<br />
die Band neue Stücke zu schreiben?<br />
Wir haben keinen Bock auf Stillstand, sondern<br />
Lust auf Weiterentwicklung, Das Neue war<br />
und ist der Motor dieser Band. Das fing mit<br />
der ersten Single „Leichter“ an, einer Reminiszenz<br />
an die 1980er Jahre. „Leichter“ ist für<br />
uns eine Zeitreise zurück zu unserem Gefühl<br />
von damals, übersetzt ins Jahr 2020. Und es<br />
ging im März 20<strong>21</strong> nahtlos weiter mit der Single<br />
„Abreißen“. Der Song handelt davon, sich<br />
selbst in die Kritik zu nehmen und den Antrieb<br />
zu haben, sich neu zu erfinden.<br />
„Neu erzählen“ ist kein reines Pandemie-Album<br />
und doch haben die letzten 1 ½ Jahre<br />
die Songs sicher entscheidend geprägt?<br />
Der Titelsong des Albums „Neu erzählen“ lässt<br />
eine solche Lesart durchaus zu. Die Zeit in der<br />
wir leben hat sich schnell verändert und will erzählt<br />
werden. Ein Stück wie „Das Größste“ wäre<br />
so wohl nicht entstanden, aber unser Sänger<br />
Johannes war, wie wir alle auch, viel mehr als<br />
sonst zuhause bei seiner Familie und hat diesen<br />
Titel seinem Sohn gewidmet. Die Väter in der<br />
Band haben diese Zeit besonders genossen, vor<br />
allem Gitarrist Niels, dessen Kind noch ganz<br />
jung ist.<br />
Philipp Steinke ist euer langjähriger Produzent.<br />
Inwieweit war er an den neuen Aufnahmen<br />
beteiligt?<br />
Wir haben dieses Mal unsere Arbeitsweise<br />
den Corona-Bedingungen anpassen müssen.<br />
Jeder von uns hat in seinem eigenen, ausgebauten<br />
Heimstudio zunächst seine Parts<br />
aufgenommen, die dann flexibler als sonst<br />
zusammengeführt wurden. Neu erfinden,<br />
6<br />
neu erzählen. Diese Mal haben wir erneut mit<br />
Philipp gearbeitet, aber auch mit anderen Produzenten,<br />
wie Lukas Hillebrand u.a. (Julian le<br />
Play) aus Wien, mit Martin Johnson (u.a. The<br />
Night Game) aus Nashville sowie Robin Grubert<br />
(u.a. Thees Uhlmann) aus Los Angeles.<br />
Die Titel zwischen „Neu erzählen“ über „Irgendwann<br />
kommen wir schon an“ bis hin<br />
„Es bedeutet mir die Welt“ klingen unverkennbar<br />
und unverstellt nach Revolverheld.<br />
Beständigkeit in unbeständigen Zeiten tut<br />
sicher vielen gut.<br />
Das ist schön, dass Du das sagst und freut mich<br />
sehr. Und obwohl wir uns auf die Zusammenarbeit<br />
mit verschiedenen Produzenten eingelassen<br />
haben, kommt am Ende Revolverheld<br />
heraus. Mit unterschiedlichen Lieblingstiteln,<br />
in meinem Fall „Na ihr wisst schon“ und „Nicht<br />
so wie die“.<br />
Revolverheld haben sich über Jahre hinweg<br />
auch immer in gesellschaftlicher Hinsicht engagiert,<br />
kritisch und mit klarer Haltung.<br />
Ja, wir haben eine Meinung und tun diese kund.<br />
Im Hinblick auf die Bundestagswahl können<br />
wir nur sagen, Leute geht wählen und nehmt<br />
am demokratischen Prozess teil. Wir sehen ja<br />
in Europa und der Welt, dass diese Möglichkeit<br />
immer mehr Menschen verwehrt ist oder wird<br />
und ein Privileg und keine Verpflichtung ist.<br />
Auftritte zur neuen CD wird es im Herbst/<br />
Winter 20<strong>21</strong> nicht geben. Wie lange müssen<br />
sich die Revolverheld-Fans gedulden, um<br />
euch live erleben zu können?<br />
Wir starten im Mai 2022 mit einer Festivaltour,<br />
die derzeit bis in den September 2022 hinein für<br />
Deutschland, Österreich und die Schweiz geplant<br />
wird. Und natürlich wäre es toll, auch mal<br />
wieder ein Auslands-Abenteuer zu erleben, wo<br />
die Texte nicht zwingend verstanden werden<br />
und die Musik im Vordergrund steht.<br />
Text: Frank Keil | Bild: Olaf Heine<br />
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