Newsletter_Ausgabe_September 2021
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HolzKraft<br />
Der Ausbaupfad<br />
100 % Ökostrom bis 2030<br />
Mit dem Ausbaupfad im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz<br />
ist ein Zubau<br />
von einer Terawattstunde (TWh) für<br />
Biomasse geplant. Dieses Ziel ist<br />
äußerst ambitioniert und wird stark<br />
von den rechtlichen und organisatorischen<br />
Rahmenbedingungen<br />
beeinflusst werden.<br />
In dieser <strong>Ausgabe</strong> stellen wir verschiedene<br />
Szenarion vor, wie sich<br />
der Ausbaupfad mit verschiedenen<br />
Kraftwerksgrößen gestalten könnte.<br />
Viele Faktoren haben<br />
Einfluss<br />
Seit das Ausbauziel 2020 festgelegt<br />
wurde ist bereits einiges an<br />
Zeit vergangen. Diese und andere<br />
Faktoren spricht Alexander Kirchner<br />
in unserem Interview an.<br />
Die HolzKraft befragt ihn in dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> zu seiner Sicht bezüglich<br />
des Ausbaupfades. Genauer die<br />
wichtigsten Vorraussetzungen, die<br />
Einschätzung zur Entwicklung in<br />
den nächsten Jahren und den aktuell<br />
in Betrieb befindlichen Holzkraftwerken.<br />
Inhalt<br />
Vorwort von Hans-Christian Kirchmeier,<br />
Vorsitzender der IG Holzkraft<br />
........................................................... Seite 2<br />
Der Ausbaupfad hin zu 100 % Ökostrom<br />
bis 2030<br />
........................................................... Seite 2<br />
Interview mit Alexander Kirchner: Biomasse<br />
Ausbaupfad<br />
........................................................... Seite 3<br />
Allfälliges<br />
........................................................... Seite 4<br />
Veranstaltungshinweise<br />
Biogas PowerON <strong>2021</strong>/ Future of Biofuels <strong>2021</strong><br />
05. Oktober <strong>2021</strong> / Copenhagen, DK<br />
https://fortesmedia.com/<br />
Österreichische Fachtagung für Photovoltaik<br />
und Stromspeicherung<br />
13. & 14. Oktober <strong>2021</strong> / Allianz Stadion & Online<br />
https://pvaustria.at/fachtagung-pv-speicher/<br />
Geothermiesymposium & Generalversammlung<br />
10.-12. November <strong>2021</strong> / Fürstenfeld<br />
https://www.geothermie-oesterreich.at/veranstaltungskalender/<br />
Kongress biogas21<br />
9.-10. Dezember <strong>2021</strong> / Graz<br />
https://www.kompost-biogas.info/veranstaltungen/kongress-biogas21/<br />
<strong>Ausgabe</strong> 01/<strong>2021</strong><br />
1
Vorwort von Mag. Hans-Christian Kirchmeier, Vorsitzender des<br />
Vorstandes der IG Holzkraft<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
das EAG ist beschlossen und seit Juli offiziell im Bundesgesetzblatt<br />
kundgemacht. Noch fehlen mit den zahlreichen Verordnungen und der<br />
Notifizierung durch die EU-Kommission wesentliche Bestandteile, damit<br />
das Gesetz seine Wirkung entfalten kann.<br />
Was es aber bereits gibt, ist eine sehr genaue Zielvorgabe und auch<br />
relativ konkrete Rahmenbedingungen für den Ausbaupfad bis 2030.<br />
27 TWh elektrische Energie jedes Jahr insgesamt, eine TWh davon aus<br />
Biomasse soll zusätzlich bis 2030 in Österreich erzeugt werden. Ein<br />
durchaus ambitionierter Plan, der noch ambitionierter wird, wenn man<br />
bedenkt, dass wir bereits in der zweiten Jahreshälfte <strong>2021</strong> angekommen<br />
sind.<br />
Bis das EAG vollständig in Kraft tritt, werden wir vermutlich schon das Jahr 2022 schreiben. Die<br />
Zeit, die bleibt um die Ziele zu erreichen, verrinnt. Statt 10 Jahren werden wir vermutlich nur<br />
knapp über 8 Jahre haben, um den Ausbau um 27 TWh zu bewerkstelligen. Umso wichtiger ist es<br />
jetzt, zumindest alle Details zum Gesetz öffentlich zu machen. Die ausständigen Verordnungen<br />
müssen möglichst rasch vorgelegt werden, damit Kraftwerksbetreiber und Anlagenbauer mit<br />
den Planungen beginnen können.<br />
Wie umfangreich diese Planungen sein werden und mit wie vielen zusätzlichen Holzkraftwerken<br />
wir bis 2030 rechnen können, ist das Thema der aktuellen <strong>Ausgabe</strong> der HolzKraft.<br />
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!<br />
Foto: IG Holzkraft/Lisa Grebe<br />
Der Ausbaupfad hin zu 100 % Ökostrom bis 2030<br />
Das vor der Sommerpause im Nationalrat beschlossene Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) legt<br />
einen Zielpfad zu 100 % Ökostrom in Österreich bis 2030 vor. Konkret soll die jährliche Stromerzeugung<br />
aus erneuerbaren Quellen bis 2030 um 27 TWh gesteigert werden. 11 TWh davon entfallen<br />
auf Photovoltaik, 10 TWh auf Windkraft und 5 TWh auf Wasserkraft. Für die Biomasse und<br />
damit auch für die Holzkraftwerke ist ein Ausbau um eine zusätzliche TWh geplant.<br />
Der genaue Ablauf des Ausbaus und wie viel Leistung in welchem Jahr zugebaut wird, ist schwer<br />
vorhersehbar und folglich im Gesetz auch nicht konkret festgelegt. Die vorgesehen Mindestvergabevolumina<br />
für die einzelnen Technologien orientieren sich jedoch an einem linearen Ausbaupfad<br />
und einer definierten Volllaststundenzahl. Diese Volllaststundenzahl beträgt für Holzkraftwerke<br />
6.850 Stunden. Konkret bedeutet das, dass für die Holzkraftwerke über einen Zeitraum<br />
von 10 Jahren jährlich mindestens 15.000 kW elektrischer Leistung zugebaut werden sollen. Das<br />
EAG sieht ein Mindestvergabevolumen von je 7.500 kW pro Jahr für Anlagen mit einer elektrischen<br />
Leistung bis 500 kW und Anlagen mit einer elektrischen Leistung von 500 kW bis 5.000 kW vor.<br />
Doch was bedeuten der Ausbaupfad und die vorgesehen Vergabevolumina in tatsächlichen Anlagenzahlen?<br />
Das hängt sehr stark von der Größe der zu errichtenden Anlagen ab. In der Folge<br />
wollen wir je drei verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen durchschnittlichen Anlagengrößen<br />
näher beleuchten. Die angenommenen Vergabevolumina (je 7.500 kW) und Volllaststunden<br />
(6.850 h) entsprechen den Angaben aus dem EAG.<br />
Holzkraftwerke < 500 kWel<br />
Bei einer durchschnittlichen Anlagengröße von 150 kWel und 7.500 kW jährlich zuzubauender<br />
Leistung müssen im Zeitraum von 10 Jahren jedes Jahr 50 neue Holzkraftwerke dieser Leistungsklasse<br />
errichtet werden. Bei einer durchschnittlichen Anlagengröße von 300 kWel beträgt der<br />
Zubau 25 Kraftwerke pro Jahr. Geht man davon aus, dass nur Holzkraftwerke im obersten Leistungsbereich<br />
von rund 500 kWel gebaut werden, ergeben sich 15 neue Anlagen pro Jahr.<br />
2
Holzkraftwerke > 500 kWel<br />
Unter der Annahme, dass die zugebauten Kraftwerke über 500 kWel hauptsächlich im niedrigeren<br />
Leistungsbereich liegen werden und im Durchschnitt eine elektrische Leistung von 1.000 kW<br />
aufweisen, müssten zur Erreichung der Ziele bis 2030 insgesamt 75 Anlagen errichtet werden.<br />
Bei einem mittleren Leistungsbereich von durchschnittlich 2.500 kW liegt die Zahl bei 3 Anlagen<br />
pro Jahr bzw. insgesamt 30 Anlagen. Werden hauptsächlich Anlagen mit einer relativ hohen elektrischen<br />
Leistung von 5.000 kW errichtet, liegt die Gesamtzahl bis 2030 bei 15 Anlagen.<br />
Fazit<br />
Betrachtet man diese konkreten Anlagenzahlen zeigt sich, dass einerseits das Erreichen der<br />
Ziele bis 2030 eine durchaus ambitionierte Aufgabe ist. Andererseits zeigt sich aber auch, dass<br />
die reale Entwicklung des Ausbaus stark von den tatsächlich gewählten Rahmenbedingungen<br />
abhängen wird. Diese Rahmenbedingungen umfassen vor allem die Höhe der Strompreise und<br />
der Marktprämie, sowie die tatsächlich gewählten Vergabevolumina. So würde etwa ein durchschnittliche<br />
Anlagengröße von 5.000 kW bei einem Ausschreibungsvolumen von 7.500 kW bedeuten,<br />
dass maximal drei Holzkraftwerke alle zwei Jahre erfolgreich an der Ausschreibung teilnehmen<br />
können. Dass dies einen massiven Einfluss auf die Qualität eines wettbewerblichen<br />
Vergabesystems hat, steht außer Frage. Zusätzlich berücksichtigt diese theoretische Berechnung<br />
noch nicht die notwendigen Ersatzinvestitionen für bestehende Holzkraftwerke, die in den<br />
nächsten 10 Jahren das Ende ihrer technischen Lebensdauer erreichen.<br />
Soll das EAG ein Erfolg sein<br />
und den Weg hin zu 100 %<br />
Ökostrom bis 2030 und zur<br />
Klimaneutralität bis 2040<br />
ebnen, wird daher eine regelmäßige<br />
Evaluierung der<br />
festgesetzten Rahmenbedingungen<br />
und deren Anpassung<br />
an die gesteckten<br />
Ziele unerlässlich sein.<br />
Szenario<br />
150 kW<br />
Szenarien jährlicher Zubau nach Anlagengröße<br />
Szenario<br />
300 kW<br />
Szenario<br />
500 kW<br />
Szenario<br />
1 000 kW<br />
Szenario<br />
2 500 kW<br />
Szenario<br />
5 000 kW<br />
Interview mit Alexander Kirchner (Geschäftsbereichsleiter Asset Betrieb &<br />
Asset Service bei Wien Energie) - Thema Biomasse Ausbaupfad<br />
Bis 2030 soll eine zusätzliche TWh elektrische Energie aus Biomasse<br />
bereitgestellt werden. Was sind die wichtigsten Voraussetzungen,<br />
um dieses Ziel zu erreichen?<br />
Es ist wichtig zu wissen, dass sich diese zusätzliche TWh elektrische<br />
Energie aus Biomasse gemäß EAG auf die Erzeugung im Jahr 2020 bezieht.<br />
In der Zwischenzeit sind bereits Anlagen vom Netz gegangen<br />
und weitere Anlagen werden bis 2030 ihr technisches Lebensende erreichen.<br />
Diese Anlagen müssen durch zusätzliche Neuanlagen ersetzt<br />
werden. Es ist daher auch erforderlich die Vergabemengen entsprechend<br />
zu erhöhen um am Ende tatsächlich eine zusätzliche TWh zu<br />
bekommen.<br />
Weitere Faktoren sind natürlich eine ambitionierte Strategie zum Ausbau der Fernwärme und zur<br />
Erhöhung des Erneuerbaren-Anteils in der Raumwärme. Auch durch die geplante CO2-Bepreisung<br />
sind Impulse zu erwarten. Übergeordnet ist zudem die Verfügbarkeit von entsprechenden<br />
Holzmengen sicherzustellen.<br />
Bitte umblättern<br />
3
Wie schätzen Sie die Entwicklung des Ausbaupfades für Holzkraftwerke ein? Werden wir einen gleichmäßigen<br />
Zubau an Kraftwerken über die nächsten Jahre sehen?<br />
Der gleichmäßige Ausbaupfad ist im EAG grundsätzlich so vorgesehen, hängt aber schlussendlich auch von<br />
der Entwicklung der Holz- und Wärmepreise und somit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Sollten<br />
in einer Ausschreibung die entsprechenden Mengen einmal nicht abgerufen werden, würden diese aber beim<br />
nächsten Termin zusätzlich zur Verfügung stehen und der Ausbau daher wieder seinem Pfad folgen.<br />
Wie viele der aktuell in Betrieb befindlichen Holzkraftwerke müssen Ihrer Meinung nach bis 2030 ersetzt<br />
werden und wie hoch ist deren gesamte elektrische Leistung?<br />
Es wird angenommen, dass ca. 1 TWh an Stromerzeugung aus Biomasse-KWK bis 2030 wegfallen werden.<br />
Somit wird tatsächlich ein Zubau von insgesamt 2 TWh für schlussendlich 1 TWh Netto-Zubau benötigt. Leider<br />
verzögert sich die Notifizierung der Marktprämien-Förderung womit bis zur ersten Fördervergabe wohl bereits<br />
das Jahr 2022 erreicht sein wird. Damit werden Anlagen deren Förderung ausläuft und die bis dahin ja keine<br />
Nachfolgeprämien bekommen können, schließen müssen.<br />
Wie viele der Anlagen dann in Richtung 2030 ihre technische Lebensdauer erreichen und wann dies genau<br />
der Fall sein wird, lässt sich nicht exakt abschätzen. Dies hängt vom Zeitpunkt des Auftretens größerer Reparaturen<br />
und der dann geltenden Höhe von Nachfolgeprämien ab. Sofern diese Reparaturen nicht mit den<br />
Nachfolgeprämien realisiert werden, müssten diese Analgen repowert werden und an der Ausschreibung für<br />
Neuanlagen teilnehmen. Da es sich bei solchen Anlagen aber um keinen zusätzlichen Neubau handelt, müssen<br />
die Förderkontingente dann entsprechend erhöht werden.<br />
Ausblick auf die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />
Die nächste <strong>Ausgabe</strong> der "HolzKraft" erscheint im<br />
Dezember <strong>2021</strong>.<br />
Impressum<br />
Herausgeber: IG Holzkraft, Graben 19/5, 1010 Wien;<br />
Kontakt: Tel.: +43 1 93087-3127, Mail: office@ig-holzkraft.at; Gendering: Sämtliche<br />
personenbezogenen Bezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.<br />
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