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2011/1 - Föderation der Barmherzigen Schwestern

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empfangen. Nun, ist dies<br />

eine Berufung? Er würde,<br />

glaube ich, lieber selbst sterben,<br />

als dass er Ihren Tod<br />

wünschte. Wie es auch sei,<br />

ob es aus <strong>der</strong> Natur kommt<br />

o<strong>der</strong> vom Teufel, sein Wille<br />

ist nicht frei, in einer Sache<br />

von solchem Gewicht eine<br />

Entscheidung zu treffen, und<br />

Sie dürfen es nicht wünschen.<br />

Vor einiger Zeit hat<br />

ein guter Junge aus unserer<br />

Stadt in solcher Geistesverfassung<br />

den Subdiakonat<br />

empfangen; er konnte nicht<br />

zu den an<strong>der</strong>en Weihegraden<br />

zugelassen werden. Möchten<br />

Sie Ihren Herrn Sohn <strong>der</strong><br />

selben Gefahr aussetzen?<br />

Überlassen Sie es Gott, ihn<br />

zu führen! Er ist noch mehr<br />

sein Vater, als Sie seine Mutter<br />

sind, und liebt ihn noch<br />

mehr als Sie. Überlassen Sie<br />

ihm die Führung! Er wird ihn,<br />

wenn es sein Wunsch ist, zu<br />

an<strong>der</strong>er Zeit zu berufen wissen<br />

o<strong>der</strong> ihm eine Aufgabe<br />

zuweisen, die seinem Heile<br />

dient. Ich erinnere mich an<br />

einen Priester, <strong>der</strong> bei uns<br />

war. Er hat in solcher Geistesverwirrung<br />

die Priesterweihe<br />

empfangen. Gott weiß,<br />

wo er jetzt ist ...!<br />

Vinzenz Depaul<br />

Das energische Auftreten<br />

des Herrn Vinzenz ermöglicht<br />

es Michael und seiner<br />

Mutter, die Dinge klarer zu<br />

sehen. Langsam kommt<br />

Michael von dem Gedanken<br />

an das Priestertum ab.<br />

Er trifft junge Männer seines<br />

Alters und führt ein ziemlich<br />

verlottertes, unordentliches<br />

22<br />

Leben. Louise macht sich<br />

große Sorgen um das Verhalten<br />

ihres Sohnes. Das Verschwinden<br />

im Dezember<br />

1644 – oben berichtete ich<br />

schon darüber – kränkt sie<br />

mehr, als dass sie darüber<br />

überrascht wäre. Michael ist<br />

inzwischen 31 Jahre alt. Sie<br />

fragt sich, ob Michael mit<br />

einem Mädchen verschwunden<br />

ist. Ja, er ist plötzlich mit<br />

einem Mädchen verschwunden.<br />

Dann kam die Nachricht,<br />

dass beide für einige<br />

Monate gefangen genommen<br />

wurden. Das Mädchen<br />

kommt zu den »Töchtern <strong>der</strong><br />

Magdalena« in ein Kloster,<br />

das gefallene Mädchen aufnimmt.<br />

Michael kommt nach<br />

St. Lazare. Im Juli 1645<br />

(also sieben Monate danach)<br />

setzt sich <strong>der</strong> Geistliche vom<br />

»Kloster Magdalena« für das<br />

Mädchen ein, denn es lassen<br />

sich bei ihr Anzeichen für<br />

eine Besserung feststellen,<br />

und sie wünscht, nach<br />

Hause zurückzukehren. Nach<br />

seiner Freilassung wird Michael<br />

in St. Lazare schwer<br />

krank. Zur Beruhigung seiner<br />

Mutter ließ Vinzenz ihn durch<br />

zwei <strong>Schwestern</strong> pflegen.<br />

Auch bot er ihm eine Unterkunft<br />

in St. Lazare an. Aber<br />

Michael wies dieses Angebot<br />

zurück.<br />

Louise hat wenig Vertrauen,<br />

denn sie weiß, dass ihr Sohn<br />

nur einen Wunsch hat, seine<br />

Geliebte wie<strong>der</strong>zufinden. Er<br />

ist 32 Jahre. Wie<strong>der</strong>um teilt<br />

sie Vinzenz ihren ganzen<br />

mütterlichen Kummer mit.<br />

»Michaels Plan ist, das<br />

Mädchen zu heiraten und<br />

sich nach <strong>der</strong> Heirat mit<br />

den Eltern des Mädchens<br />

zusammenzutun, die Weinhändler<br />

sind, o<strong>der</strong>, sich in<br />

jene Gegend dort zurückzuziehen<br />

und als Faulenzer<br />

dort in Frieden zu leben. Und<br />

das Mädchen will allen Anschein<br />

nach heraus, denn es<br />

glaubt, dass Michael es aufsuche,<br />

wenn es aus dem<br />

Kloster heraus kommt. Mein<br />

Herr, ich bitte Sie demütigst<br />

um Verzeihung, dass ich<br />

Ihnen von diesen Angelegenheiten<br />

berichte, die mir noch<br />

wie zu Beginn sehr gegenwärtig<br />

sind und mir peinlicher<br />

sind, als ich es ausdrücken<br />

kann.«<br />

Die Monate vergehen; es<br />

scheint, dass Michael sich<br />

nicht mehr um dieses Mädchen<br />

kümmert, wohl eine<br />

vorübergehende Liebe. Doch<br />

sein Verhalten bleibt nach<br />

wie vor Grund zur Besorgnis<br />

für seine Mutter. Eines Tages<br />

entschließt sie sich, mit ihm<br />

zu sprechen. Michael verkraftet<br />

die Worte seiner Mutter<br />

schlecht und verschwindet<br />

von neuem. »Meine Not<br />

ist groß! Wenn Gott mir nicht<br />

hilft, weiß ich nicht, was ich<br />

tun soll. Helfen Sie mir, dass<br />

ich mich fest an Jesus, den<br />

Gekreuzigten, halte. Ich habe<br />

meinem Sohn etwas gesagt,<br />

weshalb ich jetzt Angst<br />

habe«, so schreibt Louise an<br />

Herrn Vinzenz.<br />

Die Jahre von 1645 bis 1648<br />

sind für Louise kummervolle<br />

Jahre. Wie<strong>der</strong> kommt über<br />

ihren Sohn etwas ans Licht,

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