Square Dance - echo

Heft 3/ Dezember 2003
Hilfe, die
ankommt.
Familie Onyeali
und ihr Engagement
in Nigeria
Alt und Jung:
Azubi-
Volunteering!
Turmblasen
Comeback einer
alten Tradition
Magazin für bürgerschaftliches Engagement in Filderstadt
Square Dance
Der etwas andere Volkstanz

2
In dieser Ausgabe . . .
3 Turmblasen in Bernhausen
Comeback einer Musiktradition
4/5 Hilfe für Nigeria
Über das Engagement der
Familie Onyeali aus Bonlanden
6 Ehrenamtliches Engagement
im „Haus am Fleinsbach“
Vom Engagement vieler
„guter Geister“
7 Von der Blumenfabrik zum
Diakonischen Zentrum
Angebote der Diakonischen
Bezirksstelle
8 1. Parafly-Club Schwaben
PCS
Luftiger Freizeitsport
8 Motocross – Sein Leben
Willy Bauer, der Vizeweltmeister
1973 im Motocross,
berichtet
9 Square Dance
Die „Tough Ones“ stellen
den etwas anderen Volkstanz
vor
10/11 Schäferei – Romantik pur?
Schäferalltag in Filderstadt,
Unterhaltsames und
Wissenswertes
13 Ein Verein stellt sich vor:
Der Obst- und Gartenbauverein
e.V., Harthausen
15 Sport nach Brustkrebs
Ein Angebot des TSV Harthausen
Editorial
Das letzte "echo"?
Liebe Leserinnen und Leser,
Angesichts der schwierigen Finanzlage der Stadt Filderstadt wurden erhebliche
Sparmaßnahmen notwendig. Deshalb wurden von der Stadt auch die Mittel für
"echo" gestrichen. Dies ist eine schmerzliche aber verständliche Maßnahme, da
viele notwendige soziale Aufgaben eine höhere Priorität haben.
Die Redaktion von "echo" versucht, trotz dieser Situation das Magazin weiter
zu betreiben. Wir halten das "echo" für ein wichtiges Medium, um das bürgerschaftliche
Engagement in Filderstadt einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu
machen. Zur Finanzierung werden wir deshalb in die künftigen Ausgaben verstärkt
Anzeigen aufnehmen. Damit alleine können wir das "echo" jedoch nicht finanzieren.
Wir suchen darum Bürger, die uns durch Spenden unterstützen.
Wir hoffen auf ein positives Echo von unseren Lesern/-innen. Bitte überweisen Sie
Ihre Spende auf unser Konto Nr. 208 641 009 bei der Volksbank Filder eG,
BLZ 611 616 96.
Ihre Redaktion
Rubriken
2 Editorial
4 Poesie
Herbstgedanken . . .
6 Alt und Jung in Filderstadt
Wenig Aufwand – großer Nutzen
12 Hätten Sie es gewusst?
Die Reutestraße in Plattenhardt
14 Leserforum
Urlaub ohne Koffer – ein persönlicher
Rückblick
14 Weisheiten des Lebens
15 Preisrätsel
15 Impressum
echo im Internet
Haben Sie sich auch schon gefragt,
wo Sie das aktuelle „echo“ bekommen?
Unter www.echo-filderstadt.de finden
Sie eine komplette Übersicht der
Orte, an denen „echo“ ausliegt, aber
auch weitere Informationen wie
• die Inhalte der aktuellen Ausgabe
zum Downloaden,
• viele nützliche Links zum Thema
Bürgerschaftliches Engagement,
• Infos über das Team, das hinter
„echo“ steht, und @was wir mit
unserem Engagement bezwecken,
• ein Archiv mit den Inhalten vergangener
Ausgaben.
Natürlich können Sie uns hier Ihre
Meinungen oder Wünsche per eMail
senden: info@echo-filderstadt.de.
Wir freuen uns auf Ihre Reaktionen!

Turmblasen
Comeback einer langen musikalischen
Tradition in Bernhausen
Der Posaunenchor Bernhausen feierte
1997 sein 100jähriges Bestehen und
ist somit einer der ältesten Posaunenchöre
in Württemberg. Der erste
öffentliche Auftritt war das Turmblasen
in der Silvesternacht 1898.
Neu ist nun, dass auf Initiative und
unter der Leitung von Konrad Kammerer
die Jungbläser diese Tradition wieder
aufleben lassen und sie pflegen.
Das ist selten und gibt es in dieser Art
nur in Bernhausen.
Die Begeisterungsfähigkeit der jungen
Musiker lässt sie durch ihre Musik für
kurze Zeit den Alltag vergessen. Zur
Freude der Mitbürger hat sich dieser
alte Brauch des Turmblasens wieder
Termine Turmblasen
siehe Amtsblatt
Posaunenchor:
an Silvester
Jungbläser: Ein Samstag oder Sonntag
im Monat – jeweils 11.00 Uhr.
In der Adventszeit jeden Samstag
Auszug aus dem Gedicht von Ernst
Fuhr, Bernhausen, zum Jubiläum:
Posaunachör, so kennt m´r denka
halt, isch a Familie mit Jong ond Alt
ond en d´r Tat s´got meist recht guat,
dass m´r mitnander blosa duat.
Ma muas anander halt verstanda,
no ka a Alter bei de Jonge landa
ond au d´r Jonge denkt no bald,
so stur isch´r gar net, d´r "Alt".
Ond sicher merket se no glei,
der will mir ja a Partner sei.
Der hot Erfahrung 20, 30 Johr
von der i ja no lerna ka.
eingebürgert. Die Bläser müssen davor
jedoch die schweißtreibenden 111
Stufen bis zum Glockenstuhl der
Jakobuskirche erklimmen, bevor sie
aus luftiger Höhe ihre Choräle blasen
können. Das Echo ist positiv, denn so
kann man in einer Stadt voller Hektik
und Verkehrslärm einen Moment zum
Innehalten und zur Besinnung schaffen
– ein Geschenk der Jungbläser an
ihre Mitmenschen.
In der Jungbläsergruppe kann man
schon ab 10 bis ca. 18 Jahren mitspielen
(Trompete, Posaune, Tenorhorn etc.).
Man kann sich im Posaunenchor ausbilden
lassen oder mit Vorkenntnissen,
z. B. von der Musikschule,
dazukommen. Für die jüngeren Bläser
steht das gemeinsame Spielen im
Vordergrund. Auf dem Turm kann man
ohne direktes Publikum und ohne
Lampenfieber hemmungslos Erfolgserlebnisse
haben. Die älteren Mitspieler
denken schon mehr daran, mit dem
Dia Jonge müsset des au spüra,
i han et glei was zom verliera,
en dia Gemeinschaft g´hör i nei,
au wenn i´s fis net greif zwei-drei.
Au d´r Musikstil hot sich g´ändert,
von de Erwachsne zu de Kender,
se "swinget" gern ond spielet "Blues"
mir brengat kaum mit onsrem Fuaß
da Takt em richtiga Rhythmus na
geschweige dass m´r s´blosa ka.
Doch isch a Wille do zum spiela,
ka m´r au Erfolg erziela.
Es macht dann "Fun" ond net blos
Krach – vergessa demmer net da Bach.
Turmblasen etwas zum Gemeindeleben
und zur Freude der Bürger beizutragen.
Natürlich kommen auch gemeinsame
Unternehmungen wie Ausflüge, Eisessen
und Fußballspielen nicht zu kurz.
Die Jungbläser freuen sich immer über
Nachwuchs. Für Fragen steht Ihnen
Konrad Kammerer, Tel. 0711/705935,
zur Verfügung.
Friederike Lenz
3

4
Helfen seit vielen Jahren mit großem persönlichen Engagement und lieber ganz
direkt als über große Hilfswerke: Brigitte und Emmanuel Onyeali
Brigitte und Emmanuel Onyeali aus
Bonlanden engagieren sich seit vielen
Jahren in Afrika. Emmanuel Onyeali
kommt aus dem Dorf Amankuta, das
im Südosten von Nigeria – ehemals
Biafra – liegt. Es besteht für ihn nach
wie vor eine tiefe Verbundenheit zu
seiner Heimat, obwohl das Ehepaar
bereits fünfundzwanzig Jahre in Bonlanden
lebt.
In Nigeria herrscht eine große Armut
und Abhängigkeit von reichen Personen.
Die gesundheitliche Versorgung
ist schlecht.
Herbstgedanken
Golden färbt der Herbst die Fluren,
Nebel ziehen übers Land,
und die letzten Rosen blühen
dunkelrot in Deiner Hand.
Gelbe Schleier trägt die Birke,
und der Schleedorn klagt im Wind,
um die schönen Sommertage,
die schon längst vergangen sind.
Erfolgreich hat das Ehepaar im Dorf
Amankuta gemeinsam mit der Dorfbevölkerung
eine kleine Industrie zur
Herstellung von Palmöl und Seife aufgebaut.
Auch eine öffentliche Wasserstelle
wurde eingerichtet.
Zur weiteren Unterstützung bitten sie
um Spenden von Werkzeugen aller Art,
Näh- und Schreibmaschinen, gute
Fahrräder, Brillen und ähnliches. Die
Gegenstände werden gesammelt und
eingelagert, dann einmal im Jahr mit
einem Container dorthin verschifft.
Vor kurzer Zeit erlitt die Familie in
Von Karin Stiefvater
Und noch einmal bricht die Sonne
leuchtend über Berg und Tal,
kost mit ihren langen Armen
Mensch und Auen noch einmal.
Stille geht durch manche Stunde,
träumend liegt das Tal im Blick,
irgendwo singt eine Amsel –
singt uns vom geschenkten Glück.
Hilfe für
Nigeria
ihrem Engagement einen herben Rückschlag.
Ihr Lager wurde aufgebrochen
und gute Fahrräder und Werkzeuge
entwendet. Die Polizei konnte weder
die Täter ermitteln noch das Diebesgut
finden.
Die Familie opfert ihren gesamten
Jahresurlaub für diese Aktion. Personen,
die gerne einen Kulturaustausch
erfahren möchten und bereit
sind, in Amankuta für einige Zeit zu
leben und tätig zu sein, können sich
bei Familie Onyeali melden.
Friederike Lenz, Uschi Wieland
Bei Interesse und weiteren
Fragen nehmen Sie bitte direkt
Kontakt mit Familie Onyeali auf.
Telefon: 0711-775161,
Telefax: 0711-7787386
Spendenkonto:
Behindertenhilfe Nigeria e.V.,
Konto 10952210 bei der Kreissparkasse
Esslingen (BLZ 611 500 20)
Spenden Sie doch Ihre
alte Brille!
Wer hat noch Brillen (Sonnen-,
Kinder-, Lesebrillen, auch Lupen),
die nicht mehr benutzt werden?
Das Bürgerbüro in der Friedensstraße
14 in Bernhausen nimmt
gerne Ihre Brillenspende entgegen.
Dies ist eine wertvolle Unterstützung
für die Bevölkerung in
Nigeria.

Ein wichtiges Anliegen der Familie ist
auch die Vermittlung von Patenschaften
für Kinder. Mit nur 30 Euro im Jahr kann
Als ich Joy zum ersten Mal entdecke,
sitzt sie im Hof vor einem kleinen
Haus. Ich winke ihr zu, wie ich das
hier gewohnt bin, aber sie sieht
schüchtern zur Seite. Das ist mir im
Dorf noch nie passiert. Jeder, der mir
begegnet, lacht mich an, grüßt mich
freundlich, ruft "onyosha" (Weiße!)
Am nächsten Tag gehe ich zu ihr, versuche
mit ihr zu sprechen, aber sie
versteht mich nicht. Sicher geht sie
noch nicht in die Schule, denke ich
und versteht noch kein englisch. In
kurzer Zeit sammeln sich viele Kinder
um Joy und mich. Sie lachen, tanzen,
singen, klatschen in die Hände. Joy
bleibt bewegungslos auf dem Boden
sitzen. Ich wundere mich, sehe genauer
hin und bemerke, dass sie dünne
verkrüppelte Beine hat. Als ich gehe,
krabbelt sie "auf allen Vieren" ins Haus.
Ich erkundige mich bei den Nachbarn
nach Joy und erfahre, dass sie als
Säugling Kinderlähmung hatte und
seither behindert ist. Ihre Mutter ist
kurz nach der Geburt gestorben, sie
lebt mit dem Vater und einer älteren
Schwester in dem kleinen Haus.
den Kindern in Nigeria auf vielfältige
Weise geholfen werden. Von einem Beispiel
berichtet Brigitte Onyeali:
Das Mädchen Joy
Ihre Geschwister wohnen nicht mehr
im Dorf. Der Vater ist ein älterer,
großer, schlanker Mann, der regelmäßig
zu mir kommt und nach Arbeit
fragt. Er war jahrelang als Fahrer beschäftigt,
aber als seine Frau so krank
war, hat er den Job verloren, weil er
oft nicht zur Arbeit kam. Und dann
das jüngste, behinderte Kind namens
Joy (Freude), das ist doch wirklich paradox!
Der Mann ist oft in eine Wolke
von Palmweinduft gehüllt und ich überlege,
wie er wohl für die Tochter sorgt.
Beim nächsten Mal spreche ich ihn
an, erkundige mich nach Joy, frage
ihn, ob er mit ihr schon beim Arzt war.
Schon lange nicht mehr, entgegnet er,
dazu fehle ihm das Geld. Schon die
Transportkosten vom Dorf in die Stadt
kann er nicht bezahlen und noch weniger
den Arzt oder Medikamente. Ich
spreche mit einem Arzt, vereinbare
einen Termin, und einige Tage später
fahren wir mit Joy und ihrem Vater in
die Klinik nach Owerri.
Joy trägt ihr bestes Kleid und glänzt
von Kopf bis Fuß. Sicher hat sie der
Vater gut eingecremt. Als sie im Auto
neben dem Vater und mir Platz nimmt,
merke ich, dass ihre Augen strahlen,
und ich kann mir vorstellen, dass der
Name Joy für sie vielleicht doch der
richtige ist. Joy spricht kein Wort,
auch kein Ibo, ihre Muttersprache. Im
Krankenhaus müssen wir nicht lange
warten, der Arzt sieht sich Joys Beine
an, spricht freundlich mit ihr, macht
noch eine Röntgenaufnahme und holt
einen Mitarbeiter, der Joys Beine abmisst.
Er erklärt, dass für Joy besondere
Schuhe mit einer Schiene bis zum
Oberschenkel hergestellt werden. Sie
soll in einigen Wochen mit ihrem Vater
in ein Orthopädie-Zentrum kommen.
Dort werden die Schuhe angepasst, und
man wird ihr damit das Laufen lernen.
Wir übernehmen die Kosten.
Beim nächsten Besuch in Amankuta
treffe ich Joy auf der Straße. Sie kann
laufen, zwar etwas mühsam, aber sie
trägt sogar einen Behälter mit Wasser
auf dem Kopf. Sie strahlt mich an und
sagt, sie gehe in die Schule. Als wir
am nächsten Tag die Dorfschule besuchen,
sitzt Joy in der ersten Reihe
und schreibt unermüdlich Buchstaben
in ihr Heft. Dazwischen hebt sie ihren
Kopf und strahlt uns an. Ich glaube,
sie ist die fleißigste Schülerin von
allen. Die Schuluniform steht ihr gut
und sie unterscheidet sich nicht von
den anderen Kindern. Oder doch, ja,
sie strahlt ein bisschen mehr, und nun
bin ich vollkommen davon überzeugt,
dass "Joy" der beste Name für sie ist.
Ich glaube, sie geht nun schon in die
5. oder 6. Klasse der Grundschule. Wir
werden einen Paten für sie suchen,
damit sie weiter in die Schule gehen
kann. Für sie ist es besonders wichtig.
Und in diesem Fall werden wir die
Familie auch anderweitig unterstützen.
Ich glaube nicht, dass der Vater eine
Arbeit gefunden hat. Aber vielleicht
können wir ihn ab und zu als Fahrer
beschäftigen, wenn der Container mit
dem kleinen Lastwagen aus Stuttgart
endlich in Amankuta angekommen ist.
5

6
Alt und Jung in Filderstadt:
Wenig Aufwand,
großer Nutzen!
Das Projekt "Azubi-Volunteering"
wurde vom Referat für Bürgerbeteiligung
und Stadtentwicklung gemeinsam
mit dem Haupt- und Personalamt
von Filderstadt entwickelt und auf den
Weg gebracht. Dabei können sich die
Auszubildenden der Stadtverwaltung
auf freiwilliger Basis außerhalb der
Verwaltung Einblick in Organisationen,
Institutionen oder Bürgerprojekte
verschaffen und zwar während der
Dauer der Ausbildung.
Das Azubi-Volunteering ist für alle
Beteiligten ein Gewinn. Die Stadt profitiert
dadurch, dass die Mitarbeiter/
Das "Haus am Fleinsbach" blickte
im September 2003 bereits auf zehn
Jahre bürgerschaftliches Engagement
zurück. Schon vor der Eröffnung des
Hauses im März 1994 waren drei ehrenamtliche
HelferInnen tätig. Dieser
Stamm ist in den zehn Jahren ständig
gewachsen. Getreu dem Motto "Ehrenamtliche
werben Ehrenamtliche" haben
viele Freiwillige aus ihrem Bekanntenkreis
weitere Mithelfer geworben.
Heute sind über 80 ehrenamtlich Engagierte
in der Einrichtung aktiv.
-innen durch den "Seitenwechsel" ein
Gespür und Verständnis für die Bedürfnisse
der Bürger entwickeln. Für
die Einrichtungen, wie zum Beispiel
Pflegeheime, entwickeln sich Kontakte
über die Ausbildungszeit hinaus. Durch
dieses Engagement profitieren die
Azubis, indem sie sich Fähigkeiten
wie soziale Kompetenz, Kooperationsund
Teamfähigkeit aneignen.
Als Beispiel stellt "echo" Kathrin
Oehler – im zweiten Ausbildungsjahr
als Verwaltungsangestellte – vor, die
wir bei ihrem Besuch im Alten- und
Ihr Einsatzbereich richtet sich ganz
nach Fähigkeiten, Wünschen und Vorlieben.
Sie betreuen beispielsweise die
Cafeteria, helfen bei den Vorbereitungen
für die Gottesdienste,
besuchen BewohnerInnen,
gehen mit ihnen spazieren
oder helfen in der
Betreuung. Einige
bieten auch eigene
Aktivitäten an.
So gehören
der Singkreis,
Pflegeheim St. Vinzenz begleiteten.
Sie hat sich für die Aufgabe im "St.
Vinzenz" entschieden, da sie schon vor
der Ausbildung in einem anderen Heim
mitgeholfen hat. Es macht ihr großen
Spaß, mit Menschen umzugehen.
Anfängliche Berührungsängste sind verflogen;
inzwischen erkennt sie die Bedürfnisse
der pflegebedürftigen alten
Menschen und kann gut darauf eingehen.
Alle zwei Wochen wird Kathrin
Oehler von den Bewohnern von "St.
Vinzenz" freudig erwartet. Sie bringt
willkommene Abwechslung in den
Heimalltag, weil sie mit den Leuten
Gespräche führt und mit ihnen spazieren
geht. Wie sich die Menschen über
diese Zuwendung freuen, erlebten wir
bei Anna Maucher. Glücklich sang sie
im Garten alte Volkslieder und Choräle
oder gab Redewendungen zum Besten.
Man spürt, wie sie durch die Zuwendung
und fröhliche Art von Kathrin
Oehler aufblüht. Das Lächeln und der
Händedruck von Anna Maucher zum
Abschied sind das herzliche Dankeschön
für die Arbeit von Kathrin Oehler.
Dieses wunderbare Beispiel zeigt,
dass Jugendliche – entgegen der allgemeinen
Auffassung – bereit sind,
sich als Bürger aktiv zu engagieren.
Ehrenamtliches Engagement im Haus am Fleinsbach
Friederike Lenz
der Literaturkreis, die Zeitungsrunde
sowie Basteln und Backen schon fest
zum Wochenprogramm. Andere helfen
bei Veranstaltungen oder bei Aus-

Von der Blumenfabrik
zum Diakonischen Zentrum
In der ehemaligen Blumenfabrik
Stublu an der Echterdinger Straße
wurde ein diakonisches Zentrum eingerichtet.
Für den Evangelischen
Kirchenbezirk Bernhausen als Träger
war es ein mutiger Schritt. Zunächst
eröffneten der neue Möbelmarkt und
der umgezogene Lebensmittelladen
"Fildertafel". Anfang 2003 zogen dann
"JOBKontakt", das Servicebüro für
Arbeitslose und die Arbeitsvermittlung
ein.
In den Augen der Verantwortlichen
haben sich die Erwartungen erfüllt.
Der Geschäftsführer der Diakonischen
Bezirksstelle, Peter Dannenhauer, benennt
die Ziele wie folgt:
• Unterstützung Bedürftiger mit
günstigen Waren,
• Beschäftigung und Qualifizierung
Langzeitarbeitsloser,
• Bewahrung von guten Lebensmitteln,
Kleidung und Möbeln vor
der Vernichtung.
Nahezu alle großen Filderstädter
Supermärkte, viele Bäckereien, den
Großmarkt Stuttgart und zahlreiche
Lebensmittelerzeuger konnte die
"Fildertafel" als Spender gewinnen.
An die 100 Kunden täglich – Studen-
flügen. Der Grundsatz im "Haus am
Fleinsbach" lautet: "Wir finden für jeden,
der sich engagieren möchte, eine
Aufgabe. Viele Talente können hier
eingesetzt werden."
Durch dieses Engagement ist das
Angebot in der Einrichtung vielfältig
und berücksichtigt verschiedenste
Interessen. Unterstützung
und Begleitung
erfahren die Ehrenamtlichen
durch Mitarbeiterinnen
des Sozialdienstes.
Foto: Mayer
ten, Rentner, Alleinerziehende oder
kinderreiche Familien – versorgen sich
inzwischen hier mit Lebensmitteln, zu
maximal 30 Prozent üblicher Preise.
Voraussetzung ist ein Ausweis, den
Menschen mit geringem Einkommen auf
Nachweis bei der "Fildertafel" erhalten.
Was sich die Mitarbeiter noch wünschen,
wäre ein besseres Angebot an
haltbaren Produkten.
Auch der Möbelmarkt – dort darf
jeder einkaufen – erfreut sich guter
Nachfrage und definiert den Begriff
"Möbel" durchaus flexibel: So gibt es
neben Möbeln auch ein gutes Sortiment
an Bekleidung sowie Hausrat
aller Art. Die gut erhaltenen Waren
werden von Bürgern gespendet und
durch die Mitarbeiter, teilweise nach
Vorbesichtigung, abgeholt. Neuerdings
übernimmt man auch ganze Haushaltsauflösungen.
„JOBKontakt“ ist die jüngste Einrichtung
der Diakonie. Den Verantwortlichen
liegt die Beschäftigung von
mittlerweile zehn arbeitslosen Menschen
am Herzen. Und da hier zunehmend
Bedarf besteht, gibt es in enger
Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt
zukünftig auch für fünf Jugendliche
ein Beschäftigungsangebot.
Sie sind auch kontinuierliche Ansprechpersonen.
Außerdem werden regelmäßig
Treffen für alle Ehrenamtlichen
angeboten, in deren Mittelpunkt verschiedene
fachliche Themen stehen,
die aber auch Raum für den wichtigen
Erfahrungsaustausch bieten. Der jährliche
Sommerausflug und die Jahresabschlussfeier
würdigen das Engagement
der vielen "guten Geister".
Der Einsatz der Helfer belebt die
Gemeinschaft im "Haus am Fleinsbach"
und bildet eine wichtige Brücke zur
@
Aktuelle Angebote finden Interessenten
im Internet unter www.diakonieladen.de.
Nicht zuletzt wünschen sich die
Verantwortlichen mehr ehrenamtliches
Engagement. So sind bei der "Fildertafel"
bereits acht bis zehn Ehrenamtliche
aktiv. Für den Verkauf und im Bekleidungsbereich
werden aber weitere
Helfer/-innen gesucht. Ansprechpartner
vor Ort sind Erwin Weber (Fildertafel)
und Rüdiger Brust (Möbelmarkt).
Peter Dannenhauer
Anschrift / Öffnungszeiten
Echterdinger Staße 51,
70794 Filderstadt-Bernhausen,
Telefon: 0711-90774510
fildertafel@diakonie-bernhausen.de
Mo bis Fr: 10 – 12:30 Uhr,
Mo / Di: 15 – 17 Uhr und
Do / Fr: 15 – 17 Uhr (Fildertafel)
Do / Fr: 15 – 18 Uhr (Möbelmarkt)
Bürgerschaft. Allen freiwillig Engagierten
von dieser Stelle aus ein herzliches
Dankeschön.
Gaby Mayer
Kontakt
Wenn auch Sie an einer ehrenamtlichen
Tätigkeit im „Haus am Fleinsbach“
interessiert sind, können Sie
sich gerne an Gaby Mayer, Sozialdienst
im „Haus am Fleinsbach“,
Telefon 0711/70985-14 wenden.
7
Foto: Dannenhauer

1. Parafly-Club
Schwaben PCS
Gleitschirmfliegen ist eine
junge, dynamische Sportart,
und der 1. PCS war von
Anfang an dabei. Die Begeisterung,
die das freie Fliegen auslöste, bündelte
sich im 1. PCS, schnell entstand
einer der größten und aktivsten
Gleitschirm-Clubs Deutschlands.
1988 wurde der Club von 18 Hobbyfliegern
unter der Führung von Achim
Runge gegründet. Bereits 1990 zählte
man 125 Mitglieder, und nach der damals
durch den Verein ausgerichteten
Sein Leben
Motocross
Willy Bauer, der Vizeweltmeister von
1973 im Motocross aus Harthausen,
erzählt aus seinem bewegten Leben.
Der fünfmalige Deutsche Meister im
Motocross von 1970, 1971, 1972,
1973 und 1975 war leidenschaftlich
dem Rennsport verschrieben, bis 1978
ein Rennunfall in Schottland seiner
Karriere ein jähes Ende setzte. Seither
sitzt er im Rollstuhl und meistert sein
Gleitschirmschau "Thermik
in Stuttgart" wuchs die Zahl
auf über 300. Der Sitz des 1. PCS
wurde von Reutlingen nach Filderstadt
verlegt, das mehr im Zentrum
des Einzugsgebiets liegt, und das
Stadionrestaurant Bernhausen wurde
zum Vereinslokal gewählt, weil es für
die Mehrzahl der Mitglieder kürzere
Anfahrtswege zu den regelmäßig
stattfindenden Clubabenden bot.
Der Einzugsbereich ist schon lange
über den Bereich Stuttgarts hinausgewachsen,
und selbst die Grenzen von
Baden-Württemberg sind zu eng. Es
gibt Mitglieder in ganz Deutschland,
die das Angebot an Seminaren zur
Erhöhung der Sicherheit beim Fliegen
und das Angebot von Ausfahrten sowohl
in die nahe gelegenen Alpen als
auch ins Ausland, z.B. nach Österreich
oder Frankreich schätzen. Leider
besitzt der 1. PCS kein eigenes Fluggebiet,
teils wegen der Entfernung zu
den Gebirgen, teils weil die Natur-
Leben von dort aus. Der damals 30jährige
resignierte nicht und suchte
nach neuen Wegen, um mit dem
Rennsport verbunden zu bleiben.
Zurückblickend ist er diesem Sport sehr
dankbar, der ihm doch die Möglichkeit
eröffnete, die Welt kennen zu lernen.
So kam er unter anderem nach
Australien, Amerika und Japan. Heute
fährt er eine Dreirad-Harley von 1967.
Er wird dem Motorsport mit aller
Leidenschaft weiterhin treu bleiben.
Seine Sommerurlaube verbringt er
jedes Jahr in Amerika, dem „Land der
unbegrenzten Möglichkeiten“ – auch
für Behinderte. Dann reist er mit
Familie und Freunden im Wohnmobil
kreuz und quer durch Alaska, Nordamerika
und Mexiko. Im Winter besucht
er zwei Wochen das Riesengebirge, um
mit dem Schneemobil durch die
schutzbehörden sehr restriktiv bei der
Erteilung von Geländezulassungen
vorgehen. Aber der Club hat aus der
Not eine Tugend gemacht, und es gibt
wohl kaum einen Gleitschirmverein,
der so viele Ausfahrten bietet. Das
gedruckte Jahresprogramm mit vielen
Informationen rund um den Club und
das Gleitschirmfliegen allgemein
weist seit Jahren ca. 30 eintägige bis
zweiwöchige Fahrten aus.
Wer Interesse an den Aktivitäten
des 1. PCS hat, ist herzlich zu den
Clubabenden – jeweils am 1. Freitag
im Monat ab 19:00 Uhr im
Stadionrestaurant Bernhausen –
eingeladen. So gibt es u.a. Vorträge
meist hochkarätiger Referenten aus
der Gleitschirmszene. Ausführliche
und aktuelle Informationen findet
man auf der Homepage www.1pcs.de,
von der man auch das gesamte
Jahresprogramm herunterladen kann.
Dr. Wolfgang von Brunn
Landschaft zu fahren. So zieht sich der
Motorsport durch sein gesamtes
Leben wie ein roter Faden.
Um sich körperlich fit zu halten, geht
er mehrmals in der Woche Schwimmen;
zudem fuhr er in eineinhalb Jahren
1.800 km mit dem Fahrrad.
Heute leitet er mit seiner Frau Lore
den Renndienst einer bekannten Ölfirma
und versorgt Motocross- und Straßenrennen
mit Schmierstoffen. Am 24.
August 2003 betreute er auch die Weltmeisterschaft
in Gaildorf. Mit ortsansässigen
Honoratioren war er auch
beim SWR 4 zum Interview eingeladen.
„echo“ wünscht dem sehr aktiven und
engagierten 55-jährigen Sportler beste
Gesundheit für seine zukünftigen
Unternehmungen.
Uschi Wieland
Foto: Bauer

Square Dance
Der etwas andere Volkstanz
Was ist eigentlich Square Dance?
Manche kennen diesen Tanz nur aus dem
Fernsehen. Da spielt ein alter Mann
auf seiner Fiedel, Wildwest-Ladies
schwingen die Röcke, die Cowboys
klirren mit den Sporen und schwenken
ihre großen Hüte.
Soviel stimmt – Square Dance ist eine
Tanzform aus der Besiedlungszeit
Nordamerikas. Die Musik ist (meist)
Country-Musik und mit Pettycoat und
Westernhemd sehen die Tänzer den
Siedlern in Amerika schon etwas ähnlich.
Aber Jürgen, der „Caller“ des Filderstädter
Square Dance Clubs "Tough
Ones", hätte den Vergleich mit dem
zahnlosen alten Fiedler sicher nicht
gerne. Mit Plattenspieler und Laptop
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bedient er sich moderner Technik, um
die Tänzer mit seinen zur Musik
gesungenen Kommandos in die richtigen
Richtungen zu dirigieren.
Die Tänzer, das sind vier Paare, die
sich im Quadrat (darum „Square“ Dance)
paarweise gegenüber stehen. Getanzt
werden keine einstudierten Choreographien,
sondern einzelne Schrittfolgen,
die man nach den Anweisungen
des „Callers“ aneinanderreiht.
Wenn die Figuren richtig getanzt werden,
stehen alle am Ende des Tanzes
(engl. tip) wieder an ihren Plätzen.
Die einzelnen Schrittfolgen lernt man
im Club während eines Kurses (der
Class). Am Ende der Class steht die Graduation.
Dann darf man sich Square
Dancer nennen und im eigenen oder
beim Besuch eines der über 200 Clubs
in Deutschland tanzen. Es gibt keine
Wettbewerbe, der Tanz wird rein zum
Vergnügen ausgeübt. Square Dance ist
ein Tanz, der Körper und Geist fit hält
und Menschen von sieben bis siebzig
Jahren Spaß macht. Bei der flotten
Musik, den fliegenden Röcken und
jauchzenden Menschen fällt es einem
schwer, die Beine still zu halten.
Wer auch gerne einmal das Gefühl
haben will, sich in der Scheune einer
Westernstadt mit "Cowgirls" und
"Cowboys" nach Westernmusik zu
bewegen, der hat jeden Freitag ab
20:00 Uhr die Gelegenheit, sich das
Treiben in der Uhlberghalle bei den
"Tough Ones" anzusehen, oder sich
gleich für eine Class anzumelden und
zu lernen, was ein "Do sa Do", ein
"Ferris Wheel" oder ein "California
Twirl" ist.
Kontakt
9
Sabine Kemmer
Die Square Dancer tanzen jeden
Freitag ab 20:00 im Alfons-Fügel-
Saal in Bonlanden.
Ansprechpartner: Sammy Gulde,
Mörikestraße 26, 70794 Filderstadt,
Telefon / Telefax 0711 - 775003
eMail: president@toughones.de

10
Schäferalltag
Mit dem Begriff Schäfer verbinden wir
viel Volkstümliches und Romantik: Der
Schäfer als guter Hirte, der seine Schafe
auf den Weg zu guten Weideplätzen führt
und aufpasst, dass kein Schaf vom Wolf
gerissen wird. Gibt es so etwas noch in
einer Stadt wie Filderstadt? Zwei "echo"-
Redakteure gingen dieser Frage auf den
Grund und besuchten den Filderstädter
Schäfer Kurt Hertler, der
die Schäferei bereits
in der sechsten
Generation
betreibt.
Schäfe
Auf dem Schafhof im Weiler werden ca.
700 Mutterschafe und 300 Lämmer in
der Gebrauchszucht gehalten. Das bedeutet,
die Gewinnung von Fleisch steht
im Vordergrund. Der größte Anteil der
Herde sind Merino-Landschafe, die in
Baden-Württemberg weit verbreitet und
gut für die Wanderschaft geeignet sind;
die Tiere können täglich bis zu 20 km
laufen und dabei noch an Gewicht zunehmen.
Die Schafzucht wird so betrieben,
dass das ganze Jahr über Lämmer
geboren werden, die im Alter von sieben
Monaten geschlachtet werden. Familie
Hertler schlachtet selbst und betreibt
für die eigenen Erzeugnisse einen kleinen
Laden auf ihrem Aussiedlerhof.
Ende April geht die Herde auf die
Wanderschaft zur Sommerweide in
Reutlingen-Listhof, die sie nach
sechs Tagen erreicht. Die Route geht
über Wolfschlugen – Oberensingen –
Neckarhausen – Neckartenzlingen –
Bempflingen – Metzingen – Sondelfingen
nach Reutlingen. Diese Wanderschaft
fordert Mensch und Tier, denn es
werden auch verkehrsreiche Straßen und
Orte passiert. Nicht immer sind die Anwohner
begeistert, wenn die Schafe
zum Beispiel Appetit auf die Blumen in
den Vorgärten entwickeln. Die Schafe
sind bis Anfang November auf der Alb
im Freien. Nachts wird die Herde mit
dem Schafnetz (Elektrozaun) gesichert.
Die Weiden müssen
von der jeweiligen Gemeinde
gepachtet werden.
Die Ausbildung zum
Schäfer dauert 3 Jahre.
Zum Berufsbild zählen
Kenntnis der Zucht
und Pflege, Verwaltungs-
und Rechtsvorschriften
sowie der
Umgang mit Maschinen.
Zur Zucht gehört die Fütte-
rung (Berechnen der Rationen), das Erkennen
von Parasiten und Schlachten.
Zur Pflege und Gesunderhaltung der Tiere
gehört die Klauenpflege mit Schneiden,
Baden und Desinfektion. Nicht zu vergessen:
die Schafschur Anfang Februar.
Ein Schaf bringt aber nur etwa 4,5 kg
Rohwolle, und so ist dieser Ertrag heute
nicht mehr von großer Bedeutung. Viel
Aufwand erfordert die Bürokratie: Arzneimittelverordnung,
Bestandsregister,
Registrieren mit Ohrmarken sind ein kleiner
Teil aus dem Papierkrieg des Schäfers.
Zum Schäfer gehört ein Hund! Kurt
Hertler sagt: "Der Hund ist Freund und
auch Werkzeug des Schäfers". Die ausgebildeten
Hunde begleiten die Herde,
überwachen und halten sie zusammen.
Schäfer Hertler bevorzugt Altdeutsche
Schäferhunde. Sie sind robust und verschaffen
sich durch ihre ruhige Art
Respekt bei den Schafen. Sie packen zu,
verletzen aber nicht. Ein Rassemerkmal
sind ihre Hängeohren. Der Schäfer sagt
lachend: "In diese Ohren regnet und
schneit es nicht rein." Ein Zeichen des
Schäfers ist die "Schipp". Sie ist nicht
dazu da, dass er nicht umfällt, sondern
wichtiges Universalwerkzeug: den Haken
nutzt er zum Fangen der Schafe und
Entfernen von Unkraut auf der Weide.
Mit ihr dirigiert er auch den Hund.
„echo“ bedankt sich bei Familie Hertler
für das interessante Gespräch. Urteilen
Sie selbst: Wo bleibt die Romantik in
dem arbeitsintensiven Beruf, der nicht
nach acht Stunden und am Wochenende
endet? Trotzdem sieht und spürt man
bei Kurt Hertler seine Zufriedenheit. Er
lebt im Einklang mit der Natur, dem
Jahresrhythmus und den Tieren. Schäfer
sein ist mehr als einen Beruf ausüben.
Schäfer ist und bleibt man auch in
schwierigen Zeiten.
Friederike Lenz

ei Das Schaf als
Romantik pur?
Rasenmäher?
In der EU werden insgesamt über 100
Mio. Schafe gezüchtet, in Deutschland
gerade mal zwei Mio. Auf dem Weltmarkt
wandelt sich der Wert des Schafs
eindeutig vom Woll- zum Fleischproduzent.
Dabei haben deutsche Schäfer
schlechte Karten, denn der Verbrauch
von Schaffleisch pro Kopf der Bevölkerung
ist in keinem Land so niedrig
wie in der Bundesrepublik.
Bernhard Klocke im Gespräch mit
Friederike Lenz
Von wegen Schäferstündchen – alles
Käse! Lamm, Schaf und Hammel
waren schon immer gut für Sprichwörter
und Redensarten. Man muss
nicht gleich an Politiker denken, wenn
man von jemandem sagt, er habe seine
Schäfchen ins Trockene gebracht; bei
einem Hammelsprung vermutet mancher
aber doch, dass Bundestagsabgeordnete
ihrem „Leithammel“ folgen,
weil sie sonst zum „schwarzen
Schaf“ der Partei werden und man
ihnen die Hammelbeine lang zieht.
Während diese Begriffe sich auf den
einfältigen Charakter von Hammel und
Schaf stützen, hat man zur Zeit der
Romantik mehr die ländliche Idylle
der Schäferei hervorgehoben.
Es erfolgte eine bewusste Hinwendung
der Bevölkerung zur Natur, und
der Beruf Schäfer wurde geradezu verherrlicht.
Abends sang die Mutter
ihren Kindern Hoffmann von Fallerslebens
Lied vom Mond als Himmelsschäfer
vor: "Wer hat die schönsten
Schäfchen? Die hat der goldne Mond."
Manfred Reinhardt vom Verein für
Schäfereigeschichte und Bernhard
Klocke vom Deutschen Landwirtschaftsmuseum
erzählten uns von goldenen
Jahren der Schäferei. Herzog Carl Eugen
ließ 1786 Merino-Schafe aus Spanien
einführen und schaffte den Grundstock
für eine florierende Wollproduktion.
Aber der Siegeszug der Baumwolle
und die Erkenntnisse von Justus
Liebig über die Düngung in der Landwirtschaft
machten dem goldenen
Zeitalter der Schäferei ein Ende.
Heute kämpfen Schäfer ums Überleben:
mit Wolle ist kein Geld zu verdienen
und auf dem Fleischmarkt gibt es mächtige
ausländische Konkurrenz. Manfred
Reinhard: "Das Schaf weicht der Kultur."
Man findet es nur noch auf Flächen,
die von der Landwirtschaft nicht mehr
kultiviert werden. Schafe als Rasenmäher!
Ist das die Zukunft?
Helmut Wahle
Sprichwörtliches . . .
Als Freizeitvergnügen wurden Schäferspiele
nachgeahmt. Man kostümierte
sich und versuchte so, sich in einem
Rollenspiel natürlich und ungezwungen
zu benehmen. Sicher kam es dabei
auch zu verschwiegenen "Schäferstündchen".
Friedrich Schiller lässt
die schöne Prinzessin Eboli in Don
Carlos schwärmen: „Der Seelen entzückender
Zusammenklang – ein Kuss –
der Schäferstunde schwelgerische
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12
Hätten Sie es gewusst?
Die Reutestraße in Plattenhardt
Fährt man von der Ortsmitte von
Plattenhardt Richtung Filderklinik,
so biegt rechts die Reutestraße
ab. Der Name ,,Reute" ist als
Flurname relativ häufig. Er
leitet sich von ,,Rodung" ab,
das heißt, die Gegend wurde
besiedelt, nachdem ein Stück
Wald gerodet wurde. Dies ist angesichts
der Nähe zum Schönbuch
auch leicht nachzuvollziehen. Der
Name ,,Reute" findet sich weiterhin
in Flurnamen wie ,,Reutewiesenbach"
oder ,,Reutewiesental".
Allerdings hat es hier mit dem Namen
Reute noch mehr auf sich. Es war
nämlich der Name eines Ortes. In der
Tat gab es auf der (heutigen) Plattenhardter
Markung noch drei weitere
Orte mit den Namen Diemarsweiler,
Horb und Reute. Diese Orte wurden im
Mittelalter einige Male urkundlich erwähnt.
Vermutlich wurden sie im 14.
Jahrhundert verlassen. In der Fachsprache
der Siedlungsgeographie sagt
man dazu "sie fielen wüst". Reute,
Horb und Diemarsweiler waren keine
Einzelfälle. Auf Filderstädter Markung
wurden mindestens sieben so genannte
,,Wüstungen" nachgewiesen.
Was waren die Gründe, dass diese Orte
verlassen wurden? Die mittelalterlichen
Dörfer waren nur locker besiedelt, die
Bewohner im Kriegsfall ungeschützt.
Im späten Mittelalter wurden deshalb
viele dieser Siedlungen verlassen. Die
Menschen rückten in größere, enger
besiedelte Dörfer zusammen. Die Kirchen
waren meist mit einer Mauer befestigt,
hinter der man sich notfalls in
Sicherheit bringen konnte.
Die genaue Lage des einstigen Dorfes
Reute ist nur schwer zu bestimmen.
Im Jahr 1964 ist der Tübinger Landes-
historiker Hans Jänichen
dieser Frage nachgegangen.
Er hat damals die
Dreifelderwirtschaft in
Plattenhardt untersucht.
Die Feldflur war früher in
drei gleich große Teile
(,,Zelgen") für Sommergetreide,
Wintergetreide und
Brache eingeteilt. Die Lage
dieser Zelgen blieb über die
Jahrhunderte unverändert.
Sie blieb auch weiter bestehen, wenn
ein Ort verlassen wurde.
Jänichen vermutete nun, dass sich
dort, wo die drei Zelgen sich berühren,
ein Ort bestanden haben musste.
Er vermutete nun Reute unweit der
Bundesstraße B 27.
Diese Kriterien (also das Zusammenstoßen
dreier Zelgen) treffen aber auch
für das Gebiet Reutestraße/ Uhlbergstraße
zu. Der Ort Reute könnte deshalb
auch hier gelegen haben. Hierfür
spricht auch die Nähe zu den überlieferten
Flurnamen. Interessant ist in
dem Zusammenhang, dass das Gebiet
schon frühe Siedlungsspuren aufweist.
Beim Gebäude Uhlbergstraße 82 befand
sich einst ein römischer Gutshof,
von dem der im Heimatmuseum ausgestellte
Zweigötterstein stammt.
Die Lage dieses Gutshofs hing wiederum
mit Quellen in dieser Gegend
zusammen, wie z.B. dem einstigen
Bettelbrunnen beim Gebäude Uhlbergstraße
113. Es spricht somit
durchaus einiges dafür, hier die Lage
des einstigen Ortes Reute zu vermuten.
Trifft diese Vermutung zu, so wäre
auch die Entstehung des Straßendorfs
Plattenhardt durch ein Zusammenwachsen
der ursprünglich separaten
Orte Reute, Plattenhardt und Diemarsweiler
zu erklären.
Nikolaus Back

Ein Verein stellt sich vor
Einer der vielen Vereine in Harthausen
– und von der Anlage her auch einer
der großen auf den Fildern – ist der
Obst- und Gartenbauverein e.V.,
Harthausen. Der jetzige Standort
wurde 1993 von unserem Ehrenvorsitzenden
Walter Jetter und einigen
Vorstandsmitgliedern in Zusammenarbeit
mit der Gemeinde ausgesucht.
Von den Mitgliedern wurde viel
Arbeit in diese Anlage gesteckt.
Es wurden Obstbäume
und Beerensträuchergepflanzt,
ein grosses
etwa 30.000
Liter fassendes Feuchtbiotop angelegt
sowie ein ansehnliches Vereinsheim
gebaut. In den letzten Jahren kam ein
Kräutergärtle mit gängigen einheimischen
Küchenkräutern sowie ein
größeres Rosenbeet zur Demonstration
des Rosenschnittes hinzu.
Um auch dem Gedanken der Gemeinnützigkeit
und des Lehrgartens zu
entsprechen, werden seit Bestehen
dieser Anlage Kurse und Informationsveranstaltungen
für den Obstund
Beerenanbau durchgeführt. Durch
größere Veranstaltungen, wie die von
der Bevölkerung sehr gut angenommene
Maihocketse und die Teilnahme
am Harthäuser Marktplatzfest, versucht
der Verein, die Bevölkerung auf
sich aufmerksam zu machen. Auch
beim Ferienprogramm der Stadt
Filderstadt wird mitgemacht.
Durch die Größe der Anlage sind viele
Arbeiten notwendig. Die Obstanlage
muss gepflegt, das Gras geschnitten
und das Biotop im Auge behalten werden.
Auch das Vereinsheim bedarf
ständiger Pflege.
Und hier beginnen die Probleme, die
zur Zeit fast jeder Verein hat: zu
wenig Nachwuchs. Wir sind sehr froh,
dass wir einige Landwirte und Fachleute
in unseren Reihen haben, die
mit ihren Maschinen in der Lage sind,
den Garten in Ordnung zu halten.
In letzter Zeit betreiben wir auch vermehrt
Werbung durch unseren Schaukasten,
Veröffentlichungen in der
Presse und Wurfsendungen. Es ist aber
sehr schwierig, die Bevölkerung vom
Nutzen unseres Vereins zu überzeugen.
Weiters hat sich der
Obst- und Gartenbauverein
zum Ziel
gesetzt, außerhalb der
Anlage präsent zu sein.
Wir unterstützen die Gemeinde
bei der Pflanzung von
Sträuchern und Bäumen z.B. entlang
der Esslinger Straße Richtung Sielmingen.
Außerdem helfen unsere Mitglieder
immer wieder, wenn es darum
geht, Außenanlagen von öffentlichen
Gebäuden Harthausens in einen besseren
Zustand zu versetzen. Hier
möchten wir nur unsere Mitglieder
13
Helmut Kurrle und Josef Härle nennen.
Auch wurden wir mit der Aufgabe
betraut, jährlich den Altar in der
evangelischen Kirche zum Erntedankfest
mit Gaben aus Feld und Garten zu
schmücken.
Nicht zuletzt möchten wir die in dieser
Umgebung lebende Tierwelt
dadurch schützen, dass wir geeigneten
Lebensraum schaffen. Bei uns gibt es
Nistkästen in den Bäumen, es überwintern
Rebhuhnkolonien. Bis weit in
den Sommer lassen wir eine Blumenwiese
stehen, die den Kleinlebewesen
als Lebensraum dient, und das große
Biotop nützt Amphibien, Vögeln,
Libellen und zahlreichen anderen
Lebewesen.
Wir laden die Bevölkerung herzlich
ein, uns zu besuchen; möglicherweise
findet es doch der Eine oder Andere
sinnvoll, sich bei uns zu engagieren.
Kontakt
Werner Trick
Obst- und Gartenbauverein e.V.,
Harthausen
1. Vorsitzende:
Monika Trick, Harthausen, Esslingerstraße
64, Telefon: 07158-62903

14
Leserforum
Urlaub ohne Koffer: Gutenhalde
im August 2003 – Ein Rückblick –
Trotz Hitze, wir haben’s geschafft!
Und es hat richtig Freude gemacht!
Wir wurden verwöhnt und ganz toll
betreut.
Für Langeweile blieb gar keine Zeit.
Morgens stand das Frühstück schon
auf dem Tisch.
Gymnastik, ganz schonend, machte
uns frisch.
Es wurde gesungen, gespielt und
gelacht, auch mal ein munteres
Tänzchen gewagt.
Zum Mittag gab’s gut gekochte
Speise, dann ging’s ins Traumland auf
die Reise.
Wir haben gelernt, welch’ Kräuter hier
wachsen und Tee mit Apfelsaft vermengt,
kalt oder warm, den Durstpegel
senkt.
Die Geschichte der Gutenhalde wurd’
uns erzählt.
Wir staunten, wie früher die Leut hier
gelebt.
Wir wurden mit Bildern an die Ostsee
entführt. In der Küche wurde inzwischen
der Kuchen gerührt.
Unser OB und seine Mannen (Herr
Mauz und Herr Lander) brachten Melonen
als Präsent.
Es hat uns gefreut. Wir haben’s genossen
und uns das Gute zum Nachtisch
gegönnt.
Es gäbe noch manches zu erzählen.
Man sollte dies einfach mal selber
erleben.
Dem ganzen Team, das uns betreute,
kann man nur sagen: "Bei dieser
Hitze, Ihr Einsatz war toll und einfach
Spitze! Wir danken ganz herzlich Euch
allen zusammen!"
Weisheiten des Lebens
Volker Horn
Leben heißt nicht atmen,
sondern handeln.
Anita Schmid
Jeder gibt sich selbst den Wert.
Der Stadtverwaltung und der Walddorfschule
auch vielen Dank,
und ebenso dem Roten Kreuz, das uns
mit seinen Liegen buchstäblich legte
auf´s Kreuz.
Auf Wiedersehen im nächsten Jahr
Elisabeth Wolf, Harthausen
Ulrich Schmid
Durch Eintracht werden kleine
Dinge groß. Durch Zwietracht
wird man große Dinge los.

Sport nach Brustkrebs
Ein Angebot des TSV Harthausen
Zehn Jahre bietet der TSV Harthausen
nun schon in Zusammenarbeit mit
dem Württembergischen Landessportbund
dieses besondere Bewegungsangebot
für brustoperierte Frauen an.
Die Übungsstunden werden von speziell
ausgebildeten Übungsleiterinnen gehalten.
Der Sport in der Gruppe hilft,
physische und psychische Sicherheit
zurückzugewinnen, Leistungsfähigkeit
und Widerstandskraft zu stärken.
Wir sind eine fröhliche Gruppe und
laden interessierte Frauen recht herzlich
ein. Eine Vereinsmitgliedschaft ist
nicht erforderlich.
Helga von Pfeil
Das echo-Preisrätsel
1
6
4
7 8 9
10 11
13 14
Die roten Felder ergeben in der richtigen
Reihenfolge das Lösungswort.
Senden Sie es bis 31.01.2004 an die
Redaktionsanschrift.
2
3
Kontakt
Wo: Turnhalle Jahnschule
Wann: Montags, 17.45 – 19.15 Uhr
Info: Helga von Pfeil, Übungsleiterin
Tel. und Fax: 07158/5145
Nadja Rukwied, Abteilungsleiterin
Tel.: 07158/3567
5
12
Waagerecht:
1 Zeichen f. Gallium
2 Grundfarbe
6 Zugmaschine der
Eisenbahn
7 erlauben, genehmigen
10 Monatsname
13 englisch: er
14 gegenüber
Senkrecht:
1 Fischart
3 Senkblei
4 grammatikalisch:
erster Fall
5 Edelgas
8 Stadt in Finnland
9 Künstlerlohn
11 Riesenschlange
12 Spielkarte
Das Lösungswort hat
10 Buchstaben.
Unter den richtigen Einsendungen
verlosen wir drei Büchergutscheine.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Impressum
15
echo – Magazin für bürgerschaftliches
Engagement in Filderstadt
Ehrenamtliches Redaktionsteam:
Waltraud Fritz, Sabine Kemmer,
Friederike Lenz, Jürgen Michels
Helmut Wahle, Ursula Wieland,
Layout: Norbert Rösch.
Fotos: alle nicht gekennzeichneten
Fotos Redaktion „echo“
Redaktionsanschrift:
Bürgerbüro Filderstadt, Friedensstraße
14, 70794 Filderstadt,
Telefon 0711–7825670,
E-Mail: info@echo-filderstadt.de
Namentlich gekennzeichnete Artikel
geben die Meinung des Verfassers
wieder und decken sich nicht immer
mit der Meinung der Redaktion. Für
eingesandte Manuskripte wird keine
Abdruckgarantie gegeben. Eine Rücksendung
erfolgt nicht. Kürzungen
und sinngemäße Änderungen bleiben
vorbehalten.
Redaktionschluss zur nächsten Ausgabe
ist der 31. Januar 2004.
Druck: AMW-Verlag Filderstadt
Auflage: 3500 Exemplare
Die Gewinner
Das Lösungswort unseres letzten
Preisrätsels lautete: Filderstadt
Je einen Büchergutschein erhielten:
• Marga Geissler, Filderstadt
• Stefan Lorber, Filderstadt
• Margareth Thurn, Filderstadt