Eifach Sempathisch – Das Magazin der Region Sempachersee
Ausgabe Sommer_2019
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MIT URS AUF DEM<br />
FUCHSPFAD<br />
WENN MAN IM WALD NICHT EINEM ROTFELLIGEN JÄGER, SONDERN EINEM GUTMÜTIGEN<br />
BÄREN BEGEGNET, DANN IST MAN WAHRSCHEINLICH MIT URS AUF DEM FUCHSPFAD.<br />
von Diana Fry<br />
Ich bin mit Urs Heinrich unterwegs. Viele<br />
kennen ihn als Urs den Künstler, an<strong>der</strong>e als<br />
Urs den Möbelmacher und letztere als Urs den<br />
Heiler. Sollte man ihn irgendwo antreffen, ist er leicht<br />
zu erkennen. Seine Markenzeichen: <strong>der</strong> unverkennbare<br />
Schnauz und seine herzliche Ausstrahlung.<br />
Wir unternehmen heute gemeinsam eine Wan<strong>der</strong>ung,<br />
o<strong>der</strong> vielmehr einen Spaziergang auf dem Fuchspfad,<br />
gleich am Rande des Städtchens Sempach. Ich<br />
wollte wissen, woher <strong>der</strong> Name Fuchspfad rührt und fragte<br />
beim Stadtarchivar nach: Der Zeitpunkt <strong>der</strong> Namensgebung<br />
sei nicht restlos geklärt. Die «alten» Sempacher<br />
wüssten aber, dass sich eingangs Mülital seit jeher<br />
Fuchshöhlen befanden. Einen Weg nach dem Fuchs zu<br />
benennen, war deshalb <strong>–</strong> ob seit <strong>der</strong> offiziellen Eröffnung<br />
des Fuchspfades 1998 o<strong>der</strong> früher <strong>–</strong> naheliegend.<br />
Die ersten Meter des Fuchspfades fühlen sich<br />
an, wie in einem Fantasy-Roman: Nur noch unter <strong>der</strong><br />
Autobahnbrücke in den Wald huschen und man taucht<br />
in eine an<strong>der</strong>e Welt ein. Selbst das Tosen <strong>der</strong> Fahrzeuge<br />
ist schon nach wenigen Metern nicht mehr zu hören. Der<br />
Rotbach fliesst unter unzähligen, kleinen Holzbrücken<br />
an hübschen, moosbewachsenen Kuppen vorbei. Man<br />
könnte meinen, hier wohne noch <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Troll. Der Weg ist strenger als Gedacht <strong>–</strong> über eine<br />
Treppe gewinnen wir im engen Tobel schnell an Höhe.<br />
Hie und da ergiesst sich ein Wasserfall in einen kleinen<br />
See. Es ist sehr schön und unerwartet mystisch hier.<br />
Es sei eine Kunstinstallation des chinesischen Konzeptkünstlers<br />
Ai Weiwei. Daraufhin hätten sich die Reisenden<br />
angeregt über die Genialität <strong>der</strong> Installation unterhalten.<br />
In Wahrheit waren und blieben die Plastiksäcke<br />
aber Abfall, <strong>der</strong> irgendwie auf die Bäume geflogen und<br />
hängengeblieben war. Was man davon hält, auch hier,<br />
eine Frage <strong>der</strong> Optik.<br />
«<strong>Das</strong> Schöne am Wan<strong>der</strong>n ist,<br />
dass man<br />
unmittelbarstehen bleiben kann.»<br />
«<strong>Das</strong> Schöne am Wan<strong>der</strong>n ist, dass man unmittelbar<br />
stehen bleiben kann», sagt Urs und zeigt<br />
mir eine Felsformation mit einer Höhle. Es scheint, als<br />
würde uns aus dem Felsen ein furchiges Gesicht mit<br />
weit geöffneten Augen und Mund anschauen. «<strong>Das</strong><br />
hätten wir nicht gesehen, wenn wir mit einem Gefährt<br />
unterwegs gewesen wären», fuhr er fort. Aufmerksamkeit<br />
ist heutzutage ein kostbares Gut geworden. Alle<br />
buhlen um unsere Aufmerksamkeit <strong>–</strong> unsere Familie<br />
und Freunde, unser Chef und die Kollegen, die Firmen<br />
und die Werbeindustrie und so weiter und so fort. Im<br />
Wald kann man die Aufmerksamkeit auf die Schönheit<br />
<strong>der</strong> Natur lenken, auf die eigene Atmung und sich<br />
selbst wie<strong>der</strong> wahrnehmen.<br />
Vom Hexenturm, gleich neben Urs Heinrichs Atelier,<br />
folgen Sie den grünen Schil<strong>der</strong>n.<br />
In Japan wird seit Jahrzehnten die<br />
Wirkung des Waldes auf den Menschen erforscht. Die<br />
Therapieform mit dem wohlklingenden Namen «Shirin-Yoku»,<br />
auf Deutsch «Waldbaden», wird dort bei <strong>der</strong><br />
Behandlung vieler Beschwerden empfohlen. Es konnte<br />
wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass die Waldluft<br />
auf vielfältige Weise einen positiven Einfluss auf<br />
den menschlichen Körper und Geist hat. <strong>Das</strong> Gehen in<br />
<strong>der</strong> Natur begünstigt auch den Gedankenfluss. Im alten<br />
Athen waren ganze Denkschulen, so zum Beispiel die<br />
des Philosophen Aristoteles, für ihr «Umherwandeln»<br />
bekannt. Die Denker aller Epochen suchten Inspiration<br />
im Gehen, sei es in <strong>der</strong> Natur o<strong>der</strong> gar in Grossstädten.<br />
In Zeiten technischer Beschleunigung suchen viele die<br />
Rückkehr zum Rhythmus <strong>der</strong> Schritte und zum eigentlichen<br />
Tempo des Denkens. Man geht und denkt, geht<br />
und philosophiert. So wie Urs und ich gerade auf dem<br />
Fuchspfad.<br />
Wir unterhalten uns buchstäblich über Gott<br />
und die Welt und Urs erzählt mir, von seinen Anfängen<br />
als Künstler, seinen Kin<strong>der</strong>n, über Essgewohnheiten<br />
und darüber, dass er schon immer eine starke Verbundenheit<br />
zur Natur verspürte. Diese wi<strong>der</strong>spiegle sich<br />
auch in seiner Kunst. Viele seiner Kunstwerke strahlen<br />
Energie und Licht aus. Die Natur-Elemente sind<br />
Bestandteil seiner Werke. Seine Installationen wirken<br />
zusammen mit <strong>der</strong> Natur und bestehen, wie in <strong>der</strong><br />
Natur, nur während eines bestimmten Zyklus. Auch<br />
die Geheimnisse des menschlichen <strong>Das</strong>eins und<br />
Zusammenlebens wirken sich auf sein Schaffen aus.<br />
In seinem vielfältigen Angebot findet man nebst Kunstobjekten<br />
und Installationen, Erlebnisse wie die<br />
Essperformance, bei welcher man die selbst kunstvoll<br />
geschnitzten Cervelats <strong>der</strong> heissen Glut übergibt,<br />
um sie dann genüsslich zu verspeisen. O<strong>der</strong> «Einen<br />
Spaziergang mit Urs Heinrich», wie ich es heute in Anspruch<br />
nehme.<br />
Die Zeit vergeht im Fluge und schon finde<br />
ich mich bei einer Tasse Kaffee in Urs’ Atelier<br />
wie<strong>der</strong>. Was für ein erlebnisreicher Nachmittag.<br />
Herrlich war’s.<br />
Hier geht‘s zum Fuchspad:<br />
www.sempachersee-tourismus.ch/fuchspfad<br />
Glögglifroschweg<br />
In Eich, zwischden Dorfweiher und Oeleweiher im<br />
Pfarrtobel, ist die stark gefährdete Geburtshelferkröte,<br />
auch Glögglifrosch genannt, zuhause. Hier ist<br />
im Rahmen eines Artenför<strong>der</strong>ungsprojekts <strong>der</strong> Lehrpfad<br />
«Glögglifroschweg» mit kleinen Brücken und<br />
Stegen entstanden. Auf dem Weg können die Tierund<br />
Pflanzenwelt, aber auch Sandkalksteinfelsen und<br />
Wasserfälle beobachtet werden. Im unteren Teil des<br />
Weges sind aus Baumstrünken zwölf Holzfiguren von<br />
wildlebenden Tieren zu bestaunen.<br />
www.eich.ch<br />
Naturschutzzone<br />
Soppensee<br />
Der Soppensee im Grenzgebiet <strong>der</strong> drei Gemeinden<br />
Ruswil, Buttisholz und Menznau entstand nach <strong>der</strong><br />
letzten Eiszeit. Er misst 8OO x 400 m und ist an <strong>der</strong><br />
tiefsten Stelle 27 Metern tief. Noch im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
lag <strong>der</strong> See rund 1.5 m höher und war entsprechend<br />
grösser. Aufgrund von prähistorischen Funden wie<br />
Pfeilspitzen, Feuersteinen, Knochen und Geweihteilen<br />
konnte nachgewiesen werden, dass am Soppensee<br />
schon vor rund 10 000 Jahren Menschen hausten.<br />
www.buttisholz.ch<br />
COOLE ORTE<br />
FÜR HEISSE TAGE<br />
WENN SIE AN HEISSEN TAGEN ERFRISCHUNG SUCHEN, FINDEN SIE DIESE NICHT NUR<br />
IM KÜHLEN NASS DES SEMPACHERSEES ODER DEN SCHWIMMBECKEN DER FREIBÄDER.<br />
UNZÄHLIGE KAPELLEN, BURGEN UND MUSEEN TRUMPFEN MIT KÜHLEN TEMPERATUREN<br />
AUF. SCHATTENSPENDENDE PÄRKE, WÄLDER MIT AUSGEDEHNTEN PFADEN UND HÜBSCHEN<br />
WEIHERN VERSPRECHEN ENTSPANNENDE MOMENTE ABSEITS DES RUMMELS. UND FÜR<br />
ADRENALIN-JUNKIES BIETET SICH DER SPRUNG AUS DEM FLIEGER.<br />
Weitere Tipps finden Sie auf unserer Website www.sempachersee-tourismus.ch<br />
Kneippanlage<br />
Bad Knutwil<br />
Knutwiler ist ein artesisch gewonnenes Mineralwasser.<br />
Dies bedeutet, dass es durch einen natürlichen Überdruck<br />
vollkommen selbständig an die Oberfläche des<br />
Quellbrunnens steigt. Die belebende Aura des Knutwiler<br />
Wassers kann man im Quellpark am eigenen Körper<br />
erfahren. Am Überlauf <strong>der</strong> Quelle lädt die Kneippanlage<br />
zur anregenden Abkühlung ein. Vielseitige<br />
Informationen geben Einblick in die Herkunft und<br />
Beson<strong>der</strong>heiten des Mineralwassers.<br />
www.knutwiler.ch<br />
Tandem<br />
Fallschirmsprung<br />
Nichts, aber wirklich nichts, in <strong>der</strong> Welt ist vergleichbar<br />
mit einem Fallschirmsprung. Während eines 20 minütigen<br />
Fluges geniessen Sie zuerst die wun<strong>der</strong>bare<br />
Aussicht auf den Vierwaldstättersee, den Pilatus und<br />
die Alpen. Auf 4‘000 m öffnet sich dann die Tür: Über<br />
Beromünster erleben Sie den erfrischenden Adrenalinrausch<br />
in einem 50-sekündigen Freifall, bevor Sie<br />
den Flug am offenen Schirm geniessen und wie<strong>der</strong> auf<br />
sicherem Boden landen.<br />
www.paraclub.ch<br />
7<br />
ENTDECKEN<br />
Da fällt uns plötzlich eine drehende Form auf<br />
dem Wasser auf. Es sieht aus wie <strong>der</strong> Zylin<strong>der</strong> von Johnny<br />
Depp in «Charly und die Schokoladenfabrik», <strong>der</strong> sich<br />
im Wi<strong>der</strong>wasser dreht. Irgendwie zerstört diese Figur<br />
aus Gülleschaum meine Idylle. Doch Urs meint, es sei<br />
immer eine Frage des Standpunktes. Man kann in <strong>der</strong><br />
Figur eine durch Menschenhand verursachte, schmutzige<br />
Gestalt o<strong>der</strong> eine durch die Natur geformte Schönheit<br />
sehen. Er erzählt mir von einer Reise mit Kunstinteressierten<br />
durch Bosnien und Herzegowina. Dort<br />
sei <strong>der</strong> Bus durch eine Allee gefahren, an den Bäumen<br />
hingen überall Plastiksäcke. Die Reiseteilnehmer<br />
empörten sich über den Dreck und verurteilten die<br />
Menschen, die den Plastikmüll nicht entsorgten. Urs<br />
erzählte ihnen darauf zum Spass, das sei kein Abfall.<br />
Der Spaziergang mit dem Künstler<br />
Wenn Sie die unwi<strong>der</strong>stehliche Lust verspüren, Urs Heinrich auf dem Fuchspfad<br />
zu erleben, dann melden Sie sich gleich für einen Spaziergang mit ihm an:<br />
Daten & Zeiten: Finden Sie auf <strong>der</strong> Website: www.ursheinrich.ch<br />
Treffpunkt:<br />
Im Rainhöfli, Hildisrie<strong>der</strong>strasse 5, 6204 Sempach<br />
Programm:<br />
Kleiner Rundgang durch das Kunstatelier,<br />
Spaziergang/Waldbad/Naturgenuss auf dem Fuchspfad,<br />
Zvieri und Ausklang im Garten des Rainhöflis<br />
Kosten: CHF 20/p. P.<br />
Max. Teilnehmer:<br />
12 Personen<br />
Anmeldung erfor<strong>der</strong>lich: info@ursheinrich.ch bis 3 Tage vor <strong>der</strong> Veranstaltung<br />
Waldkathedrale Schlossgarten Wartensee Sursee-Triengen-Bahn<br />
Im Schlössliwald bei Beromünster befindet sich<br />
eine dreischiffige Waldkathedrale mit hohem<br />
künstlerischen, historischen, heimatkundlichen<br />
und wissenschaftlichen Wert. Sie wurde Ende<br />
des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts als «Spaziergang» für die<br />
Chorherren des Stifts Beromünster angelegt. Die<br />
Anlage, bestehend aus 28 Rosskastanien, ist 140<br />
Meter lang und 16 Meter breit. Sie ist eines <strong>der</strong><br />
bedeutendsten Denkmäler <strong>der</strong> Gartenkunst im Kanton<br />
Luzern und weit darüber hinaus.<br />
www.stiftberomuenster.ch/wald<br />
Erbaut an einem <strong>der</strong> schönsten Aussichtspunkte über<br />
dem <strong>Sempachersee</strong> diente <strong>der</strong> Vorgängerbau als Sitz<br />
des Vogtes, <strong>der</strong> den Seeverkehr auf dem <strong>Sempachersee</strong><br />
kontrollierte. Seit 1888 ist das Schloss im<br />
Besitz <strong>der</strong> Familie Roesli. 1993 wurde das Schloss einer<br />
Totalsanierung unterzogen und erstrahlt nun im neuen<br />
Glanz. Heute dient das Schloss Wartensee vorwiegend<br />
als Ort <strong>der</strong> Ruhe, <strong>der</strong> Begegnung und <strong>der</strong> inneren Einkehr.<br />
Im Schlossgarten sind alle willkommen, die das<br />
zu schätzen wissen.<br />
www.neuenkirch.ch<br />
Von Mai bis September, immer am letzten Sonntag im<br />
Monat, fährt die nostalgische Dampfbahn von Sursee<br />
nach Triengen und zurück. Steigen Sie spontan an<br />
einem <strong>der</strong> Bahnhöfe in den Zug ein und geniessen Sie<br />
die Bahnfahrt wie anno dazumal. Eine Reservation im<br />
Voraus ist nicht nötig. <strong>Das</strong> Billet lösen Sie bequem im<br />
Zug. Sie können die Fahrt an jedem Bahnhof unterbrechen<br />
und später wie<strong>der</strong> zusteigen. So bleibt Zeit,<br />
um die Ortschaften entlang <strong>der</strong> Bahnlinie zu besuchen<br />
und eine Glace zu geniessen.<br />
www.sursee-triengen-bahn.ch